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10. September 1873 für die Provinzen Preußen, Branden⸗ burg, Pom mern, Posen, Schles len und Sachsen (Gesetz⸗ Samml. S. 147), und vom 3. Juni 1876, betreffend die evange— lische , gr ng in den acht älteren Provinzen der Monarchie (GesetzSamml. S. 125). Berichterstatter ist der Minister des Königlichen Hauses von Wedel.
— Zu der zweiten Berathung des Gesetzentwurfes, betreffend die Gewährung eines Beitrages Preußens zu den Kosten der Herstellung des Elbe⸗Trape-⸗Kanals durch die freie und Hansestadt Lübeck, im Haufe der Abgeordneten be— antragt der Abg. Wentorp (fr. kons. ): „Dem 5 1 folgende Fassung zu geben: . Zu den Kosten der Herstellung des Elbe — Trave⸗ Kanals durch die freie und Hansestadt Lübeck wird von Preußen ein Beitrag von einem Drittel der Gesammtherstellungskosten bis zum , n,. von 7 600 9000 A, inkl. der von dem Kreise Herzogthum
auenburg bereits bewilligten 600 009 S6, unter der Vorausfetzung gewährt, daß das Ratzeburger Seengebiet schiffbar an den Kanal an⸗ geschlossen wird.“
Nr. 10 des „Zentralblatts der Bauperwaltung“, herausgegeben im Ministerium der öffentlichen Ar— beiten, vom 10. März hat folgenden Inhalt: Wettbewerb für ein städtisches Amtshaus in Nürnberg. (Fortsetzung.) — Ausstellung von Erzeugnissen des amerikanischen Kunstgewerbes. — Die Preisbewerbung um Entwürfe für ein Rathhaus in Elberfeld. IV. — Hubbrücke in Chieage. — Vermischtes:, Schinkel-Preisbewerbung im Berliner Architekten Verein. — Preisbewerbung für Entwürfe zum Erweite— rungsbau des Kreishauses in Nauen. — Wettbewerb für eine zweite Realschule in Stuttgart. — Die Altpväterbrücke bei Freiberg i. S. — Stadtbahn in Wien. — Bücherschau. — Neue Patente.
Entscheidungen des Reichsgerichts.
Ein Waarenkaufmann, welcher mit einem Bankgeschäft in der Weise in Verbindung steht, daß er sog. Kundenwechsel, d. h. nicht acceptierte Tratten, welche auf Kunden des Trassanten und auf Beträge gezogen sind, die diefe dem letzteren für gelieferte Waaren schulden, bei dem Bankgeschäft diskontiert, ist, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, IV. Strafsenats, vom 15. Dezember 1893, wegen Betruges zu bestrafen, wenn er eine von ihm ausgestellte Tratte als Kundenwechsel zum Diskont hingiebt, obgleich der Bezogene ö oder weniger, als die Wechselsumme beträgt, für Waaren
uldet.
— Die Beförderung von Briefen in verschlossenen Packeten als Frachtgut nach auswärts an den Inhaber einer Privat-Post— anstalt, damit dieser auf Grund einer mit ihm getroffenen Ver— einbarung die Briefe an Einwohner seines Privat -⸗Postbezirks weiter befördere, macht, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, J. Straf⸗ senats, vom 8. Januar 1894, den die Weiterbeförderung be— sorgenden Inhaber der Privatpost wegen Portodefraudation gemäß § 27 Z. 1 des Postgesetzes strafbar, gleichviel ob die Briefe derschlossen oder ö verschiedenen Inhalts oder gleichen Inhalts (gleichlautende Zirkulare, Offerten ꝛc.) waren, mit Adressen versehen waren oder keine Adressen hatten, indem dem Ermessen des Inhabers der Privatpost überlassen worden war, die Briefe einer bestimmten Kategorie von Ortseinwohnern zustellen zu lassen.
Verkehrs⸗Anstalten.
Der Postdampfer Spgaarnda m. der Nie derländisch⸗Ameri⸗ kanischen Dampfschiffahrts-Gesellschaft ist am 12. März in New-⸗York angekommen.
Theater und Musik.
Konzerte. Die Konzertsängerin Frau Nicklaß⸗Kempner aus Wien, deren seltenes Vortragstalent hier bereits viel Bewunderung erregte, gab am Sonntag in dem dicht gefüllten Saal Bechstein ihren dritten Lieder⸗
abend. Die Künstlerin hatte 19 Lieder in ihr Programm auf— enommen, denen sie noch drei weitere hinzufügte; außerdem wurden
chumann's, Wenn ich in den Garten geh“, „Vergebliches Ständchen von Brahms und der. Persische Liebesreim* von e . auf Wunsch wieder⸗ holt. In ihrer originellen Vortragsweise, mit der sie oft eine interessante dramatische Belebtheit vereinigt, steht sie fast unerreicht da. Diese Vorzüge kamen nicht nur in Schuberts , , zur n, sondern auch in dem heitern Liede von Brahms „Vergebliches Ständchen“, in welchem sie die Hast des stürmischen Knaben und die ruhige Zurück—⸗ weisung der standhaften Schönen mit treffender Komik charakterisierte. Ihr Planissimo ist bon bezaubernder Wirkung. Die ernsten Gesänge von Mozart, Schubert, Schumann, wie die heiteren von Brüll, Seyffert, Weber und anderen führte sie mit gleicher Vollendung aus. Daß die geniale Sängerin auch Gewandt⸗ heit in Koloraturen und Trillern besitzt, zeigte sich ebenfalls in manchem ihrer Vorträge. Rauschender Beifall folgte nach jedem Liede. Der Violinvirtuose Herr Ludwig Bleuer, der das Konzert unterstützte, trug die Romanze in E-dur von Beethoven und zwei Salonstücke von Hußla und Bazzini vor und bewies in diesen wiederum glänzende Technik und zarte Ausdrucksweise. — Schließ⸗ lich sei noch erwähnt, daß die Konzertgeberin, welche mehrere Jahre hindurch Lehrerin Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheit der Kron⸗ prinzessin⸗Wittwe Erzherzogin Stephanie war, von Seiner Majestät dem Kaiser und König Franz Joseph mit dem Titel „Professorin! aus— gezeichnet worden ist.
Nach der gestrigen Vorstellung von Wagner's „Rheingold“ im Königlichen Opernhause ließ Seine Majestät der Kaiser durch den General⸗Intendanten Grafen von Hochberg sämmt⸗ lichen Mitwirkenden Allerhöchstseine Zufriedenheit aussprechen und den Königlichen Kapellmeister Sucher in die Hofloge befehlen, um an ihn ,. der Anerkennung zu richten. Morgen wird Verdi's „Falstaff“ gegeben. ;
Im Königlichen Schauspielhause eröffnet morgen Friedrich Haase sein Gastspiel mit dem Marinelli in Lessing's „Emilia Galotti“. Für Fräulein Poppe, welche erkrankt ist, tritt Fräulein Pauline Ulrich vom Dresdner Hof⸗Theater als Orsina ein. Die übrige Besetzung ist nachstehende: Emilia: Frau von Hochenburger, Prinz: Herr Matkowsky, Odoardo: Herr Molenar, Claudia: Frau Stollberg, Angelo: Herr Arndt, Graf Appiani: Herr Ludwig, Conti: Herr Purschian.
Im Berliner Theater kommt morgen auf besonderen Wunsch Wichert's Schauspiel „Aus eignem Recht“ zur Aufführung. Die erste Darstellung des neu einstudierten „König Lear? mit Ludwig Barngy in der Titelrolle wird deshalb auf Freitag verschoben.
Im Wallner-Theater wird bei dem Gesammt⸗Bastspiel des Triedrich⸗Wilhelmstädtischen Theaters am nächsten Sonntag Offenbach's Qperette „Die schöne Helena“ in den Hauptrollen mit den Damen Cornell, C. Schmidt, Delmar und den Herren Wellhof, Hanno, Bruch, Matthias Ernsthaft und Broda besetzt sein.
Die aus der Klindworth'schen Schule hervorgegangene junge Pianistin, Fräulein Käthe Hüttig läßt ihrem neulichen Orchester⸗ konzert morgen Abend 76 Uhr einen Klavierabend im Saal Bech— stein folgen, in welchem sie Schumann's „Karneval“, Chopin's B-moll-Sonate, die Variationen mit Fuge in s-dur und das Prä⸗ ludium in H-moll von Bach, die Ballade in H-dur von Brahms
und Liszt's Tarantellenphantasie zu Gehör bringen wird. —
Die „Berliner Liedertafel! (Chormeister A. Zander) ver⸗ anstaltet am Donnerstag Abends 8 Uhr unter Mitwirkun von Frau Emilie Herzog und des Herrn Dr. Heinri Reimann (Orgeh in der Philharmonie ein Konzert, dessen Pro⸗ gramm von neueren Chorwerken ein „Alleluia“ von Edgar Tinel, dem Komponisten des Franeiscus“, ferner Eyrich's „Beim Scheiden“ und C. Jul. Schmidt's „An der Wiege“ enthält. — Das Programm des Konzerts, welches die Sängerin Fräulein Minny Cortefe aus Frankfurt a. M unter Mitwirkung des Königlichen Kammermusikers , ,. Dechert an demselben Tage, Abends 7] Uhr, im Saal Bech⸗
ein giebt, bringt u. a. zwei Kanzonen von Händel und Hasse, eine Ballade von Shelley, Delibes' „Chanson espagnole“, sowie Lieder von Schumann, Franz und Brahms. — Im nächsten, letzten phil⸗ haxmonischen Konzert unter Hof-Kapellmeister Rich. Strauß' Leitung, in welchem Beethoven's IX. Symphonie mit Chören zur Aufführung gelangt, wird Fräulein Clotilde Kleeberg auf vielseitigen Wunsch Schumann's A-moll⸗Konzert vortragen.
Mannigfaltiges.
Der unter dem Protsktorat Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin stehende Verein zur Fürsorge für die wei! liche Jugend feierte gestern im ‚Marienheim“ in der Borsigstrafe sein zweites Jahresfest, dem u. a. auch der Geheime Ober. Regierung. Rath, Kammerherr Graf von Bernstorff beiwohnte. Den Bericht erstattete der Prediger ö Neu begründet sind eine Kochschul⸗ und eine Haushaltungsschule. Die Kochschule ist, auf befon deren Wunsch Ihrer Majestät mit Unterstützung des Vaterländischen Frauen. vereins eingerichtet. Jeder Kursus dauert sechs Wochen und ist für acht Schülerinnen bestimmt. Die Eröffnung eines Abendkursus steht bebor. Der einjährige Kursus in der Haushaltungsschule wird von zehn Schülerinnen besucht; für April liegen berests fünfzehn neue Meldungen vor. Mit der Schule ist eine Waschanstalt per. bunden. Neu eingerichtet ist ferner eine Stellen vermittelung, bei der sich seit August v. J. 960 Herrschaften, aber nur 517 Dienstboten gemeldet haben. In 176 Fällen war die Vermitte⸗ ö nachweislich bon Erfolg. Im „Marienheim haben im letzten Jahre 5h junge Mädchen Unterkunft gefunden, davon 4860 al n 493 waren evangelisch, 54 katholisch, 7 jüdisch. An dem Mittagstisch nahmen auch andere junge Mädchen theil, es wurden insgesammt 21 793 Mittagsportionen ausgegeben. Das Hospiz hatte 1010 Gäste, die 4725 Nächte verblieben. In der Erziehungsanstalt »Zoar“ sind z. 3. 11 Kinder. Die Zahl der Abonnenten des Mägde— blatts ist von 5590 auf 19000 gestlegen. Der Bau eines zwesten d,. auf dem Grundstück der Gemeinnützigen Baugesellschaft in der
asserthorstraße steht bevor.
Die VIII. Haupthersammlung des unter dem Protektorat Ihrer Majestät der Kaiserin Friedrich stehenden Berliner Hauptvereins für Knaben-Haändarbeit findet Sonnabend, den 17. März Abends 8 Uhr (pünktlich,, im Bürgerfaal des Berliner Rathhauses (Eingang von der Königstraße) statt. Die Tagesordnung lautet: 1) Berichterstattung über die Thätig— leit des Vereins im letztvergangenen. Jahre, vom Vorsitzenden, Abg. von Schenckendorff; 25 Berichterstattung über die Ver— mögenzlage des Vereins, von dem Schatzmeister General— Konsul F. Borchardt; Vorstandswahl; 3) Mittheilungen über „Die Ausstellung von Erzeugnissen des Handfertigkeits-Unkerrichts aller Länder auf der Welt -⸗Ausstellung zu Chicago“, von Herrn Profeffor Dr. Waetzold, Direktor der Königlichen Elisabethschule. Die Mitglieder des Vereins sowie alle Freunde seiner Bestrebungen, insbesondere auch Damen, sind zu der Versammlung eingeladen. — Gleichzeitig findet im Oberlichtsaal des . eine Ausstellung der fünf Berliner Schülerwerkstätten statt, welche am Sonnabend, 17. März, von 3 bis 8 Uhr, Sonntag, 18. März, von 12 bis 7 Uhr, und Montag, 19. März, von 12 biz 7 Uhr, geöffnet ist. Ausgestellt sind Schüler und Lehrerarbelten und zwar: Holzschnitzerei⸗,, Hobel bank⸗ Papp-⸗AUrbeiten sowie Papier, und Holz⸗Arbeiten jüngerer Altersstufen. Der Eintritt ist für jeder— mann unentgeltlich.
In der Uranig findet morgen Abend um 6 Uhr der zehnte und letzte Abonnements Vortrag der gegenwärtigen Saison statt, und zwar wird Herr Professor Dr. Möbtus, der Direktor der Joologischen Sammlung des Museums für Naturkunde in Berlin, „Ueber echte
Perlen“ sprechen. .
Wittich (Rheinprov.), 9. März. Der älteste Beamte im Deutschen Reich, der Gefangenwärter Joh ann Müller, ist, der . Ztg.“ zufolge, heute im Alter von 101 Jahren und 20 Tagen gestorben.
Wien, 12. März. Wie die N. Fr. Pr.“ meldet, wurde am Sonnabend Nachmittag gegen 2 Uhr in Abbazmia eine ziemlich starke Erderschütterung verspürt, die eine Sekunde währte und sich von Südost nach Nordwest bewegte.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)
Wetterbericht vom 13. März, Uhr Morgens.
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Stationen.
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bedeckt wolkig wolkig Regen!) bedeckt bedeckt
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Belmullet . Aberdeen. Christiansund Kopenhagen. Stockholm. aranda. t. Petersbg. Moskau ... Cork, Queens; town ... ü heiter Cherbourg W bedeckt k Regen . 3 Regen mburg .. bedeckt?) winemünde — bedeckt?) Neufahrwasser wolkig Memel 1 bedeckt . bedeckt arlsruhe .. ꝰ halb bed. Wiesbaden. bedeckt i halb bed. bedeckt K S bedeckt ) ; ; bedeckt
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) Dunst. ,, Gewitter mit Regen. Nachmittags Nollet.) ewitter mit starkem Regen.
Uebersicht der Witterung.
als Gast.
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Nordschottland erschienen, einen Ausläufer nach der . entsendend, wo stürmische Luftbewegung aus sudwestlicher bis nordwestlicher Richtung ein⸗ etreten ist; auch an der westdeutschen Küste sind die i en Winde stark aufgefrischt und scheint weitere
dem nördlichen Rußland. In Deutschland ist bei
südlicher Luftströmfung das Wetter mild und trübe, Derr Kapellmei allenthalben, außer im südlichen Deutschland, ist Regen gefallen. An der westdeutschen Küste fanden, ostwärts fortschreitend, am Nachmittag Gewitter
Win diges, etwas kühleres Wetter wahrscheinlich. ball Deutsche Seewarte.
Theater⸗Mnzeigen.
. WKanigliche Schauspiele. Mittwoch: Opern- haus. 65. Vorstellung. Falstaff. Lyrische Komödie in 3 Akten von Giuseppe Verdi. Text von Arrigo Boito, deutsch von Max Kalbeck. In Seene gesetzt vom Qber⸗Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapellmeister Dr. Muck. Anfang 7 Uhr. Schauspielhaus. rn in erg ffstiel i g r lf, von ö o phraim Lessing. Gräfin Orsina: Fräulein In Scene gesetzt? von Sigmun e . n Pauline ö . n . . ir, 8 1 . chi . ,,,. Akt RNenz⸗Stark; die ikarischen Spiele in der Luft, ausge— arinelli. Herr Friedrich Hagse. als von Eduard Kraemer. Anfang 7 Gast.) Regie: Herr Plaschke. Ansang 76 Uhr. ; ng n Uhr Donnerstag: Opernhaus. 66. Vorstellung. ehe, rin. Romantische Oper in 3 Akten von Ri agner. (Telramund: Herr Pröll, vom Hoftheater in Ser re z als Gast.! Anfang 7 Uhr. auspielhaus. J ; tan Gr Traumstück in 2 Theilen von Gerhart Hauptmann. mit großem Ballet in 12 Bildern. Musik von Max Marschalk. Die Minnekönigin. ö. ö 6 von ö. een e nen, ö umm. riginal⸗Lustspiel in Der Obersteiger. Anfan 1. . . von F. Silesius (G. ö 1 * T.
Senator. Anfang 7 Uhr. Donnerstag: Der Herr Senator. Freitag: Die Jüdin von Toledo.
Berliner Theuter. Mittwoch: Aus eiguem Recht. Anfang 75 Uhr. ö r r tahh se, 4 . König sunder J Po Ges d T reitag; 29. Abonnements⸗Vorstellung. König sunder Junge. osse mit Gesang und Tanz in Hr. Lieut. a. D. der von Lear. (Marie Poepfschil,“ Fh Sgüer, Lubin, , Ute Vborß Jean ten nit ili unn lin, Gtarnbenzne , bert iet a. D; Alegmndzt
) Gestern Nachmittags Gewitter. Barnay, Arthur Kraußeneck, Ludw. Stahl, Paul Einödshofer. Änfang 73 Uhr. Donnerstag: Ein gesunder Junge.
Ein tiefes barometrisches Minimum ist über 6 ,
Friedrich Wilhelmstädtisches Thenter. Chausseestraße 25.
Zunahme der Windslärke wahrschejnsich, Vochdruck 3 ö , , e,, in von Lisit.
gebiete lagern über der Balkanhalbinsel sowie über Ichann .
ter Federmann. Donnerstag: Der lustige Krieg.
Restdenz · Thenter. Direktion: Sigmund Lauten.
statt; auch Berlin hatte Gewitter mit starkem Regen. burg. Mittwoch: Zum 23. Male. Der Masken⸗ Veglione).
von Alexandre Bisson und Albert Cars. Deutsch
Vorher: Maximilian Bern. Anfang 749
72. Vorstellung.
75. Vorstellung. Haunele. Kinder des Kapitän Grant.
ruse.) Anfang
Charley's Tante.
Nentsches Theater. Mittwoch: Der Herr Brandon Thoma. — Vorher: Paroistische Posse mit Gesang in 1 Akt von Gb.
Musik von Franz Ernst. Donnerstag: Dieselbe Vorstellung.
Zentral Theater. Alte Jakobstraße Nr. zo. Novität! Ein ge⸗
Jacybson und Benno Jacobson. Roth. In Seene gesetzi von Ab.
Mittwoch: Zum 9. Male.
von Benno Jacobson. Regie: Hermann Haack. —
Donnerstag: Dieselbe Vorstellung.
r Vitoria ⸗Thegter. Belle. Aliancestraße 7/8. Mittwoch: Mit vollständig neuer Ausstattung. Die Ausstattungsstück
Aöbolph Ernst⸗ Theater. Mittwoch, 77 Uhr: Schwank in 3 Akten von
Snal Fechstein. Mittwoch, Abends 74 Uhr:
Vermischte Anzeigen. Schwank in 5 23 646 L Att. nach dem Französisches eh JF. Dreh faß Kon II. Konzert (Klavier ⸗Abend) von Käthe Hüttig.
Uhr. Donnerstag und folg. Tage: Dieselbe Vorstellung.
Birkus Renz (Karlstraße). Mittwoch, Abends 75 Uhr: Auf auf zur fröhlichen Jagd. Par—
NUenes Theater. Direktion: Sigmund Lauten force, und Katkadenritt. Ballet von 109 Damen. burg. Mittwoch: 3. 26. Male. A Basso Porto. Meute von 40 Hunden. Außerdem: das Feuerpferd Emilia Scenen aus deim neapolitan. Volksleben in 3 Akten Elimar, vorgeführt von Frl. Oceana Renz, das von Goffredo Cognetti. Deutsch von Emil Dürer. Schulpferd Cyd, geritten von Herrn R. Renz;
Beautiful und der Steiger Solon, geritten von Frau
führt von der Familie Daineff; die Handakrobaten Gebr. Detroit ꝛc. Donnerstag: Anf auf zur fröhlichen Jagd.
RVamilien⸗ Nachrichten.
Verlobt: Frl. Elisabeth von Estorff mit Hrn. Hauptmann Franz Grafen von Haslingen (Oranien⸗ stein). — Frl. Lisi von Kleist mitt Hrn. Lieut. Achim von Qugst (Rheinfeld — Hannover. — Frl. Mar— garete Meitzen mit Hrn. Regierungs⸗Rath Dr. Edwin Sander (Berlin). — Frl. Elfe Eschke mit Hrn; Regierungs⸗Baumeister Franz Lindig (eipzig).
Die Bajazzi. Verehelicht: Hr. Lieut. Paul bon Weller mit
ö Frl. Helene Bärentz (Charlottenburg). — Hr. Reg n aul Berger mit Frl. Emma Schulze⸗Vellinghausen (Dortmund).
Geboren: Ein Sohn: Hrn. Hauptmann Bodo von Ditfurth (Colmar i. E.). — Hrn. Regierungs⸗ Assessor Heinrich Freiherrn von Zedlitz u. Neu—⸗ kirch (Osnabrücks. — Hrn. Grafen Rantzau (Alt- Döberitz).
Anfang 79 Uhr.
Derschau (Polnischdorf bei Wohlau). — Fr. Konsul Henriette Luise Meier, geb. von Gröning (St. Louis, Mo., U. S.). — Hr. Major a. D., Schloß
Mittwoch u. folg. Tage:
Konzert ⸗HKaus. Mittwoch: Konzert. DOuv. „Leonore II.“
usik von (neu) von Smetana.
Regie: Herr Cpstein. Dirigent: Waljer von Strauß. Scones de la (srdeé Rr. für die Violine von Hubay (Herr Neumann). „Edel⸗ weiß vom Semmering“ für Piston von Hoch (Herr
nfang 75 Uhr.
— Werner).
Sing Ahademie. Mittwoch, Schwank in drei Akten
Konzerte.
Die Felsenmühle! von Reissiger. Slavische Tänze . Nr. 7 und 8 von Dvorak. Üngar. Rhapsodie Nr.! Berlin: — Phantasie aus „Die verkaufte Braut“ Rosen aus dem Süben“, Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags
hauptmann und Kammerherr Carl von . Gehag (Freienwalde a. O.). — Hrn. Eisenbahn⸗ Direktor A. Becks Tochter Adda (Rostock).
Karl Meyder⸗
von Veethopen, Redakteur: Dr. H. Klee, Direktor.
Verlag der Grpedition (Schol ).
Anstalt, Berlin sw., Wilhelmstraße Nr. 32. Sieben Beilagen (einschließlich Börsen Beilage),
sowie vie Inhaltsangabe zu Nr. 6 des öffent. Abends 8 Uhr: sichen ain rs ( KN on manditgefellschaften auf Attien und Uktiengefelsfchaften) für die Woche
vom 5. bis 10. März 1884.
Erste Beilage
zum Deutschen Reichs⸗-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
Berlin, Dienstag, den 13. März
1884.
, 62.
Dentscher Reichstag.
69. Sitzung vom Montag, 12. März, 12 Uhr.
Ueber den Beginn der . bereits in der Nummer vom Montag berichtet worden. Bei Fortsetzung der zweiten Berathung des deutsch-russischen Handelsvertrags nimmt im Verlauf der Berathung zum § 19 nach dem Abg. Grafen Mirbach das Wort der
Regierungskommissar Königlich preußische Gesandte in Hamburg von Thiel mann: r
(Wir lassen des Zusammenhanges wegen diese Rede voll⸗ ständig folgen, obwohl über den Inhalt derselben theils schon gestern berichtet worden ist.)
Meine Herren, der Abg. Graf Mirbach begann seine Rede mit der Ankündigung, er würde über den Art. 19 und zugleich über das Schluß⸗ protokoll zu Art. 19 sprechen. Er hat sein Wort gehalten und hat sogar noch ein Mehreres gethan, er hat den größten Theil seiner Rede auf die Staffeltarife verwendet, welche mit Art. 19 nichts zu schaffen haben. Denn die Staffeltarife in Preußen sollen zur Aufhebung kommen, nicht weil wir einen Vertrag mit Rußland schließen wollen, sondern weil, sie geeignet sind, große Theile des deutschen Vaterlandes zu schädigen. Darauf brauche ich also weiter nicht zu antworten, das wird vielleicht von anderer Stelle geschehen. Ich beschränke mich auf den Artikel 19, und mit Erlaubniß des Abg. Grafen Mirbach werde ich das trennen, was er zusammengefaßt hat; ich werde erst den Art. 19 im Vertrag behandeln, und nachher die Be— merkungen zu Art. 19 im Schlußprotokoll. Der Abg. Graf Mirbach hat bedauert, daß bei den Unterhandlungen mit Rußland Deutschland sich gebunden hat, seine Cisenbahntarife auch xussischen Waaren zu gute kommen zu lassen. Dieser Vorwurf richtet sich an erster Stelle nicht gegen die gegenwärtige Regierung, er richtet sich viel⸗ mehr gegen das preußische Ministerium Manteuffel; denn dieses Ministerium war das erste, welches dies gethan hat. Das preußische Ministerium Manteuffel hat im Jahre 1857 die Eisenbahnverträge mit Rußland geschlossen, welche Sie in der Gesetzsammlung finden und welche diesen Grundsatz auch aussprechen. Das preußische Ministerium Manteuffel hat aber schon im Jahre 1853 einen Ver— trag mit Ocesterreich geschlossen, in welchem die gleichen Grundsätze auch zum Ausdruck kommen, und . Grundsätze ziehen sich vom Jahre 1853 ab durch alle Verträgè, welche wir mit Oesterreich ge⸗ schlossen haben. Es sind also Verträge, die zu einer Zeit geschlossen wurden, als das Ministerium Manteuffel nicht mehr und die gegen⸗ wärtige, Kaiserliche Regierung noch nicht am Ruder war. Daß nebenbei die gleichen Grundsätze in dem Vertrage mit Belgien nieder⸗ gelegt sind, hat der Referent bereits bemerkt. Ich glaube, gegen diese Grundsätze des Art. 19 in dem Vertrage läßt sich also weiter nicht polemisieren. Der Abg. Graf Mirbach sagte nun: uns schaden diefe Grundsätze, wenn wir sie auf russische Wagren anwenden. Ich glaube, sie schaden nicht Andererseits sagte er, sie nützen aber nicht, soweit deutsche Waaren, die nach Rußland transportiert werden, zur Frage kommen. Er wandte zunächst ein, betreffs der Kohle könnten die Russen dieses Zugeständniß jederzeit illusorisch machen durch künstlichen Wagenmangel. Ich will darauf erwidern, daß, wie bereits in der Kommission gesagt worden ist, gerade der Artikel Kohle ein sehr schlechtes Beispiel abgiebt. Denn in Oberschlesien haben wir Quali⸗ tätskohle, die die Flötze auf der russischen Seite nicht haben; in= folge dessen werden die Russen unsere Qualitätskohle auch durch Wagenmangel nicht ausschließen können. Der Abg. Graf Mirbach hat aber das Eisen ganz vergessen; ich möchte wissen, was unsere ober⸗ schlesischen Eisenindustriellen dazu sagen möchten, wenn den polnischen Werken hart jenseits der Grenze, kaum 1 km von der Grenze ent⸗ fernt, Tarife nach Kiew oder nach anderen Gegenden des süd⸗ westlichen Rußlands erstellt werden, die erheblich niedriger sind, als die aus den oberschlesischen Eisendistrikten. Ich glaube, es würde darüber in Oberschlesien ganz er⸗ hebliche Unzufriedenheit herrschen. Ich gebe zu, daß für Waaren wie Sammet und Seide die Eisenbahntarife ziemlich gleichgültig sind; es sind aber die Eisenbahntarife von schwerwiegender Bedeutung, wenn 3 sich beispielsweise um Eisen handelt, und daß das Eisen in unserem Export nach Rußland eine ganz hervorragende Rolle spielt, brauche ich gar nicht hervorzuheben. Ich kann also gleich zum Schlußprotokoll kommen, zu dem Artikel, welcher die näheren Erläuterungen und Bestimmungen über den Verkehr nach Memel, Königsberg und Danzig giebt. Ich schließe Memel vorläufig aus, weil, wie ich glaube, auch von den Gegnern nicht behauptet worden ist, daß die Tarife nach Memel uns besonders zu schädigen geeignet wären, und spreche nur von Königsberg und Danzig. Es ist gesagt worden, wir unterwürfen uns blindlings der russischen Willkür in Bezug auf die Tarife nach Königsberg und Danzig. Da erlaube ich mir nur, Ihnen aus dem Wortlaut des Artikels 19 im Schlußprotokoll eine kleine Stelle vorzulesen, welche, wie mir scheint, nicht die gebührende Würdigung gefunden hat. Sie steht auf Seite 77 und lautet: Diese Verpflichtung bezieht sich nur auf die beiderseitigen Staatsbahnen; doch werden die beiden Regierungen dahin zu wirken suchen, daß die Privatbahnen bei der Tarifbildung und Frachtver⸗ thellung auf ihren Linien die gleichen Grundsätze anwenden. Sollten sich jedoch trotzdem die am Verkehr in einer der bezeichneten Rich tungen betheiligten Privatbahnen diesen Grundsätzen der Tarifbildung und Vertheilung nicht unterwerfen, so sollen diese Grundsätze auch für die Staatsbahnen der vertragschließenden Theile nicht mehr bindend sein. Wagz folgt daraus, meine Herren? Es folgt daraus, daß, wenn Rußland sich etwa gemüßigt finden sollte, auf seinen Bahnen nach Riga und Libau solche Tarife einzuführen, welche den beiden bei uns in Betracht kommenden Privatbahnen, nämlich der Ost— preußischen Südbahn und Marienburg⸗Mlawka, kein genügendes Benefiz bieten, diese Bahnen fich berechtigkermaßen einfach welgern werden, diese Tarife einzuführen, womik auch für unfere Staatsbahnen jede weitere Verpflichtung wegfällt; bei den Staatsbahnen habe ich samentlich die Anschlußlinie Marienburg⸗Danzig im Auge. Nun ist ferner gesagt worden und zwar auf Grund einer Aeußerung oder einer BCi ch des russischen Finanz⸗Ministers Witte, welche mit sehr genauen Daten über die Schi ofrach en belegt war, daß die Beförderung des russischen Getreides über Königsberg oder Danzig. fo . im russischen. Interesse läge, daß selbst, ohne eine solche Bestimmung im Schlußprotokoll ein großer Theil des vussischen Getreides jeder Zeit über Königsberg und Banzig werde ver⸗ trachtet werden. Meine Herren, ich kann nur wiederholen, was ich über diesen Punkt bereits in der Nommifssion gefagt habe: Die
chiffsfrachten können nie für Berechnungen auf längere Zeiträume zu Grunde gelegt werden, die Schiffsfrachten wechseln nicht von Jahr zu Jahr, sie wechseln von Monat zu Monat; und wenn dem entgegen Kagt worden ist: ja, die Relation zwischen den Schiffsfrachten im — warzen Meer einerseits und in der Ostsee andererseits bleiben 39 die selben, — so bestreite ich das ebenso, wie schon von anderer eite bestritten worden ist, daß die russischen Getreidepreise und der mutet Hand in Hand gehen, daß sie parallel laufen. Sie haben Ihe m Kommission eine Jusammenstellung, der Berliner Börfe ge= . über Getreidepreise speziell Roggenpreise und Rubelkurse. Die 3. 3 Linien laufen nichts weniger als parallel, sie kreuzen sich und n Bickäacke, Gbenfo geht es mit den Schiffäfrachlen und alle reter der Seestädtẽ werden mir das bestätigen: Die Schiffsfrachten
können nach der einen Relation sehr billig sein und nach der anderen sich auf der üblichen Höhe halten; sie können sogar steigen, weil nicht allein verschiedene Gesellschaften, wie der Abg. Graf Mirbach zugab, nach verschiedenen Meeren fahren, sondern ganz verschiedene Klassen von Schiffen, theils große, theils kleine. Ich, komme nun auf die spezielle Wirkung der Tarife, wie sie im Artikel 19 des Protokolls näher dargelegt sind. Es wurde behauptet, zwar nicht von dem Abg. Grafen Mirbach, aber von anderer Stelle früher: diese Tarife wären jetzt schon so niedrig, daß das rufsische Getreide, welches nach loko Banzig oder nach koko Königsberg ge— langt wäre, mit den Tarifen immer noch bevorzugt nach dem mittleren Deutschland, sagen wir beispielsweise Berlin würde abströmen können. Meine Herren, das ist nicht richtig. Ich habe der Kommission eine nähere Sher mn, vor gt mit den nöthigen Karten, aus der Karte des Reichs-Kursbuchs ausge— schnitten, unter Berechnung der Tonnenkilometersätze. Aus diefen Sätzen ergiebt sich, daß die russischen Sätze bis auf eine Ent— fernung von ungefähr 1100 km von den Häfen erheblich höher sind als unsere preußischen Staffelsätze und sich erst jenseits der 1100 km unter diese Sätze erniedrigen. Was folgt daraus? Daraus folgt, daß das russische Getreide, welches erst den Umweg über Danzig oder Königsberg machen würde, um schließlich nach Berlin zu gelangen, doch in keiner Weise mehr bevorzugt anlangt, sondern benachtheiligt in Bezug auf die Frachtsätze. Meine Ziffern wurden sodann in der Kommission angezweifelt, sie wären nicht richtig und entsprächen nicht den thatsächlichen Verhältnissen. Darauf hat das Königlich preußische Ministerium der öffentlichen Arbeiten, einer Aufforderung der Kommission entsprechend, die Ziffern von anderen Gesichtspunkten noch einmal zusammengestellt. Es sind hier zusammengestellt — das wird auch später noch gedruckt werden — die thatsächlichen Frachten von acht der wichtigsten Schnitt- punkte im westlichen und südwestlichen Rußland nach Berlin, erstens über Danzig mit den ermäßigten Durchgangsfätzen bis Danzig, zweitens auf dem nächsten Wege über Alexandrowo. In allen Fällen ergiebt sich, daß der Weg über Alexandrowo um eine ganz erhebliche Summe, welche zwischen 15 und 23 S für den Waggon wechselt, billiger ist als der Umweg über Danzig, selbst mit den ermäßigten Durch⸗— gangstarifen bis dorthin. Also, meine Herren, glaube ich, daß irgend welche Befürchtung, das russische Getreide ksönne bevorzugt vin Danzig oder via Königsberg nach Berlin und anderen Theilen des mittleren Deutschlands gelangen, gänzlich unbegründet ist. Eine zweite Befürchtung wurde ausgesprochen und heute von dem Abg. Grafen Mirbach wieder⸗ holt, nämlich, daß das russische Getreide, welches zu den ermäßigten billigen Durchgangstarifen bis Königsberg oder Danzig gelangt sei, von dort wieder in das Innere der Provinzen Ostpreußen oder West⸗ preußen würde zurückströmen können. Darauf wurde seitens des Vertreters des preußischen Ministeriums der öffentlichen Arbeiten erwidert: theoretisch wäre das vielleicht möglich bei einem Rayon von etwa 50 km, wenn nicht die preußische Eisenbahn⸗Verwaltung dafür Sorge tragen würde, was geschehen wird, daß solches Getreide nicht einfach im Wege der von dem Abg. Grafen Mirbach für Bayern selbst angefochtenen Reexpedition einfach auf neue Frachtscheine zurück⸗ befördert wird, sondern, daß solches Getreide vielmehr zur Zurück⸗ verfrachtung in das Innere von Ostpreußen und Westpreußen nur dann angenommen wird, wenn es mit Landfuhrwerk dem Bahnhof zugeführt wird. Dadurch entstehen die Kosten der Ausladung aus dem Waggon, mit dem das Getreide von der Grenze gekommen ist, die Kosten des Landfuhrwerks, die Kosten der Wiedereinladung in den Eisenbahn⸗ waggon, macht zusammen für den Waggon ungefähr 10 S½½. Wenn man diese 10 M Spesen loko Danzig oder Königsberg in Betracht zieht, so kommt das Getreide, wie in der Kommission näher ausgeführt worden ist, nicht über einen Rayon von 15 km, von Königsberg oder Danzig aus gerechnet, hinaus zurück in das Land. Geht es weiter, so kommt es theurer zu stehen, als wenn es direkt von der Grenze ab befördert wird. Also auch in dieser Richtung sind die Bestimmungen des Schlußprotokolls zu Artikel 19 gänzlich unbedenklich. Es wurde ein dritter Punkt erwähnt: es würde sich auf Grund der billigen Durchgangstarife in Königsberg und Danzig eine sehr potente Mühlenindustrie entwickeln, welche die innerpreußischen Mühlen der Provinzen todtmachen würde. Meine Herren, da will ich auf etwas aufmerksam machen, was allerdings jüngeren Datums ist, nämlich auf das Amendement Bachem zum Identitätsnachweis. Wenn ich dasselbe richtig verstanden habe, so hat es im Sinne, auch jenen Mühlen, welche preußisches Getreide vermahlen, die Einfuhrscheine bei der Ausfuhr des Mehles zu gewähren, sodaß diese Mühlen ebenso in der Lage sind, Mehl aus preußischem Roggen zu mahlen und nachher portheilhaft ins Ausland auszuführen. Hiermit, meine Herren, entfällt meiner Ansicht nach ein großer Theil des Bedenkens. Andererseits woher kommt es, daß beispielsweise Bromberg, was dem russischen Pro⸗ duktionsgebiet erheblich näher liegt, auch ohne Durchgangstarife — ich rede von dem gewöhnlichen preußischen Tarif von 4, 5 43 für das Tonnenkilometer von der Grenze bis Bromberg — woher kommt es, sage ich, daß die dortige Mühlenindustrie die anderen Mühlen in den Ostpropinzen noch nicht todtgemacht hat? Nach den Ausführungen des Abg. Grafen von Mirbach hätte dies längst der Fall sein müssen. Bromberg liegt an schiffbarem Wasser, den russischen Produktions- städten näher, es kann das russische Getreide billiger erhalten als Königsberg und Danzig. Bis jetzt habe ich aber von einer so potenten Mühlenindustrie in Bromberg, von einer solchen, welche die Mühlen⸗ industrie in der Provinz todt gemacht hätte, nichts gehört. Ich glaube also, daß die Befürchtung für Danzig und Königsberg nur eine theoretische ist, praktisch scheint sie mir bis jetzt nicht zu sein. Sollte sie es aber sein, so bitte ich Sie, auch die Aufhebung des Identitätsnachweises mit zu berücksichtigen. Wenn sich in Königsberg und Danzig eine potente Mühlenindustrie entwickelt, wird dann diese Mühlenindustrie nach Aufhebung des Identitätsnachweises nicht auch der ostpreußischen und westpreußischen Landwirthschaft zu gute kommen? Ich glaube: sehr! Gerade wegen der Mischung des deutschen und russischen Getreides, welche ein besonderes backfähiges Mehl liefert, wie allseits bekannt ist, werden solche Mühlen an schiff⸗ barem Gewässer, die in erster Linie Exportmühlen sind, auch ost— und westpreußisches Getreide an sich ziehen. Das ist also ein Vortheil für die Provinzen. Ich glaube hiermit alle Einwürfe, die gegen das Schlußprotokoll zum § 19 erhoben worden sind, entkräftet zu haben und wüßte nicht, was von diesen Bestimmungen noch ührig bleiben könnte, um Ost⸗ und Westpreußen, zu deren Nutzen der Art. 19 im Schlußprotokoll anerkanntermaßen geschaffen worden ist, etwa in ihren landwirthschaftlichen Beziehungen zu schädigen. (Beifall.) . Abg. Kröber (sudd. Lot) erklärt sich namens der süd⸗ deutschen Volkspartei gegen die Staffeltarife; aber er und seine Freunde seien nicht grundsätzlich gegen die Staffeltarife, wenn die⸗ selben einheitlich geordnet würden, und wenn nicht die Eisenbahnen die auswärtigen Wagaren eben so billig fahren müßten, wie die ein⸗ heimischen. Im Direktionsbezirk Breslau bestehen Staffeltarife für Holz, die heruntergehen bis auf 0,2. Soll zu diesem billigen Tarife auch russisches Holz gefahren werden? Wenn die . Staffel⸗ tarife aufgehoben werden sollen, dann müßten die Preußischen Staffel⸗ tarife in den Bezirken Bromberg und Breslau auch beseitigt werden. bg. Dr. Hammacher Eckh: Da die Aufhebung der Staffeltarife beschlossene Sache ist, so hat es wenig Zweck, sie hier im Reichstag u behandeln. Ich möchte nur , , n. mit der Aufhebung so und als möglich vorzugehen. Von seiten der verbündeten Regie
rungen ist uns mitgetheilt, daß der Aufhebung der Staffeltarife vor dem 1. August reglementarische und vertragsmãßige Hindernisse ent⸗ gegenstehen. Darin wollen wir nicht eingreifen; aber das können wir nicht zugeben, daß die Aufhebung des Identitätsnachweises und der Staffeltarise unbedingt gleichzeitig mit dem russischen Vertrage er⸗ folgen muß. In Bezug auf den Art. 19 hat der Re ierungskommissar von Thielmann bereits das Nöthige ausgeführt. Ich habe nicht die Loyalität der russischen Regierung übermäßig gelobt, sondern nur aus.? geführt, daß beim Abschluß eines solchen Vertrags beide Theile von einander annehmen müssen, daß der Vertrag loyal ausgeführt wird. In Bezug auf die Eisenbahntarife würde es an der Zeit sein, eine Zentralbehörde einzusetzen, welche die Beobachtung der Verfassung in dieser Beziehung überwacht. Wenn Bayern Staffeltarife hat, dann darf es sich nicht wundern, daß Preußen auch davon Gebrauch macht. Die Bedenken des Abg. Grafen Mirbach sind vollständig unzutreffend. Wenn russisches Getreide nach Danzig und Königsberg kommt, dann müßte es, um in Deutschland weiter verfrachtet zu werden, umgeladen werden, was wenigstens 19 6 Kosten pro Doppelzentner verursacht. Es würde nur in einem Umkreife von 5 kin billiger perwendet werden können als deutsches Getreide. Die Hauptzufuhr⸗ strahe für rufsisches Getreide würde die Marienburg⸗Mlawkaer Bahn
für Danzig und die ostpreußische Südbahn für Königsberg fein, Diestüt—⸗
beiden Pribathahnen werden aber niemals die Tarife so hexabsetzen, daß das russische Getreide zu Schleuderpreisen transportiert wird. Was würde auß dem Verkehr mit Rußland, wenn wir den Art. 15 nicht hätten? Würde nicht erst recht Rußland freie Hand haben, seine Eisenbahntarife zu gestalten und dadurch die Zollermäßigungen illusorisch zu machen?
Abg. Freiherr von Ham merstein (dkons): Der Reichskanzler hat allerdings dagegen protestiert, daß Preußen gezwungen sei, die Staffeltarife, aufzuheben. Aber etwas eigenthümlich ist die Ent⸗ stehungsgeschichte dieser Angelegenheit doch. Im Juni 1593 erklärte die preußische Regierung, daß die Staffeltarife wirthschaftlich und finanziell gerechtfertigt seien. Damals wußte sie doch schon, daß mit Rußland verhandelt wurde, und wenn die Staffeltarife damit direkt in Verbindung ständen, so hätte eine solche Erklärung damals doch nicht abgegeben werden können. Der Abg. Dr. Lieber meinte, gegen die Wiedereinführung der Staffeltarife sichere die Ehr⸗ lichkeit der preußischen Regierung. Wer sind denn die beiden Kontrahenten? Der eine ist die preußische Regierung, wer aber sst der andere? (Zuruf des Abg. Rickert: Hier die Herren im Reichstag) Die können doch mit der preußischen Regierung nicht kontrahieren. Es handelt sich also offenhar um ein Handelsgeschäft. Redner bleibt bei seiner in der Kommission aufgestellten Meinung stehen, daß der Transport vom Innern Rußlands über Danzig nach Berlin für russisches Getreide sehr billig sein würde; von einer Umladung in Danzig brauche keine Rede zu sein; denn in der Kommission ist nur erklärt worden, daß die Regierung eine solche Umladung ein⸗ richten könne, Die von der preußischen Eisenbahnverwaltung auf⸗ gestellten Zahlen stimmen nicht recht mit denen überein, welche aus Speditionskreisen mitgetheilt sind. Jedenfalls wird auf der Strecke Landesgrenze nach Danzig oder Königsberg das russische Getreide billiger gefahren als das deutsche auf der gleichen Strecke. Der Getreidepreis auf dem Lande ist aber in Ost- und Westpreußen der Danziger oder Königsberger Preis abzüglich der Fracht, die für deutsches Getreide höher ist als für russisches. Wenige Tage vor Abschluß des Vertrags hat Rußland den Zoll für Zucker in Finland erhöht, soweit er nicht aus Rußland kommt. Eine solche Manipulation kurz vor Abschluß eines Vertrags, der eine solche Erhöhung verbietet, ist doch auffallend. Ebenso auffallend ist es, daß die Schulen der deutschen Kolonisten nicht mehr die Selbstverwaltung haben sollen, daß die Schulverwaltung nicht mehr Grundbesitz erwerben kann.
Reichskanzler Graf von Caprivi:
Ich will mich nur mit wenigen Worten gegen die Bemerkungen wenden, mit denen der Herr Vorredner das preußische Staats⸗ Ministerium angegriffen hat. Er hat zuerst gesagt: am 28. Juni 1893 hat der Königlich preußische Minister für die öffentlichen Ar⸗ beiten eine Erklärung abgegeben, die dahin ging, daß das Staats⸗ Ministerium mit den Staffeltarifen durchaus zufrieden sei, und hat daraus gefolgert: entweder müsse das preußische Staats⸗Ministerium nicht in allen Stadien der Unterhandlungen hinreichend unterrichtet gewesen sein, oder der preußische Herr Minister der öffentlichen Arbeiten hätte doch wissen müssen, daß ein Vertrag mit Rußland käme. Der Einwand löst sich sehr einfach aus dem Datum. Am 28. Juni 1893 waren wir in den ersten Stadien schriftlichen Verkehrs mit der russischen Re⸗ gierung, und weder ich, noch irgend ein Mensch hat um die Zeit mit einiger Wahrscheinlichkeit wissen können, ob ein Handelsvertrag mit Rußland, ob ein Gesetz über den Identitätsnachweis zu stande kommen würde. Es kann also dem preußischen Herrn Minister für die öffentlichen Arbeiten nicht der mindeste Vorwurf daraus er⸗ wachsen, wenn er um die Zeit etwas nicht wußte, was überhaupt kein Mensch wissen konnte.
Zweitens hat der Herr Vorredner gesagt, die Sache mit den Staffeltarifen wäre ein Handelsgeschäft, und wenn Handelsgeschäfte gemacht würden, so müßten zwei Kontrahenten da sein; der eine Kontrahent wäre zweifellos das preußische Staats, Ministerium, der andere, wer das wäre, wisse er nicht. Ich will das dem Herrn Abgeordneten sagen, und ich bin erstaunt, daß er das nicht weiß. Hat denn der Herr Abgeordnete keine Kenntniß vom Antrage Eckels im Abgeordnetenhaus; hat er keine Kenntniß davon, wie tief im Westen Preußens die Abneigung gegen die Staffeltarife geht, und hat er nicht die Rede des Herrn Freiherrn von Schorlemer im Herren⸗ hause gelesen? Ich glaube, wer Kenntniß von diesen Dingen hat, wird wissen, wer der zweite Kontrahent ist.
Abg. Dr. Schaedler . verwahrt die bayerische Kammer dagegen, daß der Abg. Graf Mirbach es komisch oder eigenthümlich ge⸗ funden habe, daß die bayerische Kammer sich mit den pPreußischen Staffeltarifen befaßt habe. Die bayerische Kammer wird eg sich nicht nehmen lassen, sich mit Dingen zu befassen, welche das vitalste Interesse Bayerns betreffen. Von einem Sh fe e, für Baumwolle ist in Bayern gar keine Rede. Wenn die Aeußerung des ö. Dr. Hammacher von einer * darauf hinausgehen soll, daß Bayern seine slbständtge Tariffeststellung verlieren soll, so wird er sich täuschen. Alle Bayern werden sich gegen eine solche Verzicht⸗ leistung auf ein bayerisches Recht erklären. ;
Regierun . Königlich preußischer Geheimer Regierungtz⸗ Rath Möllhausen; Der Abg. . err von Hammerstein hat die Angaben der e gn Eisenbahnverwaltung bezweifelt. Wir sind sehr vorsichtig bei der Aufstellung gewesen. Was die Umladung in Danzig und Königsberg betrifft, so wird dieselbe vorgeschrieben werden. Es handelt ah um Ausnahmetarife für Frachten loko
Danzig und Königsberg. Diese Ausnahmestellung der Tarife wird . werden, indem wir positiv eine Umladung des Getreides
vorschreiben werden.