1894 / 86 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 12 Apr 1894 18:00:01 GMT) scan diff

d . ae ee, e, eee, e e. . .

und noch viel weniger sich durch Drohungen a iervon ö lassen. Hinsichtlich ken ü e ö r im Budgetausschuß gemachten Aeußerungen über die böhmische Frage, erklärte der Minister⸗Präͤsident, man spreche auf jungczechischer Seite von der böhmischen Frage als von einer internationalen und verstehe darunter die reine Personal⸗ union. Er überlasse es dem Hause, zu beurtheilen, ob eine Kaiserliche und Königliche Regierung die böhmische Frage in diesem Sinne acceptieren könne. Die Behauptung, er leugne, daß in Böhmen Fragen ihrer Lösung harrten, die hoffenkflich allmählich sowehl einer den Staatsinteressen entsprechenden, als auch die betheiligten politischen Faktsren befriedigenden Lösung zugeführt werden würden, oder die Behauptung, er leugne sogar die Existenz des böhmischen Volks, könnten wohl ein . Agitationsmittel bilden, seien aber weder haltbar noch gerecht. Daß die Koalition aus ehemals gegne⸗ rischen Parteien und Faktoren sich gebildet habe, sei nichts neues; aber das von dem Abg. Gregr hierin vermißte ethische Moment, erblicke er gerade in dem Bestreben gemeinsamer Arbeit der staatserhaltenden Elemente zur Abwehr gemeinfamer Gefahren. Dieses ethische Moment hätten die Freunde, der Koalition ausdrücklich betont und er der Minister⸗Präsident begrüße die Er⸗ klärung des ruthenischen Sprechers in der Generaldebatte, wonach dieses Moment denselben zum Anschluß an die Koalition bewogen habe. Er wünsche aufrichtig, daß der Koali⸗ tionsgedanke sich zum Wohle des Staals und aller Theile kräftigen möge. Er hoffe, daß die Regierung, dank dem guten österreichischen Geiste des Hauses, der schwierigen Aufgabe gerecht werden würde. Die Rede wurde vom Hause mit anhaltendem Beifall aufgenommen. Die Minister und viele Abgeordnete beglückwünschten den Minister-Präsidenten. Der Finanz-Minister Hr. von Plener erklärte die Behauptung des Abg. Gregr, er, der Finanz⸗Minister, habe seinerzeit gesagt, er werde das böhmische

olk mit Skorpionen züchtigen, für absolut unwahr. Er habe niemals weder diesen noch einen ähnlichen Ausspruch gethan. Der Abg. Gregr möge seine Quelle nennen oder der Wahrheit die Ehre geben. Im weiteren Verlauf der Debatte erklärte sich der Abg. Gregr bereit, die vorgestern gegen den Finanz⸗Minister Dr. von Plener und die Polen gerichteten Ausdrücke zurück— unehmen, da ihm die Absicht zu beleidigen fern gelegen . In seinem Schlußwort erklärte sodann der Berichterstatter Graf Palffy, die Aufrechterhaltung und die Pflege des österreichischen loyalen Prinzips sei immer die Hauptaufgabe des böhmischen Adels gewesen: Gleiche Rechte, gleiches Gamen für beide Volksstaͤmme. Die konservative Partei könne mit der radikalen Partei nicht zusammengehen. Fine höhmische Frage im Sinne einer Personalunion werde der böhmische Adel niemals kennen, weil sie im Widerspruch stehe mit den Traditionen des Adels und der Liebe zu Oesterreich. Das Haus nahm schließlich den Titel mit großer Masorität an. Bei der Spezialdebatte über das Budget des Ministeriums des Innern erkannte der Jungezeche Dyorak an, daß die in neuerer Zeit von der Regierung getroffenen Einrichtungen zum Schutz und zur Herbeiführung einer besseren Lage der Arbeiter sich glänzend bewährt und eine außerordentliche Ab— nahme der Sterblichkeit und der Infektionserkrankungen her— beigeführt hätten, doch sei die Sterblichkeit unter den Kindern noch ungemein groß. Dvorak richtete einen Appell an die zur Ergänzung und Ausgestaltung des Sanitäts— wesens.

In Abgeordnetenkreisen wird bestimmt versichert, die durch die vorgestrigen erregten Debatten hervorgerufenen Ehren⸗ händel zwischen Eduard Gregr und dem . einerseits, sowie dem Grafen Hompesch und Basaty andrerseits seien durch den Austausch von beiderseits für be— . erachteten Erklärungen zwischen den letzteren und urch die in der gestrigen Sitzung des Abgeordnetenhauses ab⸗

egebene Erklärung Gregr's, daß es nicht seine Absicht gewesen 6 das polnische Volk oder dessen Vertreter irgendwie zu be⸗ leidigen, beigelegt.

Der Volkswirthschafts⸗Ausschuß des Abgeord⸗ netenhauses nahm in seiner gestrigen Sitzung den Handels— vertrag mit Rumänien nebst einer Refolution Zedtwitz an, wonach während der Dauer des Vertrags keine Vieh— seuchenkonvention mit Rumänien abgeschlossen werden solle. Gegenüber den mehrfach geäußerten Bedenken über Be? günstigung der Einfuhr verseuchten Viehes aus Rumänien infolge des Zustandekommens des Vertrags erklärte der Handels—

Minister Graf Wurmbrand, er erkenne das Interesse an

dem Schutze der heimischen Viehzucht an, ebenso das Interesse daran, daß die mühsam erworbene Viehausfuhr nach Deutsch⸗ land nicht in Frage gestellt werde. Der Minister hob ferner hervor, der jetzige Vertrag enthalte nichts von einer Veterinär— konvention, fuͤr die Zukunft könne jedoch die Regierung keine bindende Zusage machen. Gegebenenfalls könnten die Ab— geordneten gegen eine eventuelle derartige Vorlage ihre Be— denken geltend machen. Der Ackerbau⸗Minister Graf Falken⸗ hayn erklärte, ihm sei von der Absicht, eine Peterinär— konvention mit Rumänien abzuschließen, nichts bekannt.

Der Sektions-Chef im Unterrichts-Ministerium David ist gestorben.

In der gestrigen Sitzung des ungarischen Unter— hauses meldete der Abg. Ugron einen Antrag an, worin das Haus aufgefordert wird, der Regierung Mißbilligung wegen der Haltung bei der Trauerfeler für Kosfuth aus usprechen. Der Abg. Ugron wird Sonnabend den Antrag egründen. Der Abg. Voeroes meldete eine Inter? pellation wegen angeblicher Verfassungsverletzung bei Besetzung des Agramer Erzbisthums an. Bei der fortgesetzten Gengralbehatte über die Eherechtsvorlage begründete der Abg. Graf Apponyi seinen Antrag auf eine Nothzivilehe

damit, daß die Gesellschaft nur die kirchliche Eheschließung als

sittlich zuläcssig betrachte. Die in Oesterreich gemachten Er— fahrungen spraͤchen nicht gegen seinen Antrag.

Grofzbritannien und Irland.

Das Unterhaus hat gestern, wie ‚„W. T. B.“ be— richtet, die zweite Lesung der von dem Deputirten Kilbride beantragten Bill, wegen Abänderungen der irischen Pächtergesetze vom Fahre 1891 mit 4 gegen 166. Stimmen angeninmen. Nach diesen Abänderungen soll künftig das Pachtgeld, sofern der Pächter selbst an seinem Pachtgut. Verbesserungen vorgenommen hat, nicht erhöht werden; ferner verfügt die Bill, daß die Dauer der gerichtlich festgesetzten , von fünfzehn auf acht Jahre herab— ht werden soll. Der Chef-Sekretär für Irland John

orley erklärte, er sei mit der Bill im Prinzip ein verstanden,

müsse aber mehrere Einzelheiten beanstanden.

seiner

haben den ZJeitmn e l orta

lich ihre Rechte aufgegeben habe, aber sie werde einem billigen Uebereinkommen mit, der Regierung zur Verwaltung des Landes kein Hinderniß in den Weg legen.

Frankreich.

Der bayerische Geschäftsträger Freiherr von Tucher verläßt für einige Wochen Paris; die deutsche Botschaft wird während dieser Zeit, wie ‚W. T. B.“ meldet, die bayerischen Interessen wahrnehmen. .

In Argenten il explodierte gestern im Hause des Friedens⸗ richters eine Bombe, doch wurde nur geringer Schaden an Sachen angerichtet. Als muthmaßlicher Thäter ist ein Anarchist namens Major verhaftet worden.

Rußland.

Gestern fand, wie ‚W. T. B.“ aus St. Petersburg erfährt, in dem Gebäude des Domänen-Ministeriums anläßlich der Umwandlung des letzteren in ein Ministerium für Domänen und Landwirthschaft ein feierlicher Gottesdienst statt.

Italien.

Die Königin Victoria begab sich gestern, wie „W. T. B.“ aus Florenz meldet, mit der Marquise of Lorne und der Prinzessin von Battenberg von der Villa Fabricotti nach dem Palast Pitti zur Theilnahme an dem Frühstücksmahl bei dem König und der Königin. Für das Gefolge, unter dem sich auch der eng . Botschafter Sir Clare Ford befand, war in einem Nebensaal die Tafel gedeckt. Um 3 Uhr empfingen der König und die Königin den Bürgermeister, sowie eine städtische Reputation. Abends fand für sämmtliche Behörden ein Galadiner statt. Zu Ehren Ihrer Majestäten fand später ein Fackelzug stait, der einen glänzenden Verlauf nahm. Um 1116 Uhr traten der König und die Königin die Rückreise nach Rom an. Bei der Abfahrt be⸗ reitete die Menge Allerhöchstdenselben enthusiastische Kund— gebungen.

Die Kommission der Deputirtenkam mer zur Berathung der finanziellen Maßnahmen hat gestern be— schlossen, im Gegensatz zu der Ansicht des Finanz ⸗Ministers Sonnino die Frage des Notenumlaufs von den finanziellen Maßnahmen zu trennen und den Bericht Über letztere der Kammer am Sonnabend vorzulegen, den Bericht über die Frage des Notenumlaufs aber folgen zu lassen.

Spanien.

Ein Rothbuch, betreffend die Angelegenheiten in Melilla und die Verhandlungen in Marokko, ist dem „W. T. B.“ zufolge in den Cortes vertheilt worden.

In der gestrigen Sitzung des Senats betonte der Minister Moret bei der Berathung einer Interpellation über die Handelsprovisorien Spaniens mit Frankreich und anderen Ländern, daß der freie Waarenaustausch für Spanien günstig sei. In die Kommission für die Berathung der Handels⸗ verträge mit Deutschland, Oesterreich-Ungarn und Italien wurden Barzallang zum Vorsitzenden und Mochales zum Schriftführer gewählt. Beide sind Gegner der Verträge.

Verschiedene Pariser Blätter von gestern Abend melden aus Madrid, der Deputirte Celleruels habe in der Depu⸗ tirtenkammer namens der Madrider Fraktion der possibi⸗ listischen Republikaner feierlich deren Anschluß an die Monarchie erklärt.

Nach einer Meldung aus Valencia wurden daselbst die Pilger, die sich nach Rom einschiffen wollten, von einer feindlich gesinnten Volksmenge angegriffen. Erst durch das Eingreifen der Polizei wurde die Einschiffung ermöglicht.

Schweiz.

Der Nationalrath hat gestern, wie die „Nat -Htg.“ anführt, mit großer Mehrheit nach viertägiger Debatte das sozialdemokratische Initiativbegehren für Einführung des Rechts auf Arbeit verworfen.

Niederlande.

Im Haag hat gestern. wie ‚W. T. B.“ meldet, die Auswechselung der Ratifikation des internationalen Ab— kommens gegen den Branntweinhandel auf der Nordsee zwischen Deutschland, den Niederlanden, Belgien, Dänemark und England stattgefunden.

Bei den am Dienstag vorgenommenen Wahlen zur Zweiten Kammer sind nach den bis gestern Abend 6 Uhr vorliegenden Wahlresultaten 23 Anhänger und 37 Gegner des Tak'schen Wahlreformentwurfs gewählk worden. In 23 Wahl⸗ kreisen finden Stichwahlen statt, bei denen 30 Anhänger und 16 Gegner des Entwurfs betheiligt sind.

Türkei.

Die Pforte hat, wie ‚W. T. B.“ aus Cetinje erfährt, den General-Gouverneur von Skutari beauftragt, sich an die montenegrinische Grenze zu begeben und energische Maß— regeln gegen die Albanesen zu ergreifen, um alle Grenzstreitigkeiten beizulegen.

Bulgarien.

Die „Agence Balcanique“ erklärt die Gerüchte von der Demission des Minister-Präsidenten Stambulow für erfunden. ö.

Wie die „Neue freie Presse“ meldet, hätte infolge persön⸗ licher Differenzen zwischen dem bulgarischen Kriegs⸗Minister Sawow und dem Minister⸗-Präsidenten Stambulo m, ersterer seine Entlassung genęmmen und Stambulow zum Duell ge⸗ fordert. Es sei indessen die vorläufige , ,, des Streits und die Vertagung der definitiven Entscheidung bis nach der Rückkehr des Prinzen Ferdinand gelungen. Man glaube be— stimmt, es werde dem Prinzen Ferdinand gelingen, den Zwischen⸗ fall beizulegen.

Schweden und Norwegen.

Wie „W. T. B. aus Stockholm berichtet, wird sich

. ihn mn am 19. d. M. nach Honnef am Siebengebirge egeben. . ; .

Die norwegische Regierung hat gestern im Storthing eine Vorlage über die Krankenversicherung der Arbeiter eingebracht.

Amerika.

Der „Times“ wird aus Montevideo von gestern gemeldet, daß im brasilianischen Kahinet der Minister für öffeni—⸗ liche Arbeiten Pereira seine Entlassung genommen habe,

Die Direktgren der Ost- Af rikanischen Gesellschaft ö a. Schreiben bezüglich des .

Us über Ugandg zugesandt, worin aus-

geführt wird, es sei nicht richtig, daß die elch t e

und daß der Minister des Auswärtigen de Carvalho owie der Finanz Minister Freire ihre Eunülaffen 3e ihr eingereicht hätten. ;

Nach einer Meldung des „New-Hork Herald“ aus Rio de Janeiro hätte sich Säldanha da Gama geweigert, daz portugiesische Kriegsschiff ‚Mindello“ zu verlassen, als sich daz Schiff vor Buenos Aires befunden habe. 256 Flüchtlinge, die ans Land gegangen wären, seien eingeholt und auf das Schiff zurückgebracht worden.

Afrika.

In London ist, wie der Magd. Ztg.“ berichtet wird, eine Meldung aus Uganda vom 7. Februar eingetroffen, wonach ein Treffen zwischen den britischen Expeditiongtruppen und dem Häupfling Kabarega stattgefunden habe. Zwei⸗ hundert nubische Soldaten unter der Führung britischer One hätten den tausend Mann starken Feind angegriffen, der nach dreistündigem n f, in die Flucht geschlagen worden fei. Ueber 560 Jeindesleichen seien im Grase gezählt worden, aber die feindlichen Verluste seien noch größer gewesen. Kabarega habe dem Treffen nicht beigewohnt. Die britische Expedition sei mit eingeborenen Hilfstruppen aufgebrochen, am sein Hauptquartier am Ufer des Victoriasees anzugreifen.

Parlauentarische Nachrichten.

Die Schlußberichte über die gest in Sitzungen des Reichstags und des Hauses der Abgeordneten be— finden sich in der Ersten Beilage.

In der heutigen 80. Sitzung des Reichstags, welcher die Staatssekretäre Dr. von Boetticher und Nieberding beiwohnten, wurde der Handelsvertrag zwischen dem Deutschen Reich und Uruguay in dritter Lesung genehmigt, desgleichen das Abkommen mit der Schweiz, betreffend den gegenseitigen Patent- Muster⸗ und Markenschutz. Die zu dem letzten Gegenstand ein— gegangenen Petitionen wurden für erledigt erklärt.

In der dritten Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Abzahlungs geschä . bemerkt zur Generaldiskussion der

Abg. Dr. Meyer-Halle (fr. Vs.), daß diese Vorlage in der Form, die sie durch die zweite Lesung erhalten hat, einen unzweifel⸗ haften Grundsatz der Billigkeit und Gerechtigkeit verletzt, nämlich den, daß beim Rücktritt vom Vertrage demjenigen, der den Vertrag erfüllt hat und weiter erfüllen will, völlige Schadloshaltung für das bereits Geleistete gewährt, werden muß. Sem aufer werde das Recht des jederzeitigen Rücktritts ohne Angabe von Gründen und ohne die Auferlegung der Verpflichtung zur Schad⸗ loshaltung des Verkäufers zugestanden. Die Werthverminderung soll zwar berücksichtigt werden, es . aber nicht ausgesprochen, wie weit diese Berücksichtigung gehen soll. In diefer Beziehung schädigt das Gesetz sogar den redlichen Abzahlungskäufer. Das Gesetz ist ein durch und durch krankes, durch Amendements nicht zu kurierendes Produkt, gegen das wir in der Schlußabstimmung votieren müssen.

Abg. Lr. von Buch ka (dbkons) ist im Gegentheil der Meinung, daß das Gesetz durchaus gesund ist und nützlich wirken wird. Gewiß sei es noch verbesserungsfähig und die Gefahr fei ja nicht ausgeschlossen, daß frivole Käufer sich die neuen Bestimmungen zu Nutze machen, um den Verkäufer zu schädigen. Aber die Veranlassung des Gesetzet liegt doch in den schweren Nachthellen, welche die Käufer nach dem bisherigen Rechtszustande durch diese Abzahlungsgeschäfte zu erleiden hatten. Wir werden der Vorlage zustimmen. ;

In der Spezialdiskussion werden 388 1 bis 6 ohne Debatte nach den Beschlüssen zweiter Lesung genehmigt.

§7, in die Vorlage nach einem Antrage Tutzauer⸗Auer in zweiter Lesung aufgenommen, schreibt vor, daß, wenn über das Geschäft eine Urkunde errichtet wird, der Verkäufer verpflichtet ist, dem Käufer eine Abschrift zu übergeben und ihm dauernd zu überlassen. Die Aus—⸗ händigung soll spätestens am dritten Tage nach der Stempelung stattfinden und Zuwiderhandlungen sollen mit Geldbuße bis zu 150 4 bestraft werden.

Die, Abgg. Auer und Genossen (Soz.) beantragen heute, den CT dahin zu amendieren, daß eine zweite gleichlautende, von beiden Theilen unterschriebene Ausfertigung der Vertragsurkunde auszu⸗ antworten ist.

Darauf nimmt der Staatssekretär Nieberding das Wort, um für die Ablehnung des in zweiter Lesung angenommenen § ] zu plädieren. (Wir werden diese Rede morgen im Wortlaut mittheilen.

Abg. Lenzmann (fr. Volkep.): Meine Bedenken gegen den §57 haben sich seit der zweiten Lesung noch erheblich verstärkt und folge⸗ richtig auch meine Bedenken gegen die ganze Vorlage. Eine so über⸗ hastete Gesetzesmacherei kann keine guten Früchte tragen. Für die behauptete Schädigung, daß das zweite Exemplar der Ürkunde nicht ausgehändigt ist, sind uns die Sozialdemokraten jeden Beweis schuldig geblieben. Die Verpflichtung zur Aushändigung einer Vertrags⸗ abschrift ist nirgends obligatorisch gemacht, obwohl sie auf zahlreichen anderen Gebieten noch nöthiger wäre als auf diesem. Jedes Kauf— geschäft, in welchem z. B. der Kaufpreis in zwei Raten gezahlt wird, würde unter diese Bestimmung des 7 fallen. Unter allen Umständen würde auch das zweite Exemplar bei Verträgen, deren Gegenstand über 150 „6 werth ist, stempelpflichtig sein.

(Schluß des Blattes)

Auf der Tagesordnung der heutigen 47. Sitzung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Minster der geistlichen ꝛe. Angelegenheiten Dr. Bosse mit Kommissarien beiwohnte, stand die erste Berathung des Gesetzentwurfs zur Abänderung und Ergänzung der Gesetze vom 25. Mai 1874, betreffend die evangelische Kirchen⸗ gemeinde- und Synodalordnung vom 10. September 18733 für die Provinzen Preußen, Brandenburg, Pommern, Posen, Schlesien und Sachsen (Gesetz-Samml. S. 147), und vom 3. Juni 1876, betreffend die evangelische Kirchen⸗ verfassung in den acht älteren Provinzen der Monarchie (GesezSamml. S. 125).

Abg. Dr. Ennegcerus (nl.): Die Gesetze, deren Abänderung be⸗ antragt wird, sind eigentlich Kirchengesetze, aber sie haben die staat⸗ liche Anerkennung erhalten, wie auch für Abänderung derselben die staatliche Anerkennung durch Gesetz, bezw. durch Zustimmung des Staats- Ministerium nothwendig ist. Es handelt sich darum, die Fälle, in denen die staatsgesetz liche Anerkennung nothwendig ist, zu beschränken. Die Motive betrachten die Sache fo, als wenn es sich nur um harmlose Aenderungen handelt, welche lediglich im Kirchen⸗ interesse liegen. 1876 nahm die Regierung einen anderen Standpunkt ein; denn z. B. bezüglich der Gestaltung der Kirchen, organe, erklärte der Ministerial⸗Direktor Förster im Herrenhause, daß die Regierung auf, das Recht des Staats, bezüglich der Gestaltunz dieser Organ mitzuwirken, niemals verzichten könne. Die vor geschlagenen Aenderungen sind nach unserer Meinung durchaus nicht nothwendig; es liegt nicht der geringste Grund dazu vor. Schwierig keiten für eine staatliche Bestätigung der Kirchengefetze eut— stehen durchaus, nicht; das hat fich gezeigt bei? der Be— rathung der, bisher eilassenen Novellen zu kirchlichen Gesetzen. Staatsgesetzlich ist das aktibe und passive Wahlrecht festgelegt. Die positiven Vorschriften sollen bestehen bleiben; aber vie Bestim mungen über den Ausschluß vom Wahlrecht sollen ohne Staatsgesetz verändert werden können. Bei dem Bestreben eines kleinen, aber ,,, Theils der evangelischen Kirche, ein bestimmtes Glaubenzbekenntniß

Schibboleth für die amtliche und Gemeindethäti ö , n nnn. bedenklich. Eine ähnl

ersch ke

vorges lodge

Ipostolikum aufgenommen werden,

freieren v

dalen anständige Männer sein müßken. m. Gerlach im Abgeordnetenhaus aus.

t wieder beim passiben Wahlrecht. de, Fintritt in das Amt der Kirchenältesten oder in die Syn falls von der staatlichen Anerkennung

löft werden; in das Gelübde kann z. B. die Verpflichtung auf das sodaß diejenigen, welche einer

Richtung angehören, weil sie das Gelübde nicht leisten können, Solche Befürchtungen sind Gespensterfurcht bezeichnet worden. Partei

eschrieben sind, sollen eben

sesen Aemtern ausgeschlossen sind. . dh ite im Herrenhause als Diese Befürchtungen werden zetheilt. Solche Bestrebungen sind reale Thatfachen. RNleist Retzom meinte 1876 auf

ganzen

außerordentlichen

keit' zu machen, che Erscheinung Die Gelübde, welche . ode

Herr von General⸗ Zynode, daß die Synoden auf das. Bekenntniß gestellt werden müßten, daß die jetzigen Vorschriften eigentlich nur befagten, daß die

Aehnliche Ideen führte Es sei aber durchaus

ficht zu billigen, das Apostolikum zur Vorbedingung irgend einer

. tlichen Stellung zu ma 1. he ein: Die General j zatz Apostolikum aus der Ordination wegzulassen wenig, theils zu viel enthalte. um Apostolikum als Vorbedingung kirchlicher Rechte und Ae

niß

würde nur Streit und

Kirche verlangt die Verpflichtung auf da

ral⸗Synode von 1

hervorrufen. s Apostolikum bei der Ordi⸗

chen. Redner geht auf die Entstehung 886 hatte beschlossen, weil es theils zu Deshalb kann das Bekennt— die Ausübung

werden; das

deutsche

nation; Herr Stöcker aber meint, wer diese Verpflichtung nicht ein

gehen könne, müsse aus der Kirche ausscheiden. daß eine kleine, aber durch das Filtriersystem

h die Agende die andern kirchlichen drücken. Das widersprjcht der freien individ den Protestanten eigen ist; auf diese Freih wir nicht verzichten. Es würden mit der immer immer mehr Elemente aus der Kirche ausscheiden deren Bildun gen zusammenthun.

strebt ist, dur

Daraus geht hervor, herrschende

Partei be⸗

Richtungen zu unter⸗ uellen Ueberzeugung, welche r Ueberzeugung wollen chsenden Wissenschaft ch zu beson⸗ Solche Sekten können die Auf—

gaben des einigen Protestantismus nicht erfüllen. Deshalb stellen wir

diesem Gesetz, welches diese bedenklichen Dinge nicht einfü Man verweist auf Rheinland, Zustände bestehen, wie sie hier etadelten Bestrebungen bestehen Ich glaube nicht, daß steht; . Betracht

Zedlitz sche Schulgesetzent wurf. und der frist noch erklärt, daß ein Gesetz—⸗ unmöglich sei wohl von gegen der Einkommensteuer, nicht das Entscheidende an der Vor— im Herrenhause die Selbständigkeitsbestrebungen. hl der Nothwendigkeit, zu zeigt, daß er weiß, daß Per— Stöcker sche hierauf: Nur der erste Schritt wird Sind erst einmal die ten Ziele leichter vor⸗ auch der Minister keinen Wider⸗

se ermöglicht, Widerstand entgegen. Westfalen und Hannover, wo ähnliche geschaffen werden sollen. Aber die

hauptsächlich in den östlichen Landest der Minister auf Seite

man muß den Wechsel

Dem Goßler'schen folgte der Minister hat. selbst vor Jahres entwurf, wie er jetzt vorliegt staatlichen Standpunkte aus. der Möglichkeit überzeugt. Erhöhung der Kirchensteuer von 4 auf 60

aber dieser Standpunkt sei

lage. Der Minister bezeichnete

als den Abschluß der

Schon diese. Bezeichnung, dieses Gefü sagen: Weiter gehen wir nicht, sonen vorhanden sind, welche Kirchenzeitung“ meint in Bezu schwer! und: aufgeschoben ist nicht aufgehoben!

Thore geöffnet, durch welche man zu dem erstreb schreiten kann, dann wird schließlich stand mehr leisten können. Deshalb sagen wir: Principiis obsta!

(Bei Schluß des Blattes spricht der Minist lichen 2c. Angelegenheiten Dr. Bosse.)

Die Kommission des Reichstags zur Vorb Gesetzentwurfs über den Schutz der Brieft taubenverkehr im Kriege hat gestern die gönnen und auch in dreistündiger vir der Nat. Z. entnehmen, folgende Fassung: der Brieftauben sind völlig freigegeben. Nilitär⸗Brieftauben den event. eingefüh doch dürfen von diesen Sperrzeiten nur Herbst angesetzt und nur auf zehntägige besagt; daß als Militär⸗Brieftauben solche oder Marineverwaltung gehören und mit dem vorgeschriebenen Stempel zersehen sind. Hier wurde folgender Zusatz angenommen: Hrieftauben genießen die Vorrechte erst dann, Bekanntmachung fie als der Militärverwaltung zur Verfügung gestellt

bezeichnet sind.

dieser Bestrebungen

Vorlage

ührt, aber

aber ziehen.

vom

die

er der geist⸗

erathung des auben und den Brief— Berathung der Vorlage be⸗ Sitzung beendet. 52 erhielt, wie Die Uebungsreisen Im übrigen unterliegen auch rten polizeilichen Sperrzeiten, je eine im Frühjahr und auer bemessen sein. §3 gelten, welche der Militär⸗

im

Privat⸗ wenn durch öffentliche

Knust und Wissenschaft.

In der Gemäldegalerie der Königlichen Museen it, nachdem im vorigen Jahre die Abtheilung der italienischen sSchulen neu aufgestellt worden ist, nunmehr mit der Um— kellung der deutschen und niederländischen Schulen der Anfang gemacht worden. vendig, um die seit der letzten Umstellung 1 Erwerbungen, die für diese Schulen besonders ystematisch einzureihen und die Umstellung wird so ausge wenige Räume, in denen gerade Wochen geschlossen werden!

a

Kunst. ann

selb Wer

lich geworden. Trot nleugbar g Frauenleibẽ

h albfiguren, deren Etike . aber von so inniger, ch alt namenlose Gestal

Diese Aenderung war

ührt werden,

noth⸗ S84 gemachten zahlreich sind, zu voller Geltung zu bringen; daß immer nur gearbeitet wird, auf einige

namentlich

wolle

er

Schöpfungen Mes ist ein lachender Mädchenkopf mit brünettem Kraughaar zu zählen, der von innerem Leben vibriert. Auch das

Brustbild einer Muse, der eine Lyra recht äußerlich beigegeben ist, die Ceres“, die Vision des h. Francigcus und ein 2 Trou⸗ badour im abendlichen Halbdunkes eines Waldes zeugen von außer⸗ gewöhnlichem Geschmach und raffinierter Berechnung der Wirkung. Die letzte Konseguenz feiner Technik zieht der Maler in dem . bilde bei Mondlicht und einem andern Hofinterieur, in dem diefe vmanière toquante fast zu aufdringlich wirkt. Jedenfalls war es ein dankentwerthes Unternehmen der Firma Gurlitt, uns diese inter⸗ essante Künstlerpersönlichkeit aus dem Bannkreise Moreau's und Cazin's vorzuführen, zumal man in Berlin so selten Gelegenheit findet, sich über die gleichzeitige Kunstentwicklung Frankreichs durch Anschauung zu unterrichten.

Neben diesem Pariser Neuidealisten zeigt der Münchner J. Exter eine weniger prägnant ausgeprägte Physiognomie. Bald schwelgt er in Böcklin'schen Farbenphantasien, bald folgt er, wie in dem Kinder? svielplat, den Spuren Liehermannsz, deffen kräftigen Naturalismus er ins Graʒihse übersetzt. Es scheinen meist ältere Arbeiten C'. hier g . zu sein, während in den Bildern, mit denen er die letzten Ausstellungen beschickte, sich, seine Selbständigkeit weit energischer geltend machte. r tilt interessiert am lebhaftesten eines seiner Frauenporträts, eine pikante Farbenstudie in gelb; auch in dem Hahnenkampf“ tritt Exteriz Farbenvirtuosität effekt⸗ boll herbor. Einen großen Fortschritt bekunden die wenigen Bilder E. Edel's, die im letzten Ausstellungsraum einen recht un— geeigneten Platz gesunden haben. Der noch jugendliche Künstler hat sich von einseitiger Nachahmung der Norweger losgerungen und ent⸗ faltet in seinen Frauenporträts und Landschaften eminentes Geschick für Wiedergabe zartester ,, Besonders das Nocturne“ ist eine Meisterleistung timmungsvoller, fast ganz körperlofer Farben dichtung, Affektiert erscheint nur der übertrieben dünne Farbenauftrag, der die, Wirkung des einen nordischen Landschaftsbildes einigermaßen beeinträchtigt.

*

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

. Cholera.

Rußland. Amtlichen Mittheilungen zufolge wurden in der Stadt Warschau vom 22. März bis 4. April 13 Erkrankungen (1 Sterbefall) angezeigt, im Gouvernement Plock vom 30. März bis 3. Mril 56 C255.

Türkei. In Konstantinopel wurden den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts“ zufolge vom S. bis 14. März 7 Erkrankungen (4 Todesfälle) amtlich festgestellt, vom 15. bis 21. März 25. (O), seit dem 29. August insgesammt 293 (1310.

Ostindien. Kalkutta. Vom 25. Februar bis 3. März sind nach demselben Blatt 54 Personen an Cholera gestorben.

. Gelbfieber.

In Rio de Janeiro wurden, wie in den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gefundheitsamts“ berichtet wird, vom 4. bis J6. Fe— tellt, vom 11. bis 17. dess. M. 340, in

bruar 221 Sterhefälle festges Havana vom 9. bis 15. Fla, und etwa 5. Neuerkrankungen. Influenza.

Influenza verurfachte nach den Veröffentlichungen des Kaiser⸗ lichen Gesundheitsamts“ vom 25. bis 31. März den standesamtlichen Ausweisen zufolge in Leipzig 4 Sterbefälkte. Vereinzelte Er⸗ krankungen wurden aus dem Regierungsbezirk Düsseldorf und aus Hamburg angezeigt. Aus dem Auslande wurden für die Berichts⸗ woche mitgetheilt: aus Paris 11 Sterbefälle, London 16, New-Jork 13 vereinzelte Todesfälle aus Amsterdam, Stockholm und Moßkau, Hg Er kran? kungen aus Kopenhagen. Der ‚„Gazhetta ufficialss pom 7. und 9. März zufolge wurden in Italien, welches im November anscheinend noch influenzafrei war, während des Dezember 3027 Erkrankungen an⸗ gezeigt, darunter 1916 in der Lombardei, 445 in Ligurien, 409 in Venetien, 382 in Toskana, 291 in Piemont, 241 in Sicilien u. s. w. Während des Januar starben in Mailand 51, Turin 35, Novara 24, Genua 16, Treviso 15, Venedig, Parma je 15, Lucca . Brescia 10 u. s. w.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks

an der Ruhr und in Oberschlesien.

An der Ruhr sind am 11. d. M. gestellt 10 447, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.

In Oberschlesien sind am 9. d. M. gestellt 3846, nicht recht. zeitig gestellt keine Wagen; am 10. d. M. sind gestellt 3565, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.

Zwangs-Versteigerungen.

Beim Königlichen Amtsgericht 1 Berlin standen am 11. April die nachbezeichneten Grundstücke zur Versteigerung: Liesen str. 10, der Frau Tischlermeister Elisabeth r* n f gehörig; Fläche 9.26 a; Nutzungtwerth 12410 A; für daz Meist⸗ gebot von 215 000 wurde der Rittergutsbesitzer und Rentier C. Steinhoff zu Dres den, Ersteher. Lübecker str. 48, den Bau= unternehmern Herm. Ducgr und Johann Schubert gehörig; Fläche 6, M a; für das Meistgebot von 163 700 S6 wurde der Fabrikant Otto Petz olt, Markgrafenstr. 102, Ersteher. Auf⸗ gehoben wurden die Termine im Verfahren wegen des Grundstücks Bülow str. 21, dem Rentier Julius Werner gehörig.

Beim Königlichen Amtsgericht 11 Berlin gelangten die nachbenannten Grundstücke zur Versteigerung: Grundstück zu Lankwitz, Kaulbachstraße belegen, dem Kaufmann André Schim—« ming gehörig; Fläche 1309 a; für das Meistgebot von 12 060 M0 wurde der Rittergutsbesitzt Robert Häger zu Sandhof bei Marienburg, Ersteher. Grundstück zu Lankwitz, Kaulbachstraße belegeßn, dem Kaufmann Andres. Schimmin g gehörig, Fläche 15,60 a; Nutzungswerth 1386 e; für das Meist= gebot von 35 600 S, wrde die Wittwe Barnieki zu Steglitz, LZindenstr. 32, Ersteherin. Grundstück zu Reinicken“ dorf, Pankower Allee 33, belegen, dem Schlächtermeister W. Brandt gehörig; Fläche 14,05 a; Nutzungswerth 228 „; für das Meistgebot von 15525 ½ε wurde der Privatier A. Holz zu Berlin, Köpnicker⸗ straße 46, Ersteher. Grundstück zu Reinickendorf, Leite Allee 1 belegen, dem Fabrikanten E. Schmidig gehörig; Fläche 949 a; für das Meistgebot von 20 500 4A wurde der Kaufmann Fr. Gaedicke, Neue Promenade 2, Ersteher.

Die Rhein⸗Westf. Ztg.“ berichtet vom rheinisch-west⸗ fälischen Eisen, und Stahlmarkt: Die vertrauengvolle Stimmung, die seit einigen Wochen den ,, Eisen· markt beherrscht, hat im Verlauf der letzten acht Tage noch weitere Fortschritte gemacht; von allen Seiten wird eine Zunahme der Nach⸗ frage festgestellt, und da die Preise fast auf der ganzen Linie eine steige nde Tendenz verrathen, so führen die meisten Nachfragen auch zu Abschlüssen. Die Preise sind deshalb in der letzten Woche für einzelne Erzeugnisse bereits etwas in die Höhe gegangen. Das Cifen erz⸗ geschäft behielt im allgemeinen den befriedigenden Charakter der letzten Woche. Im Siegerlande ist eine Zunahme des Absatzes zu bemerken und die Preise haben sich merklich versteift. Luxenburg Lothringer Minette ist im wesentlichen unverändert geblieben; das gleiche gilt für spanische Erze. Auf dem Roheisenmarkt herrscht durchaus feste Stimmung, um so mehr, da die billigen Angebote vom Sieger lande, seitdem dort die Vereinigung zu stande gekommen und mit dem rheinisch westfälischen Verband Fühlung genommen worden ist, auf · gehört haben. Die Preise werden nicht nur fest behauptet, sondern haben eine entschieden steigende Tendenz. Die Preise für Gießereiroheisen, die sich gegenüber den anderen Marken bis jeh unverändert gehalten, sind nun auf der letzten Versammlung der Verkaufsstelle für Gießereiroheisen um 1 6 pro Tonne erhöht worden. Man geht in dieser Marke, des englischen Wett“

bewerbe halber, etwas vorsichtig zu Werke. Die , Roheisen⸗

sorten sind durchweg fest in den Preisen. Auf dem Walz˖zeifen«

markt herrscht reges Leben. Die Inlandsnachfrage ist fast für alle Geschãftszweige le 23 In Stabeifen laufen anhaltend Nach.

fragen, auch guf größere Posten, ein, doch weigern sich die größeren Werke ohne Ausnahme, sich zu den jetzigen Preisen auf längere Zeit

hinaus zu binden. Die augenblicklichen Preife können, obwohl etwas

höher, immer noch nicht als lohnend bezeichnet werden. Die auslän⸗ dische a. ist noch immer sehr schwach. Die bestehenden Ver⸗

bände, der schlesisch⸗mitteldeutsche sowohl als in letzter Zeit auch der süddeutsche Walzwerksberband, haben bereits ihre reise erhöht, und weitere Aufschläge dürften binnen kurzem vereinbart werden. Tr er

gehen infolge des Beginns der Bauperiode lebhafter und in Süd⸗

deutschland ht man dementsprechend den Preis um einige Mark er⸗

höht; es muß gerade in diesem Artikel sehr stark mit dem auslän⸗·

dischen Wettbewerb gerechnet werden. Die lebhafte Nachfrage nach

Bandeisen hat in der letzten Berichtswoche angehalten. Für

Grobbleche gilt im ganzen immer noch das in früheren

Berichten Mitgetheilte. Es laufen zwar Anfragen und Auf⸗

träge in größerer Zahl ein, ohne daß bisher nennenswerthe Preis⸗

,. bei den Käufern durchzusetzen wären. Im ei n⸗

blechgeschäft ist die Nachfrage in den meisten Fällen ziemlich stark,

allein trotzdem können sich die Siegener fowie auch die größeren west⸗

fälischen Werke immer noch nscht entschließen, die verlustbringenden

Preise zu erhöhen. In Walzdraht haben die Werke mehr Be⸗

schäftigung als bisher, die Preife stehen jedoch noch immer auf sehr

niedrigem Niveau. Halbfertigerzeugnisse finden überhaupt in der letzten Zeit lebhafteren Absatz, und die Stahlwerke, die Flußeisen,

Knüppel u, dergl. über den eigenen Bedarf hinaus produzieren, finden

dafür willige Abnehmer. Auch in Nieten hat die Na frage

sich gebessert, doch sind höhere PVreise immer noch nicht

zu erzielen. Die Maschinenfabriken und Eisen⸗

gießereien haben zum theil einen Zuwachs an Auf⸗ trägen zu verzeichnen, ohne daß in den Preisen fich vorlãufig

etwas geändert hätte. Die Preise der Röhren sind zwar etwas fester

geworden, sie haben sich aber von dem niedrigen Stande noch nicht wieder erholen können, weil ein Theil der Röhrengießereien“ unter

schwacher Beschäftigung leidet. Die Aufträge für inländischen Bedarf

in kleinen Röhren haben sich indeß merklich gemehrt, auch sind vom

Auslande neben vielfachen Anfragen schon einige Bestellungen gesandt

worden. In der Lage der Bahnwagenansflalten ist eine wesent⸗

liche Aenderung nicht zu verzeichnen.

Der Verwaltungsrath der Stolberger Aktiengesell⸗

schaft für Bergbau, Blei- und Zinkfabrikation schlägt, wie W. T. B.“ meldet, für die Prioritätzaktien eine Dividende von 50e vor. . Generalversammlung des A. Schaaffhausen⸗ schen Bankvereins verlief ohne Debatte. Die mit 60, bemessene Dividende gelangt sofort zur Auszahlung. Die Wiederwahl der aus⸗ scheidenden Aufsichtsräthe wurde durch Zuruf genehmigt.

—= Der Aufsichtsrath der Badischen Knikin? und Soda— fabrik in Mannheim hat, wie, W. T. B.“ meldet, beschlossen, der Generalversammlung die Vertheilung einer Dividende von 77 oso wie im vorigen Jahre vorzuschlagen.

Magdeburg, 11. April. (W. T. B.) Zuckerbericht. Kornzucker exkl., von 92 , 0 neue 13,0, Kornzucker exkl. s88 o Rendement neue 13,10, Nachprodukte exkl., 75 o Rendement 10910. Ruhiger. Brotraffinade JI. —, Brotraffinade II. —, Gem. Raffinade mit Faß 26,123, Gem. Melis L., mit Faß —, Ruhig. Rohzucker. J. Produkt Transito f. a. B. Hamburg vr. April 12,56 bez, 12,677 Br., pr. Mai 1275 bez, 12,3777 Br., ö . 12,77 Gd., 1380 Br, pr. Juli 12.30 Gd, 12.33 Br.

uhig.

. l. April. (W. T. B.) Kam mzug⸗-Termin⸗ bandel. La Plata Grundmuster B. per April 40 „, per Mal 3440 4, ber Juni 45. , per Jul! 37. , per Äugust 3,50 M, ver September 3527 M, per Sktober 3,525 M, per No⸗ vember 3,55 6, per Dezember 3,57 M, per Janudr =

Mannheim, 11. April. (W. T. B. Produkten marki. Weizen pr. Mai 14,570, pr. Juli 14,65, pr. Nop- 14,83. Roggen pr. Mai 12,90, pr. Juli 12,75. pr. Nov. 1290. Hafer per Mat 14009, pr. Juli 13,30, pr. Nov. 13,355. Mais pr. Mai 11,90, pr. Jul! Il,õ0., vi. Rob. iL. os.

Brem en, 11. April. (W. T. B.) Börsen⸗Schlußbericht. Raffiniertes P etroleu m. (Offizielle Notierung der Bremer Petroleum Börse) Ruhig. Loks 475 Br. Ba um wol le. Williger. Upland middling, loko 399 8. Schmalz. Fest. Wileor 39 3, Armour shield 33 3, Cudahy 397 9, Fairbanks 33 3. Speck aFest. Short (clear middling ok 354. Wolle. Ümsatz: 201 Ballen. Ta back. Umsatz: 75 Fass Kentucky, 135 Packen Türkei, 2658 Seronen Carmen, 1906 Packen St. Felix.

„Wien, 11. April. SW. T. B.) Die Bllanz der Betriebs- gesellschaft der orientalischen Eisenbahnen für das Jahr 1893 weist einen Betriebsüberschuß von 3 196 168 Fr. auf. Der Verwal⸗ tungsrath beantragt, dem ordentlichen Reservefonds 145 551 Fr. dem Amortisationsfonds 100 000 Fr. und dem Erneuerungsfonds 200 060 Fr. zujuweisen und eine Dividende von 25 Fr. pro Aktie zu vertheilen.

12. April. (W. T. B.). Ausweis der Südbahn in der

Woche vom 2. April bis 58. April 360 586 Fl., Mehreinnahme 24 765 Fl. Pest, 11. April. (B. T. B.) Produ ktenmarkt. Weizen behauptet, per Frühjahr 757 Gd, 755 Br, pr. Herbst 7,84 Gd. , öh. Br. Hafer pr. Frühjahr 732 Gd, 734 Br. Mais vr. Mai- Juni 5, 14 Gd., 5,16 Br., pr. Juli⸗August 5,34 Gd., 5,36 Br. Kohlraps pr. August⸗September 12,55 = 12369.

London, 11. April. (W. T. B.) An der Küste 5 Weizen⸗ ladungen angeboten.

96 90 Favpazucker loko 151 ruhig, Rüben ⸗Rohzucker loko 125 ruhig. Chile⸗Kupfer 407, pr. 3 Monat 415 /i

Am ster dam, 11. April. (W. T. B. Java Kaffee good ordinarv 526. Bankazinn 45.

. New⸗Jork, 11. April. (W. T. B.) Die Börse eröffnete fest und verlief träge; der Schluß war lustlos bei festen Kursen. Der Umsatz der Aktien betrug 105 000 Stück. .

Weizen anfangs schwach und fallend infolge des Regierungs⸗ berichts, später borübergehend bessere Stimmung auf ungünstige Wetterberichte, darauf wieder fallend auf allgemeine Liquidation. Schluß schwach. Mais einige Zeit steigend nach Eröffnung auf unbedeutende Ankünfte, später Reaktion. Schluß träge.

Chieago, 11. April. (W. T. B. Weizen fallend während des ganzen Börsenverlaufs mit wenigen Reaktionen auf reichliches Angebot. Mais fallend während des ganzen Börsenverlaufs mit wenigen Reaktionen.

Johannes burg, 10. April. Wie die Londoner .A. C.“ nach einer Reuter⸗Meldung berichtet, belief sich der Goldert rag der Witwatersrand-Gruben im März auf 165 372 Unzen gegen 1II 474 Unzen im März 1893 und 151 370 Unzen im Februar 1894.

Verdingungen im Auslande.

Portugal. 28. April, Mittags. Königlich ortugiesische Eisenbahngesellschaft zu Lissabon: Lieferung von 406 Asbest⸗Blättern von 1m R Lm

X Om 002. Niederlande.

17. April. Im Timmerhuis zu Rotterdam: Lieferung von Pflastersteinen und zwar: ö. 275 900 Stück in der Größe von 19 zu 16 em, und 1 1 alle zur Höhe von 14—– 15 em. Bedingungen käuflich für 5 Cents bei den Buchhändlern Wed. P. van Waesberge u. Joon zu Rotterdam. Belgien.

18, April. Börse in Brüsfel' I 11 Uhr; Lieferung von verschiedenen Gegenständen für die Post⸗ und Telegraphenberwaltung in Us Abtbeilungen, Speztelles Lastenheft Rr. 3. 3 12 Uhr Lieferung von verschiedenen Mobiliargegenständen, als Schränken,

Wil fh herr Spiegeln, Bücherbrettern, Burenur, Rahmen, Pulten,.