1894 / 219 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 17 Sep 1894 18:00:01 GMT) scan diff

WVarzin, 18. September. Eine Deputation gus Posen, aus zahlreichen Herren und Damen bestehend, traf heute Vor⸗ mittag um 11 Uhr 22 Minuten mittels Sonderzugs in Hammermühle ein, marschierte in langem Zuge nach Varzin und holte die Genehmigung des Fürsten Bismarck zum Aufmarsch ein, welcher dann vor dem Schloß erfolgte. 6 Tiedemann⸗Seeheim brachte beim Erscheinen des Fürsten ein dreimaliges Hurrah aus, welches hegeisterte Zu⸗ stimmung fand. Der Sprecher der Posener Gäste, Landes⸗ Dekonomie⸗Rath Kennemann, hob in längerer Ansprache die Verdienste des Fürsten um die deutsche Einigung hervor und betonte insbesondere das Bewußtsein der Posener, in einem deutschen, unlösbar mit Preußen verbundenen Landestheile zu leben. Er sprach die feste Zuversicht aus, daß die in der . Posen herrschenden nationalen Gegenfätze mit der eit verschwinden würden, und schloß mit dreifachem Doch auf den Fürsten Bismarck. Fürst Bismarck erwiderte auf die Ansprache in fast einstuͤndiger Rede, über welche „W. T. B.“ Folgendes berichtet: Der Fürst sprach unächst unbedeckten Haupts, wobei er beklagte, daß er durch 6 Bekannten von seit sechzig Jahren, den Sn heimgesucht sei. Er dankte allen Anwesenden und ersuchte, daß man sich bedecken möge, was alsbald geschah. Der Fürst fuhr et er erblicke in dem Besuch der Posener die Anerkennung ür seine Mitarbeit an dem 1e gen ustande Deutschlands. Sein Streben sei stets gewesen: nicht, was können wir wünschen, sondern, was müssen wir haben. Die neuen . hätten eine verstärkte we, , für die Zugehörig⸗ eit Posens zu Deutschland gegeben. Den 48 Millionen Deutschen ständen 2 Millionen Polen gegenüber, letztere seien daher selbstverständlich nicht ausschlaggebend. Niemand zweifle daran, wenn gesagt werde: ehe Elsaß⸗Lothringen aufe enn werde, müßte die Armee zu Grunde gehen ebensowenig könne Posen jemals aufgegeben werden. Elsaß⸗Lothringen 6 der Schutz Süddeutschlands, Posen der Schutz der stgrenze. Der Mangel an Liebe zwischen den deutschen Stammen sei früher größer gewesen als jetzt. In nationaler Beziehung habe Deutschland mit raschen Schritten das Ver⸗ säumte nachgeholt. Der Fürst schilderte sodann die deutschen Errungens . Das erwachte Nationalgefühl habe gegen⸗ seitiges Wohl cha en geschaffen härgbo) fest stehe nicht allein die Rach am . auch die Wacht an der Warthe und an der Weichsel ständen ebenso fest (Bravo). Der Fürst ging hier⸗ auf näher auf die Gegnerschaft zwischen den Polen und den Deutschen ein, erklärte ein friedliches Zusammenleben der beiden Nationalitäten für möglich und erinnerte dabei an die Schweiz, an Belgien und an Ostpreußen. Der Fürst schloß: Was Sie von den Polen lernen können, das ist: „Festes Zusammenhalten unter sich!“ Möge es so werden, daß auch die Deutschen, sobald es sich um ihr Ansehen handelt, nur der Nation, keiner Partei angehören. Auch die Frauen seien hierfür zu gewinnen. In der Hoffnung, daß dies gelinge, bringe er ö. Hoch den deutschen Frauen des Großherzogthums Posen. . Die Versammelten stimmten lebhaft in das Hoch ein. Alsdann erfolgte die Ueberreichung von verschiedenen Produkten der Provinz Posen an den in, Schließlich brachte der Gymnasial Direktor Kiel aus Bromberg ein Hoch auf die Fürstin Bismarck aus, welches begeistert aufgenommen wurde. Nachdem hierauf der Vers: „Deutsche Frauen, deutsche Treue“ ꝛc. ge⸗

n, war, zog der Fürst verschiedene Mitglieder der Depu⸗

ation in ein Gespräch und entbot die Comitémitglieder um Frühstück in das Schloß. Die übrigen Mitglieder der k marschierten unter den Klängen der von zwei Militär⸗Musikkorps ausgeführten „Wacht am Rhein“ bei dem Schloß vorüber nach dem neuen Gasthof. Um 3 Uhr erfolgte der Rückmarsch nach Hammermühle und von dort um 4 Uhr die Rückfahrt nach Posen. Sachsen.

Seine Majestät der König feiert heute, wie das „Dresd. Journal“ meldet, das 25jährige Jubiläum als Chef des Ostpreußischen Drago ner⸗Regiments Nr. 10. Dasselbe wurde Seiner Majestät am 17. Septem⸗ ber 1869 gelegentlich Allerhöchstseiner Anwesenheit in Königsberg zu den großen Manövern von Seiner Majestät dem Hochseligen Kaiser Wilhelm J. ver⸗ liehen. Aus Anlaß dieses Jubiläums wird Seine Majestät

eute den Königlich preußischen General⸗Lieutenant, General⸗ djutanten von Plessen, Kommandanten des Hauptquartiers, der die Glückwünsche Seiner Majestät des Deutsch en Kaisers überbringt, sowie eine gestern in Dresden einge⸗ troffene Deputation des in Allenstein garnisonierenden Ost⸗ preußischen Dragoner⸗Regiments Nr. 10, die aus dem Kom⸗ mandeur des Regiments, Oberst⸗Lieutenant Andersch, dem Rittmeister von der Gröben und dem Regiments-Adjutanten Premier⸗-Lieutenant von Preinitzer besteht, in Pillnitz empfangen. Baden.

Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin sowie Ihre Königliche Hoheit die Kronprinzessin von Schweden und Norwegen mit den Prinzen Gustav Adolf und Wilhelm haben sich am Sonnabend von Karlsruhe nach Schloß Mainau begeben.

Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach.

Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin ist am Sonnabend von Helgoland in Schloß Heinrichau in Schlesien eingetroffen.

Sach sen⸗ Coburg Gotha.

Ihre Königlichen Hoheiten der Herzog und der Erb— n ,, 6 heuse Nacht nach rn begeben.

Deutsche Kolonien.

Im Rechnungsjahr 1892/93 beliefen sich in Deu tsch⸗ Ostafrika die Einnahmen aus den Ausfuhrzöllen auf 448718 Rupien (1 Rupie etwa 1,3 M6), aus den Einfuhr⸗ zöllen auf 240 881, aus der Verbrauchssteuer auf 123 697, aus den Lizenzabgaben von Schnaps auf 8025, aus der Schiffahrts⸗ abgabe auf 13 476, aus den Holzschlaggebühren auf 41 und aus Nebeneinnahmen auf 16 370, zusammen 856 011 Rupien, in Mark umgerechnet etwa 1 105 45646 Im 6 1893/94 betrugen die Einnahmen aus den Ausfuhrzöllen 394 902 Rupien, aus den Einfuhrzöllen 354 028, aus der Verbrauchssteuer 87 084, aus der Lizenzabgabe von Schnaps 4623, aus der Schiffahrtsabgabe 3791, aus den , ebühren 11 675, aus Rebeneinnahmen 13 907, zusammen 570 013 Rupien 1130 256 ö.

Üeber den Verkauf von Farmen in Deutsch⸗Süd⸗ west-⸗Afrika berichtet das „Deutsche Kolonialblatt“. Am

später die ungarische Delegation.

25. Juli d. J. hat zum ersten Mal eine öffentliche Versteige⸗ rung von R . in w . ebiet der Khauas⸗ F entotten) 16 efunden. Es waren drei Farmen von je 0000 ha, welche vom Feldmesser Gärtner vermessen worden waren, zum Verkauf gestellt. Obwohl der Termin nur im Gebiet von Windhoek und Otyimbingue bekannt genen worden war, hatten sich mehrere Kauflustige eingefunden.

ie eine Farm wurde dem Ansiedler nen für 19 900, eine zweite dem Windhoeker Kolonisten Nielsen für 10 000 6 zu⸗ ke cl en. Es liegen zahlreiche Anfragen und Gesuche wegen

erkaufs von Regierungsland in anderen Theilen des Schutz⸗ gebiets vor, und es werden daher, sobald die Vermessungs⸗ arbeiten weiter fortgeschritten sind, neue Versteigerungstermine anberaumt werden.

Oesterreich⸗Ungarn.

Der Kaiser, Allerhöchstwelcher sich am Sonnabend Abend von Wien nach Buda pest begeben hatte, empfing daselbst gestern Mittag die österreichische und eine Stunde

Der Präsident der österreichischen Delegation Freiherr von Chl umecky sicherte in seiner Ansprache dem Kaiser das Festhalten an der traditionellen patriotischen Opferwilligkeit unter gewissenhafter Bedacht⸗ nahme auf die Leistungsfähigkeit der Bevölkerung zu und betonte die Nothwendigkeit der Entfaltung der geistigen und materiellen Volkskräfte, guter Finanzen und eines ge⸗ regelten Geldwesens für die Entwickelung der Wehrkraft. Die Delegation werde allen Forderungen, die ohne Gefährdung des Gleichgewichts im Staatshaushalt für die Entwicklung und Schlagfertigkeit der Wehrkraft unerläßlich seien, genügen. Die Bevölkerung wisse, daß sie diese schweren Lasten im . der Erhaltung des Friedens trage. Freiherr von

hlumecky gab sodann eine warme Schilderung der Thätig⸗ keit des Kaisers, der den gerechtesten Richter im Widerstreit der verschiedenen Ansprüche und Bestrebungen bilde. Daher sei das dynastische Gefühl ein so bedeutsamer Faktor im öffentlichen Leben Oesterreichs geworden, daher ertöne ein so begeisterter Jubel bei dem Erscheinen des Kaisers, wovon der Kaiser sich in der letzten Zeit wiederholt habe überzeugen können. Auch das Ausland bringe dem Kaiser Bewunderung und Verehrung entgegen und kenne das innige Verhältniß zwischen dem Fürsten und dem Volk Oesterreichs. Die Ansprache schloß mit dem Wunsche für die Erhaltung des Kaisers, der den äußeren Frieden schirme und in unerschöpf⸗ licher Geduld die Wege zu dem inneren Frieden zu weisen bemüht sei.

Die Ansprache des Präsidenten der ungarischen Delegation Grafen Ladislaus Tisza erblickt in dem Dreibund ein wirksames Werkzeug für die Sicherstellung des Friedens, dem eine doppelte Wichtigkeit zukomme n c der neuen, in Europa wahrnehmbaren Strömungen bezüglich der Organisation des Staats und der Gesellschaft, damit alle Staaten ihre ganze Kraft den inneren Angelegenheiten, der Ausgleichung der Gegensätze widmen könnten.

Der Kaiser erwiderte auf diese Ansprachen Folgendes:

„Die Versicherungen Ihrer treuen Ergebenheit, die ich soeben vernommen habe, erfüllen mich mit aufrichtiger Genugthunng, und ich sage Ihnen hierfür meinen herzlichen Dank. Es gereicht mir zur leb— haften Befriedigung, daß die Zuversicht, die ich, als die Delegationen das letzte Mal , waren, auf die Erhaltung und Konsolidie⸗ rung des Friedens aussprach, in der heutigen beruhigteren europäischen Lage ihre Bestätigung findet, und daß die sehr freundschaftlichen Beziehungen, die wir mit allen Mächten pflegen, zu der Hoff⸗ nung berechtigen, daß wir auch fernerhin uns ungestört der

Entwickelung und Förderung der Wohlfabrt unserer Völker werden;

widmen können. Immerhin bleibt es eine Nothwendigkeit, und meine Regierung hält es gleich den anderen Mächten für ihre Pflicht, in der Fortentwickelung der Wehrkraft der Monarchie keine Unter⸗ brechung eintreten zu lassen. Die Voranschläge meiner Kriegs⸗ verwaltung sind dementsprechend in dem Rahmen der den Delegationen im vorigen Jahre bekannt gegebenen, für die nächsten Jahre in Aussicht genommenen organisatorischen Pro— gression gehalten, wobei eine gewissenhafte Rücksichtnahme auf unsere finanziellen Verhältnisse zur Hin lage genommen wurde. Bosnien und die Herzegowina werden auch im Jahre 1895 in der Lage sein, die Auslagen ihrer Verwaltung aus den eigenen Einnahmen voll—⸗ ständig zu bestreiten. Indem ich die Prüfung der Ihnen zugehenden Vorlagen Ihrer bewährten patriotischen Einsicht empfehle, rechne ich darauf, daß Sie meine Regierung durch Ihre vertrauensvolle Mit⸗ wirkung unterstützen werden, und heiße Sie freundlichst willkommen.“

Die Antwort des Kaisers wurde mit großem Beifall aufgenommen.

Heute früh ist der Kaiser von Budapest zu den Ma⸗ növern nach Nagy⸗Maros abgereist.

Wie das „Armee⸗Verordnungsblatt“ meldet, hat der Kaiser den Kommandanten des II. Korps, Feldzeugmeister Freiherrn von Schönfeld unter Enthebung von diesem Posten zur Disposition des General⸗Inspektors der Armee, Feldmarschalls Erzherzog Albrecht gestellt. Der Kommandant des J. Korps, Feldmarschall-Lieutenant Graf Uexkuell⸗Gyllenband ist um Kommandanten des II. Korps, Feldmarschall⸗Lieutenant IIb ori zum Kommandanten des J. Korps in Krakau ernannt worden.

Frankreich.

Der Unterrichts⸗Minister Leygues hat gestern in Ville⸗ neuve⸗sur-Lot die feierliche Einweihung einer Statue der Republik vorgenommen. In seiner Erwiderung auf die An⸗ sprache des Pfarrers, der sagte, die Geistlichkeit werde den Rathschlägen des Papstes folgen, erklärte der Minister: „Sie erinnern an die Weisheit des Papstes, der überall Frieden und Einigkeit predigt. Auch die Republik ist eine Re⸗ gierung der Duldung und Versöhnung, sie achtet den Glauben und hegt den Wunsch, Religion und Staatswesen möchten in gutem Einvernehmen zu leben trachten.“

In seinem letzten, vom 21. Juli datierten Schriftstück hat der Graf von Paris daran erinnert, daß er sein ganzes Leben der Erhaltung des monarchischen Prinzips gewidmet und das Werk im Exil fortgesetzt habe; er . , werde nur in die Höhe kommen, wenn es christlich sei; seinen Freunden empfehle er, seinen Sohn in der Vollendung des Werkes zu unterstützen und alle ehrsamen Leute möchten sich mit ihnen zu diesem Zwecke verbinden.

Der Kontre⸗Admiral Le Bourgeois ist gestern in Toulon gestorben.

In Macon fand am Sonnabend eine Konferenz französischer und schweizerischer Freihändler zur Berathung wirthschaftlicher Fragen statt. Von einer größeren Anzahl von Mitgliedern wurden Reden zu Gunsten eines Zollvertrags mit der Schweiz gehalten; besonders bemerkenswerth waren die Reden von Jules Roche und

Bundes⸗Präsidenten Droz. Der letztere erklärte, die neutrale Stellung a ge die Schweiz. sich an ihre Nachbarn zu wenden. Deutschland, Oesterrei

und Italien hätten mit der Schweiz Zolltarifverträge abge⸗ man müsse fordern, daß die große Schwesterrepublik

dem ehemaligen Schw

rankreich das gleiche thue. Bei einem gestern zu Ehren der

heilnehmer an der Konferenz veranstalteten Bankett, dem etwa 500 Personen beiwohnten, trank der Adjunkt des Bürgermeisters auf die Wiederaufnahme der Handelsbeziehungen zwischen Frankreich und der Schweiz, der Deputirte Du bief auf die ere ,. beiden Völker; der 5 Favon dankte für den pfang in Macon und Jules Roche sprach seinen Dank für die freundlichen Worte aus, die Favon über Frankreich gesprochen habe. Mves Guyot hielt sodann eine mit großem Beifall aufgenommene Rede, worin er seinem Er⸗ staunen darüber Ausdruck gab, daß man, obwohl man danach strebe, die Entfernungen zu verringern und die Völker zu nähern, darauf beharre, Schranken für die Erzeugnisse der Länder errichten zu wollen Schranken, die Eisenbahnen und Telegraphen täglich niederrissen.

Ruszland.

Ein amtliches Telegramm aus Bjelowesh meldet: Der Kaiser, die Kaiserin, der Ges nr , n, neger, die Großfürsten Georg und Michael Alexandrowitsch, die Groß⸗ fürstin Olga Alexandrowna und der Prinz Nikolaus von Griechenland sind am 15. d. M. aus Bjelowesh nach Spala abgereist. Die Großfürstin Wladimir hat sich am nämlichen Tage nach Coburg begehen.

Der deutsche Botschafter, General der Infanterie von Werder ist, wie die „St. Petersburger Ztg.“ berichtet, am Freitag Abend von St. Petersburg nach Spala abgereist.

Italien.

Das Journal „Folchetto“ versichert, die Ernennung des Senators Fürsten Do ria⸗Pamphili zum Minister des Königlichen Hauses stehe unmittelbar bevor.

Ein Communiqué der „Agenzia Sefani“ . Einige Blätter betrachten die „Riforma“ als halbamtliches Organ; wir sind ermächtigt, zu erklären, daß das Ministerium keine offiziöbsen Organe hat, und daß die Redakteure der „Riforma“ für ihre Rechnung und unter ihrer Verantwortlichkeit arbeiten.“

In Bezug auf die Gerüchte über die künftige Theil⸗ nahme der italienischen Katholiken an den . Wahlen schreibt der „Osservatore Romano“: es sei unnütz zu wiederholen, daß die Beurtheilung dieser Frage dem päpst⸗ lichen Stuhl vorbehalten bleibe, der bei seiner Entscheidung für oder wider von Gründen höherer Natur bestimmt werde, nicht aber durch eine e, , oder durch normale kirchliche Maßnahmen, die gleichfalls durch höhere Beweg⸗ gründe veranlaßt würden. 4

Die gerichtliche Behörde wird gegen den französischen Kapitän Ramau, der kürzlich bei Pigna an der Alpen⸗ grenze verhaftet wurde, das Verfahren eröffnen. Aus den bei Ramau vorgefundenen Papieren soll hervorgehen, daß seine Spionage länger als einen Monat gedauert habe, in welchem er sich Nachrichten und Skizzen von hoher Wichtigkeit zu ver⸗ schaffen gewußt habe. Ramau ist in San Remo festgesetzt worden.

Der Senator Fabretti, Professor an der Universität Turin, ist gestorben.

Spanien.

Die spanische Regierung hat sich, wie W. T. B.“ aus Madrid erfährt, bereit erklärt, die neue Regierung von Peru anzuerkennen.

Bulgarien.

Der Prinz Ferdinand von Sachsen⸗Coburg traf am Freitag in Orsova mit seiner Gemahlin und der Prinzessin Clementine zusammen. Die Fürstlichkeiten reisten alsbald nach Turn⸗Severin, woselbst sie im Namen der rumänischen Regie⸗ rung von dem Präfekten, dem Korps⸗Kommandanten General Jarca und den städtischen Behörden begrüßt wurden. Von Turn⸗Severin aus fuhren sie an Bord des österreichischen Schiffes „Orient“ nach Bulgarien zurück. Bei dem Eintreffen in Widdin wurden dem Prinzen und der Prinzessin Ferdinand sympathische Kundgebungen dargebracht.

Montenegro.

Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Cetinje ist der Prinz Peter Karadjordje wic nach Genf abgereist, wo er mit seiner Familie ständigen Aufenthalt nehmen wird.

Dänemark.

Der Herzog und die Herzogin von Cumberland werden dem „W. T. B.“ zufolge morgen Nachmittag an Bord des „Danebrog“ über Lübeck die Heimreise antreten.

A sien.

Nach einer Meldung des „Reuter schen Bureaus“ aus . vom 13. d. M. hat sich der Mikado mit dem ofe am Donnerstag Morgen nach Hiroshima begeben. ensur uber die Presse habe ne, T,, doch

Die strenge l ͤ achrichten über die Be⸗

sei es den Zeitungen verboten, n : wegungen der japanischen Truppen und der japanischen Marine zu veröffentlichen. Zwischen japanischen Truppen und einer Abtheilung chinesischer Kavallerie sei es bei Hwang⸗Tsju in Korea zu einem Gefecht gekommen. .

Der „Times“ wird aus Hongkong gemeldet, daß die Anwerbung von Europäern für chinesische Kriegsdienste eingestellt worden sei. Das gesammte Süh⸗Geschwader habe Ordre erhalten, nach den nördlichen Gewässern ab⸗ zusegeln.

Afrika.

Die großbritannische Regierung erklärt, daß die Nach⸗ richten über einen angeblichen Konflikt zwischen englischen und französischen Truppen im Nigergebiei (vergl. Nr. 210 des „R. u. St.⸗A.“ vom 6. September) der Begründung ent⸗ behren. Es hat lediglich Ende August eine Strafexpedition

egen den Häuptling J von Benin (siehe Nr. 212 d. Bl.) , bei welcher verschiedene englische Offiziere und Soldaten verwundet und getödtet worden sind. .

Der spanische Gesandte hat sich auf einem Kriegs— schiffe von Tanger nach Melilla begeben.

In London 4 6 Nachrichten aus Tanger vom 15. d. M. besagen, 43 der britische und der dänische Vizekonsul in der Nähe von Casabianeg ken offener Straße von Mauren überfallen und beraubt worhen seien,

Rach elner Meldung des „W. T. B.“ aug Kairo will der General Kitchener, der, wie gemeldet, mit der Freisprechung

der Paschas nicht einverstanden ist, dem aus Egyptern zu⸗ k esetzten ir g zur besondern Aburtheilung li Paschas zwei britische Offiziere beiordnen.

sKunst und Wissenschaft.

Unter der Leitung und redaktionellen Verantwortung ihres geistigen Führers, des Professors ,, ,. von Lisßzt⸗Halle, hat die internationale kriminalistische Vereinigung begonnen, den im Jahre 1899 beschlossenen Plan einer rechtsvergleichenden Dar- stellung des heute in Europa geltenden Strafrechts zu . Die ursprüngliche Beschränkung auf Europa ist dabei zweifelsohne zum Vortheile des Werkes und seiner wissenschaftlichen wie praktischen Bedeutung aufgegeben; es werden auch die außer⸗ europäischen Kulturstaaten erörtert werden. Der heute vorliegende erste Band des großartigen Sammelwerkes: Die Strafgesetzgebung der Gegenwart in rechtsvergleichender Darstellung behandelt in systematischen Monographien unter Mitwirkung hervor—⸗ ragender Juristen der Einzelländer das heute geltende Strafrecht der 28 europäischen Länder. Zumeist hat je ein Angehöriger des be—⸗ treffenden Staats sein nationales Recht bearbeitet. Die Veröffent⸗ lichung erfolgt gleichzeitig in der deutschen und . Sprache (La Législation pénale eéompare). Die deutsche Ausgabe wendet sich außer an Deutschland vornehmlich auch an Oesterreich, die Schweiz, die skandinavischen Länder, England und Nord⸗ Amerika. Auf die äußere Ausstattung des Buchs ist durch den Ver⸗ leger, Otto Liebmann, Buchhandlung für Rechts⸗ und Staatswissen« ie, Berlin W. 35, Lützowstr. 27, die größte Sorgfalt verwendet. War es schon keine geringe Mühe, die in größerer Anzahl erforder⸗ lichen Bearbeiter und Uebersetzer zusammenzubringen, so bot auch die technische Herstellung bei dem Umfang des Materials außergewöhnliche Schwierigkeiten. In beiden Richtungen ist nichts unterlassen, was dem Werk irgendwie zum Vortheil gereichen könnte. Seiner Eigenart nach erscheint es als Sammel und Subskriptions. werk Es ist auf fünf Bände, jeder zu durchschnittlich 50 Bogen, veranschlagt. Der Subskriptionspreis wird etwa 150 9 betragen. Der . des ersten Bandes beträgt 35, für Subskribenten auf das ganze Werk 30 6 Der erste Band wird zu dem höheren Preise auch apart ihr bern, die Bestellung zum Subskriptlonspreise verpflichtet zur Abnahme des ganzen Werkes. Die Durchführung des

, Unternehmens wird davon abhängen, daß sich für

das elbe eine ausreichende Sihl Subskribenten einschreiben läßt; denn das geschäftliche Risiko ist ein sehr bedeutendes und bedarf gesicherter finanzieller Grundlagen, Demgegenüber wird es die Aufgabe aller derjenigen sein, welchen die Entwicklung der Strafrechtswissenschaft und (Pflege zusteht, die Durchführung des Werks in der geplanten Weise durch thatkräftige Förderung, in oberster Linie durch Subskription zu fördern. Dabei würden besonders in Frage kommen die Königlichen Zentral⸗ und Provinzialbehörden, die gesetzgeberischen Körperschaften, auch Gesandt⸗ schaften und Konsulate, ferner die Universtiäts. und Gerichts— behörden, juristische Gesellschaften, Vereine und die aus Liebhaberei oder Berufsstellung sich ergebenden speziellen Interessenten am Strafrecht, Gelehrte und Praktiker. In besonders fördersamer Weise hat auch der Reichskanzler dem Werk dadurch Unter—⸗ stützung zu theil werden lassen, daß er durch das Auswärtige Amt dem Redaktionsausschuß werthpolle Notizen, wie umfangreiche Dar⸗ stellungen für zahlreiche überseeische Gebiete zugehen ließ und damit namentlich für den demnächst folgenden zweiten Band die Fortsetzung in größter Vollständigkeit ermöglicht hat. Diese Fortsetzung ist in der Weise geplant, daß zunächst in gleicher Weise wie beim ersten Bande, die geltenden Rechtssysteme und Gesetze der außereuropäischen Kulturstaaten geschildert, daran die Lehren des Strafrechts selbst, sein allgemeiner Theil, in ihm die Quellen, das Gesetz und sein Geltungsbereich, der objektive und subjektive That— bestand des peinlichen Unrechts, endlich die Lehre von der Strafe gereiht werden, und dann die Erörterung der einzelnen Verbrechen und der auf sie gesetzten Strafen erfolgen soll. Schon aus diefen An—= deutungen ergiebt sich, wie weit die Ziele gesteckt sind. Sie laffen aber auch erkennen, daß mit dem vollendeten Werke nicht nur eine Schöpfung fertig gestellt sein wird, so groß und gründlich wie sie weder die juristische Literatur, noch überhaupt eine andere Wissenschaft bisher aufzuweisen vermochte, sondern daß auch ihr praktischer Nutzen für die immer mehr sich entwickelnden internationalen Beziehungen und deren Fruktifizierung wesentlich mit ins Gewicht fällt.

4t Das Juliheft des Jahrbuchs der Königlich preußi— schen Kun stsammlungen bringt neben den amtlichen Berichten über Neuerwerbungen eine ansehnliche Reihe kunstwissenschaftlicher Studien und Forschungen. Professor E. Dobbert sucht in einer in diesem Heft noch nicht zum Abschluß gelangenden Abhandlung: „Zur bvzantinischen Frage“ im Gegensatz zu der neuerdings vielfach ver⸗ fochtenen Anschauung, daß die abendländische Kunst des Mittelalters sich selbständig entwickelt habe, an den Wandgemälden von . Angelo in Formis nachzuweisen, daß zum mindesten die süditalienische Kunst stark von Byzanz beeinflußt wurde. Bezeugt wird dieser Einfluß durch enge ikonographische Uebereinstimmung der Fresken mit griechischen Miniaturen und Elfenbeinskulpturen. Die zahlreichen Nachweise D. s werden entschieden eine Reviston der für die mittelalterliche Kunstgeschichte wichtigen Frage veranlassen. Methodisch überaus lehrreich ist die Untersuchung Professor Ju stis über das Tizianbildniß der Königlichen Galerie zu Cassel. Bisher war es dem Spürsinn der Forscher nicht gelungen, die Persönlichkeit des Dargestellten festzustellen. Justi geht, nachdem er die Haltlosigkeit der bis= herigen Vermuthungen erwiesen, von scheinbar nebensächlichen Aeußerlich⸗ keiten der Tracht aus, um dann mit immer steigender Wahrscheinlich⸗ keit sich der Lösung des Räthsels zu nähern. Wenn auch nicht alle Zweifel getilgt sind, daß wir in der ritterlichen Gestalt im Jagd⸗ anzuge den Ha von Atri, Giovan Francesco Acquaviva, einen italienischen arteigänger Franz' 1. von Frankreich, zu sehen haben, der sich nach einer gelegen klichen Aeußerung Aretius“ um die Mitte des XXI. Jahrhunderts von Tizian porträtieren ließ, so darf doch die vorsichtige, jedes zeitgeschichtliche Zeugniß sorgfältig abwägende Art der Untersuchung Justi's als vorbildlich hingestellt werden. Der zweite Direk⸗

tor der Königli en Gemäldegalerie im Haag Dr. Hofstedede Groot stellt in einem mit erläuternden Abbildungen ausgestatteten Artikel die Entlehnungen Rembrandt's“ zusammen, die die Beziehungen des größten holländischen Malers zur italienischen Kunst in ein über⸗ raschendes Licht rücken. Zu vielen bereits bekannten Entlehnungen fügt er eine besonders interessante hinzu. Als im Jahre 1639 das berühmte Castiglioneporträt Raffgel's in Amsterdam versteigert wurde, machte Rembrandt, der der Auktion beiwohnte, eine flüchtige Feder⸗ stijze nach, diesem berühmten Bilde, das übrigens auch Rubens! lebhaftes Interesse erweckte. Diese heute in der Albertina zu Wien befindliche Skizze diente Rembrandt als Vorbild, als er in demselben Jahre sein Selbstbildniß radierte. Die Nebeneinander stellung der drei Bildniffe giebt inen fesselnden Einblick in die Art, wie Rembrandt den Formenadescitalienischer Kunst in die Licht- und Tonsprache der Radierung übersetzte. Professor Richard Förster setzt eine Studien über das Fortleben antiker Kunstvorstellungen in der Renaissance fort, indem er die von Aetion gemalte Hochzeit des Alexander und der Roxane in ihren Wiederholungen aus der Zeit der italienischen . verfolgt. Ob seine Ver⸗ muthung, daß Raffael die Erfindung zu dem berühmten Fresco Sodoma z in der agen zuzuschreiben sei, unangefochten bleiben wird, sei dahingestellt. Eine kunst⸗ und kulturgeschichtlich gleich interessante Zeichnung des jüngeren Holbein gus dem 1 es British., Mufenn publiziert Eduard His. Sie stellt Bergleute bei der mühsamen Arbeit des Felssprengeng dar, und besitzt alle Vor= ifi sbe lebendigen und geistreichen Darstellungsweise des Augsburger rs.

Auf seinem Schlosse in Wavre starb, wie der „Voss. Itg.“ emeldet 6 am 15. d. M. unerwartet Herr Lehardy de Bau⸗ 64 der Vorsitzende der H r fe hn en Gesellschaft .

eine auf dem Gebiet der Volkswirthschaftslehre auch im Auslande anerkannte Autoritãt. 2

n r. . *. 14

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungõ⸗ aßregeln. ye, , . gie. . unterm 6. September 1894 angeordnet, daß die Ueberwa sstell ö. 6 , . 3. Kreisen . inen ieder au . . ⸗A.“ Rr. 213 vom 10. September 18 3h k . Argentinien. Durch Verfügung der argentinischen Regierung vom 17. v. M. sind sämmtliche Häfen von Deutschland, Frankreich, Belgien und Ruß⸗ land für choleraberseucht und bie Häfen von k für cholera⸗

1 . worden. (Vergl. auch „Reichs. Anz.“ Nr. 195 vom

Cholera.

Königsberg, 15. September. Nach telegraphischen Meldungen der „Ostpr, Ztg. ist in Bom melsvitte, 5 Memel, die Ehe⸗ frau des cholerakrank gemeldeten Arbeiters Aßols ebenfalls an fest⸗ . Cholera erkrankt und in die Quargntäne⸗Anftalt auf der

lehrung Her ef ut Ferner ist bei der Frau Mallwitz in Bommels—⸗ vitte das Vor zandensein von Cholera lee, die. In Grieslienen, Kreises Allenstein, sind weitere drei Cholera Erkrankungen Auguste Lan⸗ . Katharing Kaminski und Marie Kuklinski vorgekommen. Vie Ge⸗ ammtjahl der Cholera: Erkrankungen in Grieslienen beträgt bis jetzt 22, darunter 6 Todetzfälle. Neu aufgetreten ist die Cholera im Vorf Thyrau, Kreis Osterode, woselbst am 13. d. M. die Louise Gra⸗ bowski von dieser Krankheit befallen wurde, ohne daß es bisher , nr. ist, festzustellen, woher die Infektion stammt. Herr Hr.

olle, Assistent am Berliner Institut für Infektionskrankheiten, hat hereits in Thyrau dokalinspeltion abgehalten und im Verein mit den Behörden alle prophylaktischen Maßregeln in die Wege geleitet.

Danzig, 15. September. Aus dem Bureau dez Stagts⸗ komm issars für das Weichselgebiet wird der ‚„Danz. Allg. Ztg.“ mitgetheilt, daß Cholera bei Bolislaw Jendrzejewski in Mocker hei Thorn und bei dem am 14. d. M. verstorbenen Ortsarmen Nürrren⸗ berg auß Tiegen hof ,, ist.

Wien 14. September. Nach den am 14. d. M. hier einge⸗ troffenen Nachrichten über den Stand der Cholera kamen in

Galizien 156 Erkrankungen und 77 Todesfälle, in der Bukowina«

8 Erkrankungen und 5. Todesfälle vor.

. St. Petersburg, 15. Seytember. An Cholera erkrankten bejw. starben nach dem Bericht des W. T. B. vom 5. bis 14. September in St. Petersburg XR bezw. 50 Personen; vom 2. bis 3. Sep⸗ tember erkrankten in Kronstadt 2 Personen, in Warschau er⸗ krankten 35, 16 starben. Aus den Gouvernements liegen aus der Zeit vom 2. bis 8. September über Erkrankungen bezw. Todes- fälle folgende Meldungen vor: Lom sha 23 bezw. 16, Petr ifau 323 bezw, 259, Sjedlez 1935 bezw. N, Estla nd 13 bezw. 7, Witebsk 68 bezw. 26. Kowno 42 bezw. 20, Minsk 100 bezw. 44, Podolien 446 bezw. 175, Bessarabien 453 bezw. 1568, Wladimir 30 bezw. 13, Kost roma 136 bezw. 37, Now gorod 179 bezw. 6, Olonez 105 bezw. 5, Pskow 44 bezw. 18, Samara 32 bezw. 24, Sim birsk 6 bezw. 5, Twer 5 bezw. 1, Tula 2 bezw. 2, Jaroslaw 110 bezw. 55. Aus der Zeit vom 26. August bis 1. September wurden gemeldet aus Kalisch 65 Er⸗ krankungen und 31 Todesfälle, Kje lee 735 bezw. 413, Radom 422 bezw. 252, Kurland 30 bezw. 19, Livland 96 bezw. 35, Kasan 57 bezw. 24, Perm 52 bezw. 19, Rjäsan 236 bezw. 84, Ta m bow UL bezw. 2. In Plozk erkrankten vom 12. August bis J. September 210 Personen, es starben 494 Personen, in Astrachan vom 19. August bis 1. September 65 bezw. z0, in Jekaterinoslaw vom 26. August bis 8. September 16 bejw. 6, in Caluga vom 30. August bis 8. September 36 bejw. 14, in Nischn * Nowgorod vom 27. August bis 9. September 535 bezw. 347 . Mainz, 15. September. (W. T. B.) Die Schwe inepest im Kreise Mainz ist heute amtlich für erlofchen erklärt 3

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks . n gde w . n der Ruhr sind am 15. d. M. gestellt 11 502, nicht tzeiti gesten ö . ö . In QOberschlesien sind am 14. d. M. gestellt 4409, nicht recht- zeitig gestellt keine Wagen. . 7 . . Zwang s-Versteigerungen. Beim Königlichen Amtsgericht 1 Berlin stand am 15, September das Grundstück Wildenowstraße 25, dem Bau—⸗ unternehmer Heinr. Brumm gehörig, zur Versteigerung; Fläche 8,99 a; Mindestgebot 187 300 S; für dieses wurde der Rentier Louis Stürmer zu Charlottenburg Ersteher. In der Lisfauer⸗ schen Zwangsversteigerungssache wegen des Grundstücks hinter der , , , 31532 und an der Kaiser⸗Wilhelmstraße sind die Termine am 20. September 1894 aufgehoben worden.

,, 15. September. (W. T. B.) Zuckerbericht. Korn⸗ zucker exkl, von 920/ neue Kornzucker 24. 88 o/ Rendement neue 13,80, Nachprodukte erkl, 75 oo

8, o0—– 9, h9h. Ruhig. Brotraffinade 1 26,25. Brotraffinade II . Gem. Rafflnade mit Faß 24 25 –=5.25. Gem. Melis ] mit Faß 23,25. Ruhig. Rohzucker J. Produkt Transtto f. a. B. Hamburg pr. September 1170 Gd., 11,809 Br., pr. Oktober 10,90 Gd. 1995 Br., vr. November⸗Dezember 19,72 bez, 10,75 Br., pr. Jan. Rär 1077, Gd. 16, de Br., Stiis.

Köln, 15. September. (W. T. B.) Wie die Köln. Ztg.“ meldet, hätten die rheinisch⸗westfälische Verkaufsstelle für ,,,, und für Qualitäts⸗Puddelroheisen, die gemeinsame Verkaufsstelle für rheinisch-westfälische Thomasroheisen und der Verein für den Verkauf Siegerländer Roheisens eine Ver= längerung des Vertrags bis zum 1. Juli 1895 beschlossen. Die Bestrebungen, die verschiedenen Roheisenverbände zusammenzufasfen, werden noch fortgesetzt,

München, 15. September. (W. T. B.) Die städtischen Kollegien beschlossen die Aufnahme einer 35 o, Anleihe im Be— . 15 Millionen Mark zur Konvertierung der älteren 40lo Anleihen und ,,, Den Inhabern der gekündigten 40. Münchener Obligationen steht es frei, sie bis zum 3. Oktober gegen neue 3 oso zum Kurse von 9,225 umzutauschen. Dem Kon—⸗ Vertierungskonsortium gehören die Hypotheken, und Wechselbank, die Filiale der Deutschen Bank und das Bankhaus Merck und Fink an.

Leipzig, 15. September. (W. T. B. Kammzug-Termin—« handel. da Plata. Grundmuster B pr. September 3,35 6, pr. Oktober 3,37! M6, pr. November 3,37 „6, pr. Dezember 3,40 M, pr. Januar 3,426 „M, pr. Februar 3,40 M, pr. März 3.45 , pr. April 347 ις, pr. Mai 3, 50 „é, pr. Juni 3,55 M6, pr. Juli pr. August ——. Umsatz 15 900 kg.

Mann heim, 15. September. (W. T. B.) Produktenmarkt. we ö. 6. 46 pr. . 4. mae, pr. Nov. 11360,

r. März 1195, Hafer per Nov. 12,20, pr. März 12,20. Mai pr. Nov. 11,25, pr. März 11,75. .

Bremen, 15. September. (W. T. B.) Börsen⸗Schluß Bericht. Raffiniertes Petroleum. (Offizielle Rotierung der Bremer Petroleum⸗Börse. Sehr fest. Loko 4.86. 8 e. Schwach. Upland middl. loko 36s 3. Schmalz. Ruhig. Wilcox 45 3, Armour shield 459 , Cudahy 4535 , Fal nnz 345 3. Speck.

ö. . clear inlddl. Joko 41. Taback. Umfatz: 109 Faß entucky.

Kon stantinopel, 15. September. (W. T. B.) Die Betriebs einnahmen, der Anatolischen Fifenbghn betrugen im Juli 1894 277 336634 Fr. oder 479332 Fr. per Kilsmeter; die Betriebs. ausgaben stellten sich für denselben Monat auf 184 688,85 Fr. oder Il 9,53 Fr. per Kilometer. Für die Zeit vom J. Januar bit 31. Jul

endement

Der Regierungs⸗Präsident hat

1894 betrugen die Betriebseinnahmen 1 768 r. per Kilometer, die Betriebsausgaben 11953 3

Verkehr s⸗Anstalten.

Bremen, 16. September. (W. T. B) Norddeutscher Lloyd. Der Reichs ⸗Postdampfer Bayern? ö 15. e,, . 3 Reise von Antwerpen nach Southampton fortgesetzt. Der Reichs⸗Postdampfer Sal ier ist am I5. September M in Antwerpen angekommen. Der Posttampfer . Weser - hat 14 September Nachmittags Dover passiert. Der Postda Wittekind“ hat am 14. September Nachmittags Dover passiert. Der Reichs⸗Postdampfer „Darm stadt“ ift am 15. September in Col ö 79) , ,. ö

riest, 15. Seytem ber. (W. T. B.) Der Lloyd dampfe Thalia!“ ist heute Nachmittag hier eingetroffen. ; a.

Theater und Musik.

Königliches Schauspiel haus.

Am Sonnabend gelangten 24 Komödien Moli re 's Der Geizige“' und Die Schule der Frauen“ neu einstudiert und zum sten Mal in der deutschen Uebertragung und Bearbeitung von Ludwig Fulda mit schönem Gelingen zur Aufführung. Die Fulda'sche Bearbeitung ist auch in diesen beiden e g gun en mit Erfolg bemüht gewesen, neben der genauen er⸗ mittlung des Gedankeninhalts der Stücke den poetischen Werth. möglichst nicht ju mindern und doch manche Härte der Diktion, die in dem Geiste der Zeit Moligre's ihren Grund hat, in gefälligerer und uns mehr geläufiger Form vorzutragen. Empfangen wir so auch nicht jede witzige Wendung des Dialogs in ihrer 5 Ursprünglichkeit, so wird sie doch sinnentsprechend und bühnenwirksam wiedergegeben. Dabei hat der nachdichtende Uebersetzer das echt Menschliche und darum Unveränderliche in der GCharakte⸗ ristik der handelnden Personen trefflich herausgearbeitet. In dem Lustspiel Der Geiziger, das zuerst zur Auffüh⸗ kung gelangte, nimmt die Titelrolle das rl ereff⸗ der Hörer und Zu⸗ schauer ganz überwiegend in Anspruch. Bie in tausend kleinen und großen Zügen vom Dichter fein schattierte Zeichnung der Seelen« und Gemüthszustände des Mannes, dem das Geld über alles geht, über die Ehre und die Liebe zu seinen Kindern, hat Herr Grube als Harvagon zuweilen etwas zu grobsinnlich, aber überall mit psychologisch richtigem Ergreifen des Augenblicks dargestellt; sein langsam dem Dialog folgendes Geberdenspiel war oft ausdrucksvoller und wirk⸗ samer als die sonstigen hastigen und übereifrigen Bewegungen, aber im ganzen gab der Darsteller ein glaubhaftes Bild des klassischen Geizhalses. Die beiden Liebespaare wurden von Herrn Hertzer und Frau von Hochenburger sowie Herrn Keßler und Frau Conrad beifallswürdig gegeben. Als Frosine hatte Frau Schramm wieder die Lacher auf ihrer Seite; endlich verdienen auch Herr Blencke, dem als Kutscher und Koch besonders die Vermittelungsscene zwischen Vater und Sohn gelang, und Herr Hartmann als Diener an—⸗ erkennende Erwähnung.

Noch frischer und glücklicher als das Eröffnungsstück spielte sich

das Lustspiel Die Schule der Frauen“ ab, dessen kurze Moral lautet: Die wahre Liebe läßt sich nicht fesseln und bannen; in aller Einfalt findet sie den Weg . Siege. Der stolze und eingebildete Arnolph, der seine Pflegetochter Agnes, um sie dereinst felbst zu besitzen in klösterlicher Abgeschiedenheit möglichst unvollkommen hat erziehen lassen und schließlich doch seinen Schatz dem jungen und feurigen Horace überlassen muß, wurde, eine echte Lust⸗ spielsfigur, von Herrn Vollmer mit all der guten Laune und dem treffenden Empfindungsausdruck wiedergegeben, die bei diesem Dar— steller immer zu rühmen sind. Das Liebespaar wurde hier aufs beste von Fräulein von Mavburg und Herrn Matkows ky vertreten. Fräulein von Mayburg verband Herzengeinfalt im Wesen und im Ton der Sprache mit Anmuth in der Erscheinung und Bewegung; sie konnte erfreuen und rühren. Herr Matkowekty vielte den Horace als sorglosen, schwärmerischen und lustigen Liebhaber ien d und gewinnend. Herr Trüger als junger Bauer und Fräulein Plan als seine Frau Georgette fügten sich willig und angemessen dem En= semble ein, in dem Herr Oberländer und Herr Winter die Cvi— sodenrollen des Chrysald und Oront inne hatten. . Lessing⸗Theater.

„Gefallene Engel, ein Stück aus dem Volkeleben in drei Akten von Richard Nordmann, nennt sich das Theaterstück, das am Sonnabend unter lauten Zeichen des Beifalls zum ersten Mal in Scene ging. Der Titel schen kennzeichnet den Inhalt; es handelt sich um Mädchen, die im Leben Schiffbruch gelitten haben ein Thema, das in seinem krassen modernsten Nealis mus erst feit derhãltniß⸗ mäßig kurzer Zeit auf der Bühne seine Daseinsberechtigung be⸗ hauptet, die inzwischen aber gleichsam schon zum Gewohnheits⸗ recht , ist. Der Unterschied zwischen diesen das gleiche Thema be andelnden Dramen besteht fast nur in der verschleden⸗ artigen Verknüpfung der Handlung, viel weniger in der Zeichnung der Charaktere, deshalb weist jedes neue Stück dieser Gattung Analogien mit älteren auf. Die sogenannten Heldinnen sind fast ausnahmolos einem versumpften Boden entsprossen, und die Laster des Vaters oder der Mutter oder gar beider finden in den Kindern öhre natürliche ortsetzung. Wenn nun der Aufbau der Handlung in einem solchen Stück eine starke künstlerische Schöpferkraft verräth, wenn große sittliche Empfindungen in Widerstreit gerathen, wenn Phantasie, Geist oder Leidenschaft sich darin offenbaren, so kann eine solche Arbeit immerhin literarisch interessieren. Wenn aber in farb- loser Kleinmalerei nur nüchterne und dabei widerwärtige Augenblicks-⸗ bilder aus dem Großstadtleben gezeichnet werden, wenn die Charaktere als verwischte Schattenbilder erscheinen und die Vorgänge als unberechenbare Zufälligkeiten, wie es in dem Volksstück Nordmann's der Fall ist, so kommt man zu dem Schlusse, daß das Thema an h immer noch für interessant genug gehalten wird, auf der Bühne zu erscheinen. Der Verfasser dieses neuesten „Stücks aus dem Volksleben“ will überhaupt nicht ine in, sich abgeschlossene Handlung, sondern nur ein Bruchstück geben. Einen seelischen Konflikt hat er von vornherein vermieden; denn daß ein alter einfältiger Vater nach sechzehn Jahren erst das Unheil seines Hauses erfährt, das in Gestalt seiner ihm unter dem Titel einer Nichte zugeführten Enkelin täglich und stündlich an seinem Herde lebt, ist kein eigentlicher Konflikt. Feilich wirkt nur die Scene wirklich dramatisch, in der der ehrliche Alte die Schande seines Hauses entdeckt und nun gegen Frau, Tochter und Enkelin rast. Die handelnden Personen sind äußerlich nicht ohne Geschick gezeichnet, aber es fehlt ihnen wahres inneres Teben. Der einzige, der Mitgefühl weckt und . seiner Schwäche und Einfalt Charakter in dramatischem Sinne besitzt, ist der belogene nd betrogene Alte, der sich für feine Familie aufopfert. ie Dar- stellung bot zumeist kobenswerthe Leistungen. Prächtig war die Gestalt des alten Nowack von Herrn Reicher wiedergegeben. Der etwas blöde aber gutherzige alte Schreiber, dessen Gesichtskreis über seine Kopierbogen und seinen behaglichen Familientisch nicht binaus geht, kam mit rührender Unbebolfenheit des äußeren Menschen zur Geltung; mit zaghafter Ergebenbeit saß er nicht nur der Frau, sondern auch der Tochter und Enkelin gegenüber, bie das plötzlich hereinstürmende Gefühl der Schande ihn zur RNafere treibt. Fräulein Marie Meyer gab ein in allen e, gel Bild einer habfüchtigen, bis in ihre moralischen Änschauungen Flein. lichen Frau. In der nichts weniger als klaffischen Molle der Tochter Johanna vermochte Frau Geßner doch die Tragödin Stils nicht völlig zu verleugnen. Ein hübsches Talent ir jugendliche Rollen entwickelte Fräulein Ris ka als Liner; Frau Naumann

Nowacks durch ihren grimmigen Konzerte.

sich als alter Dienstbote bei Humor aus.

Die Eröffnung der 28. Konzertsai findet ̃ Donnergtag, den 20. , 66 . inn n,.

an dieser Stelle mit Erfolg thätige ll Meyder wi wie in den vorigen e mit ie. 2 .