. Die im , , ,. aufgestellte Ueber sicht der Betriebs-Ergebnisse deutscher Eisen bahnen fur den Monat August d. J. ergiebt für die 68 Bahnen, die auch schon im entsprechenden Monat des Vorjahres im Betriebe waren und zur Vergleichung ge 6. werden konnten, mit einer Gesammtbetriebslänge von „85 km Folgendes: Im August d. J. betrug die Einnahme: a2. aus dem Personen⸗ verkehr im ganzen N 395 4532 S6 oder 599 177 S6 mehr als in demselben Monat des Vorjahres, auf 1 Rm Betriebs⸗ länge Mö „ s6 oder O, 10 Proz. weniger als in demselben Monat des Vorjahres; b. aus dem Güterverkehr: im a gen A 126708 64 oder 662 6965 t 1. als in demselben Monat des Vorjahres, auf 1 Rm Betriebslänge 1941 oder 077 Proz weniger als in demselben Monat des Vor⸗ 66 In der Zeit vom Beginn des . bis Ende ugust d. J. betrug die Einnahme: A. Bei denjenigen Bahnen, deren Rechnungsjahr die Zeit vom 1. April bis 31. März umfaßt, a. aus dem Personenverkehr: im anzen 139 081 55 M6 oder 2296 977 S6 mehr als in ö Zeitraum des Vorjahres, auf 1 km Betriebslänge 4531 S6 oder ebensoviel als in demselben Zeitraum des Vorjahres; b. aus dem Güterverkehr: im ganzen V7 7865 313 66 oder 7 476 330 6 mehr als in demselben , des Vorjahres, auf 1 Km Betriebslänge 9541 oder O93 Proz. mehr als in demselben Zeitraum des Vor—⸗ jahres. B. Je denjenigen Bahnen, deren Rechnungsjahr mit 28 Kalenderjahre zusammenfällt, a. aus dem Per onen⸗ verkehr: im ganzen 46177 633 66 oder 2 233 374 mehr als in demselben Zeitraum des Vorjahres, auf 1 Km Betriebs— lange 6771 S6 oder 372 Proz. mehr als in demselben Zeit⸗ raum des Vorjahres; b. aus dem Güterverkehr: im anzen 79 795 754 S oder 1 181 320 6 mehr als in demselben k des Vorjahres, auf 1 Km Betriebslänge 11 568 6 oder 0, 18 Proz, mehr als in demselben Zeitraum des Vor— jahres Eröffnet wurde am 1. August die Strecke Mohrungen — Wormditt 29.14 km (Königliche Eisenbahn-Direktion in Bromberg).
In der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staats⸗Anzeigers“ werden Nachrichten über den Stand der Kartoffeln, des Klees und der Wiesen im Deutschen Reich um die Mitte des Monats September 1894 und die Roggenernte des Jahres 189, zusammen⸗ gestellt im Kaiserlichen Statistischen Amt, veröffentlicht.
Der Wirkliche Geheime Ober⸗Regierungs⸗Rath im Reichs⸗ Eisenbahnamt Kraefft ist aus Süddeutschland hier wieder eingetroffen.
Der General⸗Auditeur der Armee, Wirkliche Geheime Ober⸗Justiz Rath Ittenbach ist vom Urlaub zurückgekehrt.
Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Königlich württem— bergische Direktor von Fischer ist hier angekommen.
Kiel, 24. September. Seine Königliche Hoheit der Prinz Heinrich hat seine Abreise nach England aufge⸗ schoben und wohnte heute in der Marine⸗Garnisonkirche der feierlichen Enthüllung der von Seiner Majestät dem Kaiser gestifteten Gedächtnißtafel zu Ehren der auf S M. Panzerschiff Branden b urg“ Verunglückten bei. Der Ober⸗ pfarrer Langheld hielt die Weiherede. Der Kommandant der „Brandenburg“, Kapitän zur See Bendemann gah dem Dank für die Allerhöchste Ehrung Ausdruck. Der Feier wohnten zahlreiche Offiziere und Deputationen aller Theile der Marine bei. ö
Sämmtliche Schiffe der aufgelösten Ma növerflotte sind im Laufe des vorgestrigen Nachmittags hier eingetroffen. Der Kreuzer „Prinzeß Wilhelm“ traf um 3ie Uhr, unter eigenem Dampf fahrend, hier ein und begab sich sofort an die Werft.
Varzin, 23. September. Zum Besuch des Für sten Bismarck trafen heute gegen Mittag hier ungefähr 1500 Herren und Damen aus der Provinz Westpreußen ein. Sie waren mit zwei Sonderzügen von Elbing und Thorn in Hammer— mühle angekommen, und nachdem sie auf dem Bahnhof eine Erfrischung eingenommen hatten, gingen sie in einem langen Zuge unter Führung des Herrn von Fournier⸗Kozielec nach Varzin. Unter Vorantritt einer Musikkapelle zogen sie nach dem Schloß, wo in den hufeisenförmigen Hof — die Herren und Damen des Comitès vorauf — eingeschwenkt wurde. Nach Gesang des Liedes „Die Ostwacht“ erschien der Fürst auf der Veranda des Schlosses und wurde mit begeistertem Jubel begrüßt. Herr von Fournier hielt darauf die Ansprache, an den Fürsten, welche in ein dreifaches Hoch auf den Fürsten, das brausenden Widerhall fand, ausklang. Der Fürst dankte den Erschienenen in längerer Rede, in der er nach einer Meldung des „W. T. B.“ . er fühle sich hoch⸗ geehrt durch die Begrüßung und hocherfreut, daß die Theil⸗ nehmer an der Fahrt die Unhill des Wetters nicht gescheut — 3 Lediglich das gemeinsame Gefühl der Liebe .
aterlande habe das heutige Zusammenkommen veranlaßt. Der Fürst erinnerte an den heut vor acht Tagen ,. . der Posener und sagte, er sei erfreut darüber, daß die deutsch gesinnte ö. e sich einstimmig anerkennend geäußert habe; die polnische Presse habe das natürlich nicht ethan, sondern nur die Verwunderung ausgesprochen, daß er e nicht gröber . habe. Der Fuͤrst führte ferner aus, die russische Nachbarschaft sei vielleicht oft unbequem, ihm aber doch lieber und angenehmer als eine polnische. Der Fürst motivierte dies durch historische Rückblicke, in welchen er die Ereignisse von 1331 und 1818 beleuchtete. Was das An⸗ siedelungs . betreffe, so glaube er, daß man bei der Ausführung desselben hätte Zeit age und den angekauften Besitz in der Hand behalten sollen. Westpreußen sei ursprünglich nicht polnischer Besitz . sondern von den Polen nur er⸗ obert worden. edner ging dann auf die Geschichte der Entwickelung Westpreußens ein. Erst mit dem Frieden von Thorn sei Westpreußen an Polen gekommen, während die Polen es anders schilderten. Der Fürst dehnte seine Betrach⸗ tungen auch auf die Ordenszeit und die Vergangenheit. West⸗ preußens aus. Westpreußen sei jetzt deutscher Besitz und offentlich für immer. So lange das deutsche Volk mit . Kaiser und seinen Fürsten zusammenstehe, sei keine
Gefahr vorhanden. Dabei wies der Fürst auf. die Reden Seiner Masestät des Kaisers in Königsberg, Mgrienburg und Thorn hin, welche eine Gewähr dafür seien, daß Westpreuhen von einer . nicht bedroht en Der Fürst schloß mit der Aufforderung, mit ihm einzustimmen in, den Ruf: Seine Majestät der Kaiser lebe hoch, 6 hoch!“ Nachdem hie Anwesenden begeistert in diesen Ruf eingestimint hatten, wurde die Volkshymne gesungen. Eine Dame überreichte sodann der Fürstin mit poetischer Ansprache ein prächtiges Blumenbouquet, und mehrere andere Damen widmeten dem Fürstenpaar weitere Blumenspenden. Nachdem der Fürst sich unter die Ver⸗ sammelten begeben und mehrere derselben ins Gespräch ge⸗ zogen hatte, defilierten die Huldigungsfahrer vor dem Fürsten unter den Klängen des Preußenliedes. Der Zug begab sich hierauf wieder na ammermühle, von wo beide Sonderzüge nach 3 Uhr die Rückfahrt antraten.
Bayern.
Der Regierungs⸗-Präsident von Oberbayern Freiherr von reuf?] ist in der Nacht zu gestern plötzlich gestorben.
Württemberg.
Der „Staats-Anzeiger für Württemberg“ meldet: Der Kriegs⸗Minister, General Freiherr Schott von Schott en⸗ stein ist an einem ernsteren Blasenleiden entzündlicher Natur erkrankt. Eine nothwendig gewordene Operation wurde am Sonnabend ohne Zwischenfall, vollzogen. Das Befinden des Kriegs⸗-Ministers ist heute zufriedenstellend.
Anhalt. . Ihre gi he gn der Herzog und die Herzogin sind mit
rer Durchlaucht der Prinzessin Alexandra von Berchtes⸗ 5 am ö . längerem Aufenthalt in Ballenstedt
eingetroffen.
Oefterreich⸗ Ungarn.
Der Minister des Auswärtigen Graf Kälnoky ist mit dem Sektions-Chef Freiherrn von Pasetti⸗Friedenburg am Son nabend aus Budapest nach Wien zurückgekehrt. r
Der Heeresausschuß der ungarischen Delegation erledigte vorgestern die Erhöhungen und Verminderungen des Etats sowie den größten Theil des Heeresordingriums. Im Laufe der Debatte motivierte der Kriegs-Minister die Schaffung einer Stelle eines General-Inspektors für die Militär⸗-Erziehungs-⸗ und Bildungsanstalten mit. dem Wunsche, selbst in nähere Berührung mit diesen Anstalten zu treten. Der Inspektor habe keine Entscheidung zu treffen, sondern nur Beobachtungen zu machen und Bericht zu er⸗ statten; Entscheidungen treffe der Minister. Bei der immer zunehmenden Ausdehnung des Militärbildungswesens sei dieser Posten ein sehr wichtiger, weshalb er (der Minister) die Bewilligung der erforderlichen Mittel erbitte. In der Frage der Militärjustiz— reform sei bereits über die Prinzipien der Reform eine Ueberein⸗ stimmung zwischen den betheiligten Ministerien erzielt worden, Nach seinen Direktiven würden nunmehr die Details ausgearbeitet; diese wichtige Frage werde so rasch gelöst werden, als es ohne Schädigung der Gründlichkeit der Lösung möglich sei. Hierauf wurde die Sitzung geschlossen, die nächste findet heute statt.
Rrankreich
In Nog ent sur Seine ist gestern an Stelle des nun⸗ mehrigen Präsidenten Casimir⸗Perier Bachimont (radikal) mit 4586 Stimmen zum Deputirten gewählt worden. Der Gegenkandidat Robert (Republikaner) erhielt 4582 Stimmen.
Das Schwurgericht in Paris hat Goulls, den Verfasser eines in der „Petite République“ erschienenen, für den Prä⸗ sidenten Cafimir-Perier beleidigenden Artikels zu drei Monaten und den verantwortlichen Herausgeber des genannten Blattes Tibara zu 15 Tagen Gefängniß, beide außerdem zu 1009 Fr. Geldstrafe verurtheilt. Die Geschworenen hatten den Angeklagten mildernde Umstände zugebilligt.
Italien.
Der König hat mittels Dekrets vom 20. d. M. alle von den Kriegsgerichten wegen der Unruhen auf. Sizilien und in Massa Carrara Verurtheilten, deren Freiheitsstrafen nicht über ein Jahr lauteten, begnadigt. Ferner wurde jede aus derselben Veranlassung verhängte Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren um ein Jahr ermäßigt und alle Geldstrafen, die von den genannten Gerichten ausgesprochen waren, erlassen.
Wie die römischen Blätter melden, ist eine Untersuchung wegen Landes verraths und Verkaufs des Mobilisa⸗ tionsplans an eine auswärtige Macht eingeleitet worden. Ein gewisser Cagliani, Geschäftsreisender eines Züricher Hauses, solle von zwei Subalternbeamten des Kriegs⸗ MinisteriLums mit Unterhandlungen wegen des Verkaufs von Geheimnissen an Frankreich betraut worden sein. An den Eigen⸗
thümer des „Petit Journal“ sei in diesem Sinne geschrieben
worden. Inzwischen habe Cagliani dem Obersten Dascioni den Plan verrathen, worauf die Schuldigen verhaftet worden seien. Letztere seien dem Anscheine nach nicht in der Lage gewesen, wichtige Geheimnisse zu kennen, sondern hätten nur beabsichtigt, Geld zu erschwindeln. .
Die „Agenzia Stefani“ erklärt die Meldung, daß die diplomatischen Beziehungen zwischen Italien und Serbien abgebrochen worden seien, für unbegründet.
Nach einem Telegramm der „Agenzia Stefani“ aus Tanger ist die Behauptung des „Diario de Tanger“ und des Madrider „Imparcial“ unbegründet, daß die ita⸗ lienische Regierung mit der französischen einen Druck auf den Sultan von Marokko ausübe wegen Aufrechterhaltung der bestehenden oder Errichtung neuer Konsulate in Fez. Im Gegentheil, habe die italienische Regierung die seitens der marokkanischen Regierung und des Madrider Kabinets erhobenen Einwendungen gegen den mit dem politischen auswärtigen . der Eingeborenen ge⸗ triebenen Mißbrauch in wohlwollende Erwägung gezogen, da ein solcher Mißbrauch nach Anschauung des Sultans die poli⸗ tischen Vertretungen für die öffentliche Ordnung im Innern des Reichs gefährlich erscheinen lasse.
Belgien. — Der , Major von Wissmann und Dr. Bumiller wurden gestern in Brüssel vom König in Audienz empfangen und zur Tafel geladen. Gestern Abend ver⸗ ammelten sich zur Feier der Anwesenheit des Majors von
issnann und des Pr. Bumiller die belgischen Afrikaforscher Storms, van Gele, Jacques u. a.
NRumãnien.
Der König und die Königin sind vorgestern Abend in Sinaja eingetroffen. An der Grenzstation Predeat wurden Allerhoͤchstdieselben von dem Prinzen und der Prinzessin Ferdinand, den Ministern und deren Gemahlinnen sowie anderen hohen Würdenträgern empfangen und von einem zahlreich herbei⸗ geströmten Publikum lebhaft begrüßt. Die Königin dankte inn für den ihr bereiteten Empfang. In Sinaja erwarteten zahlreiche Vertreter der Behörden sowie eine große. Volksmenge die Ankunft des Königs und der Königin, die mit begeisterten Kundgebungen begrüßt wurden. Der Zug begab sich zunächst nach dem Kloster, wo der Erzbischof⸗Primas ein Le Heum elebrierte. Abends fand ein Fackelzug statt. Die Stadt Barer war . Feier der Genesung und der Rückkehr der Königin reich beflaggt.
Bulgarien.
Die „Agence Balcanique“ bezeichnet die Nachricht, daß der Jahrestag der Vereinigung beider Bulgarien in diesem Jahre auf Veranlassung der Behörden nicht gefeiert sei, um die
Empfindlichkeit Rußlands zu schonen, als unrichtig. Die Ver⸗
einigung Bulgariens sei niemals offiziell, sondern nur von einigen Regimentern gefeiert worden. Eine derartige Feier sei auch in diesem Jahre veranstaltet worden, doch habe keine russophile Persönlichkeit daran theilgenommen.
Aus Anlaß der Wahlen zur Sobranje hat der Minister⸗Präsident und Minister des Innern Stoilow ein Rundschreiben an die Präfekten erlassen, worin er erklärt, es sei der aufrichtige Wunsch der Regierung, dem Volke zu ermöglichen, seine wahren Vertrauensmänner zu bezeichnen. Es werde die Aufgabe, der Verwaltungsbehörden sein, den Wählern die Möglichkeit zu bieten, eine freie Wahl aus⸗ zuüben, und jeden Gewaltakt einer Partei gegen die andere zu verhindern. ;
Die Wahlen selbst, die gestern vorgenommen wurden, sind, soweit bis jetzt Berichte vorliegen, sowohl in Sofia wie im Innern des . ohne Ruhestörungen vor sich gegangen. Der Minister⸗Präsident Stoilow. wurde von 11 Wahl⸗ bezirken aufgefordert, zu kandidieren; er stellte jedoch seine Kandidatur nur in zwei Bezirken auf und lehnte für die übrigen Bezirke ab. Zankow ersuchte die Unionisten in Philippopel, ihn und seinen Schwieger⸗ sohn Ludsanow zu Deputirten zu wählen. Die Unio⸗ nisten lehnten dies Ansuchen mit der Erklärung ab, daß in Südbulgarien keine Anhänger Zankow's existierten. Bis gestern Abend 11 Uhr waren 72 von 160 Wahlresultaten bekannt. Karawelow drang nirgends durch. Das Gerücht, daß Zankow gewählt sei, entbehrt noch der Bestätigung. Stoilow und Radoslawow wurden viermal, RNai⸗ schewitsch dreimal gewählt. Mehr als die Hälfte der Gewählten scheinen Konservative, d h. Anhaͤnger von Stoilow und Natschewitsch zu sein. In Sofia siegte die Liste⸗ k und Hadschikotzew, während Tontschew und Radoslawow unterlagen. Stoilow allein erhielt 1800 Stimmen, d. i. dreimal so viel, als sonst die Gesammt⸗ zahl der Wähler betrug. Nach dem Bekanntwerden des Wahl⸗ resultats wurden den Ministern große Ovationen darge⸗ bracht. Ein Redner hielt eine Ansprache, die mit einem Hoch auf den Prinzen Ferdinand von Sachsen⸗Coburg und den Minister⸗ Präsidenten schloß. Stoilow sagte in seiner Erwiderung hierauf, der erste Punkt seines Programms habe sich durch die in voller Freiheit vor sich gegangenen Wahlen verwirklicht; nunmehr handle es sich um die Durchführung des zweiten Punkts, nämlich um die Festigung des Throns und des dynastischen Gefühls.
Schweden und Norwegen.
Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Christiania hat ig Hamar bei den Wahlen zum Storthing die Rechte gesiegt.
Dänemark.
Die Prinzessin von Wales hat gestern früh an Bord
der Jacht „Osborne“ die Rückreise nach England angetreten.
Amerika.
Wie die „Agenzia Stefani“ aus Rio de Janeiro meldet, sind infolge eines energischen Einschreitens der italienischen Gesandtschaft mehrere unter Anschuldigung von politischen Vergehen im Staatsgefängniß gehaltene Italiener in Frei heit gesetzt worden. Man hoffe, daß demnächst alle wegen Verdachts politischer Vergehen verhafteten Italiener aus dem Gefängniß entlassen werden würden.
Asien.
Eine den Londoner Blättern zugegangene Depesche, aus Tokio vom 22. d. M. bringt die von dem japanischen Admiral Ito über die Seeschlacht am Yaluflusse an seine Regierung gemeldeten Einzelheiten. Danach habe die Schlacht den ganzen Tag gedauert, der Einbruch der Nacht erst habe die Fortsetzung des Kampfes unmöglich gemacht. Außer den vier , , n. Kriegsschiffen, die untergegangen seien, seien noch drei andere durch japanische Granaten in Brand fe hosh⸗ worden. Während der Nacht sei der Rest des chinesischen Ge⸗ schwaders entwichen; die japanischen Schiffe hätten ihn, da sie selbst beschädigt gewesen seien, nur in langsamer Fahrt verfolgen können. Das japanische Geschwader sei alsdann nach Haiyantao
urückgekehrt. Kein japanisches Schiff sei untergegangen, die
eschädigten Schiffe mit Ausnahme des „Matsushima“ könnten durch t an Bord provisorisch ausgebessert werden. Der Verlust der Japaner belaufe sich auf 33 Todte, ., 5 Offiziere, und 160 Verwundete. An Bord des Admiral= schiffes,Matsushima“ seien der Kommandant, der Erste Oft und 51 Mann getödtet, 4 Offiziere und 57 Mann verwunde worden. u. . . seine Flagge an Bord des Kreuzers „Hasidate“ gehißt.
ie * unde n Bureau! aus Yokohama ug
22. d. M. gemeldet wird, sei die japanische Regierung ent. y. die errungenen Vortheile enn und den 595 vor Beginn des Winters mit aller Macht fortzuführen. 30 Mann hätten sofortige Marschordre nach der . er es sei unbekannt, wo sie verwandt werden , och 1. man allgemein, . ein großer Handstrei nl 6 J. Begeisterung in Japan sei ungeheuer; allerorts würde
die Truppen mit Beifall begrüßt. Die militärischen Behõte⸗
ätten von dem ganzen Eisenbahnnetz Besitz genommen. . der rn, werde nach ö . ,,. wo der Mikado eine Parade über sie abnehmen 9 Dem Vernehmen nach würden die Transportmittel bereit 9g halten. Unter den Truppen herrsche Siegeszuversicht.
Dasselbe Bureau meldet aus Victoria in Britisch Columbia ein von China und Japan kommender Dampfer habe die Nachricht gebracht, Ja pan sei entschlossen, die Be— dingungen eines in Moukden oder Peking abzuschließenden
riedens zu diktieren, während China auf das Klima seine 3 setze und den Japanern in Korea ein Moskau zu bereiten gedenke. Moukden, wohin große Truppenverstärkungen gesandt worden seien, werde jetzt befestigt. Die Zeitungen in Tokio theilten mit, der Vize⸗König Li⸗Hung⸗T . neuer⸗ dings dem ihm vom englischen Und ruffischen Gesandten ge— machten Vorschlag zugestimmt, einen Waffenstilkstand be— hufs Einleitung von Friedensverhandlungen herbeizuführen, aber ö habe es abgelehnt, diesen Vorschlag in Erwägung zu ziehen.
Eine Meldung der „Times“ aus Shanghai besagt, daß Nachrichten aus Chem ulpo vom 16. September zufolge dort 32 japanische Transportschiffe mit 7000 Soldaten, 3006 Kulis und 2000 Pferden sowie ein Transport mit Pontons und Berg-⸗Artillerie angekommen seien. Die Truppen seien nach Söul HFesandt worden.
Das „Reuter'sche Bureau“ meldet aus Shanghai vom 22. d. M., sechs chinesische Transportschiffe, die Truppen nach Yalu gebracht hätten, hätten den Golf von Petschili durchquert und seien am 22. d. M. in Taku ange⸗ kommen.
Die „Times“ meldet aus Shanghai, mangelndes Ein— vernehmen unter den chinesischen Führern scheine . das Unglück bei Ping -⸗-jang herbeigeführt zu haben.
Nr. 38 des entralblatts der Bauverwaltung“, herausgegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 22. September hat folgenden Inhalt: Eröffnung des Großschiff⸗ fahrtsweges durch Berlin. — Die frühere Gestalt der Thürme des Bamberger Domes. — Grundsätze für den Bau von Krankenhäusern (Fortsetzung. — Verlegung von Dükern durch die Elbe bei Magde⸗ burg. — Weichen⸗ und Signal -Sicherung durch Blockierung der Schlüssel für die Weichenverschlüsse. — Vermischtes: Befestigungs⸗ arbeiten in rutschenden Bahneinschnitten. — Bücherschau.
Entscheidungen des Reichsgerichts.
Die dem Kaufmann für Geschäftsbesorgungen oder Dienst⸗ leistungen gesetzlich (Art. 2900 H.-G. B.) zustehende Provision, welche ven diesem neben einer ihm zustehenden Hauptforderung aus seiner Geschäftsbesorgung, zu einem Betrag vereinigt, gegen den Auf— traggeber eingeklagt worden ist, bleibt, nach einem Urtheil des Reichs⸗ gerichts. J. Zivilsenats, vom 23. Juni 1894, bei Berechnung des Werths der Streitsumme und demnach auch bei der Bestim mung der Revisionssumme unberücksichtig t. — Die Firma C. u. R. hatte aus Geschäftsbesorgungen für L. eine Forderung von 1482 M 45 3 eingeklagt und in der Berufungsinstanz die Klageforderung auf 1507 96 65 erhöht, indem sie noch weitere 25 t 20 g Provision für ihre eigene Mühewaltung forderte. Von der Berufungsinstanz mit ihrer Forderung abgewiesen, legte die Klägerin Revision ein, welche vom Reichsgericht als unzulässig verworfen wurde, indem es begründend ausführte: „Die eigene Provision stellt sich als eine Entschädigung für die eigene Mühewaltung dar und hat analoge Bedeutung mit der nach Art. 50 Z. 3 der Wechselordnung dem Inhaber eines Wechsels gebührenden Pro vision. Demnach handelt es sich um einen neben der Hauptforderung erhobenen Anspruch auf Schadenersatz. Ein solcher bleibt aber bei Berechnung des Werthes der Streitsumme (54 3.P.-O.) und folgeweise auch bei Bestimmung . ö (c 508 Abs. 2 Z.⸗P.⸗-O.) unberücksichtigt.“
29/94.
— Die Konventionalstrafe, welche in den die Gewerbe⸗ freiheit durch Konkurrenzverbot beschränkenden Verträgen ent— halten ist, hat, nach zwei Urtheilen des Reichsgerichts, J. Zivilsenats, vom 27. und 30. Juni 1894, im Zweifel die rechtliche Natur einer Wandel pön, wenn die Strafe ihrer Höhe nach dazu bestimmt er— scheint, dem Berechtigten das volle Interesse an der Vertragserfüllung zu ersetzen. In solchem Falle kann von dem Uebertreter des Kon— kurrenzverbots nur die Leistung der Strafsumme, nicht aber außerdem noch Erfüllung des Vertrags verlangt werden. — Dem Urtheil vom 39. Juni liegt der Fall zum Grunde, in welchem der Inhaber eines Geschäfts dieses an einen andern für 22 500 „ verkaufte und sich dabei und zwar bei Vermeidung einer Konventionalstrafe von 10 000 M* verpflichtete, innerhalb der folgenden fünf Jahre kein Kon⸗ kurrenzgeschäft zu eröffnen. „Wie der erste Richter“, führt das Reichs— gericht begründend aus, „zutreffend hervorgehoben hat, spricht schon die Fassung, in welcher die Strafandrohung dem Konkurrenzverbot ge wt ist, für die Absicht der Kontrahenten, daß mit Zahlung der Strafe der Bruch des Verbots gesühnt sein sollte. Es entspricht aber auch dem Wesen der Verträge vorliegender Art und der regelmäßigen Verkehrsanschauung, daß das volle Interesse des Berechtigten an der Vertragserfüllung durch die Strafe erschöpfend gesichert worden und andererseits der Verpflichtete in die Lage 3 werden soll, durch die Leistung der Strafe sich von der ihm auferlegten Beschränkung seiner Erwerbs freiheit frei zu machen. Namentlich ist dies als gewollt anzunehmen, wenn die Höhe der Strafe ersehen läßt, daß durch dieselbe das volle Vertragsinteresse des Berechtigten gedeckt wird. Daß dies hier der Fall ist, kann nicht bezweifelt werden, wenn die Kaufsumme von 22 500 M der auf die fünfjährige Konkurrenzenthaltung gefetzten Strafe von 10 000 M gegenübergestellt wird. (206 u. 130594.)
Entscheidungen des Ober⸗VBerwaltungsgerichts.
85 1 Mh. 8 dbeh eg. über die Verjährungsfristen bei öffent⸗ lichen Abgaben vom 18. Juni 1840 bestimmt: ‚Ist die Reklamation dor dem Ablauf der Frist angebracht, und wird solche begründet ge— funden, so erfolgt die Ermäßlgung oder gänzliche Befreiung für das laufende Jahr. Für . sene Jahre wird keine Rück⸗ zahlung gewährt.“ — In Bezug auf den zweiten Satz dieser Bestimmung hat das Ober⸗Verwaltungsgericht, IJ. Sengt, durch Urtheil vom 16. Juni 1894 außgesprochen, daß nach diesem eine Rekla⸗ mation ohne Wirkung bleibt für die Zeit, welche hinter demjenigen Jahre zurückliegt, in An sehung dessen sie erhoben worden ist; dagegen wird sie hinsichtlich des Jahres, in Ansehung dessen sie erhoben worden ist, dadurch nicht wirkungslos, daß sie sich aber das Steuerjahr hinaus hingezogen 36 .=. Der Zusammenhang mit dem vorangegangenen Satze, daß eine rechtzeitig angebrachte, als begründet mnerkannte Reklamation die Ermäßigung oder Befreiung . für das laufende“ Jahr zur Folge hat, läßt erkennen, was mit den ö unmittelbar anschließenden Worten zum Ausdruck gelangen sollte, da nämlich die dem Zensiten in r Entscheidung eine weiter in die
Ergangenheit zuräckreichende Wirkung nicht äußert, daß also die Er⸗ mäßiqung oder Befreiung — selbst wenn in früheren Jahren die Verhaͤltnisse nicht wesentlich anders gelegen haben sollten — doch nur noch für das Laufende Fahr erfolgi. (11 793)
Kun st und Wissenschaft.
In der 2. des Vereins für Leutsches, Kunst⸗ ewerbe am nächsten Mittwoch wird Herr Dr. T. Back, Direktorial⸗ ssistent am Königlichen KunstgewerbeMuseum, an der Hand aus⸗
gestellter Proben über ältere Stucktechnik sprechen. Die Sitzung
findet im großen Saale des Architektenhauses 8 Uhr Abends stait. — In der vorgestrigen Sitzung des Vereins deutscher Irren⸗
ärzte in Dresden vergl. Nr. 224 d. Bl.) gelangte, wie W. T. B.“
weiter berichtet, eine Resolution zur Annahme, in welcher der Verei
seine Befriedigung ausspricht, daß durch die . zweiter Lesung des Bürgerlichen Gesetzbuchs die Forderungen des Vereins in Bezug auf das Verhältniß der Geisteskranken im wesentlichen erfüllt worden sind.
— Die Versammlung deutscher Naturforscher und
Aerzte wurde am Sonnabend Abend im Coursalon zu Wien
eröffnet. Etwa 1000 Mitglieder sowie zahlreiche Wiener Gelehrte
nahmen daran theil. Nachmittags hatte Professor Sueß zu Ehren des Vorstandes der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Aerzte ein Diner gegeben, welchem laut Meldung des W. T. B.“ der
Unterrichts⸗Minister, der Statthalter und der Bürgermeister bei⸗
wohnten. Schul wesen.
Der Vorstand des Deutschen Vereins für das höhere Mädchenschulwesen hat, seine Delegirten aus allen Theilen Deutschlands zu einer öffentlichen Sitzung nach Berlin auf den 4. Oktober, Morgens 97 Uhr, in der Aula der Königlichen Elisabeth⸗ schule (Kochstr. 65) einberufen, um zu der durch ministeriellen Erlaß vom 31. Mai d. J. verfügten Neuregelung des höheren Mädchenschulwesens in Preußen Stellung zu nehmen.
Gesundheitswesen, Thierkranktheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
Preußen.
Regierungsbezirk Marienwerder. Der Regierungs⸗Prä⸗ sident hat das unterm 7. August und 5. September d. J. erlassene Verbot des Uebertritts von Personen aus Rußland an den Grenzübergängen bei Gollub, Pissakrug und Gorzno mittels landespolizeilicher Anord⸗ nung vom 12. September 1894 dahin erweitert, daß der Uebertritt von Personen aus Rußland über die Landesgrenze des Regierungs— bezirks Marienwerder an allen anderen Stellen als auf dem Eisen—⸗ bahnwege über Ottlotschin und dem Wasserwege über Schillno untersagt ist.
⸗ Cholera.
Königsberg, 22. September. Unter den in Quarantäne befind⸗ lichen Personen aus Bom melsvitte wurden, wie der „Ostpr. Itg.“ mitgetheilt wird, zwei neue Choleraträger aufgefunden: Marie Jandzim und Karl Bogdahn. Ferner wurde bei dem im Krankenhause zu Memel untergebrachten Arbeiter Gudeikies das Vorhandensein von Cholera—⸗ vibrionen festgestellt. Nachtwächter Nagrotzki und Wittwe Justine Heinrich in Wehlau, die an Cholera erkrankt waren, sind beide ver— storben. In Grieslien en, Kreis Allenstein, ist die Frau Marianne Choina an Cholera verstorben. Neu erkrankt sind daselbst Marie Cejewski und Frau Karoline Choina. In Niedzwedzen, Kreis Johannisburg, ist seit dem 23. August kein neuer Cholerafall vorge— kommen, die Seuche dort also als erloschen zu betrachten.
Danzig, 22. September. Aus dem Bureau des Staats kommissars für das Weichselgebiet wird der, Danz. Allg. Ztg. mit⸗ getheilt, daß Cholera bei der am 19. d. M. verstorbenen Untersuchungs—⸗ gefangenen Marie Kohtz, bei drei ,, Mitgliedern der Familie Marquardt, bei drei Quarantänepflichtigen, Mitgliedern der Familie Kruck, und bei zwei Quarantänepflichtigen, Mitgliedern der Familie Sabanowski, sämmtlich in Tiegenhof, festgestellt ist.
Breslau, 23. September. In den letzten 24 Stunden sind, wie die „Schles. Ztg. erfährt, bei k in Oppeln als bakteriologisch festgestellt zehn Cholerafälle gemeldet, und zwar je einer aus Adamowitz, Kr. Groß⸗Strehlitz, Oppeln, Dohenlohehktte, Kattowitz, Siemianowitz, Lipine und je zwei aus Myslowitz und Laurahütte. .
Wien, 22. September. Nach den gestern hier eingetroffenen Nachrichten über den Stand der Cholera kamen in Galizien 99 Er— krankungen und 61 Todesfälle, in der Bukowina 6 Erkrankungen und 5. Todesfälle vor. Wie W. T. B. meldet ist in zwölf Bezirken Galiziens seit dem 11. d. M. kein Cholerafall vorgekommen, wes⸗ halh die Seuche dort als erloschen betrachtet wird. Aus den angeblich stark verseuchten Bezirken von Chrzanow wird nur aus einer Ge— meinde eine Erkrankung gemeldet, dagegen sind dort sechs Genesungen zu verzeichnen.
St. Petersburg, 22. September. An Cholera erkrankten bezw. starben nach dem Bericht des .d. T. B.“ vom 15. ig 21. d. Me in St. Petersburg 51 bezw. 29 Personen; vom 9. bis 15. d. M. in Warxschau 15 bezw. 9, in den Gou vernements Lomsha 16 bezw. II, Petrikau 305 bezw. 106, Pl ozk 40 bezw. 31, Sjedlez 122 bezw. 45, Wit e b sk 34 bezw. 18, Kowno 10 bezw. 8, Minsk 108 bezw. 44 Podolien 390 bezw. 166, Bessarabien z1I0 bezw. 13, Wla—⸗
bezw. 8, Kostroma 72 bezw. 322, Nischni-Rowgorod 102 bezw. 52, Nowgorod 43 bezw. 24 Olonez 48 bejw. 25, Ps kow ] bezw. Samara 25 bezw. 11, Sim birsk 3 bezw. 1, Tula 3 bezw. 3, Jaroslaw 109 bezw. 49, Dongebiet 1 bezw. 1. Vom 2. bis 15. d. M. erkrankten bezw. starben in den Gouvernements Warschau 151 bezw. 88, St. Petersburg 245 bezw. 9s, Saratow 10 bezw. 47, Tam bow 24 bezw. 13, Cherson 48 bezw. 28, vom 2. bis 8. d. M. in Kje lee 426 bezw. 255, Kalisch 37 bezw. 24, Radom 182 bezw. 107, Kurland 21 bezw. 11, Livland 95 bezw. 41, Astrachan 41 bezw. 3, Wolhynien 59 bezw. 15, Grodno 181 bezw. 809, Kiew 2 bezw. 1, Wologda 8 bezw. 4, Wjatka 10 bezw. 10, Kasgn 37 bejw. 25, Perm 26 bezw. 12, Rjäsan 100 bezw. 55, Ba ku 1 bezw. O.
Theater und Musik.
Berliner Theater. Der e fe Schwank „Die Großstadtluft“ von Oscar Blumenthal und Gustav Kadelburg, welcher zahlreiche Auf⸗ führungen mit stets sich gleichbleibendem Erfolg im Lessing⸗Theater erlebt h, wurde am Sonnabend zum ersten Mal auf dieser Bühne egeben. Das flott gespielte, in der . nur wenig veränderte tück verbreitete auch hier eine behagliche Stimmung im Publikum, das für das ihm bereitete Vergnügen durch reichlich gespendeten Beifall dankte und unter den Darstellern nament- lich die Herren Waldow (Schröter) Sauer (Rechtsanwalt Lenz), Schönfeld (Gempe) und Kriete (Rektor Arnstädt), sowie die Damen Waldegg (Antonie Len und Meyer (Frau Pr. Crusius) auszeichnete. Die Rolle des jungen Ehemanns Fritz Flemming hatte Herr Prechtler übernommen, der sich seiner Auf— gabe mit großem Geschick entledigte. Seine Gattin Sabine Schröter wurde von Fräulein Jaeger gegeben; die junge Dame zeigte hierbei eine hübsche Begabung, die bei weiterer Ausbildung zu den besten Erwartungen berechtigt. Den von der Gattin unterdrückten Dr. Crusius stellte Herr Horn mit prächtigem Humor dar. Lelsing⸗Theater.
Am Sonnabend ging Felix Philippi's Schauspiel Wohl thäter der Menschheit“ zum ersten Mal und mit starkem Erfolg in Scene. Der Verfasser hat sich als dramatischer er Ten schon einen geachteten Namen erworben, und sein neuestes Schauspiel be⸗ weist aufs neue, daß er große Gewandtheit besitzt in der Erfassung theatralisch wirksamer Motive und in der natürlichen Uug⸗ ge nn des aus ihnen zu entwickelnden Konflikts. Die
rundlage des. neuen Werks, bildet die wissenschaftliche Meinungsverschiedenheit zweier Aerzte, die auch sonst in ihren Lebenz⸗ anschauungen und Lebenggewohnheiten arge Gegner sind, während sie
ein verwandtschaftliches Band, dag des Schwiegervaters und Schwieger⸗ sohnes, verbindet. Der wissenschaftliche Streit wirft auf das Familien.
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leben der Betheiligten dunkle Schatten, die vertieft werden durch das Hinüherspielen des Zwiespalts auf das sittliche Gebiet. Der als Wohlthäter der Menschheit' vielgepriesene ältere Arzt, der Geheime Rath von Fortenbach, wird durch das anfangs unfreiwillige, dann aber hartnäckige Eingreifen seines derb zupackenden, überzeugunggtreuen Schwiegersohnes eines schwer wiegenden Irrthums am Krankenbette des regierenden Herzogs überführt und eines schwächlichen Festhaltens an seiner öffentlich ausgesprochenen, bewußt falschen Diagnose be⸗ zichtigt. Das führt zum Zwist zwischen den jungen Gatten, die sich erst versöhnen, als der alte Herr seine aus Eitelkeit und Hoffahrt be— gangene Schuld seinen Kindern eingesteht und unter dem Druck ihrer lieblosen Verurtheilung Hand an ö. zu legen versucht. Der junge Schwiegersohn rettet dem Schwiegervater das Leben und gewinnk da⸗ durch endlich die Liebe seiner Frau, die bis dahin ihren Vater in abgöttischer Verehrung über ihren Gatten erhob. Ein in das Schau spiel ver— wobener Liebeshandel, in dem zwei junge Leute eine recht erzwungene Liebesscene zu spielen haben, hemmt nur den Verlauf der Handlung, ahne ihren Ernst zu mildern. Die beiden ersten Akte befltzen recht kräftige Schlußeffekte, besonders der zweite, der in den Kummer und die Aufregung der geängstigten Geheimrathstöchter die düsteren Trauerglo en für den eben heimgegangenen Herrscher hineinklingen läßt. Im dritten Akt wird die Theilnahme der Zuschauer erschwert durch die überraschende Häufung starker leidenschaftlicher Konflikte und durch die breite Erzählung des Geheimen Raths vom Ursprung seiner in sträflicher Eitelkeit wurzelnden Schuld. — Dem Dialog fehlt es nicht an treffenden Ausdrücken, aber auch nicht an Weitschweifigkeit. Wirkliche, gut angelegte Charakteristik zeigt nur die Gestalt des jungen, stürmischen und jovialen Doktors Martius, dessen Derbheit dem Schwiegervater gegenüber aber oft in unnöthige Grobheit und seiner Gattin gegenüber fast in Herzlosigkeit ausartet, während die Absicht des Dichters dahin gerichtet schien, daß die starke e fg f r Ueberzeugungstreue mit einem guten Herzen gepaart sein sollte. Als Mann der Wissenschaft ist der junge Doktor natürlich und vollkräftig gezeichnet, als Chegatte erscheint er unklar und farblos.
Mit der , dieses im Mittelpunkt der ö stehenden Charalters hat Herr Sommerstorff einen großen Erfolg fowohl für sich wie für den Dichter errungen. Er arbeltete die biedere Gut⸗ müthigkeit und die hartnäckige Ueberzeugungstreue des Arjtes und Menschenfreundes kräftig heraus. Neben seiner lebenzvollen Schöpfung, verblaßten alle, anderen Figuren. Herr Sus ke als Geheimer Rath Fortenbach blieb in theatralischen Aeußer⸗ lichkeiten stecken. Herr Vorwerk sprach als Erbprinz recht verständig und vornehm, dagegen erhob Herr Rieckhoff als Gustav seine Stimme um so gewaltiger, je ausdrucksloser sein Mienen⸗ spiel blieb. Fräulein El singe r, (Paula) könnte ungezwungener scherzen, sie hat die Anlage dazu. ö Reisenhofer Katharine) mußte eine ziemlich oberflächliche Rolle spielen, die ihr fast nur im letzten Akt Gelegenheit zum Ausdruck echter Empfindung gab.
Konzerthaus.
Am Sonnabend fand Abends eine Gedächtnißfeier für den dahingeschiedenen Besitzer des Hauses Franz Medding statt, zu der sich zahlreiche Freunde und Anhänger des Verstorbenen eingefunden hatten. Nachdem die Kapelle Mendelssohn's Es ist bestimmt in Gottes Rath gespielt hatte, hielt Herr W. Tappert eine kurze Ansprache, in der die Verdienste Medding hervorgehoben wurden. Redner erwähnte, daß er nicht nur in stets harmonischem Zusammenwirken mit den Kapellmeistern Bilse und Meyder sich befunden, sondern auch oft sich sehr anregend bei patriotischen Fest⸗ konzerten wie bei der Jdee, auch jüngeren lebenden Komponisten eine astliche Stätte zur Aufführung ihrer Werke zu bieten, betheiligt habe. Nach dieser Ansprache folgten mehrere passend ausgewählte Orchester⸗ werke von Wagner, Nicolai und Chopin, die mit Vorträgen des Erk'schen Männergesangvereins und der Sängerinnen Fräu⸗ lein Clara Nittschalk und Frau Waibel abwechselten. Die Ausschmückung des Saales und der Logen, die mit schwarzen Trauer⸗ draperien behängt waren, verliehen der ernsten Feier ein würdiges
Gepräge. . 3. Kroll's Etablissement.
Am Sonnabend Vormittag wurde im Königssaal ein größeres dramatisches Werk, eine dreiaktige tragische Oper: Mataz—⸗ wintha.! von Faber Scharwen ka einem eingeladenen Publikum vorgeführt. Der Text, nach Felix Dahm's: „Ein Kampf um Rom“ von Dr. E. Koppel für die Bühne eingerichtet, behandelt die Episode, in der Mataswintha als letzter Sproß des Gothenkönigs Theodorich sich bestimmen läßt, den König Witichis zum Gemahk zu wählen. Dieser trennt sich, um den Wunschen des Volkes Gehör zu geben, von seiner ihm theuren Gattin Rauthgundis, die er später nur noch einmal wiedersieht, und zwar in dem Moment, als er, nach siegreichem Kampfe verwundet, an ihr vorübergetragen wird. Witichis ftirbt, und Rauthgundis bricht über seiner Leiche zusammen, während Matagwintha in den Flammen stirbt. Die vielen in dieser Handlung enthaltenen romantischen und heroischen Züge hat der Komponist mit treffender Charakteristik musikalisch wiederzugeben verstanden. Dem neuesten 3 huldigend, ist die deklamierende und rezitierende Form der Gesänge den Arien zumeist vorgezogen. Der zweite Akt ist der Glanzpunkt der Oper, do enthãlt auch der dritte sehr viel originell Erfundenes, und er zeigt eine große Geschicklichkeit, das Orchester wirksam zu behandeln. Sehr stimmungk⸗ voll ist auch die Introduktion zu dem ersten Akt. Daß die Oper nicht auf der Bühne, sondern im Saale aufgeführt wurde, wo die Darsteller im Gesellschaftsanzuge erschienen, war zu bedauern. Hoffent⸗ lich werden sich bald größere Bühnen bereit finden, dieses höchst interessante Werk zur Aufführung zu bringen. Für die Wiedergabe in dieser Form waren ausgezeichnete Kräfte gewonnen. Herr Emil Götze (Witichis), Fräulein Laurxg Friedmann (Mataswintha) ö Susanne Triepel (Raukhgundis), Fräulein Gertrud
uhrmann (Apa), Herr Julius Lieban WTotila) und Herr Hermann Genß (Gripper und Arahgd) waren ganz vorzüglich in ihren Rollen. Auch das ril!'sche Orchester führte unter Leitung des Komponisten seine schwierige Aufgabe auf das lobenswertheste durch. Das sehr zahlreich erschienene Publikum spendete lebhafte Bei⸗ falls bezeugungen.
Im Königlichen Opernhause wird morgen Smetana's
komische Oper „Die verkaufte Braut“ unter Kapellmeister Wein gartner's Leitung mit folgender Besetzung gegeben: Marie: , . Weitz, Hans: ö. Sommer, Wenzel: Herr Lieban, Kezal: 6 Mödlinger, Esmeralda: Fräulein Dietrich, Springer: d Philipp, Kathinka; Fräulein Kopka, Kruschina: Herr Stammer, Micha: Herr KLrasa. Agnes: Frau Goetze, Muff: Herr Fränkel Vorher geht Offenbachs Verlobung bei der Laterne! (Peter: Herr Lieban, Liese: Fräulein en. Anne⸗Marie: Frau Herzog, Katharina: Fräulein Rothauser). Musik Direktor Wegener dirigiert. Im Königlichen Saen ff hen wird morgen Calderon's „»Das Leben ein Traum. mit Herrn Matkowsky als Sigismund wiederholt. (Rosaura: Fräulein Poppe, König: Herr olenar, Clotald: Herr Kahle.)
Mannigfaltiges.
Auf Anordnung des Ministers der öffentlichen Arbeiten soll, wie das Zentralblatt der Bauverwaltung. mittheilt, morgen der durch die 6 am Mühlendamm vermittelte neue Wasfserweg für die Großschiffahrt durch Berlin dem r, . Verkehr übergeben werden. Damit gelangt ein Werk zum Abschluß, an . Ausführung die Bauverwaltungen des Staats und der Stadt Berlin seit . dreizehn Jahren gearbeitet haben. Mit der Eröffnung dieses Wasserwegs wird der ungehinderte Verkehr zwischen Gsbe und Oder auch für die großen Fahrzeuge ermöglicht. Die in den Jahren 1883 bis 1885 ausgeführte Regulierung der Unter- pree gestattete den großen Elbfahrzeugen bis zu 10 tr. Trag⸗ ähigkeit zwar bis zum Berliner Packhof, nicht aber in die Ober= ten die 8000 Zentner ⸗ ree⸗Kanals nur die
uf der anderen Seite verm
ree J . chiffe der Oder nach n n, des Oder ·
Qberspree zu erreichen. Die in Berlin sonst vorhandenen, durch den Schiffsverkehr ohnehin schon überlasteten gie e 8
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