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Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Senator der Freien Hansestadt Bremen Dr. Pauli ist von Berlin abgereist.
Der bisher hei dem Landrathsamt des Kreises Deutsch⸗ Krone beschäftigte Regierungs-Assessor Stechow ist der König⸗ lichen Regierung zu Marienwerder zur weiteren dienstlichen Verwendung überwiesen worden.
Die Regierungs⸗Referendare Lentze aus Dan ig, Freiherr von Brandenstein aus Lüneburg, Dr. phil. Großmann aus Osnabrück, Zoberbier aus Koblenz und Ir. jur. Stapenhorst aus Minden haben die zweite Staatsprüfung für den höheren Verwaltungsdienst bestanden.
Württemberg. ) Seine Majestät der König empfing vorgestern den bisher beglaubigt gewesenen russischen außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister von Kotzebue in Audienz, um aus dessen Händen ein Schreiben des Kaisers Nikolaus II. von Rußland entgegenzunehmen, worin Allerhöchstderselbe das Ableben des Kaisers Alexander III. und seine Thronbe steigung anzeigt, sowie den Wirklichen Geheimen Rath von Kotzebue als außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister am württembergischen Hofe bestätigt.
Sach sen⸗Altenburg.
Dem Landtag ist der Entwurf eines die Vorausleistungen gewerblicher Unternehmungen zum Wegebau betreffenden Ge⸗ setzes zugegangen. In seiner Sitzung vom 17. d. M. hat der Landtag den Vorschlag der Regierung angenommen, zur Be⸗ schaffung des Behring 'schen Diphtheritis-Heilserums für solche, die das Mittel nicht bezahlen können, in den Etat 2000 6 für das Jahr 1895 einzustellen.
Neusz ä. LT.
In der Sitzung des La ndtags vom 17.8. M. wurden von der Fürstlichen Staatsregierung die Haupt⸗-Etats der Aus⸗ gaben und Einnahmen auf die Jahre 1895/97 übergeben, welche Vorlage der Finanzkommission zur Vorberathung über⸗ wiesen wurde. Sodann wurde der zwischen dem Fürstenthum und dem Königreich Sachsen getroffenen Uebereinkunft wegen Unterbringung von jugendlichen bestraften Personen aus Reuß ä. L. in den Königlich sächsischen Korrektionsanstalten zu Sachsenberg und Waldheim sowie in der Erziehungsanstalt Bräunsdorf die nachgesuchte ständische Genehmigung einstimmig ertheilt.
Oesterreich⸗ Ungarn.
Aus Anlaß des Namensfestes des Kaisers von Rußland fand gestern in Anwesenheit mehrerer Erzherzoge und Minister sowie des russischen Botschafters Fürsten Lobanow ein Hofdiner statt, wobei der Kaiser, einen Toast auf den Kaiser Nikolaus ausbrachte. Nachmittags wurde der gestern früh in Wien eingetroffene russische General Graf Mussin⸗Puschkin in feierlicher Audienz vom Kaiser empfangen und überreichte die Notifikation der Thronbesteigung des Zaren Nikolaus. . .
Die Landtage von Böhmen, Oesterreich unter und ob der Enns, Steiermark, Mähren, Schlesien, dann von Görz und Gradisca sind für den 27. Dezember 1894, die Landtage von Galizien und Lodomerien mit Krakau und von Krain für den 28. Dezember 1894, die Landtage von Salzburg, Kärnten, Bukowina und Tirol, für den 3. Januar 1895, die Landtage von Dalmatien, Istrien und von Triest mit seinem Gebjete für den 109. Januar 1895 und der Landtag von Vorarlberg für den 14. Januar 1895 einberufen worden. ; 5
Bei der Wahl eines Abgeordneten zum böhmischen Landtag für die Städtebezirke Klattau⸗Taus wurde gestern der Jungczeche Peter Hang gewählt. ö
Der Budapester Korrespondenz“ zufolge begeben sich der Minister-Präsident Dr. Wekerle und der Handels⸗Minister Baron Lukacs heute Abend von Budapest zu mehrtägigem Aufenthalt nach Wien, um mit dem Finanz⸗Minister Dr. von Plener und dem Handels Minister Grafen Wurmbrand über de Frage der Verstaatlichung der Südbahn zu berathen. Dieselbe Korrespondenz erklart gleich⸗ zeitig, die an die Reise Wekerle's geknüpften Kombinationen betreffs einer Krisis seien vollständig grundlos. ;
Beide Häuser des Reichstags wählten in gemein⸗ samer Sitzung mit 223 gegen 166 Stimmen Bela Rad— vanszky zum Kronhüter.
Frankreich.
Die Deputirtenkamm er wählte gestern mit 49 Stimmen Brisson zum Präsidenten (Mline erhielt 213 Stimmen) und nahm sodann einen Gesetzentwurf an, wonach den jungen Männern auf der Insel Röunion gestattet wird, sich zur Theil— nahme an der Expedition gegen Madagaskar anwerben zu lassen.
J Der französischen Regierung ist von der in eng⸗ lischen Blättern verbreiteten Nachricht, daß die Königin von Madagaskar die von Frankreich gestellten Bedingungen anzunehmen beabsichtige, ke ine Best ätigung zugegangen.
Nu land.
Die Krönung des Kaisers und, der Kaiserin wird, wie „W. T. B.“ aus St. Petershurg berichtet, nach den bis⸗ herigen Bestimmungen im April 1896 statifinden. Allerhöchst⸗ dieselben begehen sich nach der Krönung nach Nishnij⸗Nowgorod, um die für 1896 in Aussicht genommene Nationalausstellung u eröffnen. . . 6. Großfürst Sergius Alexandrowitsch ist, unter Belassung in seiner Stellung als General— Gouverneur von Moskau zum Mitglied des Reichs— raths ernannt worden. — Der General Gurko ist für wichtige Dienste, die er dem Thron und Vaterland, ins— hesondere während des letzten Türkenkrieges geleistet habe, zum General-⸗Feldmarschall beförbert und auf sein Ansuchen wegen zerrütteter Gesundheit von den Aemtern eines General-Gouverneurs von Warschau und Kom mandierenden der Truppen des Warschau er Militärbezirks entlassen worden. — Der Großfürst Konstantin Konstantinowitsch ist zum General⸗ Major, der Herzog Georg von Mecklenburg⸗Strelitz zum Rittmeister, der Herzog Karl von Meckklenburg— Strelitz zum Kapitän und der Großfürst Alexander Michailowitsch zum Hauptmann zweiten Ranges befördert
worden. Den Großfürsten Paul Alexandrowitsch und Dimitry Konstantinowitsch ist der Wladimir⸗Orden dritter . dem Großfürsten Sergius . der Wladimir Orden vierter Klasse, verliehen worden. — Dem Kexholmschen Grenadier-Regiment Kaiser von Oesterreich und dem St. Petersburger Grena⸗ dier⸗Regiment König Friedrich Wilhelm III., sind als Zeichen besonderen Kaiserlichen Wohlwollens die Rechte
alter Gardetruppen verliehen worden; demnach führen diese
Regimenter nunmehr den Titel, Leib⸗Garde⸗Regimenter“. Diese Auszeichnungen sind vom gestrigen Tage, dem Namens— fest des Kaisers, datiert. . ᷣ Dem im Bau befindlichen Libauer Kriegshafen ist der Name „Hafen Kaiser Alexander III. gegeben worden. Die außerordentliche türkische Mission unter Fuad Pascha ist am Montag in St. Petersburg eingetroffen.
Italien.
Die „Riforma! meldet, die Senatskommission habe einstimmig beschlossen, die Giolitti'schen Dokumente gänzlich unberücksichtigt zu las en, theils wegen ihres Inhalts, theils deswegen, weil Giolitti den Ursprung der Schriftstücke nicht nenne. Der „Fanfulla“ berichtet, die Untersuchung in dem Prozeß Erispi's und seiner Gemahlin gegen Giolitti schreite rasch fort. Bisher seien bereits die Mitglieder der Fünfer⸗Kommission der De⸗ putirtenkammer und Tanlongo verhört worden. Von Mar— tus celli, der seiner Zeit die Haussuchung bei der Banca Romana vorgenommen habe, sei gestern eine Klage gegen Giolitti wegen Mißbrauchs vön Dokumenten eingereicht worden. J
Der Deputirte Brin hat an seine Wähler in Turin ein Schreiben gerichtet, worin er sich mißbilligend über die Vertagung der Deputirtenkammer ausspricht und seine Wähler auffordert, volles Vertrauen zu den parlamentarischen Ein⸗ richtungen unter den Auspizien des loyalen und ausgezeichneten Souveräns zu haben.
Portugal.
Die neue Session der Cortes soll am 2. Januar be— ‚. 8 a ö 9 ginnen. Gerüchtweise verlgutet dem . . zufolge, die Regierung sei im Begriff, ein Dekret über die Reforni der Wahlen zu veröffentlichen.
Griechenland.
Die Deputirtenkammer lehnte nach lebhafter Dis— kussion mit 63 gegen 45 Stimmen die Vorlage ab, wonach ein Theil der Korxinthenernte zurückgehalten werden fon.
Rumänien.
Der Prinz Ferdinand von Rumänien hat der
bäuerlichen Unterstützungskasse, die anläßlich der silbernen Hoch— zeit des Königspaares gegründet wurde, 20 000 Fr. überwiesen.
Bulgarien.
Der Prinz Ferdinand von Sachsen⸗-Coburg empfing gestern den Präsidenten der Sobranje Todorow und den Vize⸗Präsidenten Da ne w, die über die Partei verhältnisse berichteten. Bis Abends 8 Uhr hatte der Prinz die Kabinets⸗ bildung weder jemandem angetragen, noch jemanden damit betraut.
Amerika.
In dem Repräsentantenhause brachte, wie W. T. B.“ aus Washington berichtet, der Abg. Harmer (Penn⸗ sylvanien) eine Resolution ein, worin unter Hinweis auf die Greuelthaten in Armenien der Präsident Cleveland und der Staatssekretär Gresham ermächtigt werden, ihre guten Dienste zu verwenden, um die Signatarmächte des Berliner Vertrags zur Erwägung der Angelegen— heit einzuberufen.
Asien.
Nach einer Meldung der „Times“ aus Shanghai hätte der Kaiser von China am 17. Dezember eine Prokla— mation erlassen, die den Vizekönig Li Hung Tschang beauftragt, den Zivilgouverneur Taoiai Kung und pier Generale, die in Port Arthur kommandierten, in Haft zu nehmen und nach Peking zu schicken, wo sie wegen des Verlustes der Festung bestraft werden sollen. Der Admiral Ting soll verhaftet sein, weil er das Seemagazin nicht, vertheidigt habe. Ein Neffe des Kapitäns Hanneken fei, wie die „Times“ ferner meldet, nach Tientsin gegangen, um den Oberbefehl über die dortigen Truppen zu übernehmen.
Nr. 50 des „Zentralblatts der Bauverwaltung“, herausgegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 15. Dezember, hat folgenden Inhalt: Die Melioration des Nil thales und die Insel Philae. — Ueber die Tagesbeleuchtung von Schulräumen. — Lutherkirche in Berent in Westpreußen. Wer Elbe Traye⸗Kanal. (Schluß) — Vermischtes: Preisausschreiben für ein Geschäftshaus des Vereins deutscher Ingenieure. — Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen zu einem Stallgebäude auf, einem größeren Bauerngehöft. — Besuchziffer der Technischen Hochschule in Braunschweig im Winterhalbjahr 1884/95. — Besuchziffer der Tech⸗ nischen Hochschule in Karlsruhe im Winterhalbjahr 1894/95. — Vor— lesungen im Königlichen Kunstgewerbe⸗Museum in Berlin. — Brech⸗ stange mit Gelenk zum Schieben von Lokomotiven und Wagen. — Ferdinand von Lesseps J.
Entscheidungen des Reichsgerichts.
Wird die Hauptverhandlung in einer Strafsache vor der Terminzstunde begonnen und ist die Sache, behor der recht⸗ zeitig erschienene Vertheidiger, welcher gemäß F 217 der Strafproʒeß⸗ ordnung geladen war, in das Terminszimmer tam, beendigt, so be⸗ gründet diese Thatsache, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, JI. Strafsenats, vom 25. September 1894, die Revision; ist aber die Verhandlung in die Terminsstunde hinein fortgesetzt worden und ist der Vertheidiger erst nach Beendigung der Verhandlung erschienen, so hat der Verurtheilte keinen Revisionsgrund. „Wäre die Verhand⸗ lung vor der Terminsstunde zwar begonnen, aber nicht abgeschlossen gewesen, so wäre der rechtzeitig erschienene Verteidiger in der Lage gewesen, in die Verhandlung durch seine Vertheidigung einzugreifen und falls er es für nothwendig hielt, die Wiederholung der Ver⸗ handlung, soweit sie in seiner Abwesenheit schon erfolgt war, herbei⸗ zuführen. Die in dem vorzeitigen Beginn der Verhandlung an sich liegende Gesetzesperletzung würde dann die Ausschließung des Ver— theidigers von der Ausübung seiner Thätigkeit in der Verhandlung nicht verursacht und somit den Ausfall des Urtheils nicht beeinflußt haben (5 376 Str. PP. O.).“ (2559/94)
— Für die Beurtheilung der durch einen Versicherungz, K einem in Preußen, wohnenden Versicherungs. nehmer und einer im Aug lande. domizilierten Versicherungsgesell. schaft begründeten Rechtsverhältnisse ist, nach einem Urtheil des Reichs gerichts, IV. Zipilsenats, vom 1. Oktober 1894, regelmäßig daz preußische Recht maßgebend, und nicht das Recht desjenigen aug. ländischen Orts, in welchem die Gesellschaft ihren Sitz hat, wenn die Verhandlungen und der Abschluß des Vertrags in Preußen durch einen in Preußen wohnenden Agenten der Gesellschaft erfolgt sind, selbst wenn nach den Versicherungshedingungen der Gesels⸗ schaft die Auszahlung des versicherten Kapitals am Sitz der Ge, sellschaft in deren Geschäftslokal zu leisten ist. Das Berufungs— gericht geht in Uebereinstimmung mit der reichsgerichtlichen Recht. sprechung mit Recht davon aus, daß für die Beurtheilung der durch einen Vertrag begründeten Rechtsverhältnisse nicht ohne weiteres daz Recht des Erfüllungsortes maßgebend ist, daß es vielmehr in erster Linie auf den Willen der Vertragschließenden, also darauf ankommt, welchem örtlichen Rechte sie sich unterwerfen wollten. Daß aber im vorliegenden Falle der Wille der Kontrahenten auf die Anwendbarkeit des preu ßischen Rechts gerichtet war, entnimmt das Berufungsgericht rechtlich bedenkenfrei aus dem Um- stande, daß der Versicherungsnehmer zur Zeit des Abschlusses des Versicherungsvertrags in Preußen wohnte, die Verhandlungen behufg Abschließung des Vertrags durch einen in Preußen wohnenden Agenten der Gesellschaft geführt und in Preußen auch zum Abschluß gebracht worden sind. Als preußisches Recht konnte aber mit Rücksicht auf daz in Betracht kommende örtliche Rechtsgebiet und den Gegenstand des Rechtsstreits nur das Allgemeine Landrecht zur Anwendung gelangen.“ (21594.
Entscheidungen des Ober⸗Verwaltungsgerichts.
Die durch Baupolizei⸗Verordnungen nach der Straßenbreite be⸗ stimmte Höhe für Gebäude in Straßen, welche an beiden Seiten zum Anbau bestimmt sind, darf nach einem Urtheil des Ober⸗Ver⸗ waltungsgerichts, IV. Senats, vom 19. September 1894, auch nicht an dem jenigen Theil der Straße überschritten werden, welchem gegenüber Cine andere öffentliche Straße oder. ein öffentlicher Platz in die Straße einmündet und insoweit eine Bebauung der Straße ausschließt. Hat die Polizeiverwaltung den Konsenz zur Exxichtung eines höheren Gebäudes, als nach, der Baupolizei⸗Verordnung zulässig ist, ertheilt und sodann diesen Neubau, obwohl er das zulässige Höhenmaß über schreitet, ohne Beanstandung baupolizeilich abgenommen, so ist sie dennoch dadurch nicht gehindert, später die Niedriger legung. des zu hoch errichteten Gebäudes bis zu der baupolizeilich zulässigen Höhe anzuogrdnen. — Das Grundstück Scharrnstr. 4 zu W. (Reg⸗ Bez. Merseburg) liegt gegenüber der Einmündung des A.-Platzes in die Scharrnstraße. Die Scharrnstraße selbst aber, welche vor dem ge⸗ dachten Grundstück nur eine Breite von 5z bis 6m hat, endigt nicht an dieser Einmündung, sondern führt in ununterbrochenem Zuge an der Einmündung bezw. an der Front des Grundstücks Scharrnstr. 4 borũber, und ist, abgesehen von der Einmündung des A.⸗Platzes, an beiden Seiten zum Anbau bestimmt. Zu dem Neubau eines Hauses auf dem Grundstüũck Scharrnstraße 4 wurde von der Polizeiverwaltung in W. die bau— polizeiliche Genehmigung unter dem 50. Juni 1857 ertheilt. Das Gebäude sollte nach der dem Baukonsens zu Grunde liegenden Jeich— nung 10,30 m hoch werden. Die Bauherren führten aber das Vaus UI m hoch auf, ohne daß diese Abweichung pon dem ertheilten Kon— sens bei der baupolizeilichen Abnahme des Gebäudes gerügt worden wäre. Auf Betreiben eines Nachbarn der Bauherren, welcher durch die Höhe des Hauses in seinen Rechten beeinträchtigt zu sein behauptete, gab aber die Polizeiverwaltung sechs Jahre später den Bauherren auf, das Gebäude bis auf die Höhe von 19 m zu erniedrigen, weil sie das Gebäude nach § 25 der Baupolizei⸗ Verordnung für die Städte des Regierungsbezirks Merseburg vom 31. März 1884 nur 10 m hoch hätten errichten dürfen. Die Be⸗ schwerden der Eigenthümer des Hauses beim Regierungs⸗Präsidenten und demnächst beim Ober⸗Präsidenten waren erfolglos, und die Klage derselben wurde vom Ober⸗Verwaltungsgericht zurückgewiesen, indem es begründend ausführte: „Allerdings kann eine Straße zu einem Theil auf beiden Seiten, zu einem anderen Theil nur auf, einer Seite zur Bebauung bestimmt sein; ist sie aber überhaupt beiderseits zur Bebauung bestimmt, so gilt dies im Sinne der gedachten Polizei Verord⸗ nung auch insoweit, als eine öffentliche Straße in sie einmündet., obwohl an dieser Einmündung eine Bebauung ausgeschlossen ist. Nicht anders kann es sein, wenn nicht eine Straße, sondern ein öffentlicher Platz sich nach einer Straße, welche an sich beiderseits zur Bebauung bestimmt ist, in der Weise öffnet, wie dies hier der Fall ist. .. . Eine Straße wechselt nicht dadurch in ihrer Breite, daß in sie eine andere Straße einmündet, und ebensowenig dadurch, daß sich auf sie ein von der Bebauung ausgeschlössener Platz in der oben beschriebenen Weise öffnet. Die Breite der Straße ergiebt sich vielmehr auch an solchen Einmündungen durch die Grenze der Straße selbst, und es entspricht nicht dem Sinne des in Rede stehenden Abs. 4 des 5 25 der Baupolizei⸗Verordnung, wonach für Gebäude, vor welchen die Breite der Straße wechselt, die mittlere Breite zu gelten habe, wenn man bei solcher Sachlage die ganze Ausdehnung des gegen— überliegenden Platzes hereinziehen und mit Rücksicht hierauf von einer an dieser Stelle wechselnden Breite der Straße sprechen wollte. k Die zulässige Höhe des klägerischen Grundstücks beträgt 10 m. Dies ist nach der für W. geltenden Baupolizei⸗Verordnung öffentliches Recht, und an diesem kann dadurch nichts geändert werden, daß die Polizeiverwaltung daselbst im Jahre 1887 den Konsens zur Errichtung des in Höhe von 10,30 m projektierten Neubaues ertheilt und daß ie demnächst den Neubau, obwohl er 11 m hoch aufgeführt war, ohne Beanstandung baupolizeilich abgenommen hat. Allerdings hätte beyeitz damals die Polizeibehörde das ihrer Obhut anvertraute öffentliche Recht wahren müssen; aber daraus, daß dies nicht geschehen, entspringt keinczwegs ein Rechtsanspruch der Partei, es nunmehr bet dem dem örtlichen öffentlichen Baurecht widersprechenden Zustande zu belassen. Dieser Zustand ist eben ein re tswidriger und unterliegt deshalb leder. zeit der Nemedur. Daß es endlich hierzu noch des Rachweises eines besonderen, für das Einschreiten der Polizeibehörde maß gebenden Interesses bedürfte, kann nicht zugegeben werden. Der Polizelbehörte steht es zu, das maßgebende öffentliche Recht zur Anwendung zu bringen und Zustände nicht zu dulden, die demselben zuwiderlaufen, Hierin liegt das polizeiliche Interesse, welches durch die angegriffene Verfügung wahrgenommen werden soll.. (IV. 1166.)
Statiftik und Volkswirthschaft.
Im neuesten Vierteljahrsheft zur Statistik des Deutsche Reich⸗ (4. Heft des Jahrgange 1894 ist die Statistik der , und, Bestenerung von Bier im deutschen Zollgebiet und ih einzelnen deutschen Steuergebieten für 1893/94 verbffentlicht. i. betrug die Menge des erzeugten Biers: im ö . ö. Eihtaht nisse t, rei, ei, aber, 213 ae n, min, ih n Vorjahr, im bayerischen Steuergebiet (Kalenderjahr 1895) 16 9 han, 78 248 hl weniger als im Vorjahr, in Württemberg (Etat . 1893/94) 3 478 665 hl, 271 457 hi weniger als im . 9. Baden (Steuerjahr 1893) 1710172 11, 3366 hl weniger, 2 1 Vorjahr, und in Elsaß- Lothringen (Etatsjahr 1893/94) go? . st 4158 hl weniger als im Vorjahr. Der Bier ,,, auf, den Kopf. der Beyölkerung' berechnet im Neichs-S ie gebiet zu 1,1 1 (im Vorjahr S5, , im bayerischen 9 in eke! Cem H „in, Württemerg zt ligt 1 (184 Yz Baden zu 192,1 1 (I030 7 und in Elfaß-Lothringen en wanne Fööss h. Sehr günstig für den Biergenuß war die an ait . Witterung im Sommer 1593; auch haben nicht, wie im 34. er nach Nu chruth der Cholera in Hamburg, ansteckende Krankhei
die Furcht daror den Verhrauch don Bier beeinträchtigt. Dagegen haben in den südlichen Theilen Deutschlands die gute Weinernte und ganz besonders die überaus reiche Obsternte des Jahres 89 die eine sehr starke Erleugung von Obstwein hervorrief, beschränkend auf den Biergenuß gewirkt. .
Auf den Kopf der Bevölkerung kamen an Biera bgaben (ab⸗ geseben von den Gemeindesteuern): im Reichs ⸗ Steuergebiet 0 81 M, in Bavern 557 „M, in Württemberg 3,99 „c, in Baden 3, 35 SM und in Elsaß Lothringen 1,74 ,
Das 4. Vierteljahrsheft zur Statistik des Deutschen Reichs Gahrgang 1894) veröffentlicht über den Tabackkau und die Tabackernte im Erntejahr 1853 eine Nachweisung, worin für die einzelnen Direktiv- und Hauptamte beztrse des deutschen Zollgebiets die Zahl der Tabacpflanzer, Zahl und Flächeninhalt der mit Taback bepflanzten Grundstücke, ferner Menge und Werth des Ernte. Ertrags verjeichnet sind. Im ganzen haben sich 141 725 Pflanzer mit Taback— bau befaßt, und von diesen haben 74 626 eine Fläche bis zu 1 a, 3274 über L bis 5 a, 15779 über 5 bis 10 a, 26796 über 10 bis 25 a. 14794 über 25 a bis 1 ha und 1456 über 1 nit Taback angepflanzt. Im Vergleich zu 1892 ist Zahl der Tabackpflanzer um 3422 zurückgegangen, jedoch haben nur die kleinen Pflanzer, die bis m , ur haben, sich verringert. während die Zahl der größeren Pflanzer, die mehr als 25 a mit Taback bebauten, gegen 18927 um 977 zugenommen hat. Daher kommt es, daß der Flächeninhalt der mit Taback bebauten Grundstücke im ganzen um 468 ha höher war als 189 und sich auf 15 198 ha belief. Die Ernte des Jahres 1893 ist der Menge nach etwas besser ausgefallen als die des Jahres 1892, da durchschnittlich auf 1 ha 2109 kg Taback geerntet worden sind gegen 2060 kg im Vorjahr. Im ganzen sind geerntet worden 37 055 Taback (in dach⸗ reifem getrocknetem Zustand) im berechneten Werth von 26,4 Millionen Mark (einschließlich der Steuer), dagegen 1897 30 350 t im Werth von 24,3 Millionen Mark.
An die vorstehende Nachweisung ist angeschlossen eine vorläufige Zusammenstellung über den Tabackbau des deutschen Zollgebiets im Ern tejahr 1894. Danach betrug in diesem Jahre die Zahl der Tabackpflanzer 152 224, also erheblich mehr als in den beiden Vor⸗ jahren. Der Flächeninhalt der 1894 mit Taback bepflanzten Grund⸗ stücke ist zu 17586 ha ermittelt, das find 238 ha mehr als 1893.
Zur wirthschaftlichen Lage der Arbeiter.
Auf Veranlassung der Großherzoglich hessischen Regierung sind, wie die ‚Darmst. Itg. müttheilt, die hessischen Kreisämter ange— wiesen worden, Erhebungen über die derzeitige allgemeine Lage des Arbeitsmarktes, sowie über die Produktions- und Arbeitsverhält— nisse und über die Lebenshaltung der Industrie⸗Arbeiter anzustellen. Diese Erhebungen sollen bei den Gewerbvereinen sowie in den industriellen Kreisen und in den Fabriken des Landes stattfinden.
Zur Arbeitelrbewegung.
Aus Mainz berichtet der Vorwärts‘, daß der Ausstand in der dortigen Schuhfabrik von Eichbauer u. Cs. durch Vergleich be⸗ endet wurde. Die Forderungen der Arbeiter follen zumeist bewilligt worden sein. (Vgl. Nr. 289 u. flgde. d. Bl.)
Hier in Berlin fand am Sonntag eine Klavierarbeiter— Versamm lung stalt, die, wie der Vorwärts“ mittheilt, über den Ausstand in der Fabrit von GöSrs und Kallman n (vgl. Nr. 288 d. Bl.) verhandelte. Ueber eine Unterredung der Fabrikanten mit den Mitgliedern der Kommission der Ausständigen wurde berichtet: Die Fabrikanten willigen wohl in die Entlassung des einen Werkführers Lingsch) und vielleicht auch in die des anderen (Jürgens), aber aus anderen Gründen, als denen, aus welchen die, Ausständigen ihre Entlassung verlangen; auf eine Wiedereinstellung der „Gemaßregelten“ wollen sie sich aber nicht einlassen. Der schlechte Geschäftsgang verbiete es überhaupt, sämmtliche Ausständige wieder in Arbeit zu nehmen. Der Vorschlag, sämmtliche Arbeiter wieder einzustellen und dafür die Arbeitszeit in der Fabrik zu verkürzen, stieß bei den Fabrikanten auf den entschiedensten Widerstand. Schließlich erklärten die Arbeitgeber: würde der Ausstand unter den von 3. gestellten Bedingungen nicht bald beigelegt, dann bliebe ihnen nichts ö übrig, als zu liquidieren. Der Ausstand dauert inzwischen noch sort.
Aus Rive de Gier wird demselben Blatt über den Ausstand der Glasarbeiter gemeldet, daß die Fabrik Richarme⸗Deriard jetzt die Oefen lösche, weil sie nicht genug brauchbare und auch überhaupt nicht genügend Arbeiter habe. Die ausständigen Arbester sind meist in der „Vereinshütte“, die den Arbeitern gehört, beschäftigt. Es wird in vier Schichten zu sechs Stunden gearbeitet. Zwei Oefen sind schon im Gange und der dritte soll in Kürze in Betrieb gesetzt werden.
Kunft und Wissenschaft.
In, der Dezembersitzung der Gesellschaft für Anthro— pologie am 15. d. M. wurde nach Erstattung des Verwaltungs⸗ und Kassenberichts der Vorstand für das Jahr 1895 durch Zuruf und Wiederwahl neu gebildet. Die Sammlungen der Gesellschaft sind durch Ankauf und sehr reiche Geschenkte bedeutend gewachsen, besonders die Bibliothek, die jetzt 6769 Bände und 836 Broschüren zählt, sowie die Sammlung anthropologischer Photographien, die außer den be— sonders zusammengestellten Album sammlungen sich auf 32656 Blat beziffert, auch die Schädelsammlung, die u. 4. um 159 Schädel aus Argentinien und Bolivia vermehrt ist. Aus Passendorf bei Weimar ist ein wohlbehauener Stein-Findling eingefandt von 2169 Gewicht. Der Geheime Medizinal ⸗Rath Professor Hr. Virchow legte einen ähnlichen, aber befonders schön bearbeiteten Stein aus seiner eigenen Sammlung bor; derselbe stammt aus Transkaukasien. — Ueber die Arbeiten zur Sicherung der altegyptischen Bauwerke auf der Insel Philge sind befriedigende Nachrichten eingegangen. — Der österreichische Konful zu Janina überreichte der Gesellschaft eine Legende zur dortigen Volkskunde und das Nesultat statistischer Aufnahmen über die Augen und Haare in den Schulen bei Stutari: zumeist sind sie dunkel, blaue Augen sind aber auch nicht sesten. —
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Stadtrath Helm-Danzig meldete neue Bronzefunde. — Sanitaͤts⸗Rath Dr, Bartels brachte die Wandtafel „vor- und frühgeschichtlicher Denk⸗ mäler aus Desterreich Ungarn“ zur Vorlage, die im Auftrage des K. K. Ministeriums für Kultus und Unterricht von der Zentralkommission für Kunst. und historische Denkmäler! von dem Vonservator Dr. Matthäus Much herausgegeben und im Verlage von Dölzel zu Wien erschienen ist. Sie soll dazu dienen, in den Schulen DOesterreichs die Stein, Bronzen, Eisen⸗ (Hallstadt, Ln hne) Periode, sowie die der Römerherrschaft und der hristlichen Zeit den Schülern zu veranschaulichen, um so Renntnisse über prähistorische Gegenstände und die Werth⸗ chätzung archaologischer Funde auch durch die Volksschule in weiteste Kreise zu verbreiten. — Ir. Pr. Ehrenberg erläuterte einige japanische Bilder aus dem gegenwärtigen japanisch⸗chinesischen Kriege: einen Nacht- kampf und ein Seegefecht. — Hr. E. Hahn hielt sodann einen größeren Vortrag über die Hirse, ihre geographische Verbreitung und Bedeutung für die aälteste Kultur.
Bauten.
Einen Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen zu nem Stallgebäude auf einem größeren Bauerngehöft shreibt, wie das ;, Zent- Bl. d. Baub. berichtet, die Deut sche f ndwirthschaftogeferlfchaft im Anschluß an die bisherigen alliährlichen Preisbewerbungen aus. Für die drei besten Entwürfe sind reise von 4 0, 300 und 20 7 ausgesetzt, außerdem können geeignete ntwürfe angekauft werden. Im Pieisgericht sitzen sämmtliche Mitglieder ed Sonderausschusses, dem an technischen Mitgliedern angehören: Ge— eimer. Baurath Reimann in Berlin, Geheimer Regierungs⸗Rath den Tiedemann in Pote dam. Vauinspektor Temor und die Regierung; umeister Blume und Malachowski in Berlin. Die Arbeiten
nüssen bit zum 1. Februar 1895 an die Hauptgeschäftsstelle der
Gesellschaft, Berlin Sw, Zimmerstraße 8 eingereicht werden, von . auch die Unterlagen und Bedingungen kostenfrei bezogen werden önnen.
Land⸗ und Zorstwirthschaft.
Rußlands Ernte im Jahre isg4.
Die Abtheilung für Landwirthschast und landwirthschaftliche Statistik im ruffischen Acker bau⸗Ministerium bat eine Zusam men stellung der aus dem Probedrusch gewonnenen vorläufigen Ergebnisse der diesjährigen Ernte veröffentlicht.
Wir entnehmen dieser Zufammenstellung folgende Angahen:
Die Ernte des Jahres 189 war in den hauptsächlichsten Ge⸗ treidearten im allgemeinen über mittel; im besonderen bei Roggen und Hafer gut, bei Winter- und Sommerweizen, Gerste und Erbsen über mittel, bei Hirfe, Buchweizen und Mais unter mittel.
Die Ernte in Winterroggen war? gut (100 — 125 0,½9 einer Mittelernte) oder sehr gut (über 125 0;‚9) in den Gouvernements: Chersson, Kiew, Poltawa, in einem großen Theile von Charkow und Kursk, in Woronesh. Tambow, Rijäsan, Pensa, in einem Theile von Tula, in Ssaratow, Ssamara, Ssimbirsk und Kasan; befriedigend (70 = 90 0½) ig einzelnen Kreisen der Gouvernement Orenburg, Ufa. Perm, Tasan, Charkow, im Dongebiet, Bessarabien, Podolien, Vol hynien, Tschernigom, Mohilew, Moskau, Wladimir, Jaroßlaw, Nishnij Nowgorod, Kostroma, Wjatka, Wologda, Olonez, St., Petersburg, Twer, Nowgorod, Pfkom, Witebsk, Wilna, Kowno, Kurland; unbefriedigend oder schlecht (40 = 76 oo) in einzelnen Kreisen des Dongebiets. der Gouvernements Charkow, Podolien, Volhynien, Ichernigow, Wladimir, Kostroma, Jaroslaw, Twer, Pfkow, Witebsk, St. Petersburg, Olonez, Wologda.
Die Ernte in Winterweizen ist im allgemeinen eine Mittel⸗ ernte, gut war sie in den Gouvernements Kursk, Orel, Woronesh, Charkow, Poltawa und Taurien, über mittel in den Gouvernements Tula, Wolhynien und im Dongebiet.
Die Ernte in Hafer ist im allgemeinen gut ausgefallen, schlecht oder mittelmäßig war sie in den Gouvernements Bessarabien (süd⸗ liche Theil), Chersson (nördliche Theil), Nishny⸗Nowgorod, in Theilen von Ssaratow und Pensa, in Ssimbirsk. Kassan, Wladimir, in ein— zelnen Kreisen von Tschernigow, Volhynien, Pskow, Wilna, Kurland und Olonez. Die beste Haferernte hatten große Strecken der Gou— bernements Ssamara, Ufa, Orenburg, Perm, Tambow, Tula, Char⸗ kow, Jekaterinos law, Minsk, Ssmolensk, Wologda und die Weichsel⸗ Gouvernements.
Die Ernte in Gerste war im allgemeinen über mittel; unter mittel nur in den Gouvernements Tula, Nishnij⸗Nowgorod und Motkau, sehr gut und zum theil sogar ausgezeichnet dagegen in Ssamara. Ssaratow, J katerinoslaw, Dongebiet, Podollen, Vol⸗ hynien, Charkow, Minsk und Perm.
In Sommerweizen war die Ernte mittel oder über mittel; unbefriedigend war sie in Nishnij⸗Nowgorod, Chersson und den Weichsel ˖ Gouvernements.
Geerntet wurde in den 50 Gouvernements des europäischen Ruß⸗ lands (mit Ausnahme der Weichselgouvernements) an Roggen 137 934 000 Tschetwert oder 18 944 000 Tschetwert
über den Durchschnitt der Jahre 1883/87, Winterweizen 13 255 310 Tschetwert oder 630 576 Tschetwert Sommerweizen. 34 199 700 ö 18588 769 baer, 1. ö. 20 228 000
zusammen . GG SX Fd Fahrer R, 7 135 S20 Tschetwert über den Durchschnitt der Jahre 1883/87.
In diesen vier Getreidearten bleibt somit die diesjährige Ernte um 5,6 Millionen Tschetwert hinter der vorläufigen Schätzung der Ernte von 1893 zurück.
Ernteergebniß und Saatenstand in der Türkei.
Die diesjährige Getreideernte in Syrien und Palästina hat sich nicht als so ergiebig erwiesen, wie man anfangs erwartet hatte. Dag schlicßliche Ernteergebniß ist im allgemeinen nicht besser als dasjenize des Vorjahres. Nur im Hauran übertraf die Ernte nach Quantität und Qualität die vorjährige.
In der europäischen Türkei und im nördlichen Kleinasien ist die neue Aussaat fast überall unter günstigen Bedingungen beendigt worden.
In dem Hinterland von Smyrna wird über andauernden Regen⸗ mangel Klage geführt.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungẽ⸗ Masßzregeln.
Der Gesundheitsstand in Berlin blieb auch in der Woche vom 2. bis 8. Dezember ein günftiger, wenn auch nicht ein so guter, wie in den vorhergegangenen Wochen. Und zwar traten häufiger als in den Vorwochen infolge der mehrfach wechselnden Temperaturverhältnisse der Luft akute Entzündungen der Athmungsorgane zu Tage, die auch in größerer Zahl tödtlich endeten. Auch Erkrankungen an Grippe wurden häufiger beobachtet und führten in 2 Fällen zum Tode. Die allgemeine Sterblichkeit blieb jedoch in der Berichtswoche eine kleine, von je 1009 Einwohnern starben, aufs Jahr berechnet, 15,1. Seltener als in der Vorwoche kamen akute Darm krankheiten zur ärztlichen Beobachtung und erlagen denselben nur wenig Kinder. Die Betheiligung des Säuglingsalters an der Sterblichkeit bließ eine geringe; von je 10 000 Lebenden starben, aufs Jahr berechnet, 45 Säuglinge. — Von den Infektionskrankheiten kamen Erkrankungen an Masern und Diphtherie etwas häufiger, an Scharlach in fast gleicher Zahl wie in der Vorwoche zur Anzeige, und zwar gelangten Erkrankungen an Masern: aus dem Stralauer Viertel, der Rosen⸗ thaler Vorstadt, aus Moabit und dem Wedding, Erkrankungen an Scharlach: aus der jenseitigen Luisenstadt, dem Stralauer Viertel und der Oranienburger Vorstadt, an Diphtherie: aus der jenseitigen Luisenstadt, dem Stralauer Viertel, der Rosenthaler Vorstadt, aus Moabit und dem Wedding am zahlreichsten zur Meldung. Er. krankungen an Typhus blieben selten. Erkrankungen an Kindbettfieber sind nicht bekannt geworden. Rosenartige Entzündungen des Zell⸗ gewebes der Haut gelangten etwas häufiger, Erkrankungen an Kzuch= husten, die nur in wenigen Fällen zum Tode führten, etwas seltener zur ärztlicher Beobachtung; dagegen traten rheumatische Beschwerden der Muskeln sowohl wie akute Gelenkrheumatismen in ansehnlich vermehrter Zahl zu Tage.
Handel und Gewerbe.
Tägliche Wagengestellung 6. Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlefien. „Au der Ruhr sind am 18. d. M. gestellt 12277, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen. In Oberschlesien sind am 17. d. M. gestellt 5136, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen.
= Vom oberschlesisch en Steinkohlen markt berichtet die Schl. Ztg.: Das Kohlengeschäft war während der letzten 14 Tage recht rege. Alle Gruben Oberschlesiens frdern mit voller Stärke, obgleich die Lizenz beinahe erreicht ist und eine von einzelnen Werken beantragte Erhöhung derselben wohl kaum zu erwarten steht. Wird diese Lizenz nicht erhöht, so sind mehrere Gruben in die Noth⸗ wendigkeit versetzt, entweder vor dem Quatrtalsschluß noch Feierschichten einzulegen oder beim Ueberschreiten der Lizenz die nicht unbeträchtliche Pönale zu zahlen. Im ersten Fall würde vermuthlich eine Kohlennoth eintreten, da die Bestände fast sämmtlich geräumt sind. Nicht allein die Bahnverladung, sondern auch der örtliche Verkauf ist sehr rege, und auch auf den kleineren östlich gelegenen Gruben ist der Absatz für sämmtliche Kohlensorten recht befriedigend. Größere Transporte röberer Kohlensorten werden täglich nach Rußland und Galizien be⸗ Here Der Absatz für die einzelnen Sortimente gestaltete sich im allgemeinen wie folgt: Für Stückkohlen konnten die Aufträge an ein⸗ zelnen Tagen nicht ganz erledigt werden, und auch in Würfelkohlen
überstieg die Nachfrage die Produktion; etwas geringer begehrt waren Nuß. und Erbekohfen, dagegen waren die kleinsten Ce , als Gries. Staub⸗ und Kleinkohlen, stark ab efahren, und dürfte der gute Absatz, so lange die Zuckereampagne no nicht beendet ist, auch weiter andauern. Im Koks gefchäftist n den letzten Wochen eine Aenderung nicht eingetreten. Nachdem die Produktion eine Ein⸗ schränkung erfahren, ist ein Anwachsen der Bestaͤnde nicht zu erwarten.
Theer und Theerprodutte sind, wie stets in den Wintermonaten nur wenig gefragt. z
d Rhein. Westf. Ztg. berichtet vom rheinisch⸗west⸗ hi li ichen Gisen⸗ und,. Stäh lmarkt: Eine . in . Verhältnissen des rheinisch⸗ westfälischen Eisenmarktes hat die letzte Boche nicht gebracht. Zwar hält in einigen Geschäftszweigen das Bestreben an, zu den jetzigen ungewöhnlich niedrigem Notierungen auf längere Zeit hinaus Abschlüsse zu stande zu bringen; allein, da die Preise keinen Nutzen lassen, so sind die Werke um derartige Ge⸗ schäfte nicht sebr verlegen. Bis jetzt sind noch keine Anzeichen vorhanden, daß vor dem Eintritt des Frühjahrsbedarfs eine Aenderung eiu , erwarten ist. — In isenerzen hat das Geschäft seinen bisherigen Gang behalten. Im Sie gerlande haben die Erze schwachen, aber zierlich regelmäßigen Absatz. Auch Luxemburg ⸗Lothringer Minette ist ziemlich rege gefragt und die Preise behaupten sich für die meisten Sorten' ziemlich fest. Spanische Erze sind im Preise und in den Absatzverhaͤltnissen unver⸗ ändert geblieben. — Auf dem Roheisen markt herrscht im allge⸗ meinen etwas mehr Kauflust, doch war sie nicht derart, um dem Markt ein festeres Gepräge zu geben. Man scheint eingesehen zu haben „daß bei der festen Haltung der Roheisenpreise außer der kürzlich vom Verbande gewährten Vergünstigung in der nächsten Zeit nichts weiter zu erreichen ist. Im Siegerlande sind bei dem dortigen Verkaufsverein sowohl in Stahlessen als auch in Spiege leisen in letzter Zeit bedeutende Posten eingegangen; eine An⸗ zahl größerer Werke hat ihren Bedarf bereits für die beiden ersten Vierteljahre 1895 gedeckt. Für Walzeisen ist der Druck, der seit einiger Zeit auf dem Geschäfte lastet, noch nicht gewichen. Der Wettbewerb selbst um kleinere Posten ist sehr stark. Im allgemeinen ist die Nachfrage in Stabeisen schwach und hat eher ab als zuge⸗ nommen. Die an sich schon verlustbringenden Preife sind durch den stetigen Wetthewerb stark gedrückt. Auf dem Bandeisenmarkt hält., das Bestreben der Käufer, der Händler wie der Verbraucher, sich auf längere Zeit hinaus zu den heutigen Preisen zu decken, an. Man kann sogar behaupten, daß es in der ö. Woche sich noch von Tag zu Tag gesteigert habe. Ebenso deutlich ist aber auch die Abneigung der Werke, zu den heutigen, unter die Selbstkosten gedrückten Preisen Abschlüsse 'auf längere Zeit ein⸗ zugehen. Form eifen, speziell für Bau zwecke, ist naturge mäß ver⸗ nachlässigt und theilt im übrigen das Schicksal der anderen Walzʒeisen⸗ erzeugnisse. Grobbleche sind nur vereinzelt befriedigend gefragt; allenthalben stehen die Preise auf einem Standpunkt, daß man nicht sehr um große Abschlüsse verlegen ist. Feinbieche sind sehr schwach gefragt und die verlustbringenden Preise vorläufig ohne Aenderung. Walznfaht, gezogene Brähte und Draht stifte stehen noch auf, demselben Standpunkt. Anhaltend flau sind Nieten; felbst die billigen Preise sind nicht im stande, Käufer anzulocken. Ueber die Maschinenfabriken und Konstruktionswerkstätten kann nur Ge⸗ sagtes wiederholt werden: ungleichmäßige Beschäftigung bei un. lohnenden Preisen, Den ECifengießere ien mangelt es durch⸗ schnittlich gleichfalls an Aufträgen, eine Ausnahme bilden die Röhrengteßereien. Die verhältnißmäßig gute Beschäftigung dieser Werke ist anhaltend geblieben, und ebenso hat sich der Versand auf einer Höhe gehalten, wie es sonst um diese Jahreszeit nie der Fall war. Der im vorigen Monat schon angezeigten Befestigung der Preise ist eine Preisaufbesserung bald gefolgt und zwar bis zu 1655 Grundpreis für die Tonne, frei Waggon, rheinisch⸗westfäͤlische Werke. Der gegenwärtige Grundpreis von 405 AM ist jedoch immer noch 10 ½ billiger als im Nobdember und Dezember vorigen Jahres. In der Lage der Bahnwagenanstalten 'ist eine Aenderung nicht zu verzeichnen.
Aus, Mailand wird der „Frkft. Ztg. gemeldet, der Präsident der Sardinischen Se kun därbahn habe erklärt, daß der Januar⸗Kupon der 4 00 Obligationen, die bekanntlich frei von jeder gegenwärtigen oder künftigen Steuer sind, unter Anwendung der Klausel Antonelli zur Einlössung kommen werde.
Königsberg, 18. Dezember. (W. T. B) Getreidemarkt. Weizen unberändert. Roggen unveraͤndert, do. pr. 2000 Pfd. Zoll⸗ gewicht 106 - 107. Gerste unverändert. Hafer unverändert, do, loko pr. 200) Pfd. Zollgewicht 107,009. Weiße Erbsen pr. 2000 Pfd. 39 oer 108,90. Spiritus pr. 100 1 100 cυη loo 30t, pr. Früh⸗ jahr 32.
Danzig, 18. Dezember. (W. T. B.) Getreidemarkt. Weizen loko niedriger, Umsatz 450 t, do. inländ. hochbunt und weiß 136— 132, do. inländ. hellbunt 127 — 129, do. Transit hochbunt und weiß 96 —= 99, do. hellbunt 94 - 96, do. Termin zu freiem Verkehr, ver April ⸗Mai 133, 00, do. Transit per April -⸗Maj 99, 50, Re⸗ gulierungspreis zu freiem Verkehr 13100. Roggen loko niedriger, do. inländ. 199 — 1009, 50, do. russischer und polnischer zum Transit 72 560 bis 74 do. Termin pr. April Mai 112.59, do. Termin Transit pr. April Mai 79 – 79, 560, do. Regulierungspreis zum freien Verkehr 116. Gerste große (660 - 700 g) 110-115. Gerste kleine (625 - 660 8) 265. Hafer inländischer S9 — 100. Erbsen inländische 110—113. Spiritus loko kontingentiert 51, O0, nicht kontingentiert 31,06.
Mägde urg, 18. Dezember. (W. T. S.) Zucerbericht. Nornzucter exkl., von 920 „ — neue 9,20 — 9,30. Kornzucker exkl. S8 o Rendement 8, 60 - 8,75, neue 8,70 — 880, Nachprodukte exkl., Tö oss Rendement 5,80 — 6,50. Ruhig. Brotraffinade ]! — — Brotraffinade I — —. Gem. Raffin. mit Faß 2075 — 21,75. Gem. Melis! mit Faß —— Matt. Rohzucker JI. Produtt Transito f. 4. B. Hamburg pr. Dezember 8.629 Gd., S0 Br., pr. Januar S723 bez, 8,75 Br., pr. März 8, 92 Gd., 8, N Br., pr. April⸗ Mai 9, 07 bez., 9, 10 Br. Malt. ;
Leipzig, 18. Dezember. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B pt. Dezember 2.776 M, pr. Jannar 2,74 . pr. Februar 2.0 AM, pr. März 2, S9 66, pr. April 2.828 66, pr. Mai 2, S7 , pr. Jun 2,87 „, pr. Juli 2, 9 4, pr. August 2, 90 S, per September 2.923 „6, per Oktober 2, 927 M, per November 2, 95 6 Umfaß 60 660 kg. 2
Bremen, 18. Dezember. (W. T. B.) Börsen⸗Schlußbericht. Raffiniertes Petroleum. (Offizielle Notierung der Bremer Petroleum⸗Börse. ) Höher. Loko 545 Br. Baum wolle. Matt. Upland middl. loko 29 3. Sch ma z. Fester. Wilcor 387 8, Armour shield 377 4. Fudahr 3835 A, Fairbanks 30 3. — Woltl'e. Umsatz 307 Ballen. Speck Fester. Short clear middl. loko 36, Dezember⸗Januar⸗Abladung 314. — Ta back. Umsatz: 118 Faß Kentucky.
London, 18. Dezember. (W. T. B.) An der Küste 5 Weizen⸗ ladungen angeboten.
96 dio Japazud er loko 113 träge. Rüben · Rohzucker loko S5 träge. — Chile⸗Kup fer 453, pr. 3 Monat 41.
Manch ester, 18. Dezember. (W. T. B) 12 Water Taylor 43, 30r Water Taylor 5, 20r Water Leigh 54, 30 r Water Clayton 59, 32 Mock Brooke 5J, 40 r Mayoll 68. 40r Medio Wilkinson 6, 32r Warpeops Lees 5f, 36 Warpcops Rowland 64, 36 r Warpeopg Wellington 64, 40 Bouble Weston 6t, 60r Double courante Zug- lität R, 32 116 vards 16216 grey Printers aus 32 r / 46 r 142. Stetig. ⸗ .
St. Petersburg, 18. Dezember. (W. T. B.) Die amtlichen Blätter veröffentlichen eine Verordnung wegen Emission von 13 mweuen Serien Reichsschatz⸗Billets von je 3 Millonen Rubel an Stelle der gegenwärtig zu amortisierenden Billetz im gleichen Betrage.
Amsterdam, 18. Desember. (W. T. B.) Java- Caffee
Die Börse eröffnete
good ordinary oJ. — Bankazinn 373. New: Jork, 18. Dezember. (W. T. B.)
träge und schloß, nachdem die Kurse im weiteren Verlauf ,,.
hatten, ruhig. Der Umsatz der Aktien betrug 136 000 Stn.