Die Königliche Eisenbahn⸗-Direktion in Köln lrechtsrheinische) macht bekannt, daß für den Personen⸗ und , mit London über n n vom 1. April d. J. ab erheb⸗ lich ermäßigte Tarif 6 . Einführung gelangen. Wie uns mitgetheilt wird, werden die Ermäßigungen . einzelne Verkehrs⸗ beziehungen bei einfacher Fahrt in J. lasse etwa 18 M, in II. Klasse etwa 16 , bei Hin. ünd Rückfahrt in J. Klasse etwa 25 , in II. Klasse etwa 21 4 betragen.
Bremen 8. März. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Postdampfer Graf Bismarck; ist am 6. März Vormittags in Qpor to angekommen. Der Reichs⸗Postdampfer Gera ist am 6. März Nachmittags in Suez angekommen. Der Schnelldampfer Spree“ ist am 7. März Vormittags von Genua nach New—
ork abgegangen. Der Postdampfer Berlin“ hat am 7. Mãrz
achmittags die Reise von Antwerpen nach Corunna fortgesetzt. Der Postdampfer Pfalz‘ ist am 4. März in Montevide? an— gekommen. Der Postdampfer Roland ist am 7. März Nach⸗ mittags mit voller Ladung, bei 173 Fuß Tiefgang, im hiesigen Frei— hafen angekommen.
London, 7. März. (W. T. B) Der Uniondampfer Tartar“ ist heute auf der Ausreise von Madeira abgegangen.
Theater und Mufit.
. Königliches Schauspielhaus. .
Heinrich von Kleist's geschichtliches Drama Die Hermann schlachte, das gestern neueinstudiert in Scene ging, bedeutet für die Königlichen Bühnen einen neuen schönen Erfolg. Die dichterische Schönheit der Sprache, die ursprüngliche Kraft der Leldenschaft und realistische Entwickelung der Charaktere des Schauspiels machten im Verein mit dem patriotischen Grundgedanken der Handlung im ganzen einen erhebenden Eindruck auf die Zuschauer; aber auch die einzelnen Scenen waren von großer Wirkung, wozu die kunstsinnige Insce⸗ nierung und die zumeist vortreffliche Her ehe, gleichmäßig beitrugen. Fesselnd hoben sich die idyllischen Scenen in ö Hause don den gewaltigen politischen Vorgängen und den Ausbrüchen der Volks— leidenschaft ab. Die Massenentfaltungen und das ganze feenische Bild im Teutoburger Wald waren von berückender geheimnißvoller Schönheit. — Die Hauptdarsteller machten sich fast alle gleichmäßig verdient um den Erfolg der Vorstellung; in erster Linie aber fanden die Rollen Hermann's und Thusnelda's in Herrn Matko ws ky und Fräulein Poppe ausgezeichnete Vertreter. Herrn Matkowsky gelangen die launigen Momente fast mehr als die ernsten und leidenschaftlichen, die ihn zuweilen zur Ueberstürzung der Worte verleiteten; aber im ganzen bot der Darsteller ein volles und klares Bild des für sein Vaterland be— . und opferfreudigen Helden und Fürsten. Fräulein Poppe steigerte die Kraft und Wirkung ihrer Rolle von Scene zu Scene; erschien ihre Seele anfangs fast zu weich und weiblich, so wuchs sie in der großen Scene, die des Ventidius Geschick entscheidet, zu männlicher Kraft und Bestimmtheit. Einen derben, aber natürlichen und eindruckspollen Marbod gestaltete Herr Molengr, und Herr Purschian brachte den treuen und muthigen Jüngling Luitgar prächtig zur Geltung.
errn Klein gelang der Ausdruck der ö in der Varus⸗ rscheinung und in der . vortrefflich; auch alle übrigen mit⸗ wirkenden Künstler verdienen Anerkennung.
Konzerte.
Das dritte Abonnements⸗Konzert der Herren Florian Zajie und Heinrich Grünfeld, welches gestern im Saal der Sing- Akademie unter zahlreicher Betheiligung des Publikums stattfand, wurde mit dem selten gehörten Oktett (op. 26) für vier Violinen, zwei Bratschen und zwei Celli von Mendelssohn eröffnet. Die Aus— führung, bei der sich Fräulein Baginsky sweite Violine) und die Herren . (dritte Violine), Pflug wierte Violine), Krelle (erste Bratsche),
iggers zweite Bratsche) und Herr B. Schmidt als zweiter Cellist den Konzertgebern angeschlossen hatten, war eine präzise und schwungvolle. 6 Zajie spielte hierauf zwei geschmackvolle Violinsoli' von Rieß und Leelaire, während der Cellift Herr Grünfeld noch mit zwei. beifällig aufgenommenen Piècen von Moszkowski! und J. Hofmann erfreute. Den gesanglichen Theil des Abends hatte die
Dirigent: meister. von Beethoven. 68, mann.
Belmullet .. SW 3 halb bed. Aberdeen. W 3 wolkig Christiansund O 4 wolkenlos Kopenhagen. 2 bedeckt Stockholm. still wolkenlos er n. ö Nebel t. Petersbg. ti Dun Moskau. Dunst Cork, Queens; town ... Gherbourg. K . mburg .. winemünde Neufahrwasser Memel . . ünster... Karlsruhe .. Wiesbaden
Stationen. Wind. Wetter.
Anfang 795 Uhr.
Opernhause.
wolkig
bedeckt bedeckt wolkig wolkig!) bedeckt Nebel bedeckt halb bed. wolkig wolkig?) wolkig bedeckt bedeckt?) wolkig Regen heiter wolkenloꝛ wolkenlos
mit Chören.
Sonnabend:
75 Uhr. mannsschlacht.
C N — — N — NR N - — C O
r d — d d e, O Q =
Brez lan lisman. 77 . . 2a , ) Abends Regen. ) Gestern Regen. 3 Gestern
anhaltend Regen.
Uebersicht der Witterung.
Ein tiefes barometrisches Minimum, welches gestern westlich von Schottland lag, ist nordostwärts nach den , . eschritten und beherrs ö. Wind und Wetter auf den Britischen Inseln und im Nordseegebiete, wäh⸗ rend das andere gestern erwähnte Minimum bon der west⸗ lichen Ostsee ostsüdostwärts nach Polen sich fort⸗ gepflanzt hat. Zwischen beiden Depresstonen verläuft eine Zone hohen Luftdrucks vom westlichen Mittel⸗ meer nordnordostwärts nach Lappland. In Deutsch⸗ land ist das Wetter ruhig, vorwiegend trübe und meist etwas kälter; vielfach ist Regen gefallen; im südlichen Deutschland fanden Nachtfröste statt. In
inland und im nördlichen Rußland herrscht strenge
älte. Da der Einfluß der ression im Nord⸗ westen sich weiter ostwärts ausbreitet, so dürfte für Deutschland Erwärmung mit auffrischenden Südwest⸗ winden demnächst zu erwarten sein. Deutsche Seewarte.
— 100 0
Freitag:
Herr Kapellm
Konzertsängerin Fräulein Clara Polscher aus Leipzig übernommen. Ihr klangvoller und gut geschulter Mezzosopran war mit seelenvoller Vortragsweise vereinigt, die den Liedern von Umlauft, Reinecke, Liszt und andern vortrefflich zu statten kam. Den Beschluß machten die Variationen aus dem Streichquartett in D-moll von Schubert, denen Herr Zajie noch das Perpetuum mobile von Weber⸗David folgen ließ. Sämmtlichen ö dieses interessanten Konzerts folgte lebhafter und wohlverdienter Beifall.
Gleichzeitig fand im Saal Bechstein ein Konzert der Damen Gertrud Woydt (Alt) und Olga Kjellberg (Klavier) aus Schweden statt. Die Sängerin besitzt eine besonders in der Tiefe sehr kräftig klingende Stimme; ihr Vortrag elegischer Lieder wie Schuberts Der Tod und das Mädchen“ und Grädener's „Ach, weh mir armen Maid“ gelang der Künstlerin ganz vorzüglich. Die Pianistin besitzt eine technische Fertigkeit und eine anmuthige Art des Vortrags fuͤr feinere Salonstücke, bewies jedoch nicht Kraft genug, um Beethoven's roße C-dur-Sonate und Chopin's As-dur-Polonaise vollständig be= . zu können. Allen Vorträgen folgte lebhafter Beifall.
Im Königlichen Opernhause findet morgen der neunte Symphonie⸗Abend der Königlichen Kapelle unter Kapellmeister Wein— gartner's Leitung mit nachstehendem Programm statt: Beethoven, Duvertüre „Zur Weihe des Hauses“; Schumann, Symphonie in B-dur; Smetana, Ouverture „Die verkaufte Braut“ (auf allgemeinen Wunsch); Goldmark, Symphonie „Ländliche Hochzeit“. Die öffent- liche K ist morgen Mittag 12 Uhr. ;
ach der gestrigen Aufführung der „Hermannsschlacht' von H. von Kleist im Königlichen Schauspielhause ließ Seine Majestät der Kaiser durch, den General- Intendanten Grafen von Hochberg sämmtlichen Mitwirkenden den Ausdruck Allerhöchstseiner außer⸗ ordentlichen Befriedigung übermitteln und den Darstellern der beiden Hauptrollen Fräulein Poppe und Herrn Matkowsky besondere An⸗ erkennung aussprechen.
Wie der Direktor des Lessing-Theaters Herr Dr. Blumenthal mittheilt, hat er infolge eines mit Herrn Kommissions⸗Rath Emil Groß— kopf abgeschlossenen Pachtvertrages das Berliner Theater vom 1. September ab zunächst auf die Dauer eines Jahres übernommen. Herr Dr. Blumenthal beabsichtigt, das überlieferte Programm des Berliner Theaters auch in Zukunft festzuhalten und dem Hause den Charakter zu wahren, den es unter seiner bisherigen Führung als ein Volks— schauspielhaus und Familien⸗Theater gewonnen hat. Somit werden die literarischen Aufgaben der beiden von ihm geleiteten Bühnen aufs schärfste bon einander abgegrenzt sein. Während das Lessing⸗ Theater ausschließlich den Schöpfungen der Lebenden gehört, soll sich dagegen der Spielplan des Berliner Theaters aus Werken der Klassiker, aus literarisch vollwerthigen Volksschauspielen, aus No— vitäten, welche das Kulturleben der deutschen Vergangenheit entrollen, und aus erprobten Stücken zusammensetzen, die dem ständigen Besitz der deutschen Bühne angehören. Herr Dr. Blumenthal will soweit wie möglich die Verträge aufrecht erhalten, die der verstorbene Felix Lüpschütz mit seinen künstlerischen und technischen Mitarbeitern ab— geschlossen hat.
Im Faiedrich⸗Wilhelm städtischen Theater geht am Sonn— abend die Strauß'sche Operette „Der lustige Krieg“, neu einstudiert, in Scene. Die Hauptrollen sind mit den Damen E. Schmidt, Rhoden, Zimmer und den Herren Wellhof, Klein, Bruch, Broda, Matthias, Ernsthaft und Unger besetzt.
Im Neuen Theater geht der morgigen Aufführung von 2A Basso Eorto“ ein neuer Cinakter, das Lustspiel ‚Das Recht der Frau“ von Eduard Kraemer voraus; auch wird der dritte Akt von nA Basso Porto“ an diesem Abend in einer von dem Autor Goffredo Cognetti bewirkten neuen Bearbeitung gegeben.
Wie alljährlich, so wird auch in diesem Jahre morgen in Keller's Festsälen, Köpnickerstr. 96/97, eine Abendunter⸗ haltung stattfinden, welche von Mitgliedern des hiesigen König⸗ lichen Spernchors arrangiert ist und deren Ertrag der Pensionz— kasse deutscher Chorsänger zu gute kommen soll. Auch diesmal haben erste Kräfte der Königlichen Bühne ihre Mitwirkung zugefagt.
Die Trauerfeier für Hans von Bülow findet morgen Mittags 12 Uhr in der Philharmonie statt. Die Gedächtnißrede wird Herr Josef Kainz sprechen. Der Philharmonische Chor und das
Theater ⸗ Anzeigen.
Königliche Schanspiele. haus. IX. Symphonie⸗Abend der Königl. Kapelle.
Herr Felix Weingartner, Königl. Kapell⸗ 1) Ouverture „Die Weihe des Hauses“ 2) Symphonie B-dur von Schu— 3) Auf vielfachen Wunsch: Ouverture „Die verkaufte Braut“ von Smetana. Hochzeit“. Symphonie in 5 Sätzen von Goldmark.
Billets zu 6, 5, 4, 3, 2 und 1 AM sind in der Hofmusikalien⸗ Handlung von Bote u. Bock, Leipziger⸗ straße 37, und an der Abendkasse zu haben. .
Oeffentliche Hauptprobe heute Mittag 12 Uhr im
Billets zu 2 und 1 „ sind bei Bote u. Bock und an der Kasse des Opernhauses zu haben.
X. Symphonie⸗Abend am 24. März. Programm: egen Bach: Suite H-moll mit obligater Flöte. Haydn: Oxrford⸗Symphonie.
Schauspielhaus. Keine Vorstellung. Opernhaus. . Oberon. Romantische Oper in 3 . Musik bon Carl Maria von Weber. Die Recitative von Franz Wüllner. Ballet von Emil Graeb. Anfang
Schauspielhaus. Heinrich von Kleist.
Dentsches Theater. Anfang 77 Uhr. Sonnabend: Der Herr Senator. Sonntag: Der Herr Senator. Montag: König Lear.
Berliner Theater. ments⸗Vorstellung. Köni Barnay.) Anfang 74 Uhr.
Sonnabend: Nora.
Sonntag, Nachm. 25 Uhr: Aus eiguem Recht. Abends 7 Uhr: Kean.
Lessing · Theater. Madame Sans⸗Géöne.
Wallner · Theater. Sonntag: Das zweite Gesicht. (Letzte Gastvorstellung des Lessing Theaters.)
Friedrich Wilhelmstädtisches Theater. Chausseestra
Brantjagd.
ermann Hirschel.
8 Scene gesetzt von Julius Fritzsche. Dirigent: en Federmann. n 77 Uhr.
zum Vortrag bringen.
Philharmonische Orchester bringen Stücke von Bach, Beethoven u Brahms zum Vortrag. — Fräulein Anna Trippen bach wird ö ihrem zweiten hiesigen Konzert, welches morgen Abend 75 Uhr im Saal Bechstein stattfindet, Lieder von Schumann, Franz Mendelssohn, Jensen, neuere Gesänge von Bungert, A. Wandel E. Heß, Affern? und eine Romanze aus Thomgs , Oper Mignon“ J Die instrumentale Mitwirkung übernimmt Herr Rudolf Lentz Violine). — Frau Ernestine Epstein aus Frankfurt a. M. wird in ihrem am Sonnabend Abends 7 Uhr im
zaal Bechstein stattfindenden zweiten Lieder⸗Abend unter anderem Lieder von Schumann, Rob. Franz, Chopin, Rubinstein, Alb. Foerster, Stange ze. und einen Koloratur⸗Walzer von Venzans zu Gehör bringen. Der Kontrabassist der , in Kopenhagen Ludwig Hegner wird sich bei dieser Gelegenheit zum ersten Mal hier hören lassen und zwar mit einer Elegie von Bottesini sowie zwei eigenen Kompositionen. — Frau Profeffor Selma Nicklaß⸗ Kempner hat das 5 für ihren dritten Liederabend, zu der, selben Zeit im Saal Bechstein, nunmehr festgestellt. Sie singt diesmal Lieder von Mozart, Brahms, Schumann (darunter Der Nußbaum“), Schubert (u. a. ‚Der Erlkönig“), Rubinstein, Weber, sowie eine ganze Reihe neuerer Kompositionen von Seyffert, Zepler, Brüll, W. Taubert und Goldmark.
Mannigfaltiges.
In der zweiten diesjährigen öffentlichen Sitzung des Vereinz für die Geschichte Berlins, am Sonnabend, 10 März, Abends Uhr sim Bürgersaal des Rathhauses), wird Herr Sberlehrer Dr. E. G. Bardey einen Vortrag halten, dessen Thema lautet: Die Franzosen im Havellande 1806 bis 1808.“
In der Deutschen Kolonial-Gesellschaft, Abtheilung Berlin, wird am Montag, 12. März, Abends 8 Uhr (in Saal B dez Architektenhauses, Wilhelmstr. 92), Herr Premier⸗Lieutenant Maercker seinen „Ritt durch das nördliche Klein-Asien“‘ schildern. — Am Sonn— abend 17. d. M., findet ebendaselbst die ordentliche ,,, ,. der Deutschen Kolonial-⸗Gesellschaft statt (Beginn: Rachmittags 5 Uhr).
Junge Mäbchen, die sich zu Kinderpflegerinnen ausbilden wollen, machen wir auf den neuen Kindergarten des Zentrums, Neue Friedrichstraße 35, Erdgeschoß, bei Dräsel, aufmerksam. Der Kursus dauert 6 Monate, doch können nur gut beanlagte und vorgebildete junge Mädchen in dieser Zeit ein genügendes Zeugniß erhalten. Die Nachfrage nach guten Kinderpflegerinnen ist sehr ref Einige Mel⸗ dungen für den Kursus, der am 1. April beginnt, können noch ange⸗ nommen werden durch die — 24 Frau Rechtsanwalt Bieber, r er def streß; 39 IJ. Hier können sich ferner melden: Schülerinnen für Haushaltung, Schneiderei, Putz (Kursus 6 „h), sowie Lehrmädchen für Kravatten und Schürzen, die in dem Heim des . Jugendschutz“ billige, gute Wohnung und Kost, fowie Be— schäftigung erhalten.
EChristianssand, 7. März. Das Schiff Twe Gebroders', Kapitän H. Kok Hanwink, in Ballast von Harlingen nach Christiang— sand unterwegs, ist laut Meldung des W. T. B.“ gestern Nacht unter dem Leuchtthurm von Song var gescheitert. Das Schiff ist wrack; der Kapitän, der Steuermann und der Kajütsjunge sind um— gekommen.
Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.
Sofia, 8. März. (W. T. B.) Dem Vernehmen nach begiebt sich die Prinzessin Maria Louise von Sach sen⸗ Coburg pur Herstellung ihrer Gesundheit in das Ausland, da ihr Fieberzustand eine Luftveränderung nöthig macht.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)
3 Akten von Zell und Gense.
Freitag: Opern⸗ Strauß.
burg. Freitag: Zum 18. Male.
ball (Veglione). 4) „Die ländliche
von Benno Jacobson. Regie:
Vorher: Vermischte
Maximilian Bern.
Beethoven: IX. Symphoni
Vorher: Zum 1. Male. 73 Uhr. Sonnabend: Bernard. Carmon.
Vorstellung.
Zum 1. Male.
Preisen.
. A KEKasso Forto.
tz8. Vorstellung. Die Her⸗ Kö
Ein Drama in 5 Aufzügen von Anfang 78 Uhr.
Freitag: Der Ta⸗ FHasset Anfang 76 Uhr. Einen Ju sang in 8 Bildern.
Freitag: 28. Abonne⸗
Richard III. (Zudwig Der Obersteiger.
Sonntag, Nachm. 3 Uhr: Kaff if
Adolnh Ernst Theater.
Charley's Tante.
Freitag u. folgende Tage: Brandon Thomas. — Vorher:
ö Freitag: Zum 4. Male. perette in 3 Akten von sunder Junge. ranz von Supps. 3 Akten don Jean Kren.
hofer. Anfang 75 Uhr.
usik von
Sonnabend: Der lustige Krieg. Musik von Johann
Residenz · Thenter. Direktion: Sigmund Lauten⸗ Der Masken⸗ Schwank in von Alexandre Bisson und Albert Cars. Hermann Haack. — Anzeigen. 1L Akt, nach dem Französischen des R. Dreyfuß, von Anfang 73 Uhr.
Sonnabend und folg. Tage: Diefelbe Vorstellung.
Neues Theater. Direktion: Sigmund Lauten⸗ burg. Freitag: Zum 23. Male. A Rasso Porto. Scenen aus dem neapolitan. Volksleben in 3 Akten von Goffredo Cognetti. Deutsch von Emil Dürer. In Scene gesetzt von Sigmund Lautenburg. — Das Recht der Studie in 1 Akt von Eduard Kraemer.
Schauspiel in 4 Akten von Deutsch bon Paul Block Sonntag: Nachmittags ⸗Vorstellung zu ermäßigten Anfang 25 Uhr.
Viktorin · Lhegter. Belle. Alliancestraße ⁊/ s Treitag: Mit vollständig neuer Ausstattung. Der üdstern. Ausstattungsstück mit Gesang und großem
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr, ermäßigte Preise: will er sich machen. Posse mit Ge⸗
Thenter Unter den Linden. Anfang 74 Uhr. Sataniel.
Freitag, 73 Uhr: Schwank in 3 Akten von
Die Tn agg . Parodistische Posse mit Gesang in 1 Akt von Gd. Jacobson und Benno Jacobson. Musik von Franz Roth. In Seene gesetz von Ad. Ernst.
Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.
Zentral- Theater. Alte Jakobstraße Nr. zo. Novyitãat! Posse mit Gesan Musik von Julius Einöds⸗
Sonnabend: Ein gesunder Junge.
Operette in Konzerte.
Konzert Haus. Freitag: Karl Meyder Konzert, unter freundl. Mitw. des Komponisten ö Emil Hartmann. Eine Faust⸗Ouverture von Wagner. Serenade für Flöte ünd Horn von Titl. Schottische Ouverture von Hartmann. Fünf nor— dische Volkstänze von Hartmann. Berceuse von Hartmann, unter persönl. Leitung des Komponisten. „Klänge aus Steyermark für Piston von Hoch (Herr Werner).
drei Akten Deutsch
Schwank in
Saal HBechstein. Freitag, Abends 75 Uhr: II. Konzert der Sängerin Anna Trippenbach.
Firkus Renz (arlstrahe). Freitag, Abends 7t Uhr: Auf auf zur fröhlichen Jagd. Par— sorce⸗ und Kaskadenritt. Ballet von 106 Damen. Meute von 49 Hunden. Außerdem: 4 arabische Schimmelhengste als Fahnenpferde, vorgef. vom Dir. Fr., Renz; das Schulpferd Cyd, geritten von. Herrn R. Renz; Jeu de la rosé, geritten von Trau Renz⸗Stark und Miß Edith; die ikarischen Cprel⸗ in der Luft, ausgeführt von der Troupe Daineff; die Handakrobaten Gebr. Detroit ꝛc.
Sonnabend: Auf auf zur fröhlichen Jagd.
Sonntag: Zwei Vorstellungen.
Familien⸗Nachrichten.
Verlobt: Frl. Gertrud Müller mit Hrn. Ritter gutsbesitzer Richard Schröder (Wernigerode — Mönkhagen). — Frl. Anna Hoevfner mit Hrn. lfte r gef bzer Julius Ploch (Böhmenhöfen—
Pinnau).
Geboren: Ein Sohn: Hrn. Geh. Finanz⸗Rath Havenstein (Berlin). — Hrn. Prem.⸗Lieut. Kurt von Holleben (Berlin )ẽ˖ = Hrn. Rechtsgnwalt Henschel (Breslau). — Hrn. Professor Küstner . — Eine Tochter: Hrn. Marine⸗
aumeister Flach (Kiehl.
Gestorben: Hrn. Pastor Tiesmeyer Sohn Ernst (Bremen). — Hr. Landrath a. D. Hermann von Busse. (Lottin). — Frl. Emma von Schenckendorff (Berlin). — 7. Ober⸗Amtmann Welly Giesche, geb. Toepffer (Hirschberg).
ran. Anfang
Mar uerite rederie
Freitag:
(Halbe
Redakteur: Dr. H. Klee, Direktor.
Berlin: Verlag der Expedition (Scholy.
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags ⸗ Anstalt, Berlin 8W., Wilhelmstraße Nr. 32.
Sieben Beilagen leinschließlich Börsen· Beilage).
Ein ge⸗ und Tanz in
Erste Beilage zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger. 58.
Berlin, Donnerstag, den 8. März
1894.
Deutscher Reichstag.
65. Sitzung vom Mittwoch, 7. März, 2 Uhr.
Ueber den Beginn der Sitzung ist bereits in der Nummer vom Mittwoch berichtet worden. Die in diesem Bericht kurz erwähnte Rede, mit welcher der Staatssekretär Dr. Graf von Posadowsky die erste Berathung über den auf der Tagesordnung stehenden Gesetzentwurf wegen Abänderung des n , . vom 15. Juli 1879 (Aufhebung des Identitätsnachweises) einleitete, hat nachstehenden Wortlaut:
Staatssekretär Dr. Graf von Posadowsky:
Meine Herren! Der Ihnen vorliegende Gesetzentwurf beabsichtigt, der Landwirthschaft die Möglichkeit zu geben, im Hinblick auf die gesunkenen Preise ihrer Produkte wenigstens bessere Konjunkturen für den Exporthandel zu schaffen. Die neulichen Verhandlungen, welche in diesem hohen Hause über die Handelsverträge statt— gefunden, haben sowohl den Vertretern der verbündeten Regierungen wie den Vertretern der Parteien reichliche Gelegenheit gegeben, die Lage der Landwirthschaft zu erörtern; ich habe die Ueberzeugung, daß diese eingehenden Verhandlungen wesentlich dazu beigetragen haben, selbst solchen Mitgliedern dieses Hauses, die infolge ihrer politischen Auffassung und ihrer bürgerlichen Verhältnisse den Verhältnissen der Landwirthschaft kühl gegenüber stehen, die Ueberzeugung einzu— flößen, daß sich die deutsche Landwirthschaft in der That in einer ernsten Krisis befindet. Meine Herren, ich glaube, daß durch diese Verhandlungen in immer weitere Kreise der Bevölkerung die Er— kenntniß gedrungen ist, daß die Klagen der Landwirthschaft nicht nur
Seifenblasen der Agitation sind, sondern auf schwerwiegenden wirth⸗
schaftlichen Thatsachen beruhen. Ich habe hier bereits bei der Be— rathung des Finanzreformplans für die Lage der Landwirthschaft im Osten ein Beispiel aus einem östlichen Kreise angeführt, durch welches nachgewiesen wird, wie der Zustand namentlich des selbständigen Gutsbesitzes im Osten ist. Es sind damals gegen dieses Beispiel Bedenken erhoben worden, weil das gesammelte Material auf privater Grundlage beruht. Wenngleich ich auch heute die damals von mir ge—⸗ machten Angaben in vollem Umfang aufrecht erhalte, so möchte ich doch heute, um noch einen weiteren Beweis für die Lage der Landwirthschaft in den östlichen Provinzen zu erbringen, eine auf amtlicher Grund⸗ lage beruhende Zahl hier vorführen. Vor mir liegt der Bericht der westpreußischen Generallandschaft. Aus diesem Bericht ergiebt sich, daß in der Zeit von 1872 bis 1892, d. h. in einem zwanzigjährigen Zeitraum, von etwa 1000 selbständigen Gütern 237 zum Zwangs— verkauf gelangt sind und von diesen 222 thatsächlich subhastiert sind. Ich bitte zu erwägen, was es heißt, wenn der fünfte Theil des selbständigen Grundbesitzes einer Provinz zur Subhastation im Laufe von 20 Jahren gelangt; was das bedeutet für das kommunale Leben der Provinz, der Kreise, für das Leben in Kirche, Schule, Gemeinde. Darin liegt in der That das Bild einer enormen Schädigung der allgemeinen Landeskultur, wenn der fünfte Theil des Grundbesitzes einer Provinz innerhalb 20 Jahren zur Subhastation gelangt, durch das Elend des Bankerotts gegangen ist.
Meine Herren, die verbündeten Regierungen waren sich ja schon im Jahre 1879 klar über die Gefahr, in der sich die deutsche Land— wirthschaft befand. Es kann das auch nicht anders sein. Früher wirthschaftete unsere Landwirthschaft sozusagen im isolierten Staat. Die Preise ihrer Produkte regelten sich nach der Ernte, nach Angebot und Nachfrage und nach den lokalen Produktionsverhältnissen. Durch die enorme Entwickelung des modernen Verkehrs ist indeß unsere heimische Landwirthschaft gezwungen, zu konkurrieren mit den Pro⸗ dukten von Ländern, die unter ganz anderen klimatischen, Boden⸗ und Arbeiterverhältnissen produzieren. Das ist einer der Hauptgründe, wenn auch nicht der alleinige, der schwierigen Lage unserer Landwirthschaft. Aus dieser Erwägung ist bereits im Jahre 1879 die Zollschutzgesetzgebung, insoweit sie sich auf die landwirthschaftlichen Produkte bezieht, hervor⸗ gegangen. Leider aber muß man zugestehen, daß der Zweck der Zoll⸗ gesetzgebung von 1879 und der nachträglichen beiden Erhöhungen nicht ganz erreicht ist. Thatsächlich ist der Zollschutz weiten Theilen des Vaterlandes auf dem Gebiete der landwirthschaftlichen Produk— tion nicht voll zu statten gekommen.
Ich gestatte mir, darauf hinzuweisen, daß nach der amtlichen preußischen Statistik Weizen pro Tonne im Durchschnitt der Jahre 1870 bis 1879 einen Preis von 221,8 M gehabt hat, dagegen im Durchschnitt der Jahre 1880 bis 1889 einen Preis von nur 184,55 im Handel. Im zehnjährigen Durchschnitt nach der Zollgesetzgebung von 1879 war also der Weizenpreis pro Tonne durchschnittlich um 37,3 M niedriger, als vor Erlaß des Zollschutzes.
Ganz ebenso stellt es sich beim Roggen. Der Roggenpreis war in den zehn Jahren 1880 bis 1889 pro Tonne um 14,7 ν niedriger, als in den zehn Jahren vor Erlaß des Zollschutzes. Nach den Feststellungen desselben preußischen Statistischen Amts hat der Durchschnittspreis für 100 kg Weizen im Jahre 1893 in Königsberg 1,30 M betragen, und in Königsberg und Breslau ist verzollter Weizen im Dezember v. J. mit 132 „ pro Tonne notiert worden. Man muß in der That bis in die zwanziger Jahre zurückgehen, um ähnliche niedrige Getreidepreise zu finden. .
Meine Herren, ich sagte vorhin: der Zollschutz ist für unser heimisches Getreide nicht voll zum Ausdruck gelangt. In der Zeit vom;
September 1892 bis zum November 1893 hat der Durchschnittspreis
pro Tonne Inlandsweizen in Königsberg nach den Mittheilungen der dortigen Vorsteher der Kaufmannschaft nur 21,1 6, und der Durch⸗ schnittspreis für die Tonne Roggen nur 16,8 M mehr betragen als unverzollte Transitwaare, mit anderen Worten: der Zollschutz ist nur mit 60 bezw. 48 0ͤ des normalen Zollsatzes zum Ausdruck gelangt. Aehnliche Verhältnisse ergeben sich aus den Preisberzeichnissen von Danzig und Stettin.
Obgleich mithin die Preise so niedrig waren, gestalteten sie sich doch noch zu hoch, um mit zollbelastetem Getreide Deutschlands auf dem Weltmarkt erscheinen zu können.
Nun, ich meine, daß diese Erscheinung, daß die Preise für unser Getreide nach Erlaß der Zollgesetze niedriger wurden wie vorher, eine gewisse kaufmännische Erklärung findet; durch die Zollgesetzgebung, dadurch, daß die Inlandspreise zu hoch wurden, wenn auch der Zoll— schutz nicht ganz zum Ausdruck kam, so doch zu hoch wurden, um auf dem Weltmarkte zu konkurrieren, war das Getreide, welches einmal bei uns gewachsen und welches bei uns importiert war im freien Verkehr, in Deutschland zu bleiben gezwungen und konnte nicht mehr hinausgehen auf den Weltmarkt — in dieser Richtung wirkte der Zollschutz in der That wie eine Art Prohibitivmaßregel gegen die Ausfuhr. (Sehr richtig! links) Hieraus erklären sich die minderen Preise nach der Zollgesetzgebung gegenüber den höheren Preisen vor der Zollgesetzgebung.
Meine Herren, ich glaube, auch die enragiertesten Vertreter der landwirthschaftlichen Interessen sind darüber einig, daß es kein Universal⸗ mittel, kein Lebenselixir für die sieche Landwirthschaft giebt. Wir werden viele Kuren anwenden müssen, um die Landwirthschaft zu heilen. (Sehr richtig! rechts) Wir werden viele gesetzliche Mittel
anwenden müssen, und die Vertreter der Landwirthschaft trotz ihrer
schwierigen Lage werden auch Geduld haben müssen, bis der Erfolg der gesetzlichen Maßregeln für sie eintritt.
Meine Herren, der Gesetzentwurf, wie er hier vorliegt, soll eins der Mittel sein, um wenigstens einem Theile der deutschen Landwirth— schaft bessere Preise für ihre Produkte zu verschaffen. Die Aufhebung des Identitätsnachweises kann selbstverständlich nur so lange wirken, wie der Inlandspreis nicht niedriger wie der Weltmarkts—⸗ preis steht, und so lange die Einfuhr größer ist als die Ausfuhr. Es soll durch die Aufhebung des Iden— titätsnachweises nicht eine allgemeine Erhöhung der Preise er— reicht werden, sondern nur, daß unsere Qualitäts waare in dem Auslande angemessen verwerthet werden kann. Es ist ja bekannt, daß man in England darüber klagt, daß der Weizen dort zu kleberhaltig und zu wenig stärkehaltig ist, während andererseits Sach⸗ verständige behaupten, daß durch die fortgesetzte Anwendung von künstlichen Düngemitteln der deutsche Weizen immer weniger kleber⸗ haltig wird. Aus diesen beiden Gesichtspunkten heraus spricht die Wahrscheinlichkeit dafür, daß bei Aufhebung des Identitätsnach—⸗ weises unser Weizen dieselbe günstige Aufnahme im Auslande, vor allem in England, finden wird, die er früher hatte. Ebenso ist aber auch zu hoffen, daß Hafer und Gerste wieder den alten Exportmarkt finden werden.
Es hat mich überrascht, meine Herren, daß auf den Versamm⸗ lungen des Bundes der Landwirthe wiederholt die Aeußerung hervor⸗ trat: wir werden gegen die Aufhebung des Identitätsnachweises stimmen. Bei näherer Nachfrage habe ich indessen gefunden, daß dem wohl nur ein taktisches Motiv zu Grunde lag; man sagte sich: wir wollen dem Osten nicht Vortheile auf Kosten der süd⸗ und westdeutschen Landwirthschaft gewähren, wir wollen in unsere land⸗ wirthschaftliche Bewegung keine Spaltung bringen. Ich glaube, diese taktische Maßregel wäre doch nur richtig, wenn wirklich der Beweis geführt würde, daß durch die Aufhebung des Identitäts⸗ nachweises, wie ihn der Gesetzentwurf plant, thatsächlich die Land⸗ wirthschaft des Westens und Südens einem Preisdruck an ihren Produkten ausgesetzt wäre. Trifft diese Voraussetzung nicht zu, dann hoffe ich auch, daß die Vertreter des Bundes der Landwirthe, soweit sie im Hause sitzen, ihre damalige Erklärung einer noch⸗ maligen Erwägung unterziehen werden.
Meine Herren, was zunächst die Verhältnisse in Süddeutschland
und am Rhein betrifft, so ist es ja bekannt, daß man in Süddeutsch⸗
land viel mehr Werth legt auf Mehlausbeute als auf feine Qualitäten. Es ist eine Thatsache, daß gegenwärtig der leichte Roggen am Rhein ebenso gut bezahlt ist wie guter, schwerer Roggen, weil man auf Qualitätsgewicht dort keinen Werth legt. Was besonders den Weizen betrifft, so ist in der That für den Süden und Westen die Kon⸗ kurrenz des östlichen Weizens nicht so groß wie die Konkurrenz des La Plata⸗Weizens. Ich habe mir von Sachverständigen Preislisten geben lassen, aus denen hervorgeht, daß La Plata⸗Weizen im Februar des Jahres in Rotterdam eif plus Zoll mit 142 S pro Tonne gehandelt ist. Das sind Preise, mit denen meines Erachtens auch der ostpreußische Weizen nicht mehr konkurrieren kann. Die Befürchtungen Süddeutschlands und Westdeutschlands gehen nun dahin, daß bei der Form der Einfuhrscheine so zu sagen eine brief— weise Uebertragung des Getreideüberflusses des Ostens nach dem Westen stattfindet; man befürchtet, daß für das Getreide, für dessen Ausfuhr in den Ostseehäfen Einfuhrvollmacht ertheilt wird, die äqui- valente Menge thatsächlich eingeführt wird im Westen. Ich glaube, daß die Befürchtung eine begründete nicht ist. Wesentlich für Süd⸗ und Westdeutschland ist allerdings die Form, in der die Zollbergütung stattfindet. Man kann dabei zwischen zwei Systemen wählen: entweder das von mancher Seite befürwortete System der Zoll⸗ quittungen, oder das System der Einfuhrvollmachten. Bekanntlich existiert in Frankreich für das Eisen das System der titres d'acquits à caution; es werden dort solche titres ausgestellt für die Einfuhr von Eisen; diese titres haben gegenüber ihrem Nennwerth nur einen Kurs von 10—15 0/9. Es läge auch bei dem System der Zoll⸗ quittungen unzweifelhaft die Gefahr vor, daß sie sehr erheblich niedriger stehen würden als ihr Nennwerth, aus dem einfachen Grunde, weil die Einfuhr bei uns etwa fünfmal so groß ist als die Ausfuhr, und in⸗ folge dessen das Angebot an Zollquittungen im umgekehrten Ver⸗ hältniß der Einfuhr zur Ausfuhr stehen würde, das heißt mit anderen Worten, die Einfuhrscheine werden nur den fünften Theil ihres Nenn⸗ werths im Handel haben.
Meine Herren, dies sind die Gesichtspunkte gewesen, die uns dieses System nicht haben adoptieren lassen, vielmehr haben wir im Gesetz das System der Einfuhrvollmachten gewählt. Wir geben uns dabei der Hoffnung hin, daß mit Rücksicht darauf, daß die Einfuhr stärker ist in Deutschland als die Ausfuhr, diese Einfuhr⸗ vollmachten im vollen Nennwerth werden bezahlt werden, abzüglich vielleicht eines geringen Diskonts, der jedoch auf die Abbröckelung
des Zolls keinen Einfluß üben dürfte. Wir haben dieses System der Zolleinfuhrvollmachten auch der Mühlenindustrie geglaubt zu—⸗ gestehen zu müssen, und zwar aus folgenden Gründen: Aus den Kreisen der Landwirthschaft ist wiederholt der Vorwurf erhoben worden, daß, nachdem für die Mühlen im Jahre 1882 der Identi⸗ tätsnachweis aufgehoben ist, die Mühlen eigentlich inländisches Ge⸗ treide gar nicht mehr vermahlen, sondern lediglich ausländisches Getreide. Meine Herren, die Statistik, das will ich nicht leugnen, bietet für diese Behauptung ausreichenden Beweis. Leider ist bis 1884 über den Mühlenlagerverkehr in den statistischen Tabellen keine Auskunft gegeben; ich kann meine Angaben deshalb nur geben von 1884 ab. Wenn man nun annimmt, daß das Mehl — und das, glaube ich, muß man ohne weiteres annehmen — welches ausgeführt ist und durch seine Ausfuhr zu einer Abschreibung im Mühlenlagerkonto ge—⸗ führt hat, durchgehends aus aus ländischem Getreide hergestellt ist; wenn man ferner annimmt, daß die Differenz zwischen diesem Mehl und der gesammten Ausfuhr an Mehl aus in ländischem Getreide hergestellt ist, so ergiebt sich allerdings, daß seit 1884 in unseren Mühlen immer mehr Auslands getreide vermahlen wird und immer weniger In lands getreide. Ich möchte mir gestatten, um Sie nicht zu sehr zu ermüden, nur die Zahlen des Jahres 1893 mitzu⸗ theilen. Im Jahre 1893 hat die gesammte Ausfuhr an Mehl 146004 t betragen; hiervon sind vom Mühlenlagerkonto 145 543 t abge⸗ schrieben, mit anderen Worten, es würden danach nur 461 t aus in⸗ ländischem Getreide hergestellt sein. Meine Herren, ich habe nun mit den verschiedensten Sachverständigen darüber gesprochen, ob auch bei dem System, welches hier in dem Gesetz angewendet worden ist, die Gefahr vorliegt, daß die Einfuhrscheine zum Gegenstand des Handels⸗ und Börsenverkehrs gemacht werden, und man hat mir von ver— trauenswerthester Seite die übereinstimmende Erklärung abgegeben, daß das nach keiner Richtung hin zu befürchten wäre; das Geschäft würde lokal in sich“ gemacht werden, die Exporteure seien üÜber⸗ wiegend auch Importeure, und man würde nicht daran denken, die Scheine zu verkaufen, sondern sie selbst verwenden, schon deshalb, um keinen Diskontabzug zu erleiden. Meine Herren, wenn diese Annahme aber richtig ist, dann fällt für West⸗ und Süddeutschland auch jede Befürchtung einer Abbröckelung des Zolls fort.
Aus diesen Befürchtungen heraus, die dem Gesetz gegenüber be⸗ stehen, ist seitens des Generaleomités des bayerischen landwirthschaft⸗ lichen Vereins ein Beschluß gefaßt worden: dahin zu wirken, daß die verbündeten Regierungen in das Gesetz eine Bestimmung aufnehmen lassen möchten, daß Einfuhrscheine nur an den vom Bundesrath bestimmten Zollstellen an Zahlungsstatt Verwendung finden sollen. Meine Herren, dieser Vorschlag entspricht ja dem Gedanken, der früher schon bei den Debatten über den Antrag Ampach hier im Reichstag Ausdruck gefunden hat, nämlich diese ganze Frage regional zu regeln mit Rücksicht darauf, daß östlich von der Elbe ein Ueber- schuß an Produktion ist, daß zwischen Elbe und Weser die Pro⸗ duktion die Konsumtion etwa deckt, und westlich von der Weser mehr konsumiert als produziert wird; mit jenem bayerischen Antrage ist wohl bezweckt, diese Einfuhrvollmachten ebenfalls nur nach einem gewissen regionalen System zuzulassen.
Die verbündeten Regierungen haben aber diesem Gedanken keine Folge gegeben, weil sie von der Ansicht ausgingen, daß, je weniger die Einfuhr mit Bedingungen belastet werde, je unbeschränkter der Markt sei, in dem sie angewendet werden können, desto geringer sich auch die Gefahr gestalte, daß sie einen Abzug beim Verkauf er— fahren und demgemäß der Zoll abbröckele. Meine Herren, die verbündeten Regierungen sind auch der Ansicht, daß durch die Bestimmung des Gesetzes, wonach der Bundesrath, falls in der That ein erheblicher Diskont für die Einfuhrscheine berechnet wer⸗ den und damit die Gefahr der Zollabbröckelung eintreten sollte, bevoll⸗ mächtigt wird, die Einfuhrscheine als kurantes Zollgeld zur Bezah⸗ lung aller Zölle zuzulassen, alle Befürchtungen West⸗ und Süddeutsch⸗ lands beseitigt sein dürften. Nun ist hier bei der Berathung über den russischen Handelsvertrag der Wunsch ausgesprochen worden, in dem Gesetz jene Bestimmung dahin zu ändern, daß diese Einfuhr⸗ vollmachten nicht als Zollgeld angenommen werden können, sondern sollen. Die verbündeten Regierungen haben bei den Berathungen ja diesen Fall auch erwogen, es aber doch für vortheilhafter gehalten, erst an der Hand der Erfahrungen sich davon zu überzeugen, ob in der That die Einfuhrvollmachten einen wesentlichen Kursverlust erleiden, weil sie von der Ansicht ausgingen, daß es sachlich erwünscht sei, auch im Interesse einer klaren Finanzverwaltung, daß die Ausfuhr und die dabei ertheilten Einfuhrvollmachten ihr naturgemäßes Korrelat finden nicht in der Bezahlung der Zölle für beliebige andere Gegenstände, sondern in der Zollentrichtung für Getreide derselben Art.
Aber immerhin, meine Herren, ist das eine Frage, die als eine offene behandelt werden könnte und über die sich reden läßt. Ich kann aber die Versicherung geben, daß, wenn man diese Bestimmungen, die jetzt im Gesetz enthalten sind, und die nur eine Fakultät für den Bundesrath konstruieren, bestehen läßt, doch der Bundesrath ent⸗ schlossen ist, von dieser Fakultät Gebrauch zu machen, sobald infolge Minderwerths der Einfuhrvollmachten eine Zollabbröckelung herbei⸗ geführt wird. Ich glaube aber: darüber werden wir alle einig sein, daß, wenn diese Einfuhrscheine in der That den Charakter von kurantem Zollgeld erhalten, damit jede Befürchtung einer Verminde⸗ rung des Zollschutzes beseitigt wird. Man wird mit den Einfuhr⸗ vollmachten den Zoll für Kolonialwaaren bezahlen. Ich möchte aber auch behaupten, daß Süd ⸗ und Westdeutschland von der Aufhebung des Identitätsnachweises nicht nur nicht Schaden, sondern unter ge wissen Bedingungen sogar noch einen Vortheil hat. (Sehr richtigh
Meine Herren, wir hoffen, namentlich daß, falls dieser Gesetz⸗ entwurf angenommen wird, Süddeutschland für seine Gerste und seine Malzprodukte wieder den alten Markt sich erobern wird; wie bekannt, ist ja besonders die Malzindustrie bei dem bisherigen Zollsystem ganz außerordentlich geschädigt worden durch die Festhaltung des Identitäts⸗ nachweises. Wie die dem Gesetzentwurf beigefügte Tabelle nachweist, ist ja die Malzindustrie bei uns auf ein Minimum zurückgegangen,