1895 / 21 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 24 Jan 1895 18:00:01 GMT) scan diff

verkehr Aiuftalten.

Telegramme von Herbesthal: Die erste n,. über Ostende hat den Ansch Grund: Sturm

ost von London chnellzug 11 in Herbesthal nicht erreicht. auf See.

vom 233.

London uber Vlissingen vom 23. d. M. ist Grund: Sturm im Kanal.

Bremen, 24. Januar. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Postdampfer Willehad ' ist am 21. Januar von Buenos Der Reichs ⸗Postdampfer Karlsruhe“, von Auftralien kommend, ist am 2. Fanuar in Ant- werpen angekommen. Der Reichs Postdampfer Prinz Heinrich“, hat am 22. Januar die Reise von Port Said nach Suez Der Reichs⸗Postdampfer Darm stadt“' ist am 23. Januar Der Schnelldampfer Em s', nach New⸗NYork bestimmt, hat am 23. Januar Eastbourne passiert. Der Schnelldampfer Fulda ist am 22. Januar von New⸗York Der Postdampfer Graf Bismarck hat am 23. Januar die Reise von Antwerpen

Aires nach der Weser abgegangen.

lege, de s. in Shanghai angekommen.

via Southampton nach der Weser abgegangen.

nach Oporto fortgesetzt.

Ham burg, 2. T. B.) E nische Packetfahrt ⸗Aktien⸗Gesellschaft. Scandia“ hat, von Hamburg kommend, heute iza

ifard passiert. (B. 2. S)

London, 23. Januar.

Durban angekommen.

Theater und Mufik.

Konzerte.

Der I. Symphonie-Abend der Königlichen Kapelle, welcher gestern im Opernh au se unter Direktion des Kapellmeisters Felix Weingartner stattfand, wurde mit einer Novität, dem 8 3 Ghismonda“ von d' Albert eröffnet. W man auch, obne die Oper zu kennen, kein ausführliches Urtheil fällen kann, so ist doch in den mit sanften Klagetönen des Schmerzes ein⸗ geführten Motiven, die mit zahlreichen Vorhaltstönen durchwebt sind, eine Anlehnung an Wagner 's Tristan und Isolder zu erkennen. Das sehr kurz gehaltene Vorspiel wurde beifãllig aufgenommen. Dann folgte Berlioz Phantastische Symphonie“, die an dieser Stelle schon einmal aus- geführt und auch von anderen Kapellen hierselbst mehrfach zu Gehöt Der Komponist schildert darin die Geschichte seiner Liebe, die er in den Aeußerungen der Freude, der Hingebung, des

Zweifels und der Enttäuschung tonmalerisch 3 zu n

orspiel zur

gebracht worden ist.

reizvollen Satz ; der die

Dem

terisieren versteht. reiz vo dem Schlußsatz,

da capo, und

gewöhnlichen instrumentalen Mitteln

unter der energischen und umsichtigen vollendet . wurde.

An demselben Tage ließen

Die 1 englische Post von London über Ostende M. ist ebenfalls ausgeblieben. Grund: Damyfer⸗ fahrt Dover⸗Ostende wegen Sturmes ausgefallen. Auch die dritte englische Post über Osten de vom 23. 8. M. ist ausgeblieben. Grund: Stürmisches Wetter. Telegramm von Goch: Die erste englische Post aus

Januar. (B. T. B.) Samburg-⸗Amerika⸗ Der Postdampfer

Der Uniondampfer WMorm an' ist Mittwoch auf der Ausreise von Madeira abgegangen. Der Castledampfer Lis more Castle' ist heute auf der Ausreise in

bunten eines schreckenerregenden Traum mit allen, zum theil recht außer⸗ zu malen versucht, enthusiastischer Beifall des zahlreich erschienenen Publikums.

lang ausgedehnten und schwierigen Symphonie folgte Havdn's Es-dur- Symphonie, die gleich den beiden anderen Werken von der Kapelle Leitung ihres Dirigenten

fältig geschultes Spiel und

an e,,

eigenen Klavierabend.

e,. assischen Reicher Beifa

ausgeblieben. Im

Rothauser, Joss:

Fräulein Weitz, rasquita:

Wilhelm Tell‘ gegeben.

fort! Stauffacher: Herr Molenar, Bertha: F Herr Ludwig.

spielt darin den König Ottokar.

studiert in Scene. Spielvlan.

Im Neuen Theater Schauspiel in Versen, betitelt: Auffũhrung gelangen.

Das

Morgen 3 Uhr

Ferruccio Bu soni

B-moll-Sonate von Chopin.

Konzert,

Wenn Schmidt⸗Köhne mitwirkt.

Brahms, Schumann, Srieg 8

Henschel, zu Gehör bringen. 6 sämmtlicher Gesänge. 9

Konzertsängerin Frau Bechstein.

zu charak⸗ folgte ein Bilder Elisabeth aus Tannhäuser“, das Wiegenlied“ singen. folgte Dieser

Köln, 23. Januar.

nenbafen geschlossen wurden.

Wien, 23. Januar.

Die jugendli anistin Martha Siebold erntete für ihr sorg⸗ ee n n '. ibre belebte Ausdrucksweise in Stücken von Schumann, Brahms, Lisjzt und Chopin wohlverdiente Beifalle⸗

m Saal Bechstein gab der Pianist Henri Melcer aus Warschau, der schon 26 e konzertierte, gestern seinen ersten e Schumann, Chopin, Grieg, Leschetizfy und Lisßt zum Vortrag ge⸗ Spiel ist klar und verständnißvoll: Vorzüge, die in den weniger als in den neueren jur Geltun folgte allen seinen Leistungen. Der klangvolle Bech⸗ sel stein'sche Flügel kam dem Spieler sehr zu statten.

Königlichen Opernhause Carmen“ mit folgender Besetzung zur A r Pbilipp, Escamillo: Herr Krolop, Frau Herzog. ietrich. Kapellmeister Weingartner dirigiert. . Im Königlichen Schau spielhause wird morgen Schiller's Die Hauptrollen sind wie folgt besetzt: Tell: Herr Nesper, Geßler: Herr Klein. Attinghausen: Herr Kahle, Melchthal: Herr Purschian, Herr r Gertrud: Frau Kahle, Hedwig: Frau von Hochenburger, Fräulein Lindner, Armgart: Frau Stollberg, Parrieida:

Eine der nächsten Novitäten wird Franz Grill⸗ parzer's König Ottokar's Glück und Ende sein.

Im Friedrich-Wilbelmstädtischen Theater geht am Sonntag die Millocker'sche Operette „Der Bettelstudent‘ neu ein Bis dahin bleibt Die Flerermaus“ auf dem

wird Deutscher Frauensinn zur ersten

Stern'sche Konservatorium (Direktor: Gustav Hollaen der) veranstaltet zur Feier des Geburtstags Seiner Majestät des Kaisers im Saale des Konservatoriums am Sonntag, Nachmittags 54 Uhr, eine Musikaufführung, an der sich die hervorragendsten Kräfte des Lehrer⸗Kollegiums betheiligen werden.

Das Programm des morgigen vierten Klavier Abends von j (Sing Akademie) . Phantasie und Fuge über den Namen B- A-C-H von Liszt und die

Lutter aus Hannover giebt morgen im Saal Bechstein ein in welchem die Konzertsängerin Frau Professor Marie Frau Lillian Henschel wird in ihrem Liederabend am 26. 8. M. (Sing ⸗Akadem ie) Lieder von Pacini. Purcell, Davidoff, Chaminade und R. Kahn sowie sechs Gesänge (lim Volkston) von Herr Robert Kahn übernimmt die Be⸗

Außerdem hat die Vielinvirtuosin räulein Irene von Bremerberg ihre Mitwirkung zugesagt. Die Ida GSoeringer aus anstaltet an demselben Tage einen zweiten Liederabend im Saal

Im Konjerthause wird die Oyernsängerin Fräulein Anna Kühlich in dem morgen stattfindenden Wagner ⸗Abend. die Arie der Elsa's Traum“ aus „Lohengrin“ und

Mannigfaltiges.

Das gesammte Ruhrgebiet ist, wie der Voss. Ztg. berichtet wird, vom Hochwasser bedroht; das Wasser der Ruhr und des Rheins steigt fortgesetzt. sich in der Sing⸗Aka demie zwei er ne überfluthet, während in Duisburg die Schleusen vor dem

hier bereits wohlbekannte Künstlerinnen hören: Fräulein Clara n eh, trug mit wohlklingender Stimme mehrere Lieder von etschmar, Scarlatti, Schumann, Rubinstein und anderen vor; eine Neigung zum Detonieren behinderte leider das Gelingen des Vortrags, auch war die Wahl des „Erlkönigs“ von Schubert keine glückliche.

W. T. B.“ meldet: Der heutige Ballꝑ der Stadt Wien nahm einen glänzenden Verlauf. T verweilte etwa J Stunden auf dem Ball und zeichnete viele der An—

Werke von Bach, Beethoven,

kamen.

elangt margen Bizet's 1 rãulein icasla: Frãulein

Auf

Mercedes:

Rudenz:

Herr Matkowsky

am 27. d. M. ein einaktiges Professor

gestiegen.

wesenden, darunter d durch Ansprachen

London, 21. Januar. Ueber die re, , , . in dem ũ schwemmten Bergwerk Audlevr wergl. wird der,. Köln. tg. berichtet Noch bis gestern Nachmittag die Bergleute unermüdlich am Rettungswerk in der Audley Grube, doch erwiesen sich alle Bemühungen, ibren verschütteten 77 Kameraden näher zu kommen, als vergeblich. Das Ergebniß ihrer Anstrengungen war, daß das Wasser, anftatt abzunehmen, sich vermehrte. ben Tage stiegen mehrere ; Gruben⸗Direkteren, in den Schacht, untersuchten die Stollen und er⸗ ließen darauf ein Verbot an die Arbeiter, die Rettungsversuche fort. zusetzen, da die Schächte einzustürzen drohen, und daher nur Menschen. leben für Leichname aufs Spiel gesetzt würden. Gas in das Bergwerk eingedrungen, eine zweite Gefahr für die heldenmüthige Retterschaar. Die Arbeiten sind daher endgültig eingestellt worden, bis sich das Wasser verlaufen waben wird. denken, daß diese Nachricht unter den Angehörigen der Begrabenen Wehklagen und Trauer hervorrief. Die Mutter, Frauen und Geliebten der Verunglückten umlagerten täglich von früh M Abends die Grube und gaben die Hoffnung nicht auf, daß nach fünf. tägigem Warten doch noch ein Wunder geschehen und sie die Ihrigen lebend wiedersehen würden. am Sonnabend an der Kasse der Bergwerksgesellschaft ab, als den Familien der Verunglückten deren W a die übrigen Bergleute zeitweilig unbeschäftigt sind, hat sich unter dem Lord⸗Lieutenant der Grafschaft ein Ausschuß gebildet, um Bei träge für die schwer betroffenen Familien einzusammeln.

Warschau. l Weichsel in Warschau, der am Dienstag 109 war, gestern auf 244

aus.

r. I, s und 19x. 35 en

An dem

Gruben · Ingenieure, begleitet von den

Außerdem ist daz Man kann fich Morgens bis fat

Herzzerreißende Auftritte spielten sich

ochenlöhne ausgezahlt wurden.

London, 23. Januar. Infolge ungeheueren Schneefalls sind, wie der. Köln. Ztg. telegraphiert wird, in den Flußgebieten England? und Wales Uebersch T s thal steht unter Wasser, der Schaden ist bedeutend.

wemmungen eingetreten. Das Theme

Nach amtlicher Meldung ist der Wasserstand der

bringt u. a.

Der bekannte Pianist Heinrich

ihrem Gatten, Georg

Wa

iesbasen ver⸗

Bei Ruhrort sind die

Der Raiser

Nach Schluß der Redaktion eingegangene

Depeschen.

Paris, 24. Januar. (W. T. B.) Bourgeois begab sich heute früh 9 Uhr zum Präsidenten der Republik Faure und bat, von dem Auftrage der Kabinetsbildung entbunden zu werden. Der Präsident dankte ihm, daß er seinem Rufe Folge geleistet habe und beschloß, im Laufe des Vormittags mehrere politische Persönlichkeiten zu berufen.

ö, 23. Januar. (W. T. B.) Der amerika⸗ nische Admiral Carpenter telegraphierte, er habe See⸗ soldaten zur Beschützung des amerikanischen Konsulats in Ehefoo gelandet. Die britischen, französischen und deutschen Schiffskommandanten hätten ebenfalls Marinesoldaten gelandet.

Yokohama, 24. Januar. ; Bureaus) Das japanische Transportschiff „Satsuma—⸗ maru“, das gestern nach Ujina zurückkehrte, berichtet, es habe die Talien⸗Wan⸗Bai am 19. d. M. Schiffen verlassen und sei am 20. 8. M. in Jung-⸗Cheng eingetroffen; der japanische Kreuzer „Yayeyama“ und andere Schiffe hätten unter schwachem Widerstand der Chinesen, die durch die Kanonen der Kriegsschiffe zerstreut worden seien, Marinesoldaten gelandet. Verluste erlitten und vier Kanonen, die im Stich gelassen worden seien, erobert.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

(Meldung des Reuter schen

mit den anderen

Die Landungstruppen hätten keine

82 832 —ᷣ

*

Bar. auf 0 Gr 1. d. Meeressp Temperatur

red. in Millim

Aberdeen Christiansund Kopenhagen. Stockholm

randa. oskau ...

Fort. Queens⸗ n,

748 745 748 747 745 741

750 755 753 753 751 748 750 748

747

66 . winemünde Neufahrwasser Memel ... Münster. .. Karlsruhe ..

* e e de e , e, e d , . , e = do . O J .

Geftern Schnee. ) Nachts Schneewehen. ) Gestern Schnee.

Nebersicht der Witterung.

Die Depression, welche gestern am Skagerak lag, ift südwärts verschwunden, während ein neues tiefes Minimum südlich von den Shetlands erschienen ist, bei dessen Annäherung das Barometer auf den Bri⸗ tischen Inseln außerordentlich stark gefallen ist, auf den Hebriden um 19, in Südschottland um 15 mm in 14 Stunden; in Deutschland dag, hat der Luftdruck stark zugenommen, odaß starkes Auffrischen der Winde, insbesondere für das nord⸗ westliche Deutschland, zu erwarten ist. In Deutsch⸗ land ist bei leichten bis frischen westlichen Winden ohne erhebliche Wärmeänderung das Wetter trübe; faft überall ist Schnee gefallen, allenthalben berrscht leichter Frost. In Schweden dauert die strenge

Kalte fort. Deutsche Seewarte.

Theater Anzeigen. Königliche Schauspiele. Freitag: Opern—

haus. 253. Vorstellung. Carmen. Oper in 4 1Ikften von Georges Bizet. Text von Henry Meilhac und Ludovic Halsvy, nach einer Rovelle des Prosper Mérimée. Tanz von Emil Graeb. In Scene ge⸗ setzt vom Ober ˖ Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapellmeister Weingartner. Anfang 76 Uhr.

Schauspielhaus. 24. Vorstellung. Wilhelm Tell. Schauspiel in 3 Aufzügen von Friedrich von Schiller. Anfang 73 Ubr. 3

Sonnabend: Opernhaus. 24. Vorstellung. Die lustigen Weiber von Windsor. Komisch⸗phan⸗ n Oxer in 3 Akten von O. Nikolai. Text von H. S. von Mosenthal, nach Shakespeares leichnamigem Lustspiele. Tanz von Emil Graeb. r 77 Uhr.

Schauspielbaus. 25. Vorstellung. Halali. Lust⸗ spiel in à Aufjügen von Richard Skowronnek. Die stille Wache. Schwank in 1 Aufzug von Richard Skowronnek. Anfang 74 Uhr.

Dentsches Theater. Freitag (18. Abonne⸗ w, , ,, Weh dem, der lügt! Anfang * Sonnabend: Die Weber. Sonntag, 2 Ubr: Die Weber. 71 Uhr: Weh dem, der lügt!

Berliner Theater. Freitag (20. Abonne— ments ⸗Vorstellung) Böse Zungen. Anfang 71 Uhr.

Sonnabend: Der Kompagnon.

Sonntag, 25 Uhr: Der Kompagnon. 77 Uhr: Böse Zungen.

Lessing · Theater. Freitag: Die wilde Jagd. Anfang 74 Uhr.

Sonnabend: Ghismonda.

Sonntag: Die wilde Jagd.

Friedrich Wilhelmstädtisches Theater. Chausseestraße 25/26.

n, Die Fledermans. Operette in 3 Akten nach Meilhac und Halsvy bearbeitet von C. Haffner und Richard Genée. Musik von Johann Strauß. Regie: Herr Ober- Regisseur Epstein. Dirigent:; Herr Kapellmeister Adolph Ferron. An—⸗ fang 76 Uhr.

Sonnabend: Die Fledermaus.

Residenz Theater. Blumenstraße Nr. 9. Direktion: Sigmund Lautenburg. Freitag: Fer⸗ nand s Chekontrakt. (Eil à la patte,) Schwank in 3 Akten von Georges Feydeau, in deutscher Be⸗

arbeitung von Benno Jacobson. Anfang 71 Uhr.

Sonnabend und folgende Tage: Fernand's Ehe⸗ kontrakt.

Neues Theater. Schiffbauerdamm 44a. / 6.

Freitag: Das liebe Geld. Schauspiel in 4 Akten von Elsa von Schabelski. Anfang 746 Uhr.

Sonnabend: Demi ⸗Monde. Sittenbild in o Akten von Alexandre Dumas.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Vorstellung des Vereins für Volksunterhaltung. Abends 79 Uhr: Festvorstellung zur Feier des Allerhöchsten Geburts⸗ lages Seiner Majestät des Kaisers. Zum ersten Male: Denutscher Franensinn. Schauspiel in * Akt von H. von Mentzel. Hierauf: Das liebe

eld.

Theater Unter den Linden. Bebrenstr. S6 / p?. Direktion: Julius Fritzsche. Freitag: Mit neuer Ausstattung. Der Probekuß. Operette in 3 Akten von Hugo Wittmann und Julius Bauer. Musik von Carl Millöcker. In Scene gesetzt von Julius Fritzsche. Dirigent: Kapellmeister

edermann. Hierauf: Ballet⸗Divertissement.

nfang 74 Ubr.

Sonnabend: Der Probekuß. .

Sonnabend, 2. Februar: Zweiter großer Masken⸗ ball.

Zentral Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. Direktion: Richard Schultz. Freitag: Emil Thomas a. G. Anna Bäckers. Josefine Dora. um 144. Male: O, diese Berliner! Große

sse mit Gesang und Tanz in 6 Bildern (nach

ingrs ß Reise durch Berlin) von Julius 33 Mustk von Julius Einöde hofer. Anfang

r.

Sonnabend: O, diese Berliner!

Adolph Ernst Theater. Freitag: Auf treten der Grotesktänzerin Miß Rose Batchelor vom Prince of Wales-Theater in London. Zum 32. Male: Ein fideles Corps. Große Gesangs. posse mit Tanz. Nach dem englischen A Gaiety Girl‘ von Jonas Sidney frei bearbeitet von Eduard Jacobson und Jean Kren. Anfang 74 Uhr.

Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.

Konzerte.

Konzert Haus. Freitag: Karl Mender · Konzert. VII. Wagner ⸗Abend, unt. freundl. Mitw. der Opernsängerin Fräulein Anna Kühlich.

Sing-⸗Ahademie. Freitag, Anfang 8 Uhr: LV. Konzert (Rlavier⸗Abend) von Ferruccio B. Busoni.

Saal Ferhstein. Linkstraße 2. Freitag An fang 77 Uhr: I. Chopin Abend von Wlad. v. Pachmann.

Birkus Renz (Karlstraße). Freitag: Große Komiker⸗Vorstellung. Humor! Witz! Laune! Auf— treten sämmtlicher Clowns und des August“ Mr. Lavater Lee in ihren wirkungsvollsten Enträes. Außerdem: Das Apportierpferd Mohr, bierauf: Prinz Carneval und sein Gefolge, vorgef. von Herrn R. Renz. Das Schulpferd Mikado, hierauf das irländ. Springpferd Blitz, ger. von Frau Renz⸗Stack.

err und Madame Denis, komische Reitscene.

lle. Lola, Reitkünstlerin. Mr. Wassiliams, Jockevreiter. Auftreten des Herrn Gustav Hüttemann (als Gast) mit seinem Schulpferde Cincinatus. Zum Schluß: io Ri En. (Beim Jahregwechsel in Peking.) Neue Mustk⸗CEinlagen. Anfang 75 Uhr.

Sonnabend: Tjo Ni En. .

Sonntag: Anläßlich des Allerhöchsten Geburte⸗ sesteß Seiner Majestät des Kaisers zwei große Fest= Vorstellungen, Nachmittags 4 Uhr (ermäßigte Preise) und Abends 77 Uhr.

Familien ⸗Nachrichten.

Verlobt: Frl. Käthe Loebe mit Hrn. Pastor Paul Zunker (Putbus = Kaseburg). Frl. Alice Kegel mit Hrn. Lieut. Fritz von Pelchrzim (Berlin). Frl. Elise Gutsche mit Hrn. Amtsrichter Gustar Steulmann (Grãtz, Prov. Posen). .

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Landratb Erich don Saucken (Fischhausen). Hrn. Finanj⸗Rath Fritz Keller (Stuttgart). Eine Tochter: Am. Dauptmann Braun (Langfuhr). Srn. Mar von Zimmermann (Dresden). .

Gestorben: Fr. Hauptmann Clementine bon Kamptz, geb. von Wedel (Berlin). Fr. Gerichte Affeffor Marie Goeschen, geb. Weber (Halle a S) Hr. Oberst z. D. Otto . von Lüding, bausen. Wolff (Berlin). Hr. Geh. Sanitãte. Rath Dr. Julius Bechert (Polin). Zr. ue. anwalt Jeanne von Goldammer, geb. Kleinclaa (Mülbausen i. El). Fr. Justiz⸗Rath Frieder ricke Sturm, geb. Weygoldt (Driesen).

m

Verantwortlicher Redakteur:

J. V.: Siemenroth in Berlin. Verlag der Expedition (Schol;) in Berlin. Dru der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlage= Anstalt, Berlin S., Wil heimftraße Nr. 32 Fünf Beilagen leinschließlich Bõrsen · Beilage]

owie das S ster des Deutschen Reich. 7 . Bren fischen Staate

Anzeigers für 1894.

deutschen Botschafter Grafen zu Gulenburg.

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

M 21.

Berlin, Donnerstag, den 24. Januar

Deutscher Reichstag.

21. Sitzung vom Mittwoch, 23. Januar, 1 Uhr.

Ueber den Beginn der Sitzung ist bereits in der gestrigen Nummer berichtet worden.

Auf der Tagesordnung steht die Fortsetzung der am Mittwoch, 16. d. M., abgebrochenen Berathung des Antrags der Abgg. Dr. , Jacobskötter und Genossen dkons) auf Vorlegung eines Gesetzentwurfs, betreffend die Einführung des Befähigungs nachweises und Verbot der Abgabe von Waaren seitens der Konsumvereine an Nicht⸗ mitglieder, in Verbindung mit den von verschiedenen Parteien dazu gestellten Anträgen.

Nach dem Abg. Beckh, der zunächst sprach, erhält das Wort der

Abg. Metzner (Zentr.): Dem Staats sekretãr Dr. von Boetticher war in der vorigen Woche die Aufgabe zugefallen, die Regierungs⸗ volitik in Bezug auf das Handwerk zu verkbeidigen, obwohl an Ihr eigentlich nichts zu vertheidigen ist. Wenn alle Regierungsmitglieder der Ansicht sind, die der Staatssekretär vorgetragen hat, so kommen wir in der Handwerkerfrage keinen Schritt weiter, und der Staats⸗ sekretär Dr. von Boetticher kann im nächsten Jahre die gleiche Rede balten, wie in der vorigen Woche. Wenn die Regierungs⸗ vertreter sagen, die Handwerkerkammern würden eine gute Grund⸗ lage für die Beurtheilung der Frage der Srganisation des Handwerks abgeben, so kann ich nur sagen: Die Botschaft hör ich wohl, allAein mir fehlt der Glaube. Wenn die Regierung jetzt noch nicht weiß, was dem Handwerk noththut, so wird sie nie zu der Erkenntniß kommen. Die Berufung auf Oesterreich ist irrelevant. Wir wollen nicht die österreichischen Bestimmungen über den Be— fähigungsnachweis in allen Einzelheiten. Dort ist' der Befãhigungs⸗ nachweis in die Hände von liberalen Handel kammern gelegt, und doch wollen die österreichischen Handwerker den Befãhigungs nachweis nicht missen. Was in Oesterreich verfehlt an der Bestimmung ist, kann man bei uns vermeiden. Nach dem Vorredner müßten die Handwerker sich in Bayern in einer überaus glücklichen Lage befinden; Üünd doch kommen gerade aus Bayern Zustimmungen zu unseren Bestrebungen, und in München ist der Sitz des allgemeinen Handwerkerbundes. Es muß in der nächsten Zukunft für das Handwerk etwas Durchgreifendes ge⸗ schehen, wenn ihm geholfen werden soll. Alljährlich werden Tausende von selbstãndigen Handwerkern durch die Grohindustrie vernichtet, und wenn die Regierung nicht bald eingreift, dann ist es zu spãt. Es wäre zu wünschen, daß endlich den schönen Versprechungen Thaten folgen.

Staatssekretär des Innern, Staats-Minister Dr. von Boetticher:

Meine Herren! Ich kann es ja begreifen, wenn der Herr Vor⸗ tedner sich in Bezug auf die Gestaltung der Organisation des Hand⸗ werks einem gewissen Pessimismus hingiebt, und ich verstehe es namentlich, daß er, der mitten in der Handwerksbewegung steht, auch den sehnlichen Wunsch hat, daß wir bald zu einer bestimmteren Ge— staltung der Organisation des Handwerks gelangen. Allein, wenn der Herr Vorredner heute wieder darauf zurückgekommen ist, der Re— gierung Vorwürfe darüber zu machen, daß die Sache nicht in einem schnelleren Tempo marschiert, und wenn er namentlich den verbündeten Regierungen untergelegt hat, sie würden die Sache so anfassen, daß sie »dem Handwerk ab und zu einen Knochen hinwerfen“, ohne gründliche Arbeit auf einmal zu leisten, so thut er nicht allein den verbündeten Regierungen Unrecht, sondern hat auch meine Ausführungen in den früheren Sitzungen durchaus mißverstanden. Wie liegt denn die Sache? Die bekannten Berlepsch'schen Vorschläge sind der Kritik des korporierten Handwerks und auch des übrigen Handwerks und der Königlich preußischen Behörden, die mit der Gewerbeverwaltung zu thun haben, unterstellt worden. Diese Kritik ist eine sehr eingehende gewesen, aber sie hat zu dem Ergebniß geführt, daß man annehmen mußte, das Handwerk selber, wenigstens soweit es sich um das korporierte dandwert handelt, lege keinen sonderlichen Werth auf die Durch⸗ führung der damals vorgeschlagenen Organisation, und ich glaube, der Herr Vorredner selbst wird mir nicht Unrecht geben, wenn ich sage, daß auch er kein Freund der in jenen Vorschlägen in Aussicht ge⸗ nommenen Organisation ist, denn diese Organisation genügte ihm bei weitem nicht, (Zuruf) eben weil also weder Zwangsinnungen in Aussicht genommen waren, noch in dieser Organisation von dem Befähigungsnachweis die Rede war. Nachdem die Kritik eingezogen worden war, sahen wir, daß wir zu neuen Entschlüssen kommen mußten. Hierbei erschien es aber vor allen Dingen nothwendig, uns die Ueberzeugung zu verschaffen, daß ein bestimmter Plan, den wir auszuarbeiten und demnächst den gesetzgebenden Faktoren vorzulegen baben, auch wirklich für die Interessen des Handwerks heilsam ist. Ja, meine Herren, Sie schütteln mit dem Kopf! Ich kann Ihnen ersichern, ich habe das neulich schon gesagt daß ich persoöͤnlich, wenn ich im Lande reise und mich mit den Leuten unterhalte, viel mehr und viel häufiger auf diese Anschauung gestoßen bin: ‚Verschont uns mit den Zwangsinnungen‘ als daß für die Zwangs innungen don seiten der Handwerker, die mir begegnet sind, ein Wort eingelegt worden wäre. Ich habe Ihnen neulich schon angeführt, daß sowohl in Elsaß Lothringen wie am Rhein, namentlich in südlichen Distrikten des Rheint, und auch in weiten Theilen Süddeutschlands, in Baden, Dessen und Württemberg gar keine Schwärmerei für die Zwangs innungen vorhanden ist. (Hört, hört! Sehr richtig! links.) Also, meine Herren, was blieb uns weiter übrig, als einen Weg zu suchen, auf dem wir dazu gelangen können, einmal wirklich die Stimmung in den Kreisen des Handwerks die zu sondieren ja schon an sich sehr nüßlich wäre bezüglich der Organisationsfrage zu erforschen? Ich 5 Ihnen die Entstehungsgeschichte des neuesten Planes neulich ö 6 vorgetragen, daß ich auf den Gedanken gekommen

in, zunächst Kammern zu bilden, welche als eine autoritative ertretung des gesammten Handwerks angesehen werden können. ö. lieberieugung hat nach allen Vorgängen, wie sie uns vorliegen, 6 6 weiteres gewonnen werden können, und namentlich läßt nen . Bedenken nicht kurzer Sand zurückweisen, daß, so intensiv 4 ie Bewegung, die von seiten des korporativen Handwerks be— . auf die Herstellung von Zwangsinnungen geht, doch das denn ö Handwerk über diese Frage voraussichtlich sehr einer ech ö. nsicht huldigt. (Sehr richtig! links. Widerspruch rechts

n der Mitte.)

Nun hat man gesagt darin hat man mich jedoch miß—

verstanden daß diese Kammern nach dem Muster der preußischen Landwirtbschaftẽ kammern gebildet werden sollten. Keineswegs war das die Absicht, sondern ich habe vielmehr nur gesagt, daß der Vor⸗ gang auf dem Gebiet der Landwirthschaft mich auf den Gedanken gebracht hat: ebenso wie man dort zunächst die Kammern bilden will, um zu erfahren, wie die Landwirthschaft über die Heilmittel, die bei ihrer gegenwärtigen Nothlage angewendet werden können, denkt, so sollte man auch auf dem Gebiet der Gewerbegesetzgebung zunächst einmal autoritative Körperschaften schaffen, die man fragen kann: Wie denkt Ihr über die Organisation des Handwerks, wie denkt Ihr über den Befähigungsnachweis, wie denkt Ihr über alle diese Fragen, die jetzt so weite Kreise bewegen? Also lediglich ein Vorgang ist es gewesen, keineswegs ein Mu ste r.

Wenn man uns nun den Vorwurf macht, wir wollten ein Dach schaffen ohne Unterbau, so ist auch dieser Vorwurf unbegründet. Wie liegt denn die Sache? Die Kammern sollen nicht etwa wie Athene aus dem Haupt des Jupiter zur Erscheinung gelangen, sondern wir wollen sie aus dem Handwerk selbst heraus und durch die Wahl der Handwerker selbst herstellen. Ob es auf die Dauer dabei bleibt, ob wir demnächst diesen Kammern als Unterbau was ich für zweck⸗ mäßig halten würde eine Genossenschaft geben, das bleibt der künftigen Erwägung anheimgestellt.

Also, meine Herren, so ganz irrationell ist die Sache nicht, wie wir sie geplant haben, und wenn der Herr Vorredner den Wunsch ausgesprochen hat, daß wir endlich einmal mit einem Vorschlage her⸗ vortreten möchten, so theile ich diesen Wunsch durchaus, er liegt auch wesentlich in meinem eigenen Interesse; denn für mich darin hat der Herr Vorredner ganz Recht ist es nicht erfreulich, alle Jahre immer wieder in diesem Hause über dieselben Dinge zu verhandeln.

Der Herr Vorredner ist nun wieder auf den Befãhigungsnach⸗ weis gekommen. Ich habe vorhin schon angedeutet, daß der Be— fähigungsnachweis eine Frage ist, gegenüber welcher sich der Bundes- rath bisher ablehnend verhalten hat. Ob man später, wenn man erst die Organe des Handwerkerstandes besitzt, an der Hand ihrer Gutachten zu einer andern Entscheidung kommen wird, lasse ich dahin— gestellt. Jedenfalls ist die Frage des Befähigungsnachweises eine außerordentlich bestrittene, und der Hinweis auf Oesterreich, das kann ich dem Herrn Vorredner sagen, würde mich von der Nützlichkeit des Befähigungsnachweises nicht überzeugen. Ich befinde mich, wie ich Ihnen schon neulich gesagt habe, im Besitz einer sehr werthvollen Aeußerung des früheren Reichsrathsabgeordneten Dr. Freiherrn von Hertling, eines früheren Fraktionsgenossen des Herrn Vorredners, der sich in einer im vorigen Jahre im bayerischen Reichsrath gehaltenen Rede in folgender Weise ausgesprochen hat:

Der Hinweis auf Oesterreich kann ganz gewiß nicht den Erfolg haben, daß wir uns für die Einführung des Befãhigungsnachweises erwärmen. Im Gegentheil, die dort gemachten Erfahrungen erwecken die Ueberzeugung, daß von dieser Maßregel kein Heil zu erwarten ist.“

Wenn also ein so hervorragender Mann der Wissenschaft, der sich mit diesen Dingen eingehend beschäftigt hat, zu einem so abfälligen Urtheil kommt, dann, glaube ich, wird man mir nachsehen, wenn ich mindestens einige Zweifel an der Heilsamkeit des Vorschlags der Wiedereinfũhrung des Befähigungsnachweises hege. Also ich bitte den Herrn Vorredner, sich nicht darüber zu wundern, wenn man den Befähigungs— nachweis nicht so ohne weiteres vorschlägt. Ich habe übrigens außer dem Herrn Freiherrn von Hertling für meine Auffassung noch andere Bundesgenossen, und gerade Bundesgenossen aus den Reihen des korporierten Handwerks. Mir liegt hier ein Aus— schnitt aus dem Organ des Innungeverbands der deutschen Dach⸗ Ziegel⸗ und Schieferdeckerinnung vor, in welchem der Erlaß einer Kaiserlich österreichischen Statthalterei, der Statthalterei zu Wien, mitgetheilt wird, in welchem es u. A. heißt:

»Es sei dahin zu entscheiden, daß die Herstellung des Wagen oberbaues ausschließlich den Wagenschlossern, die des Wagenunter⸗ baues ausschließlich den Wagenschmieden, dann die Erzeugung der Wagenfedern beiden Gewerben gemeinsam zusteht, während zum Hängen (Zusammenstellen) der Luxuswagen ausschließlich die Wagen schlosser berechtigt sind. In Orten, wo keine Wagenschlosser existieren, sind die Wagenschmiede befugt, alle den Wagenschlossern zukommenden Arbeiten vorzunehmen (Heiterkeit links), was natũrlich mutatis mutandis, wo keine Wagenschmiede vorhanden sind, zu gelten hat. (Heiterkeit links.)

Dazu macht diese Zeitung, also wie gesagt das Organ eines Innungs⸗ verbands, die Bemerkung:

„Bei näherem Zusehen liegt das allerdings an den Hand⸗ werkern zum guten Theil selbst. Anstatt nämlich die ihnen ein— geräumten Befugnisse gegen die eigentlichen Bedränger durch strammen Zusammenschluß in Kreditvereinen oder dergleichen, also gewissermaßen in corpore, nach außen zu verwerthen, kehrt man die Waffen in unglaublicher Kurisichtigkeit gegen die eigenen Standesgenossen, haut der Schlosser auf den Schmied und der Schmied auf den Schlosser, anstatt daß beide in diesem Falle auf den Wagenfabrikanten (sehr gut! links) einhauen müßten. Wir fangen jetzt wirklich an zu zweifeln, ob sich die Sache bei uns anders gestalten würde.

Meine Herren, Sie werden mir zugeben, so ganz ohne sind hier—⸗ nach die Bedenken, die man gegen den Befähigungsnachweis aufstellen kann, doch wohl nicht. Wir werden das aber alles mit den Organen, die wir zu schaffen beabsichtigen, überlegen, und ich hoffe, der Hert Vorredner wird uns mit seinen Fraktionsgenossen bereitwillig unter stützen, wenn wir mit der Vorlage auf Einführung der Handwerker⸗ kammern kommen werden.

Abg. . (Refp. ) Wenn die staatserhaltenden Parteien hier Anträge auf Organisation des Handwerks und den Befaͤbigungsnach= weis einbringen, so sollte die Regierung es sich doch ernstlich über⸗ legen, ob sie solche Anträge hartnäckig ablehnen will. Gerade der Widerspruch der Sozialdemokraten gegen unsere Bestrebungen follte die Regierung stutzig machen. Wir * en die Hoffnung, ku es noch nicht zu spät ist, dem Handwerk zu helfen. Aber lange darf diese

1895.

Hilfe nicht zögern; denn die Gefahr wird immer größer. Zum Be— weise für die Nothwendigkeit des Befähigungsnachweises braucht man nur auf das Baugewerbe zu verweisen. Wir werden unfere Forde⸗ rungen für das Handwerk so lange wiederholen, bis sie bei der egie⸗ rung Anerkennung finden. .

Abg. Dr. Schneider (fr. Volksp.): Die Forderung des Abg. Gamp, daß besondere Gewerbebanken für das Bandwerk errichtet werden sollen, ist nicht begründet; die vorhandenen Genossenschafts⸗ banken und die sonstigen Kreditanstalten reichen vollkommen aus. Die Idee der Handwerterkammern nimmt sich so aus, als wolle die Re— gierung nächstens ein förmliches . . einberufen. Ueber die Handwerkerkammern läßt sich ein abschließendes Urtheil frei⸗ lich noch nicht abgeben, zumal man noch nicht weiß, ob sie als Ober— oder Unterbau der ganzen Organisation gelten sollen. Der Befãhigungs nachweis würde sich sehr bald als die größte Be⸗ lästigung des Handwerks erweisen wegen der Unmöglichkeit einer genauen Abgrenzung der einzelnen Gewerbe. Man braucht dabei nicht erst auf Sesterreich zu verweisen; es giebt ein viel näher liegendes Beispiel, nämlich die Zeit von 1849 bis zum Erlaß der jetzigen Gewerbeordnung in Preußen. Es ist ein Ünglück für unsere Handwerker, daß sie seit zebn Jahren die Ansicht vertreten, es müffe absolut etwas Besonderes für sie geschehen. Hätte die Regierung schon vor zehn Jahren die Erklärung abgegeben, die der Staatssekretär Dr, von Boetticher jeßt abgegeben 6 bezüglich des Befähigungs⸗ nachweises, so würde die Bewegung im Handwerkerstande nicht solche Dimensionen angenommen haben. Mit Organisationsplänen nützt man dem Handwerk nicht; von Vortheil sind nur praktische Maß— regeln, wie die Untersttzung des gewerblichen Unterricht. Ich hoffe, daß die Regierung bon ihren Been eff er fr. noch Abstand nehmen wird.

Abg. Kühn (Soz-): Die Blüthe des Handwerks liegt schon hinter uns; sie gehört zu den mehr und mehr verschwindenden Dingen. Mit einer Organisation und mit dem Befähigungsnachweis wird man dem . schlechterdings nicht mehr helfen. Die früheren Innungen ind an ihrer eigenen Korruption zu Grunde gegangen. Wenn das Großkapital für das Handwerk eintritt, kommt mir das so vor, als ob der Wolf sich zum Beschützer des Lamms aufwirft. Die Erklaͤ⸗ ungen der Regierung wecken die Befürchtung, daß fie sich auf die Dauer dem Ansturm für den Befähigungsnachweis nicht widerfetzen wird. Sie können dem Handwerk . helfen, da Sie die Mittel nicht bewilligen konnen, die allein wirkfam fein würden. Diese Mittel würden die heutige Gesellschaftsordnung bernichten. Nut die sozialistische Gesellschaft wird einen gefunden Mittelstand haben.

Als Antragsteller erhält das Schlußwort der

Abg. Dr. Kropatschek (Hkons.): Der Gang der Debatte hat mich nicht besonders befriedigt; besonders bedaure ich die zwas eb Abmei ung seitens der Regierung. Im Jahre 1879 wurden unsere Bestrebungen für das Handwerk ebenso bekämpft wie jetzt; alles, was für die Innungen seither geschehen ist, mußte der Regierung förmlich abgerungen werden. Und doch ist in den fünfzehn Fahren manches erreicht, was früher für unmöglich galt. Heute stehen zwar noch nicht die obligatorischen Innungen, aber doch schon die obligatorischen Fachgenossenschaften im Programm der Regierung, und ich gebe die Hoff⸗ nung nicht auf, da der Staats ekretär Dr. von Boettichersin einigen Jahren sich auch no für die obligatorischen Innungen ausfvrechen wird. Ich freue mich, daß die uns znnäͤchst . Partei, die Reichspartei, sich mit dem Gedanken“ des Befãhigungs⸗ nachweises befreundet hat. Im Jahre 1881 wurde von dem damaligen Abg. Lohren jeder Gedanke daran rundweg abgelehnt. Auch die nationalliberale Partei hat sich seit dem Jahre 1881 in Bezug auf die Handwerkerfrage geändert. Die Noth zur Zeit hat sie dazu gedrängt. Prinzipielle Gegner des Be⸗ fähigungsnachweises sind nur die Freisinnigen und die Sozial. demokraten. In der Rede des Kühn war mir eigentlich nur der Schlußsatz intereffant, der dahin ging, nur in der sozialistischen Gesellschaft werde ein gesunder . stand sein. Ich meinte doch, im sozialistischen Zukunstsstaat werde es überhaupt keinen Unterschied mehr geben. Sagen Sie doch den Hand⸗ werkern, damit diese wissen, was ihnen bevorsteht, daß sie im sozia⸗ listischen Zukunftsstaat auch nur Arbeiter sein werden, die thun müssen, was ihnen befohlen wird. Zwangsinnungen und Befähigungs⸗ nachweis werden die Nothlage des Handwerks allein nicht beseitigen. Das Handwerk muß selbst auf seine Hebung bedacht sein. Bor allem . . . k wieder bei . einziehen, dann wird

a er Moment kommen, wo auch die Regierung un Forderungen nicht mehr widerstehen wird. ; .

Die Nr. 1 des Antrags Kropatscheck-Jacobskötter, die Einführung des Befähigungsnachweises betreffend, wird mit sehr geringer Mehrheit angenommen.

Der auf den Nachweis der Befähigung bezügliche Theil der . Gamp, von Kardorff u. Gen. ist damit erledigt.

Die Ziff. IL, 1 dieser Anträge, die Organisation einer Vertretung des Handwerks in Handwerkerkamm ern be— treffend, und die Ziff. Il, die Einschränkung der Beschäftigung Strafgefangener betreffend, werden mit großer Mehrheit an' genommen, die letztgenannte Ziffer nahezu einstimmig.

Das Haus tritt sodann in die Berathung der Nr. 2 des n, der Abgg. Dr. Kropatscheck und Jacobskötter sowie der damit zusammenhängenden anderweiten Anträge ein. Es nimmt das Wort der

Staatssekretär des Innern, Staats⸗Minister Dr. von Boetticher:

Ich glaube dem Hause einen Dienst zu leisten, wenn ich mit theile, daß die Kaiserliche Ermächtigung zur Vorlegung eines Gesetz⸗ entwurfs an den Bundesrath eingegangen ist, welcher die Abänderung des Gesetzes über die Erwerbs. und Wirthschaftsgenossen schaften vom 1. Mai 1889 in Aussicht nimmt und ins besondere eine anderweitige Regelung des Verkehrs der Konsumvereine im Sinne eines Theils der hier vorliegenden Anträge bejweckt. Ich glaube, daß es gerathen sein wird, die Diskussion über diese Anträge hinauszuschieben, bis der Gesetzentwurf dem Reichstag zugegangen sein wird. Ich hoffe, daß dies späͤtestens in einigen Wochen geschehen kann. Ich will dabei übrigens nicht damit zurückhalten, daß die vorliegenden Anträge nicht in vollem Umfang in diesem Gesetzentwurf berücksichtigt sind; aber man weiß ja noch nicht, welche Gestalt der Gesetzentwurf im Bundesrath gewinnen wird, und jedenfalls wird auch nachher immer noch, sobald der Gesetzentwurf dem Reichstag zugegangen ist, Zeit sein, die über den Inhalt des . hinausgehenden Wünsche zur Besprechung im Sause zu ringen.

Auf Antrag des Abg. Dr. Hammacher (nl. Zustimmun an fra Jie! br Hitze r nh 5 6 n mann (Refp.) wird die Berathung von der Tagesordnung

abgesetzt. hluß 5 Uhr.