1894 / 292 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 12 Dec 1894 18:00:01 GMT) scan diff

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eite Konzert von L

von Bungert.

Stimme der beliebten Sängerin ist stet, mit zarter, Hief empfindender ies gilt besonders von den Volksliedern Hatt s nimmer ae, , Werbung und Die Scheuerfrau am Christ⸗ elchem die Begleitung ein bekanntes Weihnacht lied

pielt, während die Sängerin eine eigene geschickt damit ver⸗ bundene Melodie vorträgt. Letzteres, sowie einige der folgenden Lieder

Autzdrucksweise vereinigt. abend, in w

wurden auf Verlangen wiederholt.

sagten die heiteren und idyllischen Gesänge vorzugsweise zu, während

fin , helf ausprãgt, wie „Es ging ein Soldat zum Exerzieren weniger gelangen. Sämmt⸗ die der Komponist selbst begleitete, wurden mit lebhafte—⸗

Lieder, in denen sich energische, rhythmifche Be

liche Lieder stem Beifall aufgenommen.

Am Sonnabend gah der Pianist Herr Wladimir von Pach⸗ mann im Saal Bechstein einen Klavier⸗-Abend, den er allein aus—

einer so feinsinnigen und poesievollen Ausdrucksweise zu Gehör,

jarter, gesangreicher Anschlag, sein die perlende Klarheit der Passagen, selbft

Tempobewegung, die Vermeidung des Pedalgebrauchs sind Vorzüge seines Spiels, die ihn über die meisten seiner Kunstgenossen erheben. Niemals trachtete er danach, mit rauschenden Bravoureffekten das Klavier orchestral zu behandeln, sondern stets wahrt er die Grazie, die dem Instrument speziell zu eigen ist. Es scheint, daß der Künstler, Gofel begeben hatte. der vor mehreren Jahren hier bereits in der Sing Akademie konzertierte, seit angelegt: unmittelbar am Bahnhof dieser Zeit sich noch mehr vervollkommnet hat. Dies war nicht nur im Vortrag der Songte Fhopin's. (mit dem Trauermarsch) und in kleineren beliebten Stücken, von denen er die Ges-dur-Etüde mit haufe einer nie dagewesenen Schnelligkeit des Tempos spielte, sondern auch . 3 in den Beethoven'schen Variationen zu erkennen, mit denen Zander einen Abschiedsgottesdienst abgehalten hatte. Dann hatte sich er den Abend eroͤffnete und denen er bekannte Stücke

von Schumann und Mendelssohn folgen

der unermüdliche Künstler einige von diesen Kön wiederholt hatte, trug er zum Schluß noch Lisßzt's schwierige Glocken der Kirche feierliches Geläut. Die Ballade Nr. 2 und zwei kleinere Stücke desfelben Meisterg wurde von Fräulein Zander, der vor, denen er nach mehrmaligem Hervorruf den F-dur Waljer von Chopin hinzufügte. Sein zwelter Klavierabend, der auf den 13. De⸗ r 54 : ; zember angesetzt ist, wird gewiß nach dem Erfolge des ersten eine noch duftige Blumen entgegen. Als geistlicher Qberhirte begrüßte sodann

—⸗ General⸗ Superintendent D. Dryander die Vertreterin Ihrer Majestät mit kurzer Ansprache, der Geheime Ober⸗Baurath Adler überreichte

zahlreichere Theilnahme zu erwarten haben.

Beschluß des Abends machte Wagner's Vorspiel zu ngern von Nürnberg“, das gleich den vorausgegangenen in Bdur und Orc werken von der Kapelle unter der energischen Leitung feines auegezeichneten Dirigenten 4. lobenswerth ausgeführt wi

z f lIlian Saun derson, welches geftern im Saal der Sing ⸗Akademie stattfand, war gleich dem 'ersten außerordentlich zahlreich befucht und brachte wiederum nur Gesänge Die zwar nicht kräftige, aber sehr wohlklingende ferner von Chopin:

rt wurde.

bezauberndes Piano,

gramm bringt m.

raths, Wirklichen Geheimen

ughardt's neueg Streichquintett. Der Umtausch der Abonnemente karten für den 2. Cyelus kann bis einschließlich Sonn⸗ abend. 22. d. M., Abends 6 Uhr, bei Bote u. B Wladimir von Pachmann wird in seinem zweiten Klavierabend an demselben Tage (Saal Bechste in) Weber g zweite große Sonate, Brahms' Capriccio op. 116, Werke von Schumann und Lifzt, allade G-moll, Noeturne op. 37, II, Im⸗ promptu op. 36, zwei Pröludes aus op. 28, Berceuse op. 57 und Valses op. 64 und 62 zu Gehör bringen.

Am Freitag, 14. d. M. findet Königliche Parforce⸗ Dem Naturell der Künstlerin Jagd statt. Stelldichein: Mittags 1 Uhr Jagdschloß Grune wählte Thema wald, Uhr am Saugarten.

Mannigfaltiges.

Die unter dem Proteltorat Ihrer Mgjestät der Kaiserin stelle : r und Königin von dem Geheimen Ober⸗Baurath Professor Der Eintrittspreis beträgt 50 3. Adler erhaute St. Jacobi⸗-Kirche in Luckenwalde ist heute füllte und zwar mit dem Vortrag klassischer und neuerer Klavier⸗ durch den General⸗ Superintendenten D. Dryander feierlich ge⸗ stücke. Unter letzteren brachte er besonders die Werke Chopinis in weiht worden. Ein Kaiferlicher Sonderzug stand auf dem Anhalter Bahnhof bereit, um die Vertreterin Ihrer Majestät der Kaiserin, Ihre daß ihm enthusiastischer Beifall dafür zu theil wurde. Sein Königliche Hoheit die Prinzeffin Friedrich Leopold mit Ge⸗ folge nach Luckenwalde zu führen, wohin, sich auch der Minister der in schnellster geistlichen z. Angelegenheiten Pr. Bosse mit dem Geheimen Regierungk⸗ Rath Steinhausen, dem Präsidenten des Evangelischen Ober⸗Kirchen⸗ Rath D. Br. Barkhausen, dem

eine mächtige Ehrenpforte errichtet, und Tannenbäume, Flaggen und Teppiche hatten Verwendung gefunden, um bis zum neuen Gottes⸗

schon vorher in der alten Kirche versammelt, wo Superintendent die ganze Gemeinde in langem Zuge mit dem Kirchengeräth u. s. w.

ließ. Nachdem nach dem St. Jakobikirchplatz zum Empfang der Ehrengäste begeben. auf Wunsch Beim Herannahen Ihrer Königlichen Hoheit begannen die

mit einem poetischen Gruß empfangen und nahm aus deren Hand sowie von Fräulein Otto, der Tochter des Stadtverordneten ˖ Vorstehers,

erfolgen.

rtis uartett in Ks-dur, Brahms Sextett gezeichnet. Nach der Predigt sang die Gemeinde

. ; ö 56 und Posaunenbegleitung den Choralvers „Mit unfrer . ift nichts gethan-, worauf Diakonus Voigt Gebet und Segen sprach Mit dem Choral Großer Gott, wir loben Dich, sowie Orgelspiej und Geläut per Glocken schloß die Feier. Die Prinzessin verweilt noch einige Zeit im Kreise der Vertreter der Biärgerschaft und der Gemeinde und kehrte sodann im Sonderzug nach 2 Uhr fand in Luckenwalde ein Festmahl siatt, dem der Kammerherr Graf Keller im Allerhöchsten Auftrage beiwohnte.

Im großen Saale des Christlichen Vereins junger Mãnner,

Jagd. Wilhelmstraße 84, wird am Freitag, Abends 7 Uhr, zum Besten

der Kasse des Vereins, Dienst an Arbeits losen' ein Vor.

tragsabend für Damen und Herren veranstaltet. Das dafür ge⸗

»Die Arbeitlosigkeit und die Gesellschaft=

soll in drei Abtheilungen behandelt werden, und zwar werden sprechen

Geheimer Regierungs-Rath Professor Dr. Adolf Wagner über? Pie Schuld der Gesellschaft“, Geheimer Regierungs⸗Rath a. D. C. D

Massow⸗Potsdam über: „Die f

Schriftsteller Constantin Liebich über: „Die Pflicht der Gesellschaft“

Berlin zurück. Um

Hefah rh ifa eie Ge scischt ft! n)

Königsberg i. Pr. An der hier für nächstes Jahr vor— bereiteten Nord⸗Ostdeutschen Gewerbe ⸗Ausstellung dürften sich, nach den bisherigen Anmeldungen zu schließen, weit über 1000 Aussteller betheiligen. Einige von diesen haben bis 1000 qm Grundfläche belegt. Aeußerst vielseitig sind die Möbelbranche und der Wagenbau verteten. Eine besondere Förderung sollen die Interessen der kleineren Handwerker und Gewerbetreibenden erfahren. Da diefe sich aber erst allmählich zu einer Betheiligung entschließen können, fo Konsistorigl⸗Präsidenten Schmidt, dem Regierungs- Präsidenten ist der Schlußtermin für die Anmeldungen nunmehr nochmals, und

Grafen Hue de Grais, sowie dem Landrath, Kammerherrn von zwar endgültig, bis zum 15. Fanuar 1895 verlängert worden. Be—

Luckenwalde hatte reichen Festschmuck dingungen und Anmeldeformulare versendet das Bureau der Aus. hatte die Gasanstalt stellung, Königsberg i. Pr., Bergplatz 15.

Posen. Die Kanalisation des Wildabachegs ist in den eine via triumphalis herzustellen. Die Gemeinde war letzten Monaten zu Ende geführt worden. Durch diese Arbeiten, zu denen auch der Militärfiskus einen erheblichen Beitrag geleistet hat, ist den schweren sanitären Uebelständen der Stadtgemeinde Posen und der umliegenden Vororte abgeholfen.

Rom, 11. Dezember. Bei Spingzzola in Apulien er— Prinzessin eignete sich, dem W. T. B.“ zufolge, gestern ein schweres Eisen—

Tochter des Superintendenten, bah nunglück. Die Brücke über den Ofanto zwischen Venosa und

Im Königlichen Opernhause wird morgen hanf und der Prinzessin den goldenen Schlüssel, den Höchstdieselbe dem General, beamte.

Gretel! (Peter: Herr Betz, Gretel: Fräulein Dietri

Derr Kro dirigieren. Am Sylvesterabend gelangt Otto

weise neu

bereitung.

Im Königlichen Schauspielhause geht morgen das Lust⸗— ür Sonntag ist eine Wiederholung der Gustav Adolf⸗Feier (Prolog von Emkl Taubert

spiel ‚Wie die Alten sungen' in Scene.

Nicolai's Oper Die lustigen Weiber von Windsor“, neu einstudiert und theil⸗

. unter Kapellmeister Weingartneris Leitung zur Auf— führung. Für Januar ist Gluck's „Iphigenie in Tauris“ in Vor—

Hänsel: Superintendenten übergab, welcher durch den Superintendenten Zander Fräulein Krainz) gegeben. Hierauf folgt Ferdinand Hummels die Kirchenthür , . ließ. Während des Einzugs der Mara! . Herr Sylva, Marg: Frau Pierson, Djul:; Gemeinde spielte das t 1

op). Die Kapellmeister Sucher und, Dr. Muck ments die Beethoven'sche Hymne »Die Himmel, rühmen des Fwigen Ehre“ und den Chor Siehe, wir preisen selig, die erduldet haben aus dem Oratorium „Paulus“ von Mendelssohn⸗Bartholdy. Dann fiel der durch 80 Sänger und Sängerinnen verstärkte Kirchen⸗ chor der Gemeinde mit dem 160. Psalm Jauchzet dem Herrn alle Welt“ ein. Während dessen trat der General⸗Superintendent D. Dryander vor den Altar, hinter dem das herrliche Fenster leuchtete, das die Gemeinde der Huld der Kaiserin berdankt und das als ein Kunstwerk vollendetster Art aus den Ateliers des Königlichen Instituts für

usikkorps des Garde Füsilier⸗Regi⸗

Rapolla, welche ven dem angeschwollenen Fluß unterwühlt war, stürzte in einer Länge von zwanzig sammen, als ein von Spinazzola kommender Personenzug hinüberfuhr. Die Maschine, der Tender und die meisten Wagen .

Acht Personen wurden schwer verwundet, darunter sechs Eisenbahn—

etern in dem Augenblick zu⸗

ürzten hinab.

Seine Weiherede knüpfte an

Wie verlautet, hat die Regierung einen Gesetzentwurf

Nach Schluß der Redaktion eingegangene

Depeschen.

Budapest, 12. Dezember. (W. T. B.) Das Unter— haus nahm den Gesetzentwurf über die provisorische Regelung der Handelsbeziehungen mit Spanien ohne Debatte an.

Paris, 12. Dezember. (W. T. B.) Der Präͤsident der Deputirtenkammer Burdeau ist heute früh 8 Uhr gestorben.

mit lebenden Bildern) angesetzt. Hierauf wird zum ersten Mal Adolf Glasmalerei k ist.

Wilbrandt's Schauspiel ‚Der Königsbote“ gegeben. .

Im Neuen Theater giebt am Sonntag Nachmittag der Verein für Volksunterhaltung eine Vorstellung, in der auf aus—⸗ gesprochenen Wunsch Lublineris Lustspiel Das neue Stück“ zur Auf⸗ führung gelangt.

Der letzte Abend des 1. Cyelus der Joachim-Quartett⸗ Soirsen, in welchem die Herren Moser (II. Viola) und Schratten⸗ holz (Cello) mitwirken, findet morgen, Donnerstag, statt. Das Pro⸗

das von Ihrer Majestät in die Altarbibel geschriebene Wort aus Matth. 28. 20 an: Siehe, ich bin bei Euch alle Tage, bis an der Welt Ende“. Nach der Weihe spielte die Orgel den Choral, Allein Gott in der Höh' sei Ehr''. Die Liturgie hielt der Archidiakonus Ebert, die Festpredigt Superintendent Zander als Oberpfarrer der Gemeinde über Joh. 8, 51: So Jemand mein Wort wird halten, der wird den Tod nicht sehen ewiglich! Auch dieses Wort hat die Kaiserin in die von Allerhöchstderselben geschenkte Kanzelbibel ein—⸗

*.

vorbereitet, nach welchem der Familie des ohne Hinterlassung eines Vermögens verstorbenen Präsidenten der Deputirten— kammer Burdeau eine Jahrespension von 10000 Fr. ausge— zahlt werden soll.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)

t vom 12. Dezember, r Morgens.

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Wind. Wetter.

Stationen.

red. in Millim. Temperatur in 0 Cel

06.

Bar. auf 0 Gr. 5

u. d. Meeressp.

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Belmullet .. 3 bedeckt Aberdeen. halb bed. FChristian sund bedeckt Kopenhagen. 3 Nebel Stockholm 2 bedeckt

. ; bedeckt t. Petersbg.

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bedeckt Moskau -=. 1 bedeckt

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s . Reif. Reif. ) Rauhfrost. ) Reif. 3) Reif. ) Reif.

Uebersicht der Witterung.

Die , hat sich seit gestern wenig ver⸗ ändert, ein Gebiet mit hohem und gleichmäßig ver⸗ theiltem Luftdrucke liegt über dem europäischen Fest⸗ lande, gegenüber einem umfangreichen Depressiong. ebiete im hohen Nordwesten. Bei schwacher meist e ll e bis südöstlicher Luftbewegung ist das Wetter in Deutschland kalt, theils heiter, theils neblig, ohne meßbare ,, . Ganz ,,, hat Frost⸗ wetter, nur auf Sylt und Helgoland sowie zu Memel liegt die Temperatur noch über dem Gefrier⸗ punkt. Kaiserslautern meldet 7, München und Chemnitz 8 Grad unter Null. Deutsche Seewarte.

*

Theater⸗Anzeigen.

Königliche Schauspiele. Donnerstag: Opern- haus. 265. Vorstellung. Hänsel und Gretel. Märchenspiel in 3 Bildern von Engelbert Sumper⸗ dinck. Text von Adelheid Wette. In Scene gesetzt vom Ober ⸗Regisseur Tetzlaff. Dekorative Ein⸗ richtung vom Ober⸗Inspektor Brandt. Dirigent: Kapellmeister Sucher. Marg. Oper in [ Akt von Ferdinand Hummel. Text von Axel Delmar. In Scene gesetzt vom Ober ⸗Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapelkmeister Dr. Muck. An— fang 75 Uhr.

Schauspielhaus. 277. Vorstellung. Wie die Alten sungen. Lustspiel in 4 Aufzügen von Karl Nie— mann. In Scene gesetzt vom Bber⸗Regisseur Max Grube. Anfang 3 Uhr. .

Freitag: Opernhaus. Keine Vorstellung.

. Symphonie⸗Abend der Königlichen Kapelle. (Beethoven ⸗Abend.) Dirigent: Herr Felix Wein⸗ gartner, Anfang 795 Uhr.

Mitta

Schau

Anfang 75 Uhr.

Freitag (14. Abonnements⸗Vorstellung): Blau. Cyyrienne.

Sonnabend: Hamlet.

gGerliner Theater. Donnerstag: Heim⸗ gefunden. Anfang 76 Uhr. Freitag (15. Abonnements. Vorstellung): Heim⸗

gefunden. Sonnabend: Madame Saus · Gue.

Lessmng · Theater. Donnerstag: Zwei Wappen. Anfang 75 Uhr.

Freitag: Zwei Wappen.

Sonnabend: Erster Duse⸗Abend. Die Camelien⸗Dame.

Residenz Theater. Blumenstraße Nr. 9. Direttion: Sigmund Lautenburg. Donnerstag: Zum 39. Male: . Unterprãfekt. Schwank in 3 Akten von Leon Gaudillot. Deutsch von Max Schönau. Vorher: Billa Vielliebchen. Tust⸗ ich ö in 1 Akt von Benno Jacobson. Anfang

. Freitag und folgende Tage: Der Unterpräfekt. Villa Vielliebchen.

NAenes Theater. Schiffbauerdamm 4a / 6.

Donnerstag: Figaros Hochzeit. Lustspiel in 5 Akten von Beaumarchaig. Neu ü eig und bearbeitet r.

von Ludwig Fulda. Anfang 71

Freitag: Komödianten!

Sonnabend und Sonntag: Andrea.

Sonntag, Nachmittag: Volksthümliche Vorstellung . ö für Volksunterhaltung: Das nene

tũck.

Friedrith· Wilhelmstädtisches Theater. Chausseestraße 25/26.

Donnerstag: Neu einstudiert: Pariser Leben. Komische Operette in 4 Akten nach dem Französischen des Meilhae und Halévy von Carl Treumann. Musik von Jagues Offenbach. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Herrn Binder. Dirigent: Herr Kapellmeister Ferron. Ermäßigte Preise der Plätze. Anfang 78 Uhr.

Sonnabend, den 22. Dezember: Zum ersten Male im Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theater: Mit durch aus neuer glänzender Ausstattung: Orpheus in der Unterwelt. Große Ausstattungsoperette. Musik von Jaques Offenbach.

Theater Unter den Linden. Behrenstr. bb / v7. Direktion: Julius Fritzsche. Donnerstag: Der luftige Krieg. Operette in 3 Akten von F. Zell und Rich. Gene. Musik von Johann Strauß. Regie: Herr Unger. Dirigent: Herr Kapellmeister Federmann. n,, Tanz · Divertissement. Arrangiert vom Balletmeister Herrn Louis Gundlach. Anfang 75 Uhr.

Sonntag, den 23. Dezember: Zum ersten Male im Theater Unter den Linden: Boccaccio. Operette in 3 Akten. Musik von Franz von Supps.

Zentral - Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30 Direktion: Richard nn, Donnerstag: Emil Thomas a. G. Anna Bäckers. Josefine Dora. Zum 105. Male: O, diese Berliner! Große

ofse mit Gesang und Tanz in 6 Bildern (nach

ingre'g * durch Berlin)) von Julius . Musik von Julius Einödshofer. Anfang E., Freitag: O, diese Berliner!

Adolph Ernst · Theater. Donnerstag: Letzte Woche. Charley's Tante. Schwank in 3 Akten von Brandon Thomas. Vorher: Die ewige Braut. Liederspiel mit Tanz in 1 Akt von W. Mannstädt und J. Kren. In Scene gesetzt von Ad. Ernst. Anfang 77 Uhr.

rt. Dieselbe Vorstellung.

n Vorbereitung: Ein fideles Corps. Große Gesangöposse, mit Tanz. Nach dem englischen A Gaiety Girl frei bearbeitet von Eduard Jacobfon und Jean Kren.

Konzerte. Konzert Jans. Donnerstag: Karl Meyder⸗

Konzert. Ouv. Maximilian Robespierre“, Litolff.

uv. Krondiamanten„, Auber. „Die Schlittschuh⸗ läufer . Walzer v. Waldteufel. Polonaife H-du f. Violine v. Wieniawski (Herr Carnier. Sing vögelchen a. d. Thüringer Wald“ f. Piston v. Hoch

on rn,

Sing · Akademie. Donnerstag, Anfang 7! Uhr: EV. Qunartett⸗ Abend von Joachim, Kruse, Wirth, Hausmann.

Sanl Bechstein. Linkstraße 42. Donnerstag,

Anfang 8 Uhr: LI. Klavier ⸗Abend von Wladimir v. Pachmann.

Dirkus Renz (Karlstraße). Donnerstag: Fünfte

, . Wettstreit der hervorragendsten Künstler u. Künstlerinnen, jede Nummer doppelt besetzt, u. a. Grande Quadrille de la haute équitation, ger. v. 6 Damen u. 6 Herren; d. ostpr. Hengst Edinburgh, vorgef. v. . R. Renz; Doppelvoltige v. Herren Fassio u. ustav; Doppel⸗Jonglerin v. Miß Agnes u. Mr. Alfred; R. phänem. Hand⸗Cquilibrist Mr. Jules Keller; Major Burk in seinen militär. Original⸗ Excerzitien ꝛc. Zum 86 Li Ni En. Sen- sationelle Tänze, neue Musikeinlagen. Anfang 75 Uhr. Freitag: Zum 50. Male: Ei Ni En.

l / ä///// /// /// Familien⸗ Nachrichten.

Verlobt: Frl. Doris Roederer mit Hrn. Ober⸗ Amtmann und Prem. ⸗Lieut. a. D. Hildebert von Unwerth (Niesky -= Schmiegrode). Frl. Else Marx mit Hrn. Pastor Heinrich Gembuß (Herm dorf, Bez. Breslau Ndr.Salzbrunn).

Verehelicht: Hr. Wolfgang Frhr. von der Goltz mit Frl. Gertrud Heinß (Berlin).

Ggboren: Ein Sohn; Hrn. Carmesin (Pfarrhaus Lupow). Eine Tochter: Hrn. Regierungk—⸗ Assessor Dr. Jentges (Düsseldorfs. Hrn. Frhrn. von der Horst (Königsberg) Hrn. H. von Bülow (Rodenwalde). 4. Pfarrer Carl Har⸗ hausen (Krosno). .

Gestorben: Hr. Reichsgerichts. Rath Dr. Gilmer (Leipzig) Fr. Auguste von Münchhausen, geb. von Wolff (Wiesbaden). Verw. Fr. Auguste

von der Osten, geb. von Krause (Berlin).

Verantwortlicher Redakteur: J. V.: Siemen roth in Berlin. Verlag der Expedition (Scholz in Berlin.

Drug der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagt⸗ Anftalt, Berlin 8Ww., Wilhel mstraße Nr. 32.

Sieben Beilagen leinschließlich Börsen⸗ Beilage).

Er ste Beilage

zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlic Preußischen Staats⸗Anzeiger.

ue M 292.

Berlin, Mittwoch, den 12. Dezember

Deutscher Reichstag.

5. Sitzung vom Dienstag, 11. Dezember, 121, Uhr.

Ueber den Beginn der Sitzung ist bereits in der Nummer vom Dienstag berichtet worden. Die von dem Reichs⸗ kanzler vor Eintritt in die Tagesordnung gehaltene Rede hat folgenden Wortlaut:

Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe:

Meine Herren! Wenn ich heute bei der ersten Berathung des Etats das Wort ergreife, so geschieht es, um Ihnen meine Ansichten über einige der wichtigsten Fragen, die den Gegenstand Ihrer Berathungen in der gegenwärtigen Session bilden werden, darzulegen.

Ich will Ihnen kein Programm entwickeln. Ein solches würde nur dann am Platze sein, wenn mein Eintritt in die Geschäfte mit einem sogenannten Systemwechsel verbunden gewesen wäre. Das ist nicht der Fall und konnte um so weniger der Fall sein, als die meisten Gesetzentwürfe, die Ihnen vorgelegt werden, schon zur Zeit meines Herrn Amtsvorgängers beschlossen oder vor⸗ bereitet waren. Damit will ich nicht sagen, daß ich in allen Punkten die Wege meines Vorgängers gehen werde. (Bravo! rechts.) Aber das muß ich hervorheben, daß ich die vollendeten Thatsachen zu respektieren habe, und daß ich die vertragsmäßig eingegangenen Ver⸗ pflichtungen loyal ausführen werde.

Ich berühre nun zunächst die Finanzfrage. Der Etat wird von sachkundiger Seite durch den Herrn Staatssekretär des Schatz. amts erläutert werden. Ich kann mich daher für jetzt darauf be⸗ schränken, auf einen Punkt, der mir im Interesse des Reichs der wichtigste scheint, hinzuweisen. Es ist das Verhältniß des Reichs zu den Einzelstaaten in finanzieller Beziehung. (Sehr richtig! rechts.) Eine Abhilfe scheint mir hier dringend geboten. (Sehr wahr! rechts.)

In der That bietet auch der vorliegende Abschluß des Etats⸗ entwurfs noch das Bild des Zufalls, wie es sich für die leistungs⸗ verpflichteten Bundesstaaten alljährlich aus dem Verhältniß der Matrikularbeiträge zu den Ueberweisungen ergiebt.

Die Beibehaltung dieser in der Verfassung als ein vorüber gehender Nothbehelf gedachten Einrichtung birgt sowohl für die innere politische Festigkeit des Reichs wie für die haushälterische Ordnung der Bundesstaaten die schwersten Gefahren in sich. Das Reich hat zwar ein Defizit nicht zu fürchten, weil es in der Lage ist, für seine steigenden, durch eigene Einnahmen nicht gedeckten Be⸗ dürfnisse stets die Steuerkraft der Einzelstaaten in Anspruch zu nehmen. Diese finanzielle Haftbarkeit der Einzelstaaten erscheint aber geeignet, im Reich das Gefühl der Verantwortlichkeit für die Beschaffung von Deckungsmitteln zu mindern und läßt eine formale Grenze, wie solche im Einzelstaat gegenüber den wachfenden Forderungen der Ressorts gegeben ist, vermissen. Noch schwerer wie die Höhe der Leistung drückt die in dem schwan— kenden Verhältnisse zwischen Ueberweisungen und Matrikular⸗ beiträgen liegende Unsicherheit auf die Finanzpolitik der einzelnen Bundesstaaten, welche trotz aller Pläne und Vorauctsichten von der wechselnden Gestaltung der Reichsfinanzen abhängt. Eine Finanzreform, welche dieses bedenkliche finanzielle Abhängigkeits⸗ verhältniß beseitigt, ohne die föderative Interessengemeinschaft zu lockern, ist für das Reich eine politische, für die Bundesstaaten eine staatswirthschaftliche Nothwendigkeit. (Sehr wahr! rechts.) Es muß hiernach daran festgehalten werden, jenes Ziel auf der allgemeinen Grundlage des vorjährigen Entwurfs, wenn auch in wesentlich beschränktem Umfange, zu erreichen.

Im Zusammenhang mit der Gestaltung unserer Finanzen steht die Kolonialfrage. j

Als jüngste Macht ist das Deutsche Reich in eine Kolonial politik eingetreten. Die Beweggründe, welche das Reich dazu geführt . sind wirthschaftlicher, nationaler und religiöser Natur.

Schon vor der Begründung des Reichs haben einsichtige Männer darauf hingewiesen, daß Deutschland, um sich den Wettbewerb auf dem Weltmarkt zu sichern und damit auch seine internationale Machtstellung iu bewahren, darauf bedacht sein müsse, sich neue und unabhängige überseeische Absatzgebiete zu schaffen und den überschießenden Kräften der Heimath, statt sie sich zu entfremden, einen neuen Raum zur Ent⸗ faltung zu gewähren. Die bisherige Entwickelung in dem kurzen Zeitraum von 10 Jahren hat bewiesen und die dem Reichstag vorgelegten Denkschriften legten davon Zeugniß ab —, daß diese Auf— fassung zutrifft. Der Handel in unseren Kolonien nimmt, wenn auch nur allmählich, zu; die Plantagen, wenn auch unter schwerer Arbeit und Opfern, gewinnen an Ausdehnung, und große Gebiete sind geeignet, deutschen Auswanderern eine Existenz zu gewähren. (Sehr richtig! rechts.)

Die koloniale Bewegung ist aber auch eine nationale. Sie ist dem erstarkten Nationalgefühl entsprungen, welches nach Gründung des Reichs ein Feld der Thätigkeit für das gekräftigte nationale Empfinden sucht; sie ist eine werthvolle Stärkung des Einheitsgedankens, und keine Regierung wird dieses neue und feste, die einzelnen Stämme der Nation und die verschiedenen Schichten der Bevölkerung um⸗ e he Band entbehren können und wollen. (Bravo! von mehreren

eiten.)

Die deutsche Kolonialpolitik hat aber auch eine ideale und religiöse Grundlage. Es wäre eine Minderung des deutschen Namens in der Welt, wenn nicht auch das deutsche Volk theilnehmen wollte an der Kulturmission, welche die letzten Greuel der Sklaverei beseitigt und das Licht des Christenthums in den dunklen Welttheil hineinträgt. (Bravo h

Diese verschiedenen Beweggründe traten zu Anfang vereinzelt auf; sie treffen mehr und mehr zusammen, und die verbündeten segierungen sind entschlossen, jede dieser Richtungen gleichmäßig zu fördern. (HGravoh

Die Aufrechthaltung unseres Kolonialbesitzes ist ein Gebot

unserer nationalen Ehre und ein Zeichen unseres nationalen An⸗

sehens. Wir werden ibn zu vertheidigen wissen— (ELebhaftes Bravo.) Wir werden ihn aber so gestalten müssen, daß er wirthschaftliche Selbständigkeit erlangt, von den Nachbargebieten nicht überflügelt wird, und daß die Zukunft der deutschen Kolonialpolitik nicht beeinträchtigt wird. (Bravo! auf allen Seiten.) Zur Erlangung dieses Zieles bedarf die Regierung der Unterstützung aller Kräfte der Nation. Sie wird am wenigsten auf die Unter- stützung der christlichen Missionsgesellschaften verzichten (Bravo! rechts und in der Mitte), ohne deren opferfreudige und segens⸗ reiche Thätigkeit das gesammte Kolonialwerk in Frage gestellt wäre. Die Regierung wird ihrerseits die Missionen auf alle Weise fördern und ihnen die volle Freiheit in der Ausübung ihres Berufs in allen Schutzgebieten gestatten. (Bravo Wie dies bereits schon einmal an dieser Stelle hervorgehoben worden ist, wird die durch die Congoakte gewährte Kultusfreiheit auch in denjenigen Gebieten beobachtet werden, auf welche sie formell keine Anwendung findet. (Bravo) Bei Beobachtung dieser Grundsätze hoffen die verbündeten Regierungen, die thätigen Anhänger der Kolonialpolitik zu neuem Eifer zu ermuntern und die Schutzgebiete dem allgemeinen Besten nutzbar zu machen, ohne durch übertriebene Maßnahmen andere wichtige Interessen des Reichs bloßzustellen.

Die von Jahr zu Jahr glücklicherweise sich steigernden Handels⸗ beziehungen über See legen der Regierung die erhöhte Pflicht auf, den deutschen Unternehmern mit ihrem Schutz zu folgen. In wirksamer Weise wird er nur von unseren Kriegsschiffen geleistet werden können, und die Anwesenheit deutscher Geschwader in den chilenischen, brasilianischen und chinesischen Gewässern hat Leben und Eigenthum der Reichsangehörigen vor Unheil bewahrt. Es hat sich aber gerade im letzten Jahre gezeigt, daß, wenn an ver— schiedenen Theilen der Erde kriegerische oder sonstige Unruhen aus⸗ brechen, unsere Kreuzer nicht ausreichen, um den bedrohten Lands leuten die erbetene Hilfe zu leisten. Diese allseitig bekannt und fühlbar gewordenen Uebelstände legen uns die Pflicht auf, unsere Kriegsmarine derartig zu vergrößern, daß sie mindestens im stande ist, unseren überseeischen Interessen den Schutz zu gewähren, ohne

welchen Unternehmungen des Handels und Verkehrs überhaupt nicht

bestehen können.

Es ist eine unbestrittene und beklagenswerthe Thatsache, daß die Lage der deutschen Landwirthschaft infolge des Wettbewerbs großer fruchtbarer Länderstrecken und durch die in ungeahntem Umfang ver⸗ mehrten Verkehrswege im letzten Jahrzehnt eine sehr ungünstige ge⸗ worden ist. (Sehr richtig! rechts.)

Zwar kann ich nicht anerkennen, daß Industrie und Landwirth⸗ schaft im Gegensatz zu einander stehen. Ich muß aber zugeben, daß die gesetzgeberischen Maßnahmen der letzten Jahre der Natur der Sache nach mehr der Industrie, als der Landwirthschaft zu gute gekommen sind (hört, hört! rechts), und daß die letztere einer besonderen Pflege der Regierungen bedarf, um den Vorsprung einzuholen, den die erstere gewonnen hat. (Bravo! rechts) Es ist eine verantwortungsvolle Aufgabe, die geeigneten Mittel zu finden, um berechtigte Wünsche zu erfüllen. Wir wollen unsere Kräfte nicht in der Lösung unerfüll⸗ barer Probleme verbrauchen, aber wir werden mit Ernst und gutem Willen die Ursachen des Uebels zu heilen suchen. (Bravo! rechts.)

Was die allgemeinen wirthschaftlichen Verhältnisse betrifft, so wird der einmal betretene Weg zur Erhaltung des Mittel standes und zur Förderung des Wohls der unteren Volksklassen nicht mehr verlassen werden. Die Gewerbegesetzgebung kann noch nicht als abgeschlossen betrachtet werden. Einige Auswüchse des Hausier⸗ handels müssen beseitigt werden (Bravo! rechts), um die Hand⸗ werker und kleineren Kaufleute zu schützen. Den gleichen Zweck hat der Gesetzentwurf, welcher den Waarenverkauf von Konsumvereinen an Nichtmitglieder verbietet. Eine unrichtige Praxis hat das Ge— nossenschaftswesen aus dem ihm zugewiesenen Rahmen heraus⸗ treten la ssen.

Die seit Jahren angebahnien Maßnahmen zum Wohl der arbeitenden Klassen und zur Abwendung der Gefahren, welche dem Leben und der Gesundheit der Arbeiter in den größeren Betrieben drohen, bedürfen einer Ergänzung, bei welcher der Gesichtspunkt der Schonung der Konkurrenzfähigkeit unserer Industrie im eigenen Interesse der Arbeiter nicht außer Acht gelassen werden darf.

Verschiedene Einrichtungen auf dem Gebiete des Vers icher ung s wesens haben sich zu verwickelt erwiesen und sind zum theil für die Arbeitgeber, zum theil für die Arbeitnehmer mit so vielen

Belästigungen verbunden (sehr wahr! rechts), daß die aus jenen Ein⸗

richtungen erhofften Wohlthaten in ihrer Wirkung geschmälert werden. (Sehr richtig! rechts) In dieser Beziehung Verbesserungen herbei⸗ zuführen, wird die Sorge der verbündeten Regierungen sein. (Lebhaftes Bravo.)

Die Erfahrungen auf dem Gebiete des Börsen wesens haben zu dem Ergebniß geführt, daß ein Entwurf über die Ordnung der Börse in Vorbereitung begriffen ist. Es wird sich nur darum handeln können, die Auswüchse zu beseitigen, welche durch mißbrãuchliche Benutzung der Börseneinrichtungen zum Schaden der Börse selbst und unseres ganzen wirthschaftlichen Lebens entstanden sind. Je mehr es gelingt, diese Auswüchse zu beseitigen, desto größer wird der Nutzen sein, der dadurch dem reellen und soliden Börsenverkehr erwächst, der ohne Schädigung unserer internationalen Handelsbeziehungen nicht be⸗ einträchtigt werden kann.

Eine wichtige Vorlage ist der Gesetzentwurf, welcher Er⸗ gänzungen des Strafgesetzbuchs, des Militär · Strafgesetzbuchs und des Gesetzes über die Presse zum Gegenstande hat. Es ist dies keine aus augenblickliche Stimmung oder vorübergehender Erregung hervor⸗ gegangene Vorlage. Sie ist vielmehr das Echo immer lauter ge⸗ äußerter Wünsche weitester Volkskreise (sehr wahr! rechts), die mit wachsender Besorgniß den Lebensnerv des Staats bedroht sehen. Es kann nicht geleugnet werden, daß diese Besorgnisse begründet sind und zum theil ihre Ursache darin finden, daß durch das Reichs⸗Straf⸗ gesetzbuch bewährte Vorschriften, wie sie in der Gesetzgebung der ein⸗

ö. 1894.

zelnen deutschen Staaten bestanden hatten, ohne Ersatz aufgehoben worden sind. Mann hat versucht, auf dem Wege des Ausnahmegesetzes vom 25. Oktober 1878 Abhilfe zu schaffen. Ob das Gesetz gute oder geringe Wirkung gehabt hat, lasse ich dahingestellt. Man hat es wieder fallen lassen, und die gegen die Monarchie, die Religion und alle Grundlagen unserer Staats- und Gesellschafts ordnung gerichteten Bestrebungen konnten ungehindert ihren Fortgang nehmen. Dem kann der Staat nicht unthätig zusehen. (Sehr wahr! rechts.) Wir suchen die Abhilfe nicht in einem Ausnahmegesetz, aber in einer Verschärfung und Ergänzung der Bestimmungen des gemeinen Rechts. (Bravo! rechts) Wir werden Gelegenheit haben, diese Fragen bei der Berathung des betreffenden Gesetzentwurfes zu erortern.

Zum Schluß muß ich noch eine auf meine politische Vergangen heit bezügliche Bemerkung machen, zu der mich Aeußerungen der Tages. presse veranlassen. Ich habe da gesehen, daß man auf meine Bethei⸗ ligung an den kirchenpolitischen Bewegungen am Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre hingewiesen und daraus Schlüsse für die Zukunft gezogen und daran Besorgnisse geknüpft hat. Ich brauche kaum zu versichern, daß diese Besorgnisse jeder Begründung entbehren. Bravo h Wenn ich auch meine damalige Haltung als eine durch die Verhältnisse berechtigte an sehe, s⸗ liegt meine Thätigkeit jener Zeit fast dreißig Jahre zurück und gehört der Geschichte an.

Seitdem haben sich die Zeiten geändert. Die Gegenwart bringt andere Pflichten. Unsere Zeit weist mehr als je darauf hin, daß eg nöthig ist, ein freundliches, verständnißvolles Zusammenwirken der staatlichen und kirchlichen Autorität zu pflegen und zu fördern. (Leb⸗ haftes Bravo! rechts und aus der Mitte.) Meine amtliche Thãͤtig⸗ keit im Reichsland giebt Zeugniß dafür, daß ich diese Grundsätze auch praktisch zur Anwendung zu bringen weiß. (Bravo! rechts und aus der Mitte.) Auch in meiner neuen Stellung werde ich mich be⸗ mühen, den Frieden zwischen Staat und Kirche aufrecht zu erhalten. (Lebhaftes Bravo! rechts und aus der Mitte.)

Die erste Berathung des Reichshaus alts⸗Etats wurde von dem Staatssekretär Dr. Gra 6 on Posadows ky mit folgender Rede eingeleitet:

Meine Herren! Als ich die Ehre hatte, im April des Jahres in der Steuerkommission ein Bild zu geben davon, wie ich glaubte, daß sich die Finanzverhältnisse des laufenden Jahres und die des Jahres 1895 / 966 entwickeln würden, ging ich davon aus, daß das Jahr 189394 uns einen Ueberschuß von voraussichtlich 4 Millionen einbringen würde. Diese Voraussetzung hat sich zu meiner Freude nicht erfüllt. Der Ueberschuß hat nicht 4 Millionen, sondern 14 Millionen betragen. Aus dieser einen Thatsache, daß bei einem Milliarden⸗Etat der Ueberschuß 10/0 größer gewesen ist, als damalt im April von mir geschätzt wurde, sind die weitgehendsten finanz⸗ politischen Folgerungen gezogen.

Ich glaube: wenn nicht bekannt wäre, daß die verbündeten Re⸗= gierungen an dem Gedanken einer Finanzreform festhalten, hätte man nicht in der öffentlichen Meinung und in der Presse einen solchen Werth darauf gelegt, daß in dem Etat des Jahre 1896/93 ein um 10 Millionen größerer Ueberschuß, als die Schätzung vom April d. J. annahm, eingestellt werden konnte. Ich muß auch mit Entschiedenheit zurückweisen die An⸗ deutung, die ich in der Presse gefunden habe, als ob man damalz in tendenziöser Weise die Finanzlage ungünstiger dargestellt habe, wie sie thatsächlich ist. Ich halte mich deshalb verpflichtet, kurz nachzu⸗ weisen, woher es gekommen ist, daß sich der Ueberschuß größer heraus⸗ gestellt hat, wie angenommen wurde. Zunächst, meine Herren, steht den Minderausgaben des Jahres 1893/94 eine Mehrausgabe von 25 Millionen für die Kolonien über meine damalige Schätzung hinaus gegenüber. Dagegen hat das Reichsamt des Innern 15 Millionen weniger gebraucht, als ich damals angab. Es ergiebt sich das aus den Verhältnissen der Alters. und Invaliditãtsver⸗ sicherung, indem die Abgänge an Rentnern erheblich größer, die Zugänge erheblich geringer waren, als damals von den technischen Behörden vermuthet wurde. Das Reichsheer hat gegenüber meiner damaligen Schätzung einen Minderbedarf von 47 Millionen Mark aus Minderbesoldungen, aus geringeren Ausgaben für Kasernen⸗ bauten, für die Ausbildung der Urlauber mit dem Gewehr M. 88. Dagegen hat die Zuckersteuer einen Mehrbetrag von einer Million gebracht; der Märzabschluß war mir damals noch nicht bekannt; die Maischbottichsteuer hatte sich gerade in der letzten Zeit des Etatsjahres wesentlich gehoben, es ist das eine Summe von 15 Millionen Mark. Die Post hat gegen die Schätzung einen Mehrbetrag von 4 Million und die Eisenbahnen einen solchen von 15 Millionen ergeben. Ich gestehe es aber ohne weiteres zu, daß es wünschenswerth ist, daß die Einnahmen des laufenden Jahres, um Ihnen ein korrektes Bild für die Etatsaufstellung des künftigen Jahres zu bieten, möglichst genau eingeschätzt werden müssen, und gerade aus dieser Differenz von 10 Millionen zwischen meiner damaligen Schätzung und den rechnungsmäßigen Ergebnissen habe ich Veranlassung genommen, an alle Ressorts die Bitte zu richten, mir alljährlich auf Grund der Ergebnisse des laufenden Jahres, einschließlich Dezember, im Januar noch einen genauen Ab⸗ schluß ihrer voraussichtlichen Verwaltungsabschlüsse zu geben, den ich bei geeigneter Gelegenheit dann dem hohen Hause mittheilen werde.

Meine Herren, Sie gestatten mir nun, daß ich zu den voraus sichtlichen Finanzresultaten des laufenden Jahres komme. Ich möchte hierbei gleich offen erklären, daß die Einnehmen sich wesentlich günstiger im laufenden Jahre gestalten werden, als wir bei der Etats. aufstellung vorausgesetzt haben (Hört! hört h, bitte aber, daraus nicht

iu weitgehende Folgerungen zu ziehen. Es ist volkswirthscha ftlich

eine erfreuliche Erscheinung, finanzwirthschaftlich hat es wenig zu bedeuten.

Wir standen zunächst bereits für das Jahr 1893/‚94 einer Mehr⸗ ausgabe für die Kolonien in Höhe von 28 Millionen gegenüber, wie ich vorhin; ausgeführt habe; das Jahr 1894,95 wird wiederum eine