1895 / 12 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 15 Jan 1895 18:00:01 GMT) scan diff

sowohl was Preis als Nachfrage anbelangt, die früheren Verhältnisse bestehen. Auf dem Bandei senm ar kt ist die Geschäftslage unverändert wie in der Vorwoche, d. h., die Nachftage ist verhältnißmäßig lebhaft gehlieben. In Grobblechen blieb der Begehr gleichfalls unver⸗ andert schwach, und die erhoffte Besserung läßt immer noch auf sich warten; die erzielten Preise stehen außerordentlich niedrig. In Feinblechen laufen die Aufträge in letzter Zeit etwas besser ein, infolge dessen hat die weichende Tendenz der Preise einigermaßen nachgelassen; sie bleiben aber trotz hoher Notierungen für Rohmaterial auf dem bisherigen Standpunkt. In Walzj⸗ draht, gezogenem Draht und Drahtstiften ist das Ge⸗ schäft etwas besser als in den Vorwochen. Die Beschäftigung der Eisengießereien ist eine mäßige und auch die Maschinen⸗ fabriken und Konstruktionswerkstätten haben nur in einzelnen Fällen i Beschäftigung. Die Preise sind andauernd unlohnend. Be⸗ 2 für Lokomotiven sind in der letzten Zeit nicht nur vom vreußischen Staate, sondern auch von Rußland in ziemlich bedeutendem Umfang erfolgt. Ueber die Lage der Bahnwagenanstalten ist nichts Neues zu berichten.

Aus Brüssel wird der Frkf. Itg. gemeldet: In der gestrigen Sitzung des Verwaltungsraths der Banque des chemins de fer wurde eine Fapitalserhöhung von 15 Millionen Franke in voll eingezahlten Aktien beschlossen, die bereits übernommen sind und nicht emittiert werden. Ferner wurde die Schaffung von 25 Millionen Franks 3. Obligationen beschlossen, deren Emission im Februar in 566 und in der Schweiz beabsichtigt ist. Die Bank hat dagegen eine Reihe von Transporten im wesentlichen österreichisch ˖ ungarischer Bahngefellschaften käuflich erworben.

: Magdeburg, 14 Januar. (W. T. B) Zuckerbericht. Kornzucker exkli, von 92 80 —, neue 9, 15 9,35. Kornzucker exkl., S8 / Rendement 8 75 8, 90, neue 8, 75 - 8, 95. Nachprodukte exkl., 75 os9 Rendement 5, 90 —– 6, 60. Ruhig. Brotraffinade ! —. Brot⸗ raffinade I- ——— Gem. Raffinade mit Faß 20,374 21.50, Gem. Melis J mit Faß —. Ruhig. Rohzucker J. Produkt Transito f. 9. B. Hamburg pr. Januar 5,77 Gd., 8,82 Br., pr. Februar 8, 80 Gd., 8 823 Br., pr. März 8,825 Gd., 8, 85 Br., pr. April Mai 8, 9223 Gd., 8, 95 Br. Schwach.

Leipzig, 14. Januar. (W. T. B.) Kammzug-⸗Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. pr. Januar 2.723 , pr. Februar 2,72 S, pr. März 2,75 ς, pr. April 2 75 „ν, pr. Mai 2,77 ½, pr. Juni 2, S9 AS, pr. Juli 2,823 A6, pr. August 2, 823 , pr. September 2, S M, pr. Oktober 2,87 AM, pr. November 2, 90 , pr. Dezember 2,90 MS Umsatz 15 000 kg.

Bremen, 14. Januar. (W. T. B.). (Börsen⸗Schlußbericht.) Raffiniertes Petroleum. (Offizielle Notierung der Bremer Petroleum ⸗Börse.) Fest. Loko 5,3). Baum polle. Still. Upland middl. loko 285 3. Schmalz. Fest. Wilcox 376 A, Armour shield 37 3, Cudahy 38 , Fairbanks 30 3. Speck. Fest. Short clear middling loko 353, Januar ⸗Abladung 34. Taback. Umsatz: 174 Packen Paraguay.

Amst erdam, 14. Januar. (W. T. B.) Ja va⸗Kaffee good ordinary 524. Bancazinn 365.

Verkehrs⸗Anstalten.

London, 14. Januar. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfer „Goth“ ist auf der Ausreise Sonnabend von Southampton 3 Der Castle⸗Dampfer Norham Castle' ist gestern auf der Ausreise von Southampton abgegangen. Der Castle⸗ Dampfer Pembroke Castle“' hat am Sonnabend auf der Heim⸗ reise die Kanarischen InLleln passiert. Der Castle⸗Dampfer Lismore Castle“ ist am Sonnabend auf der Ausreise in Kap⸗ stadt angekommen. Der Castle Dampfer Methven Castle“ ist gestern auf der Heimreise in Durban (Natal) angekommen.

9 ee in nn, 14. J 4 T. B.) 1 eld ist hier ge ossen worden. n Hanggö soll die Passage dur en es r llt are, K

Theater und Musik.

. Kon zerte. . Das VI. Philharmonische Konzert, welches gestern unter Leitung des Hofkapellmeisters Richard Strauß stattfand, wurde mit einer neuen Ouvertüre Carneval! von Dpokäk eröffnet.

Das Werk beginnt mit der Schilderung des geräuschvollen Carnevalg— Treibens und charakterisiert dann auch, musikalisch malend, die Grazie des Tanzes und die Liebeshändel. Lauter Beifall, folgte dieser interessanten Komposition. Der Violinvirtuuns Emile Sauret trug hierauf das Konzert in D-dur (op. 42) von , Gerns⸗ heim vor, das, dem Vorbilde Mendelssohn s folgend, klar und melodiös gehalten ist und den Solisten, dem diskret gehaltenen Orchester gegenüber, stets vortheilhaft zur Geltung kommen läßt. Der Vortragende wurde mit mehrmaligem Hervorruf ausgezeichnet. Von Jean Philippe Rameau (1683) brachte die Kapelle einen reizenden, fein instrumentierten Balletsatz aus „Fetes d'Hébs. und einen Rigauden aus der Tragödie Dardanus“, in dem gleichfalls die unerschöpflich frische Erfindung des geistvollen Franzosen die Hörer bezauberte. Herr Sauret trat noch mit einer eigenen Komposition „Elegie und Rondo“ bervor, die dem Instrument treff lich angepaßt war, jedoch zu wenig Neues enthielt. Zwischen den beiden tücken von Rameau wurde ein „Grave“ aus , des Großen Flötenkonzert in C-dur ausgeführt.

ieses schöne Konzert ist wahrscheinlich zur Zeit des Aufenthalts des Monarchen in Rheinsberg komponiert worden und giebt durchweg einer sanften klagenden Stimmung Ausdruck. Den Beschluß des Abends bildete die Symphonie Eroiea von Beethoven, deren vortreff⸗ liche Ausführung von seiten der Kapelle und ihres Dirigenten gleich den vorausgegangenen Musikstücken mit allgemeinem Beifall aufge—⸗ nommen wurde.

Im Königlichen Opernhause, wird morgen Richard Wagner's Walküre“ (Der Ring des Nibelungen, J. Abend) unter Kapellmeister Weingartner's Leitung mit folgender Besetzung gegeben: Siegmund? Herr Gudehus, Hunding: Herr öd⸗ linger, Wotan: Herr Stammer, Sieglinde: Frau Pierson, Brünnhilde: Frau Sucher, Fricka: Frau Goetze, Walküren: Damen: Rothauser, Hiedler, Deppe, Dietrich, Krainz, Varena, Lammert, Kopka. Der 56. Symphonie Abend der König⸗ lichen Kapelle unter Kapellmeister Weingartner's Leitung findet am Mittwoch, 23. d. M, statt. Auf dem Programm stehen: Ouvertüre „Ghismonda!“ von Eugen d'Albert (neu), Sin- fonie fantastique von Hector Berlioz, Symphonie Es-dur von Joseph Haydn (Nr. 12 der Ausgabe von Breitkopf u. Härte. Das Königliche Balletkorps veranstaltet am nächsten Sonntag eine Matinée, in welcher „Hänsel und Gretel“, sowie ein neues Ballet⸗ Divertissement von Emil Gräb und ein von Moritz Moszkowski in Musik gesetzter Fackeltanz zur Aufführung gelangen. Für diese Matinée treten, Konzertpreise ein: J. Rang und Parquet 5 M, II. Rang 3 S, III. Rang 2 Sιε6, Amphitheater 1 M u. s. w.

Im Königlichen Schauspielhause findet morgen mit Allerhöchster Genehmigung zum Besten des unter dem Protektorat Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin stehenden Vaterländischen Frauen ⸗Vereins“ (Zweigverein Berlin) eine sestliche Veranstaltung mit folgendem Programm statt: Prolog von BV. von Strantz, gesprochen von ö. Rosa Poppe; „Sang an Aegir‘, vorgetragen vom Sängerbund des Berliner Lehrer-⸗Vereins (189 Mitglieder); Orchester: Die Kapelle des 4 Garde Regiments z. F.; Die. alte Schachtel, Lustspiel von Putlitz (Lotte: Frau Marie Seebach); „Die stille Wache, Schwank von Skowronnek; Die Dienstboten“', Genrebild von Benedix (Frau Schramm, Herr Vollmer). Nach der Vorstellung findet in den Nebensälen Prome⸗ nadenkenzert von der Kapelle des 4. Garde⸗Regiments z. F. statt.

Die Direktion des Lessing⸗Theaters hat einen Vertrag voll⸗ zogen, nach welchem Ludwig Stahl mit dem Beginn der nächsten Spielzeit in den Verband des Lessing⸗ und des Berliner Theaters ein⸗ treten bezw. wieder eintreten wird.

Im Theater Unter den Linden gelangt morgen die drei⸗ aktige Operette Der Probekuß“ von Julius Bauer und Hugo Witt⸗ mann, Musik von Carl Millöcker, zur erstmaligen Aufführung. Herr Direktor Fritzsche hat die Neuheit selbst in Scene gesetzt und mit einer durchaus neuen Ausstattung versehen; den musikalischen Theil leitet Herr Kapellmeister Federmann. Herr Alexander Klein wird an diesem Abend debutieren. Die übrigen Hauptrollen sind mit 3 Damen Collin, Cornelli und den Herren Wellhof und Steiner esetzt.

Die Klaviervirtuosen Gebrüder Thern aus Wien, bekannt wegen ihres unvergleichlichen Zusammenspiels auf zwei Flügeln, werden

morgen in dem populären Symphonie Konzert des Phil

harmonischen Orchesters mitwirken und am 21. d.

Saal Bechstein unter Mitwirkung von

einen Klavier Abend veranstalten.

. für ern u

ãulein Adelina nstler werden bei dieser Gelegenheit aviere von 69. ofessor Selma Nicklaß iesigen Liederabends (Saal Bechstein) am Donners u. a. ubert's Liedereyelus „Die schöne Müllerin“ Meisters selten zum Vortrag gelangende Scene aus Goethes Faust‘

Konzerthaus wird der Komponist Herr Adolf König und zwar eine Symphonie (C-dur) in vier Sätzen und eine Violin⸗Romanze, gespielt vom Konzertmeister Herrn Carnier, unter persönlicher Leitung zur Auf⸗ führung bringen.

Kempner hat dem

und desselben

eigene Kompositionen,

Mannigfaltiges.

Am Sonntag ist, wie die ‚N. Pr. Ztg. mittheilt, in der hiesigen Dreifaltigkeitskirche Graf Panul von Hoensbroech zur evangelischen General⸗ Superintendent D. Dryander h selben vorbereitet und ihm das heilige Abendmahl gereicht.

Dresden, 14. Januar. Der Minister des Innern von Metz sch hat das Ehrenpräsidium der im Jahre 1896 hier stattfindenden Aus . des sächsischen Handwerks und Kunstgewerbes übernommen.

Dresden,

Kirche übergetreten.

15. Januar. Hotel du Nord fand, B.“ berichtet, heute Vormittag die Hauptversammlung der chen Kolonialgesellschaft unter dem Vorsitz des Ge⸗ 60 Personen waren anwesend. Fürst enburg wurde zum Ehrenpräsidente nt, g lbrecht von Mecklenburg⸗Schwerin zum Präsiden ten, der Ober⸗Präsident von Bennig sen und der

Reichstags ⸗Abgeordnete

heimen Raths Simon statt. zu Hohenlohe⸗Lan der Herzog Fohann

Dr. Hammacher zu Ehrenmitgliedern

In dem Kohlenbergwerk Dig in der Nähe von Audley (Staffordshire) erfolgte, wie W. T. B. nbruch, während 250 Mann in dem Berg⸗ Es wurde alles gethan, um die Bergleute zu Man fürchtet

London, 14. Januar.

meldet, ein Wasserei werk beschäftigt waren. retten; um 5 Uhr Nachmittags waren 150 gerettet. jedoch, daß 20 Bergleute, welche in den untersten Gruben arbeiteten, ertrunken sind.

ari W. T. B. meldet: Die im städtischen Laboratorium vorgenommene Untersuchung hat ergeben, daß die in der Kue Mon ceau explodierte Bom be eine mit Chloratpulver Stur; w Die Wirkung der Explosion zeigte sich hauptsächlich in der Höhe; auf den Dächern wurden Bruchtheile der Wäre die Explosion auf dem Fenster erfolgt, so Die Polizei hat noch kein

Paris, 14. Januar.

zefüllte Sturzbombe war.

Bombe gefunden. hätte sie großen Schaden angerichtet. Anzeichen, das auf die Spur des Urhebers der Explosion führen ; . Polizeipräfektur glaubt man, daß einen gefährlichen Scherz, als um ein anarchistisches Attentat handele t dazu bestimmt gewesen sei, irgend ondern nur eine Detonation hervor-

es sich eher um

der Explosionskörper ni erstörung zu verursachen

Genua, 14. Januar. Infolge starker Schneefälle mußten, wie. W. T. B. berichtet, alle aus Ober⸗Italien kommenden Eisen⸗ bahnzüge auf der Station Ronco halten, da die Weiterfahrt un⸗ möglich war. An der Freimachung der Linie wird gearbeitet. Schneefall dauert fort.

aido —Lavorgo der infolge eines

15. Januar. Gotthardbahn ist nach Meldung des W. T. B.“ Lawinensturzes gesperrt.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten

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1 orgen s. Nachts Föhnsturm.

5. Januar, burg 23. Memel 22 em. Friedrichshafen hatte Donnerstag: Ghismonda. Freitag: Nach dem Manöver. Ein goldenes

Deutsche Seewarte. Serz.

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Stationen.

Bar. auf 0 Gr.

u. d. Meeressp. red. in Millim.

Wetter.

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Belmullet .. 4 halb bed. Aberdeen .. 4 bedeckt

Kopenhagen. 5 Dunst Stockholm. 2 Schnee Saparanda St. Petersbg. Moskau ...

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Cork. Queens⸗ von V. von Strantz, gesprochen von Fräulein Rosa Pempe Sang an Aegir, vorgetragen vom Sänger⸗

und des Berliner 2 54 steh . 7 . ar, zu utlitz. egie: Herr Plaschke. e stille Wache. Schwank in 1 Aufzug von Richard , Zentral Theater. Alte Jakobftrah. Nr. 30. In Scene gesetzt vom Regisseur Plaschke. Die Direktion: Richard Schultz. Mittwoch: Cmil Dienstboten. Genrebild in 1 Roderich Thomas a. G. Anna Bäckers. Ober⸗Regisseur Zum 135. Male: O, diese Berliner! Große Max Grube. Nach der Vorstellung in den Neben Posse mit Gesang und Tanz in 6 Bildern (nach sälen; Promenaden Konzert, ausgeführt von der Salingré'z f. durch Berlin!) von Julius Kapelle des 4. Garde⸗Regiments z. F. Anfang e Mustk von Julius Einödshofer. Anfang

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Donnerstag: O, diese Berliner!

town. Cherbourg elder mburg .. winemünde Neufahrwasser Memel ...

. . ünster. . Karlsruhe..

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73 Uhr.

und Gretel.

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Regen. ) Nachts etwas Regen. 9) Föhnwetter.

9 ) Feeif. Dentsches Theater. Mittwoch: Der Talis.

nebersicht der Witterung. K .

Die Abnahme des Luftdrucks hat über Nord⸗Curopa Freitag (18. Abonnements ⸗Vorstellung): Klein

fortgedauert und hat sich auch südwärts ausgebreitet, Enolf. während über Irland das Barometer stark gestiegen

Theater⸗Anzeigen.

Königliche Schauspiele. Mittwoch: Opern ; haus. 15. Vorstellung. Der Ring des Nibelungen. stattung: Orpheus. Große Ausstattungsoperette Bühnenfestspiel von Richard Wagner. Erster Abend: Die Walküre in 3 Akten. Dirigent: Kapellmeister Anfang 79 Uhr.

öde e r Weingartner. Anfang 7 Uhr. Christiansund ; 2 beiter Schau spielhaus.

Benedix. In Seene gesetzt vom

Donnerstag: Opernhaus. 18. Vorstellung. Sänsel 1. , ngelbert Humperdinck. ext von Adelhei ette. z ĩ f⸗ Die Jahreszeiten. Tanz⸗Posm in 2Akten und Adalnh Ernk Theater e en,, . 4 Bildern von Emil Graeb und Emil Taubert. Musik von P. Hertel. Anfang 75 Uhr. Schauspielhaus. Vließ. Dramatisches Gedicht in 3 Abtheilungen von Franz Grillparzer. Dritte Abtheilung: Medea. Jacobson und Dean Kren. Anfang 7. Uhr

) Morgens Schnee.) Nachts Schnee. 3) Abends Trauerspiel in 4 Aufzügen. Anfang 7 Ühr.

Donnerstag: Orpheus. Mit Allerhöchster Genehmigung,

unter Aufhebung des Abonnements und unter Fort— Theater Unter den Linden. Behrenstr. Sb / g.

ö fall der permanent reservierten Plätze. Zum Besten ee nr.. ; ; ; ,. des unter dem Protektorate . Majestät der , . r g M 6 * . . enlos Taiserin und Königin stehenden - Paterländischen i G ng 33 en Male; . 39. Schnee Frauen ⸗Vereins! (Zweig ⸗Verein Berlin). Prolog und Junius 6 Mer en , gun tmc Kapellmeist d Anf . ö 9 —ĩ apellmeister Federmann. Anfang t.

ereint. Dig alte Donnerstag? Zum 2. Male: Der Probekuß.

Scene gesetzt von Julius Fritzsche.

Saal Bechstein. Linkstraße 42. Anfang 8 Uhr: III. Konzert von Lillian San⸗

Mittwoch: Gala⸗ Besonders hervorzuheben: 6 trakehner Rapphengste, vorgef. von Herrn Rob. Renz. Schulpferd Beautifal, ger. von Frau Renz Stark. kom. Reitpiece. errn Gustav Hüttemann (als Gast) mit seinem Schulpferde Cincinatus“.

Friedrich Wilhelmstüdtisches Thenter. Chausseestraße 25 / 26. Mittwoch: In durchaus neuer

Zirkus Renz (Karlstraße).

t ; länzender Aus⸗ r, n,

in 4 Akten und 12 Bildern don Jacques Offenbach. Auftreten des Miß Agnes, Jongleuse Mr. Frankoni, Saltomortale Reiter. Mr. Clark, Jockey. Auftreten des beliebten August Mr. Lavoter Lee sowie der excentrischen Clowns Zum Schluß: io Ni En.

Gebr. Villaud ꝛc. . Neue Musik⸗

(Beim Jahreswechsel Anfang 75 Uhr.

Gala⸗Sport⸗Vorstellung. anf zur fröhlichen Driginal⸗ Sport ⸗Schaustuͤck in 3 Abthei⸗ lungen vom Direktor Fr. Renz. mann (als Gast).

Familien⸗Nachrichten.

Geboren: Ein Sohn:; Hrn. Prem. -Lieut. Wil- belm von Marcard (Berlin). Hrn. Hauptmann Wilhelm von Stockhausen (Königsberg i. Pr.) Hrn. Hauptmann von Rege (Hamburg).

är⸗Intendantur ⸗Assessor

Eine Tochter:

in Peking.)

Donnersta

Herr Gustav Hütte

Josefine Dora.

. Hrn. Lieut. Georg Arnim ⸗Suckow (Berlin). Hrn. Rechts- anwalt Arthur Mayer (Geestemünde). ( Gestorben: Verw. Fr. Major Wally von Gries⸗ heim, geb. Freiin von Bissing (Halle). Hr. General ⸗Lieut. z. D. Karl von Holleuffer (Ber Hr. General Lieut. z. D. Frhr. Theodor von Locquenghien (Bonn). Hr. Justiz⸗Rath und Notar Julius Kempe (Stargard). Hrn. t mann Adolf von Waldow Tochter Marie

treten der Grotesktänzerin Miß Rose Batchelor , , àè—, in ge e t

Male: in fidele orps. roße Gesangs⸗ 16. Vorstellung. Das goldene posse mit Tanz. Nach dem englischen A Gaiety Girl“ von Jonas Sidney frei bearbeitet von Cduard

Donnerstag: Dieselbe Vorstellung.

Konzerte.

ist. Die Wetterlage hat sich im allgemeinen weni j ; ð 1 ; w . r ,,, . Das zweite des Komponisten.

wiegend südliche bis östliche Luftströmung fort. In , , e. ie mes 46 tin a etter trübe und fast überall wärmer, erhebli

in den südlichen Gebietstheilen, die Temperatur liegt zweite Gesicht. 3 meist über dem Mittelwerthe, zu Chemnitz und

ünchen um 4, zu Bamberg um 6 Grad. . Lessing · Theater. Mittwoch: Nach dem Ein goldenes Herz. Anfang

reich und ein großer Theil von Weftdeutschland sind Manöver. frostfrei. Schneehöhe zu Wilhelmshaven 99, Ham⸗I 74 Uhr.

66 *. Donnerstag: Ter Kompagnon. llen ift ist Freitag (19. Abonnements⸗Vorstellung). Das

Grünfeld, unt. güt. Mitw. d. 6. Matja v. Nießen, d.

Bratsche).

Neustrelitz). Hr. Landesgerichts⸗Rath Hermann Bischoff (Kolonie Grunewald).

Konzert Hans. Mittwoch: Karl Metzder ;

Ronzert. Komponiften⸗Abend, Mitw. des Komponisten Herrn Adolf Symphonie C-dur von König, unt. persönl. Leitung

Verantwortlicher Redakteur: J. V.: Siemenroth in Berlin Verlag der Expedition (Scholji) in Berl tn—

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagk⸗ Anstalt, Berlin 8Ww., Wilbelmstraße Nr. 32.

Sieben Beilagen leinschließlich Bzrsen · Beilage]

sowie die Inhaltsangabe zu Nr. 6 des öffent.

lichen Anzeigers (sommmanditgesellschaften auf aften) für die W

annar 18985.

unt. freundl.

Sing Akademie. Mittwoch, Anfang 77 Uhr: I. Abonnement⸗Konzert. Fl. Zajic Heinr. Konzertsängerin

K ammervirt. Herrn Alfred Grünfeld (Kl.), sowie

d. Herren Th. Kilian (II. Viol) u. Th. Krelle Aktien und Äktiengesells

vom 7. bis 12.

zum Deutschen Reichs⸗A

Erste Beilage

Berlin, Dienstag, den 15. Januar

M 12.

Denutscher Reichstag. 14. Sitzung vom Montag, 14. Januar, 1 Uhr. Ueber den Beginn der Sitzung ist bereits in der gestrigen mmer berichtet worden. . ö Nach Erledigung , geht das Haus zur Berathung der gestern im ortlaut mitgetheilten Inter⸗ pellation der Abgg. Dr. Hasse und Genossen (ul.), be—

än. den Schutz der Deutschen im Auslande, über, zu beren Begründung das Wort erhält der Abg. Dr. Hasse (nl): Unvergessen ist wohl uns allen noch, wie vor ss66ß und 870 die Deutschen im Auslande dafür büßen mußten, daß Deutschland so zerrissen war. Mit der Aufrichtung des Deutschen Reichs wurde das anders, und selbst diejenigen, welche auf ethische Werthe nichts geben, werden eingestehen müssen, daß die Existenz des Deutschen Reichs und der Einfluß der Persönlichkeit des Fürsten Bismarck ein Kapital wurden, von dem auch die Deutschen im Aus— fande zehren konnten. Und nicht nur diese, sondern auch andere Kultur⸗ völker haben davon gejehrt. Die im Auslande lebenden Deutschen konnten das feste Vertrauen hegen, daß Fürst Bismarck im Nothfall sie und ihre Interessen bis zum äußersten schützen werde. Wenn Fürst Bismarck auch fehr selten in dieser Richtung einschritt, so that er es doch, wenn er einmal dazu genöthigt wurde mit Macht uhnd Wucht. Das zeigen die Vorgänge in Ricaragua in den Jahren 1876 bis 1878. amaͤlß hatte die Entsendung eines deutschen Geschwaders den Erfolg, daß die Ansprüche Deutschlands baldigst erfüllt wurden. Jenes Auftreten ist eine Zeit lang in den mittelamerikanischen Staaten von nachhaltiger Wirkung gewesen. Fürst Bismarck hatte den Vertretern im Aus— sand ausführliche Instruktionen für ihr Verhalten ertheilt. Es heißt, daß diese Instruktionen noch heute zu Recht bestehen. Das ist möglich; aber was vielleicht Schwaches in diesen Instruktionen ist, das wurde früher durch den Rückhalt ersetzt, den die Vertreter Deutschlands an dem Fürsten Bismarck hatten. Als dieser 1860 abtrat, änderte sich das selbstverständlich; der Umschwung ist aber ein gar zu drastischer gewesen. Heute haben die Deutschen im Ausland das Gefühl, daß sie in jedem Fall zurückweichen müssen. Die Militärvorlage haben wir gewiffermaßen als einen Ersatz für die persönliche Macht des Fteichskanzlers Fürsten Bismarck anzusehen, und ähnliche Gründe werden auch für die zu, erwartende Marinevorlage in Betracht kommen. Graf Capripi hat im Jahre 1891 eigenthümliche Theorien über die Entsendung von deutschen Kriegeschiffen nach dem Ausland entwickelt; es handelte sich damals um bie Entsendung von Kriegsschiffen nach Chile, und da meinte der damalige Reiche kanzler, daß es auch vorkommen könne, daß man durch die Enktfendung der Kriegsschiffe zu Feindseligkeiten reize und dadurch den deutfchen Interessen schade. Auch der Staatssekretär Freiherr pon Marschall hat am 11. Dezember 1893, als es sich um den Handels vertrag mit Kolumbien handelte, gesagt, daß in Bezug auf den Schutz der dortigen Deutschen das Völkerrecht gegen⸗ über den mittel amerikanischen Staaten genau so gelte, wie gegenüber den europäischen, daß also ein Entschädigungs⸗ anfpruch nur dann bestehe, wenn eine culpa der fremd⸗ ländischen Regierung bestehe. Diese Aeußerung hat den allerungünstig⸗ sten Eindruck bei unseren Landsleuten im Auslande hervorgerufen, die danach geradezu auf Selbsthilfe angewiesen sigd. In diesem Sinne hat denn auch die Gesandtschaft in Rio de Janeiro die Vertretung der Ansprüche der Deutschen in Brasilien, die durch den Aufstand eschädigt waren, abgelehnt. Die Stellung der Deutschen im Aus⸗ and ist durch solches Verhalten der Regierung seit 1899 wesentlich geschwächt worden. Die auswärtige Politiß des Grafen hf war eine Verneigung nach allen Seiten. Wir haben England, Rußland und andern Staaten gegenüber Konzessionen gemacht, um mit ihnen in Frieden zu leben. Den deutschen Konsuln im Auslande wurde An weifung gegeben, sich in der Hauptsache der Interessen des heimischen Handels nach dem Ausland und nicht ebensowohl der Interessen der dort ansässigen Deutschen anzunehmen. Das Deutsche Reich, hat man uns ja gesagt, könne kein besonderes Interesse haben für Leute, die dem Vaierlande den Rücken gekehrt haben und sich in die Politik der neuen Heimath einmischen. Und doch sind unsere Landsleute dort zum größten Theil Förderer deutscher Kultur, und wir müssen ihnen dafür Dank wissen. Seitdem Deutschland Industrie⸗ staat geworden ist, bat es das lebhafteste Interesse, sich Absatzgebiete im Auslande zu schaffen; und unsere Landsleute sind unfere berufenen Vertreter dort. Deshalb ist es unbillig, wenn man von Rechtswegen alles Risiko von sich abwälzt und jene Deutschen das Rifiko allein tragen läßt. Man sagt, so lange es den Leuten gut geht, bekümmern sie sich nicht um das Vaterland, und erst wenn sie schlechte Geschäfte machen oder bedroht sind, rufen sie nach Hilfe. Man übersieht aber, daß es meist nicht dieselben Personen sind. Man shut alles Mögliche, um die deutschen Landsleute so schnell wie möglich los zu werden. Sowohl unsere Gesetzgebung, wie unsere Verwaltung wirken in diesem Sinne. Eine Reihe von Klagen sind deshalb an uns er gangen, von denen ich diejenigen hier nicht erwähnen will, Die sich darauf beziehen, daß das Deutsche Reich den bankerotten Staaten Portugal, Griechenland und Argentinien gegenüber nicht energisch genug vorgegangen sei, und diese Staaten nicht, wie man es bei privaten Bankerotteurs thut, unter Vormundschaft gestellt habe. Bei diesen Klagen handelt es sich keineswegs . um das Großkapital, nein, auch der deutsche Mittelstand ist lebhaft dabei betheiligt. Es würde viel böses Blut vermieden werden, wenn die Beschwerden eine vorläufige Entscheidung fänden. Ich hatte eigentlich die Abficht, die Beschwerden der deutschen Templer in Palästing und Jaffa zur Sprache zu bringen, will aber nur konstatieren, daß diese seit dem 127. Juni v. J. von der deutschen Boötschaft in Konstantingxel unbeantwortet geblieben sind. Auch aus Südbrasilien liegen Be⸗ 6 von Landsleuten vor, die dahin gehen, daß diese nicht die elben Rechte wie die Italiener haben und in ihrem Besih eschãdigt werden. Aus Zentral Amerika habe ich mehrere Fälle anzu— führen. Vor allem muß ich betonen, daß über den Konsul Peyer in San Salvador aus allen Gebieten, aus Venezuela, Suatemala, abfällige Urtheile vorliegen. Er soll dem Trunk ergeben fein; ferner soll er bei seinen Besuchen in verschiedenen Städten große Jechen gemacht haben und abgereist sein, ohne die Rechnungen zu bezahlen. Ein Deutscher, Prowe, hatte als Arzt einen Feldzug mitgemacht, wurde vom General insultiert und ins Gefãngniß eworfen. * Regierung von San Salvador war schon darauf. ge⸗ ee S6 Oo M zu zahlen. Aehnlich liegt der Fall Matthies. Dieser wurde festgenommen und seines Geldes beraubt. Nur dem energischen Einschreiten des Wahlkonsuls Augspurg war es zu verdanken, daß keine weiteren Excesse begangen wurden. Von seiten des Herrn Peyer wurde ihm kein Schutz zu 2 Piatthies hat sich nachher aus Rache am Aufstande be⸗ theiligt. Der Fall Ruhnke ist bekannt. Ruhnke wurde der Spionage verdächtigt, im Lager gefangen gesetzt, an den Daumen aufgehängt und dann in das berüchtigte Venezuelaer Hefängniß geworfen. Ei stellte sich herauz, daß er geiffegkrank war. Trotzdem ließ man es nicht zu, daß ibm Landsleute Lebensmittel ins Gefängniß brachten. Er wurde zum Tode verurtheilt, aber nicht erschossen. 83 etwa, weil der deutsche Vertreter für ihn eintrat, sondern weil ein Schiffskapitän eines Handels · schiffz zur Selbsthilfe griff. Es wurde gefagt, Ruhnke habe seine Reichs ; angehörigkeit verloren, weil er in fremde Dienste eingetreten sei. Das enkspricht nicht dem § 13 des Gesetzes über die Staats-

angehörigkeit. Aber abgesehen davon, war ihm vom Konsul ausdrück⸗ lich bescheinigt worden, daß er noch deutscher Reichsangehöriger sei. Ich erinnere ferner an den Plantagenbesitzer Juhl, der auf seinem Anwesen die deutsche Flagge gebißt hatte. Als er eines Tags nach Hause kam, fand er Hauß und Hof geplündert, und es wurde ihm triumphierend gesagt, der General habe die deutsche Flagge herunter⸗ reißen lassen. Auch die Handelsinteressen Deutschlands in Guate⸗ mala. wurden geschädigt, ohne daß Herr Peyer einschritt. Welche Wirkungen alle diese Vorgänge auf die Stellung der Deutschen haben müssen und gehabt haben, läßt sich unschwer denken. Die deutsche Presse im Ausland erklärt offen: Die Deutschen in Zentral⸗Amerika sind schutzlos. Dieses Sinken des deutschen An⸗ sehens im Auslande setzt sich aber auch wieder in Geld um; denn die Deutschen unterlassen es, Handelsbeziehungen mit den zentralamerika⸗ nischen Staaten anzuknüpfen. Was kann nun geschehen, um die Dinge zu bessern? Ein Mittel dazu ist der Vorschlag, den meine politischen . in Form einer Novelle zu, dem Gesetz über den Erwerb und Verlust der Reichsangehörigkeit hier eingebracht haben. Ferner muß der häufige Personen⸗ wechsel in der Vertretung Deutschlands im Ausland aufhören. Ein solcher Vertreter wird erst. von eigentlichen Werth, wenn er Jahre lang an Ort und Stelle bleibt und die Verhältnisse von Grund auf kennen gelernt habe. Schon vom finanziellen Gesichtspunkt aus ist der haͤufige Wechsel der deutschen Vertreter im Auslande wichtig. Im vorigen Jahre beliefen fich die Umzugskosten für solche auf 360 000 6. Dieses Geld wäre besser angewandt, wenn man es benutzte, unzulängliche Vertreter zu pensionieren. So hoffe ich auch, vom Staatssekretär des. Auswärtigen die. Zusage zu erhalten, daß der Herr Peyer nicht mehr auf seinem Platze bleiben wird. Ob unsere Vertreter im Auslande mit größeren Vollmachten ausgestattet werden sollten, diese Frage wage ich nicht zu entscheiden. Jedenfalls sollten unsere Vertreter sich bewußt sein, daß sie nicht Richter, sondern Anwalte der Deutschen sein sollen. Ein sehr wirksames Mittel zur Hebung des deutschen Ansehens im Auslande würde die häufigere Aussendung von Kriegs schiffen fein. Die Klagen der Deutschen im Auslande xichten sich auch besonders dagegen, daß die deutsche Flagge sich so selten zeige. Auf den Einwand, daß zur Abstellung dieser Klage die Be⸗ willigung größerer Forderungen für die Matine, nothwendig sei, will ich jetzt nicht eingehen. Vielleicht genügte es auch, die vorhandenen Schiffe mehr als bisher in Dienst zu stellen. Das Auftreten unserer Kriegsschiffe in Chile und in der Delagoa— Bai, und die Entsendung von Kriegsschiffen nach Marokko zeigen, welchen Werth, derartige Aktionen haben können. Die Thronrede spricht von der Nothwendigkeit, der deutschen Handelsflagge zu folgen. Ich hoffe, daß von den Worten zur That übergegangen wird; denn in keiner Zeit war es so nothwendig wie gegenwärtig, das nationale Selbstbewußtsein zu stärken. Dieses Selbstbewußtfein ist der Jung⸗ brunnen, aus dem wir immer schöpfen müssen für ernste Zeiten.

Staatssekretãr des Auswärtigen, Staats-Minister Frei⸗ herr von Marschall:

Meine Herren! Dem Herrn Vorredner bin ich dankbar dafür, daß er meinem Wunsche, die Frage des Schutzes der Deutschen im Auslande möglichst bald hier im Reichstag zur Sprache zu bringen, in so bereitwilliger Weise gefolgt ist und mir durch die eben begrün—⸗ dete Interpellation Gelegenheit gegeben hat, eine Reihe von Vorgängen zu beleuchten, die seit längerer Zeit zur öffentlichen Diskussion stehen und auch nach meiner Wahrnehmung in weiten Kreisen Bewegung und Erregung verursacht haben.

Wenn der Herr Vorredner dabei auf eine Kritik der auswärtigen Politik der letzten fünf Jahre eingegangen ist, so will ich ihm im einzelnen nicht folgen; wenn er aber dem Herrn Grafen von Caprivi hier vor versammeltem Reichstag den Vorwurf gemacht hat, seine aus⸗ wärtige Politik sei nichts gewesen, als ein fortwährendes Verneigen vor dem Auslande“ (Hört! hört!), so hat er dafür keinen Beweis erbracht, und ich muß diesen Vorwurf mit Ent⸗ schieden heit zurückweisen. (Sehr richtig! Bravo!) Niemand kann mehr als ich die unsterblichen Verdienste des Fürsten von Bismarck anerkennen (Bravo! rechts); niemand kann mehr als ich anerkennen, welche Bedeutung seine Persönlichkeit hatte im Aus= lande und im Inlande, aber ich meine, man kann das an⸗ erkennen, ohne darum ungerecht zu werden gegen seinen Nachfolger (Sehr richtig! Bravo!), der in schwerer Zeit die Geschäfte des Reiches übernommen und das müssen alle Gegner desselben anerkennen sich seiner Aufgabe während mehr als vier Jahre mit voller Hingebung, mit voller Aufopferung gewidmet hat. (Bravo) Die Kunde aus fernen Landen, daß dort Deutsche mißhandelt, getödtet, ihres Eigenthums, ihrer Freiheit be⸗ raubt worden seien, ohne daß der deutsche Vertreter einen Finger für dieselben gerührt, ja, daß er auf dringenden Hilferuf diese dilfe ver⸗ weigert habe mit nichtigen Vorwänden, ist in der That geeignet, unser Nationalgefühl zu verletzen, und darin hat der Herr Vor⸗ redner Recht: es ist mehr als je Zeit, daß wir dahin streben, unser Nationalgefühl zu stärken (Bravo! rechts), und es kann kein Vor · wurf für die auswärtige Politik empfindlicher sein, als der, daß sie sich in Widerspruch gesetzt habe mit dem nationalen Empfinden.

Nun bat der Herr Vorredner eine ganze Reihe von Fällen dar · gelegt, aus denen nach seiner Ansicht die Schutzlosigkeit der Deutschen hervorgehen soll. Seine Vermuthung, daß in den letzten fünf Jahren neue Instruktionen an unsere Vertreter im Auslande nicht ergangen seien, trifft vollkommen zu. Es ist nichts modifiziert worden an den generellen und speziellen Instruktionen, die in den 70 er und 80 er Jahren an die Vertreter in Mittel⸗ und Süd ⸗Amerika erlassen sind. Ich will diese Instruktionen nicht verlesen. Ich kann es nicht für nützlich finden, daß wir uns im einzelnen dem Auslande gegenüber hier festlegen; nur das kann ich sagen: von dem Gedanken, der viel⸗ fach in der Polemik außerhalb des Hauses und auch in der Rede des Herrn Vorredners zu finden war, daß wir jene mittel und süd⸗ amerikanischen Staaten von oben herunter betrachten sollen, als nicht ebenbürtige Staaten, daß wir ihnen schroff gegenübertreten sollen, von diesem Geiste findet sich in jenen Instruktionen keine Spur; wohl aber ist es den Vertretern gerade in jenen Ländern zur Pflicht gemacht, daß sie auch da, wo festes Auftreten nothwendig ist, stete danach trachten, das empfindliche Nationalgefühl jener Völker nicht zu verletzen und, meine Herren, wenn ich die heutige politische Kon⸗ stellation in der Neuen Welt ins Auge fasse, wenn ich sehe, welche Strömungen dort sich zur Geltung bringen, dann muß ich sagen, man könnte keinen unglücklicheren Moment wählen, in dieser Be.

nzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

1895.

ziehung einen Systemwechsel eintreten zu lassen und jetzt diese Länder nach dem Grundsatz: ich bin groß und du bist klein zu behandeln, was auch zur Zeit des Fürsten Bismarck niemals geschehen ist.

Mit dem Herrn Vorredner erkläre ich es für eine der wichtigsten Pflichten unserer Vertreter im Auslande, stets bedacht ju sein auf einen wirksamen Schutz der Deutschen, ihres Eigenthums, ihrer Person und ihrer Interessen, und ich bin der Ansicht, daß inmitten der streitenden Privatansprüche sie stets im Auge behalten müssen, daß auch diese ihre Thätigkeit dem Endziele, dem allgemeinen Wohle, dem allgemeinen Interesse dient. Der oberste Grundsatz muß doch immer der sein, daß der Deutsche im Auslande, wo er auch den Fuß hinsetze, Anspruch hat, behandelt zu werden nach Maßgabevertragsmäßiger Abmachungen, und, wo die nicht bestehen, nach Maßgabe der Sitten und Normen des Völkerrechts und daß er unter keinen Umständen anders behandelt werden darf, als irgend der Ein—⸗ heimische oder ein Angehöriger einer anderen Nation. Aber, meine Herren, die Worte „Schutz des Deutschen im Auslande“ bilden doch keine Formel, die man einfach auf alle Verhältnisse anwenden kann. Man muß doch im einzelnen Falle prüfen, was ist das für ein Mann, der Schutz sucht; was war seine Thätigkeit? Was hat seine Schutzbedürftigkeit veranlaßt? Denn nicht jedes Interesse, was ein Deutscher im Auslande sich schafft, ist darum ein deutsches Interesse (sehr richtig), und es ist merkwürdig, in welcher Weise dies in der öffentlichen Polemik übersehen wird. Ja, es giebt auch Interessen, die die Deutschen sich im Auslande schaffen, die mit unseren nicht identisch, die geradezu den unseren feindlich sind. Sollen wir die auch schützen? (Sehr richtig! links.) Und kann es unsere Absicht sein, daß wir dem Deutschen im Ausland das ge⸗ währen, was wir ihm im Inlande versagen, nämlich das er die Verantwortlichkeit für seine eigenen Handlungen, wenn Folgen eintreten, die ihm nicht gefallen, von sich ablehnt und auf die Gesammtheit überbürdet? (Sehr richtig! links.) Ich bin an sich kein Gegner der Auswanderung, aber in der Weise sollten wir doch die Auswanderung nicht befördern, daß wir den Begriff „Schutz der Deutschen im Auslande“, dahin interpretieren: ihr Deutschen, die ihr hinausgeht, ihr könnt treiben und lassen, was ihr wollt; was daraus auch geschieht, für euch tritt das Deutsche Reich, der deutsche Vertreter, eventuell das deutsche Kriegsschiff ein. Nein, meine Herren, es ist nothwendig, gegenüber Uebertreibungen die heute sich vielfach breit machen, auf diese allgemeinen Grundsätze wieder zurückzukommen; denn, meine Herren, es sind doch gar ver⸗ schiedenartige Elemente, die von Deutschland aus hinübergehen über das Weltmeer (sehr richtig!, um sich eine neue Heimath zu gründen. Es sind gute, friedliche Leute darunter, aber auch unruhige Köpfe und auch die Spezialität fehlt nicht von Leuten, die sich dort sehr rasch amalgamieren aassimilieren, deren Ideenkreis sehr bald beherrscht wird von den dortigen Ver— hältnissen, deren Nationalgefühl sich abstreift, die in sich den Beruf des Weltverbesserers fühlen, sich in allerlei Dinge mischen, die uns garnichts angehen, und die dann, nachdem sie längst alle Fühlung mit dem Heimathsstaat verloren haben, sobald die Sache schief geht, sich an das „eivis Romanus“ erinnern und dann darüber tlagen, daß noch nicht einmal ein deutsches Kriegsschiff da sei, um sie heraus— zuhauen. (Sehr gut!) Die Erfahrung lehrt, daß, während gerade diese Elemente am meisten geeignet sind, Ansprüche an die Vertretung zu stellen, zu reklamieren und zu räsonnieren, umgekehrt die Elemente am bescheidensten sind, die in erster Reihe Anspruch auf wirksamen Schutz haben. Das sind die wirklichen Pioniere deutschen Erwerbs fleißes, deutschen Handels und deutscher Wissenschaft, die hinausgehen, um dort in ernster Arbeit, in friedlichem Dasein in steter Fühlung mit der Heimath zu arbeiten, indem sie in ihren Interessen zugleich den heimathlichen Interessen dienstbar sind, und diese Elemente, meine Herren, haben gar keine Freude daran, wenn der deutsche Vertreter bei der dortigen Regierung fort⸗ während queruliert und reklamiert. Im Gegentheil, sie betrachten es nicht als eine Förderung, sondern als eine Schädigung ihrer Interessen, wenn unbedeutende Vorgänge, Vorgänge, die mit deutschen Interessen gar nichts zu thun haben, zu internationalen Fragen aufgebauscht werden und sie dann an ihrem eigenen Leibe die Folgen davon zu spüren haben. Diese Auffasfung wird vielfach getheilt von denjenigen Leuten im Inlande, die dort Interessen haben, und ich meine, wir dürfen doch über dem Schutz der Deutschen im Auslande die Interessen der Deutschen im Inlande auch nicht vergessen. (Sehr wahr) Die Mannigfaltigkeit der Fragen, die Möglichkeit der Kollision von Interessen ich meine, das Alles enthält doch eine recht ernste Mahnung, die Klagen, die aus dem Auslande zu uns herüberschallen über den angeblich mangelnden Schutz, mit einiger Zurückhaltung zu beob⸗= achten, zunächst der audiatur et altera pars“ Raum zu geben und sich zu erinnern, daß, wie im Inlande derjenige, der einen Prozeß verloren hat, geneigt ist, zu klagen, daß überhaupt kein Recht im Lande mehr sei, auch derjenige, der mit einer Reklamation abgewiesen

ist, geneigt ist, einen Artikel darüber zu schreiben, daß die Deutschen

im Auslande vollständig schutzlos seien (sehr wahr), und wenn der Herr Vorredner auf die vielen Klagen hinweist, die jetzt vom Aus⸗ lande zu uns herüberkommen, und daraus argumentiert, daß es früher dort anders gewesen sei, so vergißt er anzuführen, daß in neuester Zeit im Inlande sich gewisse Sammelstellen etabliert haben, in denen alle derartigen Klagen ohne irgend welchen Widerwillen auf- genommen werden. (Heiterkeit)

Der Herr Vorredner wird es mir nicht übel nehmen, wenn ich ihm anheimstelle, die einzelnen Klagen doch sorgfältig zu prüfen; denn jeder Vertreter, der einmal im Auslande war, bestätigt, daß an die Ver treter mitunter die allerunglaublichsten Ansprüche gestellt werden. Also Unzufriedene in der Beziehung hat es von jeher gegeben, und nachdem wir außer stande sind, im Inlande allgemeine Zufriedenheit zu schaffen, so glaube ich, können wir nicht dem Ideal nachstreben, alle Deutschen, die im Ausland sich aufhalten, zufrieden zu machen.

Der Herr Vorredner hat einen Theil der in seinen Augen ungünstigen