1894 / 75 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 30 Mar 1894 18:00:01 GMT) scan diff

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Aichtamtliches.

Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 30. März.

Ihre Majestäten der Kaiser und König und die Kaiserin und Königin unternahmen, wie „W. T. B.“ aus Abbazia meldet, heute Vormittag einen Spaziergang auf dem Strandwege und begaben Sich mit Gefolge gegen 11 Uhr an Bord der Hacht „Christable“‘ Es wurden Jagdgewehre mitgenommen. Das Wetter ist prächtig.

Ueber den gestrigen Besuch Seiner Majestät des Kaisers Franz Jofeph bei Ihren Majestäten dem Kaiser und König und der Kaiserin und Königin in Abbazia liegen folgende ausführlichere Mittheilungen des, W T. B. vor:

Der Hofzug Seiner Majestät des Kaisers Franz Joseph lief um 9 Uhr Vormittags in den Bahnhof Mattuglie ein. Als Allerhöchstderselbe den Salonwagen verließ, eilte Seine Majestät der Kaiser Wilhelm dem Kaiser Franz Joseph entgegen, und beide Monarchen umarmten und küßten Sich. Nach der Begrüßung der Gefolge traten die Majestäten aus dem Bahnhof, um die bereit stehenden Wagen zu besteigen. Die auf dem Platz vor dem Bahnhof und auf den überhängenden Felswänden zu Tausenden ver⸗ sammelte Bevölkerung brach in diesem Augenblick in lebhafte „Evviva⸗“, „Zivio“ und „Hoch-„Rufe aus. Die Majestäten traten alsdann über Volosca durch die mit Fahnen, Guir⸗ landen und Blumen geschmückten, sowie von Landleuten und Fischern dicht besetzten Straßen, auf dem ganzen Wege be— geistert begrüßt, die Fahrt nach Abbazia an. .

Gleich nach der Ankunft in Abbgziag stattete Seine Majestät der Kaiser Franz Joseph Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin in der Villa Amalia einen Besuch ab. Später fuhr Allerhöchstderselbe zum Besuch der Großherzogin von Toscana nach Volosca, von wo die Rückkehr um 111 Uhr erfolgte. Nach Besichtigung des Militär⸗Kurhauses begab Sich Kaiser Franz Joseph in das Hotel „Stefanie“, legte dort preußische Uniform an und fuhr gegen 1 Uhr nach der Villg Amalia zur Frühstückstafel bei den Kaiserlichen und Königlichen Majestäten. Während der Tafel spielte die Kurmusik im Park der Villa Amalig. Gegen A/ Uhr schifften Sich die beiden Monarchen auf einem Bogt der „Christable“ ein. Kaiser Wilhelm hatte die Uniform Seines österreichischen Husaren⸗Regiments angelegt, in der Begleitung befand sich der Kontre⸗Admiral Freiherr von Senden-Bibran; Kaiser Wilhelm steuerte Allerhöchstselbst das Boot, der Yacht „Christable“ zu. In einem zweiten, von Schiffsjungen des „Moltke“ geruderten Boot fuhren Ihre Majestät die Kaiserin und Königin, der Erzherzog Joseph, die Erzherzogin Clotilde mit der Erzherzogin Marie Dorothea und dem Erzherzog Ladislaus. In zwei anderen Booten des „Moltke“ fuhren der Statthalter Ritter von Rinaldini, Graf Paar, General-Major von Plessen und andere Herren der beiderseitigen Gefolge. Als die „Christable“ mit den Allerhöchsten Herrschaften vor dem „Moltke“ vorüberfuhr, gab derselbe den üblichen Geschütz⸗ salut ab, die in den Raaen stehende Mannschaft rief Hurrah und die Schiffskapelle intonierte die österreichische Hymne. Längs des ganzen Parkes waren alle Plätze, von denen sich ein Ausblick auf das Meer bot, von Kurgästen dicht be— setzt. Die Monarchen wurden von der Bevölkerung und den Gästen überall stürmisch begrüßt. Zwei österreichische Dampfer gaben der „Christable“ das Geleit. Der Ausflug wurde bis Lovrana und Moscenice ausgedehnt, die Rückkehr erfolgte gegen 4 Uhr. Alsdann begaben Sich die Allerhöchsten Herrschaften von der Yacht direkt an Bord des Schulschiffs „Moltke“; bei Be⸗ treten des Schiffs spielte die Musik die österreichische National hymne und am Großtopp wurden beide Kaiserflaggen, die öster⸗ reichische und die deutsche, gehißt. Nachdem Kaiser Franz Joseph die Front der Mannschaft abgeschritten, begab Sich Ihre Majestät die Kaiserin in das salonartig als Empfangsraum ein— gerichtete Zelt und hielt daselbst Cercle ab, wahrend Kaiser Franz Joseph und Kaiser Wilhelm einzelne Herren aus der dort versammelten Gesellschaft mit längeren Ansprachen auszeichneten. Es waren etwa 60 Persönlichkeiten geladen, darunter der Statthalter Ritter von Rinaldini, der Bezirks⸗ Hauptmann Fabiani, der Gouverneur Graf Bathyany, der General⸗Major Spieß, der Kontre⸗Admiral Seemann und Graf Andrassy. Gegen 6 Uhr verließen die Majestäten unter dem Donner des Kaisersaluts das Schulschiff und begaben Sich an Land. Bei der Landung vor der Villa Angiolina brach die Menge in brausende Hurrahrufe, Evvivas und Zivios aus. Kaiser Franz Joseph geleitete die Kaiserin Auguste Victoria am Arm bis zur Villa Amalia und begab Sich als⸗ dann nach dem Hotel „Stefanie“, um gegen 6i½ Uhr wieder zur Theilnahme an der Abendtafel bei den Kaiserlichen Majestäten nach der Villa Amalia zurückzukehren. Zu der Abendtafel hatten Einladungen erhalten der General— Adjutant Graf Paar, der Statthalter Ritter von Rinal⸗ dini, der Gesandte Graf Philipp zu Eulenburg, der Kommandant S. M. Schulschiffß „Moltke“ Kapitän zur See Koch, der Hofprediger Frommel sowie das Gefolge der Majestäten. Bei der Tafel brachte, wie der „N. Fr. Pr.“ gemeldet wird, Kaiser Wilhelm einen Trinkspruch auf Kaiser Franz Joseph aus, den Seine Majestät hier in diesem Eden begrüße, wo es Seiner Familie so wohl gefalle und das Seinen Kindern zur Gesundheit und Kräftigung diene. Nach der Tafel fand Cercle statt. Um 8 Uhr 20 Minuten bestiegen Kaiser Franz Joseph und Kaiser Wilhelm vor der Villa Amalia den Wagen zur Abfahrt nach Mattuglie, während die Kurkapelle die österreichische und die preußische Nationalhymne spielte. Der ganze Ort, der Park, die Ufer und die Höhengelände strahlten in feenhafter Beleuchtung, und brausende Jubelrufe der Bevölkerung gaben den Monarchen das Geleit. Wie Abbazia so waren auch Volosca und die Felswände der Umgegend mit Magnesiafackeln prächtig illuminiert. Auf dem Bahn⸗ hof Mattuglie hatten sich der Landes⸗Hauptmann von Istrien Campitelli und der Bezirks⸗Hauptmann Fabiani ein⸗ gefunden. Ersterem gegenüber sprach Sich Kaiser Franz Joseph sehr lobend über die Haltung und die patriotischen Kund— gebungen der Bevölkerung aus und beauftragte ihn, der Be völkerung Seinen Dank auszudrücken. Auf dem Bahnsteig verabschiedeten Sich die beiden Monarchen in herzlichster Weise. Während der Zug sich um 8 Uhr 50 Minuten unter be⸗ geisterten Zurufen in Bewegung setzte, grüßte Kaiser Franz Joseph wiederholt vom Fenster des Salonwagens aus. Kaiser Wilhelm traf um 9 Uhr 20 Minuten wieder in Abbazia ein.

Kaiser Franz Joseph ist heute Vormittag um 9 Uhr 40 Minuten wieder in Wien eingetroffen.

Auf den Bericht eines Provinzial⸗Steuer⸗-Direktors an den inanz-Minister hal der Minister unter dem 18. März d. J. olgenden Bescheid ertheilt, der auch den anderen Provinzial⸗

Steuer⸗Direktoren zur Kenntniß und gleichmäßigen Beachtung in Abschrift zugestellt worden ist: ;

Die in öffentliche Niederlagen oder in Privatläger unter amt⸗ lichem Mitverschluß zur Befüllung mit Getreide eingebrachten inländischen Säcke sind dem zollpflichtigen Lagerbestande zuzu⸗ schreiben, und das Getreide ist sodann nach dem Bruttogewicht von der Niederlage abzufertigen, sofern die Säcke thatsächlich zur Lage⸗ rung aufgenommen werden. . k

Als eine Lagerung bezw. Aufnahme in die Niederlage im Sinne von § 3 Abs. 2 und §5 I Abf. 2 des Niederlage⸗Regulativs ist es aber nicht anzusehen, wenn inlaändische Säcke in ein derartiges Lager lediglich zu dem Zwecke verbracht werden, um nach Maßgabe der Ab⸗ meldung die Entsernung des lose gelagerten Getreides zu bewerk— stelligen. In solchen Fällen ist stets das Nettogewicht des Getreides als zollpflichtig zu behandeln und zwar nicht nur dann, wenn das in Niederlagen lose gelagerte Getreide unter Benutzung inländischer Säcke zur Verzollung abgemeldet oder bei der Versendung unter Be⸗ gleitscheinkontrole in Kähne verbracht wird, um demnächst wieder lose weiter befördert zu werden, sondern auch dann, wenn die Versendung derartigen, mit Begleitschein abgemeldeten Getreides in den inländischen Säcken erfolgt. Heggleichen ist in losem Zustande über die Grenze eingeführtes, demnächst unter Zollkontrole in inländischen Säcken nach einer öffent⸗ lichen oder unter amtlichem Mitverschluß stehenden Privatniederlage befördertes Getreide im Niederlage⸗Register nach dem Nettogewicht anzuschreiben, wenn die Säcke sofort bei der Aufnahme in das Lager entleert und aus dem letzteren wieder entfernt werden, sodaß das Getreide lose zur Lagerung gelangt. .

Bei Getreide, welches in Saͤcken über die Grenze eingeführt und demnächst lose in einer Niederlage gelagert wird, gehören die Säcke, da Getreide tarifmäßig der Bruttoverzollung unterliegt, zum zoll⸗ pflichtigen Gewicht und sind bei dem Uebergange in den freien Ver— kehr nach Beschaffenheit ihres Inhalts zur Verzollung zu ziehen.

Die betheiligten Zollstellen sind demgemäß mit Anweisung zu versehen.

Der General-Lieutenant von Leipziger, Gouverneur von Köln, ist in Berlin eingetroffen.

Bayern.

Zu Ehren Seiner Königlichen Hoheit des Herzogs von Sachsen-Coburg und Gotha fand vorgestern bei Seiner Königlichen Hoheit dem Prinz⸗Regenten Galatafel statt, an der die Mitglieder des Königlichen Hauses, der Ehrendienst der Höchsten Herrschaften, die Minister, der bayerische Gesandte in Berlin Graf von Lerchenfeld⸗Köfering u. s. w. theil nahmen. Abends wohnten die Höchsten Herrschaften der Vorstellung im Theater bei. Nach Schluß der Vorstellung geleitete der Prinz Regent den Herzog zum Familien-Souper, das Prinz und Prinzessin Leppold aus Anlaß des Erlauchten Besuches gaben. Dazu erschienen ebenfalls alle übrigen Mitglieder des Königlichen Hauses. Gestern Morgen 7 Uhr geleitete der Prinz-Regent seinen hohen Gast zum Zentral-Bahnhof, auf dessen Perron die herzlichste Verabschiedung stattfand.

Württemberg.

Zu der am 5. April stattfindenden Vermählung Ihrer Königlichen Hoheit der Herzogin Maria Isabella von Württem⸗ berg mit Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen Johann Georg von Sachsen werden dieser Tage, wie der „St.⸗A. f. W.“ meldet, Ihre Majestät die Königin von Sachsen, Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz Georg von Sachsen und die Geschwister des Bräutigams, Ihre Kaiserlichen und König— lichen Hoheiten die Erzherzoge Albrecht, Ludwig Viktor und Otto sowie Ihre Königlichen Hoheiten die Herzoge Wilhelm und Nikolaus von Württemberg in Stutt— gart eintreffen.

Sach sen⸗Coburg⸗Gotha. Seine Königliche Hoheit der Herzog ist gestern Nach

mittag von München wieder in Coburg eingetroffen.

Deutsche Kolonien. Nach Meldung des Majors von Frangois

at dieser,

h wie „W. T. B.“ berichtet, am 20. Januar und am 2. Februar südlich von dem bisherigen Kriegsschauplatz im Tsoukhab⸗Thal

11 den Witbooi's zwei empfindliche Niederlagen beigebracht.

DOesterreich⸗ Ungarn.

Wie die „Politische Korrespondenz“ vernimmt, hat der Kaiser dem Präsidenten Carnot das Großkreuz des Stephans-Ordens verliehen und den Botschafter in Paris Grafen Hoyos beauftragt, dem Präsidenten die Ordens— Insignien zu überreichen. ö

Die gemeinsamen Ministerkonferenzen sind, wie „W. T. B.“ meldet, gestern geschlossen worden. Die Ein⸗ berufung der Delegationen ist für Ende Mai in Aussicht genommen. Der ungarische , Dr. Wekerle ist gestern Abend nach Budapest zurückgekehrt. .

Einer Meldung des „Hlas Naroda“ zufolge ist die Gemeindevertretung von Lomnitz infolge der Vorgänge bei einer am vergangenen Sonntag abgehaltenen Versammlung der Jungezechen, worin der im Omladinaprozeß verurtheilte So kol gesprochen hatte, auf gelöst worden.

Der Sonderzug mit der Leiche Kossuth's traf gestern Mittag 11 Uhr 21 Minuten in Udine ein und wurde von dem Präfekten, dem Deputirten Guardini, dem Senator Prampero, dem Bürgermeister, den Spitzen der Behörden und einer großen Anzahl Mitglieder von Vereinen, welche mit ihren Fahnen erschienen waren, empfangen. Seitens der Munizipalität wurde ein prachtvoller Kranz überreicht. Der Bürgermeister, der Präsident des Veteranen⸗ vereins und der Deputirte Guardini hielten Ansprachen, auf die der Sohn Kossuth's erwiderte. Um 3 Uhr erfolgte die Weiterfahrt nach Budapest. Die Veteranen gaben die Ehren⸗ wache

Großbritannien und Irland.

Das Oberhaus hat sich, wie „W. T. B.“ meldet, bis zum 9. April vertagt. Das Unterhaus nahm gestern die erste Lesung der Bill zur Durchführung des Schiedsspruchs in der Beringsmeer-Frage an. Im weiteren Verlauf der Sitzung wurde die erste Lesung der Vorlage zur Gleich⸗ stellung der lokalen Abgaben in den verschiedenen Londoner Stadttheilen angenommen, ebenso die Vorlage wegen Errichtung von Schiedsämtern zur Schlichtung von Streitigkeiten zwischen Arbeitgebern und Arbeitern.

Frankreich.

Der Ministerrath hat der „Magd. Ztg.“ zufolge be⸗ schlossen, der Kammer einen Gesetzentwurf vorzulegen, der alle Staatsbeamten, sowie seitens der Gemeinden besoldeten Professoren und Lehrer von der Wählbarkeit für Kammer und Senat ausschließt.

Die Uebersiedlung des Seinepräfekten in das Hötel de Ville erfolgte gestern Vormittag trotz des Wider— spruchs des Gemeinderaths. 145 Gemeinderäthe übersandten dem Minister des Innern Raynal einen Protest dagegen.

Rußland.

Der Direktor des Zoll⸗Departements Tucholka soll, wie „W. T. B.“ aus St. Petersburg erfährt, zum Senator und zu seinem Nachfolger der Wirkliche Staatsrath und Rechts— beistand des Finanz⸗Ministeriums Beljustin ernannt werden. Der Vize⸗Direktor des Handels-Departements Tim irjasew ist zum Mitglied des Conseils des Finanz-Ministeriums und an Stelle des Wirklichen Staatsraths von Kumanin zum Handels⸗-Agenten bei der russischen Botschaft in Berlin ernannt worden.

Italien.

Der Papst empfing gestern den Prinzen Maximilian von Baden.

Schweiz.

Der Ständerath hat dem „W. T. B.“ zufolge das Anarchistengesetz einstimmig angenommen.

Belgien.

Der gestern unter dem Vorsitz des Königs abgehaltene Ministerrath hat, wie die Magd. Ztg.“ erfährt, beschlossen, den Antrag auf Vertagung der Kammerwahlen zurück— zuziehen, die Konstituante anfangs Mai zu vertagen und die Neuwahlen für die erste Hälfte des Oktober auszuschreiben.

Bulgarien.

Nach einer Meldung der „Politischen Korrespondenz in der aus Anlaß des jüngsten Zwischenfalls an der serbisch-bulgarischen Grenze nach Belgrad gerichteten Note der bulgarischen Regierung Genugthuung gefordert durch Absetzung des Chefs des serbischen Grenz⸗Zollamts, durch Be— strafung der Zollwächter und durch Zahlung einer Geldent— schädigung für die verwundeten Bulgaren, sowie für die Familie des getödteten Bauern. .

Durch einen gestern veröffentlichten Ukas ist, wie W. T. B.“ meldet, die Zahl der in diesem Jahre auszu⸗

ebenden Rekruten auf 16000 festgesetzt worden, darunter 82 Mohamedaner.

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Schweden und Norwegen.

Wie „Nya Dagligt allehanda“ meldet, wird der König Anfang Mai eine Reise nach dem Süden antreten. Zunächst wird der König den Rhein besuchen und sich sodann nach der Riviera begeben, wo in Nizza ein kurzer Aufenthalt geplant ist. Auf der Rückreise wird der König in Ems eine Brunnenkur gebrauchen und anfangs Juli in Schweden wieder eintreffen. Am 27. Juli wird der König der silbernen Hochzeit des Kron— prinzen und der Kronprinzessin von Dänemark in Kopenhagen beiwohnen.

Dänemark.

Der gestern veröffentlichte Handelsbericht des Börsen— comités enthält, nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Kopenhagen, die Mittheilung, daß zwischen der russischen Regierung und der dänischen Regierung Verhandlun— gen behufs Abschlusses eines neuen gegenseitigen Meist begünstigungsvertrags eingeleitet seien und daß das dänische Ministerium des Auswärtigen einen Vertragsentwurf bereits ausgearbeitet habe.

Amerika.

Wie „W. T. B.“ aus Washington meldet, hat der Präsident Cleveland gegen die Vorlage über die Silber— ausprägung sein Veto eingelegt. In der betreffenden Botschaft an den Kongreß heißt es, das Gesetz würde das wiedererwachende Vertrauen schwächen, wenn es dasselbe nicht sogar vernichten würde. Jeder Artikel des Gesetzes sei schwankend, der Sinn unbestimmt. Die Botschaft betont die Nothwendig keit, die Gleichberechtigung des Goldes und des Silbers auf— recht zu erhalten. Der Antrag Bland würde eine große Ver— mehrung der Silberzirkulation und eine entsprechende Ne— duktion des Goldes im Schatz herbeiführen; dies würde die gesunde Finanzpolitik, die einen vernünftigen Bimetallismus aufrecht erhalte, untergraben. Die Botschaft empfiehlt schließlich eine Ausdehnung der Vollmacht des Schatzsekretärs, Obligationen mit niedrigem Zinsfuß auszugeben, damit die Goldreserve geschützt werde. In diesem Fall könne man zur Silberausprägung schreiten. .

Der Admiral Walker, Befehlshaber des Geschwaders im östlichen Theil des Stillen Ozeans, ist gestern von Washington nach Honolulu abgereist. .

Wie aus Rio de Janeiro gemeldet wird, sind die von Montevideo kommenden Schiffe Peixoto's dort eingetroffen.

ie Regierungsflotte rüste sich, nach dem Süden zu gehen, um den „Aquidaban“ und die „Republica“ zu bekämpfen.

In Paris eingetroffenen Meldungen aus Montevideo zufolge hat sich das Kabinet des Präsidenten Borda folgender- maßen konstituiert: Auswärtiges Pine iro Cam pos Finanzen Vidiella, Krieg General Duaz, Inneres Miguel Herrera, öffentliche Arbeiten Castro. Die Zusammensetzung des Kabinets habe einen günstigen Eindruck hervorgerufen.

Parlamentarische Nachrichten.

Nach einer vom Bureaudirektor des Hauses der Abgeordneten, dem Geheimen Regierungs⸗Rath Kleinschmidt ang fertig Zusammenstellung beläuft sich die Zahl der im Haule der . geordneten noch nicht zur Erledigung geb rach . Regierungsvorlagen auf, fünfzehn. Es stehen noch . n Berathungen über die Verhandlungen des Landegeisenbahnrat s mn Jahre 1893, über den Bericht betreffs der Ergebnisse hege gz friebes der preußischen Staatsbahnen im Betriebs fahre 189. die zweite und dritte Berathung des Entwurfs über die . wirthschaftskammern, desgleichen über drei Rechnungeror la die Fortsetzung der zweiten und die dritte Berathung ü ö. ier Staatshaushalts-Etat für 1894,95, die Berathung des en g . die Bauausführungen und Beschaffungen der Eisenbahn ver ,. vom 1. Oktober 1892 bis 13903, die zweite und dritte , des Gefetzentwurfs über die Stadterweiterungen und Se ee eignungen, desgleichen des Vertrags bezüglich des Elbe⸗Trave⸗

Land⸗

und, des Entwurf betreffs der Aufsuchung und. Gewinnung von Kali⸗ und Magnesiasalzen. Noch gar nicht zur Erörterung gelangt sind die Entwürfe, betreffend die Aufhebung der im Geltungtz⸗ bereich des Rheinischen Rechts bestehenden Vorschriften über die in die Geburtsregister einzutragenden Vornamen, und betreffend die Aenderung der Kirchenverfassung, sowle der Bericht der Staats⸗ schuldenkommission und die Rechnungen der Kasse der Ober⸗ rechnungskammer für 1892593. An Interpellationen und An- trägen aus dem Hause liegen noch fünf vor, darunter die Antrãge betreffend die Staffeltarife, und die Interpellation über die Ausprägung der silbernen Reichsmünzen. Von Kom missionsberichten sind zehn unerledigt, Im Herrenhaufe ist der Entwurf über das Pfandrecht an Privateisenbahnen und Kleinbahnen noch nicht erledigt ferner der Gesetzentwurf über das Ruhegehalt der Lehrer an mittleren Schulen und die Sekundärbahnvorlage sfowie die Denkschrift der An⸗ siedelungskommission für Westpreußen und Posen. . .

Entscheidungen des Reichsgerichts.

Sind Personen, welche nach den Bestimmungen des Strafgesetz— buchs un fähig sind, als Zeugen eidlich vernommen zu werden, oder welche hinsichtlich der den Gegenstand der Unterfuchung bildenden That als Theilnehmer, Begünstiger oder Hehler verdãchtig oder be⸗ reits verurtheilt sind, dem 5 56 Ziffer 2 oder 3 der Strafprozeß⸗ ordnung zuwider als Zeugen eidlich vernommen worden, und haben sie hierbei ein fal sches Zeugniß abgelegt, so sind sie, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, 11. Strafsenats, vom 14. November 13893 wegen Meineides zu bestrafen. Das durch die 163, 154 Strafgesetzbuchs definierte Vergehen erfordert als Thatbestands— merkmal, daß das falsche Zeugniß vor einer zur Abnahme von Eiden zuständigen Behörde eidlich abgegeben ist. Zur Erfüllung dieser Vorausetzungen gehört nun allerdings, daß der Thäter zur Zeit der Eidesleistung eidesmündig war (G56 Nr. 1 St. P. O), sowie, daß bei der Eidesleistung die vom Gesetze vorgeschriebenen Formen be⸗ obachtet wurden; keineswegs aber fällt dem zur Aburtheilung des Vergehens berufenen Strafrichter auch die Aufgabe zu, zu prüfen, ob die zur Abnahme von Eiden zuständige Behörde, vor welcher der Eid geleistet worden ist, nach den Regeln des bei ihr anhängigen Ver— fahrens den Zeugen mit Recht oder Unrecht beeidigte.“ .

Ist das Beisichführen von Schußwaffen polizeilich ohne Erlaubniß verboten, so haftet, nach einem Urtheil des Reichs— gerichts, VI. Zipilsenats, vom 15. Januar 1894, im Gebiet des preuß. Allgem. Landrechts derjenige, welcher eine Schußwaffe ohne polizeiliche Erlaubniß bei sich führt, hierbei für allen Schaden, der auch ohne sein Verschulden durch die Waffe angerichtet wird.

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

In Haynau i. Schl. sind, wie dem „Vorwärts“ gemeldet wird, nunmehr sämmtliche Arbeiter der Thomaß'schen Handschuh fabrik bis auf vier entlassen. (Vergl. Nr. 57 d. Bl.) Am vorigen Sonnabend ist auch sämmtlichen Handschuhmachern der Fran ke'schen Fabrik gekündigt worden.

In Heilbronn fand während der Osterfeiertage ein Müller— kongreß statt, der von 24 Delegirten zumeist aus süddeutschen Städten beschickt war. Die Verhandlungen führten zur Gründuug des Verbandes süddeutscher Müllerarbeiter und verwandter Berufs⸗ genossen. Als Sitz des Vorstandes wurde Heilbronn bestimmt.

In Eupen ist der Weber-Ausstand bei der Firma Wilh. Peters u. Co., wie der „Köln. Z.“ geschrieben wird, durch behörd— liche Vermittelung beendigt worden. Heute sollte die Arbeit wieder aufgenommen werden.

Aus Wien meldet W. T. B.“ weiter über den Parteitag der öste rreichischen Sozialdemokraten, daß gestern über die Parteiorganisation berathen wurde und die Bedingungen für die Parteiangehörigkeit festgestellt wurden. Hiernach dürfen die Partei⸗ genossen keiner bürgerlichen Partei angehören oder für eine solche thätig sein; ferner wurde die Bezirksorganisation festgestellt und bestimmt, daß dort, wo es die sprachlichen Verhältnisse nöthig machen, Agitationsbezirke ohne Rücksicht auf die Provinzgrenzen gebildet werden. Eine seit längerer Zeit unter den Gasarbeitern der Englischen Gasgesellschaft, der die gesammte Gasversorgung Wiens obliegt, bestehende Gährung führte, wie die „Voss. Ztg.“ berichtet, gestern zu einem Ausstand. Infolge der Entlassung eines Arbeiters stellten über 2000 Arbeiter aller sieben Gaswerke der Englischen Gesellschaft die Arbeit ein. Die Gasvorräthe reichen nur für zwei Tage. Der sozialdemokratische Parteitag beschloß, den Ausstand zu unterstützen. Abends kam es zu Ausschrei tungen. Die Gasgesellschaft nahm neue Arbeiter an, um die Nacht⸗ arbeit in einigen Gaswerken fortzusetzen. Die ausständigen Arbeiter verjagten aber die Neuaufgenommenen und nehmen überhaupt eine drohende Haltung an, weshalb die Gasgesellschaft behördlichen Schutz verlangte. Nach der Darstellung des W. T. B.“ stellten 150 Ar⸗ beiter der Gasanstalt im Bezirk Döbling wegen Entlassung eines Genossen die Arbeit ein. Später dehnte sich der Strike auf fast sämmtliche Wiener Gasanstalten aus; die Arbeiter verließen um 6 Uhr Abends in demonstrativer Weise ihre Arbeitsstellen. Da für Ersatz gesorgt ist, wird der Betrieb der Gaswerke überall aufrecht⸗ erhalten. Ein Zwischenfall ist nicht vorgekommen. Eine Versamm⸗ lung ausständiger Arbeiter der Dittmar'schen und Brünner“ schen Lampenfabriken, die vorgestern stattfand, wurde, wie die Berliner „Volks⸗Itg. berichtet, wegen heftiger Angriffe auf die Polizei aufgelõöst.

Aus Brünn meldet ein Telegramm des D. B. H.“: Die Ar— beiter der Rositzer Bergbaugesellschaft beschlossen, die Ab— schaffung der Accord⸗ und Schichtarbeit von der Direktion zu ver⸗ langen. Für den Fall, daß die Bergverwaltung die Forderungen der , nicht bewilligen sollte, wird mit einem allgemeinen Strike gedroht.

Aus Zürich berichtet der Berner ‚Bund“ über die dortige Aus— stands bewegung: Am Mittwoch legten die Arbeiter der vier größten hiesigen Schneidergeschäfte die Arbeit nieder, darunter auch die der schweizerischen Uniformenfabrik, weil diese Geschäfte Arbeiten für Berner Geschäfte übernommen hatten. Ein allgemeiner Schneider⸗ strike droht auszubrechen. Die Schneidermeister faßten am Dienstag über den Theilausstand der Schneider folgende Beschlüsse: 1) Die Arbeiter haben die Arbeit bedingungslos wieder aufzunehmen. 2) Aus⸗ ständige Arbeiter werden nicht mehr eingestellt; es wird ihnen eine Frist von drei Tagen zur Wiederaufnahme der Arbeit gewährt. 3) Der Meister, der ausständige Arbeiter einstellt, verfällt in jedem einzelnen Falle in eine Konventlonalbuße von 100 Fr. 4) Die Solidarität der Meister wird durch Unterschrift neu bestätigt und auch gegenüber den Berner Meistern aufrecht erhalten. 14 Sattlermeister haben bereits die von den am Dienstag in den Strike getretenen Gesellen gestellten Forderungen bewilligt, sodaß der Ausstand wahr⸗ scheinlich bald beendigt sein wird.

Kunst und Wissenschaft.

In der Sitzung des Vereins für deutsches Kunstgewerbe am Mittwoch Abend gab Herr Dr. F. Back einen Ueberblick über die geschichtliche Entwickelung der Holz und Marmorintarsia und deren Stilgesetze. Zur Veranschaulichung des Vortrags waren außer einigen älteren Stücken aus dem Königlichen Kunstgewerbe⸗Museum eine Reihe von modernen Arbeiten der Herren Ernst Nast, W. Roggenbau, G. Schröder, G. Wenkel Nachf., C. G. Odorico und der Aktien⸗ gesellschaft für Marmor⸗Industrie Kiefer ausgestellt. Besonderes Interesse erregten die für das Reichstagsgebäude ausgeführten Intarsien und Mosaik⸗Arbeiten.

—. Der jweite deutsche Histerikertag wurde gestern in Leipzig in Anwesenheit des sächsischen Kultus-Ministers von Seydewitz von dem Professor Lamprecht⸗Leipzig mit einem Hoch auf Seine Majestät den König Albert eröffnet. Archiv⸗Rath Ermisch⸗ Dresden überreichte nach dem Bericht des W. T. B.“ sodann die im Auftrage des sächsischen Staats⸗Ministeriums verfaßte Festschrift. Zu Vorsitzenden wurden die Professoren Lamprecht und Arndt gewählt. Den ersten Berathungsgegenstand bildete die Stellung der alten Ge⸗ schichte im gelehrten Unterricht; Referenten waren die Professoren Jaeger, Hannak und Kämmel.

Gestern Vormittag fand im Costanzi⸗Theater zu Rom in Anwesenheit Ihrer Majestäten des Königs Humbert und der Königin Margherita die feierliche Eröffnung des Inter nationalen Medizinischen Kongresses statt. Die Stadt war, wie . W. T. B.“ berichtet, aus diesem Anlaß reich beflaggt, und in der Via Nazionale, wo der Tramway⸗Verkehr eingestellt war, bewegte sich eine zahlreiche Menschenmenge. Gegen 103 Uhr trafen der König und die Königin unter lebhaften Ovationen im Costanzi⸗ Theater ein, dessen Eingänge ebenso wie das Innere auf das prächtigste geschmückt waren. Der Zuschauerraum war mit der Bühne auf gleiches Niveau gebracht, sodaß beide einen einzigen Festsaal bildeten. An der hinteren Bühnenseite war unter einem großen Baldachin ein Thron für das Königspaar aufgestellt; zu beiden Seiten des Thrones standen in mehreren Reihen die Sessel für die offiziellen Vertreter. Die Minister, das diplo⸗ matische Korps, die höheren Staatsbeamten, Vertreter des Par⸗ laments und des Stadtraths, die auswärtigen Delegirten und Tausende von Kongreßmitgliedern hatten sich zu der Eröff— nungsfeier eingefunden. Alle Plätze des Saals, der Logen und Ränge waren von Gästen und Mitgliedern dicht besetzt. Für die Vertreter der Presse war eine Loge neben der Bühne reserviert. Bei dem Betreten des Theaters wurden der König und die Königin von dem Minister⸗Präsidenten Crispi, dem Unterrichts⸗ Minister Baccelli, dem Bürgermeister und den Comité⸗-Mitgliedern empfangen und seitens aller Anwesenden mit den wärmsten Kund⸗ gebungen begrüßt. Der König, welcher Generals⸗ Uniform trug, ge— leitete darauf die Königin zu dem Throne. Sodann hielt der Minister-Präsident Crispi, welcher zur Rechten des Königs Aufstellung genommen hatte, in italienischer Sprache etwa folgende Rede: „Italien entbietet Ihnen durch mich seinen herzlichen Gruß. Für Italien ist es ein großes Glück, in der Dauptstadt des Königreichs Männern von solchem Wissen und solcher Erfahrung, wie sie hier versammelt sind, Gastfreundschaft zu gewähren. Die Wissenschaft des Lebens, welche Sie pflegen und deren Apostel Sie sind, erwartet von Ihnen neue Eroberungen. Ihre Mission strebt das Heil der Menschheit auf zwei Wegen an. Sie sucht auf dem einen dem Uebel vorzubeugen, auf dem anderen das vorhandene Uebel zu beseitigen. Sie beugen durch die Hygiene vor, welche die Gesundheit der Menschen beschützt, indem sie die Luft und den Boden von Krankheitsstoffen befreit. Sie beheben die Uebel durch heilende und wiederherstellende Mittel. Dank Ihrer Thätigkeit blühen vordem ungesunde Städte wieder auf, werden aus nur zum Nachtheil der Bevölkerung bewohnbaren Landstrichen fruchtbare Gärten. Ihr Wort wird hier mit sympathischer Aufmerksamkeit verfolgt werden. In Rom, der Weltstadt, deren Bürger wir Alle sind, werden Sie ein gemeinsames Vaterland finden. Rom, die Mutter Aller, gab der antiken Welt mit der Zivilisation zugleich das Recht. Von Rom wird heute gleichfalls, dank Ihren Bemühungen, das frucht⸗ bare Wort des Friedens ausgehen, des Friedens, der die Noth— wendigkeit und die Hoffnung der modernen Welt ist. Dieser Frieden wird durch den gegenwärtigen allgemeinen Kongreß gesichert werden, denn der Kongreß ist das Symbol der Brüderlichkeit und Soli— darität der Nationen. In diesem Vertrauen lade ich Sie ein, Ihre Arbeiten unter den Auspizien des Königs von Italien zu beginnen. Die Rede wurde wiederholt durch Beifall unterbrochen und am Schlusse mit begeisterten Rufen aufgenommen. Hierauf hielt der Unterrichts⸗Minister Baccelli, der sich zur Linken der Königin aufstellte, eine Begrüßungsrede in lateinischer Sprache, in welcher er etwa Folgendes sagte: „Seitdem Italien geeinigt und Herr seiner Geschicke ist, erfreut es sich selbst inmitten der ernsten un— vermeidlichen Schwierigkeiten, welche die Wiedergeburt seines bürger⸗ lichen Lebens begleiteten, mannigfacher Beweise von Wohlwollen und Ehrenerweisungen. Seien Sie willkommen auf diesem klassischen Boden, wo die antike Größe durch den göttlichen Hauch der Freiheit erneuert wird! Niemand wird hier als Fremder angesehen. Möge hier, wo jedes Volk der Erde seine Monumente findet, das ganze menschliche Geschlecht eine einzige Familie bilden und jeder Einzelne durch seinen Rath und seine Thätigkeit zum Gedeihen des öffentlichen Gesundheitszustandes beitragen und so dem alten Spruche: „Salus publica suprema lex esto“ neuen Glanz verleihen. Der König und die Königin, die Vorbilder aller Herrschertugenden, wohnen der Er öffnung des Kongresses bei, um Sie zu ehren.“ Der Minister be⸗ willkommnete schließlich die Versammlung im Namen der Behörden und der staatlichen und städtischen Körperschaften. Der Bürger⸗ meister von Rom Fürst Ruspoli sprach sodann im Namen der Stadt; Professor Virchow begrüßte in talienischer Sprache namens des letzten, in Berlin abgehaltenen Kongresses den König und die Königin. Die offiziellen Delegirten hielten in alphabetischer Reihen— folge der Länder ähnliche Ansprachen namens ihrer Regierungen. Es sprachen für Oesterreich Nothnagel, für Dänemark Salomonson, für Frankreich Bouchard, für Deutschland von Coler, für Norwegen Mauche, für Schweden Holgren. Sodann wurde auf Antrag Professor Virchow's der gegenwärtige Vor⸗ stand des Organisations-Comités einstimmig zum definitiven Bureau gewählt. Nachdem der Unterrichts⸗Minister Baccelli durch Zuruf zum Präsidenten des Kongresses gewählt worden war, erklärte derselbe im Namen des Königs den 11. Internationalen Medizinischen Kongreß für eröffnet. Schließlich wurden alle ausländischen Delegirten dem König und der Königin durch das Comits vorgestellt. Als das Herrscherpaar das Costanzi⸗Theater verließ, wurde es wiederum von den Kongreß⸗Theilnehmern und der Volksmenge auf das lebhafteste begrüßt.

Am Nachmittag bildeten die Sektionen des Kongresses ihre Bureaux; heute sollten die Arbeiten beginnen. Bis gestern waren im Sekretariat des Kongresses 6000 Kongreßmitglieder und 1140 Damen eingeschrieben. Man schätzt die Zahl der deutschen Theilnehmer auf 900, der österreichisch⸗ungarischen auf 700, der englischen auf 700, der französischen auf 600, der spanischen auf 250, der russischen auf 200, der schweizer auf 200, der nordamerikanischen auf 170, der italienischen auf 1200. Der Kongreß des Jahres 1893 in Berlin zählte 5725, der erste im Jahre 1869 in Florenz abgehaltene Kongreß nur 366 Theilnehmer.

Seine Majestät der König Humbert erhielt aus Anlaß des medizinischen Kongresses von italienischen und französischen Universi⸗ täten Beglückwünschungstelegramme. Der „Italie“ zufolge ist dem Könige von Seiner Majestät dem Kaiser Wilhelm ein herz— liches Telegramm mit Glückwünschen zu dem Erfolge des medizinischen Kongresses, der die berühmtesten Aerzte in Rom vereinige, zugegangen.

Schnlwesen.

Die Anmeldungen für das Sommer⸗Semester der Kauf⸗ männischen Fortbildungsschulen (Köllnisches, Friedrichs— Werdersches und Königstädtisches Gymnasium) sind so zahlreich ein—⸗ gelaufen, daß nahezu alle Kurse überfüllt sind und Aufnahmen nicht mehr in allen Kursen erfolgen können. Interessenten werden daher gut thun, sich schleunigst bei den Mitgliedern des Kuratoriums (Vor⸗ sitzender: Rechtsanwalt Dr. Haase, Alexanderstraße 16 zu melden, wenn sie sich noch einen Platz sichern wollen. Die feierliche Eröffnung des Sommer⸗Semesters der Kaufmännischen Fortbildungsschulen sowie die Prämienvertheilung findet für alle drei Anstalten am 2. April er., Abends Uhr, in der Aula des Friedrichs⸗ Werderschen Gymnasiums, Dorotheenstraße 13/14, statt. Alle Freunde und Gönner der Kaufmännischen Fortbildungsschulen werden dem Kuratorium bei diesem Festakt willkommen sein.

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Land⸗ und Forstwirthschaft.

Der ire kt gr der Königlich sächsischen Forstakademie in Tharandt, Geheime Ober⸗-Forstrath Dr. phil. Johann Friedrich Judeich ist am 28. d. M. im Alter von 66 Jahren verfforben. Er hat die genannte Anstalt seit dem Jahre 1866 geleitet und ihr einen weiten Ruf verschafft. Seine hervorragenden Kenntnisse, befonders auf dem Gebiete der neueren Forsteinrichtung, der Forstinsekten und der Rein⸗ ertragslehre“, die er zur ‚„Bestandswirthschaft⸗ weiter entwickelte, legte er in zahlreichen Fachschriften nieder. Sein Lehrbuch Die Forsteinrichtung“ erschien im vorigen Jahre bereits in 5. Auflage. Bis 1887 redigierte er das „Tharandter forstliche Jahrbuch“, und seit 1373 gab er (von 1882 an zusammen mit Behm) den „Forst⸗ und Jagdkalender“ heraus.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Koblen und Koks . an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 29. d. M. gestellt 10 639, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. In Oberschlesien sind am 28. d. M. gestellt 3805, nicht recht- zeitig gestellt keine Wagen.

Zwangsversteigerungen.

Beim Königlichen Amtsgericht 1 Berlin standen am 29. März die nachbezeichneten Grundstücke zur Versteigerung: Am Weiden weg 33, der Frau Ernestine Laufer, geb. Meseritzer, gehörig; Fläche 597 a; Nutzungswerth 9g360 ; Mindestgebot 900 n; für das Meistgebot von 140 000 S6 wurde der Schneidermeister Hermann Goldwasser, Franseckistraße 13, Ersteher. Stephanstraße 9, dem Ingenieur Arthur von Krause gehörig; Fläche 6,25 a; Nutzungkwerth 12 180 4 ; Mindest⸗ gebot 1900 S, für das Meistgebot von 165 000 M wurde der Kauf⸗ mann Carl Köhne, Oranienburgerstraße 32, Ersteher.

Liguidationskurse der Berliner Börse für Ende

März 1894. 3 J!. Deutsche Reichs-Anleihe 88, 00, 3 69 Preuß. Konsols 8890, 3 0 Deutsche Reichs-Anleihe u. Preuß. Konsols, gem. Stücke 88,90, Oesterreichische Kredit-Aktien 229, 0, Lombarden 48,75, Franzosen 141,50, Berliner Handelsgesellschaft 141,00, Darmstädter Bank ⸗Aktien 139,50, Deutsche Bank⸗-Aktien 166,50, Diskonto⸗ Kommandit⸗Antheile 194,90, Dresdner Bank 145,25, National- bank für Deutschland 111K75, Russische Bank für auswärtigen Handel 10425, Wiener Bank ⸗Verein 131,00, Aachen⸗ Maastricht 63,50, Dortmund⸗Gronau 122,8, Lübeck⸗Büchener 18,00, Mainz -Ludwigshafener 118,59, Marienburg⸗Mlawka 90,50, Ostpreußische Südbahn 96,900, Werrabahn 59,25, Böhmische Nordbahn 159,00. do. Westbahn 19400, Buschtehrader 223, 06, Kanada Pacific 69,00, Dux⸗Bodenbach —, Galizische Karl⸗ Ludwigsbahn —, Gotthardbahn 163,50, Italienische Meridional 106,50, do. Mittelmeer 78,75, Jura⸗Simplon 68,50, Desterr. Nord⸗ westbahn 110,00, do. do. Elbethal 130,50, Oesterr. Lokalbahn 103,50, Prince Henri 68,509, Russ. Südwestbahn⸗Aktien 79, 00, Schweizer Zentralbahn 125,00. Schweizer Nordostbahn 113,25, Schweizer Union 83265, Warschau⸗Wiener 241,50, Egyptische Anleihe 40ͤ0 unifiz. 104,00, Italienische 30, Rente 76,25, Mexikaner 60 Anleihe 61,56, do. v. 1890 69,40, Oesterr. Silberrente Oesterr. 1860er Loose 145, 50, Russische 40 Konsols 100,50, Russische 40½ 1880er Anl. 100,00, Russ. 5 (ο Orient⸗Anl. (II. Emission) 69, 900, Russ. H oso Orient⸗Anl. (III. Emission) 69,00, Türken konv. 24,15, Türken⸗Loose 103,25, Türkische Tabackregie 223,00, do. Zoll⸗Obligat. ——, Un⸗ garische 4 69 Gold⸗Rente 96,70, Ungarische Papier⸗Rente —, Ungarische Kronen Rente 91,75, Bochumer Gußstahl 141,B50, Kon“ solidation 173,00, Dannenbaum 96,00, Dortmunder Union 6 o Stamm⸗ Prioritäten 68,00, Gelsenkirchen 150,00, Guano 144,50, Hamburg. Packetfahrt⸗Akt. 193,‚50, Harpener 139,50, Hibernia 127.50, Königoͤ⸗ und Laurahütte 134,599, Norddeutscher Lloyd 115,75, Trust Komp. 139,590, Russische Banknoten 22075. Heutiger amtlicher Durchschnitts⸗ kurs für deutsche Fonds und Eisenbahn-Aktien. Amtlicher Durch⸗ schnittskurs vom 30. d. M. für Oesterr. Noten, Wechsel auf Wien und St. Petersburg. . Dem Aufsichtsrath der Magdeburger Lebens-Ver⸗ sicher ungs-Gesellschaft wurden von der Direktion der Rech⸗ nungsabschluß und die Bilanz für das Jahr 1893 vorgelegt, die der Aufsichtsrath genehmigte. Danach beziffert sich der Ueberschuß der Einnahmen über die Ausgaben auf 462 828 S, wovon nach Dotierung des Reservefonds und Zahlung der statutenmäßigen Tantismen den mit Gewinnantheil Versicherten 302 594 MS überwiesen und 84 000 MM, oder 21,00 M für jede Aktie 7 als Dividende an die Aktionäre vertheilt werden sollen.

. Die Direktion der Werra-Eisenbahngesellschaft wird, wie die „Frkf. 3.“ meldet, die Vertheilung einer Dividende von 11 9 gegen O, 85 o/ im Vorjahre beantragen.

In der Generalversammlung der Bergwerksgesellschaft Hibernia, Herne, vom 29. d. M. wurde dem Vorstand und Auf⸗ sichtsrath für die Geschäftsführung Entlastung ertheilt und der Antrag des Aufsichtsraths, für 1893 eine Dividende von 40 zu vertheilen, genehmigt. Die Dividende gelangt von heute ab zur Auszahlung.

In der Generalversammlung der Lokalbahn Aktien⸗ gesellschaft in München vom 29. März wurde die Bilanz und das Gewinn⸗ und Verlust⸗Konto genehmigt und der Direktion und dem Aufsichtsrath die Entlastung ertheilt. Die Versammlung gab ferner die Ermächtigung zur allmählichen Ausgabe von weiteren 15 Millionen 4 , Obligationen und genehmigte die Aenderung des Art. 26 der Statuten sowie die Vertheilung von 6 0 Dividende und die Ueberweisung von 10000 MS an den Pensionsfonds der Gesellschaft. .

Königsberg i. Pr., 29. März. (W. T. B.) Die General⸗ versammlung der Königsberger Hartung'schen Zeitung und Verlags⸗ druckerei genehmigte die Bilanz und die Vertheilung einer Dividende von 83 Oo.

Breslau, 29. März. (W. T. B.) Nach hier vorliegenden Meldungen hat das Kartell der böhmischen Eisenwerke die Preise für Stab⸗ und Fagoneisen um einen halben Gulden per Meter⸗ Zentner erhöht.

Magdeburg, 29. März. (W. T. B.) Zuckerbericht. Kornzucker exkl., von 92/0 neue 13,70, Kornzucker exkl. S8 o/ Rendement —, neue 13,10, Nachprodukte exkl., 75 0 / Rendement 10,25. Ruhig. Brotraffinade J. ——, Brotraffinade II. —, Gem. Raffinade mit Faß 26,25, Gem. Melis L, mit Faß Still. Rohzucker. J. Produkt Transito f. a. B. Hamburg pr. März 12,80 bez., 12.825 Br., pr. April 12,75 Gd. 12 80 Br., ver Mai 12,80 bez., 12, 23 Br., pr. Juni 1285 bez., 12,87 Br. Ruhiger.

Bremen, 29. März. IW. T. B.) Börsen⸗Schlußbericht. Raffiniertes Petroleum. (Offizielle Notierung der Bremer Petroleum- Börse.) Fest. Loko 4,80 Br. Baum wolle. Fester. Upland middling, loko 39 . Sch mali. Höher. Wilcor 39 3, Armour shield 385 , Cudahy 39 5, Fairbanks 34 3. Speck. Höher. Short elear middling loko 343. Wolle. Umsatz 87 Ballen. Taback. Umsatz 20 Faß Kentucky, 119 Se⸗ ronen Karmen.

Wien, 29. März. (W. T. B.) Die heutige Generalversammlung der Oesterreichischen Kreditanstalt genehmigte die Bilanz für 1893 und stimmte den bereits bekannten Anträgen des Verwaltungs- raths in Betreff der Verwendung des Reingewinns zu und beschloß, da der Reservefonds bereits die statutarische Maximalhöhe erreicht hat, die Schaffung eines außerordentlichen Reservefonds, über dessen Dotierung und Verwendung die jeweilige Generalversammlung zu entscheiden hat.

Verdingungen im Auslande.

Niederlande. 4. April, 12 Uhr. De directeur der artillerie-inrichtingen zu

Delft auf seinem Bureau am van Leeuwenhoeksingel: Lieferung von Kupfer⸗ und Messingplatten, Schellack, Alkohol für die Anfertigung