e auf des Werthes einer nach der Anord⸗ ö 3 ee. r, , , . Be⸗ re. umfaßt.
igung oder Entziehung des ö. Der 5 1849, welcher den Fall regelt, wenn der Erb⸗ lasser einen Gegenstand als * nicht gehörend oder in Denn Mü davon, daß der Gegenstand ihm . gehört, zugewendet hat, wurde in folgender, he im wesentlichen mit dem Entwurf übereinstimmender Fa ung angenommen:
„Soll der Bedachte den ihm e, a. ohne Rücssicht darauf erhalten, ob der Gegenstand zum Nachlaß kehr so ist der Beschwerte verpflichtet, den Gegenstand dem
achten zu verschaffen. Ist er dazu außer stande, so hat er den Werth in Geld zu leisten; ist ihm die a ef nur mit unverhältnißmäßlgen Kosten möglich, so ist er berechtigt,
den Werth in Geld zu leisten .
J Einvernehmen bestand, die im Anschluß an S5 1818, 1849 im 8 18650 aufgestellten Vermuthungen nicht in das Gesetz aufzunehmen. Auch die besonderen Vorschriften des Fs 1851 über das Vermächtniß eines ö der An⸗ ordnung dem Bedachten gehörenden Gegenstandes wurden gestrichen, ebenso der 3 1852, welcher die S8 1848, 1849 für entsprechend anwendbar erklärt, wenn die . dung eines Rechts an einem Gegenstande durch Ver⸗ mächiniß angeordnet ist.
Die Vorschriften des 3 18653 über den Fall der Un⸗ möglichkeit der zugewendeten Leistung u. s. w. sowie die Vorschriften des 3 1854 über den Einfluß einer Ver⸗ bindung oder Vermischung der vermachten Sache oder einer Verarbeitung derselben (38 S6l ff. des Entw. Ih gelangten mit einigen, aus den früheren Beschlüssen sich ergebenden Aenderungen in der Hauptsache nach dem Entwurfe zur Annahme. Zustimmung fand auch der 5 1865, welcher den Fall betrifft, wenn eine Forderung des Erblassers Gegenstand des Vermächtnisses, die der Forderung entsprechen de Verpflichtung aber zur Zeitdes Erbfalls erfüllt ist. Der 5 1855 sol jedoch den Zusatz erhalten, daß in einem solchen Falle, sofern die Forderung zur Zeit der Anordnung des Vermächtnisses auf eine Geldleistung gerichtet war, im Zweifel ein dem Betrage der Forderung entsprechender Geld⸗ detrag als zugewendet gilt, ohne Unterschied, ob ein solcher sich im Nachlasse vorfindet oder nicht.
Die Vorschrift des 5 1866, betreffend den Fall der Auf⸗ rechnung der vermachten Forderung mit einer dem Schuldner gegen den Nachlaß zustehenden Forderung, wurde gestrichen, desgleichen die Vorschriften der 88 1857, 1858 über das Vermächtniß der Erbschaft eines Dritten.
Der 8 1859 sieht in seinem ersten Absatz vor, daß durch das Vermächtniß einer bestimmten Sache diese in ihrem zur Zeit des Erbfalls vorhandenen Bestande und Zu⸗ stande nebst dem zu jener Zeit vorhandenen Zubehör betroffen wird. Nach Abs. 2 werden durch das Vermächtniß eines Inbegriffs von Sachen die Sachen betroffen, welche zur Zeit des Erbfalls zu dem Inbegriff gehören. Die Vorschrift in Abs. 1 wurde durch die Bestimmung ersetzt, daß das Ver⸗ mächtniß einer Sache sich im Zweifel auch auf das zur Zeit des Erbfalls vorhandene Zubehör der Sache erstrecke. er übrige Inhalt des s 1859 wurde als selbstverständlich ge⸗ strichen. Ebenso wurden die besonderen Vorschriften des 5 1860 über das Vermächtniß eines vermietheten oder verpachteten Gegenstandes gestrichen, da sie gegenüber dem früher angenommenen Grundsatz: „Kauf bricht nicht Miethe und Pacht“ entbehrlich erschienen.
Der 5 1861 bestimmt, daß, wenn der zugewendete Gegen⸗ stand zur Zeit des Erbfalls mit einem Pfandrecht, einer Grundschuld oder einem anderen Recht be⸗— lastet ist, der Vermächtnißnehmer nicht die Befreiung von einer solchen Belastung k kann, daß aber, wenn dem Erblasser zur Zeit des Erbfalls ein Anspruch auf die Be⸗ freiung zusteht, der Anspruch als in dem Vermächtniß mit⸗ begriffen anzusehen ist. Diese Vorschriften fanden die Zustimmung der Mehrheit. Auf der anderen Seite wurde die Frage aufgeworfen, ob das Vermächtniß eines Grundstücks, das zur Zeit des Erbfalls dem Erb⸗ lasser gehört, im Zweifel auch die Hypothek, Grundschuld oder Rentenschuld umfassen soll, welche dem Erblasser selbst an dem Grundstüͤck zusteht. Nach eingehender Erörterung trat die Mehrheit der Auffassung bei, daß es mit Rücksicht auf die Verschiedenartigkeit der in Betracht kommenhen Fälle richtiger sei, von einer gesetzlichen Auslegungsregel für diese Fälle ab⸗ usehen. Dagegen wurde beschlossen, den Entwurf durch
olgende Vorschriften zu ergänzen:
„Ist ein vermachtes Grundstück mit einer Hypothek für eine Schuld des Erblassers oder für eine Schuld belastet, zu deren Berichtigung der Erblasser dem Schuldner gegenüber ver⸗ pflichtet ist, so hat der Vermächtnißnehmer im Zweifel dem Erben
egenüber die Verpflichtung, den Gläubiger rechtzeitig zu be⸗ 653 soweit die Schuld zur Zeit des Uebergangs des Eigen⸗ thums auf den Vermächtnißnehmer durch den Werth des Grund⸗ stücks gedeckt wird. Sind neben dem vermachten Grundstück andere zum Nachlaß gehörende Grundstücke mit der Hypothek belastet, so beschränkt sich die , des Vermächtniß⸗ nehmers im Zweifel auf den Theil der Schuld, welcher dem Ver⸗ n des Werthes des vermachten Grunhstücks zu dem
erthe der sämmtlichen belasteten Grundstücke entspricht. Der Werth wird unter Abzug der Belastungen berechnet, welche der Hypothek im Range vorgehen. Steht dem Erb⸗ lasser gegenüber einem Dritten ein Anspruch auf Berichtigung der Schuld zu, so ist der Vermächtnißnehmer dem Erben 1 nur insoweit verpflichtet, als der Erbe nicht von
m Dritten Befriedigung zu erlangen vermag. Diese Vor⸗ schriften finden auf eine Hypothek der im 5 1096 des Entw. L bezeichneten Art keine Anwendung.“
Ein Antrag, alle Sicherungshypotheken (55 1092 ff. des Entw. U) von der Anwendung der vorstehenden Bestim⸗ mungen auszuschließen, wurde . lehnt. Andererseits wurde beschlossen, die Bestimmungen auf die Fälle auszudehnen, in welchen an dem vermachten Grundstück und einem anderen Grundstück eine Gesammtgrundschuld oder eine Gesammt⸗ rentenschuld besteht.
Die Vorschriften der 85 1862, 1863 über das Wahl⸗ vermächtniß und über das Gattungsvermächtniß fanden mit einigen, aus früheren Beschlüssen sich ergebenden Ab⸗ änderungen sachlich im wesentlichen die Zustimmung der Mehrheit.
Der Kolonialrath trat am 19. d. M., Vormittags 10 zur Berathung über den vorliegenden Bericht des im Früh⸗ jahr d. J. niedergesetzten Ausschusses, betreffend die Verbesserung
der Ver neue im Auswärtigen Amt zusammen.
Im Namen des Ausschusses schilderte Herr Geheimer Ober⸗ Postrath Kraetke die Verhandlungen des Ausschusses und empfahl Annahme der von letzterem wegen weiterer Vervoll⸗ kommnung der Schiffahrts⸗ und Telegraphenverbindung mit diesem Schutzgebiet ausgearbeiteten wan , und An⸗ träge. Bei der an den Bericht sich knüpfenden mehr⸗ stündigen lebhaften Debatte stellte sich Einverständniß darüber heraus, daß zur Zeit, soweit der Personen⸗ und Güterverkehr in Frage stehe, die in dankens⸗ werther Weise von der Deutschen Kolonialgesellschaft unter Führung des ürsten Ho 1 eingerichtete, drei⸗ bis viermalige jährliche direkte utsche Schiffs⸗ verbindung nach dem Schutzgebiet genüge und deshalb für die nächste Zeit möglichst zu erhalten und auszugestalten sei. Nicht minder allseitig wurde jedoch anerkannt, u bei dem in den letzten Jahrzehnten stattgehabten ungeahnten Aufschwunge Süd⸗Afrikas, bei dem naturgemäßen Streben der englischen Handelswelt, Deutschland möglichst von diesen Gebieten fern⸗ Hihalten und dem Bedürfniß, das deutsche Südwest⸗ Afrika möglichst vom Kapland selbständig zu machen, es sich empfehle, sobald die Umstände es gestatten, eine Ausdehnung der Fahrten der bestehenden deutschen afrikanischen Dampfer⸗ linien nach dem Schutzgebiet herbeizuführen. .
Hinsichtlich der Postverbindung Deutsch⸗Südwestafrikas mit dem Mutterlande wurde dem Wunsche Ausdruck gegeben, daß nach Maßgabe der zur Verfügung stehenden Kräste und unter Mitwirkung der Reiter der Schutztruppe ein regel⸗ mäßiger Verkehr zwischen den Küstenplätzen und dem Innern hergestellt werde. Besonders erwünscht erschien allgemeiner Anschluß Deutsch⸗Südwestafrikas an das Telegraphennetz eines der Nachbargebiete, da wegen der sehr hohen Kosten bis auf lange Zeit hinaus auf Herstellung einer Kabelverbindung nicht zu rechnen ist. . .
Endlich wurde die Nothwendigkeit anerkannt, um sich von der Walfischbay gänzlich frei zu machen, mit dem Ausbau der Landungsstelle am Schwachaub vorzugehen und in Verbindung mit den betheiligten Gesellschaften sofort die erforderlichen Vor⸗ arbeiten einzuleiten. Im Sinne vorstehender Ausführungen sind entsprechende Beschlüsse gefaßt worden.
Nachmittags 3 Uhr trat der Ausschuß zur Vorberathung der ostafrikanischen Eisenbahnfrage zusammen, über welche Denkschriften der Herren von der Heydt und Geheimen Kom— merzien⸗Raths Dr. Oechelhäuser vorlagen.
Der Großherzoglich mecklenburgische Gesandte am hiesigen Allerhöchsten Hofe, Geheime Legations-Rath von Oertzen ist vom Urlaub nach Berlin int und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.
Der Herzoglich braunschweigische Gesandte am hiesigen Allerhöchsten Hofe, Wirkliche Geheime Rath Freiherr von Cramm⸗Burgdorf ist vom Urlaub nach Berlin zurück⸗ gekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder über⸗ nommen.
Der hiesige Gesandte der Republik Haiti Delorme hat sich im Auftrage seiner Regierung auf einige Zeit nach England , , Während seiner Abwesenheit fungiert der Legations⸗Sekretär Edmond Bady als Geschäftsträger.
Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Königlich bayerische Ministerial⸗Rath Geiger ist nach München abgereist.
Laut telegraphischer Mittheilung an das Ober⸗Kommando der Marine ist S. M. S. „Loreley“, Kommandant Korvetten⸗ Kapitän Grolp, am 18. Oktober in Jalta eingetroffen und an demselben Tage nach Theodosia in See gegangen.
Wiesbaden, 20. Oktober. Nach einer Meldung des „Rheinischen Kuriers“ aus Kronberg ist Ihre Majestäͤt die Kaiserin Friedrich heute nach Rumpenheim abgereist, wo Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Friedrich Carl von Hessen von einem Prinzen entbunden worden ist.
Sessen. Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Heinrich von Preußen ist mit dem Prinzen Waldemar vorgestern in Darmstadt eingetroffen.
Anhalt.
Ihre Hoheiten der Herzog und die Herzogin, Ihre
Königliche Hoheit die Prinzefsin Friedrich Karl von Preußen, sowie Ihre Durchlauchten die Prinzessin Alexandra und der Prinz Eduard sind gestern von Ballenstedt in Dessau eingetroffen.
Oesterreich⸗Ungarn.
Die heutige „Wiener Zeitung“ veröffentlicht die Er⸗ nennung des Sektions⸗Chefs im Ministerium des Aeußern Graf von Welsersheimb zum Gesandten in Bukarest.
Das Ear nnn i. Abgeordnetenhaus begann gestern mit der Berathung des von dem Abg. Perners⸗ torfer angebrachten Dringlichkeits-Antrags in der Wahl⸗ reformfrage. Der Abg. Pernerstorfer wies darauf hin, daß weder die Regierung, noch die Parteien seit dem November des vorigen Jahres in der Wahlreformfrage einen entscheidenden Schritt unternommen hätten, und be⸗ sprach dabei die Straßenvorfälle am vorgestrigen Tage nach der Arbeiterversammlung im Sophiensaale. Der Redner griff die Polizei auf das schärfste an, der er Willkür und Brutalität vorwarf, indem er einzelne Fälle von Verwundungen erwähnte. Der Minister⸗ Präsident Fürst Windischgrätz gab sodann folgende, mit lebhaftem Beifall aufgenommene Erklärung ab: Die Regierung sei sich der laut ihrer ersten Erklärung vom 23. November 1893 übernommenen Aufgabe, eine Wahlreform zum Zweck der Erweiterung des Wahlrechts zu schaffen, vollkommen bewußt und sie habe die Verfolgung dieses Ziels keineswegs aus den Augen gelassen; vielmehr
eien die Bemühungen der Regierung, ein Einvernehmen mit
, , mit Deutsch⸗Südwestafrika, aufs
den koalierten Parteien zu erzielen, bereits wieder aufgenom⸗ men worden und würden diese vorbereitenden Berathungen mit allem Ernst fort werden. Es werde das unaug⸗ e bt Bestreben der Reglerung sein, dahin zu wirken, daß iese Bergthungen zu einem gedeihlichen Resultat gelangten, das die Möglichkeit biete, einen entsprechenden Gesetzentwurf dem hohen Hause zur Beschlußfassung noch in der gegenwär⸗ tigen Legislaturperiode vorzulegen. Mit Rücksicht auf die Begründung des Antrags des , . liege es ihm ob, zunächst auf das entschiedenste Verwahrung einzulegen und auf das entschiedenste und mit Nachdruck in Abrede zu stellen, als ob Befehle an die behördlichen Organe hen ch enn der Demonstrationen des gestrigen Abends ergangen seien — Befehle, die auf etwas basierten, das der Abg. Pernerstorfer „geheime Nebenabsicht!“ nenne. (Lebhafter Beifall,. Es sei seitens des Abg. Pernerstorfer von erfolgten und geplanten Demonstrationen die Rede gewesen. Das Haus möge gestatten, daß er eine Gewissens⸗ pflicht erfülle, die Pflicht, die ihm, wie er glaube, obliege, daß er von dieser Stelle eine Warnung, eine ernste, nachdrückliche Warnung ausspreche. Er wünsche, daß diese ernstliche Warnung an diejenigen gelange, die es, sehr übel berathen, etwa unternehmen sollten, den der armen arbeitenden Klasse angehörigen Volksschichten nahe zu legen, Gesetz⸗ widrigkeiten zu begehen. (Lebhafier Beifall, Hände⸗ klatschen. Die Organe der staatlichen Autorität würden, wie es ihre Pflicht sei, die öffentliche Ordnung und Sicherheit aufrecht zu halten, sie würden etwa vorkommenden gesetz⸗ widrigen . mit Nachdruck entgegentreten und den ihnen obliegenden und mit Recht zu fordernden Schutz des 3 friedliebenden Bürgers mit Wirksamkeit aus⸗ üben. öchließlich wansche er dringend, daß nirgends ein Zweifel darüber bestehe, daß die Gesetzgebung der Argumente von der Straße nicht bedürfe. Der Minister des Innern Marquis von Bacquehem wies sodann unter lebhaftem anhaltendem Beifall des Hauses nach, daß bei der vorgestrigen Straßen⸗ Demonstration die Polizei erst von den Waffen Gebrauch ge⸗ macht habe, nachdem sie beschimpft worden sei. Hierbei seien zwei Personen, aber auch sechs Wachleute verwundet worden. Der Minister erinnerte an die Ansprache des Vorsitzenden des Vereins für Sozialpolitik in Wien, der in der Eröffnungssitzung gesagt habe, es gehe nicht an, Haß zu predigen und das Erscheinen des glücklichen Zeitalters von dem Eingreifen organisierter Fäuste abhängig zu machen. Der Minister empfahl die Beherzi⸗ gung dieser Worte nicht bloß der besonnenen her ter . sondern allen, die in der Lage seien, Einfluß auf sie auszu⸗ üben. Die dringliche Berathung des Antrags kö wurde darauf mit 120 gegen 43 Stimmen abgelehnt. Das Haus trat sodann in die erste Lesung des Budgets ein. Der Finanz⸗Minister Dr. von Plener widerlegte die Ausführungen des Abg. Kaizl, der behauptet hatte, der Minister habe die Kassenbestände für Zwecke, die von der Gesetzgebung nicht vor⸗ gesehen seien, verwendet. Der Minister erklärte, er habe eine Million Gulden Staatsschulden mehr getilgt, als präliminiert gewesen sei, und dadurch die Zinsenlast sicher zur Befriedigung des Hauses verringert. Er habe ferner 10 Millionen Gulden Salinen⸗ scheine getilgt, was jedenfalls besser sei als Anleihen aufzu⸗ nehmen. Das Haus selbst sei stets von dem Bestreben ge⸗ leitet gewesen, wenig Tilgungsrente auszugeben und mehr aus den laufenden Einnahmen zu tilgen. Eine Vorlage über die Einführung des Branntweinmonpols sei ausge⸗ arbeitet, doch müsse über den Entwurf erst eine Einigung unter den Regierungen erzielt und dann eine Umfrage bei den Interessenten veranstalte werden. Auf die Frage der Erhöhung der Beamtengehälter übergehend, erklärte der Minister, daß der diesjährige Gebahrungsüberschuß voraus⸗ sichtlich nicht so groß sein werde, wie der des vorigen Jahres; es seien überhaupt große laufende Ausgaben wie die Er⸗ höhung der Beamtengehälter nicht durch Ueberschüsse aus dem Vorjahre, sondern nur durch Erhöhung der Einnahmen zu decken. Der Minister schloß unter lebhaftem Beifall mit dem Antrage, den Voranschlag dem Budgetausschuß zuzuweisen. Dieser Antrag wurde nach kurzer Berathung angenommen.
Das ungarische Unterhaus setzte gestern die Debatte über das Nuntium des Oberhauses, betreffend die Ablehnung der Gesetzesvorlage über die freie Religionsübung, fort. Der Justiz⸗Minister von Szilagyi betonte in längerer Rede, jeder Mensch sei reif, sein freies Bestimmungsrecht auch dem Staat gegenüber zu verfechten. Wenn der Austritt aus einer Konfession nur gestattet werde, wenn gleichzeitig der Uebertritt zu einer anderen Konfession erfolge, so schließe das einen konfessionellen Zwang ein, den der moderne Staat nicht einführen könne und dürfe. Wahre Religiosität kenne keinen rang dieser schade ihr vielmehr. Als Beruhigung könne die Bestimmung dienen, daß auch Kinder von Konfessionslosen eine religiöse Er⸗ iehung genießen müßten. Der leitende Gesichtspunkt der
orlage sei die Sicherung der individuellen Freiheit ohne Schmälerung der Rechte der Konfession gewesen. Er hoffe, dieser Gedanke werde zum Siege gelangen. Das Haus beschloß, das Gesetz unverändert an das Oberhaus zurückgehen zu lassen, und trat dann in die Verhandlung des Nuntiums des Oberhauses über die Rezeption der Juden ein. Der Minister⸗ Präsident Dr. Wekerle beantragte, die Vorlage unverändert an das Oberhaus zurückzusenden. Die Debatte wurde heute fortgesetzt und beschloß das Haus, den Gesetzentwurf unver⸗ ändert an das Oberhaus zurückzuverweisen.
Im Finanzausschuß des Unterhauses erklärte der Handels⸗Minister von Lukacz . eine Anfrage, der Stand⸗ punkt der ungarischen Regierung basiere vollkommen auf den Verträgen. Es seien aber Verhandlungen im Gange, die Wein⸗ ollfrage mit gebührender Rücksichtnahme auf die ungarischen Hr e enn gegen entsprechende Konzessionen zu ebnen. In Betreff der Südbahn seien Verhandlungen wegen der Uebernahme des Betriebes dieser Bahn im Zuge; in dieser Angelegenheit seien auch zwischen den ,, Regierungen Ver⸗ einbarungen zu stande gekommen. Die Verhandlungen mit der Südbahn würden demnächst beginnen. Die Arbeiten am Eisernen Thor seien in vollem Gange, sie würden bis 1856 vollendet werden; jedoch 6 gewisse Ergänzungtarbeiten noth⸗ wendig, die neuerlich Kosten beanspruchten. . Gegenüber den von einigen Blättern anläßlich der Affaire Palitschek (Siehe Nr. 238 d. Bl.) gegen den öster⸗ reichischen Vize⸗Konsul in . Eberhard erhobenen Anschuldigungen stellt das „Fremdenhlatt“ fest, daß diese Anschuldigungen vol lständig unbegründet seien. Au die Behauptung, daß wegen einer angeblich den Thatsachen nicht entsprechenden Anzeige Eberhard's die Dis ʒiylinarunter⸗ suchung gegen letzteren im Zuge sei, und eine sensationelle Wendung in der Sache gegen Palitschek bevorstehe, wird als völlig aus der Luft gegriffen erklärt.
t,
Frankreich. Der Großfürst Alexis, der gestern früh in Paris eintraf, hat Abends seine Reise nach Livadig mit dem Orient— reßzug fortgesetzt. Der Großfürst wurde von dem Bot⸗ chafter Baron Mohrenheim, dessen Gemahlin und dem Bot⸗ . zum Bahnhof geleitet. Nach einer Meldung us Biarritz ist der Groß fürst Georg Mich ailowitsch estern Abend von dort abgereist; der Herzog und die Herzogin von Leuchten herg werden am Montag abreisen. Die Budgetkommission der Deputirtenkammer beschloß gestern nach einer Rede des Kriegs⸗Ministers, die Kredite zu bewilligen, die in den früheren Sitzungen gestrichen worden waren. . Rußland.
Ein gestern Abend um 10 Uhr in St. Petersburg ausgegebenes Bulletin über den Gesundheitszustand des Kalsers lautet:
Die Nacht zum 19. verlief fast schlafloz. Seine Majestät siand Morgens wie gewöhnlich auf. Die allgemeine Schwäche, sowie die Thätigkeit des Herzens sind unverändert. Das Oedem der Füße, das bereits . eingetreten war, hat zugenommen. Der allgemeine Zu⸗ stand ist unverändert. . —
Ley den. Sacharjin. Hirsch. Popoff. Well ja min ow.
Nach der Köln. Itg.“ wird in St. Petersburg die Nach⸗ icht von der Berufung des Nervenarztes Professors Mershe—⸗ sews ki nach Livadia mit Meldungen in Verbindung ge⸗ hracht, wonach die Kaiserin infolge der Aufregung und der Sorge in der letzten Zeit einer ärztlichen Behandlung bedürfe.
Italien.
In Rom eingetroffenen Nachrichten zufolge ist der Kardinal⸗Erzbischof von Reims Langsnieux gestern nach Rom abgereist, um an den unter dem Vorsitz des Papstes abzuhaltenden Konferenzen der orientalischen katho— lischen Patriarchen theilzunehmen.
Portugal.
Die portugiesische Regierung hat, wie „W. T. B.“ meldet, gestern eine Deyesche von dem Gouverneur von Louren go Marquez erhalten, die besagt, daß die Stadt vollkommen ruhig sei, daß alle Vertheidigungsmaßregeln getroffen seien und daß noch kein gif seitens der Kaffern stattgefunden habe. Der Minister-Präsident hat diese Depesche der Ersten Kammer mitgetheilt und dabei eine Uebersicht über die Streitkräfte gegeben, die sich in Lourengo Marquez befinden und binnen 12 Tagen noch um 400 aus Angola ein⸗ treffende Soldaten vermehrt werden. Der Minister⸗ Präsident fügte hinzu, daß die Regierung das volle Vertrauen zu diesen Streitkräften zu Lande und zur See habe, um die Stadt zu vertheidigen und die Ein⸗ wohner zu schützen. Der Minister des Auswärtigen erklärte seinerseits, bezüglich der Eisenbahn von Lourengo Marquez habe er volles Vertrauen zu der Unparteilich⸗ keit des Schiedsgerichts in Bern; bis der Schiedsspruch erfolgt k. werde die Regierung den status quo auf⸗ rechterhalten, indem sie sich das Recht vorbehalte, spaͤter den Interessen Portugals gemäß vorzugehen. Hin⸗ sichtlich der Vertheidigung von Lourengo Marquez bestritt der Minister, daß man Eingeborene aus Transvaal angeworben habe. Er fügte hinzu, daß die Behörden den striktesten Befehl erhalten hätten, sich jeder Landung auswärtiger Truppen in Läurengo Marquez zu widersetzen, und schloß mit den Worten: Das portugiesische Gebiet wird nur von portugiesischen Soldaten vertheidigt werden“.
Der republikanische Deputirte Abreu brachte gestern in der zweiten Kammer einen Antrag ein, das Bedauern der Kammer über den Tod Carnot's auszudrücken. Die Kammer genehmigte einen Antrag, das Bedauern über den Tod FTarnot's und des Grafen von Paris auszusprechen.
Belgien.
Der Generalrath der Arbeiter beschloß in einer gestern Nachmittag zur Besprechung der Lage abgehaltenen Sitzung, allen sozialistischen, Wählern zu empfehlen, bei der Stichwahl am Sonntag für die Liste der vereinigten Liberalen zu stimmen, wobei es dem Ermessen jedes Ein⸗ zelnen überlassen bleibe, für die vollständige Liste zu stimmen, oder die Gemäßigten auszunehmen. Es müsse in jedem Falle verhütet werden, daß Katholiken gewählt würden.
Numäͤnien.
Anläßlich des Geburtstages der Herzogin von Sachsen-Coburg und Gotha fand vorgestern im Schloß Pelesch ein Diner statt, woran auch der russische Gesandte mit dem Gesandtschaftspersonal sowie der deutsche Geschäfts⸗ träger mit seiner Gemahlin theilnahmen.
Der Erbprinz und die Erbprinzessin von Sachsen⸗ Meiningen sind gestern von Bukarest abgereist.
Serbien.
Ueber die innere politische Lage Serbiens wird dem W. T. B.“ von vollkommen zuverlässiger Seite aus Belgrad mn emeldet: Vor der Abreise des Königs Alexander ahe der Minister⸗Präsident Nikolajewic die Nothwendigkeit größerer Einigkeit in den e, ,,, , dargelegt und die Gewährung freier Hand in der Ausübung der inneren Politik verlangt. Ferner habe er für das Finanz— Ministerium sowie für die Ministerien des Handels und der öffentlichen Arbeiten die , ., auswärtiger achmänner, die durch Serbien freundschaftlich ge⸗ nnte Regierungen empfohlen seien, beantragt, die als el ons C ; die Arbeiten dirigieren und organisieren würden. Wenn der König nach seiner Rückkehr seine Einwilligung hierzu ertheile, werde es sich nur um einen theilweisen Ministerwechsel durch den Austritt des Justiz-Ministers und des Handels- Minislers handeln; wenn aber der König seine Genehmigung versage, werde der Minister⸗Präsident seine un f ung fordern. Die meisten Aussichten für die abinetsbildun hätten sodann der Präsident des Staatsraths Nikola Christie und der Gesandte in Konstantinopel
jordj ewie. Montenegro.
Die Regierung hat mehrere Blockhäuser längs der Grenze aufführen 6. um die Bevölkerung vor den Angriffen er Albanefen zu schützen.
Schweden und Norwegen. ;
estrigen Storthingwahlen wurden, wie 38. ö. ö für Irin gewählt: der Typo⸗ graph Andresen, Arbeiterkandidat, mit 341 Stimmen; der
Dampfer gemeldet hätten, sie
ehemalige Staatsrath Nysom mit 332 der Advokat Schjödt mit 34 und der Großhändler unde mit 239 Stimmen. Die letzteren drei Gewählten gehören der Partei der Linken an. .
Amerika.
Eine in New-⸗Hork eingetroffene Depesche aus Caracas berichtet, der stellveriretende Präsident von Venezuela Feliciano, Alvarez sei gestorben.
Asien.
Das „Reuter'sche Bureau“ berichtet aus Sim la, nach den letzten Meldungen aus Kabul habe sich der Emir von Afghanistan am 13. d. M. besser befunden.
Demselben Bureau wird aus Tientsin von gestern ge⸗ meldet, der dort von Shanghai angekommene norwegische Dampfer Peik“ habe signalisiert, daß die japanische n . sich 30 Meilen von Taku entfernt befinde. Die chinesische Flotte habe Befehl erhalten, Port Arthur am 18. d. M. zu verlassen.
Die heutigen Londoner Morgenblätter veröffentlichen eine Depesche aus Shanghai von gestern, wonach englische hätten Schiffe signalisiert, von denen man glaube, daß es die japanische Flotte gewesen sei. Es seien 8 Schiffe gewesen, die sich 20 Meilen südlich vom Vorgebirge Shantung befunden hätten. — Eine andere Depesche aus Tientsin von gestern meldet, daß Truppen in großer Anzahl dort ankämen und Vorbereitungen für die Vertheidigung der Hauptstadt ge⸗ troffen würden. Man glaube, daß bis zum 30. d. M. 100 090 Mann eingetroffen sein würden. 48 000 Mann Kavallerie seien auf dem Marsche nach Sching⸗King und Kirin. Aus Hiroshima erfährt das „Reuter'sche Bureau“, die japanische Regierung habe dem Landtage drei Vorlagen unterhreitet. Die erste betreffe die Einrichtung eines besonderen Rechnungswesens für außerordentliche Kriegsauslagen; durch die zweite Vorlage werde die Regierung ermächtigt, zur Be— streitung der Kriegskosten eine Anleihe aufzunehmen, die edoch den Betrag von hundert Millionen Yen nicht übersteigen obe, die dritte Vorlage stelle ein außerordentliches Kriegsbudget auf, worin die Ausgaben auf 150 Millionen veranschlagt seien; ein Theil dieses Betrages sei durch Ueberschüsse zu decken, der Rest durch die Anleihe. Die Präsidenten des Landtags hätten als Antwort auf die Thronrede eine Adresse eingebracht, worin dem Mikado für die Uebernahme der Kriegsleitung gedankt und hervorgehoben werde, daß die von den Japanern errungenen Siege natürliche Ergebnisse seien. Die Adresse schließe mit den Worten: „Eure Majestät betrachtet China mit Recht als einen Feind der , wir wollen dem Kaiserlichen Wunsch, die barbarische Hartnäckigkeit Chinas zu brechen, willf ahren.“
Nr. 42 des „Zentralblatts der Bauverwaltung“, herausgegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, bom 20. Oktober, hat folgenden Inhalt: Zur Baugeschichte des Reichs tagshauses. — Wettbewerb für die Donaubrücken in Budapest. XII. (Schluß.) — Vermischtes: Denkmal für Wilhelm Lübke in Karlsruhe. — Eine neue Regel für das Maß der Ausnutzung von Bauplätzen. — Einführung des zehntheiligen Maßes in England. — Der Eisenbahnverkehr Englands im Jahre der Arbeiteraugstände, 1893. — Betriebsergebnisse der Eisenbahnen der Vereinigten Staaten . . Jahr 1893. — Geheimer Regierungs Rath Hilf in Wies⸗
aden J.
FKunst und Wissenschaft.
Deutschen Lehrerinnen ist dringend davon abzu⸗ rathen, ohne Engagement nach Rußland zu kommen, es sei denn, daß sie genügende Kenntnisse im Russischen besitzen, um das dort vorgeschriebene Examen als Hauslehrerin zu machen. Ohne das Diplom als solche können sie nicht einmal ein Inserat in eine Zeitung setzen, um ihre Dienste anzubleten; denn den Zeitungen ist streng verboten, jede Art von Inseraten, die sich auf die Ertheilung von Unter⸗ richt beziehen, ohne die Druckerlaubniß eines der Kreis⸗ Schulinspektoren aufzunehmen. Diese Druckerlaubniß wird neu eingewanderten Lehrerinnen, so lange sie nicht das russische Diplom erworben haben, unter keinen Umständen ertheilt.
4 Die Kunsihandlung von Amsler und Ruthardt hat eine interessante Sammlung der hervorragendsten Nachbildungen nach Raffael's berühmter Sixtinischer Madonna in den obern Räumen ihres Geschäftslokals ausgestellt. Das Bild, welches bekanntlich den kostbarsten Scha der Dresdner Galerie bildet, wurde um 1515 für die Mönche des Klosters von S. Sisto in Piacenza gemalt, wo es den Hochaltar bis zum Jahre 1753 schmückte; in diesem Jahre erwarb es der Maler Carlo Cesare Giovanini um 29 009 Dukaten für August III. von Polen, den Kurfürsten von Sachsen. Es ist bemerkenswerth, daß die Nachbildungen alle erst nach der Ueberführung des Bildes nach Dresden gemacht sind. Eine alte Qel⸗Kopie besitzt die Galerie in Rouen, eine andere befindet sich im Privatbesitz in der Schweiz, eine jüngere hat auf dem Altar der Kirche in Piacenza fen, efunden. Leider ist der Ausstellung kein Katalog beigegeben, der die
ronologische Aufeinanderfolge der einzelnen Stiche, Lithographien ꝛc. angiebtz auch die Aufschriften der einzelnen Blätter enthalten keine chrono⸗ logischen Angaben zumal die Mehrzahl der Abdrücke ogenannte Vorzugs— drucke vor der Schrift sind. Es hätte aber großes Interesse zu erfahren, welche Vorzüge in den verschiedenen Zeiten die reproduzierenden Künstler besonders gereizt haben. Die Grabsticheltechnik wurde besonders der edeln Linienführung des Bildes gerecht, gab aber den Formen eine klare Schärfe, die das Original nicht besitzt. In dieser Linienmanier ind die älteren Reproduktionen ausgeführt, unter denen die Stiche von
riedrich Müller, Moritz Steinla, Boucher ⸗Desnoyers und Eduard Mandel mit Recht die größte ꝛ efunden haben, während die Stiche von Gottschick, 5 und M. Schwindt erst in zweiter Linie zu nennen sind. Eine zweite Gruppe von Grabstichelblättern, durch Droehner, Manigaud, Kohlschein und Joseph Keller vertreten, legt den Hauptnachdruck auf das weiche Sfumato der Pinselführung, das den Gestalten der Madonng und des Christ⸗ kindes, wie den beiden Heiligen hn unwiderstehlichen, mystischen und pisionären Reiz verleiht. Auf diesem Felde wetteifert die Litho⸗ raphie, unter deren Leistungen man die Blätter von Zöllner und hear Lecomte vermißt, mit gutem Erfolg mit der strengeren Kupferftichtechnik. Der koloristischen Wirkung kommen am hesten die Radierungen nahe, von, denen die vor wenigen Jahren entstandene von Horte, einem jungen Berliner Radierer, durch ihre größere Treue den Vorzug vor Unger's allzu süßlicher Nachbildung verdient, die nur die Halbfigur der Madonng mit dem Kinde giebt. Freilich erscheinen neben den zahlreichen mecha nisch en Reproduktionen, in Photographie, Kohlendruck, Lichtdruck und Photograpure all! diese . en . mehr oder minder sub⸗ jeftiv gefärbt, was ihren Reiz wie ihre Mängel erklärt. Störend wirkt bei den , nur das Pigment, das hie und da einen rosa Ton annimmt, während die saftbraune Färbung der Kohlen-
Anerkennung
drucke von Braun und der fer eine vornehme ruhige 263 verleiht. Helo fe Miß — von Hanf ⸗ stäng! und der Berliner n, . hischen Gesellschaft eigen die moderne Reproduktiongtechnil auf der Höhe ihrer fähigkeit. Als Zimmerschmuck besitzen sie ohne Jweifel die grö . nn, beer edenfalls bietet diese in ihrer Art erste Ausstellung Anregung nach den verschiedensten Richtungen, und schon der n n . den Beschauer zum Nachdenken Über die Vorzüge und Mängel der verschiedenen Vervielfältigungsarten zwingt, da ja jede Ablenkung auf . und andere Interessen fortfällt, verbürgt eine starke e rn, irkung.
— Der zum Nachfolger des Professors Stellwag von Cari auf . . 6. , 6 . 86. 4 k nannte Professor Mauthner ist, wie W. T. B. meldet, i letzten 3 plötzlich gestorben. 4
Theater und Musik.
. Residenz⸗ Theater.
Die Mitglieder des PThé‚tzre Libre aus Paris brachten gestern Abend La Dup *, eine Komödie in fünf Akten von Georges Angey, zur ersten Aufführung. Nach der deutschen Eintheilung der Dramen würde dieses Theaterstück nicht den Komödien, sondern den Schauspielen zugetheilt werden; denn La Dupe“ ist weder in den Voraussetzungen der Handlung, noch in ihrer etw lun erheiternd oder von Humor getragen. Die arme Düpierte oder Betrogene wird im ersten Akt, um ihr Herzensrecht gebracht, sich einem Manne nach freier Wahl zu vermählen, und reicht nach dem Willen der Mutter einem ungeliebten Mann die Hand. Im zweiten Akt erscheint sie bereits als seine Gattin, und zwar merkwürdigerweise als eine zärtlich liebende Frau; der solid aussehende Schwiegersohn dagegen offenbart sich als unliebenswürdiger, kühler und leichtfertiger Ehegatte. Diese beiden Charaktere entwickeln sich nun in den drei folgenden Aufzügen ihren Grundstimmungen gemäß kräftiger und breiter. Der Mann wird zu einem brutalen Verschwen—⸗ der und die Frau eine Märtycerin ihrer Frauenliebe, die nach schweren Mißhandlungen zum Hause hinausgejagt wird, aber auch dann noch, wie der Abschluß des Stücks vermuthen läßt, ihrem heruntergekom. menen Gatten ihr Herz nicht verschließen kann und dem Ehrlosen auch in Zukunft ihr Gut und selbst ihre Ehre opfern wird. — Der Verfasser hat die Scenen zwischen den beiden Eheleuten packend gezeichnet; er findet das rechte Wort und erfindet die richtige Situation, um ihre Charaktere in eine klare dramatische Beleuchtung zu setzen; dabei schreckt er nicht davor zurück, es auf der Bühne zu rohen Ausschrei⸗ tungen kommen zu lassen. Den wichtigften Punkt aber in der Cha⸗ rakterentwicklung der armen Dape* Adele: wie aus dem widerstre⸗ benden jungen Mädchen in wenigen Monaten eine zärtlich liebende Frau geworden ist, überspringt der Autor. Er stellt einfach die Thatsachen hin; denn die wenigen zärtlichen Worte Adelens versuchen vergebens, diesen unfaßbaren Gesinnungswechsel zu erklären. Intereßsant bleibt die Komödie als Spiegel- bild aus dem ernsten Leben des französischen Mittelstandes, da auf die deutschen Bühnen zumeist nur die Schilderungen solcher zeitgenössischen französischen Dramendichter herüber genommen wurden, die das Leben unter dem Gesichtswinkel einer übermäthigen Laune und leichtfertiger Satire zeichneten.
Monsieur Antoine spielte die einzige männliche Rolle des Stücks, den rohen und elenden Gatten und Schwiegersohn mit erschreckender Naturwahrheit. Als Freier im ersten Akt erschien er 1 als ein durchaus solider Mann, hielt aber trotz seiner liebenswürdigen Komplimente den Ausdruck der Kaltherzigkeit und Nüchternheit fest; aus der kühlen Räcksichtslosigkeit löosten sich daun ungezwungener und breiter, erst langsam, dann mächtiger anschwellend seine Rohheit und Niedrigkeit und seine eynische 2 sucht los. Herr Antoine zeigte sich hier ohne Zweifel wieder als ein großer Schauspieler im naturalistischen Stil. Mme. Du lac, die Darstellerin der Adele, besitzt Gemũth und Leidenschaft, die zumeist rein zum Ausdruck kommen, und die Damen Barny als Schwieger⸗ mutter und Perrot als Schwester Adelens brachten ihre Rollen mit Einfachheit angemessen zur Geltung.
Konzerte.
Die Konzertsängerin Fräulein Lulu Heynsen aus Schleswig. Schülerin des Herrn Deppe, ließ sich geftern in der Sing⸗ Akademie zum ersten Mal vor dem hiesigen Publikum hören. Kraft und Wohlklang der Stimme sind vereinigt mit Reinheit der Intonation und Deutlichkeit der Aussprache; doch hat die Stimme (Mezzosopran) einen zu kleinen Umfang, der wohl durch fortgesetzte Studien nach Höhe und Tiefe zu erweitern sein dürfte; auch bleibt das übliche Memorieren der Lieder noch zu wünschen. In den meist elegischen Gesängen von Schubert, Lisjt, Franz, Schumann und anderen bewies die sehr begabte junge Künstlerin stets eine verstãndnißvolle und sehr lebendige Vortragsweise. Reicher Beifall folgte jedem Liede. Die Pianistin Fräulein Margarethe Voxetzsch aus Halle, die seit ihrem ersten Auftreten hierselbst an technischer Sicherheit in erfreulicher Weise gewonnen hat, trug Seb. Bach z Chromatische Phantasie und Fuge sowie mehrere Pigcen von Brabmẽe, Schumann und Weber sehr ausdrucksvoll vor; ihre Leistungen wurden gleichfalls mit vielem Beifall aufgenommen.
Der erste Liederabend, den die Königliche Lammersängerin Frau Lilli Lehmann⸗Kalisch gestern im Saal der Philharmonie gab. war außerordentlich zahlreich besucht. Vor allem erfreute die Dorer die unveränderte Frische und der bezaubernde Wohlklang der Stimme, sowie die an der 1 . Sängerin stets gerühmte geistvolle Vor⸗ tragsweise. Die Brautlieder von Cornelius, Allmacht, Alinde und „Erlkönig“ von Schubert dürfte man wohl selten in solcher Vollendung hören. Das Lied ‚Alinde“ wurde , , Bei⸗ fall wiederholt, auch war das Haideröslein' von ubert eine will kommene Zugabe. Die Klavierbegleitung war leider fast immer zu stark.
Im Königlichen Opernhause wird morgen Meverbeer s Prophet! gegeben. Die Hauptrollen sind wie folgt besetzt: Johann von Leyden: Herr Sylva, Fides: Frau Goetze, Bertha: Fräulein Hiedler, Oberthal: Herr Krolop. Kapellmeister Sucher dirigiert. Am Montag findet der II. Symphonie ⸗Abend der König lichen Kapelle unter Kapellmeister Weingartner s Leitung statt. Für Mittwoch ist eine Aufführung von Richard Wagner's Tristan und Isolde! mit Frau Sucher und Herrn Gudehus unter Kapell meister Dr. Mucks Leitung angesetzt z
Im Königlichen Schauspielhause geht morgen zum ersten Mal Karl Niemann s Lustspiel „Wie die Alten sungen! mit folgender Besetzung in Scene: Fürst Leopold von Dessau: Molenar, Annelise: Frau Kahle. Erbprinz Gustav: Derr Mat. kowsky, Prinz Moriß: Herr Mangelsdorf, Herre: Herr able. Sophia und Eleonore, seine Kinder: Damen: Sauer, Plan, Verre n Vater: Herr Vollmer, Melde; Herr Hartmann; Woche: Derr Ober. länder, Wachsmuth: Herr Eichbolz, Qökerin: Frau Schramm. Das Stück spielt im Jahre 1730. In Scene ert ist es vom Ober⸗ Regisseur Grube. Die Vorstellung beginnt um 3 Uhr. ;
m HDeutschen Theater gebt Fulda 's Lustspiel Die Kameraden morgen Abend am Montag, Mittwoch und Freitag (außer Abonnement) in Scene. Am Dienstag, Donnerstag und Sonng werden Gerhart Hauptmann 's . Weber. aufgeführt. Als Nach mittags⸗Vorstellung wird morgen Der Talisman! zu halben gegeben. Die Abonnements. Vorstellung fällt in dieser W aus, die nächste findet am Freitag, 2. November, statt. ; .
Im Perkiner Lheafer list Arthur Fitger s Trauer piel Die Here. mit 3 Butze in der Titelrolle für . Abend,
ienstag und Fre ieee, Paul Lindau s Lustspiel. 2 wird am Montag, „Dos Heirathsnest am Mittwoch, Niobe Jenny Groß in der Titelrolle am Donnerstag, und. Der Pfarrer von Kirchfeld“' am Sonnabend wiederholt.
m Lefsing-Thbeater wird Hermann Sudermann s Komödie Die Schmetterlingẽschlacht! morgen, am Dienstag. Mittwoch und