1894 / 74 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 29 Mar 1894 18:00:01 GMT) scan diff

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Indem wir diesen Parochial⸗Regulierungsplan zur öffentlichen Kenntniß bringen, fordern wir alle dabei betheiligten Gemeindeglieder auf, etwaige Einwendungen dagegen bis zum 4. April dieses Jahres, während der Zeit von 10 Uhr Vormittags bis 2 Uhr Nachmittags, in dem Amtszimmer Nr. 10 unserer Geschäftsräume (Schützenstraße 26 I) bei dem Bureau⸗Vorsteher, Rechnungs⸗Rath Paucke oder dessen Stellvertreter unter geeignetem Ausweis über ihre Betheiligung bei der Sache schriftlich einzureichen oder mündlich zu Protokoll zu erklären.

Berlin, den 26. März 1894. ö

Königliches Konsistorium der Provinz Brandenburg. D. Schmidt.

Bekanntmachung,

betreffend die Immatrikulation auf der Universität Halle-Wittenberg für das Sommer⸗Semester 1894.

Diejenigen Herren Studierenden, welche heabsichtigen, sich an 3 Universität immatrikulieren zu lassen, wollen sich in der Zeit vom 16. April bis 5. Mai er. auf dem Universitäts⸗-Sekretariat, Universitäts⸗Verwal⸗ tungs gebäude Zimmer Nr. 7“, während der Vor⸗ mitkagsstunden von 9 bis 11 Uhr unter Abgabe ihrer Papiere (Reifezeugniß, Abgangszeugnisse früher besuchter Uni⸗ versitäten und, falls seit dem Abgange von der Schule oder von der letzten Universität mehr als ein Vierteljahr verflossen ist, polizeiliches Führungsattest) melden. Deutsche, welche ein Maturitäts⸗ eugniß nicht besitzen, haben die für ihre Aufnahme erforder⸗ f besondere Genehmigung bei der Immatrikulations⸗ kommission nachzusuchen. Ausländern kann das Vorlegen eines Reifezeugnisses erlassen werden. .

Später eintreffende Studierende haben ihre Anmeldung zur Immatrikulation sofort nach ihrer Ankunft in Halle vorzunehmen. s

Halle a. S., den 20. März 1894.

. Der Nektor V

der Königlichen vereinigten Friedrichs-Universität Halle-Wittenberg. Beyschlag.

Angekommen: Seine Excellenz der Staats⸗Minister und Minister f Landwirthschaft, Domänen und Forsten von Heyden, a Schlesien.

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Aichtamtliches.

Deutsches Reich. Preussen. Berlin, 29. März.

Seine Majestät der Kaiser und König begaben Sich, wie „W. T. B.“ meldet, heute früh um 8 Uhr in der Uniform Seines österreichischen Husaren - Regiments, mit Gefolge von Abbazia nach Mattuglie, um Seine Majestät den Kaiser und König Franz Joseph bei Allerhöchst⸗ dessen Ankunft auf dem Bahnhof zu begrüßen. Beide Kaiserliche Majestäten der Kaiser Franz Joseph in preußischer Uniform mit dem hohen Orden vom Schwarzen Adler trafen darauf zu Wagen um 9 Uhr 365 Minuten in Abbazia ein. Die Straße von Mattuglie über Volosca nach Abbazia war zu einer Triumphstraße umgewandelt, viele Villen trugen prächtigen Blumen- und Fahnenschmuck. Bei der Einfahrt in Abbazia, wo allenthalben Farben in den deutschen, österreichischen, und ungarischen Fahnen wehten, wurden die Majestäten, denen der Statthalter Ritter von Rinaldini, sowie die beiderseitigen Gefolge voranfuhren, von der dicht gedrängten Menge unter hrausenden Hurrahrufen enthu⸗ siastisch empfangen. Kaiser Franz Joseph nahm im Hotel Stefani Absteigequartier und wurde hier vom Erzherzog Joseph, von dem Contre⸗Admiral Seemann, dem Brigadier Speß, dem Kommandanten des Schulschiffs „Moltke“, dem Kapitän zur See Koch, dem Landeshauptmann Campitelli, dem Direktor der Kuranstalten Silberhuber, dem Direktor der Kurkommission, Oberst Wachter, sowie dem Sanitätsreferenten, Regierungs⸗ Rath Glax empfangen. Das Schulschiff „Moltke“ hat Flaggengala angelegt; alle Dampfer, Yachten und Boote im Hafen sind festlich beflaggt. Das Wetter ist prächtig, unter der Bevölkerung und den Kurgästen herrscht freudige Erregung.

Wie aus Wien gemeldet wird, widmen die dortigen Morgenblätter der Kaiserbegegnung sehr warme Betrachtungen, welche in der Betonung der unerschütterlichen Festigkeit, des österreichisch⸗deutschen Verhältnisses und der rein friedlichen Bedeutung des Dreibundes gipfeln, dessen friedenerhaltender Charakter auch bei bisher mißtrauischen Elementen einer wach⸗ senden Würdigung begegne.

Das Sta ats⸗Ministerium trat heute Nachmittag 2 Uhr im Dienstgebäude am Leipziger Platz 11 zu einer Sitzung zusammen.

Der Königlich dänische Gesandte am hiesigen Allerhöchsten Hofe von Vind ist vom Urlaub nach Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.

Der Regierungs-Assessor Dr. Schumann zu Potsdam ist dem Königlichen Ober-Präsidium daselbst, der Regierungs⸗ Assessor Brunner zu Lingen der 5 Regierung zu Magdeburg, der Regierungs⸗Assessor Dr. Schottel ius aus Arnsberg der Königlichen ,, zu Schleswig, und der Regierungs⸗Assessor Haarlanb zu Burgsteinfurt der König⸗ lichen Regierung zu Münster zur weiteren dienstlichen Ver⸗ wendung überwiesen worden. ö

Dem Regierungs⸗-Assessor Grafen von Schlieffen zu Potsdam ist die kommissarische Verwaltung des Landraths⸗ amts im Landkreise Wiesbaden übertragen worden.

Der neuernannte Regierungs⸗Assessor Dr. Michelly aus Oppeln ist dem Landrath des Kreises Herford, Regierungs⸗ bezirk Minden, und der bisher beurlaubte Negierungs. A or Dr. Zaun aus Posen dem Landrath des Kreises Fuskirchen, Regierungsbezirk Köln, bis auf weiteres zur Hilfeleistung in den landräthlichen Geschäften zugetheilt worden.

Bayern.

Seine Königliche Hoheit der Prinz⸗-Regent überreichte gestern, wie 1 Han Ztg.“ berichtet, Seiner Königlichen Hoheit dem Herzog von Sachsen⸗-Coburg und Gotha die Insignien des Haus-Ordens vom heiligen Hubertus.

Die Landtagssesfion ist durch Königliche Verordnung bis zum 25. Mai verlängert worden.

In der gestrigen Sitzung der Kammer der Ab⸗ geordneten brachte der i wn, nie Dr. Freiherr von Riedel die Vorlage über die Regelung der Gehälter und Pensionen der nicht pragmaätischen Beamten und Bediensteten ein und knüpfte daran im Namen des Ge⸗ sammtministeriums eine Erläuterung, worin er als das boppelte Ziel der Vorlage eine durchgreifende Regelung der Aktivitätsgehälter und die Einführung gleichmäßiger Pensions normen bezeichnete. Die Vorlage betrifft über 31 000 Staatsdiener, darunter 22 000 im Verkehrsdienst. Der Mehr⸗ aufwand für die nächsten zwei Jahre ist auf 1700 000 M6 veranschlagt und wird im Beharrungszustande nach ungefähr 25 Jahren 5. Millionen betragen.

Sach sen.

Seine Majestät der König empfing gestern Mittag im Audienzsaal des Königlichen Residenzschlosses in feierlicher Audienz den serbischen Spezialgesandten, Obersten Lazar La⸗ zarewitsch Ee f. Entgegennahme der Notifikation der Thronbesteigung des Königs Alexander und sodann den neu⸗ ernannten poörtugiesischen außerordentlichen Gesandten und bevoll⸗ mächtigten Minister Vicomte de Pindella behufs Entgegen⸗ nahme seiner Kreditive. Nachmittags fand bei Ihren Majestäten in der Villa zu Strehlen Tafel statt, zu der die beiden Ge— sandten, sowie der Minister der auswärtigen Angelegenheiten von Metzsch geladen waren.

Württemberg.

Seine Königliche Hoheit der Herzog und Ihre Kaiser⸗ liche und Königliche Hoheit die Herzogin Philipp von Württemberg sind mit Ihren Königlichen Hoheiten der Herzogin Maria Isabella, der Braut Seiner König⸗ ichen Hoheit des Prinzen Johann Georg von Sachsen, und den Herzogen Robert und Ulrich gestern Mittag in Stuttgart eingetroffen und haben im Palais des Herzogs Albrecht Wohnung genommen.

Hamburg.

Die Bürgerschaft hat gestern nach längerer Debatte mit 58 gegen 49 Stimmen den Antrag Peterg auf motivierte Ablehnung des Antrags Reimer und Genossen wegen Niederlegung der gesundheitsschädlichen Wohnun⸗ gen zur Sanierung Hamburgs angenommen, Die gestellte Vorfrage hatte ergeben, daß der Antrag in Betracht zi ziehen sei. Im Laufe der Debatte war der eventuell zu ge⸗ währende Kredit von 10 Millionen Mark als zu niedrig be⸗ zeichnet worden; es seien zur Ausführung des Projekts mindestens 200 Millionen Mark erforderlich.

Oesterreich⸗Ungarn.

Der Kaiser, Allerhöchstwelcher gestern Vormittag. ungarischen Premier⸗Minister Dr. Wekerle in Audienz empfing, ist am Abend nach Abhazia abgereist. Das vor dem Bahnhof versammelte Publikum begrüßte wie „W. T. B.“ berichtet, den Kaiser auf das ehrfurchtsvollste.

Die „Budapester Korrespondenz“ meldet aus Fiume, daß das Kriegs-Ministerium mit der Schiffahrtsgesellschaft „Adria“ einen Vertrag bezüglich der Militärtransporte im Kriegs falle abgeschlossen habe. Gestern Nachmittag haben auf dem der Adria⸗Gesellschaft gehörigen Schiff „Deak“ die ersten Versuche von Truppe neinschiffungen begonnen, wobei sich ergab, daß im Nothfalle 2400 bis 3000 Mann im Innenraum des Schiffs Platz und 1500 Mann Naum für Nachtlager haben. Die Einschiffung von Mannschaften und Pferden erforderte 21 Minuten. .

Bereits vor der für die Leichenfeier Kossuth's fest gesetzten Stunde waren, wie ‚W. T. B.“ berichtet, gestern in⸗ Turin die Straßen und die Balkone der Häuser vom Pu⸗ blikum dicht besetzt. Vor der protestantischen Kirche hatten be— rittene Polizeimannschaften in Gala sowie die Deputationen Auf⸗ stellung genommen. Um 9 Uhr Vormittags hielt der Pastor Peyrot in italienischer Sprache die Gedächtnißrede; sodann sprachen der Ungar Veres und der Franzose Appia. An der Bahre war eine große Anzahl Kränze nieder⸗ gelegt, Studenten hielten die Ehrenwache. Um 10 Uhr war die Trauerfeierlichkeit beendet. Den Leichenkondukt eröffnete ein Zug Karabinieri mit der städtischen Kapelle; die Schnüre des Leichenwagens hielten der Bürgermeister von Turin, der General Türr, der Vize⸗Bürgermeister von Budapest Markus und der Abgeordnete Rohonchhy als Vertreter des ungarischen Reichstags. Am Bahnhof angelangt wurde der Sarg in dem daselbst errichteten Trauerzelt aufgestellt. Alsdann übergab der Bürgermeister von Turin mit einer Rede die Leiche dem Vize⸗Bürgermeister von Pest, der sie mit einer Erwiderungsrede entgegennahm. Nach Beendigung dieser Zeremonie ging ein Sonderzug mit den parlamentarischen, städtischen und fonstigen Abordnungen, die vorher noch einen Kranz an der Statue Victor Emanuel's niedergelegt hatten, nach Budapest ab, dem einige Minuten später ein zweiter Sonderzug mit der Leiche, dem Sohn und den Verwandten Kossuth's folgte.

Frankreich.

Der neue Kolonial-Minister Boulanger empfing vor⸗ gestern die Beamten seines Ministeriums. Er legte ihnen der „Köln. Ztg.“ zufolge dar, daß die kolonialen Angelegenheiten stetig an Umfang zunähmen und in demselben Maße die An⸗ forderungen an die Pflicht und die Anstrengung der Beamten wüchsen. Er rechne auf seine Untergebenen und hoffe, daß sie ihn na ö unterstützen würden. . ö

Infolge der Installierung des Ministers der Kolonien in dem Florapavillon der Tuilerien, der bisher von dem Prã⸗ fetten des Seine⸗-Departements bewohnt war, hat die Regie⸗ rung den Präfekten aufgefordert, Wohnung im Hotel dei Ville zu nehmen, was der Gemeinderath seit langer Zeit verweigert hatte. Die Mitglieder des Gemeinderaths be⸗ riethen, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern über verschiedene Vorschläge, die darauf hinausgehen, gegen die Uebersiede⸗ lung des Präfekten in das Hötel de Ville zu pro⸗ test leren, und beauftragten eine Kommission, heute Bericht über diese Vorschläge zu erstatten. .

9 Montag, 3. April, sind die Generalräthe ven ganz Frankreich, das Seine⸗Departement ausgenommen, einberufen

worden. Die Session ist auf höchstens acht Tage bemessen, da die Budgetfrage erst in der AÄugust-Session zur Verhandlung gelangen wird. Von den 90 Generalräthen Frankreichs besitzen gegenwärtig 80 eine republikanische Majorität; die konservativen Majoritäten sind hauptsächlich in den nordwestlichen De⸗ partements, in der Bretagne und der Normandie zu finden.

Schweiz.

In Uebereinstimmung mit dem Nationalrath hat, wie die „Köln. Ztg.“ erfährt, der Stän der ath das Bundesgesetz über die Verwaltung und Vertheidigung der Gotthardbefestigung angenommen.

Belgien.

„Der „Moniteur belge“ wird, wie „W. T. B.“ meldet, heute ein Dekret veröffentlichen, durch welches die bisherigen Minister Beernaert und Lejeune zu Staats-Ministern ernannt werden.

Türkei.

Der „Politischen Korrespondenz“ wird aus Konstanti⸗ nopel gemeldet, die Nachricht der „Nowoje Wremia“ von angeblich in der letzten Zeit erfolgten, mit der in Macedonien wegen der Schulfrage herrschenden Erregung in Verbindung gebrachten türkischen Truppenkonzentrierungen an der bulgarischen Grenze sei vollständig unbegründet.

Serbien.

Der Minister-Präsident Simie ist, wie W. T. B.“ meldet, nach Belgrad zurückgekehrt und hat die Amtsgeschäfte übernommen.

Amerika.

Dem „Reuter'schen Bureau“ wird aus Lima gemeldet, der Präsident Bermudez sei gefährlich erkrankt und ge⸗ nöthigt, sich einer Operation zu unterwerfen. In Anhetracht der auf den 1. April angesetzten Wahlen errege die Möglich⸗ keit des Ablebens des Präsidenten lebhafte Unruhe, da hier— durch politische Verwickelungen herbeigeführt werden könnten.

Afrika.

Ueber Fort Kayes (am Senegal) wird unter dem 27. 8. M. gemeldet, daß zwei französische Truppen-Kolonnen, die von Timbuktu aus einen Streifzug unternahmen, mehrere Banden von Tuaregs, die sich auf einem Raubzuge befanden, zerstreut hätten. Mehrere Tuaregs seien getödtet, außerdem sei Vieh erbeutet worden. Die Franzosen hätten keine Verluste gehabt.

Entscheidungen des Reichsgerichts.

Nach § 343 Th. J Tit. 5 des Preuß. Allg. Landrechts muß der Uebernehmer einer Sache die Rechte, welche ihm wegen natür— licher, die Sache selbst betreffender Fehler zukommen, bei Land- gütern innerhalb drei Jahre, bei stãdtischen Grundstücken innerhalb eines Jahres, bei beweglichen Sachen innerhalb sechs Monate nach Empfang' der Sache, ausüben. Läßt der Uebernehmer diese Fri sten perstreichen, ohne die Klage wider den, Geber gerichtlich an— zumelden, so geht nach 58 345 daselbst sein Recht verloren. In Bezug auf diesen 8 345 hat das Reichsgericht, V. Zivilsenat, durch Urtheil vom 20. Dezember 1893 ausgesprochen, daß auch nach Ablauf der Frist der Käufer, welcher die Sache als Erfüllung angenommen hat, gegenüber der Klage auf Zahlung des Kauspreises einwandsweise zwar nicht die Wiederaufhebung des Kaufvertrags, wohl aber den Anspruch auf Minderung des Kauf⸗ preises innerhalb der Grenzen, in welchen die Klageforderung noch gaussteht, geltend machen kann. ‚Für das gemeine Recht hat das Reichsgericht die Scheidung zwischen Klage und Einrede für die Ver— sährung des Gewährleistungsanspruchs verworfen und ausgesprochen, daß der ganze Anspruch von der Verjährung erfaßt werde. Für das preußische Rechr hat, obwohl § 345 1 5 ausspricht. daß infolge Verstreichens der Frist sein Recht verloren geht., das Ober— Tribunal die Scheidung zwischen Klage und Einrede aufgestellt, und von den Auslegern des preußischen Rechts wird hiergegen kein Widerspruch erhoben. Indessen kann dieser Auffassung nicht die Tragweite beigemessen werden, daß, sofern die Sache pom Käufer als Erfüllung angenommen ist, auch der Wandelungszanspruch, obwohl das Recht, ihn klageweise geltend zu machen, erloschen, noch, so lange irgend eine Leistung des Uebernehmers aussteht, gegen deren Einforderung einwandẽweise erhoben werden könne. In solchem Falle würde die Schei⸗ dung zwischen Klage und Einrede zu Unzuträglichkeiten führen, welche das Gesetz nicht gewollt haben kann. Handelt es sich lediglich um das Recht des Käufers auf Minderung des Kauspreises, so wird damit das Rechtsgeschäft selbst und seine Wirkung, daß die Sache auf den Käufer übergeht, nicht in Frage gestellt. Ver Käufer reduziert nur seine Kauspreisschuld, und zwar, wenn er sie einrede⸗ weise geltend macht, innerhalb der. Grenzen, in welchen die Kaufpreis⸗ forderung noch aussteht, der Verkäufer also den Kaufpreis noch ent⸗ behrt. Hier ist die Grundlage für einen Einwand vor⸗ handen, auch wenn der Käufer das Recht, die Minderung mittels Klage geltend zu machen, verloren hai Min. derungsanspruch ist seiner Natur nach theilbar und es hat nichts Irrationelles, daß er nur insoweit durchgesetzt wird als eine Kauf⸗ preisleistung des Käufers noch gussteht. Soll aber der Wandelungd⸗ anspruch trotz der kurzen Verjährung für seine et Erhebung, trotz des Ablaufs der Verjährungsfrist doch noch zulässig sein, so lange noch irgend eine Leistung des Käufers aus dem Kaufpertrage aussteht, so bleibt, insbesondere wenn sich diese Leistungen weit in die Zukunft hinaus erstrecken, für diese ganze Zeit der Rechtsbestand des Vertrage im Ungewissen, obwohl der Käufer die Sache übernommen hat und als Eigenthümer nutzt. Damit wäre der Zweck der kurzen Veriãhrunz vereitelt. Aber der Anspruch auf Wiederaufhebung des Vertrages ist auch seiner Natur nach nicht theilbar ...“

Die Vereinbarung zwischen Gläubiger und Schuldner bei einem Accord, daß Schuldner die Schuld, die ihm durch Accord er⸗ lassen war, als eine moralische, als Ehxenschuld weiter bestehend ansehen und für den Fall der Besserung seiner Lage freiwillig bezahlen wolle, begründet, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, 1. i , vom 20. Januar 1894, keine rechtlich erzwi g barg erh mn icht zur Zahlung der erlassenen Schuld, wenn sich die Verhäͤltnisse de Schuldners gebessert haben.

Entscheidungen des Ober⸗Verwaltungsgerichts.

Die gewerbsmäßige Besorgung fremder Rechtsangelegel⸗ heiten . ö eg. Urtheil des DOber Verwaltungggerichtẽ JV. Senats, vom 21. November 1895, auch solchen an i . verläfsigen Personen untersagt werden welche sich ö . wesentlich der Thätigkeit eines unzuverlässigen Dr it ten go dienen würden. Ferner hat das Ober. Verwaltungsgericht durch d . selbe Urtheil ausgesprochen, daß die Untersagung der gewerbomaß Besorgung fremder Rechtsangelegenheiten wegen des jugend ö nent Alters des Gewerbetreibenden erfolgen kann. Ein Konzip war in den Jahren 1881 und 1882 wegen Betruges Meineide,, ju (iner Zuchthausstrafe von 6. Jahren ve worden. Nach der Verbüßung der Strafe ehemalige Konzipient in seinem Wohnorte tadell Ba ihm aber trotzdem der Geschäftsbetrieb als Konz zirkgzausschuß untersagt wurde, so meldete seine 18jähr z Gewerbebetrieb als Konzipientin an. Auf, die Klage . Polizeiverwaltung untersagte der Bezirksausschuß der X,

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Gewerbebetrieb als Konzipientin, und auf die Beruf B bestätigte das Ober⸗Verwaltungsgericht gi e. ö ausschusses, indem es begründend augführte: Nach der gefammten Sachlage ist dem Vorderrichter darin beizutreten daß es bei dem von der Beklagten angemeldeten Gewerbebetrieb wesentlich darauf ab⸗ gesehen ist, ihrem von dem gleichen Gewerbe ausgeschlossenen Vater dessen weiteren Betrieb, unter dem Namen“ feiner Tochter zu ermöglichen. Es kann aber schon nach dem Wortlaut des § 365 der Reichs- Gewerbeordnung kein Zweifel darüber bestehen, daß auch ein solcher Thatbestand den Aus— schluß der Beklagten von dem angemeldeten Gewerbebetrieb, sofern die fortdauernde Unzuverlässigkeit ihres Vaters für diejenige That igkeit anzunehmen ist, welche er in ihrem Gewerbebetriebe entfalten wurde rechtfertigt. Auch darin ist dem Vorderrichter beizutreten, daß die Beklagte für ihre Person und also selbst ohne Berücksich tigung der Persönlichkeit ihres Vaters für den angemeldeten Gewerbekrieb der erforderlichen Zuverlässigkeit entbehrt. Mit dem Vorderrichter ist der Gerichtshof, ohne daß es noch erst der angebotenen Prüfung der Beklagten auf ihre Kennknisse und ihre Begabung bedurfte, zu der NUeberzeugung gelangt, daß sie bei ihrem jugendlichen Alter Umsicht Erfahrung und Festigkeit des Charakters noch nicht in dem Maße besitzt, als dies für das Gewerbe einer Rechtskonfulentin erfor— derlich ist.· k

J Die Orts-Polizeibehörde ist, nach einem Urtheil des Ober⸗Perwaltungsgerichts, J. Senats, vom 3. Januar 1894, gefetzlich berechtigt, gegen 6ffentliche Schau spielaufführungen' behufs Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Srdnung einzuschreiten; jedoch müssen Thatsachen vorliegen, aus welchen die Annahme einigermaßen wahrscheinlich wird, daß durch die betreffenden Schaustellungen die öffentliche Sicherheit oder Ordnung unmittelbar gefährdet werde. Als eine solche Thatsache kann nicht ohne weiteres eine Schauspielaufführung in fremder Sprache, auch nicht in Gxenzbezirken mit deutschfeindlichen Bestrebungen in der Sprache des angrenzenden fremden Landes, erachtet werden. = Durch Verfügung der Polizeiverwaltung zu Hadersleben wurde dem dortigen Schauspielunternehmer M. im Oktober 1892 die Ver— anstaltung von Theatervorstellungen durch daͤnische Schauspielergesell⸗ schaften in dänischer Sprache untersagt. Die Klage des M. gegen die Polizeiperwaltung wurde sowohl vom Kreisautschuß, als auch vom Bezirksausschuß abgewiesen. Der Bezirksausschuß führte dabei aus, daß das Verbot wegen der Befürchtung, daß durch Aufführung dänischer Stücke durch dänische Schauspieler die öffentliche Sicherheit und Ord— nung gestört werden könne, erlassen worden sei. Auf die Revision des Klägers setzte das Ober- Verwaltungsgericht unter Aufhebung der Vorentscheidungen die ortspolizeiliche Verfügung außer Kraft, indem es begründend aucführte: „Zwar ist die Polizei nach § 191117 A. L.R. und § 6 der Verordnung vom 70. September 1867 berechtigt, gegen öffentliche Schauspielaufführungen behufs Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung einzuschreiten. Eine Störung dieser wird jedoch durch Aufführungen in fremden Sprachen, deren Gebrauch im täglichen Leben frei und durch Gesetz vom 28. August 1876 nur im Verkehr mit Behörden verboten ist, an sich nicht bewirkt. Auch die in dem Urtheil ange— führten Umstände, wonach die zahlreiche dänische Partei ihren politischen Sympathien und deutschfeindlichen Bestrebungen er⸗ fahrungsmäßig einen, die Andersdenkenden verletzenden und reizenden Ausdruck giebt, mögen wohl zu der Ansicht, daß daͤnische Theateraufführungen dem gemeinen und Staatswohl abträglich und im öffentlichen Interesse nicht zu fördern sind, berechtigen; sie bilden jedoch keine Thatsachen, aus welchen die Annahme auch nur einigermaßen wahrscheinlich würde, daß durch solche Schaustellungen die öffentliche Sicherheit oder Ordnung unmittelbar gefährdet werde. Nur eine solche, aus Thatsachen mindestens in etwas sich ergebende Wahrscheinlichkeit, nicht aber die bloße abstrakte Möglichkeit kann nach dem in der -Rechtsprechung stets festgehaltenen Grundsatz diejenigen thatsächlichen Voraussetzungen bilden, welche für die Berechtigung der Polizei zum Einschreiten unerläßlich sind. . . .“

Kunst und Wissenschaft.

Verein für Geschichte der Mark Brandenburg.

Zu dem Bericht über die Sitzung vom 14. Februar (s. Nr. 48 d. Bl.) ist noch nachzutragen, daß Herr Legations Rath von Lindenau in seiner Mittheilung über „Die sächsische Politik des Jahres 1806! sich auf eine Arbeit des verstorbenen Direktors des Haupt⸗Staats⸗ archivs zu Dresden, Geheimen Raths von Weber stützte, die dieser 1872 im 11. Bande des Archivs für die sächsische Geschichte ver⸗ öffentlicht hat, und die weder H. von Treitschke noch von Lettow⸗ Vorbeck bekannt war.

In der Sitzung vom 14. März sprach Herr Professor Hr. Schmoller über die Begründung des brandenburgischen Geheimen Raths im Jahre 1604. Er führte zunächst aus, welche Anschauungen darüber bisher zu Tage getreten seien, wie Droysen, Isaaesohn, Kühns, Bornhak darin eine epochemachende That, Stöljel und F. Holtze nur eine untergeordnete, formale Aenderung in der Art der Sitzungen der brandenburgischen obersten Räthe sähen. Um festzustellen, wer Recht habe, untersuchte Redner dann, wie über haupt in den größeren deutschen Territorialstaaten von 1500 bis 1646 das einheitlich: Collegium regiminis sich in eine Anzahl Sonderkollegien: Geheimer Rath, Hofgericht. Rentkammer, Kirchenrath oder Konsistorium, gespalten habe und welche Folgen diese Arbeitstheilung für die bessere Geschäftsbehandlung gehabt habe. Er suchte zu zeigen, wie langsam sich überall diese Scheidung vollzogen habe, wie allerwärts auch nach der Scheidung die Räthe dieser nun getrennten Kollegien sich als ein Korputz fühlten, wie aber trotzdem in der Scheidung ein großer Fortschritt gelegen sei. ann kam der Redner auf Branzenburg zurück und betonte, daß man das Einzelne in diesem Bifferenzierungsprozeß nur zu verstehen vermöge, wenn man sich genau ein Bild davon machen könne, um welche Personen und um welche ma— teriellen Geschäfte und Angelegenheiten, um welche , gangenen Mißstände es sich bei jener Aenderung gehandelt habe. Er rrinnerte daran, daß die großen auswärtigen und hochpolitischen Fragen in der Regel gegen 1570 —– 1620 in den Großen Rath nicht mehr gebracht worden seien, weil es sich dabei um strikte Geheimhal⸗ tung gehandelt habe, und wie daher die Berathung dieser Dinge unter dem Mangel eines besonderen Geheimen Raths ge⸗ litten habe. Auch führte Redner aus, wie Joachim Fried- rich im Gegenfatz zu seinem Vater, der Überwiegend mit. echt brandenburgischen Junkern regierte, nun lauter ersonen anstellte, die er aus Magdeburg bereits, mit- rachte, die aug anderen Territorien stammten. Graf Schlick, von Löben, von Bʒlandt, Fabian von Dohna sind seine in Branden. burg, zumal beim Adel, verhaßten Vertrauten, und sie verdienten das Vertrauen. Aus diesen Elementen bildete er den Geheimen Rath, mit shnen allein wollte er und nicht mit der Gesammtheit der gsten Räthe die große Frage des Anfalls von Preußen und Kleve Mark berathen. Nicht n. aus dem Wortlaut der Geheimen Raths⸗ Instrultion als aus den Persönlichkeiten müsse man die Bedeutung der Institution erklären. Und von diesem Standpunkt 3 der Geheime Rath in der That als ein wichtiges Glied in der rette der Maßregeln, welche ein monarchisches Beamtenregiment gegenüber dem junkerlichen Kiaffenregiment begründen wollten. Und so habe wohl Stölzel rein formell i und Broysen Unrecht; materiell habe aber letzterer doch das Richtige getroffen, wenn er die Begründung des Heheimen Ratheß angeknüpft habe an den allgemeinen Gegensatz des tändischen und des Beamtenstaats. . . . Es folgte ein Vortrag des Herrn Archivars Dr. Meine cke über den General Ludwig? Gustär von Thile. welcher zweimal, juerst 1812 bis 1816 in einer dem jetzigen Chef des Militär⸗ labinetg entsprechenden Stellung, dann bon 1841 bis 1848 als Geheimer Staats. und Kabinets« Minister und als persönlicher Ver⸗ trauter Friedrich Wilhelms 1IV. in einflußreicher Stellung war.

In seiner ersten Periode steht er vollständig auf dem Boden der Scharnhorst'schen und Boyen'schen Ideen und wirkte in diesem Sinne bei der gesetzlichen Einführung der allgemeinen Wehrpflicht und bei der Neuorganisation der Armee 1814.15 mit. In seiner zweiten Periode ist er politischer und religiöser Gesinnungs— genosse Friedrich Wilhelm's IV., eher noch strenger als dieser. Um so merkwürdiger ist es, daß er nach dem 18. März 1848 gegenüber der Gerlach'schen Partei für peinliche Inne⸗ baltung des einmal angenommenen konstitutionellen Wesens eintrat. Kein Gesinnungswechsel, sondern die ihm eigene zarte Ge— wissenhaftigkeit bestimmte ihn dazu. Er gehörte zu den Staatsmännern, an denen Preußen in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts reich sst, die durch eine fein entwickelte Persönlichkeit anziehen, die den idealisti⸗ schen Zug ihres Zeitalters an sich tragen, die aber der selbständigen und schöpferischen Kraft entbehren.

Dem W. T. B.“ wird aus Rom berichtet: Die mit dem intexnatio nalen medizinischen Kongreß verbundene Aus—⸗ stellung für Medizin und Hygiene war am Mittwoch von Mittag bis Abends 6 Uhr für das Publikum geöffnet, welches sich äußerst rühmend aussprach und sie für vollkommen gelungen erklärte, namentlich hinsichtlich ihrer Mannigfaltigkeit. Der Werth der ausgestellten Gegenstände wird auf eine Miltion Lire geschätzt. Besonders reich beschickt sind die Abtheilungen für Hydrologie und Mikrofkopie, die Apparate für Desinfizierung und Sterili⸗ sierung, für die Gesundheitspflege in Städten und auf dem Lande, sowie die Modelle der Tragbahren und die Modelle von Militärhospitälern, unter denen namentlich diejenigen Deutschlands sehr bemerkt wurden. Deutschland nimmt in der Ausstellung den ersten Platz ein; seine Ausstellungsgegenstände füllen zwei von dem Kaiserlichen Gesundheitsamt eingerichtete Säle. Der General⸗Stabs⸗ arzt der preußischen Armee, Professor Dr. von Coler ist in Rom ein⸗ getroffen. —Am Abend fand im Palaste der Ausstellung ein glänzender Empfang statt, zu dem die Kongreßtheilnehmer mit ihren Damen in großer Zahl erschlenen waren. Unter den Anwesenden befand sich auch der Unterrichts⸗Minister Baccelli. Der Abend verlief sehr angeregt.

Schulwesen.

Die kaufmännische Fortbildungsschule des Vereins Berliner Kaufleute und Industrieller (Sebastianstraße 26) erfreut sich nicht allein des Wohlwollens und der Unterstützung der städtischen Schulbehörden, sondern auch der Aeltesten der Kaufmann⸗ schaft und des aus 21 Verbänden bestehenden Zentralausschusses hiesiger kaufmännischer, gewerblicher und industrieller Vereine. Die Schülerzahl ist in stetem Wachsen begriffen und stieg im letzten Semester auf 487, darunter 311 Handlungslehrlinge und 124 Hand⸗ lungsgehilfen, während der Rest aus Nichtkaufleuten bestand. Der Schulbildung nach waren darunter 11 Primaner, 78 Sekundaner, 65 Tertianer, 23 Quartaner höherer Lehr⸗ anstalten, 58 Schüler der Bürgerschulen und 242 Schüler der Ge— meindeschulen. Dem Alter der Fortbildungsschüler nach ist die Frequenz vom 15. —17. und vom 26 22. Lebensjahre am stärksten; die jüngsten Schüler sind 14, die ältesten 36— 46 Jahre alt. Alle diese verschiedenen Elemente haben gleichmäßig das Bedürfniß, sich im kaufmännischen Wissen auszubilden und das früher in der Schule Gelernte praktisch zu verwerthen. Welche Rolle die englische Sprache im kaufmännischen Leben spielt, geht aus dem Umstand hervor, daß 166 Schüler in 7 Kursen Unterricht darin genommen haben; ähnlich besucht waren auch die übrigen Lehrkurse in der Buchführung im Schönschreiben, Rechnen,. Stenographie, Französisch, Italienisch, Handelslehre. Der Unterricht im Italienischen erfreut sich großer Beliebtheit und scheint den augenblicklich lebhaften Handelsbeziehungen mit Italien vollkommen zu entsprechen. Das Sommer⸗Semester wird am 2. April, Abends 8 Uhr, in der Aula Sebastianstraße 26, eröffnet. Auskunft ertheilen und Prospekte ver— abfolgen der Leiter der Anstalt Rektor Nowka, Manteuffelstraße 7 (L bis 3 Uhr), und Kommerzien⸗ Rath Lissauer, Jägerstraße 60 (10 bis 12 Uhr), sowie das Bureau des Vereins Berliner Kaufleute und Industrieller, Krausenstraße 35 1. (5 bis 7 Uhr).

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

. Der Gesundheitsstand in Berlin war in der Woche vom 11. bis 17. März ein günstiger und auch die Sterblichkeit blieb eine niedrige (von je 1000 Einwohnern starben, aufs Jahr berechnet, 16,3. Erheblich seltener als in den Vorwochen kamen akute Entzündungen der Athmungsorgane zum Vorschein und nahmen in der über— wiegenden Mehrzahl der Fälle einen milden Verlauf. Erkrankungen an Grippe wurden gleichfalls seltener beobachtet und führten in 3 Fällen zum Tode. Ein wenig häufiger wurden akute Darm⸗ krankheiten als Todesursachen gemeldet; die Betheiligung des Säuglingsalters an der Gesammtsterblichkeit war eine kleine; von je 10000 Lebenden starben, aufs. Jahr berechnet, 43 Säuglinge. Von den Infektionskrankheiten wurden Erkrankungen an Masern etwas häufiger, an Scharlach und Diphtherie etwas seltener als in der Vorwoche zur Anzeige ge⸗ bracht, und zwar zeigten sich Masern und Scharlach in Moabit, Diphtherie in der Rosenthaler Vorstadt und im Stralauer Viertel am zahlreichsten. Das Vorkommen von Unterleibstyphus blieb ein seltenes; auch Erkrankungen an Kindbettfieber wurden nur 3 bekannt. Weniger gelangten auch rosenartige Entzündungen des Zellgewebes der Haut, wie Erkrankungen an Keuchhusten, die in 9 Fällen tödtlich endeten, zur ärztlichen Beobachtung. Akute Gelenkrheumatismen wurden eben— falls seltener zur Behandlung gebracht, während sich rheumatische Be⸗ schwerden der Muskeln in gesteigerter Zahl zeigten.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Koblen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 28. d. M. gestellt 10 424, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. In Oberschlesien sind am 27. d. M. geftellt 3840, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen.

Zwang s versteigerungen.

Beim Königlichen Amtsgericht J. Berlin standen am 28. März die nachbezeichneten Grundstücke zur Versteigerung: Horkstraße 67, dem Assistenten Joh. Damm üller zu erer g. thal gehörig; Fläche 10,94 a; Nutzungswerth 30 500 M é; Mindest⸗ gebot 2806 „; für das Meistgebot von 490 900 „6 wurde der

rofessor Dr. R. Friedberg zu Halle a. S. Ersteher. Kloster⸗ traße 24, dem Kaufmann Leo Speyer gehörig; Nutzungswerth 2500 S; Mindestgebot 38 300 M, für welches die Gebrüder Wolf Neumann und Gabriel Neumann zu Berlin Ersteher wurden.

Vom oberschlesischen Steinkohlen markt berichtet die Schles. Ztg.): Infolge verstärkter Wasserberladung hat sich in ber⸗ flossener Woche has Kohlengeschäft etwas rühriger gestaltet, und sind ziemlich starke Transporte an Stück, und Würfelkohlen nach der , er Weiche expediert worden. Eine unangenehme Störung rachte die bahnamtliche Verfügung, daß wegen eingetretenen Hoch⸗ wassers die 6 vom 21. bis 23. d. M. nicht befördert würden. Die meisten Gruben haben aber trotzdessen während der n. Werktage in der Charwoche die Förderung nicht geschwächt. Im allge⸗ meinen liegt das Kohlengeschäft jedoch nach wie vor noch stark dar nieder. Der Absatz in den einzelnen Kohlensortimenten gestaltet sich egenwärtig wie folgt: Stückkohlen werden größtenthells nur als Fre d err bkdht⸗ verladen, ein Theil davon sowie Würfelkohlen werden zur Wasserfracht begehrt, jedoch decken die Bestellungen nicht die ganze Produktion; Nuß 1' wird hau e n. als Hausbrand⸗ kohle verlangt, während Nuß IJ und Erbekghlen wenig Absatz finden; Gries⸗, Staub⸗ Klein und Förderkohlen kommen als

Betriebskohlen für die Werke im Revier in genügender Menge zur

Abfuhr. Im Koksgeschäft hat sich gegen die Vorwoche nichts 86 da trotz der etwas verstärkten Sendungen an Stäckkoks na Russisch⸗Polen zur Inbetriebsetzung der kaltliegenden Koksöfen 2 keine Veranlassung vorliegt. 31 Theer und Theerprodukte dürfte bei Beginn der Feldbestellung und der Bauten sich das Geschäft heben; schon jetzt gehen bei den Werken Nachfragen ein.

Vom rheinisch-westfälischen Eifen-⸗ und Stahl⸗ markt berichtet die Rhein. Westf. Ztg.“: Seit dem letzten Bericht hat die Nachfrage auf der ganzen Linie eine merkliche Zunahme er—⸗ fahren, aber die Preise können trotzdem nur wenig oder gar nicht in die Höhe kommen. Die Hauptursache dürfte wohl sein, daß in Walz⸗ werkartikeln noch sehr viele Waare in den Händen des Zwischenhandels sich befindet. Die Stimmung scheint wegen der stark gesteigerten Nachfrage doch zuversichtlicher zu werden, und während man jetzt an den Preisen festhält, und nur kleine Aufschläge durchsetzt, hofft man in nicht allzulanger Zeit angemessenere Preise erzielen zu können. Eisenerze haben sich in letzter Zeit im Siegerlande etwas belebt und man rechnet bereits nicht mehr mit den niedrigen Sätzen wie bisher. Wenn die Erhöhung der Preise auch nur eine mäßige ist, so ist es doch schon als ein gutes Zeichen zu betrachten, daß ein Aufschlag überhaupt erzielt werden konnte. Auch in Luxem⸗ burg⸗Lothringer Minette sind in letzter Zeit etwas bessere Preise durch⸗ gesetzt worden. Spanische Erze sind im wesentlichen gegen die Vor⸗ woche unverändert geblieben. Auf dem Roheisenmarkt hat die Nachfrage in letzter Zeit merklich zugenommen. Es zeigt sich allent⸗ halben auf Seiten der Käufer das Bestreben, auf längere Zeit abzu⸗ schließen. Auch gehen die Hüttenwerke äußerst vorsichtig zu Werke. Die Nachfrage in Pud delroheisen ist lebhaft und auch Spiegel⸗ eisen ist sehr rege begehrt. Auf dem Walzisenmarkt herrscht reges Leben. Für Stabeisen gehen recht viele dringende Aufträge ein; mit der Zurückhaltung scheint es allgemein ein Ende genommen zu baben. Die Nachfrage vom Auslande ist noch schwach. In Form- eisen, speziell in Trägern gingen in letzter Zeit die Aufträge wieder sehr flott ein; die Preise konnten sogar etwas anziehen, stehen jedoch noch immer im Mißverhältniß zu den Rohstoffen. Auch in Band⸗ eisen herrscht lebhafte Nachfrage, und die Preise sind infolgedessen etwas in die Höhe gegangen. In Grobblechen wird die Nach⸗ frage als befriedigend, stellenweise als lebhaft bezeichnet, doch konnte in den Preisen noch kein Aufschlag erzielt werden. Für Feinbleche wird sogar ungemein starke Nachfrage gemeldet, trotzdem konnten die bislang noch immer Verlust bringenden Preise nur wenig aufgebessert werden. Für Walzdraht hat der Einlauf von Bestellungen ent⸗ schieden zugenommen und bei den meisten Werken dürfte die Erzeugung des zweiten Vierteljahres bereits untergebracht sein; Abschlüsse für die zweite Hälfte des Jahres stoßen dagegen noch auf Widerstand, da die Abnehmer sich gegen einen Preisaufschlag, der gegenüber den höheren Forderungen der Stahlwerke für Flußeisenknüppel unbedingt fest⸗ gehalten werden muß, bis jetzt noch ziemlich ablehnend verhalten. Die Beschäftigung der Maschinenfabriken und Eisen⸗ gießereien ist ungleichmäßig. doch erreicht vereinzelt die Zahl der Aufträge eine befriedigendere Ziffer. Allgemein wird das Mißverhältniß der Fabrikatpreise zu denen der Rohstoffe hervorgehoben. Die Preis⸗ schwankungen machen sich in letzter Zeit auch auf dem Gebiet des Röhrengusses bemerkbar, namentlich werden Röhren von geringerer Lichtweite von einigen Werken zu ermäßigten Preisen angeboten, weil es an Aufträgen mangelt und die Vorräͤthe an leichten Röhren in den letzten Monaten stetig angewachsen sind. Die erhoffte stärkere Nach⸗ frage, die regelmäßig mit Beginn der besseren Zeit für die Bau⸗ thätigkeit sich einstellt, hat sich bis jetzt noch wenig bemerkbar ge⸗ macht. In Röhren von größeren Abmessungen ist die Beschäftigung ziemlich gut, besser wie in früheren Jahren, geblieben. Die Beschäfti⸗ gung der Bahnwagenanstalten ist unverändert; die letzten Ver⸗ gebungen haben wieder einige Beschäftigung gesichert.

Der Aussichtsrath der Saal-⸗Eisenbahn hat in seiner

gestrigen Versammlung beschlossen, der diesjäbrigen Generalversamm⸗ lung die Vertheilung einer Dividende von 44 G auf die Stamm⸗ Prioritäts⸗Aktien vorzuschlagen, nachdem 90 000 46 in den Erneuerungs⸗ fonds und 12 000 ½ in den Reservefonds zurückgelegt sind. . In der gestrigen Generalversammlung der Vaterländischen Hagelversicherungs⸗Attiengesellschaft zu Elberfeld wurden die Jahresrechnung und die Bilanz für das Jahr 1893 ge- nehmigt sowie der Direktionsbericht entgegengenommen. Es wurde beschlossen, den Gewinn zur Ergänzung des Aktienkapitals zu ver⸗ wenden. Der Gewinn beläuft sich auf 557519 „, sodaß auf dem Verlustkonto noch 87 401 M stehen. Das Aktienkapital beträgt jetzt 2912598

Die Königlich sächsischen Staats-⸗Eisenbahnen vereinnahmten im November 1893 7259 299 (— 154 921) S6, vom 1. Januar bis Ende November 1893 82130 943 (4 4369 901) Die Zittau⸗-Reichenberger Eisenbahn hatte im November 1893 Einnahmen im Betrage von 59617 (4 6) S, und vom 1. Januar bis Ende November 715 768 (4 31 304) S6 Die Altenburg Zeitzer Eisenbahn vereinnahmte im November 1893 83 810 (— 2193) S und vom 1. Januar bis Ende November S6l 897 (— 3846) M Die Zittau⸗ Oybin ⸗Jonsdorfer Eisenbahn vereinnahmte im November 1893 2527 (— 403) , vom 1. Januar bis Ende November 1893 86770 (— 809) 4

In der heute abgehaltenen Generalversammlung der Anglo⸗ österreichischen Bank wurde, wie aus Wien telegraphiert wird, die Vertheilung einer Dividende von 8 Gulden, die Ueberweisung von 100 000 Gulden an den Reservefonds und der Uebertrag von 301 602 Gulden auf neue Rechnung beschlossen. Ferner wurde ein Antrag des Generalraths einstimmig angenommen, wonach die ausgegebenen 150 000 Aktien⸗Interimsscheine der Anglo⸗österreichischen Bank zu 120 Gulden von der ausstehenden Restzahlung von 80 Gulden voll⸗ kommen befreit und gegen definitive volleingezahlte Aktien zu 240 Kronen umgetauscht werden. .

Magdeburg, 28. März. (W. T. B.) Zuckerbericht. Kornzucker exkl., von 92/9 —, neue 13,75, Kornzucker exkl. S8 o/ Rendement —, neue 13,15, Nachprodukte exkl., 75 0 /g Rendement 10,15. Ruhig, ohne Umsatz. Brotraffinade 1. —, Brotraffinade II. Gem. Raffinade mit Faß 26,25, Gem. Melis 1, mit Faß —. Still. Rohzucker. J. Produkt Transito f. a. B. Hamburg pr. März 12,823 bez. u. Br., pr. April 12,830 bez. u. Br., per Mai 12383925 Gd, 123871 Br., pr. Juni 12335 Gd. 12,90 Br. Stetig.

Leipzig, 28. März. (W. T. B.) Kam mzug⸗-Termin⸗ handel. La Plata Grundmuster B. ver April 3, 40 A. per Mai 3,40 4Æn , per Juni 3,45 S , per Jult 3,477 , per August 3,50 416, ver September 3,528 S, per Oktober 3,55 MS, per No⸗ vember 3,57 M, per Dezember 3, 60 S, per Januar M Umsatz 15 000 Kg.

Mannheim, 28. März. (W. T. B.) Produkten markt Weizen pr. März 1465, pr. Mai 1435, pr. Juli 1430, Roggen pr. März 12.60, pr. Mai 12,40, pr. Juli 12.40. Hafer per März 13,80, pr. Mai 13,70, pr. Juli 13,60. Mais pr. März 10, 90, pr. Mai 10,70, pr. Juli 10.65. ;

Bremen, 28. März. (W. T. B.) Börsen⸗Schlußbericht.

Raffiniertes Petroleum. (Offizielle Notierung der Bremer Petroleum- Börse.) Fest. Loko 480 Br. Baum wolle. Still. Upland middling, loko 39 3. Schmalz. Steigend. Wilcox 3865 3, Armour shield 377 , Cudahy 385 3, Fairbanks 336 3. Speck. Sehr fest. Short clear middling loko 34. Ta back. Umsatz 25 Faß Kentucky. Wo le. Umsatz 179 Ballen. Wi en, 28. März. (W. T. B.) Die Brutto- Einnahmen der Orjentbahnen betrugen in der 9. Woche (vom 26. Februar big 4. März 1894) 264 889,57 Fr., Abnahme gegen das Voriahr 3273091 Fr. Seit Beginn des Betriebe jahres wom 1. Januar bis 4. März 1894) betrugen die Bruttoeinnahmen 1742 249,61 Fr., Abnahme 1 das Vorjahr 9 469,26 Fr.

29. März. (W. T. B.) Ausweis der Südbghn in der Woche vom 19. März bis 25. März 855 526 Fl., Mehreinnahme

30 693 Fl. Pe st, 28. März. (W. T. B.) roduktenmarkt. W

behauptet, per Frühjahr 7, 20 Gd. 7,22 Br, vr. Herbst 43 Gd. 7,44 Br. Hafer pr. Frühjahr 7,28 Gd., 7,30 f Malt yr.