. * em , de, e, ne, , , , rem e. .
. Sachsen. . Seine Majestät der König wird sich am 26. d. M. zur Theilnahme an der Feier des Geburtstages Seiner Majestät des Kaisers nach Derlin begeben.
Schwarzburg⸗Sondershausen.
Das Befinden Ihrer Durchlaucht der Fürstin, Höchst⸗ welche, wie gemeldet, in Dessau an den Masern erkrankte, ist fortdauernd ein gutes. Seine Durchlaucht der Fü rst ist des⸗ halb bereits Ende der vorigen Woche von Dessau nach Sondershausen zurückgekehrt.
Oesterreich⸗Ungarn.
In der gestrigen Sitzung des ungarischen Unter⸗ hauses übernahm nach Beendigung der Wahlen des Präsidenten und des Vize⸗Präsidenten der neugewählte Präsident von Szilagyi das Präsidium mit einer allseitig mit Beifall aufgenommenen Antrittsrede. Hierauf wurde die Debatte über die Deklaration der Regierung fortgesetzt. Graf Gabriel Bethlen sprach sich mißbilligend über das Ent— gegenkommen der Regierung gegenüber den Nationalitäten aus. Meltz! (Sachse) erklärte, seine Volksgenossen wollten darüber Gewißheit haben, ob die neue Regierung das 1890er Programm der sächsischen Volkspartei anerkenne. Der Minister⸗Präsident Baron Banffy erwiderte: um Mißverständnisse zu vermeiden, halte er es für nothwendig, das Haus über die Frage, die der Abg. Meltzl zur Sprache gebracht habe, in aller Kürze au fzu⸗ klären. Der Abg. Meltzl sei soweit im Recht, daß, als seine (des Baron Banffy) Minister-Präsidentschaft zur Frage gekommen sei, einzelne der zur sächsischen Nation gehoͤrenden Abgeord— neten sich an ihn gewandt hätten mit der Frage, ob er das Programm der sächsischen Volkspartei kenne. Er habe ihnen erwidert, daß er dasselbe sehr wohl kenne und daß er, obwohl er es nicht für richtig und zweck— mäßig halte und es vielleicht auch mit den Gesetzen nicht ganz vereinbar sei, daß Nationalitäten als solche Parteien und ge— ordnete Gruppierungen bildeten, gleichwohl anerkenne, daß das Programm der sächsischen Volkspartei nichts enthalte, was mit Rückficht auf die Nationalitäten oder auf den Nationalcharakter des Staats nicht gestattet werden könne. Dies habe er bereits damals erklärt und halte es auch heute aufrecht. Er habe das Programm in Bezug auf die Nationalitätenfrage dargelegt; dasselbe stehe nicht in Widerspruch mit dem, worüber der Abg. Meltzl und noch drei andere Ab⸗ geordnete Fragen an ihn gerichtet hätten. Der Inhalt des Programms der sächsischen Volkspartei sei der Richtung, die die Regierung einhalten wolle und einhalten werde, nicht zu⸗ wider; es widerspreche auch den gesetzlich gewährleisteien Rechten der Nationalitäten nicht. Er erkläre jedoch, daß er die Form, in der jenes Programm zu stande gekommen sei, nicht für richtig und es auch nicht für statthaft halke, daß dasselbe als Nationalitäts programm in Erscheinung trete. Er habe auf das Zu⸗ standekommen jenes Programms keinerlei Einfluß gehabt und daher seine Auffassung in der Richtung, daß solche nach Nationalitäten geordneten Gruppierungen nicht siatthaft seien, nicht zur Geltung bringen können. Er erkenne aber trotznem an, daß der Inhalt jenes Programms ausschließlich solcher Art sei, die sich auf Autonomie in Staat und Kirche und Dinge ãhn⸗ licher Natur erstrecke, gegen die kein Anstand erhoben werden könne, da sie sich im Rahmen des Nationalitätengesetzes be⸗ wegten und dem einheitlichen Staatscharakter nicht widersprächen. Herman l(äußerste Linke) pflichtete dem Minister bei, indem er ein Paktieren mit den Nationalitäten perhorrescierte, und stellte dann die Frage, warum Dr. Wekerle einfach weg⸗ geschickt worden sei, und das betreffende Handschreiben nicht die Worte „auf eigenes Ansuchen“ enthalte. Redner erklärte, daß er bei dem oppositionellen Standpunkt verharren werde Asboth erklärte, er könne eine Regierung, welche die Kirchenpolitik der liberalen Partei vertrete, nicht unter— stützen. Ugron warf der liberalen Partei vor, sie halte sich krampfhaft an die Macht. Der Ausgleich sei nicht ein ewiges Gesetz. Eine Entwicklung müsse und werde eintreten. Er könne eine auf dieser Grundlage stehende Regierung nicht unterstützen. Darauf wurde die weitere Debatte auf heute vertagt. ;
Am Schluß der gestrigen Sitzung des böhmischen Landtages beantragte der Jungczeche Vasaty die Ein⸗ führung des russischen Sprachunterrichts an den Mittel— schulen, sowie die Errichtung eines obersten Gerichtshofs für die Länder der böhmischen . ⸗
Frankreich.
Bourgeois hat gestern Nachmittag den Auftrag, ein neues Ministerium zu bilden, abgelehnt, nachdem Peytral, Barthou, Poincaré und Cavaignac ihn ersucht hatten, sie ihrer ihm gegenüber übernommenen Verpflichtungen zu entbinden, da sie der Meinung seien, Bourgeois könne mit anderen Politikern, die weniger unmittelbar als fie an der Fi nh betheiligt seien, leichter ein Kabinet bilden. Der
räsident der Republik Faure hat nun, wie W. T. berichtet, nacheinander Poincaré und Cavaignac berufen und nach . dieser Besprechungen Bourgeois noch— mals nach dem Elysée beschieden. Wahrscheinlich wird Bourgeois beauftragt werden, die Unterhandlungen über die Bildung eines Kabinets fortzusetzen.
Casimir⸗Perier hat mit seiner Familie gestern Vor— mittag das Palais Elysée verlassen.
Der Kardinal⸗Erzbischof von Toulouse Desprez ist in der Nacht zum Montag gestorben.
Rußzland.
Der finländische Sen at hat, wie ‚W. T. B.“ aus Helsingfors berichtet, eine Vorlage wegen Gewährung von 18 000 1 jährlich zum Unterhalt für den Bischof, das Kon⸗ sistorium und die Geistlichkeit der Kathedrale der neuen orthodo en Eparchie Finlands ausgearbeitet und der Kaiser⸗ lichen Bestätigung unterbreitet.
Italien.
Die n ufficiale“ von gestern Abend veröffentlicht das vom 13. d. M. datierte Dekret, durch das die Session des Parlaments geschlossen wird.
. Tribung“ und die „Riforma“ sagen bei Be⸗ sprechung des Schlusses der Kammer session, daß in dem Gedankengange der Regierung das Dekret uͤber den Sessions⸗ Hin als logische e nn, der vorhergegangenen
ertagung angesehen werde, deshalb sei demselben auch kein Bericht des Ministerraths vorangegangen.
Die „Tribuna“ fügt hinzu, daß Italien thatsächlich, wenn auch nicht offiziell, in die Wahlkampagne trete. Der „Diritto“ bezeichnet das Dekret als Einleitung u den allgemeinen Wahlen und bestätigt, daß die Regierung e einen Schritt ins Ungewisse thue. Die übrigen Blätter beschränken sich auf die Wiedergabe des Dekrets.
Griechenland.
Die Deputirtenkammer war gestern, obwohl die Opposition der Sitzung fern geblieben war, beschlußfähig. Die Sitzung wurde sofort wieder geschlossen. Wie W. T. B.“ aus Athen berichtet, werde dies als ein Erfolg des Ministeriums angesehen, da es die Lage erheblich bessere und die Stellung des Kabinets stärke. Es herrsche vollkommene Ruhe. Alle beunruhigenden Nachrichten seien unbegründet.
Bulgarien.
Die „Neue Freie Presse“ veröffentlicht den Wortlaut zweier in Beantwortung des österreichisch-ungarischen Protestes gegen die bulgarische Äccise und die Patentsteuer an die österreichisch-ungarische Regierung 6 Noten des Ministers des Auswärtigen
ateowic. Die erste derselben bezeichnet die Protest⸗ note Oesterreich⸗Ungarns als höchst verderblich für Bulgarien und sucht nachzuwessen, daß die neue Accise, deren Annahme mehrere Großmächte bereits zugesagt hätten, Bulgarien von den finanziellen Nöthen zu befreien bezwecke und in ihrer letzten Wirkung nur die bulgarischen Konsumenten treffe. Die Nichtanwendung der bereits votierten und sanktionierten Gesetze würde eine flagrante Gesetzwidrigkeit sein und das Gleich⸗ gewicht im Staatshaushalte gänzlich erschüttern. Die bulgarische Regierung bitte um die Zurückziehung des Protestes mit dem Ausdruck der Geneigtheit, bei dem abzuschließenden definitiven Handelsvertrag alle Konzessionen zu machen. Sie würde im entgegengesetzten Falle genöthigt sein, einem anderen Ministerium den Platz zu räumen, das jedoch nicht anders würde vorgehen können. Die zweite Note stellt fest, daß die Accise eine innere Abgabe und deren Charakter als solcher von der Mehrzahl der Mächte anerkannt sei. England und Belgien hätten der Erhebung der Accise ausdrücklich zugestimmt. Die Regierung stehe vor einem fait accompli, die österreichisch-ungarische Regierung möge sich deshalb damit begnügen, von der bulgarischen das Versprechen zu verlangen, daß sie die Zahl der besteuerten Artikel sowie den Betrag der Steuer nicht erhöhen werde. Den Protest Oesterreich⸗Ungarns gegen die Patentsteuer nennt die Note geradezu eine Kriegserklärung, da die von der Sobranje vorgenommenen Abänderungen so unbedeutend seien, daß sie eine nachträgliche Ablehnung seitens Oesterreich⸗Ungarns nicht rechtfertigten. Die Note nennt die Haltun Desterreich⸗ Ungarns eine höchst befremdende, die nur ge gland zu gute kommen könne.
Amerika.
Nach einer Meldung des „Reuter'schen Bureaus“ aus Washington äußerte der Präsident der Vereinigten Staaten Cleveland bei Besprechung der Krisis auf Hawaii, daß keine Meldungen eingegangen seien, die darauf deuteten, daß die Anwesenheit eines Kriegsschiffs der Union erforderlich sei. Falls die Union nicht gewillt sei, eine Politik zu betreten, die Regel und Völkerrecht verletze, müßsse man im Auge behalten, daß Hawai ganz unabhängig sei. Ein Kriegsschiff würde von den Unions— staaten nur zum Schutze von Unterthanen der Union nach ,, gesandt werden. Amerikaner, welche die bestehende
egierung zu halten oder zu stürzen suchten, hätten keinen Anspruch auf Schutz.
In Paris eingetroffenen Nachrichten aus Buenos Aires zufolge wäre der Rücktritt des Präsidenten Sa enz Pena mit Sicherheit für heute zu erwarten.
Afrika.
Die „Agenzia Stefani“ meldet aus Massowah, der General Baratieri sei mit dem Gros seiner Truppen in Asmara eingetroffen und daselbst von den Italienern und den Ein— geborenen enthusiastisch begrüßt worden.
Asien.
Eine dem „Ritzau'schen Bureau“ in Kopenhagen vorlie— gende Nachricht aus Shanghai vom 21. d. M bestätigt, daß das dritte japanische AWrmee⸗Korps am Sonntag bei North East⸗Prsmontory, 35 englische Meilen von Wei⸗Hai⸗ Wei entfernt, 9900 Mann gelandet habe. Wegen der in der Regierung in Peking hervorgetretenen Meinungsverschieden⸗ heit warteten die chlnesischen Friedens unterhändler nähere Befehle in Shanghai ab, ehe sie die Reise nach Japan fortsetzten.
Parlamentarische Nachrichten.
— (20) Sitzung des Reichstags, welcher die Staakssekretäre, Staats-Minister Hr. von Boetticher und Freiherr von Marschall, sowie der Staatssekretär Dr. Graf von Pos adowsky beiwohnten, er⸗ theilte vor dem Eintritt in die Tagesordnung das Haus dem Präsidium auf Nachsuchen des Präsidenten von Levetzow den Auftrag, Seiner Majestät dem Kaiser und König zu Allerhöchstdessen Geburtstag die Glückwünsche des Hauses auszusprechen.
Sodann gelangte der Gesetzentwurf, betreffend Abände⸗ rung den Zolltarifs, zur ersten Berathung.
Es nahm hierzu das Wort der Staatssekretär des Reichs⸗ Schatzamts Dr. Graf von Posadowsky.
(Schluß des Blattes.)
— Der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des 4, . der Abgeordneten befindet sich in der Erst en eilage.
— In der heutigen (4) Sitzung des Hauses der Ab— geordneten, welcher der Präsident des Staats⸗-Ministeriums Fürst zu Hohenlohe, der Minister für Handel und Gewerbe 5
In der heutigen
reiherr. v on Berlepsch, der Finanz Minister Dr. Miquel, der Minister der öffentlichen Arbeiten Thielen, der Minister, der geistlichen 2c. Angelegenheiten Dr. Bosse, der Minister des Innern von i, 'r der Staats⸗ Minister Freiherr Marschall von Bieberstein, der
Minister für Landwirthschaft 2c. Freiherr von Hammer⸗ ste in und der Justiz-Minister E 5 stedt , wurde
die zweite Berathung des Staats haus halts⸗Etat fortgesetzt.
Das Wort nahm zuerst der
Abg. Bachem (Zentr.): Der im preußischen Staats⸗Ministerium eingetretene Wechsel ist gestern hier zum Gegenftand einer Auseinander. seßung gemacht worden, auf die ich von meinem Standpunkt aus keine Veranlassung habe mich einzulassen. Wir halten es vielmehr angesichts der besonders schwierigen Lage, welche nach wie vor r meine Fraktin in diesem Hause besteht, für das Richtige, 6. gewisse Zurückhaltung gegenüber diefen Vorgängen zu beobachten. Wir werden nach wie vor jeder Regierung, die Seine Majestãt mit Seinem Vertrauen beehrt, loyal entgegenkommen und werden, selbstredend unter Aufrechterhaltung unserer . suchen in Gemeinschaft mit ihr zum Wohle des Vaterlandes zusammen zu arbeiten. ir werden jeder Regierung gegenüber unsere Beschwerden vortragen; daz wird man uns weiter nicht übel nehmen. Das allerdings darf ich wohl Linzufügen, daß es wünschenswerth ist, daß fortan die Verwaltung des Staates Preußen, wie die des Reichs, in ruhigen Bahnen sich bewegen muß. Es ist nicht angenehm, mit Mannern als Vertretern der Regierung zusammen arbelten zu sollen, während fortwährend mehr oder minder begründete Gerüchte in der Luft herumschwirren, als ob diese Männer nicht fest ständen. Es ist nun in der letzten Zeit endlich im Reichs. Anzeiger ein Dementi dieser Gerüchte herausgekommen, das, wie ich glaube, freudig begrüßt worden ist. Es könnte nicht schaden, wenn man mit solchen Richtig stellungen weniger sparsam wäre. In Situationen, wie der gegen⸗ wärtigen, ist es ja nicht ganz unnatürlich, daß derartige Gerüchte entstehen; es dürfte aber den Wünschen aller derjenigen, die eine ruhige Entwickelung unseres staatlichen Lebens wollen, entfprechen, daß diese Gerüchte so rasch und energisch wie möglich dementirt werden,. Ich komme nun zum Etat. Die Steuerreform hat obne Zweifel eine große Reihe von Besserungen unseres Steuersystems zur Folge gehabt, und wenn nicht nach allen Seiten Befferung ein= getreten ist, so liegt das an den Schwächen der menschlichen Rafur und an der Nothwendigkeit, Kompromisse zu schließen. Aber darin gebe ich dem Abg. Grafen von Limburg-Stirum Recht: eine Steuer— erleicht'rung ist nicht eingetreten. Einzelne Personen sind vielleicht entlastet worden, das Volk im großen und ganzen nicht. Kann doch auch, wenn die Bedürfnisse des Landes Fo wachsen, wie es thatsächlich der Fall ist, von einer Er⸗ leichterung für die Zukunft kaum die Rede sein. Bezüglich der Be⸗ urtheilung der Kommunalsteuerreform durch den Finanz ⸗Minister bemerk⸗ ich, daß unsere Absicht bei der Feststellung des Gesetzes dahin ging, den städtischen und ländlichen Grundbesitz zu entlasten. Thatsächlich zahlt der Grundbesitz den größten Prozentfaz des Einkommens als Steuer. Ich muß dein der Kommunalsteuerkeform vom Finanz . Minifter ertheilten Lobe noch eine zweite Einschränkung zu theil werden lassen. Die Wahlreform ist noch nicht zu stande ge— bracht, und das Versprechen, diese Reform durchzuführen, war die Bedingung unserer Mitwirkung am Reformwerk. Das Ver— sprechen, das der frühere Minister des Innern Graf Eulenburg ge⸗ geben hat, ist auf den jetzigen Minister des Innern von Koller, übergegangen, und ich möchte ihn ersuchen, uns möglichst bald die zugesagte Uebersicht uber die Wirkung der Steuerreform auf das Wablspstem vorzulegen. Verschiedentlich ist in den voraus egangenen Reden der Reichs- Finanzreform Erwähnung geschehen. ir lehnen es ab, hier einen Druck auf den Reichstag zu Gunsten der Reichs⸗Finanzreform auszuüben. Warten wir ab, wie sich das Defizit in unserm Etat gestaltet. Wir werden uns der Pflicht nicht entziehen, loyal mitzuwirken an der Herstellung des Gleich⸗ gewichts in den Finanzen, Fier sowohl wie im Reich. Die erste Be— dingung dafür ist aber das Festhalten an der Franckenstein'schen Klaufel. Die zweite Bedingung ist die Einhaltung des Grundsatzes, daß, wenn weitere finanzielle Maßregeln nothwendig werden, die Teistungsfähig⸗ keit der Steuerzahler dabei berücksichtigt werde. Daß die äußerste Sparsamkeit geboten ist, wird niemand bestreiten wollen; jede weitere Steuerbelastung ist im gegenwärtigen Augenblick eine roße Unzuträglichkeit. Ich alte das Deszit von 34 killionen, welches uns hier vorgerechnet wird, für nicht bedenklich für die preußischen Finanzen. Wie die Dinge heute liegen, bedeutet dieses Defizit keine Verschlechterung der Finanzen; denn ihm stehen gegenüber 25 Millionen für die Tilgung pon Eisenbahnschulden und 9 Millionen, die für Betriebsmittel der Eisen⸗ bahnen aus ordentlichen Mitteln genommen werden sollen, sowie weitere kleinere Posten für Kleinbahnen, Arbeiterwohnungen u. s. w. Ich bin deshalb der Ansicht, daß der Augenblick der Nothwendigkeit für einen Appell an unseren Patriotismus, wie ihn der Finanz⸗Minister an uns gerichtet hat, noch nicht gekommen ist und hoffentlich auch noch lange Zeit ausbleiben wird. Im Reichstag ist das Versprechen gegeben worden, zum Tragen der Militärlasten die starken Schultern besonders heranzuziehen. as sollte auch für das preußische Defizit gelten. Der Minister hat zur Deckung desselben keinen Vorschlag gemacht, aber aus dem Hause ist auf Wege hingewiefen worden, die zu diesem Ziel führen sollen. Ser Abg. Freiherr von Zedlitz hat empfohlen, zur Deckung deg Defizits die Einkommen unter 900 υςο, die wir freigelassen haben, heranzuziehen. Dieser Weg ist für uns absolut ungangbar. Ein weiterer k betrifft die Konvertierung der 4060 Konsolg. Ich will darauf nicht näher eingehen. Auch die FRegierung hat sich bis jetzt darüber nicht geäußert; wie ich annehme, weil sie sich die Konvertierung als Reservemittel vorbehalten will. Die Maßregel würde zweisesllos erhebliche Mittel schaffen; ich rechne auf etwa 46 Millionen Mark, sie würde aber unbedin st die Interessen der unteren Llassen schädigen, denn die 4½ Konsols sind zum großen Theil in Händen von Instituten, diesj zum Wohle der arkei— tenden Klassen thätig sind. Vorerst muß wverfucht werden, auf dem Boden des vorliegenden Budgets die Balancierung der Finanzen zu erreichen. Dann aber ist zu verlangen, daß unsere Regie⸗ wg im Reich nicht mehr Ausgaben zustimmt, für die noch keine Deckung vorhanden ist. Wenn der Finanz⸗Peinister es als feine Ehrenpflicht, seine Lebensaufgabe betrachten möchte, in den Reichs= finanzen und in den preußischen Finanzen Ordnung zu schaffen ohne neue Steuern, so würde er sich damit ein dauerndes Verdienst er= werben. Wir würden ihn in diesem Bestreben entschieden , . Die Verlage, betreffend die Neuregelung der Gerichtskosten, ist ein er eb⸗ licher Schritt zur Besserung, aber erscheint mir nicht genügend; denn die kleineren Objekte werden auch jetzt noch relativ stärker herangezogen als die großen. Jedenfalls wünsche ich, daß man bei der demnächst zu erwartenden Neuregelung der Stempelsteuer von demselben Be⸗ streben ausgehe, wie bei der Abänderung des Gerichtskostengeseßtzes. Wenn auch Sparsamkeit in unseren Ausgaben nöthig ist, so dürfen wir doch nicht nothwendige Ausgaben verweigern. Dies gilt beson⸗ ders gegenüber der Lanwirthschaft. Diese ist khatsächlich gegenwärtig in einer so schwierigen Lage, daß sie ohne staatliche Hilfe sich nur mit der äußersten Schwierigkeit emporarbeiten kann. Sie Ausgaben für die Landwirthschaft sind zwar vermehrt, aber noch immer nicht im richtigen Verhältniß. Wir haben jahrelang für Handel und Gewerbe weit mehr ausgegeben als für die Landwirtb⸗ schaft; jetzt müssen wir das Verhältniß umkehren. Der Abg. Freihert von Zedlitz bat gestern darauf hingewiesen, daß das Kleinbahnsystem sich nicht in der nöthigen Weise entwickeln konne, wenn der Staat nicht Mittel zuschieße. Ich würde seinen Ausführungen beistimmen können, wenn er nicht wieder ausschließlich von) den oͤstlichen Provinzen gesprochen hätte. Wir im Weften befinden uns in derselben schwierigen Lage. Auch dort giebt es außerordentlich arme Kreise. Was den Kultus-Etat anlangt, so hatten wir im vorigen Jahre unsern Beschwerden über üngleiche Behandlung der Ratholifen gegenüber den Protestanten Ausdruck gegeben. Auch in diesem Etat ist für katholische Zwecke bedeutend weniger ausgeworfen als für pro, testantische. Zu der Person des Kultus- Pmnisters haben wir volle Vertrauen, nicht zu seinen Räthen. Wir haben keinen einzigen Ver treter im Kultus- Ministerium. Es müßte dort eine kathollsche Ab—= tbeilung eingerichtet werden, wie sie von 1830 bis 1571 bestand. Seine Majestät der König hat einen Mann mit dem höchsten Posten
1
etraut, der der latholischen Kirche angehört. Wir müssen ihm 3 unsern Dank aussprechen, denn dadurch zeigt er, daß er die Katholiken für ebenso vaterlandsliebend hält, wie die Pro⸗ festanten. Wenn der König appellieren muß an seine Katho⸗ liken, ich glaube, das Wort geben zu können: Der Appell wird ebensowenig verhallen wie 1848. Nachdem der Kulturkampf beendet ist, haben wir den Kampf um die Parität begonnen. Wir haben den Kampf für die Emanzipation des katholischen Volks auf⸗ genommen und werden ibn fortführen mit der Zähigkeit, die man im Kulturkampf kennen gelernt hat. Wir werden ihn mit Gottes Hilfe zum Sieg führen, Helfen Sie uns, daß diesen Beschwerden gegenüber freiwillig Abhilfe geschaffen wird und daß wir die Abbilfe nicht erringen müssen in erbittertem Kampf. . .
Bei Schluß des Blattes nahm der Minister⸗Präsident
Fürst zu Hohenlohe das Wort.
— Dem Hause der Abgeordneten ist ein Gesetzentwurf, betreffend die Errichtung einer General⸗-Kommission für die Prov in; Ostpreußen, zugegangen.
—= Der Vorwerksbesitzer Brauner, Mitglied des Ha uses der Abgeordneten für den 3. Breslauer Wahlbezirk (Groß⸗Wartenberg, Namslau, Oels) ist, wie ‚W. T. B.“ meldet, gestern plötzlich gestorben.
Entscheidungen des Reichsgerichts.
In Bezug auf 5 139 des Strafgesetzbuchs: „Wer in einer den öffentlichen Frieden gefährdenden Weise versch ie dene Klassen der Bevölkerung zu Gewaltthätigkeiten gegen einander öffentlich anreizt, wird mit Geldstrafe bis zu 600 S oder mit Gefängniß bis zu 2 Jahren bestraft! — hat das Reichsgericht. II. Strafsenat, durch Urtbeil vom 29. Juni 1894 ausgesprochen, daß unter den . ver⸗ schiedenen Klassen der Bevölkerung‘ in der Regel Personentreise zu verstehen sind, die sich infolge der gesellschaftlichen Glie⸗ derung von anderen abgegrenzt haben; jedoch kann auch eine Glie⸗ derung nach anderen Gesichtspunkten, beispielsweise n ach übereinstim menden Bestrebungen und Inte resfen die Herstellung verschiedener Bevõlkerungsklassen bewirken, voraus⸗ esetzt, daß zur Zeit der Strafthat die unter sich ver . Mehrheiten und die Unterschiede schon vorhanden sind, nicht erst vom Thäter aufgestellt werden, und daß sie eine einigermaßen sichere Abgrenzung der Personenkreise zulassen. — In einer Druck⸗ schrift, einem Gedicht, hatte 3. die Besitzloren, die Arbeiter, in einer den öffentlichen Frieden gefährdenden Weise zu Gewaltthätigkeiten gegen die Brotvertheuerer, gegen diejenige Bevsölkerungsklasse, zu deren Gunsten die Brotvertheuerung wirken öffentlich angereizt. Z. wurde von der Strafkammer aus § 130 Str GB. verurtheilt. Auf die Revision des Angeklagten hob das Reichsgericht das erste Urtheil auf, indem es begründend ausführte: „Der Revision wird dahin beigetreten, daß unter den „verschiedenen Klassen der Bevölke—= rung' in der Regel Personenkreise zu verstehen sind, die sich infolge der gesellschaftlichen Gliederung von anderen abgegrenzt haben. Die Revision irrt aber, wenn sie einseitig die gesellschaftliche Gliederung betont und eine Gliederung nach anderen Gesichtspunkten, beispiels⸗ weise nach übereinstimmenden Bestrebungen und Interessen, grund⸗ sätzlich außer Betracht gelassen wissen will. Nothwendige Voraus—⸗ in ist nur, daß zur Zeit der That die unter sich verbundenen Mehrheiten und die Unterschiede schon vorhanden sind, nicht erst vom Thäter aufgestellt werden, und daß sie eine einigermaßen sichere Ab- grenzung der Personenkreise zulassen. Mit dieser Auffassung steht auch das Urtheil des Reichsgerichts vom 4. Januar 1893 im Ein— klang. Indem dasselbe ausführt, daß man unter Klassen der Be— völkerung wesentlich die auf dem Boden der Sesellschaft emporgewachsenen Gliederungen des Volksorganismus habe begreifen wollen, schließt es die Möglichkeit nicht aus, daß unter besonderen Umständen in der Bevölkerung Klassenunterschiede hervortreten können, die sich nicht auf eine gesellschaftliche Gliederung zurückführen lassen. .. Welche Personenkreise unter den Brotvertheuerern- und unter derjenigen Bevölkerungsklasse, zu deren Gunsten die Brot vertheuerung wirkt“, gemeint sind, ist aus dem Urtheile nicht zu er⸗ sehen; es ist nicht einmal angedeutet, welche Maßregel nach Ansicht des Richters oder des Angeklagten eine Brotvertheuerung verursacht haben soll. Man wird daher zu der Annahme gedrängt, daß der erste Richter an eine Klasseneintheilung gedacht habe, welche, der Pbantasie des Verfassers des in Frage stehenden Gedichts entsprungen, 6 J des wirklichen Lebens keinen Anhalt findet.“ E2I 16 / 94.
Statistik und Volkswirthschaft.
Der Verein zur Beförderung des Gewerbfleißes beging gestern Abend in der üblichen Weise durch ein Festmahl im Saale des Englischen Hauses, dem der Minister für Handel und Ge— werbe Freiherr von Berlepsch beiwohnte, die Feier seines (74 Stif. tungsfestes zugleich mit der ., des Gedächtnisses Friedrichs des Großen. Ihm widmete der Rektor der Technischen Hochschule, Ge⸗ heime Regierungs⸗Rath Slaby zunächst ein stilles Glas, nachdem er in kurzen Worten einen umfassenden und erfreulichen Ueberblick über, die Entwickelung des Vereins während des letzten Jahres gegeben hatte. Nach seinem Bericht zählt der stetig wachsende Verein gegenwärtig 1230 Mitglieder; von der Staatsregierung wurde ihm ein Fir, von 7000 d im letzten Jahre bewilligt. Das Vermögen des Vereins beläuft sich auf etwa 59 009 4½½ Für Stipendien waren außer den Zinfen einiger kleineren Fapitalien die Zinsen des Stipendienfonds von rund 437 000 6 zur Verfügung. Da⸗ durch wurde es ermöglicht, zwanzig jungen Leuten der bessern Stände, die sich dem Studium der Technik widmen, eine Beihilfe von je 00 ιν zu bewilligen. Der Vorsitzende, Staats⸗Minister Dr. Del brũůck sprach über die Entwickelung von Handci und Industrie im dergangenen Jahre und gedachte dabei des woblthãtigen Einflusses, den der Abschluß des Handelsvertrags mit Rußland und die. neuen handelspolitischen Beziehungen mit Amerika. für wichtige Zweige deg vaterländischen Gewerbe sleißes geschaffen haßen. Als die wesentlichste Grundlage für das Gedeihen der Arbeit bezeichnete der Redner die von Seiner Majestät dem Kaifer und König, Allerböchstwelcher die Macht und den Dillen da n habe, angeftrebte Erhaltung des Friedens. Mit dem Wunsch, daß der Monarch auch in der Zukunft in diesen Bestrebungen erfolg Fiche sein möge, und mit einem Hoch auf Seine Majestät den Kaiser schloß der Staats⸗Minister Dr. Delbrück seine von den Zuhörern mit e bannter Aufmerksamkeit verfolgten Ausführungen. Nachdem sodann er General-⸗Direktor Rathenau dem Staats. Minister Freiherrn zan, Berlepsch für daß dem Verein unausgesetzt bewiesene Wohlwollen und die Förderung der Ziele des Vereins Dank ausgesprochen, nahm dieler selbft vas Wort, um sich über die von Herrn Rathenau führte Frage der Nutzbarmachung der Wasferkräfte im preußischen Vaterlande, die bon großer Bedeutung für die Industrie sein werde, gehend zu äußern und mit einem Hoch auf den Verein zu schließen. err Möller feierte in längerer Rede den. Staats. Minister Dr. Delbrück als den verdienstvollen langjährigen Vorsitzen⸗ den, dem der Verein das hohe Ansehen? verdanke, das er ä sn, zund Auslande genieße. Hir seinem Dank für z ihm nach dieser Rede dar 4 Huldigung verband der Staats. inister Dr. Delbrück die ittheilung, daß die ihm zu Ehren aus nlaß seiner ang i rigen Vorsteherschaft vor fünfzehn Jahren ge— keie und seinen Namen tragende goldene Denkmünze statutenmãßig (kt zum dritten Mal von ihm zu vergeben sei, und daß er diesmal 9 hemiker, und zwar den beim Festmahl anwesen den. General.
sreltor asenelepver aus Aachen dazu bestimmt habe. Im en Verlauf des würdigen, von dem Vorsitzenden des Fest⸗
ausschuffes, Direltor van den Wyngaerdt mit großer Umsicht ge leiteten Festes gedachte dieser in kernigen, zu Herzen gehenden Worten des gleichfalls als Gast anwesenden 8 jabrigen Geheimen Rechnungs⸗ Raths Fröauf aus Charlottenburg, der nach dreißigjãhriger Thäͤtig⸗ keit als Protokollführer des Vereins sich von diesem Posten zurück- gejogen hat. Nach einem humoristischen Vortrags des Herrn M. Krause erfolgte eine Sammlung für die Armen, die den Betrag von 510 M ergab.
8 Zur Arbeiterbewegung.
Wie der Vorwärts mittheilt, ist don den Böttchern die Werkstatt von Dohm in Lübeck wegen Lohndifferenzen gefperrt.
Die Feilenhauer bei Armin Margirius in Budapest haben, nach demselben Blatt, die Arbeit niedergelegt. Sie verlangen die Entlassung eines ihre Interessen schädigenden Arbeiters und zebnstün— dige Arbeitszeit.
Gestem. Nachmittag fand in Wien eine von 1200 Arbeits- losen besuchte Versamm lung statt, welche durch das Eingreifen von sogenannten unabhängigen Sozialisten einen sehr stürmischen Ver— lauf nahm. Nach 8 der Versammlung zerstreuten sich die Theilnehmer, ohne Ruhestörungen zu verursachen. e
Nach einer Mittheilung des W. T. B.‘ aus New- York vom gestrigen Tage wird die durch den Strike der Straßenbabn“ beamten in Brooklyn (vergl. Nr. 13 d. Bl.) geschaffene Lage immer ernster. Die Strikenden jertrümmerten einige Wagen, und es kam mehrfach zu Zusammenstößen zwischen ihnen und der bewaffneten Macht. Dabei wurde eine große Zahl Männer, Frauen und Kinder zu Boden gerissen, einige wurden durch Bajonettstiche ver⸗ wundet, auch mehrere Soldaten erlitten Verletzungen. Vor den Zugängen zu den Stallungen wurden Kanonen aufgefahren. Die Be— völkerung begünstigt die Strikenden und liefert ihnen Geld und Lebens mittel. Gegen Abend wandte sich die Menge wiederum gegen einen Wagen; eine Truppenabtheilung gab Feuer; die Zahl der Todten und Verwundeten ist noch nicht bekannt. Ein Aufruf des Mavors von Brooklyn verbietet unnöthige Straßenan sammlungen. Es sind nun—⸗ mehr 7000 Mann Miliztruppen zu den Waffen einberufen.
Kunst und Wissenschaft.
Der Pbilosoph Charles Secrétan, Professor an der Universität Laufanne, ist laut Meldung des . W. T. B.“ gestern Abend gestorben.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
Nach der im Kaiserlichen Gesundheitsamt bearbeiteten Statistik über die Verbreitung von Thierseuchen im Deutschen Reich während des dritten Vierteljahres 1894 wurden Neuausbrüche der Maul. und Klauenseuche gemeldet aus:
16 Staaten gegen 16 im zweiten Vierteljahr 1894.
52 Regierung bezirken 62 .
188 Kreisen ꝛc. . ‚
450 Gemeinden ꝛc. . z 2290 Gehöften ꝛc. 6 ö .
Die Seuche hat sonach 10 Regierungs. ꝛc. Bezirke, 97 Kreise (Ober⸗Amtsbezirke ꝛc.), 304 Gemeinden und Gutsbezirke und 379 Ge⸗ höfte (Herden ꝛc) weniger ergriffen als im zweiten Vierteljahr 1854. Die höchfte Zahl von Ausbrüchen weist diesmal Mittelfranken mit 343, demnächst der Jagstkreis mit 284 und der Schwarzwaldkreis mit 267 auf. Verschont geblieben sind die preußischen Regierungsbezirke Gumbinnen, Danzig, Stettin, Köslin. Stral— sund, Liegnitz, Erfurt, Hannover, Stade, Lüneburg, Osnabrück, Aurich, Münster. Minden, Arnsberg, Cassel, Köln und Aachen, ferner die hessische Provinz Starkenburg, beide Mecklenburg, das Herjogthum Oldenburg, das oldenburgische Fürstenthum Lübeck, das
rzogthum Gotha, Schwarzburg ⸗Sondershausen, Waldeck, Reuß ä. S, eide Lippe und die Gebiele der drei Hanfastädte. .
Am Schlusse des dritten Vierteljahrs 1894 herrschte die Maul⸗ und Klauenseuche noch in:
15 Staaten gegen 12 bei Beginn 37 Regierungs⸗ ꝛc. Bezirken gegen 42 z
92 Kreisen ꝛc. gegen 1 h
198 Gemeinden 2c. gegen....
s868 Gehöften ꝛc. gegen ö ö
Am stärksten verbreitet war die Seuche um diese Zeit in Ober⸗ schlesien, in Mittelfranken, im Schwarzwald und im Jagftkreise. Von den Ende September 1894 seuchefreien größeren Verwaltungsgebieten
ehörten 41᷑ von 63 den nördlich des Mains leinschließlich Ober⸗ essen und 6 von 21 den südlich davon gelegenen Bundesstaaten an.
Handel und Gewerbe.
Nachdem das bisherige englisch⸗ bulgarische Handels⸗ Abkommen abgelaufen und zwischen Desterreich⸗Ungarn und Bulgarien ein Abkommen abgeschlossen worden ist, dem— zufolge für die österreichisch-ungarische Einfuhr nach Bulgarien ein Werthzoll von 1016 Proz. zunächst für die Dauer von 2Jahren festgesetzt worden ist, wird der deu tschen Einfuhr in dieses Land auf Grund der Meistbegünstigung die gleiche Behandlung zu theil.
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. . An der Ru hr sind am 21. d. M. gestellt 10 934, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. ! In Oberschlesien sind am 19. d. M. gestellt 3186, nicht recht- zeitig gestellt keine Wagen.
Zwangs- Versteige rungen.
Beim Königlichen Amtsgericht 1 Berlin standen am 21. Januar die nachbezeichneten Grundstücke zur Versteigerung: Pflugstraße 8, dem Kaufmann Paul Kuhnow gehörig; Fläche 5,75 a; Nutzungswerth 11080 M; Mindestgebot 1200 S Mit demselben blieb der Kaufmann Herman Jacoby zu Berlin Meist— bietender. Puthuserstraße 47a, dem Kaufmann German Qopp zu Berlin gebörig; Fläche 4706 a; Meistbietender blieb der Referendar Dr, jur. Aug. Schröpfer zu Charlottenburg mit dem Gebot von 106 209 M — Kolonieftraße 20, dem Kaufmann Ludwig Lgewenstein gehörig; Fläche 2,57 a; NVutzungswerth 1700 *; Meistbietender blieb der Eigentbümer W. Scharnitz ky, Breitestraße 31, mit dem Gebot von 44 500 4A
Ausweis über den Verkehr auf dem Berliner Schlacht. viehmgrkt vom 19. Januar 1895. Auftrieb und Marktpreise gach Schlachtgewickt mit Ausnahme der Schweine, welche ng Lebendgewicht gehandelt werden. Rinder. Auftrieb 4965 Stück. ¶Durchschntttspreis für lo9 Kg) 1. Qualität 16 - 124 , II. Qualitat 1094 112 *, III. Qualität 83. 96 M, IV. Qualität 76-86 M. — Schweine. Auftrieb 7480 Stück. (Durchschnittspreis für 100 kg.) Mecklenburger 94 96 * Landschweine: . gute 80– 92 A, b. geringere 89-88 4, Galizier — , leichte Ungarn 460 bel W. de Tara, Bakonver 865. 385 ½ bei 27,5 kg Tara pro Stück. — Kälber. Auftrieb 1076 Stück. (Durchschnittgpreis für 1 kg.) I. Qual. 1,12 — 1,20 Æ, II. Qual. 902 „l, 10 . III. Qualit O-S0 = 0.90 M — Scha fe. Auftrieb 11 335 Stück. (Durchschnitts preis für 1 kg.) J. Qualität 0, 9 - 10 AÆ, II. Qualität 0, Si. -= 0, g0 M, III. Qualitãt — 0 ö. . .
Vom rheinisch-westfälischen Cisen⸗ und Stahl markt berichtet die Rhein -Westf. Ztg.: Die Periode des Still standes dauert auf dem rheinischwestfälischen Eisenmarkt fort, wenn auch einzelne Geschäftszweige eine geringe Steigerung der Nachfrage zu verzeichnen haben. Von einer allgemeinen Aufbesserung ist man jedoch noch weit entfernt, und es sprechen wenig Anzeichen dafür, daß
dieselbe vsr der üblichen Frühjahrsperiode eintreten werde. In
Eisenerzen bat sich die Thee , des Marktes während der letzten Berichtswoche nicht verändert. Die Preife sind im Siegerlande sehr niedrig und lassen nur wenig Nutzen, trotz dem wird 4 wenig gekauft, da die Abnehmer ihren Bedarf meist schon für einige Zeit gedeckt haben. Luxemburg⸗ Lothringer Minette ist, abgesehen von geringen Preisschwankungen, in der Haltung unverändert; dasselbe gilt von spaͤnischen Erzen. — Auf dem Roheisenmarkt hat sich das Bild nicht wesentlich ver⸗ ändert. Die Preise sind im großen und ganzen fest. Im Sieger⸗ lande ist die inländische Nachfrage beim Siegerländer Roheisen⸗Ver⸗ kaufsverein noch still gewesen; dagegen war ein etwas regerer Begehr vom Auslande zu verzeichnen. — Die Lage des Walzeisenmarktes ist wenig erfreulich. Wenn auch vereinzelt einige Werke noch eine ver⸗ hältnißmäßig befriedigende Nachfrage zu verzeichnen haben, fo ist doch im allgemeinen fed, Arbeits bedürfniß. Vor allem lassen die Stabeifen⸗ preise sebr zu wünschen übrig, und das Mißverhältniß wird um fo größer, als der weichenden Richtung des Fertigerzeugnisses fefte No= tierungen für Roheisen und Brennmaterialien entgegenstehen. 1 eisen ist wenig gefragt, ab und zu sucht man sich jedoch schon für die nächste Bauperiode zu informseren. In Bandeifen sst eine Aenderung während der letzten Betriebswoche nicht eingetreten. Das Bestreben, sich zu den jckigen billigen Preisen auf einige Zeit zu decken, hielt an. Grobbleche ö. nur schwach zu niedrigen Preisen, und vorläufig ist wenig Aussicht auf eine Besserung nach irgend einer Seite. Feinbleche sind zwar wie in der Vorwoche noch leidlich begehrt, dennoch läßt die Geschäftslage, namentlsch die Haltung der Preise, sehr zu wünschen übrig. In Walzdraht, geiogenen Drähten und Drahtstiften hat die etwas regere Nachfrage angehalten. In der Beschäftigung der Eisengießereien, Maschinenfabriken und Konstruktionswerkstätten ist eine Aenderung nicht eingetreten. Die bereits im vorigen Bericht gemel⸗ deten Lokomotivlieferungen für Rußland sind zwar noch nicht definitid abgeschlossen, werden jedoch zweifellos erfolgen. Es handelt sich um Beträge von 360 Millionen Mark. Dazu kommt noch, daß außer den kürzlich bestellten 39 Lokomotiven für die preußtische Eifenbahn— derwaltung noch weitere 70 Stück bestellt sind. In der Lage der Bahnwagenanstalten ist keine Aenderung eingetreten.
— Die Verhandlungen zwischen der Dresdner Bank und der Bremer Bank wegen Vereinigung der beiden Institute sind nach einer Meldung des W. T. B. nunmehr von den Verwaltungen der beiden Banken zum Abschluß ge⸗ bracht worden. Die Geschäfte der Bremer Bank ollen vom 1. Januar JI. J. an die Dresdner Bank übergehen. Die Bremer Bank erhält für den Uebergang ihrer sämmtlichen Akrihen und Passiven per 1. Januar cr. nominal 15 Millionen Mark Aktien der Dresdner Bank vom 1. Januar laufenden Jahres dividenden⸗ berechtigt. Mithin würden auf je 4000 „ Bremer Bankaktien je W009 6 Dresdner Bankaktien entfallen. Der Verwaltung ist die Festsetzung des Zeitpunkts der Einberufung der Generalversammlung vorbehalten.
Magdeburg, 21. Januar. (W. T. B. Zuckerbericht. Kornzucker erkl, bon 92 59 — neue 9 45 — 9, H9. Kornzucker erkl.
o Rendement 8 90-900, neue 9g, 00 — 9, 10. Nachprodukte erkl., 5 do Rendement 6,25 6,906. Fest. Brotraffinade ! — Brot—
finn! Gem. Raffinade mit Faß 20 562 — 21,50, Gem.
WL mit Faß 19, SJ. Fest. Rohzucker J. Produkt Tranfito f. 4. B. Hamburg pr. Januar 8,87 Gd., 8,97 Br., pr. Februar 5,90 Gd., 8,95 Br.. pr. März , 00 bez. und Br., pr. April. Mai g, 05 bez. und Br. Matt.
Dortmund, 22. Januar. Wie die ‚Rheinisch-Westfälische Zeitung, mittbeilt, betrug die gesammte Kohkenförderung' des Ober- Bergamts im vergangenen Jahre 40 613 073 t * oder L999 927 mehr als im Jahre 1893. Der Absatz betrug 40 587 483 t. Die Arbeiterzahl belief sich durchschnittlich auf 151 301 oder S916 mehr als im Jahre 1893.
Leipzig, 21. Januar. (W. T. B.) Kammzug-Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. pr. Januar 376 S6, pr. Februar 270 , pr. März 270 66, pr. April 270 6, pr. Mai 2,723 16, pr. Jui 2.75 6s, pr. Juli 2,77 M, pr. August 2, 774 41, pr. September 280 , pr. Oktober 2, S2 6, pr. Nobember 2 85 , pr. Dezember 2.85 M Umsatz 90 000 Kg.
Bremen, 21. Januar. (W. T. B.) (Börsen⸗S lußbericht.) Raffiniertes Petroleum. Offizielle Notierung der Bremer Petroleum ⸗Börse.) Ruhig. Loko 5.235 Br. — Baumwolle. Ruhig. Upland middl. loko 289 3. — Schmalz. Ruhig. Wilcox 364 4, Armour shield 36 3, Cudahy 37 3, Fairbanks 39 3. — Spec Ruhig. Short elear middling loko 34. Januar · Jebruar⸗Abladung 33. — Taback. Umsatz: 35 Faß Maryland, 140 Seronen Carmen' Ham burg, 21. Januar. (W. T. B.) Kaffee Nachmittags. bericht Good average Santos pr. März 764, pr. Mai 761, pr. Scy- tember 754, pr. Dezember 741. Behauptet.
Zuckerm arkt. (Schlaßbericht, Rüben ⸗Robzucker J. Produkt Basis 88 99 Rendement neue Usance, frei an Bord Hamburg pr. Januar 8,974, pr. März 9,073, pr. Mai g, 15. pr. Auguft 9, 15.
ö
ien, 21. Januar. (W. T. B.) Die Einnahmen der österreichischen Staatsbahn betrugen im Dejember des ver— gangenen Jahres 6556 998 Gulden (gegen den Monat Dezember 1893 mehr 535 51 Gulden). Die Einnahmen des ganzen Jahres 1894 betrugen 85 686 953 Gulden (gegen das Jahr 1853 mehr 5 877601 Gulden).
London, 21. Januar. (W. T. B.) Wollauktion. Wolle thätiger, fester. Für feine Wolle volle Eröffnungspreise erzielt; Preise für ordinäre besser.
An der Küste 1 Weizenladung angeboten.
96 o FJavbazucker loko 114 ruhig, Rüben -⸗Rohzucker loko St ruhig. — Chilse⸗Kupfer 40i5/sis, pr. 3 Monat 415716.
Glasgow, 21. Januar. (W. T. B.) Die Verschiffu ngen don Roheisen betrugen in der vorigen Woche Ro2 Tong gegen 2965 Tons in derselben Woche des dorigen Jahres
Bradford, 21. Januar. (W. T. B) Wolle stetig, fest gehalten, Garne zuhig, in Stoff en besseres Geschäft voraussichtlich.
Basel, 21. Januar. (B. T. B.) Der neue von einer Spezial. kommission des Großen Raths ausgearbeitete Entwurf eines Börsengesetzes unterstellt alle Börsengeschäfte der Aufficht der staatlichen Organe. Ein von dem Reglerungsrath zu erlassendes Reglement wird die Bestimmungen über den Abschluß und die Realisierung von Börsengeschäften festsetzen.
Amsterda m, 21. Januar. (W. T. B.) good ordinary 525. — Bancazinn 373. .
Ne w- Jork, 21. Januar. (W. T. B.) Die Börse eröff nete träge, im späteren Verlauf schwächte sich dieselbe ab. Schluß träge. Der Ursatz der Aktien betrug 110 006 Stück.
Dem Schatzamt wurden heute 350 090 Doll. Gold zur Ver schiffung mit dem morgen abgehenden Schnelldampfer Fulda“ ent⸗ nommen.
Weizen anfangs schwach und darauf fallend während des ganzen Börsenverlaufs auf schwache Kabelberichte, Verkäufe des Auslands und Liquidation der langsichtigen Termine, sowie infolge geringerer Abnahme der sichtbaren Vorräthe als erwartet, Schluß bewegt. — Mais fallend während des ganzen Börsenverlaufs auf erwartete Zu— nahme der Ankünfte, sowie infolge größerer Zunahme der Visible supply, als erwartet und auf Liquidation der langsichtigen Termine.
Visible supply an Weizen S5 586 000 Bushels, do. an Mais 12 278 000 Busphels.
Waarenbericht. Baumwolle, New⸗Jork 5zJ, do. New⸗ Orleans 5g, Petroleum träge, do. New⸗Jork 5, 80, do. Philadelph a oeh, do. rohes 5.50 nom., do. Pipe line cert. p. Februar Nr, Schmalz West. steam 6873, do. Rohe & Brothers 7.20, Mais flau, do. p. Januar 493, do. p. Februar 494. do. p. Mai 498, Weizen flau, rother Winterweijen 61, do. Weizen p. Januar 39g, do. p. Februar 59g, do. p. März 604, do. p. Mal 665, Getreidefracht nach Liverbool 14. Kaffee fair Rio Nr. 7 165, do. Rio Nr. J p. Februar 14,535, do. do. p. April 1425, Mehl,
Ja va Kaffee
Spring elears 2,30, Zucker 28, Kupfer 10.