1895 / 1 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 02 Jan 1895 18:00:01 GMT) scan diff

verließ er mit Gefolge Tanger und trat, nachdem er am 2. No⸗ vember feierlich in Fez eingezogen war, sofort mit dem Großvezier in Verbindung. ach dreitägigen langwierigen und mühevollen Verhandlungen gelang es ihm, von der Regierung des Sultans die Zusicherung zu erwirken, daß die Ermittelung des Mörders auf Grund der von dem Sul⸗ tan erlassenen Befehle an den Gouverneur in Casablanca und die Gouverneure der Casablanca benachbarten Kabylen erfolgen werde. Diese Befehle sollten mit einem Würden⸗ träger Seiner Scherifischen Majestät befördert werden, der die äußersten Anstrengungen aufwenden sollte, den genannten Zweck zu erreichen. Sobald man des Mörders habhaft ge⸗ worden und mit Gewißheit festgestellt sei, daß der Mord durch ihn begangen sei, so sollte er getödtet werden.

Hierüber wurde ein von dem Großvezier und dem Grafen Tattenbach unterm 25. November vollzogenes Protokoll aus⸗ gefertigt, das dem Vertreter Seiner Majestät nach der ihm am darauffolgenden Tage von dem Sultan ertheilten Privataudienz ausgehändigt wurde. Bei dieser Audienz, die im Beisein des Großveziers im Innern des Sultanats⸗Palastes stattfand, hielt der Sultan das Protokoll als Zeichen seiner Billigung in den Händen, und als der Großvezier in Erwiderung auf die Dankesworte des Grafen Tattenbach für das Deutschland bewiesene Entgegenkommen versicherte, der marokkanischen Regierung liege vor allem an der Erhaltung und Festigung der e haf zwischen beiden Reichen, gab der Sultan seine Zustimmung hierzu besonders zu erkennen.

Daß diese Versicherungen der marokkanischen Regierung ernst gemeint waren, ließ sich bald aus dem Nachdruck er⸗ kennen, mit dem diese in der Sache weiter vorging. Am 2. Dezember wurde ein Kavallerie⸗Offizier von Fez nach Casa⸗ blanca entsandt, der dem dortigen Gouverneur ö mit dem Siegel des Sultans versehenen Befehl überbrachte:

Scherifische Ordre an den Gouverneur Achmed Ben Elarbi Elmedinni.

Wir befehlen Dir, daß Du den äußersten Eifer bezeigst und Dich der höchsten Enischlossenheit befleißigst bei der Er⸗ mittelung der Mörder des deutschen Kaufmanns Neumann, dessen Ermordung nach Deiner eigenen Mittheilung auf dem Boden Deines Distrikts geschehen ist.

Wende alles auf, was Dir geboten erscheint, die Mörder ausfindig zu machen, sodaß Du ihrer habhaft werden kannst, nimm sie dann fest und gieb Uns Nachricht. .

Es wird von Dir hierbei keine Entschuldigung angenommen werden, und Deine Haftbarkeit für die Thaͤter wird erst mit der Festnahme derselden enden; denn die Regierung hat die Gouverneure zu solchen und ähnlichen Zwecken eingesetzt und bei der Erfüllung folcher Aufgaben zeigt es sich, welche Leistungsfähigkeit und Tüchtigkeit den Gouverneuren innewohnt und ob sie ihres Amts gut zu walten verstehen oder nicht.

Wir haben den Ueberbringer dieser Ordre abgeordnet, um über die Ausführung derselben zu wachen.

Gruß. 20. Gumad Elaual 1312.

Inzwischen hatte der zur Unterstützung des Auftretens des deutschen Gesandten nach Tanger entsandte Kreuzer keine Zeit verloren, sondern sich auf Veranlassung des Grafen Tattenbach nach Casablanca begeben, um den lässigen Gouverneur zu größerem Eifer anzuspornen. Am 28. November traf die „Irene“ auf der Rhede von Casablanca ein.

„Gleich, nachdem der Anker gefallen war, so berichtet Korvetten⸗ Kapitän von Dresky aus Tanger unterm 30. November, „kamen der Vize⸗Konsul Herr Ficke, sein Bruder und ein deutscher Doktor Namens Browski an Bord und gaben mir in längerer Unterredung eine eingehende Schilderung der Ermordung des Neumann, sowie der Schritte, die gethan sind, um die Schuldigen zu fassen, den Fall auf⸗ zuklären.

Der Sachverhalt ist demnach folgender gewesen:

Am 6. November war Neumann, der etwa eine Stunde Weges vor den Mauern der Stadt Casablanca eine Farm besitzt, nach der Stadt gefahren. Er konnte eines zermalmten Fußes wegen nicht mehr reiten, sondern mußte fahren. Sein Wagen war der einzige in Cafablanca und Umgebung. Gegen Abend, d. h. zwischen R und ß Uhr, also gleich nach Dunkelwerden, fuhr Neumann zurück. Seine Frau, ängstlich über das längere Ausbleiben ihres Mannes, schickte ihm jwei Leute entgegen. Unweit der Besitzung sahen diese Leute den Wagen langsam herankommen, aber nur von einem Pferd gezogen, Neumann selbst fanden sie heruntergesunken vom Sitz mit einer Schußwunde im Rücken röchelnd und in den letzten Zügen liegend vor. Eine halbe Stunde, nachdem man ihn zurückgebracht hatte, starb er in den Armen seiner Frau, ohne noch zur Besinnung gekommen zu sein.

Neumann war seit über 20 Jahren in Casablanca, bezw. auf der etwa 500 Morgen großen Besitzung in der Nähe der Stadt, kannte die Sprache, ien und Gebräuche des Volks genau und war bei demselben beliebt. Kein Mensch kann sich die That erklären.

Der Vize⸗Konsul hörte am nächsten Morgen 7 Uhr von dem Mord, begab sich sofort zu dem Gouverneur und verlangte vorgelassen zu werden, es sei eine höchst dringliche Sache. Unter der Angabe, der Gouverneur sei unpäßlich, wurde zunächst der Versuch gemacht, ihn abzuweisen, jedoch gelang es ihm, dem Gouverneur den Fall vorzu— tragen. Der Verdacht han sich sehr bald auf drei Leute gelenkt, zwei Araber, verkommene Individuen, die theilweise bei ihren eigenen Landsleuten verrufen waren, Tagediebe ärgster Sorte. Der Dritte im Bunde soll ein Negersklave gewesen sein, der schon verschiedene Morde auf dem Gewissen hat.

Sobald der Vize⸗Konsul diese Spur hatte, veranlaßte er den Dr. Broweki, die Sache in die Hand zu nehmen, und Nachforschungen anzustellen. Es gelang ihm, des einen Mannes habhaft zu werden und man fand bei ihm einen blutbefleckten Burnus und Turban. Der Veger war schon am nächsten Tage spurlos verschwunden. Der dritte Thaͤter hielt sich, wie aller Welt bekannt war, in der Nähe der Stadt auf. Auf dringendes Verlangen gab der Gouverneur dem Dr. Browski eine Eskorte, um den dritten Teen zu verhaften. Als der Trupp nach dem Wohnsitz des Mannes kam, war nicht nur der Schuldige, sondern auch feine ganze Sippe verschwunden. Der Verdacht liegt nahe, daß die Betreffenden gewarnt worden sind;

Am 25. November, Morgens 9 Uhr, salutierte ich die Landes flagge, ging darauf an Land und wurde hier von dem Gouverneur, dem Vije⸗Konsul, seinem als Dolmetscher fungierenden Bruder, dem Dr. Browefi, sowie einer Anzahl Deutscher empfangen. Nach der Begrüßung ging ich, begleitet von dem Gouverneur und den drei erst⸗ genannten Herren, nach des ersteren Haus. Ich sprach dem Gouper⸗ neur mein Vedauern aus, daß ein so trauriger Vorfall mich zu ihm führte; der Fall hätte nicht nur in Deutschland, sondern in der ganzen zivilisierten Welt einen sehr peinlichen, unange— nehmen Eindruck hervorgebracht. Der Herr Gesandte hätte mich beauftragt, ihm zu fagen, daß er ihn für die Ermittelung der Thäter verantwortlich mache und es von seiner weiteren Handlungsweise ab⸗ hängen würde, wie Graf Tattenbach der Regierung in Fez das Ver— halten des Gouverneurs darstellen würde. Der Gouverneur wies zunächst die Anschuldigung zurück, daß er nichts gethan hätte. Nachdem ich ihm des längeren das Gegentheil nachgewiesen hatte, er aber immer wieder und wieder behauptete, alles was in seinen Kräften stände, gethan zu haben, erklärte ich ihm bestimmt, daß das nicht der Fall gewesen wäre, von ihm Rechenschaft verlangt werden, und es von seinem Verhalten jetzt

abhängen würde, wieweit er seine Schuld mildern könnte. Kurz dar⸗ auf machte mir der Gouverneur im Hause des Vize⸗Konsuls seinen Gegenbesuch. Er versprach hier alles thun zu wollen, um der Thãter habbaft zu werden, und sprach in diesem Sinne sehr eindringlich auf den Dolmetscher ein. .

Nach seinem Besuche ritt ich in Begleitung des Vize⸗Konsuls mit vier Offizieren des Schiffes und einer von dem Gouverneur auf mein Verlangen gestellten Eskorte nach der Besitzung des Ermordeten, um der Wittwe unser Beileid zu bezeugen sowie um den Antheil, den * Regierung Seiner Majestät an dem Fall nimmt, offenkundig zu machen.

Auf Wunsch des Vize Konsuls bat ich Frau Neumann, die mit drei Kindern und nur zwei deutschen Arbeitern jetzt auf der Besitzung ist, doch in die Stadt zu ziehen. Sie wollte dies aber nicht, Hthun, da sie sich ganz sicher fühlte. Wie weit dies Gefühl berechtigt ist, ist schwer zu sagen. Innerhalb der Stadt fühlen sich die Europäer ganz sicher und haben auch nie Grund gehabt, sich unsicher zu fühlen. Diese Sicherheit hört aber unmittelbar vor den Thoren der Stadt auf.

Das Erscheinen S. M. S. „Irene! hat hier die Deutschen hoch erfreut und sie erkennen dankbar an, daß dieser Fall mit Nach⸗ druck verfolgt wird. Aber nicht nur bei den Deutschen, sondern auch bei allen anderen hier ansässigen Europäern hat die energische Be⸗ handlung der Angelegenheit 6 die Regierung Seiner Majestät Ge⸗ nugthuung hervorgerufen.

Daß das Erscheinen S. M. S. . Irene“ auch bei dem Gouverneur Eindruck gemacht hat und dieser Eindruck auch nachhaltig sein wird, zumal wenn ab und zu eines unserer Kriegsschiffe hier erscheint, glaube ich aus dem Benehmen des Gouverneurs entnehmen zu dürfen.

von Dresky.“

Jedenfalls führten die auf Grund dieser Vorstellungen und Befehle mit Eifer betriebenen Nachforschungen, die von der deuischen Kolonie in Casablanca unter Führung des dor— tigen Kaiserlichen Vize⸗Konsuls nachdrücklich unterstützt wurden, endlich dazu, daß alle drei am Mord betheiligten Personen, die Araber Abd Elkadar und Buschaib sowie der Neger Embarek gefänglich eingezogen wurden und ein umfaͤssendes Geständniß abkegten. Hiernach hatte Abd Elkadar den Ent⸗ schluß, Neumann zu tödten, gefaßt, weil er bei diesem vor einiger Zeit einen Getreidediebstahl begangen 5 und sich vor Bestrafung fürchtete. Am 6. November lauerte er mit seinen beiden Gefährten dem Neumann, welcher am späten Abend in einem zweispännigen Wagen von Casablanca nach seiner Besitzung in . fuhr, auf und feuerte von rückwärts den tödtlichen Schuß auf ihn ab. Die er—⸗ schreckten Pferde gingen durch, die drei Genossen holten aber das Gefährt schnell ein, und während Buschaib das Geschirr des einen Pferdes durchschnitt und auf diesem das Weite suchte, versetzten die beiden Zurückbleibenden oder Abd Elkadar allein mit dem von Buschaib ihnen gegebenen Dolchmesser dem ö Neumann noch zwei . und plünderten ihn ann aus.

Das Protokoll über das in Gegenwart des Gouverneurs, des Kadi und zweier Notare gemachte Geständniß des Abd Elkadar lautet in Uebersetzung K

Vor dem Tribunal des Gouverneurs Sid Achmed Ben Elarbi Elmedinni zu Casablanca hat Abd Elkadar Ben Salih Eddukali Elbozzizi, das Geständniß abgelegt, daß er derjenige sei, welcher auf den Christen Neumann deutscher Nationalität nächtlicher Weile aus seinem Gewehr einen Schuß abgefeuert habe. Als der Schuß ge⸗ fallen sei, hätten sich die beiden Pferde, mit denen der Wagen, auf welchem Neumann fuhr, bespannt war, in Galopp gesetzt, bis sie bei dem Weingarten des Uld Zazia. in Maarif anlangten, woselbst sie stillstanden. Er wäre dorthin gefolgt, und zwar zusammen mit Buschaib Ben Achmed Elboamri und dem Neger Embarek, welche sich auch schon bei Abfeuern des Schusses in seiner Begleitung befunden hätten. Als sie nun bei Neumann anlangten, fanden sie ihn im Wagen auf dem Rücken liegend, Es war noch Leben in ihm, aber er hat kein Wort mehr mit ihnen gewechselt. Sie hätten darauf die Stränge, eines der beiden Pferde vom Wagen abgeschnitten, wären mit dem einen Pferd (Stute) davongelaufen und härten den Christen auf seinem Wagen, welcher noch mit dem zweiten Pferd bespannt war, liegen lassen.

Dieses Geständniß ist in seinem ganzen Umfang in Gegenwart und unter Beipflichtung des genannten Buschaib gemacht worden. Die beiden Unterzeichneten bezeugen hiermit durch ihre Unterschriften, daß sie das obige, in Anwesenheit des deutschen Konsuls Ficke gemachte Geständniß vernommen haben.

Am J. Gumad II. 1312 (4. Dezember 1894).

Folgen die Unterschriften der beiden Notare. Vorstehendes Zeugniß ist nach Kenntnißnahme beglaubigt worden von dem Ver⸗ treter des Kadi von Rabat zu Casablanca. (Folgt Unterschrist.)

Unterm 15. Dezember konnte dann der Kaiserliche Gesandte von Fez aus bereits berichten, daß der Urheber des Mord⸗ plans und Hauptthäter Abd Elkadar zum Tode, die beiden Mitthäter zu lebenslänglichem Zuchthaus verurtheilt worden, die Ausführungsbefehle hierzu ergangen und abgesandt seien und der Kaiserliche Vize ⸗Konsul in Casablanca der Hinrichtung des Abd Elkadar bei- wohnen solle. Unter diesen Umständen konnte die „Irene“ Tanger bereits am 18. Dezember verlassen und auch der Kaiserliche Gesandte dürfte seine Rückreise nach Tanger bereits angetreten haben. ;

Wie wir hören, wird der Wittwe Neumann auch eine Ent— schädigung zu theil werden.

In neuerer Zeit sind mehrfach falsche Reichs kassen⸗ scheine zu 50 t zum Vorschein gekommen. Um die Fest⸗ stellung derartiger Fälschungen zu erleichtern, wird im Nach⸗ stehenden auf die wesentlichsten, in der Beschaffenheit des Papiers liegenden Kennzeichen der Echtheit von Reichs kassenscheinen aufmerksam gemacht.

Zu den sämmtlichen Reichskassenscheinen wird ein gutes, kräftiges Papier von besonderer Festigkeit verwendet, welches auf einer Seite einen Streifen von blauen, in die Papier⸗ masse eingebetteten stärkeren Fasern trägt. Der Faserstreifen zeigt eine blaue Färbung durch die ganze Papiermasse. Die blauen Fasern lassen sich mit einer Nadel aus der Papier⸗ masse auslösen, wie durch eine Probe ohne Beeinträchtigung der Gültigkeit des Scheins festgestellt werden kann. Liegen die Fasern ihrer ganzen Länge nach auf der Oberfläche, so kann man icher sein, ein Falschstück vor sich zu haben. Der gleiche Ver⸗ dacht ist gerechtfertigt, wenn die Fasern zwischen zwei Papier—⸗ schichten liegen. Ist dies der Fall, so lassen sich entweder beide Schichten leicht durch Basstt trennen, oder die obere Schicht kann durch Reiben mit einem stumpfen Messer entfernt werden, sodaß die zweite Papierschicht mit den darauf liegenden Fasern zu Tage tritt.

Das echte Papier muß eine einheitliche feste Schicht mit ut geglätteter, weder glänzend noch wollig aussehender Ober—⸗ fläche bilden.

Der „Vorwärts“ vom 25. November 1894 druckt unter der Einleitung:

„Die Begeisterung für das herrliche Kriegsheer scheint unter den Reservisten und Landwehrleuten in Berlin bedenklich dem Gefrierpunkt nahegerückt zu sein

einer nicht näher bezeichneten „hiesigen Korrespondenz“ die An⸗ gabe nach, „es hätten wie bei den gegenwärtig stattfindenden Kontrolversammlungen den Mannschaften zur Kenntniß ge⸗ bracht werde im Jahre 1894 so massenhafte Be⸗ strafungen von Heerespflichtigen stattfinden müssen, wie noch in keinem Jahre zuvor. Ganz außergewöhnlich hoch sei dabei die Zahl der Bestrafungen wegen Kontrol⸗ * 6 was zum großen Theil auf die noch immer so vielfach bestehende Unkenntniß der jetzigen Berliner Meldever⸗ hältnisse zurückgeführt werden müsse.“

Diese Angaben sind gänzlich unrichtig. Die Zahl der Bestrafungen von Mannschaften des Beurlaubtenstandes im Bereich der Landwehr⸗Inspektion ist im Gegentheil im Jahre 1894 erheblich geringer gewesen als in den Vorjahren. Die Gesammt⸗ zahl dieser Bestrafungen belief sich 891 auf 2336. 1892 auf 3152, 1893 auf 2150, 1894 (bis November) auf 1593. Die Zahl der Bestrafungen wegen Kontrolentziehung insbesondere betrug in den entsprechenden Zeiträumen 2427, 2577, 1614, 1309.

Was die Neueintheilung der hiesigen Landwehrbezirke anbelangt, so hat sich dieselbe durchaus bewährt, und die letzten Herbstkontrolen haben gezeigt, daß sich die Mann⸗ hn, des Beurlaubtenstandes hierin sehr bald eingelebt

aben.

Der Kaiserlich russische Botschafter am hiesigen Hofe Graf Schuwalow ist vom Urlaub hierher zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Botschaft wieder übernommen.

Der hiesige Königlich sächsische Gesandte Graf von Hohenthal ünd Bergen hat Berlin mit kurzem Urlaub verlassen. Während seiner Abwesenheit fungiert der Legations—⸗ Sekretär von Stieglitz als interimistischer Geschäftsträger.

Hessen.

Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Ferdinand von Rumänien sind vorgestern . euch des Großherzoglichen Hofes in Darmstadt ein⸗ getroffen. .

Die Zweite Kammer wird am 10. d. M. zu einer Sitzung zusammentreten.

Oefterreich⸗ Ungarn.

Die in Bu dapest weilenden Mitglieder der liberalen Partei, die Minister, Staatssekretäre und mehrere Mitglieder des Oberhauses begaben sich gestern gemeinsam u dem Präsidenten des Abgeordnetenhauses Banffy, um ihm anläßlich des Jahreswechsels Glückwünsche, dar⸗

zubringen. Dr. Wekerle, der zu dieser Zeit verhindert

war, beglückwünschte Banffy später. Im Namen der Partei hielt der Abg. Wlassits eine Begrüßungsrede, worin er, anknüpfend an die wichtigen Arbeiten des Parlaments im verflossenen Jahr, betonte, daß den edlen Kampf um Freiheit, Rechtsgleichheit und Aufklärung eine Regierung geleitet habe, die das ehrenvolle Epitheton eines Ministeriums der großen Talente und der großen Arbeit führen könne, das während seines zweijährigen Bestandes eine Arbeit von Jahrhunderten geleistet habe. Die zielbewußte, prinzipien⸗ treue politische Arbeit, auf der das Abgeordnetenhaus gleichsam die neuen Grundlagen des modernen Ungarns errichtet habe, werde das bedeutungsvollste Symbol in der Glorie der unvergänglichen Verdienste des ruhmreich regierenden konstitutionellsten Königs von Ungarn bleiben. Die liberale Partei werde jede die bisherige Richtung befolgende Regierung aufrichtig unterstützen in der Ueberzeugung, daß nur diese politische Richtung im stande sei, durch eine Verwaltungs⸗ reform den ungarischen Nationalstaat zu schaffen, ihm die weitgehendste Autonomie zu sichern und alle öffentlichen Freiheitsrechte zu wahren. (Lang anhaltende Elienrufe) Der Präsident Banff erwiderte, es sei zweifellos, daß keine 6 und auf die liberale Entwickelung mehr ein⸗ wirkenden Schöpfungen für die Sicherung des ungarischen Nationalstaates zu Stande gekommen seien als diejenigen während seines Präsidiums. Darauf sei er stolz. Gebe Gott, daß die Zukunft dem Vaterlande Gutes bringe und noch viele ie , Jahre dem König beschieden seien! (Begeisterte ljenrufe) Die Anwesenden begaben sich sodann zu Dr. Wekerle, beglückwünschten diesen und zeichneten später in der Hofburg ihre Namen in den ausliegenden Bogen ein.

Auf eine Ansprache des Abg. Horanzsky, der namens

der Natioalpartei Glückwünsche zum Jahreswechsel über⸗ brachte, erwiderte Graf Apponyi, die Nationalpartei habe in allen Lagen an dem Pflichtgefühl gegenüber dem Vaterlande und der Krone festgehalten, zwischen denen sie nie einen Unter⸗ schied habe machen und noch weniger einen Gegensatz finden können. Bei der Lösung der 2 Verhãltnisse falle der Partei eine wichtige Rolle zu, weil die Selbstlosigkeit und Solidarität nirgends so groß sei, wie in der Nationalpartei. Er wünsche, daß die Nation den Frieden wieder erlangen und moralisch, geistig und materiell erstarken möge. Der König möge als oberster Führer in vollem gegen⸗ seitlgen Vertrauen, mit der Nation vereint durch das väter⸗ liche Gefühl seines Herzens, den Pfad zur endgültigen Lösung finden und die festeste Stütze seines Thrones und seiner Macht⸗ stelung in der Kraft der ungarischen Nation erlangen. (Stürmischer Beifall) Der Klub der Parteilosen beschloß, an den abwesenden Grafen . eine Begrüßungsdepesche zu richten, worin betont wirb, der Klub wünsche unter seiner Leitung für die Vereinigung der auf der Basis des 1867 er Ausgleichs stehen⸗ den Parteien und für die Schaffung konsolidierter parlamen⸗ tarischer Verhältnisse zu wirken.

Der „Politischen Korrespondenz“ wird aus Rom ge— meldet: Ucbereinstimmend mit der bisherigen Gepflogenheit bei dem Inkrafttreten von Gesetzen, die den Prinzipien und Doktrinen der katholischen Kirche widerstritten, beabsichtige der Päpstliche Stuhl, an die österreichisch⸗ ungarische Regierung eine diplomatische Note zu richten, worin gegen das Inkrafttreten der sanktionierten kirchenpolitischen Gesetze in Ungarn protestiert werde; doch werde der Vatikan nach der Ueberreichung der Protestnote keinen weiteren Widerstand

a

.

gegen die Durchführung der erheben. Der Vatikan mißbillige auch absolut die i ,. einzelner katholischer Zeitungen Budapests gegen die Krone und die Regierung.

Großbritannien und Irland.

Die Einnahmen des vereinigten Königreichs eigen für den Zeitraum vom 1. April bis 31. Dezember ein ih el m von 2839 135 Pfd. Sterl. gegen den gleichen Zeitraum des Vorjahrs.

Frankreich.

Bei dem gestrigen Empfange des diplom atischen Korps seitens des Präsidenten der Republik Casimir⸗ Perier übermittelte der päpstliche Nuntius die Glück⸗ wünsche der Vertreter der auswärtigen Staaten und hob hervor, wie oft auch die Interessen der Nationen auseinandergingen, gebe es doch ein höheres Interesse, den Frieden und die Gerechtigkeit, die alle Nationen in dem Gefühle der Brüderlichkeit ver⸗ einigten. Der Präsident Casimir⸗Perier antwortete;

Die Wünsche, die Sie für Frankreich und den Präsidenten der Republik kundgeben, entsprechen denjenigen, die wir für die Souveräne und Der ute der von Ihnen vertretenen Nationen hegen. Ein Land, das Herr seines Geschickes ist und das Bewußtsein feines Werthes und seiner Macht hat, ehrt sich selbst, wenn es seine k und seinen Willen betont, sich ganz den Werken der Frei⸗

eit, Gerechtigkeit und sozialen Brüderlichkeit zu widmen. Das sind die Empfindungen und Hoffnungen Frankreichs. das damit bezeugt, daß es, getreu seiner Vergangenheit und feiner Natur, der Sache der Zibilisatlon und Menschheit dienen will.“

Bei dem weiteren Empfang im Elysée erwiderte der Präsident auf die Ansprache des Generals Saussier, welcher den Patriotismus der gesammten Armee betonte:

„Ich weiß, daß die Armee immer, in Friedenszeiten wie an dem Tage, da das Vaterland bedroht sein sollte, auf der Höhe ibrer Pflicht steben wird. Das Vertrauen der öffentlichen Gewalten ist dem Heer immer unverkürzt zu theil geworden. Ich halte darauf, meine warmen Empfindungen für die Armee, meine Ächtung für ihre Befehlshaber, meine Fürforge für die Untergebenen, meine Dankbarkeit für Offiziere und Soldaten zum Ausdruck zu bringen.“

Der Revisionsrath, der mit der Prüfung der von dem Hauptmann Dreyfus gegen das Urtheil des Kriegs⸗ gerichts eingelegten Berufung beauftragt war, trat vorgestern Nachmittag unter dem Vorsitze des Generals Gossart zusammen. Sofort bei Beginn der Sitzung erklärte der Regierungs⸗ fommissar, Kommandant Romain, der Vertheidiger des Haupt⸗ manns Dreyfus beruhige sich bei dem Urtheilsspruche des Rathes, und beantragte die Verwerfung der Revision. Nach Berathung von wenigen Minuten beschloß der Revisionsrath dem Antrage gemäß.

Rußzland.

Der Chef der Hauptverwaltung des Ingenieurwesens, General-Lieutenant Sabotkin ist nach einer Meldung des „W. T. B.“ gestorben.

Italien.

Der König und die Königin empfingen gestern Nach⸗ mittag im Quirinal die Ritter des Annunziaten-Ordens, die Präsidenten des Parlaments, die Minister und Vertreter der

taats, Provinzial⸗ und Kommunalbehörden sowie der großen wissenschaftlichen und künstlerischen Institute. Bei dem Empfang des Senats-Präsidiums betonte der König, daß er bei dem Austausch der Glück⸗ wuͤnsche das Bedürfniß empfinde, hervorzuheben, daß er auf den Senat zähle, der in sich die Elite der Ration umschließe. „Unsere Institutionen“, fügte der König hinzu, „haben in Ihrer Körperschaft eine feste und sichere Basis und ich bin Überzeugt, daß wir, dank Ihrer Arbeit, die Schwierigkeiten glücklich zu überwinden wissen werden, welche sich vor uns aufthürmen könnten“. In Erwiderung auf die Glückwünsche des Kammer-⸗Präsidenten sagte der König, er bete zu Gott, daß das neu beginnende Jahr reich an Segen für sein Volk sein möge, auf dessen Treue und Ergebenheit er immer gerechnet habe und rechne. Die Ueberein= stimmung zwischen Volk und König habe immer das Glück Italiens ausgemacht, und so werde es bleiben. Der König ünd die Königin begrüßten mit ganz besonderer Herzlichkeit den Minister-Präsidenten Crispi, der unter den Rittern des Annunziaten-Ordens und mit den Ministern zum Glückwunsch vortrat? Auf dem Platze vor dem Quirinal hatte sich eine große Menschenmenge eingefunden.

Türkei.

Wie „W. T. B.“ aus Konstantinopel berichtet, gab der deutsche Botschafter Fürst von Radolin am Sonntag Abend ein Diner zu Ehren des russischen Generals Grafen Mussin Puschkin. Der russischen Trauer wegen nahmen an dem Diner außer dem Personal der deutschen Bolschaft nur der russische Bot⸗ schafter von Nelidow und Gemahlin, das Personal der russischen Botschaft, der österreichisch⸗ungarische Botschafter Freiherr von Calice, der griechische Gesandte Mavrocordato und der dem 9 . Mußsin Puschkin beigegebene General Achmed

ascha theil.

Der frühere Khedive Ismail Pascha ist schwer erkrankt und kann sein Tod täglich erwartet werden.

In Cetinje eingelaufenen Meldungen zufolge hat der Gouverneur von Albanien sämmtliche al banesischen Häuptlinge wegen Insubordination und zweideutigen Be— nehmens verhaften lassen.

Rumänien.

Die Kammern sind gestern bis zum 22. Januar ver⸗ tagt worden.

Serbien.

In der Audienz, worin der neuernannte italienische Ge⸗ sandte Baron Avarna dem König sein Beglaubigungs⸗ schreiben überreichte, wurde dem W. T. B. fl, beider⸗ seits der Wunsch ausgesprochen, die freundschaftlichen Be⸗ iehungen zwischen Italien und Serbien im Interesse beider Lan. zu pflegen und immer weiter zu entwickeln. .

Der Finanz Minister Petrowic hat am Montag Paris verlassen, um sich über Berlin nach Belgrad zurückzubegeben. Die Unterzeichnung des An leihevertrags erfolgte auf Er⸗ mächtigung des Ministerraths unter Vorbehalt der Genehmi⸗ gung durch die Skupschtina. ;

In dem Prozeß Eebinac wurden vorgestern die Per⸗ handlungen beendet. Der Präsident theilte mit, daß die Ver⸗ kündigung des Urtheils am 12. d. M. erfolgen werde.

Vor demselben Gerichtshof geftern der Prozeß egen Diakowic wegen versuchten Attentats auf den König ge nter

Bulgarien. Die Prinzessin Ferdinand von Sa sen⸗Coburg ist zur Theilnah me an der Beisetzung der Leiche des Königs Franz Ma vorgestern von Sofia nach Arco abgereist.

Die Sobranje, die seit Sonnabend mit einer Unter⸗ brechung von einigen Stunden versammelt war, genehmigte vorgestern endgültig das Budger mit einigen unbedeutenden Aenderungen, die Gesetzentwürfe über den Wiederaufbau der . euersbrunst zerstörten Stadt Kotel, eine Accise auf Salz und . besonders ausländische Konfumartikel vom 1. Januar 1895 a. St. (13. Januar 1895 n. St) ab; ferner den Gesetzentwurf über die Gewerbe⸗ steuer, der gegebenen Falles auch auf die fremdländischen Unterthanen anwendbar sein soll, und die Verlän⸗ gerung der HSandelsübereinkommen mit England, Deutsch⸗ land, Oesterreich⸗ Ungarn, Frankreich, Italien, der Schweiz und Belgien bis zum 1. Januar 1897 a. St. 13. Januar 1897 n. St) auf der Grundlage eines 10 prozentiger Eingangszolls. Die Opposition war den Be⸗ rathungen fast gänzlich ferngeblieben. Gestern wurde die gegen⸗ wärtige Session durch den Prinzen Ferdinand von Sachsen-Cob urg mit dem üblichen Zeremoniell gesch lossen. In der Thronxede wird konstatiert, die Sobranje habe sich von dem Wunsche des Prinzen leiten lassen, sich zu einer dem konstitutionellen Regierungsprinzip gebührenden Höhe zu er— 1 Aus dem Vertrauen, das die Kammer der Regierung

ewiesen habe, werde diese die nöthige Kraft schöpfen, um ihre Aufgabe bis zum Ende zu erfüllen.

Montenegro.

In Antiwari ist nach einer Meldung des W. T. B.“ gestenn in Anwesenheit eines Vertreters des Fürsten und mehrerer Depu tationen die erste römisch⸗kathoslische Li⸗ turgie in slavischer Sprache zelebriert worden. Der Füůrst machte dem P a pst hiervon telegraphisch Mittheilung.

Afien.

Dem „Reuter 'schen Bureau“ wird aus Yokohama ge⸗ meldet, eine Depesche eines dortigen Blattes aus Fusan berichte, die Tonghaks in Schollado hätten ein Königreich unter dem Namen „Königreich Kainan“ gegründet; ein Mitglied der MNiengfamilie sei zum König ernannt worden. Der General Nodzu habe aus Antong vom Y. v. M telegra⸗ phiert, daß in den von der ersten Armee besetzten Distrikten die Eingeborenen in ihre Heimstätten zurückkehrten und ihre Beschäftigung wieder aufnahmen. In vielen Bezirken seien die Märkte wieder eröffnet worden, was der Armee die Be⸗ schaffung von Vorräthen erleichtere. Japanisches Geld zirku— liere und ersetze allmählich die bisherige Währung.

Afrika.

Der „Agenzia Stefani“ wird aus Massovah von vor⸗ gestern gemeldet, der General Baratieri sei Tags zuvor mit seinen Truppen in Aduah eingetroffen, ohne Widerstand zu finden. Die Bevölkerung und die Priester seien ihm entgegen⸗ gekommen und hätten ihre Unterwerfung erklärt.

Nach einer weiteren Meldung von gestern sei der Marsch des Generals Baratieri durch Nachrichten veranlaßt worden, wonach Rasmangascha und Rasagos im Begriff ständen, ihre Truppen zu vereinigen. Der General Baratieri habe sich deshalb versichern wollen, daß im Falle eines Angrifs der Derwische die Italiener nicht eventuell auch von Aethiopien her an⸗ gegriffen werden würden. Der General unterhandle mit anderen Führern in Tigre, die ihre freundliche Haltung gegen⸗ über Italien nicht geändert hätten. Die militärische k des Generals Baratieri sei vollständig ge— ungen.

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

In Leipzig beschloß, wie die ‚Lpz. Ztg.“ mittheilt, eine Ver⸗ sammlung der V aler, und Lackierergehilfen am 30. v. M., einem Antrage 3uzustimmen, der den Eintritt weiblicher Mit⸗ glieder in die Zentralvereinigung durch Ermäßigung des Ein⸗ trittsgeldes und der Wochenbeitrãge erleichtern und befördern soll.

Hier in Berlin ist in der Filzschuhfabrik von Theodor Simon u. Eo, wo vor nicht langer Zeit bereits eine Arbeits- einstellung eingetreten war, aber schnell beendigt wurde, ein neuer Ausstand ausgebrochen; als Grund, wird diesmal im Vorwärts“ die Entlassung zweier Arbeiter angeführt. In einer Filzschuharbeiter⸗ Versammlung, die sich am letzten Sonntag mit dem Ausstand be⸗ schäftigte, wurden als Forderungen der Ausständigen angeführt: die Wiederein ftellung der beiden entlassenen und die Ent⸗ lassung von drei anderen Arbeitern, die sich dem Ausstand nicht angeschlossen haben. Mit der Aufhebung des Bierboykotts beschäf⸗ tigten sich, wie die Berliner Volks- Itg. berichtet, am Sonntag die Böttcher in einer zahlreich besuchten Versammlung. Es wurde hauptsãchlich über den Arbeitsnachweis der vereinigten Brauereien verhandelt. Die meisten Redner waren der Ansicht, daß die Böttcher sich in die Listen als Arbeitnehmer eintragen lassen sollten; auch sollten sie fich an der Wahl des Kuratoriums betheiligen. Ver jetzt bestehende Arbeitsnachweis der organisierten Böttcher müsse jedoch auch fernerhin Bestehen bleiben, da die Arbeitgeber, welche Böttcher⸗ gesellen beschäft igen, an diesen Nachweis gewöhnt seien. Der Antrag: durch eine Kom mission mit den Ringbrauereien wegen Anerkennung des bisherigen Arbeitsnachweises der Böttcher in Unterhandlung zu treten; follte die Anerkennung versagt werden, so sei der neu gegründete Arbeitsnachweis zu benutzen wurde angenommen. = In ei ner fozialdemokratischen Versammlung in Rixdorf wurde die Aufhebung des Bierboykotts genehmigt, in einer Versamm⸗ lung in Charlottenburg wurde sie abgelehnt und die Fortsetzung des Boykotts beschlossen. Eine Versammlung der Saalbesitzer Berlins und der Umgegend beschloß die Aufhebung der Saal⸗ sperre, die als Folge des Boykotts den Sozialdemokraten gegenüber ins Werk gesetzt war. . .

Aus 8 st bune (Dep. Pas de Calais] wird der Köln. Ztg.“ gemeldet, daß die Arbeiter der Phosphatfabrik in Violaines sich im Ausstan de befinden, weil der Direktor am letzten Sonnabend die Uuszahlung Des 14 tägigen Lohnes verweigerte. Die Ausständigen verhindern die Abfertigung von Waaren.

In- Lütt ih haben nach dem Vorwärts“ in der Waffen fab rik von Pieper sämmtliche Arbeiter die Arbeit niedergelegt.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ru hr sind am 31. v. M. gestellt 9884, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. ; . In SberFschlesien sind am 29. v. M. gestellt 3548, nicht recht · zeitig gestellt keine Wagen.

Zwangs ⸗Versteigerungen. Beim Königlichen Amtsgericht 1 Berlin standen am

31. Dezember die nachverzeichneten Grundstucke zur Versteigerung: Köpnickerstraße 234 und 24, dem Zimmermeister Friedri

Lo ebe gehörig; Fläche 425 a und 4265 a; Nutzungswerth je 10 999 4

für das Meistgebot von je 1875 009 6 wurde die Handelsgesellschaft . Stoltz zu Berlin, Ersteherin. Theilung halber Leipziger⸗ traße 90 und Markgrafen straße l, den Rentiers Siegfried Lazarus und Isidor Moll gehörig; Nutzungswerth 58 490 4 für das Meistgebot von 1 805 000 M wurde der Rentier Siegfried Lazarus zu Berlin, Ersteher.

Ausweis über den Verkehr auf dem Berliner Schlacht- viehmarkt vom 29. Dezember 1894. Auftrieb und Marktpreise nach Schlachtgewicht mit Ausnahme der Schweine, welche nach Lebendgewicht gehandelt werden. Rinder. Auftrieb 3313 Stück. Durchschnittspreis für lood kg.) J. Qualitãt 124 - 1306, II. Qualitt 100 - 126 M, III. Qualität 86 - 106 ,. LV. Qualität 90- G6 M- Schweine. Auftrieb 8589 Stück. (Durchschnittspreis für 100 kg.) Mecklenburger 96 M Landschweine: a. gute 92 94 , b. geringere 846 - 90 1, Galizier , leichte Ungarn M bei 20 o/o Tara, Bakonver 88—- 90 4 bei 27,5 kg Tara pro Stück. Kälber. Auftrieb 1901 Stück. (Durchschnittspreis für 1 Eg) J. Qual. 1,20 - 130 M6, II. Qual. 1.10 -= 1,18 6. III. Qualität Lo6 -= Los M Schafe. Auftrieb 4899 Stück. (Durchschnittspreis für 1 Eg.) J. Qualität O, 96 1,12 M, H. Qualität O, So- 0, 92 , III. Qualitat . 16

Von dem „Handbuch des Finanzberold“ liegt der VII. für das Jahr 1855 bestimmte Jahrgang vor, der durch die Auf— nahme sämmtlicher in Frankfurt a. M. und Berlin notierten amerika⸗ nischen Eisenbahnwerth? bereichert worden ist; ferner sind darin die seit dem Erscheinen de omgen Jahrgangs neu gegründeten Attiengesell⸗ schaften sowie die nm en Börse neu eingeführten Werthe besprochen. Im ganzen sind 1732 perschiedene Werthe besprochen, 197 Staats- werthe, Jos Städte werthe und 1434 Werthe von 765 Aktiengesell⸗ schaften. Das Handbuch kann den Banquiers, Kaufleuten und Kapi⸗ talisten als ein verläßliches Nachschlagewerk empfohlen werden.

Magdeburg, 31. Dezember. (W. T. B) Zuckerbericht. Kornzucker exkli, bon 92 60 —, neue 9, 135 —– 9, 20. Kornzucker exkl., S8 o Rendement 8,60 8,70, neue 8,5 8,715. Nachprodukte exkl., ö os Rendement 5,80 =6 55. Still. Brotraffinade J. Brot- raffinade I. Gem. Raffin, mit Faß 20 30 —21,509, Gem. Melis], mit Faß 19,9. Still. Rohzucker J. Produkt Transito f. a. B. Hamburg pr. Dezember s. 57 Gde., 8,62 Br., pr. Januar 8, 60 bez., S6ö2z Br., pvr. März 8,0 Gd., 8, 75 Br., pr. April. Mai S, 95 Gd. 9Yo0 Br. Schwach.

Esfen a. d. Kuhr, 31. Dezember. (W. T. B.). Amtlicher Bericht der Kohlenbörse. Der Kohlenmarkt ist unverändert. Die nächste Börse findet am Montag, den 28. Januar 1895, statt.

Leipzig, 31. Dezember. (W. T T) Kammzug-Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. pr. Januar 2, 825 6ις, pr, Februar 2,327 , pr. März 2,82 , pr. April 2.8363 M pr. Mai 2, 85s S, pr. Juni 2,8. M, Pr. Juli 2.90 A6, pr, August 2, 90 , pr. September 2, 92 A pr. Oktober 2923 , pr. November 2.95 , pr. Dezember M. Umsatz: 10000 kg.

Braunschweig, 31. Bezember. W. T. B.) Gewinnziehung der Braunschweigischen 20 Thaler ⸗Loose; 60 09000 Ser. 1446 Nr. 17, 72300 M Ser. 4852 Nr. 26, je 3000 Ser. 19534 Nr. 20, Ser. 5618 Nr. 35, 2100 M Ser. 96532 Nr. 25, E 300 M Ser. 597 Nr. 48, Ser. 1302 Nr. 49, Ser, 1934 Rr. 38, Ser. 3571 Nr. 29, Ser. 5109 Nr. 22, Ser. 5764 Nr. 16, Ser. 6245 Rr. 14, Ser. 6730 Nr. 27, Ser. 6787 Nr. 37, Ser. 7393 Rr. 35, je 87 ½ Ser. 1331 Nr. 36, Ser. 2290 Nr. 11, Ser. 2290 Nr. 31, Ser. 9532 Nr. 32, Ser. 3820 Nr. 19.

Bremen, 31. Dezember. (W. T. B.) (Börsen⸗Schlußbericht.) Raffiniertes Petroleum. (Offizielle Notierung der Bremer Petroleum Börse) Ruhig. Loko 55 Br. Baumwolle. Still. Üüppland middl. loko 28, 5. Schmalz. Fest. Wilcox 375 4, Armour fhield 367 g, Cudahy 379 3, Fairbanks zo 3. Speck. Fest. Short clear middling loko 351, Dezember⸗Januar⸗Abladung 533. Taback. Umsatz: 312 Seronen Carmen, 914 Packen St. Felix, 133 Seronen Havannah, 92 Faß Kentucky.

Wien, 31. Dezember. (W. T. B.) Die Brutto⸗ Einnahmen der Drientbahnen betrugen in der 48. Woche (vom 26. Nobember bis 2 Dezember 1894) 298 13,51 Fr., Abnahme gegen das Vorjahr 10 Fos, 90 Fr. Seit Beginn des Betriebsjahres (vom 1. Januar bis 2. Dejember 1894) betrugen die Brutto⸗Einnahmen 10 226 589,44 Fr., Abnahme gegen das Vorjahr 1 398 669,93 Fr.

London, 31. Dezember. (W. T. B.) An der Küste 1 Weizen ladung angeboten.

ß öh Javazucker loko 114 matt, Rüben⸗Rohzucker loko 8 ruhig. Ehile⸗ Kupfer 41118, pr. 3 Monat 413 /n.

Die Getreidezusuhren betrugen in der Woche vom 22. De⸗ zember bis 28. Dezember: Engl. Weizen 1576, fremder 81 430, engl. Gerste 1027, fremde 26772, engl. Malzgerste I6l3, fremde engl. Hafer 1635, fremder 89 872 Qrts,, engl. Mehl 10 942, fremdes S5 088 Sack und 150 Faß.

Glasgow, 31. Dezember. (W. T. B.) Die Verschiffungen von Roheisen betrugen in der vorigen Woche 6643 Tons gegen 3334 Tons in derselben Woche des vorigen Jahreg. ;

Bradford, 31. Dezember. (W. T. B.) Wolle ruhig, fest; Garne ziemlich thätig.

St. Petersburg, 1. Januar. (W. T. B). Produkten⸗ markt. Talg loko 52,00, pr. August Weizen loko. 8.00. Roggen loko 5,30. Hafer loko 3,36. Hanf loko 44,00. Leinsaat loko 11,00.

good ordinary 51. Bancazinn 37.

New⸗ Vork, 31. Dezember. (W. T. B. Die Börse eröffnete träge, im weiteren Verlauf war die Stimmung recht gedrückt; der Schluß war lustlos. Der Umsatz der Aktien betrug 55 000 Stück.

Weizen anfangs fest und stieg während des ganzen , verlaufs mit wenigen Reaktionen auf bessere Kabelberichte, Abnahme

der Visible supply und auf Deckungen. Mais allgemein fest während des ganzen Börsenverlaufs auf reichliche Deckungen der Baissiers.

Vifible supply an Weizen am 31. Dejember 88 561 000 Bushels, do. an Mais 9 630 000 Bushels. .

Der Werth der in der vergangenen Woche ausgeführten Drod ante betrug 5 951 203 Dollars gegen 5 577598 Dollars in der Vorwoche. . .

Ehicago, 31. Dezember. (W. T. B. Weizen allge⸗ mein fest während des ganzen Börsenverlaufs auf. Abnahme in den sichtbaren Vorräthen und auf Deckungen der Baissiers. Mais enlsprechend der Festigkeit des Weizens allgemein fest während des ganzen Börsenverlaufs. .

Verdingungen im Auslande.

Niederlande.

7. Januar, 1 Uhr. Hollandsche. Vzeren Spoorweg- Maatschäappy in Am sterdam Gentralstation im Lokal neben dem Wartesaal III. Klasse)h: Erweiterung und Aenderung der Stations- gebäude Nede und Bockelo der Geldersch⸗Overysselschen Eisenbahn. Schätzung 10 200 Fl. Bedingungen im Centraal Administratie- gebonw der genannten Maatschappy (Bureau Weg en Werken Kamer 154) für 1 Fl. erhältlich.

8. Januar, 11 Uhr. Landbouwers-Vereeniging Landbouw- belang in Bruinisse: Lieferung von mindestens 133 200 Eg Super⸗

phosphat und 82 000 kg Peru⸗Guano. Dedingn nn bei dem Sekretãr der genannten Vereeniging H. Goudzwaard erhältlich.

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Am sterdam, 31. Dezember. (W. T. B) Ja va⸗-Kaffee

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