1894 / 148 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 26 Jun 1894 18:00:01 GMT) scan diff

8

Entscheidungen des Reichsgerichts.

Nach § 56 Z. 8 der Städteordnung für die östlichen Provinzen vom 30. Mai 1853 und der Städteordnung für Westfalen vom 19. März 1856 müssen Gemeinde⸗Urkun den, in welchen Ver⸗ pflichtun gen der Stadtgemeinde übernommen werden, vom Bürgermeister (oder seinem Stellvertreter) und einem Magistratsmitgliede unterzeichnet sein. In Bezug auf diese Bestlmmung hat das Reichs 31 V. Zivilsenat, durch Urtheil vom 28. Februar 1884 ausgesprochen: I) Die in dieser Form Hö. Erklärungen des Magistrats ü

xrt . agi sind dem Dritten gegenüber voll wirksam ohne Rücksicht darauf, daß die Zustimmung der Stadt⸗ verordneten Versammlung erfolgt ist. „Daß die in dieser orm abgegebenen Erklärungen dem Dritten gegenüber erfolgt sind, ohne Rücksicht darauf, ob die Zustimmung der Stadtverordneten⸗Versamm⸗ lung erfolgt ist, folgt von selbst aus der für die Stadtgemeinde . der vom Magistrat allein abgegebenen Erklärungen, und ist in Rechtsprechung und Verwaltung übereinstimmend ange. nommen worden. 2) In kleineren Städten, in welchen nach 72 der Städteordnung statt des Magistrats nur, ein ürgermeister und zwei bis drei Schöffen zu seiner Unterstützung und Vertretung gewählt sind, brauchen die gedachten verpflichtenden Gemeinde ⸗Urkunden nur vom Bürgerm eister unterzeichnet zu sein. Insofern die Vorschrift des 8 zz Nr. 8 der St-O. nicht bloß eine Erleichterung des Geschäftsganges dahin anordnet, daß verpflichtende Urkunden nicht der Vollziehung durch den gesammten Magistrat, son- dern nur durch dessen e g, und ein zweites Mitglied bedürfen, sondern zugleich eine gewisse Kontrole des Bürgermeisters dadurch sichert, daß Urkunden, in welchen Verpflichtungen der Stadtgemeinde übernommen werden, nicht, wie sonstige Ausfertigungen, vom Bürger⸗ meister allein vollzogen werden können, wäre es nicht un⸗ denkbar, daß für Städte, welche anstatt des Magistrats nur einen Bürgermeister wählen, eine ähnliche Kontrole des Bürgermeisters eingeführt worden wäre. Die Vorschriften der 58 72 und 73 St O. rechtfertigen aber nicht die Annahme, daß dies geschehen sei. Der Stadtverordneten⸗Versammlung ist dort keinerlei Antheil an den Rechten und Pflichten des Magistrats zugewiesen worden, und unter die den Schbffen oder Beigeordneten zugetheilten Funktionen der Unterstützung und Vertretung des Bürgermeisters läßt sich eine recht lich bedeutungsvolle selbständige Thätigkeit neben dem Pürgermeister, wie sie in der nothwendigen Mitvollziehung der vom Bürgermeister namens der Stadt unterschriebenen Urkunden liegen würde, nicht subsumieren. (¶‚ 160/93.)

Der Vorsteher eines preußischen Eisen bahn-⸗Betriebs⸗ am tes ist, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, IV. Strafsenats, vom 390. März 1894, als Vorgesetzter sämmtlicher, bei oder unter dem Betriebsamte beschäftigter Beamten, also auch der bei dem Betriebsamt beschäftigten ständigen Hilfsarbeiter zur Stellung des Strafantrages wegen Beleidigung eines dieser Be— amten in. Bezug auf seinen Beruf berechtigt. Nach den Organisationsbestimmungen für die Verwaltung der Staats⸗ eisenbahnen vom 24. November 1879 bestehen die Eisen⸗ bahn⸗Betriebsämter aus einem Vorstande, dem Betriebs⸗-Direktor und den ö ständigen Hilfsarbeitern. Sie sind sonach keine kollegialischen Behörden. Nach der den Betriebsämtern gegebenen, die e , un, für die laufende Verwaltung betreffenden Geschäfts⸗ ordnung vom 4. Februar 1880 soll jedes von dem Betriebsamte ausgehende Schriftstück auf einen mit dem Drucke des Namens des Bekriebsamts versehenen Bogen geschrieben und von dem Betriebs Direktor als Vorstand des Amts oder seinem Stellvertreter unterzeichnet sein. Ferner bestimmt die Geschäftsordnung noch, daß der Betriebs⸗ Direktor in seiner Eigenschaft als Vorstand der Vorgesetzte sämmt⸗ licher Beamten ist, die bei oder unter dem Betriebsamt beschäftigt werden. Angesichts dieser Vorschriften hat die Vorinstanz nicht geirrt, wenn sie angenommen, daß der Strafantrag, da er allen Vorschriften der Geschäftsordnung entspricht, von dem Vorstand des Betriebzamts, bei dem der Baurath B. (der Beleidigte) beschäftigt wurde, unter schrieben, somit von ihm ausgegangen ist, und daß derselbe den An⸗ trag in seiner Eigenschaft als Vorstand, also auch als Vorgesetzter des B. gestellt hat. (538 / 94.)

Entscheidungen des Ober⸗Verwaltungsgerichts.

Gewerbliche Vereine, welche ihre sozialen Interessen, die Erlangung günstiger Lohn⸗ und Arbeitsbedingungen, verfolgen, ohne damit eine Kritik oder Beeinflussung der auf jene Interessen bezüg⸗ lichen , Einrichtungen oder Anordnungen zu ver⸗ knüpfen, also ohne eine sozialpokitische Tendenz, sind, nach einem Urtheil des Ober⸗Verwaltungsgerichts, J. Senats, vom 13. Dezember 1893, nicht als politische Vereine, sondern als Vereine zu er⸗ achten, welche eine Einwirkung auf öffentliche Angelegen⸗ heiten bezwecken (5 2 des Preußischen Vereinsgesetzes vom 11. März 1850); eine Theilnahme von Frauen, Schülern, und Lehrlingen an ihren Versammlungen ist demnach statthaft. Der „Deutsche Metallarbeiterverband in St. bezweckt nach seinem Statut die materiellen und geistigen Interessen der Mitglieder 6 § 152 Gew. Ordn. zu wahren und zu fördern, und zwar u. 4. dur möglichste Beschränkung der Arbeitszeit, Beseitigung der Ueberstunden, der Sonntags. und Aecordarbeit unter Zugrundelegung eines für die Bedürfnisse der Arbeiterfamilien ausreichenden Lohnes. Der Vorstand kann für bestimmte Bezirke örtliche Verwaltungsstellen er⸗ richten, auch behufs Betreibung einer planmäßigen Agitation Be—⸗ zirke bilden und deren Leiter bestätigen. Der Verband hat eine „Verwaltungsstelle! und „Sektion der Feilenhauer! in Remscheid, von welchen eine gemeinsame Versammlung mit der Tagesordnung: Vereinsangelegenheiten, Agitation, bevorstehender Gewerkschafts⸗ kongreß“ öffentlich berufen war. Vor Eröffnung der Versammlung bemerkte der überwachende Polizeikommissar unter den Anwesenden eine Frau und forderte den Vereinsvorsitzenden auf, dafür Sorge zu tragen, daß die Frau sich entferne. Auf die Klage des Vereins⸗ 6. enden gegen die Polizeibehörde machte. diese zur Rechtfertigung des Verhaltens ihres Kommissars geltend, daß die Führer des Vereins notorisch der politischen Partei der Sozialdemokratie angehören, welche programmmäßig die Beschränkung der Arbeitszeit im Wege der Gesetzgebung erstrebt, und daß in den Versammlungen des Vereins die allgemeine Verkürzung der Arbeitszeit, wenn auch nicht ausdrücklich im Wege der Gesetzgebung, so doch in Wendungen gefordert sei, die nur in diesem Sinn verstanden werden könnten, und daß hiernach der Verein sich als ein politischer im Sinne des § 8 des Vereinsgesetzes qualifiziere. Durch Jeugenbeweis wurde jedoch festgestellt, daß die Erörterungen in den Versammlnngen des Vereins die Verkürzung der Arbeits- zeit durch festere Vereinigung und. Organisation der Arbeiter und mittels des hierin liegenden Zwanges gegen die Fabrikanten empfohlen haben, daß aber von einem Ein- treten der Gesetzgebung oder einer sonstigen Mitwirkung des Staates dabel nicht die Rede gewesen sei. Das Ober-Verwastungs⸗

ericht erachtete demzufolge die angefochtene Anordnung der Polizei⸗ ehörde für nicht gerechtfertigt und erkannte auf Au . derselben. „Wenn die sozialen Interessen', führt das O.⸗V.-⸗G. auß, „zu den öffentlichen Angelegenheiten des 8 2 des Vereinsgesetzes gehören, so wird deren Erörterung zu einer „politischenꝰ im Sinne des § 8 doch insofern, als sie mit der Richtung auf Kritik oder Beeinflussung der auf jene bezüglichen staatlichen Einrichtungen oder Anordnungen geschieht.. .. Bei Anwendung dieser Grundsätze guf den vorliegenden Fall, erstrebt nach seinem Statut der ‚Metallarbeiterverband“ zwar eine den Arbeitern vortheil⸗ haftere Sefeten der Arbeitsverträge nach Bedingungen, Zeit und Lohn selbst durch planmäßige Agitation, aber es deutet auch nichts darauf hin, daß diese Bestrebungen über das Gebiet der bloß gewerb⸗ lichen Koalition hinaus in das der Sozialpolitik, auf das Ver-

halten der staatlichen Institutionen und Organe zur Arbeiterfrage Übergreifen ssollten. D das Statut wird aber auch nicht aus⸗ eschlossen und bleibt daher nach der Thätigkeit der Remscheider weigvereinigung noch jzu prüfen, oh diese in, ihren Versamm⸗ ungen polltis Erörterungen nicht tet chlich ge floh und bezweckt hat. Dafür ist nicht entscheidend, daß die Vereins führer der politischen Partei der Sozialdemokratie angehören; denn der Umstand, daß jene außerhalb des Vereins wirthschaftliche Fragen durch Inanspruchnahme des Staates zu lösen erstreben, steht in keiner Weise dem entgegen, daß sie in und durch den Verein die Lösung der gleichen Frage zudem noch in der Beschränkung auf eine Spezialindustrie und auf ein bestimmtes Gebiet derselben lediglich 36 wirthschaftliche Mittel, durch die Anwendung der Koalitionsfreiheit und ohne jede politische Erörterung in den Vereins⸗ versammlungen versuchen. (I 1176.)

Theater und Musik.

Königliches Opern haus.

Die gestrige letzte Vorstellung vor den Ferien hatte ihr besonderes Interesse dadurch, daß Fräulein Leisinger zum letzten Mal vor ihrem Abgang von der Königlichen Bühne auftrat und sich in der Rolle der Agathe im „Freischütz“ verabschiedete. Das Haus war bis auf den letzten Platz besetzt und bezeugte seine lebhafte Theil⸗ nahme an dem Scheiden der Künstlerin durch warme Begrüßung und wiederholte Hervorrufe; eine sehr große Anzahl von Kränzen und Bouquets wurde ihr zum Schluß zu theil. Den lauten und herzlichen Ovationen dankte die Künstlerin mit den Worten Agathe's: Nimm als Dank hin diese Zähren, meine Worte sind zu schwach.“ Nur ungern sehen wir Fräulein Leisinger scheiden. Sie hatte mehr und mehr sich die Sympathie und Hochschätzung aller erworben und insbesondere als Elisabeth, Margarethe, Gräfin in „Figaro's Hochzeit“, . uf Agathe hervorragendes geleistet. Sie wird schwer zu er⸗ etzen sein.

Die Banda municipale di Roma unter Direktion des Maestro Cavaliere Allessandro Ve ssel la gah gestern im Kroll'schen Etablissement ihr zweites Konzert. Der ehrenvolle Ruf, der dieser Kapelle vorausging, wurde durch ihre ausgezeichneten Leistungen in hohem Grade gerechtfertigt. Erstaunlich ist die Leichtigkeit und Grazie in der Ausführung schneller Passagen, weich und wohlklingend ist der Vortrag der melodiösen Stellen, präzis der Ausdruck des Rhythmischen und ganz besonders gelungen die Feinheit der Schattie⸗ rungen, das Uebergehen vom Fortissimo ins Pianissimo, wie man es bei ein er so zahlreichen Betheiligung der Blechinstrumente nicht erwartete. Im Fackeltanz von Meyerbeer wurde die Kantilene des Trios mit sehr leisen Aceordfiguren begleitet, die, von Trompeten ausgeführt, den Eindruck von Geigenpassagen machten. Diese spezielle Virtuosität der Kapelle hat gewiß bei dieser Piece, wie bei der Ouvertüre „Kleo⸗ patra“ von Manzinelli und den folgenden Scenen aus Wagner'schen Dpern ihre volle Berechtigung; es ist jedoch bei aller Anerkennung dieses Vorzugs von Piècen wie „Menuett? von Boccherini (für Klavier) und „Moto perpetuo“ von Paganini abzurathen, wie man sich bei einem über 60 Mann starlen Blasorchester leicht vorstellen kann. Die Leistungen wurden mit lebhaftem Beifall aufgenommen. Leider wird die Kapelle, wie wir hören, nur noch kurze Zeit hier verweilen. ö

Der Tenorist Herr Ernst Kraus ist für das Königliche Opernhaus verpflichtet worden. Die Sinfonie⸗Abende der Königlichen Kapelle in der Saison 189495 unter Leitung von Felix Weingartner finden an folgenden Tagen statt: 5. und 18. Oktober, 9. und 30. November, 14. Dezember 1894, 7. und 21. Januar, 13. Februar, 9. und 22. März 1895. Auf dem Programm stehen die Namen Bach, Händel, Haydn, Gluck, Mozart, Beethoven, Schubert, Cherubini, Mendelssohn, Schumann, Weber, Wagner, Berlioz, Liszt, Volkmann, Smetana, Grieg, Brahms, Saint-Sasns, Bizet, Borodin. Anmeldungen auf Abonnements nimmt die Hof⸗Musikalienhandlung von Bote u. Bock entgegen.

Ludwig Barnay tritt im Berliner Theater morgen zum vorletzten Male auf; er spielt an diesem Abend die Titelrolle in König Lear“. Am Donnerstag folgen dann „Die Journalisten;; Ludwig Stahl und Margarete Tondeur werden darin zum letzten Male in modernen Rollen vor dem Berliner Publikum erscheinen. Beide Künstler ver⸗ lassen demnächst Berlin, um nach Hamburg überzusiedeln.

Dr. Otto Devrient ist am 23. d. M. in Stettin plötzlich estorben. Er war ein Sohn des General⸗Direktors der Karlsruher . Phil. Eduard Devrient und am 3. Oktober 1838 geboren.

ie Bühne betrat er 1856 in Karlsruhe, machte dann . an verschiedene groß Bühnen und kehrte 1863 zum Karlsruher Hoftheater zurück. 1873 wurde er als Charakterdarsteller und Re—⸗ gisseur nach Weimar berufen, wo er im Jahre 1876 eine neue In⸗ scenierung des ‚Faust n(in der Art der alten dreitheiligen Mysterien⸗ bühne) veranstaltete. 1876 kam Devrient als Ober⸗Regisseur an das Hoftheater Mannheim, 1877 als Intendant nach Frank— furt, woselbst ihm die Zusammenstellung eines trefflichen Ensembles gelang. Von Frankfurt siedelte . Niederlegung seines Amts im Jahre 1879 nach Jena über. Hier verfaßte er 1333 das Jubi⸗ läum⸗Festspiel ‚Luther! und später den ‚Gustav Adolf“. Die Universstät Jena ernannte ihn zum Doctor honoris causa. Im Jahre 1884 übernahm Devrient die Direktion des Hoftheaters in Oldenburg, 1389 die Leitung der Königlichen Schauspiele in Berlin, die er jedoch schon Ende 1890 niederlegte. Er nahm dann wieder in Jena seinen Aufenthalt, war aber zur Einstudierung seiner von bürgerlichen Darstellern aufgeführten Volksschauspiele viel auf Reisen. In Stettin hat ihn dabei der Tod ereilt.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Paris 26. Juni. (W. T. B.). Nach Meldungen der Blätter sind in der Raffinerie Parisienne in Saint-Ou en, wo Aus⸗ schreitungen befürchtet wurden, sämmtliche fremden Ar⸗ beiter entlassen worden. In St. Denis wurden aus den Werkstätten der Société des Forges sämmtliche Italiener weggeschickt. In Belfort verwundete ein italienischer Arbeiter nach einem Wortstreit über das Attentat einen französischen Arbeiter leicht durch einen Messerstich. Der Italiener wurde verhaftet. . ö.

Lyon, 26. Juni. (W. T. B) SFinige vierzig, Italienern oder Franzosen mit italienischem Namen gehörige Kaufläden wurden in vergangener Nacht geplündert. Mehreren Trupps gelang es, die Einfriedigung der Ausstellung zu übersteigen und eine Anzahl italienischer Ausstellungsobjekte

zu zerstören.

Lille, 23. Juni. (W. T. B.) Gestern Abend ver⸗ anstalteten die hiesigen Studenten gegen Italien gerichtete Kundgebungen. Mehrere 2 wurden vor⸗

genommen.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Wetterbericht vom 26. Juni, 8 Uhr Morgens.

p. im.

Stationen. Wetter.

Bar. auf 0 Gr u. d. Meeress red. in Mill

Temperatur

d e 9 69 kw D

J

ö Ü .

Gork, Queenstopn. . . 771 J . J

kJ w J meer Ih g J

. J 5 H R c München J 768 Chemnitz , Berlin . Wien.. 764 15 Breslau. 869 bedeckt?) 12

ö 764 Dunst 18

wolkenlos Regen

bedeckt

bedeckt

bedeckt wolkig 16 wollig 13 wollig 13 halb bed. 13 halb bed.) 14 halb bed. 14

wollenlos 16 ͤ 15 19 18 . ö

L —— N N N O E x

Ile dali Nizza. 763 halb bed. 20 762 bedeckt 25

Triest . 1) Böig. ) Thau. 3) Nachts Regen. Uebersicht der Witterung.

Ueber dem Ostseegebiete und Rußland lagert eine Depression mit einem Minimum unter 750 mm bei Kurland, während über dem westlichen Europa ein intensives Hochdruckgebiet mit über Großbri⸗ tannien und der nördlichen Nordsee 770 mm übersteigenden Barometer⸗ ständen sich befindet. Demzufolge wehen über der östlichen Nordsee und der südlichen Ostsee frische bis stürmische nordwestliche Winde. In Deutschland ist die Bewölkung veränderlich; im Norden liegt die Morgentemperatur bis zu 5 Grad unter der normalen, im Süden nahe derselben, im Binnenlande fanden vereinzelt Regenfälle statt. Die Ausbreitung des Hochdruckgebietes läßt den Eintritt heiteren, trockenen und wärmeren Wetters erwarten.

Deutsche Seewarte.

Theater⸗Anzeigen.

Deutsches Theater. Anfang 74 Uhr.

Donnerstag: Der Talisman.

Freitag: Der Herr Senator.

Sonnabend: Letzte Vorstellung unter der Direktion von Adolph L'Arronge.

Berliner Theater. Mittwoch: Zum letzten Male. König Lear. (Zudwig Barnay.) Anfang 74 Uhr. Donnerstag: Zum letzten Male. Die Journalisten. reitag: in letzten Male. Hamlet. (Ludwig Barnay.) 6. i . orstellungen der letzten Woche findet der Billetverkauf äglich statt.

Residenz Theater. (Direltion: Sigmund Lautenburg.) Mittwoch: Zu volksthümlichen Preisen. Zum 186. Male. Jugend. Ein Liebesdrama in 3 Akten bon Max Halbe. In Scene gesetzt von Sigmund Lautenburg. Parquet 2 S6 Anfang 77 Uhr.

Donnerstag und folg. Tage: Dieselbe Vorstellung.

Mittwoch: Der Herr Senator.

Konzerte.

Kroll's Etablissement. Mittwoch u. folg. Tage: Doppel⸗ Konzert der Ramdcda municipale di Roma, Dirigent: rn en Cavaliere Allessandro Vessella, und des Neuen Orchesters: Panl Prill. Bei ungünstigem Wetter im Saal. Entrée 1 Anfang 64 Uhr. .

Auf der bedeckten Terrasse am Königsplatz: Restaurant, Cafs, Wein- und Bier⸗Ausschank bei freiem Entrée.

Familien⸗Nachrichten.

Verlobt: Frl. Magdalena von Massow mit Hrn. Kompagnieführer in der Kaiserlichen Schutztruppe Tom Prinee (Insterburg. Frl. Frieda Gerlich mit Hrn. Rittergutspächter Heinrich von Gylden⸗ seldt (Rudau, Ostpr. dl. Radnicken bei Grünhoff, QOstyr.). Frl. Dorothea von Casimir mit Hrn. Prem. Lieutenant Wolf von Helldorff (Hildesheim). Frl. Elisabeth Seyler mit Hrn. König⸗ lichen Sberförster und Prem. Lieutenant, der Reserve Alfred Hoff⸗ mann (Breslau Pfeilswalde bei Nikolaiken).

Verehelicht: Hr. Werner von Manteuffel mit Frl. Henny Solte (Bremen). Hr. Leo Götz von Olenhusen mit Frl. Besaida Castellanos (Tepeevyo, Republik San Salvador). Hr. Regie⸗ , , Max Bürstenbinder mit Frl. Anna Sethe

amburg).

8. Ein Sohn: Hrn. Konsistorial⸗Rath A. Neumüller (Magdeburg. Hrn. Hauptmann Fritz von Oertzen (Breslau ⸗=—

rn. Grafen Platen zu Hallermund (Caden in Holstein Hrn.

rem. Lieutenant von Holleben (Berlin). Hrn, Pastor Smend (Lissa i. P.) Eine Tochter: Hrn. Major Wirk (Metz). Hrn. W. von Wickede (Charlottenburg). Hrn. von Woyrsch (Schwanowitz). Hrn. Postrath Geisler (Hannover). ;

Gestorben: Hrn. Amtsgerichts Rath Ferd. Füngling Söhnchen Walther (Köln). Fr. Konsistorial⸗Rath Agnes Baerthold, geb, Kraudt (Lüben). Hr. Kreisgerichts⸗ Rath a. D. Theodor Henkel Birnbaum u. Czarnikau). Hr. Direktor der Prov. Hebeammen⸗

ehranstalt, Sanitäts- Rath Dr. Wilhelm Fuhrmann (Breslau).

Redakteur: Dr. H. Klee, Direktor.

Verlag der Expedition (Scholz.

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagsanstalt, Berlin 8W., Wilhelmstraße 32.

Sechs Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage),

sowie die Inhaltsangabe zu Nr. 6 des öffentlichen An eigers KCommanditgesellschaften auf Attien und Atktiengesellschaften ) ; für 3 Woche vom 18. bis 23. Juni 1894.

Berlin:

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

M E48.

Berlin, Dienstag, den 26. Juni

1894.

Statistik und Bolkswirthschaft.

Aus wärtiger Handel im Mai. Das Maiheft der vom Kaiserlichen Statistischen Amt heraus—

gegebenen Monatlichen Nachweise über den auswärtigen Handel des

deutschen Zollgebiets. veröffentlicht die Ein⸗ und Ausfuhrmengen des deutschen Spezial⸗Außenhandels pro Mai 1894 und Januar / Mai 1894 wie folgt: Einfuhr Mai 160 Kg 1894 27 711 616 1393 26 173 566

in 1894 mehr 1538 050 Ausfuhr 1894 13 129 510 1893 16786 503 82 705 266 in 1894 mehr 1343007 3 486765. Nach Abzug der Edelmetalle, deren Ein- und Ausfuhr be⸗

tragen hat: 1894 Mai Einfuhr 599 (100) kg 2967 (100) kg Ausfuhr 264 (100) kg 1829 (100) kg, entfallen auf den Verkehr mit den übrigen Artikeln des auswärtigen

Handels: Mai Januar / Mai 160 Kg 16060 kg Einfuhr 28 17 120 659 076 Ausfuhr . 18 129 246 S6 190 202

Bei der Einfuhr ist namentlich die Mehreinfuhr von Getreide und landwirthschaftlichen Produkten um 6741 985 (100) kg während der abgelaufenen 5 Monate des Jahres 1894 gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres bemerkenswerth. Auch die Mehreinfuhr von Erzen und Erden (Nr. 7 des Zolltarifs5 um 1 9965 426 (100) kg ist zu erwähnen.

Bei der Ausfuhr ist die Mehrausfuhr von Kohlen um 1 602373 (100) kg zu konstatieren, während bei der Ausfuhr von Textilwaaren im ganzen ein Rückgang zu verzeichnen ist. Die Ausfuhr von Eisen, Eisenwaaren, Maschinen und Instrumenten ist sowohl im Mai, als in den Monaten Januar / Mai 1894 erheblich höher als im Vorjahre.

Januar / Mai 100 kg

120 662 043

109 423 062

86 192031

Januar / Mai

Zur Arbeiterbewegung.

Aus Dortmund wird der „Köln. Ztg.“ über die Berg⸗ arbeiterversammlung vom letzten Sonnabend (vergl. die gestrige Nummer 147 d. Bl.) geschrieben: Die Versammlung war sehr zahl⸗ reich besucht und verhandelte über die augenblickliche Lage der Berg⸗ leute. Der Vorsitzende, Herr Bunte, führte aus, die Löhne der Bergleute gingen immer mehr herab, obwohl die Kohlenpreise sich auf der Höhe erhielten. Das Kohlensyndikat rede öffentlich von einer Einschränkung der Förderung um 15 9e; trotzdem würden auf vielen Zechen Ueberschichten verfahren. Die Steiger müßten von dem Ober⸗Berg⸗ amt angestellt und auch nur von diesem entlassen werden können. Zur Erzielung ihrer Forderungen wollten und könnten die Bergleute jetzt in keinen Ausstand eintreten, denn sie wüßten, daß sie damit nur den Arbeitgebern in die Hände arbeiteten. Es wurde dann eine Reihe von Forderungen beschlossen, so z. B. eine Lohnerhöhung von 20 für alle Arbeiter, jedoch ein Mindestlohn von 3 A 50 für den Hauer und 3 S für den Schlepper; ferner bei gleichen Leistungen einen gleichen Lohn für Hauer und Lehrhauer; achtstündige Schicht einschließlich Ein⸗ und Ausfahrt für alle über und unter Tage beschäftigten Arbeiter, soweit sie dem Berggesetz unterstehen; Anstellung und Entlassung der Steiger durch die Berg⸗ behörde, Wegfall der Prämien und entsprechende Erhöhung des Ge— halts. Diese Forderungen sollen dem bergbaulichen Verein durch einen Ausschuß übermittelt werden, in den die Herren Bunte, Brüßler und Schönewald gewählt wurden. Wenn der bergbauliche Verein nicht darauf eingehe, sollen die Forderungen dem Einigungsamt des Berggewerbegerichts vorgelegt werden. Außerdem werden noch vier⸗ malige Lohnzahlung im Monat und Ueberweisungen aller Strafgelder, auch für genullte Kohlenwagen, an die Knappschaftskasse gefordert. In Ham burg waren am Sonnabend die Hafenarbeiter von Hamburg-Altona zahlreich versammelt. Dem Bericht der „Hamb. Börs.⸗-H. entnehmen wir Folgendes: Der Vorsitzende theilte mit, daß gegen den Beschluß, wonach Korndampfer für einen Minimal accordlohn von 45 3 per Tonne entlöscht werden sollen, ein Protest mit dem Verlangen der Annullierung des Beschlusses zur Berathung gelangen solle. In der Begründung wurde hervorgehoben: Der Be⸗ schluß vom letzten Dienstag, sich den Lohnabzug von 5. z per Tonne gefallen zu lassen, sei nicht korrekt gefaßt, sondern bei allgemeiner Verwirrung nach einer drei⸗ oder noch mehrmaligen Abstimmung durchgedrückt worden. Wie bei der Kornarbeit versuche man auch, leider mit Erfolg, auf den Kreidel'schen Kiesdampfern den Tagelohn von 5 M auf 4 S 80 3 herabzusetzen. G. Kellermann (Zentral⸗ vorsitzender der Hafenarbeiter) bemerkte, er müsse, was er am letzten Dienstag gesagt habe, die Schauerleute wären bei der gegenwärtigen wirthschaftlichen Depression gezwungen, die Kornarbeit für 4 A per Toune aufzunehmen, heute wiederholen. Den Hafenarbeitern in Ham⸗ burg und Altona fehle eine stramme Organisation: nur 70 Schauer⸗ leute gehören dem Verein von 1892 und nur 40 Hafenarbeiter der d . an. Allein in Hamburg dürften nach einer ungefähren Schätzung 3000 Schauerleute ortsanwesend sein. Was nütze es, wenn wirklich einige Hundert Hafenarbeiter beschlössen, Korn nicht unter 50 per Tonne entlöschen zu wollen, wenn die übrigen Berufs⸗ genossen, die sich nicht um ihre organisierten Kameraden bekümmerten, diesen Beschluß einfach illusorisch machten? Schließlich wurde ein Antrag, die Beschlüsse vom Dienstag, den 19. Juni, wieder umzu⸗ stoßen und den alten Accordlohnsatz mit 50 J per Tonne beim Korn⸗ entlöschen hochzuhalten, mit großer Majorität abgelehnt und damit die partielle Arbeitseinstellung endgültig aufgehoben.

Aus New-JYork berichtet die Londoner „A. K.“ nach einer Reutermeldung vom 22. d. M.: Die aufrührerischen Ausständigen in der Grafschaft Jefferson sind ausschließlich Italiener und Slavonier. In Walston und in Adrian haben die Ausständigen die Läden der Gesellschaft geplündert und in Philipsburg eine An⸗ zahl Eisenbahnwaggons in Brand gesteckt.

Kunst und Wissenschaft.

Der Kongreß für internationales Privatrecht ist gestern im Haag unter dem Vorsitz des Stagtsraths Dr. Asher zusammengetreten. Der Minister des Auswärtigen Dr. Rosll gab nach dem Bericht des W. T. B. namens der Regierung dem tiefen Schmerz über den Tod des Präsidenten Carnot sowie im Namen der Königin⸗Regentin der großen Sympathie mit den so schmerzlich geprüften Franzosen Ausdruck. Der französische Delegirte Renaud dankte für die theilnahmevollen Worte und der belgische Ge⸗ sandte Baron d'Anethan fh sich als Doyen des diplomatischen Korps namens aller auf dem Kongreß vertretenen Staaten den Worten der Theilnahme für Frankreich an. Nachdem der italienische

elegirte Desonnaz och besonders seinem Abscheu über das Ver⸗ brechen Ausdruck gegeben, wurde die Sitzung zum Zeichen der Trauer gufgehoben. Aus demselben Grunde wurde auch der Empfang bei dem Praͤsidenten des Kongresses auf heute vertagt.

Literatur.

. Erdkunde.

Heft 2 des achten Bandes der „Forschungen zur deutschen Landes⸗ und Volkskunde, im Auftrage der Zentral⸗ Kommission für wissenschaftliche Landeskunde von Deutschland heraus⸗ gegeben von Dr. A. Kirchhoff, Professor der Erdkunde an der Universität Halle (Verlag von Engelhorn in Stuttgart, enthält einen Aufsatz: ‚Die Vergletscherung des Riesengebirges zur Eiszeit“, nach eigenen Untersuchungen dargestellt von Dr. Joseph Partsch, Professor der Erdkunde an der Universität Breslau (das Heft ist für den Preis von 6 MM einzeln käuflich). Schon vor elf Jahren hat der Verfasser die interessanten Ergebnisse seiner mehrjährigen sorgfältigen Erforschung der Gletscherspuren des Riesengebirges, im Zusammenhange mit Glazialbeobachtungen in der Hohen Tatra und dem Böhmer Walde, veröffentlicht. Eine Wanderung im Sommer des verflossenen Jahres in Begleitung zweier anderen Gelehrten durch die Gletschergebiete der Aupa, der Lomnitz und der Kocheln, die ihm wie seinen Begleitern die vor Jahren ent⸗ worfenen Grundlinien der Eisströme der Vorzeit als richtig bestätigte, veranlaßte ihn, der früher unternommenen Untersuchung noch einmal näher zu treten, um womöglich eine vollkommenere Losung als damals zu erreichen. In der fortgeschrittenen Wegsamkeit, der Erweiterung der wissenschaftlichen Kenntniß des Riesengebirges und in der im letzten Jahr⸗ zehnt von Oesterreich und Preußen zu stande gebrachten genauen Aufnahme des ganzen Gebirges im Maßstab von 1: 265 900 fand er eine bedeutende Erleichterung für sein Vorhaben. Die früher nicht zur Entscheidung gebrachte Frage, ob die verschiedenen Moränengürtel, die sich in den Gletschergebieten unterscheiden lassen, nur verschiedenen Eisgrenzen während einer und derselben Vergletscherung entsprächen oder das Erzeugniß verschiedener durch längere Zeiträume getrennter Ver⸗ gletscherungen seien, glaubt Br. Joseph Partsch nunmehr mit Hilfe der fruchtbaren Untersuchungen von Penck über seine Theorie der fluvio glazialen Ablagerungen und der Arbeiten von Brückner und Du Pasquier dahin gelöst zu haben, daß die Gesammt— heit der nachgewiesenen Gletscherspuren in den Hochthälern des Riesengebirges nicht das Erzeugniß einer einzigen Gletscherent⸗ wickelung, sondern zweier durch einen großen Gletscherrückgang ge— trennter selbständiger Gletscherperioden ist, von denen die erste eine aus⸗ gedehntere Vereisung der Hochthäler brachte als die zweite. Das mit trefflichen Abbildungen von dem Bruder des Verfassers, dem Professor Dr. Carl Partsch, und mit guten Karten ausgestattete, fesselnd ge⸗ schriebene Werk wird als ein Beitrag zur Geschichte des Riesen⸗ gebirges allen Freunden dieses schönen deutschen Berglandes will kommen sein. .

Handel und Gewerbe.

Der Zentralausschuß der Reichsbank versammelte sich heute Vormittag 19 Uhr im Reichsbankgebäude. Der Vor⸗ sitzende, Reichsbank-Präsident, Wirkliche Geheime Rath Dr. Koch hob im Anschluß an die mitgetheilten Zahlen des Bankaus⸗ weises vom 23. d. M. die charakteristischen Unterschiede der dies⸗ jährigen Lage von der des Vorjahrs hervor. Während die Anlage damals schon vom April ab stetig stieg, ist sie in diesem Jahre erheblich gefallen und jetzt um 100 Millionen niedriger als 1893. Die in der letzten Juniwoche bevorstehende Steigerung wird wahrscheinlich weit weniger beträchtlich sein als in den ver⸗ gangenen Jahren. Das Metall hat sich sehr vermehrt, seit dem 15. Mai um 56 Millionen, wovon 51 Millionen Gold. Seit Mitte Mai sind ca. 43 Millionen Gold angekauft. Der Gold⸗ vorrath ist um 121 Millionen höher als beim Beginn des Jahres. Trotz der großen Geldflüssigkeit sind die Privat— guthaben nicht besonders hoch. Die Staatsguthaben sind zwar beträchtlich, werden aber in nächster Zeit eine wesentliche Verminderung erfahren. Die Ende März verschwundene Ueberdeckung der Noten hält seit dem 23. Mai wieder an und ist erst in der letzten Woche etwa auf den Betrag des Jahres 1891 zurückgegangen. Eine Diskontveränderung wurde von keiner Seite angeregt. Nachdem noch die Schuldoverschrei⸗ bungen zweier Städte zur Beleihung im Lombardverkehr zu⸗ . worden waren, wurde geschlossen.

Tägliche Wagengestellung für Koblen und Koks

an der Ruhr und in Oberschlesien.

An der Ruhr sind am 25. d. M. gestellt 11 072, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.

In Oberschlesien sind am 23. d. M. gestellt 2797, nicht recht. zeitig gestellt keine Wagen.

Zwangs⸗Versteigerungen.

Beim Königlichen Amtsgericht! Berlin standen am 25. Juni die nachbezeichneten Grundstücke zur Versteigerung; Rügener⸗ straße 8, dem Architekten F. Lucas gehörig; Fläche 9,12 a; Nutzungswerth 15 509 ½ ; für das Meistgebot von 239 400 46 wurden die Kaufleute Emil Foerster und Richard Runge, Stallschreiber⸗ straße 30, Ersteher. Camphausen straße 21, dem Zimmermeister P. Scholz gehörig; Fläche 7,98 a; für das Meistgebot von 210 000 S wurde der Fabrikant Wolf Hagelberg, Marien⸗ straße 19, Ersteher. Hirtenstraße 20, dem Bäckermeister Julius Knobel gehörig; Fläche 7,29 a; für das Meistgebot von 150 000 M wurde die Frau Emma Schneider, geb. Soldan, zu Berlin Ersteherin .

Von der Pariser Börse meldet W. T. B.“: Die Besucher der Börse waren allgemein tief erregt, die Tendenz der Börse wurde aber durch das schmerzliche Ereigniß nur wenig beeinträchtigt, da die Beurtheilung der inneren und der äußeren Lage eine zuversichtliche bleibt. Die Kurse waren wenig unter dem letzten Stande, Prämien auf Rente gefragt, Italiener nach flauem Beginn stark erholt.

Die von den großen Banken mit der Königlich serbischen Regierung getroffenen Vereinbarungen wegen der Regelung des Dienstes der Staats-Anleihen hahen einer Mittheilurg des W. T. B. zufolge folgenden Wortlaut: J. Die für den Dienst der verschiedenen ee, . Staats⸗Anlehen bestehenden Speʒialkassen, welche mit der Einhebung der Erträgnisse der für, die einzelnen Anlehen als Pfand bestellten Steuern, Gebühren, Taxen. Monopole und sonstigen Einnahmen betraut sind, haben ihre Funktionen, wie bisher, fortzuführen. Der Königlich serbische

inanz⸗Minister erklärt, dafür sorgen zu wollen, daß die den Spezial⸗ ffn zugewiesenen Einnahmen ihnen , und ungeschmälert zufließen sollen. II. Der Königlich ser . Finanz⸗Minister autorisiert hiermit die 6 unter seiner Kontrole stehenden Spezialkassen, daß sie alle einfließenden Erträgnisse, soweit diese für den Dienst der einzelnen Staatsanlehen erforderlich find, jeweilig nach ihrem Einlaufen gn die serbische Nationalbank zu Gunsten der für die Staatsanlehen bestehenden ausländischen Zahlstellen, bezw. zu Gunsten eines von diesen Zahlstellen für diesen Zweck zu nominierenden Bank— instituts, unmittelbar abliefern sollen, ohne einer weiteren Ermäch⸗ tigung des Königlich serbischen Finanz⸗Ministeriums hierzu zu bedürfen. Diese Autorisation des Finanz- Ministers ist unwiderruflich. III. Der Königlich serbische Finanz. Minister wird, vom 1.13. Juli 1894 angefangen, den kontrahierenden Banken zu Händen eines von ihnen

bestellten Vertreters beglaubigte Kopien der täglichen Berichte der betreffenden Organe über ihre Einnahmen, n . . versehen, regelmäßig zukommen lassen.

Der Betriebsgewinn der Südafrikanischen Eisenbahn für das Jahr 1893 beträgt., wie die Köln. Zig.“ mittheilt, 3139 721 Gulden. Davon erhalten die Aktionäre 795 9000 Gulden. Eine vorläufige Dividende von 223 Gulden auf die Aktien zweiter Reihe und von 30 Gulden auf die übrigen Aktien wurde am 2. Januar bezahlt. Der Rest gelangt in gleicher Höhe am 1. Juli zur Auszahlung. Der Geschäftsbericht ö das Ergebniß als befriedigend, die Aussichten infolge der Ausdehnung und Verbesserung des Verkehrs als vertrauenerweckend. Die Regierung erlangte das Recht, die Linien jederzeit zu verstaatlichen. Sie ge⸗ währte zum Ausbau deß Netzes in Pretoria 24 Millionen Gulden Vorschuß gegen eine Rente von 5, 8 oo, und kaufte gleichzeitig alle im Besitz der Gesellschaft befindlichen Aktien des Unternehmens auf.

Breslau, 275. Juni. (W. T. B.) In der heutigen Aufsichts⸗ rathssitzung der Vereinigten Oelfabriken-Aktien⸗Gesell⸗ schaft wurde der Vorschlag der Direktion wegen der Vertheilung einer Dividende von 400 angenommen. Die Generalversammlung wurde auf den 23. Juli festgesetzt.

Magde burg, 25. Juni. (W. T. B.) Zuckerhericht. Kornzucker exkl., von 92 / neue —, Kornzucker erkl. S8 o/o Rendement 12,40, neue 12,50. Nachprodukte exkl., 75 0/0 Rendement 965. Ruhig. Brotraffinade 1. 25,50, Brotrafftnade II. 25, 25, Gem.. Kaffinade mit. Faß 25,5, Gem., Melis L, mit Faß 24123. Ruhig, Preise theilweise nominell. Rohzucker. J. Produkt Transito f. a. B. Hamburg pr. Juni 1230 bez. u. Br., pr. Jult 12,221 bez., 12,25 Br., vr. August 1220 bez., 12,225 Br., pr. Oktober⸗Dezember II, 15 Gd., 11,20 Br. Ruhig.

Essen a. d. Ruhr, 265. Juni. (W. T. D.) Antlicher Bericht der Kohlenbörse. Die Abnahme von Kohlen ist für die jetzige Jahreszeit außerordentlich stark. In letzter Zeit sind bedeutende Ge⸗ schäfte auf längere Dauer zum Abschluß gekommen. Die nächste Börse findet am 30. Juli statt.

Leipzig, 25. Juni. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. La Plata Grundmuster B. per Juni 3,35 , per Juli 3, 37) „S, per August 3,375 „, per September 3,40 M, ver Oktober 3425 S, ver November 3,45 M, per Dezember 3,45 „S, ver Januar 3,45 „S, per Februar 3,47 M, ver März 3,50 S, per April 3,50 M, per Mal M Umsatz 30 000 Kg.

Bremen, 25. Juni. (W. X. B.) Borlen⸗Schlußbericht. Raffiniertes Petroleum. (Offizielle Notierung der Bremer Petroleum Börse.) Ruhig. Loko 4,75 Br. Baumwolle. Matt. Uvland middling, loko 385 8. Schmalz. Fest. Wilcor 37 3. Armour shield 365 , Cudahy 37 3, Fairbanks 315 3. Speck. Fest. Short elear middling loko 34. Wolle: Umsatz 106 Ballen. Taback. Umsatz: 16 Faß Kentucky, 18 Faß Maryland.

Pest, 25. Juni. W. T. B.) Die Vertreter von hundert hiesigen Getreidefirmen beschlossen in einer heute abgehaltenen Kon⸗ ferenz, dem Wiener Saaten markt fern zu bleiben. Es wurde die Erwartung ausgesprochen, daß die ungarischen Mitglieder des Wiener Saatenmarkt. Comités ihre Stellen niederlegen werden, da sie diese sonst nur für ihre Person verträten. Schließlich wurde beschlossen, in Ungarn eine Agitation gegen den Besuch des Wiener internatio⸗ nalen Saatenmarkts einzuleiten.

London, 25. Juni. (W. T. B.) An der Küste 8 Weizen⸗ la dungen angeboten.

96 ö5so Favazucker loko 14 ruhig, Rüben⸗Robzucker loko 123 ruhig. Chile⸗Kupfer 3871s, pro 3 Monate 3816 /n.

Glasgow, 25. Juni. (W. T. B.) Die Verschiffungen von Roheisen betrugen in der vorigen Woche 6485 Tons gegen 5998 Tons in derselben Woche des vorigen Jahres. Bradford, 25. Juni. (W. T. B.) Wolle stetig, englische Kreuzzuchten theurer; Mohairwolle stramm, Alpaccawolle anziehend; Garne eher theurer.

St. Petersburg, 25. Juni. (W. T. B.) Die Vergünsti⸗ gungen, welche die Prämien⸗Billets der Adels⸗Agrarbank bei der Beleihung durch die Reichsbank genießen, sind verlängert worden.

Bern, 25. Juni. (W. T. B.) Der Bundesrath beschloß, von der durch die Kantone Zürich, Thurgau, Schaffhausen und Aargau angeregten Maßregel abzusehen, wonach der Nordost bahn verboten werden sollte, uber den Reinertrag aus dem Jahre 1893 zu verfügen. Ferner beschloß der Bundesrath, die Rechnungen und die Bilanz der Nordostbahn für 1893 mit dem Vorbehalt zu genehmigen, daß die vorgelegten Baurechnungen über die Linie Dielsdorf Niederweningen und über die anderen neuen Linien sowie über einzelne Bauobjekte geprüft und ge billigt werden.

Am ster dam, 25. Juni. (W. T. B.) Java⸗Kaffee good ordinarv 5. Ban kazinn 45.

New⸗YHork, 25. Juni. (W. T. B.) Die Börse eröffnete träge und verlief unregelmäßig. Der Schluß war lustlos bei festen Kursen. Der Umsatz der Aktien betrug 102 0090 Stück.

Weizen eröffnete fest und stieg einige 5 auf feste Kabel⸗ berichte, Abnahme der unterwegs befindlichen Menge und ungünstige Ernteberichte, sank dann theilweise auf Zunahme in der englischen Versorgungsmenge. Schluß stetig. Mais steigend nach Eröffnung infolge großer Käufe, worauf abgeschwächt und fallend auf bessere Ernteaussichten und zunehmende Ankünfte. .

Visible supp ly an Weizen 5b 853 000 Bushels, do. an Mais 7184 000 Busphels.

Chicago, 25. Juni. (W. T. B.) Weizen anfangs steigend auf Abnahme der sichtbaren Vorräthe, geringes Zufuhrenquantum und bessere Kabelmeldungen, später abgeschwächt auf günstiges Wetter in den Weizengebieten. Mais ien n. sich nach Eröffnung etwas ab, später erholt. Schluß stetig.

Verdingungen im Auslande.

Belgien. 4. Juli, 11 Uhr, Börse in . Lieferung von 100090

stählernen Spiralfedern für Dampfkesselrohre der Staats- Packet- dampfer in Ostende. Schätzungswerth: 6000 Fr. Kaution: 660 Fr. Spezielles Lastenheft Nr. 8.

Nächstens, 12 Uhr, ebenda: Lieferung in einer Abtheilung von verschiedenen Materialien in Eisen, Guß u. s. w., umfassend die Ab⸗ theilungen 9, 12 und 14 des Lastenhefts Nr. 7 946 Nr. 63 Reichs Anzeiger“ vom 14. März er. unter Verdingungen, Belgien). Kaution; 36. Fr. ö der Pläne 2.25 Fr. der Quadratmeter. (Lastenheft

r. J guarter).

Nächstens, 12 Uhr, ebenda. Lieferung in einer Abtheilung von 12 eisernen Drehscheiben von 2, 15 im Durchmesser zu liefern und ab⸗ zunehmen im Arsenal zu Cues mes. (

. Kaution: 340 Fr. Preis der Pläne 225 Fr. für den Quadrat- meter.

Nächstens, 11 Uhr 45 Minuten, ebenda. Lieferung von Holz zum Anzünden, zum Brennen und von Spänen. 1. Abtheilung: i000 cbm Tannenholz in Kloben zum Anzünden von Oefen u. J. w. 2. Abtheilung: 1200 cbm Brennholz (Buchen). 3. Abtheilung: 50 000 kg Späne (in Säcken oder Ballen).

Dänemark.

3. Juli, 12 Uhr. Magistrat (446 Afdelingens Secretariat, Lavendolstraede No. 1) Kopen hagen: Lieferung von 30 000 Ztr.