Bestimmungen der in der betreffenden Provinz geltenden Kreis⸗
ordnung dem Verbande der Großgrundbesitzer angehören.
. . von Kardorff (fr, kons. : Wenn wir heute gegen den Antrag stimmen, so ö. das nicht beweisen, daß wir ihn für unrichtig halten; wir werden darauf zurückkommen, sobaäld wir zu einer ander⸗ weiten Fassung des 6 gelangt sind.
Abg. von Strom beck (Jentr.) bedauert, daß auch die Vorstands⸗ mitglieder der Aktien und Kommanditgesellschaften, die der Industrie näher ständen als der Landwirthschaft, das passive Wahlrecht haben sollen. Da nach § 27 der QOber⸗Präsident die Obliegenheiten der Landwirthschaftskammern bei der ersten Einrichtung bis zur Kon= , wahrnehmen solle, werde dieser in dem bon ihm angedeuteten Sinne seinen Einfluß geltend machen können. Von der Stellung eines besonderen Antrages wolle er absehen.
Minister für Landwirthschaft ꝛc. von Heyden:
Es war nicht meine Absicht, nachdem ich mich vorher über den Antrag des Herrn Abg. Grafen Hoensbroech geäußert habe, jetzt das Wort zu ergreifen; aber der Herr Vorredner nöthigt mich dazu durch die Bemerkungen, die er durch die Heranziehung des § 27 der Vor⸗ lage gemacht hat. Ich habe ihn dahin verstanden, daß er diesen § 27, welcher lautet:
Bei der ersten Einrichtung werden bis zur Konstituierung die Obliegenheiten der Landwirthschaftskammer durch den Ober⸗Präsidenten wahrgenommen,
dahin hat interpretieren wollen, als ob der Ober⸗Präsident auf Grund dieser Bestimmung gemäß § 7 Nr. 3:
Wählbar zu Mitgliedern der Landwirihschaftskammer sind:
im Bezirke der Landwirthschaftskammer um die Landwirthschaft verdiente Personen, denen durch Beschluß der Landwirthschafts⸗ kammer die Wählbarkeit beigelegt wird,
in der Lage wäre, ganz ungemessenen Kategorien von Personen, unter
anderen auch Landräthen, das passive Wahlrecht beizulegen. Meine
Herren, ich glaube, wer unbefangen den § 27 liest, kann dieser Deduktion nicht folgen. Nach der Fassung des 5 27 und nach der beigelegten Begründung hat es sich hier nur um einen Weg gehandelt, um die Landwirthschaftskammern überhaupt marschfähig zu machen, und es ist ausgeschlossen, daß die Ober⸗Präsidenten auf Grund des § 27 den Landräthen die Wählbarkeit beilegen. Will man jeden Zweifel beseitigen, dann müßte man bei § 27 einen entsprechenden Zusatz machen.
Zu dem Antrage des Herrn Abg. Grafen Hoensbroech unterlasse ich es, mich nochmals zu äußern, ich empfehle, ihn abzulehnen.
Der Antrag des Grafen Hoensbroech wird in der Eventual⸗ abstimmttng gegen die Stimmen der Konservativen ange— nom en, § 7 mit diesem ö aber verworfen.
—— Nach 8§ 8 sollen in jedem Wahlbezirk mindestens zwei Mitglieder gewählt werden, von denen einer dem Verhande der größeren, einer dem Verbande der kleineren Grundbesitzer an— gehören muß.
Die Kommission hat diese letztere Bestimmung gestrichen.
Abg. vom Heede (nl) beantragt eine Fassung, wonach die beiden Mitglieder nicht ausschließlich dem Wahlverbande der größeren Grund⸗ besitzer sollen angehören dürfen. Der Antragsteller befürwortet diesen Vor⸗ schlag als ein Mittel zum Ausgleich der Interessen des Groß⸗ und Kleingrundbesitzeß, und damit die Konservativen die Probe auf ihre Bauernfreundlichkeit machen könnten.
Abg. von Buch (kons.): Wir erkennen einen solchen Gegensatz zwischen dem großen und dem kleinen Grundbesitz nicht an. Die kleinen Grundbesitzer haben sich mit den Beschlüssen der Kommission einverstanden erklaͤrt, und deshalb wird das Kunststück des Herrn vom Heede nicht gelingen, einen Gegensatz zwischen Groß⸗ und Kleingrund⸗
j 26 zu entfachen, der überhaupt nur von solchen gemacht wird, die nicht Landwirthe sind.
Abg. Dr. Sattler (nl.): Gegen die Unterstellung, daß wir einen Gegensatz zwischen Groß⸗ und Kleingrundbesitz kö wollten, muß ich entschieden Verwahrung einlegen. Herr Herold ist doch auch Landwirth und er hat in der Kommission ausgeführt, daß, wenn auch die Interessen gleich, doch die Lebenshaltungen zwischen beiden Theilen verschieden seien, und daß der Kleinbesitz vom Groß⸗ besitz nicht majorisiert werden dürfe. Es entspricht auch nach einem früheren Wort des Herrn von Heereman nicht parlamentarischer Ge⸗ pflogenheit, einem Gegner einen Grund unterzuschieben, den er nicht anerkennen will.
Abg. von Buch (kons.) bestreitet dem Abg. Sattler das Recht, mit pi er Korrektur in die Rechte des Präsidenten einzugreifen; er habe niemandem etwas unterstellt, sondern nur einen Vorwurf des
Abg. vom Heede zurückgewiesen. ;
Abg. Herold (entr) beantragt, daß in drei Klassen gewählt werden solr weil die Interessen aller Grundbesitzer allerdings die gleichen,
aber die praktischen Bedürfnisse verschiedene seien und deshalb die
Wahl von Vertretern der einzelnen Gruppen gesichert werden müsse.
Der Antrag Herold wird abgelehnt, der Antrag vom Heede wird in der Eventualabstimmung von den Nationalliberalen und Konservativen angenommen, § 8 mit diesem Antrage aber gegen die Stimmen der Konservativen verworfen, wobei Abg. von Buch den Zwischenruf erhebt: Das ist die Probe auf die Bauernfreundlichkeit!
Hierauf werden sämmtliche Abänderungsanträge zurück— Hrn und die noch ausstehenden Paragraphen ohne ebatte gegen die Stimmen der Konservativen abgelehnt. Schluß 3 Uhr. Nächste Sitzung Dienstag 11 Uhr.
Statistik und Volkswirthschaft.
Die Ernährungsverhältnisse der industriellen Arbeiter⸗ bevölkerung in Oberschlesien.
Die Ernährungsfrage ist neben der Lohnfrage, mit der sie eng verknüpft ist, eine der wichtigsten von denjenigen Fragen, an deren Lösung in neuerer Zeit von so vielen Seiten gearbeitet wird; hängt doch von einer guten Ernährung in erster Linie die Arbeitskraft und die Gesundheit des Arbeiterstandes ab. Im Haushalt des Arbeiters ist die , , die wichtigste Posttion, da sie etwa 70 69 des gesammten Arbeitsverdienstes in Anspruch nimmt; ihre Kosten e daher auch in erster Linie geeignet, als Grundlage für die etwaige eh nn des Mindest⸗ lohnes zu dienen. r,. galt bisher bezüglich der Ernährun seiner Bewohner für ganz besonders ungünstig, es war daher au von hervorragender Bedeutung, gerade von dort möglichst genaue An⸗ aben über die Lebensweise und die Ernährung der Arbeiter zu er 6. Im amtlichen Auftrage hat nun der Königliche Berg⸗Assessor uhna in Beuthen während des Winters 1891/92 nähere Ermitte⸗ lungen über diese Verhältnisse angestellt, die er in einem soeben erschienenen Buche veröffentlicht hat. (Pr. 6 S, Verlag von Duncker u. Humblot) Der Verfasser war hierzu insofern ganz hesonders eeignet, als er mit den oberschlesischen Arbeiterverhältnissen seit einer Jugend vertraut ist, eine große Zahl der Arbeiter persönlich kennt und auch der polntschen Sprache mächtig ist, was es ihm wesentlich erleichterte, eine genaue Einsicht in den Küchen⸗ . der Arbeiter zu gewinnen. Der Verfasser stellt zunächst die estimmung der Verbrauchs⸗Personen Einheit und der Nährwerths⸗
Ginheit genau fest, knüpft daran eine Erörterung über die relative Bedeutung der Nahrungsmittel der Gewichtsmenge, dem Geldwerthe und dem Nährwerthe nach, sowie über das Verhältniß an verdaulichem
Eiweiß, Fett und Kohlenhydraten in der en, , , unter⸗ sucht weiter den absoluten Nahrunggverbrauch, unterwirft die Gesammt⸗ ernährung und deren Kosten einer vergleichenden Kritik und giebt schließlich eine Uebersicht über die Detagilpreise der wichtigsten Nahrungs. und Genußmittel, sowie deren Verwendung als Speisen und den Umfang und die Kosten des Genußmittelverbrauchs in n n n Das Resultat , Untersuchungen ist, daß die Ernährung der oberschlesischen industriellen Arbeiter nicht dei. schlechten Ruf verdient, in den sie auf Grund älterer Schilderung gerathen ist. Er hält sie vielmehr für im allgemeinen mehr als aus- reichend und gleichzeitig auch für vernünftig und ökonomisch. Dagegen glaubt er, daß hinsichtlich der, billigen Beschaffung guter Nahrungs⸗ mittel unter gleichzeitiger Bekämpfung der Borgwirthschaft und des Branntweingenusses durch Errichtung von Konsumvereinen und Beschaffung seitens der Arbeitgeber von einigen Hauptartikeln sowie von Heizmaterial nech vieles geschehen könnte. Vor allem aber empfiehlt er, die Haushaltung als Lehrgegenstand der Volksschulen einzuführen, wie dies bereits in Sachsen und Baden eschehen ist, wo man durchaus zufriedenstellende Resultate erzielt hat.
eigegeben sind dem Werk eine Anzahl statistischer Anlagen, sowie eine kartographische Darstellung der November Hart n fᷣ einiger Hauptnahrungsmittel im oberschlesischen Industriebezirk und dessen nächster Umgebung in den Jahren 1876, 1880, 1885 und 1890, und eine solche der Detail ⸗Verkaufspreise einiger Hauptartikel der gewöhn⸗ lichsten gangbaren Qualität im Februar 1897 von 54 Ortschaften des oberschlesischen Industriebezirks.
Die Fabrikarbeiterzählungen vom 1. Oktober 1892 und 1893 im K Baden.
Von den im ,, Baden je am 1. Oktober 1892 bezw. 1893 ermittelten, einer besonderen Aufsicht unterstehenden 4859 bezw. 5509 Betrieben mit 126 296 bezw. 134 231 Arbeitern entfielen auf Anlagen Arbeiter 1892 1893 1899 1893 Reichs ⸗ und Staatsbetriebe (Post, Eisenbahnen, Militärverwaltung 2c 20 23 3060 2991 oberirdisch betriebene Brüche und ,,, 113 115 hh Dr , JJ 3 65 61. Zieht man die Zahl dieser, der Aufsicht von Reichs., und staat— lichen Dienstbehörden verschiedener Art unterstehenden 135 bezw. 144 Unternehmungen mit 6120 bezw. 5592 Arbeitern von den oben an— gegebenen Gesammtzahlen ab, so verblieben zu den genannten Zeit punkten als der Aufsicht der Großherzoglichen Fabrikinspektion unter⸗ liegend 4724 bezw. 5365 gewerbliche Anlagen mit zusammen 120176 bezw. 128 639 Arbeitern.
Davon kamen weitaus die meisten, nämlich 1944 bezw. 2283 Betriebe und 31 673 bezw. 33 899 beschäftigte Personen auf die Gruppe der Nahrungs- und Genußmittel; darunter waren allein 24 056 bezw. 26 234 Arbeiter in den 464 bezw. 502 Anlagen der Tabackfabrikation beschäftigt. Dann folgten die Textilindustrie mit 23 431 bezw. 24 480 Arbeitern sowie die Gruppen: Metallberarbeitung und Maschinen⸗ Werkzeuge und Apparate mit über 15 000 Arbeitern. Ferner be⸗ schäftigten noch über 10 0090 Personen in jedem der beiden Jahre die Industrie der Steine und Erden sowie die Papier⸗ und Lederindustrie.
Nach dem Alter und Geschlecht setzte sich die Gesammtzahl der Arbeiter (also einschließlich der in den von Reichs⸗ und Staats⸗ behörden beaufsichtigten Betrieben beschäftigten Personen) wie folgt zusammen: Es wurden gezählt
am 1. Oktober 1892 am 1. Oktober 1893 männl. weibl. überh. männl. weibl. üÜberh.
Kinder von 12 bis 14 Jahren... 325 268 593 105 115 220 junge Leute von 14 bis 16 Jahren 5 268 5625 10887 5373 5611 10 984 zusammen Jugend⸗ liche 5 587 5898 11180 5478 h 726 11 2041 Personen von 16 bis 20 Jahren. 17274 13657 30931 19393 14792 34185 Personen von 21 Jahren und dar⸗
21 941 83 885 65 077 23 765 88 842
zusammen Er⸗
wachsene 35 598 114816 84470 38 557 123 027 Danach gehörten 32,9 bezw. 33,0 ,o, also fast ein Drittel der
beschäftigten . dem weiblichen Geschlecht an; 9, 14 bezw. 8, 35 0,
d. i. ein Elftel bezw. ein Zwölftel aller Arbeiter, standen in dem
Betriebe
mit jugendlichen Arbeitern von 12 bis 14 Jahren von 14 bis 16 Jahren 1893 1892 1893 1892 1893 1892 1893
Gewerbegruppen
1892 Bergbau, Hütten und Salinenwesen 5 Industrie der Steine und Erden 142 Metallverarbeitung 338 Maschinen, Werkzeuge, Apparate 164 Ghemische Industrie 16 Forstwirthschaftliche Nebenprodukte, Industrie der Heiz- und Leuchtstoff ; Textilindustrie 152 Papier und Lederindustrie 80 Industrie der Holz⸗ und Schnitzstoffe 132 Nahrungs⸗ und Genußmittel 482 Bekleidung und Reinigung 3 Polygraphische Gewerbe Baugewerbe und sonstige Industriezweige
*
jugendlichen Alter von 12 bis 16 Jahren, weitere 24, 46 bezw. 25, 47 /a. oder rund ein Viertel, waren üher 16 bis 20, und fast genau zwei Drittel (66,4 bezw. 66,3 ) 21 Jahre alt und älter. In der letzten Klasse der 3 Arbeiter wurde 1893 noch eine Ünnterscheidung der 21 bis 50 Jahre alten und der älteren Personen verlangt, um die Zahl der eigentlich alten Arbeiter besonders zur Darstellung bringen zu können. Die Zahl derselben belief s auf 84 h3 ( 6, 29 o / der Gesammtzahl), darunter waren 1619 weibliche Personen. U Von besonderem Interesse sind die Angaben über die jugendlichen Arbeiter und über die Arbeiterinnen. Was zunächst die ersteren angeht, so ist es bekanntlich durch 5 135 der am 1. April 1892 in Kraft ge⸗ tretenen Nobelle zur Gewerbeordnung vom 1. Juni 1891 untersagt, Kinder unter 13 Jahren überhaupt und solche von 13 bis 14 Jahren, sofern sie, noch zum Schulbesuche verpflichtet sind, in Fabriken und . gleichgestellten , Anlagen zu beschäftigen, was mit ezug 2 im Großherzogthum Baden bestehenden Verpflichtungen 9. den Schulbesuch und im Zusammenhang mit den Uebergangs⸗ estimmungen im wesentlichen dem Verbote der Neueinstellung von Kindern unter 14 Jahren in den genannten Anlagen gleichkommt. Weiter sind durch § 154 Abs. 3 der genannten Novelle die Vor—= schriften über Beschäftigung jugendlicher Arbeiter auf alle Werkstätten, in denen durch elementare Kraft bewegte Triebwerke nicht nur vorübergehend zur Verwendung kommen, ausgedehnt worden. Die erstgenannte Veränderung hat eine Verminderung, die zweite eine Vermehrung der gezählten Kinder im Gefolge. Deingemäß ist denn auch die Gesammtzahl der jugendlichen Arbeiter von 15779 im Jahre 18291 auf 11 489 in 1892, also um 2299 zurückgegangen, während die Zahl der Anlagen, in denen jugendliche Arbeiter beschäftigt werden, um 206 gewachsen ist. In dieser Zunghme kommt das Hinzutreten der durch die Novelle der staatlichen Aufsicht neu unterstellten Anlagen zum Ausdruck. Um den Rückgang der jugendlichen Arbeiter um 2299 Köpfe zu verstehen, muß man die beiden Kategorien der Kinder von 12 bis 14 Jahren und der jungen Leute von 14 bis 16 Jahren einer gesonderten Betrachtung unterziehen. Letztere haben sich von 1891 auf 1892 um 536 oder 4,77 So, und zwar bei beiden Geschlechtern ziemlich gleichmäßig, vermindert, was aus schließlich dem damaligen industriellen Rück ang zuzuschreiben ist. Die
Abnahme würde aus diesem Grunde noch viel bedeutender gewesen.
sein, wenn nicht durch die oben erwähnten, neu der Aufsicht unter⸗ stellten Anlagen eine größere Zahl junger Leute hinzugekommen wäre. Viel größer ist die Abnahme der Zahl der in gewerblichen An⸗ lagen beschäftigten Kinder unter 14 Jahren; dieselben verminderten sich von 2306 im Jahre 1891 auf 5983 in 1892, also etwa auf ein Viertel des an fanglichzn Bestandes innerhalb eines Jahres. Hierbei sind zunächst die am Anfang des Berichtsjahres über 13 Jahre alten Kinder, welche immer viel stärker vertreten waren als die 12 bis 13 jährigen, in die Klasse der über 14 Jahre alten jungen Leute vorgerückt. Außerdem hat in vielen Fabriken der Irrthum bestanden, daß von dem Inkrafttreten der Novelle zur Gewerbeordnung an Kinder nicht mehr beschäftigt werden, dürften, während für die Durchführung der neuen Vorschrift eine zweijährige Uebergangszeit von dem Inkrafttreten des Gesetzes an vorgesehen war. Ferner wurden in einzelnen Betrieben sämmtlicher Industriezweige schon in dem letzten Theile des Jahres 1891 Kinder nicht mehr eingestellt. Weiter hat die in der ersten Hälfte des Jahres 1892 in der Zigarrenindustrie, in der früher etwa 60 0 der Kinder beschäftigt waren, bestandene Degression auf eine Entfernung der Kinder aus den Fabriken hingewirkt, da die von Anfängern hergestellten Produkte am wenigsten zur Aufspeicherung eignen. Bei diesen Kindern von 12 bis 14 Jahren ist von 1897 auf 1893 ein weiterer Rückgang auf 220 oder von über 60 c eingetreten, eine fortgesetzte Wirkung der oben er— wähnten, auf die Kinderbeschäftigung bezüglichen Vorschriften der Novelle zur Gewerbeordnung vom 1. Juni 1891. Es kann angenommen werden, daß die jetzt erreichte Zahl auch in Zukunft den normalen Stand der Kinderbeschäftigung in der badischen Industrie darstellen wird. Es sind das die Kinder, die einige Monate vor Vollendung des drei⸗ zehnten Lebensjahres ihrer Schulpflicht genügt haben, und die deshalb 6 vor Beginn des vierzehnten Lebensjahres in Fabriken u. dgl. in rbeit treten. Bei den jungen Leuten von 14 bis 16 Jahren ist von 1892 auf 1893 eine geringe Zunahme von 97 zu verzeichnen gewesen, daß im ganzen im Berichtsjahre — 373 4 97 — 276 jugendliche Arbeiter weniger beschäftigt waren, als im Vorjahre, nämlich 11 204 gegen 11 480. Der Ausfall vertheilt sich fast gleichmaͤßig auf beide Geschlechter. Auch die Zahl der Anlagen, in denen solche jugendliche Personen thätig waren, hat von 1655 auf 1652 abgenommen. Wie sich die fraglichen Btriebe sowie die beiden Kategorien der jugend—⸗ lichen Arbeiter auf die Gewerbegruppen vertheilen, erhellt aus fol⸗ gender Uebersicht:
In denselben beschäftigte Kinder junge Leute jugendliche Arbeiter überhaupt
1 ö ö. 10 1 16 12h 3 502 35 2] 316 15 ĩ JJ . 145 16 735 744 746
36 z6* 30
— 52 29 2516 2692 16 38 698 31 366 . 406 87 37 377 4097
1 ; 216 209 6 2! ; 239 1 722
Zusammen ..
Zur Arbeiterbewegung.
Aus Burg wird der ‚Mgdb. Ztg. zum Ausstand der dortigen Schuhmacher geschrieben: Am Mittwoch fand eine Zusammenkunft der Schuhwaarenfabrikanten Burgs mit dem Vorsitzenden des Schuh⸗ macherverbandes Herrn Siebert⸗Nürnberg statt, dem noch drei Vertreter des Strikeausschusses beigegeben waren. Die Fabrikanten hatten den Direktor Zweig beauftragt, die hiesigen Arbeiter⸗ verhältnisse und die Mißstände, die unter einem Theil der Arbeiter herrschten, zu beleuchten. Herr Zweig entledigte sich dieser Aufgabe in ruhiger, sachgemäßer Weise. Es wurde ihm von Herrn Siebert wiederholt bestätigt, daß derartige Zustände, wie sie von dem Direktor geschildert wurden, unhaltbar seien und auf jeden Fall beseitigt werden müßten. Da Herr Siebert vorläufig nur im Auftrage des Schieds⸗ richters des Fachvereins, des sozialdemokratischen Reichstags ⸗Abgeord⸗ neten Bock⸗Gotha anwesend war, wurden die weiteren Verhandlungen verschoben, bis Herr Bock selbst nach Burg kommt.
In Danzig sind die Zimmerer und Maurergesellen mit ihren Arbeitgebern in Lohnverhandlungen getreten. Die Forderung beider Bauhandwerker sind 40 3 Mindestlohn für die Stunde. Da
J. Vgl. die Nr. 70 des Reichs- und Staats ⸗Anzeigers! vom 22. März d. J.
1652 593 220 10984 11480 11201
bisher eine Einigung nicht stattgefunden, ist, wie der „Vorwärts“ mittheilt, der Ausbruch eines Ausstandes wahrscheinlich.
Hier in Berlin ist nach demselben Blatt der Ausstand bei der Malerfirma M. J. Bodenstein (vgl. Nr. 98 d. Bl.) durch Bewilligung der Forderungen der Arbeiter beendigt worden.
Aus Wien berichtet W. T. B.“. Im Laufe des gestrigen Nachmittags wiederholten sich die Ansammlungen strikender Maurer und anderer Beschäftigungsloser in den Bezirken Ottakring und Hernals. Als von einer Schaar, welche die bei dem Neubau des Brauhauses Ottakring Beschäftigten gewaltsam zum Ausstande zwingen wollte, mehrere besonders gewaltthätige Individuen verhaftet wurden, wurden die Wachleute mit Steinen beworfen. Ein Wachmann ist verletzt worden. Die Wachleute gaben Alarmschüsse ab, durch die zwei Per⸗ sonen leicht verwundet wurden. Spätere Ansammlungen vor dem Polizeikommissariat und vor dem Vereinslokal der Maurer in Hernals, wo inshesondere hunderte von Kindern sich durch Pfeifen und Johlen hervorthaten, wurden von der Polizei allmählich auseinander getrieben. Die Aufgabe der Wachmannschaften wurde Abends durch anhaltenden Regen erleichtert, mehrere Widers etzliche wurden verhaftet Der amtliche Bericht über die gestrigen Ausschreitungen in Ottakring bemerkt, daß dret Wachleute, die den sich widersetzenden verhafteten Maurer Josef Venoes in die Wachstube brachten, von der zahlreich angesammelten Menge mit einem förmlichen Steinhagel überschüttet wurden, sodaß die Wachleute in Gefahr waren, überwältigt und mißhandelt zu werden. Aus diesem Grunde gab ein Wachmann Schüsse ab, um, die ein⸗ dringende Menge im letzten Augenblick zurückzuhalten. Die beiden hierdurch leicht verwundeten Personen wurden in ein Kranken⸗ haus gebracht. Außer Venoeß wurden durch die eingetroffenen Wacheverstärkungen noch 17 Personen verhaftet. Abends um 23 Uhr herrschte vollständige Ruhe, — Ferner wird aus Wien zum Ausstande der Tischler gemeldet: Noch 9009 . striken; 113 Meister haben die Forderungen der Gehilfen bewilligt, die übrigen Meister verharren auf ihrem ablehnenden Standpunkt. 500 Aus⸗ ständige sind nach der Provinz abgereist.
In Lemberg haben einer Meldung des D. B. Ef, zufolge ossen.
die Bäckergehilfen einen allgemeinen Aus st and bes
Aus Gent meldet ein Wolff'sches Telegramm: In Hamme haben etwa tausend Seiler die Arbeit eingestellt. Vereinzelte Ruhe⸗ störungen, wobei zahlreiche . zertrümmert wurden, sind vorgekommen. Gendarmen sind in Hamme eingetroffen.
Aus Rom meldet W. T. B.: Fast alle Zeitungen zeigen an, daß sie am 1. Mai nicht erscheinen werden, weil die Arbeiter an diesem Tage feiern. .
Einer Meldung des,. .Wolff'schen Bureaus“ aus Cadix zufolge macht sich unter den Eisenbahnarbeitern Andalusiens eine
roße Erregung bemerkbar. Man glaubt, daß ein allgemeiner Aus⸗ . bevorsteht.
Aus New-⸗Jork berichtet die Londoner ‚A. K.“ nach einer Reuter⸗Meldung vom 28. v. M.: Der Kohlen strike nimmt an Ausdehnung zu. Die Zahl der Ausständigen ö jetzt 155 000. In der pennsylvanischen Koksgegend wird augenblicklich nur auf einer Zeche gearbeitet.
Literatur.
Gese tze, Verordnungen ze.
andausgabe der Zivilprozeßordnung und deg
Geri , für das Deutsche Reich. auf der Grundlage ihres Kommentars bearbeitet von Dr. G. von Wil⸗ mowski, Geheimen Justiz-⸗Rath, und M. Levy, Justiz⸗ Rath. 3. vermehrte und verbesserte Auflage. Berlin 1894, Franz Vahlen. 8. S. 500. 6 6, geb. 7 A6. — Der 6. Auflage des bekannten und verbreiteten großen Kommentars der Verfasser ist jetzt die 3. Auflage der J gefolgt. In der Praxis erfahren, kundig der Recht⸗ sprechung, wissenschaftlich prüfend gegenüber der Wissenschaft, haben die Verfasser sich mit ihrem Werk in die erste Reihe gestellt. Die . bringt kurz, scharf und sicher zum Ausdruck, was im ommentar ausführlich begründet ist. erühmt sei diesmal besonders dat mit großem Fleiß nach guten Kennworten ar n. Sachregister.
— Aus dem Verlage von Franz Vahlen hierselbst (W., Mohren⸗ straße 135/14) liegen ferner folgende mit Erläuterungen versehene, handliche und gut auggestattete Gesetzausgaben vor;
Das Kemmunalabgabengesetz vom 14. Juli 1893, zum yrcktsschen Gebrauch mit Erläuterungen versehen von Waldemar Luks, Rechtsanwalt und Stadtverordneten⸗Vorsteher (Pr. 1 M 60 93);
Das Patentgesetz vom 7. April 1891 und das Gesetz, be⸗ treffend den Schutz von Gebrauchsmustern vom 1. Juni 1891 mit Ausführungtzvorschriften, erläuternden Anmerkungen und Sachregister, herausgegeben von K. Wandel, Rechtsanwalt am König⸗ ,. ; 3 zu Essen (zweite, neu bearbeitete Auflage, Pr.
M 60 );
Gesetz, betreffend den Forstdie bstahl vom 15. April 1878, Textausgabe mit erläuternden Anmerkungen und Sachregister, von Alexander Fürst, Gerichts⸗Assessor (Pr. 1 M 50 ).
— Dag Reichsgesetz, betreffend die Aenderung des Gesetzes über den Unterstützungswohnsitz und die Ergänzung des Straf—
esetzbuchtz, vom 12. März 1894, mit einer Geschichte der auf die . des Armenrechts gerichteten Bestrebungen und dem neuen Text des Unterstützungswohnsitzgesetzez. Von Dr. jur. Egon Kelch, Geheimem Regierungs⸗Rath im Reichsamt des Innern, Mitglied des Hauses der Abgeordneten. Pr. 2 6 Berlin, Verlag von Julius Springer. — Durch das an betreffend die Aenderung des Gesetzes über den Din, , nn und die Ergänzung des Strafgesetzbuchs, welches am 1. April d. J. in Kraft getreten ist, erfährt das Unterstützungswohnsitzgesetz eine wesentliche Umgestaltung. Abgeändert sind die Bestimmungen über die Altersgrenze für den selbständigen Erwerb und Verlust des Unterstützungswohnsitzes, über den Umfang der Fürsorgepflicht des Dienstorts und über die Voraus—⸗ setzungen, unter denen der Landarmenverband einzutreten hat. Ein-
efügt ist u. a. eine Vorschrift über die Verjährung der armenrecht⸗
ichen Ansprüche. Die genaue Kenntniß der Novelle ist daher für alle bei der öffentlichen Armenpflege Betheiligten zur Vermeidung schwerer Nachtheile unbedingt erforderlich. Der Herausgeber, der bei der Ausarbeitung des Gesetzentwurfs mitgewirkt und bei der Be—⸗ rathung im e getz als Kommissar des Bundesraths fungiert hat, liefert unter ausgiebiger Verwerthung der Motive und der Reichstagsver⸗ handlungen eine Erläuterung zu dem Gesetz sowie im Interesse der Prakti- schen Brauchbarkeit den vollständigen Text des Unterstützungswohnsitz⸗
geesetzes, wie er sich aus den Aenderungen durch die Novelle ergiebt. Außer-
dem aber bringt der Herausgeber eine Geschichte der auf dem Gebiet des Armenrechts hervorgetretenen Reformbestrebungen, die zu dieser Novelle geführt haben. Die Schrift dient dem praktischen Bedürfniß der Orts, und Landarmenverbände u. s. w., ist aber auch dazu be⸗ stimmt, das Verständniß für die wichtige Frage der Reform der Armen gesetzgebung zu fördern und in weitere Kreise zu tragen.
— Nr. 8 der Guttentag'schen Sammlung deutscher Reichsgesetze, enthaltend die i , . über den Unterstützungswohnsitz (in der Fassung der Novelle vom 12. März 1894), die Freizügigkeit, den Erwerb und Verlust der Bundes. und Staatsangehoͤrigkeit nebst den auf ersteres Gesetz bezüglichen landesgesetzlichen Bestimmungen sämmtlicher Bundesstaaten, Textausgabe mit Anmerkungen und Sach register von Dr. J. Krech, Kaiserlichen Geheimen Regierungs⸗Rath,
itglied des Bundesamts für das Heimathwesen, ist soeben in dritter . erschienen (J. Guttentag's Verlagsbuchhandlung in Berlin). Die Anmerkungen sind auf ein geringes Maß beschränkt; ferner sind alle inzwischen eingetretenen Aenderungen in den Landesgesetzgebungen berücksich tigt, ö die neue Auflage ein vollständiges Bild des gegen⸗ wärtigen Rechtszustandes im Deutschen Reich gewährt.
— In der Sammlung von Prüfungs,Bestimmungen, welche in Carl Heymänn's Verlag, Berlin, erscheint, liegt in vierter Auflage die Müfungßordnung für die mittleren und unteren Beamten der Staatt⸗Eisenbahnverwaltung nebst Be— stimmungen über die Annahme von Zivil Supernumeraren für den Staats-Eisenbahndienst vor. (8. S. 73. SN 1) — Die Aus- stattung ist gediegen, wie sich sämmtliche Erscheinungen dieser überaus tbätigen Buchhandlung, mit welcher die Julius Sittenfeld'sche Buch. druckerei in einheitlicher Verbindung steht, durch guten scharfen Druck und bhaltbares Papier auszeichnen.
Rechts und Staagtswissenschaft.
Die Phantgsie im Recht. . von Dr. Heinrich Dern burg. Berlin 1894. Verlag von H. W. Müller. — Dieser Vortrag wurde ven Dernhurg am 71. März 1884 vor der juristischen Gesellschaft in Wien gehalten; er legt die Bedeutung der Phantafie, in der er die schöpferische Kraft nicht nur des Schönen, sondern auch des Guten erblickt, im Recht und ihre Bedeutung für das Recht dar, er bezeichnet sie als den Grund alles Rechts, als das lebende Element, durch welches es besteht. In einem Nachwort ver⸗ theidigt sich der Verfasser gegen die Vorwürfe, die ihm die in dem Vortrag enthaltenen Bemerkungen über die obligatorische Zivilehe in der Wiener Presse eingebracht haben,
Voltkswirthschaft. ;
Die Aufhebung des Befähigungsnachweises in Oesterreich, von Sigmund Mayer. Pr. 6 6 Leipzig, Verlag von Duncker und Humblot. — Das vorliegende Buch behandelt die Frage des Befähigungsnachweises nicht in systematischer Form, sondern
olemisch · politisch. ir Verfasser kämpft mit Leidenschaft 5 den
efähigungsnachweis; er sucht darzulegen, daß der Gesetz in Sesterreich gewordene Befähigungsnachweis sich als vo ständig zweckwidrig und 36 erwiesen hat, und protestiert lebhaft gegen die beabsichtigte Aus⸗ debnung und Def en ng dieses Zwanges. Jum theil sind darin früher von ihm in der Neuen Freien Presse veröffentlichte Artikel enthalten; ferner enthält der erste Theil eine historische Skizze über den Verlauf der *,, in Oesterreich seit dem Jahre 1848, sowie eine Kritik der Judikatur der Gewerbebehörden. Der zweite 3 welcher die Umwandlung deg Handwerks in Wien zur Fabriksin dustrie vom Ausgang des 17 bis Mitte deg 19. Jahrhunderts zu schildern sucht, 9. den ersten polemischen Theis in , , historischer Beweisführung. In einem Schlußwort an den österrelchi en Handels ⸗ Minister Grafen Wurmbrand legt der Verfasser dar, daß der Befaͤhigungs.
nachweis auf einem entschiedenen, ja auf einem 6. Irrthum beruhe. Da auch in Deutschland die Frage des Befähigungsnach⸗ weises wieder zur Erörterung gestellt ist, wird das vorliegende Buch auch hier Interesse und Beachtung finden.
Lexita.
Das von dem Geh. Hofrath Professor Josef Kürschner (Cisenach, Selbstyerlag) herausgegebene Staats, Hof und Kommunal Handbuch des Reichs und der Einzelstaaten gugleich Sta tistisches Jahrbuch) liegt jetzt in der 9. Ausgabe für 1854 vor. hi geb. 650 6) Dieses Buch, welches mittels geschickter Kondenfatton durch zahlreiche Abbreviaturen sowie häufige Anwendung der Nonpa—- reilleschrift in übersichtlicher systematischer . des Stoffes den , sämmtlicher Handbücher des Reichg und., der einzelnen
undesstaaten zu vereinigen sucht, hat sich bereits gut eingeführt. Da der Herausgeber unermüdlich bestrebt ist. Unrichtigkeiten zu beseitigen, alle Angaben auf dem Laufenden zu erhalten, neue Theile ein⸗ zufügen und so das Ganze zu einem zuverlässigen Kompendium auszugestalten, so dürfte es dem Buch auch an noch weiterer Ver— breitung nicht fehlen. Der Werth der Einzelhandbücher, die für eine ö Information daneben immer ihre Unentbehrlichkeit be—⸗ alten werden, wird durch das Kürschner'sche Weck keinesfalls be⸗ einträchtigt. Der neunte Jahrgang ist mit den Bildnissen des Groß⸗ herzogs und k von Mecklenburg⸗Strelitz, des Herzogs und der Herzogin von Sachsen-Coburg und Gotha, des Fürsten und der Fürstin zu Schaumburg⸗Lippe, des Fürsten zu Waldeck und Pyrmont sowie des Sachsen⸗Coburg⸗Gothaischen Staats⸗Ministers Dr. von Strenge geschmückt.
Länderbeschreibung.
Tagebuch⸗Berichte der Kilimandjaro⸗Station, mit⸗ getheilt von Dr. Carl Lent, herausgegeben von der Deutschen Kolonial⸗ gesellschaft. Heft 3. Berlin 1894. Carl Heymann's Verlag. Preis des Heftes 146 — In dem jetzt vorliegenden Heft werden die Arbeiten im Monat September 1893 auf der Station ausführlich geschildert. Dabei wird besonders der Verhältnisse zu Moschi nach Beendigung des Krieges mit dem Häuptling Meli und seiner Unterwerfung
gedacht. Verschiedenes.
Kr. Photographisches Notiz⸗ und Nachschlagebuch
für die Praxis von Ludwig David, K. und K. Artillerie⸗Ober⸗ Lieutenant, und Charles Scolik, K. und K. Hofphotograph. Vierte umgearbeitete Auflage. Verlag von Wilhelm Knapp. Halle . S. Preis 4 6 — Daß dieses Buch bereits nach einem Jahre wieder in neuer Auflage erschienen ist, dürfte das beste Zeichen sein, daß es in den Kreisen der Fach⸗ und geübteren Liebhaberphoto⸗ graphen sich eines allgemeinen Zuspruchs erfreut. Die Verfasser ver⸗ stehen es vortrefflich, mit großer Klarheit das Gewollte auszudrücken, und selbst ein fachmännisch weniger gebildeter Leser wird den Auseinander⸗ setzungen schwieriger Vorgänge, so den Ausführungen über photogra—⸗ phische Objektive und deren Lichtstärke mit Leichtigkeit folgen können; be= sonders sei hingewiesen auf die Abhandlung über die malerische Wirkung in der Photographie. Die Verfasser geben eine ausgezeichnete Leitung durch den Werdegang der Photographie von der Aufnahme bis zum fertiggestellten Bild, begnügen sich jedoch nicht, allein den normalen Vorgang darzustellen, sondern erwähnen bei den einzelnen Abschnitten stets die häufigsten fehlerhaften Erscheinungen und wissen bei ihrer umfangreichen praktischen Erfahrung auch die Mittel anzu⸗ 66 wie denselben am leichtesten abzuhelfen ist. Bei der Neu⸗ earbeitung ist besonders auf die Entwicklungsmethoden Rücksicht enommen, welche im letzten Jahr neu in Gebrauch gekommen sind; erner sind auch die Angaben über das Positivperfahren wesentlich erweitert und durch die neuen Erscheinungen auf diesem Gebiet ergänzt. Das Buch hat ein bequemes Taschenformat, so daß es sich leicht mit auf die Reise nehmen läßt; die Ausstattung ist eine sehr ansprechende und wird durch eine Anzahl vortrefflich ausgeführter Kunstbeilagen noch bedeutend erhöht. Sehr brauchbar, hauptsächlich für Anfänger, ist das bei⸗ efügte Negativregister, in welches alle Einzelheiten einer photographi—⸗ .. Aufnahme: Datum, Tageszeit, Lichtverhältnisse, Kassettenummer, Gegenftand, Plattengattung, Objektiv, Blende, Exposition, Entwicklung, Bemerkungen eingetragen werden; denn bei regelmäßiger und genauer Ausfüllung dieser Tabelle verschafft man sich bald eine sichere Empfin⸗ dung für die richtige Expositionszeit. Angeschlossen sei die in demselben Verlage erscheinende Ene yklopädie der Photographie. Das soeben erschienene Heft 2 enthält „die Photograpie in natürlichen Farben mit besonderer Beräcksichtigung des Lippmann'schen Verfahrens“ von Eduard Valenta, Phototechniker an der K. K. Lehr⸗ und Ver⸗ suchsanstalt für Photographie in Wien.
— Vilmorin's Blumengärtnerei. Beschreibung, Kultur und Verwendung des gesammten Pflanzenmaterials für deutsche Gärten. Dritte neu bearbeitete Auflage. Unter Mitwirkung von A. Siebert, Direktor des Palmengartens zu Frankfurt 4. M. herausgegeben von A. Voß in Berlin, früher Instituts, Gärtner in Göttingen. Berlin 1894. Verlag von Paul Parey. — Dieses in den ersten beiden Auflagen schon weit verbreitete und rühmlichst be⸗ kannte Gartenbuch hat, soweit sich aus der Ankündigung der Verlags buchhandlung und dem ersten uns vorliegenden Heft des auf fünfzig Lieferungen berechneten Werkes ersehen läßt, für die dritte Auflage eine gänzliche Neubearbeitung und derartige Er⸗ weiterung erfahren, daß im ersten Theil auf 1200 Seiten, nach Familie und Gattung spstematisch geordnet, gegen 109000 Arten und Unterarten von Gartenpflanzen mit Beschreibung ihrer Verwendungsweise und Kultur ⸗Anweisung nachgewiesen werden. Die in diesem Bande vorkommenden etwa 40 009 Pflanzennamen sollen am Schluß in einem alpbabetischen Verzeichniß zusammengestellt wer⸗ den, sodaß über jede Pflanze mit Leichtigkeit die genaueste Auskunft über ihre , ,., örigkeit, ihre verschiedenen Bezeichnungen, Aussehen, Verwendung und Kultur herausgefunden werden kann. Tausend scharf ausgeführte Holzschnitte im Text erleichtern die Aus⸗ kunft, deren Verständniß noch mehr gefördert wird durch 400 pracht- volle naturgetreue, von Katharina Klaus entworfene Abbildungen der in deutschen Gärten verbreitetsten und besten Schönblüher auf 199 Farben⸗ Drucktafeln. Im zweiten Band finden sich kurz und übersichtlich die besonders zu beherzigenden Grundzüge der Gartenkultur — Boden- arten, Dünger, Lage zur Sonne, Feuchtigkeit, Schnitt und Schutz — behandelt, und dann folgen Aufftellungen und Register der ver schiedensten Art. Es sind nämlich die Pflanzen gruppiert, je nach dem sie sich zur Einfassung und Bepflanzung von Rabatten, zur Einzel. oder Gruppenverwendung, zu Teppichbeeten oder Trupps eignen; die Schattenpflanzen, die wohlriechenden Pflanzen, die Pflanzen mit farbigem Laub, die Schlingpflanzen, die Pflanzen mit Zierfrüchten sind zusammengestellt. Desgleichen sind die Blumen nach ihrer Farbe geordnet in einem Blüthekalender, nach der Zeit ihrer Blüthe. Ferner enthält dieser Theil eine ausführliche, durch zahlreiche Pläne erläuterte Anleitung zur Anlage einheitlicher Gartenscenerien, farbenreicher Blumenteppiche, Rabatten bepflanzungen u. s. w., fo wie sich alle diese Di:ge bereits im Frankfurter Palmen garten bewährt haben. Endlich wird es dem Laten und dem weniger k Gärtner durch einen allgemein verständlichen Schlüssel leicht gemacht, von einer bisher noch nicht gesehenen Pflanze Gattung, Art und Namen zu ermitteln. Die Ausgabe der vierzehntägig er⸗ scheinenden Lieferungen soll derartig beschleunigt werden, daß vor Ende des 6 1895 das Werk vollständig in den Händen der Subskribenten sein wird.
— Atademisches Taschenbuch für Juristen. Sommer Semester 1874. Achte Bearbeitung; zusammengestellt unter Benutzung amtlicher Quellen und handschriftlicher Mittheilungen. Preis . 60 4 Berlin, Carl Heymann's Verlag. — Für die Jura studierende Jugend ein zweckmäßiges Notizbuch mit Kalender und reichlichem Material über juristisch interessante Fragen. Das Heft ist mit Dahn's Bilbniß geziert, ferner behandelt es Dahn's literarische Thätigkeit im Gebiete der Rechts ⸗ und Staattwissenschaft. Weiter enthält es die Personal⸗
ronik der juristischen Fakultäten, die i,, der Holtzendorff
tiftung, die Vorschriften über die erste juristische Prüfung in Preußen und. Bayern, ein Verzeichniß sämmtlicher juristischer und famera⸗ listischer Vorlesungen auf den deutschen Universitäten, Mittheilungen über das Vereinswesen, ein Verzeichniß der Dozenten ꝛc.
Handel und Gewerbe.
Tägliche Wagengestellung für Koblen und Kokz an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 30. v. M. gestellt 10 129, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. In Oberschlesien sind am 28. v. M. gestell 2319, nicht recht zeitig gestellt keine Wagen.
Berlin, 30. April. (Monatsbericht der ständigen Deputation der Woll⸗ , Im abgelaufenen Monat hehielt das Geschäft in deutschen Wollen seinen früheren ruhigen Gang. Wenn nun, in Anbetracht, daß wir vor einer großen Londoner Auktion stehen, die morgen beginnt, sowie des unbefriedigenden Geschäftsganges in der Industrie, trotzdem ein wesentlich größeres Quantum Rücken wäschen verkauft wurde, als im Monat März, so ist wohl der Hauptgrund darin zu finden, daß diese ausgetrockneten Wollen bei weiterem Entgegenkommen der Verkäufer, einen äußerst niedrigen Preisstandpunkt erreicht haben, der sich noch unter niedrigste 1886er Preise stellt und wohl kaum ein Risiko in sich birgt. — Deutsche Rückenwäschen sind 5 in Berücksichtigung ihrer besseren Verwendung für viele Fabrikate, billiger als un gewaschene Wollen, weshalb a die Umsätze in letzteren von ge⸗ . Bedeutung waren. — Es wurden etwa 5506 Ztr. Rücken⸗ wäschen und etwa 1509 Ztr. ungewaschene Wollen an Fabrikanten
verkauft. — Unter unseren Vorräthen in Rückenwäschen, die zwar
sehr zusammengeschmolzen sind, findet man immer noch gute Wollen,
doch dürften sich diese bis zum Markte wohl vollständig räumen. —
Am 9. Mai d. J. wird hier eine Auktion von etwa 13000 3tr.
ö deutsche Wollen er rig Schur abgehalten; ĩ
außerdem befinden sich auf den hiesigen Lägern etwa 6600 Ztr. dieser Wollen, die durch weitere Zufuhren verstärkt werden. — Ein richtiges Urtheil läßt sich über den , Jahrgang un⸗ v hene Wollen noch nicht feststellen. Nach der bisherigen An⸗ uhr scheint jedoch ein, großer Theil in Wuchs magerer, weniger kräftig und schweißhaltiger als im vorigen Jahre zu sein. — Die Umsätze in Kolonialwollen vollzogen 163 im vergangenen Monat sehr schleppend und ihre Preise konnten sich kaum behaupten; trotz= dem belaufen sich die Verkäufe auf etwas über 3000 Ballen, wovon etwa zwei Drittel Kap⸗ und ein Drittel Austral⸗ und Buenos Aires⸗ Wolle, welche die Fabrikanten, um ihren dringendsten Bedarf zu decken, kauften.
— In der 55. Generalversammlung des Deutschen Phönix, Versicherungs-Gesellschaft in Frankfurt a. M., vom 28. d. M. wurde nach Entgegennahme der Berichte der Direktion, des Aufsichtsraths und des Rechnungsprüfungs⸗Ausschusses die mit einem Ueberschuß von 416 406 S abschließende Rechnung für das Jahr 1893 genehmigt. Unter Ueberweisung von 133 593 6 aus der Dividenden Ergänzungsreserve gelangen somit 550 000 M mit 100 4. für jede Aktie Litt. A. und 50 M für die Aktien Litt. B. zur Ver⸗ theilung. Der genannte Reservefonds beträgt danach noch 1 418 581 40 1 Mitglieder des Aufsichtsraths wurden wieder- gewählt.
— Die gestrige Generalversammlung des Höchster Farb⸗ wer ks beschloß, wie die ‚Frkf. Ztg. berichtet, den 6 129 717 „ be⸗ tragenden Reingewinn folgendermaßen zu verwenden: 280,9 Dividende; 157 500 1 werden dem Spezial⸗Reservefonds und 50 000 S dem Beamten Pensionsfonds überwiesen, 963 348 M als Tantième für den Aufsichtsrath, den Vorstand und die am Gewinn betheiligten Beamten vertheilt, 500 O0 „1 zu Arbeiterunterstützungen, für die Kaiser Wilhelm Augusta⸗Stiftung und zu Arbeiter⸗Wohlfahrtseinrich⸗ tungen verwendet; 100 000 S sind für den Neubau des Bureaux ausgesetzt und 998 8sgß8 M werden tantiémenfrei auf 1894 vorgetragen.
Magdeburg, 30. April. (W. T. B.) Zuckerbericht. Kornzucker exkl., von 982 / — — neue 12,60, Kornzucker exkl. 38 JG Rendement — — neue 11,75, Nachprodukte exkl., 75 e P Rendement 8,90. Ruhig, wenig Geschäft. Brotraffinade J. — — Brotraffinade II. Gem. Raffinade mit Faß 25, 50, Gem. Melis i, mit Faß — — Still. Rohzucker. 1. Produkt Transito f. a. B. Hamburg vr. April 11.80 bez. und Br., vr. Mai 11,57 bez, 11,60 Br., pr. Juni 11573 Gd., 11,60 Br., pr. Juli 11,623 bej,, 1175 Br. Anfangs stetig, dann schwach. .
Leipzig, 30. April. (W. T. B.) Kammzug-Termin⸗ bandel. La Plata Grundmuster B. per Mai 3,32 M, per Juni 3,37) M, per Juli 3,40 M, per . 3,423 S6, per September 3,425 A, ver Oktober 3,45 S, per November 3,47 MS, per De⸗ zember 3,50 e, per Januar 3, 5295. Umsatz 20 009 Kg. Braunschweig, 30. April. W. T. B.) Prämienziehung der Braunschweiger 20 Thaler⸗Loose: 150 060 SP Ser. 3971 Nr. 4; 12 000 ge Ser. 2069 Nr. 1; 6000 M Ser. 7998 Nr. 41 3000 M Ser. 9337 Nr. 27; je 300 M½ Ser. 38 Nr. 28, Ser. 675 Nr. 43, Ser. 1343 Nr. 2, Ser. 2069 Nr. 3, Ser. 3177 Nr. 18, Ser. 3177 Nr. 30, Ser. 5081 Nr. 32, Ser. 8021 Nr. 11, Ser. 8719 Nr. 26, Ser. 9076 Nr. 12; je 240 S Ser. 2069 Nr. 38, Ser. 2095 Nr. 19, Ser. 3177 Nr. 29, Ser. 3971 Nr. 48, Ser. 5580 Nr. 7, Ser. 7196 Nr. 15.
Bremen, 30. April. (W T. B.) Börsen⸗Schlußbericht. Raffiniertes Petroleum. (Offizielle Notierung der Bremer Petroleum- Börse.) Ruhig. Loko 475 Br. — Baum wolle. Schwach. Upland middling, lolo 383 3. — Schmal; Ruhig. Wilcox 398 , Armour shield 39 , Cudahy 395 8, Fairbanks 33 3. — Seck. Ruhig. Short elear middling loko 356. Taback. Umsatz: 297 Seronen Carmen. Wolle. Umsatz 66 Ballen.
Wien, 30. April. 6. T. B.) Der Verwaltungsrath der Oesterreichisch⸗ungarischen Staats Eisenbahngesell⸗ schaft beantragt, eine Gesammtdividende von 28 Fr. für die Aktie zu vertheilen und 669 257 Fr. auf neue Rechnung vorzutragen.
London, 30. April. (W. T. B.) An der Küste 6 Weizen⸗ ladungen angeboten.
65/9 Javazucker loko 145 ruhig. Rüben -Rohzucker loko 115 ermattend. — Chile ⸗Kup fer 3915 is, pr. 3 Monat 403.
Die Getreidezufuhren betrugen in der Woche vom 21. April bis 2. April: Englischer Weizen 1121, fremder 43 639, engl. Gerste 1343, fremde 9556, engl. Malzgerste 17 854, fremde — engl. Hafer 728, fremder 91 281 Qrts., engl. Mehl 17556, fremdes 42 239 Sack und 6 Faß. .
Glasgow, 30. April. (W. T. B.) Die Verschiffungen von Roheisen betrugen in der vorigen Woche 6445 Tons gegen 6381 Tons in derselben Woche des vor 6 Jahres.
Bradford, 30. April. (W. T. B.) Welle ruhig, Merino Croßbred fester, Alpaceawolle fester, Garne thätiger, in Stoffen mäßtges Geschäft. .
,, 30. April. (W. T. B) Java⸗ Kaffee good ordinary b2z4. — Bankazinn 45. : ;
New-⸗-Vork, 30. April. (W. T. B.). Die Börse eröffnete mit höheren Kursen, die jedoch im späteren Verlaufe etwas nachgaben. Der Schluß war schwach. Der Umsatz der Aktien betrug 270 000 Stück. .
Weizen schwächte sich nach Eröffnung etwas ab , Wetter im Westen, Zunahme der unterwegs befindlichen Menge und auf allgemeine Liquidation per Mai, später erholt, weil die sichtbaren Vorräthe sich mehr vermindert haben als erwartet wurde. luß stetig. — Mais einige Zeit steigend nach Eröffnung auf Abnahme der — Vorräthe, später Reaktion. Schluß trage,
Visible suppyly an Weizen 66 584 000 Bushels, do. an Mais 13 115 000 Busphels. .
ChiZago, 30. April. (W. T. B) Weizen schwaͤchte sich nach Eröffnung etwas ab auf nit Wetter, Zunghme der unter. wegs befindlichen Menge und auf Realisierungen, später erholt auf Berichte von einer Kälteströmung und auf Käufe per Mai. S stetig. — Mais schwächte sich nach Eröffnung etwas ab, später holt. Schluß stetig.