— Eure Excellenz beehren wir uns ergebenst zu ersuchen, die sämmtlichen deutschen Konsuln in den Vertrags . veranlassen zu wollen, daß sie die deutschen Handeltreibenden und Missionare aufklären, daß diese wie gewöhnlich ihren Geschäften nach⸗ gehen können, nicht aber weil Japan 5 Feindseligkeiten über⸗ gegangen ist, Befürchtungen für ihre Sicherheit hegen.
ir ergreifen ꝛc. Der Prinz Ch'ing und die Minister des Tsungli JYJamen.“
Der General⸗Lieutenant von Klitzing, Kommandeur der 1. Garde⸗Infanterie⸗Division, hat Berlin verlassen.
Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Königlich sächsische Geheime Finanz Rath Dr. von Koerner ist in Berlin ein⸗ getroffen. ⸗
Die neuernannten Regierungs⸗Assessoren Rötger und Kleinschmidt sind den Königlichen Regierungen in Magde⸗ burg und Königsberg zur dienstlichen Verwendung überwiesen
worden.
Bayern. Der König und die Königin von Rumänien sind estern im strengsten Incognite mit dem Lindauer Abend⸗ * uge in Munchen eingetroffen und gedenken einige Tage . zu verweilen.
Sachsen.
In Pillnitz fand gestern aus Veranlassung des 25 jährigen Jubiläums Seiner Majestät des Königs als Chef des Sst⸗ preußischen Dragoner⸗ Regiments Nr. 10 eine Festtafel statt, woran der General⸗Adjutant und Kommandant des Haupt⸗ quartiers Seiner Majestät des Kaisers, General-Lieutenant von Plessen, die Deputation des QOstpreußischen Dragoner⸗Regiments Nr. 10, der Kriegs⸗Minister General⸗ Lieutenant Edler von der g gt der Staats⸗Minister von Metzsch, die am sächsischen Hofe beglaubigten Botschafter und Gesandten und der sächsische Militär⸗ bevollmächtigte in Berlin Graf Vitzthum theilnahmen. Während der Tafel trank Seine . der König auf das Wohl des Ostpreußischen Dragoner⸗Regiments Nr., 10. Der Oberst⸗Lieutenant Andersch dankte und brachte einen Trink⸗ spruch auf Seine Majestät aus. . .
Der General-Lieutenant von Plessen überreichte Seiner Majestät dem König im Auftrage Seiner Majestät des Kalsers das Militär⸗Verdienstkreuz.
Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Seine Königliche Hoheit der Großherzog und Ihre . die Herzogin Johann Albrecht von Mecklen— urg⸗Schwerin trafen am Sonnabend Abend von
Scheveningen wieder in Weimar ein.
Oesterreich⸗ Ungarn.
Der Budgetausschuß der österreichischen Dele⸗ gation eröffnete gestern Vormittag die Berathung des Bud⸗ gets des he en m des Aeuß ern. Der Bericht⸗ erstatter Dumba hob hervor, der Dreibund bilde die un⸗ erschütterliche Basis der neueren auswärtigen Politik; dadurch sei die Erwähnung derselben in der gestrigen Antwort des Kaisers unnöthig geworden. Er sprach dann die Hoffnung aus, daß die Handelsverträge mit den östlichen Nachbarn, insbesondere mit dem mächtigen russi⸗ schen Reiche, auch die freundschaftlichen politischen Beziehungen noch mehr befestigen und fördern werden. Der Redner gab ferner der Besorgniß Ausdruck, die letzten Ereignisse in Bulgarien, die dort herrschenden persönlichen Zwistigkeiten und Parteikämpfe könnten die kulturelle und wirthschaftliche Ent⸗ wickelung jenes Landes hemmen. Hierüber sowie über die Verhältnisse in Serbien erbat der Redner Aufklärungen von dem Minister des Auswärtigen. Der Delegirte Pacak Jung geche) richtete an den Grafen Kaälnoky die Frage, ob die Zeitungsmeldungen richtig seien, daß Desterreich⸗Ungarn das staatsrechtliche Verhältniß der occupierten Provinzen in diesem Jahre sicherstellen wolle, ob eine Militärkonvention mit Serbien bestehe, ob das Vorgehen Ungarns gegen die Rumänen, Slovaken und Kroaten nicht ungünstig auf die auswärtige Politik zurückwirke, und
warum der Handelsvertrag mit Rußland später abgeschlossen
sei als der deutsch⸗russische Vertrag. Er bezeichnete Ruß⸗ land als den einzigen verläßlichen Freund Oesterreichs und brachte die Abneigung der Czechen gegen den Dreibund zur Sprache. Die yy der Jung⸗ czechen gegen den Grafen Kälnoky habe keine ber or . . . Redner begründete dann die Verweigerung des Budgets des Ministeriums des Aeußern durch seine 6 mit der Dreibundpolitik und mit der Mitschuld des Ministers Grafen Kälnoky an der inneren Lage, die nament⸗ lich in Böhmen . den Ausnahmezustand gent worden sei. Der Delegirte Graf Zedtwitz erklärte, Pacak habe nicht das Recht, im Namen des böhmischen Volks zu sprechen. Er selbst als Vertreter des böhmischen Adels stimme mit Pacak nicht überein. Im weiteren Verlauf hob der Redner den großen materiellen Aufschwung Böhmens ervor. Der Delegirte Ruß erklärte, wenn die ur hn über den Frieden sprächen, wie Pacak es gethan, so müsse er an die Gracchen „de seditione querentes“ denken. Der Delegirte Lupu l betonte die Erfolge der auswärtigen Politik. Er vertraue, was die Rumänen anbetreffe, auf die Weisheit und väter⸗ liche irsorg⸗ des Monarchen. Nach einer kurzen Erwiderun . s ergriff sodann der Minister des Auswärtigen Gra aälnoky das Wort zu nachstehender Rede:
Meine Herren! Sie haben gestern aus dem Munde Seiner Majestät eine, wie 6 glaube, nach allen Seiten hin befriedigende Erklärung über die auswärtige Situation vernommen und dadurch von höchster Stelle bestätigt erhalten, was in dem Gefühle der Bevölkerung 5 elegen war, und was den Wünschen und den Interessen der
8 am meisten entsprechen kann. enn ich die immer inter⸗ anten Aeußerungen der Presse, die der Eröffnung einer Delegatisns Sesston im Hinblick auf das vorauszugehen pflegen, was der Minister des . zu sagen haben werde, und die ich stets aufmerksam ver⸗ folge, mir vor Augen führe, so sehe ich daraus einerseits, daß ich der Dele⸗
atlon über den Stand der auswärtigen Beziehungen nur wenig zu . abe, was sie nicht schon wüßte, andererseits kann ich aber aus dlesen Besprechungen mit großer Befriedi um konstatieren, daß die Ziele und Zwecke der Politik, welche die Reglerung nach außen hin verfolgt, vom großen Publikum genau verstanden und gekannt werden,
aus dem Munde genommen haben, die ich über die äußere Lage zu sprechen habe. Es hat mich diese Wahrnehmung gefreut, weil es keine rößere . für den Minister geben kann, als wenn er er daß seine Politik Verständniß findet, und er im Einverständnisse mit der öffentlichen Meinung jene Ziele verfolgt, die auch im großen e als für das Reich am nützlichsten und ersprießlichsten bekannt nd. Ganz richtig hat der Delegtrte Lupul den Dreibund nicht als einen agressiven bezeichnet, sondern als einen zur Erhaltung des Friedens und, wie ich hinzufügen muß, für die Sicherun der Mon archie berechnetes Bedürfniß definiert. Diese feste Basis, die wir unserer Politik gegeben haben, ist nun bereits in das Bewußtsein und die Erkenntniß der Bevölkerung der Monarchie hinein gewachsen, und, wenngleich aug anderen Gründen dissentierende Meinungen auch heute sich 2 lassen, so ist das, wie wir gehört haben, gerade ein isolierter Standpunkt, und genießt jenes Land, wo sich diese absprechende Meinung geltend macht, die Segnungen des Friedens ebenso, wie alle anderen, und weiß dieselben auch ebenso zu schätzen. Es ist gesagt worden: Warum denn der Dreibund?!“ Eine andere Kombination würde unseren Traditionen und friedlichen 4. viel mehr ent- 3 und die großen Auslagen a die Armee, die kostspieligen
üstungen würden dann soforf verschwinden. Es würde dadurch die ganze hend; gewinnen, weil diese Gelder dann für andere Zwecke verwendet werden könnten, Das scheint mir eine ganz falsche Auf— fassung zu sein; nicht, weil wir dem Dreibunde angehören, rüsten wir, sondern wegen unserer Sicherheit und zur Wahrung des Friedens. Gingen wir eine andere Kombination ein, so würden wir ganz ebenso die großen Armeen zu halten, gegen ein gerüstetes Europa uns zu schützen haben, wie jetzt. Es würde eine andere Kombination den angedeuteten Zweck, nämlich die Ein⸗ stellung eines Friedensbudgets, heutigen Tages ebenso weni erreichen. Ich kann also nur mit Genugthuung 9 hinweisen, daß wir ö. den durch mehr als ein Dezennium ge— sammelten Erfahrungen keinerlei Grund haben, die Vortheile, welche uns unsere gegenwärtigen Yi g iss verschaffen, aufzugeben, weil wir die Resultate derselben als solche sehen und erkennen, die nicht nur den Interessen der Monarchie, sondern auch dem europäischen Frieden zum Heil gereichen und auch in Europa allgemein erkannt und an— erkannt werden. Es haben sich von dem Mißtrauen, das gegen den Dreibund bei seinem Erstehen und 3 nachher vorhanden war, Schroffheiten seither sehr abgeschliffen. Man hat sich gewöhnt, den Dreibund als einen Faktor zu betrachten, von dem der europäische Friede nichts zu fürchten, mit dem er aber zu rechnen hat.
Es ist im Laufe der Jahre auch für jene, die daran zweifelten, evident geworden, daß die Friedensliebe und die lauteren Absichten der Monarchen, die an der Spitze der ver⸗ bündeten Staaten stehen, es dahin bringen, daß keine anderen Ziele, als die allbekannten, von denselben verfolgt werden. Wir sehen dies aus den sehr freundschaftlichen Beziehungen, die wir zu allen Mächten erhalten, auch zu denen, die sich außerhalb des Dreibundes befinden, und zwar nicht nur mit solchen, welche wir gewohnt sind, auf Grund alter Sympathien und der Interessengemeinschaft, wie England, an unserer Seite zu finden, sondern auch mit solchen, welche den Drei⸗ bund als gegen sich gerichtet ansehen. So haben unsere Be⸗ ziehungen zur französischen Republik sich sehr freundschaftlich gestaltet, und hat der zufällige Anlaß, daß unser Herrscher⸗ paar an der französischen Küste weilte, der französischen Re⸗ gierung und Bevölkerung Gelegenheit geboten, in zuvorkonimendster und herzlichster Weise unseren Majestäten zu begegnen. Die wärmeren Töne, die hierdurch in unsere Beziehungen gebracht wurden, haben auch bei uns verständnißvollen Widerhall gefunden, wie sich bei der verabscheuungswürdigen und entsetzlichen Katastrophe, die ,,. in so tiefe Trauer stürzte, gezeigt hat. Dasselbe sahen wir bei Ruß“ land. Unsere Beziehungen zu demselben sind durchaus freundschaft liche; die Herrscher beider Staaten haben identische Ziele, in denen beide die Wohlfahrt und den Frieden ihrer Reiche anstreben, und es erfüllen deren Regierungen nur ihre Pflicht, indem sie zur Förderung guter Beziehungen das ihrige thun. Der kürzlich abgeschlossene Handelsvertrag ist ein wesentlicher Schritt in dieser Richtung. Er hat die besondere Bedeutung, daß er für einen Zeitraum von 10 Jahren nicht nur die materiellen Ver⸗ hältnisse zwischen unserer Monarchie und Rußland stabilisiert, sondern auch eine engere Basis für gute Beziehungen überhaupt zu bilden geeignet ist, denn die Annäherung auf wirthschaftlichem Gebiet übt stets einen Rückschlag auch auf die pslitischen Verhältnisse aus. Wenn ich also heute die Lage als eine friedenverheißende und für uns be⸗ ruhigende erkläre, und wenn ich in der Lage bin, es auszusprechen, daß die in die Festigung des Friedens gesetzten Hoffnungen uns eine
roße Zuversicht einflößen, es werde die zarte Pflanze des Friedens, die wir 1 sorgfästig pflegen und die immer der Gegenstand unserer Sorge bleiben wird, nach und nach feste Wurzeln fassen, so kann ich, von diesem Stand⸗ punkt ausgehend, die Ereignisse, die in kleineren Ländern vorgefallen sind, mit Ruhe ins Auge fassen, indem diese Vorfälle immerhin wichtig sind, aber deshalb keinen gefährlichen Charakter haben, weil wir sie wesentlich als lokale innere Fragen ansehen können, aus denen weitere Komplikationen nicht entstehen werden. Es sind mehrere Fragen über diese Nachbarländer an mich gestellt worden, und da kann ich gerade bei Serbien darauf hinweisen, daß die Lort vorge⸗ kommenen Krisen zwar neuerdings von einem bedauerlichen Mangel an Stabilität Zeugniß geben, uns aber nur insofern berühren, als unsere Beziehungen dadurch tangiert werden. Ich habe es hier schon mehrere Male außgesprochen, daß wir in Serbien keine Politik machen, sondern daß wir dort unsere Interessen auf nachbar⸗ liche Beziehungen beschränken. Davon sind wir vollkommen überzeugt, daß der junge König den ernsten Wunsch hat und diese Bestrebungen ang bei jeder Gelegenheit bethätigt, die freundschaftlichen Beziehungen mit den Nachbarmonarchien aufrecht zu erhalten, und daß auch die gegenwärtige Regierung, diesen Intentionen des Königs entsprechend, ihr Möglichstes thut, um den nach und nach angewachsenen Beschwerden gerecht zu werden. Es ist daher unser Verhältniß zu Serbien ein befriedigenderes, als es vor 14 Jahren war, und ich bin erfreut, einen Fortschritt in dieser Hin⸗ sicht konstatieren zu können, der uns hoffen läßt, daß bei dieser Richtung, welche man in Belgrad eingeschlagen hat, unsere Wechsel⸗ beziehungen auch noch weitere Fortschritte machen werden, wie dies unseren wohlwollenden Gesinnungen gegen Serbien entsprechen würde. Was Bulgarien anbetrifft, so hat der Herr Referent die letzten Exeignisse als eine Ueberraschung oder förmlich als eine Täuschung charakter siert. Man hat vielleicht die dortigen Verhältnisse bei uns allzu optimistisch auf⸗ gefaßt, und es ist nun in dieser Beziehung ein Rückschlag eingetreten, der wieder zu weit geht, und zwar deshalb, weil die Verwirrung, die durch den unvorberelten Umschwung eintrat, noch nicht soweit geklärt ist, daß man sich ein xichtiges Bild der 5 zu machen vermöchte. Man hatte sich in Europa daran gewöhnt, die Stabilität, welche in Bulgarien durch die feste Hand Stambulow's eingetreten war, als eine bleibende Thatsache zu betrachten, und hat infolge dessen geglaubt, daß die inneren ,, . Bulgariens solchen plötzlichen Ueberraschungen entrückt seien, wie sie sonst in jenen Ländern nichi ungewöhnlich zu sein pflegen. Leider zeigt es sich auch dort, daß, wenn politische Krisen eintreten, die mit großer Leidenschaft aufgefaßt werden und zum Parteihader führen, der sogar in Excesse ausartet. Wir aben in allen Balkanländern . daß der Schritt von der
acht zur Anklagebank ein sehr kurzer ist, und ich fürchte, daß man in Bulgarien in diesem Augenblick die nöthige Ruhe verloren het um diesen schweren Fehler zu vermeiden. Für uns, denen der frühere Minister für Ordnung und Sicherheit der Zustände eine große Ge⸗ währ geboten, hatte, ist es bedauerlich, daß dieser anscheinend stäbile . umgestürzt worden ist, und unsichere . eingetreten nd. Aber wir haben doch dafür nicht einzustehen oder mitzureden, wenn in Bulgarien ein Ministerwechsel eintritt, und können ung nicht 661 einlassen, daß wir deshalb die Nachfolge von vornherein ungünstlg aufnehmen, oder, weil e andere Männer sind, den ganzen Stand der Dinge verurtheilen. Ich halte die Männer, die gegenwärtig in Bulgarien ans Ruder gekommen sind, für gute Patrioten, in erfahrene
so zwar, daß mir diese . der Presse die Worte beinahe
und kluge Politiker, die unter den heftigen Strömungen des Augen
blicks erst dcn keit ,. müssen, um entschieden Stellung nehmen zu können. glaube aber, daß die nöthige Ruhe nach den Wahlen eintreten wird, und daß wir nicht besorgt sein dürfen, daß die politische Richtung, welche Bulgarien eingeschlagen hat, durch den Eintritt der neuen Minister sic wesentlich ändern werde; das w und das Selbständigkeitsbewußtsein der Bulgaren ist denn doch zu sehr entwickelt, um zu erwarten, sie würden die unter großen Mühen und Gefahren erworbene feste und selbständige tellung auf⸗ zugeben bereit sein. möchte es vermeiden, über die inneren Verhältnisse eines anderen Landes ein Urtheil abzu⸗ geben. Wir müssen eben die Ereignisse mit einiger Geduld ab. warten. Doch möchte ich davor warnen, frühzeitig abzuurtheilen äber die Folgen der bulgarischen Krise, wie es heute schon oft vorgekommen ist. Die bulgarische . welche in der hekrschenden r etwas den Faden verloren hat, geht 3 von der falschen Voraussetzung aus, daß die hiesige öffentliche Meinung sich mit dem Regime Stambulow's bis zu dem Maße identifiziert, ö mit dessen Sturze in unseren Gesinnungen für Bulgarien ein Umschlag eingetreten sei. Dies ist, wie der verehrte Auesschuß es bestätigen wird, eine voll⸗ kommen irrige Auffassung. Das Wohlwollen, das wir für Bulgarien und alle Bal kanvölker . wird durch dergleichen innere Krisen, wenn sie nicht einen Umschlag der Politik bedeuten, ö nicht tangiert, und die Bulgaren können überzeugt sein, daß der Wunsch, . man in der Monarchie für sie hat, und welcher von seiten der Regierung stets zum Ausdruck gebracht wird, nur der ist, daß das Land auf dem Wege der friedlichen und selbständigen Entwicklung, den es eingeschlagen, fortschreitet, . kräftigt und möglichst prosperiert als der l der Ordnung und Ruhe auf dem Balkan. Ein anderes Nachbarland, über welches der Herr Delegirte Dumba wünscht, daß ich einige Worte sage, ist Rumänien. Rumänien war von den 6 des Dreibundes stehenden Ländern eines der ersten, welches dessen wirklich friedliche Ziele anerkannt und sich entschloffen hat, sich zu demselben zu bekennen und eine Anlehnung an die europäischen Zentralmächte zu suchen. Die sehr , Beziehungen, die wir dementsprechend seit Jahren unter⸗ halten, haben sich als haltbar bewährt und der Impuls, den der König und die Regierung in dieser Beziehung gegeben haben, hat im Lande wachsenden Anklang gefunden. Diese guten Beziehungen zu Rumänien und dessen Regierung berechtigen uns, die Uleberseugung auszusprechen, daß sie agitatorische Strömungen, die in ihren Aus— wüchsen und in ihren Wirkungen gegen die Ruhe und Ordnung im Nachbarlande gerichtet sind, in den nöthigen Grenzen werde zu halten wissen und dasjenige vorkehren werde, was thunlich ist, um ihren freundnachbarlichen Pflichten gerecht zu bleiben. Ich bin überzeugt, daß gerade das ea,, zu den Regierungen über etwaige Schwierigkeiten hinüberhelfen werde, und wir jede Trübung nach dieser Richtung hin vermeiden können.
Auch mit Rumänien haben wir in handelspolitischer Beziehung einen Zustand geschaffen, der zwar nicht dem entspricht, was wir gewünscht hätten, nämlich einem Tarifvertrag, aber immerhin eine Regelung unserer Verhältnisse in sich schließt und eine Gewähr dafür Wetet, daß auf diesem Gebiet bessere Verhältnisse als in den letzten Jahren eintreten werden. Ich glaube, daß dies für alle nur sehr erwünscht sein kaan. Da ich von den Handelsverträgen spreche, möchte ich eine Anfrage des Herrn Delegirten Dr. Pacak beantworten, welcher es als auffällig bezeichnet, daß, obwohl unsere Verhand⸗ lungen mit Rußland zuerst begonnen haben, der deutsche Ver— trag doch früher zum Abschluß gelangte, und wir uns, wie der Herr Delegirte meinte, von Deutschland überflügeln ließen. Ich fürchte, der Herr Delegirte wollte hiermit insinuieren, daß wir entweder von Deutschland übervortheilt wurden, oder daß wir in einer Art Konvenienz mit Deutschland diesem den Vortritt gestattet hätten und zwar zu unserem Nachtheil. Ich glaube, der Herr Delegirte hat diese Frage nicht genug überdacht oder sich über die Verhältnisse nicht hin— reichend informiert. Bekanntlich hat Deutschland sehr schwierige und langwierige Verhandlungen mit Rußland zu führen gehabt und schließ⸗ lich einen sehr umfassenden und detaillierten Vertrag abgeschlossen, welcher nicht bloß ein Tarifvertrag war, sondern in welchem auch ein⸗ schlägige Verkehrsverhältnisse u. s. w. geregelt wurden. Unser Ver⸗ trag mit Rußland ist ein sehr , . Wir konnten Rußland sehr wenig bieten, indem die Einfuhr der Rohprodukte bei uns ohnedies meist zollfrei ist, unsererseits also auf dieser Basis keine Konzessionen zu machen waren. Unser Vertrag ist, um ihn kurz zu charakterisieren, ein Meisthegünstigungs vertrag mit Bindung der Getreidezölle. Bei einem solchen Vertrag aber kommt es wesentlich darauf an, welche Vortheile anderen Mächten geboten werden. Wir konnten also den Werth der ,,, beurtheilen, bevor wir nicht wußten, wie der Vertrag Rußlands mit Deutschland aus— fallen würde, da wir ja die diesem gewährten Vortheile auch mitgenießen sollten, und deshalb war es in unserem Interesse, sobald einmal die Verhandlungen mit Deutschland ernstlich in Fluß geriethen, den Aus⸗ hůng der Berathungen abzuwarten, um beurtheilen zu können, welcher Vortheile wir theilhaftig werden würden. Die von dem Herrn Dele⸗ girten Dr. Pacak gestellte Frage, ob das von mir hinsichtlich der Balkan⸗ staaten aufgestellte Prinzip der Nichteinmischung noch gelte, kann ich auf das Bestimmteste dahin beantworten, daß dasselbe noch un— verändert in Kraft steht und daß es fortdauernd unser Wunsch ist. daß die Balkanvölker sich auf der Basis des Berliner Vertrags selb⸗ ständig entwickeln und die Einmischung einer fremden Macht in ihre inneren Verhältnisse nicht stattfinde. Dies gilt von Bulgarien ebenso wie von Serbien. Mit letzterem Lande eine Militärkonvention ein— zugehen, ist uns nie eingefallen. Dergleichen hat allerdings in den Zeitungen gestanden, dort steht aber Vieleg, so z. B. auch die Unterredungen mit dem russischen Finanz⸗Minister Witte. Wie käme aber ich dazu, auf solche unbeglaubigte Aeußerungen zu replizieren, von welchen der Herr Delegirte Dr. Pacak sogar meint, daß sie als offiziell! anzusehen geen Eine weitere Frage. desselben Herrn Delegirten bezieht sich auf Bosnien. Er hat sich auf in⸗ und ausländische Zeitungsstimmen be— rufen, in welchen — namentlich in den südslavischen — diese Frage in dem Sinne besprochen wurde, daß die Annexion Bosniens un— mittelbar bevorstehe. Darauf kann ich ihm nur die Antwort geben, daß von einer Aenderung des staatsrechtlichen Verhältnisses Bosniens zur Monarchie in maßgebenden Kreisen nicht gesprochen wurde und daß die Regierung keinen Anlaß hatte, sich mit dieser Frage zu be⸗ schäftigen. Ich muß endlich, obwohl ich es nicht gerne thue, auch auf einige Bemerkungen zurückkommen, . der i. Delegirte Dr. Pacak gemacht hat. Natürlich werde ich den Dreibund nicht ver⸗ theidigen, denn ich kann mich, wie der Herr Delegirte Lupul es aus, gesprochen hat, auf seine Resultate berufen. Es läßt sich allerdings alles bekritteln, gegen alles etwas einwenden. Dem Geist, der alles verneint, wird man es nie recht machen können. Von jungczechischer Seite wurde — diesmal ein entgegenkommenderer Ton an— geschlagen, als in den Vorjahren. Aher die Negation war auch heute das erste Wort, womit der Herr Delegirte Br. Pacgk seine Rede eingeleitet hat. Dagegen giebt es keine überzeugende Beweisführung. Ich kann nur eines wiederholen: die Czechen partizspieren ebenso an den Vortheilen und Segnungen des . die ja doch — die Jungezechen mögen sagen, was 5. wollen — auf die von ihnen be⸗ sfehdete Bundespolitik zurückzuführen sind, wie die anderen Völker der Monarchie. Wir müssen bitten, sich vorläufig damit zu begnügen. Vielleicht wird einmal in einer Zeit eine andere Politik am Platze sein, aber hierauf können wir uns nicht einlassen. Wir haben es mit der Gegenwart zu hn und, werden unverrückbar an der eingeschlagenen und,. bewährten Richtung, festhalten. Gewiß ist der Friede, wie wir ihn jetzt haben, nicht das Ideal eines Friedens! Es ist ein bewaffneter Friede und wird noch geraume Zeit ein solcher bleiben müssen, weil für die Erhaltung des Friedens n, Garantien vorhanden sein müßten, wenn man das. chwert
eiseite legen wollte. Wenn die großen Ausgaben für Militäͤrzwecke immer wieder beklagt werden, und wenn man sieht, wie . kongresse auf Beseitigung der Kriegsgefahr und auf Einstellung der großen Rüstungen hinwirken, so ist es vielleicht hier am Platze, darauf hinzuweisen, daß die immer wiederkehrenden Alarme und Erschütte⸗ rungen des Vertrauens in den Frieden, die wieder zur Fort⸗
Rüstungen führen, nicht auf die Regierungen zurückzuführen sind. Es giebt keine Regierung in ö die nicht, wenn ö entstehen, sofort ihr Mög⸗ 6 thun würde, bie Beunruhigungen zu zerstreuen und dle aufgetguchten Besorgnisse zu beschwichtigen. enn wir nun der Sache . so können wir 9. der größten Anerkennung für die Frei⸗ heit der Presse uns nicht verhehlen, daß jene oft auf ganz unbebeu— tende Vorfälle begründete sensationelle Alarmierung der offentlichen Meinung auf die, Tagetpresse und den Nachrichtendienst derfelßen zurückzuführen ist, in welcher auf die Nerven des lesenden Publikums und sogar auf die Leidenschaften politischer und nationaler Natur in einer Weise eingewirkt wird, die oft heftige Strömungen erzeugt, welche die Regierungen alle Mühe . zu beruhigen. Wenn die Friedenskongr f sich mit der Friedensfrage be— schäftigen, würde ich ihnen sehr empfehlen, dieser That⸗ ̃ Augenmerk zuzuwenden und in dieser Richtung einen heilsamen Einfluß. zu üben in allen Ländern, wö solches vorkommt. Zum Schluß möchte ich nur noch in Kürze darauf zurückkommen, daß der Herr Dr. Pgcak mich an ein Wort erinnert hat, das ich voriges Jahr in einer Delegationssitzung gesprochen habe.
Wie dem Ausschuß erinnerlich sein wird, haben die jungezechischen Herren Delegirten damals wie heute mit meiner Polstik sich nicht einverstanden erklärt. Es war meine Pflicht, ihre Argumente zu bekämpfen; in einem Punkt aber war ich in der Lage, mit den Herren vollkommen übereinzustimmen, und zwar war es merkwürdigerweise ihr jungezechisches ö welches sie in der Delegation aufstellten. Zu meiner Befriedigung haben sie nämlich den Frieden nach außen und im Innern! als das Programm hingestellt, daß sie zu verwirk— lichen wünschen. Darüber habe ich mich sehr gefreut und geantwortet, daß die Herren hinausgehen möchten in ihre Heimath und den Frieden bei sich predigen, daß sie überzeugt sein könnten, daß von mir alles geschehen werde, um diesen auch von mir ersehnten inneren und äußeren Frieden zu fördern. Ich befasse mich zu wenig mit der inneren Politik, um zu beurtheilen, ob die Herren auch wirk— lich hinausgegangen sind ins Land und den inneren Frieden gepredigt haben! Ich aber kann dafür einstehen, daß ich mein Wort gehalten und alles gethan habe, um, soweit mein Einfluß geht, für den Frieden nach jeder Richtung zu wirken. Den Appell, den der Delegirte Dr. Pacak heute an mich gerichtet hat, daß ich als einer der ersten Räthe der Krone nicht nur „schöne Worte! machen, sondern auch an höchster Stelle meinen Einfluß im Sinne des inneren Friedens geltend machen solle, halte ich für , denn es giebt niemanden hier, der nicht weiß, wie sehr unserem aller⸗ gnädigsten Herrn der innere Friede am Herzen liegt, und wie sehr es den innigsten Wünschen Seiner Majestät entfpricht, daß dieser innere Friede gepflegt und bewahrt und, wo er nicht besteht, hergestellt werde. Lebhafter und anhaltender Beifall.)
Da sich nach den Ausführungen des Grafen Kälnoky niemand zum Wort meldete, wurde die Generaldebatte ge⸗ schlossen. Der Berichterstatter ö Dumba stellte sodann folgenden Antrag: „Der Budgetausschuß nimmt die Erklärungen des Ministers mit Befriebigung zur Kennt— niß und spricht wiederholt sein volles . in die Leitung der auswärtigen Politik durch den Minister aus.“ . Antrag wurde mit allen gegen eine Stimme — die des Delegirten Pacak — angenommen. Es folgte sodann die Spezialdebatte. Der Delegirte Ruß referierte über das Marinebudget. Das Ordinarium und Extra⸗ ordinarium der Marine wurde ohne Debatte einstimmig an—
senommen. Heute Vormittag findet die Berathung des Kredits für die occupierten Provinzen, der Reichsfinanzen und der Zölle statt.
Bei dem gestrigen Korpsmanöver bei Nagy⸗Maros fand ein Brückenschlag über die Donau statt, um den Truppen des LI; Korps den Uebergang über die Donau von Visegrad nach Nagy⸗Ma ros zu ermöglichen. Anwesend waren der Kaiser, die Erzherzoge Albrecht, Friedrich, Albrecht Salvgtor, Franz Salvator und der Prinz Arnukf von Bayern. Die Stelle der Donau, die über⸗ brückt wurde, ist 520. m breit. Die Ueberbrückung nahm 11/4 Stunden in Anspruch und wurde von 12 Kriegs⸗ brücken⸗Equipagen ausgeführt. Für die Ueberschiffung der Vorhut waren weitere drei Equipagen erforderlich; die Vorhut bestand aus 5. Bataillonen ö 11 Batterien Artillerie und 11/9 Eskadrons Kavallerie. Das Gros des H. Korps überschritt die Brücke in zwei Stunden. — Nach Beendigung des Manövers begab sich der Kaiser nach Balassa⸗Gyarmat und wurde an der Grenze des Neograder Komitats feierlich empfangen. In der Stadt Balassa⸗Gyarmat erwarteten Allerhöchstdenselben der Fürst⸗ zrimas Kardinal Vaszary, der Adel und die Generaͤlitat. Der Kaiser reichte zunächst dem Fürstprimas die Hand und begrüßte darauf die übrigen Anwesenden. Um 5 Uhr begann der Empfang der Deputationen. Der Fürstprimas Kardinal Vaszary an der Spitze des römisch(katholischen Klerus feierte ö. einer ö den Kaiser als Friedensfürsten und fuhr ann fort:
In dem unlängst durchgekämpften geistigen Kampf vertheidigten wir das aus dem Dogma stammende Recht unserer . 5 ö. nach unserer Religion, sondern auch nach unserer besten Ueberzeugung im Interesse des Vaterlands und des Thronßzs. Wenn wir auch über die Möglichkeit, dieses Rechts verlustig zu werden, sehr besorgt sind, kann dies doch unfere tiefste Unter⸗ thanenhuldigung und Treue nicht erschüttern. Wir bitten Gott, Eurer Majestät den wahren Pfad zu zeigen, auf welchem Eure Majestät Ihre Völker lange, lange Zeit hindurch r, ewigen und zeitlichen Quelle des Wohlergehens führen möge. Wir bitten, uns die Königliche Gnade auch fernerhin zu bewahren“.
„In seiner Anwort dankte der Ka ifer herzlich für die Be— ritt und sagte:
J überzeugt, daß die Geistlichkeit unserer heiligen Kirche ihre traditionellen Bürgertugenden auch fernerhin sorgsam bewahren wird, und versichere Sie meiner unveränderlichen . Möge der Segen des Himmels Sie bei Ihrem heiligen Berufe geleiten.“ In der Erwiderung auf die Ansprachen der Vertreter der kabrigen Konfessionen betonte der Kaiser unter anderem, in einem Herzen bilde der Unterschied der Religion seinen Völkern egenüber keine Scheidewand. Alle könnten jederzeit zuf die Königliche Gnade und den ö Schutz rechnen. Abends fand ein Hofdiner statt, an we chem u. a. auch der Prinz Arnulf von Bayern Hheilnahm. ie die Wiener Blätter melden, würde außer dem König von. Sachsen, Allerhöchstwelcher am 25. d. M. zu den Hoch⸗ wildiagden in. Steiermark eintrifft, auch Seine Köni liche ⸗ heit der Prinz Heinrich von Preußen vom 26. bis
d. M. als Gast des Kaisers an den j den theilnehmen. .. Der Minister-Präsident Fürst Win di . ist gestern Abend von Wien nach Ausses abgereist. 6. De r, Finanz⸗Minister Witte ist von Abbazia in gries bei Bozen eingetroffen.
— Frankreich. 9 Der Präsident der Republik Casimir⸗Perier ist estern lkend von Pont sur-Seine nach Paris zurückgekehrt un hat ich heute zur Theil nahme an den Föstungsmanövern nach
BVausours hegeben. ̃ ĩ in Cihte n 9 Heute Abend trifft der Präsident wieder
setzung der
sache ihr
Bei einem dem Minister des Unterrichts Leygues zu Ehren gestern in Villeneuve⸗sur⸗Lot veranstalteten großen Fest⸗ m legte der Minister das Programm der Regierung für die nächste parlamentarische Session dar; die Regierung werde sich besonders die 2. e des Landes und die Bedürfnisse ber Nation angelegen sein lassen, sie werde die Anwendung der 2 und die Ordnung aufrecht erhalten.
n Marseille sind dem H. T. B.“ zufolge gester 11 Ana rchisten unter dem Verdacht, das Börsengebäude in die Luft sprengen zu wollen, verhaftet worden.
Aus Algerien wird gemeldet, ein Trupp Schambaa⸗ Leute habe einen Zug, der das im südlichen Oran gelegene Fort Miribel verproviantieren sollte, angegriffen. 653. zehn von den Angreifern und vier Mann von dem Zuge seien dabei getödtet worden.
Belgien.
In einer gestern Abend in Brüssel abgehaltenen Ver⸗ sammlung der Arbeiterpartei wurde nach lebhafter Erörte⸗ 3 : ö Janson , . . einstimmig
eschlossen, das von der liberalen Vereinigung angebot Wahlbündniß abzulehnen. ö
Numärn en.
Die gestern vorgenommenen allgemeinen Mu nizipal—⸗ wahlen fanden, wie „W. T. B.“ berichtet, in den Staͤdten in zwei Wahlkollegien statt. In dem ersten Wohlkollegium, in dem die Wahl überall in vollkommenster Ruhe verlief, er⸗ gab sich eine bedeutende Majorität für die Konservativen. Von 265 bisher bekannt gewordenen Wahlen sind 17 konservativ ausgefallen. Die Wahllisten der Konservativen drangen fast überall, so auch in Buktarest durch, wo 3 Stichwahlen er⸗ forderlich sind.
Serbien.
. Wie der Frankfurter Zeitung“ aus Belgrad gemeldet wird, hat der . der radikalen Partei . dess Ver⸗ haftung wegen der angeblichen Theilnahme an den Hochver— rathsbestrebungen Tschebinacz' täͤ lich erwartet wurde, am Sonntag Belgrad verlassen und sich nach Abbazia begeben.
Bulgarien. Der Prinz und die Prinzessin Ferdinand von Sachsen-Coburg wurden dem „W. T. B.“ zufolge auch auf. der weiteren Donaufahrt, besonders in Lompalanka, Rasowa, Nikopolis und Sistowo herzlich begrüßt.
Asien.
Nach einer in den gestrigen Londoner Abendblättern ver— öffentlichten und von der dortigen japanischen Gesandtschaft bestätigten Depesche aus Söul hätten die Japaner am 16. d. M. bei Tagesanbruch die Stellung der Chinesen . angegriffen. Es habe sich eine mehr— stündige Schlacht entwickelt, die damit geendet habe, daß die Japaner Ping-⸗jang durch einen Angriff auf beiden Flanken ein genommen hätten. Von den 20000 Mann chinesischer Truppen, vie Ping⸗jang vertheidigten, seien 16 000 todt, verwundet oder ge fangen genommen. Die Japaner hätten angeblich nur 30 Todte und 29 Verwundete. Aus Shanghai meldet das Reuter sche Bureau“, von verschiedenen Seiten werde be⸗ tätigt, daß die Chinesen in einer zweitägigen Schlacht am 15. und 16. d. M. bei Ping-⸗jang ven sfens ge⸗ schlagen worden seien. 20 000 Chinesen hätten sich ergeben. Nach amtlichen, im Haag eingetroffenen Berichten aus Lombok wird als die Hauptursache des Verraths der Balinesen die Unzufriedenheit der Häuptlinge be⸗ eichnet, die durch das politische Abkommen verhindert worden eien, die Sasaks zu bedrücken. Das Bivouac bei Ampenan ei befestigt worden; zur Wiedereroberung von Mataram seien drei Batterien errichtet worden. Die Sasaks seien in vortrefflicher Stellung.
Afrika.
Der britische Kreuzer Amphion“ ist in Tanger ein⸗ getroffen. Man glaubt, die Ankunft hänge mit dem kürzlich . Angriff auf den englischen Vize⸗Konsul in Casabianca usammen.
Nr. 37, der ‚Versffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts! vom 12. September hat folgenden Inhalt: Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten (Cholera u. s. w.. Zeitweilige Maßregeln gegen Cholera ꝛc. Desgl. gegen Pest. — Sterbefälle in Preußen 1391. — Bevölkerungsbewegung in Bayern, 1890/92. - Medizinalwesen in Sachfen, 1893. — Cholera in Buha⸗ pest, 1892/93. — Gesundheitsverhältnisse im Kanton Basel Stadt, 1822, — Gesetzgebung u. s. w. reußen. Berlin). Ausländischer Speck und Schinken. — (Reg. Bez. Stralsund) Milzbrand. — . Oppeln.) Maul. und Klauenseuche. — (Reg. Bez. Koblenz.)
erztliche Atteste. — ¶ Merklenburg · Schwerin). Hein let! — (Sachsen⸗Altenburg.) Entf ädigung für Viehverluste durch Milz- brand oder Rauschbrand. ilch von maul⸗ und klauenseuchekranken Thieren. — ( Desterreich) Verbandmaterialien. = Ober terreich.) Gemeinde⸗Sanitätswesen. — Schweiz. Kanton Tessin.) Ausübung der Heilkunde, = Kanton Luzern,) Lebensmitteluntersuchung. —= (Rumänien.) Thierärztliche Gesundheitspolizei (Fortsetzung). — Hang der Thierseuchen in Frankreich, 2. Viertelsahr. — Desgl. in der Türkei. — Deg ll. in Bulgarien, 8. April bis 7. Juli. — Recht sprechung. (Schöffen. und Landgericht Tilsit, Ober ⸗ Landesgericht Königsberg). Heilgehilfe als Bezeichnung eines nicht geyrüften Hesl— dienerß. — Kongresse ü. s. w,. 66. Versammlung deutscher Natur forscher und Aerzte, , (Preußen.) Schlesische Bäder, 1893. — C Desterreich. Nieder ,, Marktkommissäre. = (Groß⸗ hritannien). Bericht des Gesundheitsbeamten für den Londoner fen, 1895. — Geschen 6. — Wochentabelle über die Sterbefälle in deuischen Städten mit 40 9000 und mehr Einwohnern. — Desgl. in größeren Städten des Auslandes. — Erkrankungen in , , 8. . . — Desgl. in deutschen Stadt und Landbezirken. — ung.
Kunst und Wissenschaft.
In der Abtheilung der italienischen Skulpturen der Königlichen Museen hat unlängst eine w Auf⸗ ,. gefunden, welche der Sammlung als Vermächtniß des ekannten Kunstsammlerz Oskar Hainaüer überwiesen wurde. Die Büste ist ein Werk des Florentiner Bildhauers Mino da Fiesole und stelt einen Kleinbürger der Arnostadt, den . ᷓ 4 di Luca. Mini dar, wohl einen Freund des y . den er
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Jahre 1466 konterfeite. Dem reichen Schatz italienischer
orträtstulpturen des sünfzehnt . seum bereits rt n 93 19 rr.
Die italienische Regierung wendet neuerdings den ihr unter⸗ stellten Kunstsammlungen lebhafteres Interesse zu, das auch 9 Kunst⸗ freunde und Forscher des Auslandes dem Unterrichts⸗Minister Guido Ba eee lli zuwarmem Dank verpflichtet. Nachdem unlaängst die Gemälde⸗ ,. in Parma und Modena unter Leitung des bekannten Kunstge⸗ ehrten Adolfo Venturi von Corrado Ricci und G. Canta-˖ lamers a neu geordnet und katalogistert worden sind, geht man gegenwärtig daran, die an kostbaren Schätzen besonders reiche ö r stich⸗ sammlung der Pinakothek in Bologna nach den Grundsãtzen moderner Forschung, wie sie an den bedeutendsten Sammlungen des Kontinents und Englands erprobt sind, zu ordnen und damit für die Benutzung des Laien wie für das Studium der Kunst⸗ 6 wirklich fruchtbar zu machen. Ein deutscher, auf dem
ebiet der Kupferstichkunde bewährter Forscher, Dr. P. Kristeller, ist mit dieser ehrenvollen Aufgabe betraut worden. Ez ist zu hoffen, daß damit der erste Schritt gethan ist zur Ausführung eines Plans, der schon seit längerer Zeit das italienische Unterrichts⸗ Ministerium beschäftigt, äußerer . wegen aber bisher zurückgestellt werden mußte. Es sollen nämlich die dem Staat ge⸗ hörigen Kupferstich. und Handzei nungs⸗Sammlungen in den ver⸗ schiedenen Städten Italiens wissenf aftlich geordnet und in Rom eine Zentralstelle eschaffen werden, die günstigenfalls zu einem kunst— geschichtlichen ehrinstitut mit Photographien und Abgußsammlung erweitert werden könnte. Für all diese Sammlungen ist ein Grund⸗ stock in Rem bereits vorhanden. Falls es der Initiative des pon wärmstem Kunstinteresse erfüllten Ministers gelin t, seine Reformen zu berwirklichen darf man einem erfreulichen ,, kunstwissen⸗ schaftsicher Studien im Heimathlande der Kunst entgegensehen.
— Der Verein für deutsches Kunstgewerbe hat drei kunstgewerbliche Konkurrenzen für Berliner Künsfler und Sandwerker gusgeschrieben: zum 1. Oktober Entwurf zu einer Fahne für die Maler ⸗ Innung, zum 1. November Modell oder Entwurf für einen Metallsarg, zum 1. Dezember Muster für eine Papiertapete. Pro⸗ gramme mit den näheren Bedingungen, den Preisen u. f. w. sind bei dem Schriftführer des Vereins im Königlichen Kunstgewerbe· Museum zu erhalten. .
Am 5. und 6. Oktober wird in Berlin die erste Jahres- versammlung der Deut schen Elektrochemischen Gesellschaft tagen. Die im April d. JI, gegründete Gesellschaft, deren Vorsitzender Professo Dr. Ostw ald ist, hat rasch das Interesse der in⸗ und au⸗ ländischen i, gewonnen und zählt zu ihren Mitgliedern zabl= reiche Hochschullehrer, Industrielle, Chemiker und Ingenieure. Außer Deutschland haben die Schweiz, Desterreich, Rußland, England, Amerika viele Mitglieder gestellt, sodaß sich die Vereinigung Ihrem . gemäß rasch zu einer internationalen Gefellschaft entwickelt.
zeinen Grund hat dieses günstige Wachsthum in dem Umstand, daß die . von der großen wissenschaftlichen und industriellen Bedeutung der lektrochemie mehr und mehr Raum gewinnt; außer⸗ dem hat die Gesellschaft es in glücklicher Weise verstanden, Theoretiker und Praktiker in sich zu vereinigen, und dies ist gerade für das in Frage kommende Gebiet von außerordentlichem . An größeren Vor⸗ ie sind bis jetzt für die Verfammlung angemeldet Prof. Dr. Ost wald: . J. W. Ritter, der Begründer der Elektrochemie, Dr. Frö⸗ lich: ‚Ueber praktische Anwendung des Ozons“, . Dr. Vogel: Thema vorbehalten, Dr. W. Borch ers: Verfuche zur Nutzbar⸗ machung der , . Energie der Kohlen als Elektrizität, Pr. Ze Blang: Ueber die Grenzen der Elektrolyse'. Außerdem stehen eine Reihe kleinerer Mittheilungen in Aussicht, die vieles Interessante und Neue bringen werden. Die Bedeutung der Versammlungen wird aber nicht allein durch diese Vorträge bedingt, sondern ganz wesentlich — und damit gewinnt sie das Interesse weiterer rei — auch durch die erstmalige Vereinigung der Elektrochemiker, welche hiermit als eine geschlossene Körperschaft auftreten und zu einem ergiebigen Ideen⸗ ö 5 ö
— In der Nat. Itg.“ lesen wir: Die Neuigkeiten vom Mart häufen sich. Vornehmlich ist es die besonders * diese Mart⸗ opposition errichtete Sternwarte zu Flagstaff in Arizona, deren Beobachtungen unser Interesse in An pruch nehmen. Dort sind Percivall Lowell, W. H. Pickering und E. A. Douglas auf der Wacht und verfolgen den Planeten Nacht für Nacht mit gespanntester Auf merksamkeit. Am 19. Juli wurde an der Lichtgrenze ein heller Vor= sprung bemerkt, dessen Erhebung zu 0, 1 Bogensekunde geschãtzt wurde, was etwas mehr als einen Kilometer ausmachen würde. Weiter erschien die Lichtgrenze, nach dem Übereinstimmenden Zeugniß der Beobachter, an verschiedenen Stellen eingekerbt. Am 3 uli Wurde wiederum ein großer Vorsprung an der Lichtgrenze beobachtet. Diese Vorsprün e erscheinen ähnlich wie die Protuberanzen der Sonne, nur 39. es sich bei dieser um glühende Gasgemische handelt, während wir auf dem Marz offenbar Bodenerhebungen vor uns haben, die noch auf der Schattenseite liegen, deren ,. aber schon von den Sonnen⸗ strahlen getroffen werden. Schon am 6. Juni wurde der erste Kanal, Eumenides, sichtbar, Mitte Juni dann der Ganges, der gegen Ende des Monats doppelt erschien, während er dorher jweimal einfach gesehen worden war. Auch bel anderen Kanälen, die gut, entwickelt erschienen, war keine Spur von Verdoppelung gesehen worden. Diese Erscheinung beruht wohl auf einen rein optischen Vorgange, einer Doppelbrechung in der Mars. Atmosphãre einer Spiegelung und dergl. Das geht auch daraus hervor, da Pickering am 30. Juli Ganges zuerst wieder doppelt zu sehen laubte, während er etwas später an. deutlich einfach erschien.
uffallend ist die Beobachtung, daß das von den größeren die für Meere gehalten werden, herkommende Licht unpolarisiert war, woraus 6 würde, daß diese Flecken mit eigenem Licht leuchten, also noch bis zu einem gewissen de glühend sein müßten, wozu die sonstige theilweise Vereisung des. Planeten nicht stimmt. Der weiße Fleck um den
ol herum, der nach den bisherigen Annahmen aus is und Schnee esteht, ist in den letzten Monaten merklich kleiner eworden, weil diese Marshalbkugel jetzt gerade Sommer hat, N13. das Eis all- mählich abschmilzt und die
anäle, die bisher von ihm bedeckt waren, zum Vorschein kommen. In Teramo (nordöstlich von Rom) besbachtete Cerusli einen weißlich grünen Fleck am Rande des Marg, der über 30 bis 40 Grad erstreckt. Cerulli ist der Meinung, . unter dem Polarschnee das „Mare acidalium* befinde. dieruͤber werden
uns spätere Beobachtungen, wenn erst der nee ite schmolzen sein wird, ö. geben. ö. .
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Paris, 18. September. (W. T. B) Ueber Stan Getreidebaues in , wird 4 8 . * ekten amtlich mitgetheilt: Die gesammte mit Getreide läche beträgt 6 968 745 36 en 7 M2260 ha im Jahre 1893 der rtrag stellte sich auf 121 605 781 bI oder 93 3535 Ztr. gegen
or 3 og ni oder 7 Ss Sz Zit. im Jahre 1883.