1895 / 19 p. 6 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 22 Jan 1895 18:00:01 GMT) scan diff

dies zu einer ganz gewaltigen Verschiebung in den Finanzzuständen⸗ der Einzelstaaten führen mußte und geführt hat, kann doch nicht dem mindesten Zweifel unterliegen. Ich habe ja zugegeben, daß von diesen rund 100 Millionen 20 bis 24 Millionen durch die Börsen⸗ steuer gedeckt seien; aber wo bleibt der Rest?

Glaubt der Herr Abg. Richter, daß die Einnahmen des Reichs in den nächsten Jahren in einer so gewaltigen Weise steigen würden, daß sie den wachsenden Mehrausgaben des Reichs standhalten? so ist das schon ein starker Glaube. Aber, wenn ich das selbst zu⸗ geben würde, niemals werden doch die Einnahmen des Reichs in einer Weise wieder steigen, daß wir auch nur annähernd auf den alten Finanzzustand und das alte Finanzverhältniß zwischen Reich und Einzelstaaten zurückkommen. Ich glaube, in keiner Situation eines Landes ist es klarer gewesen, daß die dauernden Einnahmen nicht den dauernden, thatsächlich vorhandenen, geschweige denn in Zukunft neth⸗ wendigen Ausgaben mehr entsprechen, als heute. Ich bin wirklich auch kein Freund von unnützen Steuererhöhungen; ich habe das nie bewiesen; aber wenn man sich einmal überzeugt hat: der Ausgabe ⸗Ctat des Staats ist bereits in der Vergangenheit auf eine solche Höhe ge⸗ bracht worden, daß die dauernden Ausgaben nicht mehr ausreichen, o ist es eine Schwäche oder Leichtfertigkeit, einen solchen Zustand für einen dauernden zu erklären. (Sehr richtig! rechts) .

Mit diesen Dingen ist nicht zu spaßen. Es ist viel leichter, eine Finanzzerrũttung entstehen zu lassen, als diese Finanzerrũttung nach⸗ her, wenn sie vorhanden ist, wieder zu beseitigen. Warten wir mit dieser Reform, thun wir jetzt nicht das Nothwendige in fünf, sechẽ Jahren wird das vielleicht gar nicht mehr möglich sein (oh! oh! links), und die Zustände werden sich von Jahr zu Jahr in dieser Beziehung verschlimmern. .

Meine Herren, nun sprach ich aber vom Gleichgewicht in Ein⸗ nahmen und Ausgaben in Preußen und hatte die Hoffnung, daß es uns auch schließlich gelingen würde, dieses Gleichgewicht in Preußen obne Vermittelung des Reichs wieder herzustellen. Seien Sie aber mal gerecht und aufrichtig! Genügt uns denn für die Bedũrfnisse des Landes, für die Erfüllung der Kulturaufgaben in Preußen, für die endliche Befriedigung gerechter Ansprüche, genügt da eine einfache Bilanz zwischen Einnahmen und Ausgaben in Preußen? Der Abg. Richter sprach beispielsweise so gelegentlich davon, daß noch eine Finanzquelle zu finden sei in einer Reform der Eisenbahbntarife. Nun, ich wäre gewiß der erste, der eine wirkliche Finanzreform mit Einnahmevermehrungen acceptierte. Bei denjenigen Reformen, die aber verlangt werden, kann man gleich die Einnahmeverluste für absebbare Zeit auf 12 bis 20 Millionen Mark berechnen. (Sehr richtig! rechts. Widerspruch links) Diejenigen, die diese Reform für nöthig halten, die darin eine Voraussetzung einer besseren Entwicklung unseres gewerblichen Lebens finden, sollen sich bei jenen Herren beklagen, die auf allen übrigen Gebieten sich weigern, die nöthigen Einnahmen dem Staat zu öffnen. Unsere Beamtengehalte jedermann erkennt es als eine Nothwendigkeit an, daß endlich in dieser Beziehung vor⸗ gegangen wird; diejenigen Beamtenklassen, die darunter schwer leiden, wenden sich zwar an die Regierung, aber mit Unrecht; denn andere verschulden, daß man in dieser Beziehung ihren Ansprüchen nicht gerecht werden kann. (Sehr richtig! rechts.)

So könnte ich den ganzen preußischen Etat durchgehen. Sie werden überall finden, daß es dringend nothwendig, mindestens im höchsten Grade wünschentwerth ist, auf den verschiedensten Gebieten die Ausgaben zu steigern, und wenn wir das thun, um neue Mittel zu bekommen, so werden wir sofort das Gleichgewicht wieder ver= lieren, und wir werden wieder im Defizit stecken. Ich, meine Herren, glaube die Reichs und preußischen Finanzen genügend zu kennen, um mit voller Sicherheit auszusprechen, daß in keiner Zeit es klarer vor⸗ gelegen hat, daß die dauernden Einnabmen erböbt werden müssen, nachdem wir in so gewaltigem Maße unseren Ausgabe ⸗Etat gesteigert haben, und ich hoffe, alle finanzielle Gründlichkeit und auch alle finanzielle Kunstfertigkeit wenn ich den Ausdruck gebrauchen darf des Herrn Abg. Richter werden dieses hohe Haus mindestens nicht vom Gegentheil zu überzeugen vermögen. (Bravo! rechts.)

Abg. Dr. Sattler (ul.): Eine finanzielle Besserung innerhalb der letzten vier Jahre ist lediglich der Eisenbahnverwaltung zu danken. Ich kann es verstehen, wenn der Herr Finanz⸗Minifter mit Stolz auf das Werk der . . blickt und nun daran eine Reform der Steuerverwaltung knüpfen will. Dabei möchte ich bitten, daß der Herr Minister den entbehrlichen Beamten mit Wohlwollen gegenüͤbertreten möge. Für die Neuordnung in der Eisenbabn⸗ derwaltung verdient der Herr Eisenbahn⸗Minister alle Anerkennung, sie ist mit großer Klarheit angeordnet und scheint mir ein

uter Wurf zu sein. Anzuerkennen ist besonders, daß den Eisenbabn—= nspektionen auch eine wirthschaftliche Kontrole auferlegt ist und nicht bloß eine zahlenmähige Buchung. Auch diesem Minister möchte ich Wohlwollen gegen die disponibel werdenden Beamten ans Herz legen. Der Eisenbahn⸗Etat ist mit großer Klarheit aufgestellt und entspricht den verfassungsmäßigen Anforderungen, wonach Einnahmen und Ausgaben klar ersichtlich zu machen sind. Das ist er— reicht durch ein Zusammenwirken von Ober ⸗Rechnungskammer, Finanz⸗Ministerium und Eisenbahnverwaltung, und es ist zu be— dauern, daß diese Klarheit in andern Ressorts nicht so vor— handen ist. Aufgabe der Budgetkommission wird es sein, auch in an⸗ deren Ressorts dafür zu sorgen, daß die Nebenfonds auf den Etat übernommen werden; gerade jetzt wäre der geeignete Augenblick dazu. Die Klarheit im Eisenbahn Etat ist namentlich möglich geworden durch eine rationelle Gestaltung des Extraordinariums, aus dem alle nicht dahin gehörigen Ausgaben entfernt sind. Im allgemeinen ist der Etat mit großer Sparsamkeit aufgestellt, und ich wüßte nicht, an welchem unkt man eine Streichung vor⸗ nehmen könnte. Im Gegentheil haben alle Mehraufwendungen meinen Beifall, so , namentlich diejenigen für Vermehrung der Richterstellen, für das gewerbliche Unterrichtswesen, für Arbeiter wohnungen und für die Errichtung der neuen General -⸗Kommissionen. Diesen . aben gegenüber ist es traurig, daß viele Verwaltungs. zweige dauernd Mindererträge ergeben. Dahin gehören die Domänen und die Bergwerksverwaltung; auch die Stempelabgaben und die Einkommensteuererträge sind zurückgegangen: ein bedenkliches Zeichen für die Lage unseres wirthschaftlichen Lebens. Allein die Eisenbahn⸗ verwaltung prosperiert, und es wird sich fragen, ob der Staat den anderen wirthschaftlichen Produktionsgebieten nicht dur billigere Tarife entgegenkommen kann. Namentlich bezieht si das auch auf die Landwirthschaft, deren Noth wir stets zu lindern bereit sind, insbesondere durch den Bau von Kleinbahnen oder Ka⸗ nälen. Es wäre falsche Sparsamkeit, gerade in Zeiten wirthschaft lichen Rückgangs auf diesen Gebieten zu sparen. An den Herrn n, , . möchte ich noch einige Fragen richten. Zunächst: Wie steht es mit der Aussicht auf Konvertierungen? Man hat gesagt,

Zins fußes gegen die Nothwendigkeit von Konvertierungen nicht wird verschließen können. Minister zu den Beiträgen der Reichs⸗Postverwaltung zu den Kosten der Eisenbahnrerwaltung? Endlich: Wie steht es mit dem seit

daß sich die Finanzverwaltung bei dem dauernden . des

Sodann: wie verhält sich der Heir Finanz⸗

langen Jahren erwarteten Lehrerbesoldungsgesetz, das neinrdings als in Aussicht stehend bejeichnet wurde? Der Herr Finanz Minister bat erklärt, daß ohne neue Mittel nicht auszukommen sei. Ich stimme ihm vollständig bei Wir bedürfen neue Mittel zur Aufbesserung der Beamtengehãlter, wie zur Schuldentilgung, besonders aber zur Hebung der wirthschaftlichen Lage. Die starke Heranziehung der Erträge der Eisenbahn geht auf die Dauer nicht an, wenn nicht alle allgemeinen Interessen geschädigt werden sollen. Es ließe sich doch zweifel los eine Vereinbarung zwischen der Finanzverwaltung und der Eisen⸗ bahnverwaltung zustande bringen, welche der ersteren nur eine bestimmte Summe von den Erträgen der Eisenbahnen über- weist, den Rest aber für eigene Zwecke der Eisenbabn⸗Verwaltung, für Tarifreformen und dergl. vorbehält. Den Kernpunkt der Ver⸗ hältnisse bildet aber nach wie vor die Regelung des Verhältnisses der Reichs finanzen zu den Landesfinanzen. Gesetzlich muß festgelegt werden, daß die Einzelstaaten an das Reich nichts mehr zu zahlen haben. Wenn auch die Aussichten der Reichs Finanzreform zur Zeit im Reichstag nicht günstig sind, so ist doch ein Ereigniß seit vorigem Jahre eingetreten, welches neue. Hoffnung giebt: die Wieder⸗ vereinigung der Aemter des Reichskanzlers und des preußischen Minister ⸗räsidenten. Die früheren Verhältnisse waren derart, daß sie der Autoritãt der Regierung schwerlich vortheilhaft waren. Wenn aber in der Jetztzeit etwas nothwendig ist, so ist es eine starke Auto-⸗ ritãt der Regierung. Wir haben das Vertrauen zu dem neuen Reichs kanzler und Minister⸗Präsidenten, daß er in dieser Beziehung eine Besserung der Verhältnisse anbahnen wird.

Vize⸗Präsident des Staats⸗Ministeriums, Staats⸗Minister Dr. von Boetticher:

Meine Herren! Ich erbitte mir Ihr Gehör nur für wenige Worte.

Zu meinem lebhaften Bedauern bin ich durch dringende Geschäfte abgehalten gewesen, der heutigen Sitzung von ihrem Beginn ab bei⸗ zuwohnen, und ich habe infolge dessen auch die Ausführungen des Herrn Abg. Richter über die allgemeine Politik der Regierung selbst nicht gehört. Man hat mir gesagt, daß der Herr Abg. Richter den Wechsel, der in der Zusammensetzung des preußischen Staats⸗ Ministeriums eingetreten ist, einer Betrachtung unterzogen habe, und daß aus seinen Ausführungen sich ergebe, daß er über die that sächlichen Vorgänge bei diesem Wechsel nicht so unterrichtet ist, wie ich das gewünscht hätte.

Der Herr Abg. Richter hat die Behauptung aufgestellt, daß die neuen Mitglieder des Staats⸗Ministeriums in das Ministerium be⸗ rufen worden wären, ohne daß dem Ministerium felbst das Wort über ihre Berufung gegönnt sei. Diese Behauptung ist thatsächlich unrichtig. Die Vorschläge, welche über die Besetzung der erledigten Ministerposten gemacht worden sind, haben der Berathung des preußischen Staats Ministeriums unterlegen.

Der Herr Abgeordnete soll dann weiter, wie mir berichtet worden ist, geäußert haben, daß auch bei der Verabschiedung des früheren Minister Präsidenten und des früheren Ministers der auswärtigen Angelegenheiten eine Zuziehung des preußischen Staats⸗Ministeriums nicht stattgefunden habe. Das ist thatsächlich richtig, erklärt sich aber sehr einfach:; Ich kann mir denken, daß unter Umständen, namentlich in Fällen tiefgehender politischer Zerwürfnisse innerhalb des Kollegiums des Staats⸗Ministeriums, es nützlich ist, wenn das Kollegium über den Abgang einzelner Mitglieder und über die Ersatzvorschläge in Be— rathung tritt. Wenn aber, wie im vorliegenden Fall, die erwählten Personen selbst ihre Entlassung aus den ihnen anvertrauten Aemtern nachsuchen, und wenn Se. Majestät der König, der nach der Verfassung allein berechtigt ist, die Minister zu berufen und zu entlassen, geneigt ist, diesem Entlassungsgesuch stattzugeben, wenn also vollständiges Einverständniß jwischen der Krone und den betheiligten Ministern besteht: so ist mir nicht klar, was eine Be⸗ rathung des Staats⸗Ministeriums über die Entlassungsgesuche noch für einen Zweck haben soll. Es bestand eben in dieser Beziehung voll stãndige Uebereinstimmung.

Der Herr Abg. Richter hat dann weiter geäußert, daß die Art, wie die preußischen Staats- Minister, die vor wenigen Monaten in das Kollegium eingetreten sind, berufen worden wären, keine Gewähr dafür gäbe, daß die Solidarität und das Einverstãndniß über die einzuschlagende Politik innerhalb des Staats⸗ Ministeriums gesichert sei. Ich habe darauf zu erwidern, daß es zwar richtig ist, daß vor der Berufung der neuen Minister eine Aus⸗ sprache zwischen ihnen und dem Kollegium des Staats⸗Ministeriums über die zu verfolgende Politik nicht stattgefunden hat; allein ich darf positiv behaupten, daß jeder einzelne von den Herren, die eingetreten sind, eben so wie die im Amte verbliebenen Minister, sich mit dem Minister⸗ Präsidenten verstãndigt haben, und daß die Annahme des Ansinnens, in das Ministerium einzutreten, nicht früher erklärt ist, als bis sich die Kandidaten daron überzeugt hatten, daß sie die Politik des neuen Minister⸗Präsidenten von ganzem Herzen und aus voller Ueber⸗ zeugung mitmachen können. Es ist also nicht der mindeste Anlaß vorhanden, zu behaupten, daß eine Anzahl politisch heterogener Männer jetzt im Ministerium vorhanden sei, sondern ich kann ver⸗ sichern, daß wir alle über die einzuschlagende Politik durchaus ein⸗ verstanden sind.

Und, meine Herren, wenn man nun so weit gegangen ist, von neuem auch die Mitwirkung des Geheimen Kabinets⸗Raths bei diesen Dingen in den Kreis der Betrachtung zu ziehen, so kann ich nur auf das ver⸗ weisen, was ich bereits im Reichstage in diefer Beziehung gesagt habe. Ich möchte den Herrn Abg. Richter doch bitten, derartige Be⸗ merkungen lieber den Witzblãttern zu überlassen, als sie in eine ernst⸗ hafte politische Betrachtung einzuflechten. (Sehr richtig! rechts. Zuruf des Abg. Richter: Sind mir zu ernsthaft dazu) Der Herr Abg. Richter soll behauptet haben: beute werde so regiert, morgen anders. Er hat von einem Zickzjackkurs gesprochen. Es wäre, glaube ich, sebr nützlich gewesen, wenn er durch thatsächliche Anführungen und durch den Antritt des Beweises für diese thatsächlichen Anführungen seine Behauptung gefstützt hätte. Solange das nicht geschehen ist, muß ich, der ich doch auch mitten in den Dingen stehe, mit Fug und Recht bestreiten, daß der Vorwurf, die Regierung verfolge einen Zickzackkurs, irgend wie zu begründen sei. Ich glaube, daß ich zu einem Urtheil hierüber umsomehr be⸗ rechtigt bin, weil ich auf dem Gebiete der preußischen Verwaltung einem speziellen Ressort nicht vorgesetzt bin, also als Unbetheiligter den einzelnen Ressorts gegenüberstehe.

Der Herr Abgeordnete hat dann gesprochen, wie man mir sagt, von der Unsicherbeit, die durch die Art der Besetzung der Minister⸗ posten entstehen müsse, und die unzweifelhaft im Volke vorhanden sei. Ja, meine Herren, ist denn diese Unsicherheit durch irgend welche Handlungen der Regierung zu begründen, oder ist sie nicht ein Produkt der Unruhe, die fortgesetzt von einem Theil der Presse genährt wird,

und für die es absolut, meiner Meinung nach, einen ausreichenden Anlaß nicht giebt?

Der Abgeordnete hat auch die Gerüchte über Entlassung von Ministern berührt, die in letzter Zeit verbreitet gewesen sind, und die

hoffentlich ibren Abschluß in dem Dementi gefunden haben werden,

das kürzlich der Reichs ⸗Anzeiger' gebracht hat. Ja, ich bin selber durch diese Krisengerüchte überrascht gewesen; denn es ist, soweit ich wahr= genommen habe, nichts vorgegangen, was mich auf den Gedanken hätte bringen können, daß es in der Absicht Seiner Majestät läge, meinen Posten in andere Hãnde zu legen. Wenn das aber der Fall wäre, so würde ich das ruhig hingenommen haben, und ich kann nur wünschen, daß auch alle übrigen Betheiligten und Unbetheiligten sich lediglich an den Art. 45 der Verfassung halten und es Seiner Majestãt dem König überlasfen, wann er seine Minister zu entlassen für nöthig findet, und welche Personen er zu berufen für gut hält. Es ist das Recht der Krone, die Minister zu ernennen und zu entlassen, und ich glaube, wir haben alle die Pflicht, und haben namentlich die Pflicht so lange, wie diese Akte der Krone zu berechtigten Ausstellungen keinen Anlaß geben, uns bei den Entschließungen der Krone zu beruhigen. (Bravo! rechts.)

Abg. Graf von Lim burg⸗-Stirum fkons.): Im allgemeinen befriedigt uns der vorgelegte Etat. Zu tadeln hätte ich die Art und Weise der Veranlagung zur Ergänzungssteuer. Man sollte sich dabei mehr an bewährte Grundsätze halten. Mit Befriedigung konstatiere ich, daß man ven der Einziehung von Kreiskassen in größerem Um⸗ fange absehen will. Die Ausgaben, welche zu kulturellen Zwecken ge⸗ macht werden sollen, finden unsern vollen Beifall. Neue Kanäle wollen wir nicht bauen, wenn die Interessenten nicht einen angemessenen Beitrag leisten und die Kanalabgaben die Zinsen des Anlagetapitals nicht aufbringen. Was die brerk betrifft, so wollen auch wir ein auskömmliches Gehalt für die Lehrer, aber die Besoldung darf nicht mechanisch bemessen werden, und wenn Herr Richter auf die Ueberweisungen der Grund, und Gebäudesteuer ker ein so berücksichtige man doch, daß den Gemeinden dafür die Ueberweisungen aus den Reichssteuern und die Einnahmen aus der Ergänzungssteuer genommen sind, daß also niemand weiß, ob eine Gemeinde jetzt besser gestellt ist als früher. Die ganzen Verhältnisse auf dem Lehrerbesoldungsgebiete drängen auf eine gesetzliche Regelung, aber nicht isoliert, sondern in Form eines Schulgesetzes, von dem ig hoffe, daß es jetzt, nachdem sich die Meinungen geklärt haben, zu stande kommen wird. Was unsere finanzielle Gesammtlage betrifft, so müssen wir vor allem auf Mehrüberweisungen aus dem Reich dringen, da wesentliche Kulturbedürfnisse in den Einzelstaaten der Erfüllung harren. Wenn der Reichstag in seiner Finanzverwaltung so fortfährt, so wird im Lande die Meinung entstehen, daß er die reichen Finanzquellen des Landes nicht zum Woble des Ganzen ausnutzt, daß er nicht die Interessen des Reichs fördert, sondern ein Schweßgewicht am Körper des Reichs ist. (Ruf links: Abschaffen) Nicht abschaffen, aber man wird zu der Ueberjeugung kommen, daß es mit der Majorität des jetzigen Reichstags nicht geht. Man wird im Volke, wenn der Reichstag solchen Zuständen unthätig gegenübersteht, die Empfindung bekommen, daß es besser ist, den Landtagen die Befugniß, Bier., Branntweinsteuern u. s. w. auszunutzen, wiederzugeben. Die Entlassung der Minister ist eine Sache der Krone, die uns nichts an geht, da Seine Majestät allein nach der Verfassung darüber zu ent⸗ scheiden bat. Wenn ich Herrn Richter, als er von der Kollegialität im Ministerium sprach, zugestimmt habe, so habe ich ausdrücken wollen, daß ich eine gewisse Verbindung der Ressort ⸗Minister wünsche und in der Hand des Minister ⸗Präsidenten eine zusammenfassende In= stanz. Aber davon, daß das Ministerkollegium das Recht der Er nennung und Entlassung der Minister streitig machen dürfte, kann doch keine Rede sein. Ich spreche meine Befriedigung auch darüber aus, daß die beiden Aemter des Reichskanzlers und des Minister⸗Präsidenten wieder in eine Hand gelegt sind; ich glaube, daß das im Interesse Preußens und des Reichs liegt. Dabei kann ich eine Bemerkung nicht unterlassen. Der Herr Minister⸗Präsident ist, wie er hervorhob, ein Mann, der lange Zeit aus Preußen abwesend war und in Bavern und in den Reichslanden weilte. Diese Thatfache hat bei seiner Er nennung zum preußischen Minister⸗Präsidenten nicht den leisesten Widerspruch erjeugt, und dies beweist, wie sehr der Gedanke des Reichs schon in das Blut der Bevölkerung eingedrungen ist, sodaß ein preußischer Partikularismus, von dem man gesprochen hat, bier nicht existierk. Was die Persoͤnlichkeit des Herrn Minister Präsidenten anlangt, so zeigt seine Vergangenheit, daß er ein Mann von großer politischer Erfahrung und persönlicher Selbständigkeit ist; und was meiner Ansicht nach besonders erfreulich ist, ist die Thatiache, daß wir nicht mehr auf dem Standpunkt stehen, alles, was der frühere Reiches kanzler, Fürst Bismarck thut, fern zu halten. Heute tritt man doch schon mit ihm in Verkehr und ist zu der Ueberzeugung gelangt, daß es kein Uebel ist, wenn man den klügsten Mann in Dentschland in politischen Dingen auch manchmal nach seinem Rath fragte. Wenn dies auch der einzige Erfolg gewesen sein sollte, so wäre das schon sebr wichtig. Wir können uns darüber aufrichtig freuen. Ich verkenne nicht, daß wir uns im Augenblick in einer sehr schwierigen Lage be— finden. Wir können die Fehler der letzten fünf Jahre nicht im Nu wieder gut machen, namenflich können wir die Handelsverträge nicht aus der Welt schaffen. Die Folge der Handelsverträge ist: Die In. dustrie hat wenig Vortheile davon; die politische Lage, die man als die große Grundlage der Handelsverträge demonstriert hat, ist auch nicht wesentlich verbefser. Nur die damals vorausgesagten Nach= theile sind eingetreffen. Den größten Schaden hat die Landwirth⸗= schaft: ihre Produkte bleiben unter dem Selbstkostenpreise, und die Tarife sind jetzt auf 12 Jahre gebunden. Das einzige Mittel, das die Regierung in der Hand hatte, um der Landwirthschaft helfen zu können, hat sie sich damals aus den Händen winden lassen. Ich würde nicht diese Thatiache hier im Landtag zur Sprache bringen und die Hilfe der Regierung anrufen, wenn nicht die Lage der Landwirih⸗ schaft eine folche wäre, daß schnell und prompt etwas für sie gescheben muß. Wir sind doch jetzt schon so weit, daß nicht jeder Aprell in Gunsten der Landwirthschaft ungehört verballt. Wir müssen fordern, daß für den Kartoffelbaun und die. Brenngrei etwas geschieht, auch die Zuckerindustrie ist im höchsten Grade gefährdet. Das Wesenilichste ist aber der Rückgang der Getreidepreise, und dem ear giebt es fein besseres Mittzl, als den Antrag Kanitz. Abg. Richter: Also Bruch der Handel?, verträge) Früher hat man den Antrag belacht, jetzt hat man schon daran gewöhnt, ihn ernst zu behandeln. Ich babe die eber zeugung, daß das in Zukunft noch mehr geschehen wird, und daß der Hedankè des Antrags zur Lusfuührung kommen wird. Ic glaube, daß die gierung keinen andern · Weg für eine Hebung der Getreidepreise finden wird; weiß sie einen, werden wir ihn prüfen weiß sie keinen, so muß sie 7 den von uns vorgeschlagenen Weg treten. JZum Schluß will meiner Freude Ausdruck geben, . wir wieder einer Regierung gegen. uberstehen, die wir unterstßen können; aber zwei Vorbedingungen müssen wir für unsere Unterstützung stellen; einmal, daß die Ren rung sich ernstlich der Landwirthschaft annimmt und dies auch Thaten beweist, sodann, daß die Regierung selbständig und ta hn, dasteht, selbständig nach allen Seiten hin und ihrer Verantwortlia keit bewußt.

Hierauf wird die Berathung auf Dienstag 11 Uhr vertagt.

(Schluß: 4 Uhr)

Lehbrerbesoldung

3 1198p.

zum Deutschen Reichs⸗ A

Zweite Beilage

nzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

22.

Berlin, Dienstag, den 22. Jannar

1895.

Ziteratur.

Atlanten.

Deutscher Kolonial⸗Atlas, 30 Karten mit vielen hundert Nebenkarten von Paul Langhans, Gotha, Justus Perthes. 1894. 7. u. 8. Lieferung. Preis jeder Lieferung 1,60 S Der Lang hans'sche Kolonial⸗Atlas, welcher die deutschen Kolonien im nationalen und wirtbschaftlichen, nicht nur im staatsrechtlichen Sinne zur Dar⸗ stellung bringt, giebt mit jeder neuen Lieferung ein umfassenderes Bild der Verbreitung deutscher Kultur auf der Erde. Die jetzt vor⸗ liegenden Blätter 3 und 23: „Verbreitung des Deutschthums in Europa und in Australien und Polynesienꝰ bilden mit den übrigen das Deutschtbum im Auslande darstellenden Blättern einen Atlas des Deutschthums * wie ihn keine andere Nation von ihrem Volksthum besitzt. Das Blatt Europa zeigt die Reste deutscher Siedelungen in den Alpen; das alte cimbrische Gebiet mit den 7 und 13 Gemeinden, das Bladnerthal, die Zahre und Tischlwang in Friaul, die deutschen Dörfer am Südfuß des Monte Rofsa, die deutschen Thäler Südtirols. Zahlreich sind die Karten untergegangener dentscher Kolonien: die schwäbischen Kolonien an der Sierra Morena in Spanien. die bayerische Kolonie Heraklion bei Athen, die vlamische Kolonie Rbos in Wales, die Pfälzerkolonie bei Limerick auf Irland und Friedrichs⸗ höh in Jütland, die niederländischen Kolonien Amack und Hassels in Dänemark u. 4. m. Das Blatt Australien giebt einen erfreulichen Begriff von der Kulturleistung der Deutschen in der Südsee. Die weiten, von Deutschen besiedelten Flächen Süd⸗Australiens findet man hier getreu dargestellt, wie die Niederlassungen derselben unter den Maoris Neu⸗Seelands, die fast rein deutichen Darling Downs Queenslands, wie die Ansiedelungen in Viktoria und Neu⸗Südwales. Welchen Antheil deutscher Fleiß und deutsches Geld an den Samoa⸗ und Hawaii⸗Inseln haben, zeigen die Nebenkarten der Pflanzungen der Deutschen Handels- und Plan⸗ tagen⸗Gesellschaft der Südsee⸗Inseln, die deutschen Zuckerpflanzungen auf Kauai u. a. Von den farbenprächtigen, die deutschen Schutzgebiete betreffenden Karten liegen jetzt die beiden das nördliche Sädwest⸗ Afrika darstellenden Blätter neu vor. Der große Karton, welcher die für europäische Bewirthschaftung zunächst in Betracht kommenden Gebiete um Windhoek und Rehoboth in großem Maßstabe darstellt, gestattet zugleich die Verfolgung des ganzen Feldzuges gegen Witbooi. Die damit fertig vorliegende Karte von Deutsch⸗Südwestafrika ist die genaueste, größte und schönste des Schutzgebiets, welche z. 3. existiert.

. Gesundheitswesen.

Was uns Noth thut. Medizinisch⸗biochemische Streifzüge von Dr. UllLersberger, Kaiserlichem Sanitäts⸗Rath in Straßburg. 1894. Verlag von Bouillon und Bussenius, Straß⸗

burg i. E. Der Verfasser, ein sebr beschäftigter und in seiner Thätigkeit erfolgreicher praktischer Arzt in Straßburg im Elsaß, hat in dem vorliegenden Buch seine Erfahrungen über die Entstebung von Krankheiten und wie man sie zu behandeln bezw. ihnen vorzubeugen bat, niedergelegt. Er tritt der Ansicht entgegen, Is ob die meisten der gegen⸗ wärtig bekannten Krankheiten durch Bakterien veranlaßt seien; er be⸗ hauxtet vielmehr, daß die Bakterien nicht die Ursache, sondern die Folge der Krankbeiten seien und glaubt nachweisen zu können, daß die Eunt⸗ stehung vieler Krankbeiten nur deshalb möglich sei, weil die Wider⸗ standekraft des menschlichen Körpers durch zu geringen Gehalt an Mneralstoffen geschwächt ist. Er meint, daß zahlreiche Krankheiten verhindert und schon entstandene Krankheiten häufig verhältnißmäßig

leicht beseitigt werden könnten durch eine Diät, bei welcher dem Körver

die ibm nothwendigen Mineralstoffe in genügenden Mengen zugeführt würden. Von Krankheiten und deren Behandlung bespricht der Ver⸗ fasser ausführlicher die Gicht, das Fieber, die Diphtteritis, den Krebs und die Menschen⸗ und Thierseuchen. Das ganze Werk ist geistvoll und fesselnd geschrieben und interessiert den sachoerständigen Leser in bobem Grade anch an den Stellen, wo er den Ansichten des Verfassers nicht beizustimmen vermag. Zeitschriften.

Eine neue Zeitschrift für deutsche Kulturgeschichte, welche sich auch an die deutsche Familie wendet, in das deutsche Haus in unter⸗ haltender Form eine Fülle wirklicher Belehrung bringen will, ist die Germania“, „Illustrirte Monatsschrift für Kunde der deutschen Vorzeit', herausgegeben ven Dr. Christian Meyer, Königlich preußischem Staats⸗Archivar L. RI (Verlag von P. Friesen⸗ habn in Leipzig; Bezugspreis halbjährig 6 ). Sie giebt sich zu⸗ nächst als Nachfolgerin des früher vom Germanischen Museum her⸗ ausgegebenen Anzeigers für Kunde der deutschen Vorzeit“, auch dem Steff nach, da sie sich zuvörderst mit dem Leben und Treiben unsrer Vorfahren beschäftigen will, mit Sitten und Gebräuchen, mit Trachten und Haushalt, kurz mit all dem, was etwa von Troels, Lund und Alwin Schultz zusammenfassend behandelt worden ist als Kulturgeschichte im eigentlichen Sinne, während die Geiftesgeschichte erst in zweiter Linie Berücksichtigung finden soll. Für diese Begrenzung der Aufgabe ist dann allerdings die Illustration eine wesentliche Ergänzung des Tertes und das beste nämlich die Illustration, Quellen mit fritischer Auswahl reproduziert. Heftes: -Die Fugger vom Herausgeber, Ueber Haartrachten und Kopfbedeckung der deutschen Frauen von Hohnstein, ‚Dorf und Haus im Egerland“ von Alois Der Rhein in der Kultur⸗ und Kriegsgeschichte von Armin Seidl und eine Reihe kleinerer Mit. theilungen ist ein vielversprechender Anfang;

velche alte Originale der kulturhistorischen Iultu ; Der Inhalt des ersten

. Fbiüin,

Mittel der Pepularisierung im edlen Sinne, sich eine große Reihe Fragen, Antworten, Entgegnungen und spannende Romane, Fortietzungen von Warum“ und Eine Konvenienz⸗ Ehen —, Preisrätbiel u. s. w. Frauenzeitung erscheint in Adolf Mahn's Verlag in Leipzig. Buchhandlungen und Postämter nehmen Beftellungen zum Preise von

es steht zu hoffen, daß «

das verdienstliche Unternehmen in Volks, und Schulbibliotheken, wie überall da, wo man nicht nur auf seichte Unterhaltungslektüre Werth legt, sich einbürgern wird.

Der Deutsche Sport?‘, herausgegeben von Franz von Wedell (Verlag von Georg Ehlers in Berlin), hat den Eintritt in seinen IV. Jahrgang dazu benutzt, in wesentlich vergrößerter Form, und zwar inhaltlich wie äußerlich, zu erscheinen, um so seinen Lesern noch mehr als früher zu bieten. Das beliebte Blatt bringt außer⸗ dem für seine Abonnenten regelmäßig eine Anzahl von Kunstbeilagen, berühmte Renn⸗ und Zuchtvferde darstellend, deren gediegene Aus⸗ führung zur weiteren Empfehlung dieser hippologischen Zeitung bei⸗ trägt. Obwobl der Deutsche Sport! vom 1. April an fortlaufend täglich erscheint, also auch in dem Winter- Halbjahr, so beträgt der Abonnementspreis dennoch nur 4 M vierteljährlich, einschließlich

Bestellgeld.

Die „Berliner Thierärztliche Wochenschrift“, berausgegeben von Dr. W. Dieckerhoff. Dr. R. Schmalz und Dr. R. Lothes (Verlag von Richard Schoetz, Berlin NW.) hat in der Nr. 3 vom 17. Januar folgenden Inbalt: Goldbeck: Bösartige Klauenentzündung beim Rindvieh. Hohmann: Ist Ascaris megalocephala Todesursache beim Foblen? Storch: Ein Fall von Steinkolik beim Pferde. Jeß: Arzneistoffe in Gelatine⸗ kapseln. Referate: Ebertz: Ueber Schutzimpfungen mit Blutserum bei Brustseuche. Spooner Hart: Ueber Filaria oculi im Pferde- auge. Ott: Ueber die Entstehungsursache der Hühnercholera. Zippel: Die Schrittlänge des Pferdes. Klinische Beobachtungen. Therapeutische Notizen. Tagesgeschichte. Deffentliches Veterinärwesen: Seuchenstatistik und Veterinärpolizei. Fleischschau und Viehverkehr. Gerichtsentscheidungen. Böächeranjeigen und Kritiken. Personalien. Vakanzen.

Von Haus zu Haus, Wochenschrift für die deutsche Frauenwelt, bringt in ihrer Nr. 15 eine Arbeit aus der Feder Richard Hennig's über das Shakespeare Geheimniß; die Forschungen Edwin Bormann's über diefe Frage finden darin volle Würdigung. Eine bübsche Polterabendaufführung mit Hänsel und Gretel wird in allen Familien Beifall finden. Eine Skizze über Heftigkeit warnt in wirk⸗ samer Weise vor diesem für alle Mütter so verhängnißvollen Fehler. Rein praktisch sind zwei preisgekrönte Arbeiten: Für den jungsten Erdenbürger und Ein Schlachttag auf dem Lande. Daneben fin dem

Die von Anny Wothe geleitete Ver Alle

150 6 entgegen. Probenummern werden von der Geschäftestelle, Adolf Mahn's Verlag in Leipzig, auf Verlangen kostenfrei versandt.

*

62528

63149 Steckbrief.

Gegen den unten beschriebenen Seifenhändler Carl Hermann Nathaus, geboren am 27. Oktober 1846 zu Polnisch⸗Lissa, welcher flüchtig ist, ist die Unter⸗ suchungshaft wegen einfachen Bankerutts in den Akten J. IV C. 743. 93 verhängt. Es wird ersucht, denselben zu verhaften und in das Untersuchungs⸗ gefängniß zu Berlin, Alt Moabit 12a, abzuliefern.

Berlin, den 17. Januar 1895.

Königliche Staatsanwaltschaft J.

Beschreibung: Alter 48 Jahre, Größe ca. 170 m,

Statur kräftig, Haare dunkelblond (Platten, Stirn (63152

9

Das hinter nachbezeichneten Personen:

I) Ernst Moritz Julins Wüstewaltersdorf, Kreis Waldenburg, 15. Februar 1861,

2) Oskar Benjamin Hübner, zuletzt in Wüste⸗ giers dorf, Kreis Waldenburg, geboren am 7. März 1864,

in Stück 104 für 1889 Nr. 6474 unterm 18. April 1889 diesseits erlassene Strafvollstreckungs⸗Ersuchen wird nochmals erneuert.

Waldenburg, den 17. Januar 1895.

Der Staatsanwalt.

K. Staatsanwaltschaft Ulm.

Kühnast, zuletzt in straße 13, Hof, Flügel C.,

geboren am

8

M II 101 / 88.

zeichneten Gericht, an Gerichtsstelle, Neue Friedrich⸗ part., steigert werden. Das Grundstück ist mit 12.24 C Reinertrag und einer Fläche von 17 a 35 am zur Grund⸗ steuer, zur Gebäudesteuer aber nicht veranlagt. zug aus der Steuerrolle, beglaubigte Abschrift des Grundbuchblatts, etwaige Abschätzungen und andere das Grundstück betreffende Nachweisungen, sondere Kaufbedingungen können in der Gerichts- schreiberei, ebenda, Zimmer 41, eingesehen werden. Diejenigen, welche das Eigenthum des Grundstücks beanspruchen, werden aufgefordert, vor Schluß des Versteigerungstermins die Einstellung des Verfahrens herbeizuführen, widrigenfalls nach erfolgtem Zuschlag

Kommandit⸗Gesellschaften auf Aktien u. Aktien⸗Gesellsch. Erwerbs⸗ und Wirthschafts⸗Genossenschaften. Niederlassung ꝛc. von Rechtsanwälten.

Bank⸗Ausweise.

Justiz⸗ Rath Schlieckmann, Dr. Keil, von Köller in 3 a. S., wird der Inhaber des angeblich verloren ge⸗ gangenen Depositalscheins der Lebensversicherungs-⸗ gesellschaft Iduna zu Halle a. S. Nr. . welcher über die Verpfändung zweier Versicherungs⸗ policen der Iduna“ seitens des Oberst a. D. Leopold von Trotha ausgestellt ist, aufgefordert, spätestens im Aufgebotstermine am 6. Juli 1895, Vor⸗ mittags 11 Uhr, seine Rechte bei dem nunterzeich⸗ neten Gerichte, Zimmer 33, anzumelden und den Depositalschein vorzulegen, widrigenfalls derselbe für kraftlos erklärt werden wird.

Halle a. S., den 14. November 1894.

Saal 40, ver⸗

Aus⸗

sowie be⸗

hoch, Bart dunkelblonden Vollbart, Augenbrauen dunkelblond, Augen blau. Nase gewöhnlich, Mund gewöhnlich, Zähne vollständig, Kinn oval, Gesicht oval, Gesichtsfarbe gesund, Sprache deutsch.

62827 Steckbriet. Gegen den Fleischergesellen Josef Koffytorz aus Klein⸗Lagiewnik, geboren am 7. November 1872 in Zawadzki, zur Zeit unbekannten Aufenthalts, welcher 6h verborgen hält, ist die Untersuchungshaft wegen Hausfriedensbruchs, Körperverletzung und Sachbe—⸗ schädigung verhängt. Es wird ersucht, denselben zu verhaften und der nächsten GerichtsGbehörde zuzu⸗ führen, welche um Nachricht zu den Akten D. 383/94 ergebenst ersucht wird.

Lublinitz, den 16. Januar 1895. Königliches Amtsgericht.

Steckbrief. .

Gegen den unten beschriebenen Maurer Fritz , aus Hamburg, letzter Aufentbaltsort ulda, welcher flüchtig ist, ist die Untersuchungshaft wegen Körperverletzung mit tödtlichem Ausgang verhängt. Es wird ersucht, denselben zu verhaften 1 in das Landgerichts⸗Gefängniß zu Hanau abzu— iefern.

Hanau, den 18. Januar 1895.

Der Untersuchungsrichter bei dem Königlichen Landgericht. .

Beschreibung: Alter 35 —38 Jahre alt, mittel⸗ groß, Knebelbart, trägt dunkles Jaquet und schwarzen breiten Schlapphut. Besondere Kennzeichen: ist auf einem Auge blind.

62829

lb2830] Steckbriefs⸗ Erledigung. . Der unterm 21. Dezember 1888 hinter den Hand arbeiter Heinrich Friedrich Wilhelm Jürs, geboren 2 Januar 1857 zu Altong erlassene Steckbrief (Stück 234 Nr. 495628 de 1888) ist erledigt. Altona, den JI7. Januar 18956. Der Erste Staatsanwalt.

lözlso! Steckbriefs⸗Erledigung.

Der unterm 6. Januar 1884 hinter den Kauf⸗ mann Johann Heinr. Anton Behrens aus Celle 3 Steckbrief (Stück Nr. 59 489 de 1894) ist

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Altona, den 15. Januar 1895. Der Erste Staatsanwalt.

In der Strafsache gegen den am 18. Oktober 1866 in Weilheim, O.⸗A. Kirchheim, geborenen Schreiner Johann Georg Bernauer, nun wohnhaft in Louis ville, Staat Kentucky, Nord⸗Amerika, wegen Verletzung der Wehrpflicht, ist die von der Straf— kammer II des K. Landgerichts Ulm am 31. Dezember 1887 angeordnete Vermögensbeschlagnahme durch Be⸗ schluß desselben Gerichts vom 15. Dezember 1894 wieder aufgehoben worden.

Den 18. Januar 1895.

S.⸗Staats anwalt Völter.

3 Aufgebote, Justellungen und dergl.

(63217 Zwangsverfteigerung.

Im Wege der Zwangsvollstreckung soll das im Grund⸗ buche von den Umgebungen Berlins im Kreise Nieder⸗ barnim Band 98 Blatt Nr. 3319 auf den Namen des Dachdeckermeisters Wilhelm Schröter hier eingetragene, in der Beusselstraße und Zwinglistraßen⸗Ecke be⸗ legene Grundstück am 25. März 1895, Vormit⸗ tags 10 Uhr, vor dem unterzeichneten Gericht, an Gerichtsstelle, Neue Friedrichstr. 13, Hof, Flügel C. parterre, Saal 36, versteigert werden. Das Grund⸗ stück ist mit 3, 18 Reinertrag und einer Fläche von 7, O3 a nur zur Grundsteuer veranlagt. Auszug aus der Steuerrolle, beglaubigte Abschrift des Grundbuchblatts etwaige Abschätzungen und andere das Grundstück betreffende Nachweisungen, sowie besondere Kaufbedingungen können in der Gerichts⸗ schreiberei ebenda, Flügel D., Zimmer 41, eingesehen werden. Diejenigen, welche das Eigenthum des Grundstücks beanspruchen, werden aufgefordert, vor Schluß des , , re,. die an des Verfahrens herbeizuführen, widrigenfalls na erfolgtem Zuschlag das Kaufgeld in Bezug auf den Anspruch an die Stelle des Grundftücks tritt. Das Urtheil über die Ertheilung des Zuschlags wird am 25. März 1895, Nachmittags 121 Uhr, an Gerichtsstelle, wie oben angegeben, verkündet werden.

Berlin, den 19. Januar 1895.

Königliches Amtsgericht J. Abtheilung 85.

63216 .

m Wege der Jwangsversteigerung soll das im a , von Lichtenberg Band 33 Nr. 1946 auf den Ramen der Frau Rentier Stadthagen, Rosalie, geborenen Bukofzer, zu Berlin eingetragene, in der Straße Nr. 58 Abth. III 2 nach dem Kataster in der Rigaerstraße belegene Grundstlck am 23. März

das Kaufgeld in Bezug auf den Anspruch an die Stelle des Grundstücks tritt. Das Urtheil über die Ertheilung des Zuschlags wird am 283. März 1895, Nachmittags 12 Uhr, an Gerichtsstelle wie oben verkündet werden. Berlin, den 11. Januar 1895. Königliches Amtsgericht J. Abtheilung 86. 63218 Zwangsversteigerung. Im Wege der Zwangsvollstreckung soll das im Grundbuche von der Louisenstadt Band 55 Blatt Nr. 2675 auf den Namen des Geheim⸗Sekretärs Johann Witt hierselbst eingetragene, in der Dresdener⸗ straße 52 und 53 und Annenstraße 42 und 43 be⸗ legene Grundstück am 11. März 1895, Bor⸗ mittags 10 Uhr, vor dem unterzeichneten Ge⸗ richte, an Gerichtsstelle Neue Friedrichstraße 13, Hof, Flügel C., parterre. Saal 36, versteigert werden. Das Grundstück ist mit 52 S590 M Nutzungs⸗ werth zur Gebäudesteuer veranlagt. Auszug aus der Steuerrolle, beglaubigte Abschrift des Grundbuchblatts, etwaige Abschãgungen und andere das Grundstück betref⸗ fende Nachweisungen, sowie besondere Kaufbedingungen können in der Gerichtsschreiberei, ebenda, Flügel D., Zimmer 41, eingesehen werden. Diejenigen, welche das Eigenthum des Grundstücks beanspruchen, werden aufgefordert, vor Schluß des Versteigerungstermins die Einstellung des Verfahrens herbeizuführen, widri⸗ genfalls nach erfolgtem Zuschlag das Kaufgeld in Bezug auf den Anspruch an die Stelle des Grund⸗ stücks tritt. Das Urtheil über die Ertheilung des Zuschlags wird am 11. März 1895, Nachmittags 12 Uhr, an Gerichtsstelle, wie oben angegeben, verkündet werden. Die Termine am 6. Februar 1895 sind aufgehoben worden. Berlin, den 15. Januar 1895. Königliches Amtsgericht J. Abtheilung 85. 63222 In der Wilhelm v. Hammerstein'schen Zwangs versteigerung Friedrichstadt Bd. 21 Nr. 1482 se,, e. 92/93 85 K. 121. 94 werden die ermine am 15. Februar d. J. und das Verfahren aufgehoben. Berlin, den 18. Januar 1895. Königliches Amtsgericht J. Abtheilung 85.

48812 . ;

Auf den Antrag des Königlichen Buchhalters bei der Hauptverwaltung der Staatsschulden Emil Neu⸗ mann in Berlin als Testamentsvollstreckers des Leopold von Trotha'schen Nachlasses, im Aufgebots⸗

Königliches Amtsgericht. VIII.

62680 Aufgebot.

Die Wittwe Juliane Finke, geb. Ritter, für sich und als Vormünderin ihrer Tochter Emilie, und der Gürtler Gustar Finke, beide zu Berlin, haben das Aufgebot der von der Lebensversicherungs⸗Aktien⸗ gesellschaft Germania“ zu Stettin für Frau Juliane Finke, geb. Ritter, zu Berlin zu dem Sterbekassen⸗ buch Nr. 64 705 und für August Friedrich Wilhelm Finke zu Berlin zu dem Sterbekassenbuch Nr. 64 704 unterm 21. Mai 1879 ausgestellten Depo⸗ sitalscheine beantragt. Der Inhaber der Urkunden wird aufgefordert, spätestens in dem auf den 27. Sep⸗ tember 1895, Mittags 2 Uhr, vor dem unter⸗ zeichneten Gerichte, Elisabethstraße Nr. 42, Zimmer Nr. 53, anberaumten Aufgebotstermine seine Rechte anzumelden und die Urkunden vorzulegen, widrigen⸗ . die Kraftloserklärung der Urkunden erfolgen wird.

Stettin, den 24. Dezember 1894.

Königliches Amtsgericht. Abtheilung XI.

26626] Aufgebot.

Es ist das Aufgebot folgender Sparkassenbücher der hiesigen städtischen Sparkasse beantragt:

a. des Buches Nr. 28 573, ausgestellt auf den Namen des Arbeiters Wilhelm Hoffmann zu Berlin. lautend über 450 M 27 4,

pon dem vorgenannten Hoffmann,

b. des Buches Nr. 178318, ausgestellt für die Tochter des Arbeiters Strey zu Berlin, Vornamens Emma, lautend über 6 M 35 3,

von der vorgenannten, jetzt verehelichten In⸗ spektor Herrmann zu Berlin,

e. des Buches Nr. 140 038, ausgestellt für Adolf Robert und Hermann Geschwister Bohne zu Berlin, lautend über 172 6 73 5,

von dem Vormund der Vorgenannten, Bar⸗ bier Gustav Boltz zu Berlin,

d. des Buches Nr. 194 811, ausgestellt für den Hausdiener Hermann Christ zu Berlin, lautend über 50 ,

von dem vorgenannten Christ,

e. des Buches Nr. 307 934 lautend über 5 M 34 8, gusgestellt für Fran Kindler, Ernestine, ge⸗ borene Theinert, zu Berlin,

von der Vorgenannten,

f. des Buches Nr. 210 547, ausgestellt für den Tischler Otto Bargob zu Berlin, lautend über 225 M 6 , .

von dem Musiker Max Bargob zu Berlin, (Bruder des Vorgenannten),