1894 / 258 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 01 Nov 1894 18:00:01 GMT) scan diff

Der Held des Schauspiels, Die Kugel“, ein Rechtsanwalt Sickart, Der sechste Abend des Klaviercyclus der Frau Berthe Marx fühlt sich durch seine niedrige Geburt in seinem ehrgeizigen Streben 6 ; ö. k seine alte ehrliche Mutter ö. seine ihm treu Das erscheinen Kugel, die er mit sich schleypt. Diefe im Mittelpunkt der Handlung stehende Gestalt ist charakteristisch und überzeugend ge⸗

chnet, aber nicht ein Zug im Wesen des Mannes und nicht eine e weder in der Zeit seines Ringens nach Ghre, Reichthum und vornehmen Familienbanden, noch während seines tiefen Falls, der ihn lehrt, daß die Angehörigen nicht ie jetzt der Hoffnungs⸗ anker einer neuen Zukunft sind. Herr Wehrlin, der diese Gestalt

gehemmt, und ergebene Jugendfreundin eine schwere

und Geliebte

einer Handlungen erweckt Sympathie:

eine schwere Kugel für ihn waren und daß

zu veranschaulichen hatte, betonte die rauhe des ehrgeizigen Strebers kräftig; aber es fehlte

persönliche Liebenswürdigkeit, die es verständlich machen konnte, daß der Kutschersohn sich die freundschaftliche Zuneigung der vornehmen

chützerin seiner Jugend und die Liebe der schönen Baronin,

Pöllnitz gab die ger oll, mit einer leisen Bei— ĩ g Fräulein Elsinger fand empfindungsvolle Töne für die verlassene Geliebte, und der weichherzigen, etwas sentimentalen Baronin Gerda lieh Fräulein Bu tze ihre herzgewinnende Liebenswürdigkeit. Herr Merten zeichnete den stolzen Bruder der Baronin Gerda mit wenigen kräftigen Zügen klar in seinem vor— esen. Herr Schönfeld als Referendar don Ewes erzielte durch eine gut durchgeführte, sittlich ernste Rede

seiner Klientin, erwarb. Frau von alte Mutter schlicht und gemüthvoll, mischung von Bitterkeit.

nehmen und entschiedenen lebhaften Beifall.

Im Königlichen Opernhause wird morgen Humperdinck's „Hänel und Gretel‘ gegeben. Frau Herzog, die im Oktober wieder-

holt kontraktlich beurlaubt war, singt zum zweiten

das Hänsel singt Fräulein Rothauser, den Peter Herr Betz. Kapell⸗ meister Weingartner dirigiert. Hierauf folgt Der kleine Haydn.. Die Königliche Kapelle bringt an ihrem 11. Symphonie Abend, M., unter Kapellmeister Weingartner's Leitung folgendes

am 9. d.

asserträger'. Brahms:

zu Grillparzer's ‚„Esther“ (neu). Beethoven: Symphonie C- moll. Im Königlichen Schauspielhause gelangt morgen Karl

Niemann's Lustspiel Wie die Alten sungen“ (Frau Schramm, Herr

Vollmer, Frau Kahle, Herr Matkowsky, Herr Molnar) zur Auf⸗

führung.

Im Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theater geht, wi bereits gemeldet, morgen die Zeller'sche Operette „Der Vogelhändler

zum 209. Mal in Scene. C. Schmidt, Cornelli, Jerg und den

Die Happtrollen sind

einschließlich nächsten Dienstag auf dem Spielplan;

langt die Strauß'sche Operette ‚Jabukan in neuer Ausstattung zur

erstmaligen Aufführung.

Im Residenz⸗Theater gelangen am Sonntag zwei Novitäten zielliebchen“, ein einaktiges Lustspiel

zur Aufführung, zuerst „Villa V

von Benno Jacobson, und dann „Der Unterpräfekt“, 3 Akten von Léon Gandillot. Das Ehéätre Libre bringt morgen Biörnson's Une Failliten (Ein Fallissement) zur Darfteflfung. Im Theater Unter den Linden wird als nächste Rovität eine dreiaktige Operette von Maxime Boucheron und Antony Mars, . von Louis Varney, vorbereitet, welche den Titel Olympia“ üũhr

Die erfolgreiche Repertoireposse des Zentral-Theaters „O dLiese Berliner!“ hat ein amerikanischer Impresario erworben, der sie zunächst in New. Jork zur Aufführung bringen will, um als— dann mit der Novität eine Tournée durch Amerika zu machen.

stattfindenden ersten Aufführung des englischen Schwanks „Der kleine Derr, geht ein neues einaktiges Liederspiel von Wilhelm Mannstädt

und Jean Kren, betitelt Die ewige Braut“, in Scene.

Herren Bruch, Pauli, Donath, Ernsthaft und Matthias besetzt. Das Werk bleibt damm bis

ihm wie und Polonaisen. Ber Planist

dem Philharmonischen Orchester.

Rücksichtslosigkeit der Figur jegliche

Mal die Gretel, schauung brachten.

Königsber

und 520 Psalter Institute, Vereine und ; stattung und Geschenken 344 mit den Damen

am Mittwoch ge⸗ Gesellschaft verlangt.

chwank in des Handelshaufes Rudolph

überwiesen worden.

künstlern gezeichnet.

Goldschmidt findet übermorgen im Saal Bechstein statt. rogramm nf Impromptus, Mazurkas, Proͤludes, Scherzos n e ger en B. Bu soni, welcher als seiner Zeit den ersten Rubinstein. Pr sitior

giebt an demselben Abend in der Sing- Akgdemie ein Konzert mit als Der Künstler hat in dreijähriger

Wirksamkeit in Amerika bedeutende Erfolge errungen.

Mannigfaltiges.

Im Museum für Völkerkunde produzierte sich gestern, Mittags 1 Uhr, vor der „Berliner Gesellschaft für Anthropologie“ die chinesische Schau spieler⸗Truppe, welche gegenwartig im Reichshallen- Theater auftritt. Der Ober⸗Stabsarzt a. D. Dr. Maaß leitete die Vorführungen mit einem kurzen Vortrag ein, nachdem die Kapelle durch eine Art Oupertüre den anwesenden Damen und Herren eine Probe chinesischer Musik dargeboten hatte. Schauspiele sind entweder Mummereien mit Masken und Thiergestalten, Marionetten oder wirkliche Schauspiele. Die Schauspieler werden in China sehr gering geachtet; Frauen sollen überhaupt nicht auftreten; bei der hiesigen Truppe jedoch befand sich auch eine Dame für die Darstellung der weiblichen Rollen. Im Reichshallen⸗Theater wird eine Posse aufgeführt; vor der Anthropologischen Gesellschaft stellte die Truppe Scenen aus dem wirklichen Leben dar, ähnlich China üblich sind: Unter Wechselgespräch und Gesang dreier Akteure, die in den kostbarsten Gewändern, blau, roth, grün, weiß, mit reichster Goldstickerei verziert, auftreten, feiert man ein Namensfesf. Plötzlich wird ein Dieb auf frischer That ergriffen und alsbald abgeurtheilt. In den folgenden Gerichtsscenen wird der Uebelthäter sofort durch Prügel bestraft. Auch ein Ehepaar, das sich veruneinigt hat, kommt vor den Richter. Zum Schluß eilten verschiedene vermummte Geftalten herbei,

die vor den Zuschauern ihre grotesken Sprünge und Tänze zur An—

er 4 ö Die preußische Haupt-Bibelgesellschaft beging gestern ö. kamm zur Aufführung; Cherubini: Ouvertüre zu der Qper Der ihre 86. Jahresfeier durch einen Festgottesdienst in der Dreifaltigkeits. Symphenie dur, DMlbert: Ouvertüre Kirche. Die Feine ig hielt; General⸗Superintendent Braun aus i., Pr., den Bericht erstattete Lic. Breest. Seit Stiftung

der Gesellschaft sind danach von 5553 262 Neue Testamente und 1706 Psalter verbreitet worden. letzten Jahre wurden 93 216 Bibeln, 43 025 Neue Testamente ausgegeben. einzelne Arme

270 Psalter, die Berliner Stadtschulen für Erträge der Bibel⸗ ,, 105 Bibeln, die Militärschulen 259 Bibeln. 3649 Bibeln und 17 849 Neue Testamente wurden im Heer und in der

arine verbreitet. Traubibeln mit illustrierter Familienchronik und Jubelhibeln mit illustriertem Widmungsblatt wurden 23 314 von der

Die Festschrift, welche der Verein „Herold“ gelegentlich der Feier seines fünfundzwanzigjährigen Bestehenz herausgiebt, ist soeben (unter Redaktion von Professor Hildebrandt) erschienen. Sie bildet einen stattlichen Band von 236 Seilen in 40 mit zahlreichen t der Novi en Illustrationen. Beiträge haben dazu geliefert: Maximilian Gritzner, Gleichzeitig mit der am Sonntag im Adolph Ern st-Theater War e Ottokar Lorenz, F. Warnecke, Graf K. E. zu Lelningen—

Westerburg, Dr. R. Böringuier und andere namhafte Genealogen und Heraldiker. Die Illustrationen sind von den bekanntesten Herolds⸗

eis für Komposition erhalten hat,

Die chinesischen

wie sie in

derselben 2184 866 Bibeln,

Tochtergesellschaften, Kirchen,

Jönköping, 31. Oktober. brach dem . W. T. B. zufolge in einer in der Nähe der Stadt ge⸗ legenen Irrenanstalt Feuer aus, das sich mit großer Schnelligkeit verbreitete. Fünfzehn von den Insassen kamen in den Flammen um, nur drei konnten gerettet werden.

Sydney, 31. Oktober. gesellschaft Union“ gehörige Dampfer . Wairargrana“ scheiterte, wie das „R. B. meldet, am Sonntag Abend auf der Fahrt von Sydney, nach Auckland an der Gregt Barrier⸗Insel bei Neufeeland. 112 Per— Im sonen, Passagiere und Mannschaften, sollen ertrunken sein, einige Personen konnten sich retten.

„Wittenberg, 31. Oktober. Heute, am Jahrestage der Ein⸗ weihung der wiederhergestellten Schloßkirche, wurde Mittags 12 Uhr in Gegenwart des General- Lieutenantz von Vertreters Königs, und des Ober- Präsidigl⸗ Raths von Nickisch - Rosenegk ertreters des. Ober- Präsidenten der Propinz Sachfsen, das vor der Schloßkirche von der Bürgerschast errichtete Kaißer— Triedrich⸗Denkmal feierlich enthüllt. Superintendent D. Quandt. Denkmal⸗Comités, Hofbuchhändler Wunschmann, das Standbild des hochseligen Kaisers an den Bürgermeister Große mit elner Ansprache.

Ma inz, 31. Oktober. neten lehnten es in namentlicher Abstimmung ab, einen Platz für das Heine⸗Den kmal herzugeben.

Fiume 31. Oktober. stieß, wie W. T. B. meldet, heute Nacht bei den Brioni-Infeln in der Nähe von Pola mit dem österreichsschen Dampfer Arrig o zusammen. Der RKessel des „Arrigo“ erpkodierte infolgedessen und das Schiff ging unter. Die Mannschaft wurde gerettet.

Lille, 31. Oktober. laut Meldung des W. T. B. ein Theil der Departements Nord und Pas de Calais überschwemmt. getreten, zahlreiche Höfe, Dörfer und Städte stehen unter Wasser. Gestern haben mehr als hunderttausend Arbester, besonders in Rou— baix und Tourcoing, gefeiert, weil das Wasser in die Werkstätten eingedrungen ist.

Winterfeld

Seiner Majestät des Kaisers und

; Die Weiherede hielt Hierauf übergab der Vorsitzende des

.W. T. B.“ meldet: Die Stadtverord⸗

Der ungarische Dampfer ‚Venetia“

Infolge anhaltender Regengüsse ist Die Flüsse sind aus⸗

Während eines starken Sturms

Der der neuseeländischen Dampfschiffs—⸗

l erhielten an Aus⸗ Bibeln, 392 Testamente und

Metropoliten

Livadia, 1. November. mittag 9 Uhr ausgegebene Bulletin lautet: Der Kaiser verbrachte die Nacht schlafloz, die Athmung ist sehr schwierig,

. . die Herzthätigkeit schwächt sich rasch ab, der Zustand ist sehr

Frau Rosglie Hertzog, geborene Sy, Wittwe des Begründers gefährlich. . bat dem Ober⸗Bürgermeister Zelle die Summe von 0 O0 e mit dem Ersuchen überreicht, sie nach freiem Ermessen des Magistrats zum Besten der Armen Berlins zu verwenden. Diese Summe ist der Stiftungs⸗-Deputation

St. Petersburg, 1. November. widerung des Gratulations⸗Telegramms der Truppen des Moskauer Militärbezirks anläßlich des Jahrestages von Borki sandte der Kaiser dem kommandierenden General Kostanda nach⸗ folgendes Telegramm: „Ich danke Ihnen und den Truppen herzlich für die Mir ausgedrückten Gefühle und Glückwünsche zu dem für uns so denkwürdigen Tage der wunderbaren Er⸗ rettung aus drohender Gefahr.

In der Kathedrale ein Bittgottesdienst um Kaisers abgehalten.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene

Depeschen.

(W. T. B. Das heute Vor⸗

(W. T. B.) In Er⸗

Alexan der.“ zu Kasan wird heute von dem Genesung des

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

vom 1. November, Morgens.

cd 8 * —=— * Sd * *

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Stationen. Wetter.

Bar. auf 0 Gr u. d Meeres: p. red. in Millim in O Celsius 50 C. 404R

Temperatur

8 O0

wolkig wolkig Regen bedeckt heiter bedeckt bedeckt wolkenlos

Belmullet . Aberdeen. 753 Christiansund 754 Kopenhagen. 773 Stockholm. 772 6 .

t. Petersbg. 7739 Moskau... 772

8

8

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Dt o to & O ¶· 2.

N DN dd

Cork. Queens 752 Cherbourg. . Iꝛ.63 1 771168 11 7766 mburg. 774 winemünde 775 Neufahrwasser 777 Memel... 777

dedeckt

. halb bed.

wolkig heiter bedeckt I) wolkenl. ?) heiter

halb bed. heiter wolkenlos wolkenlos bedeckt bedeckt?)

. k. arlsruhe . 771 Wiesbaden. 772 München.. 773 Chemnitz.. 775 n.. 775 Wien... 773 3 heiter Breslan . 77 2 bedeckt

. P Ile dAix. . 764 SO 3 heiter 2.

Ne = e CL EK bo C Q:

1 still wolkenlos Triest ... 769 ONO H wolkenlos

I) Nachts Regen. 2) Starker Reif.

Regen. Uebersicht der Witterung.

Ein hohes barometrisches Maximum über 777 mm liegt üher dem deutsch - russischen Grenzgebiete, während westlich von Schottland ein tiefes Minimum unter 47 mm lagert, welches auf den Seillys steifen Süd, in der JIrischen See stürmischen Süd⸗ südwest verursacht. Die Witterung Deutschlands, welche unter dem Einfluß des genannten Maximums steht, ist ruhig, vielfach heiter und meist kalt, im ostdeutschen Küstengebiet herrscht Frostwetter, Memel meldet minus 7 Grad. Im übrigen Deutschland fanden vielfach Nachtfröste statt, welche sich dem⸗ nächst wiederholen dürften.

Deutsche Seewarte.

e Theater⸗Anzeigen.

Königliche Schauspiele. Freitag: Opern- baus. 229. Vorstellung. Der kleine Haydn. Oper in 1 Akt von Gastano Cipollint. Text von A. Cipollini, deutsch von Otto Eisenschütz. In

3) Gestern

Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Diri⸗ gent: Mustkdirektor Steinmann. Hänsel und Gretel. Märchenspiel in 3 Bildern von Engelbert Humperdinck. Text von Adelheid Wette. In Scene gesetzt vom OberRegisseur Tetzlaff. Dekorative Ein⸗ richtung vom Ober⸗Inspektor Brandt. Dirigent: Kapellmeister Weingartner. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 239. Vorstellung. Wie die Alten sungen. Lustspiel in 4 Aufzügen von Karl Nie mann. In Scene gesetzt vom Bber⸗Regisseur Max Grube. Anfang 795 Uhr.

Sonnabend: Opernhaus. 230. Vorstellung. Der Prophet. Große Oper in 5 Akten von Giacomo Meyerbeer. Text nach dem Franzoöͤsischen des Eugene Seribe, deutsch bearbeitet von Ludwig Rell⸗« stab. Ballet von Emil Graeb. Anfang 7 ÜUhr.

Schauspielhaus. 240. Vorstellung. Das Leben ein Traum. Dramatisches Gedicht in 5 Aufzügen. Nach dem Spanischen des Calderon de la Barca, für die deutsche Bühne bearbeitet von Carl August West. Anfang 795 Uhr.

Ventsches Theater. Freitag (5. Abonnements Vorstellung): Hamlet. Anfang 73 Uhr.

Sonnabend: Die Kameraden.

Sonntag, 2 Uhr: Der Talisman. 73 Uhr: Die Weber.

Kerliner Theater. Freitag (3. Abonnements⸗ De ung: Stützen der Gesellschaft. Anfang 7 ö.

Sonnabend: Der Pfarrer von Kirchfeld.

Sonntag: 25 Uhr (ermäßigte Preise): Heimath. 77 Uhr: Stützen der Gesellschaft.

Lessing · Thenter. Freitag: Die Schmetter⸗ lingsschlacht. Anfang 77 Uhr.

. Die Kngel.

Sonntag: Die Kugel.

Friedrich Wilhelmstädtisches Theater. Chausseestraße 25 / 26. ö.

Freitag: Zum 2090. Male: Der Vogelhändler. Operette in 3 Aufzügen von Carl Zeller. Volks⸗ thümliche Preise. Anfang 75 Uhr.

Sonnabend: Der Vogelhändler.

Mittwoch, den 7. November 1894: Novität. Zum ersten Male: Jabuka von Johann Strauß.

Residenz Theater. Blumenstraße Nr. 9.

Direktion; Sigmund Lautenburg. Freitag; Vor⸗ letztes Gastspiel des Mr. André AÄutoine mit seiner ganzen Gesellschaft (Ehéatre Libre) aus Paris. Une Faillite. Comédie en 4 actes par Björnstjerne Björnson. Anfang 73 Uhr. Sonnabend: Letztes Gastspiel des Mr. Andrs

Antoine mit seiner Gesellschaft (Ehéatre Libre). La Tante L6éontine. Eounubouroche.

Sonntag: Zum ersten Male: Der Souspräfekt. Schwank in 3 Akten von Leon Godillot. Villa Vielliebchen. Lustspiel in 1 Akt von Benno Jacobson.

Nenes Theater. Schiffbauerdamm 4 xa. /6.

Freitag: Komödianten! (abotins) Lust— spiel in 4 Akten von Eduard Pailleron. In Scene gesetzt vo Siegmund Lautenburg. Anfang 74 Uhr.

Sonnabend: Zum ersten Male: Figaro's Hoch⸗ zeit. Lustspiel in 5 Akten von Beaumarchais. Neu übersetzt und bearbeitet von Ludwig Fulda. In Scene gesetzt von Siegfried Jelenko.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Zu halben Preisen: Minna von Barnhelm. Abends 76 Uhr: Figaro's Hochzeit.

Thenter Unter den Linden. Behrenstr. 56/07. Direktion: Julius Fritzsche. Freitag: Der Oberfteiger. Operette in 3 Akten von M. West und L. Held. Mustk von Carl Zeller. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Eduard Binder. Diri⸗ gent: Herr Kapellmeister Ferron. Anfang 74 Uhr.

Sonnabend: Der Obersteiger.

. Vorbereitung: Gaukler. Operette in drei ten.

Bentral-⸗ Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. Direktion: Richard Schultz. Emil Thomas a. G. Anna Bäckers. Josefine Dora. Freitag: Zum 63. Male. O, diese Berliner! Große Posse mit Gesang und Tanz in. 6 Bildern (nach Salingré's „Reise durch Berlin') von Julius Freund. Musik von Julius Einödshofer. Anfang 7 Uhr.

Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.

Adolph Ernst Theater. Vorletzte Auf führung! Freitag: Charley's Tante. Schwank in 3 Akten von Brandon Thomas. Vorher: Die Bajazzi. Parodistische Posse in 1 Akt von Ed. Jacobson und Benno Jacobson. Anfang 77 Uhr.

Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.

Sonntag: Zum ersten Male: Der kleine Herr. Schwank in 3 Akten von Arthur Lauw. Vorher: Zum ersten Male: Die ewige Braut. Liederspiel in 1 Akt von W. Mannstädt und J. Kren.

Konzerte.

Konzert · Gaus. Freitag: Karl Meyder⸗ Konz ert. Ouv. Abenceragen‘, Cherubini. ‚Athalia“, Mendelssohn. Phantasie a. Lucia v. Lammermoor“ v. Donizetti, „Polarstern. Walzer v. Waldteufel. Phant. a. Mikado“ v. Sullivan. Polonaise A-dur v. Wieniawski (Herr Schnedler⸗Petersen). „Edel- ei ö Semmering“, f. Piston v. Hoch (Herr

erner).

Saal Bechstein. Linkstraße 42. Freitag, An— fang 8 Uhr: J. Lieder⸗Abend Lillian Sanderson.

Zirkus Renz. (Karlstraße). Freitag: To Mi En. Vollständig neues Genre! Die Mansge in 2 Minuten zur Bühne verwandelt. Sen— sationelle Tänze, u. a. les grelots vivants (Original), jen des barbichons (Original) ꝛc. Außerdem: 86 Rappen, vorgef. v. Herrn R. Renz; Cyd u. d. Springpferd Blitz, ger. v. Frau Renz—⸗ Stark; der phänomenale Reiter Mr. Clark; die Clowns Gebr. Villaud.! Busto ꝛc. Anfang 73 Uhr.

Sonnabend: Tijo Ni En.

Sonntag, Nachm. 4 Uhr: Gr. Komiker ⸗Vor⸗ stellung. (Ermäßigte Preise Abends 75 Uhr: Lio Ni En.

1 Familien⸗Nachrichten.

44929 . Am 31. Oktober verstarb nach kurzem Leiden der Direktor des Deutschen Reichs⸗ und Königlich Preusßischen Staats Anzeigers,

Herr Dr. Hermann Klee.

Der Entschlafene, ausgestattet mit hohen Geistes⸗ gaben und warmem Herzen, hat - sich durch Treue und Gewissenhaftigkeit in seinem Beruf die Achtung und Verehrung der Beamten des Instituts und aller der jenigen erworben, die mit ihm zu verkehren hatten.

Wir betrauern tief den Verlust eines Mannes, der uns in jeder Hinsicht ein Vorbild war und dessen Andenken wir dauernd in Ehren halten werden.

Berlin, den 1. November 1894.

Die Beamten der Redaktion, Gxpedition und Kasse des Deutschen Reichs, und Königlich Preustischen Staats⸗Anzeigers. Verlobt: Frl. Johanna Breiderhoff mit Hrn.

Pastor Otto Jaenichen (Barmen⸗Wupperfeld—

Raedel bei Lehnin), Frl. Emma von Krogh

mit Hrn. Prem. Lieut. Walther von Kalckstein

(Bremen = Stade).

Geboren: Eine Tochter: Hrn. Gustav von

Rauch (Schloß Köben a. O.). ; Gestorben: Hr. Pastor Wilhelm Müller (Alten

hausen). Hrn. Oberförster Lehnpfuhl. Sohn

Hans⸗Hubertus (Kloster Zinna). Hrn. Divisions·

Pfarrer Zechlin Tochter Margzarete (Danzig).

Frl. , von Graevenitz aus dem Hause

Wasch cr CMalchox).

Verantwortlicher Redakteur: J. V. Siemenroth in Berlin. Verlag der Expedition (Scholy in Berlin.

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags. Anstalt, Berlin 8W., Wilhelmstrafe Nr. 32.

Sieben Beilagen leinschließlich Börsen⸗ Beilage).

Erste Beilage

zun Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preusischen Staats⸗-Anzeiger.

M 258.

Statiftik und Bolkswirthschaft.

Der Handel des deutschen Zollgebiets mit Rußland.

Die wesentlichsten Erzeugnisse, mit denen Rußland das deutsche Zollgebiet versorgt, sind Produkte feines Land- und Wald baues, sowie seiner Viehzucht, während Industrie. Erzeugnisse nur in geringem Um-. fang zur Einfuhr gelangen. Aus dem deutschen Spezialbhandek dagegen erhält Rußland Eisenwaaren, Maschinen. Mühlenfabrikate, Bücher, Karten und Musikalien, Sämereien. Wollenwaaren, Ehemffallen, musikalische und wissenschaftliche Instrumente, Schafwolle und Rohseide.

Die hervorragendsten Einfuhr-Artikel aus Rußland nach dem

deutschen Zollgebiet sind: Einfuhr in 100 kg

Januar / Januar / September September 1894 1893 403 019 381 901 249 9565 250 067 3050 057 824 221 3421 230 500 683 1569 801 5 15 2149692 69 789 ö 1998473 987 065 ö, w 283 833 6 26 und . 202 834 16 240 Frbsen, trockene 493 757 69 616 Mais und Dari 899 339 88 076

Pferdehaare .. Rohe Schafwolle. Schmieröl, mineralisches ... 2p Geflügeleier .. 240 794 Butter und Margarine , 15 409 Pelzthierfelle, Vogelbälge 3994 Kalbfelle, trockene. JJ 24174 Schaf und Ziegenfelle, rohe... 2318 Federvieh, lebendes k 87 770 Stück 19 877 46918 83 227 100 kg 100 kg 952 1869

176 979 106266

15 287

2597

des deutschen Zollgebiets für

Ausfuhr in 100 kg Januar / Januar / September September 1894 1893 87 841 73 246 587 622 291 603

Grobe Eisenwaaren.

Eisenwaaren Maschinen aus Gußeisen Maschinen aus Schmiedeeisen Musik⸗Instrumente. K Astronomische Instrumente . Rohkupfer ...

Rohzink . .

Rohbaumwolle ..

Schafwolle, roh

Gekämmte Wolle.

Rindshäute, grüne

Rindshäute, trockene

Pelzthierfelle...

Rohseide, ungefärbt .

Mehl aus Getreide.

Graupen und Grütze J 162 560

Feine Kupferwaaren .. 3615

Bücher, Karten Musikalien·t 5 558

Kandis⸗ und Brodzuckern.

Chemische Fabrikate

Anilin⸗ und Theerfarbstoffe J

Fo; . 997 070 869 235 ö 970341

268 945

Wollene Tuchwaaren

Sämereien, nicht besonders genannt. Zur Arbeiterbewegung.

Aus Dresden berichtet das D. B. H.“ nach den . Dr. N. N. * daß der wegen Verweigerung des Gartens zur Maifeier von den dortigen Sozialdemokraten gegen die Waldschlößchen— Brauerei verhängte Bierboykott beendigt worden ist, da die Brauereiverwaltung den Forderungen der sozialdemokratischen Partei in den wesentlichen Punkten nachgegeben habe.

Hier in Berlin hat einer Mittheilung der Berliner „Volks— Itg.' zufolge eine zahlreich besuchte Versammlung der Musik⸗ Instrumentenarbeiter am 29. v. M. beschlossen, noch vor Weih⸗ nachten in einen Ausstand einzutreten, um eine Herabsetzung der Arbeitszeit und eine Erhöhung der Löhne in einer Anzahl von Werk— stätten herbeizuführen. Es wurde eine Kommission von zwölf Mit⸗ gliedern gewählt, welche die erforderlichen Maßnahmen zu treffen hat.

Aus London wird der „Köln. Itg.“ geschrieben: Die Baum? wollenarbeiter in Manchester Haben über die Einführung des Achtstundentags in ihrem Gewerbe abgestimmt. Das Ergebniß der Abstimmung beweist, daß sich die Gegner und die Freunde des Achtstundentags, ziemlich die Wage halten, indem 35 04 Stimmen für, 38 364 Stimmen gegen den Ächtstundentag abgegeben wurden.

Aus Brüssel schreibt man der „Voss. Itg.“ Die Lütticher sozialistische kooperative Genossenschaft „Le Popu⸗ laire“ hat für 240 009 Fr. ein an der Place verte in Lüttich be⸗ legenes Grundstück gekauft, um auch in dieser Stadt nach dem Genter Vorbilde des „Vooruit“ eine Produktionsgenossenschaft zu errichten.

Literatur.

Volkswirthschaft.

Deutsche Kern- und Zeitfragen. Neue Folge, von Albert Schäff le. Berlin, Ernst Hofmann u. Co. HBer erste Band der Kern- und Zeitfragen“ ist in Nr. 284 des R. u. St. -A.“ vom 28. November 1893 besprochen worden. Der zweite ist, wie der erste, zumeist eine Sammlung früher und zerstreut veröffentlichter Aufsätze

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Berlin, Donnerstag, den J. November

1894.

über volkswirthschaftliche Fragen von aktueller Bedeutung und betrifft die Bevölkerungspaolitik, die auswärtige Politik, die Verfassungsposttik, die Agrarpolitik, die Sozialpolitik, die Handels- und Verkehrepolitik sonfe die Finanzpolitik. Eine systematische Bearbeitung ist es nicht; gleichwohl sind die Aufsätze, da sie aktuelle Fragen vom wissenschaftlichen Standpunkt behandeln, don besonderem Interesse, und jeder, der fich mit den einschlägigen Fragen beschäftigt, wird dankbar und mit Nutzen Kenntniß nehmen von den klar dargelegten Auffassungen des hervor— ragenden Nationalökonomen, gleichviel ob er sich mit ihm in Ueber⸗ einstimmung befindet oder nicht. Uebrigens sind nicht alle der vor⸗ liegenden Aufsätze schon in Zeitschriften veröffentlicht worden; einige sind neue und selbständige Untersuchungen wissenschaftlicher Fragen und füllen manche in der wissenschaftlichen Literatur vorhandenen Lücken aus. Das Ganze bietet dem Fachmann fawohl wie dem gebildeten Leser anregenden Stoff, und niemand wird die werthwvolle Gabe unbefriedigt aus der Hand legen. Man darf hoffen, daß Schäff le die „Kern, und Zeitfragen“ auch in weiterer Folge fortsetzen wird.

Das 19. Heft der Schriften des Deutschen Vereins für inter⸗ nationale Doppelwährung bringt eine Uebersetzung der Verhand⸗ lungen der diesjährigen internationalen bimetallisti⸗ schen Konferenz in London“ nach dem stenographischen Bericht. Die Konferenz, die, von der englischen Bimetallisten Liga veranstaltet, am 2. und 3. Mai d. J. abgehalten wurde, war von den hervor— ragendsten Vertretern des Bimetallismus besucht. Die auf der Kon— ferenz gehaltenen Reden bilden einen belehrenden Beitrag zur Währungsfrage. Besonders bemerkenswerth sind der große Vortrag des Professors J. Shield Nicholson, der die gesammte Wäh⸗ rungsfrage theoretisch und auf Grund der thatsächlichen Erscheinungen des Wirthschaftslebens behandelt, und die Rede Sir David Barbour's über die Finanzen Indiens. Das im Verlag non Hermann Walther in Berlin W. erschlenene Heft kostet 1 M6

Einen Beitrag zur Währungsfrage giebt in einer kleinen Broschüre ‚Nicht Bimetallismus, son dern Kombinations— währung“ Joh. H. Adami. Das Schriftchen setzt gleichsam vor⸗ aus, daß in den Goldwährungsländern wie in den Silberwährungs— ländern nicht nur bei einem kleinen Kreise das Bestreben nach einer Aenderung in den Währungsverhältnissen bestehe, fondern daß dies der allgemeine Wunsch sei. Statt Gold oder Silberwährung den Bimetallismus d. h. die Doppelwährung von Gold und Silber bei einem gesetzlich festzustellenden Werthverbältniß einzuführen, wird von vielen Fachleuten der Theorie und Praxis vertheidigt, obgleich dies System wie allerdings auch jedes andere Währungssystem neben ge— wissen Vorzügen auch Mängel und Schwächen besitzt. Joh. H. Adami's Abhandlung vertheidigt in schon wegen ihrer Kürze nicht erschöpfender Darstellung das System der Kombinationswährung, bei welchem dem Schuldner nicht gestartet sein foll, in Gold oder Silber zu zahlen, sondern in einem Münzfuß, der so gebildet wird, daß nur beide Metalle vereint das gesetzliche Zahlungsmittel ausmachen. Der Verfasser charakterisiert kurz das Wesen der Goldwährung, der Silberwährung, der Doppelwährung, ihre Vorzüge und Mängel, und entwickelt dann das Prinzip der von ihm vorgeschlagenen Kombinationswährung, kenn zeichnet den Weg, zu dieser zu gelangen, und die technische Ausführung. Die Broschüre, die im Verlage von Puttkammer und Mühlbrecht in Berlin erschienen ist, führt in einem Schlußresumé die Vorzüge der Koncbinationswährung gegenüber den anderen Währungssystemen an und findet nur einen Nachtheil gegenüber der Goldwährung darin, daß der Kombinationsmünzfuß bedeutend schwerer sein würde als der der Goldwährung.

Zwei Vorträge über Die Reform der Produkten börsen“, die von dem Grafen von Arnim-Muskau und dem Landrath Gescher-Bremerhof in der 19. Generalversammlung der Vereinigung der Steuer- und Wirthschafts⸗Reformer am 21. Februar d. J. in Berlin gehalten wurden, sind in einer kleinen Broschüre im Verlage von Puttkammer C Mühlbrecht in Berlin erschienen. Der erste und umfangreichere Vortrag des Grafen Arnim knüpft an die Verhandlungen der Böoörsen⸗ Enguotekommission an und vertheidigt weiterhin selbständig und eingehend eine Reihe von Thesen, welche die von dem Redner erstrebten Reformen der Pro⸗ duktenbörse darstellen; bei seinen Ausführungen treten die Interessen der Landwirthschaft und besonders der Getreideproduzenten an dem Börsenverkehr in den Vordergrund. Der zweite kürzere Vortrag legt das Hauptgewicht auf die in Frage kommenden rein rechtlichen Fragen.

Religiss es.

Religionsbuch für die oberen Klassen höherer Lehr— anstalten, bearbeitet bon Schneider, Königlichem Kadettenpfarrer zu Qranienstein. Mit zehn Abbildungen im Text und zwei Karten in Steindruck. Berlin 1894. E. S. Mittler und Sohn. Die Allerhöchste Kabinets⸗Ordre vom 13. Februar 1890 zu der von Seiner Majestät dem Kaiser und König für nothwendig erklärten Schulreform machte auch für den Religionsunterricht an den höheren Lehranstalten bedeutende Aenderungen nöthig, die in den vom Minister der geist⸗ lichen u. s. w. Angelegenheiten veröffentlichten Erläuterungen dahin präzisiert wurden, daß aus dem Unterricht derjenige kirchen. und dogmen⸗ geschichtliche Lehrstoff auszuscheiden sei, der nur verstandesmäßig begriffen werden kann, leicht zu verfrühter Kritik, zu Zweifel und zur Unduld— samkeit führt, das Herz der Jugend aber unberührt läßt, daß ferner an Stelle der Reformationsgeschichte, die, nach Verlauf und Folge darzustellen, Sache des Geschichtslehrers ist, Lebensbilder treten sollen aus der Geschichte der evangelischen Kirche von Luther bis zur neueren Zeit, durch welche der Jugend die Gestalten der hervorragenden Kirchen fürsten wirksam veranschaulicht werden, daß endlich aus dem Memorier= stoff des Religionsunterrichts solche Bestandtheile auszuscheiden sind, die äußerlicher Natur sind, oder doch einen für die Jugend verständ— lichen religiösen Gehalt vermissen lassen. Um den in vorstehenden Direktiven gegebenen Anordnungen leichter, genügen zu können, war ein Lehrbuch wünschenswerth, das für den Lehrer als Anhalt beim Unterricht dienen kann. Diesem Umstande verdankt das vorliegende, zunächst als Leitfaden für den Unterricht in den Kadettenanstalten be— stimmte Werk seine Entstehung. Pfarrer Schneider hat unter ge— wissenhafter Berücksichtigung der Allerhöchsten Willensmeinung den ge⸗ sammten Lehrstoff übersichtlich geordnet und in knapper, musterhafter Darstellung in vier Hefte von geringem Umfang zusammengedrängt. Das erste Heft bringt auf 58 Seiten eine pollständige „Ueber⸗ sicht der Kirchengeschichte“', die es dem Lehrer erleichtert, durch einen Rückblick in vergangene Zeiten dem Schüler das Verständniß für den gegenwärtigen Zustand seiner Kirche in Lehre, Verfassung, Gottesdienst und Liebesthätigkeit zu vermitteln, ihn heimisch zu machen in der evangelischen Kirchen gemeinschaft und in der Bibel. Im zweiten Heft, das bereits im Jahre 1392 selbständig erschienen ist, werden Lebensbilder“ aus der Geschichte der evangelischen Kirche von Luther bis zur neueren Zeit gegeben. Dadurch wird der Schüler mit den hervorragendsten Kirchenmännern bekannt gemacht. Vorgeführt werden hier die Vor⸗ läufer der Reformation, Luther, Melanchthon, Zwingli, Calvin, Paul Gerhard, Spener, A. H. Francke, Zinzen dorf, Schleiermacher, Oberlin, Goßner, Fliedner, Wichern, und der Antheil der Hohenzollern am Leben der evangelischen Kirche, In der Darstellung wird glücklich die Mitte gehalten zwischen ausführlicher Breite, welche die Freiheit des Lehrers im Unterricht beschränken, und trockener Kürze, welche die Schilderungen für die Schüler langweilig machen könnte. Das dritte Heft ist der Bibelkunde“ gewidmet. In der Hauptsache muß eg zwar dem Lehrer überlassen bleiben, durch den lebendigen Vortrag auf die Schüler

einzuwirken, doch erscheint die zweckmäßige Einrichtung dieses es wobl geeignet, dem Schüler die Yi e gen zu . 39. , Böortrag des Lehrers selbständig vorzubereiten und die Bibel mit ibrer Meisterschaft in der Sprache und der Fülle der Gedanken al das bisher noch unübertroffene Buch schätzen zu lernen, aus dem zu allen Zeiten die größten Dichter mit Dank geschöpft haben. Im vierten Heft, Dat eine zu sammenhängende Darstellung der Glauben und Sitten lehre bietet, ist geschickt jede eingehende Widerlegung fremder Lehren vermieden. Mit großer Unbefangenheit sind in einem Anhang die Lehrunterschiede der evangelischen und den anderen christ⸗ lichen Kirchen dargelegt und auch die verschiedenen Meinungen nicht verschwiegen, welche die Angehörigen ver evangelischen Kirche vielfach von einander trennen, weil mit Recht angenom⸗ men wurde, daß sie dem Schüler nicht unbekannt bleiben dürfen und er wissen muß, was er als evangelischer Christ bekennen und vertreten soll. Doch wird in anerkennentzwerther Weise jede Polemik und Apologetik dem Schüler ferngehalten. Das ganze Werk ist mit großem Fleiß und mit Verständniß für die religiösen Bedürfnisse der reiferen Jugend verfaßt, sodaß ihm nur eine möglichst weite Verbreitung gewünscht werden kann, die sicherlich einen segensreichen Einfluß auf den Unterricht der epangelischen Schüler zur Folge haben dürfte. Karten.

Im Verlage von Karl Flemming in Glogau ist eine von A. Herrich entworfene Weltverkehrskarte erschienen, die den an eine solche Karte zu stellenden Anforderungen in möglichster Voll⸗ kommenheit entspricht. Es handelt sich darum, nicht nur die unge⸗ heuere Entwicklung des Dampsschiffsberkehrs auf der ganzen Erde in der Zeichnung der zahlreichen verschiedenen Linien deutlich erkennbar zu machen, sondern auch die anderen Mittel und Wege des Welt- verkehrs, wie die großen Land und submarinen Telegraphenlinien, die wichtigsten Eisenbahnen, schiffbaren Flüsse, Seen und Kanäle, als solche in allen Einzelheiten für das Auge des Beschauers, der Auskunft und Belehrung sucht, klar sichtbar zu machen. Die großen Schwierigkeiten dieser Aufgabe sind auf der neuen Karte durch das Geschick des Zeichners fast völlig überwunden. Wo das Gewirr der großen Zahl der Verkehrslinien das entziffernde Auge besonders angreift, wird durch Nebenkarten in vergrößertem Maßstab nachgeholfen. Solche Nebenkarten sind von Zentral Amerika im Maßstabe von 1: 25 000 900, von der Nordfee und dem Kanal, vom Suez⸗Kanal und der Straße von Malakka im Maßstabe von 1:10 000009 vorhanden, während die Hauptkarte in einem Maßstabe bon 1: 50 000 000 entworfen ist. Bemerkt zu werden verdient noch, daß die Karte auch die politische Zusammengehörigkeit der einzelnen Länder und ihrer Kolonialgebiete durch gleiche Farben, sowie die Sitze der, diplomatischen und konsularischen Vertretungen des Deutschen Reichs kenntlich macht. Die neue Karte darf, als ihren Zwecken aufs beste entsprechend, empfohlen werden; ihr Preis bet rägt 1 0

Verschiedenes.

W. Kawerau: Die Jubelfeier der Universität Halle. Verlag von Eugen Strien in Halle. 075 ½ Stimmungs⸗ volle Tagesberichte eines feinen Beobachters, gleichsam Momentauf⸗ nahmen der einzelnen Situationen der Hallenser Jubelfeier. Wer als Festgenosse sich das Erlebte gern wieder vergegenwärtigt, vor allem aber derjenige, dem es nicht vergönnt war, die Halleschen Festtage mitfeiern zu dürfen, wird an diesen Erinnerungsblättern gewiß seine Freude haben.

Von dem interessanten Werk „Das Leben des Meeres“ von Professor Dr. Conrad Keller in Zürich, mit botanischen Bei⸗ trägen von den Professoren Carl Cramer und Hans Schinz, das in 15 Lieferungen erscheint und mit zahlreichen vortrefflichen Abbildungen versehen ist, liegen jetzt die Lieferungen 5 bis 7 vor. Außer dem Schluß des Kapitels über die Strandfauna enthalten diese Lieferungen noch folgende Kapitel: Die Hochsee und das Plankton; Das Thler⸗ leben der Tiefsee; Die Meeresfauna im Süßwasser; Die Meeresfauna und die. Veränderungen der Erdrinde; Die Korallenriffe. Das Werk wird im Verlage von T. O. Weigel Nachfolger (Chr. Herm. Tauchnitz, Leipzig, herausgegeben. Jede Lieferung kostet 1

Praktische Anleitung zur Trichinenschau, von R. Long, Königlichem Gerichtsphysikus und Medizinal⸗Rath, Mit gliede des Medizinalkollegiums in Berlin, und M. Preuße, Depar⸗ tements⸗Thieragrzt und Veterinär⸗Assessor in Banzig. Berlin. Verlag von Richard Schoetz. (Pr. 2 M Dieses mit vielen er⸗ läuternden Abbildungen versehene Werkchen bietet eine allen praktischen Anforderungen entsprechende Anleitung sowohl für angehende wie für geübter Trichinenschauer sowohl innerhalb wie außerhalb der öffent⸗ lichen Schlachthöfe. Das Buch dürfte auch Lehrern, Examinatoren und Schlachthofvorständen willkommen sein.

Handel und Gewerbe.

Magdeburg, 31. Oktober. (W. T. B.) Zuckerber icht. Korn« zucker exkl, von 92 0,0 —, neue 1945 10,60. Kornzucker exkl., S8 o Rendement 9, 85 —= 10,05, neue 9.95 10,10, Nachprodukte exkl., 75 06 Rendement 7, 00— 8, 20. Ruhig. Brotraffinade 1 23.25. Brotraffinade i 23500. Gem. Raffinade mit Faß 2250 23,50. Gem. Melis 1 mit Faß 21,59. Ruhig. Rohzucker J. Produkt Transito f. a. B. Hamburg pr. Oktober 9. 85 Gd. 9,95 Br., pr. November 9,523 bez. u. Br., pr. Dezember 10923 bez., 10,05 Br., pr. Januar März 10,175 Gd., 10,22 Br. Ruhig.

London, 31. Oktober. (W. T. B.) An Fer Küste 8 Weizen⸗ ladungen angeboten.

96 bo Japazucker loko 13 ruhig. Rüben⸗Rohzucker loko 9h fest. Chile Kupfer 49itsis, pr. 3 Monat 41.

Leith, 31. Oktober. (W. T. B.) Getreidemarkt. Markt stetig aber flau. . . .

Rom, 31. Oktober. (W. T. B.,) Die „Banca d' Italia ermäßigte den Diskontsatz vom 1. November ab auf 5 9so.

Amsterdam, 31. Oktober. (W. T. B.) Java⸗Kaffee good ordinary 60. Bancgzinn 41.

New⸗ York, 31, Oktober, (G. T. B.) Die Börse eröffnete ruhig und schloß nach allgemeiner Besserung ruhig. Der Umsatz der Aktien betrug 193 000 Stück. . .

Weizen anfangs träge, dann steigend auf höhere Kabelberichte, ausländische Käufe und auf Deckungen, später abgeschwächt und fallend auf Realisierungen. Schluß schwach. Mais steigend nach Er öffnung infolge großer Käufe, nassen Wetters im Westen und auf Deckungen der Baissiers, dann abgeschwächt und fallend auf erwartete Zunahme der Ankünfte. .

Chicago. 31. Oktober. (W. T. B.) Weizen fallend während des ganzen Börsenverlaufs mit wenigen Reaktionen auf niedrige Provinzmärkte, sowie auf Broadstreet⸗Berichte und auf große Ankünfte am Platze. Mais eröffnete sehr fest, fiel aber bald darauf auf große Verkäufe und Verkaufsordres, sowie auf Verringerung der Engagements der Haussiers.