Das „Marine⸗Verordnungsblatt“ veröffentlicht in einer gestern ausgegebenen Nummer Allerhöch ste Ordres vom 2I. Januar, wonach die Offiziere der Marine⸗Infanterie an Stelle der bisherigen die Schärpe der Sexoffiziere zu tragen haben, während die als Adjutanten fungierenden Offiziere die bisherige Schärpe weiter traen, und ferner die als Bootsgäste der Kaiserlichen Gig kommandierten Mann⸗ schaften der Jacht „Hohenzollern“ ein besonderes Abzeichen er⸗ lten. = 4 Unter demselben Datum haben Seine Majestät der Kaiser bestimmt, daß aus dem jetzigen Steuermannspersonal bei den Matrosen⸗Divisionen ein „Signal- und Steuermannspersonal“ ebildet werde, und die der bezüglichen Ordre beigefügte Vor⸗ chrift über die Organisation und Ausbildung dieses Personals genehmigt. Danach soll das Signal- und Steuermanns⸗ personal der , in der selbständigen Handhabung des ignaldienstes sowie beim Steuern und Lothen, Beobachten und bei der Anfertigung nau⸗ tischer Berechnungen Verwendung finden. Steuerleute und Ober⸗Steuermannsmaate sollen befähigt sein, in Erman⸗ gelung von Wachtoffizieren im Wachtdienst an Bord verwendet zu werden. Das Signal- und Steuermannspersonal erhält besondere Abzeichen und setzt sich zusammen aus: Signalgasten, Ober⸗Signalgasten, Signalmaaten, Ober⸗Signalmaaten, Signal⸗ meistern, Ober⸗Steuermannsmaaten, Steuerleuten und Ober⸗ Steuerleuten. Das gesammte Personal wird bei jeder
Matrosen⸗Division in einem besonderen Verband vereinigt. Die Signalgäste ergänzen sich aus allen Kapitulanten, welche die Laufbahn einschlagen wollen, sowie nach Maßgabe des Bedarfs aus sonstigen durch Gewandtheit und Intelligenz sich auszeichnenden Mannschaften der Matrosen⸗Divisionen.
Die Feier des Allerhöchsten Geburtstages Seiner Majestät des Kaisers und Königs
wurde gestern Morgen 8 Uhr durch einen vom Musikkorps des 2. Garde-Dragoner-Regiments von der Schloßkuppel herab geblasenen Choral und das „große Wecken“ eingeleitet, welches die sämmtlichen Spielleute der 2. Garde⸗Infanterie⸗Bri⸗ gade mit den Hoboisten des Garde⸗Füsilier⸗Regiments, aus dem inneren Schlosse durch die Mittelpromenade der Linden nach dem Brandenburger Thor und zurück marschierend, ausführten. Das prachtvolle sonnighelle Winterwetter, welches den Festtag verschönte, vereint mit dem Umstande, daß der—⸗ selbe diesmal auf einen Sonntag fiel, hatte eine zahlreiche Menschenmenge herausgelockt, welche die Hauptstraßen der Stadt, besonders die Gegend um das Schloß und die Linden“ vom frühen Morgen an mit ihrem dichten Gewoge er⸗ füllte, das bei der An⸗ und Abfahrt der Fürstlichen Herrschaften und der anderen hohen Gratulanten seinen Höhepunkt erreichte. Von allen öffentlichen und vielen Privatgebäuden wehten Fahnen und Flaggen mit den preußischen und deutschen
appen und Farben. Die zahlreichen, zum theil (mit erlesenem Geschmack dekorierten Schaufenster, welche stets die Büste oder das Porträt Seiner Majestät als Mittelpunkt einer reichen Ausstattung mit Blumen, Draperien ꝛc. zeigten, waren von Beschauern dicht umringt, und überall kam in Kleidung und Stimmung die Festfreude zu sichtlichem Ausdruck. Um 111½ Uhr kündigten 101 Salutschüsse, welche von der im Lustgarten aufgestellten Leib⸗Batterie des 1. Garde⸗Feld⸗ Artillerie⸗Regiments abgegeben wurden, den Beginn der BGratulationscour im Königlichen Schlosse an. Nach Schluß derselben, kurz vor 121½ Uhr, begaben Sich Seine Majestät der Kaiser unter dem lauten Jubel der dichten Menschenschaaren, welche den ganzen Weg besetzt hatten, zu Fuß nach dem Zeughause, wo sich inzwischen die Generale und das gesammte Offizierkorps der Garnison Berlin ver⸗ sammelt hatten. Dort erfolgte in der an diesem Festtage herkömmlichen, feierlichen Weise die Parole⸗Ausgabe, wobei der Kommandant des Hauptquartiers, General-Lieutenant von Plessen den oben mitgetheilten Allerhöchsten Armeebefehl verlas. Auf dem Rückgange Seiner Majestät nach dem Schlosse wiederholten sich die herzlichen Obationen des Publikums.
In den Kirchen gedachten die Geistlichen in ihren Pre⸗ digten beim Gottesdienst des Allerhöchsten Geburtstags mit . Fürbitte. Die Universität und andere Hochschulen, Akademien (s. u) und Konservatorien hatten, soweit dies nicht bereits in Vorfeiern geschehen war, zu Ehren desselben würdige . mit Gesang und Festreden veranstaltet. Nachmittags anden bei den Chefs der Reichs⸗ und Staatsbehörden Fest⸗ mahle statt.
Im Opernhause war Abends Festvorstellung, und in den Theatern wurden die Aufführungen der Repertoirestücke vielfach durch die Klänge der Jubelouvertüre von Weber und Fest⸗ prologe eingeleitet. Mit einer glänzenden Illumination, bei welcher diesmal die elektrische Beleuchtung mit ihren bunten neuerfundenen Lichtkörpern vielfach prächtige Ueberraschungen darbot, schloß der Festtag.
Die Königliche Akademie der Künste feierte den Geburtstag Seiner Majestät des Kaisers gestern Vormittag 11 Uhr durch eine Festsitzung im großen Saal der Sing—⸗ Akademie, der mit der Kolossalbüste des Kaisers in der Gardes⸗ du⸗Korpe⸗Uniform und mit frischen Blumen schön geschmückt war. Unter den Ehrengästen befanden sich die Geheimen Räthe Dr. Köpke und von Moltke aus dem Ministe⸗ rium der geistlichen 2c. J . der Ober⸗ Regierungs⸗Rath Friedheim, der General⸗Arzt Grasnick und der Direktor des Kaiserlichen Gesundheitsamts Köhler. Der Akademische Senat war fast vollzählig vertreten. Die Feier begann mit der großen Krönungshymne von Händel, welche von den Sängern und Musikern der Hochschule unter Leitung des Kapellmeisters der Akademie Professor Joachim vorgetragen wurde. Nachdem der Gesang verklungen war, nahm der Erste J Sekretar und Senator der Akademie, Professr Dr. Hans Müller das Wort zur Festrede, welche die Beziehungen des ersten Königs von Preußen zur Kunst behandelte. (Wir , n, . den Wortlaut dieser Rede in der Ersten Beilage.) it der vom Orchester der . ausgeführten C-dur⸗Ouvertüre von Gade schloß die Feier.
Die Kaiser⸗Geburtstag⸗Feier der Königlichen Friedrich Wilhelms⸗Universität fand gestern Mittag unter großer Betheiligung in der Aula, die mit der von blühenden Gewächsen umgebenen Kaiserbüste und prächtigen Pflanzen dekoriert war, statt. Als Ehrengäste wohnten der Feier der Minifter der geistlichen 2c. Angelegenheiten D. Dr. Bosse
mit dem Ministerial⸗Direktor von Barisch und den Geheimen Räthen Althoff und Naumann, der Generalstaba⸗ Arzt von Coler und andere hohe Beamte bei. Unter dem 2 der Motette Herr, der König‘ erfolgte der Einzug des Senats. Die Festrede des Rektors Professors Pfleiderer hatte zum Thema Das deutsch⸗ngtionale Bewußtsein in Ver⸗ gangenheit und Gegenwart“. (Ein Auszug aus dieser Fest—⸗ rede ist in der Ersten Beilage zur heutigen Nummer d. Bl. abgedruckt) Mit dem Gesang der Hymne Salvum fac regem“ 3. die Feier.
Auch die Techn ische Hochschule hatte schon am Vorabend eine Kaisergeburtstagsfeier in der mit der Büste Seiner Majestät und Palmen und , , . reich dekorierten und glänzend erleuchteten Aula veranstaltet, an deren Seiten sich die Chargierten der studentischen Korporationen mit ihren Fahnen aufgestellt hatten. Die ordentlichen Mitglieder der fünf Lehr ⸗Abtheilungen erschienen in ihren braunen Talaren und nahmen mit den Ehrengästen, den Vertretern der Regierung, der Stadt Charlotten⸗ burg u. A. auf den ersten Sitzreihen Platz. Der Gesang „Gott, du bist meine Zuversicht“ eröffnete den Akt. Dann betrat der zeitige Rektor, Geheime Regierungs⸗Rath, Professor Dr. Slaby die Tribüne, um die Festrede „über das Gesetz von der Erhaltung der Energie und seine Bedeutung für die Technik“ sygl. die Erste Beilage zur heutigen Nr. d. Bl) zu halten. In dem Gesang des Liedes „Schwing dich auf du Lied der Lieder“ klang die Feier stimmungsvoll aus.
Wie in Berlin, so wurde auch außerhalb, in Preußen wie im Reich, der Kaiserliche Geburtstag festlich begangen. Es liegen darüber bereits Meldungen vor aus München, Dresden, Leipzig, Darmstadt, Weimar, Braunschweig, Ham⸗ burg, Lübeck, Breslau, Köln, Königsberg, Hannover, Posen und zahlreichen anderen Orten. Ueber di Feier in Straß⸗ burg i. E. wird berichtet:
Straßburg i. Els., 27. Januar. Die Feier des Ge⸗ burtstages Seiner Majestät des Kaisers war vom schönsten Wetter begünstigt. Der gestrigen Universitätsfeier folgten heute Festgottesdienste in allen Kirchen. Dem Gottesdienst in der Neuen Kirche wohnte der Statthalter Fürst zu Hohenlohe⸗ Langenburg mit Gemahlin bei; alsdann besuchte der Statt⸗ halter noch den Militärgottesdienst in der Thomaskirche. Um 1 Uhr war Parade auf dem Kaiserplatze, welche vom Statt—⸗ halter abgenommen wurde. Bei dem um 3 Uhr folgenden Festessen, an welchem die Mitglieder des Ministeriums, die Generalität, viele Beamte und Offiziere sowie zahl⸗ reiche Angehörige der Bürgerschaft theilnahmen, hielt der Statthalter nach dem Bericht des W. T. B.“ folgende Rede: „Es ist heute das erste Mal, daß mir die Ehre zu theil wird, in Ihrer Mitte an dem Freudentag der deutschen Nation dem Geburtstage Seiner Majestät des Kaisers, den Toast auf Allerhoöͤchstdenselben auszubringen. Vor wenig Tagen erst war es mir vergönnt, aus dem Munde unseres aller⸗ gnädigsten Herrn selbst erfahren zu dürfen, mit welch warmem Interesse Allerhöchstderselbe die Entwickelung der Reichslande verfolgt, wie innig er denselben zugethan ist, wie er sich über jede frohe Botschaft freut, die von hier an ihn gelangt, und wie gerne er der Tage seines Aufenthalts in Elsaß⸗Lothringen gedenkt. Wir, die Angehörigen der Reichslande, dürfen mit froher Zuversicht auf das landesväterliche Walten unseres Kaisers bauen, das nur auf die Wohlfahrt des Landes ge⸗ richtet ist, und müssen in treuer Anhänglichkeit und Ergeben⸗ heit dankbarst zu ihm aufblicken. Gott segne und beschirme unseren Kaiser auch in seinem neuen Lebenjahre zum Heile des Deutschen Reichs und unseres Landes. Mit diesem innigen Wunsch bitte ich Sie, mit mir in den Ruf einzu⸗ stimmen: „Seine Majestät der Kaiser lebe hoch!“ Die Ver— sammlung stimmte begeistert dreimal ein. — Weitere Fest—⸗ mahle und Festlichkeiten wurden von den Offiziekrorps der Garnison, den Landwehr-Offizieren, verschiedenen Vereinen und Kreisen der Bürgerschaft veranstaltet. Die Stadt prangt im Flaggenschmuck.
Aus dem Auslande sind folgende Festberichte eingegangen:
Wien, 28. Januar. Zur Feier des Geburtstags Seiner Majestät des Deutschen Kaisers fand gestern ein Hofdiner statt, bei welchem der Kaiser Franz Joseph den Toast auf Kaiser Wilhelm ausbrachte. An dem Diner nahmen theil: der deutsche Botschafter Graf zu Eulenburg, die Mitglieder der Botschaft, die Gesandten der deutschen Bundesstaaten, die gemeinsamen Minister Graf Kälnoky, von Kallay und von Kriegshammer, der Admiral von Sterneck, die Minister⸗Prä⸗ sidenten Fürst Windischgrätz und von Banff, der Minister Graf Welsersheimb, der Generalstabs⸗-Chef von Beck, zahlreiche Generale und die Hofchargen.
Triest, 27. Januar. Gestern Abend feierten über 100 Angehörige des Deutschen Reichs den Geburtstag Seiner Majestät des Kaisers unter Theilnahme der Mehrzahl der Offiziere und vieler Kadetten von S. M. Schulschiff „Stein“. — Heute hatte S. M. Schulschiff „Stein“ anläßlich des fest⸗ lichen Tages Flaggengala gehißt. Da seit gestern Nacht unter heftiger Bora starker Schneefall stattfindet, so ist die für heute Nachmittag auf S. M. Schulschiff „Stein“ beabsichtigte Feier abgesagt worden.
Paris, N. Januar. Auf der deutschen Botschaft war gestern zu Ehren des Geburtstages Seiner Majestät des Kaisers Wilhelm ein großer Empfangsabend veranstaltet, welchem zahlreiche Mitglieder der deutschen Kolonie beiwohnten. Der deutsche Quartettverein trug mehrere Chöre vor. Graf Münster brachte ein Hoch auf Seine Majestät den Kaiser aus, in welches die Versammelten begeistert einstimmten — Die hiesige deutsche Kolonie beging das Geburtsfest Seiner Majestät des Kaisers mit einem Bankett im „Hotel Continental“, zu dem sich etwa 160 Theilnehmer eingefunden hatten. Der deutsche Botschafter Graf Münster hielt die Fest⸗ rede. Er theilte, dem W. T. B.‘ zufolge, mit, ihm sei jüngst die hohe Auszeichnung und das Glück beschieden gewesen, einige Stunden im Kreise der Kaiserfamilie zu weilen; er habe ein Bild genossen, welches das Herz jedes Deutschen innig erfreuen und erheben müsse. Die Deutschen im Auslande seien nicht durch Par⸗ teiungen zerrissen, sie seien glücklich, daß ihr Kaiser die von den Vorfahren überkommene Macht zu erhalten und zu stärken wisse, um den Frieden zu schützen. Graf Münster schloß mit einem jubelnd aufgenommenen Hoch auf Seine Majestät den Kaiser und das Kaiserliche Haus.
Rom, 27. Januar. Zur Feier des Geburtstages Seiner Majestät des Deutschen Kaisers fand heute Vormittag in der
der deutsche
—
des Palazzo Caffarelli Festgottesdienst statt, welch ö er B. von Bülow mit 3 das Personal der tschaft, der Königlich preu che Gesandte bei dem päpsilichen Stuhle O. von Buͤlom der Königlich bayerische Gesandte beim Quirinal Freihert von Podewils, sowie viele Deutsche beiwohnten. — Nach dem Gottesdienst erschienen der italienische Minister des Auswärtigen Baron Blanc, die Chefs der Vertretungen der auswärtigen Mächte, sowie viele italienische Würdenträger und hervorragende Persönlichkeiten in dem Botschaftspalais, um ihre Glũctwůnsche darzubringen. Zu dem heute in der Botschaft stattfindenben * waren über 300 Neichsangehörige geladen. Der deutsche oischafter von Bülow brachte dabei in zündenden Worten das Hoch auf Seine Majestät den Kaiser aus, das von der Versammlung mit stürmischer Begeisterung aufgenommen wurde — Der Deutsche Künstlerverein hatte den Geburtstag Seiner Majestät des Kaisers Wilhelm bereits gestern Abend durch einen Festkommers gefeiert, zu welchem auch der deutsche Botschafter von Bülow, der preußische Gesandte von Bülow und der bayerische Gesandte Freiherr von Podewils erschienen waren.
St. Petersburg, 27. Januar. Im Laufe des Vor⸗ mittags erschienen bei dem deutschen Botschafter, General von Werder die Botschafter und Gesandten der auswärtigen Mächte, das diplomatische Korps, zahlreiche Hoschargen und hervorragende Persönlichkeiten, um ihre His en , zum Geburtstage Seiner Majestät des Deuischen Kaisers ' 5 Heute Abend veranstaltet die deutsche Kolonie elne
esttafel.
Brüssel, A. Januar. Die deutsche Kolonie beging das Geburtstagsfest Seiner Majestät des Kaisers durch ein Fest⸗ inahl im „Grand Hotel“. Der deutsche Gesandte Graf von Alvensleben feierte Seine Majestät den Kaiser in begeifsterten Woiten, er drückte die Freude des deutschen Volks Über die Erhaltung des Friedens und die Hoffnung auf dessen fernere Bewahrung aus, dank der festen und thatkräftigen Hand, mit der Seine Majestät der Kaiser die Zügel des Staats führe. Die Rede wurde mit begeisterten Hochs auf Seine Majestät den Kaiser aufgenommen.
Konstantinopel, A. Januar. Zur Feier des Geburts⸗ tages Seiner Majestät des Deutschen Kaisers fand zuerst heute Vormittag in der Botschaftskapelle ein feierlicher Gottesdienst statt, dem der Botschafter Fürst Radolin, das Personal der Botschaft und zahlreiche Deutsche beiwohnten. Hierauf war Gratulationsempfang auf der deutschen Botschaft. Um 2 Uhr ließ der Sultan durch den ersten General⸗Adjutanten seine Glückwünsche aussprechen, während zu derselben Zeit die im Bosporus liegenden türkischen Kriegsschiffe 21 Salun⸗ schüsse abgaben. Abends war Diner auf der Botschaft, wozu an II0 deutsche Reichsangehörige Einladungen ergangen waren.
Bukarest, V. Januar. Aus Anlaß des Geburtstags Seiner Majestät des Kaisers Wilhelm wurde in der hiesigen evangelischen Kirche ein feierliches Tedeum abgehalten, welchem der Chef des Militärkabinets General Wladesco in Vertretung des Königs, die Minister Catargi und Lahovary, sowie die Spitzen der Militär⸗ und Zivilbehörden n, ,. Nach dem Gottesdienst fand Empfang auf der deutschen Gesandt⸗ schaft statt.
Die vereinigten Ausschüsse des Bunde sraths für das Seewesen, für Handel und Verkehr und für Justizwesen hielten heute eine Sitzung.
Für die Berufs- und Gewerbezählung, welche nach dem Entwurf eines Gesetzes, der dem Reichstage vorliegt, im Juni dieses Jahres vorgenommen werden soll, sind vom Kaiserlichen Statistischen Amt unter Mitwirkung der Vertreter der amtlichen Statistik der Bundesstaaten die nachstehenden Entwürfe zu Erhebungs⸗Formularen:
IN einer Haushaltungsliste,
2) einer Landwirthschaftskarte,
3) eines Gewerbebogens ausgearbeitet worden. Diese Formulare sind in der Vierten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs- und Staats⸗Anzeigers“ abgedruckt.
Der Kommunal-Landtag der Kurmark beschloß in seiner 6. Plenarversammlung über fünf Gutachten des J. und acht des II. Ausschusses. Die ersteren betrafen die gn. der Landfeuersozietät der Kurmark und -der Niederlausitz für 1893, welche vorbehaltlos entlastet wurden, zwei Rekurse der General⸗Direktion und einen solchen eines Versicherten gegen Kreistagsentscheidungen, welchen Rekursen, dem letzteren aus Billigkeitsrücksichten und auf Antrag der General-Direktion, stattgegeben wurde. Auf gleichen Antrag wurde in einem vierten Falle aus Billigkeitsrücksichten eine Brandentschädigung ge⸗ währt. Nach dem Gutachten des II. Ausschusses wurden milden Stiftungen in 4 Fällen Unterstützungen aus dem Dispofitions⸗ fonds der Kurmärkischen Hilfskasse bewilligt. Der Landtag nahm von dem Stand dieses Fonds Kenntniß und billigte den Vorschlag seines Ausschusses, die Bewilligungen innerhalb des jetzt zurückgegangenen Zinseinkommens zu halten. Die eiche he , der Kurmärkischen Hilfskasse für 1893 und der Bericht der außerordentlichen Revision der Ständischen Kassen gelangten zur Kenntniß des Landtags, welcher schließlich die Rechnung über den Kurmärkischen Kommunal ⸗Landtags⸗ fonds für 1893 entlastete.
Schleswig, 26. Januar. Heute, Mittags 12 Uhr, wurde der 29. Schleswig⸗Holsteini h Provinzial⸗Landtag von dem Wirklichen Geheimen Rath und Ober⸗Präsidenten von Steinmann mit einer kurzen Ansprache, unter An⸗ erkennung der energischen und ersprießlichen Erledigung seiner Geschäfte, geschlossen. . ;
Nach einem sodann von dem Vorsitzenden, Klosterproph Grafen von Reventlou-⸗Preetz auf Seine Majestät den Kaiser und König ausgebrachten, begeistert aufge⸗ nommenen dreimaligen Hoch trennte sich die Versammlung.
Der 29. Provinzial-Landtag hat sieben Plenarsitzungen abgehalten. Zwei Vorlagen sind demselben von der König⸗ lichen Staatsregierung gemacht worden, darunter das Ers um Abgabe einer Aeußerung über die Errichtung einer Land⸗ wirthschaftskammer für die Provinz sowie über den Ent von Satzungen für die Cammer. Nach Prüfung dieser Vor⸗ lage durch eine Kommission von neun Mitgliedern hat der Provinzial-Landtag sein Gutachten mit allen gegen eine Stimme
dahin geben, daß er die Errichtung einer Landwirthscha fammer für — balte. Die Satzungen sind mit 8 gleichen Stimmen verhältniß nach den Vorschlägen des Ausschuffes genehmigt worden. Danach wird die Kammer aus SM ordent⸗ sichen Mitgliedern bestehen, welche auf die Landkreise nach Maßgabe des Grundsteuerreinertrags und der landwirthschaft— sichen Bevölkerung, jedoch unter der Beschränkung zu ver⸗ theilen sind, daß keinem Kreise mehr als fünf oder weniger als drei Mitglieder zufallen.
Von dem Provinzialausschuß sind 20 Berichte und An⸗ träge eingegangen. Davon sind hervorzuheben: 1) der Ent⸗ wurf zu einem Regulativ, betreffend die Bedingungen für die Gewährung einer provinziellen Unterstützung des Kleinbahn⸗ wesens in der Provinz mit Ausnahme des Kreises Herzog⸗
um Lauenburg. Das Regulativ, welches ein Eintreten der
rovinz mit eniweder / der Anlagekosten darlehnsweise oder ig à fonds perdn vorsieht, ward genehmigt. 3) Ge⸗ währung der Beihilfe zu den Anlagekosten für eine Klein⸗ bahn von Niebüll nach Dagebüll. Eine Beihilfe von 65 00 6 ward gewährt. 3) Erweiterung der Räumlichkeiten der Provinzial⸗Irrenanstalt. 4) Beschließung eines Provinzial⸗ statuts zur . der 88 8ů und 93 der Provinzial⸗ ordnung vom . Mai 1888. Das Statut ward in folgender Fassung angenommen: „Die Wahl des Landes⸗-Direktors hat der Provinzialausschuß vorzubereiten. Dem Landes⸗Direktor werden nach Maßgabe der Beschlüsse des Provinzial-Landtags dier 3 Beamte mit berathender Stimme zugeordnet, deren Wahl der Provinzialausschuß ebenfalls vorzubereiten hat.“
Nachdem der Landes-Direktor von Ahlefeld auf seine Emeritierung angetragen hatte, ward von dem Provinzial⸗ . 36 die 3 2 hn . auf sechs Jahre vorzunehmen. ewählt ward der La t von Graba. J Wah
Durch diese Wahl war die Neuwahl eines Landes⸗Raths erforderlich geworden; auch ward die Wahl eines zweiten Landes⸗Raths beschlossen. Als Landes⸗Räthe wurden gewählt: 2 Wenneker in Kiel und Stadtrath Bachmann in Kiel.
Außer der Kommission zur Prüfung der Landwirthschafts⸗ kammer⸗Vorlage sind zwei Ausschüsse niedergesetzt worden: der Wahlprüfungsausschuß mit fünf Mitgliedern und der Petitions⸗ ausschuß mit sieben Mitgliedern.
Zwanzig Petitionen sind eingegangen. Durch elf von dem Petitlonsausschuß erstattete schriftliche Berichte sind vierzehn etitionen erledigt; vier Petitionen haben in anderer Weise ihre Erledigung gefunden; über zwei Petitionen ist von dem Ausschuß mündlich Bericht erstattet worden.
Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach.
Der Landtag ist gestern durch den Staats⸗Minister Dr. Freiherrn von Groß in der üblichen Weise eröffnet worden.
ie Propositionsschrift gedenkt zunächst des Todes Seiner Königlichen Hoheit des Erbgroßherzöogs und bringt den Dank des Großherzoglichen Hauses für die allge⸗ meinen Kundgebungen der Trauer zum Ausdruck. Was den Voranschlag des Staatshaushalts betreffe, so seien in demselben er⸗ hebliche Verschiebungen eingetreten Obwohl die eigenen Landes⸗ einnahmen trotz der theilweisen Ungunst der wirthschaftlichen Verhaͤltnisse fich auf der früheren Höhe erhalten hätten, sei in⸗ folge der Verhältnisse zum Reich ungeachtet der möglichsten Sparsamkeit eine Erhöhung der Einkommensteuer nicht zu um⸗ gehen. Auch ein weiterer Ausbau der Steuerverfassung sei nöthig. — Andere Vorlagen beziehen sich auf eine neue Gemeindeordnung sowie auf die konfessionellen Ver— hältnisse der Kinder aus gemischten Ehen.
Nach der Wiederwahl des Präsidiums gedachte der Präsident Freiherr von Rotenhan des Geburtstages Seiner Ma⸗ jestät des Kaisers und brachte auf Allerhöchstdenselben ein Hoch aus, in das der Landtag begeistert einstimmte.
Oe sterreich⸗ Ungarn.
Der ungarische Minister⸗Präsident Baron Ban ffy wurde, wie W. T. B. berichtet, gestern Vormittag vom Kaiser in längerer Privataudienz empfangen. Hierauf stattete der⸗ selbe den obersten Hofwürdenträgern, dem Erzbischof Gruscha und dem Generalstabs⸗Chef FZ M. Freiherrn von Beck Besuche ab und nahm Abends an der 8 theil. .
Der neuernannte türkische Botschafter Galib⸗Bey über⸗ reichte gestern dem Kaiser in feierlicher Audienz sein Be⸗ glaubigungsschreiben.
Der ungarische Finanz-Minister von Lukacs hat die sein Ressort betreffenden Besprechungen mit dem österreichischen
inanz-Minister Dr. von Plener zu einem prinzipiellen
bschluß gebracht.
Wie aus Triest berichtet wird, hat der Kommandant des deutschen Schulschiffs „Stein“, Kapitän zur See von Wietersheim bald nach feiner Ankunft in Triest dem Erz⸗ herzog Carl Stephan, als Kontre⸗Admiral der deutschen Marine, von der Ankunft S. M. S. „Stein“ zur Feier des Geburtsfestes Seiner Majestät des Kaisers Wilhelm telegra⸗ phische Meldung erstattet. Der Erzherzog Carl Stephan telegraphierte sofort an den Schiffs⸗Kommandanten:
Ich danle sehr für die mich erfreuende Nachricht. Willkommen in der Adrig! Ihnen und den Kameraden meine allerherzlichsten Glück⸗ wünsche. Erzherzog Carl Stephan.“
Vorgestern Vormittag legten der Kommandant und das Offizier korps des Schusschiffs „Stein! am Denkmal des Kaisers Maximilian auf der Piazza Giuseppina einen prachtvollen Kranz mit schwarz⸗ gelbem und ha ⸗weiß⸗rothem Bande nieder. Das letztere trug ie idmung? Der Kommandant und das Offizier⸗ korps S. M. S. „Stein“ den 26. Januar 1895.“ Später gab der Kommandant des Triestiner Seebezirks, Kontre⸗Admiral Graf Cassini zu Ehren der deutschen Maxine⸗Offiziere ein Dejeuner, woran auch der Statthalter von Rinaldini und der deutsche General⸗Konsul Pritsch theilnahmen. Der Kontre-Admiral Graf Cassini brachte einen Toast auf Seine Majestät den Kaiser Wilhelm aus, den der Kapitän z. S. von Wietersheim mit einem Trinkspruch auf Seine Majestät den Kaiser 2 Jo seph erwiderte. Sodann hieß der Kontre⸗ Admiral Graf Cassini die deutschen Sffiziere in den öster— reichischen Gewässern willkommen, wies dabei auf die Nieder⸗ legung des Kranzes am Denkmal des Kaisers Maximilian hin, die dem Andenken nicht sowohl des Kaisers, sondern des Marine⸗Kommandanten gelte, dankte namens der ganzen öster⸗ reichischen Marine und brachte ein Hoch auf die deuische
arine aus. Der Kapitän zur See von Wietersheim er⸗
widerte mit einem Trinkspruch auf die österreichische Marine.
durchgeführt worden seien.
*
In der vorgestrigen Sitzung des niederösterreichisch en Landtags beantwortete der Statthalter Graf Kielmannsegg die Interpellation des Abg. Schoeffel über den Stand der Cholera in Galizien. Er führte aus, von einer Ver— heimlichung der Seuche konne keine Rede sein, da seit April 1894 regelmäßige Mittheilungen über den Stand derselben ver— öffentlicht worden seien, und wies ziffernmäßig nach, daß die Cholera im abgelaufenen Jahre weniger Opfer gefordert habe als in den Jahren 1866 und 1873. Schon darin liege der Beweis, daß auch in Galizien prophylaktische Maßnahmen Es sei in sanitärer Beziehung ein bedeutender Fortschritt in Galizien zu verzeichnen, das zeige auch die Verhinderung der Einschleppung der Cholera nach Schlefien und Mähren. Was speziell Niederösterreich betreffe, so sei die Angst vor der Cholera angesichts der getroffenen Maß— regeln vollkommen ungerechtfertigt. Am Schluß der Sitzung kam es zu einer stürmischen Scene. Der Abg. Gregorig griff den Obmann eines Bezirksarmenraths auf das heftigste an, da dieser nur zu der Stelle gelangt sei, weil ihm ein⸗ zelne Landesausschußmitglieder versönlich verbunden seien. . drohte der Landmarschall Freiherr von Gudenus dem kedner die Wortentziehung an. Der Abg. Gregorig ging hierauf zur Besprechung der Wahl des Landesausschuß— mitglieds Granitsch in den Reichsrath über und bezeichnete dieselbe als eine Gemeinheit und Lumperei. Hierauf entzog der Landmarschall dem Redner das Wort und verließ seinen Platz. Unter großem Lärm seitens des ganzen Hauses wurde die Sitzung geschlossen.
Im böhmischen Landtage begründete am Sonnabend der Abg. Podlipny den Antrag der Jungezechen auf Re⸗ vision und Vorlegung der Staatsakte über die staatsrechtliche Stellung Böhmens und beantragte, den— selben einer besonderen Kommission zuzuweisen. Der Prinz Ferdinand 1 erklärte, er wolle gegen Podlipny nicht polemisieren, er stimme aber für Ueberweisung des Antrags an die Budgetkommission, um zu beweisen, daß der Adel die Durchforschung der historischen Akte nicht scheue. Der Abg. Podlipny erklärte fich damit einverstanden, worauf der Antrag mit allen Stimmen gegen die der Deutschen der Budgetkommission zugewiesen wurde. Auf den Galerien ertönte lebhafter Beifall zu diesem Beschluß, sodaß der Oberst-Land— marschall die dort befindlichen Zuhörer zur Ordnung verwies.
9. der Kommission des böhmischen Landtags zur Vor— berathung des Antrags auf Vermehrung der Beisitzer des Landesausschusses sprach sich der Abg. Ruß ent— schieden gegen die Wahl von 4 Beisitzern aus dem Landtage aus, verlangte einen gerechten Antheil, der Deutschen an der obersten autonomen Landesverwal⸗ tung durch Konstituierung nationaler Wahlkurien und behielt sich vor, einen diesbezüglichen Gesetzentwurf vorzulegen. Der Abg. Herold sprach gegen das System der Kurien; Graf Adalbert Schoenborn erkannte der Ein— führung nationaler Kurien eine gewisse Berechtigung zu, doch sei die Durchführung schwierig. Der Prinz Carl Schwarzenberg hielt die gegenwartigen Zustände für unhalt— bar und sprach sich gegen die Vermehrung der Beisitzer im Landesausschuß aus. Der Abg. Brzorad erklärte, die Jungezechen lehnten nicht prinzipiell die Errichtung zweier nationaler Kurien ab, doch könnten sie eine dritte Kurie der Großgrundbesitzer nicht zugestehen. Der Abg. Rieger erklärte, den Deuischen müßten nationale Garantien
eboten werden. Seine — 16 sei prinzipiell nicht gegen die
rrichtung von Kurien, stehe jedoch unter dem Einfluß der Koalition, welche die Wahrung des nationalen Besitzstands versprochen habe. Die Punktationen seien abgethan, aber der . Zwist sei nur im Einvernehmen beider Nationen zu õsen.
Großbritannien und Irland.
Zwei englische Journalisten hatten, wie W. T. B.“ berichtet, von Lord Kimberley Pässe erhalten, die ihnen ermöglichten, nach Konstantinopel zu gehen, um dort In⸗ formationen über die armenische Frage einzuziehen. Die Pässe wurden der türkischen Botschaft zum Zwecke der amt— lichen Visierung vorgelegt. Der Botschafter wies die Jour⸗ 1 an, sich an den türkischen General-Konsul zu wenden, letzterer verweigerte die Visierumg. Lord Kim— berley wurde hiervon Mittheilung gemacht.
Frankreich.
Das gestern erschienene „Journal Officiel“ veröffentlicht das Dekret über die Bildung des neuen Ministeriums, dessen Zusammensetzung folgende ist: Ribot Präsidium und Finanzen, Trarieur Justiz, n,, Auswaͤrtiges,
eygues Inneres, Poincarés Unterricht, Dupuy du Tem ps Arbeiten, Andrée Lebon Handel, Gadeau Ackerbau, Chautemps Kolonien. Zum Kriegs⸗Minister ist, nachdem der General Jamont die Uebernahme dieses Postens abgelehnt hatte, der General Hervé, zum Marine⸗Minister der Admiral Bernard designiert. Da die beiden letzteren nicht in Paris anwesend sind und deren Antwort noch erwartet wird, so ist interimistisch Rib ot mit der Leitung des Kriegs⸗-Ministeriums, Trarieux mit der des Marine⸗Ministeriums beauftragt worden. s Kultus-Ministerium ist noch nicht vergeben.
Die neuen Minister hatten gestern, wie W. T. B.“ berichtet, Vormittag in der Wohnung Ribot's eine Zusammen— kunft und einigten sich im Prinzip dahin, eine Amnestie a politische Vergehen zu empfehlen. Gestern Abend and im Elysée unter dem Work des Präsidenten der Republik
aure der erste Ministerrath statt. Der Praͤsident etzte die wesentlichsten Punkte seiner Botschaft, die heute im Parlament zur Verlesung kommt, ausein⸗ einander. Das Ministerium wird keine Erklärung ab⸗ geben, eine Aussprache der Regierung über die allgemeine Politik wird erst gelegentlich der hierauf bezüglichen Inter— pellation Goblet erfolgen. Dies wird von der Regierung bei der Einbringung des Amnestieantrags durch den Justiz—⸗ Minister ö der Verlesung der Bolschaft des Präsidenten Faure mitgetheilt werden. Der Ministerrath beschloß, Kultus und Unterrichtswesen zu einem Ministerium zu vereinigen.
Die Pariser Blätter besprechen die Zusammensetzung des neuen Kabinets, sind ihm aber im allgemeinen günstig ge⸗ sinnt. Die gemäßigt republikanischen Blätter machen zwar einige Vorbehalte, begrüßen aber das Kabinet und be— glückwünschen Ribot, daß er die schwere Aufgabe übernommen habe. Die radikalen und sozialistischen Blätter drücken ihre Unzufriedenheit aus und geben sich den Anschein, als sähen sie in 263 Zeit eine neue Krists voraus.
Der König Alexander von Serbien ist gestern Vor— mittag 9 Uhr in Paris eingetroffen. Zum r, . hatten
. König Milan, der serbische Gesandte und ertreter des Präf iben ken der Republik und des
Ministers des Auswärtigen eingefunden.
Rußland.
Der Minister des Auswärtigen von Giers ist vorgestern Abend an Brustbräune, zu der Lungenentzündung hinzu⸗ getreten war, gestor ben.
Ueber den Tod des Ministers bringt die „St. Peters⸗
burger Zeitung“ folgende Einzelheiten: Seit dem 20. De⸗ zember war der Gesundheitszustand bedrohlich, Besse⸗ rungen waren nur vorübergehend, die Entzündung in der linken Lunge und die allgemeine Schwäche nahmen langsam aber unaufhörlich zu. Der Minister starb um 6 Uhr Abends bei vollem Hir u hein umgeben von seiner Familie. Um 8 Uhr fand der erste Trauergottesdienst statt, dem außer der Familie der Minister⸗Adjunkt Schischkin, der Ministeral⸗ Rath Graf Lambsdorff und alle Sektions⸗Direktoren und Vize⸗Direktoren, sowie viele Beamte des Ministeriums des Auswärtigen beiwohnten. Zu dem gestern Morgen abge⸗ haltenen Trauergottesdienst erschienen der Kaiser Nikolaus, der Großfürst und die Großfürstin Wladimir, die Mitglieder des Reichsraths und das diplomatische Korps. Die Leiche ist in dem Schlafzimmer des Ministers aufgebahrt. 4 finden daselbst dreimal Gottesdienste statt. Das Be⸗ gräbniß soll am Mittwoch stattfinden. Sämmtliche St. Petersburger Blätter widmen dem ver⸗ storbenen Minister warme Nekrologe und heben namentlich seinen hervorragenden Diensteifer . der sich darin ge⸗ zeigt habe, daß er trotz seiner Krankheit bis zu seinem Tode die russische auswärtige Politik geleitet habe. Das „Journal de St. Petersbourg“ schreibt:
Rußland hat einen seiner bervorragendsten Staatsmänner ver⸗ loren. Seine Ernennung zum Minister der Auswärtigen Angelegen⸗ heiten datiert vom März 1882, aber bereits selt dem Berliner Kongreß leitete er unabhängig die auswärtige Politik, und es ist bekannt, ein wie treuer, begabter und überzeugter Ausführer der friedlichen Bestrebungen seiner erhabenen Herrscher er unter drei Regierungen gewesen ist. deren Dienste er, getrieben von heißer Vaterlandsliebe, seine Talente, seine Kräfte, seine unermüdliche Arbeitskraft und seine unschätzhare Erfahrung während seiner langen fruchtbaren Laufbahn gewidmet hat. Unter dem schmerzlichen Ein= drucke der Todesnachricht beschränken wir uns beute auf diese wenigen Worte zum Gedächtniß des verstorbenen Minifters und behalten uns vor, später auf die Einzelheiten dieses dem Vaterland so nützlich ge⸗ wesenen Lebens zurückzukommen“. ;
Nach amtlicher Meldung ist der Adjunkt des Ministers des Aeußeren Schischkin zum interimistischen Verweser des Ministeriums der Auswaͤrtigen Angelegenheiten ernannt worden.
Die St. Petersburger Presse begrüßt den Kaiserlichen Ukas vom 13. d. M. wegen Gewährung von Unter⸗ stützungen und Pensionen an Gelehrte, Literaten und Publizisten und betont, der Tag der Unterzeichnung des Ukases bilde ein hehres Fest fuͤr die zeitgenössische Publizistik.
Spanien.
Der Ministerrath hat gestern über die Frage der Ge⸗ treideschutzzölle Beschluß gefaßt. Es soll ein Zoll, und zwar nur auf eine begrenzte Zeitdauer, auf bie Einfuhr fest⸗ . werden; man wird verlangen, daß die Eisenbahngeseil⸗ schaften die Tarife vom Innern des Landes nach der Küste herabsetzen und die Tarife von der Küste nach dem Innern erhöhen. — Der Minister für Ackerbau hat seine Absicht, zu demissionieren, aufgegeben.
Türkei.
In Betreff der Nachricht, daß Korrespondenten auswärtiger Journale daran gehindert worden seien, sich nach Anatolien zu begeben, erfährt die „Agence de Constantinople“, die türkische Regierung habe es lediglich abgelehnt, gewissen englischen Korrespondenten, die sich an den Ort der Untersuchung hätten begeben wollen, eine Eskorte beizugeben, weil sie es für vortheilhafter ge⸗ halten habe, daß die Enquéte unter Mitwirkung der Delegirten der drei Mächte freien Verlauf nehme und durch den k von Personen, die hinderlich sein könnten, nicht beirrt werde.
Die „Agence de Constantinople“ ist ferner zu der Er⸗ klärung ermächtigt, daß die Nachricht, der Sultan habe anläßlich der Unruhen in Sassun dem Papst eine Mit⸗ theilung zugehen lassen, vollständig der Begründung ent⸗ be hre. ;
Griechenland.
Der Oberst Metaxas ist dem „W. T. B.“ zufolge zum
Minister des Innern ernannt worden.
Rumänien.
Gegenüber den Gerüchten von einer angeblich drohenden Ministerkrisis ist die „Agence Roumaine“ ermächtigt, zu betonen, daß im Schoß des Kabinets volle Einigkeit und Solidarität herrsche. Die Bedenken, die der Präsident des Senats etwa gegen einzelne Bestimmungen des Berggesetz es erheben könne, wärden von vornherein wirkungslos bleiben. Nichts deute auf Meinungsverschiedenheiten zwischen der Majorität des Senats und dem Kabinet hin. — Am Sonnabend Nachmittag trat die Majorität des Senats vor der öffentlichen Sitzung zu einer besonderen Besprechung zusammen, der die Minister Catargs, Lahovary, Carp und Jones cu beiwohnten. Die Minister traten für das Berggesetz ein. Der Präsident des Senats machte einzelne Einwendungen gegen das Gesetz, widerlegte aber die Kritik Gregor Sturdza's gegen dasselbe. Gestern Abend sollte eine neue Besprechung der Minister mit dem Prasidenten des Senats zur endgültigen Redigierung zweier strittiger Artikel stattfinden.
Amerika.
Das am Freitag vom Senat angenommene Gesetz über den Nicaragua⸗Kanal (siehe d. vorgestrige Nr. d. Bl.) verfügt, wie W. T. B.“ aus Washington berichtet, die Ausgabe von 70 Millionen Dollars Bonds unter Garantie des Kapitals und der Zinsen seitens der Vereinigten Staaten; 30 Millionen Dollars Bonds werden ohne Garantie der Vereinigten Staaten emittiert. Die Aufsicht über den Bau des Kanals steht dem Schatzsekretär zu; der Präsident bezeichnet von 15 zu ernenneuden Direktoren 10, welche die unmittelbare Leitung des Baues übernehmen. Die Ver⸗ einigten Staaten erhalten 70 Millionen Dollars in Aktien als Garantie.
Aus New⸗Hork meldet ‚W. T. B.“, ein dortiges Blatt bringe die Nachricht, daß am Freitag in Cundinamarca