1894 / 103 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 02 May 1894 18:00:01 GMT) scan diff

allgemeinen Angrdnungen, sowie der von den Schulaufsichtsbebörden über die Einrichtung neuer oder die 3 vorhandener . ozietäten für . erachteten Maßnahmen zu unterbleiben hat. besondere unterliegt die fung der Frage, ob im Zusammen⸗ ge mit einer bestehenden Schule ein weiteres Klafsenzimmer erforderlich, und eventuell ob diefes in Erweiterung der bestehenden Schule oder durch Gründung einer Zweigschule in einem anderen ö Schulverbande gehörenden Orte zu beschaffen ist, dem ien Ermessen des Verwaltungsrichters. (I. 175.)

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Türkei.

Zufolge Beschlusses des internationalen Gesundheitsraths in Konstantinopel ist die für Herkünfte der tärkischen Hauptstadt zu Wasser und zu Lande in Tuzla und Kallikratia angeordnete ärztliche Untersuchung vom 18. v. M. ab aufgehoben worden. Diese WMaß⸗ regel bleibt jedoch in Kraft für Schiffe aus Konstantinopel, welche nach einem türkischen Hafen des Schwarzen Meeres oder nach Tschanak Kals und darüber hinausgehen. (Vergl. „R.Anz.“ Nr. 25 vom 1. Februar d. J.)

Der Gesundheitsstand in Berlin blieb auch in der Woche vom 16. bis 21. April ein günstiger und die Sterblichkeit eine kleine (von e 1000 ECinwohnern starben, aufs Jahr berechnet, 17, 0. Insbefondere amen akute Entzündungen der Athmungsorgane erheblich . zum Vorschein und nahmen vielfach einen milderen Verlauf. uch Erkrankungen an Grippe wurden weniger beobachtet, jedoch noch 3 Todesfälle an Grippe gemeldet. Etwas weniger zeigten sich akute Darmkrankheiten als Todesursache. Die Betheiligung des. Säuglingsalters an der Sterblichkeit blieb fast die gleich niedrige wie in der Vorwoche; von je 10000 Lebenden starben, aufs. Jahr berechnet, 53 Säuglinge. Das Vorkommen der Infektionskrankheiten blieb meist ein ähnliches wie in der Vorwoche. Erkrankungen an Masern, Scharlach und. Diphtherie zeigten keine wesent. liche Veränderung in der Zahl der Meldungen; während Pasern und Scharlach in keinem Stadttheil in bejonders nennenswerther Zahl zum Vorschein kamen, zeigten sich Erkrankungen an Diphtherie in der i uisenstadt und in der Rosenthaler Vorstadt am häufigsten. Erkrankungen an Unterleibstyphus blieben selten. An Kindbettfieber wurden ö. Erkrankungen bekannt; dagegen kamen rosenartige Ent⸗— zündungen des Zellgewebes der Haut weniger zur Beobachtung. ferner sind zwei Erkrankungen an Genickstarre, von den einer tödt⸗ ich verlief, gemeldet worden. Erkrankungen an Keuchhusten blieben zahlreich, auch die Zahl der Sterbefälle daran blieb die gleich hohe (II. Rheumatische Beschwerden der Muskeln fowohl wie akute . wurden seltener zur ärztlichen Behandlung ge— racht.

Madrid, 2. Mai,. In Villareal an der portugiesischen Grenze sind, wie W. T. B.“ meldet, zwei Fälle von cholera⸗ ähnlichen Erkrankungen vorgekommen.

Verdingungen im Auslande.

. Belgien. 5. Mai, 2 Uhr. Verwaltung des . in Löwen: Lieferung von Bekleidungsgegenständen, Stiefeln, Schuhen, Holz⸗ schuhen und Mützen für die Findelkinder in Löwen. 5. Mai, 4 Uhr. Rathhaus in Lüttich: Lieferung von 65 000 Schulheften.

Verkehrs⸗Anstalten.

Die Post von dem am 29. März aus Shanghai abgegangenen Reichs Postdampfer ‚Karlsruhe. ist in Neapel eingetroffen und . für Berlin voraussichtlich am 3. d. M. Vormittags zur usgabe.

Dresden, 1. Mai. (W. T. B.) Die Ketten, Deutsche Elbschiffahrts⸗Gesellschaft, hat im April an Schlepplohn und Frachten zusammen 454 687 S„ gegen 446 494 ½ι im Jahre 1853 eingenammen. Vom 1. Januar bis 30. April sind 89 927 0 . 1042 582 M in der gleichen Zeit des Vorjahres eingenommen worden.

Braunschweig, 1. Mai. (W. T. W.) Die Eisenbahnstrecke , eine wurde heute eröffnet; damit ist die Bahn Braunschweig Gifhorn vollendet.

Lon don, 1. Mai. (W. T. B.) Der Uniondampfer „Goth“ ist heute auf der Heimreise von Lissabon abgegangen. i W. T. B.) er Castle⸗Dampfer

n 2 Norham Castle' hat heute auf der Heimreise Madeira passiert.

Theater und Musik.

Zentral ⸗Theater.

Die éerst vor etwa zwei Jahren an derselben Stätte, im ehe— maligen Thomas⸗Theater, in einer längeren Reihe von Vorstellungen gegebene ältere Posse „Der Registrator auf Reisen‘ von Adolph . und Gustay von Moser ging gestern Abend von neuem unter stürmischer Heiterkeit des zahkreich erschienenen Publikums in Scene, um dem von seinen erfolgreichen Gastspielen in Amerika zurückgekehrten früheren Direktor des Thomas ⸗Theaters Herrn Emil Thomas wieder Gelegenheit zu geben, sich in feiner herpor⸗ ragendsten Glanzrolle hier vorzustellen. Beim ersten Erscheinen auf der Bühne wurde der beliebte Komiker mit minutenlangem sympathischen Bei⸗ fall begrüßt, so 6 die Aufführung unterbrochen werden mußte und Herr Thomas Veranla sung nahm, seiner Freude über diesen herzlichen ien, durch 3 Worte Ausdruck zu geben. Die unvergleich— liche Lei tung in der Darstellung des Regifirators Cäfar Wichtig fand in ihrem Höhepunkt, der den größeren Theil des zweiten Aktes aus— füllenden Trink- und Rauschseene, immer wiederholte laute Aner⸗ . welcher durch einige riesengroße, mit kostbaren Schleifen ge⸗ zierte Kränze noch mehr Nachdruck verliehen wurde. Wenn Herr Thomas in dieser Scene auch sich nicht ganz frei hält von Uebertreibungen, so muß ihm doch zugegeben werden, daß er selbst in diesem Fall stets ein gern gesehener Künstler bleibt, der in seinem unwiderstehlichen Humor wohl außer Herrn Engels kaum einen Nebenbuhler hier haben dürfte. Trefflich unterstützt wurde r Thomas durch Frau Dora, die aus Rücksicht für den Gaft ich mit einer geringeren Rolle als sonst, der Schauspielerin Marie Linke begnügte, aber dennoch Gelegenheit fand, durch ihr frisches Spiel und ihren wirk⸗ samen Kupletbortrag zu glänzen. Der quecksilberne Zeitungsbericht erstatter Zander wurde von Herrn Walden, der sächselnde Gerichts⸗ Rath a. D. Heidenreich von Herrn Robert Guthery und seine Tochter Emma von Fräulein Pallas gut gegeben.

Im Friedrich⸗Wil helmstädtischen Theater geht morgen 3 Vogelhändler“ mit Fräulein Marie Fürst als . rieschristel! in Scene.

Kirstein's Schauspiel „Zerstörtes Glück“, welches in das Abend— repertoire des Neuen Theaters übergegangen ist, wurde auch vom Volkstheater in Wien und vom Lobe-Theater in Breslau zur Auf⸗ führung angenommen.

Die Neugufführung der Strauß'schen Operette „Eine Nacht in Venedig“, welche im Theater Unter den Linden am Sonnabend stattfinden sollte, wurde vorläufig verschoben.

Der, Verband deutscher Studenten⸗Gesangvereine, der Vereine von vierzehn deutschen Universitäten umfaßt, wird in den Pfingstfeiertagen sein erstes großes Sänger fest in Sondershaufen beranstalten. Seine Durchlaucht der Fürst Karl Günther von Schwarzburg⸗Sondershausen hat seine Unterstützung zugesagt und die Fürstliche Hofkapelle zur Verfügung. gestellt. Für das geplante große Konzert, für das schon längere Zeit über 600 Sänger der studierenden Jugend fleißig üben, ist folgendes Pro⸗ gramm aufgestellt. Fest⸗ Ouvertüre von Lassen; Gesammtchor Thal des Espingo“ von Rheinberger; „Das Grab im Busento“ von Zerlett und, Minnesanger' von Schumann; Instrumentalsolo; Ge⸗ sammtchor Deutscher Heerbann! von Woyrsch; Gesangsolo; Lieder im Volkston für den Gesammtchor „Da liegt die liebe, die traute Stadt‘ von Reinthaler, Heute scheid' ich, morgen wandr' ich von Isenmann, . Mädle laß dir was erzähle“ von Silcher; ‚Sturmes⸗ wehen von Lachner, Wo der Weg zur Liebsten geht- von Kremser; „Drei Röslein“ von Silcher; Kaisermarsch und Schlußchor von Richard Wagner.

Mannigfaltiges.

Der Präsident des Landgerichts 11 Berlin Pannier feierte heute das fünfzigjährige Dienstjubiläum. Im Auftrage Seiner Majestät des Kaisers und Königs überbrachte der Praäͤfident des Kammer- gerichts, Wirkliche Geheime Ober-Justiz-⸗Nath Drenkmann, der mit dem Ober ⸗Staatkanwalt Wachler erschien, den Rothen Adler⸗Orden zweiter Klasse mit Eichenlaub und beglückwünschte den Jubilar in herzlicher Ansprache. Direktor Neumann, der sich mit sämmt⸗ lichen Mitgliedern des Präsidiums des Landgerichts I ein⸗

„Pannier⸗Stiftung- zur Unterstützung von Subaltern, und ( beamten des Land⸗ und Amtsgerichts und der 3 e nenn e, Berlin U bestimmt sein soll. Für die Staatsanwaltschaft sprach der Erste Staatsanwalt Lademann, für das Amtsgericht 1 Amts⸗ erichts Rath. Friesicke. Im Auftrage des erkrankten räsidenten Angern überbrachte der Direktor Berner dem Jubilar die. Glückwünsche des Landgerichts J. Für das Amtz⸗ gericht 1 gratulierte der Präsident Dr. Beseler. Sprecher der Deputation der Rechtsanwaltschaft war der Justiz⸗Rath Pr! Lebin. Auch die Referendare entsandten eine Deputation. Dem Mitgliede des Gemeinde ⸗Kirchenraths der Neuen Kirche sprachen Pastor Kirmß und Stadtverordneter Reichnow Glückwünsche aus.

Im städtischen Qbdach befanden sich am 1. April d. 8 o56 Familien mit 196 Personen, darunter 13 Säuglinge. Am 1. Mai war der Bestand 47 Familien mit 165 Perfonen, darunte⸗ 12 Säuglinge. Das nächtliche Obdach daselbst benutzten im Laufe des Monats April 27 448 Personen (26 153 Männer, 1255 rauen). Von diesen Personen wurden 8 dem Krankenhause Friedrschshain 34 dem Krankenhause Moabit, 20 der Charité Überwiesen! 562? (56560 Männer, 12 Frauen) der Polizei vorgeführt. Gebadet haben von den nächtlichen Obdachlosen 17 238 Personen. In der städtischen Waisenpflege befanden sich am 1. April d. Y 4639 Kinder (2472 Knaben, 2167 Mädchen), in Zwangserziehung 457 Kinder (385 Knaben 69 Mädchen). Von den letzteren waren entlaufen 29 Knaben und 3 Mädchen, im Gefängniß 13 Knaben. Im Arbeitshause war der Bestand Ende März d. J. 1931 Personen. Im Lazareth der Anstalt wurden am 31. März 199 Personen ver⸗ pflegt; in der Schule erhielten an demselben Tage 35 jugendliche Häuslinge Unterricht. Zur Beschaffung von Kleidungsstücken und Be⸗ zahlung der ersten Miethe wurden hei ihrer Entlassung in der Zeit

*

vom 1. Januar bis 31. März 96 Personen mit 626, gh unterstützt.

Im Verlage von Alexius Kießling in Berlin SW. , Kleinbeeren⸗ straße 26, erschien soeben die Sommer- Ausgabe von Kießling's Berliner Verkehr, 144 Seiten in Westentaschen⸗Format, Preis 30. 3, mit den Sommer⸗Fahrplänen sämmtlicher Berliner Eisenbahnen, der Dampf⸗Straßgenbahnen und elektrischen Bahn, sämmtlicher Pferdebahnen und Omnibusse, der Dampfschiffe (Ber⸗ ,. Potsdamer, Spandauer, Rüdersdorfer), sowie der Droschken⸗ arife.

1. Mai. Unter großer Betheiligung der Bevölkerun W. T. B.“ berichtet, heute die Einweihun ng 6 ersten evangelischen Kirche in dem aus diesem Anlaß in schöͤnstem Flaggenschmuck prangenden Vorort Jerfitz statt. Nachdem der Festzug dor, der Kirche angelangt war, hielt der Ober-Präsident der Propinz Posen Freiherr von Wilamowitz⸗Möllendorf eine Ansprache. General⸗ Superintendent D. Hesekiel vollzog die Weihe.

Erfurt, 1. Mai. Die Thüringer Gewerbe und In du strie⸗Ausstellung, wurde heute von dem Regierungs⸗Prä⸗ sidenten von Brauchitsch mit einem fh auf Seine Majestät den Kaiser und die Thüringer Fürsten eröfnet. Der Redner wiez, wie »W. T. B. meldet, in seiner Exöffnungsansprache auf die hohe wirthschaftliche Bedeutung der Ausstellung für Thüringen, sowie auf die propagandistische Eigenschaft des Unternehmens hin. Wenn die Thüringer Erzeugnisse auch bekannt seien, fo wären sie doch noch nicht auf einer größeren Ausstellung vereinigt gewesen.

Hildesheim, 2. Mai. W. T. B. meldet Der Direltor der hiesigen Landwirthschaftsschule Eduard Michelfen ist nach langjährigem Herzleiden gestern Abend gestorben.

. Mai. Mit den Mitgliedern des Vereins für Höhlen forschung, welche, wie (in Nr. 192 d. Bl.) gemeldet, in der Lug loch⸗ Höhle bei Sonriach durch das Anschwellen der in der Höhle befindlichen Bäche von dem Ausgang abgeschnitten wurden, hat? dem W. T. B.“ zufolge noch keine Verbindung hergestellt werden können. Sprengun en vorzunehmen ist unmöglich, weil dadurch Verschüttungen herbeigeführt werden könnten. Bis heute Mittag konnten weitere Rettungsversuche nicht gemacht werden, weil in ganz Steiermark Sochwasser herrscht und, deshalb an eine Abdämmung des Wasser⸗ zuflusses nicht zu denken ist. Die Rettung hängt von einer Aenderung der Witterung ab.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage)

J ä ä6ä666 6 2

8 S * c

Wetter 8

88

t vom 2. Mai, Morgens.

fach heiteres Wetter. Die Temperatur ist über ganz Europa sehr gleichmäßig vertheilt.

Rosa Retty. Deut iche Seewarte.

ü 7

St ationen. Wetter.

in O Celsius

Temperatur ho F. 40.

2 2

Bar. auf 06 r Z lu. d. Meeressp. red. in Millim

Regen bedeckt Nebel wolkenlos wolkenlos halb bed. bedeckt

Kopenhagen. Stockholm. , =

oskau ... Cork, Queens

, Cherbourg. . wolkenlos

ö W halb bed. . wolkig

6 ö. bedeckt winemünde

, if. eufahrwaffer wolkig Memel ...

heiter

e. . ünster ...

Karlsruhe .. Wiesbaden. München.. Chemnitz.. Berlin.... Breslau Me dar.. .

* K do OC O

Steinmann. Anfang 75 Uhr

3 wolkig

Die zur ürsten

O O

Max Grube.

* OO O Co OO O 0

Braun.

——

wolkig ill wolkig

1 Morgens, Nachmittags und Nachts Regen. Y Feiner Regen. ) Nachts Regen. 9 Früh Regen.

Nebersicht der Witterung.

Während das barometrische Maximum im Westen sich südwärts verschoben hat, ist über der Nordhälfte der britischen Inseln das Barometer stark gefallen, eine umfangreiche Depression liegt nördlich von Schottland und scheint sich ostwärts fortzu⸗ pflanzen. In Deutschland dauert die nördliche und nordöstliche Luftströmung bei vorwiegend trübem Wetter ohne erhebliche Wärmeänderung fort; im zentralen und südlichen Deutschland ist allenthalben Regen ge⸗ füllen. Nur im deutschen Küstengebiete herrscht viel⸗

lientenant. Gutz low.

und Liebe.

Sonntag,

Theater ⸗Anzeigen.

Königliche Schauspiele. Donnerstag: Opem. haus. 112. Vorstellung. Falstaff. Lyrische Komödie in 3 Akten von Giuseppe Verdi. Text von Arrigo Boito, deutsch von Max Kalbeck. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. meister Dr. Muck. Carneval. in 2 Aufzügen von Emil Graeb. Musik von Adolf Dirigent: Musikdirektor Steinmann.

Schauspielhaus. 119. Vorstellung. Faust von Wolfgang von Goethe.

ndlung gehörende adziwill eindpyaintner. In Scene gesetzt vom Ober ⸗Regisseur Anfang 7 Uhr.

Freitag: Opernhaus. kxeria rusticana (Baueru⸗Ehre). 1 Aufzug von Pietro Mascagni. gleichnamigen Volksstück von G. Verga. Das Nachtlager in Granada. lungen von Kreutzer. Anfang 74 Uhr.

Schauspielhaus. I20. Vorstellung. Ein Sommen⸗ nachtstranm von William Shakespeare, übersetzt von , Wilhelm von Schlegel. . Mendelssohn⸗Bartholdy.

rgeb. Anfang 74 Uhr.

Sonnabend: Opernhaus. 114. Vorstellung. Tann⸗

änser und der Sängerkrieg auf Wartburg.

omantische Oper in 3 Ballet von Emil Graeb.

Schauspielhaus. Lustspiel in 4 Aufzügen von Karl Anfang 75 Uhr.

Deutsches Theater. Donnerstag: Geographie

Anfang 73 Uhr. Freitag: Der Herr Senator. Sonnabend: Der Herr Senator. Sonntag: Geographie und Liebe. Nachm. 23 Uhr: Künstler⸗Jubiläum und zum Vortheile von Louis

Klaus. 2. Akt.

Der Hüttenbesitzer. Abends 71 Uhr: König Lear.

Dirigent: Kapell⸗ Ballet Bur lest. (Rosa Hildebrandt,

Prasch,

Lessing · Theater.

Der Traggödi ter Theil. 1 9 ö . Die Orientreise.

usik von Anton

und von eter Joseyh v ö , Sonnabend:

(Doppelvorstellung.) II3. Vorstellung. Caval- Dper in Text nach dem

vorstellung.)

Oper in 2 Abthei⸗

Tert vom Freiherrn von Chausseestraße 25.

3 Akten na

Musik v . Unger. 3 * mann. Anfang 75 Ühr..

Tan ; Freitag: Der Bogeihändler.

kten von Richard Wagner. Anfang 7 Uhr.

121. Vorstellung. Der Königs⸗ in 3 Akten von Henry Meilhac.

Schauspiel in 3 Akten von

Donnerstag achmittags,

ent 61 albe. Anfang 3 Uhr.

Zum 60 jährigen

Kühn: Prolog von Julius Stettenheim, gespr. von Romeo und Julia. 5. Akt, 1. Scene. Der Sohn der Wildnist. 2. Akt. Deklamation. Der Pfarrer von Kirchfeld. 4. Akt. Vortrag von Jöosef Kainz. Doktor

Cerliner Theater. Donnerstag, Nachm. 2 Uhr:

z (Ludw. Barnay, Arthur Kraußneck, Ludw. Stahl, Paul Nollet.) Freitag: 36. Abonnements. Vorstellung. Sonnabend: Zum 1. Male. Das Glas Wasser. Margarete Tondeur, udwig Barnay, Emanuel Stockhausen.)

Donnerstag: Niobe und

(Doppelvorstellung.) Freitag: Die Kreuzelschreiber. Niobe und Die Orientreise.

Sonntag: Niobe und Die Orientreise. (Doppel⸗

Friedrich Milhelmstädtisches Theater.

Residenz · Theater. Direktion: Sigmund Lauten

burg. Donnerstag: Dekorirt (D6écors). Schwank Anfang 74 Uhr. Freitag und folgende Tage: Dekorirt.

Nenes Theater. Direktion: S burg. Donnerstag: Zum 3. Male. Zerstörtes Glück. g Paul AL. Kirstein. Regie: Emil Lessing. Anfang 79 Uhr. zu halben Preisen: n Liebesdrama in 3 Akten von Max

Freitag und solg. Tage: Zerstörtes Glück.

Theater Unter den Linden. Donnerstag: Pariser Leben, Operette von J. Offenbach. Hierguf: Farfarello, Ballet in 3 Bildern von G. Poggiolesi. Musik von M. Dahms. Anfang präz.7 Uhr.

Adolph Ernst. Theater. Donnerstag, 7 Uhr⸗ Charley's Tante. Schwank in 3 Akten von Branden Thomas. Vorher; Die Bajazzi. , Posse mit Gesang in 1 Akt von Gy. Jacobson und Benno Jacobson. Musik von Franz Roth. In Scene gesetzn von Ad. Grnst.

Freitag: Dieselbe Vorstellung.

Zentral- Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30.

Donnerstag: Zum 3. Male. Der Registrator auf Reisen.

Freitag: Zum 4. Male. Reisen.

1 /// Familien Nachrichten. Verlobt: Frl. Fanny Oppermann mit Hrn.

Rittergutsbesitzer Rudolf Schmidt (Berlin Ludwigsaue bei Beetz i. d. Mark). Frl. Marie

Dora.

Auguste

Der Registrator auf

D Stag: Der Vogelhä . i ! ; ; nn n. . 00 , . 9 Schmeidler mit Hrn. Pastor Hr. Bruno Weiß

eld und M. Welt. Mußt von Carl Jeller. Regie; Dirigent: Herr Kapellmeister Feder⸗

(Breslau Bremen).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Regierungs⸗AUssessor von Heinz (Cassel). Hrn. Oberlehrer Pr. Wilh. Wolf (ꝛLeipzig).

Gestorben: . Geh. Ober⸗Regierungs Rath von Scheel, geb. Ziegler (Berlin —Leutstetten). Irl. Minette von Studnitz (Hotha). Hrn. Major a. D. Alexander von Doerr Sohn Max (* . Justiz⸗Rath Marie Groeger, geb. Kühnel (Schweidnitz).

igmund Lauten · Redakteur: Dr. H. Klee, Direktor

Berlin: Verlag der Expedition (Scholy.

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlag Anstalt, Berlin W., Wilhelmstraße Nr. 32.

Sieben Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).

fand, brachte als Jubelgabe eine Summe von 5000 ( dar, die als c

Grite Beilage

zum Deutschen Reichs⸗-Anzeiger ind Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

M 1O3.

Berlin, Mittwoch, den 2. Mai

1894.

Personal⸗Veränderungen.

Königlich Preußische Armee.

Beamte der Militär⸗Verwaltung. Durch Allerhöchsten Abschied. 19. April. Ramsch, Zahlmstr. vom 1. Bat. 1. Garde⸗Regts. zu Fuß, bei seinem Aus⸗ scheiden aus dem Dienst mit Pension der Charakter als Rechnungs⸗

Rath verliehen.

21. April. Warncke, Zahlmstr. vom 2. Bat. Großherzogl. Mecklenburg. Gren. Regts. Nr. 89, bei seinem Ausscheiden aus 6. Dienst mit Pension der Charakter als Rechnungs⸗Rath ver⸗ liehen. Durch Verfügung des Kriegs⸗Ministerium s. 11. April. Müller, Unter⸗Roßarzt vom 2. Bad. Feld⸗Art. Regt. Nr. 30, zum Roßarzt, Schumann, Roßarzt der Landw. 2. Aufgebots, zum Ober⸗ Koßarzt des Beurlaubtenstandeg, ernannt. Barth, Roßarzt vom . Feld⸗Art. Regt. Nr. 9, zum Leib⸗Garde⸗Hus. Regt. versetzt.

.. April. Voß, Intend. Sekretariats⸗Asst. von der Intend. der 15. Div., zum 1. Juli d. J. zu der KorpsIntend. XVII. Armee⸗ Korps versetzt.

14. April. Obst, Zahlmstr. vom 4. Bat. Inf. Regts. Nr. 97, auf seinen Antrag mit Pension in den Ruhestand versettt.

17. April. Christigni, Rechnungs⸗Rath, Intend. Sekretär von der Intend. J. Armee⸗Korps, auf seinen Antrag zum 1. Juli d. J. mit Pension in den Ruhestand versetzt. .

18. April. Körnchen, Klose, Finke, Liesegang, Reichelt, Streich, Kanzlei⸗Diätare beim Großen Generalstabe, Klünder, Kanzlei⸗Diätar bei dem Bureau des Zentral Direktoriums der Vermessungen, Weißenborn, Apitz, Kanzlei⸗Diätare bei der Landesaufnahme, zu Kanzlei⸗Sekretären ernannt, Pabst, Kassen⸗ Assist. bei der General⸗Militärkasse, zum Geh. Sekretär befördert.

19. April, Böhner, QOber⸗Roßarzt vom Hus. Regt. Graf Goetzen (2. Schles.) Nr. 6, auf seinen Antrag zum 1. Juni d. J. mit Pension in den Ruhestand versetzt. .

24. April. Hoffmann, Intend. Registrator von der Intend. IX. Armee⸗Korps, zu der Intend. J. Armee⸗Korps versetzt.

Königlich Bayerische Armee.

Offiziere, Portepee⸗Fähnriche . Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. 24. April. Keller, Major, bisher à ia suite des 4. Feld⸗Art. Regts. König und Adjutant beim Genergl-Kommando II. Armee-Korps, zum Abtheil. Kommandeur in diesem Regt, Scanzoni v. Lichtenfels, Hauptm. und Battr. Chef vom 2. Feld⸗Art. Regt. Horn, unter Stellung à la suite dieses Regts,, zum Adjutanten beim General⸗Kommando II. Armee⸗Korps, Seither, Hauptm., bisher à la suite des 2. Feld⸗ Art. Regts. Horn und Adjutant bei der 2. Feld⸗Art. Brig, zum Battr. Chef in diesem Regt, Steinitz er, Pr. Tt. des 2. Feld-Art. Regts. Horn, unter Stellung à la suité dieses Regts., zum Adjutanten bei der 2. Feld⸗Art. Brig, ernannt. Frhr. v. Mauchenheim gen. Bechtolsheim, Sec. Lt. im 2. Feld⸗Art. Regt. Horn, zum Pr. Lt. ohne Patent befördert.

25. April. Schnitzler, Pr. Lt. von der Fortifikation Germers⸗ heim, zum Eisenbahn⸗Bat. versetzt. .

Durch Verfügung des Kriegs-Ministeriums. Englert, . Lt. des 3. Feln gun Regts. Königin⸗Mutter, vom Kommando zur

ntend. J. Armee⸗Korps enthoben und zu seinem Truppentheil zurückbeordert. ö.

Abschiedsbewilligun gen. Im aktiven Heere. 25. April. Stöckler, Hauptm. des 18. Inf. Regts. Prinz Ludwig Ferdinand, bisher kommandiert zur Intend. II. Armee-Korps, unter Bewilligung des Abschieds mit der Erlaubniß zum Tragen der Uniform, zum Assessor bei dieser Intend. ernannt.

Beamte der Militär-Verwaltung..

25. April. Haller, Geheimer Kanzlei⸗Sekretär von der Remonte⸗Insp., zum Kriegs- Ministerium versetzt. Sado ws ki, Kanzlei⸗Diätar vom Kriegs⸗Ministerium, zum Kanzlei⸗Sekretär bei der Remonte⸗Insp. ernannt.

XIII. (Rtöniglich Württembergisches) Armee ⸗Korps.

Im Sanitäts-Korps. 27. April. Dr. Pfander, Unter⸗ arzt der Res. vom Landw. Bezirk Ulm, Dr. Stoll, Unterarzt der Res. vom Landw. Bezirk Stuttgart, zu Assist. Aerzten J. Kl.

ernannt. Militär⸗Ju stizbegmte. . 27. April. Stark, Auditeur der Garn. Ludwigsburg, in die Garn. Weingarten, Horn, Auditeur der Garn. Weingarten, in die Garn. Ludwigsb urg, versetzt. Beamte der Militär-Verwaltung. 27. April. Stender, Garn. Verwalt. Ober⸗Insp. in Wein⸗ garten, seinem Ansuchen entsprechend auf 1. Juni d. I mit der . Pension in den Ruhestand versetzt unter Verleihung des itels Garnison-⸗Verwaltungs⸗Direktor.

Berichti gung. Die dem „Militär-Wochenblatt“ entnommene, in Nr. 100 des „R. u. St.. A.“ 2. Seite erste Spalte Zeile 45 v. o. enthaltene Mittheilung muß nach einer Berichtigung jenes Blattes heißen: . .

v. Groll, Oberst z. D., zuletzt etatsmäß. Stabsoffizier im Inf. Regt. Kaiser Wilhelm, König von Preußen Nr. 126, zum Stabsoffizier und Bezirks⸗Kommandeur des Landjaͤgerkorps ernannt.

Preuszscher Landtag.

Haus der Abgeordneten.

61. Sitzung vom 1. Mai 1894.

In der dritten Berathung des Gesetzentwurfs zur Ab⸗ änderung des Gesetzes, betreffend die evangelische Kirchen— gemeinde und Synodal⸗Ordnung, über deren Verlauf bereits in der Dienstags-Nummer berichtet wurde, nahm der Minister der geistlichen c. Angelegenheiten nach dem Abg. Dr. Virchow (frs. Volksp.) das Wort zu folgender Rede:

Minister der geistlichen 2c. Angelegenheiten Dr. Bosse:

Hochgeehrte Herren! Ich würde in diesem Stadium der Be— rathung nicht noch einmal das Wort ergriffen haben, weil ich der Meinung bin, daß alles, was zur nüchternen und sachlichen Be⸗ gründung der Vorlage gesagt werden kann, erschöpfend in der Debatte gesagt worden ist, und daß ebenso alles, was für die Besorgnisse, die gegen die Vorlage geltend gemacht worden sind, deren ehrenwerthe Motive ich jeder Zeit anerkannt habe, gesagt werden kann, bereits er⸗ schöpft ist. Ich habe nur deshalb Anlaß, noch einmal das Wort zu ergreifen, um bei einigen wenigen Punkten die Stellung der König— lichen Staatsregierung, wie sie heute hier gekennzeichnet worden ist, richtig zu stellen. Der Herr Abg. Rickert hat gemeint, nach Einsicht der Verhandlungen vom Jahre 1876 habe er den Eindruck gewonnen,

daß die Staatsregierung die Grundlagen des damaligen Kompro— misses verlassen habe. Meine Herren, dieser Eindruck ist nicht zu⸗ treffend, wenigstens hat die Königliche Staatsregierung diesen Eindruck nicht gewonnen, sondern die Königliche Staatsregierung hat sich auf den Boden der damaligen Regierungsvorlage gestellt, und sie ist der Meinung, daß im Sinne und Geiste dieser Vorlage auch die jetzige aufgestellt worden ist.

Der Herr Abg. Dr. Virchow hat gemeint, der Friede, den ich bei der Vorlage im Auge hätte, könne doch höchstens ein vorüber⸗ gehender Waffenstillstand, kein dauernder Friede sein. Meine Herren, ich bin anderer Meinung: es liegt in der Fassung des jetzigen § 1 des Gesetzes von 1876 die Quelle nothwendigen Streits; bei jeder kirchengesetzlichen Bethätigung kann nach dieser Fassung jetzt die Frage aufgeworfen werden und zu einer wichtigen, einschneidenden Streit—⸗ frage werden, ob es sich um eine Organisationsbestimmung handelt oder nicht. Gerade diese Streitquelle haben wir verstopfen wollen; sie wird verstopft. Ich habe von Anfang an gesagt, daß es mir dabei auf die Bindung eines Paragraphen mehr oder weniger garnicht ankommt, und daß ich selbst da, wo ich prinzipiell, wie ich es thue, die Vorlage für richtig halte, gern bereit ge⸗ wesen sein würde, nachzugeben und mich mit der Bindung einverstanden zu erklären, wenn ich dafür das große Gut hätte er— reichen können, daß alle Evangelischen im Hause für die Vorlage ein⸗ müthig eintreten; daß das nicht geschehen ist, das ist bedauerlich, aber von meinem Standpunkte aus habe ich in die Fragen der Taktik, die von seiten der Parteien in Bezug auf diese Vorlage befolgt sind, mich nicht einmischen wollen. Ich hoffe, daß ich das dadurch zweck⸗ mäßig vermieden habe, daß ich bestrebt gewesen bin, jedes Wort zu vermeiden, welches eine Verschärfung in die ohnehin so bedauerliche Erregung dieser Debatten hineinwerfen konnte.

Endlich hat der Abg. Dr. Virchow gemeint, es läge in der Vorlage eine Abbröckelung von den Grundgedanken der Reformation; er könne es nur bedauern, daß die Regierung so schnell diese Ab— bröckelung vollzogen habe. Meine Herren, ich bin umgekehrt der Meinung: die Vorlage entspricht voll und ganz dem Geist der Refor⸗ mation (sehr richtig! rechtsq, nur muß man das Vertrauen zum evangelischen Volk haben, daß es seine evangelische Freiheit und die evangelischen Güter, die ihm durch die Reformation geworden sind, sich auch zu bewahren wissen würde. (Sehr richtig! rechts. Dieses Vertrauen habe ich; von diesem Vertrauen bin ich ausgegangen, als ich die Vorlage im Sinne des Friedens und im Sinne der Ver⸗ söhnung eingebracht habe. (Lebhafter Beifall rechts.)

tach Erledigung der weiteren Berathungsgegenstände (s. den Anfangsbericht in der Dienstags-Nummer d. Bl.) folgte als vierter Gegenstand der Tagesordnung die erste und zweite Berathung des von dem Abg. Ring (kons.) und Genossen beantragten Gesetzentwurfs, betreffend die Aenderung des § S6, Absatz 1, der Kreisordnung vom 13. Dezember 1872.19. März 1881 dahin, daß an Stelle der Worte „225 M6 an Grund⸗ und Gebäudesteuer“ die Worte „225 S an Grundsteuer allein oder an Grund- und Gebäude—⸗ steuer zusammen“ treten sollen.

Abg. Ring (kons): Die Mitglieder der Kreistage werden ge— wählt von dem Wahlverband der ländlichen größeren Grundbesitzer, dem Wahlverband der Landgemeinden und dem Wahlverbande der Städte. Nach § 86 der Kreisordnung gehören dem Wahlverband der ländlichen größeren Grundbesitzer alle diejenigen an, welche min— destens 225 ½ an Grund⸗ und Gebäudesteuer entrichten. Das Ober⸗ Verwaltungsgericht hat diese Bestimmung so interpretiert, daß jene 225 6 entweder an Grund- oder Gebäudesteuer entrichtet werden sollen. Dies widerspricht sicherlich der Absicht des Gesetzgebers. Diese Gleichstellung der Grundsteuer und Gebäaudesteuer haf für die Ort⸗ schaften in der Nähe der großen Städte zu großen Unzuträglich— keiten geführt. Im Kreistage des Kreises Teltow sind infolge dessen der Großgrundbesitz und, die Landgemeinden heute nur noch durch fünf, oder sechs bäuerliche Besitzer vertreten. Ebenso hat sich das Verhältniß in den anderen Vororten, vor allen Dingen auch in Schöneberg zu Gunsten der Hauseigenthümer und zu Ungunsten der Grundeigenthümer verschoben. Wird hier keine Abhilfe geschaffen, dann wird der größte Landkreis der Monarchie, der Kreis Teltow, schließlich keinen einzigen Großgrundbesitzer zum Kreistage wählen; sie werden schließlich von den Besitzern von Miethskasernen hinausgedrängt werden. Mein Antrag will nun weiter nichts, als die ursprüngliche Absicht des Gesetzgebers zum Ausdruck bringen. Man hat mit dieser Heal die Eingemeindung der Vororte Berlins in die Stadt Berlin und die Umgestaltung dieser Orte zu Städten in Verbindung gebracht. Die Landgemeinden um Berlin haben garnicht die Absicht, Städte zu werden, weil sie sonst der Vortheile, welche sie durch die Provinz oder durch den Kreis z. B. in Bezug auf die Schullasten haben, verlustig gehen würden. Die Eingemeindung wiederum ist eine sehr schwierige Frage, welche nicht nur vom wirthschaftlichen, sondern auch vom politischen Standpunkt aus verurtheilt wird. Sollte aber wirklich die Eingemeindung in den nächsten fünf Jahren eschehen, so wäre es um so nothwendiger, daß die Vororte von Geh einen Kreistag bilden, in dem sie ihre Interessen der Stadt Berlin gegenüber zur Geltung bringen können. Sollte eine Kom⸗ mission beliebt werden, so habe ich nur den ö Wunsch, daß sie ihre Arbeiten bald beenden möge und mein Antrag noch in dieser Session angenommen werde. .

Abg. Richter (frs. Volksp.): Ich hoffe, daß die Mehrheit des Hauses den Antrag ablehnt. Der Antrag enthält nicht eine harm⸗ lose redaktionelle e nn, der Kreisordnung, sondern hat eine große politische Tragweite und uc f sterr das Fundament der Kreisordnung. Außerdem ist er so ungerecht, daß hoffentlich Männer verschiedener politischer Richtung sich zum Widerstand dagegen zusammenfinden. Ich verwahre mich gegen eine Ueberstürzung der Verhandlungen über den Antrag hier und in der Kommission. Zuerst hat der Land- rath Scharnweber im Niederbarnimer Kreis Ende der siebziger Jahre versucht, diejenigen, welche nur 225 S6 Gebäudesteuer, aber keine Grundsteuer bezahlen, vom Wahlverband der Großgrund⸗ besitzer auszuschließen. Man wollte dadurch den Einfluß bestimmter Kreise beseitigen. Die Sache ing bis zum Ober-Verwaltungsgericht, und das entschied, . es vollstaͤndig von der Kreisordnung gewollt sei, daß auch die, welche nur Gebäudesteuer bejahlen, dem Verband der Großgrundbesitzer angehören. Im Kreise Teltow ist jetzt eine gewisse Richtung im Kreistage in Gefah. n die Mehrheit zu verlieren, und will sich davor retten, indem die Kreisordnung ihretwegen abge⸗ ändert wird. Das ist die einfache Naturgeschichte dieses Antrags. Die Kreisordnung rechnet zu den Großeigenthümern alle die, welche über 225 S. Realsteuern bezahlen, gleichviel ob Grund⸗ oder Ge⸗ bäudesteuer; sie unterscheidet Grund. und Gebäudesteuer ja auch nicht

hei der Vertheilung der Kreislasten. Nach dem Antrage würde ein Hausbesitzer mit einem Hausgarten von 1 Morgen, der 6—- 700 MS Gebäudesteuer bezahlt, vom Wahlverband der Großgrundbesitzer aus—⸗ geschlossen sein, der Nachbar aber, der viel weniger Gebäudesteuer bejahlt, aber einen Hausgarten von 14 Morgen besftzt, dazu gehören, da Hausgärten über 1 Morgen grundsteuerpflichtig sind. Dieser Wahl⸗ verband ist nicht nur ein Verband ländlichen Besitzes, sondern die Realsteuerzahler sollen eine größere Bedeutung bei den Wahlen haben. Gerade im Kreise Teltow würde der Antrag die ungerechtesten Verhältnisse herbeiführen, denn in diesem Kreise werden 22 000 , Gebäudesteuer und, nur 110 000 S6 Grundsteuer aufgebracht. Hier will man den Einfluß der Gebäudesteuerpflichtigen beseitigen. Die 274 Hausbesitzer in Schöneberg, die über 225 S6 Gebäudesteuer bezahlen, bringen, wenn sie nur 225 S bezahlen jedenfalls bezahlen sie im Durchschnitt mehr über 50 600 0 Gebäudesteuer auf, h. nahezu das Doppelte dessen, was die sämmtlichen Gutsbesitzer des Kreises zusammen an Grund⸗ und. Gebäudesteuer aufbringen. Die Gutsbesitzer wollen nun die größten Steuerzahler aus dem Kreistag herausbringen und mit ihren kleineren Steuern selbst herrschen. Der Kreis Teltow ist kein ländlicher Kreis mehr, sondern großentheils durch die Vor—⸗ orte von Berlin ein städtischer Kreis. Die Gutsbezirke bringen im Kreise nur 65 000 υνς direkte Steuern auf, die Landgemeinden L066 000M Es würde also ein ganz ungerechtes Verhältniß zwischen Landgemeinden und Gutsbezirken entstehen. Es ist ein wahres Glück, wenn in dem Teltower Kreistag die, welche die meisten Steuern aufbringen, größeren Einfluß gewinnen, denn dies ist der Kreistag, der es in Preußen fertig ö hat, ein Kreishaus für drei Millionen zu, bauen. Man klagt über die gegenwärtige Kreiswirthschaft. Die Chausseen gereichen vorzugsweise denen zum Vortheil, die einen verhältnißmäßig geringen Beitrag zu den Lasten aufbringen. Unhaltbar ist es, daß man in dlesem Kreise noch zwischen einem Wahlverband der Großgrundbesitzer und einem Wahl⸗ verband der Landgemeinden unterscheidet. Unhaltbar ist es, daß Teltow einen einzigen Kreis bildet. Er hat schon 250 000 Einwohner und hätte längst getheilt werden müssen, indem man die vorwiegend ländlichen und städtischen Bezirke vereinigte. Unhaltbar ist es ferner, daß Vororte wie Schöneberg und Rixdorf nicht schon längst selb⸗ ständige Kommunen oder an Berlin angeschlossen sind. Sie haben eine Einwohnerzahl, die ausreichend wäre, sie zu besonderen Stadt⸗ kreisen zu erklären, und werden dabei immer noch als Landgemeinden behandelt. Aehnliche Verhältnisse können sich auch in anderen Kreisen herausbilden. Daraus folgt aber nicht die Nothwendigkeit einer Abänderung der Kreisordnung, sondern nur, daß man solche Kreise, die längst den Charakter als Landgemeinden verloren haben, zu Stadtkreisen erklärt. Hierfür liegt ein öffentliches Interesse vor, auch gegenüber einer Weigerung der Gemeinden. Wenn etwas an der Kreisordnung geändert werden soll, sind wir gern dabei; nur be—⸗ wegen sich unsere Wünsche in ganz entgegengesetzter Rich⸗ tung. Die Unterscheidung zwischen den Wahlverbänden der Großgrundbesitzer und der Landgemeinden verliert immer mehr an Berechtigung. Aus der Provinz Hannover sind in dieser Session Petitionen aus allen politischen Parteien einge⸗ laufen, die verlangen, daß in Hannover überhaupt die Unterscheidung aufgehoben wird, und daß man den Kreistag nur wählt in Wahl⸗ kreisen, welche sowohl die Landgemeinden als die Gutsbezirke umfassen. Das halten wir für richtig in allen Provinzen. In Hannover zahlen die Landgemeinden 35 mal so viel Steuern wie die Großgrundbesitzer; ähnlich ist es in den östlichen Provinzen. Wie reimt sich dazu, daß im Kreistag Großgrundbesitz und laͤndliche Gemeinden sich zur Hälfte in die Stimmen theilen? Bei der Berathung der Land⸗ wirthschaftskammern haben Sie rechts) keinen Interessengegensatz zwischen Großgrund⸗ und bäuerlichem Besitz anerkannt. Treten Sie hier ein für die Aufhebung der Unterscheidung zwischen beiden; das ist die Probe darauf, ob Ihr Wort ernst gemeint war. Wir Freisinnigen werden zur zweiten Berathung dieses Gesetzentwurfs durch Resolution einen Gesetzentwurf von der Regierung verlangen, der diese Unterscheidung aufhebt. In dem 1 wie man mitthatet, soll man auch mitrathen. Der Antrag Ring wirkt aber gerade ent gegengesetzt. ö

Abg. Dr. Gerlich (fr. kons): Daß dieser Antrag die ganze Kreisordnung umwirft, kann ich nicht finden. Es handelt sich nur darum, Mißstände, welche bei Erlaß der Kreisordnung niemand voraussehen konnte, zu beseitigen. Ich gebe zu, daß 3 Milstonen Mark für das Kreishaus zu viel waren, aber die städtischen Handwerker waren es doch, welche den Vortheil davon gehabt haben. Wenn man den Kreis jetzt theilen würde, so wären nach 10 Jahren dieselben Zustände vorhanden. Wir stehen dem Antrag sehr sympathisch gegen⸗ über, weil wir die traurigen Mißstände anerkennen, die dadurch hervor⸗ gerufen sind, daß die städtischen Besitzer in einem ländlichen Kreis zu dekretieren haben werden; aber diese Art der Zurechnung der Grundsteuer zur Gebäudesteuer würde nicht zum Ziele führen.

Abg. von Unruh⸗-Bromberg (fr. kons.) schließt sich den Aus⸗ führungen des Vorredners an. Die Parallele des Abg. Richter mit der Gewerbesteuer, führt Redner aus, trifft nicht' zu. Ich beantrage, diesen Antrag an die verstärkte Gemeindekommission zu überweisen, damit diese erwäge, ob nicht eine Fassung gefunden werden kann, welche den Sinn des Antrags dahin vrczisiert, daß dieses Minimum von 225 ½ vorwiegend aus Grundsteuer bestehen soll; dann Sie für den Kreis Teltow, bis die Eingemeindung erfolgt, was Sie wollen, und verschonen die anderen Provinzen mit einer Bestimmung, die nicht für sie paßt.

Abg. von Ben da (ul.: Meine Prophezeiung vom Jahre 1889, daß der Großgrundbesitz des Kreises Teltow durch die Hausbefitzer aus dem Kreise bald verdrängt werden würde, ist buchstäblich eingetroffen. Schon in den nächsten Wochen werden wahrscheinkich die alten Ritter⸗ gutsbesitzer, die Vertreter des alten um den Kreis hochverdienten Grundbesitzes, durch die Hausbesitzer, welche an dem Kreise gar kein dauerndes Interesse haben können, hinausgewiesen werden. Diese Gefahr muß durch die Gesetzgebung beseitigt werden. Ich hoffe, daß die Regierung noch in dieser Session das von der Kommission vorgeschlagene und vom Hause ,, Gesetz zur Durchführung bringen wird. Unser Kreis Teltow kommt sonst auf eine schiefe Ebene, welche höchst el ih ist. .

Abg. Rickert (frs. Vgg. : In den nächsten Wochen schon will Herr von Benda dieses Gesetz zu stande bringen. Das erinnert an den Vorgang eines mächtigen Staatsmanns, der um eines einzigen Uebelstandes willen die ganze Gesetzgebung in Bewegung bringen wollte. Viel wichtiger wäre es, die Petitionen aus Hannover zu erledigen; da hätten Sie (rechts) Gelegenheit, Ihr Interesse für den bäuerlichen Grundbesitz an den Tag zu legen. Es ist eine große Ungerechtigkeit, daß die ländlichen Gemeinden nicht entsprechend ihrer Einwohnerzahl und. Steuerleistung vertreten sind; hier wäre eine Aenderung der Kreisordnung am Platze.

Präsident des Staats⸗Ministeriums, Minister des Innern Graf zu Eulenburg:

Meine Herren! Wie in der Regel gegenüber Initiativanträgen aus dem Hause, habe ich nicht die Absicht, in diesem Augenblick definitiv Stellung zu dem vorliegenden Antrag zu nehmen. Ich habe nur die Absicht, einige Gesichtspunkte, welche nach meinem Dafür⸗ halten hier in Betracht kommen, hervorzuheben, und welche dann,