1894 / 80 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 05 Apr 1894 18:00:01 GMT) scan diff

Ein Ewerführer, welcher von seinem Arbeitgeber den Auftrag erhalten hatte, den mit Kohlen beladenen Ewer an einen Dampfer zu legen, hatte sich von seinem Schiff wieder⸗

holt auf den Dampfer begeben und war auch, obwohl er in⸗ zwischen aufgefordert worden war, sich auf den Ewer zurück⸗ ubegeben, während der Mittagspause dorthin zurückgekehrt, atte sich dort zum Schlafen niedergelegt und war im Schlafe durch eine offene Luke in den Schiffsraum heruntergestürzt, wo er dann todt aufgefunden wurde. Der von seinen Hinterbliebenen erhobene Entschädi⸗ gungsanspruch ist anerkannt worden, indem darauf Gewicht gelegt worden ist, daß die Betriebsstätte, auf welcher der Verstorbene thätig zu sein hatte, nicht nur der von ihm 86 Ewer, sondern auch der Dampfer war, auch die Betriebsthätigkeit, bei welcher er beschäftigt war, das Verladen von Kohlen, eine einheitliche war und von dem einen Schiffe auf das andere hin stattfand, derart, daß beide Schiffe einheitlich für diese Betriebsthätigkeit die örtliche Grundlage bildeten.

Wenn zwei zu verschiedenen Berufsgenossenschaften ge— hörende Betriebe auf derselben Arbeitsstätte eine J gem einsam ausführen, so ist es sachentsprechend, daß, sofern die Arbeiten des einen Betriebs vorübergehend eine verhältnißmäßig unbedeutende . durch Arbeiter des anderen Betriebs erfordern, diese k durch den Nachbarbetrieb als solchen geleistet wird, nicht aber, daß die Arbeiter, welche zu derartigen , ,., schreiten, sich damit zeitweise von dem Betriebe ihres ständigen Arbeitgebers loslösen und in den Betrieb des fremden Unter nehmers eintreten.

Die, in der vorstehenden Entscheidung niedergelegten Grundsätze sind in einem Falle zur Anwendung gebracht worden, in welchem der , des Arbeiters einer der örtlich dien Textil⸗Berufsgenossenschaft an⸗ gehörigen Waaren⸗Bleich⸗ und Appreturanstalt in Frage stand. Derselbe war verunglückt, als er Sprengpatronen herrichtete, welche bei den auf dem Bleichplan der Firma von einem gewerbsmäßigen Brunnenbauer ausgeführten Brunnenbau⸗ arbeiten verwendet werden sollten. Es ist hier nach Lage der Sache angenommen worden, daß die Arbeit des Patronen⸗ machens nur eine gelegentliche Nebenbeschäftigung gebildet habe, während welcher der Arbeiter nicht in den fremden Baubetrieb übergetreten sei.

Insbesondere für das Gebiet der landwirthschaftlichen Un— fallversicherung ist daran festzuhalten, daß gelegentliche Gefälligkeitsverrichtungen, welche Arbeiter im Auf— trage ö Arheitgeber oder in einer deren Absichten ent— sprechenden Weise im Interesse eines fremden Betriebs vor⸗ nehmen, noch demjenigen Betriebe zuzurechnen sind, welchem die Arbeiter selbst zugehören, zumal dann, wenn sie durch ihre vorübergehende Arbeitsleistung nicht in einen ihrer regelmäßigen Thaͤtigkeit völlig fremden Gefahren— kreis treten. .

Ein Eisenhüttenwerk hatte die Lieferung einer Pumpe für einen landwirthschaftlichen Betrieb und die Aufstellung ber Pumpe auf dem Gutshofe ühernommen. Als Beauftragte des Werks mit letzterer Arbeit beschäftigt waren, leistete ihnen der Sohn des Bestellers, welcher Arbeiter in dem landwirthschaft— lichen Betriebe seines Vaters war, dabei Hilfe und erlitt infelgedessen einen Unfall. Der gegen die zuständige landwirthschaftliche Berufsgenossenschaft erhobene Entschädigungsanspruch ist zurückgewiesen worden, in⸗ dem ein vorübergehender Uebertritt des land—⸗ wirthschaftlichen Arbeiters in den industriellen Be— trieb angenommen wurde, weil, wenn auch die Pumpe später en enn mn, mn. Zwecken dienen sollte, sich die Aufstellung derselben, auf die es allein ankommt, immerhin zweifellos als eine gewerbetechnische Arbeit darstellte, welche des landwirth— schaftlichen Gepräges entbehrt.

Der Anspruch eines Hausdieners auf Entschädigung wegen der Folgen eines Unfalls ist zurückgewiesen worden, den dieser beim Pflücken von Obst in einem seinem Arbeitgeber, dem Inhaber eines nach dem Unfallversicherungsgesetz versicherten Betriebs, gehörenden, landwirthschaftlich nicht ver— sicherten Hausgarten erlitten hatte.

Die Arbeiter der Kunst⸗ und Handelsgärtner sind, ohne Rücksicht darauf, auf welchem Grundstück sie im einzelnen Fall ihre Thätigkeit ausführen, stets als in dem landwirthschaftlichen Betriebe ihres Arbeit— gebers beschäftigt anzusehen und sonach bei Ausübung ihrer Betriebsthätigkeit stets bei derjenigen Berufsgenossen— schaft gegen Unfälle versichert, welcher der Betrieb ihres Ar— beitgebers zugehört. .

Steinfischereibetriebe, in welchen mit Hilfe ein⸗ facher Zangen Steine aus dem Flußbett gehoben werden, sind nach der . Lage der Gesetzgebung nicht versiche⸗ rungspflichtig.

Bayern.

Die Kammer der Abgeordneten nahm gestern nach mehrtägiger Debatte den Forst⸗Etat, der mit einer Rein⸗ einnahme von 13766 158 6 abschließt, an und ging über den Antrag des Bauernbundes auf staatliche Annuitäten⸗ tilgung der Bodenzinsen gemäß dem Antrage des Ausschusses nach lebhafter Debatte und nach einer Gegenerklärung des Finanz⸗Ministers Dr. Freiherrn von Riedel zur Tages⸗ ordnung über.

Sachsen.

Aus Anlaß der heute in Stuttgart stattfindenden Ver⸗ mählung Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Johann Georg mit Ihrer Königlichen Hoheit der Herzogin Maria Isabella von Württemberg fand in der katholischen Hofkirche um 11 Uhr ein Tedeum statt, dem Seine Majestät der König beiwohnte. Während des Tedeums wurden Salut⸗ schüsse und Infanteriesalven abgefeuert. Nachmittags fand im Königlichen Schlosse Galadiner statt. Bei der Ausbringung der 6a her des Hohen neuvermählten Paares durch Seine Majestät den König wurden 24 Salutschüsse abgefeuert.

Württemberg.

Gestern Mittag fand in Stuttgart bei Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheit der Herzogin Wera in einem Nebengebäude des Residenzschlosses ein Familienfrühstück zu 21 Gedecken statt, an dem das Hohe Brautpaar und die meisten der anwesenden Fürstlichkeiten theilnahmen. Abends 5i/ Uhr war im Nesidenzschloß Galata fel zu 123 Gedecken, woran alle Fürstlichkeiten, außer Ihrer Majestät der Königin, ferner die Minister, das diplomatische Korps, die Generalität, das Gefolge

der, fremden Fürstlichkeiten und die obersten Hofchargen theilnahmen. Seine nt der König hielt eine Rede auf das Hohe Brautpaar, das die Liebe zu sammengeführt habe, flehte Gottes Segen 41 8 n n herab, dankte den Gästen für ihr Erscheinen bei dem frohen Fest und sprach die Hoffnung aus, daß alle eine angenehme Erinnerung hieran dauernd be⸗ wahren möchten. Die Rede schloß mit einem Hoch auf das Brautpaar. Seine Königliche Hoheit der Prinz Georg von Sachsen dankte dem König für die Gast— freundschaft, betonte, daß dieser Chebund seit 100 Jahren zum ersten Male wieder die Häuser Württemberg und Wettin innig verbinde, und brachte ein Hoch auf den König und die Königin aus. Die Kapelle des Infanterie⸗Regiments „Kaiser Friedrich“ spielte die Tafelmusik. Um 7isz Uhr fand

eine Festvorstellung im Hoftheater statt, die einen glänzenden

Verlauf nahm. ir Aufführung gelangte die Oper „Falstaff“ von Verdi. In ber Königlichen Loge hatte das Hohe Braut⸗ paar die mittleren Pläße eingenommen, rechts faßen der König und die Prinzessin Friedrich August von Sachsen, links die Prinzessin Mathilde von Sachsen und der Erzherzog Ludwig Victor; in den Fremdenlogen zu beiden Seiten der Königlichen Loge hatten die übrigen Höchsten ö. Platz, genommen. Um 9s, Uhr begab sich der König mit den übrigen Fürstlichkeiten zum Cee ho um Ihre Majestät die Königin von Sachsen zu empfangen. Allerhöchstdieselbe traf um 10/0 Uhr ein und wurde vom König nach dem Residenzschloß geleitet, wo darauf in den Gemächern der Königin von Sachsen das Souper eingenommen wurde.

Heute Vormittag 11 Uhr fand im Saale des Kron— prinzenpalais die Trauung des Hohen Brautpaares durch den Bischof Reiser von Rottenburg statt.

Baden.

Seine Königliche Hoheit der Kronprinz von Schweden und Norwegen ist, wie die „Karlsr. Ztg.“ meldet, vor— gestern früh, von Rom kommend, zu kurzem Aufenthalt in Karlsruhe eingetroffen.

Defterreich⸗ Ungarn.

Der Kaiser stattete, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Nachmittag dem deutschen Botschafter und der Prin— zessin Reuß einen Abschiedsbesuch in dem Botschaftspalais ab, woselbst Seine Majestät dreiviertel Stunden verweilte. Nach e et Verabschiedung kehrte der Kaiser nach der Hofburg zurück.

Am Dienstag Abend fand nach einem Konzert zu Gunsten des deutschen Hilfsvereins bei dem sächsischen Gesandten Grafen von Wallwitz eine Soirée statt, welcher der deutsche Bot— schafter Prinz Reuß, das Personal der deutschen Botschaft, der Finanz-Minister Dr. von Plener, der bayerische Ge— schäftsträger Graf von Montgelas und der General— Intendant Freiherr von Bezeecnh beiwohnten.

Großbritannien und Irland.

Bei der gestern in Wisbe ach vorgenommenen Nachwahl zum Unterhause wurde dem, W. T. B.“ zufolge der ministerielle Kandidat Brand mit einer Majorität von 136 Stimmen gegen den Kandidaten der Konservativen gewählt.

In Dublin hielten die Parnelliten am Dienstag unter dem Vorsitz des Abgeordneten John Redmond eine Massen— versammlung ah. In seiner Rede erklärte Redmond, der „Allg. Korresp.“ zufolge, Irland stehe in Gefahr, alle Früchte der fünfzehnjährigen Arbeiten, Opfer und Leiden zu verlieren. Jetzt drohe etwas Schlimmeres, nämlich daß das irische Volk aus Verdruß die verfassungsmäßige Agitation aufgebe. Die Anti⸗Parnelliten hätten den Namen Irlands in den Augen aller Nationen geschändet. Niemand möge von Lord Rosebery das Heil Irlands erwarten. Seine Politik werde sein, sich den Unionisten zu nähern, um englische Reformgesetze durch— zubringen. Homerule sei ad calendas (traccas vertagt und die heimathlosen vertriebenen Pächter könnten noch lange warten, bis unter dem jetzigen Ministerium eine Bill für sie vom Parlament genehmigt werden werde. Morley sei keinen Deut besser als Balfour. Wenn Balfour heute wieder an das Ruder käme, so könne er alles beim Alten be⸗ wenden lassen. Von der jetzigen Regierung und vom jetzigen Parlament sei für Irland nichts zu erhoffen. Nur Auflosung des Parlaments vermöge Homerule einen Schritt vorwärts zu bringen.

Der französische Anarchist Meunier, der Urheber der Explosion im Café Very zu Paris im April 1892 ist gestern Abend auf dem Victorig⸗Bahnhof in London in dem Augen⸗ blicke verhaftet worden, als er nach Antwerpen abreisen wollte. Meunier leistete verzweifelten Widerstand; man fand bei ihm einen geladenen Revolver und mehrere Patronen. Auch ein Begleiter Meunier's, gleZfalls Anarchist, wurde verhaftet.

Frankreich. In Paris ist gestern Abend, wie abermals ein Bomben-Attentat verübt worden. Restaurant Foyot in der Rue Vaugirard, gegenüber dem Senatspalast, explodierte gegen 9is⸗ Uhr Abends eine Bombe, die daselbst bei einem Fenster niedergelegt war. Die

, , mn et In dem

Detonation war eine furchtbare. Alle Fensterscheiben zer— sprangen. Zahlreiche Personen wurden verwundet. Schwer verletzt wurden der sozialistische Schriftsteller Taillade und ein sechsundzwanzigjähriges Fräulein, die mit ihm diniert hatte, sowie ein Kellner des Restaurants Foyot Namens Thonazo. Unter ungeheurer Aufregung sam⸗ melte sich alsbald vor dem Restaurant eine große Menschenmenge, darunter mehrere Senatoren. Man glaubte, das Palais Luxembourg sei in die Luft gesprengt worden. Der n i fen Lepine begab sich nach dem Thatort. Um 10 Uhr Abends wurden die drei genannten Personen, denen der erste Verband in einer Apotheke in der Rue Condé angelegt worden war, mittels Krankenwagens nach dem Charité⸗Kranken⸗ haus gebracht. Taillade ist am rechten Auge verwundet, das Augenlid ist weggerissen und die ganze Haut über dem Auge verbrannt. Am ganzen Leibe ist er durch Glassplitter ver— wundet, die Verwundungen sind jedoch nicht lebensgefährlich. Während Taillade verbunden wurde, proteslierte er unaufhör⸗ lich gegen die anarchistischen Theorien, die man ihm vor— warf. Als ein Assistenz⸗Arzt ihn an seine Zeitungs— artikel und daran erinnerte, daß er am Tage nach dem Bomben-Attentat in der Deputirtenkammer erklärt habe: „Was liegt an den Opfern, wenn nur die That schön ist!“ schwieg

Taillade und verlangte dann stöhnend Chloral zur Linderung

. Schmerzen. Der Zustand des verletzten Kellners, der urch viele Glassplitter, besonders im Nacken, verwundet wurde, ist besorgnißerregend. Außerdem wurden noch mehrere Personen leicht verletzt, besonders trugen die Kassiererin und der Inhaber des Restaurants Fohot Hautabschürfungen davon. Man glaubt, daß auch die schwerer Verwundeten wieder genesen werden. Der Urheber des Attentats soll ein etwa dreißigjähriger Mann in Arbeiterkleidung sein, der die Bombe in dem Blumenbehälter an einem Fenster des Restaurants Foyot niedergelegt haben soll und dann entfloh. Wie verlautet, ist ein Individuum verhaftet worden, dessen Signalement den Angaben über den angeblichen Urheber des Attentats entspricht. Die Zusammensetzung der Spreng— maschine ist noch nicht aufgeklärt. Der im Innern des Restaurants angerichtete Schaden ist sehr beträchtlich; alle Fenster sind zer— trümmert, die Tische zerbrochen und die Decke geborsten; die auf der anderen Seite der Straße liegenden Häuser haben ebenfalls gelitten.

Im Generalrath des Juradepartements hat, wie die „Nat⸗Ztg.“ berichtet, der Vorsitzende eine an das Ministerium richtenden Adrefse eantragt, die mit Einstimmigkeit zur Annahme gelangte, indem die konservative Minderheit der Departementalvertretung mit der Maßjorität stimmte. In dieser Adresse giebt der Generalrath seinen St mpathien für die Regierung Ausdrück und spricht seine Irn n rn . wegen der Energie und des Patriotismus aus, die an den Tag legt worden seien, um Frankreich und die republikanischen Einrichtungen gegen die anarchistischen Verbrechen zu vertheidigen, „für welche die größte Nachsicht weder Erklärungen noch Entschuldigungen finden kann.“ Es wird ferner darauf hingewiesen, daß eine Sekte, die keinen anderen Zweck verfolge wie Mord und Plünderung, indem sie für sich die Achtung vor dem freien Ausdruck jeder Meinung anrufe, in Wirklichkeit eine aklive Propaganda insceniert habe, um die nichtswürdigsten Schandthaten vorzu— bereiten. „Es war hohf Zeit“, heißt es am Schlusse der Adresse, „daß das Parlament energische Schutzmaßregeln traf, und es wird das Verdienst der Regierung sein, die Initiative zu diesen Maßregeln ergriffen und den Muth zu ihrer Aus— führung besessen zu haben.“

Rußland.

Der Regierungsbote“ veröffentlicht, wie ‚W. T. B.“ aus St. Petersburg meldet, eine Verfügung, wonach das Domänen⸗-Ministerium infolge seiner Reorganifation in ein Ministerium des Ackerbaues und der Reichs⸗ Domänen umgewandelt wird.

Italien.

Der König wird sich der „Agenzia Stefani“ zufolge morgen nach Venedig begeben. Ein Minister wird den König nicht begleiten. .

Rach einer Meldung der gestrigen Abendblätter hat die Finanzkommission das Dekret der Regierung vom 21. Februar über den Umlauf des Papiergeldes ab— gelehnt.

Spanien.

Die Kortes sind gestern eröffnet worden; der Minister— Präsident Sagasta erklärte, wie „W. T. B.“ berichtet, das gegenwärtige Kabinet werde das Programm des früheren Kabinets fortsetzen. Der Ju stiz⸗Minister brachte einen Gesetzentwurf ein behufs Unterdrückung des Anarchismus.

Serbien.

Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Belgrad ist der Waarentarif fuͤr die Obrtsteuer gänzlich außer Kraft gesetzt worden.

Amerika.

Im Repräsentantenhause erlangten gestern, wie W. T. B.“ aus Washington meldet, bel der Abstimmung über die Vorlage wegen der Silberprägung die Anhänger den Vorlage nicht die 3w eidrittel⸗Majorität, die erforder— lich ii, um das Veto der Präsidenten unwirksam zu machen.

Asien.

Das schwedisch⸗norwegische Generalkonsulat in Shanghai meldet, daß die norwegische Missionsstation in Iling von den Chinesen zerstört worden sei. Die Missionare hätten sich retten können. Nähere Nachrichten fehlten.

Afrika.

Der zussische Admiral Avellane ist nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Kairo gestern vom Khedive in feier licher Audienz empfangen worden.

Von dem General-Gouverneur des Sudan ist in Paris die telegraphische Meldung eingegangen, daß eine fran— zösische Rekognoscierungstruppe von Bewohnern des Dorfes Nsapa an der Grenze von Liberia infolge eines Miß⸗ verständnisses angegriffen worden sei, wobei ein Lieutenant und drei Tirailleurs getödtet worden seien.

Parlamentarische Nachrichten.

In der heutigen 74. Plenarsitzung des Reichstags, der ersten Sitzung nach den Osterferien, stand zunächst die Inter— pellation der Abgg. Hr. Osann, Pr. Paasche und Möller⸗Dortmund nl.) betreffend den Fortbildungs⸗ Unterricht an Sonntagen, auf der Tagesordnung. Zur Begründung der Interpellation, welche der Staatssekretär Dr. von Boetticher sofort zu beantworten sich bereit er⸗ klärte, nahm das Wort der Abg. Osann.

(Schluß des Blattes).

Der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Hauses der Abgeordneten befindet sich in der Ersten Beilage.

Auf der Tagesordnung der heutigen 41. Sitzung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Minister der öffentlichen Arbeiten Thielen beiwohnte, standen zunãchst Wahlprüfungen.

Die Wahl des Abg. Szmula (Zentr) wird ohne Debatte für un gültig erklärt.

Die Wahlen der Abgg. Broekmann, Wall enborn, Lr. Stephan und Graf von Ballestrem (Hentr.) werden für gültig erklärt.

Die Wahl des Abg. Lucius⸗Erfurt (fr. kons.) beantragt die Kommission zu beanstanden und über verschiedene Unregel⸗ mäßigkeiten bei der Wahl Beweis zu erheben.

Das Haus beschließt nach kurzer Debatte demgemäß.

Die Wahlen der Abgg Dietz⸗Neuwied nl. und Dr. Dün kel⸗

berg (nl. beantragt die Kommission für gültig zu erklären.

Abg. Mies e beantragt, 6 Wahlen zu beanstanden,

eine Reihe von Wahlmännerwahlen für kn n. zu erklären

und über verschiedene behauptete Wahlbeeinflussungen und un— gesetzliche Bildung von Urwahlbezirken Beweis zu erheben.

Das Haus beschließt nach längerer Debatte nach dem Kommissionsantrag. .

Die Wahlen der Abgg. Freiherr von Lyncker (kons) und Tamoschus (kons) werden für gültig erklärt.

Die Wahlen der Abgg. Hilgendorff (kons.) und Be⸗ leites (nl.) beantragt die Kommission zu beanstanden und verschiedene Beweiserhebungen vorzunehmen.

Das Haus beschließt danach.

Hierauf folgt die erste Berathung des Nachtrags⸗Etats für 1894195 zur Reorganisation der Eifenbahn— behörden. .

Abg. Schmieding (anl.) begrüßt die Vorlage mit Freuden, weil damit endlich ein langgehegter Wunsch erfüllt werde. Für eine Betriebsverwaltung, führt Redner aus, paßt das kollegiale System nicht, da paßt nur das , deshalb ist der Beseitigung der Abtheilungen innerhalb der Direktionen und der Befeitigung einer Instanz zuzustimmen. Ob aber die Betriebsämter oder die Direktionen zu beseitigen sind, kann zweifelhaft sein. Die Regie⸗ tung hat sich für die Beseitigung der ersteren ausgesprochen, obgleich gerade die Betriebsämter einen engen Verkehr mit dem Publikum hatten. Man will zwanzig Direktionen einrichten. Das scheint mir zu niedrig gegriffen und das fühlte auch die Regierung, denn die Denkschrift sieht zur Entlastung der Präsidenten bei zu großen Direktionsbezirken die Bildung von Abtheilungen vor, die sich eigentlich nicht bewährt haben. Die Denkschrift sieht auch befondere Inspektionen für den Betrieb, das Telegraphenwesen Ac. vor, welche gemeinsame Bureaueinrichtungen haben und mit der Direktion thun⸗ lichst mündlich verkehren sollen. Der Nachdruck wird wohl auf dem sthunlichst“ liegen; denn bei zu großen Direktionsbezirken wird der Präsident doch auf schriftliche Berichte angewiesen sein. Im übrigen ist anzuerkennen, daß die Reform einen wesentlichen Fortschritt be⸗ deutet und daß der Minister sich durch die Durchführung derselben verdient machen wird.

Bei Schluß des Blattes sprach der Minister der öffent— lichen Arbeiten Thielen.

Kunst und Wissenschaft.

In der nächsten Sitzung der hiesigen Gesellschaft für Grdkunde, am Sonnabend, Abends 7 Uhr, im Saal des Architekten⸗ bauses, wird Herr Dr. Cahnheim aus Dresden einen Vortrag über „zwei Semmerreisen in Island“ mit Projektion von Original- photographien halten.

In den gestrigen Sektionssitzungen des internationalen medizinischen Kongresses in Rom wurden dem . W. T. B.“ zufolge 579 Berichte erstattet, darunter 50 aus dem Gebiet der Physiologie, 1324 aus dem der inneren Medizin, 93 aus dem der Ge— burtshilfe und Gynäkologie, 55 aus dem der Pfychiatrie und Kriminal. anthropologie. In der hygienischen Sektion erörterte der italienische Konsul in Hapre, Corte, die Nothwendigkeit von Reformen in der Quarantänegesetzgebung vermittelst eines internationalen Sanitäts. rechts. In der am Nachmittag abgehaltenen allgemeinen Sitzung hielt Dr. Jacobi (New⸗YJork) einen Vortrag über das Thema: „Nicht schaden. Stokvis (Amsterdam) sprach über ‚Chemie in ihrer Be⸗ jiehung zur Pharmakotherapie“. Heute Vormittag ist der Kongreß unter großer Begeisterung geschlossen worden. Für den nächsten Kongreß wurde Rußland proklamiert und der russischen Regierung die Wahl der Stadt, in welcher der Kongreß stattfinden foll, überlassen.

Schulwesen.

Die Kaufmännischen Fortbildungsschulen Göllnisches TVymnasium, Inselstraße 2— 5, Friedrichs⸗Werdersches Gymnafium, Dorotheenstraße 13/14, und Königstädtisches Gymnafium, Elisabeth' straße 7/8) eröffneten am Montag ihr Sommersemester in der Aula des Friedrichs Werderschen Gymnassums mit einem feierlichen Akt, zu welchem sich außer dem vollzählig erschienenen Kuratorium eine große Anzahl angesehener Kaufleute und sonstiger Gönner der Anstalt ein— gefunden hatten. Eröffnet wurde die Feier mit einer Ansprache an die zu prämiierenden Schüler, an welche sich die Ver— theilüng der Prämien und Belobigungsurkunden anschloß. Nachdem hierauf ein Schüler der Anstakt dem Kuratorium den Dank für dessen uneigennützige Bestrebungen ausgesprochen und der Leiter der Anstalten Dr. Engelmann die nöthigen Mit⸗ theilungen über den Schulbetrieb gemacht hatte, nahm der Vorsitzende des Kuratoriums, Rechtsanwalt Dr. Haase das Wort zu einer langeren Rede, in welcher er sich über Zweck und Ziele des gemeinnützigen Unternehmens verbreitete, dessen Erhaltung durch das wohlwollende Entgegenkommen der. Behörden und des Aeltesten⸗Kollegiums der Kaufmannschaft, sowie durch die freigebige i n , der kauf⸗ männischen Kreise ermöglicht werde. Der Redner schloß seine eindrucksvolle Rede mit einem in zündenden Worten aus— gebrachten Hoch auf Seine Majestät den Kaiser, in welches die Anwesenden begeistert einstimmten. Hiermit hatte die er— hebende Feier ihr Ende erreicht. Infolge des großen Andrangs zu allen Kursen war bereits am Eröffnungsabend die Schülerzahl eine so große, wie noch nie seit dem fast zehnjährigen Bestehen der Anstalt. Gs ist deshalb für sämmtliche Fächer die Einrichtung von Parallel⸗ kursen beschlossen worden. Anmeldungen hierzu können beim Vor— sitzenden des Kuratoriums, Rechtsanwalt Dr. Haase, Alexanderstr. 16, . beim Leiter der Schulen Dr. Engelmann, Weinbergsweg 114, erfolgen.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Cholera.

Rußland. Nach amtlichen Angaben (iedoch nicht des „‚Regie— rungs⸗Anzeigers⸗) wurden, wie in den „Veröffentlichungen des erf lichen Gesundheitsamts“ berichtet wird, im Gouvernement Plock vom 19. bis 25. Februar 6 Erkrankungen (4 Sterbefälle) festgestellt, vom 26. Februar bis 19. März 2 (3), in der Stadt Warfchau vom 16. bie 21. März 5 Cc, im Gouvernement Kowno während der Wochen vom 25. Februar bis 24. März 18 (135, 2 (I), (53 und 15 (6).

Türkei. In Konstantinopel wurden demselben Blatt zu— folge, vom 22. bis 28. Februar 45 Erkrankungen (18 Sterbefälle) amtlich gemeldet, vom J. bis 7. März 11 (135; unter den Stadt⸗ theilen war am meisten Pera betroffen. Ueber die Heftigkeit, mit welcher im Herbst v. J. die Seuche im Vilajet Bagdad herrschte, liegt eine amtliche Mittheilung vor, zufolge welcher vom 24. August bis 17. Oktober 952, vom 18. bis 34. Sktober 1272 Personen starben.

Flecktyphus.

Reg.⸗Pez, Mgrien werder. Im ersten Drittel des Januar erkrankte in Bischdorf (Kreis Rof enberg) eine heimathlose Person und wurde dadurch, daß man sie bis zu ihrer ohne Zuziehung eines Arztes erfolgten Genesung in der Gastwirthschaft des Ortes unter⸗ brachte, der 14 zu einer Epidemie, während welcher der Gast— wirth mit 2 Söhnen und 1 Tochter, 9 in der Wirthschaft öfters verkehrende Männer und die Chefrau eines der letzteren, mithin 14 Personen erkrankten; von denselben find zufolge Mittheilung vom 2. März 2 gestorben. In Frey stadt, wohin die zuerst erkrankte

Person sich begeben hatte, erfolgten Mitte Februar zwei Krankheit fãlle. = Im Städtischen Krankenhause zu Graudenz wurde bei einem Landstreicher am 6. Februar Flecktyphus e. desgleichen am 9. und 19. Februar bei zwei obdachlosen Arbeitern. Der eine der letzteren hatte mit seiner Familie kurz vorher Unterkunft in der Erd- hütte eines Arbeiters in Gruppe (Kreis Schwetz) gefunden und die Seuche auf insgesammt drei Personen übertragen.

Paris, 4. April. Die Mitglieder der internationalen Sanitäts konferenz unterzeichneten, laut Meldung des. W. T. B.* gestern die Konvention. Die Vertreter der Vereinigten Staaten von Amerika machten gewisse Vorbehalte; diejenigen der Türkei, Schwedens und Norwegens nahmen die Konvention nur ad referendum an. Nach der Unterzeichnung hielt der Minister⸗Präsident Casim ir Pösrier eine Rede, in welcher er des nunmehr vollendeten Werkes rühmend gedachte. Der Gefandte Dänemarks sprach hierauf den Dank für die in Paris genossene Gastfreundschaft aus.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Koblen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien.

An der Ruhr sind am 4. d. M. gestellt 1 257, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.

In Oberschlesien sind am 2. d M. gestellt 3993, nicht recht. zeitig gestellt keine Wagen; am 3. d. M. sind gestellt 3938, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.

Zwangs-⸗Versteigerungen.

Beim Königlichen Amtsgericht 1 Berlin standen am 4. April die nachbezeichneten Grundstücke zur Versteigerung: Butt⸗ mannstr. 4, dem Kaufmann Albert Arnim gehörig; Fläche 8,75 a; Mindestgebot 1200 S; für das Meistgebot von 163 600 S wurde der Kaufmann Gustav George zu Charlottenburg Ersteher. Wald st r. 43, dem Fabrikanten Johannes Spiel gehörig; Fläche 13,43 a; Nutzungswerth 4509 ; für das Meistgebot von 1655 oh0 4 wurde der Professor an der Königlichen Technischen Hochschule Her— mann Rietschel, Corneliusstr. 10, Ersteher.

Vom Berliner Pfandbrief⸗Institut sind bis 24. März 1894 18318 300 6 34 o,, I 473 400 60 4 0st, 45 648 600 M 43 0;)0 und 9 702 900 S6 Ho, zusammen 95 143 200 Pfandbriefe ausgegeben worden, wovon ö. 16282 200 S 34 oo, 13 142 100 ½6 40, 13 749 900 M 43 0, und 2 367 000 Ss 5.0, zu⸗ sammen 45 541 200 s . von den Grundbesitzern zu verzinsen sind. Zugesichert, aber noch nicht abgehoben Find 294 600 . Angemeldet ist 1 Grundstück mit einem Feuerversiche⸗ rungswerth von 148 600 4.

Die Betriebseinnahmen der ,, Südbahn im März 1894 betrugen nach vorläufiger Feststellung im Personen⸗ verkehr 77 469 , im Güterverkehr 4h 565 „S, an außerordentlichen Einnahmen 16400 n, zusammen 343 425 4, darunter auf der Strecke Fischhausen = Palmnicken 4645 M, im März 1893 nach vorläufiger . 348 634 ½, mithin gegen den entsprechenden Monat des Vorjahres weniger 5209 , im ganzen vom 1. Januar bis 31. März 1893 1 101 367 60 (vorläufige Einnahme aus russischem Verkehr nach russischem Stil), gegen die vorläufige Einnahme von 851 456 0 im Vorjahre mehr 252 910 , gegen die endgültige von 898 962 im Vorjahre mehr 2095 405 (, .

Die nächste Börsen versammlung zu Essen findet am 9. April im Berliner Hof“ statt.

Magdeburg, 4. April. (W. T. B.) Zuckerbericht. Kornzucker exkl., bon 92 / neue 15,55, Rornzucker exkl. S8 oso Rendement 12,55, neue 12,80, Nachprodukte exki. 750 / Rendement 1000. Matt. Brotraffinade J. Brotraffinade I. —, Gem. Raffinade mit Faß 26,23, Gem. Melig J. mit Faß —, Still. Rohzucker. J. Produkt Transito f. 9. B. Hamburg pr. April 12528 bez. u. Br., pr. Mai 12,60 bez. u. Br. pr. Juni 12,523 Gd., 16,565 Br., pr. Juli 12,70 bez, 12,72 Br. Ruhig.

Frankfurt a. M, 4. April. (W. T. B.) Wie der „Frkf. Itg.“ aus Paris gemeldet wird, weigerten sich die deutschen Com iss, die Konvention bezüglich der portugiesischen Eisenbahnen zu zeichnen, ehe die Vorrechte der Beira⸗Baixa⸗Obligationen von den französischen Delegirten anerkannt sind.

Laut hier eingetroffener Kabelmeldung wird der am 1. Februar hier fällig gewesene Kupon der 60 St. Louis und St. Fran cisco Trust Bonds nunmehr eingelöst. . .

Köln, 4. April. (W. T. B.) Wie die „Köln. Ztg. meldet, wird der Anfang Mai in Sölde stattfindenden Hauptversammlung des Apler—⸗ becker Aktienvereins eine Dividende von 30 für das Jahr 1893 gegen 700 im Vorjahre vorgeschlagen werden.

Leipzig, 4. April. (W. T. B.) Kammzug-Termin« handel. La Plata Grundmuster B. per April 3,40 S6, per Mai 3,40 S, ver Juni 345 , per Juli 3,476 „„, per August 3, 50 M, ver September 3,52 , per Oktober 3,55 M, per No—⸗ vember 3,57 M, per Dezember 3, 60 , per Januar 4

Brem en, 4. April. (. X. B. Börlen-⸗Schlußbericht. Raffiniertes Petroleum. (Offizielle Notierung der Bremer Petroleum Börse) Stetig. Loko 4,80 Br. Baum wolle. Anziehend. Upland middling, loko 391 5. Schmalz. Fest. Wilcox 38 , Armour shield 37 . Cudahy 38 3, Fairbanks 33 3. Speck. Fest. Short elear middling loko 335. Taback. Umsatz: 297 Packen St. Felix. .

Wien, 4. April. (W. T. W.) Ausweis der österreichisch⸗ ungarischen Staatsbahn (österreichisches Netz für den Monat März 2042313 Fl., Mindereinnahme gegen den entsprechenden Zeitraum des vorigen Jahres 1002 Fl. * . ͤ

Ausweis der Südbahn in der Woche vom 26. März bis 1. April 822 709 Fl., Mindereinnahme 72 226 Fl.

Die Brutto⸗Einnahmen der Orientbahnen betrugen in der 10. Woche (vom 5. März bis 11. März 1894) 195 171,55 Fr., Abnahme gegen das Vorjahr 114 668,57 Fr. Seit Beginn des Betriebsjahres (oom 1. Januar bis 11. März 1894) betrugen die Bruttoeinnahmen 19537 421,1 Fr., Abnahme gegen das Vorjahr

124 137,83 Fr.

Pest, 4. April. (W. T. B.) Pro duktenmarkt. Wenzen

ruhig, per Frühjahr 733 Gd., 7,34 Br., pr. Herbst 53 Gd. 54 Br. Hafer pr. Frühjahr 7,24 Gd., 7J'26 Br. Mais wr. Mai⸗Juni 5,0 Gd., 5,55 Br., pr. Juli⸗August 5,33 Gd., 5.25 Br. Kohlraps pr. August⸗September 11,50 11,55. 2 e

London, 4. April. (W. T. B.) An der Küste 1 Weizen ladung angeboten.

96 oo Favazucker loko 155 ruhig, Rüben⸗Rohzucker loko 123 ruhig. Chile⸗Kupfer 414, pr. 3 Monat 4111s.

Paris, 4. April. Eine im Tivoli⸗Vauxhall abgehaltene Ver⸗ sammlung von etwa 18 000 Inhabern von Panama⸗Obligationen beschloß im Prinzip die Gründung eines gesetzlichen Syndikats von Obligationären und die Bildung einer Gesellschaft zur Vollendung des Panama-⸗Kanals mit einem Kapital von 0 Millionen Franes. Die Versammlung nahm eine Resolution an, der zufolge dem Syndikat der Auftrag ertheilt wird, sich mit der Panama-⸗Liquidations verwaltung wegen der Vollendung des Kanals zu verständigen. 20 Millionen Francs wurden von der Versammlung für die erste Subskription gezeichnet. .

St. Petersburg, 4. April. (W. T. B.) Der auswärtige Handel Rußlands im Jahre 1893 bezifferte sich für die Ausfuhr auf 594 685 009 Rubel gegen 471 177 000 Rubel im Vorjahre, für die Einfuhr auf 421 956 O09 gegen 367 268 000 Rubel im Vorjahre.

Am ster dam, 4. April. (W. T. B.) Java- Kaffee good ordinary 5254. Bankazinn 443. .

New⸗FPork, 4. April. (W. T. B.) Die Börse eröffnete

Umsatz der Aktien betrug 163 000 Stück. Der Silbervor⸗ rath wird auf 185 000 Unzen geschätzt. , . Weigen anfangs fest und während des ganzen Börsenverlaufs steigend mit wenigen Reaktionen auf schlechte Ernteberichte aus Kansas, auf Deckungen der Baissiers und kaltes Wetter im Nordwesten. Schluß sehr fest. Mais durchweg fest auf Deckungen der Bassse= partei und entsprechend der Festigkeit des Weizens.

Chicago, 4. April. (W. T. B.) Weizen fest während des ganzen Börsenverlaufs auf Deckungen der Bagissepartei und Berichte don Ernteschäden. Mais allgemein fest während des ganzen Börsenverlaufs. Pork fest auf große Käufe und Kaufordres.

Verkehr s⸗Anstalten.

Das von der Kaiserlich russischen Regierung s. Zt. erlassene Verbot der Einfuhr mit der Post von Lumpen, alten Kleidungsstücken und Bettzeug (einschl. Daunen, Federn, Roßhaar u. s. w. ist nunmehr aufgehoben.

Laut Telegramm aus Wesel ist die zweite ,,. Post über Vlissingen vom 3. d. M. ausgeblieben. Grund: Nebel auf See.

Der Postdampfer Am ster dam“ der Nie derlãndisch⸗ Amerikanischen Dampfschiffahrts-Gesellfchaft ist am 3. d. M. in New⸗York angekommen.

Bremen, 4. April. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Postdampfer Dresden“ hat am 2. April Nachmittags St. Cgtherines Point passiert. Der Postdampfer Köhn“ hat am 2. April Abends von Vigo die Reise nach Antwerpen fortgesetzt. Der Postdampfer Weser“ hat am 3. April Vormittags von Gibraltar die Reise nach New⸗Jork fortgesetzt. Der Schnell dampfer Saale ist am 3. April Morgens in New⸗Jork angekommen. Der Schnelldampfer Werra. ist am 3. April Vormittags in Algier angekommen. Der Reichs⸗-Postdampfer Bayern“ hat am 3. April Nachmittags die Reise von Neapel nach Genua fort—

gesetzt. Hamburg, 4. April. (W. T. B) Ham burg⸗Ameri⸗ kan ische Packetfabrt ˖ Aktien Gesel tfchaft. Her ger , Seand ia“ hat heute Morgen Seilly passiert.

Helsingfors, 4. April. (W. T. B.) Wie aus Abo gemeldet wird, ist die Schiffahrt dort eröffnet worden.

Theater und Musik.

Königliches Opernhaus.

. Gestern Abend sang Fräulein Hiedler die Partie der Fioretta in R. Leoncavallo's Oper Die Medici. zum ersten Male. Frau Sucher, die diese Rolle bisher innehatte, konnte die Gestalt, die Elan glich nicht besonders hervortritt, durch ihre große schauspielerische Kraft dramatisch, mehr in den Vordergrund rücken; auch Fräulein Hiedler zeichnete im Spiel die düstere Leidenschaft Fiorettamz in kraft⸗ vollen Zügen, aber den Grundton des Bildes machte hier eine sinnige Schwermuth, dort hinreißende, beinahe wilde Sinnengluth aus. Wag die ie, Leistung anbetrifft, so klang die Stimme rein und voll als Ausvruck starker Empfindungen und hob sich zu befonderer Klarheit und Fülle in der Antrittsseene und im Septett des dritten Aktes. Im übrigen war die Besetzung der Rollen unverändert; die küũnst⸗ lerische Ausführung des Werks in seiner Gefammtheit scheint sich aber mit jeder Wiederholung pollkommener und glück⸗ licher zu gestalten und war gestern auch in jeder Einzelheit tadellos; hierauf gründet sich zum theil der lebhafte Erfolg und der impulsive Beifall, den die Oper auch gestern wieder bei den Hörern fand. Der Wechselgesang der beiden Medici im ersten Akt, die köft⸗ lich nor ehen, Serenade Lorenzo's im zweiten Akt fanden bei offener Sene stüärmische Anerkennung; freilich kann besonders die letztere Leistung des Herrn Bu Gorenzo) kaum nach übertroffen werden; der warme, kraftvolle Ton, die überraschend deutliche Aus— sprache verbinden sich mit edler Auffassung und warmblütiger Empfindung zu einer harmonischen Gesammtleistung, die dem Hörer einen völlig ungestörten Genuß bereitet. Herrn Syl vas helles, mächtiges Srgan verschmolz in dem Duett des ersten Akts mit dem satten, reichen Organ seines Partners zu schönem Zusammenklang. Frau Herzog (Simonetta) sang ihr Lied im ersten Akt und den Tanzreigen des zweiten Aufzugs wieder zart und weich und mit duftiger Klarheit be— sonders in den hohen Tönen.

Konz erte.

Das zweite Konzert der Königlich preußischen Kammersängerin Frau Albani, welches gestern in der Sing⸗Akademie stattfand, war, gleich dem ersten, sehr zahlreich besucht und wurde mit Beet⸗ hoven 3 Sonate in (dur für Klavier und Geige eröffnet, die von der Pianistin Fräulein Ethel Sharpe und dem Violinisten Herrn Franz Schörg korrekt und mit eingehendem Ver- stãndniß vorgetragen wurde. Frau Albani, aufs wärmste empfangen, sang hierauf. Bellini's Arie aus den Puritanern“ Qui la. voce), mit welcher sie die Hörer zu fast endlosem Beifall hinriß. Die Leichtigkeit, mit der sih ihre Stimme in die dreigestrichene Oktave hinaufschwingt, die perlende Klarheit der Koloratur⸗Passagen und besonders ihr seelenpoller Vortrag wirkten bezaubernd. Diese Vorzüge traten auch in der . Arie „Sweet bird“ mit obligater Flöte, die si in den bewährten Händen des Herrn Kammermusikers Kurth befand, in einem Duett mit Herrn Betz aus Wagner's Fliegendem Holländer“ und in Anem neuen brillanten Waljer von Arditi sehr wirkfam hervor. Der König⸗ liche Kammersänger Herr Betz erfreute außerdem noch durch den Vortrag zweier beliebten Lieder von E. E. Taubert Frühlingsboten und „Reiterlied'; auch die Pianistin und der Voiolinist spielten einige Solostücke auf ihren Instrumenten. Die Konzertgeberin fügte ihren r,, . noch das „Ave Maria“ von Bach-Gonnod unter rauschendem Beifall hinzu, der auch sämmtlichen Mitwirkenden zu theil wurde. Die Klavierbegleitung wurde durch die Herren Vianesi und O. Bake vortrefflich ausgeführt.

Ueber die Gesangvorträge des Fräulein Elfriede Radova aus St. Petersburg, welche sich am Dienstag zum ersten Mal im Saal Bech st ein hören ließ, ist nicht viel e dhe, zu berichten. Die Sängerin besitzt eine ziemlich kräftige und umfangreiche Altstimme, deren Ausbildung jedoch gänzlich verfehlt ist. Die tiefen Töne klingen viel zu dunkel, und gedrückt, während die höchsten Töne sehr grell erklingen. Ein unsicherer Tonanfatz beeintrãchtigt zugleich die Reinheit der Intonation und den Vortrag der Lieder, die die Ramen: Niedermeyer, Saint⸗ Sans, Rubinstein, Schubert, Franz, Eulenburg und anderer trugen. Die hier bereits portheilhaft bekannte Pianistin Esperanza Kisch-Schorr unter⸗ stützte das Konzert durch einige Stücke von Rubinstein, Chopin, Scarlatti, Raff und Brahms, in welchen ihr schöner Anschlag und ihre feinsinnige Ausdrucksweise zur Geltung kamen. Wohlverdlenter Beifall folgte allen ihren Vorträgen.

Im Königlichen Opernhause wird morgen Maseagni' s zCaralleria rusticana“ mit folgender Besetzung gegeben; Santuzja ö. Pierson, Turiddu Herr Sylva, Alfio Herr Busß, Lola

räulein Dietrich, Luein Frau Lammert. Kapellmeister Dr. Muck dirigiert. Hierauf geht zum ersten Mal die Ballet⸗Burleske in 2 Auf⸗ zügen „Karneval“ von Emil Grgeb, Musik von Adolf Steinmann, in Scene. Dr. Balonzone Herr Winter, Antoinette Fräulein dell' Fra, Marguerite Fräulein Urbanska, Fleurette Fräulein Greiner, Ninette Fräulein Kirschner, Susette Fräulein Burkey, Emile. Herr. Burwig, Carlos Herr Quariksch, Fabricc= Herr Müller, Schneider Herr Stiller 11. Prinz Karneval Fraͤulen K. Graf. Tänze und Aufzüge: 1) Einzug und Huldigun des Prinzen Karneval. ) Sport: Ruderer und Jockeys. 3) .

weichend, besserte sich im westeren Verlauf und schloß fest. Der

der Chinesen, 4) Pierrot's, Bas de deux, 5) Böbé. Polka, Amor