Finanz Minister Dr. Miquel:
Meine Herren! In der Kommission ist ja schon hervorgehoben durch die Vertreter der Königlichen Staatsregierung, daß die Staats regierung von der Auffassung ausgeht, sie sei in Gemäßheit des Ge⸗ setzes, betreffend die Umzugskosten der Staatsbeamten, nicht ohne weiteres berechtigt, die Umzugskosten zu gewähren, und ich glaube, wenn man die betreffenden Paragraphen sich ansieht, dann wird man darüber nicht zweifelhaft sein können, daß Regierungs- Baumeister keine Assessoren oder Regierungs ⸗Räthe sind. Dagegen haben die Vertreter der Staatsregierung in der Kommission bereits ihrerseits er ⸗ klärt — und ich kann diese Erklärung nur wiederholen — daß die Staats⸗ regierung bereit ist, diese ganze Frage in weitere Erwägung zu nehmen, und vielleicht bietet sich Gelegenheit, diese Frage zu lösen bei Ge⸗ legenheit der Durchführung der neuen Organisation der Eisenbahn⸗ verwaltung. Ich glaube, unter diesen Umständen könnte das Haus, und selbst diejenigen Herren, die wünschen, daß diese Sache den An⸗ trägen gemäß erledigt wird, sich vollkommen dabei beruhigen, einfach die Petition der Regierung als Material zu überweisen, während der Antrag, wie er hier von der Petitionskommission gestellt ist, an und für sich doch einigermaßen unklar ist; denn es heißt hier: es soll diese Petition der Königlichen Staatsregierung als Material zur Be⸗ rücksichtigung überwiesen werden. Das entspricht jedenfalls nicht einem klar verständlichen und stets beobachteten Gebrauch dieses hohen Hauses.
Abg. Gothein (fr. Vgg.): Die Regierung kann ja jeden Augenblick den Baumeistern den Titel Asseffor geben, wie sie vor einigen Jahren den Forstbeamten die . und Forst⸗ Assessor verliehen hat. Die Petition wi aber eine gesetzliche Rege⸗ fung, und wir wollen sie zur Berücksichtigung überweisen, denn die Mißstimmung der Beamten ist ganz außerordentlich. Ich würde lieber die Worte „als Material“ streichen.
Finanz⸗Minister Dr. Miquel:
Ich glaube, der Herr Vorredner hat den F 3 des Gesetzes, be⸗ treffend die Umzugekosten der Staatsbeamten, wohl nicht vor Augen gehabt; denn es heißt in demselben ausdrücklich und zwar
als eine Ausnahme von dem Grundsatz, daß nur die etatsmäßig angestellten Beamten Umzugskosten zu erhalten haben, während die nicht etatsmäßig angestellten Beamten bei Versetzungen nur Tage⸗ gelder und Reisekosten erhalten; jedoch es sind den im höheren Staats⸗ dienst außeretatsmäßig beschäftigten Ass essoren und Räthen Umzugskosten alsdann zu gewähren, wenn sie vor der Versetzung bereits gegen eine fixierte Remuneration dauernd beschäftigt waren.
Nun kann man zwar sagen — und das scheint auch wesentlich der Gedanke der Herren Vorredner zu sein —, daß, wenn den außer⸗ etatsmäßig beschäftigten Assessoren Umzugskosten gewährt werden, es billig ist, sie auch den Regierungs⸗ Baumeistern zu gewähren, und über die Frage will ich mich heute garnicht äußern. Aber man kann unmöglich behaupten, daß in dem festen Sprach⸗ gebrauch unserer Gesetzgebung unter außeretatsmäßig beschäftigten Assessoren im höheren Staatsdienst Regierungs⸗Baumeister zu verstehen seien, und daraus folgert die Staatsregierung, daß sie garnicht ohne weiteres, ohne eine Aenderung des Gesetzes, berechtigt ist, den Regierungs⸗Baumeistern Umzugskosten auch zu gewähren, wie es die Herren Vorredner meinen. Ich kann also nur wiederholen: wie die Lage gegenwärtig ist, ist gar kein Interesse vorhanden, darüber zu streiten, ob es nothwendig ist, selbst im Sinne derjenigen, die diese Petition an sich für begründet halten, sie als Material der Regierung zur Kenntniß zu bringen oder sie als Material zur Berücksichtigung zu überweisen.
Abg. Nadbyl (Zentr.) meint, daß im Gesetz unter „Assessoren“ alle Stäaatsbeamten der fünften Rangklasse zu verstehen seien.
Finanz⸗Minister Dr. Miquel:
Nach den Ausführungen des Herrn Vorredners spitzt sich die Frage darauf zu, ob jeder Beamter im Staatsdienst, ob Lehrer oder Oberförster oder was er auch sei, weil er den Rang der fünften Klasse hat, Assessor sein muß im Sinne der fraglichen Bestimmung. Das ist eine ganz undenkbare Sache. Wir wissen ja ganz genau, was wir nach unserem gesetzlichen Sprachgebrauch unter Assessoren verstehen, und die spezielle Ausnahme, die in einem Gesetz gemacht ist zu Gunsten dieser ganz bestimmten Beamtenklasse, kann doch nicht auf alle Be⸗ amten des ganzen Staats Anwendung finden, bloß weil sie in der gleichen Rangklasse sind. Davon kann doch garnicht die Rede sein. Ich bin fest überzeugt, wenn ich einer solchen Interpretation als Finanz⸗ Minister Folge geben würde, dann würde die Ober⸗Rechnungskammer sehr bald ein Veto einlegen, und ich würde ja nach meiner eigenen Rechtsüberzeugung mich dazu auch nicht in der Lage befinden. Also wenn Sie in die sem Sinne die Petition zur Berücksichtigung der Staatsregierung empfehlen, dann thun Sie etwas, was keinen Erfolg haben kann, und dann eignet sich das Haus diese offenbar irrige Interpretation des Gesetzes an.
Nach diesen Ausführungen kann meiner Meinung nach von einer Ueberweifung zur Berücksichtigung wohl nicht mehr die Rede sein.
Abg. Dr. Sattler (nl): Durch die Auslegung, daß die Bau⸗ meister Assessoren seien, haben die Herren nur ihrer Sache geschadet. Darauf kann die Regierung nicht eingehen. Ich bin bereit, die Worte „als Material“ zu streichen und die Petition zur Berücksichtigung dahin zu überweisen, daß das Gesetz geändert werde.
Abg. Wallbrecht (ul.) ist damit einverstanden, daß die Worte „als Material“ gestrichen werden.
Rach einigen weiteren Bemerkungen der Abgg. Grüte⸗ ring (Zentr) und Nadbyl (Zentr) wird die Petition der Regierung zur Berücksichtigung überwiesen.
Auch die Petition des Berginvaliden Isken zu Eickel wegen Gewährung einer Pension wird der Regierung zur dern, , uͤberwiesen.
Schluß gegen 123/ Uhr. Nächste Sitzung Freitag 10 Uhr.
Entscheidungen des Ober⸗Verwaltungsgerichts.
Ist von dem Magistrat einer Stadtgemeinde für die Stimmen⸗ abgabe zu den Stadtverordnetenwahlen eine so kurze Zeitdauer bestimmt worden, daß viele Wähler dadurch genöthigt wurden, Opfer an Zeit und Bequemlichkeit bei der Ausübung ihres Wahlrechts zu bringen und eine Anzahl von Wählern demzu⸗ folge auf die Ausübung erz Wahlrechts verzichtete, so genügen, noch einem Urtbeil des Qber⸗Verwaltungsgerichts, II. Senats, vom 17. Oktober 1893, diese Umstände nicht, die vorgenommene Wahl für ungültig zu erklären. Nur durch die Erbringung von Thatsachen, wonach ein Theil der Wähler durch die vom Magistrat getroffene An⸗ ordnung an der Ausübung des Wahlrechts verhindert worden sei, kann die Wahl mit Erfolg angefochten werden. — Der Magistrat zu S. (in Westfalen) bestimmte für bie Stadtverordnetenwahlen der III. Ab⸗ theilung als Termin den 18. November 18092, Vormittags von 94 bis 125 Ühr“. Gegen die geschehenen Wahlen ging sodann lein Protest
in dem die Ungültigkeitserklärung der geschehenen Ergebniß nicht der wahre Wille der S beantragt wurde. des geltend gemacht: timmenabgabe von 1618 Wählern dessen habe Wahllokale ein solches Gedränge stattgefunden, ler unter Abstandnahme von der Wahl das Wahllokal andere unter mancherlei Unbequemlichkeiten lange ten müssen und event. auch dann noch So hätte denn auch, nachd die Wahlhandlun Es liege auf der
beim Magistrat ein, Wahlen, weil in dem berechtigten zum Ausdruck gebracht sei, rün dung des Protestes wurde eit von drei Stunden sei für die
des Wahl daß viele Wäh verlassen hätten, eit hätten war
timmabgabe gelangt wären. 123 Uhr kein Wäh noch bis nach 2 Uhr gedauert. namentlich Arbeiter, Beamte und Gewerbetreibende, ere Zeit dem Wahlgeschäft zu widmen. ammlung beschloß demgemäß die Ungültigkeits⸗ Die dagegen von den Gewählten erhobene begründet erachtet und der Beschluß de aufgehoben, indem die von den nd unter Beweis gestellten Thatsachen den. Auf die Berufung der beklagten ammlung bestätigte das O.-V.-G. die Ent⸗ indem es begründend ausführte:
wie lange die Wahlzęit zu
naheliegenden Gründen nicht ge⸗ gerade aus dem Mangel an näheren daß der Gesetzgeber, den es dem pflichtmäßigen Er⸗
er mehr zugelassen worden,
viele Bürger, im stande seien, län Stadtverordneten⸗Ve erklärung der Wah Klage wurde vom Bezirksausschuß für der Stadtverordneten ⸗Versammlung wur Protestierenden geltend gemachten u als ganz unzulänglich Stadtverordneten⸗Vers scheidung des Bezirksausschusses,
„Eine nähere Beflimmung darüber, dauern habe, hat das Gese geben. Vielmehr ergiebt si ͤ Weifungen in der fraglichen Richtung, lokalen Verhältnissen Rechnung tragend, mesfen des Magistrats hat überlassen wollen, die Stunden, bestimmen.
erachtet wur
sein pflichtmäßiges Ermessen In dieser Hinsicht könnte höchst Indessen dem au
ens die Anzahl der Wähler in Be⸗ s der Anzahl der Wahlberechtigten den Schluß steht die Erfahrung über die in früheren sodaß sich mit einer dann rechnen ließe, u alle Wahl⸗ — — Ein Anspruch der hne jedes
tracht kommen. etwa zu ziehen obachtete Wahlbetheiligung gegenüber, Pflichtwidrigkeit des Magistrats do wenn der Magistrat berechtigten zur Wahl erscheinen würden. Wähler darauf, ohne jede Unbequemlichkeit und o zur Ausübung des Wahlrechts zu gelangen, dem dem Magistrat obliegenden pflichtmäßigen Ermessen ann er aus dem Gesichtspunkt fälschte Wille der eine größere hr oder minder Bequemlichkeit zu
ch immer nur dan hätte voraussehen müssen, daß nahe
Opfer an Zeit erwächst weder aus in Betreff der Zeitbestimmung, noch k hergeleitet werden, daß mittels der Wahl der unver Wähler zu freiem Ausdruck gelangen soll, oder geringere Anzahl von
und wenn Wählern, anstatt die me der Wahl verknüpften Opfer an Zeit und Wahllokal zu verlassen, ohne gestimmtz zu Verhalten der Wähler kein anderer Schluß daß sie freiwillig auf die Wahlrechts verzichtet haben.“
bringen, es vorzieht, das haben, so ist aus diesem Ausübung ihres
Statistik und Volkswirthschaft.
Die deutsche überseeische Auswanderung
, Antwerpen, Rotterdam und Amsterdam stellte sich chen Statistischen Amts im Fe⸗ Vorjahres folgendermaßen:
über deutsche Häfer
nach den Ermittelungen des Kaiserli
bruar 1894 und im gleichen Zeitraum des Es wurden befördert im Februar
Hamburg .. deutsche Häfen zusammen ..
Antwerpen .
Rotterdam
Amsterdam
Aus deutschen Häfen wurden im Februar d. J. vorgenannten 1754 deutschen Auswanderern noch 2604 fremder Staaten befördert. Davon gingen über Hamburg 830.
Angehörige Bremen 1774,
Die Sonntagsruhe im Güterverkehr der preußischen Staatseisenbahnen. Geheimen Regierungs⸗Raths F. Seydel im
Ein Aufsatz des 3 2. Heft des „Archivs
Ministerium der öffentlichen Arbeiten berichtet im ahrgang 1894, über die Ermittelungen, welche infolge eines Erlasses des Ministers vom 8. Dezember 1 ändigen Einstellung des Güterverkehrs an iner ad hoc einberufenen Kommission angestellt . keit im Februar llen Eisenbahn⸗
für Eisenbahnwesen
die Möglichkeit einer vollst Sonn⸗ und Festtagen von e worden find. Die Kommission begann ihre Thätig 1893 und stellte in der Zeit bis zum April 1893 in a Dircktionsbezirken unter Zuziehung von Vertretern der betheiligten Verwaltungsbehörden die erforderlichen örtlich Das Ergebniß ihrer Arbeiten wurde in einem an den gerichteten Bericht vom 31. Mai 1893 niedergelegt.
Die in den einzelnen Verwaltungsbezirken vorgeno ernach das Üüberraschende Ergebniß gehabt, daß nach zerkehrs⸗ und Betriebsverhältnissen auf die Durchführung der vollen Sonn⸗ n vereinzelfen Ausnahmefällen, mit verhält⸗
en Untersuchungen an. Ressort⸗Minister
nmenen Er⸗ hebungen haben hi den örtlichen den einzelnen Bahnlinien tagsruhe im Güterverkehr, abgesehen vo keinen nennenswerthen Schwierigkeiten begegnen und nur geringen Kosten möglich sein würde. Allerdings sind oder weniger umfassende Verschiebungen sowie Umstationierungen theilweise auch Neuanschaffungen von Lokomotiven nöthig; auch müssen die Bahnanlagen zum Zweck der Unter⸗ hrend der Ruhezeiten eine Erweiterung er— alle diese Maßnahmen nach den Be— sion im ganzen Staäatsbahnbereich an ein⸗ Betrag von 1 848 192 rdenden dauernden Gjähr— entstehen haupt⸗ Ruhe ein⸗
dazu fast überall mehr Lokomotiv⸗ und Zugpersonals, an perschiedenen Stellen bringung der Güterzüge wä Indessen erfordern rechnungen, der Kommiss Aufwendungen immer nur den Ebenso sind auch die erforderlich we lichen Ausgaben verhältnißmäßig gering. Diese sächlich durch die regelmäßige tretenden Fahrpersonals in die und Festtagen und zurück, sowie durch die unvermeidlichen dem erwachsen dadurch, Sonntagsruhe und infolge der stärkeren Belastung der mehr Vorfpannlokomotiven herangezogen werden müssen, durch die erforderliche Bewachung der wã Stationen liegenden Züge vielfach besondere Kosten. onalvermehrungen insolge der Sonntagsruhe nur in ganz Fällen aus befonderen Gründen erforderlich, sodaß hierfür veranschlagen ĩ Kommission
Beförderung des in die Heimath an den Tagen vor den Sonn⸗ damit in Verbindung Lokomotiven. Wochentagen
Leerfahrten
mehr Züge Züge an den Wochentagen sowie ferner hrend der Ruhezeit auf den Dagegen werden
vereinzelten nennenswerthe Ausgaben dauernden S849 688 MS berechnet worden.
Diesen — einmaligen aber Ersparnisse von Diese haben zum bei weitem grö bei Einführung der Sonntagsruhe kilometer eine erhebliche Verminderung erfährt. führung der Sonntagtzruhe würden im Jah Zugkilometer weniger als sonst zu leisten sein, des von der Kommission angenommenen Einheits für das Zugkilometer schon allein eine Ersparniß von Weitere Ersparnisse treten ein durch ebernachtungen des Fahrpersonals, Wegfall der dafür zu zahlenden Uebernachtungsgelder; durch M
danach von der
wie dauernden — Kosten gegenüber würden nicht weniger als 4132 522 ½ entstehen. jzten Theile darin ihren Grund, daß die Zahl der zu leistenden Zug⸗ Bei voller Durch⸗ resdurchschnitt 8 234 910 was bei Zugrundelegung satzts von 20 *
1646 982 MS ergiebt. minderung der
inderbedarf an Rangier⸗
Personaß . tun enn,
2s 265 O
n 12 5b o von Spezialwagen. ... 1166 500 0
für Aufstellungegleise zur Unterbringung der neu beschafften Wagen ; 2460000 4
zusammen 42 481 5 7
(einmalig) ausgegeben werden müssen.
Hierzu kämen ferner, an dauernden Ausgaben noch Mehr— ausgaben an Wagenmiethen, die durch die Sonntagsruhe ud die dadurch bedingte Verzögerung des Wagenumlaufs herbeigeführt werden. Diese Mehrausgaben sind auf 235 G00 16 herechnet. Mithn würden für den Fall der vollständigen Einstellung des Güterverkehn an Sonn- und Festtagen an einmaligen Kosten entstehen
1848 152 S6 4 42 481 500 d — 44 329 692 M; an fortdauernden (jährlichen) Kosten S849 688 S6. 4 283 000 , — 1132688 dagegen jährliche Ersparnisse von 4132 522 4
Die oben angegebene Vermehrung des Wagenparks, der 42481 50 Mark kosten würde, würde nach Ansicht der Kommission indeß mm zu dem Zweck nothwendig sein, um auch in den Zeiten des starkste Verkehrs unter Aufrechthaltung der Sonntagsruhe den an die Gisem⸗ bahnverwaltung zu stellenden Anforderungen zu gnügen; dagegen würde in ben Zeiten des schwachen und mittleren Verkehrs auch be Einführung der Sonntagsruhe der gegenwärtige Wagenbestand aut. reichen. Bie mehrbeschafften Wagen würden also den größten Thel des Jahres unbenutzt bleiben müssen. Die Kommission war de
Meinung, daß es wirthschaftlich nicht zu rechtfertigen sei, für nn
Vermehrung des Wagenparks ein so bedeutendes Kapital aufzuwenden und den größten Theil des Jahres hindurch ungenützt zu lassen lediglich um an den in Betracht kommenden wenigen Sonn⸗ umd Festtagen, die in die Zeit des starken Verkehrs fallen, die Sonntaz⸗ ruhe im ganzen Umfang aufrechterhalten zu können. Vielmehr hi fie empfohlen, von der Mehrbeschaffung von Güterwagen in dem be rechneten Umfang abzusehen und in solchen Zeiten, wo ausnahmẽsweis wegen lebhafter Zunahme des Verkehrs die Wochentage zur Bewälti gung des letzteren nicht mehr ausreichen und deßhalb Störungen in ber Abwicklung der Güterbeförderung zu befürchten stehen, ein theilweise Einschränkung der Sonntagsruhe zu gestatzen, In einem solchen Falle würde sich auch die Berechnung der sonstige saufenden Ausgaben und Ersparnisse ändern. Die Kommission it ferner der Meinung, daß auch bei Eintritt von Betriebsstörungen sowie zur Abwendung drohender Betriebsstörungen eine vorübergehende Einschränkung oder AÄufhebung der Sonntagsruhe jederzeit zugelasgt werden muß. Ferner sollen folche Güter, die ihrer Natur nach ode aus besonderen Gründen die durch die Sonntagsruhe bedingte Wr zögerung in der Beförderung nicht vertragen, auch während der Sonntas⸗ ruhe regelmäßig befördert werden dürfen. Bei Einführnng da Sonntagsruhe im Güterverkehr würden ferner die zur Zeit bestehende Teferfristen vielfach unzulänglich sein, weshalb eine entsprechende Wu längerung derselben geboten sein würde. Eine alsbaldige Einführm der Sonntagsruhe im Güterverkehr ist nach der Ansicht der Kom mission insoweit möglich und erwünscht, als sie ohne Aufwendung be sonderer Kosten oder innerhalb der durch den Staatshaus halts. Etat jn Verfügung gestellten Mittel geschehen kann. . Ber Minister der öffentlichen Arbeiten hat auf Grund diss Vorschläge durch Erlaß vom 20. November 1893 die Eisenbahn Direktionen angewiesen, mit der weiteren Durchführung der Sonntah⸗ ruhe insfoweit vorzugehen, als dies nach Maßgabe der im Etat in Verfügung stehenden Mittel sowie mit den bestehenden Einrichtun n erreichbar ist, unter dem Vorbehalt, daß dabei eine Beeintrãchtigm berechtigter Verkehrsinteressen überall vermieden wird. Inshesondun sind die Königlichen Eisenbahn Direktionen ermächtigt worden, li Eintritt von Betriebsstörungen, sowie zur Abwenzung drohender H triebsstörungen die Sonntagsruhe nach ihrem pflichtmäßigen Ermesh einzuschränken oder unter Umständen aufzuheben. Mit Rücksicht in die im Herbst regelmäßig wiederkehrenden Zeiten außergewöhnliha Verkehrs soll ferner die Sonntagsruhe da, wo dies zur Sichen m einer regelmäßigen Wagenzuführung an die Versandbezirke erforders ist, ebenfalls soweit als nöthig eingeschränkt und diese Einschräntmn nicht erst dann, wenn infolge des gestiegenen Versandes die e friedigung des Wagenbedarfß bereits auf Schwierigkeiten gestoßen in sondern um diese thunlichst zu vermeiden, rechtzeitig vor du Eintritt der alljährlichen Verkehrssteigerung bewirkt werden. In n. Erlaß sind die Königlichen Eisenbahn-Direktionen weiterhin arm, worden, mit der Ausführung der von der Kommission zur Durch rung der Sonntagsruhe für erforderlich erachteten neuen Velti anlagen alsbald vorzugehen. Dagegen ist von einer Reubeschafftn pon Lokomotiven, sowie von einer Vermehrung der Güterwagen Zwecke der Sonntagsruhe abgesehen, und in Betreff der ausnahn, weife auch an Sonn. und Festtagen zu befördernden Güter wih Bestimmung vorbehalten. Die Fortgewährung der Löhne fl — Sonn- und Festtage an die sonst auch an diesen Tagen beschaftigi künftig aber Ruhe haltenden Bediensteten ist genehmigt worden. j Baß „Archiv der Eisenbahnverwaltung“ spricht zum Schlij . Erwartung aut, daß, wenn auch die allseitige Durchführung so 1 n reien stehenden Betriebe einrichtungen und Bewohnheiten greifender Maßnahmen in einem so großen Verkehrsgebiet nn ö kürzester Frist zu ermöglichen fei, doch sich schon jetzt mit Sit ir poraussehen lasse, daß auf den preußischen Staatsbahnen in g sch . Zeit außerhalb der Perioden des besonders starken V rkehrh, [i während des größten Theils des Jahres, im Güterverkehr vollstinn Sonntagsruhe herrschen werde.
Handel und Gewerbe.
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Kokt an der Ruhr und in Oherschles ien. e rehhehß An der Ru hr' find am 15. d. Mö. Jestellt 11 i49, icht . . gestellt keine Wagen. (Verspätet eingegangen). Am 16. d. sind gestellt 11 441, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen; t ulh⸗ In Oberschlesten sind am 14. d. M. gestelli 3640, nich zeitig gestellt keine Wagen.
Zwangg⸗Versteigerung en. un n Beim Königlichen Amtsgericht 1, Benl ing Helle 15. März das Grundstück Lichterfe! derst r. 31 un
Allian eestt. 31, dem Rentier Johannes Sisum zu Theresien= hof gehörig, zur Versteigerung; Fläche 8,43 a, Nutzungswerth 36h , Mindestgebet, Bol loo ez, für das, Meistgebot von ol O60 it wurde der Kaufmann Wilhelm Schütte zu Berlin, Etromstr. 113. Ersteher — Auf gehoben wurden die Termine wegen der Versteigerung der nachbenannten Grundstücke: Höch stestr. 4 dem Maurermeister Franz Klein gehörig. — Beusselstr. 51, dem Kaufmann Maximilian John gehörig.
— Der Halbjahrsabschluß der Phönix Bergwerksgesell⸗ chaft ergiebt, wie . W. T. B. aus Köln meldet, nach Abzug der Generalunkosten einen Nettogewinn von 1512 000 ƽ. Die vorliegen⸗ den Auftrãge belaufen sich auf 98 009 t.
Magdeburg, 16. März. (W. T. B.) Zuckerbericht. Kornzucker exkl., von 92 / ——, neue 13336, Kornzucker exkl. zg o Rendement 13,05, neue 13,30, Nachprodukte exkl., 785 0/0 Rende⸗ ment 1050. Ruhig. Brotraffinade !. — 4 Brotrafsinade II. = Gem. Raffinade mit Faß 26,25, Gem. Melis L, mit Faß — —. Ruhig. Rohzucker. J. Produkt Transito f. a. B. Hamburg vr. März 12,873. Gd., 1290 Br., pr. April 12377 Gd., 12823 Br, ver Mai 12, 82 bez, 12,83 Br., pr; Juni 1286 Gd. , 12,90 Br. Schwach.
Leipzig, 15. März. (W. T. B.) Kammzug-Termin. handel. La Plata Grundmuster B. ver März 3,7 6, per April 3,387 M,. per Mai 340 6s, ver Juni 3.45 Se, per Juli 3,475 , per August 3, 0 S, per September 3,52, per Oktober 3,55 M, per November 3,578 Æ, per Dezember 3,60 M, per Januar — S6 Umsatz 10 000 kg.
15. Maͤrz . Börsen⸗Schlußbericht. x Notierung der Bremer Petroleum Loko 4'830 Br. — Baum m olle. Stetig. Uvland — Schmal. Ruhig. Wilcox 379 ,
4, Fairbanks 33 3. —
— Taback. Umsatz:
T. B.) Ausweis der Südbahn in der Woche 790 957 Fl., Minder⸗ einnahme 38 388 Fl.
London, 15. März. (W. T. B.) In der heutigen halbjährigen Generalversammlung der Bank von England verlas der Gouver⸗ neur der Bank den Bericht, nach welchem sich die Passiva des Hauses Baring auf 3 557 667 K, die Schuld an die Bank auf 459 000 E verringert haben und der Ueberschuß der Aktiva über die Passiva auf 465 574 * geschätzt wird. Der Gouverneur wies auf die Entlassung des Hauptkassierers May hin, der schwere Unregel⸗ mäßigkeiten begangen, die sich auf die von der Bank einer gewissen
Anzahl Kunden gemachten Vorschüsse beziehen; ferner habe er
sich. auch in Börsenspekulationen eingelassen, die ihn in ernste Geldverlegenheiten gebracht hätten. Es seien Maßregeln ergriffen,
um die Wiederholung derartiger Vorkommnisse zu verhüten. Der
Verlust, den die Bank infolge der ungenügend gedeckten Vorschüsse er⸗ itten habe, könne noch nicht genau angegeben werden, er werde jedoch auf höchstens 250 000 K geschätzt. Dieser Betrag stehe in keiner Be⸗ ziehung zu irgend welchem Verkust, den die Bank durch Vorschüsse an das Bankhaus Murrieta erlitten; für letztere seien Gelder speziell reserpiert worden. Die Werthpapiere, die sich in den Händen der Bank befinden, beständen in Fonds erster Klasse; Papiere von Finanz⸗ und Trust⸗Gesellschaften befänden sich nicht darunter.
London, 15. März. (W. T. B. Wollau kti on. Preise behauptet.
An der Küste 5 Weizenladungen angeboten.
6 oso Jap szucker loko 158 ruhig, Rüben ⸗Rohzucker loko 12 ruhig. — Chile-Kupfer 41, per 3 Monat 410 / 16.
Liverpool, 15. März. (W. T. H.) . (Offizielle Notierungen.) American good ordin. 33, do. low middling 4, do. middling 43,
do. good middling 44, do. middling fair Kis, Pernam fair 4t,
do. good, fair 4'sis, Ceara fair 4, do. good fair 4516, Egyptian brown fair 45, do. do. good fair 4usis, do. do. good 54, Peru
rough good fair Hu ig, dö. do. good Hiösig, do. do. fine 6éösis, do. moder, rough fair 45, do. do. good fair Pis / in do. do good Hö / is, do. smooth fair 43ñ16, do. do. good fair 45, M. G. Broach good 4, do. fine 43, Dhollergh good 39, do. fully good 335 do. fine zis/iz, Oomra good gz, do. fully good It, do. fine is / is, Seinde good As / is, Bengal
fully good 31½itz, do. fine 35/16.
Bradford, 15. März. (W. T. B.) Wolle ruhig, aber
stetig; Croßbreds, englische Wolle und Lustre fest; Garn spinner beschäftigt; Stoffe sich hessernd.
Amster dam, 15. März. (W. T. B) Java- Kaffee goed ordinary 5. — Bankazinn 4h. Konst an tinopel, 156. März. (W. T. B.) Die Betriebs⸗ einnahmen der Anatolischen Eisenbahn betrugen im Januar 1554 260 694 Fr. oder 451,03 Fr. per Kilometer; die Betriebs— ausgaben stellten sich für denselben Monat auf 169 534 Fr. oder 293,31 Fr. per Kilometer.
Belgrad, 15. März. (W. T. B.) Die Einnahmen der
Serbischen Tabackregie betrugen vom 1. Januar bis 28. Februar
1854 1 344118 Fr. (4 68 171 Fr.). Die Einnahmen der Ser⸗
bischen Sa lzregie betrugen vom 1. Januar bis 28. Februar
1894 332 377 Fr. ( 63 829 Fr.
New⸗Pork, 15. März. (W. T. B.)) Die Börse eröffnete
schwach und mit niedrigeren Kursen, wurde im weiteren. Verlauf un= regelmäßig und schloß recht fest. Der Umsatz der Aktien betrug a; Stück. Ber Silbervorrath wird auf 185 000 Unzen geschätzt. .
Weizen schwächte sich nach Eröffnung etwas ab infolge günstiger
Ernteberichte und schwächerer Kabelberichte, sowie auf allgemeine
Liquidation, später trat auf ausgedehnte Exportnachfrage Erholung ein. Schluß stetig. — Mais schwächte sich nach Eröffnung etwas ab infolge der matten Weizenmärkte, sowie auf unerwartete Junahme der Ankünfte, später erholt, Schluß stetig.
Chieg go, 15. März. (W. T. By Weizen anfangs auf günstiges Wetter etwas abgeschwächt, später auf bedeutende Exporte erholt. Schluß stetig. — Mais fallend einige Zeit nach Eröffnung, dann lebhafte Reaktion, später wieder fallend.
Theater und Musik.
Königliches Opernhaus. ; .
In der gestrigen Lohengrin-Aufführung setzte Herr Pröll sein Gastspiel als Graf Tekramund mit schönem Gelingen fort. Im ersten Akte fiel die mufsikalische Sicherheit und der kraftvolle Ausdruck der Stimme vortheilhaft auf. Mehr aber noch kam das sympathische Organ des Sängerß in der Nachtscene des zweiten Aktes zur Wirkung. Es bestätigte fich das Urthell, daß der Gast großen dramatischen Auf⸗ gaben, sowohl was die Stimmmittel, als wat die verständnißvolle Erfassung und klare Wiedergabe betrifft, völlig gewachsen ist. Besonders er⸗
352
. Unfall⸗ und Invalidttäts⸗ 2c. Versicherung. . Verpachtungen, Verdingungen ꝛe. ¶Verlso ung ꝛc. von Werthpapieren.
S . 3
unn schworene
. Käthner Jacob Malinowski aus Zasta⸗ Ueberlegun = en im Kreise Strasburg W. Pr., geboren Auf Grund m 5. Juli As856ß zu Gai⸗Gremenz, katho. kräftig gemmor
lisch
Dlugimost bei Gelegenheit der unbefu gten in Anwendung kiel nel der Send . Könͤnlithen eürst. Strafgesetzbuchs wegen Mordes mit dem
AUntersuchungs⸗Sachen. [ Aufgebote, Zustellungen u. dergl. S
aufseher Kath
enes Urtheil des Königlichen
wähnenswerth erscheint auch diesmal das darstellerische Geschick des Sängers, der, von einer leichten Uebertreibung in den äußeren Be— wegungen abgesehen, das Wesen des zur Eüge verführten und weiter⸗ hin im selbstverschuldeten Unglück verzweifelnden Grafen glücklich ver⸗ anschaulichte. = Die Gesammtyorstellung trug das gewohnte Ge⸗ präge sorgfältigen Zusammenspiels. Die Titelrolle gab Herr Gude hu s sehr heifallswürdig und, Frau Pierson setzte als Elsa ihre volle künstlerische Kraft sowohl in stimmlicher als auch in dar⸗ stellerischer Beziehung ein. Frau Such er bot als Ortrud eine tadel⸗ lose Leistung und zeigte fich, was die Kraft und den Wehl⸗ klang des Organs anbetrifft, gestern besonders gut disponiert. Den Herold sang Herr Fränke! sehr tüchtig, und Herr Stam mer er= freute aufs neue durch seine sympathischen Stimmmittel und sein würdiges Auftreten als König Heinrich.
J Konzerte.
Die „Berliner Liedertafel“ gab gestern Abend im Saale der Philharmonie ein sehr gelungenes Konzert unter der Leitung ihres Chormeisterß A. Zander und unter Mitwirkung der König— lichen Hof⸗Opernsängerin Frau Emilie Herzog und des Herrn
Dr. Reimann. Das Programm ließ an Reichhaltigkeit, was die
Eigenart der Lieder und die Verschiedenartigkeit ihres Ur— sprungs anbetrifft, nichts zu wünschen übrig. Als weihevolle Anfangs- und Schlußnummer waren zwei der Kirchenmusik angehörige Tonstücke, der Psalm 23 von Fr. Schubert und ein ‚„Alleluja“ von Tinel gewählt, die zu den edelsten Leistungen des Chorgesanges zu zählen sind; ihnen schloß sich ein Dankgebet, das einer Sammlung altniederländischer Volkslieder des Adrianus Valerius entlehnt und von E. Kremser gesetzt ist, würdig an. Bei⸗ fallsfreudig gaben die Zuhörer ihrer Anerkennung lauten Ausdruck und zeichneten ferner ein zweites altniederländisches, ebenfalls von GE. Kremser e erte Lied aus, in dem zarte Liebes⸗ empfindung mit sehnender Erwartung frohlaunig sich paart. Ein altes Madrigal von Th. Morley, das zum Vortrag ge⸗ langte, ist von dem Chormeister A. Zan der wirkungsvoll gesetzt, der auch als Komponist des bekannten Goethe'schen Liedes „Der Schäfer putzte sich zu m Tanz“, eine bedeutsame schöne Begabung auf diesem Gebiete offenbarte. Italienischen Ursprungs ist ein länd⸗ licher Reigengesang „Villanella alla Napolitana“ von B. Dongti, der in seinem eigenthümlichen Rhyth wu so exakt und klar zu Gehör gebracht wurde, daß die letzte Strophe auf Verlangen wieder⸗ holt wurde. Frau Herzog trug meist moderne, aber wenig bekannte Lieder mit vorzüglicher Sauberkeit in der Technik, Klangschönheit des Organs und Fülle des Ausdrucks vor. Voll duftiger Weichheit und von reinem, glockenhellen Tirbre war besonders ihr Mezzapoce, das in Jenfen's „Schloßhof“ und in dem von Julius Wolff gedichteten und von Carl Jul, Sch midtJ komponierten Lied, An der Wiege“ innig und warm erklang. Als Zugabe sang sie unter Begleitung des Männerchors „Mein hochgeborenes Schätzelein, des Glockenthürmers Töchterlein?“. Die Orgelbegleitung führte Herr Dr. Reimann mit vollendeter Technik stimmungspoll durch.
In den Räumen des Wallner⸗Thegters fand gestern eine Konzert, und Opern-Aufführung des Eichelberg'schen Konfervatoriums statt. In dem Konzert-Theil leisteten so⸗ wohl die Eleven der Klavierklasse des Herrn Munzinger wie die der Violinklasse des Königlichen Kammervirtuosen Felix Meyer sehr Lobenswertheß. Auch die Gesangvorträge der Schülerinnen der Frau Emilie Herzog, die aus Chor⸗ und Sologesängen be⸗ standen, machten ihrer ausgezeichneten Leitung viel Ehre. Frau Herzog erfreute in diesem Theil selbst durch einige Liedervorträge. Im zweiten Theil gelangten eig Arie und ein Duett aus Wagner's ‚Tannhäuser“, von Frau Brauer und Herrn Nicolaus Rothmühl vortrefflich vorgetragen, sowie ein Akt aus Gounod's „Margarethe“ und die kleine komische Oper von Offenbach: „Die Verlobung bei der Laterne vollständig zur Aufführung. Diese Leistungen auf musikalisch⸗dramatischem Gebiet wurden gleich denen des Konzert-⸗Theils von dem zahlreich erschienenen Publikum mit reichem
und wohlverdientem Beifall aufgenommen. Die Orchesterpartie wurde
von Mitgliedern der Königlichen Kapelle ausgeführt.
Zu gleicher Zeit gab im Sag! Bechstein die Konzertsängerin Fräulein Minny Cortese aus Chicago ein Konzert, in welchem sie mehrere Gesänge von Händel, Hasse, Brahins und anderen zum Vor⸗ trag brachte. Leider ist weder die Ausbildung der Stimme weit genug vorgeschritten, noch die Vortragsweise belebt genug für ein öffentliches Hervortreten. Der Königliche Kammermusikuß Herr Dechernt er⸗ freute durch sein gediegenes und augdrucksvolles Spiel, welches in einigen Solostücken für Cello vortrefflich zur Geltung kam. Die Klavierbegleitung sämmtlicher Piscen befand sich in den bewährten Händen der Frau Bielenberg.
Im Königlichen Opernhause findet morgen die vierte Auf⸗ führung von Verdi's „FalstaffP statt.
Im Königlichen Schguspielhause, geht morgen das Lustspiel „Michel Perrin, der Spion wider Willen“ von Mélesville und Duveyrier neu einstudiert in Scene. Die Besetzung ist folgende: Michel Perrin — Herr Friedrich Haase, Fouchs — Herr Molenar, Desaunais — Herr Oberländer, Crussge — Herr Arndt, Bernard — Herr Purschian, Therese — Fräulein pon Mayburg. Ebenfalls neu einstudiert folgt dann Ernst Wichert's Lustspiel „Der Narr des Glückz“ in nachstehender Besetzung: Theobald bon Fresinau — Herr Friedrich Haase, von Amsteg — Derr Molenar, Glise — Fräulein Richter, Hans Findling — Herr . Peter Lämmchen — Herr Link, Halter — Herr Hartenau, Schummel — Herr Eichholz. Beide Stücke sind von Herrn Keßler in Scene gesetzt. — In der nächsten Woche wird Goethe's Egmont“ neu einstudiert gegeben. Die dazu gehörige Musik von Beethoven gelangt unter Mitwirkung der Königlichen Kapelle und Leitung des Kapellmeisters Herrn Weingartner zur Aufführung.
Morgen geht im Berliner Thegter Wichert's Schauspiel „Aus eignem Recht“ zum fünfzigsten Mal in Seene.
Im Friedrich⸗Wilh el mstädtischen Theater geht morgen die Strauß'sche Operette „Die Fledermaus“ zum 578. Mal in Scene. Die Hauptrollen sind mit den Damen Zimmer, Kluge, Delmar und den Herren Klein, Wellhof, Hanno, Broda, Sommer und Bausewein besetzt. Im Neuen Theater wird morgen eine Aufführung des Dramas „Jugend“ die Vorstellungen von , A Basso Porto“ unterbrechen; am Sonntag Abend gelangt das Halhe'sche Drama, am Sonntag Nach⸗ mittag „A Basso Porto“ zur Aufführung. ;
Fräulein Anna Mosebach, eine junge Künstlerin aus der Schule von Frau Viardot und Professor Stockhausen, wird in ihrem morgen Abend 7 Uhr im Saal Bechstein stattfindenden Konzert die Fidelio⸗Arie, Schuberts Dem Unendlichen“, sowie mehrere Gruppen Liszt'scher und Wolf'scher Lieder zum Vortrag
den Königlichen Forstaufseher Kath vor— woördenen ürtheils ift der Käthner Jacob gerin, Kreis
Bekanntma un q töptet und die Tödtung mit Malinomski hente Morgen um s uhr in soll eine durch Urtheil des Königlichen chung. anliegen dealer du haben. . Ze nfthrit ves 3 Ea kes Strafgesetzbuchs gerichts . zu Berlin pom 14 Jun 1d erkannte
deffen ist derselbe durch rechts⸗ mittels Nichtbeils enthauptet worden. efängnißstrafe von drei Monaten vnallstreckt werden Thorn, den 14. März 1894. Gs wird erfucht, denfelben zu verhaften und in das
weicher am 3. Stuber Bo bei Schwürgerichts zu Thann am 28. Juni 189 Der Königliche Erste Staatsanwalt. nächstgelegene nt gef gf abzuliefern.
der S5 211 und 32 des Nisch el sky.
bringen. Der Pianist Herr Arthur Speed hat seine Mitwirkung zu⸗ sesagt. — Für das letzte dieswinterliche ,, 6.
onzert unter Leitung des Hofkapellmeisters Richard Strauß findet am Sonntag, Mittags 17 Uhr, die öffentliche Haupt probe statt. Das Programm enthält Liszt's symphonische Dichtung „Les Préludes-, Schumann Klavierkonzert in A-moll (vorgetragen von Fräulein Klotilde, Kleeberg? und Beethoven's 1X. Symphonie, deren Chorpart der Philharmonische Chor übernimmt, während die Soli von den Damen Frau Professor Schmidt- Köhne und Fräulein Anng Stephan sowie von den Herren Hofopernsänger icolaus Nothmühl und Kammersänger Franz Schwarz gesungen werden. Der Kartenverkauf (2 „) ist bei Bote und Bock eröffnet.
Mannigfaltiges.
Das Komité des unter dem Protektorat Ihrer Majestät der Kaiserin Friedrich stehenden Kaiser und Kaiserin Friedrich= Krankenhaufes hielt heute unter Vorsitz des Geheimen Medizinal⸗ Raths, Professor Dr. Virchow im Abgeordnetenhaus seine 3. Jahres⸗ versammlung ab. In dem Krankenhause hahen im letzten Jahre S75 Knaben und 8i7 Mädchen, zusammen also 1692 Kinder, Auf⸗ nahme gefunden. Verstorben sind 466, entlassen werden konnten 1138; es verblieb somit ein Bestand von 198 Kindern. Von den Aufgenommenen wurden untergebracht 415 im Pavillon für Diphtherie, 238 in dem für Scharlach, 489 in der inneren, 306 in der äußeren Abtheilung, 222 in der Quarantäne⸗Abtheilung. Der Rest fand in den neuen Baracken Aufnahme. Der Religion nach waren unter den 1692 Kranken 1510 evangelische, 142 katholische und 40 jüdische. 131 Kranke wurden von außerhalb eingeliefert; 232 waren noch nicht ein Jahr alt, 666 standen im Alter von 1 bis 4. 582 in dem von 4 bis 10 Jahren, 212 waren über 10 Jahre alt. Von den 456 Gestorbenen befanden sich 344 im Alter von noch nicht 4 Jahren; 24,25 oso der Verstorbenen starben in den ersten 24 Stunden nach ihrer Aufnahme. Die Gesammt—⸗ summe der Verpflegungstage betrug 42 414; jeder einzelne Kranke ist somit durchschnittlich 25 Tage in der Anstalt gewesen. Die Gesammt⸗ ausgabe für das Krankenhaus belief sich auf 120 490 MJ. Von dieser Summe entfallen auf die Beköstigung 44722, auf Gehälter und Löhne 27 456, auf Heizung und Beleuchtung 24227, auf Heilmittel und Medikamente 9538 S Vereinnahmt wurden 67 493 „M, sodaß aus den Fonds des Comité s ein Zuschuß von 52 997 M6 erfor⸗ derlich wurde; 50 00 M gewährte hiervon die Stadt Berlin. Die Gesammteinnahme bis Ende 1893 betrug 1179 545, die Gesammt⸗ ausgabe 1 063 245 , sodaß z. Z. ein Bestand von 139 371 S vor⸗ handen ist. Der Bau des Krankenhauses erforderte 681 035 , die Einrichtung 44 530 S In den mit dem Krankenhause verbundenen Polikliniken wurden im letzten Jahre 6274 Kranke behandelt, für welche 8558 Konsultationen erforderlich waren.
In der gestrigen Sitzung der Stadtverordneten wurden, wie wir dem Bericht der N. A. 3. entnehmen, bei Fortsetzung der Etatsberathung der Etat der Verwaltung der Gasanstalten, der Gtat der Verwaltung der städtischen Wasserwerke, sowie der Etat der Kanalisationswerke und der Rieselfelder angenommen. Bei dem Etat der Verwaltung der Markthallen fragte der Stadtverordnete Spinola an, weiche Bewandtniß es mit dem Zuschlag habe, den der Magistrat von den Großhändlern in der Zentral-Markthalle für jeden Zenkner der ein- und ausgeführten Waare erheben wolle. Stadtrath Mamroth erwiderte: Die Verwaltung schließe mit einem Fehl⸗ betrage ab. Die Eisenbahnverwaltung verlange von dem Markt⸗ hallen-Kuratorium eine Beisteuer von 100 000 für den Betrieb auf der Bahnanlage, die der Zentral⸗Markthalle diene. Es sei doch nichts natürlicher, als daß man diejenigen, welche allein einen Nutzen von der Bahn haben, zur Tragung der Kosten mit heranziehe. Das seien nun die Großhändler und erkaufsver⸗ mittler, die zumeist nach der Errichtung der Zentral⸗Markthalle zum Wohlstand ö seien. Es sei recht und billig, daß man ver⸗ fuche, durch die Erhebung eines kleinen Zuschlags die Unkosten der Verwaltung zu verringern. Beim Etat der Kanalisationswerke wurde folgender Beschluß gefaßt:; ‚Die Versammlung erklärt sich da⸗ mit einverstanden, daß für die Etatsperiode vom 1. April 1894 bis J. April 1895 der Kanalisationsbeitrag mit 19,0 des Nutzertrages von den an die Kanalisation angeschlossenen Grundstücken zur Ausschreibung gebracht wird?. Der Etat, der Hauptkasse der staͤdtischen Werke wurde ohne Debatte angenommen. Auch die Vor⸗ lage, betreffend die Zahlung einer Entschädigung an die Miether der stadtischen Grundstücke vor dem Stralauer Thor 44-116 für die Sperrung des Schiffsverkehrs vor demselben, wurde genehmigt. Ebenfo gab die Verfammlung ihre Zustimmung zu der Vorlage, be⸗ treffend die Wasserversorgung der beiden Springbrunnen und der acht Sprenghähne im Lustgarten. Die Ueberlassung des Festsaals im Berlinlschen Rathhause an die deutsche Schriftsteller⸗Ge⸗ noffenschaft zu einer Gemälde⸗A Ausstellung wurde gutgeheißen und die Vorlage, betreffend den Abbruch der Fennstraßenbrücke behufs deren Neubau und Errichtung einer Nothbrücke unterhalb der alten Brücke, angenommen. Endlich genehmigte die Versammlung noch die Projekte zum Bau einer Isolierbaracke für die FIrrenanstalt Herzberge und eines Isolierpavillons bei der Irrenanstalt zu Dalldorf.
Im Verein Berliner Kaufleute und Industrieller wird am Mittwoch, 21. März, Herr Professor Alexander Straktsch (im großen Sagle des „ Kalserhofs“, Abends 8 Uhr) vor Herren und Damen über „Dramatischen Vortrag“ sprechen.
Die Berliner Spielplatzgesellschaft hat ihren Spielplatz mit zehn Lawn⸗-Tennisplätzen gestern eröffnet. Die milde Witterung der letzten Wochen hat diese frühzeitige Eröffnung veranlaßt. Ein lebhafter Befuch des Platzes ist durch zahlreiche Anmeldungen für den ganzen Sommer schon gesichert. ü
Der Veteran Johann Gottlieb Hagemann vollendet, der N. Pr. Z. zufolge, am ersten Osterfeiertag sein 10. Lebensjahr. Er ist selt längerer Zeit an das Bett gefesselt und lebt in sehr be⸗ scheidenen Verhaͤltnissen bei seiner Stieftochter, der Frau des Tafel- deckers Mackebrandt, Philippstraße 13 a.
Fiume, 15. März. Der ungarische Dreimgster Union“ ist, laut Meldung des W. T. B., in der Nähe der Insel Kreta gefunken. Die Mannschaft rettete sich mittels eines Boots und langte nach fünftägiger Fahrt auf Kreta an.
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6. Kommandit⸗Gesellschaften auf Aktien u. Attien. Geselllh .
7. Erwerbs⸗ und Wirthschafts⸗Genossenschaften. 22 1 E 2 8. Niederlassung ꝛc. von Rechtsanwälten. * 9. Bank⸗Ausweise. *
10. Verschiedene Bekanntmachungen.
9 u ö n,, , . . 66 . . der bürgerlichen Ehren⸗ Ie d. den Mit eren e, Wilhelm Bernhard . He nn ö t, ist dur en ru er e⸗ rechte bestra rden. egen den Mitfahrer Friedr! ilhelm Bernhar ntersuchungs Sachen. 56 2 al schuldig n worden: In Vollziehung dieses vollstreckbar ge⸗ Schön eld, e, am 19. Januar 1874 zu Wan ⸗
egenwalde, welcher sich verborgen hält 8 öffen⸗
Berlin, den 7. n. 4. . Königliches Amtsgericht J. Abtheilung 136.