1894 / 138 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 14 Jun 1894 18:00:01 GMT) scan diff

2 14. Juni. (W. T. B.) Ham burg ⸗Ameri-⸗

kanische Packetfabrt⸗ Aktien ⸗-Gesellschaft. Der Schnell⸗

dampfer Normannia“ ist, von New⸗Jork kommend, heute Morgen 4 Uhr 50 Minuten in Southampton eingetroffen. .

London, 13. Juni. T. B.) Der Union dampfer

i ist heute auf der Ausreise von Madeira abgegangen.

W. T. B.) Der Castle⸗Dampfer Hawarden

Castle“ ist heute auf der Ausreise in Durban (Natal) angekommen.

Mo nastir, 13. Juni. (W. T. B.) Die Regierung nahm

heute die letzte Theilstrecke der macedonischen Bahn ab. Die

Betrieb seröffn 26 auf der ganzen Ausdehnung der 219 km langen Bahn von Salonik bis Monastir erfolgt morgen.

Theater und Musik.

Königliches Opernhaus.

Am Dienstag trat in Wagner's Meistersingern. Herr Bachmann vom Stadt ⸗Theater in Halle als Gast in der Rolle des Hans Sachs auf. In Herrn Betz besitzen wir den 3 Vertreter dieser Rolle, und jeder, der hierin nach diesem auf der Königlichen Bühne auftritt, wird sich einen Vergleich mit ihm

efallen lassen müssen. Wenn es auch zu viel 6. wäre, daß Herr . diesen Vergleich nicht zu scheuen habe, so war doch seine künstlerische Leistung eine solche, die neben und trotz Herrn Betz volle Anerkennung verdient. Der Künstler trat in den Rahmen des Ganzen mit voller Kraft ein, ohne eine Lücke zu lassen, und bewährte sich als einen durchaus tüchtigen Sänger wie als gebildeten Schauspieler, der sich die . der Zuhörer in wachsendem . zu gewinnen wußte. ir verzichten auf die Hervorhebung der einzelnen Charakter— züge, in denen sich dieser Hans Sachs von dem Betz'schen unterschied. Es genügt, zu fagen, daß es eine wohldurchdachte, abgerundete Leistung war und daß Herr Bachmann über eine schöne, wohlklingende und wohlgebildete Stimme verfügt, die freilich im ren mehr einen Baß als einen Bariton Charakter hat. Der Künstler, der, irren wir nicht, in Bayreuth den Pogner in den „Meistersingernꝰ gesungen hat, wird auch ferner nicht, unbeachtet bleiben, und man wird weiteren Darbietungen seiner Kunst mit Interesse, entgegen⸗ ,. Die übrigen Rollen waren in der üblichen Weise esetzt; besondere Anerkennung verdienen Fräulein Leisinger (Evah, Herr Gu dehus (Walther), Herr Schmidt (Beckmesser), err Stam mer (Pogner). Frau S def sang die sonst von Frau ammert gegebene Magdalene recht beifallswürdig. Das Orchester entledigte sich seiner großen Aufgabe auf das vorzüglichste.

Konzerte.

Am Mittwoch fand im Königssaal des KrolÜll'schen Eta— blissements das vierte Symphonie Konzert des . Neuen Orchesters‘ unter Leitung des Herrn Paul Prill statt. Die wenig bekannte Ouvertüre „Die Vehmrichter von H. Berlioz, die sich mehr durch geschickte Formbehandlung, als durch eine dem Titel entsprechende Charakteristik auszeichnet, machte den Anfang. Ihr folgte Volkmann's Serenade für Streichorchester Nr. 3 (D-moll) mit obligatem Cellosolo, das von Herrn Kiefer trefflich ausgeführt wurde. Unter mehreren Sätzen aus Moszkowski's Oper „Boabdil. wurden das Vorspiel und die Malaguena“ mit besonderem Beifall aufgenommen. Der zweite Theil des Konzerts brachte Mozart's „Jupiter⸗Symphonie“, der dritte mehrere kleine bekannte. und beliebte Musikstücke. Die Ausführung war unter der sicheren und energischen Direktion des Herrn Prill eine wohlgelungene, Die vortreffliche Akustik des Saales trug zur Wirkung wesentlich bei. Im Garten, der wegen der kühlen Witterung weniger besucht war als der Saal, . das Philharmonische Blas-Orchester des Kapellmeisters Baumann für gute Unterhaltungsmusik.

Direktor Oscar Blumenthal hat schon seit längerer Zeit den Plan für einen historischen Lustspieleyelus entworfen, der die Ent⸗ wicklungsgeschichte des modernen Gesellschaftsbildes von Molisre bis Bauernfeldt in einer Anzahl von, auserlesenen Werken zur ÄUnschauung bringen soll. Es werden in diesen Cyelus nur Werke aufgenommen werden, in welchen die Dichter das Gesellschafts⸗ leben ihrer eigenen Zeit geschildert haben, sodaß in der Reihe der aufgeführten Werke sich gleichzeitig ein Stück Kulturgeschichte vor den Zuschauern abrollen wird. Bei dieser Gelegenheit soll auch Figaro 's Bochzeit' von Beaumarchgis unter Mitwirkung aller ersten Lustspiel⸗ Fräfte der vereinigten Bühnen des Lessing⸗, und Berliner Theaters zur Darstellung gelangen, und zwar in der Bearbeitung von Carl Saar, die von Oscar Blumenthal noch einer dramaturgischen Durchsicht unterzogen worden ist. .

Die Engagements des darstellenden und technischen Personals für das Schiller-Theater sind nunmehr vollzogen. Herr Direktor Dr. R. Löwenfeld hat mit dem Ober Regisseur Herrn Leop. Adler die Vorarbeiten für die am J. September d. FJ. im Walln er⸗Theater u eröffnende Spielzeit eingeleitet. Engagiert wurden: Ober⸗ Re isseur: Herr Leop. Adler vom Stadt -⸗Theater in Breslau; Kostümzeichner und ö Herr m, , Döpler sen.; Kapellmeister: Herr enz vom eutschen Theater in Berlin; Ober⸗Inspizient und Bühneninspektor; Herr Mäͤhrdel, Inspizient: Herr Weber, Theater⸗Sekretär und Bureau

Vorsteher: Herr Gellert, sämmtlich aus Berlin. Darstellende Mit- glieder, Herren: Bach vom Stadt⸗Theater in Halle; Behrend vom Stadt⸗ Theater in Köln; Bischoff, Funk, Formes und Froboese vom Berliner Theater in Berlin; Dahlen von Guben Forst und Grelle vom Stadt ⸗Theater in a Fricke vom Stadt Theater in Görlitz; elix vom Königlich Deutschen Landes⸗Theater in Prag; Georg vom tadt⸗Theater in Milwaukee; Laurence, Schmasow und Walden vom entral⸗ Theater in Berlin; Pauly vom Stadt⸗Theater in Riga; ahlau vom Königlichen Hos⸗Theater in Hannover; Patry vom obe Theater in Breslau (ab 1895); a vom Deutschen Theater in Berlin; Reimann vom Stadt⸗Theater in Danzig; Schmuk und Berg von Berlin; Schmidthoff vom Stadt ˖ Theater in Königsberg; Tschirch vom Hof⸗Theater in Mannheim. Damen: Detschy und Normann vom Lessing - Theater in. Berlin; Grüning. orting, Rumpff, Schultz und Wilgus von Berlin; Gottschall vom tadt⸗ Theater in Lübeck; Heyne vom Stadt Theater in Hamburg; Hebbel vom Stadt ⸗Theater in Heidelberg; Illing und Werner vom Stadt Theater in Stettin; Levermann vom Stadt⸗Theater in Köln; Marquard vom Stadt⸗Theater in Essen; Pank vom Stadt -Theater in Königsberg i. P; von Rienzi vom Stadt Theater in Olmütz; Rügheimer vom Stadt Theater in Düsseldorf; Wilke und von Selken vom Berliner Theater. Chor: zehn Herren und zehn Damen. Daß Ende der Spielzeit des Adolph Ernst-⸗Thegterg ist 99. Sonntag verschoben. Die neue Saison wird am 18. August er—⸗ öffnet. Der Philharmonische Chor (Dirigent: Siegfried Ochs) hat seine Uebungen in den Saal Bechstein verlegt, wo sie Donnerstags, Nachmittags von 5 bis 7 Uhr, stattfinden. ; Im Kroll'schen Etablissement findet am 21. d. M. ein großes Wohlthätigkeitsfest zum Besten der Kinder⸗Volksküchen und am 25. d. M. die schon angekündigte Vereinigung der Angehörigen der 2. Garde. Infanterie⸗Brigade zu einem Fest von patriotisch⸗mili⸗ tärischem Charakter statt.

Mannigfaltiges.

In Gegenwart Seiner Majestät des Kaisers und Königs und Ihrer w der Kaiserin und Königin findet am Sonntag, 17. d. M., Vormittags 119 Uhr, die . Grundsteinlegung für den Dom zu Berlin statt. Die kirch— liche Ansprache wird der Hof⸗ und Domprediger Vieregge halten, die Stiftungö-Urkunde der Vorsitzende der Dombau -Kommission Minister des Königlichen Haufes von Wedel verlesen, und der Hof und Dom prediger, General. Superintendent Faber das Schlußgebet und den

Segen sprechen. K

In Gegenwart Ihrer Majestät der Kaiserin und Köndgin fand heute im Elisabethsaale des Königlichen Schlosses die Jahresversammlung des Evangelisch-kirchlichen Hilfsvereins statt. Dazu waren erschienen: der Vize-Präsident des. Staats⸗ Ministeriums, Staatssekietär Dr. von Boetticher, der Minister für Handel und Gewerbe Freiherr von Berlepsch, der Minister der öffent- lichen Arbeiten Thielen, der Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten Pr. Bosse, der Wirkliche Ober⸗-Konsistorial⸗ Rath LD. Weiß, der Vize= Präsident des Evangelischen Ober⸗Kirchenraths Freiherr von der Goltz, der Konßstorial⸗Präsident Schmidt, die Ober⸗ Präsidenten Staats Minister Dr, von Achenhach und Graf Stolberg, die General- Superintendenten Hesekiel, Bauer, Ruperti, Hahn, Faber und Dryander und Vertreter aus allen Theilen der Monarchie. Der Landes-Direktor. Wirkliche Geheime Rath von Levetzow eröffnete in Allerhöchstem Auftrag die Verhandlungen mit Worten des Dankes gegen Ihre. Majestät. Das Gebet sprach General⸗Superintendent Bauer⸗Koblenz, den Bericht erstattete Ober⸗ Konfistorial Rath D. Weiß. Der Jahre rechnung zufolge betrug die Gefammteinnahme mit Einschluß von 55 791 6 Bestand 278 348 Seine Majestät der Kaiser spendete 4000 M, Ihre Majestät die Kaiserin 6000 SVJ—', Aus der König— sichen Polizei Hauptkasse wurden infolge Verfügung des Ministers des Innern 2500 gezahlt. Die Hauskollekte brachte 121 190 „M, die Zweigvereine lieferten 87 Sos „S Mitgliederbeiträge ab. Verausgabt wurden 189 472 ½ Den Zweigvereinen wurden 46 438 6 von den Mitgliederbeiträgen und 60 595 6 vom Ertrage der Hauskollekte zurückbeigütet. Die Berliner Stadtmission erhielt 48 860 , sonstige Bewilligungen fanden statt in Höhe von 23 89 Mt, davon wurden den Stadtmissionen in der Provinz 14 2090 überwiesen. Insgesammt erfolgten 30 einzelne Bewilligungen, während 10 Ge— fuche abschlägig beschieden wurden. Die Verwaltung erforderte S686 ο Es verblieb ein Bestand von 88 876 6 Für bestimmte Zwecke wurden außerdem dem Verein von Ihrer Majestät der Kaiserin Is 296 „S überwiesen, darunter 74 069 M für, das Gemeinde haus zur Erlöserkirche in Rummelsburg. Die Stiftung der Kaiferin für die Berliner Pflegestationen zur Pflege armer Wöchnerinnen besitzt zur ö 5M 9o9 4 „In den speziellen Aus⸗ führungen kam Ober-Konsistorial⸗Rath Weiß auch auf die Nothlage der Berliner Stadtmission und sprach die Ansicht aus, daß eine Ver⸗ mehrung der der Stadtmission zufließenden Mittel nur zu erwarten fei, wenn die Stadtmission aus ihrem engeren politischen Rahmen heraustrete und ihren Kreis erweitere. Graf Kanitz⸗Schmuggerow berichtete darauf über Pommern und die dortige Vereins⸗ thätigkeit, Konsistorial-⸗Nath Frank-⸗Danzig dankte für die Zuwen⸗ dungen, die der Propinz Westpreußen geworden. Superintendent Ruperti⸗ Kiek machte Mütheilungen aus der Provinz Schleswig-⸗Holstein.

. des Landes⸗Direktors von Lebetzow im Ständehause eine geschäftliche . statt, in der dem Schatzmeiste: General Konsul Schmidt die übliche Decharge ertheilt wurde. ; Ein neues Bauunglück hat sich gestern Nachmittag gegen 2 Uhr bei dem Neubau des Reichs-Postamts an der Ecke der Mauer⸗ und en ,,,, zugetragen. Der N. A. Ztg.“ wird darüber berichtet: er Neubau an der Ecke der Leipziger⸗ und Mauerstraße ist bis zu einer Höhe von 25 Stockwerken gediehen. Im Innern nach dem Posthofe zu ist ein zwei Stock hohes Gerüst errichtet worden, und auf diesem stand, da das Mauerwerk bereitz höher aufgeführt war, ein sogenanntes Zwischengerüst. Auf diesem lagen 14 bis 16 eiserne Träger von etwa 30 m Länge dergestalt, daß die schwereren der Sicherheit halber an das Mauerwerk schoben waren, während die leichteren nach der vorderen Seite dez hee zu lagen. Man war damit beschäftigt, einige Träger auf das Mauerwerk zu bringen. Um dies von dem gif er rf aus zu ermöglichen, waren zwei Träger an das Mauerwerk gelehnt worden, fodaß sie eine Art Schiebebühne bildeten, auf der die Träger hoch= geschoben bezw. gezogen wurden. Einer der Träger glitt bon der Schiebebühne zurück und brachte durch seine Schwere das Zwischen. gerüst zum Wanken. Alsbald erfolgte auch ein Einsturz in einer Länge bon etwa 30 m, und alle Träger flogen auf das eigentliche Gerüst dez zweiten Stocks. Dieses war kräftig genug, um den Stoß der 2 m tief fallenden Eisentheile auszuhalten, wenn auch die Kopfenden der Träger den Bohlenbelag durchlöcherten. Gerade an der Stelle, wo der Zusammenbruch erfolgte, standen auf dem eigentlichen verbundenen Gerüst der Zimmermann Krüger, der erschlagen wurde, der Zimmer⸗ polier Bentin und die Arbeiter Rahmfeld, Kempf, Guhl, Wrobel und Trarel. Die beiden letzteren sind schwer verletzt, die vier anderen leichter. Aerztliche Hilfe und Feuerwehr waren sofort zur Stelle. Die Verwundeten erhielten einen Nothverband in der Baubude. Um 4 Uhr Nachmittags erschienen der Srste Staatganwalt Drescher und der Baurath Hacker, um die Unfallstelle zu besichtigen. Bis zur Fest— stellung des Thatbestandes ruht die Arbeit an der Unfallstelle.

Später fand unter ö.

Am Dienstag Vormittag gegen 9 Uhr fand auf dem Tempel— hofer Felde seitens der Luftschiffer-Abtheilung ein sehr interessanter Versuch mit einem Drachenhallon statt, der in Augsburg hergestellt ist und, durch den Erfinder zu Versucht— wecken zur Verfügung gestellt worden war. Wwährend die gewöhnlichen Kugelballons lediglich durch den Auftrieb ihrer Gasfüllung aufsteigen und in der Luft stets mit dem Wind zu kämpfen haben, wodurch die Beobachtung aus, dem Korb zeitweise sehr erschwert wird, soll nach einer Schilderung der N. Pr. Itg. der Drachenballon die Kraft des Windes für sich aus nutzen und dadurch in seiner Stellung in der Luft festgehalten werden. Die Idee an sich ist nicht gerade neu, doch zeigt der neue Drachen— ballon gegen früher wesentliche Verbesserungen, die den, Versuch als durchaus gelungen erkennen ließen. Das Luftschiff hat die Form eines an seinen Enden halbkugelförmig abgeschlossenen Zylinders. An dem hinteren Theile sind zur Feststellung . en den Wind oben und unten flossenartige Steuer angebracht, die * wie Flügel erscheinen. Der Koloß stieg, nachdem er fertig montiert war, ruhig auf und nahm in der 6 eine schräge Lage an, die er selbst bei heftigem Winde nicht wesentlich veränderte. Infolgedessen blieb die Gondel verhält⸗ nißmäßig ruhig. Ein einziger Beobachter würde seinen Dienst un— schwer ausgeübt haben. Zum Vergleich wurde gleichzeitig ein Kugelballon aufgelassen, der der Einwirkung der Lufthewegung weit mehr nachgab als der Versuchsballon. Ein zahlreiches Publikum hatte sich eingefunden, um dem interessanten Versuch beizuwohnen.

Wie der ‚Nat.⸗-Ztg.“ aus München telegraphisch gemeldet wird, wurde am Dienstag der notarielle Akt über den Verkauf der drei Gräflich Schack'schen Häuser in der Briennerstraße, in denen sich die Gemälde⸗Galerie befindet, an Seine Majestät den Kaiser und König vollzogen.

Königsberg i. Pr., 13. Juni. Der heutige Haupttag der Jubiläumsfeier des ostpreußischen Hauptyereins der Gustav Adolf ⸗Stiftung ch, wie W. T. B.“ weiter be⸗ richtet, mit einem Festzug vom Schloßhof nach dem Dom durch die mit Fahnen geschmückten Straßen, an welchem sich die Spitzen der Behörden, die Geistlichen, studentische Vereine, sowie die Lehrer und Schüler der höheren Lehranstalten betheiligten. An dem Albrecht- Denkmal legte der Vorsitzende des hiesigen Ortsvereins, Pfarrer Gundel, einen Eichenkranz nieder. Bei dem Festgottesdienst im Dom hielt Ober⸗Konsistorial⸗Rath Koch⸗Berlin die Predigt. In der Schloßkirche fand hierauf eine öffentliche Versammlung statt. Daran schließen sich ein Festmahl und ein Festspiel im Stadt⸗Theater, bei welchem das Drama „‚Gustav Adolf von Devrient zur Aufführung kommt.

Westerland auf Sylt. Die Seebade-Direktion hat eine neue Beschreibung der Nordseebäder auf Sylt herausgegeben. Das kleine Buch ist mit Karten und Fahrplänen versehen und gegen die früheren Auflagen wesentlich vervollständigt, sodaß es als zuverlässiger Wegweiser in allen die Reise und den Aufenthalt auf Sylt be— treffenden Angelegenheiten gelten darf.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

—— ———— —— ——

cht vom 14. Juni, Morgens.

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88 ——— * *

und

Stationen. Wetter.

Bar. auf Gr lu. d. Meeressp. red. in Millim

bedeckt halb bed. wolkig heiter wolkenlos halb bed. Regen bedeckt

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Belmullet.. Aberdeen. Christiansund Kopenhagen. Stockholm ,. ö t. Petersbg. Moskau ... Tork. Queens;

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Regen.

1 Nachmittags Gewitter, ; 3) Nachmittags Regen. ) Nachts Regen. 9) Gestern Nachts Regen. I) Nachts Regen.

Uebersicht der Witterung.

Das barometrische Maximum über West⸗ Europa hat an Höhe zugenommen und scheint sich jetzt ost= wärts über Zentral-Europa auszubreiten, wo noch immer die nordwestliche und westl iche Luftströmung unter dem Einfluß der Depression über Rußland fortdauert. In Deutschland ist das Wetter noch andauernd kühl, vorwiegend trübe und regnerisch, indessen dürften fich die Witterungeverhältnisse nach und, nach etwas günstiger gestalten; die Temperatur liegt an der Küste 1. bis 4, im Binnenlande 2 bis 7 G

ittelwerthe. Bodö, Keitum und Triest hatten Gewitter, Hannover meldet 40, Triest 28 mm

2) Gestern oft Regen. ö ; Montag: Zum letzten Male.

6) Gestern Abend Regen. Kirchfeld.

(Ludwig Barnay.) Sonntag, Nachm. 2 Die Jungfran von Orleans.

Wasser. (Ludwig Barnay.)

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Theaterferien. Deutsche Seewarte.

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Neufahrwasser Memel

Mal: Ikarus.

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wolkenlos halb bed. Regen

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1.

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Theater⸗Anzeigen.

Königliche Schauspiele. Freitag bleiben die Königlichen Thegter geschlossen. Sonnabend: Qpernhaus. ; Walküre in 3 Akten von Richard Wagner. Anfang

7 Uhr. i Schauspielhaus. 162. Vorstellung. Zum ersten

In Seene gesetzt vom Max Grube. Anfang 7

Deutsches Theater. Freitag: Sum letzten Male. Götz von Berlichingen. Anfang 71 Uhr. Sonnabend: Der Weg zum Herzen.

burg. Zum 174. Male.

154. Vorstellung. Die Adolph Ernst Theater.

führung. Drama in 4 , von Victor

ber ⸗Regisseur Bajazzi. von Gd. Jacobson und

Uhr. ö 73 Uhr.

Sonntag: Der Herr Senator. Der Pfarrer von

Berliner Theater. Freitag: Zum letzten Male. Krieg im Frieden. Anfang 79 Uhr. Sonnabend: Zum letzten Male.

Uhr: Zum letzten Male. Abends 79 Uhr: Zum letzten Male. Das Glas

Lessing · Theater. Freitag: Madame Sans⸗ Göne. (Jenny Groß.) Letzte Vorstellung vor den

Residenz · Theater. Direktion: Sigmund Lauten ·

Freitag: Zu volksthümlichen Preisen.

fen. Ein Liebesdrama in

3 Akten von Max Halbe. In Seene gesetzt von Sigmund Lautenburg. Anfang 75 Uhr.

Sonnabend und folg. Tage: Dieselbe Vorstellung.

Freitag: Charley's Tante. Schwank in 3 Akten von Brandon Thomag. Vorher: Die

Parodistische n, Kin in 1 Akt

Sonnabend: Dieselbe Vorstellung. ; Schluß der Saison: Sonntag, 17. Juni.

Konzerte.

Kroll's Etablissement. Freitag: Neuet Orchester: Paul Prill. Kapelle des Garde⸗Kürassier⸗ Regiments: Kgl. Musikdirigent Ruth.

Auf der bedeckten Terrasse am Königsplatz; Restaurant, Café, Wein, und Bier ⸗Ausschank bei freiem Entre.

ö

Familien⸗Nachrichten.

Verlobt: Frl. Marie ils mit Hrn. Berg Assessor Max Hilgenfeld (Berlin). Frl. Margarete bon Bülow mit Hrn. Major Frhrn. von und zu Gilsa (Weimar Posen). Irl. Else Gründler mit Hrn. Tieut. Alfred Seydel (Magdeburg).

Verehelicht: Hr. Pastor B. Heyse mit Frl. Elisabeth Stoermer (Paschkerwitz).

Geboren: Eine Tochter: Hrn. Prem. Lieut. Storch (Görlitz).

Gestorben; Verw. Fr. Oekon omie⸗Kommissionz⸗ Rath Bertha Gaupp, geb. Reinsch, (Berlin).

m.

Uriel Acosta.

Drittletzte Auf⸗

Redakteur: Dr. H. Klee, Direktor. Berlin: .

Verlag der Expedition (Sch ol).

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlago⸗ Anstalt, Berlin sW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Sechs Beilagen leinschließlich Börsen Beilage).

Anfang

; Erste Beilage zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗ Anzeiger.

M 133.

Berlin, Donnerstag, den 14. Juni

10942.

Deutsches Reich.

Nach weisung der Einnahme an Wechselstempelsteuer im Deutschen Reich für die Zeit vom 1. April 1894 bis zum Schluß des Monats Mai 1894.

ö. 2.

3. G 5. 6.

Einnahme

Ober Postdirektions . Bezirke im Monat

46. 153

Hierzu Einnahme in dem Mai Vormonat

26. 14 a6. 6

gie dem⸗ In 1894 elben Zeitraum des Vorjahres mehr

(Spalte 4) weniger 1 6. n

Zusammen

J. Im Reichs⸗Postgebiet. 1) Königsberg JJ 2) Gumbinnen

3) Danzig.

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3 ld

6 Frankfurt a. O.

7) Stettin ;

9 Köslin ..

9 . ö

9) Bromberg .

11) Breslau

12) Liegnitz.

. Oppeln.

14 Ma .

15) Halle a.

16 Erfurt. ö,

18 Hannover.

19 Münster

20) Minden.

A) Arnsberg. ,, 9) . a. M. . 26 Aachen.

26) Koblenz.. 27) Düsseldorf. . GJ, 29) Dresden

30) Leipzig..

31) Karlsruhe.

32) Konstanz.

33) Darmstadt . 34) Schwerin i. M. 36) Oldenburg ö 36) Braunschweig 37) Bremen

38 . ö 39) Straßburg i. E. ö,

9 721 3 524 8 451 87 609 4943 6 508 . 1522 6320 4251 14376 8 676 6 857 123 521 9066 11524 8 902 10135 3343 . 16420 6 891 29 858 15 830 6039 4195 46 009 1842 , s, 44 954 20 553 6285 11 848 2 4198 5658 19080 77 187 16343 2837

11929 3772 8593

92 388 4177 68537 7646 2081 2482 3868

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16942 5975 4225

43 660 1911 18 685 47 569 19564 6932 13 937 3477 41816 5218 18831 90 442 16468 3067

20 751 7296 17044 179 998 9120 13 346 15 421 3603 8 802 8119 29 516 18 002 15 679 25 781 18 361 24 077 20120 19772 6 696 14132 32 292 12928 61 206 33 772 12015 8 421 89 670 3753 36 461 92 523 40117 15 217 25 785 6 250 9014 10 876 37 912 167 629 32 811 5 904

20 265 30 72381 90 17175 50 173 448 7274 13341 17945 2837 10751 7329 30112 18009 15188 25 977 18369 21 h82 19034 18698 6005 13 3658 31 443 12742 64 438 32 0985 12788 8 591 87 764 3493 32516 89 847 44169 12597 24 538 6374 8 630 11728 44797 160 577 31 622 6 480

4t1IIFNIHtYItttrßtRIRterttt!l!llititittt!l*

589 849 59 325 22 382

Summe 1 II. Bayern ö II. Württemberg .

617 360 64 252 23 153

1191317 117 836 42 473

120 210 123 578 45 536

Ueberhaupt Berlin, im Juni 1894.

671 558

704 767

***

1361 68

1376325

Haupt⸗Buchhalterei des Reichs⸗Schatzamts. Biester.

Statistik und Volkswirthschaft.

Bevölkerungsbewegung in Sachsen.

Das Heft III und IV. des Jahrgangs 1893 der „Zeitschrift des Königlich fächsischen Statistischen Bureaus‘ enthält einen Aufsatz über die Bewegung der Bevölkerung im Königreich Sachsen während der, Jahre 18991 und 1892 von Medizingl⸗Rath Dr. med. Arthur Geißler. Es ö. danach in Sachsen amtlich ermittelt

worden: Eheschließungen im Jahre 1891: 31 630 und 1892: 31 900, ferner eborene im Jahre 1891: 152 854 und 1892: 147 599, und Gestorbene (ausschließlich Todtgeborene) 1891: so 513 und 1892: 94 875. An dem Rückgang der Heirathsfrequenz, der schon von 1890 auf 1891 zu konstatieren war, waren insbesondere die industriellen Kreishauptmannschaften Zwickau und Leipzig betheiligt. Von den Geborenen aus dem Jahre 1851 waren 133 958 ehelich und 1 916 (12,38 ) unehelich; von denjenigen aus dem Jahre 1892 waren 129 328 ehelich und 18 271 (12,380 / unehelich. Verhältnißmäßig die meisten unehelichen Geburten kamen in der Kreishauptmannschaft autzen vor, wo ihr Prozentverhältniß während der beiden in Betracht gezogenen Jahre bezw. 144 und 1455 betrug. Bemerkenswerth ist auch die Thatsache, daß in der Kreisbauptmannschaft Bautzen die Zahl der unehelichen Geburten in den Dörfern relativ größer war als in den Städten, während gerade das , von den übrigen reis haupt mann chaften gilt. Auf je 190 Mädchen sind 105,68 Knaben im Jahre 1891 und 106,40 Knaben im Jahre 1892 geboren worden. Der landläufigen Meinung, daß mit einer Zunahme der Geburtenfrequen; auch eine Vermehrung der Todesfälle eintrete und umgekehrt, ent⸗ sprechen die Erfahrungen im Königreich Sachsen während der letzten ; eobachtungsjahre nicht; vielmehr fand bei einer Zunahme der Ge— urten bon 1890 zu 1891 um fast 5 be eine Abnahme der Sterbefälle um 4,2 o statt, während einer Abnahme der Geburten von 1891 zu 8392 um 3,4 oo eine Zunahme der Sterbefälle um 6 Go parallel ging.

3 Arbeiterbewegung. . Das Ober⸗Bergamt zu Dortmund hat jetzt die Ver— ordnung, nach der die Bergleute eine Lehrzeit durch— . haben, veröffentlicht. Die „Köln. Ztg.“ berichtet Et dürfen Leute unter 16 Jahren und solche, die bis zum 60. Jahre noch nie unterirdisch . t waren, zu Arbeiten in der Grube nicht zugelassen werden. Zur fe end en Ausführung von Hauerarbeiten . nur solche Personen zugelassen werden, die das 21. Jahr . endet, wenigstens drei Jahre in der Grube gearbeitet haben und hehren dieser Zeit wenigstens ein Jahr mit , . unter 2 erung eines selbstandigen Hauers beschäftigt gewesen sind. köln, die Lehrteit durch, bieistung der Milltärdlenstkflicht unter, 8. chen, so darf die Militärzeit bis zu einem Jahre auf die dreijährige hren edoch mit Ausschluß des für die Erlernung der Hauer . en estimmten Jahres, angerechnet werden. Wenn mehrere r eh fn vor einem Betriebspunkte beschäftigt werden, so muß einer senn 3 zur selbständigen Ausführung von Hauerarbeiten befähigt

, .

ig be e sich, wie die ‚Lpz. Ztg.“ mittheilt, eine .

lung am Dienstag wieder mit dem Swiderski'schen Dreher⸗ strike (vergl. Nr. 135 d. Bl.). Von den 25 ausständigen Arbeitern ist bis jetzt noch keiner wieder in Arbeit genommen worden. Die Versammlung beschloß die weitere Unterstützung des Ausstandes. Eine Besprechung, welche die Einführung einer i, für Arbeitslose betraf, endete mit der Ablehnung des über diesen Gegen⸗ stand vorliegenden Antrags.

In Rabenau (Sachsen) wollen (iner Mittheilung des Vor—⸗ wärts“ zufolge die Bildhauer der Möbelfabrik von Wetzig u. Sengstake am Montag in einen Ausstand eintreten.

Aus Pilsen meldet dasselbe Blatt, daß die dortigen Tischler⸗ gehilfen eine Denkschrift an die Meister vorbereiten, in der die Verkürzung der Arbeitszeit auf zehn Stunden verlangt wird.

Aus Pest wird berichtet, daß der Ausstand der Täsch ner nach siebenwöchiger Dauer im Sinne der Arbeiter beendet ist. Es wurden die zehnstündige Arbeitszeit und 20 bis 30 υάG Lohnerhöhung zugestanden. Ferner soll der 1. Mai als Feiertag freigegeben und in allen Werk⸗ stätten der Lohntarif ausgehaͤngt werden.

Der Ausstand der Schwefelgruben⸗Arbeiter, auf Sizilien nimmt, wie die „Voss. Ztg.“ schreibt, immer größeren Umfang an. Der General Morra di Lavriano, den die italienische Regierung in die Schwefelgrubenbezirke entsendet hat, damit er die Ursachen des Nothstandes kennen lerne und Mittel finde, wie der Noth abzuhelfen sei, bereist gegenwärtig die Provinz Caltanisetta. Dort sind etwa 3006. Arbeiter ausstaͤndig, und nun beginnen sich auch in der Provinz Girgenti die Arbeitseinstellungen auszudehnen. Ein großer Theil der Besttzer und der . von Schwefelgruben erklärt, daß sie infolge des großen Preisfalls des Schwefels mehrere Monate lang nicht arbeiten , werden; die Arbeiter aber wollen zu dem jetzigen niedrigen Lohn überhaupt nicht arbeiten.

Zur Beendigung des Ausstandes der Kohlengruben⸗ arbeiter in Pennsylvanien schreibt man der „Times“ aus

hiladelphig: Nach dem in Columbus, Ohig, getroffenen

ergleich erhalten die Kohlengrubenarbeiter im westlichen Penn sylvanien vom 18. Juni an 69 Cents für die Tonne, die in Ohio 60 Cents. Auch in J, wird der Ausstand wahr—⸗ scheinlich nächster Tage sein Ende finden. In Theilen Ohios ist der Eisenbahnverkehr noch immer gehemmt.

Kunst und Wissenschaft.

Seine Königliche Hoheit der Großherzog von Baden hat, wie die „‚Karlsr. Ztg.“ meldet, dem Geheimen Rath, Professor Dr. Vincenz Czerny in 66 das Kommandeurkreuz 1. Klasse des Ordens vom Zähringer Löwen verliehen. ö

. .Der Professor der alten Geschichte an der Universitãt Heidelberg, von Domaszewski, weilt, von der badischen Re ierung beurlaubt, zur Zeit in Rom, um eine Veröffentlichung der

eliefs vorzubereiten, welche die auf der Piazza Colonna . er⸗ hebende Gedächtnißsäule des Kaisers Marcus Aurelius umziehen. Das „Heidelb. Tagebl.“ berichtet über die Vorgeschichte dieses ni w ef n, Unternehmens , . Die Reliefs sind ein ausführlicher bildlicher Bericht über die Kämpfe jenes Kaisers gegen die deutschen Stämme der Marcomannen und Quaden, und geben eine

vorzügliche Vor tellung von Aussehen, Lebensweise, Wohnart, Kriegs⸗ führung jener Völkerschaften; sie sind somit ungemein wichtige Ur- kunden zur ältesten deutschen Geschichte. Daß es eine nationale Flle sei, die bisher nur einnal, vor 200 Jahren, und höchst ungenügend veröffentlichten Reliefs der Nachwelt zu erhalten und dem e . lichen und kunstgeschichtlichen Studium zugänglich zu machen, war ein Gedanke, der in Heidelberg zuerst auftauchte und im vorigen Jahre durch Einleitung von Verhandlungen mit der Königlich italienischen Regierung, durch Bildung eines Ausführungscomités, sowie durch Beginn einer Geldsammlung zunächst zur Bestreitung der Herstellungs⸗ kosten eines vollständigen Abgusses jener Reliefs Gestalt gewann. Seine Königliche Hoheit der Großherzog von Baden begann die Zeichnung mit einem namhaften Beitrag. Nachdem auf solche Weise das Interesse an dem . Unternehmen anfing in weitere Kreise zu dringen, erschien es rathsam, das engere Comité noch über die Grenzen , hinaus zu erweitern. Das erweiterte Comité, in dieser seiner, nächsten Bestrebung auf das huldvollste unterstützt durch Seine Königliche ,. den Großherzog von Baden, wandte sich zuerst an Seine ajestät den Kaiser, Allerhöchstwelcher die Gnade hatte, aus dem Kaiserlichen Dispositionsfonds den ganzen Betrag zu überweisen, der für theilweise e ,, . vollstãndige photographische Aufnahme, wissenschaftliche Untersuchung und würdige Veröffentlichung dieses ältesten bildlichen Denkmals deutscher Ge⸗ schichte noch erforderlich war. Mit Leitung der Arbeiten und Her⸗ , der Veröffentlichung ist Herr von Domaszewski durch das omitè . . = In der Nähe des unweit des Bahnhofs von Metz gelegenen Pachthofes La Horane, der bei der Belagerung von 3 6 5 1652 als Hauptquartier Kaiser Karl's V. und später zeitweilig den 1 zur Ausübung ihres Kultus diente, wurde, wie der „Köln. tg.“ mitgetheilt wird, kürzlich ein massiv gearbeiteter Bleisarg von Feldarbeitern ausgegraben. Er ist 1,530 m lang und O, 10 m breit und enthielt außer einigen Knochenresten zwei gut erhaltene Glasvasen. Der Fund, der aus dem 4, spätestens 5. Jahrhundert stammen dürfte, wurde dem städtischen Museum überwiesen. Der Direktor des Museums in Madrid, Historien⸗ und Porträtmaler Federico de Madrazo ist am 11. d. M. im Alter von 78 Jahren gestorben.

Land⸗ und Forstwirthschaft. Saatenstand in Rußland. Ueber den Saatenstand in Rußland zu Ende vorigen Monats gehen uns folgende Nachrichten zu: In Kur⸗ und Lipland, waren die Aussichten für die Roggen⸗ und im allgemeinen auch für die Weizenernte überwiegend günstig, nament⸗ lich in Livland, während aus Kurland vereinzelte Klagen über die Folgen der Dürre laut wurden. Der am Schluß des Monats eingetretene ö dürfte überall wohlthätig gewirkt haben. In Polen sind die während des Monats gefallenen reichlichen Niederschläge den Wintersaaten sehr zu statten gekommen, der Stand derselben kann im allgemeinen als befriedigend gelten. Besonders gut ftehen die Saaten in den Gouvernements Kalisch und Lublin, während in dem Gouvernement Lomza der Weizen stellenweise umgeackert werden mußte, Das Aussehen der Sommersaaten wird im allgemeinen als gut, im Gouvernement Lublin als vorzüglich bezeichnet. In den Gouvernementz Wilng, Kowno und Grodno ist das Wintergetreide während des Monats Mai wegen Regenmangels im Wachsthum zurück geblieben. Weizen steht dort im allgemeinen besser als Roggen. Auch die Sommersaaten waren infolge der Trockenheit in der Entwickelung ö Im zentralen und östlichen Rußland, wo die kalte Witterung is Ende April angehalten, hat und der Schnee nur langfam fortgethaut ist, konnten sich die Wintersaaten meist nur langsam ent- wickeln, und auch die Sommeraussaat wurde verzögert. . Mai trat indeß günstigere Witterung ein, und die Nachrichten über den Stand der Saaten lauten recht en stig Im Südwestgebiet haben die Winter⸗ sowie die Sommerfelder ein kräftiges Aussehen und be⸗ rechtigen zu den besten Hoffnungen. Auch im Süden sind die zu Ende vorigen Monats reichlich niedergegangenen Regen den Saaten sehr zu gute gekommen. Besonders ffn ist der Stand der Sommersaaten, welche eine noch ergiebigere Ernte versprechen, als die des Vorjahrs.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗

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er Regierungs⸗Präsiden im ly in Posen hat unter dem 10. d. M. folgende, durch ein Extrablatt zum Amtsblatt vom 11. Juni veröffentlichte Polizei ⸗Verordnung erlassen:

Auf Grund der 6, 12 und 15 des Gesetzes über die Polizei⸗ verwaltung vom 11. März 1850 (Gesetz⸗Samml. S. 265) und des §z 137 des Gesetzes über die allgemeine Landesverwaltung vom 30. Juli 1883 (Gesetz⸗Samml. S. 195 ff.). wird hierdurch für den Umfang des Regierungsbezirks: vorbehaltlich der Zustimmung des Bezirks— ausschusses bis auf weiteres nachfolgende Polizei⸗Verordnung 5 §z 1. „Den die Warthe mit Flößen und Schiffen aus Ruß⸗ land herabkommenden russischen-polnischen Flößern und Schiffern ist das Verlassen der hh und Schiffe und das Betreten der Ufer von 5 Uhr Abends bis 6 Uhr Morgens untersagt. §. 2. In der Zeit von 6 Uhr Morgens bis 6 Uhr Abends dürsen diese Flößer und Schiffer das Ufer I) nur zu Pogorzelice, Schrimm, 24 ronke und Schwerin a. W.; 2) an dlesen Stellen nur zum

inkauf nothwendiger Nahrungsmittel und wirthschaftlicher Gegen⸗ e, sowie aus sonstigen zwingenden Gründen und 3) nur unter esonderer polizeilicher Beobachtung betreten. 83. Zuwiderhandlungen unterliegen einer Geldstrafe bis zu 60 S eventuell entsprechender Haftstrafe im Unvermögensfalle, ern nicht die schärfere traf · bestimmung des S 327 des Strafgesetzbuchs Platz greift. 5 4. Die Polizeiverordnung tritt mit dem Tage ihrer Veröffentlichung in Kraft.

Cholera.

Deutsches Reich. Den seitens der Behörden ergriffenen Maßregeln ist es gelungen, die Seuche in Myslowitz (Oberschlesten) zu unterdrücken. Weitere als die bisher mitgetheilten Erkrankungen wurden nicht beobachtet; gegentheilige, insbesondere im Ausland ver⸗ breitete Nachrichten sind, den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts“ zufolge, nicht zutreffend. Aus dem Weich selstrom gebiet wurden bis zum 11. Juni Mittags 8 Falle gemeldet; von ihnen . sth 11ijn Schilno Kreis Thorn) den in der Vorwoche aufgeführten an, 3 ereigneten chin Plehnendorf 6. Vanzig) bei Flößern, deren In⸗ ektion auf den Genuß von Weichselwasser zurückgeführt wurde. erner wurde am 8. Juni Abends ein Buhnenarbeiter jwischen Rothe⸗ ude und Einlage (Kr. Danzig) cholerakrank aufgefunden; auf dieser Strecke hatte einige Tage zuvor das Floß gelegen, auf welchem schon damals eine der vorerwähnten 3 Erkrankungen entstanden war. End⸗ lich wurde bei einem Weichselarbeiter in Steinfurt (Kr. Ino⸗ wrazlaw) Cholera ke re, Von den 6 Erkrankten, bei denen allen Cholerabazillen aufgefunden wurden, sind 2 gestorben. Breslau, 14. Juni. Die Nys kowitzer olizeiverwal⸗ tung macht bekannt: Da seit dem J. d. M. neue Cholerafälle nicht mehr vorgekommen sind, wird die Stadt für cholergfrei erklärt und sämmtliche in Beobachtung stehende Personen entlassen. Die heute erfolgte Untersuchung des in Reichenbach i. Schl. verstorbenen Kutschers Ritter ergab Cholera nostras.

Oesterreich⸗Angarn. Vom 30. Mai bis 5. Juni wurden,