1894 / 117 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 21 May 1894 18:00:01 GMT) scan diff

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Tübingen, Jacobi in Homburg v. d. H., Ohlenschlager in Speyer, Pais in Pisa, Reisch in . Richardson in Athen, von Schwabe in Tübingen, Soldan in Darmstabt, Vahlen in Berlin, von Viiamowiß⸗-Röllendorff in Göttingen, White in Athen, ferner zu korrespondierenden Mitgliedern die Herren ern in Oxford, Hoernes in Wien, Kastriotis in 9. hardys auf Samothrake, Radimskz in Serajewo, Skigs und Sotiriadis in Athen. Die Schlußsitzung der Plenarversammlung fand am 19. d. M. statt.

Im Verein für deutsches Kunstgewerbe wird am Mitt⸗ woch Herr Professor E. Doepler d. J. einen Vortrag halten „über Schrift und Zeichnung im Buchgewerbe.. Der Vortrag wird durch eine Ausstellung älterer und neuerer Beispiele von Druckschriften und Buchverzierungen erläutert werden. Die Sitzung findet statt im großen Saale des Architektenhauses, 87 Uhr Abends.

Land⸗ und Jorstwirthschaft.

Saaten stand in Dänemark. ; Die Wintersaaten haben sich infolge der feuchten und milden Witterung der letzten Wochen kräftig entwickelt, besonders gilt dies vom Weizen, während über den Stand des ö stellenweise aus Iltland Klagen saut werden. Die Sommeraussaat ist fast überall deendigt und meistens gut aufgegangen. Auch die Wiesen haben sich dank der reichlichen Niederschlaͤge erholt.

Verkehrs⸗Anstalten.

Der Schnelldampfer Veendam“ der Niederländisch⸗ Amerikanifchen Dampfschiffahrts-Gesellschaft ist am 19. d. M. in New⸗JYork angekommen.

Bremen, 20. Mai. (W. T. B.) Norddeutscher, Lloyd Der Postdampfer, Mark“ ist am 17. Mai von Buenos Aires nach der Weser abgegangen. Der Schnelldampfer Fulda=, nach Genua bestimmt, hat am 18. Mai, 2 Uhr Nachmittags, Punta. Delgada passiert. Der Reichs ⸗Postdampfer . Bayern“, nach Ost⸗Asien be⸗ stimmt, ist am 18. Mai Nachmittags in Aden angekommen. Der Reichs- Postdampfer „Hohenstaufen“, von Australien kommend, ist am 19. Mai, 94 Uhr Vormittags, auf der Weser angekommen. Der Postdampfer Gerg“, nach Baltimore bestimmt, hat am 19. Mai, s Uhr Morgens, Lizard passirt. Der Postdampfer Graf Bis⸗ marck“, von Brasilien kommend, hat am 19. Mai, 7 Uhr Morgens, St. Catherines Point passiert.

Hamburg, 21. Mai. (W. T. B.) am burg ⸗Ameri⸗ kanische Packetfahrt⸗Aktien⸗Gesellschaft. Der Postdampfer Colonia“, von Hamburg kommend, ist am Sonnabend in St. Thomas eingetroffen. Der Postdampfer Moravia“, von Ham⸗ burg kommend, ist gestern 3 Uhr Nachmittags in New-⸗Jork eingetroffen.

London, 19. Mai. (W. T. B.) Der Castle⸗Dampfer Lismore Castle“ hat gestern auf der Ausreise die Canarischen Inseln passiert. .

21. Mai. (W. T. B.) Der Union dampfer Spartan“ ist am Sonnabend auf der Ausreise von Southampton abgegangen.

Theater und Musik.

Königliches Schauspielhaus.

Das Lustspiel »Der Tugendwächter‘, das Eugen Zahel nach dem Spanischen des Lope de Vega für die deutsche Bühne bearbeitet hat, fand am Sonnabend bei seiner ersten Aufführung eine recht warme Aufnahme. Das Glück, welches diese Art romantischer Scherispiele in letzthr Zeit auf der Bühne begleitet, erscheint fast wie ein trotziger Protest gegen den pessimistischen und schwerfälligen Naturallsmus der neuesten Dramenliteratur. An fein gegliederte Seelenanalyse und kunstvoll gepflegte Charakterentwickelung ge⸗ mahnt nichts in dieser spanischen Komödie, die lediglich auf ein lustiges Intriguenspiel hinausläuft, das dazu dient, eine Be⸗ hauptung, die im ersten Alt am Hofe der liebekranken Königin von Neapel h aufgestellt ist, in den drei letzten Aufzügen keck zu widerlegen. Roberto'z Ansicht, daß man ein Weib mit Strenge und Gewalt vor allem Liebesgetändel hüten könne, erklärt die Königin für das Unmöglichste auf Erden: ein Weib allein könne seiner Tugend Hüter sein. Zum Beweise dessen beginnt Lisardo, der vertraute Rath der Königin, ein Liebesspiel mit Roberto's Schwester Diana in allen Ehren, wie es sich am Hofe einer jungfräulichen Königin schickt —,

*

gewinnt ihre Zärtlichkeit, und Roberto selbst muß ihm die Geliebte unerkannt ins ö. führen. Der Erfinder und Leiter der intriganten Einfälle ist Lisardo's Diener Ramon, dem die Lust und Freude an Späßen und Scherzen aus den Augen lacht; die Liebenden selbst brauchen nur ihr Herz zu entflammen und ö zu sein. Das scenische Gefüge des Lustspiels ist überaus leicht nnd durchsichtig; es wird ausgefüllt durch die listigen und fröhlichen Einfälle Ramon's; aber es ist umwoben von südlichem Sonnenglanz und Mondes schimmer, umtönt von Saitenspiel, geschmückt mit zierlich gesetzten klugen Reden, dig in gereimten Versen glatt und fließend ausklingen. Das Spiel verlangt von den meisten Dar⸗ stellern nur Heiterkeit und Grazie. Die Damen Poppe, von

ochenburger und von Marburg entfalteten von beidem ein reichliches Theil, und die Herren Purschian, Arndt und Keßler stimmten in diesen Ton fröhlich ein. Einen besonderen Erfolg erzielte Herr Vollmer als dummer schwerfälliger Hüter des Hauses; die ö Beschränktheit dieses Anklitzes wirkte unwiderstehlich omisch. Dem „Tugendwächter“ schloß sich das alte Benedix'sche Genrebild Die Dienstboten“ an. Die Rolle der traumkundigen Köchin Christiane führte Frau Schramm zu allgemeiner Erheiterung in ihrer urwüchsigen drastischen Weise 6a dem vorsichtigen Kutscher Buschmann mit einem Bildungsdrange verlieh Herr Vollmer durch die würdevolle Ruhe seiner Bewegungen und durch den gedämpften Ton seiner Sprache ein heiteres Gepräge. Frau Conrad als Milchmädchen that in ihrer Hast und Beweglichkeit des Guten beinahe zu viel; die übrigen Mitwirkenden konnten befriedigen. Jedenfalls weckte die frische Darstellung des kleinen Cinakters bei den Zuschauern fröhliche Laune und herzhafte Lust zu lauten Beifallsäußerungen.

Berliner Theater. Zum würdigen Abschluß seiner an Erfolgen und Ehren reichen

theatralischen Wirksamkeit wurde von Herrn Ludwig Barnay Goetheis „Faust? in einer glanzvollen Vorstellung am Sonn abend zum ersten Mal an dieser Bühne dem Publikum vorgeführt. Das Werk war sorgsam vorbereitet und dekorativ stimmungsvoll ausgestattet, und alle Mitwirkenden hatten sich mit an⸗ erkennenswerther ingebung in ihre Rollen versenkt. Vor⸗ nehmlich muß dem Fräulein Charlotte Boch für die eindringliche und lebenswahre Durchführung der Rolle des Grethchen warmes Lob espendet werden. Reichen auch die Stimmmittel der begabten

ünstlerin für die leidenschaftlichen Scenen nicht ganz aus, so wußte sie doch die harmlose Freude des bescheidenen jungen Mädchens über . Geschenke und seine Liebeswerbung, ihre nicht ins Wanken zu ringende Liebe für den Verführer und den Kummer um den selbstverschuldeten Verlust der Mutter und des Kindes in herzgewinnender Weise zum Ausdruck zu bringen. Der von Herrn Kraußneck mit der diesem hervorragenden Künstler eigenen Würde und Kraft dargestellte Faust fand gleichfalls reichen und wohlverdienten Beifall; allerdings hätte seine Maske als Liebhaber Grethchen's jugend⸗ licher, sein Auftreten elastischer sein können. Der Mephisto wurde von Herrn Sus ke gegeben. Er brachte den übermüthigen Spott, namentlich in den Scenen mit dem Schüler, mit Grethchen und der alten verliebten Marthe zur Erheiterung des Publikums gut zur Geltung, doch konnte seine Auffassung nicht überall unbedingte Zustimmung finden. In den kleineren Rollen der Marthe, der Hexe, des Schülers, des Valentin und des Siebel hatten die Damen Baumeister und, Wilke, sowie die Herren Schindler, Stockhausen und Formes gleichmäßigen Antheil an dem Erfolg der wohlgelungenen Vorstellung.

Im Königlichen Opernhause gelangt morgen zu Richard Wagner's Geburtstag „Der fliegende Holländer“ mit folgender Be⸗ setzung zur Aufführung: Holländer: Herr Bulß, Senta: Frau . Daland: Herr Krolop, Erick: Herr Sommer. Kapellmeister

eingartner dirigiert.

Im Königlichen Schauspielhause gehen morgen Lope de Vega's Lustspiel Der Tugendwächter', bearbeitet von Eugen Zabel, und Benedixr“ Genrebild „Die Dienstboten in Scene.

Das Friedrich⸗Wilhelmstädtische Theater beschließt mit dem 31. d. M. seine Spielzeit; bis dahin gelangen Wieder⸗ holungen der Strauß'schen Operette ‚Der lustige Krieg“ und Boccaccio‘ von Supps zur Darstellung.

Mannigfaltiges.

Nach Allerhöchster Bestimmung Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin findet die diesjährige Generalversammlung des Vaterländischen Frauen-⸗-Vereins Mittwoch, den

, ö owie unseter

statt, wozu wir alle , des Hauptvereins Zweig und Hilfs. Vereine hierdurch freundlichst einladen. . Legitimation beim Eingange dient die Quittung über den gejahlten Vereinsbeitrag. Der Vorstand des Vaterländischen Frauen⸗Vereins. Charlotte Gräfin von Itzenplitz.

Der Verein DeutscherLehrerinnen und Erzieherinnen beging am Sonnabend im Zoologischen Garten das Jubelfest seinet 26 jährigen Bestehens. In Vertretung des Ministers der geist⸗ lichen ꝛc. Angelegenheiten Dr. Bosse, der dem Verein schriftlich ge.

deihliche Weiterentwicklung gewünscht hatte, war der Ministerial,

Direktor Dr. Kügler erschienen. Den Festsaal schmückte das Oej, gemälde der Begründerin des Vereins, des vor etwa vier Jahren ver, storbenen Frl. Mithène. Von den Mitgliedern des ersten Vorstandeß wohnte Frau Marie Gubitz der Feier bei, die mit einem von Fraͤulein Hermann gedichteten, von Fräulein Luise Arndt vorgetragenen Prolog eröffnet wurde. Alsdann sang der Schülerinnenchor der Königlichen Elisabethschule eine vom Professor Friedrich Bachmann gedichteke und für dreistimmigen Frauenchor und Soli komponierte Festtantatey In längerer Ansprache gab hierauf Fräulein Hermann als derzeitige Vorsitzende einen Abriß der Geschichte des Vereins, dessen Be— gründung bei Gelegenheit des 1869 hier abgehaltenen Lehrer, tages an e et und alsbald zur Ausführung gebracht wurde. Die schönste That des jetzt über 709 Mitglieder zählenden Veresnz war die 1878 erfolgte Errichtung des. Feierabendhauses in Steglitz, dessen Insassen durch General-Direktor Heyl dem Verein Dank ünd Glückwünsche aussprechen ließen. Bei dem Festmahl nahm Ministerial⸗Direktor Kügler das Wort, um Seiner Majestät des Kaisers und Königs zu gedenken, Allerhöchstwelcher die heilende Hand an die schweren Wunden unserer Zeit gelegt und gemahnt habe, alle Kraft einzusetzen, um in der Jugend Vaterlandsliebe, zu wecken und zu pflegen. Für die von Fräulein Hermann begrüßten Gäste antwortete Professor Wätzoldt, Direktor der Königlichen Elisabethschule, mit Worten der Anerkennung für das von dem Verein bisher Erreichte und mit besten Wünschen für die weitere Entfaltung. Professor Bachmann toastete auf das Kuratorium des Feierabendhauses, in dessen Namen Handelsrichter Jacob antwortete. Dem Dank für das Erscheinen det Regierungsvertreters gab Frau Banquier Oskar Kohn, die Mit— schöpferin des Feierabendhauses, beredten Ausdruck. Für den Verein der Beutschen Volksschullehrerinnen sprach Fräulein Schneider, für den Hausfrauenverein Frau Lina Morgen— stern. Der Letteverein, der bei der Feier durch seine Vorsitzende Frau Schepeler⸗Lette vertreten war, hatte seine Glückwünsche in einem Schreiben ausgedrückt; das Heimathhaus für Töchter höherer Stände sandte ein Begrüßungstelegramm. Durch künstlerische Genüsse ver— schönten die Feier Konzertmeister Rehfeld, Opernsänger Liban und Frau, sowie die Sängerinnen Fräulein Müller und Fräulein Goldstein.

Posen, 20. Mai. Aus Gnesen wird den „Neuest. Nachr.“ gemeldet:! Major von Werder vom Dragoner ⸗Regiment don Arnim (2. Brandenburgisches) Nr. 12 stürzte gestern bei einer Uebung mit dem Pferde und wurde von den ihm folgenden Dragonern über— ritten. Sein Zustand ist hoffnungslos.

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Chicago, 19. Mai. Am vergangenen Donnerstag wurde dem „W. T. B.‘ zufolge das westliche Ufer des Michigansees von einem außerordentlich heftigen Sturm heimgesucht. Zahlreiche Schiff⸗ brüche werden gemeldet; zehn Personen sind ertrunken.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

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icht vom 21. Mai, ist bei meist

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schwacher, vorwiegend nordöstlicher r Morgens. bis nordwestlicher Luftströämung das Wetter Orientrẽise. (Niobe: Jenny Groß)

Lessing Theater. Dienstag: Niobe und Die

Konzerte.

GChristiansund

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Wetter.

Temperatur in O Celsius 50 C. 40 R

Bar. auf 0 Gr u. d. Meeressp. red. in Millim

halb bed. halb bed. Regen wolkig heiter

Belmullet .. Aberdeen...

22 S8 S*

Kopenhagen. Stockholm. 2 . t. Petersbg. Moskau ... Cork, Queens; town... Cherbourg. . ,,, ö mburg .. winemünde Neufahrwasser Memel i. 4 ünster. .. Karlsruhe .. Wiesbaden. München .. Chemnitz.. Berlin ....

Wien.... Breslau...

Ile d'Aix .. U n T t bedeckt 16

) Nachts Regen. Nachts Regen. 3) Gestern Regen. Abends, Nachts Regen. 5) Abends, Morgens Gewitter. c) Nachts Regen.

Uebersicht der Witterung.

Eine breite Zone mit niederem, . ver ·

wolkenlos bedeckt wolkenlos

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heiter heiter wolkig 6 bed. alb bed. bedeckt bedeckt) Regen?) bedeckt bedeckt Regen?) bedeckt) bedeckt Regens) bedeckt o) wolkenlos wolkenlos

Regen bedeckt

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thellten Luftdruck erstreckt sich von dem westlichen Mittelmeer nordwärts über Zentral-Europa hinaus nach Nordskandinavien hin, während westlich von

den Britischen Inseln und über dem Innern Ruß⸗

lands Hochdruckgebiete lagern. Ueberall ist die Luft⸗ bewegung schwach, nur in der Kanalgegend wehen starke nordöstliche, über der Biscayasee starke nord⸗

trübe und kühl; vielfach ist Regen gefallen. In der Südhälfte Deutschlands sowie in Süd frankreich fanden zahlreiche Gewitter statt. Nizza meldet 4 mm, Kiew 21 mm Regen. Fortdauer der kühlen, trüben Witterung ist demnächst noch

wahrscheinlich. ö Deutsche Seewarte.

11 Theater ⸗Anzeigen.

Königliche Schauspiele. Dienstag: Opern. haus. 131. Vorstellung. Der fliegende Holländer. Romantische Oper in 3 Akten von n Wagner. In Scene gesetzt vom Ober: Regisseur Tetzlaff. Dekorative Einrichtung vom Ober⸗Inspektor Brandt. . . Kapellmeister Weingartner. Anfang

* T.

Schauspielhaus. 138. Vorstellung. Der Tugend⸗ wächter. Lustspiel in 4 Aufzügen, nach Lope de Vega, mit theilweiser Benutzung der Braunfels'schen Uebersetzung, für die deutsche Bühne bearbeitet von Eugen 3. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Dekorative Einrichtung vom Ober⸗In⸗ spektor Brandt. Die Dienstboten. Genrebild in 1 Aufzug von Roderich Benedix. In Seene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Anfang 79 Uhr.

Mittwoch: Opernhaus. 132. ,, Zum ersten Male. Die verkaufte Braut. omische Oper in 3 Akten von Friedrich Smetana. Text von K. Sabina, deutsch von Max Kalbeck. Tanz von Emil Graeb. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. 5 75 Uhr.

chauspielhaus. 139. Vorstellung. Nathan der Weise. Dramatisches Gedicht in 5 Aufzügen von G. E. Lessing. Anfang 74 Uhr.

Dentsches Theater. Dienstag: Der Herr Senator. Anfang 71 Uhr. .

Mittwoch: Geographie und Liebe.

Donnerstag: Der Herr Senator.

Freitag: Don Carlos.

Berliner Theater. Dienstag: Kean. Anfang 73 Uhr. Mittwoch: Faust. Anfang 7 Uhr.. Donnerstag: Das Glas Wasser. (Ludwig

östliche bis nordwestliche Winde. In Deutschland

Barnay .)

Mittwoch und folgende Tage: Madame Sans⸗ Géne. (Jenny Groß.)

Friedrich Wilhelmstüdtisches Theater. C hausseestraße 25. .

Dienstag: Der lustige Krieg. Komische Operette in 3 Akten von T. Zell und Richard Gene. Musik von Johann Strauß. Regie: Herr Unger. Dirigent: Herr Kapellmeister Federmann.

Um 6J Uhr: Im prachtvollen Park: Großes Konzert, ausgeführt bon dem ganzen Orchester des Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theaters unter Leitung des Konzertmeisters Herrn F. Stiemer.

Anfang des Konzerts 69 Uhr, der Vorstellung 7 Uhr.

Mittwoch: Im prachtvollen Park um 6 Uhr: Großes Konzert. Im Theater um 75 Uhr: Der lußstige Krieg.

Residenz Theater. Direltion: Sigmund Lauten · burg. Dienstag: Neu einstudiert: Die Familie Pont Biquet. Schwank in 3 Akten von Alexandre . Deutsch von Max Schönau. Anfang

'r. Uhr. Mittwoch und Donnerstag: Dieselbe Vorstellung.

Theater Unter den Linden. Dienstag: Ermäßigte Preise. Der Obersteiger, Operette in 3 Akten von M. West und L. Held. Mn von 8 6 Hierauf: Farfarello, Ballet. Anfang

n.

Adolph Ernst Theater. Letzter Monat. Dienstag: Charley's Tante. Schwank in 8 Akten von Brandon Thomasg. Vorher: Die Bajazzi. , Posse mit Gesang in 1 Akt von Cd. Jacobson und Benno Jacobson. Mustk von Franz Roth. In Scene gesetzt von Ad. Ernft. Anfang

73 Uhr. Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.

Bentral - Theater. Alte Jakobstrahe Nr. 30. Dienstag: Gastspiel von Emil Thomas,. Der Traum des Aktionärs. Dramatisches Quodlibet in 3 Akten (5 Bildern) mit Gesang. (Doktor , Schladeritz, Stritzow, Geyer, Gaspard,

entier Blasel: Emil Thomas.)

Mittwoch und folgende Tage: Der Traum des Aktionãrs.

Kroll's Etablissement. Dienstag: Erstet großes Wagner ⸗Konzert. Neues Orchester: Paul Prill. (Bei ungünstigem Wetter im Saal.) Anfang 63 Uhr. ö

Mittwoch: Nach Schluß des Korso: Großes Doppel⸗Konzert. Anfang 5 Uhr. Entrée 50 4, Dutzend ⸗Billets 4 100 .

Auf der Terrasse: Wein⸗Restaurant bei freiem Entrée. Diners von 3 an.

ü 7 ä Familien⸗Nachrichten.

Ver lobt: Frl. Irmgard Hermes mit Hrn. Haupt⸗= mann Arthur Lobach (Graudeng. Verehelicht: Hr. Robert Boering ⸗Manteuftl mit Frl. Helene von Puttkamer (Ritterzut Heidersdorf bei Wohlau). ö. Geboren: Ein Sohn: Hrn. Hauptmann a. V. Otto Flemming (Naumburg a. S.). Hun. Lieut. von Borcke (Hannover). Hrn. Douglak⸗ Zerbow. Hrn. Professor Pr. Schur (Aachen Hrn. Pastor K. Voß (Suschen). Hm. Gymnasial · Direktor Thalheim (Hirschberg)= Eine Tocht er: Hrn. Regierungs⸗Rath Hr. Chet Breslauj. Hin. Ritkergutebesitzer Cdmmd chube (Kurzwitz bei Juliusburg). Gestorben: Hr. Major 3. B. Hermann Alla (Koblenz. = Hr. Sberst - Lieut. 4. V. Wilheln von Philipsborn (Darmstadt). Hr. Geh. IAdmiralitals⸗Rath Robert Wagner (Friedenau). Fr. Eva von Queis, geb. Tietze (Grzybowen hei Stürlack Sst Fr.). Hr. Geh. Justiz Rath un Ober⸗Landesgerichts⸗Rath a. D. Friedrich Auguß Hesse (Naumburg a. S.). Fr. Eugenie 1 Salisch, geb. von Frankenberg Ludwigodor (Koschnöwe).

m.

Redakteur: Dr. H. Klee, Direktor.

Berlin: k Verlag der Expedition (Scholy.

Druck der Norddeutschen Buchdruckerel und gh Anstalt, Berlin 8mYy., Wilhelmstraße Nr. 3

Sieben Beilagen leinschließlich Börsen⸗Beilage),

63

und die Pfandbrief Berloofungglistz der Sin

deutschen Bodenereditbank.

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

Berlin, Montag, den 21. Mai

1894.

Breuszischer Landtag. Haus der Abgeordneten.

68. Sitzung vom 19. Mai 1894.

Der Sitzung wohnen der Justiz-Minister Dr. von Schelling und der Minister für Landwirthschaft 2ꝛc. von Heyden bei.

Auf der Tagesordnung steht zunächst die erste Lesung des Gesetzentwurfs, betreffend die Fischerei der Ufer⸗ eigenthümer in den Privatflüͤssen der Provinz

Westfalen. ; Abg. Dr. Freiherr von Heereman (Zentr.) erklärt, daß der

vorliegende Gesetzentwurf, welcher der Initiative des Provinzial⸗ Fischereivereins entsprungen sei und die Zustimmung des Provinzial. Landtags erhalten habe, dem allgemeinen Bedürfniß und den Wün⸗ schen von Westfalen entspreche. Im allgemeinen liege die Fischerei in Westfalen infolge der. Raubfischerei und der Ver— unreinigung der Flüsse durch die Industrie sehr darnieder. Gine gesetzliche Ordnung der Fischerei sei um so mehr ge— boten, als die bei Erlaß des Fischereigesetzes von 1874 gehegte Er—= wartung, es werde der genossenschaftliche Fischereibetrieb die Einzel⸗ fischerei mehr und mehr ersetzen, sich nicht erfüllt habe. Allerdings greife der Enzwurf in das Privatrecht ein, aber das sei im öffent— lichen Interesse nothwendig. Von einer Kommissionsberathung möge ö da sonst das Gesetz leicht in dieser Tagung scheitern könnte,. (

Abg. Freiherr von Plet tenberg⸗Mehrum (kons.): Bisher habe man der Fischzucht in Westfalen durch das Verbot der Zuleitung schädlicher ö in die Flüsse, Bestimmung von Schonzeiten und Vorschriften in Bezug auf Fanggeräthe aufzuhelfen gesucht. Das ge⸗ nüge jedoch nicht; man müsse gewisse Beschränkungen des Eigenthums⸗ rechts, die mit dem Betreten fremden Grund und Bodens verknüpft sind, eintreten lassen, wenn solche auch dem besonders in West— falen ausgebildeten Selbständigkeitstriebe widersprächen. Dieser Trieb dürfe jedoch nur so weit als berechtigt anerkannt werden, als er sich mit dem Gemeinwohl vertrage. Redner erklärt sich für die Ueber— i, der Vorlage an eine Kommission.

Abg. Kirsch Hentt) stimmt der Vorlage zu, regt aber die Frage an, ob nicht nach Analogie des Jagdpolizeigesetzes auch . Strafbestimmungen für den Fischfrevel vorzusehen seien. Redner be— mängelt sodann die ten, , n des § 10, wonach die Fischerei⸗ versammlungen ihre? schluff⸗ in Ermangelung anderweiter Verein⸗ barungen nach der Uferlänge fassen sollen, wobei eine Strecke von 10 m als Raumeinheit angesehen werde. Das werde in einzelnen Fällen zu großen Unzuträglichkeiten führen. Auch sonst habe er gegen eimelne Bestimmungen der Vorlage mancherlei Bedenken und empfehle deshalb die Verweisung an eine Kommission von 17 Mitzliedern.

Abg. Wil lebrand (Zentr.) ist mit der Kommissionsberathung einderstanden. Er billige zwar den im Gesetzentwurf ausgesprochenen Grundsatz, daß künftig selbständige und gemeinschaftliche Fischerei⸗ bezirke eingeführt werden sollen; aber er könne sich nicht damit ein⸗ verstanden erklären, daß nach §z 4 der selbständige Fischereibezirk 300 m Länge, umfassen müsse. Es gebe Fischereiberechtigte, die einen kleineren Bezirk besäßen, und deren Fischereigerechtsame auf einem Rechtstitel beruhten, die auf diese Weise empfindlich geschädigt würden.

Abg. Humann (Zentr.) führt den Rückgang der Fischerei auf die Verunreinigung der Flüsse und Bäche durch die Industrie, sowie auf die Beseitigung der Krümmungen und auf die dadurch herbei⸗ geführte Entsandung der Flüsse zurück. Von der Vorlage verspricht Redner sich wenig Erfolg. Abg. Schmitz ⸗Erkelenz (Zentr.) bittet den Minister für Landwirth⸗ schaft, das schon lange verheißene Fischereigesetz für die Rheinprovin; baldigst, vorzulegen, weil der Mangel gesetzlicher Vorschriften die Fischereierträgnisse in der Rheinprovinz benachtheiligt habe.

Minister für Landwirthschaft 2c. von Heyden:

Dem letzten Wunsch des Herrn Vorredners, mich bezüglich der

Verlegung eines gleichen Gesetzentwurfs für die Rheinlande zu äußern, kann ich entsprechen. Die Verhandlungen sind so weit ge⸗ fördert, daß eine solche Vorlage demnächst dem Provinzial-Landtag der Rheinprovinz zugehen wird. Der Gesetzentwurf für Rheinland wird im wesentlichen auf denselben Grundlagen beruhen, wie der für Westfalen. . Mit letzterem ist die Staatsregierung lediglich den Be— schlüssen des Abgeordneten⸗ und Herrenhauses aus dem Jahre 1887 nachgekommen. Die Herren Redner, welche diese Angelegenheit be⸗ handelt haben, differierten in ihren Ansichten bloß darin, ob es noth⸗ wendig sei, diesen Gesetzentwurf noch einer Kommission zu überweisen, oder ob er sofort in zweiter Berathung hier behandelt werden könne. Der Hauptgrund für Kommissionsüberweisung schien der zu sein, daß sonst vielleicht der Vorwurf erhoben werden könnte, die Landesvertretung habe die Angelegenheit zu leicht genommen. Nun mag der Beschluß des Hauses bezüglich der geschäftlichen Be— handlung des Gesetzentwurfs ausfallen, wie er wolle der Vorwurf, die Sache sei zu leicht genommen, wird nicht mit Recht erhoben werden können. Seit 1887 ist diese Angelegenheit in den zunächst be⸗ rufenen Körperschaften verhandelt; der Beschluß des Abgeordneten hauses ging dahin, man solle diese Angelegenheit nicht durch allge⸗ meines Landesgesetz, sondern provinziell regeln. Infolge dessen ist seit 1887 von dem Fischereiverein der Provinz Westfalen und wiederholt vom Provinzial Landtag in der Sache beschlossen und der jetzt vorliegende Entwurf mit nur geringen Abweichungen vom Provinzial Landtag Westfalens angenommen, sodaß für die Gestaltung desselben im wesentlichen die Organe mit verantwortlich sind, welche der Sache am nächsten stehen.

Wenn nun einzelne der Herren Vorredner bemängelt haben, daß der Gesetzentwurf nicht genügend detaillierte Bestimmungen aus dem agdpolijeigeset übernommen habe, so möchte ich glauben, daß dieser Vorwurf nicht gerechtfertigt ist. Sie können die vorgeschlagenen Bestim⸗ mungen, nachdem sie dem nächstbetheiligten Organ als ausreichend erschienen sind, meines Erachtens wohl annehmen. Ob hier besondere Straf⸗ bestimmungen eingefügt werden, wie im Jagdpolizeigesetz, oder ob die allgemeinen Strafbestimmungen des Strafgesetzbuchs platzgreisen, ist von untergeordneter Bedeutung.

Dagegen würde es bedenklich sein, die Abgrenzung der Hlbstin digen Fischereibezirke hinsichtlich ihrer Ausdehnung in

em Flußlauf von 500 m, wie die Vorlage will, auf m, wie Herr Wilbrandt vorgeschlagen hat, zu erhöhen,

u fen den Wünschen der Betheiligten. Diese Frage ist im Provinzial⸗ 29. tag erörtert; es ist mit Rücksicht auf die Verhältnisse der Provinz estfalen gerade die Strecke von 00 m gewählt. (Sehr richtig h

Ich glaube, wenn man eine solche Angelegenheit provinziell ordnet, dann muß man gerade solche Fragen der provinziellen Entschließung überlassen. Es ist ferner eine Detailbestimmung, wie sie das Jagd⸗ polizeigesetz enthält, vermißt, ob im Fall der Verpachtung der Pächter stets eine Person sein muß, oder ob mehrere Personen Pächter sein können. Wenn mehr als drei Personen Eigenthümer des Fischereibezirks sind, dann muß nach der Vorlage die Verpachtung stattfinden; es würde ein nonsens sein, wenn man bei dieser Sachlage eine Verpachtung an zehn Personen zulassen wollte. Diesen Punkt kann man der Hand⸗ habung und Auslegung des Gesetzes überlassen.

Ich wiederhole, ein Vorwurf wegen unzureichender geschäftlicher Behandlung kann nach der ganzen Vorgeschichte nicht erhoben werden, wenn das Gesetz sofort in zweiter Lesung erledigt wird.

Abg. Schwarze (Zentr.) hält eine Kommissionsberathung nothwendig, namentlich weil ähnliche Gesetze . für . apf vinzen erlassen werden müßten.

Abg. v. Bockum-Dolffs (fr. kons.) spricht sich namens seiner Partei gegen eine Kommissionsberathung aus, während

Abg. Dr. Irmer (kons.) diese für nöthig erklärt, weil in Privat⸗ ö eingegriffen werde, wobei man mit größter Sorgfalt verfahren müsse.

Abg. Dr, Lohmann Hagen (ul.) glaubt, daß es ohne Eingri in die hepa frech nicht möglich sei, die Fischerei zu heben, 9 bittet dringend um baldige Annahme des Gesetzes.

Die Vorlage wird hierauf einer Kom mission von 14 Mitgliedern überwiesen.

Es folgt die erste Berathung des Gesetzentwurfs zur Ausführung des Reichsgesetzes, betreffend AÄAb— änderung des. Illg fe über die Abwehr und Unter⸗ drückung von Viehseuchen vom 1. Mai 1894. . Abg. Hon Men del⸗Steinfels (kons.) weist darauf hin, daß die Impfung sich als ein gutes Mittel gegen die Lungenseuche erwiesen habe, und man in der Provinz 2e, daher den Wunsch hege, daß die Impfung allgemein zwangsweise eingeführt werden möge. Alle Bedenken, welche gegen die Impfung bisher geltend gemacht worden, seien durch die Erfahrung als unbegründet erwiesen worden. Es gingen bei der Impfung nur 2 3 60 der Bestände zu Grunde, und für diese Verluste solle die Versicherung entschädigen. Die Vorlage treffe in dieser Beziehung vollständig das Richtige; sie lasse den Provinzen für die Handhabung der Versicherung die nöthige Frei⸗ heit der Bewegung. Redner bittet den Minister, dafür Sorge tragen zu wollen, daß den Thierärzten, welche mit der Impfung be⸗ auftragt werden, besondere Unterweisungen über das Impfverfahren zu theil würden. Ferner sollte man nicht bloß die ohnehin belasteten Kreis⸗Thierärzte . das Impfgeschäft bestimmen. Schließlich empfiehlt Redner die Annahme des Gesetzes ohne weitere Kommisslonsberathung.

Abg. von Bockelberg (kon) bittet den Minister, in Bezug auf

die Abwehr der Tuberkulofe Maßregeln zu treffen; es handele sich“

dabei allerdings nicht um eine Seuche im eigentlichen Sinne, sondern mehr um eine Krankheit.

Minister für Landwirthschaft 2ꝛc. von Heyden:

Es ist mir nicht ganz klar geworden, welche Antwort der Herr Vorredner eigentlich von mir erwartet. Mit der jetzigen Vorlage hat die Tuberkulose des Rindviehs nur einen sehr losen Zusammen⸗ hang, höchstens insofern, als auch eine Impfung mit Tuberkulin nur würde angeordnet werden können, wenn dies vorgängig durch Reichsgesetz für zulässig erklärt wird. Zur Abänderung des Reichs⸗Viehseuchen⸗ gesetzes ist die Frage der Tuberkulin⸗Impfung noch nicht spruchreif. Die Staatsregierung hat schon seit längerer Zeit Versuche darüber angestellt, welche Wirkungen Tuberkulin⸗Impfungen haben. Diese Versuche haben zu einem positiven Ergebniß bisher nicht geführt und sind vorläufig eingestellt; und es ist der Wissenschaft überlassen, auf diesem Gebiete weiter zu arbeiten. Dies geschieht. Seitens der Staats⸗ verwaltung ist die Eintichtung getroffen, daß durch Vermittelung der Berliner Thierärztlichen Hochschule Tuberkulin zu Impfzwecken zu billigen Preisen abgegeben wird, hiervon wird aus allen Theilen des Landes Gebrauch gemacht. Ich glaube damit das Tuberkulin verlassen zu können.

Im übrigen empfehle ich mit Herrn von Mendel, diesen für die Interessen der Provinz Sachsen wichtigen Gesetzentwurf noch in dieser Tagung anzunehmen und zu dem Zweck ihn heute schon in der zweiten Lesung zu berathen.

Abg. Freiherr von Erffa⸗Wernburg (kons.) wünscht die Errich⸗ tung von Gefahrenklassen für die Entschädigungen der Verluste durch Lungenseuche.

Minister für Landwirthschaft ꝛc. von Heyden:

In der Gesetzvorlage war ein Hinweis auf Gefahrenklassen nicht gut anzubringen. Die Gesetzvorlage geht davon aus, daß die be⸗ treffenden Verbände diese Frage selbst zu regeln haben, und es wird Sache der Provinzialverbände, speziell des der Provinz Sachsen sein, bei der Beitragsausschreibung die Gefahrenklassen, wie sie der Herr Vorredner eingeführt wissen will, zur Einführung zu bringen. Im übrigen möchte ich den Herrn Vorredner bitten, der Seite 8 der Be⸗ gründung des Gesetzentwurfs seine Aufmerksamkeit zu schenken. Dort ist auf diesen Punkt ausdrücklich aufmerksam gemacht.

Damit schließt die erste Lesung.

Die einzelnen Bestimmungen der Vorlage werden in der sich unmittelbar anschließenden zweiten Lesung ohne erheb⸗ liche Debatte genehmigt.

Es folgt die e,. Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Rechte des Vermiethers an den in die Miethsräume eingebrachten Sachen.

Nach 5 1 der Vorlage soll das Pfandrecht des Ver⸗ miethers sich nicht auf die der Pfändung nicht unterworfenen Sachen erstrecken. S 2 bestimmt, daß das Gesetz mit dem Tage . Verkündigung in Kraft treten und auch für die zu dieser Zeit bestehenden Miethsverhältnisse gelten soll.

Die Kommission hat dem f 1 die Bestimmung hinzu⸗ gefügt: „Rechte, welche dieser Vorschrift zuwider bestellt werden, y. unwirksam.“ Den § 2 hat sie dahin geändert, daß die

orlage für die bestehenden liehe if am 1. Oktober , fi übrigen mit dem Tage der Verkündigung in Kraft treten soll.

Der Berichterstatter Abg. Beleites (nl,) theilt mit, daß nach Abschluß der Kommissionsverhandlungen noch zwei Petitionen von dem Bunde der Berliner Hausbesitzervereine und von dem Hausbesitzer verein Berlin⸗West gegen die Vorlage eingegangen sind. .

Die einzelnen Hefte unt ,, des Gesetzentwurfs werden

darauf ohne Debatte genehmigt und die d ; Petitionen für erledigt erklärt. . alu enge nn,, Schluß nach 3 Ühr.

Nr. 20 des Zentralblatts der Bauverwaltung“ = ausgegeben im Ministerium der öffentlichen 'r eien, vom 19. Mai, hat folgenden Inhalt: Wettbewerb um Entwürfe zu Hofbeamtenwohnungen u. s. w. am Königlichen Residenzschloß in Stuttgart. Zur Geschichte des deutschen Lokalbahnweseng. Fort⸗ setzung) Vom Bauwesen der Stadt Berlin. Auerlichtbeleuch⸗ tung in den Instituten der Universität Halle . S. Vermischtes: Wettbewerbe um Entwürfe für eine evangelische Kirche in Magdeburg. Wettbewerbe um Pläne für eine evangelische Kirche in Nurnberg. Wettbewerb um Entwürfe für eine Realschule in Altona. P. Wallot's Berufung an die Kunstakademie in Dresden. 3 gerne,, en . ĩᷓ. Demographie in

apest. Wiederherstellung der Kirche in Usedom. Abn von Asphalt⸗Fußsteigen. .

Entscheidungen des Reichsgerichts.

.Die dem Vorstand einer Aktiengesellschaft, Genossenschaft ꝛc. über ö Geschäfts führung seitens der Generalversammlung . Entlastung ist, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, TV. Zivil senats, vom 8. Februar 1894, nur insoweit wirksam, als die Ge⸗ schäf ts führung aus den der Generalversammlung gemachten Vor⸗ lagen erkennbar gewesen ist. Wird später der Vorstand wegen eines durch seine Geschäftsführung verschuldeten Schadens in Anspruch genommen, so hat er seinen Einwand der Decharge durch den Rach⸗ weis, daß in der Generalversammlung neben dem allgemeinen Geschäfttz= bericht noch weitere Mittheilungen, welche jene 2 schädigende Ge⸗ hafte führung betrafen, vorgelegen hätten, zu begründen. Das Berufungsgericht hat den von den Beklagten erhobenen Einwand der Decharge verworfen. Wenn es dabei von dem Rechtssatze ausgeht, daß die dem Vorstande über dessen Geschäftsführung seitens der Generalyersammlung ertheilte Entlastung nur insoweit wirksam sei, als die Geschäftsführung aus den der Generalversammlung gemachten Vorlagen erkennbar gewesen sei, so befindet es sich im . mit der Rechtsprechung des Reichsgerichts. Von diesem Gesichtspunkt aus verlangt es auch mit Recht bon den Beklagten die Darlegung und den Nachweis, daß jene Voraussetzung vorliegend zutreffe. [268 / 93.)

Wird durch Lie theilweise Enteignung eines Grund⸗ stücks für eine neue Straßenanlage das Restgrundstück mit der Verpflichtung des, Eigenthümers zur Anlegung, Unterhaltung und Reinigung des Bürgersteigs der neuen Straße belastet, so ist, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, V. Zivilsenats, vom 10. Februar 1894, in Preußen diese Belastung nicht als eine im Enteignungs⸗ verfahren zu vergütende Werths verminderung des Restgrundstücks zu erachten. Die Verpflichtung des Klägers zur Anlegung, Unter⸗ haltung und Reinigung des Burgersteigs der neuen 3 beruht unmittelbar auf den Polizeiverordnungen vom 17. Januar 1873 und „April 1867, denen ein Lokalrecht (Observanz) der Stadt Berlin zu Grunde liegt.! . Von einer im Enteignungsverfahren zu ver— gütenden Werthsverminderung des hee ts nm nnn, kann nicht die Rede sein, wenn die Belastung, die das Restgrundstück als Folge der Ent⸗ eignung trifft im Sinne des Gesetzes selbst ni a in res ist, als das Aequivalent für diejenigen Vortheile, die dem Grundstück aus dem Unternehmen zufallen. Es kann aber ferner nicht bezweifelt werden, daß dieses Verhältniß zwischen Last und Vortheil den gesetz geberischen Grund bildet für die erwähnten statutarischen Normen, die dem Anlieger einer städtischen Straße die in Rede stehenden Verpflichtungen auferlegen. (275/93)

Statistik und Volkswirthschaft.

Unfallversicherung.

In ,,, wurde gestern eine Generalversammlung der See⸗Berufsgenossenschaft unter dem Vorsitz von Laeis⸗Ham⸗ burg und in Anwesenheit des Präsidenten des Reichs-Versicherungs⸗ amts, Wirklichen Geheimen Ober⸗Regierungs⸗Raths Dr. Boediker ab= gehalten. Sie war zahlreich besucht und beschloß, fortan die Schiff. fahrtsbetriebe durch Beauftragte überwachen zu an um die Sicherheit der Betriebe zu erhoͤhen und Unsälle zu verhüten.

Spar kassen in Bayern.

Am Schluß des Jahres 1892 betrug die Zahl der Sparkassen in Bayern 320 gegen 317 im Vorjahre. egen den Stand am Schluß des Jahres 18383 ist in der Zahl der Sparkassen eine Mehrung von 36 oder 12,7 0jg, eingetreten. Im ganzen Königreich trifft eine Sparkasse auf 1779353 Einwohner, gegen 12760 des Vorjahres und 19095 Einwohner am Schluß des Jahres 18853. Von den einzelnen Regierungsbezirken weist Oberbayern die wenigsten Sparkassen auf; es kommt hier auf 29 275 Einwohner eine Sparkasse, während in Qberfranken schon auf 13 618 Einwohner eine Sparkasse, trifft. In Vergleich mit dem Flächeninhalt kommt im Königreich eine Sparkasse auf 237,1 qkm (gegen 239, qkm am Schluß des Vorjahres und gegen 266,2 qkm am Schluß des Jahres 1883). Für die Regierungsbezirk ergiebt sich, daß in der Pfal; schon 94 . in Oberbayern aber erst auf 4228, 8 qkm eine Spar- asse trifft.

Außer den 320 Sparkassen gab es am Schluß des Jahres 1892 noch 371 Annahmestellen. Zählt man diese zu den Sparkassen hinzu, so kommt eine Sparstelle auf 109,8 km im Königreich, auf 35,? km in Unterfranken und auf 398,2 qkm in Oberbayern.

m Schluß des Jahres 1897 betrug der Gesammtbestand an Spareinlagen 203 893 150 A gegen 1833 149 943 ½ am Schluß des Vorjahres, sodaß sich die im Laufe des Jahres 1892 erfolgte reine 3 auf 10743 207 S oder 5,6 9,½00 berechnet. Die

J an Sparkapitalien betrugen im ganzen 46 819 963 Mt, die ücknahmen 36 976 756 6, woraus sich die soeben genannte Ziffer 10743 207 M als Zunahme ergiebt. Gegen. über 1883 ergiebt sich eine Zunahme von 89 7590 252 S. oder 78,6 /o. Das auf den Kopf der Bevölkerung entfallende Ge—⸗ sammtkapital bezifferte sich auf 36 , gegen 343 am Schluß des , und gegen 21 S am Schluß des Jahres 1883. Die Zahl der Einleger ist auf 617 674 gestiegen (gegen 597 094 im Jahre 1891 und gegen 396 114 im Jahre 1883), . ass Wir fügen zur Vergleichung die Ziffern der preußischen Spar assen zu.

In Preußen betrug am Ende des Rechnungejahres 1862 bezw. 1892333 das Gesammtkapital an Sparęginlagen 364765 Millionen Mark; der Zuwachs gegen das Vorjahr betrug 144,87 Millionen Mark. Die Zahl der 3 betrug 5 945 821. Während in Preußen guf rund fünf Einwohner ein rkassenbuch kommt, ent⸗ fällt in Bayern auf nahezu zehn Einwohner ein Sparkassenbuch. Das auf den Kopf der Bevölkerung in Preußen ent- ende Gesammtkapita bezifferte sich auf 118,235 6 (in

all . 36 S). Auf einen Einleger in Preußen entfallen von