Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz von Wales und der Herzog von York haben heute Vormittag kurz nach 11 Uhr die Weiterreise von hier nach England angetreten.
Heute Nachmittag 1 Uhr fand in Gegenwart Ihrer Majestäten des Kaisers und der Kaiserin sowie Ihrer Königlichen Hoheiten der hier anwesenden Prinzen und Prinzessinnen des Königlichen Hauses die feierliche Schlußstein⸗ legung für das neue Reichstagsgebäu de statt.
Die Feier ging im Innern des Gebäudes vor sich. Der Schlußstein fand in der großen Wandelhalle an derjenigen Stelle seinen Platz, auf welcher sich später das Standbild des Hochseligen Kaisers Wilhelm L erheben soll. Die zur Theil⸗ nahme an der Feier geladenen Personen versammelten sich in dem Kuppelraum der großen Wandelhalle und nahmen fol⸗ . Aufstellung: die fürstlichen Personen und die
efolge rechts neben, dem für Ihre Majestäten den Kaiser und die . hergerichteten Platz, links daneben die Mitglieder des Bundesraths und die zur Voll— ziehung der w eingeladenen Personen; die Mit⸗ glieder des Reichstags rechts und links von dem westlichen Eingang; die Wirklichen Geheimen Räthe, die Generale und die Räthe erster Klasse, die Regiments⸗Kommandeure und die Räthe zweiter Klasse, sowie die übrigen eingeladenen Personen in den an den Kuppelraum anstoßenden Theilen der Wandel⸗ alle. Die Mitglieder der Reichstagsbau⸗Verwaltung und die eister des Maurer⸗ und Steinmetzgewerks traten neben den
Schlußstein.
Seine Majestät der Kaiser begaben Sich zu Wagen, be⸗ gleitet von einer Eskadron des Garde⸗-Kürassier⸗Regiments als Eskorte, Ihre Majestät die Kaiserin in einem zweiten Wagen, eskortiert von einer Eskadron des 1. Garde⸗-Dra⸗ goner Regiments Königin von Großbritannien und Irland, vom Königlichen Schlosse nach dem neuen Reichstagsgebäude, vor dessen Hauptportal eine Ehren⸗Compagnie des 4. Garde⸗ Regiments z. F. Aufstellung genommen hatte. Die An⸗ fahrt erfolgte über den südlichen Arm der Rampe am Königsplatz. Am Fuß der Freitreppe wurden Ihre Maje⸗ stäten von dem Reichskanzler Fürsten zu Hohenlohe, dem Vor⸗ sitzenden der Reichstagsbau⸗Kommission und dem leitenden Archi—⸗ tekten empfangen und in die innere Vorhalle geleitet. Von hier aus betraten Ihre Majestäten unter den Klängen einer Fanfare die große Halle und nahmen vor dem für Allerhöchstdieselben hergerichteten Thron Stellung. Der Reichskanzler bat darauf Seine Majestät den Kaiser um die Erlaubniß, die Feier be⸗ ginnen zu lassen, und verlas, nachdem Allerhöchsterseits die Erlaubniß ertheilt worden war, die in den Schlußstein zu legende Urkunde, welche folgenden Wortlaut hat:
Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden Deutscher Kaiser, König von Preußen, thun kund und fügen zu wissen, daß Wir beschlossen haben, im Namen der Fürsten und Freien Städte des Reichs und in Gemeinschaft mit den verfassungsmäßigen Vertretern des deutschen Volks den Schluß⸗ stein zu dem Hause zu legen, in welchem die gesetzgebenden Körper⸗ schaften fortan ihrer Arbeit walten sollen.
Der erhabene Gründer des Reichs, Kaiser Wilhelm J., welcher am 9. Juni 1884 den Grundstein zu diesem Bau legte, hat die Vollendung des Werkes nicht mehr schauen dürfen, und auch Sein ruhmgekrönter Sohn, Kaiser Friedrich, ist nach Gottes Rathschluß vor Uns abgerufen.
Wie Wir das Gedächtniß dieser Unserer Vorfahren an der Kaiserwürde dankersüllten Herzens segnen, so wird, dessen sind Wir gewiß, ihr Andenken für alle Zeiten im Deutschen Volke fortleben.
Zehn Jahre mühevoller Arbeit sind über der Errichtung des Baues dahingegangen. Zur Ehre des geeinten Vaterlandes erhebt er sich, fest gefügt durch deutsche Hände, ein Zeugniß deutschen Fleißes und deutscher Kraft. So soll er nunmehr seiner Bestimmung über— geben werden.
In seinen Räumen walte der Geist der Gottesfurcht, der Vater⸗ landsliebe, der Eintracht. Dieser Geist erfülle die Männer, welche berufen sind, hier des Reiches Wohlfahrt zu fördern.
Es bleibe der Ban ein Denkmal der großen Zeit, in welcher als Preis des schwer errungenen Sieges das Reich zu neuer Herrlichkeit erstanden ist, eine Mahnung den künftigen Geschlechtern zu unver— brüchlicher Treue in der Pflege dessen, was die Väter mit ihrem Blute erkämpft haben.
Das walte Gott!
Gegenwärtige Urkunde haben Wir in zwei Ausfertigungen mit Unserer Allerhöchsteigenhändigen Unterschrift vollzogen und mit Unserem größeren Kaiserlichen Insiegel versehen lassen. Wir befehlen, von diesen Ausfertigungen die Eine in den Schlußstein des Hauses nieder zulegen, die Andere in Unserem Archiv aufzubewahren.
Gegeben in Unserer Haupt und Residenzstadt Berlin am fünften Dezember des Jahres Eintausend acht Hundert und vier und neunzig.
Wilhelm. Fürst zu Hohenlohe.
Nach Beendigung der Verlesung wurden die zur Ver⸗ senkung in den Schlußstein bestimmten Gegenstände in eine Kapsel verschlossen und in die dafür hergestellte Höhlung ge⸗ legt. Der Königlich bayerische Bevollmächtigte zum Bundes— rath Graf von Lerchenfeld⸗Köfering überreichte sodann Seiner Majestät dem Kaiser die Kelle mit nachfolgender Ansprache:
Am neunten Tage des Juni 1884 hat Eurer Kaiserlichen Majestät erhabener Großvater, des Reichs Begründer, auch den Grundstein zu diesem Hause gelegt, in dessen Räumen die Vertreter der Bundesregierungen und die Vertreter des Deutschen Volks künftig tagen werden. — Unter Allerhöchstseinem Schutz und Allerhöchstseiner Fuͤrsorge, unter dem Schutz und der Fürsorge Seiner Majestät des Kaisers Friedrich und Eurer Kaiserlichen Majestät haben kunst— fertige Hände aus allen Theilen des Reichs den Bau gefügt, der ein Wahrzeichen sein soll des Deutschen Reichs Einheit. Heute steht der Bau vollendet bis auf den letzten Stein, den Eure Kaiser⸗ liche Majestät mit eigener Hand befestigen wollen als Besiegelung des
anzen Werks. Möge Weisheit und Maß, Kraft, Einigkeit in diesen
äumen wohnen. Mit diesem Wunsche bitte ich Eure, Kaiserliche Majestät namens des Bundesraths, aus meinen Händen die Kelle ent⸗ gegenzunehmen.
ᷣ Seine af warfen hierauf den bereitgehalten en Mörtel in die Vertiefung für den Schlußstein, der alsdann
preußischen Staats⸗Ministeriums, die inaktiven Staats⸗Minister,
Nunmehr 3 der Präsident des Reichstags, Wirk⸗ liche Geheime Rath von Levetzow Seiner Majestät den Hammer mit den Worten: . Mit demselben Hammer, welchen unserm Kaiser Wilhelm dem Ersten hochgesegneten Andenkens vor länger als 10 Jahren zur Grund⸗ steinlegung namens des Reichstags ich darbringen durfte, wollen Eure Kaiserliche und Königliche Masestät heute einen großartigen Bau abschließen, den unter Allerhöchster Obhut, unter lebendiger Theil⸗ nahme des ganzen Vaterlands viele Hunderte deutscher Künstler und Handwerker mit Liebe und Fleiß ersonnen und aufgeführt haben, Seine Grundmauern sind fest, seine Hallen weit, seine Zinnen hoch, — und fest in Treue, weit in Voraussicht, hoch in den Gedanken, sei immer das, was je und je in diesem Hause möge berathen und beschlossen werden! . ; . Einer en Zeit, die das uns brachte, was Geschlechter erträumt und ersehnt haben, entstammen Plan und Mittel, — und nur auf gute, gefegnete, friedliche Zeiten, auf ein starketz Reich, ein kraft— voll und gerechtes Regiment, ein treues, freies, wehrhaftes, zufriedenes Volk, vertreten durch patriotische, weise und maßvolle Männer, blicke in Jahrhunderten des Reiches neues Rathhaus, ein rechtes Sinnbild
deutscher Einigkeit!
Das walte Gott in Gnaden! Dies Werkzeug, vom Reichstag ehrfurchtsvoll überreicht, geruhen Eure Kaiserliche und Königliche Majestät huldvoll entgegen zu nehmen, um damit zur Weihe des Baues den letzten Hammerschlag zu führen.
Seine Majestät der Kaiser vollzogen hierauf die drei Hammerschläge mit dem Spruch: „Bro gloria et patria!“ Allerhöchstdemselben folgten: Ihre Majestẽãt die Kaiserin, Ihre Königlichen Hoheiten die Prinzen und Prinzessinnen des König— lichen Hauses, der Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe, die Ritter des Schwarzen Adler⸗Ordens und die kommandierenden Generale, die e, . Bevollmächtigten zum Bundes⸗ rath, der Präsident, die Vize⸗Präsidenten, Schriftführer und Quästoren des Reichstags, die Mitglieder des Königlich
die Chefs der Reichsämter, die Mitglieder der Reichstags⸗ bau⸗Kommission, der Ober⸗Präsident des Stadtkreises Berlin, der k von Berlin, der Ober⸗Bürgermeister, die Mitglieder der Reichstagsbau⸗Verwaltung. Waͤhrend der Vollziehung der Hammerschläge spielte der Kosleck'sche Bläserchor einen Choral.
Mit einem von dem Präsidenten von Levetzow auf Seine Majestät den Kaiser ausgebrachten Hoch, in welches die Festversammlung unter den Klängen der Nationalhymne dreimal begeistert einstimmte, schloß die Feier.
Von verschiedenen Zeitungen wird berichtet, daß die Königliche General⸗Lotterie⸗Direktion die Lotterie⸗ Einnehmer angewiesen habe, „alle Personen zur Anzeige zu bringen, von denen sie erfahren, daß dieselben in auswärtigen Lotterien spielen“. Diese Mittheilung ist thatsächlich unrichtig. Der Wortlaut der von der gedachten Behörde unterm 30. Ok⸗ tober d. J. an die Lotterie-Einnehmer gerichteten Verfügung ist vielmehr folgender:
„Es ist zu unserer Kenntniß gelangt, daß namentlich in neuerer Zeit die Loosehändler (inländische und ausländische) eine rege Thätigkeit entwickeln, um den Vertrieb der Loose auswärtiger, in Preußen verbotener Lotterien möglichst zu erweitern. Da nicht nur der Vertrieb und das Anbieten solcher Loose nach dem Gesetze vom 29. Juli 1885 (Gesetz⸗ Samml. S. 317) mit einer Geldstrafe bis 1500 MS bestraft wird, sondern auch das Spiel in derartigen Lotterien bei einer Geldstrafe bis 600 M6 verboten ist, so liegt es sowohl im Interesse der Staatslotterie⸗Verwaltung als auch des Publikums, daß dem Treiben solcher Loosehändler nachdrücklichst ent⸗ gegengetreten werde.
Da die Königliche LoötterieVerwaltung und deren Organe nicht allein verpflichtet sind, für den Umsatz der Loose der Staatslotterie Sorge zu tragen, ihnen vielmehr auch die Ver⸗ pflichtung obliegt, die Durchführung der Lotterie⸗Strafgesetze zu fördern, so gehört es auch zu den Obliegenheiten der Herren Lotterie⸗Einnehmer, die Verwaltung in dieser Beziehung nach Möglichkeit zu unterstützen. Dieselben werden daher nicht allein alle ihnen zugehenden Offerten von Loosehändlern nebst den Briefumschlägen unverzüglich an die König—⸗ liche Staatsanwaltschaft zur weiteren Verfolgung ab⸗ zugeben haben, sondern auch in weiteren Kreisen 2c. dahin wirken müssen, daß derartige Zuwiderhandlungen ent⸗ weder unmittelbar der , Staatsanwaltschaft mit⸗ getheilt oder bei ihnen zur Anzeige gebracht werden. Auch würde zu erwägen sein, ob es nicht angezeigt erscheinen möchte, das Publikum durch geeignete Zeitungsnotizen (im redaktionellen Theil) auf die Strafbarkeit des Spielens in auswärtigen, in Preußen verbotenen Lotterien besonders auf⸗ merksam zu machen.“
Der Königlich württembergische Gesandte am hiesigen Allerhöchsten Hofe Freiherr von Varnbüler ist vom Urlaub nach Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder uͤbernommen.
Die Bevollmächtigten zum . Präsident des Königlich württembergischen Staats⸗Ministeriums, Staats⸗ Minister der auswärtigen Angelegenheiten Dr. , , von Mittnacht, Großherzoglich badischer inister des Großherzoglichen Hauses und der auswärtigen An⸗ elegenheiten von Brauer, Herzoglich sachsen⸗meiningen⸗ cher Staats⸗Minister Dr. von Heim, Herzoglich an⸗ haltischer Staats⸗Minister Dr. von Koseritz, Landes⸗ direktor des Fürstenthums Waldeck und Pyrmont von Saldern, Fuͤrstlich reußischer (. L.) Ober⸗Regierungs⸗Rath von Meding, Fürstlich schaumburg⸗lippischer Staatsrath von Freese, Senator der freien und Hansestadt Lübeck Dr. Klügmann, Bürgermeister der freien und Hansestadt Hamburg Dr. Versmann und Senator der freien und Hansestadt Hamburg Dr. Burchard sind hier angekommen.
Laut telegraphischer Meldung an das Ober⸗Kommando der Marine ist S. M. S. „Hyäne“, Kommandant Kapitän⸗Lieutenant Bachem, am 3. d. M. in Mossamedes eingetroffen und beabsichtigt am 8. Dezember nach St. Thoms in See zu gehen. S. M. S. „Condor“, Kommandant Korvetten⸗Kapitän Broeker, ist am 4. d. M. in Sansibar angekommen.
Kiel, 5. Dezember. Das gesammte Manöver⸗Ge⸗ schwader mit Ausnahme des Panzerschiffs „Weißenburg“ hat, wie W. T. B.“ meldet, heute seine Uebungsreise in die skandinavischen Gewässer angetreten.
Itzehoe, 5. Dezember. Der König und der Kron⸗ prinz von Dänemark sind zu den Feierlichkeiten anläßlich der Beisetzung; der Prinzessin Luise zu Schleswig⸗ Holstein-⸗-Son derburg⸗Glücksburg hier eingetroffen. Zum Empfang waren am Bahnhof anwesend die Prinzen Fulius und Hans zu Schleswig⸗Holstein-Sonder⸗ burg-Glücksburg; ferner hatten sich eingefunden: der Herzog und die Herzogin Ferdinand, die Herzogin Adelheid, die i . Marie und der . Albert zu Schleswig-⸗Holstein⸗Sonderburg⸗ Glücksburg, die verwittwete Fürstin zu Waldeck und Pyrmont sowie der kommandierende General des IX. Armee⸗
Korps Graf von Waldersee. Baden.
Der Geburtstag Ihrer Königlichen Hoheit der Groß— herzogin wurde vorgestern in Baden⸗Baden im engsten Familienkreise begangen. Ihre Königliche Hoheit erhielt aus weitestem Umkreis telegraphische Glückwünsche in großer Zahl. Nachmittags trafen Seine Großherzogliche Hoheit der Prinz und Ihre Kaiserliche Hoheit die Prinzessin Wilhelm, sowie Seine Großherzogliche Hoheit der Prinz Karl in Baden-Baden ein. In Karlsruhe waren die staatlichen und städtischen, sowie viele Privathäuser beflaggt. Um 8 Uhr früh ertönte vom Rathhausthurm Choralmusik.
Oe sterreich⸗Ungarn.
Die Kaiserin ist gestern Nachmittag von Pola mit der Eisenbahn nach Marseille abgereist. Allerhöchstdieselbe hat der „N. Fr. Pr.“ zufolge die beabsichtigte Seereise nach Algier wegen anhaltender orkanartiger Bora aufgegeben und wird morgen von Marseille die Fahrt nach Algier antreten.
Der König und die Königin von Griechenland sowie der Prinz Georg sind gestern von St. Petersburg in Wien eingetroffen. ; .
Der serbische Finanz-Minister Petrowic hat sich nach Paris begeben.
In der gestrigen Sitzung des Wahlreformaus-⸗ schusses theilte der Abg. Pininski mit, der Polenklub habe den Beschluß gefaßt, daß die in der Regierungserklärung enthaltenen Grundsätze als Grundlage der Berathungen genommen werden sollten unter Berücksichtigung der Prinzipien des Rutowski'schen Entwurfs. Der Redner betonte, die Polen seien bereit, unter Wahrung ihrer prinzipiellen Anschauung einen Kompromißstandpunkt anzunehmen. Die iin hechis hen Abgeordneten Slavik und Brzorad er⸗ klärten sich gegen die Schaffung der neuen Kurie, betonten den Staatsrechtsstandpunkt und forderten das allgemeine Stimmrecht. Der Abg. Romanczuk vertrat den oppo⸗ sitionellen Standpunkt der Ruthenen; die Abgg. Kraus und Stadnicki drückten die Bereitwilligkeit aus, im Interesse des Staates an der Wahlreform mitzuwirken. Die nächste Sitzung findet heute statt.
Der „Pester Lloyd“ bezeichnet die Annahme, als sei die Regierung geneigt, falls das Oberhaus die zwei noch rückstän digen kirchenpolitischen Gesetze ablehnen solltce, in die Vertagung dieser Gesetzentwürfe zu willigen, als eine durchaus irrige. Auch jene Annahme, als müsse das Kabinet nach einer solchen Ablehnung des Oberhauses demissionieren, sei völlig unzutreffend. Die parlamentarische Lage nöthige hierzu ganz und gar nicht; jene zwei Gesetzentwürfe könnten nach dieser Ablehnung auch ein drittes Mal zum Oberhause zurück— gesandt werden. Das Blatt erinnert hierbei an frühere Vor⸗ gänge, wo eine Vorlage achtmal von dem Unterhause an das Oberhaus zurückgesandt worden sei, bis dieses die Vorlage angenommen habe.
Frankreich.
Der Senat nahm gestern den Gesetzentwurf über die Brieftauhen an. Hierauf verlas der Senator Boulanger unter Beifallskundgebungen den Bericht, worin der Mada⸗ gaskar-Kredit angenommen wird. ie Berathung hierüber wurde auf morgen festgesetzt — In der Deputirten kammer führte der Finanz⸗Minister Poincars bei der Weiter⸗ berathung des Budgets aus, man habe sich angesichts der Verminderung der Einnahmen und der Erhöhung der Aus⸗ gaben, die sich aus den angenommenen Gesetzen ergeben habe, in der Zwangslage befunden, die Erbschaftssteuer um 25 Millionen zu erhöhen, um das Gleichgewicht im Budget herbeizuführen. Der Minister erging sich dann in längerer, mit Beifall aufgenommener Rede über die Erbschaftssteuer. Der Depu⸗ tirteelletan erklärte alsdann, er werde fur das Erbschaftssteuer⸗ gesetz stimmen, denn es sei der erste Schritt zu einer pro⸗ gressiven Steuer. Der Redner kritisierte lebhaft die Vermehrung der Ausgaben. Die fiskalische Last lähme die wirthschaftliche Thätigkeit, Frankreich müsse versuchen, die enorme Schuldenlast zu verringern. Pelletan zählte dann die Ersparnisse auf, die besonders beim Kultusbudget gemacht werden könnten. Hierauf wurde die Sitzung aufgehoben. Pelletan wird seine Rede am Donnerstag fortsetzen.
Italien.
In der gestrigen Sitzung des Senats erinnerte der Präsident in seiner Antrittsrede an die bei Agordat und Kassala erfochtenen Siege. Bei Erwähnung der Reformgesetz⸗ entwürfe bemerkte der Präsident: „Der Friede, dessen wir uns erfreuen, wird Ihnen erlauben, die einzelnen Fragen ungestört zu prüfen. Für den Frieden bürgt uns der Schmerz, der innerhalb weniger Monate die Trauer weier Nationen zur europäischen Trauer gemacht hat. Italien eklagt das Hinscheiden des Herrschers des Reichs, dem die nationale Erhebung Italiens wiederholt einen wohlwollenden Einfluß und aufrichtige Sympathie zu danken habe. Der Senat ehrt das Andenken des Monarchen, der „seine Macht für den Völkerfrieden gebrauchte“. — Die Deputirten⸗ kammer wählte gestern Biancheri mit 236 Stimmen zum Präfidenten, 3 Stimmzettel waren unbeschrieben.
Spanien. In der Estegen Sitzung der Deputirten kammer if, wie „W. T. B.“ berichtet, der Minister⸗Präͤsident aggsta in die Debatte ein und warf den Republikanern vor, sie kündigten immer die bevorstehende Revolution an, er
. Meistern des Maurer⸗ und Steinmetzgewerks versetzt wurde.
empfehle ihnen patriotische Entsagung.
. ö Schweiz.
Der Nationalrath hat den Bundesrath beauftragt, die Verhandlungen bezũ 1 einer intern ß . lung der Arbeiterf
utz fragen wiederaufzunehmen.
Luxemburg.
In der Kammer brachte die Regierung eine Gesetzes⸗ vorlage ein über die Uebertragung der Konzefssion zum Bau der Linie ,, an die Prince⸗ Henri⸗ Bahngesellschaft. Die Tracepläne müssen 3 Monate nach der Genehmigung des Gesetzes, die definitiven Pläne 6 Monate nach Gutheißzung der Tracepläne ein— gebracht werden. Zwei Jahre nach der Bewilligung der Pläne muß die Bahn gebaut sein. Die Gesellschaft deponiert eine Kaution von 290 0690 Fri, die dem Staat verfällt, falls die Termine nicht eingehalten werden, unbeschadet des durch das Bedingungsheft vorgesehenen Verfalls. Die Vorlage wurde den Kommissionen Überwiesen.
Belgien.
In der gestrigen Sitzung der Repräsentantenkammer begründeten die sozialistischen Deputirten ihren Antrag auf Amnestierung der wegen politischer und Strike⸗ Vergehen Verurtheilten. Der Justiz-Minister Begerem ersuchte die Kammer im Namen der Regierung, den Antrag nicht in Erwägung zu ziehen.
Bulgarien.
Die Sobranje verhandelte gestern, wie die, Agence Balca— nique“ meldet, über die Wahl in Belas ling vom 11. Sep⸗ tember. Daselbst solle, wie behauptet werde, Dragan Zankow gewählt sein, doch sei in einem wegen der Wahl aufgenommenen Akte erklärt worden, daß die Wahl wegen Gewaltthätigkeiten, die gegen das Wahlbureau verübt worden seien, gar nicht statt⸗ gefunden habe. Bei der am 18. September wiederholten Wahl sei der spätere Minister Tontschew gewählt worden, der seitdem seine Entlassung genommen habe und niemals als Deputirter in der Sobranse erschienen sei. Die Debatte über die Wahl wurde seit Eröffnung der Sobranje mit Ungeduld erwartet, weil man sie als einen Prüfstein für die Solidität der Regierungs⸗ koalition ansah. Die Sobranje nahm mit großer Mehrheit den Antrag der Kommission an, die Wahlen vom 11. und 18. Sep⸗ tember zu annullieren. Großen Eindruck machte es, daß fast alle Zankowisten mit der Majorität gegen ihren Chef stimmten. In politischen Kreisen sieht man die Abstimmung als einen großen parlamentarischen Erfolg der Regierung an. Die Minister wohnten der Sitzung nicht bei.
Dänemark.
Im Landsthing wurde gestern, wie W. T. B.“ be—⸗ richtet, die Regierungsvorlage über die Emifsion der 3 pro— zentigen Staatsanleihe im Betrage von 25 Millionen Kronen und die Konversion der jetzigen 3 prozentigen Staats⸗Schuldverschreibun gen in 3 prozentige definitiv angenommen. — Die Folkething⸗Kommission für die Berathung der Regierungsvorlage über die Verm ehrung der Felkething-Wahlbezirke u gestern Abend ihren Be⸗ richt erstattet. Die aus Mitgliedern der Parteien der Rechten und der moderaten Linken bestehende Mehrheit der Kommission hat sich dahin geeinigt, die Vermehrung der Wahlbezirke von 102 auf 114 vorzuschlagen; von den neuen zwölf Bezirken sollen sechs auf Kopenhagen nebst Vorstädten, die anderen sechs auf die übrigen Landestheile entfallen; sieben sollen Stadtkreise, fünf sollen Landkreise sein.
Asien. Londoner Blätter melden, daß der Marschall Yama gata infolge von Ueberanstrengung schwer erkrankt sei und sich nach Japan habe zurückbegeben müssen. Als sein Nachfolger werde der General Nöoödza bezeichnet. Der Marine⸗-Kapifän Miura sei zum Gouverneur von Port Arthur ernannt worden.
Nach einer Meldung der „Times“ vom 4. Dezember aus Kobe hätten mehrere Tausend Tonghaks am 28. November die japanische Streitmacht bei Kong su in Südkoreg angegriffen, seien aber mit großen Verlusten zurück— geschlagen worden. Zwei ihrer Anführer seien getsdtet worden.
Afrika.
Nach einer Meldung des W. T. B.“ aus Tanger wären zwei von den Mördern des Deutschen Franz Neu⸗ mann gefangen genommen worden. Der eine von ihnen sei geständig, Neumann erschossen zu haben.
Dem „Reuter'schen Bureau“ wird aus Sansibar telegraphiert, daß, nach Privatbriefen aus Uganda von Ende September, Kabarega der König von Unyoro, das britische Fort Hoimg, zwölf Stunden von der Grenze Ugandas ent— fernt, angegriffen habe. Der Kommandeur des Forts Haupt⸗ mann Thru sst on habe den Angriff abgeschlagen. Viele von Kabarega's Leuten, darunter e. einige Häuptlinge, seien ge⸗ tödtet worden. ;
Einer Depesche der „Times“ aus Kapstadt zufolge sollten die portugiesischen Truppen an ber Del ag oa⸗ Bai gestern zur Sffensive übergehen.
Parlamentarische Nachrichten.
Die Geschäftsstelle des Reichstags befindet sich von morgen, 6. Dezember, ab im neuen Reichstags⸗ Gebäude am Königsplatz.
Entscheidungen des Ober⸗Verwaltungsgerichts.
Eine hölzerne Spalierwand ist nach einem Urtheil des Aber. Verwaltungsgerichts. IV. Senats, vom 30. Juni 1894, nicht als ein Holzbau im Sinne der Berliner Baupolizeiordnung vom 15. Januar 1887 zu erachten, und ihre Beseitigung kann von der Hol e behbtde nicht deshalb verlangt werden, weil sie dicht am dachbargrundstück aufgeführt ist und demzufolge nicht in der durch 57 der Baupolizeiordnung vorgeschriebenen Entfernung der Dol bauten von der Nachbargrenze sich hält. — Der Restaurateur Sch. in Berlin hatte auf seinem Grundstück, dicht an der Nachbargrenze, ein hölzernes Bauwerk, bestehend in festem Gitterwerk zwischen eingegrabenen Stlelen aufführen lassen, ohne hierfür die baupol izeiliche ö nachgesucht zu haben. Das Polizei Präsidium erachtete das aufgeführte
palier als einen Holzbau im Sinne des S7 der Baupolizelordnung und ordnete die Beseitigung des Spaliers an, weil es sich nicht 6 m von der Nachbargrenze entfernt hielt und auch die für Holzbauten zu—⸗ lässige Höhe üäberschritt. Sch. erhob Klage gegen den Poltzei-Praͤi⸗
streitigen Wand ein. Sachberständiger vernommen worden war, der sich zu Gunsten des Klägers geäußert hatte, setzte der Bezirksausschuß die Verfügung des Polizei⸗Präsidenten außer Kraft. Auf die Berufung des Polizei- Prasidenten bestätigte das Ober- Verwaltungsgericht die Vorentscheidung, indem es begründend ausführte: „Beklagter hat zur Begründung seiner Anordnung sich zunächst auf die Be— stimmung im § 7 Der genannten Verordnung berufen, wonach Schuppen, Buden und ähnliche, als eigentliche Gebäude nicht anzu⸗ sehende Baulichkeiten, wenn sie mit hölzernen Umfassungswänden ver⸗ sehen sind, eine Fronthöhe von 3 m nicht überschreiten und von Nachhargrenzen überall 8 i entfernt gehalten werden sollen. Daß ein Spalier, wie das hier streitige, zu solchen Baulichkeiten nicht gerechnet werden kann, unterliegt jedoch keinem Bedenken. Nun schreibt zwar der Abf. 4 des § 7 Lit. vor, daß auch die Errichtung von Schutzdächern und ähnlichen offenen Holzkonstruktionen über die ebei genannte Regel hinaus nur unter besonderen Bedingungen ge— stattet sein soll. Aber auch bei einer solchen Anlage ist etwas Anderes borauggesetzt als ein bloßer Zaun oder ein Spalier, der irgend eine Aehnlichkeit mit einem Schutzdach nicht aufzuweifen hat.“ (¶ V. S658.)
— Der Ministerial-⸗ Erlaß vom 26. August 1886, welcher für ein Schanklokal eine Bodenfläche bon 25 Am und eine Höhe von 26 am vorschreibt und die Errichtung von Schankstätten in der Nähe von Schulen untersagt, enthält, nach einem Urtheil des Sber⸗-Verwal—⸗ tungsgerichts, III. Senats, vom 5. Juli 189, keine schlechthin bindenden Bestim mungen. Die Ertheilung der Schankerlaubniß für Räume, welche jenen Bestimmungen nach Beschaffenheit und Lage nicht entsprechen, kann daher nicht als eine Verletzung des be stehenden Rechts im Sinne des 5 126 des Landes verwaltungs⸗ gesetzes gelten und kann demnach nicht vom Landrath, bezw. Vor⸗ sitzenden des Kreis⸗ oder Stadtausschusses im Verwaltungsstreitverfahren angefochten werden. (III, 520.)
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ = Maßregeln.
Spanien. Durch ministerielle Verfügung vom 28. v. M. ist gegen Herkünfte von Rio de Janeiro und San Pablo, welche nach dem 21. v. M. aus diesen Häfen abgegangen sind, eine dreitägige Beobachtung an⸗ geordnet worden. Türkei.
Zufolge Beschlusses des internationalen Gesundheitsraths in Kon— stantinopel ist die gegen Herkünfte des Golfs von Adalia zwischen Kap Chelidonia und Kay Anamur angeordnete fünftägige Quarantäne 3. . erhöht worden. (Vergl. ‚R.⸗Anz.“ Rr. 280 vom 28. v. M.) .
. Auch in der Woche vom 18. bis 24. November blieb der Gesund— heitsstand in Berlin ein günstiger und die Sterblichkeit eine niedrige, wenn auch eine etwas größere als in der vorhergegangenen Wo he, von je 1000 Einwohnern starben, aufs Jahr berechnet, 15, J. — Unter den Todesursachen zeigten sich akute Entzündungen der Athmungsorgane häufiger, doch blieb der Verlauf im allgemeinen ein milder. Auch Erkrankungen an Grippe, die in 2 Fällen zum Tode führten, wurden mehrfach beobachtet. — Akute Darm krank heit en zeigten sich gleichfalls etwas häufiger, doch war die Zahl der durch sie bedingten Sterbefälle nur wenig größer als in der Vorwoche. Die Theilnahme des Säuglingsalters an der Sterblichkeit war nur wenig gesteigert von je 10 006 Lebenden starben, aufs Jahr berechnet, 39 Säuglinge. — Von den Infektionskrankheiten kamen Erkrankungen an Masern und Scharlach in gesteigerter, an Diphtherie in etwas gegen die Vorwoche verminderter Zahl zur Anzeige; und zwar wurden Erkrankungen an Masern aus der Friedrichstadt und der Rosenthaler Vorstadt, an Scharlach aus der Schöneberger Vorstadt und dem Wedding, an Diphtherie aus der jensestigen Luifen. stadt, dem Stralauer Viertel, der Rosenthaler Vorstadt, aus Moabit und dem Wedding am häufigsten zur Meldung gebracht. Erkrankungen an Unterleibstyphus blieben in beschränkter Zahl; an Kindbettfieber wurden 3 Erkrankungen bekannt. Rosenarkige Ent⸗ zündungen des Zellgewebes der Haut wurden etwas weniger be— obachtet. Erkrankungen an Keuchhusten, die auch häufiger zum Tode führten, waren zahlreicher. Rheumatische Beschwerden aller Art zeigten im Vergleich zur Vorwoche keine wesentliche Veränderung in ihrem Vorkommen.
Sandel und Gewerbe.
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 4. d. M. geftellt 1 938, nicht recht zeitig gestellt keine Wagen. In Ober schlesien sind am 3. d. M. gestellt 5o37, nicht recht- zeitig gestellt keine Wagen.
— Vom Berliner Pfandbrief ⸗Institut sind bis zum 24. November d. J. 18 766 800 ½Æ 35 0½, 21 545 400 „S 4 os, 45 675 609 M 4 09, 9 706 500 MS. 5 (o, zusammen 95 694 300 , Pfandbriefe ausgegeben worden, wovon noch 16 656 00 M 3 o o, 13 044 600 S6 4 0ά⏑,, 13 485 000 Mι 48 0υί—, und 2330 100 0 H 0oso, zusammen 45 516 600 A Pfandbriefe von den Grundbesitzern zu ver⸗ zinsen sind. ; . Die Betriebseinnahmen der Ostpreußischen Südbahn im November 1894 betrugen nach vorläufiger Feststellung im Personen⸗ verkehr 62 342 1, im Güterverkehr 358 907 M6, an Grxtra— ordinarien 14 090 , zusammen 475 249 M, darunter auf der Strecke Fischhausen — Palmnicken 5084 A6, im November 1893 pro⸗ visorisch 388 734 M, mithin gegen den entsprechenden Monat des . mehr 86 515 de, im ganzen vom 1. Januar bis 30. November 1894 4390 185 66 (provisorische Einnahme aus russischem Verkehr. nach russischem Stil), gegen proviforisch 3 616 709 im Vorjahr, mithin gegen den entsprechenden Zeitraum des Vorjahres mehr 788 476 , gegen definitiv 3 804 465 i im Vorjahr, mithin mehr 594 720 410
— In Osnabrück fand gestern die Generalversammlung des Georgs⸗Marien⸗Bergwerks⸗ und Hütten⸗Vereins statt, in welcher durch 19 Aktionäre 2 658 500 M Aktienkapital mit 1768 Stimmen vertreten waren. Die Bilanz sowie die borgeschlagenen Abschreibungen und die Vertheilung einer vierprozentigen Dividende an die Vorzugsaktien wurden einstimmig genehmigt. Bie Versamm⸗ lung beschloß, die Zahl der Aufsichtsrathsmitglieder einstweilen auf sechs zu beschränken. Dem Geschäftsbericht des Hessisch⸗Rheinischen Bergbau⸗ Ver eins für 1893/94 entnehmen wir Folgendes: Der Abfatz an Briquettes war infolge größeren Angebots von Steinkohlen zu bi igen Preisen um eirca 76 000 Itr. niedriger als im Vorjahre. Eine große Ausgabe entstand durch den Erwerb eines Kompkeres von zu Bruch gegangener respektive zu Bruch zu bauender Aecker. Vierdurch wurden andererseits nennenswerthe Beträge für Minderwerihs⸗ und Fruchtentschädigungen erspart, die sich für das Vorjahr auf circa 21 000 ι beziffert hatten; unter Hinzurechnung von fonstigen Er— sparnissen im Betrieb stellt sich das Unkosten. Konto infolge 26 um 421.3690 ις niedriger. Der Debet⸗Saldo des Gewinn und Verluft⸗ Kontos hat sich um 39 790 * erhöht; die Abschreibungen sind aus dem Speßialreserve, resp. Erneuerungs⸗Fonds gedeckt. = Die „Rhein. Westf. Itg. berichtet vom rheinisch-⸗west⸗ fälischen Eisen⸗ und Stahlmar kt: Von einer Aenderun der Geschäftslage im , , . Industriebezirk kann na keiner Richtung die Rede sein. Der Mangel an Vertrauen dauer bei den Käufern an, und nur die Roheisenindustrie kann noch mit festen Preisen rechnen. Vie Nachfrage läßt allerdings auch hier sehr viel zu wünschen übrig, da die Walzwerke, überhaupt die
denten. Nachdem über die Beschaffenheit und Stand aftigkeit der
e,, leichfalls nur den nächstllegenden Bedarf deckt. n Eisenerzen ist seit dem letzten Bericht alles beim alten ge=
blieben. Siegerländer Erze gehen leidlich ab und be ten i 666 Luxemburg⸗Lothringer Minette zeigen, abgesehen 8 n reisschwankungen nach unten, unveränderte 6. Der A
von spanischen Erzen hat in letzter Zeit wieder nachgelassen, haben sich die Preise behauptet. Auf dem Rohei — anz vereinzelt die Nachfrage etwas lebhafter geworden; daß die Preise ich fest behaupten, ist bei der Haltung des Kohlenmarkts nicht zu. verwundern. Im Siegerlande war in den letzten Wochen der Absatz in Spiegeleisen lebhafter; die Mehrzahl der deutschen Abnehmer hat in der letzten Zeit ihren Bedarf an Spie . für das erste Vierteljahr 1895 gedeckt. In der letzten Woche konnten auch wieder für Stah keisen belangreiche Aufträge gebucht werden. — Auf dem Walzeisenmarkt ist das Hild nach wie vor unerfreulich, wenn auch vereinzelt das Bestreben hervortritt, sich zu den jetzigen Preisen zu decken, so hat dies doch auf die Gesammthaltung des Markts keinen Einfluß. In Stabeisen hat in der letzten Woche die Nachfrage eher ab. als zugenommen. Sowohl vom Inlande wie vom Auslande gingen kaum nennenswerthe Aufträge ein; dabei ist die Tendenz der Preise, die jetzt schon verlustbringend sind, eine weichende. Vorläufig reichen die Auf⸗ träge bei vielen Werken noch aus, um einen mäßigen Betrieb auf⸗ recht zu erhalten. Für die nächsten Monate ist wohl kaum eine Aenderung zu erwarten; dann wird sich hoffentlich durch den Frühjahrs⸗ bedarf und den Beginn der neuen Bauthaäͤtigkeit die Nachfrage ver⸗ mehren, und mit der besseren Beschäftigung werden auch lohnendere Preise erzielt werden. Für Formejsen, speziell in Trägern, ift der Absatz äußerst mäßig, und die Preise sind gedrückt. In Hand sisen sind die Werke ungleich beschäftigt, weshalb auch für sonftigen Bedarf immer noch Preiskonzessionen gewährt werden. Andererseits waltet bei den Verbrauchern und Händlern thasächlich das Bestreben vor, sich zu den jetzigen niedrigen Preisen auf möglichst lange Zeit hinaus zu decken. In Grobblechen ist alles beim alten . Die unlohnenden Preise bei schwacher Beschäftigung bilden Gegenstand allgemeiner Klage. In Feinblechen hat zwar vereinzelt die Rach⸗ frage etwas zugenommen, im allgemeinen ist jedoch der Markt noch recht still bei vorläufig unveränderten Preisen. Die Walzdrahtwer ke sind ungleich beschäftigt; doch selbst, wo mehr Aufträge vorhanden sind, klagt man über die unlohnenden Preise. Ueber Nie ten läßt sich noch nichts günstiges berichten; dieser Artikel ist schon seit längerer Zeit im Preise unter den Selbstkosten, und sogar zu den verlustbringenden Preisen finden sich nicht einmal Käufer. Die Maschin enfabriken und Konstruktionswerkstätten sind nur vereinzelt befriedigend be⸗ schästigt, ohne indessen bessere Preise erzielen zu können. Auch die Röhrengießereien fangen vereinzelt an, Klagen zu führen. In der Geschäftslage der Bahnwagenanstalten sind wesentliche Aenderungen nicht zu verzeichnen.
— Die ‚New-Jorker Hdls.-Itg. schreibt in ihrer letzten Nummer zur Geschäftslage: Die Geschäftswelt sammelt sich, dahin ungefähr resümiren sich die verschiedenen uns zugehenden Handels⸗ berichte. Der Konsum ist, noch immer ein beschränkter und es liegt noch kein Anlaß vor, die Ansicht zu ändern, daß es noch geraume Zeit währen wird, bis wir wieder in normale Verhältnisse eingelenkt sein werden. Indessen giebt sich überall eine hoffnungsfreudige Stimmung kund und man erwartet allerorten die Besserung für das nächste Frühjahr. — Weniger noch als vom Waarengeschäft läßt ich von der Börse sagen, die nachgerade alle Widerstandskraft der= loren hat und sich jeden Augenblick durch die plumpsten Manöver in die widersinnigsten Extreme schleudern läßt. Ein reller Umsatz findet nur auf dem Bondmarkte statt, doch auch mehr für Rechnung von Sparkassen und Trustgesellschaften, die ihre Ueberfülle von Geld in derartigen Werthen anlegen, die fast durchwegs unter ihrem inneren Werthe zu haben sind.
Königsberg, 4. Dezember. (W. T. B) Getreidemarkt. Weizen behauptet. Roggen steigend. do. pr. 2060 Pfd. Zollgewicht 109 — 110. Gerste behauptet. Hafer unverändert, loko pr. 2065 Pfo. Zoll⸗ gewicht 109,09. Weiße Erbsen pr. 2000 Pfd. Zollgewicht 108,00. Spiritus pr. 139 1 100 ½ο loko 30, pr. Frühjahr 313.
Danzig, 4. Dejember. (W. T. B.) Getreidemarkt. Weizen loko höher, Umsatz 250 t, do. inländ. hochbunt und weiß 132 — 136, do. inländ. hellbunt 129 — 131, do. Transit hochbunt und weiß 988 = 100. do. hellbunt 96 —= 98, do. Termin zu freiem Verkehr, per April⸗Mai 138,50, do. Transit per April⸗Mai 104 164,56, Re⸗= gulierungspreis zu freiem Verkehr 133.90. Roggen lokfo höher, do. inländ. 112, 06 do, russischer und polnischer zum Transit 72 - 76, 00, do. Termin pr. April⸗Mai 115,50 — 116, 00, do. Termin Transit pr. April Mai 81,59, do. Regulierungspreis zum freien Verkehr 112,00. Gerste große (660 709 8) 13-120. Gerste kleine (635 — 565 g) 56 == 109. Hafer inländischer 103 — 106.00. Erbsen inländische 118— 125. Spiritus loko kontingentiert 49,50, nicht kontingentiert 36 00.
Magde burg, 4 Dezember. (W. T. B.) Zuckerbericht. Kornzuger exkl., von 82 09 — —, neue 9.40 – 9,55. Rornzucker 2 38390 Rendement 8,0 9.00, neue 8, 95 — 9, 6), Nachyrodufte exkl. ö oso Rendement 5.009 — 700. Ruhig, stetig. Brotraffinade 1 2766. Brotraffinade I 21,75. Gem. Raffin. mit Faß 21,00 290. Bem. Melis 1 mit Faß 20,25. Ruhig. Rohzucker J. Produkt Transito f. a. B. Hamburg pr. Dezember N00 Gd., 9.07 Br., pr. Januar 9g, 10 bez., 173 Br., pr. März 9,325 Gd., g, 374 Br., pr. April⸗Mai 9, 45 Gd., 9,47 Br. Stetig.
Köln, 4 Dezember. (W. T. B.) Die gemeinsame Verkauft⸗ stelle für Qualitäts-Puddeleisen und Stahleifen theilt mit, daß sie vom 1. Januar kommenden Jahres ab denjenigen Kän= fern, die sich verpflichten, ihren ganzen Bedarf an Puddel⸗ und Stahl⸗ eisen ausschließlich von ihr zu beziehen, eine Vergütung auf die Syn= Rikatspreise gewähren wird. Diese beträgt, falls der Bedarf für ein Jahresviertel in einem Mal gedeckt wird, 1 , bei Käufen für kürzere Dauer dagegen 50 8 pro Tonne.
Leipzig, 4. Dezember. (W. T. B.) Kam mzug⸗ Termin handel. La Plata. Grundmuster B pr. Dejember 3825 , pr. Januar 2,825 e, pr. Februar 2825 M, vr. März 2.82 , pr. April 285 „6, vr. Mai 2.8376 AÆ. pr. Juni 2.92 A, pr. Fuli 2, gas. 4, pr. August 2.725 1, per September 295 t, per Otftober 2,95 MÆ.
Umsatz 20 000 Eg.
Bremen, 4. Dezember. (BW. T. B.) Börsen⸗Schlußbericht. Raffiniertes Petroleum. (Offizielle Notierung der Bremer Petroleum ⸗Börse. ) Stetig. Loko 5.25 Br. Baum wolle. Ruhig. Uyland middl. loko 295 3. Schmalz. Sehr fest. Wilcox 385 3, Armour shield 3746 , Cudahy 385 , Fairbanks 30 3. Speck. Sehr fest. Short clear middl. loko —, Dezbr.Jan.⸗Abladung — — Wolle. Umfatz 124 Ballen. Taba. Umfatz 440 Seronen Carmen, 22 Faß Kentucky.
Wien, 4. Dezember. (W. T. B.) Die außerordentliche Generalversammlung der Alpine Mont an- Gesellschaft be⸗ schloß, das seiner Zeit durch 300 900 Aktien gebildete Grundkapital von 30 Millionen Gulden durch Ausgabe weiterer 75 000 Aktien auf 376 Millionen Gulden zu erhöhen.
Ausweis der zsterreichisch⸗ungarischen Staatsbahn (österreichisches Netz) für den Monat November 3 497 853 FJ., Mehr⸗ hu gegen den entsprechenden Zeitraum des vorigen Jahres
Die Brutto ⸗ Ginnahmen der Orientbahnen betrugen in der 44 Woche (vom 29. Oktober bis 4. November 1893) 309 943.21 Fr., Zunahme gegen das Vorjahr 5454,88 Fr. Seit Beginn des Betriebsjahres (vom 1. Januar bis 4. November 1894 betrugen die Brutto. Einnahmen 9 203 412,94 Fr., Abnahme gegen das Vorjahr 1313 863,54 Fr.
London, 4. Dezember. (W. T. B. Wellauktion. Preise unverändert, feine Wolle fest und begehrt, ordinäre unregelmäßig.
An der Küste ? Wetzenladungen angeboten. ; 96 0½ Japazucker loto 121 6 Rüben ⸗Rohzucker loko 9 fest. — Chile⸗Kupfer 391, pr. 3 Monat 403.
Manchester, 4. Dezember. (W. T. B.) 12r Water Taylor 45, 30r Water Taylor 6, 20r Water Leigh 5, 30 r Water ., 6
32r Mock Brooke hy, 40r Mayoll 6t, 40r Medio Wilkinson 7, 32r Warpeops Lees 55, 36 r Warpcops Rowland 63, 36 r Warpeops