1895 / 11 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 14 Jan 1895 18:00:01 GMT) scan diff

Klein Eyolf,

und Reuebewußtsein und Schriftstellers Alfred Allmers

ann bekennt, daß er Rita mehr um ihrer sein Herz zu

berausstellt, Rita sieht nach Forderung nach

denen Berg

aber schließli

sie garnicht arten Kämpfen die Nu dem uneingeschränkten B durch eine Art seelischer Wiedergeburt, nach lung“, wie Ibsen in dem neuen Schauspiel langen die Ehegatten, nachdem Einsicht, daß das Un geschick und der Tod kl da die thätige, selbstlose Menschenlie und Führungen im Herzen seiner El Die Darstellung des Dichterwerks stellt die Gestaltungekraft und die Hingebung der dankengang Ibsen's, so kühn und fein er ist, seiner Entwicklung so unerwartet, daß chmale Grenzscheide vom Lächerlichen trennt, Kunst der Darsteller bedarf, sich innerhalb

losigkeit ihrer herrischen itz ihres Gatten ein, und m, Gesetz der Umwand⸗

m Asta ihr Haus verlassen hat, zu der faßbare ihnen faßbar geworden ist, daß die Ge⸗ ein Eyolf's nicht vergeblich war, be gerade durch diese Schickungen tern geweckt wurde.

sicher zu bewegen. Schauspiels sind die Sorma als Rita vermochte im ersten zwingend genug wiederzugeben; ugleich in der Gefa ihre Meisterschaft, Tiefe der Gestaltung, die unwiderstehlich hi ipfer spielte die Rolle der Schwefter AÄsta und natürlich. Den er mit großem schauspielerischem Geschick, ßen Worte aus dieser Gestalt doch nicht viel chen und manchmal brutalen Egoisten zu frohen Mann, der nach der Hand Asta's strebt, r mit Frische und Natürlichkeit dar. isodenrolle, einer an den Rattenfänger von alten Rattenmamsell ', die mit klein Eyolf ins Wasser lockt, tr auf; das Geheimnißvolle des ohne Erfolg, aus den wenigen zügen, die ihre Rolle darbietet.

Mutter, die

hr schwebt, den Gatten zu verlieren, offenbarte si

stände zu zeichnen; und eine

seelische Zu

Alfred Allmers

trotz der hohen und gro einen weichli Einen leben stellte Herr Rittne 1 Hameln erinnernden mystischer Gewalt Ratten und auch

Vesens traf sie gut und versuchte nicht ö dichterischen Strichen und Charakter, folgt das Ballet Carneval. Frau Rosa Sucher begiebt sich am daselbst als Isolde, Brünnhilde, Venus u. s. w. Opera House, in welchem unter . deutsche Opernsaison eröffnet wird Benno Jacobson's vor ihrem Urlaub zum . Mal im Königlich hervor, die aber zuweilen Rolle der Brünnhilde in W den das Anstößige der und 18. d. M. Die Wirkung des Auch im Königlichen Schauspielhause Majestät der Kaiser nach de alte Beziehungen Rache‘ am Sonnabend durch den General. halt dez Sticks zerg, sämmtfichen Heitnittenden Fileche weil die scenischen sprechen, sowie Fräulein Poppe (Kriemhild) und Herrn Molenar des Dialogs, die (Hagen) in die Königliche Loge befehlen. Morgen, Ungebundenheit des Dichters, geht nach längerer Pause ; An der Darstellung waren matisches Gedicht Das , Bließ“, Eiste und zweite Abtheilung Lerxgnder (Fernand), Pagay (Bouzin) Der Gastfreund', Die Ar hre Rollen in der Richtung auf das Derb⸗ lenar, Medea: ö oppe, Phryxus: Herr Ludwig, Gora: uch Fräulein Markwordt als Chantant⸗ Frau Stollberg, friedenstellen. Neues Theater.

eine lebensvolle Gestalt zu bilden. . . Residenz-Theater. Die gestrige erste Aufführung des kontrakt⸗ einer Ueberse

Schwanks Fernandes Ehe⸗ (Un fil à la patte) von George Fevydeau, die nach tzung und geschickten Bearbeitung rief laute Heiterkeitsausbrüche durch den Widers Sprache und der Handlung

Schwanks beruht fast ausschließ andlung dreht sich um die Absicht Fernand's en, ehe er das Eheband knüpft. zugeben und zu beleuchten, ist nicht angängig, gen ebenso wie die Scherzworte und Witze zender Eile folgen, eine grenzenkose . rivolität der Erfindung aufweisen. in erster Linie die Herren A und Pansa betheiligt, die i komische voll ausbeuteten; a Diva konnte darstellerisch zu

pruch unterbrochen wurden, erregen mußte. e lich auf einer derben Situationskomik.

in Überstür

zum ersten Mal gegeben. Der V gabe gestellt, seinem Pariser Publikum thue, einer geschiedenen Frau den Verke sagen. Da nun aber auch bei uns eine durch die Scheidung von einem treul

Stück behandelten Gegenstand

erfasser hat sich darin die Auf zu beweisen, daß man Unrecht hr in der Gesellschaft zu ver⸗

osen Mann nicht gesellschafts⸗ dem in dem ersterer übernimmt die zweite Violine, erwartete Interesse das Programm einleitenden Quintett 6p. 81

vom 14. Januar, Morgens.

O S 8 8 =

40R.

sius

Stationen.

Bar. auf 0 Gr.

u. d. Meeressp.

red. in Millim. Temperatur in 0 Cel

506.

Fhristiansund Kopenhagen. Stockholm.

Cort Queens

22 S8 8

Neufahrwasser

still Nebel)

Ile d Air . Trlest stiů en

) Nachts Schnee. ) Nachts Schnee. Abend i. eh 9 ne t 1 ;

Uebersicht der Witterung. chselwirkung eines Hochdruckgebiets en und einer tiefen D wehen über West⸗Europa ziem bis östliche Winde, ratur fast überall ge Südhälfte Zentral. Europa ist der Luftd

Unter der We bression im ich lebhafte südliche unter deren Einfluß die Tempe— stiegen ist, am meisten über der anz Nord⸗ r Abnahme eter durch⸗ nach und nach In Deutsch⸗ mit Schnee⸗ den südlichen rost erheblich nachgelaffen. Zu egen gefallen. De utsche Seewarte.

d druck in ziemlich starke iffen, während im Süden das Barom schnittlich etwas gestiegen ist, so da etter eintreten dür lte, trübe Witterung n bat, insbesondere in

wieder milderes

land dauert die ka fällen fort, indesse Gebietstheilen, der Nizza sind 30 mm

von dem das Schauspiel seinen Titel hat, ist ein e,, , Die den mitwi er lahmer, Knabe, dessen Gebrechen seine Eltern ver. Stest

Sein früher plötzlicher Tod weckt das Schuld- im Herzen der Eltern,

Frau Hachmann

verkörperte Herr Stü n aber er vermochte hafter Beifall zu theil.

Theater⸗ Anzeigen.

Königliche Schanspiele. Dienstag: Opern. haus. 14. Vorstellung. Häunsel und Gretel. Märchenspiel in 3 Bildern von Engelbert Humper⸗ dinck. Tert von Adelheid Wette. In Scene esetzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Dekorative Einri tung vom Ober -Inspektor Brandt. Dirigent: Kapell' meister Sucher. Karneval. Ballet. Burleske in 2 Aufzügen von Emil Graeb. Musik von Adolf Steinmann. Dirigent: Musikdirektor Steinmann Anfang 74 Uhr.

Schauspielhaus. 15. Vorstellung. Das goldene Bließ. Dramatisches Gedicht in 3 Abtheilungen Lon Franz Grillparzer. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Mar Grube. Dekorative Ein⸗ richtung vom Ober. Inspektor Brandt. Erste Ab⸗ theilung; Der Gastfrennd. Trauerspiel in J Auf— zug. Zweite Abtheilung: Die Argonauten. Trauerspiel in 4 Aufzügen. Anfang 78 hr.

Mittwoch: Opernhaus. 15. Vorstellung. Der Ring des Nibelungen. Bühnenfestspiel von Richard Wagner. Erster Abend: Die Walküre in 3 Akten. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. Mit Allerhöchster Genehmigung. Zum Besten des unter dem Protektorat Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin stehenden Bater— ländischen Frauen Vereins (Zweig⸗-Verein Berlin): Festliche Veranftaltung. Anfang 74 Uhr.

Opernhaus. Donnerstag: Hänsel und Gretel. Die Jahreszeiten. Freitag: Der Ring des Nibelungen. Zweiter Abend: Siegfried. An⸗ fang 7 Uhr. Sonnabend: Cavalleria rusti- Sana. Der Barbier von Sevilla. Sonntag, Mittags 12 Uhr: Matinée. Sänsel und Gretel Ballet⸗Divertissement. Abends; Tannhänser. Anfang 7 Uhr. Mentag: 6. Symphonie der Königlichen Kapelle. Dienstag: Der Ring des Nibeinngen. Dritter Abend: Gõötterdãmmerung.

Schauspielhaus. Donnerstag? Das goldene Vliest. Dritte Abtheilung: Medea. reitag: Wie die Alten sungen. Sonnabend: Salali. 3 . Wache. Sonntag: Die Hermann s⸗

acht.

Deutsches Theater. Dienstag: Klein Ehyolf. Anfang 78 Uhr.

Mittwoch: Der Talisman.

Donnerstag: Nora.

Berliner Theater. Dienstag: Der gom— pagnon. Anfang 76 Uhr.

littwoch: Das ziweite Gesicht. Donnerstag: Der Kompaguon.

rau Lillian . singt in aal Bechstein) an demselben

ivan, Brahms und eine Ballade von L Herr Wilhelm Berger übernimm

rkenden Personen an verschiedenen gen Auseinandersetzungen e ließen denn auch

ihrem dritten Tonzert bend Lieder von Chopin, Janfen, zkowski, Gordigiani— r öwe. Der Komponist t die Klavierbegleitung sämmflicher

n in den Mund gelegten langathmi zum Beweis einer selbstverstaͤndlichen Sach des Gutsbesitzers Zuhörer umeist kalt. Nur die Unterredungen der geschiedenen F t und seiner Gattin Rita, mit der Marquise de Träves, die bei der Werbung t ihnen ihr Vorleben in einem neuen Lichte erscheinen. Der ihrer Tochter für den jungen M um ihrer üppigen Schönheit und noch die Tochter offenes Haus der : eheirathet hat, während ihn Scene, worin der zwelte Mann der geschiedenen Frau, bei einer zu⸗ Stiefschwester zieht, fälligen Begegnung mit ihrem ersten romantischen Vorbildern bis zu einer ausforderun blutsverwandt mit ihm ist. dramatisches Leben und wirken günstige Eindruck wird jedoch dadur die Lösung mittels des bequemen der jungen Braut herbeigeführt wi wiederholt betont, ge⸗ anz besonders verdient Fräulein N

263 und Fräulein Clara Se

. zu 2. . ihr für J 7 ö 14 .

e er , Mannigfaltiges.

Der Verkehr auf sämmtlichen Linien

Bu dapest, 12. Januar. hnen ist nunmehr wiederhergestellt.

der ungarischen Staatsba

Paris, 14. Januar. gegen Mitternacht 65 wurde von einem Fenster des Erdgeschosses

f wo sie explodierte

zum Zweikampf gereizt wird, zeigen spannend und ergreifend. ch wieder vollständig verwischt, daß Hilfmittels eines Ohnmachtsanfalls rd. Um die Darstellung machten sich ina Sandow, welche die geschiedene Ila, die deren Tochter gab. Beide bensvollen Wiedergabe dleser beiden Die Dekorationen waren, n Direktor Lautenburg genügten auch strengeren

In der Rue Mon ceau erfolgte gestern Der Pförtner des Diener aufmerksam gemacht, daß vor dem eine Bom be liege; ersterer warf dieselbe und Fensterscheiben und die Personen wurden nicht verletzt. Des habhaft geworden. Man glaubt,

Der Matin“ theilt über den Vorfall der Rue Moncegu explodierte Bombe war ähnlich den englischen Bisquitkistchen; fie d viel Gewehrpulver enthalten haben. llant'sche Bombe mit Eisenstäckchen und Ganze war mit Gixs verkittet miniumreifen eingefaßt. Niemand vom handelt sich daher wahr⸗

eine Explosion.

fanden den richtigen Ton zur le vom Verfasser gut gezeichneten C wie gewöhnlich, prachtvoll, und die von Herr besorgte Inscenierung und EGinstudierung

oße Anforderungen an Anforderungen. chauspieler. Der Ge⸗ erscheint oft so seltsam ihn manchmal nur eine und daß es großer der Absichten des Dichters

Straßenlaterne zertrümmerte. Schuldigen ist man noch nicht

und altem Eisen gefüllt war. Felgendes mit: Die in der eine große Blechbüchse, muß wenig Dynamit un laden war sie, wie die Vai möglicherweise mit Kugeln. d von einem starken Alu Hause hat eine brennende scheinlich um eine Sturzbombe.

Marseille, 13. Januar.

Konzerte. Der Pianist Herr Karel Textor im Saal Bechstein ein Konzert, für Sonate sowie Piscen von Schumann, Die bedeutendsten, kraftvollsten Charaktere des Liszt und Paderewski zum Vortrag gewählt hatte. beiden Frauengestalten Rita und Asta. Frau eine sorgfältig geschulte technische Akt das feurige Begehren nicht volle Auffassung erkennen; sein Anschlag aber im Schmerz der trostlosen sogar, wie sich in dem Chopin'schen fast zu energisch, auch beeinträchti zuweilen die Klarheit des Spiels Herr Salzwedel (Violine) unterstũtzte das zu nüchtern, wenn auch gelungenen Vortrag des G-moll-Konzerts * von Wieniawsky und Chopin.

aus dem Haag gab am Freitag

das er Beethoven's D-moll⸗ Brahms, Chopin, Scarlatti, Sein Spiel läßt Fertigkeit und meist auch verständniß⸗ ist kräftig, Präludium gte ein zu häufiger Pedalgebrauch Königliche Kammermusiker Konzert durch den wohl⸗ von Bruch und kleiner Beiden Künstlern wurde leb—

Lunte bemerkt, es

Der dem hiesigen Rheder Casteldi hörige Dampfer Anais“ assagiere und zehn Mann

welcher drei P esatzung an Bord hatte,

ist laut Meldung des . W. T rt nach Cette von einem Cyclon überrascht worden Marseille gescheitert. tliche auf dem Schiffe befindlichen Per⸗

sonen sind ums Leben gekomn

13. Januar. Vizzini, Licodia un st verspürt. ebenfalls ein Erdstoß wa erschütterungen folgten. und von unterirdischem Flucht veranlaßte. von 7000 Einwohnern in der Provinz steilen Felswand ein Fels sturz ssatt. s Viertel San Basilio hernieder. Die flüchteten.“ In Auzano und Montaguto stürzten vier Häufer unter der Schmee⸗ Persenen getödtet und zehn verletzt. ei Sessa in der Provinz Caserta wurden ner Höhle elf Hirten verschüttet, von denen In Tuxin erreichte heute früh die Kälte Gefrierpunkt.

3 * In Mineo, d Melitello wurde gestern ein neuer Erd io di Calabria und Milazzo wurde rgenommen, dem weitere geringere Erd⸗ In Palagonia war der Erdftoß ein starker Rollen begleitet, welches die Bev kerung zur einem Marktflecken fand heute Große Blöcke

Seine Majestät der Ka gestrigen Aufführung der Oper. In einer im Königlichen Opernhauf den General⸗Intendanten Grafen Anerkennung und Zufriedenheit ausdrü Frau Wilbrandt⸗Baudius dincks, Hänsel und Gretel“ (Fräulein Rothaufer, Herr Betz) unter Kapellmeister Sucher

iser und König ließ nach der Die lustigen Weiber von Windsor⸗ sämmtlichen Mitwirkenden durch von Hochberg Allerhöchstseine cken. Morgen wird Humper⸗ Fräulein Dietrich, 's Leitung gegeben. Hierauf Die Königliche Kammersäͤngerin 12. Februar nach New⸗

Mezzoju so,

ürzten mit Getöse auf da erschreckten Einwohner in der Provinz Avellin last ein; dabei wurden Auf dem Berge Marsico bei durch den Einsturz ei acht getödtet wurden. 103 Grad unter dem

Athen, 13. Januar. In Patras wurde, dem ge Erderschütterung verspürt. Schaden anden. Bie Durchfahrt durch den Kanal von ist wieder frei.

im Metropolitan Walter Damrosch's Leitung eine Frau Sucher singt en Opernhause die agner's Ring des Nibelungen“ am 16.

aufzutreten.

ließ Seine r Aufführung von Kriemhild's Intendanten Grafen Hoch⸗

2 9 . T. B.“ chstseine Anerkennun W. T. B

zufolge, gestern eine hefti

am Geburtstage ist nicht entst

Franz Grillparzer's dra⸗

onauten , in Scene. (Aietes: Herr Mo⸗ ; Nach Schluß der Redaktion eingegangene Jason: Herr Matkowsky).

Der Wochen -Spielplan des Neuen Theaters lautet, wie folgt; . . . Dienstag und Sonntag Nachmittags 3 Uhr: Am Sonnabend wurde das Schauspiel Die geschiedene Mittwoch, Donnerstag, Sonnabend und Sonntag Abend: (marigge d' hier) von Victor Fannet, deutsch von Pgulè geschiedene Fraun; Freitag: Andrea“.

In dem zweiten Abonnements -Konzert der Zajie und Heinrich Grünfeld (Sing Akad woch werden außer der Saͤngerin Fräulein Mat schuldlose achtungswerthe Frau dem Kaiserlich österreichischen Kammervirtuosen Herrn Alfred Grün⸗ feld noch die Herren Theodor Kilian und Theodor Krelle mitwirken; letzterer die Bratsche in dem von Dvokak.

Nokohama, amtlichen Depesche des Generals 10 Mann Chinesen

Weitere Streitkräfte befinden si Wie eine Depesche aus macht der chinesischen General Nieh, der die Garnif fiel in die Hände der Japane

tzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

(Ww. T. B) i togi aus Kaiping sind Erhtaoho! zusammengezogen. ch in Jingkao und Laoyaten. Haicheng meldet, hat sich die Haupt— nach Kohohei on von Kaiping kommandierte,

14. Januar. Nach einer

Der kleine Mann“:

Herren Florian; em ie) am Mitt⸗

atja von Niessen und zurückgezogen.

Lessing · Theater. Anfang 76 Uhr.

Mittwoch! Nach dem Manöver. Ein goldenes Herz.

Donnerstag Ghismonda.

Friedrich Wilhelmstũdtisches Theater. Chauffeestraße 26/26.

Dienstag? In durchaus neuer stattung: Orpheus. Große Aus in 4 Akten und 12 Anfang 74 Uhr.

Mittwoch: Orpheus.

Ghismonda. Sing Akademie. Dienstag, Anfang 8 Uhr:

Konzert des Violinvirtuosen Achille Simonetti, unt. gef. Mitw. d. Sängerin Frl. Louise F hals a. Leipzig u. d. Herrn Eduard Behm Kl..

Saal Bechstein. Linkstraße 42. Zum Besten des Haydn⸗Mozart— Denkmals in Berlin: Beethoven ⸗Abend: die Herren Prof. Joachim, Gernsheim, Sans⸗

Anfang 77 Uhr: ö Beethoven⸗ länzender Aus⸗ attungsoperette Bildern don Jacques Sffenbach.

Zirkus Renz (Karlstraße). Dienstag: Große Extra-Vorstellung. Besonders hervorzuheben: Elimar, u. vorgef. v. Direktor Fr.

geritten von den Damen

der Strickspringer, dress.

Renz. Konkurrenz⸗Schule, Frl. Wally Renz und Frau Renz⸗Stark in Uniform mit den Schulpferden Cromwell u. gern Alep und Solon. Mr. Wassilliams, as de deux sérieux zu Pferde de Renz und Mr. u. Madame Denis, komische Reitfeene. Auf vielseitiges Verlangen: Auftreten stav Hüttemann (als Gast) mit feinem garten der hohen Schule Vollblut Fuchs wallach Cincinatus“. (Beim Jahres wechsel Anßsang 74 Uhr. Herr Gustav Hütte⸗

Familien⸗Nachrichten. Frl. Marguerite Böhmer mit Hrn. (Schwerin Neu⸗ e mit Hrn. Re⸗ ; oblenz). Frl. mit Hrn. Pastor Fritz Jaeckel Nebelin bei Dergenthin). Regierungs⸗Referendar Erk nna von Reibnitz (Hoch. Curt von Bentivegnt mit ein u. Niemsdorff (Altona). Hrn. Major Hermann Eine Tochter: Gersfeld Röhn). Rittergutsbesitzer Johann P Verwaltungs tryck (Berlin

Theater Unter den Linden. Behrenstr. 56/67. Direktion: Julius Fritzsche.

Dienstag: Der Vogelhändler. ö

Operette in 3 Akten nach Idee des Bieville von X. Held und Musik von Carl Zeller. Regie:

Baldreich. Anfang 77 Uhr.

Mittwoch: Mik vollstaͤndig Zum ersten Male: 3 Akten von Julius Bauer. Musik von

Zentral- Theater. Alte Jakobftraße Nr. 30. Schultz. Dienstag: Emil Josefine Dora. O, diese Berliner! Große und Tanz in 6 Bildern (nach durch Berlin) von Julius Julius Einödshofer. Anfang

H Gr. und den Stei rr Ober⸗Regisseur

8 l err Kapellmeister von Mlle. Mathil

Mr. Clark,

neuer Ausstattung. Der Probekuß.

ö selbst in allen Gan

Tio Ni En. Peking.) Neue Musikeinlag Mittwoch: Tjo Ni En. Direktion: mann (als Gast). Thomas a. G. ee. um 134. Male:

osse mit Gesan . Musik von

Uhr.

Mittwoch: O, diese Berliner!

Adolnh Ernst . Theater.

treten der Grotesktänzerin Miß Rose Prince of Wales⸗Theafer in Lond fideles Corps. Nach dem engli von Jonas Sidney frei bearb Jagobson und Jean Kren. Mittwoch: Dieselbe Vorst

Anna Bãckers.

Verlobt: Prem. Lieu münster). Frl. Alwin

erungsAssessor von Laer (K

lisabeth Haupt (Magdeburg · Sude

Verehelicht: von Löbbecke mit Frl. strieß). Hr. Leut. Frl. Helene von 3.

bon Leipziger (Breslau). Hrn. Oberförster Lampfon Gestorben: Hr. von Nell (Trier). Rath Marie Arnold, geß. S

Verantwortlicher Redakteur:

menrath in Berlin. der Expedition (Scholy in Berlin

tschen Buchdruckerei nud Verlag:

S VW., Wilbelmstraße Nr. 32. Sechs Beilagen

leinschließlich Borsen⸗ Beilage).

22. Male:

G . 8. posse mit Tanz. roße Gesang

schen A Gaiety eitet von Eduard Anfang 75 Uhr.

Fr. Ober⸗ Konzerte.

Konzert Jans. Dienstag: Karl Meyder Tonzert. Oup. Rosamunde Das eherne Pferd, Auber. Phantasie a. Die S Frühlingskinder, Walzer v. Vigline v. Svendsen (Herr f. Piston v.

Schubert. Mignon“, J. V.: Sie

v. Meyerbeer. tumme von

Druck der Nordden

Romanze f Anstalt, Berlin

Schnedler⸗Pet N .

m Morgen

ö

zum Deutschen Reicht⸗ Anz

M 11.

Deutscher Reichstag.

13. Sitzung vom Sonnabend, 12. Januar, 1 Uhr. Die erste Berathung des Gesetzentwarfs, betreffend

enderung und Ergänzungen des Strafgesetz— . . Militär⸗-Strafgesetzbuchs und des Gesetzes über die Presse, wird fortgesetzi. Ueber den Beginn der ng berichtet worden. das Wort der

ist bereits in der Nummer vom Sonnabend ach dem Abg. Spahn (Zentr.) nimmt

Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe: Meine Herren! Der bisherige Gang der Verhandlungen über

den vorliegenden Gesetzentwurf läßt mich hoffen, daß die Bedeutung des Gesetzentwurfs vom Reichstag gewürdigt wird, und daß Sie den⸗ selben einer Kommission zur näheren Prüfung überweisen werden. Ich glaube annehmen zu dürfen, daß Sie die Gefahren, von welchen die Staatsordnung und die bürgerliche Gesellschaft bedroht sind, er⸗ kennen und Abhilfe schaffen wollen. Die verbündeten Regierungen nd der Ansicht, daß es nothwendig sei, den Besorgnissen weiter Kreise der Bevölkerung, welche sich in ihren heiligsten Gefühlen ver— letzt und in ihrem Besitze bedroht sehen, Rechnung zu tragen. (Sehr

richtig! rechts.)

Zwei Wege boten sich dazu: der Weg des Ausnahmegesetzes und

der Weg der Verschärfung einzelner Bestimmungen des Strafgesetz‚˖ buches. Es schien nicht rathsam, den Weg des Ausnahmegesetzes zu betreten. Ob die günstigen Erwartungen, die man seiner Zeit an das Gesetz von 1878 geknüpft hat, wirklich eingetreten sind oder nicht, das ist eine sehr bestrittene Frage, darauf gehe ich nicht weiter ein. Sachliche Erwägungen haben zu dem Entschluß geführt, die Reform auf dem Boden des gemeinen Rechts auszuführen. In⸗ folge dessen mußte eine gewisse mittlere Diagonale innegehalten und Vorschriften erlassen werden, die einen Schutzwall für die höchsten Güter des Lebens gegen alle Angriffe zu bilden haben, von welcher Seite sie auch kommen mögen. Auf dieser maßvollen Grundlage bewegt sich der Gesetzentwurf und stellt, indem er sich nicht gegen eine be⸗ stimmte Partei, sondern gegen die gewaltthätigen Friedensstörungen in jeder Form richtet, das Mindestmaß dar, welches nach Ansicht der verbündeten Regierungen zur Aufrechterhaltung der inneren Sicherheit im Reich nothwendig ist. (Sehr gut! rechts.)

Ich möchte noch zwei Punkte hervorheben. Es wäre vollkommen

irrig, wenn man in der Vorlage eine Schmälerung des Rechtes der freien Meinungsäußerung sehen wollte. Eine derartige Absicht und eine solche Wirkung liegt dem Gesetz vollständig fern. Nicht irgend eine Meinung oder deren Aeußerung wird von dem Entwurf unter Strafe gestellt; sie wird strafbar nur durch die Form, in welcher sie sich geltend macht, indem diese in einer Aufforderung zu einer straf⸗

baren Handlung besteht, eine öffentliche Friedensstörung oder einen üffentlichen Angriff enthält. Die Vorlage trifft nicht den Kampf der Meinungen, sondern sie trifft nur die Methode des sampfes. Es ist ein völkerrechtliches Gesetz, daß im Kampfe der Völker unter einander keine vergifteten Waffen und keine explosiven Geschosse bei Handfeuerwaffen gebraucht werden dürfen. Denselben Grundsatz überträgt die Vorlage auf den Streit der Meinungen innerhalb der Volksgenossen. (Sehr richtig! rechts) Im freien Austausch der Gedanken mag der Widerstreit der Ansichten ausgefochten werden; der Gegner soll überzeugt und überwunden, aber nicht ver— stümmelt oder vernichtet werden. Die giftigen Waffen des Hasses, der Verleumdung und der Gewalt sollen keine Anwendung finden unter den Angehörigen desselben Volkes. Der Glaube, der allen heilig ist, die grundlegenden Einrichtungen des Vaterlandes und der Familie, die allen gemein sind, sie müssen gegen öffentliche, den Frieden gefährdende Angriffe sicher gestellt werden. (Bravo! rechts.)

Man hat behauptet, daß der Ursprung des Uebels in gewissen sozialen Uebelständen beruhe, und daß man diese wohl durch wirthschaftliche Reformen, aber nicht durch Strafgesetze und polizeiliche Maßregeln beseitigen könne. Meine Herren, dem—⸗ gegenüber kann nicht mit Nachdruck genug hervorgehoben werden, daß die Fürsorge des Reichs für die unteren Bevölkerungsklassen und die Bekämpfung der Umsturjbestrebungen, insbesondere der Sozial⸗ demokratie gar keine Berührung mit einander haben. Seit Beginn des Deutschen Reichs und namentlich seit der unvergeßlichen Botschaft des ersten Deutschen Kaisers vom 17. November 1881 ist keine Session vorübergegangen, ohne daß die verbündeten Regierungen gemeinsam mit dem Reichstag nach den verschiedensten Richtungen hin das Wohl der arbeitenden Klassen zu fördern unternommen haben. (Sehr richtig! rechts) Kaiser Wilhelm II. hat seine Regierung durch eine Förderung des Arbeiter⸗ schutzes auf internationalem Wege eingeleitet, und seither sind die ver⸗ bündeten Regierungen unablässig bemüht gewesen, auf den Fundamenten des christlichen Volkslebens den niederen und weniger bemittelten Volks⸗ klassen ein gewisses Maß von Wohlbefinden zu sichern, sie insbesondere gegen Krankheit, Unfall und Invalidität zu schützen. Darin ist Deutschland von keinem anderen Lande der Welt übertroffen worden. (Sehr richtig! rechts) Dieser Weg wird nicht verlassen werden, und die verbündeten Regierungen sind überzeugt, daß sie auf thatkräftige Unterstũtzung des Reichstags werden rechnen können.

Ander aber ist es mit dem Kampf gegen die Bestrebungen des hewaltsamen Umsturzes der bestehenden Staats ordnung. Dieser Kampf tichtet sich nicht gegen bestimmte Voltsklassen oder gewisse Schichten der Bevölkerung; es ist ein Kampf gegen das internationale und gegen das soziale Verbrecherthum, und in diesem Kampf das ist meine feste Ueberzeugung werden die verbündeten Regierungen die ʒustimmung der Nation und die thatkräftige Mitwirkung der über⸗ wiegenden Mehrheit dieses Hauses finden. (dLebhafter Beifall rechts.) Abg. Leu schner rn Die Mehrheit des . ist darüber

fing. daß chwas geschehen inuß, um Ehanz unde Gee ch afl eder ir e u g s't e . zu sichern. Wir meinen, 3 das noͤthig ist,

I i auf, die Gefahr hin, ch eine Partei vorübergehend in ren politischen Rechten beschraͤnkt werden sollte. Im Reichs⸗

Erste Beilage

Berlin, Montag, den 14. Januar

tage hält ein Theil der Mitglieder die Sczialdemokraten ö eine mehr oder weniger harmlose. Gesellschaft, während der andere Theil von ihrer Gefährlichkeit durch und durch überzeugt ist. Auch der Abg. Dr. von Bennigsen hat darauf aufmerksam gemacht, daß die Ansichten des Abg. e von Stumm nicht ganz richtig seien. Demgegenüber bin ie ; ausdrücklich zu erklären, daß die große Mehrheit seiner Fraktionz⸗ genossen mit dem Abg. Freiherrn von Stumm vollkommen guf dem⸗ selben Standpunkt steht. Wir nehmen aber für uns in Anspruch, daß gerade wir bestrebt sind, die Lage der arbeitenden Klassen zu verbessern. Auf diesem Bestreben beruhen auch Nie sozialen Geseße, die dem Arbeitgeber koloßsale Opfer im Interesse der Arbeiter auferlegen. Wenn man die Sozialdemokratie so betrachtet wie die anderen Parteien, so befindet man sich in einem schweren Irrthum. Alle anderen Parteien befinden sich auf dem Boden der bestehenden Staats⸗ und Gesellschaftsordnung, während die Sozialdemokraten diesen Boden verlassen wollen, sobald sie die Macht dazu haben; dann werden ö;

Kluft, die uns von ihnen trennt, ist um so schwerer zu überbrücken, als sie über ihre Endziele gar nichts angeben können, als sie nicht einmal ausdrücken „was sie wollen. Das hat sich zuletzt wieder einmal recht deutlich im alten Reichstags⸗ hause bei Gelegenheit der sozialdemokratischen Interpellation gezeigt. Dort wurde die Frage nach dem Zukunftsstaat wiederholt gestellt, ohne eine Antwort zu finden. Man bekam nur leere Redensarten zur Antwort, wie: das wird sich von selber finden! Wir können aber nicht die gegenwärtige Ordnung von Staat und Gesellschaft, selbst wenn sie in manchen Beziehungen mangelhaft sein mag, einer unbekannten Zukunft zum Opfer bringen. Die Sozialdemokratie hat ein hervorragendes Geschick in Hetzereien und zwar in Hetzereien gegen die Arbeitgeber, von denen zu wünschen wäre, daß sie etwas energischer dagegen aufträten. Die Sozial demokraten thun so, als ob sie allein die Vertreter der Arbeiter seien. Das sind wir in noch höherem Maße und mit viel mehr Erfolg. Wir haben alle sozialen Gesetze mit vorbereitet und durch— gesetzt; die Sozialdemokraten sind dagegen gewesen. Sie erregen allein die falsche Hoffnung auf eine Zukunft, in welcher die Leute mehr verdienen und es besser haben sollen als jetzt. Solche dauernde Erregung von Unzufriedenheit muß zur Revo—⸗ lution führen, und es ist daher Pflicht der Regierung und aller staatserhaltenden Parteien, Maßregeln dagegen zu ergreifen. Es ist die höchste Zeit, von allen Seiten diese zerstörenden Einflüsse mit aller Energie und aller Autorität zu bekämpfen. Der Gewalt läßt sich nur mit Gewalt begegnen! Es handelt sich darum, die Arbeiter zu schützen gegen 1 . n Ihr Gu den Sozialdemokraten) dauernder Sieg ist unmöglich, Sie si dnun in 53 und Gesellschaft umzustoßen. Eine allgemeine Gleichheit widerspricht den göttlichen Institutionen; Kenntnisse und Fähigkeiten werden immer ihren abschwächenden Werth behalten. Für die herr⸗ schende Unzufriedenheit lassen sich gar mannigfaltige Ursachen an⸗ führen. Nicht die letzte besteht in der schwierigen wirthschaft⸗ lichen Situation, welche zahlreiche Geschäfte, zwingt, Zubußen zu leisten. Das geht auf die Dauer nicht. Die Sozial⸗ demokratie freilich behauptete, die Nothlage bestehe nur bei den Arbeitern, während die Arbeitgeber im Ueberfluß lebten. Derartige Behauptungen sind entweder bewußte Lügen oder aber sie beruhen auf

in der Lage,

ie uns ihre Bedingungen auferlegen. Die

nd nicht in der Lage, die von Gott gegebene Ordnung

einer kolossalen Unwissenheit. Glücklicherweise erwächst im Volk der Widerstand gegen die Umtriebe der Sozialdemokratie. In meiner

Heimath . schon über 30 Volksbereine gegen die Sozial⸗

demokratie. Nur durch gemeinsames Handeln, durch das Zusammen⸗ stehen der bürgerlichen Parteien kann das Vaterland vor den Ge— fahren bewahrt werden, die ihm von der Soꝛialdemokratie drohen. Abg. Frohme (Soz.): Der Abg. Freiherr von Stumm hat darauf hingewiesen, die Sozialdemokratie habe stets ihren revolutionären Charakter betont, und er habe daraus einen Grund zum Vorgehen gegen die Sozialdemokratie abgeleitet. Wir haben niemals aus unserem Bekenntniß zur Revolution ein Hehl gemacht, aber wir haben stets auch dargelegt, was wir uns unter „Revolution“ denken, daß wir keineswegs einen gewaltsamen Umsturz anstreben. Der Abg. Freiherr von Stumm hat auch die Behauptung vorgebracht, daß die Soʒial⸗ demokratie die Ehe abschaffen und die freie Liebe einführen wolle. Das ist eine Unwahrheit, die wir schon oft gehört haben. Man nehme aber einmal die bürgerliche Presse zur Hand. Da werden die Frauen und Mädchen in sogenannten Heirathsannoncen ausgeboten. Auch die be⸗ kannte Behauptung kehrte in den Ausführungen des Abg. Freiherrn von Stumm wieder, die Sozialdemokratie verherrliche den Meineid und die anarchistischen Attentate. Das ist niemals gescheben. Wohl hat die sozialdemokratische Presse den Versuch gemacht, derartige Verbrechen zu erklären, aber das hat auch die konservative Presse gethan. Und was ist es denn um diese anarchistischen Attentate der Neuzeit? Diese reichen nicht entfernt an jene Thaten der Anarchie heran, die früher von gekrönten Häuptern aus⸗ geführt werden sind. Für das Zentrum speziell bemerke ich, daß die ganze Kirchengeschichte bis in die neueste Zeit hinein voller Beweise ist für einen ö Anarchismus. Ünd dann die , . des Zarenthums! Der Anarchismus ist das legitime Kind der Autokratie und so alt wie der Gegensatz der Klassen. Das sind die wahren Anarchisten, die an der Quelle sitzen und Erfindungen zum Massen⸗ mord machen. Hätte der Abg. Freiherr von Stumm die sozialdemokra⸗ tische Presse wirklich genau verfolgt, so hätte er sich ein anderes Urtheil über unsere Stellung zu den Anarchisten gebildet. Er hat den Kalender des „Vorwärts“ angeführt, um zu zeigen, wie die Sozialdemokraten den Umsturz verherrlichen. In diesem Kalender sind aber nicht nur anarchistische Attentate verzeichnet, sondern auch noch gewisse Thaten pon Fürsten, so von Heinrich VIII., und die Hinrichtungen, welche die . vornehmen ließen. Er hat 27 Attentate herausgerechnet. Der bürgerliche Kalender von Ullstein verzeichnet deren 37. Der Abg. Freiherr von Stumm hat erklaͤrt, wenn er ein Umsturzgesetz zu machen hätte, so würde er den Sozial demokraten das aktive und passive Wahlrecht entziehen und jeden Agitator ausweisen. Bedenkt der Abg. Freiherr von Stumm denn nicht, daß jeder Sozialdemokrat ein Agitator ist, daß also die Masse der Aus) uweifenden sehr groß sein würde? Wir sollen Unzufriedenheit säen. Das ist ein altes Schlagwort. Warum sollen gerade die be⸗ drückten Lohnarbeiter zufrieden sein, da niemand zufrieden ist.⸗ nicht einmal die Fürsten? Er hat davon gesprochen, die Sozial demokratie bilde einen Staat im Staat. Da könnte man doch eher von dem „Königreich Stumm. sprechen. Auf die Wohlfahrtseinrichtungen, die dort bestehen, geben wir nichts. n solchem Falle sind die Wohlfahrtseinrichtungen nichts als Wohlfahrtseinrichtungen für Sklaven. Er berief sich sogar auf den Vergiftungsversuch gegen Arbeiter in den Werken von Carnegie. Weiß er denn nicht., daß dieser Vergiftungs⸗ versuch erwiesenermaßen von Angestellten des Werles ausging, um die strikenden Arbeiter zu diskreditieren? Die Auslassungen des Abg. Freiherrn von Stumm haben den Arbeitern die Augen darũber eöffnet, was für Absichten die Reaktionäre haben. Man will den rbeitern die politische Freiheit rauben, sie zu Knechten machen. Diese Vorlage scheint erst der Anfang zu sein, das andere wird na kommen. Der Abg. Gröber sagte, eine barmherzige Schwester leiste mehr für die Arbeiter als die ganze Sozialdemokratie; ich möchte ihn aber fragen, was die Kirche, das praktische Christenthum, bis jetzt eigentlich im Interesse der Arbeiter ausgerichtet hat. Die Unterstuͤtzungskassen der

eiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

1895.

Arbeiter sind ohne Mitwirkung der Kirche ins Leben gerufen worden. Alles, was den Arbeitern zu gute kommt, und womit sich die Unter- nehmer brüsten, fließt, im Grunde doch nur aus den Taschen der Arbeiter. Es ist hier behauptet worden, die. Sezialdemokratie wolle das Eigenthum abschaffen. Nicht das ECigenthum, sondern den Mißbrauch, den man mit ihm treibt, wollen wir abschaffen! Die Sozialdemokratie erkennt ein auf naturrechtlicher Grundlage be⸗ ruhendes Eigenthum an. Sie sagt nicht: Nieder mit dem. Kapital sendern; Her mit dem Kapital! Die ganze Agrargesetzgebung ist nichts Anderes als ein einziges Verbrechen am armen ann. Wie legt man das Koalitionsrecht aus und wie behandelt man die Wahl⸗ freiheit! Und da will man uns vorwerfen, wir zerstören Treue und Glauben und die Achtung vor dem Gesetz! In Rudolph Meyer's Buch: Der Emanzipationskampf des vierten Standes. wird eine frühere Aeußerung des jetzigen preußischen Finanz · Ministers Dr. Miquel erwähnt, welche auf eine Zeit hinweist, in welcher die Massen in den Straßen aufgerufen werden, um den Junkern die Köpfe abzuschlagen. Sie ehen, wie die Ansichten wechseln. Und wie verschieden sind die Auffassungen in Bezug auf Religion! Die „Germania“ beschuldigt die Freimaurer, denen doch gekrönte Häupter angehören, umstürzlerischer Bestrebungen. Un⸗ glücklich war der Hinweis auf die Gesetzgebung des Auslandes in der Richtung der Vorlage. Ueberall, wo man solche Gesetze gegeben hat, sollten sie sich gegen den Anarchismus richten, trafen aber jede der Regierung unbequeme Richtung. Unsern Standpunkt zum Königthum will ich kurz dahin präzifieren: Wir halten die Monarchie nicht für eine nothwendige Grundlage der Staats- und Gesellschafts⸗ ordnung, sie ist nur eine bestimmte orm derselben, die dem Wechsel unterworfen ist. Dadurch, daß sie ein historisches Recht für fich ' macht, hat sie nicht das Recht ewiger Dauer. In dem Augen—

licke, wo die Volksmassen sich in der Mehrheit zur demokratischen

und republikanischen Staatsform bekennen, wird der Monarchie das Urtheil gesprochen sein. Der Papst hat vor zwei Jahren gegenüber der Deputation französischer Geistlicher in Bezug auf die Anerkennung der Republik gesagt: Auch die Republik kann die von Gott gewollte Staatsform sein. Das rufe ich dem Zentrum ins Gedächtniß. Staat und Ge⸗ sallschaft werden bleiben, wenn die Monarchie nicht mehr besteht. Mag man thun, was man will das demokratische Gift wird unauf⸗ haltsam weiter wirken und nach diesem Gesetz immer weitere Kreise ergreifen. Die Liberalen haben durch ihre Mitwirkung an der Herbei⸗ führung der konstitutionellen Staatsform das Gyttesgnadenthum eines guten Theils seiner Rechte entkleidet. Der bürgerliche Staat ist im Versinken und mit ihm wvpersinkt, das Königthum. Aus der Rede des Kriegs Ministers schien es mir herauszuklingen, als ob man es nicht gern sehe, . wir unsere Ge⸗ nossen zur Vorsicht mahnen. Er hat uns Feig ;

Wie kommt er dazu? Wir Sozialdemokraten offenbaren einen höheren moralischen Muth als gewisse milites gloriosi, einen anderen Muth, als der dazu gehört, im Duell einen Mord zu be⸗ gehen, oder einen Journalisten meuchlings zu überfallen. Wir haben uns noch nie provozieren lassen, wir gehen ruhig unseren Weg, über⸗ zeugt, daß wir siegen werden. Durch das Blut derer, die auf den

eit vorgeworfen.

Sandhaufen gestellt werden, wird der Kriegs Minister nicht das retten, was man mit dieser Vorlage retten will: das Eigenthum, die Religion oder sonst etwas. Die Zitate des Staats.« Ministers von Köller beweisen nicht das, was sie beweifen follen. Der Minister sollte vor allem seinen Einfluß aufwenden, damit endlich einmal der Polizeianarchismus aufhört! Ich komme zum Schluß. Katzbalgen Sie sich nur weiter darum, wer den größten Brocken vom Regierungstische erwischt mit der Sozialdemokratie werden Sie nicht fertig, am allerwenigsten mit Gesetzen wie diesem. (Präsident von Levetzow rügt den Ausdruck ‚Katzbalgen“ als unparlamentarisch.)

Bevollmächtigter zum Bundesrath, preußischer Kriegs⸗ Minister Bronsart von Schellendorff:

Meine Herren! Ich bin auf das äußerste überrascht, daß der Herr Vorredner und seine Genossen sich durch meine kurzen Bemerkungen am Donnerstag so empfindlich berührt und getroffen fühlen. (Wider spruch links.) Ich hatte gerade geglaubt, besonders verbindlich ge⸗ wesen zu sein (Heiterkeit), indem ich Ihnen sagte, ich wäre überzeugt, daß Sie Ihren in der Armee dienenden Genossen den Rath geben, sich gut zu führen und daß Sie sie warnten vor Thorheiten und Unüberlegtheiten, indem ich Ihnen sagte, daß ich davon überzeugt wäre, daß keiner von Ihnen zu Gewaltthätigkeiten geneigt sei. Allerdings habe ich auch gesagt, es könnte der eine oder der andere im Gedränge vielleicht nach vorn gerufen oder geschoben werden; und ich habe das als ein heiteres Bild bezeichnet. Nun, ich gebe zu: für den einen oder anderen kann das auch ein ernstes Kolorit annehmen. Ich sehe darin aber gar keinen Grund, daß sich der Herr Vorredner hier in der Weise erregt äußert, wie er es gethan hat. Ich weiß keinen triftigen Grund dafür.

Er hat sich auch in keiner Weise bemüht, das, was ich sachlich vorgestern sagte, irgendwie zu widerlegen. (Sehr gut! rechts.) Den Eindruck habe ich nicht gewonnen. Mir ist es aber interessant ge— wesen insofern, als er den Schauplatz plötzlich auf ein anderes Gebiet verlegte: als er sich als Strategen einführte und eine Diversion machte. Er griff mich persönlich an. Ja, dagegen bin ich sehr unempfindlich. Ihre Angriffe erreichen mich gar nicht. (Bravo! rechts. Zurufe links.) Nein, meine Herren, die fallen weit vor mir nieder, sie berühren noch nicht einmal die Spitze meines Stiefels. (Lebbafte Unterbrechungen links) Ich brauche nicht einmal eine symbolische Abwehrbewegung zu machen, die möglicherweise falsch ge⸗ deutet werden könnte. (Lebhafte Zwischenrufe und Unruhe links.) Gewiß, meine Herren! sie könnte falsch gedeutet werden.

Präsident von Levetzow: Ich höre wieder von der Seite her links) eine Aeußerung, die ich nicht genügend rügen kann. Ich bitte die 6. sich doch dieser Zwischenrufe endlich zu enthalten. Sie bringen

ier im Hause den Ton herunter. (Lebhafter Beifall.)

Kriegs-Minister Bronsart von Schellendorff (fort⸗ fahrend):

Ja, meine Herren, ich gehe noch einen Schritt weiter. Ich nehme diese Angriffe gegen meine Person, wie: miles gloriosus, der vom Himmel, ich weiß nicht, was herabschwatzt, willig hin, wenn ich dafür eintausche, daß Sie Ihre ungerechten Angriffe gegen die Armee ein für alle Mal unterbleiben und sein lassen; wenn ich dafür ein—⸗ tausche, daß Sie namentlich nicht Angriffe gegen die Armee richten an der Stelle, wo wir am allerempfindlichsten sind und ich glaube, Sie werden mich verstanden haben, ich glaube, ich brauche mich nicht deutlicher auszudrücken, um Ihnen zu erkennen zu geben, was ich damit meine.

Ich glaube, es war der Herr Abg. Auer, der hier von den Offizieren sprach, die alle bloß auf die Kaution hin heiratheten, alle