1894 / 293 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 13 Dec 1894 18:00:01 GMT) scan diff

n w 7

w ee, nen ee de. ee, n,. , P .

bekannt. Am häufigsten gelangten Masern aus dem Stralauer Viertel und aus Moabit, Erkrankungen an Scharlach aus der Schöne⸗ berger Vorstadt, an Diphtherie aus , Louisenstadt, dem Stralauer Viertel, aus Moabit, dem Wedding und der Rosenthaler

orstadt zur Anzeige; Erkrankungen an Unterleibztyphus blieben selten. An Kindbettfieber wurden 4 Erkrankungen mitgetheilt. Rosenartige Entzündungen des Zellgewebes der Haut wurden etwas weniger, Erkrankungen an Keuchhusten, die überwiegend mild verliefen, etwas mehr zur Kihen dine gebracht. Ansehnlich gesteigert waren Erkran⸗ kungen an akutem Gelenkrheumatismus, während rheumatische Be⸗ schwerden der Muskeln keine wesentliche Veränderung in ihrem Vor—

kommen aufwiesen.

Verdingungen im Auslande.

Niederlande. .

19. Dejem ber. Landbouw-Vereeniging zu Ooltgens plaat. Lieferung von ungefähr 70 000 kg Superphosphat. Auskunft erhält- lich bei dem Sekretär Am. Wagner in Doltgensplaat. .

19. Dejember, 10 Uhr. De majoor, oerstaanwezend ingenieur in Haarlem auf dem Bureau der Genietruppe an der Kinder⸗ huisvest: Bau von Schuppen u. s. w. auf der nordwestlichen und westlichen Seite von Amsterdam. Schätzung 47 9090 Fl. Bedingungen und Auskunft auf dem genannten Bureau erhältlich.

20. Dezember, 3 Uhr. Landbouw - Vereeniging in Zaa lag Zeeland): Lieferung von 203 900 kg Superphosphat und 21 700 kg Chilisalpeter. Bedingungen bei dem Sekretär der Vergeniging, E. J. de Klerk, erhältlich. . ö

20 Dezember, 2 Uhr. Bürgermeister und Magistrat im Haag im Rathhause daselbst: Lieferung der erforderlichen Magazingüter für das Jahr 1895 für die Gemeinde⸗Gasfahrit im Haag in 19. Abthei⸗ lungen; insbesondere von Stein, Kalk, Maschinenkammerbedürfnissen,

arbwaaren, Schmiedeeisen, verschiedenen Eisenwaaren, gußeisernen . Metall und Holzwaaren, gezogenen und gegossenen eiser nen Röhren u. s. w. Bedingungen für 8,56 Fl. auf dem Rathhause Sekretarie III. Abtheilung erhältlich. Serbien. .

14. Dezember. Kriegs⸗Ministerium in Belgrad, Bekleidungs⸗ abtheilung: Zweite Lizitation für 109 000 m amrikanische Leinwand.

15. Dezember. Ebendaselbst: Bekleidungsabtheilung. Lieferung von 30 000 m Zwillich⸗Leinwand und von 8215 Stück Brotbeutel. Bedingungen und Muster liegen in den betreffenden Abtheilungen aus. Kaution für Einheimische 10 9½σ., für Fremde 20 9.

Verkehrs⸗Anstalten.

Laut Telegramm aus Herbesthal ist die zweite englische Post über Ostende vom 12. d. M. ausgeblieben. Grund: Nebel auf See. .

London, 12. Dezember. (W. T. B.) Der Castle⸗Dampfer Drumm ond Castler ist auf der Heimreise gestern von Kapst adt abgegangen. Der Castle⸗Dampfer Pembroke Castle“ ist auf der 5 heute in Durban (Natal) angekommen.

Theater und Musik. Berliner Theater.

Ludwig Anzengruber's Volksstück , Heimgefunden“, das vor einigen Jahren im Lessing- Theater seine erste Aufführung in Berlin inmitten einer frohen Weihnachtsstimmung erlebte, brachte auch gestern Abend im Berliner Theater einen Vorgeschmack der herannahenden Festesfreude.

Wetterbericht vom 13. Dezember, 8 Uhr Morgens.

/ Wind. Wetter. 5

Beethoven, hoven,

p. 8 m.

Mittag 12

Bar. auf 0 Gr. u. d. Meeres?

Stationen.

in O Celsius 59 C. 40R.

zu haben.

red. in Milli

Belmullet . Aberdeen Ghristian sund Kopenhagen. Stockholm. . ; t. Petersbg. Nos kau Cork, Queens

Borodine.

92

2 n O0 83

von Emil

J O E N σi

2wollenleg bedeckt i)

*

Regen h bedeckt Nebel bedeckt 3 Nebel wolkig bedeckl?ꝰ) Nebel

2 bedeckt Nebel Nebel?) bedeckt h) 2 Nebel heiter 2 bedeckt wolkenlos bedeckt

4 Dunst heiter wolkenlos

Maskenball.

Iylt Emil Graeb. mburg .. . Neufahrwasser Memel ... , Münster. .. Karlsruhe .. Wiesbaden. München .. Chemnitz.. Berlin.... . Breslau. 770 r 16 i. . 770 28 . 770 dn d

Uhr.

11

Niemann.

16

O c Q 2 O N. —— S 9 S3

e - te & GS

1

2 00

Sonntag,

3 Gestern Schnee. ) Dunst. I Rauhfrost. 9 Reif.

Uebersicht der Witterung.

Die Depression im Nordwesten hat an Tiefe und Ausdehnung zugenommen, auf den Britischen Infeln vielfach stürmische südwestliche Winde verursachend, deren Aushreitung über das Nordseegebiet demnãchst wahrscheinlich ist. Ein barometrisches Maximum liegt über dem südwestlichen Deutschland, ein zweites über dem Innern Rußlands. In Deutschland ist das Wetter ruhig, stark neblig und fast überall wärmer, ohne meßbare Niederschläge. Nordwest— deutschland hat Thauwetter, im übrigen Deutschland herrscht noch Frost. Da weitere Ausbreitung der Depression im Westen wahrscheinlich ist, so dürfte weitere Erwärmung für ganz Deutschland demnächst spiel zu erwarten sein. 73 Uhr.

Sonna

Direktion: 40. Male:

Theater⸗Anzeigen.

flünigliche Schauspiele. Freitag: Opern haus. 4. Symphonie⸗Abend der Königlichen Kapelle. Dirigent: Herr Felix Weingartner, Königlicher Konzertmeister. Solist: Herr Professor Halir, Königlicher Kapell meister. Programm? I) Su⸗

Das Stück trägt einen zwiespältigen

derture - Coriolan“, Beethoven, 2) Violin⸗Konzert, 3) Ouverture „Leonore“ Nr. 3, Beet⸗ 4) Symphonie Sämmtliche J vergriffen.

. Eintrittskarten zu 2 und 1L M sind bei Ed. Bote K G. Bock und an der Kasse des Königl. Dpernhauses

5. Symphonie⸗Abend am 7. Januar 1895. Programm: Don Quixote, Liszt. Symphonie Es-dur, Ouverture Symphonie C-dur, Schumann. Schauspielhaus. wirthschaftlichen Balle. Pohl. Regisseur Max Grube. Halali. Lustspiel in Auf⸗ zügen von Richard Skowronnek. S vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Sonnabend: Opernhaus. 266 Vorstellung. Oper in 4 Aften von Verdi. Deutscher Text von Grünbaum. (Richard. Graf von Warwich: Herr Ravelli, Ren: Herr d'Andrade, als Gäste.) Anfang Extrapreise.

Schauspiel haus. Alten sungen. Lustspiel in Aufzügen von Karl Anfang 74 Uhr.

Nentsches Theater. Freitag (14. Abonnements⸗ lunch: Blan. Cyprieune. Anfang * 4.

Sonnabend: Hamlet. Sonntag, 27 Uhr: Der Talisman. 77 Uhr: Blau. Cyprienne.

Kerliner Theater. Freitag (15. Abonnements

Vorstellung): Heimgefunden. Sonnabend: Madame Sans⸗Gäng.

Preise) 73 Uhr: Heimgefunden?

Lessing Theater. Freitag: Zwei Tappen. Anfang 73 Uhr. bender Erster Duse⸗ Abend. Die Camelien⸗ Dame. Sonntag: Zwei Wappen. Montag: Zweiter und vorletzter Duse⸗Abend. La Locandiera. Cavalleria xrusti cana.

Residenz ·˖ Theater. Sigmund Lautenburg. Der Unterprãfert. 3 Akten von Leon Gaudillot. Schönau. Vorher: Villa Vielliebchen. Lust⸗ in 1 Akt von Benno Jacobfon.

Sonnabend und folgende Tage: Der Unterpräfekt. Villa Vielliebchen.

Nenes Theater.

Freitag: Komödianten! Lustspiel in 4 Akten von Eduard Pailleron. mund Lautenburg.

Sonnabend, Nachmittags: Preisen: Minna von Barnhelm. an,. in 5 Akten von Gotthold Ephraim Lessing.

Charakter, wie ihn Anzengrubers Schauspiele öfter jeigen; auch hier sind die Bilder aus dem er der Weihnachtsmarkt, das Heim der alten Frau Hammer, der Weihnachtsahend, an dem der eelehrte ältere Sohn in der Stunde seines Unglücks mit Weib und Kind zu seiner alten, einfachen Mutter heimgefunden“ hat, voll rührender el und urwüchsigen Humors. Diese Seenen versagten ihre Be agen verbreitende Wiha auch gestern nicht; man gewann die Menschen, die dort wirkten und schafften, wieder lieb, während die Schicksale der vor⸗ nehmen Familie, die in ihrer Zeichnung weit hinter den volks- thümlichen Personen zurückstehen, trotz ihrer Tragik nicht recht das Herz der Zuschauer zu erwärmen vermochten. Die Darstellung konnte zufriedenstellen. Im Vordergrund stand Herr Schönfeld als Thomas Hammer; er hat ldiese Rolle auch im Lessing Theater gespielt und schon dort durch die Treuherzigkeit, die rührende Herzens⸗ einfalt und den gutmüthigen Humor seines Wesens verdiente An⸗ erkennung gefunden. Die Wiedergabe dieser Volle zählt zu den besten Leistungen des Darstellers. Herr Somm er sto r ff gab ein zutreffendes Bild von der Niedergeschlagenheit und Gedrücktheit des verarmten Rechtsanwalts Lr. Hammer, wie er auch das Wiedersehen mit der Mutter und später mit der Frau und Tochter ergreifend und überzeugend gestaltete. Herr Retty (Bureguporsteher Fähnlein) ließ in der ersten Scene die Angst des alten, darbenden Mannes, der um seine langjährigen Ersparnisse zittert, nicht packend genug zum Ausdruck kommen. Voll prächtiger Komik war Herr Merten in der kleinen Rolle des Austrägers Florian. Die alte Frau Hammer spielte Fräulein Meyer, wie es der Frau aus dem Volk geziemt, einfach im Wesen; dabei ließ sie aber den gesunden Menschenverstand und das warme Herz wirksam hervortreten. Die heirathslustige Wittwe, Frau Tandl, wurde durch Fräulein Reichenbach kräftig charakterisiert. Konzerte. . ö.

Der sehr jugendliche Pianist St. Severin Eisenberger, Schüler ldes Herrn Professors Ehrlich, gab am Dienstag im Saal Bechstein seinen ersten Klavier⸗Abend. Mit einer für sein zartes Alter ungewöhnlich weit vorgeschrittenen technischen Fertigkeit, die selbst die Schwierigkeiten der Beethoven'schen Sonate op. 57 (Eemolh überwindet, trug er mit tadelloser Klarheit noch mehrere Piscen von Chopin, Brahms, Mendelssohn und Liszt vor und bewies zugleich in zwei eigenen Stücken ein erfreuliches Talent für Kom⸗ position. Den oben erwähnten Tonstücken wäre noch eine tiefer empfindende Ausdrucksweise zu wünschen gewesen, die der sehr begabte Knabe sich mit der Zeit gewiß aneignen wird. Lebhafter Beifall folgte allen seinen Vorträgen. .

In der Mezjosopranistin Fräulein Anna Bromberg, welche gestern in demselben Saale konzertierte, lernten wir eine unter Pro⸗ fessor Engel vortrefflich ausgebildete Sängerin kennen. Die klang . volle, in allen Lagen gleichmäßig leicht ansprechende Stimme, die Reinheit der Intonation sowie die Deutlichkeit der Aussprache sind Pets vereinigt mit lebendiger Ausdrucksweise, die in Liedern von Schumann, Franz, Schubert, J. von Seldeneck EG. Bäker, C. Gold⸗ schmidt, Rubinstein und anderen gut zur Geltung kam. Der bereits vortheilhaft bekannte Pianist Felix Dreyschock, der das Konzert unterstützte, erfreute durch den wohlgelungenen Vortrag der „Kreis⸗ leriana. von Schumann und dreier anmuthiger Salonstücke eigener Komposition, denen er noch ein kleines Tonbild von Goddard hinzu⸗ fügte. Sämmtlichen Vorträgen des Abends wurde reicher Beifall zu theil. ö

Im Königlichen Opernhause findet morgen der vierte ymphonie⸗Abend der Königlichen Kapelle unter Kapellmeister Wein—

gartner's Leitung statt. Zur Aufführung gelangen ausschließlich Werke

Komödie in 5 Anfang 74 Uhr.

Andrea. Sardou. pastorale, Beethoven. Anfang 75 Uhr. Oeffentliche Haupfprobe.

Andrea.

Freitag: Neu einstudiert:

des Meilhae und Halsvy von

Egmont“ Beethoven.

vom Ober⸗Regisseur Herrn Binder. Kapellmeister Ferron. Anfang 75 Uhr.

278. Vorstellung. Vom land⸗ Lustspiel in 1 Aufzug In Scene gesetzt vom Ober⸗

In Seene gesetzt Anfang 745 Uhr. 2. Ein Giuseppe Tanz von

von Jaques Offenbach.

Direktion! Julius Fritzsche.

279. Vorstellung. Wie die und Rich. Gene!

Federmann. Hierauf: Anfang 73 Uhr. Sonntag, den 23. Dezember:

in 3 Akten.

. Direktion: Thomas a. G. Zum 105. Male: Posse mit Gesang und Tanz in Salingro s *.

Anna Bäckers. Anfang 75 Uhr.

Uhr: Die Hexe. (Ermäßigte

reund.

Uhr.

von Brandon Thomas. Brant. Liederspiel mit Tanz W. Mannstädt und J. Kren. In Ad. Ernst. Anfang 7e Uhr.

Blumenstraße Nr. 9. Freitag: Zum ech enk n i Deutsch von Max

Gesangsposse. mit Tanz.

und Jean Kren.

Akten von

Sonntag, Nachmittag: Das neue Stück. Abends:

Ermäßigte Preise der Plätze. x

Sonnabend, den 22. Dezember: Zum ersten Male im Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theater: Mit durch⸗ aus neuer glänzender Ausstattung: Orpheus in . der Unterwelt. Große Ausstattungsoperette. Musik Binnen kurzer Zeit hat der unterzeichnete Gerichts

Theater Unter den Linden. Behrenstr. S6 / g. Freitag: lustige Krieg. Operette in 3 Akten von F. Zell h Musik von Johann Strauß. Regie: Herr Unger. Dirigent: Herr Kapellmeister 8 Tanz · Divertissement. Arrangiert vom Balletmeister Herrn Louis Gundlach.

So Zum ersten Male im Theater Unter den Linden: Boccaceio. Operette Musik von Franz von Suppe. sich

Bentral-⸗Theater. Alte Jakobftraze Nr. 30. Richard Schultz. Freitag: Emil

O, diese Berliner! Große

durch Berlin“) von Julius Musik von Julius Einödshofer. Anfang

Sonnabend: O, diese Berliner!

Adolph Ernst-Theater. Freitag: Drittletzte Aufführung. Charley s 4 ö in 3 Akten 26 Orher:

Sonnabend ¶Dieselbe Vorstellung.

In Vorbereitung: Ein fideles Corps. Große ; Nach dem A Gaiety Girl“ frei bearbeitet won Eduard Jacobson

von Ludwig van Beethoven. Professor Halir spielt das Violin · Konzer Sãmmtliche Plätze sind vergriffen. . 6

Im Königlichen Schauspielhause geht morgen das duft. spiel Halali. in Scene. Vorher wird Emil Pohl's Luftspiel Vom landwirthschaftlichen Balle! gegeben. Die Damen Kahle, Lindner Plan, Golmick und die Herren Hertzer, Arndt, Heine, Plaschke treten darin auf. ö .

Der starke Heiterkeitserfolg, den im Deuts chen Theater Cyprienne im Verein mit dem Einakter „Blau“ erzielt hat, ven anlaßt folgende Aenderung des Spielplans: die genannten beiden Stücke gehen am Freitag, Sonntag Abend und Montag in Scen,! morgen werden „Die Weber“, ain Sonnabend „Hamlet“ und Sonnꝰ tag Nachmittag Der Talisman“ gegeben. . ö.

Ein fideles Korp, betitelt sich die nächste Novität des Adolph Ernst- Theaters. Es ist eine freie Bearbeitung des Londoner Repertoirestücks Gaietzy Girl“ von Jonas Sidney. Die deutschen Bearbeiter Eduard Jacobson und Jean Kren haben die Handlung im ersten Alt nach Berlin verlegt, Der zweite spielt in einem Seba; an der Riviera während des Karnevals.

Der auf den 19. d. M. angesetzte Musik-⸗Abend des Berliner Tonkünstler⸗Vereins fällt aus Anlaß des am 3. d. M. erfolgten Ablebens seines Vorsitzenden, des Professors Dr. Julius Alsleben, aus.

Mannigfaltiges.

Im Zirkus Renz feiert das erfolgreiche „Neujahrsfest zu Peking? morgen das Jubiläum seiner 0. Aufführung. Ein nene gymnastisches Potpourri und neue Vorträge des Schellenballets sind die Festgaben für diesen Abend.

Sassgri (Sardinien), 12. Dezember. Der Brigadier Paravello und der Gendarm Pisano überraschten, wie ‚W. T. B.“ berichtet, bei einem Patrouillengang drei bewaffnete Individuen in schuß= bereiter Stellung, welche die Aufforderung, sich zu ergeben, mit dem Abfeuern ihrer Gewehre erwiderten. Parabello wurde getödtet,

Pisano schwer verletzt. ö

Chicago, 12. Dezember. Gestern Abend stießen nach einer Meldung des R. B. zwei Kabel⸗Straßenbahnzüge im Washingtonstreet⸗Tunnel unter dem Chicagofluß zusammen. Beide Züge wurden zertrümmert. Drei Passagiere blieben tödt, zwölf wurden verletzt. Die Trümmer geriethen infolge des Umsturzes der Oefen in Brand.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Wien, 13. Dezember. (W. T. B.) Der Erzherzog Otto tritt, wie die hiesigen Blätter melden, heute eine drei wöchige Reise nach Egypten an.

St. Petersburg, 13. Dezember. (W. T. B.) Die Re— gierung hat die Einfuhr des Diphtherie⸗Heilserums von Behring und Roux sowie den Gebrauch des Mittels unter Kontrole der Regierung gestattet.

Die Negierung ist wieder zum Einkauf von Getreide für die Militär-Intendantur durch die Vermittelung der pro⸗ vinzialen Semstwos geschritten.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Victorien Pony⸗ Springen Neue überraschende Lichteffekte.

Außerdem: d. Apportierpferd Mohr u. Hipp. Pot. pourri von 40 Pferden, vorgef. v. Herrn NR. Renz: Konkurrenzschule, ger. v. Frau Ren -Stark u. Frl. Wally Renz; d. kaukas. Jockey Mr. Wassiliams;

jedrich . Mi j 7 da Phänom. Hand-⸗Equilibrist Mr. Jules Keller; Friedrich , Theater. Major Burk in seinen militär. Original-Ercer— Pariser Leben. Komische Operette in 4 Akten nach dem Franzöfischen Carl Treumann. Musik von Jagues Offenbach. In Scene gesetzt

zitien ꝛc.

Sonnabend: Fijo Ni En. ö. Sonntag, Nachmittags 4 Uhr (ermäßigte Preise: Die lustigen Heidelberger. Abends 71 Uhr: Dirigent: Herr Ho M Kn.

9

Familien⸗Nachrichten.

4426

hof den zweiten schweren Verlust zu beklagen. Am 12. d. Mts. ist

der Senats⸗Präsident des Königlichen Kammer⸗ gerichts, Herr Geheimer Ober · Justiz · Rath Dr. Wilhelm Henschke nach längerem Leiden entschlafen. Seit dem Jahre 1880 hat der Verewigte unserem Gerichtshofe als Mitglied angehört. Auch in diesem seinem Nebenamte hat er durch ausgezeichnete Be— gabung und unermüdliche Pflichttreue sich hervor gethan und durch freundliches Entgegenkommen und liebenswürdiges Wesen die Liebe seiner Mitarbeiter erworben. Sein Andenken wird bei uns in Ehren bleiben! Berlin, den 13. Dezember 1894.

Der

Josefine Dora.

Verlobt: Frl. Marie von Arnim mit Hrn. Prem. Lieut. von Unruh (Potsdam). Frl. Katharina Gutzeit mit Hrn. Oberförster Jacob! (Oberförsterei Padrojen bei Insterburg). .

Verehelicht: Hr. Prediger A. Dobberstein mit Frl. Eveline Troitzsch (Berlin Charlottenburg).

Gęeboren: Ein Sohn: Hrn. Kammerherrn Jofeyh Frhrn. von Maltzahn (Mirow i. M.⸗Str. ).

ine Tochter: Hrn. Ober⸗Amtmann Donath Gessin bei Züssow). Hrn. Major 3. D. Mar von Koschitzky (Luͤbeckh. Hrn. Dietrich von Bredow (Ihlow). ö

Gestorben: Hr. Major a. D. William bon Larlessem (Hannober). Fr. Kreisgerichts⸗ Direktor Rosalie Pedell, geb, Klenitz (Bromberg; Fr. Gräfin Sophie von Baudissin, geb. Kaskel (Dresden). Verw. Fr. Gräfin Julia von

6 Bildern (nach

Die ewige in 1 Akt von Scene gesetzt von

englischen

Konzerte.

Ronzert Janus. Freitag: Ronzert. Beethoven . Quvert. v. Lassen. v. Weber. Kongreß“,

Anfang

Schiffbauerdamm 44. / 6. Potpourri v. Conradi.

In Scene gesetzt von Sig

Eine Schauspiel. Duvert. v. Hofmann. ,, . z. Tanz Siegfried. Idyll v. Wagner. M „Carne val russe“ Flöte v. Ciardi (Herr Rößler). Semmering“ f. Piston v. Hoch (Herr Werner).

ö. verw. gew. Gräfin von Reventlow, geb. Gräfin zu Rantzau (Kiel) Hrn. Oberlehrer Lr. Carl Cotta Sohn Grich (Breslau). Hr. Pastor om. Moritz Wilking (Breslau).

Karl Meyder⸗ .

Verantwortlicher Redakteur: J. V.: Siemenroth in Berlin. Verlag der Expedition (Scholy in Berlin. Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagt⸗

elodien⸗

Edelweiß v.

.

Anfang 795 Uhr. ? u gänzlich ermäßigten Birkus Renz (Karlstraße..

läums⸗BVorstellung. Zum 50.

bends: En.

Neu: 4 neite Mustkeinlagen, Boa ma, gr.

Anstalt, Berlin 8 W., Wilhelmstraße Nr. 32. Sechs Beilagen leinschließlich Börsen⸗Beilage).

Freitag: Jubi⸗ Male: Tio Wi

34) Schwerin i. M.

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

Berlin, Donnerstag, den 13. Dezember

Deutsches Reich.

Nach weis ung der Einnahme an Wechselstempelsteuer im Deutschen Reich für die Zeit vom 1. April 1894 bis zum Schluß des Monats November 1894.

. 2

414

Hier

Einnahme Monat

. j ö MWez im Ober ⸗Postdirektions⸗ Bezirke , ,

J , 5. 6. In 1894 mehr

weniger

e e. dem⸗ elben Zeitraum

Zusammen des Vorjahres

(Spalte )

zu Einnahme in den

416

J. Im Reichs-Postgebiet. 1) Königsberg J 2) Gumbinnen 35 Danzig. JJ,, 5) Potsdam. 6) Frankfurt a. O. 7) Stettin - 8) Köslin .. 9) . ö 10) Bromberg. 11) Breslau 12) Liegnitz. , 14 Magdeburg.. 16) Hach . 16 Erfurt. . 18) Hannover. 15 Münster 20) Minden m wn her; 15 6850 1 6 982 , / 29 9g42 I 16 145 Ih) Aachen. 201 26) Koblenz. 4 865 27) Düsseldorf. 41 921 3 Trier 1846 * 29) Dresden 17570 zo) Teipzig . 15 857 31) Karlsruhe. 19983 32) Konstanz. 6709 33) Darmstadt 13 132 2944 3 962 6 646 W 17049 JJ S4 hh

wd 16226 3198

11 055 3 466 72570

92 476 3230 5 450 7612 1622 4187 3831

15 099 8371 6341

14 324 8341

11068 8784

10224 2990 6 798

35) Aldenburg 36) Braunschweig 37) Bremen

38) Hamburg.. 39) Straßburg i. E. H /

. 3 16. 1 21 3

30 989 35 359 5 5? zl 36 34 215 n 57h . Jo 13k 11 565 30 192 115 S4? i 50) ol Sa 113 750 I6 35 585 55 5 hoh Ii 368 h Hh 31 45 125 oh 306 43 265 757 * 123 6h 15 355 5 gʒj z45 53h 14 366 134 216 5h gl Irn h 15 76 59 135 2 356 5 rb 13 635 167 379 go S3 134 317 24 5367

2 884 26 341 59 792 bb 466 28 896 48011 57111 13 145 33 921 30 565 1065 879 64 946 57669 N 429 66 492 83 370 58 Shh 70799 22781 48286 1112093 46998 205 884 113 225 43 519 30 428 3053 261 13 B08 126 673 317727 139 936

83 940 28 807 67 363 728 943 32 126 54 461 64 723 14768 38 169 34 397 120 975 3317 64 011 111753 75 833 94 429 67 639 S1 024 25771 54 994 126 889 53 981 235 826 129 368 49 720 35 293 345 187 15 454 144 244 361 564 159 919 4 660 102 972 27038 30 719 50 386 146 500 6 131 127 794 is

29 971 5663 361 13819 3 75 748 10034 5980 17685 5 892 3 837 298 749 2358 20 879

1 ,

111568 21 016

411441 44IÆ*

Summe 1 93 153

4212099 423 747 155 268

1829 006 470 801 166 375

4 805 252 154 059

178 183

Ueberhaupt Berlin, im Dezember 1894.

1791 10

t *

5 467 494 5 466182 5

Haupt⸗Buchhalterei des Reichs⸗Schatzamts. Biester.

Deutscher Reichstag. 4. Sitzung vom Mittwoch, 12. Dezember, 12 Uhr.

Ueber den Beginn der Sitzung ist bereits in der Nummer

vom Mittwoch berichtet worden. Bei Fortsetzung der ersten Berathung des Reichs haushalts-Etaks für 1895/96 erhält nach dem Abg. von Kardorff das Wort der .

Abg. Rickert (fr. Ver.): daß die Mehrheit des Reichstags nicht gewillt ist, angesichts dieses Ftats neue Steuern zu bewilligen. Von der drückenden Last der Natrikularbeiträge hat man schon vor 25 Jahren gesprochen. Damals sprach man von den armen Lippeschen Ziegelarbeitern, die man in Vergleich setzte mit den reichen Bremensern und bamburgern. Heute spricht man von Waldeck. Aber auf die wenigen wohlhabenden Leute kommt es schließlich nicht an, ondern auf den Durchschnitt. Solche Bilder schrecken ung nicht. Wenn man bloß erreichen will, daß Matrikularbeiträge Ind. Ueberweisungen sich ausgleichen, so ist das durch den Ctat eigentlich schon erreicht; ja, wenn der Reichs Schatzsekretär sich wie beim laufenden Etat um einige Millionen geirrt hat, dann haben wir schon eine erhebliche lüleberweisungssummz. Das Versprechen, welches ich bei der Militärvorlage gegeben habe, werde ich halten; ich werde keine Steuer bewilligen, welche nach unten hig drückt, und ich habe dabei Bundesgenossen in den Abgg. Dr. Osann und Bassermann, welche sich gegen die Tabacksteuer ausgesprochen haben. Bei den Zöllen und Verbrauchsteuern können leicht einige Millionen mehr aufkommen, als veranschlagt ist. Gewiß muß man bei der Veran— schlagung der Zölle borsichtig sein, namentlich wenn man sich nicht neubrmglen Verhältnissen befindet. Aber solche normalen Ver— iltnisse sind nicht vorhanden, und deshalb wollen wir eine dauernde, ein ganzes Gewerbe schwer belastende Steuer, wie die Tabacksteuer, nicht bewilltgen, wenn der Ausgleich auf andere Weise gefunden berden kann. Auf die Zuckersteuer will ich nicht eingehen; es wird sich dazu Gelegenheit finden bei der Interpellation der Abgg. Dr. wnasche, und Friedberg. Für mich it es aber undenkbar, daß die Reichsregierung von dem vor einigen Jahren mühsam herbei⸗ geführten Kompromiß abgehen wird. Die Mittheilungen des Staats— sekretärs über den forcierten Raubbau waren erschreckend. Die Zucker⸗ sabriken haben in den letzten Jahren 19 Lividende gegeben; da ann, von einer Nothlage kaum die Rede sein. (Zuruf des Abg. reiherrn von Manteuffel: Das ist doch keine Landwirthschaft Die andwirthe sind an den Fabriken betheiligt. Es ist auffällig, daß h. Reich schaterwaltung es gerade in diesem Jahre für angebracht ält, die Anleihen zu beschränken und die einmaligen Ausgaben auf . ordentlichen Einnahmen anzuweisen, während das Extra— n snriun erheblich herabgesetzt worden ist. Unsere Finanzverhiltnisse ö. en nicht normal, so lange wir nicht einen beweglichen Faktor i Sichzuotisterten direkten Steuer haben. Her bedenllichste Faktor

e Marine, deren Ausgaben enorm anwachfen. Früher haben die ö. en von Rechts in Bezug auf, die Marine Sparsamkeit empfohlen . mir vorgeworfen, daß ich kostspielige Schiffe bewilligt habe. he gat sich denn seitdem geändert? Deutschland war damalz auch 6 . mächtiger Staat, der eine Flotte brauchte. Der Staats. ketar Dr. von Boefticher hat formell das Recht, jede Beantwortung

Die bisherigen Reden haben bewiesen,

der Frage über den Ministerwechsel abzulehnen. Aber die Volks— vertretung kann sich damit nicht beruhigen, sie muß nach Gründen forschen. Graf Caprivi ist dem Ansturim der Agrarier erlegen, aber nicht ihm allein. Aus der Rede des Reichskanzlers Fürsten zu Hohenlohe geht hervor, daß der neue Reichskanzler in Bezug auf die Kolonialpolitik und die Marine ein ganz neues Programm hat. Für diese beiden Zwecke werden große Mittel gebraucht, und damit wird die Finanz reform motiviert. Deshalb müssen wir besonders vorsichtig sein. Graf Caprivi hat allerdings gefagt, es könne uns nichts Schlimmeres passieren, als wenn man' uns ganz Afrika schenkte. Glauben die Verren vom Bund der Landwirthe, daß der Landwirthschaft dadurch geholfen wird, daß man Millionen über Millionen für die Kolonien und für die Marine ausgiebt? Der Abg. von Plötz hat erklärt, daß die Ausgaben für die Marine nicht mehr getragen werden könnten; ich bin gespannt darauf, wie er sich beim Marine⸗Etat verhalten wird. Mit dem Reichskanzler Fürsten zu Hohenlohe bin ich in der Be— ziehung einverstanden, daß die Schutzzollpolitik des Fürsten Bismarck der Landwirthschaft weniger genützt hat als der Industrie. Daß der Reichskanzler die Handelsberträge respektiert, ist selbstverständlich; die Regierung kann nicht zu denen gehören, welche die Handelsverträge mit dem Schwert in der Hand aufheben möchten. Dem Grafen Caprivi und seinen Mitarbeitern rechnet man es im Lande hoch an, daß sie durch die Handelsverträge den verheerenden Zollkrieg ver⸗ hindert haben, der sonst ausgebrochen wäre. Den Nutzen der Handels⸗ verträge bestreiten die Agrarter allerdings; sie sind durch Zahlen nicht zu überzeugen, sie behaupten immer daässelbe. Natuͤrlich können die Danxzelsverträge nicht plötzlich ein Eldorado schaffen. Von einer allgemeinen Nothlage der Landwirthschaft kann keine Rede sein; die Verhältnisse sind sehr verschieden. und namentlich die Bauern befinden sich vielfach in guter Lage. Wir sind gespannt auf die Ergebnisse der Enquste, die der Bund der Landwirthe angekündigt hat. Was hat der Bund der Landwirthe erreicht und was wird er erreichen können? Der Reichskanzler sprach von unlösbaren Problemen, aber welche sind die unlösbaren Probleme? Der Antrag Kanitz und die Kardorff'sche Silberwährung? Wie steht der Reichskanzler dazu? Welche Ent⸗= täuschung würde in die Reihen der Landwirthe kommen, wenn die Goldmährung vernichtet würde! Diefer wie jeder Regierung werden wir alles Nothwendige bewilligen. Die eine Thatsache, daß Anklage gegen, den Abg. Liebknecht wegen Majestätsbeleidigung erhoben werden soll, ist für mich ein Beweis, daß der neue Kurs sehr bedenklich ist. Seit dem Ministerium Lippe find solche Dinge nicht vorgekommen. Die Regierung sollte Achtung vor den Rechten der Volkevertretung haben; ich muß annehmen, daß es sich um ein vollständig bewußtes Vorgehen der preußischen und der Reichsregierung handelt. Sollte das nicht der Fall sein, sollte es sich nur um das Vorgehen eines Beamten handeln, so wäre das Vorgehen auch immer noch auffällig genug. Mit Strafiandaten sind die Sozialdemokraten nicht zu be⸗ kämpfen; das zeigt das große Strafregister, welches die foßialdemo— kratische Partei fuhrt. Es giebt als einziges Mittel nur eine volks⸗ thümliche Politik, durch welche allein der Sozialdemokratie ihre An⸗ hänger abspenstig gemacht werden können. Die Kritik der Verwal⸗ lung seitens des Parlaments widerspricht nicht den monarchischen Prinzipien; das hat Fürst Bismarck felbst mehrmals ausgesvrochen. Diese Politik werden wir auch in diesem Jahre treiben, und wir

glauben dadurch dem Vaterlande mehr zu di ls d . gesezg und ahnliche Maß renn hr zu dienen als durch Ausnahme

Staatssekretär Dr. Graf von Posadowsky:

Der Herr Vorredner ist auf die verschiedenen Aeußerungen in der programmatischen Rede des Herrn Reichskanzlers eingegangen, und ich will an die bedeutendste Frage anknüpfen, die gegenwärtig die Re⸗ gierung beschäftigt und die auch der Herr Vorredner zum Gegenstand der Erörterung gemacht hat. Das ist die Frage der landwirthschaft · lichen Krisis.

Meine Herren, der Herr Reichskanzler hat dem Gedanken Aus⸗ druck gegeben, daß die moderne gesetzliche Entwickelung der letzten zwanzig Jahre der Industrie mehr zu gute gekommen sei als der Land— wirthschaft, und ich begreife nicht, wie der Herr Abg. Rickert gegenüber den klaren Thatsachen einen Zweifel hieran hegen kann. (Sehr gut! rechts.)

Ich gestatte mir, darauf hinzuweisen, daß die Herren von der sozialdemokratischen Partei zu einer volkswirthschaftlich, meines Er⸗ achtens, geläuterten Anschauung sich bereits durchgerungen haben. In Frankfurt a. M. haben die Sozialdemokraten erklärt, es wäre unvor⸗ sichtig und unrichtig, ja sogar thöricht, wenn man die schwierige Lage des deutschen Bauernstands leugnen wollte. (Hört! hört! rechts.) Die Herren Sozialdemokraten haben das nicht erklärt aus Liebe für den deutschen Bauernstand, sondern aus politisch⸗sozialen Rãcksichten. (Sehr richtig! rechts) Der deutsche Bauer mit seinen nägelbeschlagenen Schuhen ist es, den die Herren Sozialdemokraten nicht verdauen können (sehr richtig! rechts), er ist ihnen noch zu zäh. (Sehr gut! rechts. Deshalb hat die Reichsregierung das dringende Interesse, einen zufriedenen Bauernstand zu haben. (Lebhafter Beifall rechts.)

Gestatten Sie mir nun, daß ich auf Thatsachen komme. Sehen Sie doch hin: in den Städten eine sich massierende Bevölkerung, in⸗ folge dessen Arbeitslosigkeit; auf dem Lande Verödung, Rückgang der Bevölkerung, Mangel an Arbeitskräften. (Sehr richtig! rechts.) Der gesammte Bevölkerungszuwachs der letzten zwanzig Jahre ist nicht zu gute gekommen dem platten Lande, sondern allein den Städten, und darin liegt ein relativer Rückgang der wirthschaftlichen Kraft des platten Landes. (Sehr wahr! rechts.)

Sie sehen auf der anderen Seite Ueberproduktion in den Städten. Auf dem Lande sind wir bisher nicht im stande gewesen, das Brot⸗ korn zu bauen, das das deutsche Volk zu seiner Ernährung, braucht. Warum? Weil der vaterländische Boden infolge Mangels an Ar beitskräften in weiten Theilen Deutschlands nicht so intensiv bear⸗ beitet werden kann, wie er sollte. (Sehr gut! rechts.)

Nun weiter, meine Herren! Gehen Sie nur herein in die Ein— kommensteuerlisten, so sehen Sie das ungeheure Anwachsen der Ver⸗ mögen in den Städten, Sie sehen den Steuerrückgang auf dem Lande. Demgegenüber frage ich: kann man leugnen, daß in der That die moderne Entwickelung der letzten zwanzig Jahre den Städten mehr zu gute gekommen ist wie dem platten Lande? Beweist das nicht schon die äußere Entwickelung der Städte, wie sie sich dem Auge darbietet? Meine Herren, es giebt eben gewisse Personen und Parteien, natürlich außerhalb des Hauses (Heiterkeit), die jeden Versuch der Hilfe für die mit den ernstesten Gefahren ringende Landwirthschaft mit einem verblichenen Schlagwort abzuthun bereit sind. (Sehr gut! rechts) Meine Herren, das ist nur ein Beweis dafür, daß es volkswirthschaftlich sterilisierte Personen und sterilisierte Parteien giebt, die aus ihren großstädtischen Verhältnissen heraus nicht mehr die Empfänglichkeit besitzen, um das zu erkennen, was eigentlich draußen im Lande vor sich geht. (Lebhafter Beifall rechts.)

Also, wenn bei dieser Sachlage sich die verbündeten Regierungen nicht ernstlich die Frage vorlegten: wie können wir der mit solchen Gefahren ringenden deutschen Landwirthschaft helfen, natürlich inner⸗ halb der vertragsmäßigen und innerhalb der volkswirthschaftlich ver⸗= nünftigen Grenzen, so würden sie sich einer argen Pflichtverletzung schuldig machen. (Sehr wahr! rechts) Meine Herren, wir haben die Verpflichtung, jedes Rettungsboot, das uns zur Verfügung steht, flott zu machen, um der mit der Fluth ausländischer Konkurrenz ringenden Landwirthschaft zu helfen. (Lebhafter Beifall rechts) Wir hoffen darum, daß alle, die die hohe Bedeutung einer gefunden Landwirth⸗ schaft für die soziale und politische Entwickelung des Vaterlandes erkennen, uns dabei hilfreiche Hand leisten werden. (Bravo! rechts.)

Meine Herren, der Herr Abg. Rickert hat ferner geglaubt, aus den gestrigen Ausführungen des Herrn Reichskanzlers deduzieren zu können, wir hätten große neue Ausgaben im Schilde, und in—⸗ folge dessen müßten wir neue Steuern haben. Wenn ich den Herrn Reichskanzler richtig verstanden habe, hat er nur ausgeführt, daß uns auch die Kolonialpolitik nöthigt, gewisse Ausgaben zu machen, wenn wir unsere Kolonieen ehrenvoll erhalten wollen, die wir unter der patriotischen Zustimmung des ganzen deutschen Volks seiner Zeit erworben haben. Er hat ferner dem Gedanken Aus⸗ druck geben wollen, daß es eine Naturbedingung jeder sich nicht selbst aufgebenden lebensfähigen Nation sei, daß auch von Jahr zu Jahr periodisch ihre Ausgaben für Kultur und andere Zwecke steigen. Das beweist ein einfacher Blick in die Statistik. Aber ich meine, gerade darin, daß wir eine Finanzreform durchführen wollen, liegt doch, daß wir uns selbst, möchte ich sagen, eine Grenze setzen wollen für das Maß neuer Ausgaben. Was heißt denn die Finanzreform? Das Reich ist ja schon so oft ausgeführt worden hat nie ein Defizit. Der Reichs⸗Schatzsekretär in Ver⸗ tretung des Herrn Reichskanzlers und unter Zustimmung der ver⸗ bündeten Regierungen, soweit sie im Bundesrathe den Etat feststellen. hat ja immer die Hand an der Matrikularpumpe, und diese Matri⸗ kularpumpe wird erst einmal aufhören zu funktionieren, wenn namentlich die kleinen Staatsgebilde, die nicht die Möglichkeit haben, wie die großen Staaten, die Anforderungen des Reichs ausgleichend zu ver⸗ theilen, einmal erklären: sie haben keinen Stoff mehr.

Meine Herren, in der Finanzreform liegt doch der liberale Ge⸗ danke: wir wollen aus dem Absolutismus der Matrikularbeitrãge

übergehen zu einer finanziellen Konstitutien, und ich meine, gerade