1894 / 226 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 25 Sep 1894 18:00:01 GMT) scan diff

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Der Reichskanzler Graf von Caprivi ist telegraphischer Meldung zufolge heute Vormittag von Karlsbad abgereist.

Der Ober⸗Hofmeister Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin Freiherr von Mirbach hat sich heute bis Mitte Oktober mit Urlaub nach Belgien begeben.

Der ö im Auswärtigen Amt, Wirk⸗ liche Geheime Legations⸗Rath Humbert ist vom Urlaub

zurückgekehrt und hat seine Dienstgeschäfte wieder übernommen.

Der Königliche Gesandte in Dresden, Wirkliche Geheime Rath Graf Carl von Dön ho 1 ist von dem ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub auf seinen Posten zurückgekehrt und hat die Ge chäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.

Es sind versetzt worden die Regierungs⸗-Agssessoren Putsch

von Arnsberg nach Düsseldorf und Dr. jur. Herbertz von

Köln nach Erfurt. . .

Der bisher bei der Königlichen Direktion, für die Ver⸗ waltung der direkten Steuern in Berlin beschäftigt gewesene Regierungs⸗Assesser Sterneborg ist, der Königlichen Re⸗

ierung in Arnsberg zur weiteren dienstlichen Verwendung überwiesen worden.

Der Regierungs⸗Assessor Dehne von der Verwaltung der direkten Steuern in Berlin ist dem Landrath des Kreises Euskirchen zur Hilfeleistung in den landräthlichen Geschäften zugetheilt worden. .

Der Re K Tuercke in Luckau ist, der Königlichen Regierung in Merseburg zur weiteren dienstlichen Verwendung überwiesen worden,

Der Regierungs- Assessor Venske von der Königlichen Ministerial, Militär- und Baukommission in. Berlin ist der Königlichen Direktion für die Verwaltung der direkten Steuern dort überwiesen worden,

Der neu ernannte Regierungs⸗Assessor von Rogues ist dem Landrath des Kreises Saarbrücken zur Hilfeleistung in den landräthlichen Geschäften zugetheilt worden.

Nach einer telegraphischen Meldung an das Ober— Kommando der Marine ist S. M. S. „Alexandr ine“, Kom⸗ mandant Korvetten⸗Kapitän Schmidt, am 22. September in Yokohama eingetroffen.

Kiel, 24. September. Bei der Feier, die, wie bereits gemeldet, heute Vormittag in der Garnisonkirche stattfand, erfolgte die Uebergabe und Enthüllung der Gedenktafel für die auf S. M. S. „Brandenburg“ Verunglückten durch Seine Königliche Hoheit den Prinzen Heinrich mit fol⸗ genden Worten: j .

Kameraden! Ein ernster, aber auch zugleich ein freudiger Augen⸗ blick ist für uns gekommen; ernst, denn er erinnert an den Tod so vieler braver Leute; erfreulich, weil er uns zeigt, wie Seine Majestät, unser Allergnädigster Kriegsherr, für Seine Marine sorgt und ihre Lebensthätigkeit bis in die genauesten Einzelheiten kennt und gewissen— hafte Pflichttreue zu loben weiß. Ich will hier ausdrücklich die Worte Seiner Majestät des Kagisers wiederholen, welche Er unmittelbar nach jenem Unglücksfall auf S. M. S. „Brandenburg“ ausgesprochen hat: Ich halte dafür, daß die Männer auf der „Brandenburg“ nicht ge⸗ storben sind, sondern auf dem Felde der Ehre den Heldentod gefunden haben. So möge denn diese Denktafel, welche Seine Majestät der Kaiser, unser Allergnädigster Kriegsherr, dem Andenken der auf der „Brandenburg“ verunglückten pflichttreuen Männer gewidmet hat, eine Mahnung für alle Zeiten sein zu unentwegter Gewissenhaftigkeit und Pflichttreue in Allerhöchstem Dienste. Im Auftrage Seiner Majestät des Kaisers und Königs übergebe ich nunmehr die von Ihm Allergnädigst gestiftete Denktafel der Kirche.“

Oesterreich⸗Ungarn.

Der Kaiser und der Prinz Leopold von Bayern sind gestern von Visegrad in Wien eingetroffen und haben sich nach Schönbrunn begeben. Der König von Sachsen traf heute früh in Wien ein und wurde vom Kaiser und dem Erzherzog Albrecht, die beide sächsische Uniform trugen, am Bahnhof empfangen, wo eine Ehren⸗Kom⸗ pagnie aufgestellt war. Zum Empfang war eine Anzahl hervor— ragender Persönlichkeiten auf dem Bahnhof anwesend. Nach herzlicher Begrüßung fuhren der Kaiser und der König von Sachsen, der österreichische Dragoner⸗Uniform angelegt hatte, nach Schönbrunn. Nach dem Dejeuner erfolgte die Ab⸗ reise der Majestäten zu den Hochwildjagden bei Radmer in Steiermark, an denen auch Prinz Leopold von Bayern und der Großherzog von Toscana theilnehmen.

Der „Budapester Korrespondenz“ zufolge hat der Kaiser durch den Minister des Innern Hieronymi der Bevölke⸗ rung des Neograder Komitats . die loyale und musterhafte Haltung während seines Aufenthalts in Balassa— Gyarmat, sowie für die dem Militär gegenüber bewiesene opferwillige . Anerkennung und Dank aussprechen lassen.

Nach einer Meldung des „Pester Lloyd“ hat der Kaiser den bisherigen Vize⸗Präsidenten des Oberhauses, Kronhüter Szlavy zum Präsidenten des Oberhauses ernannt.

Der Heeresausschuß der ungarischen Delegation erledigte das Extraordinarium des Hęeregbubgels ohne Abänderung. Im Laufe der Debatte legte der Oberst⸗Lieutenant 83 die Umstände dar, die das Mehrerforderniß von zwei Millionen für rauchschwaches Pulver verursachten, und ö man könne über die Qualität und die Haltbarkeit des eingeführten rauchschwachen Gewehr⸗ und g n ,. vollkommen beruhigt sein. Der Titel „Fortifikatorische Maßnahmen“ wurde in vertraulicher Sitzung erledigt. Der Marineausschuß nahm das gesammte Marinebudget unverändert nach den Anträgen der Regierung an. Ferner wurde der Antrag des Präsidenten ,,, , für die erfolg— reiche, umsichtsvolle Leitung des Marineressorts durch den Admiral Freiherrn von Sterneck diesem einmüthige An⸗ erkennung und Vertrauen auszusprechen und im Aus⸗ 1 auszudrücken. Der Fin g, chuß hat das Budget des gemeinsamen Finanz⸗Ministeriums, den Voranschlag des Zollgefälles sowie das Budget des gemeinsamen obersten Rechnungshofs angenommen.

Bei der Ergänzungswahl zum Reichsrath in der Stadt Brünn ist der deutsche Kandidat Wannieck mit 2533 Stimmen von 3167 gewählt worden. Der Czeche Popelka erhielt 502, der Sozialdemokrat Krapka 125 Stimmen.

Frankreich.

Die „Estafette“ 3 ** einen vertraulichen . des General⸗Residenten in Madagaskar, Larrouy, der die dortige Lage sowohl in politischer vie ung wie für den Handel als 2 bezeichnet. Die Sicherheit des Eigenthums und des Lebens, selbst der Fremden, sei nicht genügend geschützt, und so lange sich die Zustände nicht änderten, sei von der Aus/ wanderung nach adagaskar abzurathen. Die Estafette' theilt ferner einen Bericht des Delegirten ager in Diego-Suarez mit, der sich im Juli d. J. nach Antana⸗ narivo begeben habe, wo er von dem Premier⸗Minister wohl aufgenommen worden sei. Mager habe letzterem schriftlich Rathschläge überreicht, worin er ihm empfohlen habe, den Franzosen die gleichen Vortheile i gewähren, die ihnen in Indochina eingeräumt seien. Der Minister habe in einer langen Note geantwortet, worin er sich über die Ver⸗ treter Frankreichs beklagt habe, und versichert, daß er mit Frankreich gute Freundschaft zu halten wünsche, ohne indeß irgend eine Verpflichtung einzugehen.

Ruszland.

Aus St. Petersburg berichtet W. T. B.“, daß nach den dort eingegangenen Berichten der Gesundheitszustand des Kaisers ein guter sei. Die Abreise der Kaiserlichen Familie nach dem Süden erfolge ausschließlich aus Rücksicht auf den Gesundheitszustand des Großfürsten Georg.

Wie der „Kölnischen Zeitung“ aus St. Petersburg ge⸗ meldet wird, verlaute dase lbst gerüchtweise, daß nach einer an— geblich aus Wladiwostok eingelaufenen Depesche, eine chinefische Räuberban de eine Station der Ussuri-Bahn (erster Abschnitt der Sibirischen Bahn von Wladiwostok aus) überfallen, die Beamten getödtet und alles ausgeraubt habe. Russische Truppen seien gegen die Räuber aufgebrochen, die aber bereits über die nahe chinesische Grenze entkommen ge— wesen seien.

Italien.

Die italienische Regierung hat gegen die von der griechischen Regierung verfügte Beobachtung von Provenienzen aus Neapel Einwendungen erhoben, weil diese Maßregel durch die Gesundheitsverhältnisse, welche in ganz Italien ausgezeichnete seien, nicht gerechtfertigt sei.

Spanien.

Die Nachricht, der Minister-Präsident Sa gasta beabsich⸗ tige, den Gesetzentwurf, der die Unterstützung der Eisen⸗ bahngesellschaften bezweckt, zurückzuziehen, wird, wie „W. T. B.“ aus Madrid berichtet, für unbegründet erklärt. Hinsichtlich der von den Cortes genehmigten Änleihe sei noch nichts entschieden.

Niederlande.

Die Regierung hat eine Vorlage eingebracht, durch welche die Sätze des Zolltarifs für Niederländisch⸗Indien erhöht werden, und zwar soll der Eingangszoll für Topfwaaren, Porzellan, Möbel und Wagen auf 10 Proz. festgesetzt werden, für Manufakturwaaren auf 8, für Bier auf 15 Proz, für Mineralwasser auf 6 Gulden pro 109 Flaschen, für Wein in Fässern auf 13 und für Wein in Flaschen auf 15 Gulden pro Hektoliter, für Champagner und andere moussierende Weine auf 31 Gulden pro 160 Flaschen. Der Ausgangszoll für Kaffee soll auf 3 Gulden pro 100 kg erhöht werden.

Serbien.

Die „Politische Korrespondenz“ meldet aus Belgrad: Der angebliche Konflikt zwischen Serbien und Italien reduziere sich auf ein Mißverständniß zwischen dem italienischen Konsulat in Belgrad und den serbischen Verwaltungsbehörden, dessen befriedigende Beilegung demnächst bevorstehe. Das Ge⸗ rücht von dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen sei um so grundloser, als der neu ernannte serbische Gesandte beim Quiri⸗ nal, Steic, sich dieser Tage auf seinen neuen Posten begeben werde. Die „Agenzia Stefani“ bezeichnet als Grund der Ab⸗— reise des italienischen Geschäftsträgers Ranuzzi, der die Vertretung der italienischen Staatsangehörigen der englischen Gesandtschaft übertrug, einen außer aller Beziehung zu irgend einer politischen oder einer Handelsfrage stehenden Et iquette⸗ verstoß des serbischen Ministers des Auswärtigen gegen den früheren italienischen Gesandten Galvagna und gegen den Geschäftsträger Ranuzzi.

Bulgarien.

Trotzdem die Parteifärbung zahlreicher neugewählter Ab⸗ geordneter nicht vollständig bekannt ist, steht, dem „W. T. B.“ zufolge, fest, daß die Gruppe, deren Führer Stoilow, Natschowitsch und Geschow sind, einen vollen Erfolg erzielte. Von den 153 Gewählten sind 87 Kon⸗ servative, 27 Radoslawowisten, 8 Zankowisten, 27 Unionisten, 3 Karawelowisten. Außerdem ist ein Sozialist gewählt, nach anderer Meldung drei. Es bestätigt sich, daß Tontschew nicht gewählt wurde. Fünfzehn Mandate sind noch frei infolge gleichzeitiger Wahl der Minister und anderer Kandidaten an verschiedenen Orten. Nach der „Politischen Korrespondenz“ entfallen 114 Mandate auf die Regierungs⸗ partei, davon auf die Konservativen und 1 auf die An⸗ hänger Radoslawow's. Die Opposition errang 39 Mandate, und zwar wurden! Zankowisten, 3 Karawelowisten und in Ostrumelien 27 Unionisten gewählt. Die Regierung werde in der Sobranje, auch abgesehen von den sie unterstützenden Russophilen, über eine Dreiviertel⸗Majorität verfügen. Das genannte Blatt fügt hinzu, die Wahlen wären mit vollständiger Freiheit der Wähler vollzogen worden und ohne Störung der Ordnung, ohne Ein— , . der bewaffneten Macht verlaufen; nur in Bela⸗Slating, wo der Minister Tontschew und Zankow als Kandidaten auf— estellt waren, sei keine Wahl zu stande gekommen. Die Ke üemnenn habe das Wahlbureau angegriffen und die Stimm⸗ zettel vernichtet.

Schweden und Norwegen.

Der Kronprinz beabsichtigt, dem W. T. B.“ zufolge, im nächsten Monat nach Baden zu reisen, um der Kron⸗ prinzessin einen Besuch abzustatten.

Bei der gestern vorgenommenen Wahl der Abgeord— neten zum Storthing für Drontheim-⸗Stadt besetzte die Partei der Linken, die diesen Kreis bei den Wahlmänner⸗ wahlen der Rechten abgewonnen hatte, die Sitze mit dem ehemaligen Premier⸗Minister Steen, Bank⸗Direktor Bom⸗ hoff, Gerichts⸗Präsidenten Lindboe und dem als besonderen Arbeiterkandidaten aufgestellten Maurer Hagerup. Die Stadt n,, . zum Storthing den der Partei der

echten angehörigen Stadtvogt Selmer.

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Amerika.

Wie dem Reuter 'schen Bureau“ aus Washington ge— meldet wird, hat Brasilien den Gegenseitigkeitt— vertrag mit den Vereinigten Staaten aufgehoben.

Asien.

Wie aus Hokohama gemeldet wird, ist das japanische Parlament durch ein gestern veröffentlichtes Dekret auf den 15. Oktober nach Hiroshima zu einer außerordentlichen Session von sieben Tagen zusammenberufen worden, da wichtige Angelegenheiten vorlägen, die die Sanktion der legitz⸗ lativen Körperschaften erforderten.

Dem „Reuler'schen Bureau“ wird aus Shanghai ge⸗ meldet: Nachrichten aus Tientsin vom 19. d. M, besagten, daß während der Schlacht von Jalu 7009 Mann chinesischer Truppen in Koreg gelandet seien. Es werde hinzugefügt, daß, als auf den chinesischen Schiffen Munitionsmangel ein⸗— getreten sei, der Hauptmann von Hanneken den Befehl ertheilt habe, den Sporn zu benutzen, worauf die Japaner sich zurück gezogen hätten. In Taku sei der britische Dampfer „Irene“ mit Kriegsmunition eingetroffen. Die Japaner hätten die Insel Hai⸗yün⸗tao in der Bay von Korea be⸗ setzt, um dort ein Kohlendepot zu errichten; gegenwärtig be⸗ fänden sich dort 9 japanische Torpedoboote.

Afrita.

Die „Agence Havas“ meldet aus Kairo, daß nach dort umlaufenden Geruͤchten der Oberst Colville vom englischen Kriegs-Ministerium Befehl erhalten haben solle, die Reste der Emin'schen Truppen zu sammeln und nach dem Bahr-el— Ghazal bis zu seiner Mündung in den Nil zu marschieren, um die Expedition Monteil am Ueberschreiten des Flusses zu hindern. Der Marsch Colville's gelte als der Dorboie eines englisch-italienischen Zuges, der gleichzeitig von Suakim und von Kassala auf Khartum geführt werden solle.

Entscheidungen des Reichsgerichts.

In Bezug auf Art. 744 des Handelsgesetzbuchs: „In Ermangelung einer Vereinbarung wird die Höhe des Berge oder Hilfslohns von dem Richter unter Berücksichtigung aller Umstände des Falls nach billigem Ermessen in Geld elt etzt: hat das Reichsgericht, J. Zivilsenat, durch Urtheil vom 12. Mai 1894 ausgesprochen, daß für die richterliche Festfetzung der Höhe des Berge- oder Hilfslohns neben den anderen dabei in Art. 746 aufgezählten Momenten auch der Um— stand, daß die Bergenden neben der Bergung des Schiffs und der Güter der Rettung von Menschen sich unterziehen, in Betracht zu ziehen sei, und daß überhaupt der Lohn thunlich reichlich bemessen werden müsse. „Der Ansicht der Revision,

bei der der

erwähnung dieses Umstandes im Art. 746 H. G. B. das Gegentheil um so weniger zu entnehmen ist, als derselbe nicht eine erschöpfende Aufzählung der für die Bestimmung des Betrages des Berge⸗ oder Hilfslohns in Betracht kommende Momente geben, sondern nur die „insbesondere“ zu beachtenden Umstände hervorheben will. Außer— dem ist im Art, 756 Abs. 2 H.-G. B. bestimmt, daß, wenn mehrere Personen sich an der Bergung oder Hilfsleistung betheiligt haben, auch diejenigen zur gleichmäßigen Theilnahme an dem Berge— oder Hilfelohn berechtigt sind, welche in derselben Gefahr der Rettung von Menschen sich unterzogen haben, wodurch direkt be— stätigt wird, daß auch die vorhandene Gefährdung von Menschen— leben bei Festsetzung der Höhe des Lohns nicht unbeachtet gelassen werden darf. Auch die fernere Bemerkung des Berufungsgerichts, als geeignet, preiserhöhend zu wirken, erscheine auch das eigene Interesse der Schiffahrt, deren Sicherheit noch mehr, als sie es ohne— dies schon ist, gefährdet werden dürfe, wenn die Schlepp⸗ dampfergesellschaften wegen Herabdrückens der Preise es nicht mehr in ihrem Interesse finden sollten, ihre Hilfe den nothleidenden Schiffen anzubieten, wird von der Revision mit Unrecht beanstandet. Sie erscheint vielmehr als durchaus sachgemäß. Das Handelsgesetzbuch behandelt die Bergung und Hilfsleistung in See noth als ein Geschäft und man ging ebei der Berathung der be— treffenden Bestimmungen mit Recht davon aus, daß die Belohnung in einem entsprechenden Verhältniß zu den Aufwendungen und Ge— fahren stehen müsse, welchen die Berger und Retter sich und ihr Eigenthum unterziehen, da sonst zu befürchten sei, daß sie den Antrieb zu solchen Unternehmungen verlieren bezw. weniger energisch verfahren würden.“ (53 / 94.)

Entscheidungen des Ober⸗Verwaltungsgerichts.

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Hat ein Beamter, welcher gesetzlich nur mit der Hälfte seines Diensteinkommens zur Gemeinde -Einkommensteuer heranzuziehen ist, zur Bestellung einer erforderlichen Amtskaution ein verzinsliches Darlehn aufgenommen, das er höher zu verzinsen hat, als die hinter⸗ legten Kautions⸗Effekten Zinsen tragen, so ist, nach einem Urtheil des Ober⸗Verwaltungsgerichts, II. Senats, vom 14. April 1894, die ihn belastende Zins differenz wenn er ein Privat ⸗Einkommen, von welchem diese abgezogen werden könnte, nicht hat vom vollen Dien steinkommen abzuziehen und sodann dieses gekürzte Einkommen für die Steuerveranlagung zu halbieren. Ein Staats ⸗Eisenbahnbeamter in K. bezieht ein Dienst⸗ einkommen von 3750 M, welchem 124 6 Kassenbeiträge be⸗ lastend gegenüberstehen. Ferner bezieht er die Zinsen einer von ihm hinterlegten Amtskaution im Betrage von 144 M, während er an Zinsen für ein Darlehn, daß er zum Erwerbe der als Kaution hinter— legten Werthpapiere aufgenommen hatte, 180 M zu zahlen hat. Ein Privateinkommen aber hat dieser Beamte überhaupt nicht. Die Stadtgemeinde berechnete für die Kommunal⸗Einkommensteuer ein steuerpflichtiges Einkommen von 1867 , indem sie von dem Dienst⸗ einkommen von 3750 M die Schuldenzinsen von 1809 * und Kassenbeiträge von 124 M abzog, den Rest halbierte und dem so gewonnenen Betrage (1723 MS )) die in der Amtskaution voll hinzurechnete. Dagegen bezifferte der Beamte sem steuerpflichtiges Einkommen auf 1777 S, indem er von seinem Dienst⸗ einkommen die Kassenbeiträge abzog, den Rest halbierte und von dem gewonnenen Betrage die Zinsdifferenz von 36 M abzog. Der Bezirkẽ⸗ ausschuß machte sich auf die Klage des Zensiten gegen die Stabt, gemeinde den Rechnungsmodus der Beklagten zu eigen und wies bir Klage ab. Auf die Repision des Klägers bob das Ober⸗Verwaltungs= gericht die Vorentscheidung auf und stellte als steuerpflichtiges Ein⸗ kommen 17895 M fest, indem es vom Viensteinkommen die Kassenbei träge (124 6) und die Zinfendifferenz (38 M abzog und sodann den Rejt halbierte. Bei freier Beurtheilung“, führt das e, ng, ericht aus, sist davon auszugehen, daß Kläger ein Privateinkommen überhaupt nicht bezieht, dieser . vielmehr bei ihm noch mit einem Minus von 3640 abschließt, das ebenso wie die Kassenbeiträge bei dem Diensteinkommen in Abzug kommt und zwar zum vollen Betrage hier, da es eben an einem Privateinkommen, auf welches ein Theilbetrag der Schulden in Anrechnung gebracht werden könnte, mangelt. Zu Gunsten der Be⸗ klagten würde nichts geändert werden, wenn die von der Kaution 26 kommenden Zinsen sogleich an den Dritten, dem die Kaution gehört, abgeführt werden müßten. Ein Privateinkommen aus der Kaution verbleibt dem Kläger in keinem Fall. (I 573.)

Statistik und Volkswirthschaft.

Das Wirthschaftsjahr 1893.

Ueber den 96m des Handels und der Industrie im Jahre 1893 äußert sich die Handelskammer zu Leipzig in ihrem Jahresbericht, folgendermaßen; Ueber die wirthschaftliche Lage des Kammerbezirks im Jahre 1893 ein einheitliches ÜUrtheil abzugeben, ist insofern nicht ganz leicht, als einer beträchtlichen Reihe von Handels⸗ und Industriezweigen, die einen mehr oder minder unbefriedigenden Geschäftsgang zu verzeichnen hatten, eine fast ebenso große An— zahl. von Branchen gegenübersteht und zwar handelt es sich dabei nicht nur um einzelne Spezialartikel, sondern um Geschäfte— zweige von grundlegender Bedeutung, wie z. B. die Baumwollspinnerei und einzelne Zweige der Maschinen⸗Industrie in denen Geschäfts⸗ gang und Geschäftsergebnisse als normale bis sehr günstige bezeichnet werden. Wenn nun auch durch den Vergleich mit den beiden all—⸗ gemein ein höchst ungünstiges Bijd bietenden Wirthschaftsjahren 1891 und 1892 schon eine verhältnißmäßig geringe Besserung im Berichts- jahre als relativ erheblich aufgefaßt und das ÜUrtheil dadurch im günstigen Sinne beeinflußt worden sein mag, so bleibt doch, auch wenn man dafür etwas in Abzug bringt, noch soviel übrig, daß wohl unbedenklich gegenüber den beiden Vor— jahren eine kleine Besserung angenommen werden kann. Diese Besserung, deren Beginn noch in den Schluß des Jahres 1892 fällt, ist jedoch fast aueschließlich auf Rechnung der ersten Hälfte des Berichtsjahres zu setzen; in der zweiten Hälfte trat allenthalben ein Rückschlag ein, besonders in der Textilindustrie, der erst ganz gegen Ende des Jahres nach Berichten aus nicht wenig Branchen wieder einem etwas besseren Geschäftsgang Platz zu machen begann. Weiter ist diese Besserung so gut wie ausschließlich auf einen Aufschwung des Inlandgeschäfts zurückzuführen; dagegen lagen die Ausfuhrverhältnisse in fast allen Waarengattungen und nach beinahe allen Export⸗ ländern noch ebenso darnieder wie früher. Insbesondere war der Zollkrieg mit Rußland Anlaß, daß dieses große Absatzgebiet der deutschen Industrie fast vollständig verloren ging. Die Annahme des deutsch, russischen Handelsvertrags wird unter diesen Umständen von der gesammten Industrie ohne Ausnahme als eine große Wohlthat empfunden, und seine günstigen Folgen sind vielfach schon jetzt be— merkbar. In zweiter Linie litt wie der deutsche, so auch der Handel des Leipziger Bezirks durch die geschäftliche Depression, die in den Vereinigten Staaten von Nord, Amerika herrschte. Als weitere den Fryport hemmende Umstände sind zu erwähnen: die fortwährenden politischen Wirren und Unruhen in Süd⸗ Amerika, besonders in Brasilien; die Bankkrisis in Australien; der Preissturz des Silbers; die Valutaentwerthung in Italien und verschiedenen anderen Ländern; die langdauernden Arbeiter⸗ ausstände in England und Nord-Frankreich u. s. w. Von den Rohstoffen, deren Preise für die Industrie von besonderer Wichtigkeit sind verfolgte Baumwolle eine absteigende Preisbewegung. Die Wirkung,

welche die kleine amerikanische Baumwollernte von 1892/93 auf die Preife⸗

hätte ausüben müssen, wurde durch die großen Vorräthe, die aus den übermäßig reichen Ernten 1890 bis 1892 noch zu Gebote standen, und durch den fünf Monate währenden Ausstand der Arbeiter in Lancgshire aufgehoben. Anfang Januar notierte middling Upland 5 d., Ende Dezember nur noch 4 d. Die Preise für Wolle und Kammzug waren, nachdem sie im März eine kleine Erhöhung erfahren hatten, am Schluß des Jahres auf einem noch etwas niedrigeren Stand als zu Beginn des Jahres angelangt. Die Preise für Flachs und Leinen machten infolge des Ernte⸗Ausfalls eine nicht unbeträcht⸗ liche Steigerung durch. Die Eisenpreise gingen infolge der Sprengung des Walswerks⸗-Verbands allmählich zurück. Dagegen verharrten die Preise der Kohle, des „täglichen Brots“ der Industrie, während des ganzen Jahres ziemlich auf demselben Stande. Von den Geireidesorten notierten infolge der reichlichen Ernte Weizen, Roggen und Mais im Jahresdurchschnitt noch ganz bedeutend niedriger als im Vorjahre, was auf die Kaufkraft der breiten Volks⸗ schichten nur vom günstigsten Einfluß sein konnte; dagegen stand Gerste eine Kleinigkeit und Hafer recht erheblich höher als 1892. Verband deutscher Gewerbevereine.

Der Berband deutscher Gewerbevereine hielt gestern im Rathhaussaale zu Karlsruhe seine dritte Hauptversammlung ab. Im Namen der Regierung begrüßte Ministerial⸗Rath Braun, im Namen der Stadt Ober⸗Bürgermeister Schnetzler die zahlreiche Versammlung. Kunstgewerbeschul⸗Direktor Götz berichtete, wie . W. T. B.“ mittheilt, über die Chicagoer Ausstellung. Im An⸗ schluß an einen Bericht des Versicherungs-Direktors Schwanck-Köln nahm der Verbandsiag eine Entschließung an, in der die Erweiterun der Unfallversicherung als ein Bedürfniß begrüßt und der Wr f nach Aufstellung einer Unfallstatistik ausgesprochen wird.

Zur Arbeiterbewegung.

Im Waldenburger Ausstandsgebiet sind gestern nach einer von W. T. B.“ mitgetheilten amtlichen Meldung des Regie⸗ rungs⸗Präsidenten sämmtliche Arbeiter bis auf einen kleinen Theil eingefahren. Der Ausstand ist daher beendet.

Zum Ausstand der Seidenweber in Bielefeld wird im Vorwärts“ berichtet, daß wieder 17 Passiererinnen entlassen worden seien, weil sie sich weigerten, an den Webstühlen zu arbeiten. Die Prüfung der Lohnhücher durch eine vom Magistrat eingesetzte Kom— mission ist ergebnißlos verlaufen, weil man einen Vertreter der Aus⸗ ständigen nicht anerkennen wollte. (Vgl. Nr. 223 d. Bl.)

In Leipzig beschäftigte sich am Sonnabend eine Buch binder⸗ versammlung mit der Aussperrung von neun Berufsgenossen aus der Kunstanstalt von L. Grosz in ,,, die nicht wieder zur Arbeit angenommen wurden, als sie am ver⸗ gangenen Montag, ohne ihren Arbeitgeber davon zu unterrichten, den ganzen Tag gefeiert hatten. Die Versammlung billigte, wie die „Lpz. Itg.“ berichtet, das Verhalten der Ausgesperrten nicht. In einer vom Gewerkschaftskartell veranstalteten Versammlung der Brauer und Böttcher wurde mitgetheilt, . die über eine Leipziger Brauerei in einer früheren Versammlung erhobenen Klagen über schlechte Wohnräume und ungehörige Behandlung, wie die be⸗ hördlichen und andere Untersuchungen ergeben hätten, nicht be⸗ gründet seien. .

Aus Hildesheim wird dem „Vorwärts“ berichtet, daß der dortige Tuchmacherausstand zu Ungunsten der Arbeiter ausgefallen ist. Vgl. Nr. 222 d. Bl.) . .

In Oxanienburg besteht nach demselben Blatt zwischen den Korbmachern und ihren Arbeitgebern ein Lohnstreit.

Hier in Berlin hat, wie die ‚Voss. Ztg. mittheilt, am Sonn tag die Gründung einer sozialdemokratischen Freien Bexeini⸗ gung der Strom- und Binnenschiffer Deutschlands? in einer Versammlung stattgefunden, die alsdann einen vorläufigen Vor- stand wählte. Die Berathung der Satzungen soll in der ersten General⸗ persammlung des Vereins geschehen. Zum Tapeziere rausstand in der Dittmar'schen Möbelfabrik (ogl. Nr. 224 d. Bl.) wird be⸗ richtet, daß sich zwanzig der alten Arbeiter bereit erklärt haben, die Arbeit wieder aufzunehmen und, soweit noch Plätze offen waren, von der Fabrik wieder eingestellt worden sind.

Nach einem Glasgower Telegramm der Londoner A. K.“ arbeiteten am letzten Freitag von den ausständigen Kohlen grubenarbeitenn in Schottland nur 4000 Mann; 70 000 Ar— beiter feierten noch.

Kunst und Wissenschaft.

Ueber den gestern bereits kurz erwähnten Beginn der Natur—= forscher. und Äerzte⸗Versammlung in Wien wird dem W. T. B.“ heute folgendes Nähere berichtet: Gestern Vormittag wurde in dem großen 8. des Musikvereins der Deutsche Natur⸗ sorscher und Aerzte⸗Kongreß in Anwesenheit des Erzherzogh Rainer, 6 Minister⸗Präfidenten Hine Windischgrätz, der Minister von Madeysti, von Bacguehem und Graf Falkenhayn eröffnet. Unter den etwa 2050 Mitgliedern des Kongresses befinden sich u. a. die

. von Bergmann und Leyden (Berlin), von Ziemssen München) und von Rindfleisch (Würzburg). Der Geschäfts⸗ führer des Kongresses Hofrath von Kerner eröffnete die Ver⸗ sammlung mit einem Hoch auf die beiden Friedengfürsten, die Monarchen des Deutschen Reichs und Desterreich⸗ Ungarns, und beantragte, daß Beiden n, . die Huldigun

telegraphisch übermittelt werde. Unterrichts⸗Minister von Madeyski hob in einer begeistert aufgenommenen Rede die phänomenale Schnelligkeit hervor, mit der die Naturwissenschaften fortgeschritten seien, und erklärte die Furcht, daß durch diese Fortschritte die idealen Güter der Menschheit verdrängt würden, für ungerechtfertigt. Je größer der Fortschritt der Wissenschaften, desto greifbarer werde das Streben nach einer Zusammenfassung der Naturwissenschaften mit den Geisteswissenschaften zu einem Ganzen. Dies sei die heutige Signatur der Wissenschaften, dies auch das Ziel, welches der Staat auf dem Gehiete der kulturellen Interessen verfolge. Nachdem der Minister die Versammlung auf das herzlichste willkommen geheißen hatte, ergriff Professor Sueß das Wort. Er erörterte die Geschichte der Gesellschaft Deutscher Naturforscher seit deren Begründung, widmete den in dem letzten Jahre verstorbenen Mitgliedern einen warmen Nachruf, ar ein Bild von der Rolle, welche die Naturwissen⸗ schaften in dem Leben der Völker spielen, und betonte die Wichtigkeit der gymnasialen Bildung. Schließlich erinnerte der Redner an das leuchtende Vorbild des verstorbenen Wirklichen Geheimen Raths, Professors Dr. von Helmholtz in der Genauigkeit der Beobachtung, in der Aus—⸗ dauer der Arbeit, in seinem Scharfsinn und seiner Gewissenhaftigkeit in der Darstellung wie in jeder bürgerlichen Tugend. Auf Antrag des Professors Exner wurde ein Kondolenjztelegramm an die Wittwe des Professors von Helmholtz abgesandt. Nach der Rede des Professors Sueß folgten Vorträge des Professors Leyden⸗Berlin über Gerhard van Swieten und die moderne Klinik, sowie des Professors Mach⸗Prag über das Prinzip der Vergleichung in der Physik.

Das an Seine Majestät den Kaiser Wilhelm gerichtete Telegramm hat folgenden Wortlaut: ‚Durchdrungen von den Ge— fühlen der Dankbarkeit für den Schutz und Schirm wissenschaftlichen Strebens, erlaubt sich die in Wien tagende 66. Versammlung Deutscher Naturforscher und Aerzte Eurer Majestät die ehrfurchts⸗ vollste Huldigung darzubringen. Das an Seine Majestät den Kgiser Franz Foseph gerichtete Telegramm lautet wie folgt: „Geruhen Eure Majestät, die ehrfurchtsvollste Huldigung entgegen— zunehmen, welche die Theilnehmer an dem 66. Deutschen 2 forscher⸗ und Aerztetag in der Eröffnungssitzung dem mächtigen Förderer und Schützer der Wissenschaft dankbaren 6 zum Aus⸗ druck bringen.“

Gestern Nachmittag 3 Uhr haben sich die einzelnen Abtheilungen des Naturforschertags konstituiert, in einzelnen Sektionen wurden auch die ersten Fachvorträge gehalten. Der Abend war Ausflügen in die Umgebung Wiens gewidmet.

Sämmtliche Abtheilungen des Naturforschertages hielten heute Versammlungen ab. Professor Behring-⸗Halle sprach vor einer außerordentlich zahlreichen Zuhörerschaft über die H eilserum-Therapie, der Bakteriologe, Professor Ehrlich-Berlin über seine Erfahrungen auf diesem Gebiete. Beide konstatierten die erfreulichsten Erfolge. In der Sektion für Kinderkrankheiten hielt Direktor Heller vom Wiener Blindeninstitut einen beifällig aufgenommenen Vortrag über die Heilung taubstummer Kinder.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln. Türkei. Zufolge Beschlusses des internationalen Gesundheitsraths in Konstantinopel unterliegen Herkünfte von Mudavia und Gemlek einer fünftägigen Quarantäne und solche von Pauderma und der Küste von Ismid einer 24 stündigen Beobachtung. Desgleichen unterliegen Herkünfte von Adrianopel einer 24 stündigen Beobachtung. . Bulgarien.

Der bulgarische Gesundheitsrath hat folgende Quarantänebestim⸗ mungen ö

I) Reisende, welche direkt aus Rußland auf der Donau eintreffen, haben bis auf weiteres nur über den Hafen von Silistra in Bulgarien Zutritt. Sie haben sich daselbst einer strengen ärztlichen Untersuchung nebst Desinfektion ihres Gepäcks und ihrer Effekten zu unterziehen, worauf sie sich ins Innere des Landes begeben können; sie unterliegen aber an ihrem Bestimmungsort einer weiteren ärztlichen Beobachtung von fünf Tagen.

2) Damit die direkt aus Rußland eintreffenden Schiffe zur freien Praktika in allen bulgarischen Häfen zugelassen werden können, müssen dieselben bei ihrer Ankunft in Silistra sowie ihre Mannschaft des⸗ infiziert werden. Und zwar hat diese Desinfektion auf eigene Kosten stattzufinden. Sind die Schiffe nicht desinfiziert worden, so darf die Mannschaft derselben mik den Uferbewohnern in keinen direkten Ver— kehr treten. Auch dürfen sich die Reisenden, welche sich der Desinfek⸗ tion in Silistra unterzogen haben, auf diesen Schiffen nicht nach anderen bulgarischen Häfen begeben.

3) Reisende aus Rumänien an Bord von Schiffen, welche aus Rußland kommen, unterliegen in Silistra einer ärztlichen Unterfuchung nebst Desinfektion ihrer Effekten.

4 Die im „Reichs⸗-Anzeiger Nr. 295 vom 11. Dezember v. J. aufgeführte Bestimmung, betreffend das Verbot der Einfuhr gewisser Gegenstände, wenn sie aus choleraverseuchten Orten staminen, findet Anwendung auf Herkünfte aus Rußland und Galizien.

Dänemark.

Durch eine sofort in Kraft getretene Bekanntmachung des König⸗ lich dänischen Justiz⸗Ministeriums vom 21. d. M. sind die Vor⸗ schriften des Gesetzes vom 2. Juli 1880 über die gesundheitspolizeiliche Untersuchung für alle Schiffe in Wirksamkeit gesetzt worden, die aus Häfen Kleinasiens kommen oder mit von dort kommenden Schiffen auf der Reise in Berührung gewesen sind.

Gleichzeitig ist das Verbot der Einfuhr von Lumpen und nicht vorschriftsmäßig desinfizierter Kratzwolle, owie von gebrauchten, nicht zu Reise⸗ oder Umzugsgut gehörenden Kleidungsstücken, Bettzeug und Leibwäsche auf Herkünfte aus jenen Häfen ausgedehnt worden.

Durch die gleiche Bekanntmachung sind die unter dem 6. Juni d. J. Leith gegenüber angeordneten gesundheitspolizeilichen Maßnahmen zur Verhütung der gin, ,. ansteckender Krankheiten außer Wirksam⸗ keit gesetzt worden. (Vergl. ‚R.⸗Anz.“ Nr. 134 vom 9. Juni d. J.)

. Cholera.

Danzig, 24. September. In Tiegenhof sind vier neue Cholerafälle konstatiert worden.

Wien, 23. September. Nach den gestern hier eingetroffenen Nachrichten über den Stand der Cholera kamen in Galizien 23 Erkrankungen und 59 Todesfälle, in der Bukowina 9 Er⸗ krankungen und 5 Todesfälle vor.

Am st erdam, 24. September. In der vergangenen Woche sind nach dem Bericht des W. T. B.“ in 6 Orten 9 Cholera⸗Er⸗ krankungen und 4 Todesfälle vorgekommen.

Handel und Gewerbe.

Der Zentralausschuß der Reichsbank hielt heute Vor⸗ mittags 10 Uhr seine Monatssitzung im Reichsbankgebäude. Aus dem Vortrage des Vorsitzenden, Präsidenten des Reichs⸗ bank⸗Direktoriums, Wirklichen Geheimen Raths Dr. Koch ist hervorzuheben, daß die Anlage seit dem 23. August d. J. sich aller⸗ dings um 28 Millionen, also um mehr als in der gleichen Zeit der letzten 3 Jahre, gesteigert hat, aber doch um 55 Millionen niedriger ist als 1893. In der letzten Septemberwoche tritt voraussichtlich eine erhebliche Vermehrung ein. Der Metall⸗ vorrath ist größer als in den . 4 Jahren, wenngleich er e dem 23. August um 15 Millionen abgenommen hat. In⸗ olge der großen, noch immer fortdauernden Goldankäufe des

laufenden Jahres (165 Millionen Mark gegen nur 32 Millionen im e, r. Jahre) ist der Goldvorrath der Reichsbank gegen Beginn des Jahres um 152 Millionen, seit dem 30. . um 95 Millionen gestiegen. Die umlaufenden Noten im Be⸗ trage von N 3 Millionen find um etwa 171 Millionen durch den Baarvorrath überdeckt; die dritte Ueberdeckungs periode dieses Jahres dauert bereits sechs Wochen. Die fremden Gelder sind besonders hoch; sie betragen M Millionen mehr als im Jahre 1893. Bei andauernder Geldflüssigkeit und dem niedrigen Zinssaß am offenen Markt beabsichtigt die Reichsbank⸗ verwaltung keine Diskontänderung. Eine Diskussion fand nicht statt. Weitere Berathungsgegenstände lagen nicht vor.

Der heute erschienene Ausweis der Reichsbank vom 22. d. M. zeigt der Vorwoche gegenüber eine Zunahme des Metallbestandes um 2015 000 S, während der gesammte Kassenbestand mit Einschluß der Reichskassenscheine und Noten anderer Banken nur um 1335 000 46 1 ist. Die Anlagen in Wechseln und Lombardforderungen haben sich um 17 039 009 M vermehrt. Auf passiver Seite ergiebt 6 eine Zunahme des Notenumlaufs um 11 015 000 M und eine olche der täglich fälligen Verbindlichkeiten (Giroguthaben) um 14217 000 S6 Die gesetzlichen Deckungsmittel übersteigen den Notenumlauf gegenwärtig um 17 493 000 .

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 24. d. M. gestellt 11 442, nicht rechtzeitig gestellt 142 Wagen. „In Oberschlesien sind am 22. d. M. gestellt 42065, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen.

Zwangs⸗Versteigerungen.

Beim Königlichen Amtsgericht 1 Berlin standen am 24. Septemher die nachbezeichneten Grundstücke zur Versteigerung Stettinerstr. 17 und Bellermannstr. 85, den Hörselja u'schen Erben gehörig; Nutzungswerth 7790 n é; für das Meistgebot von 105 000 M wurde die Preußische Hypotheken⸗Aktien⸗Bank zu Berlin Ersteherin. Freienwaldder str. 17, dem Maschinen⸗ bauer F. Liebherr gehörig; Nutzungswerth 3590 S; für das Meistgebot von 66 850 M wurde der Kaufmann F. Kopsch zu Reinickendorf, Provinzstr. 4, Ersteher. Aufgehoben wurde das Verfahren der Zwangsversleigerung wegen der Grundstücke Fran⸗ zösischestr. 11 und 12, 9 und 10, dem Baumeister R. Lands gehörig, da Regulierung erfolgte.

Die Verhandlungen wegen Begründung einer italien ischen Bank sind, wie W. T. B. meldet, wieder aufgenommen worben. Das aus ersten deutschen, österreichischen und schweizer Bankftrmen bestehende Syndikat hat beschlossen, mit der Konstituierung dieser Bank mit einem vorläufigen Aktienkapital von 20 Millionen Lire in der ersten Oktoberwoche vorzugehen.

Magdeburg, 24. September. (W. T. B.) Zuckerbericht. Korn⸗ zucker exkl., von 920,00 neue 1150 11,55, Kornzucker exkl., 88 / Rendement 10, 80 1. 20, neue 11,05 11,15, Nachprodukte exkl., 75 o/o Rendement —. Ruhig. Brotraffinade J1 —. Brotrafftnade —— Gem. Raffinade mit Faß 23, 75 25,0090. Gem. Melis 1 mit Faß 23,25. Ruhig. Rohzucker J. Produkt Transtto f. a. B. Hamburg pr. September 11,15 Gd., 11,25 Br., pr. Oktober 10, 45 bez. und Br., vr. November⸗Dezember 10,375 bez. und Br., pr. Januar⸗ März 19477 Gd, 10,550 Br. Matt.

Essen a. d. Ru hr, 24. September. (W. T. B.) Kohlen⸗ börse. Die Förderung ist sehr stark, ebenso ist die Abnahme so be⸗ deutend, daß Wagen unzureichend gestellt werden. Preise fest. Die nächste Börse findet am 29. Oktober statt.

Leipzig, 24. September. (W. T. B.) Kamm zu g⸗Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B pr. September 3273 41, pr. Oktober 3,27 16, pr. November 3, 30 M, pr. Dezember 3.32 41, pr. Januar 3,35

Umsatz 60 900 kg.

Bremen, 24. September. (W. T. B.) Börsen⸗Schluß⸗Bericht. Raffiniertes Petroleum. (Dffizielle Notierung der Bremer Petroleum ⸗Börse.) Höher. Loko 490. Baumwolle. Matt. Upland middl. loko 34. 3. Schmalz. Ruhig. Wilcor 44 3, Armour shield 445 8, Cudahy 44 3, Fairbanks 43 3. Wolle. Umsatz 46 Ballen. Speck. Fest. Short elear middl. loko 41. Taback. Umsatz: 12 Faß Maryland, 19 Faß Virginy.

Wien, 24. September. (W. T. B.) Ausweis der 5 ster reichisch⸗ ungarischen Staatsbahn (österreichisches Netz) vom 11. bis 20. September 859 017 Fl., Mehreinnahme gegen den entsprechenden Zeitraum des vorigen Jahres 22 130 Fl.

London, 24 September. (W. T. B.) Wollau kt ion. Preise unverändert; Faulty Scoured Merinos eher schwächer.

An der Küste 6 Weizenladungen angeboten.

96 o, Javazucker loko 139, ruhig. Rüben ⸗Roh zucker loko 11, matt. Centrifugal⸗Cuba 13.

Chile⸗ Kupfer 415i, per 3 Monat 42.

Liverpool, 24. September. (W. T. B.) Die heute eröffnete Wollauktion war spärlich besucht. Die Preise wurden kaum be⸗ hauptet, verkauft wurden 4315 Ballen.

Glasgow, 24. September. (W. T. B.) Die Verschiffungen von Roheisen betrugen in der vorigen Woche 3556 Tons gegen 3497 Tons in derselben Woche des vorigen Jahres.

Bradford, 24 September. (W. T. B.) Wolle ruhig, aber stetig; Garne ruhig, aber fest; in Stoffen besserer Begehr für Amerika.

Bern, 24. September. (W. T. B.) In der heutigen Ver⸗ sammlung der Aktionäre der Wengernalp⸗Bahn wurde dem Antrag von Guyer⸗Zürich gemäß mit 1350 gegen 1150 Stimmen beschlossen, die Entscheidung über die Frage des Ankaufs des Studer'schen Projekts für die Eigergletscher⸗ Bahn und der Aufnahme eines bezüglichen Anlehens so lange zu verschieben, bis die Bundes. versammlung sich über die Konzessionsgesuche von Guyer für die Jungfrau ⸗Bahn und von Studer für die Eigergletscher⸗Bahn aus- gesprochen haben wird. Ferner wurde in der Versammlung be⸗ schlossen, für die Vermehrung des rollenden Materials eine Anleihe von 150 900 Fr. aufzunehmen.

Am sterdam, 24 September (W. T. B.) Java⸗Kaffee good ordinary 53. Bankagzinn 434.

New⸗York, 24 September. (W. T. B.) Die Börse eröffnete ruhig, im weiteren Verlauf trat Lustlosigkeit ein. Der Schluß war ruhig. Der Umsatz der Aktien betrug 156 000 Stück.

Weizen eroͤffnete , und schwächte sich nach Eröffnung auf Verkäufe für auswärtige Rechnung noch etwas ab; später erbolt entsprechend der Festigkeit in Mais. Schluß stetig. Mais schwächte sich nach Eroͤffnung etwas ab auf Aussichten von Zwangs- liquidationen; später erholt auf die Abnahme der Eingänge und entsprechend der Festigkeit im Westen.

Visible 6 y an Weizen 70 189 000 Bushels, do. an Mais 4193 000 Bushels.

Chicago, 24. September. (W. T. B.) Weizen schwächte sich nach Eröffnung etwas ab infolge großer rn, im Nordw und reichlicher Verkäufe, später erholt, da die sichtbaren Vorraͤthe weniger zunahmen als erwartet wurde. Mais schwächte sich nach Eröffnung etwas ab, später erholt, Schluß sehr fest.

Verkehrs ⸗Anstalten.

Im Interesse einer pünktlichen Bestellung der nach Berlin , Postsendungen ist es unbedingt e lic. daß in der

ufschrift die Wohnung des Empfängers nach Straße, Hausnummer, Stockwerke 2. genau bezeichnet wird. Auch dient es wesentlich zur Beschleu⸗ nigung der Bestellung, wenn außerdem der Postbezirk (C, 0. 8, W, N. NO ꝛe., in welchem die Wohnung gelegen ist, hinter dem Ortsnamen

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