drichsruh, 1. April. Aus Anlaß des Geburts⸗ ürsten Bismarck fand, wie W. T. B.“ berichtet, mabend Abend ein Fackelzug statt, woran etwa 3000 und sieben Musikkorps theilnahmen. Der Fürst und é Fürstin Bismarck erschienen mit den Mitgliedern ihrer milie an einem Fenster des Schlosses und betrachteten von hort aus den Vorbeimarsch des Zuges. Für den Vorstand des ger Reichstagswahlvereins hielt Herr Woermann prache, worin er der Freude über die Genesung des Fürsten Ausdruck gab, des Besuchs Seiner Majestät des Kaisers m Friedrichsruh gedachte und mit einem Hoch auf den Fürsten Bismarck schloß Fürst Bismarck dankte in längerer Rede und brachte ein Hoch auf das Gedeihen Hamburgs aus. te trafen in Friedrichsruh zahlreiche Gratulationen, lumenspenden und Geschenke aller Art ein. Das Musik⸗ korps des Lauenburgischen Jäger⸗Bataillons begrüßte den Fürsten durch eine Morgenmusik; der Altonaer Sänger⸗ verein trug drei Lieder vor und wurde von dem Fürsten durch eine Ansprache ausgezeichnet. Mittags 121/ Uhr traf der Flügel-⸗Adjutant Seiner Majestät des Kaisers, Majbr Graf von Moltke ein, um dem Fürsten ein Schreiben Seiner Majestät des Kaisers zu überreichen, worin Allerhöchstderselbe in herzlichsten Worten Seine Glückwünsche ausspricht; zugleich überbrachte Graf von Moltke im Namen Seiner Majestät dem Fürsten Bismarck einen Küraß aus ver— nickeltem Stahl nebst Epaulettes und Bandelier. Der Fürst probierte den Küraß sofort an und sprach seine Freude über den guten 264 aus. Der in Friedrichsruh eingetroffenen Deputation des Kürassier⸗Regiments von . (Magdeburgisches) Nr. 7, die ihre Glückwünsche darbrachte, sagte der Fuͤrst, er hoffe demnächst in Halberstadt zu dem Regiment in persöonliche Be⸗ 2 treten zu können. Um 1 Uhr brachte das Musik— orps des in Altona garnisonierenden 1. Thüringischen In⸗ fanterie⸗Regiments Nr. II dem Fürsten ein Ständchen. Aus Hamburg und der weiteren Umgebung trafen im Laufe des Vormittags fortdauernd Gratulanten ein.
Sach sen.
Seine Majestät der König hat in einer am Sonnabend dem bisherigen niederländischen außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister am sächsischen Hofe Jonk— heer van der Hoeven ertheilten Partikularaudienz dessen Abberufungsschreiben entgegengenommen. Nach— mittags fand, wie das „Dr. J berichtet, hei Ihren Majestäten in der Königlichen Villa Strehlen Tafel statt, zu der der ö Gesandte, sowie der Stagts⸗Minister der auswärtigen Angelegenheiten von Metz sch Einladungen erhalten hatten.
HSessen.
Seine Majestät der König von Württemberg traf am Sonnabend Nachmittag um 4 Uhr in Darmstadt ein und wurde auf dem Bahnhofe, wo eine Ehrenwache des 1. Groß⸗ herzoglich Hessischen Infanterie⸗ (Leibgarde) Regiments Nr. 115 mit der Regimentsmusik und der Fahne Auf⸗ stellung genommen hatte, von Seiner Königlichen Hoheit dem Großherzog und Seiner Großherzoglichen Hoheit
dm Prinzen Wilhelm von essen empfangen. Zum Ehrendienst waren der General⸗Major von Oppen, Kommandeur der 49. Infanterie⸗Brigade, der Oberst von Witzendorff, Kommandeur des Großherzoglichen Feld— Artillerie⸗Regiments Nr. 25 (Großherzogliches Artillerie⸗Korps), und der Rittmeister Freiherr von Uckermann vom 1. Groß⸗ herzoglichen Dragoner⸗Regiment (Garde⸗Dragoner⸗Regiment) Nr. 23 kommandiert. Nach der Begrüßung auf dem Bahnhof fuhren der König und der Großherzog, eskortiert von einer Eskadron des 2. Großherzoglichen Dragoner⸗-Regiments (Leib⸗Dragoner⸗ Regiment) Nr. 24, zum Residenzschloß, wo um 5 Uhr Gala—⸗ tafel stattfand. Am Abend wohnten die Höchsten Herrschaften der Festvorstellung im Hoftheater bei. Gestern Vormittag besuchte der König das Mausoleum auf der Rosenhöhe. Nach einem Frühstück im Neuen Palais geleitete der Großherzog den König zum Bahnhof, von wo Seine Majestät kurz nach 12 Uhr die Rückreise nach Stuttgart antrat.
Sachsen⸗Coburg⸗Gotha.
Ihre Hoheit die verwittwete Herzogin ist, wie die „Cob. Ztg.“ meldet, am Sonnabend nach München und Bieder— tein zum Besuch Ihrer Königlichen Hoheit der Herzogin Max Emanuel in Bayern abgereist.
Oesterreich⸗ Ungarn.
Die Verhandlungen über den Abschluß eines Hand els— vertrags zwischen Oesterreich⸗Ungarn und Rußland haben, wie übereinstimmend aus Wien und St. Petersburg berichtet wird, zu einer vollständigen Einigung über die Grund⸗ lagen eines Vertrags geführt, der gleich dem deutsch⸗russischen
andelsvertrag bis zum 31. Dezember 1906 Guͤltig⸗ eit haben soll. Infolge dessen tritt von heute ab bis zum 113. Juli ein Handels provisorium in Kraft. Durch eine Verordnung des . . Gesammt-⸗Ministeriums wird, wie ‚W. T. B.“ meldet, dem⸗ gemäß bestimmt, daß russische , . bei der Einfuhr nach Oesterreich⸗Ungarn von heute ab als meistbegünstigt zu behandeln seien. Der Handels⸗Minister hat gleichzeitig die Handelskammern verständigt, daß österreichisch-ungarische Pro⸗ venienzen in Rußland ebenfalls als meistbegünstigt behandelt würden und daher auf den ö en Export die russischen Konventionalzölle aus den Handelsverträgen Rußlands mit Deutschland und Frankreich Anwendung . — In dem Handelsvertrage gewährt Rußland
esterreich⸗Ungarn nicht die Spezial vergünstigungen, die Nor— wegen zugestanden sind und in dem deutsch⸗russischen Handels⸗ vertrag fehlen. Oesterreich⸗Ungarn gewährt Rußland die Ver— ., nicht, die Italien für Wein, und ebenso nicht ie ergünstigungen, die Serbien für Getreide und Rumänien für Petroleum zugestanden sind. Sollte Oester⸗ reich⸗Ungarn diese drei Vergünstigungen einer dritten Macht zugestehen, so erhält sie Rußland ebenfalls. Rußland bindet für die Dauer des Vertrags alle Deutschland zugestan— denen ö Oesterreich verpflichtet sich ebenso⸗ lange, die Getreidezölle nicht zu erhöhen. . ei der am Sonnabend erfolgten Vereidigung des Bürger⸗ meisters Gruebl hob der Ei n ler Graf Kielmansegg hervor, im Gemeinderath dürfe es sich nicht um Austragung von politischen oder persönlichen Kämpfen handeln, sondern um die fruchtlose Debatten nicht mehr ertragende Verwaltung der Reichshauptstadt. Ferner drückte der Statthalter den
Wunsch aus, der Geist der Mäßigung und ruhigen sachlichen Erwägung möge sich im Gemeinderath einbürgern, und sagte die waͤrmste Unterstützung seitens der n , , zu. Bürger⸗ meister Gruebl dankte und brachte zum Schlusse seiner Rede ein hoch auf den Kaiser aus.
ie Beisetzung der Leichen der Frau und Tochter Kossuth's hat am Sonnabend, Vormittags 106 Uhr, in Budapest stattgefunden. Die , wurde in der schwarz drapierten Theresienstädter Kirche vorgenommen. Anwesend waren die Söhne Kossuth's, viele Abgeordnete und eine Deputation von Frauen in tiefer Trauer. Viele pracht⸗ volle Kränze wurden an den Särgen niedergelegt. Nach der Einsegnung wurden die Särge auf, zwei vier— spännige Leichenwagen gehoben und inmitten einer großen spalierbildenden Menschenmenge nach dem Friedhofe übergeführt. Reden wurden nicht gehalten. Eine große Menschen⸗ menge pilgerte am Sonnabend bis Mitternacht ununter⸗ brochen nach dem Museum, um den Sarg Kossuth's zu be⸗ sichtigen. Die Beisetzung Kossuth's fand gestern bei prächtigem Wetter statt. Sämmtliche Straßen vom Museum bis zum Friedhofe waren mit Menschen üherfüllt. Aus der Provinz waren unzählige Personen herbeigeströmt, darunter sehr zahlreiche Deputatlonen mit Kränzen und Fahnen. Um 10 Uhr Vormittags begann in der Vorhalle des Museums die Trauer⸗ feier, der eine Deputation des Magnatenhauses mit den lutherischen Bischöfen und Vertreter aller Parteien des Unterhauses beiwohnten. Nach Absingung der Nationalhymne hob der lutherische Bischof Sarkany die Verdienste des Verstorbenen um die Freiheit Ungarns hervor. Im Namen des Unter⸗ hauses sprach Maurus Iskai und betonte, daß sich Kossuth für das Vaterland geopfert, der Presse die Freiheit verschafft und eine Grundlage für die Demo⸗ kratie geschaffen habe. In ergreifenden Worten nahm der Redner von dem Verstorbenen Abschied. Nachdem so⸗ dann namens der Stadt der Bürgermeister die Verdienste Kossuth's um die Größe der Hauptstadt hervorgehoben, wurde der Sarg unter Chorgesang auf einen achtspännigen Leichen— wagen gehoben, dem 20 Wagen mit Kränzen vorausfuhren. Um 2 Uhr Nachmittag langte der Zug auf dem Friedhof an, wo die Abgeordneten Just und Herman namens der Un— abhängigkeitspartei, sowie Vertreter der 1848 er Landwehr und der Studentenschaft sprachen. Sodann wurde der Sarg unter Trauergesang in die provisorische Gruft gesenkt. Trotz der ungeheuren Menschenmenge war die Ordnung überall muster— haft; es ereignete sich kein Zwischenfall.
Großbritannien und Irland.
Die Einnahmen des Staatsschatzes in dem vor⸗ gestern abgelaufenen Rechnungsjahre beliefen sich auf g8 297 362 Pfd. Sterl. gegen 97 609 579 Pfd. Sterl. im vor⸗ hergehenden Finanzjahre.
Infolge eines Depeschenaustausches zwischen Groß—⸗ britannien und den Vereinigten Staaten hat der General⸗Anwalt Russell die Vorlage wegen Durchführung des Beringsmeer⸗Abkommens zurückgezogen und wird dem „W. T. B.“ zufolge am nächsten Donnerstag eine modifizierte Vorlage einbringen.
Epanien. Der Handels vertrag mit Belgien ist, wie, W. T. B.“ berichtet, unterzeichnet worden.
Rumänien. Die Parlamentssession ist, wie „W. T. B.“ meldet, neuerdings bis zum 5. April verlängert worden.
Montenegro.
Wie „W. T. B.“ aus Cetinje erfährt, hat die montene⸗ grinische Regierung wegen der Einfälle der Albanesen eine Protest note an die Pforte gerichtet, worin auch über die Haltung der türkischen Behörde Beschwerde geführt wird.
Dänemark.
Beim Schluß der Budgetdebatte im Landsthing sprach vorgestern, wie ‚W. T. B.“ berichtet, der Minister⸗ Präsident Estrup im Namen des Kabinets seine Freude aus uber die gute Aussicht für das Zustandekommen eines regelmäßigen Finanzgesetzes durch gegenseitige Konzessionen beider Kammern und der Regierung. Ihm persönlich würde es eine Freude sein, wenn die Vereinbarung zu stande käme, weil er dadurch von den Beschwerden seiner Stellung befreit werden könne. Dabei kündigte der Minister-⸗Präsident an, daß er seine Demission zu geben beabsichtige. Das Finanzgesetz wurde sodann von beiden Kammern an⸗ genommen und in der Sitzung des Staatsraths gestern Abend vom König unterzeichnet. Der Ueberschuß des Budgets be⸗ trägt 2 830 000 Kronen.
Amerika.
Der Vorsitzende des Senats⸗Ausschusses für das Auswärtige Morgan hat dem „W. T. B.“ zufolge bei einem Interview erklärt, das Abkommen zwischen Großbritannien, Deutschland und Amerika in Betreff Samoas führe zu Verwickelungen und müsse daher gekündigt werden.
Der Gouverneur von Süd⸗Carolina hat die Bezirke von Darlington und Florence als im Aufruhr be⸗ findlich erklärt, weil sie sich gegen das Gesetz, betreffend die Durchsuchung der Privathäuser nach Spirituosen, mit Waffen⸗ gewalt aufgelehnt hätten. Das Sumpfland bei Darlington, wohin sich eine Anzahl von Polizeibeamten geflüchtet hat, ist von den Aufrührern umzingelt. Ein großer Theil der Miliz verweigert dem Gouverneur den Gehorsam. Der Gouverneur wird mit den übrigen Miliztruppen in die aufrührerischen Bezirke ahmarschieren.
In Paris eingetroffenen Meldungen aus Buenos Aires von gestern zufolge hätten die Truppen Peixoto's Itarare, das von den Aufständischen aufgegeben worden sei, besetzt. Die Provinz Desterro stehe der provisorischen, Regierung noch immer feindlich gegenüber. Die Schiffe „Republica“ und „Aquidaban“ seien beschädigt.
Aus Lima wird gemeldet, daß der Präsident Ber⸗ mu dez am Sonnabend Abend gestorben ist. Noch vor dem Ableben des Präsidenten hat, wie das „Reuter'sche Bureau“ meldet, die Bürgerpartei ein Manifest erlassen, worin die Gesinnungsgenossen aufgefordert werden, den Wahlen fern zu bleiben, und die Caceres⸗Partei der Verfassungsverletzung angeklagt wird. Man befürchte einen Staatsstreich seitens des Generals Caceres. Der Kandidat der Bürgerpartei Valcarcel solle an Bord des englischen Kriegsschiffes „Garnet“ geflüchtet sein. Aus Furcht vor Un—
ruhen sei der geschäftliche Verkehr unterbrochen.
Afrika. .
Die „Daily News“ meldet aus Kairo . wischen dem Khedive und dem Ministerium r gen iß stimm ung eingetreten sei. Man glaube allgemein, daß nach dem Rama⸗ danfeste der Minister⸗Präsident Riaz Pascha durch Nubar Pascha werde ersetzt werden.
Australien.
Das „Reuter'sche Bureau“ meldet aus Honolulu vom
26. März, die provisorische Regierung habe das Wahl⸗ gesetz sowie die Konvention behufs Aufstellung einer neuen erfassung angenommen. Nach dem Wahlgesetz müßten die Wähler ein Gelöbniß ablegen, daß sie die Regierung unterstützen und der Wiedereinführung der Monarchie ent⸗ gegentreten wollten. Die Wahlen sollen am 2. Mai stattfinden.
Parlamentarische Nachrichten.
Die Tagesordnung für die 74. Plenarsitzung des Reichstags am Donnerstag, 5. d. M., Nachmittags 2 Uhr, lautet wie folgt: 1) Interpellation der Mitglieder des Reichstags Dr. Osann, Hr. Paasche, Möller (Dortmund), betreffend den Fortbildungs⸗ unterricht an Sonntagen. 2) Interpellation der Mitglieder der Reichstags von Kardorff, Graf von Mirbach, betreffend die Neuausprägung von Reichs⸗-Silbermünzen. 3) Zweite Be— rathung des Entwurfs eines Gesetzes wegen Abänderung des Gesetzes, betreffend die Erhebung von Reichs-⸗Stempelabgaben, vom 1. Juli 1881 / 29. Mai 1885.
— Ihm dritten Posener Reichstagswahlkreise (Meseritz⸗Bomst) ist an Stelle des Freiherrn von Unruhe⸗ Bomst, der das Mandat niedergelegt hat, in der Stichwahl der Landrath a. D. von Dziembowski mit 9200 Stimmen zum Mitglied des Reichstags gewählt worden. Szymanski hat 8703 Stimmen erhalten.
Nr. 13 des „Zentralblatts der Bauverwaltung“, herausgegeben im Ministerium der öffentlichen Ar— heiten, vom 31. März hat folgenden Inhalt: Amtsgericht in Cochem. — Das Gemeindehaus. — Aufschneidbare Spitzenverschlüsse für Weichen. — Vermischtes: Präsident von Schlierholz. — Die eisenbahnfachwissenschaftlichen Vorlesungen in Preußen. — Preisaus⸗ schreiben des Klubs österr. Eisenbahnbeamten. — Preisertheilung auf der Ausstellung in Chicago. — Schloßthurm in Königsberg i. Pr. — Grund's Eisenbahnwagen⸗-Kupplung, — Rückgang der Einnahmen auf den New⸗JYorker Hochbahnen. — Bogenträger im Elektrizitätsgebäude der Weltausstellung in Chicago. — Bücherschau.
Entscheidungen des Reichsgerichts.
Die von einem als Hilfsbeamten der Staatsanwaltschaft fun— gierenden Polizeibeamten in einer Strafsache vorgenommene Durchsuchung einer Wohnung ohne Zuziehung eines Gemeinde⸗ beamten oder zweier Gemeindemitglieder, obgleich diese Zuziehung wohl möglich war, ist, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, IV. Strafsenats, vom 5. Januar 1894, nicht als eine rechtmäßige Amtsausübung im Sinne des § 113 Str.⸗G.⸗ B. zu erachten und demnach der Widerstand gegen den Beamten nicht straf⸗ bar. „Nach den vorliegenden Feststellungen bleibt die Mög— lichkeit offen, daß für die gedachte Zuziehung Gelegen⸗ heit und Zeit genügend gegeben war, der Gemeindevorsteher auch gar keinen Grund zur Annahme des Gegentheils gehabt, vielmehr die Vorschrift des 5 1065 Abs. ? Strafprozeßordnung nur aus Unkenntniß unbefolgt gelassen oder sich willkürlich darüber hinweggesetzt hat. Bei solcher Unterstellung läßt sich die Thätigkeit des Gemeindevorstehers bei der Vornahme der Durchsuchung nicht mehr als eine rechtmäßige Ausübung ansehen . . .. (3961 /93.)
— Ist in Preußen in einem schriftlichen Grundstückskaufvertrage zur Ersparung von Stempelkosten der Kaufspreis niedriger, als derselbe mündlich verabredet worden, aufgeführt und demnächst bei der Auflassung des Grundstücks vor dem Grund— buchamt unter Vorlegung des schriftlichen Kaufvertrags der hierin stivulierte (niedrigere Kaufpreis als Werth angegeben worden, so liegt, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, III. Strafsenats, vom 15. Januar 1894, weder eine Stempelsteuerhinterziehung noch ein Betrug vor. — E. verkaufte sein in Halle 4. S. be⸗ findliches Hausgrundstück an Frau W. für einen mündlich verein⸗ barten Preis von 62000 SP. In dem demnächst vor einem Rechtsanwalt abgeschlossenen Kaufpertrage wurde von den Kontra⸗— henten behufs , von Stempelkosten der Kaufpreis auf nur 52 000 M beziffert. Das Gleiche geschah bei der Auflassung unter Produzierung des Kaufvertrag,. Auf Grund dieses Thatbestands wurden die Kontrahenten vom Landgericht wegen Hinterziehung der Stempelsteuer von 10900 S zu dem vierfachen Betrage der hinter— zogenen Steuer als Defraudationsstrafe verurtheilt. Auf die ö eines der Angeklagten wurde vom Reichsgericht das Landgerichtsurtheil aufgehoben, und die Angeklagten wurden von der Anklage der Stempel defraudation freigesprochen, indem das Reichsgericht begründend aus⸗ führte: „Seit der Entscheidung der vereinigten Strafsenate des preußischen Ober⸗Tribunals vom 9. März 1857 hat in der preußischen Rechtsprechung keinerlei Meinungsverschiedenheit mehr darüber geherrscht, daß der Kaufstempel nach Maßgabe des preußischen Gesetzes vom 7. März 1822 ein reiner Urkunden, kein Mutationsstempel ist, daß nicht der materiell dem Veräußerungsgeschäfte zu Grunde liegende Umsatz, sondern nur der durch die formale Beweiskraft der Schrift äußerlich beurkundete Betrag versteuert werden solle. Die gleichen Grundsätze sind von der Praxis des Reichsgerichts beobachtet worden, und der jetzt erkennende Senat hat keinerlei Veranlassung, hiervon abzuweichen. Sonach kann allein noch in Frage kommen, cb und inwieweit die Angeklagten bei Gelegenheit der Auflassungserklärungen vor dem Grundbuchamt sich einer nach § 4 Abs. 2 des preußischen Stempelgesetzes vom 5. Mai 1872 strafbaren Defraude schuldig gemacht haben können ... as preußische Ober⸗Tribunal hat in seinem Urtheil vom 15. Juni 1876, an der Hand der neueren preußischen , , , der Entstehungsgeschichte und des inneren Zusammenhangs des Gesetzes vom 5. Mai 1872, die Konstruktion eines solchen Delikts strafbarer Stempelsteuerhinterziehung grundsätzlich für ausgeschlossen er⸗ achtet, und diesem Rechtssatze war lediglich beinen ther — Endlich erscheint auch der Thatbestand des Betruges ausgeschlossen. Soweit Punktation und Kaufvertrag in Frage stehen, kann von Betrug schon deshalb nicht die Rede sein, weil der Staat nicht mehr an , zu fordern hatte als der schriftlich stipulierte Kaufpreis betrug, sein Vermögen also durch die unterbliebene Fixierung mündlich höher ver⸗ abredeter Beträge nicht geschädigt werden konnte. Was aber die Auflassungserklärung in ihrer selbständigen Gestalt anlangt, so muß, wenn einmal in Gemäßheit des § 5 des Stempel⸗ gesetzes vom 5. Mai 1872 (wonach die. Steuerbehorde, wenn sie den bei der Auflassung angegebenen Werth für zu niedrig erachtet, den Stempelbetrag festsetzen kann) die Feststellung des hierbei in Betracht kommenden ,‚Werthes“ der gütlichen Einigung überlassen wirds gefolgert werden, daß auch die geflissentlich unter dem wahren Werth verbleibenden Angaben des Steuerpflichtigen für sich allein dem letzteren so wenig zum Betrug anzurechnen sind, wie die bei einem Kaufhandel hin und hergehenden Forderungen des Verkäufers und Angebote des Käufers, mögen jene absichtlich übertrieben, diese ge
flissentlich und gegen bessere Ueberzeugung unter dem wahren Werth des Kaufobjekts verbleibend sein, als deliktische Betrugöhandlungen gelten. ¶ 74 / 93.) =
Entscheidungen des Ober⸗Verwaltung Sgerichts.
Ein außer halb Preußens Wohnhafter, welcher aus den von der Preußischen Staatskasse gezahlten Besoldungen, Pensionen und Wartegeldern oder aus preußischem (Grundbesitz und aus preußischen Gewerbe⸗ und Handelsanlagen oder fonstigen gewerb⸗ lichen Betriebsstätten Einkommen hat, unterliegt, rräch einer Ent⸗ scheidung des ,, V. Senats, vom 16. Oktober 1893, mit diesem ganzen Einkommen der preußischen Einkommen⸗ steuer; insbesondere finden die 55 18 u. 19 des Einkorm rnensteuergesetzes wonach kinderreichen Familien vätern und Anderen deren Leistungsfähig⸗ keit durch ungünstige wirthschaftliche Verhältnisse wwesentlich beein⸗ trächtigt ist, eine Ermäßigung der Sten rsätze zu be⸗ willigen ist, auf diese Kategorie von Steuerpflichtigen keine Anwendung. — Ein preußischer Eisenbahn⸗Station Sassistent, Vater von sechs Kindern unter 14 Jahren, mit dem Wohhnsitz in einem anderen deutschen Bundesstaate, bezieht eine Besoldu mg von 2160 aus der preußischen Staatskasse. Er wurde bei Abzug von 300 (60. für die sechs Kinder (gemäß F 18 des Einkommenstenergesetzes) nach einem verbleibenden Einkommen von 1860 S6 zu 31 A6 Einkommen⸗ steuer veranlagt. In der dagegen eingelegten Berufung forderte er eine weitere Steuerermäßigung auf Grund des § 189 a. 4. O. Die Berufung wurde unter Feststellung des Einkommens auf 2100 — 2400 416 mit der Begründung abgewiesen, daß bei den nach 2 Des Einkommen⸗ steuergesetzes steuerpflichtigen Personen Abzüge irgend welcher Art unzuläͤssig seien, daß es aber bei dem ermäßigten Satz von 31 S6 verbleibe, nachdem allein der Zensit dagegen Berufung eingelegt hatte. Die Beschwerde des Zensiten wurde wom Ober⸗Ver⸗ waltungsgericht verworfen, indem es begründend ausführte: ‚Wenn F 18 bestimmt, daß für jedes, nicht nach S 11 selbständig zu veran⸗ lagende Familienmitglied unter 14 Jahren von dem steueipflichtigen Einkommen des Haushaltungsvorstandes, sofern dasfelbe den Betrag von 3009 M nicht übersteigt, der Betrag von 50 186 in Abzug zu bringen ist, so liegt es nahe und ist unabwendbar, da ß hierin der qu. Abzug bei der beschränkten Steuerpflicht nicht angeordnet sein kann. Um das in § 11 qualifizierte Einkommen des Haushaltungs⸗ vorstandes unter Hinzurechnung desjenigen seiner Angehörigen handelt es sich bei der beschränkten Steuerpflicht nach F 2 überhaupt nicht. Es kann auch nicht be Hauptet werden, daß die der beschränkten Steueryflicht unterworfenen Personen durch den Ausschluß von der Vergünstigung des § 18 in harter Weise und ungünstiger als die übrigen Steuerpflichtigen betroffen würden; abgesehen davon nämlich, daß ihr sonstiges eigenes ESEinkommen bei ihrer Besteuerung außer Betracht bleibt, steht auch in der hier näher liegenden Richtung fest, daß das Einkommen der in ihrem Haushalte befindlichen Ehegatten, Kinder und anderer Angehöriger unberücksichtigt bleiben muß, was bei der allgemeinen Steuerpflicht mit dem Gesammt⸗ einkommen nicht der Fall ist, wenigstens nicht der Regel nach. Wer aber generell den Vortheil genießt, daß die Anrechnung des Ein⸗ kommens der Angehörigen bei seiner Besteuerung unftatthaft ist, dem kann nach der Natur der Sache andererseits auch derjenige Vortheil nicht zugewendet werden, welchen sonst die Angehörigen unter 14 Jahren im Haushalte mit sich bringen. Aber auch die Anwendbar⸗ keit des 19 kann nicht für zulässig erachtet werden.. (31. /93.)
Kunft und Wiffenschaft.
Ueber das bereits gemeldete Nordlicht in der Nacht vom 30. zum 31. März tragen wir noch folgende Beobach⸗ tungen vom Meteorologisch⸗Magnetischen Observa⸗ torium zu Potsdam nach:
Der Beginn der Erscheinung ist auf 91“ Uhr Abends fest⸗ zusetzen; dieselbe dauerte bald stärker, bald schrwächer fort bis etwa 4 Uhr Morgens. Besonders intensiv ist die Helligkeit und Strahlenbildung zwischen 11 und 12 Uhr und von 2 his 3Uhr gewesen; es wurde sowohl das auf dem Horizont aussitzende dunkle Segment wie lebhafte Strahlenbildumg in starker Veränderlichkeit beobachtet. Die Ausdehnung am Hori⸗ zont erreichte um 3ÜUhr fast 990. Der Scheitel des Segments hezw. der unter dem Horizont liegende Konvergenzpunkt der Strahlen änderte seine Lage am Horizont zie inlich schnell, blieb aber immer in der Nähe der magnetischen Nordrichtung. Die Strahlen flammten zeitweilig bis zur Höhe des Polsterns auf; kurz nach 3 Uhr wurde eine schwache Draperiebildung Anordnung der Strahlen wie die Windungen ei ner Gardine) bemerkt, dann folgte schneller Rückgang der Erscheinung. Die Färbung des Lichtes war um 3 Uhr weiß oder gelblichweiß, während zu früherer Stunde röthliches Licht bemerkt worden ist. Im Spektrostop zeigte sich ständig die bekannte Nord⸗ lichtlinie, zeitweilig noch zwei andere Linien im wioletten Theile des Spektrums.
Wiewohl der Zusammenhang der Erschein ung mit dem Erdmagnetismus ein durchaus dunkler ist und viele Polar⸗ lichter in arktischen Röigionen, wo sie im Winter fast täglich auftreten, von keinerlei magnetischen Störungen begleitet sind, so kann man doch mit Sicherheit darauf rech men, daß, im Fall ein Nordlicht in unseren Breiten auftritt, auch die Magnet⸗ nadeln eine lebhafte Bewegung zeigen. Es mag das seine Ursache darin haben, daß es sich in diesem Falle um eine Er⸗ scheinung von großer Ausdehnung und magnetischer Wirksam⸗ keit handelt, die sich in großen Höhen abspielt und darum weithin sichtbar ist, während viele Polarlichter in arktischen Gegenden mehr lokale — zum theil in, ganz gerim ger Erhebung — auftretende Erscheinungen sind, die anschein end den Erd⸗ magnetismus nicht beeinflussen.
Im vorliegenden Falle herrschte eine magnetlische Störung von etwa 7 Uhr Abends am 30. bis 7 Uhr Morgens am 31. März. Besonders lebhaft waren die Aenderungen um 12 Uhr Nachts und 3 Uhr Morgens, also gut übe reinstimmend mit den Zeiten größter Entwicklung des Nordlichts. Im ganzen herrschte während des angegebenen Zeitraums eine nicht un⸗ beträchtliche Abnahme der magnetischen Kraft, die ein Minimum fand um 3 Uhr Morgens. .
Es ist anzunehmen, daß das Nordlicht am vielen Orten bemerkt worden ist; es wäre von besonderem Interesse, zu erfahren, ob Aufzeichnungen über die einzelnen Phasen und über die Ausdehnung der 1 gemacht worden sind. Ein einfaches Mittel, die Ausdehnung z. B. die soöhe des dunklen Segments, der Lichtbogen oder Strahlen festzustellen, bietet der gestirnte Himmel. Man beobachtet, bis zu welchen Sternen die Erscheinung reicht, und kann nachträglich, nöthigenfalls noch am folgenden Abend, an der Hand von Sternkarten die Bezeichnung der Sterne feststellen und damit eine leidlich sichere Berechnung ermöglichen.
In der Sitzung des Elektrotechnischen Vereins am 277. März berichtete Herr Dr. Passavant über zwei in den Betrieb der Berliner Clettrizitätswerke eingeführte Sicherheits apparate, welche sich im vergangenen . wieder holt vorzüglich
bewährt haben. Da diese Apparate Fehler an Hausanschlüssen und Straßenleitungen sofort selbständig melden, war es möglich festzu⸗ stellen, daß der weitaus größte Thell der Kabeldefekte , e⸗ schädigung zuzuschreiben ist, besonders bei Erdarbeiten durch Pickenhiebe oder dergl. Der beste Schutz liegt in der, jetzt durch die Berliner Elektrizitäts⸗ werke eingerichteten, sehr sorgfältigen Kontrole der Erdarbeiten. Weiter berichtete der Vortragende über die Zunahme der Kraft lieferung in Berlin, welche neuerdings eine sehr erfreuliche Steigerung aufweist und den Elektromotor für das Kleingewerbe als rationellstes Betriebsmittel erscheinen läßt. Der Energiebedarf der angeschlossenen Elektromotoren, mit einer Maximalleistung von 1200 HP., dürfte im laufenden Jahre wohl den , jeder anderen deutschen Zentrale übersteigen. Hierauf truß Herr Ingenieur J. West den ersten, Europa be— treffenden Theil seines Berichts über Telegraphie und Tele- phonie auf der Weltausstellung in Chicago vor. Die allmähliche Entwicklung und den heutigen Stand der Telegraphie in Europa zeigten vier Ausstellungen: je eine der Post⸗ und Telegraphen⸗ behörden in Deutschland, England und Frankreich und eine der Firma Siemens u. Halske in Berlin. Die beste Vorstellung von den Fortschritten auf diesem Gebiet ergab ein Vergleich zwischen dem ältesten und dem neuesten Telegraphenapparat der britischen Ausstellung — ersterer der Fünf⸗Nadel Telegraph von Cook u. Wheatstone (1837), der mittels fünf Leitungsdrähte eine Depesche beförderte —, letzterer der Viel⸗ fachtelegraph von Delany, der über einen Leitungsdraht gleichzeitig sechs Depeschen übermittelt. Nach kurzem Ueberblick über die histori⸗ schen Gegenstände ging Redner zu einer eingehenden Besprechung der noch nicht bekannten Neuerungen über, die auf der Ausstellung zu sehen waren: eine Verbesserung des Delany'schen Vielfachtelegraphen im britischen Telegraphendienst; — ein neues Mikrophon von Mercadier n. Anizon und eine dazu gehörige Anordnung, die es ermöglichen soll, dasselbe Mikrophon bei gleich guter Uebertragung auf kurze und weite Entfernungen benutzen zu können; — dann das „Bitelephon“, ein aus zwei Fernhörern bestehendes, nur 120 g wiegendes Telephon, welches beim Gebrauch frei in den Ohr⸗ muscheln hängt, wodurch der Benutzer von dem lästigen Halten des Telephons befreit wird und beide Hande frei zur Verfügung behält. Zum Schluß wurde ein neuez Vielfachtelegraphensystem von Mercadier erläutert, welches ermöglicht, unter Anwendung von eigenartigen Tele⸗ phonen, gleichzeitig zwölf Depeschen über einen Draht senden zu können.
— Die Sektionen des internationalen medizinischen Kongressems in Rom hielten am Sonnabend im Poliklinikum von 8 Uhr früh bis 3 Uhr Nachmittags eine von zahlreichen Mitgliedern des Kongresses besuchte Versammlung ab, in welcher Diskussionen auf der Tagesordnung standen. Sodann wurde um 4 Uhr im Eldorado die zweite Plenarsitzung abgehalten. In dieser hielt nach dem Bericht des W. T. B.“ Foster (Cambridge) einen Vortra über „Organisation of science“. Professor Nothnagel a sprach über die ‚Anpassung des Organismus an pathologische Ver⸗ änderungen“, Laache (Christiania) über „idiopathische Vergrößerung des Herzens und Degeneration der Herzmuskeln?. — Am Sonnabend Nachmittag besuchten Ihre Majestäten der König und die Königin die medizinisch⸗hygienüche Ausstellung und nahmen insbesondere die Baracke des deutschen Militärhospitals in Augenschein, in welcher die deutschen Militärärzte die nöthigen Aufklärungen gaben. Beim Verlassen der Ausstellung, in welcher die Majestäten von 35 bis 64 Uhr verweilten, wurden ihnen in der Via Nazionale von einer zahlreichen Menge enthusiastische Ovationen dargebracht. — Der Unterrichts⸗-Minister Baccelli gab am Sonnabend ein Diner zu vierzig Gedecken, an welchem die hervorragendsten italienischen und auslaͤn⸗ dischen Mitglieder des medizinischen Kongresses, unter ihnen Virchow, Nothnagel, Stokevies, Ziemssen, Bouchard, Liebermeister tbeilnahmen. Ziemssen brachte einen Trinkspruch in lateinischer Sprache aus, Stokevies einen solchen in italienischer und Virchow in deutscher Sprache; Baccelli beantwortete diese Trinksprüche. Als Dr. Cardarelli, daran anknüpfend, daß der Minister Baccelli auch als Arzt an dem Kongresse theilnehme, hervorhob, daß auf dem Kongresse die politischen Spaltungen verschwinden, erhob sich Bouchard und hielt eine patriotische Rede, an deren Schluß er unter dem Beifall der Festtheilnehmer herzlich die Hand seines deutschen Kollegen drückte.
Gestern hielt der Kongreß keine Sitzungen ab. 3000 Theilnehmer begaben sich mittels des vom „Rothen Kreuz“ zusammengestellten Zuges nach Tivoli und Frascati. — Abends fand ein offizielles, vom Ünterrichts⸗Minister Baccelli für die Kongreßmitglieder veranstaltetes Bankett statt, an welchem alle übrigen Minister sowie die zum Kongreß nach Rom gekommenen Vertreter fremder Regierungen theil⸗ nahmen. Der Minister⸗Präsident Crispi brachte einen mit leb⸗ haftem Beifall aufgenommenen Trinkspruch aus auf die Zusammen⸗ ehörigkeit, Freiheit und Gleichheit Aller zur Herbeiführung des
riedens, den Alle wünschen, und der Europa zum Segen gereichen werde. Unterrichts⸗Minister Baccelli toastete ebenfalls unter großem Beifall auf den König, die Königin und den Kronprinzen von Italien. Dann sprachen noch mehrere andere Theilnehmer am Kongreß. Zum Schluß des Banketts wurde dem Minister⸗Präsidenten Crispi eine Kundgebung dargebracht. ö
— Der Gemeinderath von Venedig beschloß, dem . W. T. B.“ zufolge, unter Genehmigung der bezüglichen Anträge des Gemeinde ausschusses einstimmig die Veranstaltung von regelmäßig wiederkehren⸗ den Kunstausstellungen, deren erste im April 1895 zur Erinne⸗ rung an die Feier der silbernen Hochzeit des italienischen Königspaares eröffnet werden soll. Die Ausstellungen sollen alle zwei Jahre statt⸗ finden, einen internationalen Charakter haben und theils durch freie Beschickung, theils durch Einladungen veranstaltet werden. Die erste derartige Ausstellung wird als gesichert angesehen. In dem Patronats⸗ ausschuß werden Oesterreich⸗Ungarn durch Passini und Munkaesi, Deutschland durch Liebermann, Uhde und Schönleber vertreten sein.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
Belgien.
11. April, 11 Uhr 45 Min. Börse in Brüssel: Lieferung von Gasbeleuchtungsgegenständen in Mecheln in fünf Abtheilungen. Kaution für die einzelnen Abtheilungen 506, 200, 30, 160 und 120 Fr. Spezielles Lastenheft Nr. 65 im Zentral⸗Auskunftsbureau (Musée commercial) Rue des Augustins 17 in Brüssel erhältlich.
Cholera. .
St. Petersburg, 31. März. Nach amtlicher Mittheilung ist die Cholera in ganz Rußland, abgesehen von den Gouvernements Kowno und glotz erloschen. In Kowno erkrankten vom 25. Fe. bruar biß zum 17. März 55 Personen, es starben 33. In Plotzk erkrankten vom 25. Februgr bis zum 31. März 6 Personen, es starben 5. In der Stadt Warschau kamen vom 13. bis 18. März 4 Erkrankungen und 3 Todesfälle an Cholera vor.
Konstantinopel, 2. April. Die Gerüchte von dem Ueber⸗ handnehmen der Cholera sind, wie W. T. B.‘ berichtet, stark über⸗ trieben. Gestern kamen vier Cholerafälle vor. Der Tod eines Rechtskonsulenten Calliadi Bey ist ebenso wie derjenige des General- Direktors Forni auf den Genuß verdorbener Austern zurückzuführen.
Handel und Gewerbe.
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 31. v. M. gestellt 10 715, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. In Oberschlesien sind am 30. v. M. gestellt 3820, nicht recht . zeitig gestellt keine Wagen.
Zwangg ⸗ Ver steigerung en. . Beim . Amtsgericht II Berlin standen die
nachbezeichneten rundstücke zur Versteigerung: Grundstück zu Reinickendorf, Justusstr. 27 belegen, dem Kaufmann Georg Janko zu Berlin gehörig; Fläche 4,74 a; Nutzungswerth 970 6;
Mindestgebot 582 „é; für das Meistgebot von 17 0090
der , . Joseph Windorfer zu een im
Walde Ersteher. — Grundstück zu Neu⸗Weißen see, Alb
straße 18 belegen, zur Konkursmasse der Gericke'schen Erben hörig; 5 29,29 a; Nutzunghwerth 450 Mn; Mindestgebot 13 612 ür das eistgeboet von 23 700 S wurde der Fouragehändler Wilhelm Heideprim zu Berlin, Greifswalderstr. 33, Ersteher.
Berlin, 31. März. (Bericht der Ständigen Deputation der Woll⸗Interessenten.) Der Verlauf des Geschäfts in dem soeben beendeten Monat war wiederum träge, da wider Erwarten nur der allernöthigste Bedarf geltend machte, ohne auch nur im geringsten von der Spekulation unterstützt zu werden. — Es wurden etwa 3600 Ztr. Rückenwäschen und etwa 2500 Ztr. un gewaschene Wollen verkauft, zu den bisherigen sehr niedrigen Preisen; die Eigner bleiben trotzdem zu weiteren Verkäufen geneigt. — Das Ge—⸗ schäft in Kolonialwollen war im verflossenen Monat weniger belangreich als in den beiden voraufgegangenen, doch wurden immerhin etwas über 20900 Ballen, wovon zwei Drittel Kap und ein Drittel Austral und Buenos Aires nach den Fabrikstädten verkauft. Die Preise hielten sich mehr oder weniger unverändert.
— Die Generalversammlung der Schlesischen Gas⸗Aktien⸗ gesellschaft genehmigte die vorgeschlagene Gewinnvertheilung, wonach S5 o /o Dividende sofort zur Ausjahlung gelangen.
= Die ordentliche Generalversammlung der Donnersmarck⸗ hütte, genehmigte die Vertheilung von 606 Dividende, die, wie im Vorjahre, vom 12. Mai ab zahlbar ist.
— Die Frankfurter Akkumulaterenwerke C. Pollak u. Co. in Frankfurt 4. M. sollen einer Mittheilung der Frkf. 3. zufolge in eine Aktiengesellschaft umgewandelt werden. Die Konsti⸗ tuierung sollte vorgestern stattfinden.
— Die Generalversammlung der Bank für Rheinland und Westphgalen in Köln vom 31. März d. J. genehmigte die Bilanz, ertheilte die Entlastung, und setzte die sosort zahlbare Dividende auf 60/0 fest. Das ausscheidende Mitglied des Aufsichtsraths wurde wiedergewählt und das vorgelegte neue Statut angenommen.
— Der Aufsichtsrath der Farbenfabriken vormals Friedr. Bayer C Co. in Elberfeld stellte in seiner Sitzung vom 31. März d. J. die Bilanz und das Gewinn⸗ und Verlust⸗Konto fest. Der Gesammtgewinn einschließlich Gewinnvortrags wurde auf rund 2420 000 Æ ermittelt; es wurde beschlofsen, in der auf den 5. Mai einzuberufenden Generalversammlung vorzuschlagen, 18 9ͤ0 Dividende zu vertheilen, für Extraabschreibungen 300 0060 e z⸗u verwenden, an Gratifikationen für die Beamten 80 000 M, sowie für die Beamten⸗ und Arbeiter⸗Unterstützungsfonds je 50 000 6 zu bewilligen. Auf neue Rechnung bleiben etwa 102 000 S vorzutragen.
— Das Gewerbeblatt aus Württemberg“, welches von der Königlichen Zentralstelle für Gewerbe und Handel in Stutt
art herausgegeben wird, hat in der Nr. 13 vom 31. März folgenden Inhalt: Die Ausdehnung der Invaliditäts⸗ und Altergversicherungs- pflicht auf die Hausgewerbetreibenden der Textilindustrie. — Das ungarische Gesetz über das Verbot, künstliche Weine zu erzeugen und in den Verkehr zu bringen. — Eintragung von Fabrik- und Handels- marken für Niederländisch⸗Indien, Surinam und Curagag. — Zoll⸗ wesen. — Verschiedene Mittheilungen. — Gewerbliche zc. Rezepte.! — Mittheilungen aus dem Vereinsleben. — Literarische Erscheinungen. = Gebrauchsmuster. (Eintragungen. — Die Sammlungen des Landes⸗Gewerbemuseums. — Fragekasten. — Aus dem Lesezimmer der K. Zentralstelle. — Ankündigungen. — Jahresberichte der Gewerbe⸗ Aufsichtsbeamten im Königreich Württemherg für das Jahr 1893. Der Aussichtsrath des Norddeutschen Lloyd hat beschlossen, für das abgelaufene Geschäftsjahr 1893 bei der Generalversammlung eine Dividende von 30 in Vorschlag zu bringen. Der Rechnungs⸗ abschluß zeigt folgende Ziffern: Betriebsüberschüsse 9 825 000 M6 (1892. 8 645 000 e), davon aus der europäischen 6 615 900 Mƽν (1892: 676 09009 „), aus der transatlantischen Fahrt 5419 000 M (1892: 5 8409 000 MS), aus der Reichs⸗Postdampferlinie 99h 9000 Æ (1892: ein Verlust von 35 000 S6), Abschreibungen 6 550 000 MS (1892: 5791 000 Se), Ueberweisungen an den Ver⸗ sicherungsfonds 445 000 S (1892: 486 090 6), an den Assekuranz- Reservefonds 3200 S (1892: 2000 6). Dem Erneuerungsfonds wurden entnommen 400 000 S (1892: 497 000 Sö). Reingewinn 1220142 MS (1892: 603 181 M).
Magdeburg, 31. März. (W. T. B.) ,, Kornzucker exkl., von 92/9 — —, neue 13,R76, Kornzucker erkl. S8 o/ Rendement — — neue 13,15, Nachprodukte exkl., 75h o/ Rendement 10,1). Ruhig. Brotraffinade J. ——, Brotraffinade II. — — Gem. Raffinade mit Faß 26,25, Gem. Melis JL, mit Faß — — Ruhig. Rohzucker. J. Produkt Transito f. a. B. Hamburg pr. März 12,77 bez, 12.80 Br., vr. April 12,725 bez., 12 75 Br., ver Mai 12,75 bez., 12,77 Br., pr. Juni 12,80 Gd., 12,85 Br. Ruhig. —
Leipzig, 31. März. (W. T. B.) Kam mzug⸗-Termin⸗ bandel. La Plata Grundmuster B. per April 3,40 46, per Mai 3,40 M é, per Juni 3,45 MS, per Juli 3,47 4A, per August 3,50 , ver September 3,525 n, per Oktober J, 55 A, per No⸗ vember 3,574 M, per Dezember 3, 50 A1, per Januar — SJ Umsatz 40 000 kg.
Mann heim, 31. März. (W. T. B.) Produ ktenmarki Weizen, pr. März 1455, pr. Mai 1440, pr. Juli 14 40, Roggen pr. März 12,60, pr. Mai 12,59, pr. Juli 12,40. Hafer per März 13, 8h, pr. Mai 13,60, pr. Juli 135,0. Mais pr. März 11,00, pr. Mai Jo, 5, vr. Juli Jo, 75.
Bremen, 31. März. W. T. B.) Börsen⸗Schlußbericht. Rafsiniertes Petroleum. (Offtzielle Notierung der Bremer Petroleum ·˖ Börse.) Stetig. Loko 4,80 Br. — Baum wolle. Stetig. Upland middling, loko 397 8. — Schmalz. Ruhig. Wilcox 39 , Armour shield 387 4, Cudahy 39 3, Fairbanks 34 3. — Speck. Fest. Short elear middling loko 34.
Rom, 1. April. (W. T. B.) Ein gestern Abend erschienenes Dekret ordnet an, daß der Wechfelkurs bei der Zahlung von Zoll⸗ abgaben von einem Tag auf den andern auf Grund der Kurse der Börsen von Genua, Mailand und Neapel festgestellt werde. Ein zweites Dekret bestimmt, daß die Zollbehörden vom 2. April bis zum 31. Juli ermächtigt sind, bei der Zahlung von Einfuhrzöllen Noten an Zahlungsstatt anzunehmen bei Werthen, welche sammt dem Zuschlage des Wechselkurses nicht höher als 100 Lire sind; auch dürfen die Zollämter bei jeder Zahlung italienische Silberscheidemünze bis zum Betrage von 200 Lire annehmen.
Buenos Aires, 1. April. (W. T. B.) Der Finanz⸗ Minister versichert, er werde von der Ermächtigung zur Ausgabe von 15 Millionen Peses konsolidierter Staats schuldver⸗ schreibungen nur in Höhe von 10 Millionen zur 2 der schwebenden Schuld Gebrauch machen. Bis jetzt seien Obligationen im Betrage von 600 000 Pesos ausgegeben.
Verdingungen im Auslande.
Portugal. . . . Durch Verfügung des Königlich portugiesischen Ministeriums des Innern sind die Häfen Rußlands seit dem 15. März für rein von Cholera erklärt worden. (Vergl. ‚R.⸗Anz.“‘ Nr. 206 vom 28. August
1893.) ; Verkehrs⸗An stalten.
Der Postdampfer Rotterdam“ der Nie derländisch⸗ Amerikanischen Dampfschiffahrts⸗Gesellschaft ist am 30. März in New⸗JYork angekommen. .
Bremen, 31. März. (W. T. B) Norddeutscher 1 Der Schnelldampfer ‚Kaiser Wilhelm 1. ist am 29. rz Abends in Genua angekommen. Der Postdampfer Krongrin;
riedrich Wilhelm“ ist am 28. März Nachmittags von New⸗ . nach Neapel abgegangen. Der , H. H. Meyer hat am 29. März Nachmittags die Rekse von Southampton nach Corunna fortgesetzt. Der Reichs⸗Postdampfer Sachsen ist am 30. März Vormittags in Colombo angekommen. Der Postdam
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