Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. . Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin hat sich nach Trebschen bei Züllichau begeben, um def der Einsegnung des Prinzen Heinrich XWXXII. Reuß beizuwohnen. Die Rückkehr erfolgt am 15. oder 16. d. M. Einige Tage später 33 sich die Großherzogin für einige Zeit nach Holland egeben.
Braunschweig.
Am 8. Mai er. fand in Braunschweig zum Geburts⸗ tage Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Albrecht von Preußen, Regenten des Herzogthums Braunschweig, Morgens gi Uhr Gottesdienst in der Hof⸗ und Domkirche statt, und danach Parade, die von Seiner Königlichen Hoheit dem Regenten sowie von den Königlichen Prinzen abgenommen wurde. Nach Beendigung der Parade war im Herzoglichen Residenz⸗ schloß Gratulationscour. Mittags 1 Uhr 20 Minuten be⸗
aben Sich Ihre Königlichen Hoheiten der Regent, die
r efflẽ Albrecht sowie der Prinz Friedrich Wilhelm mittels Extrazugs nach Schloß Blankenburg am Harz, während die Prinzen Friedrich Heinrich und Joachim Albrecht nach Berlin kö. Auf Schloß Blankenburg war dann um 5 Uhr Tafel zu 27 Gedecken.
Oesterreich⸗ Ungarn.
Wie die „Neue Freie Presse“ meldet, tritt der Kriegs Minister Edler von Kriegham mer heute eine Inspektions⸗ reise nach den occupierten Provinzen Bosnien und Herzegowina an und wird einige Tage in Serajewo verweilen. .
Das österreichische Abgeordnetenhaus setzte, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern die Berathung der Valutg⸗ Vorlage fort. Dafür sprachen die Abgg. Peez und Sueß, dagegen die Abgg. Dipauli, Morsey, . und Lueger. Der Abg. Peez richtete an den Finanz⸗Minister die Anfrage, ob er geneigt sei, das Check- und Girowesen in das Staats⸗ finanzwesen einzufügen. Die Abgg. Morsey und Dipauli erklärten, sie lehnten die Vorlage nicht aus politischen, sondern aus wirthschaftlichen Gründen ab. Der Abg. Sueß betonte die Nothwendigkeit eines einheitlichen Währungssystems unter den wirthschaftlich einander nahe gerückten Nationen der Welt. Die weitere Berathung findet heute statt.
Der Eisenbahnausschuß des Abgeordnetenhauses hat eine Zusatzerklärung zu dem internationalen Uebereinkommen vom Jahre 1890 über den Frachtverkehr angenommen, wodurch der Beitritt einer noch größeren Anzahl von Staaten erleichtert werden soll. Der Handels⸗Minister Graf Wurmbxrand er— klärte, der Entwurf eines allgemeinen Lokalbahn⸗-Gesetzes, der weitgehende Begünstigungen bezüglich des Baues und des Betriebes von Lokalbahnen enthaste, sei bereits fertiggestellt worden und werde in der Herbstsession eingebracht werden.
Das ungarische Oberhaus setzte gestern die Be— rathung über das Ehegesetz fort. Unter der zahlreichen Volksmenge, die sich vor dem Museum angesammelt hatte, wurden Flugblätter des hauptstädtischen Unabhängigkeitsklubs verbreitet, worin zu Demonstrationen aufgefordert wurde. Die⸗ jenigen Oberhausmitglieder, die Anhänger des Chereform— gesetzes sind, wurden mit sympathischen, die Gegner mit feindlichen Zurufen empfangen. Der Museumsgarten war von Polizeimannschaften besetzt. Bei der Debatte ver⸗ theidigte der protestantische Bischof Szasz die Vorlage vom Standpunkt der Gleichheit vor dem Gesetz und von dem
Standpunkt seiner Kirche. Der Kardinal Schlauch be—⸗ zweifelte, daß die gesammte Nation die Zivilehe wünsche, die den Werth der Ehe mindere. Er würde sich durch Votierung der Vorlage gegen die Kirche und die Nation ver⸗ sündigen. Der Banus Graf Khuen erklärte, er werde für die Vorlage stimmen, obwohl er sich bewußt sei, daß die Einführung dieser wie jeder Reform mit einer gewissen Er—
schütterung verbunden sein werde; die Nichtannahme der Vor⸗ lage werde nur die peinliche Lage verlängern. Bei der
Durchführung müßten alle Faktoren vereint über die Schwierig⸗ keiten des Augenblicks hinweghelfen. Der rumänische Metro⸗ polit Miron Roman war vom Standpunkt seiner Kirche
aus gegen die Vorlage. Der Justiz-Minister Dr. von
Szilagyi widerlegte die Einwendungen der Kirchenfürsten
mit der Erklärung, daß die ö die Herstellung einer
Rechtseinheit der verschiedenen Nationen und Kirchen
bezwecke; sie verfolge auch nicht das Ziel, die einzelnen
Nationalitäten zu Gunsten der ungarischen Sprache zu unterdrücken, sie bezwecke nur die Schaffung einer politischen Einheit. Die Vorlage ziele ferner nicht auf die Ver⸗
minderung der Religiosität ab. Die Pflege der inneren
k sei Sache der Kirche. Ein Staat, der die Rechte der Kirche achte, könne nicht seine Macht zur Durch⸗ führung der inneren Rechte der Kirche leihen. Schätze, welche die Kirche mit dem Machtgebot des Staats sammle, seien falsches werthloses Kleingeld. Er erwarte von dem
Hause, 6 es der Nothwendigkeit seinen Tribut leiste. Bei dem Namensaufruf des nächsten Redners entstand großer Lärm. (Rufe rechts: Abstimmen! Mehrere Liberale bean⸗ tragten die Vertagung auf heute. Der Justiz-Minister Dr. von Szilagyi wahrte den eingetragenen Rednern das Recht
zu sprechen, worauf der Präsident unter großem Lärm die Sitzung schloß. (Vgl. das Telegramm nach Schluß der Redaktion auf der vierten Seite d. Bl.)
Im Unterhause wurden gestern die in Klausenburg
anläßlich des Memorandum⸗Prozesses erfolgten rumänen⸗ freundlichen De monstrgtio nen zur Sprache gebracht und scharf getadelt. Der Minister⸗Präsident Dr. Wekerle erklärte, die Regierung habe die erforderlichen Maßnahmen ge⸗ troffen; sie werde die rumänische Bevölkerung nicht in ihrer Meinungsäußerung beschränken, so lange die öffentliche Ordnung nicht bedroht werde. In Klausenburg befänden sich gegenwärtig nur annähernd 600 auswärtige Rumänen. 2 en von ge⸗ ringen, bereits geahndeten Gesetzesverletzungen, sei alles ruhig verlaufen, daher seien Ausnahmemaßregeln unnöthig; die aus⸗ jändische Presse sei nur durch einige rumänische und italienische Blätter in Klausenburg vertreten. Etwaige die Würde Ungarns verletzende Telegramme würden inhibiert. Es sei für die wahrheitsgetreue Benachrichtigung der ausländischen Presse Vor⸗ sorge i fen und die letztere auf die tendenziösen Be⸗ richte gewiffer Agitatoren aufmerksam gemacht worden.
Ssdann wies der Minister⸗Präsident auf die Volksversamm—
lungen in Rumänien als eine bedauerliche Erscheinung hin, aber weder er noch der Minister des Auswärtigen hätten ver— säumt, die nöthigen Schritte zu thun. Hierauf beantragte der
Minister⸗Präsident Uebergang zur Tagesordnung. Der Antrag
wurde einstimmig angenommen.
*
Der Memorandum-Prozeß in Klausenburg wurde estern mit der Aufnahme der Personalien der n le, e e t. Dabei protestierte jeder Angeklagte dagegen, aß er nicht in rumänischer Sprache befragt werde. Die ragen nach etwaigen Vorstrafen wurden nicht beantwortet ö. Vertheidiger wurde wegen Beleidigung des Gerichts⸗ hofs mit einer Ordnungsstrafe von 50 Gulden belegt. Nach Aufnahme der Personalien fragte der Vorsitzende die Angeklagten, ob sie eine Vertagung der Verhandlung wünschten; diese Frage wurde von den Angeklagten und von dem Sber⸗ Staatsanwalt verneint. Der Praͤsident verkündete daher einen dementsprechenden Beschluß des Gerichtshofs und stellte fest, daß nach der Erklärung des Bür ermeisters die Angeklagten in ihrer persönlichen Sicherheit ni t bedroht seien, sich vielmehr selbst herausfordernd benommen hätten. Räch wiederholten, durch die Angeklagten und deren Ver— theihiger hervorgerufenen Zwischenfällen wurden die Ver⸗ handlungen auf heute vertagt. Nach Schluß der Verhandlung wurden dem Angeklagten Lucaciu auf dem Hauptplatze von mehreren . Burschen Ovationen bereitet, die von der Klausenburger Jugend mit Zischen und Pfeifen beantwortet wurden. Die Polizei vertrieb die Demonstranten und die Gegendemonstranten.
Großbritannien und Irland.
Der Premier-Minister Lord Rosebery sprach, wie „W. T. B.“ meldet, gestern im liberalen Klub über die für heute Abend im Unterhause zu erwartende Abstim⸗ mung über das Budget und erklärte, die Regierung werde, wenn sie auch nur zwei Stimmen Majorität erhalte, den Kampf gegen die Opposition bis ans Ziel fortsetzen.
Frankreich.
Die Budgetkommission hat dem „W. T. B.“ zufolge in ihrer gestrigen Sitzung beschlossen, die Frage wegen Er⸗ hebung einer Steuer von den Einkünften aus auslän— dischen Werthpapieren in Erwägung zu ziehen.
Griechenland.
Die Königliche Familie ist von der Bereisung der durch die Erdbeben heimgesuchten Landschaft Lokris nach Athen zurückgekehrt.
Rumänien.
Die Einwohner einiger Ortschaften des Distrikts Bacau haben sich nach einer Meldung des „W. T. B.“ infolge falscher Auffassung des Kommunalsteuergesetzes zu⸗ sammengerottet. Die Behörden schritten ein, um die Bewe⸗ gung zu unterdrücken und um die Aufregung durch Aufklä⸗ rung über die wahre Tragweite des Gesetzes zu beseitigen. , verschiedener Seite sind diese Vorgänge stark übertrieben worden.
. Bulgarien.
Nach Mittheilungen bulgarischer Blätter wäre die zwischen der Türkei und Bulgarien schwebende Frage betreffs der Pässe für die nach der Türkei reisenden Bulgaren in freundschaftlicher Weise zur Lösung gelangt.
Montenegro.
Aus Cetinje meldet „W. T. B.“, die türkisch-monte⸗ negrinische Kommission habe sich gestern an die Grenze begeben, um über die Art und Weise der Regelung der schwe⸗ benden Fragen schlüssig zu werden. Auch der tuͤrkische Ver— treter sei nach Tuzi abgereist.
Schweden und Norwegen.
Die Zweite Kammer hat, wie W. T. B.“ aus Stock⸗ holm berichtet, gestern die Berathung einer Interpellation, welche Maßregeln die Regierung getroffen habe oder treffen werde bezüglich der Aufhebung des seitens Norwegens erlassenen Verbots der Einfuhr schwedischen Viehs nach Nor— wegen, von welchem Verbot behauptet werde, daß es den gesetzlichen Bestimmungen über das Handelsverhältniß zwischen Schweden und Norwegen widerspreche, abgelehnt. Die Session . wird wahrscheinlich am 12. Mai geschlossen werden.
Amerika. Aus Peru in Buenos Aires eingetroffene Nachrichten melden, daß Caceres zum Präsidenten der Republik gewählt worden sei.
Asien.
Das „Reuter'sche Bureau“ meldet aus Bombay, daß nach einem dort eingetroffenen Telegramm in Agra eine Militärrevolte ausgebrochen sei wegen der Versetzung einer Abtheilung des dreizehnten, aus Eingeborenen bestehenden Infanterie⸗Regiments in Bengalen zum siebzehnten Regiment und wegen der Beförderung dieser zum ö Regi⸗ ment kommandierten Soldaten. Zwei Kompagnien des siebzehnten Regiments hätten sich zusammengerottet und egen die getroffenen Maßregeln, die sie als eine Beleidigung ihrer Kaste bezeichneten, protestiert. Die Führer der Revolte seien festgenommen worden. Die beiden Kompagnien hätten sich dann von neuem zusammengerottet, die Freilassung ihrer Führer verlangt und seien deshalb interniert worden.
Nr. 19 der Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts“ vom 9. Mai hat folgenden Inhalt: Gesund⸗ heitsstand und Gang der Volkskrankheiten. — m , f. Maßregeln gegen Cholera ze, - Aus dem statistischen Jahrbuch Berlins, 1891. — Medizinalstatistische Mittheilungen aus dem Regierungsbezirk Breslau, 1889/91. — Gesetzgebung u. s. w. (Deutsches Reich.) Cholera. — Vieh⸗Ein⸗ und Durchfuhr 2c. — (Preußen, Provinz Hessen⸗Nassau). Entschädigung für an Milzbrand gefallene Thiere. — (Großbritannien). Dung ⸗ und Futterstoffe. — Schweinefieber. — Gang der Thierseuchen im Deutschen Reich, April. — Desgl. in Oesterreich, J. Vierteljahr. — Zeitweilige Maßregeln gegen Thierseuchen. (Württemberg). — Recht⸗ sprechung. (Landgericht 1 Berlin). Führung des Titels Pr. med. — Vermischtes. (Deutsches Reich) Mäßigkeitssache. Preisfrage. — Geschenkliste. — Geburten und Sterbefälle in Breslau, Köln, Nürn⸗ berg. Leipzig, 1893. — Wochentabelle über die Sterbefälle in deutschen Städten mit 40 000 und mehr Einwohnern. — Desgleichen in größeren Städten des Auslandes. — Erkrankungen in Krankenhäusern deutscher Großstädte. — Desgl, in deutschen Stadt und Landbezirken. — Witterung. Beilage: Gerichtliche Entscheidungen zum Nahrungs— mittelgesetz Mic .
Nr. 13A des ‚Zentralblatts der Bauverwaltung, her⸗
ausgegeben im Ministerium der 3 Arbeiten, vom 9. Mai, hat folgenden Inhalt: Versuche mit der elektrischen
Lokomotive von Heilmann. — Die Wasserstraße durch die eanadischen
Seen und ihr Verkehr (ͤ . Der Elastizitãtsmodul des geraden Stabes als Funktion der spezifischen Beanspruchung. — Ver. mischteg: Vorrichtung zum Feststellen des Regulators an Lokomotiven. — Neue Schwerpunktbestimmung von Trapezen. — Bücherschau.
Entscheidungen des Reichsgerichts.
Die gemäß §§ S651 flg. der Zivilprozeßordnung auf Grund von Schiedsverträgen erlassenen Schi edssprüche sind, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, IV. Zivilsenats, vom 11. Januar 1894, in Preußen dem in der Position „Erkenntnisse und Urtheilssprüche in erster Instan; und vor schiedsrichterlichen Behörden“ des Stempeltarift vom 7. März 1822 vorgesehenen Stempel unterworfen. ... Die Entscheidung ö. mit der Rechtsprechung des Reichs⸗ . wie sie in dem Urtheil vom 25. Oktober 1892, auf desfen
egründung der Berufsrichter verwiesen hat, zum Ausdruck gelangt ist, im Einklange. In dem reichsgerichtlichen Urtheil ist ausge— sprochen, daß die gemäß S§ 851 flg. Zivilnrozeßordnung erlassenen Schiedssprüche dem in der bezeichneten Position des Stempeltarifs vorgesehenen Stempel unterworfen seien. An diesem Ausspruch ist auch hier festzuhalten. (270/)93.)
— Bei einer Beleidigung gegen nach ihrer bürgerlichen Berufẽsstellung verschiedene, nur durch ihren Beruf als Reserve—= Offiziere miteinander verbundene und t, als solche vom Thäter gekennzeichnete Personen, indem deren enehmen im Zivil leben einer nichtachtenden Kritik unterzogen wird, ist, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, II. Strafsenats, vom 6. Märzlsgo4, der Kriege= Minister zur Stellung des Strafantrags befugt. ‚Die Kundgebung des Angeklagten richtet sich, wie es in dem ersten Urtheil heißt, gegen eine ganze „Spezies“ von Personen, welche, nach ihrer bürgerlichen Berufs⸗ stellung verschieden, nur durch ihren Beruf als Reserve Offiziere mit einander verbunden und lediglich als solche von dem Angeklagten ge⸗ kennzeichnet sind. Wenn der Vorderrichter trotzdem annimmt, daß die in der Kundgebung enthaltene Beleidigung von Reserve⸗Offizieren auf deren Beruf keinen Bezug habe, so liegt die Vermuthung nahe, daß diese Annahme auf einer rechtsirrigen Auffassung des Begriffs „Beziehung auf den Beruf im § 196 Str. G.⸗B. beruht. Daß letz⸗ teres in der That der Fall ist, wird durch den sonstigen Inhalt des Urtheils außer Zweifel gestellt. Die Feststellung, der Angeklagte habe nur getadelt, daß die von ihm angegriffenen Spezies von Reserbe⸗ Offizieren, weil sie diese Stellung bekleideten, im bürgerlichen Leben rücksichtslos in erster Linieihre Eigenschaft als Reserve⸗Offiziere heraus⸗ kehrten, läßt unzweideutig erkennen, daß nach der Auffassung des Vorderrichters der beleidigende Angriff gegen die im bürgerlichen Leben angeblich ungebührlich geltend gemachte Berufsstellung des Reserve⸗ Offiziers gerichtet ist. Damit ist aber die Beziehung der Beleidigung auf den dienstlichen Beruf im Sinne des 5 166 Str.⸗-G.- B. gegeben. Da das Gesetz die Beziehung, welche zwischen der Beleidigung und dem Beruf erfordert wird, nicht näher bezeichnet, so muß jede Beziehung als ausreichend und die Art der Beziehung als rechtlich bedeutungslos erachtet werden. Anscheinend legt der Vorderrichter Gewicht darauf, daß die Beleidigung nicht im Zu sammenhange stehe mit der Thätigkeit, zu welcher der Reserve⸗Offizier vermöge seines Dienstes berufen sei. Allein dies ist kein gesetzliches Erforderniß für die Annahme, daß die Beleidigung in Beziehung auf den Beruf des Beleidigten begangen worden sei. (326 / 94.)
Entscheidungen des Ober⸗Verwaltungsgerichts.
Die von einem Beamten begangene Strafthat, deren strafrechtliche Verfolgung wegen der inzwischen eingetretenen Ver= jährung nicht mehr zulässig ist, kann, nach einem Urtheil des Ober— Verwaltungsgerichts, Disziplinarsenats, vom 28. Februar 1894, trotz⸗ dem disziplinarisch verfolgt werden. — Eine von einem Kreis— verwaltungs⸗ Beamten im 3. 1883 begangene Unterschlagung von in amtlicher Eigenschaft Geldern gelangte erst im Jahre 1897 zur Kenntniß der zuständigen Behörde, welche deshall und wegen anderer Dienstvergehen die Disziplinaruntersuchung gegen jenen Beamten einleitete. Der Kreis—⸗ ausschuß erkannte auf Dienstentlassung, und auf die Berufung des Angeklagten bestätigte das Ober⸗Verwaltungsgericht die Entscheidung des Kreisausschusses, indem es begründend ausführte: „Eine strafrecht . liche Verfolgung ist wegen der Unterschlagung zwar nicht ein geleitet und der inzwischen eingetretenen Verjährung wegen rechtlich nicht mehr zulässig (88 350, 66, 67 Abs. 2 des Str. G- B.) Dies hindert aber die Disziplinarbehörde nicht, die Sache, ihrerseits zum Gegenstande der Untersuchung zu machen, weil das Erlöschen der kriminellen Strafbarkeit einer Handlung diese selbst und die aus ihr zu folgernde Unwürdigkeit des Thäters unberührt läßt. Im Disziplinargesetz sind Vorschriften über die Verjährung von Dienstvergehen überhaupt nicht enthalten. Die für die Strafverfolgung maßgebende Verjährungsfrist kommt biernach ö. . . Ahndung des Thatbestandes nicht in Betracht.“
— Sowohl nach dem Einkommensteuergesetz vom 24. Juni 1891 als auch nach dem Kommunalabgabengesetz vom 27. Juli 1885 sind nicht einkommensteuerpflichtig eingetragen Genossen⸗ schaften, deren Geschäftsbetrieb nicht über den Kreis ihrer Mitglieder hinausgeht. In Bezug hierauf hat das Oher⸗Ver— waltungsgericht, II. Senat, durch Urtheil vom 9. März 1894 aus gesprochen, daß ein Hinausgehen über den Kreis der Mitglieder einer Genossenschaft nicht schon in jedem Geschäftsverkehr mit Dritten gefunden werden kann, namentlich nicht schon in der Aufnahme von Geschäftskapitalien bei Nichtmitgliedern, noch in der Anlage müßiger Gelder, wohl aber in dem Kreditgeben an Nichtmitglieder, in der Aufnahme von Kapitalien Dritter über das eigene Kreditbedürfniß hinaus und in dem Effektenhandel mit Nichtmitgliedern gegen Provision. Der klägerische Verein hat den Zweck, die im Gewerbe und in der Wirth⸗ schaft seiner Mitglieder nöthigen Geldmittel durch den Betrieb des Bankgeschäfts zu beschaffen. Das Geschäft erstreckt sich danach gemäß §S§ 9 und 19 des Statuts auf die Annahme von Depositen, auf Kapitalsvermittelungen, das Wechsel“, Lombard, und Effektengeschäft; es werden Spar⸗ einlagen angenommen; Geldbestände dürfen — unter anderem — durch Erwerb von Werthpapieren aus sicheren kündbaren Hypotheken angelegt werden. In diesem statutenmäßig gestatteten Geschäfts verkehr mit Dritten allein kann, da eine Ausdehnung desselben auf Nicht⸗ tg erf nicht gemäß 8 des Gesetzes vom 1. Mai 1889. vor⸗ gesehen ist, ein Hinausgehen über den Kreis der Mitglieder so lange nicht gefunden werden, als die Grenze des eigenen Bedürfnisses dabei inne gehalten wird. ¶ II. 352.)
empfangenen
Statistik und Volkswirthschaft.
Zur Unfallversicherung.
Nr. He der „Amtlichen Nachrichten des Reichs · Versicherungsamts von 1894 brachte ein Verzeichniß der bei Durchführung der Unfall⸗ versicherungsgesetze betheiligten höheren und niederen Verwaltungs behörden . der Namen, Sitze und Bezirke der Berufsgenossen⸗ schaften, Sektionen, staatlichen und kommunglen Ausführungs ehörden und der Schiedzgerichte. Von diesem Perzeichniß ist jetzt ein Sonder abdruck im Verlage von A. Asher u. Co. in Berlin W., Unter den Linden 13, erschienen.
Gestalt
Oktober soll das Werk fertig vorliegen.
stand nicht nur des wissenschaftlichen,
starken . ist inde
Praktische Gewerbehygiene.
Die Gefahren, welche die großen industriellen Betriebe dem Leben und der Gefundheit der Arbeiter bieten, haben in den 3 Jahren nicht nur auf dem Wege der Geseßgebung. sondern auch auf, dem chnischen Gebiet eine rege Thätigke lt entfaltet, die darauf abzielt, den Arbeiter bei seiner Thätigkeit vor Schaden jeglicher Art zu bewahren. s ist daher mit Freuden zu begrüßen, daß die Ergebnisse nunmehr in eines Buchs allen Kreisen zugänglich gemacht werden. Dieses Huch wird unter Mitwirkung unserer hervorragendsten Fachmänner auf diesem Gebiet von Dr. Albrecht, Gr. Lichterfelde, herausgegeben und beginnt unter dem Titel „Handbuch der praktischen Gewerhehygiene ;
demnächst im Verlage von Robert Oppenheim (Gustav Schmidt),
Berlin 8W. 46, zu erscheinen. Der Umfang soll ea, 4 bis 5 Liefe—⸗ ungen betragen, der Gesammtpreis 20 nicht überschreiten, und bis Alle Industriellen seien auf
diefe bedeutsame Erscheinung hingewiesen.
Die Agrarfrage.
Der Dozent an der Universität Zürich Dr, G. Ruhland hat soeben in einem Leit faden zur Einführung in das Studium ber Agrarpolitik (Pr. 1,20 ½ Berlin, Verlag von Paul Parey) die Agrarfrage behandelt, deren Ordnung jetzt mehr und mehr Gegen⸗
. auch des politischen
Interesses geworden ift, Als Motto hat er den Ausspruch des Finanz Ministers Miquel gewählt: „Die Nationalökonomie ist die welche e,
umme
werden aus dem jeweiligen
der Konsequenzen, —
ustande der gewerblichen, industriellen und sozialen Entwickelung,“ i verlangt, daß wer immer in das Verständniß der großen wirth⸗ schaftẽpolitischen Aufgaben unserer Zeit eindringen will, diesen Satz an die Spitze seiner Betrachtungen stelle. Die früheren national. ökonomischen Theorien seien nur aus dem Bedürfniß ihrer Zeit auf Grund der vorhandenen Zustände entstanden, und wer sie recht ver—
ssehen wolle, müsse über diesen Zusammenhang klar werden. Aus den
Zuständen, die in den agrarischen Verhältnissen gegenwärtig bestehen, mässe weiter die Konsequenz für ihre Aenderung und Besserung gezogen werden. Die thatsächlichen landwirthschaftlichen Mißstände . der
ö in Uebereinstimmung mit Rodbertus richtig darauf zurück, daß der
landwirthschaftliche Grundbesitz von der Gesetzgebung sediglich als Waare behandelt sei. Die Agrarreform habe des— halb in erster Linie bei der Ordnung des heutigen freien Grund⸗ perkehrz und der heutigen freien Grundverschuldung einzusetzen und an Stelle der heutigen freien Marktpreisbildung den wahren Werth“ einzuführen. Zu diesem Zweck verlangt er eine sozale Ordnung des Grundverkehrs und der Grundverschuldung. Güter dürfen nur an eine Agrarbehörde verkauft und von einem Dritten nur dieser Behörde abgekauft werden; die Individualhypothek sei aufzuheben, der berufsgenossenschaftlichen Gesammtheit der Grund⸗ besitzer müsse das Realkreditmonopol verliehen werden (ähnlich der Inkorporation des Hypothekenkredits nach Schaeffle). Auf dieser Basis könne eine zielbewußte Beschränkung der Verschuldung zum Zwecke der Besitzausgleichung . werden. Die Ausführungen des Verfassers werden bei der Erwägung einer Agrar⸗— reform sicherlich in Betracht gezogen werden. Uebrigens entwirft er sein Programm nur in großen Zügen; die ziffermäßige Beweisführung hat er sich für ein größeres Werk vorbehalten. Indem er für die landwirthschaftliche Organisation“ eintritt, empfiehlt er zuerst probe⸗ weise deren Einführung für eine mittlere ländliche Gemeinde., Die Darlegung ist knapp und trägt dem Zweck Rechnung, als Leitfaden für die Einführung in das Studium der Agrarpolitik zu dienen.
Zur Arbeiterbewegung.
Zum internationalen Bergarbeiter-Kongreß, der in der nächsten Woche hier in Berlin abgehalten werden soll, . wie der „Vorwärts“ mittheilt, bis jetzt 40 Delegirte aus England, 2 aus Böhmen, 10 aus Sachsen angemeldet. Die Zahl der französischen und belgischen Delegirten sowie der von Rheinland⸗Westfalen stehe noch nicht fest. Das Saar— brücker Kohlenrevier werde vertreten sein.
Aus Burg berichtet das dortige Tgbl.“ zum Sch uhmacher— aus stand: Infolge der Beschaffung und. Bestellung von Zwick— maschinen hat sich die Lage für die ausständigen Arbeiter so ungünstig als möglich gestaltet. Es sollen von den Maschinen in den Fabriken wenigstens zwölf aufgestellt werden. Die Fabrikanten sind demzufolge auch in der Lage und geneigt, nur einen kleinen Theil der Zwicker wieder , Verschiedene Meldungen von Arbeitern, die gewillt sind, die Arbeit wieder aufzunehmen, liegen schon vor. Bis spätestens zum 12. Mai eingehende derartige Er⸗ klärungen sollen noch von den Arbeitgebern Berücksichtigung finden; es soll dann etwa acht Tage nach Pfingsten die Arbeit wieder aufge—⸗ nommen werden. ö
In Flenzburg sind einer Mittheilung im „Vorwärts“ zufolge die Bauarbeitsleutse in einen Ausstand eingetreten, um eine Ver⸗ kürzung der Arbeitszeit auf zehn Stunden und eine Lohnerhöhung auf 3,50 S für den Tag zu erlangen. Der bisherige Lohn betrug 250 bis 3
In Barth i. P. befinden sich die Zimmerleute seit dem 1. Mai im Ausstande. . .
In der chemischen Fabrik von Kuhnheim u. Co. in Nieder-Schönweide hat, der Voss. Ztg.“ zufolge, ein kleiner Theil der Arbeiter gestern die Arbeit wieder angetreten.
Aus Wien meldet ein Wolff'sches Telegramm: Mehrere un r, ausständige Bauarbeiter sammelten sich gestern Nachmittag auf der n an und beabsichtigten, die auf den Bau⸗ plätzen Arbeitenden eventuell gewaltsam wieder zum Aus— stand zu bewegen. Die Angesammelten widersetzten sich der Auf forderung der Sicherheitswache zum Auseinandergehen. Diese schritt energisch ein, zerstreute die Widersetzlichen und verhaftete acht Per⸗ sonen, die dem , , . eingeliefert wurden. — Ein großer Theil der ausständigen Maurer nahm die Arbeit wieder auf. In Mährisch-Ostrau ist die ausständige Belegschaft des Karolinenschachts gestern früh infolge der Intervention des Bezirks⸗Hauptmanns vollzählig angefahren. Die Ruhe wurde nicht gestört. Vom heutigen Tage berichtet ein Telegramm des . H. T. B.: Die Lage ist noch unverändert, doch ist infolge des eingetroffenen ilitäraufgebots die Ruhe nicht weiter gestört worden. Die
gene. Zunehmen begriffen. Die ganze Belegschaft hausschachtes bei Wittkowitz hat sich in einer Stärke
des Tie Die Zahl der
von 2000 Mann dem Ausstande angeschlossen. Strikenden beläuft sich jetzt auf über 15000.
Kunst und Wissenschaft.
Die Stadt Halle hat, der ‚N. Pr. tg.“ zufolge, bei dem Bild⸗ hauer i: Schaper zum zweihnndertjährigen Jubiläum der Universitat eine Büste des Juristen Christian Thomasius bestellt und beschlossen, das Erzbildniß dieses Gelehrten, welcher sich um die Stiftung der , ,. Halle große Verdienste erwarb, im Treppen⸗ hause daselbst aufjustellen.
— Dem am S8. April 1893 verstorbenen bekannten deutschen hebersetzer Gottfried von Leinburg soll auf seinem Grahe in Wien ein Den kmal errichtet werden. Geplant wird ein Posta— ment aus schwedischem Granit mit der bronzenen Büste des Ver— storbenen nach einem Modell des schwedischen Bildhauers Otto Jarl, Ein Comité von Literaturfreunden wendet sich daher mit einem Aufruf an alle diejenigen in Deutschland, Oesterreich und Skandinavien, denen Gottfried von Leinburg? , , von Andersen's. Oehlen⸗
äger's, Runeberg's und namentlich Esaias Tegnéris Dichtungen Stunden edlen, reinen Henuffes bereitet haben, mit, der Bitte um Beiträge. Zur Annahme solcher Spenden erklärt 66 bereit Perr Hof. und Gerichtg-⸗ Advokat Pr. S. Bloch, Wien 1, Schottenring 4.
Land⸗ und Forftwirthschaft.
Weimar, 9g. Mai. Die in der letzten Woche eingetretene frucht⸗ bare Witterung hat, nach der Th. K.“ auf den Stand der Felder und Wiesen in Thürlng en einen sehr günstigen Einfluß gehabt und namentlich die Aussichten auf die Futterernte gebessert.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
Auf die von dem ‚Deutschen Verein gegen den Mißbrauch geistiger Getränke“ gestellte 3 „Was kann die Schule und besonders der Lehrer zur Förderung der Mäßig— keitssache thun?“ sind nach den Veröffentlichungen des Kaiser⸗ lichen Gesundheitsamts - 112 Arbeiten eingegangen. Die preis⸗ gekrönte Arbeit wird veröffentlicht werden. Von der Ertheilung zweiter Preise und ehrender Hervorhebungen ist abgesehen worden.
Cholera.
Frankreich. Zufolge einer Mittheilung des Direktors des Ge⸗ sundheitsdienstes in der Sitzung des Comité egnsultatif d'hygiène . am 23. April wurden, wie in den Veröffentlichungen des
aiserlichen Gesundheitsamts“ berichtet wird. im Departement Finist are während, der Monate Februar, März, April (1, bis 21. d. M. einschl) 25, 71 und 4 Erkrankungen an Cholera mit 23, 27 und 38 Todesfällen festgestellt. Am 28. und 30. März erfolgten in dem Dorfe Bornord (Gemeinde Palais, Departement Morbihan) 2 Erkrankungen an „diarrhée cholsriforme“, von denen eine tödtlich verlief. Vom 22. bis 27. April starben im Dep. Finist re noch 19 Personen in 13 Gemeinden; seitens der Regierung wurde ein zweiter Arzt nach der ergriffenen Gegend abgeordnet.
Rußland. In der Stadt Warschau wurden demselben Blatt zufolge Lom 24. bis 27. April 16 Erkrankungen (davon 10 in dem Vorort Ochota, 6 in der Stadt selbst) und 4 Todesfälle, in den Gouvernements Radom vom Wübis 24. April, 6 Erkrankungen (5 Todesfälle), Plock vom 23. bis 24. April 16 (7), Kowno vom 15. bis 28. April 21 (12) gezählt.
Portugal. Die Anzahl der in Lissabon choleraverdächtig Erkrankten belief sich vom 23. bis 26. April täglich auf 93, 66, 95 und 873; gestorben ist angeblich nur ein Säugling am 26. April Während die Gesammtheit der Sterbefälle vom 1. bis 25. April v. J. 471 betrug, bezifferte sie sich in dem entsprechenden Zeitraum d. J auf 548, doch kann die größere Sterblichkeit im laufenden Jahre ö. ,, der Erkrankungen der Athmusgswerkzeuge bedingt worden sein. Ostindien. Kalkutta. Vom 25. bis 31. März sind 75 Per—⸗ sonen an Cholera gestorben.
Flecktyphus.
Regierungsbezirk Danzig. In der Zeit vom 24. März bis 1. April ist, wie in den „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts“ mitgetheilt wird, in den Stadtkreisen Elbing und Danzig, je eine Neuerkrankung und im Kreise Danzig-Höhe der ung einer erkrankten Person von außerhalb gemeldet worden; ein
odesfall wurde nur im Stadtkreise Elbing festgestellt.
G In Freystadt erfolgte am 12. März eine dritte Erkrankung bei dem Ehemann einer erkrankten Frau, infolge von Ansteckung bei der Pflege derselben.
. Influenza.
Während die Seuche im Deutschen Reich so gut wie aufgehört hat, epidemisch aufzutreten, wurden in der bezüglichen Berichtswoche . 5 Sterbefälle angezeigt, aus Paris 3, London 8, New⸗ Vork 2.
Den „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts“ sind aus dem Regierungsbezirk Posen 4 Erkrankungen an Trichinose und 1 an Tollwuth, aus dem Regierungsbezirk Stralsund 2 an Milzbrand gemeldet worden.
Der Gesundheitsstand in Berlin war auch in der Woche vom 22. bis 28. April ein guter und die Sterblichkeit eine günstige (von je 1000 Einwohnern starben, aufs Jahr berechnet, 16, I). — Unter den Todesursachen kamen akute Entzündungen der Athmungs— organe etwas weniger zum Vorschein, doch blieb der Verlauf noch häufig ein tödtlicher. Dagegen zeigten sich Erkrankungen an Grippe selten, obwohl noch immer 2 Todesfälle infolge von Grippe gemeldet wurden. Etwas häufiger als in der Vorwoche traten akute Darm⸗ krankheiten zu Tage, doch blieb der Verlauf meist ein günstiger. Die Theilnahme des Säuglingsalters an der Sterblichkeit war eine geringe; von je 160060 Lebenden starben, aufs Jahr berechnet, 44 Säuglinge. — Unter den Infektionskrankheiten blieb das Vorkommen von AUnterleibstyphus ein seltenes; etwas häufiger als in der Vorwoche kamen Erkrankungen an Masern, Scharlach und Diphtherie zur Anzeige, und zwar Erkrankungen an Scharlach aus dem Spandauer Viertel, an Diphtherie aus der Rosen⸗ thaler Vorstadt und dem Wedding am zahlreichsten. An Kindbettfieber sind keine Erkrankungen vorgekommen, wohl aber gelangte eine weitere Erkrankung an Genickstarre zur Meldung. Rosenartige Entzündungen des Zellgewebes der Haut blieben zahlreich; Erkrankungen an Keuch⸗ husten, die in 5 Faͤllen zum Tode führten, haben abgenommen. Rheumatische Beschwerden der Muskeln sowohl wie akute Gelenk rheumatismen gelangten etwas seltener als in der Vorwoche zur ärztlichen Behandlung.
Handel und Gewerbe.
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oherschlesier;. In Oberschlesien find am 8. . M. gestellt 3976, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen.
Magdeburg, 9. Mai. (W. T. B.) Zuckerbericht. Kornzucker exkl., von 92/0 —— neue 13,00, Kornzucker exkl. S8 o/ Rendement 11,965, neue 12, 10, Nachprodukte exkl., 75 oC O Rendement 926. Ruhig. Brotraffinade . —, Brotraffinade IL. — —, Gem. Raffinade mit Faß — —, Gem. Melis J., mit Faß — — Geschäftslos, Rohzucker. J. Produkt Transito f. 4. B. Hamburg pr. Mai 11,80 Gd., 11,825 Br., pr. Juni 11,75 Gd, 11,80 Br., pr. Juli 11,75 Gd., 11K80 Br., pr. Oktober⸗Dezember 11,40 bez., 11,4839 Br. Still. . . .
Frankfurt a. M., 9. Mai. (W. T. B) Die heute im Saale der Handelskammer tagende Vorversammlung der Bonds⸗ und d der 3/9 Western«, New⸗Vork⸗ und ennsylvania⸗Bonds, in welcher 2250 000 Bonds und Zertifikate vertreten waren, nahm folgende Resolution an: I) Der von dem New-⸗Norker Comité vorgelegte und von dem Frankfurter Comité befürwortete Reorganisationsplan erscheint wegen der dort den Bondsbesitzern igen n nn. durch die Sachlage in keiner Weise gerechtfertigten Benachtheiligungen, namentlich e, der sogenannten Terminalklausel und wegen der schrankenlosen Gewalt, die der Verwaltung eingeräumt wird, für die Bonds⸗ besitzer durchaus ungnnehmbar. 2). Es empfiehlt sich, die in r. zu vereinigen, um durch ein gemeinsames Vorgehen die Durchführung dieser Reorganisation und die Vergewaltigung, durch das New⸗Norker Comité zu pereiteln und die Einbringung eines neuen, den Bondshesitzern günstigen Plans herbeizuführen. München, 9g. Mai. (W. T. B). Die Oberbayerische dandels. und Gewerbekammer lehnte die Mitwirkung zur
bschaffung der sogenannten Konkurrenzklausel bei kauf ⸗ männischen Engagements ab. Die Aufrechterhaltung der gemischten *in n, wird von der Kammer befürwortet. eipzig, 9. Mai. (W. T. B.) Kam mzug⸗ Termin,; handel. La Plata Grundmuster B. per Mai 3,30 , ver Juni 5, œ5 46, per Juli 3,89 A, per August 3.374 6, per September
3, 40 Æ, per Oktober 3425 A1, ver November 342 , per De⸗ zember 3.45 6, per Januar 3,45 „6, per Februar 3, 5 4, per März 3, 5 , per April — M Umsatz: 15 000 kg.
Mann heim, 8. Mai. (B. T. B.) a,,, , . Weizen pr. Mai 14,335, pr. Juli 14 10, pr. Nov. 14,15. pr. Mai 12,99, pr. Juli 12,16. pr. Nov. 12265. Hafer per Mai 13,70, pr. Juli 13.350, pr. Nov. 12,55. Mais pr. Mai 10,20. pr. Juli 10, 25, pr. Nob. 10,40.
Brem en, 9. Mai. B. T. B.) Börsen - Schlußbericht. Raffiniertes Pet r oleum. (Offizielle Notierung der Bremer Petroleum⸗ Börse) Ruhig. Lofo 75 Br. — . Matt. Upland middling, lolo 37 3. — Schmalz. Ruhig. Wilcor 39 . Armour shield 33. , Cudahy 394 8, Fairbanks 33 3. — Speck. Ruhig. Short clear middling loko 35. — Taback. Umsatz 427 Packen St. Felix.
Wien, 9. Mai. (W. T. B.) Die Brutto ⸗ Einnahmen der Drientbahnen betrugen in der 15. Woche (vom 9. April bis 15. April 1894) 211 896,84 Fr., Zunahme gegen das Vorjahr 56 430,97 Fr. Seit Beginn des Betriebsjahres (om 1. Januar bis 15. April 1894) betrugen die Brutto⸗Einnahmen 2 984 274,11 Fr., Abnahme gegen das Vorjahr 423 743,03 Fr. .
— 10. Mai. (W. T. B.) Ausweis der Südbahn in der Woche vom 30. April bis 6. Mai 758 911 Fl., Mindereinnahme
46299 Fl. Pest, 9. Mai. (W. T. B.) Pro du ktenmarkt. Weizen flau, ver Mai⸗Juni 6,97 Gd., 6,99 Br., pr. Herbst 7,23 Gd. 7.24 Br. Roggen pr. Herbst 5, So Gd., 5,82 Br., Hafer pr. Herbft 280 Gd., 5,83 Br. Mais pr., Mai. Juni 4.85 Gd, 487 Br, pr. Juli⸗August 5,04 Gd., 5, o Br. Kohlraps pr. August⸗September 19,50 — 10,60.
London, . Mai. (W. T. B.) Wollauktion. Preise stetig bei guter w
An der Küste 2 ö angeboten.
96os0 Japazucker loko 145 ruhig, M üben⸗Roh zucker loko 1It ruhig. — Chile⸗Kupfer 398, per 3 Monat 402.
St. Petersburg, 9. Mai. (W. T. B.) Im Januar und Februar d. J. wurden aus Rußland ausgeführt für 2 700 000 Rbl. Waaren gegenüber 51 200 09000 Rbl. im vorigen Jahre. Eingeführt wurden für 48 000 000 Rbl. Waaren gegenüber 37 300 000 Rbl. im vorigen Jahre.
Java ⸗ Kaffee god
Am ster dam, 9. Mai. (W. T. B.) ordinary hI5. — Ban kazinn 45.
St. Petersburg, 9. Mai. (W. T. B) Die Reichsbank theilt mit, daß gestern zum Umtausch von Bankbillets und Qrienit⸗ anleihe in 4prozentige Staatsrente gefordert wurden: In der Reichsbank, ihren Komtors und Filialen 336 Millionen Rubel, in Privatbanken 160 Millionen und im Auslande 65 Millionen, im ganzen für 561 Millionen Rubel.
Christiania, 93 Mai. (W. T. B.) Die neue 40i91ge An⸗ leihe der Hypothekenbank wird am Sonnabend, den 12. d. M, . . in Kopenhagen und Hamburg zum Kurse von 100,55 auf⸗ gelegt.
New⸗JYPork, 9. Mai. (W. T. B.) Die Börse eröffnete ruhig, schwächte sich im weiteren Verlauf ab und schloß wieder ruhig. Der Umsatz der Aktien betrug 168 000 Stück. .
Morgen gelangen auf dem Dampfer Normannia“ 2 Millionen Gold zur Verl ern nach Europa; am Sonnabend sollen 3 Millionen verschifft werden. =
Weizen fest während des ganzen Börsenverlaufs auf reichliche Deckungen der Baissiers, ungünstige Ernteberichte aus San Francisco, Broadstreetsberichte und auf ungünstiges Wetter für die Aussaat im Nordwesten. Schluß fest. — Mais allgemein fest während des ganzen Börsenverlaufs auf abnehmende Ankünfte in den Westhäfen.
Chicago, 9. Mai. (W. T. B.. Weizen allgemein fest während des ganzen Börsenverlaufs auf Berichte von Ernteschäden in San Francisco und auf ungeklaͤrte politische Situation in Argen⸗ tinien. — Mais allgemein fest während des ganzen Börsenverlaufs.
Verdingungen im Auslande.
Niederlande.
19. Mai, 19 Uhr. De eerstaan wezend ingenieur im Bureau der Genie zu Am ster dam, Lynbaansgracht 1: Herstellung einer Küstenbatterie auf dem Vuurtoren⸗Eiland bei Durgerdam. Vor- anschlag: 177 000 Fl. (nicht, wie in Nr. 104 des ‚Reichs⸗Anzeigers“ n fn 1770 Fl.). Bedingungen auf dem genannten Bureau erhältlich.
Verkehrs⸗Anstalten.
Bremen, 16. Mai. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer „Elben ist am 8. Mai Nachmittags in New⸗YPork angekommen. Der Reichs⸗Postdampfer „Preußen“ ist am 9. Mai Vormittags in Hongkong angekommen. Der Reichs ⸗Postdampfer Bayern ist am 8. Mai Nach- mittags in Neapel angekommen. Der Schnelldampfer „Havel! hat am 9. Mai Vormittags Dover passiert; er überbringt 889 deer. und volle Ladung. Der Schnelldampfer „Lahn“ hat am 9. Mai K Dover passiert. er Schnell⸗ dampfer „Trave“ ist am 8. Mai Vermittags von New-Hork nach der Weser abgegangen. Der Postdampfer . Weser“ ist am 9. Mai Morgens in Gibraltar angekommen.
Hamburg, 9. Mai. (W. T. B.) am burg Am eri⸗ kanifche Paäacetfahrt⸗Aktien⸗Gesellschaft. Der Postdampfer Rhaetiaäa“ ist gestern Abend in Cuxhaven eingetroffen. Der Postdampfer Stubbenhuk. hat heute Morgen Seilly passiert.
London, 9. Mai. (B. T. B.)) Der Unisndampfer „Greek“ ist gestern auf der Ausreise von Lissabon abgegangen.
Theater und Mufik.
Königliches Opernhaus.
Gestern trat Frau Gadski vom Stadttheater in Bremen als Agathe im Freischütz' auf. Die jugendliche Sängerin ist dem Ber liner Publikum von ihren Gastspielen auf der Kroll schen Bühne noch in gutem Gedächtniß. Das Organ, das schon in früheren Jahren durch Frische und edlen Wohlklang auffiel, hat noch an Geschmeldigkeit und Fülle gewonnen. Die Sängerin verfügt über eine sichere Technik und zeigte sich den schwierigen Aufgaben, welche die Partie der Agathe stellt, völlig, gewachsen. In der großen Arie „Wie nahte mir der Schlummer! hatte sie Gelegenheit, ihre Virtuosität im Koloraturgesang, wie ihr Talent für lyrischen Ausdruck zu beweisen. Das sympathische Timbre ihrer Stimme kam zu voller Wirkung besonders in den getragenen Stellen ihres Gesanges. Was der Stimme an Kraft mangelt, kann die junge Künstlerin durch ihre weitere Entwickelung noch gewinnen. Mit ihrer gestrigen Leistung erwarb sie verdientermaßen reichen Beifall bei der ganzen Zuhörer, schaft. Die Besetzung der übrigen Rollen war unverändert, sodaß auch die , eine künstlerische Befriedigung gewährte.
Lessing⸗Theater.
Gestern Abend wurde der von seinen Aufführungen am ehemalig Wallner ⸗Theater bekannte und in früherer Zeit recht beliebte Schwank „Immer zerstreut!' von Th. Barrisre und Kdmond Gondinet in der geschickten Bearbeitung von Franz Wallner zum ersten Mal gegeben. Heute erscheint das nur auf Ver⸗ wechselungen von Personen und Briefen, sowie auf Ver= bergen augenblicklich auf der Scene unbequemer J sonen in Schränken und Nebenzimmern , Werk stark veraltet, wirkt aber doch mit seiner überaus komischen Scene im zweiten Akt bei einer fehr flotten Darstellung in sämmtlichen Haupt. rollen recht erheiternd und wurde an dieser Stelle guch freundlich von den Juschauern aufgenommen, während der erste Akt mit seinen etwas langathmigen Auseinandersetzun gen nur geringe Theilnahme finden konnte. Den Hauptantheil an dem Erfolge hatte Herr Franz Guthery