1895 / 29 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 01 Feb 1895 18:00:01 GMT) scan diff

Konzer te. erbort (Flöte), Fedisch

und Augu st (Fagott) aus Ha

mente und Klavier.

w ,

rinette, Horn und Fagott, dessen Finalesatz ganz eröffnete den Abend. Gedankenvoller und freier . . darauf folgende Quintett für Blasinstrumente

würdig an und bildeten den Beschluß

nach jedém der von ihnen 1 Werke.

hauses (Potsdamerstraße 9) ein Konzert, welches mit den Königlichen Kammermusikern Adalbert

Werk wurde .

. vorzüglich ausgefüũ der Klavierpartie

überwand die

und anderer, die das Programm darbot.

wiederzugeben wußte. verdienten Anerkennung.

Ihm Königlichen Opernhaufe wird „Don Juan“ unter Kapellmeister Dr. Richard Wagner's ‚Ring des Nibelungen“ geht in

an folgenden Tagen in Scene: Montag, 4, Rheingold‘, Dienstag, 5.

= Die Walküre“, Götterdämmerung“.

Donnerstag, 7., „Siegfried“, nach Amerika an. Zweck statt.

Habermann: Herr Vollmer, Dr. A

Der Fa

werden ersten Mal die' Rolle der Jza spielen.

während sie im Berliner Theater morgen,

„Madame Sans⸗Göne“ zum ersten Mal wieder auftritt. . . Im . Theater geht morgen * e „Der Obersteiger! zum ersten Mal an . ; ind bis auf die Hälfte = ermäßigt. In nächster Zeit soll die Lindau-Kren'sche Posse Ein armes Mädel“ folgen, welche am Wiedener Theater in Wien eine

Zeller's beliebte Operette

dieser Bühne) in Scene. Die Preise

große Reihe von Aufführungen erlebt hat.

Im Neuen Theater haben in diesen Tagen Proben zu einer

Novität von Robert Misch, betitelt ‚Liebe von

Inzwischen übt das Schabelski'sche Schauspiel ‚Das liebe Geld‘ un⸗

verminderte Anziehungskraft aus.

Im Theater Ünter den Linden werden die Aufführungen der Millöcker'schen Operette Der Probekuß“ morgen durch den da⸗ selbst stattfindenden Maskenball auf einen Tag unterbrochen, am

Sonntag aber wieder aufgenommen.

Direktor Schultz, der Autor Herr Julius Freund und der Kom ponift Herr Einodshofer wurden oft und stürmisch gerufen.

Herr Karl Major n, und die Königlichen Kammer⸗ musiker 2 Willy Reinhold Ohley (Oboe), Fo hann Sobeck (Klarinette), Hermann Richter (Horn) nnover gaben Saal Bechstein ihren ersten Kammermusik⸗Abend für Blasinstru⸗ Nach dem Muster einer in Paris bestehenden ähnlichen Vereinigung hat der in Hannover lebende Klaviervirtuos Major mit den genannten Bläsern der dortigen Hoftheater⸗Kapelle drei Abende zu veranstalten unternommen, deren gestriger erster einen sehr erfreulichen Beweis lieferte von der technischen Sicherheit jedes ein⸗ zelnen und von der musterhaften Präzision im Zusammenspiel. Ein etwas inhaltloses Quintett von Th. Verhey für Klavier, Oboe, Kla⸗

konstruiert war das

Joh. Sobeck. Das dritte Werk, Variationen von Schubert über sein Müllerlied Ihr Blümlein alle“, das für Flöte und Klavier ge⸗ schrieben ist, sowie das bekannte hezrliche Es-dur⸗-Quintett von Beethoyene für, Klavier mit Blasinstrumẽnten reihten sich den vorigen et 9 der in dieser Form selten gewordenen Kunstgenüsse. Reicher Beifall für die Künstler folgte

Die Pignistin Margarete Liebig, deren kunstlerische Leistungen bereits wohlbelannt sind, gab am Mittwoch im Saale des Klub⸗ 5 in Gemeinschaft

und Eugen Sandow (Cello) durch G-moll⸗Trio von Chopin (op. 8) eröffnete. Dieses leider nur zu selten . stilvolle und originelle

F Konzertgeberin mit technischer Sicherheit und schwungvollem Vortrag; das gleiche ist zu melden von der Ausführung der Solostücke Schumann's, Moszkowski's Fräulein Adelina Herms unterstützte das Konzert durch einige Gesänge von Schubert, Radecke und Tappert, die sie trotz einer momentanen Indisposition mit der ihr eigenen innigen und, interessanten Art des Vortrags anziehend Beiden Künstlerinnen fehlte es nicht an der

Muck's Leitun

mm Frau Sucher wird nochmals in dem ganzen Cyelus mitwirken; am 11. d. M. tritt die Künstlerin ihre Reise

Im Königlichen Schauspielhaufe findet morgen die erste Aufführung von Schönthan⸗Kadelburg's Schwank , Die Besetzung lautet: Ober⸗Amtmann Hinsdorf: Herr Bberlander, Johanna, seine Frau Frau Seebach, Paul Hinsdorf: Herr Keßler, Clara, seine Frau: Fräulein von Mayburg, Claudius

rn. Herr Klein, Köckeritz: Herr lencke, Woldeck, Theater⸗Direktor: Herr Hartmann, Lindner, Rechts⸗ anwalt: Herr . er, Frau Claudius: Frau Schramm. lömenceau“, welcher seit längerer Zeit aus dem Spielplan des Lessing⸗Theaters ausgeschieden war, nachdem das Werk nahezu zweihundert Aufführungen erlebt hatte, wird am Montag neu eingeübt in das Repertoire dieser Bühne wieder aufgenommen und zwar wird bei dieser Gelegenheit Jenny Groß zum Die Künstlerin ist nunmehr von ihrem vierwöchigen Gastspielurlaub wieder zurück und nimmt heute ihre Thätigkeit im y als „Niobe“ wieder auf,

e sangvereins, hat

estern im

(Alt) und Hedwig

weggelassen wurde,

ohne Klavier von

ülzow (Violine)

Schwierigkeiten großer

Mozarts gegeben.

der nãchsten Woche die ; Komet“,

morgen

Cypria“ gemeinsam Pfeil! Sonnabend, J.,

schmückten unteren Zum wohlthätigen

die Angelegenheit - ab.

der stürmischen See habe

gewesen und

Dampfer sei entschieden

kommandierte er:

heut‘ begonnen. Posten!“

Kapitän gegeben und von

dem Schiff untergegangen sei.

Professor Fr. 2 34 , 5 83 en Herrn Professor Max Bruch eingeladen, sein ührt. Die Chorwerk Odysseus⸗ gelegentlich der demnächstigen Aer, 33. II. Konzert des Stern'schen Vereins (P hilh persönlich zu leiten, und der Komponist hat seine Zusage gegeben. Am Sonntag Mittag 12. Uhr findet in der Philharmonie die oͤffent⸗ liche. Hauptprobe statt (Billets zu 2 490 bei Solistisch sind die Damen Meta Geyer (Sopran), Anna Stephan Ziemssen (Alt) sowie die Herren Heinrich Grahl (Tenor), Paul Haase (Bariton und Deymann Baß) darin beschäͤfti Morgen, Sonnabend, Abends 77 Uhr, findet im Saal Bechste der erste der vier Liederabende statt, welche die Kammersaäͤngerin Jettka Finkenstein im Laufe dieses und im Beginn des näc Monats hier veranstaltet. Abonnernent zu herabgesetzten Preisen und Einzelverkauf bei Bote u. Bock.

Mannigfaltiges.

Bei Eröffnung der gestrigen Sitzung der Stadtverordneten verlas der Vorsitzende den Erlaß Seiner Majestät des Kaifers und Königs vom 27. Januar 8. J, betreffend die on Allerhöchst⸗= demselben beschlossene künftleristhe Ausschmückung der Sieges⸗Allee. Die Verlesung wurde mit lauten Kundgebungen des Beifalls be— gleitet. Bei der Wahl eines besoldeten Stadtraths an Stelle des verstorbenen Stadtraths Hagen erhielt unter den aufgestellten Kan— didaten die meisten Stimmen der Stadtrath und Beigeordnete Wilde in Bromberg. Der Magistrat hatte der Versammlung eine Uebersicht über die Zu und Abnahme der Gemeindeschulkinder während der Zeit vom 1. November 1890 bis 1. Nobember 1894 übersandt. Die Versammlung genehmigte hierzu. einen Antrag des des Stadtverordneten Matterne: die Vorlage einem Ausschuß von 156 Per 95 Klasse sonen mit der Maßgabe zu überweisen, zu prüfen, ob angesichts der 6 Thatsache, daß eine Anzahl von Schulen nicht ausreichend besetzt sei, der Bau neuer Schulen nicht durch anderweitige Vertheilung der Schulkinder vermieden werden könne.

Die mit modernen chirurgischen bezw. medizinischen Einrichtungen versehene VIII. Un fallstatlon wurde am 50. Januar in Ver⸗ bindung mit der unter Leitung des Vorsitzenden der gesammten Sanitätswachen⸗Vereinigung Herrn Goerlitz slehenden Sanitätswache Nr. 6, am grünen Weg 17, mit ununterb rochenem ärztlichem Tag⸗ und Nachtdienst eröffnet. Die Unfallstationen 1X und X sollen in einigen Tagen ihre Wirksamkeit beginnen.

Die große Jubiläums-Geflügel⸗Ausstellung, welche mit den Brieftauben⸗Vereinen „Phönix“, „Berlin“ heutigen Tage in den Räumen des Löser'schen Hauses, An der Stadt der bahn 20s21 am Alexanderplatz, eröffnete, ist eine der größten Ge⸗ lügel-Ausstellungen, die Berlin bisher gesehen hat. Nicht weniger als 1441 Nummern Geflügel aller Art sind in den beiden reich ge— en ur Stockwerken ausgestellt. namentlich die Abtheilung Hühner“, die allein 419 Stämme zählt. des Die Abtheilung der Zuchttaußen umfaßt gegen 800 Paare. Brief— tauben sind 218 ausgestellt. Bereits am heutigen Eröffnungstage wurde die Ausstellung bon der Protektorin, Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Friedrich Karl besucht.

Zum Untergang des Schnelldampfers Elbe“ liegen solgende weitere Meldungen des W. T. B. vor: Die Direktion des von Norddeutschen Lloyd hat einen Bugsierdampfer zur Durchkreuzung der Nordsee in der Umgebung von Hoek's Leuchtschiff ausgesandt. Der englische Agent des Norddeutschen Lloyd, Southampton in Lowestoft eingetroffen und hält die Untersuchung über i Der gerettete Offizier Stollberg erklärte, der andere Dampfer habe sich außerhalb des Kurses befunden; er habe das . Licht von der Backbordseite dieses Schiffs gesehen. Das

Sonnabend, als Rettungsboot der „Elbe“, dem es gelang, vom Schiffe wegzukommen, sei zwanzig Fuß lang gewesen, doch glaube er nicht, 26

. halten können. Greenham sahtt aus, daß er sofort nach dem Zusammen eim Abfeuern der Raketen geholfen habe.

fer en Schuld an rechtwinklig am Steuerbordbug der „Elben vorbeizufahren versucht habe. Der erste Befehl des Kapitäns nach dem Zusammenstoß fei gewesen, die Boote herauszuwinden, aber nicht herabzulassen. ann er: „Alles an Bord und die Mannschaft auf ihre P Hierauf erfolgte der Befehl, die Frauen und Kinder in den Steuerbordbooten zuerst zu retten. än g. j dem ersten Offizier Der Kapitän befand sich auf der Brücke; er e e Der nächste Befehl war, die Boote niederzulassen. Es herrschte durchaus keine Verwirrung oder Panik.

cher Befehl

g im

icher Kälte. armon te, am 4. Februar) 3

dem sie

Bote u.

Boch).

booten.

Offiziere der wurden,

beide Schiffe mittelbar

des brutischen Zusammenstoß

weg entfernt.

und Eile Spandau am

Stelle

weiter etwas

Großartig beschickt ist telegraphiert:

Schiffs Elbe⸗

Keller⸗Wallis, Amerika⸗Linie

geldern für die

ist aus

es sich in Der . Lootse

toß auf Deck Der andere dem Unglück, da er

auf Rettung Breslau,

veranlaßt.

VJarmout Diese Befehle wurden vom wiederholt.

laube, daß er mit

(Fortsetzung

sagten Morgen 5 Uhr 40 Minuten statt, als die Elbe Kurs den Kanal gegen Hurst hinunterfuhr. Die Geschwindigkeit betrug etwa 15 Knoten. Leuchtschiff entfernt war, 25 Punkte vom Backbordbutz der Elben h 6 . ö , 3 . eefahrerreglement hätte das unbekannte Schiff links steue? d hinteren Theil der „Elbe“ passieren eder ff ir e er

hinter dem unbekannten Dampfers drang in die se hinein. Der „Köln. Ztg. wird aus Rotterdam gemeldet: Der Kapitän

deutschen Lloyd sind folgende Beileidskundgebungen Seine Königliche Hoheit der Groß . v ö. Oldenburg un

es Schnelldampfers die dadurch veranlaßt worden, nahme aug. Durch die Unglücksnachricht von dem Untergang des . schönen

dem erschütternden Unglücksfall deutschen Lloyd meine herzlichste Theilnahme aus. gez. Stephan. An der Hamburger Börse hat sich unter Führung der Hamburg⸗

wurde mit der größten Ruhe und Stael iketz aus. See 3 hoch bei starkem Wind aus O80 und bitter⸗ Die e der Boote waren gefroren und wurden, um

Zeit zu 1 gekappt. Die „Elben ging etwa zwei Minuten, nach-

reenham mit den andern Geretteten verlassen hatte, unter. Das Verhältniß der geretteten Mannschaften zur Zahl der ge— retteten Passagiere wird durch den Lootsen dadurch erklärt, daß, nachdem Befehl ö zu retten, die Elbe sich nach st. das Wasser nach dem Promenadendeck hinaufkam, wodurch die Steuer. bordboote unbrauchbar wurden. Das Boot, welches die Geretteten i fortbrachte, befand sich an der Backbordseite und war das letzte, welches sten das Schiff verließ. Den Befehlen des Kapitäns gemäß nahmen der dritte Offizier und der Zahlmelster in dem Bobte Platz. Als das Wasser sich über das Deck ergoß, stürzte alles nach den Rettungẽ⸗ Ferner wurde gestern in

gegeben war, die Frauen und Kinder

der Steuerbordseite senkte und

Lowestoft im Namen der

Admiralitäts behörde eine vorläufige Untersuchung abgehalten. Die

Elbe“, die von der Ober⸗Zollbehörde verhört aus: Das Unglück fand am Mittwoch im südwestlichen

Als man ungefähr 40 Meilen vom Terschelling= sah man ein unlefanntes Schiff etwa erannahen. Der Kurs des

Nach dem

Es heißt jedoch, daß ihren Kurs beibehielten. Die 2 1 . Maschinenraum getroffen. Der Bug ; dr Schlafkajüte der Die Erschütterung war sehr gering.

Dampfers Crathie! erfuhr erst gestern, mit welchem

Schiffe sein Dampfer zusammengestoßen ist und welches Unheil der

zur Folge hatte. Der Kapitän meldet: Morgens

zwischen 5 und 6 Uhr waren wir etwa 36 Meilen vom neuen Wasser⸗

Es war sehr dunkel; plötzlich wurden an Stenerbord

drel Lichter eines großen Dampfers sichtbar. Sofort wurde Backbord gesteuert, jedoch vergebens. Auch nachdem rückwärts gedampft wurde, blieb der Zusammenstoß unvermeidlich. Unfer Schiff lief mit dem Vordertheil in den Dampfer. Obgleich schwer beschädigt, konnten wir dennoch blaues Licht zeigen zum Beweise, daß wir nicht in Noth , .

gues Licht und, da sofort nach dem Zusammenstoß das Schiff weiter fuhr und anscheinend seine Reise fortsetzte, . wir. . nicht in Gefahr; doch blieben wir, da wir auch unter der Wasserlinie ein Leck hatten, das aber glücklich beseitigt wurde, noch zwei Stunden an

Binnen einer halben Stunde zeigte auch der Dampfer

des Zusammenstoßes, ohne von dem Dampfer zu bemerken. Der Direktion des Rord⸗ zugegangen:

Tief erschüttert durch die

de vom Unt , , i ng

vielen Menschenohfer, worden, spreche ich meine tiefste Theil⸗ Aus Berlin liefen folgende Telegramme ein:

tief erschüttert, bekläge ich schmerzlich bewegt den

mit der Katastrophe verbundenen Verlust viel . Der Reichskanzler gez. st so, vieler Menschenleben

Fürst Hohenlohe. Tief

bewegt spreche ich dem

Nord⸗

ein Cemits zur Sammlung von Unterstützungs⸗ Hinterbliebenen der beim Untergang der rale ..

unglückten Personen gebildet, dem die ersten b i

beigeteten . ö J aus Lowestoft vom heutigen Tage mußte der ausgesandte B dampfer wegen heftigen Schneesturms zurückkehren. 6

einer in London eingegangenen Depesche

Ile Hoffnun weiterer Mannschaften ist w z

31. Januar. Das Dach der Kaserne des

6. Train⸗Bataillons, in welchem die Montierungskammern ein= gerichtet sind, ist zur Hälfte abgebrannt. Das . ist, wie di Bresl. Ztg. meldet, vermuthlich durch einen schadhaften Schornstein

b, 31. Januar. (W. T. B.) Hier wurde heute ein

Rettungsboot ans Üfer geschwe mmt; die darin befindli Ruder trugen den Namen Azonia“. ; efindlichen

des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)

ö. . * xx CC CQ—᷑t ł l ᷣ———eůyf y ““ ꝝyf— y r 1 9

das Minimum jenseits der Alpen an Tiefe weiter Ueber der Nordhälfte Europas

Wetterbericht vom 1. Februar, 8 Uhr Morgenz. 853 225 * 382 58 . Stationen. 336 Wind. Wetter. 8] 82.5 2 333 3858 83 * 536 Belmullet.. 769 OSO 2 wolkig 1 Aberdeen. 773 O 5 bedeck 1 . 3 TIhristiansund 777 still bedecht 3 Kopenhagen. 768 NO 3 bedeckt 0 h * Stockholm. 775 ONO A4bpedeckt —1 . 1689 still Nebel —17 t. Peterssgg 783 NO 1 Dunst —18 ö . Moskau., 784 NO bedeckt 0 ; towdn... 766 NNO 3 wolkig 0 Cherbourg. 761 SO 3 bedeckt 2 272363 8 6 bedeckt 3 It.... 767 ONO 2bedeckt 2 burg. 765 NO 2Nebel 0 ; winemünde 765 NO 3 bedeckt —1 ö Neufahrwasser 768 DO 3 Dunst 1 ö Memel... 770 OSO 2 bedeckt a, 8 60 W, d bedegr nster... 762 NO b bedeckt = h . Karlsruhe. 762 SW 4 Schnee 9 Wiesbaden. 761 O bedeckt 5 5 München. 760 W 5 bedeckt —12 . ö Chemnitz.. 764 slill halb bed. 11 . . Verlin... 64 O Schnee . ö e 27287 No I bedeckt —5 EKTLCeeWlau.. 763 stil Dunst 4 . . le dAix. . J60 8 z bedeckt —2 . 8 7658 US 2bedeckt 3 . w 759 ONO A2bedeckt 2 I Uebersicht der Witterung. l Das barometrische Maximum hat sich weiter ost⸗ 2 ö. wärts nach dem Innern Rußlands verlegt, während

abgenommen hat. ö dauert die östliche und nordöstliche Luftströmung . J fort; im Südwesten des Erdtheils dagegen wehen ö meist südliche und südwestliche Winde. Das Wetter . ist in Deutschland wärmer und trübe; vielfach ist

. etwas Schnee gefallen; an der Küste ist die

Temperatur stellenweise bis zum Gefrierpunkte ge stiegen. Dagegen in Süddeutschland dauert die strenge Kälte noch fort, ebenso im Innern Frank— reichs. Schneehöhe zu Königsberg 18, Hamburg, Magdeburg und Berlin 11 em.

Deutsche Seewarte.

Theater ⸗Anzeigen .

Königliche Schauspiele. Sonnabend: Opern⸗ hauß. 30. Vorstellung. Don Juan. Oper in 2 Akten mit Tanz von . madeus Mozart. Text von Lorenzo Daponte. Dirigent: Kapellmeister Dr. Muck. Anfang 74 Uhr.

Schauspielhaus. 32. Vorstellung. Zum ersten Male: Zum wohlthätigen Zweck. Lustspiel in 4 Aufzügen von Franz von Schönthan und Gustav Kadelburg. Anfang 77 Uhr.

Sonntag: Opernhaus. 31. Vorstellung. Hänsel nud Gretel. Märchenspiel in 3 Bildern von Engelbert Humperdinck. Text von Adelheid Wette. Die Puppenfee. Pantomimisches Ballei⸗ Divertissement von Haßreiter und Gaul. Musik von Josef Bayer. Anfang 75 Uhr.

Schauspielhaus. 33. Vorstellung.

Zum wohl⸗

thätigen Zweck. Lustspiel in 4 Aufzügen von . von Schönthan und Gustav Kadelburg. An⸗ ang 76 Uhr.

Dentsches Theater. Sonnabend: Die Weber. . 73 Uhr. onntag, 24 Uhr: Die Weber. 73 Uhr: Weh dem, der lügt! Montag: Weh dem, der lügt!

Berliner Theater. Sonnabend: Madame Sans Göne. Anfang 74 Uhr.

Sonntag, 23 Uhr: Madame Sans⸗Gene. 73 Uhr: Marienburg.

Montag: Marienburg.

Lessing · Theater. Sonnabend: Zwei Wappen. Anfang 75 Uhr. Sonntag: Zum ersten Male: Thielemanns. in n. in 4 Akten von Hans Alden. ontag: Neu einstudiert: Der Fall Clemencean.

Friedrich Wilhelmstädtisches Theater. Ghauffeestraße 25 / 26. Sonnabend: Nen einstudiert. Zum ersten Male im Friedrich Wilhelmstädtischen Theater: Der Obersteiger. Operette in 3 Akten von M. West . . 6 . 5 63 Regie: Herr redy. irigent: Herr Kapellmeister? oh Ferron. Anfang 743 Uhr. W ph f Sonntag: Der Obersteiger.

Residenz Theater. Blumenstraße Nr. 9. Direktion: Sigmund Lautenburg. Sonnabend: Fer⸗ nand , s Ehekontrakt. (Eil à la patte,) Schwank in 3 Akten von Georges Feydeau, in deutscher Be= arbeitung von Benno Jacobfon. Anfang 73 Ühr.

; , und folgende Tage: Fernand's Ehe⸗ ontrakt.

. Theater. Schiffbauerdamm 4a. / 6. onnabend:; Das liebe Geld. Schauspiel in 4 Akten von Flsa von Schabelsti. Anfang 75 Uhr. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Minna von Barnhelm. Abends 7 Uhr: Das liebe Geld. In Vorbereitung: Liebe von Heute. Schau—⸗ spiel in 4 Akten von Robert Misch.

Theater Unter den Linden. Behrenstr. 66 / 7. Direktion: Julius Fritzsche. Sonnabend bleibt das Theater des Balles wegen geschlossen.

Sonntag: Der Probeknß.

Bentral⸗ Theater. Alte Jatobstraß. Nr. 30. Direltion: Richard Schultz. Sonnabend: Emil Thomas a. G. Anna Bäckers. Josefine Dora.

um 152. Male: O, diese Berliner! Große

oße mit Gesang und Tanz in 6 Bildern (nach

Salingro s . durch Berlin') von lius

. Mustk von ius Einödshofer. .

Sonntag: O, diese Berliner!

Adolph Ernst Theater. Sonnabend: Auf⸗

nfang

h in London. Ein sideles Corps. Anfang. 3 Sonntag: Dieselbe Vorstellung.

Konzerte.

Saal Bechstein. Linkstraße 42. Sonnabend, Anfang 77 Uhr: Lieder⸗Abend, veranstaltet von

Jettka Finkenstein, Großherz. Heff. Kammer⸗ sängerin.

Dirkus Renz Grarlstraße). Sonnabend: Dritte

Wiederholung der Parade⸗Vorstellung vom Sonntag, den 27. Januar. Gala- Fest- Akt, wie solcher zu Ehren des Allerhöchsten Geburtsfestes Seiner Majestät des Kaisers und Königs stattfand, arrangiert und inseeniert vom Direktor Fr. Renz, Außerdem: Auf⸗ treten der hervorragendsten Künstlerspezialitäten, Damen und Herren, Vorführen und Reiten der best⸗ dressierten Freiheits⸗. Spring⸗ und Schulpferde. Zum Schluß der Vorstellung: Anf, auf zur fröhlichen Jagd. Anfang 77 Uhr.

erh n mh 354 . ,, , . ermäßigte Preise): e lustigen delberger. Abends 76 Uhr: TiJo0 Wi ug 8 )

ile / ä. Familien⸗Nachrichten.

Geboren:; Ein Sohn: Hrn. G. von Stein (Grasnitz).

Giest orb en:; Verw. Fr. Landrath Tesmai, geb. Karsten (Groß Lichterfelde)æ. Verw. Fr. Major Clise von der Osten, geb. v. Podewils [Stargard i. Pom.. Hr. Oberst z D. Adalbert von Bob⸗= schütz (Wiesbaden)! Hr. Hauptmann a. D Otto Wernecke (Köslin). .

Verantwortlicher Redakteur:

J. V.: Siemenroth in Berlin. Verlag der Expedition (Sch ol in Berlin. Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt, Berlin 8W., Wilhelmstraße Nr. 32.

Acht Beilagen

treten der ersten Pirguette u. Courbette⸗Tänzerin Eng⸗ lands Miß Rose Batchelor vom Prince of Wales.

seinschließlich Börsen⸗ Beilage)

zum Deutschen Reichs⸗Anz

Dentscher Reichstag. 2. Sitzung vom Donnerstag, 31. Januar.

Der Siu wohnen der Staatssekretär, Staats⸗Minister Freiherr von Marschall, der Staats⸗-Minister von Köller und der Staatssekretär im Ministerium für Elsaß⸗Lothringen von Puttkamer bei. Auf der Tagesordnung steht zunächst die rg ung der ersten Berathung des von den Abgg. Au er u. Gen. (Soz ]) ein⸗ brachten Gesetzentwurfs 3. Aufhebung der dem , . in gr ⸗Lothringen übertragenen außerordentlichen Gewalten und des von den Abggzg. Colbus u. Gen. (Els.⸗ Lothr . u⸗= ent eingebrachten Gesetz⸗ entwurfs wegen Abänderung des Gesetzes, betreffend die Verfassung und dien Verwaltung Elsaß— Lothringens, vom 4. Juli 1879. Das Wort nimmt . . Abg. Preiß (b. k. F.): Der Staatssekretär von Puttkamer hãtte ih gestern die Lobpreifung der Verhältnisse in Elsaß⸗Lothringen sparen können. Die Thatsachen, welche dagegen vorgebracht sind, die Unterdrückung der Zeitungen sprechen laut genug. Für die Bei— behaltung des Diktaturparagraphen ist nicht ein einziger stichhaltiger Grund beigebracht worden. Der Staatssekretär meinte, man solle den Reichstag mit dem Krimskrams verschonen, der vor den elsaß⸗ lothringischen . in., Das ist die richtige Diktatur⸗

manier. Im Landesausschuß verweist der Herr Staatssekretär uns auf den e , und hier spielt man den Landesausschuß gegen uns aus. Es handelt sich doch um ein Gesetz, das mit Hilfe des Reichstags zu stande gekommen ist, und das auch nur mit Hilfe des Reichstags sich wieder abschaffen läßt. Wende man uns doch nicht ein, daß der Diktaturparagraph selten angewendet werde. Er ist da, und er kann häufiger angewendet werden. Der Geist des Diktatur paragraphen durchdringt alle Beamten, vom Statthalter bis zum letzten Gendarmen. Dieser Geist ist es, der ung terrorisiert. Von diesem Geist des Diktaturparagraphen sind unsere Staatsanwalte durch⸗ drungen; aus diesem Geist heraus sind die Verurtheilungen von Ar—⸗ beitern, die in trunkenem Zustand die Marseillaise sangen oder pfiffen, zu 1 Jahre und zu 18 Monaten erfolgt. Nach den gestrigen Er⸗ klärungen des Reichskanzlers und des Staatssekretärs von Puttkamer ist das Schicksal unsers Antrags, ssweit die Regierung in Betracht kommt, wohl entschieden. Die Zustände sollen so bleiben, wie sie sind. Die Regierung möge sich die Konseguenzen dieser

ltung klar machen. Die Aufgabe Deutschlands in Elsaß. othringen ist von Anfang an falsch aufgefaßt worden. Das elsaß ⸗Iothringische Volksbewußtsein war in dem fran⸗ zösischen Nationalbewußtsein aufgegangen. Man glaubte des- halb, außerordentlicher Befugnisse für die Regierung zu bedürfen. Nun hat man anerkannt, daß nie eine Spur von revolutionären Agitationen gefunden worden sei. Und doch will man die Diktatur beibehalten. Wenn der Diktaturparagraph wirklich nur gegen Fremde angewandt werden soll, so möchte ich an die Regierung die Frage richten, ob sie einverstanden ist, wenn wir in der zweiten Lesung ein Amendement einbringen, welches bestimmt: der Diktaturparagraph darf nicht gegen Inländer, sondern nur gegen Auß— laͤnder angewandt. werden. Ich erbitte mir darüber eine ausdrückliche Erklärung. Wir verlangen übrigens nicht nur die Beseitigung des Diktaturparagraphen, r. auch der zahlreichen sonstigen n n ,, Auch bis heute, behaupte ich, hat die Germanisierung Elsaß-Lothringens noch keine nennenswerthen . gemacht; nur eine politische Gleichgültigkeit, eine politische irchhofsruhe ist eingetreten. Den inneren Widerstand der Bevölkerung zu brechen, hat Deutschland den falschen Weg der Gewalt ein geschlagen. Wenn man die Situation ändern will, muß man zuerst den Diktaturparagraphen abschaffen. Das große Ge heimniß, wie Frankreich Elsaß⸗Lothringen sich so tief und sicher assimilleren konnte, liegt in der Toleranz. Man sagt in Elsaß⸗ Lothringen: die Altdeutschen verstehen sich nicht beliebt zu machen. Was verlangt man von ung? Sollen wir erklären: Jetzt 6 wir ute Deutsche!? Läge die Sache umgekehrt, hätte Frankreich deutsches Hei annektiert, würden Sie die Bewohner, wenn sie nach 24 Jahren erklärten, gute Franzosen zu sein, nicht für erbärmliche, gesinnungslose Wichte erklären? Nach meiner Ansicht kann die Ger⸗ manisierung nur der chung einer ruhigen, stetigen Entwicklung durch Generationen . gehöre zur jungen Generatien und versichere, daß diese Deutschland immer mehr ent⸗ fremdet wird, wenn das gegenwärtige System fortbestehen bleibt. Der Minister von Köller meinte hier neulich, der Diktatur paragraph reize die n it rn ff Bevölkerung nicht; mit Aus⸗ nahme einiger Krakehler seien alle Elsaß -Lothringer jufrieden. Wer sind denn die Krakehler? Wahrscheinlich wir. Sind wir denn kleine Kreise? Wir repräsentieren doch unsere Wählerschaft. Und nicht bloß wir Abgeordnete, die sich als . zusammengethan haben, sondern auch alle anderen Abgeordneten elsaß⸗lothringischer

n f das ganze elsaß⸗lothringische Volk verlangt die bschaffung des Ausnahmeregimes; das kann doch nur dazu beitragen, vorsichtig ju sein bei der Auswahl der Beamten,

die nach Elsaß⸗Lothringen geschickt werden; sonst kommt es dahin, daß diese Beamten fünf oder sechs Jahre im Reichslande sind, ohne daß sie die Verhältnisse kennen. Woher kennt der Minister von Köller denn die öffentliche Meinung in Elsaß⸗Lothringen? Aus den Kreisblättern, den Organen der Regierung? Es giebt bei uns keine öffentliche Meinung; es giebt nur eine Privatmeinung, und die hat man dem Minister von Köller nicht gesagt, nicht zu sagen gewagt. Er hat wohl das Gesicht, aber nicht das Herz der . ringer esehen. . gleicht einem Hunde, den man an der elrr halt. n Sie die Liebe der Elsaß Lothringer gewinnen wollen, so schaffen Sie die Diktatur ab!

Staats⸗Minister von Köller:

Meine Herren! Sie werden es erklärlich finden, daß ich die Veranlassung nehme nach der eben gehörten Rede, zu der der Herr Abg. Lenzmann sogar eben zu gratulieren scheint, daß ich das Wort nehme. Ich bin ja lange genug in den Reichslanden gewesen, um, wenn mir auch der Herr Redner, der soeben sprach, jedes Verständniß dafür abgesprochen hat, doch, wenn ich so sagen soll, ein gewisses Urtheil über die dortigen Verhältnisse zu gewinnen. Wenn nun die Verhältnisse wirklich so wären, wie sie der verehrte Herr, der soeben die Tribüne verlassen hat, geschildert hat, und es handelte sich um

meine Heimath, und ich sollte nun von der Tribüne so herunter

sprechen, so würde ich das aus einem gewissen Rücksichtsgefühl für meine Heimath nicht thun. (Widerspruch links.) Meine Herren, ich würde meine Heimath nicht mit einem Hunde vergleichen, dem man den Strick um den Hals bindet, wie es der Herr Abg. Preiß von Elsaß⸗Lothringen gethan hat. Ich würde nicht davon sprechen, daß dort kein Mensch eine politische Auffassung hat, kein Mensch sich um Politik kümmert. Ich würde so nicht von meiner Heimath sprechen. (Zwischenrufe) Meine Herren, ich warte so lange, bis Sie fertig sind. (Glocke des Präsidenten.)

Erste Beilage

Berlin, Freitag, den 1. Februar

Nun sind aber, meine Herren, Gott sei Dank die Verhältniffe vollkommen anders, als sie der Herr Abg. Preiß geschildert hat. Zwischenrufe) Ach, ich warte so lange, bitte, bitte! (Heiterkeit) Meine Herren, der Herr Abg. Preiß, ich glaube, so ist sein Name, aus Colmar fing damit an, daß er den stolzen Satz aussprach: der Geist der Diktatur schwebt über jedem Beamten des Reichs- landes; der- Diktaturparagrapoh giebt das Sal; und die Kraft der Verwaltung von Elsaß-Lothringen. Meine derren, das sind ja doch alles Bemerkungen und Aeußerungen, die doch hier nur dem einen oder anderen gefallen können, der von den ganzen Verhältnissen dort keine blasse Ahnung hat. Meine Herren, Elsaß⸗ Lothringen ist ein Land, welches sehr gut und sehr sparsaäm ver⸗ waltet wird. Es würden sich alle anderen Bundesstaaten freuen können, wenn wenigstens die Finanzangelegenheiten bei ihnen so wären wie in Elsaß⸗Lothringen. (Zwischenruf.) Ja, meine Herren, ist das nicht wahr? Die elsaß-⸗lothringischen Finanzen sind die besten im ganzen Deutschen Reich. ö

Nun sagen Sie, bei allen Beamten der Verwaltung es ist sogar auf die Richter in den Ausführungen des Herrn Preiß Bezug genommen ist der Geist voll von dem Gedanken der Diktatur. Meine Herren, es ist wiederholt hier vom Regierungstisch ausgeführt worden, daß der Diktaturparagraph überhaupt seit seinem Be⸗ stehen in den 4 Jahren drei⸗ oder viermal angewendet worden ist. In der ganzen Zeit meiner amtlichen Thätigkeit habe ich erst, nachdem ich vier Jahre dort war, Gelegenheit gehabt, mir ihn einmal anzu⸗ sehen. (Große Heiterkeit.) Ich habe erst, als es sich darum handelte, das skandalöse Blatt, „die elsaß⸗lothringische Volks⸗Zeitung“, zu unterdrücken, Veranlassung genommen, den Diktaturparagraphen an⸗ zusehen und mich zu überzeugen, daß man dies ganz schlechte, demorali⸗ sierend und schaädlich wirkende Blatt in Elsaß⸗Lothringen auf diese Weise beseitigen konnte.

Also, meine Herren, die Behauptung, die ganze Verwaltung stände unter dem Stigma des Diktaturparagraphen, ist eine Ueber⸗ treibung, die durch nichts bewiesen ist. Verurtheilungen zu 13 Monaten seien erfolgt, wenn einer ganz harmlos einmal in der Bezechtheit sich zu irgend welchen unnützen Ausrufen habe hinreißen lassen. Auch das seien die Folgen der Diktatur. Meine Herren, es ist nicht so unbedenklich, wenn an der Grenze die Rufe: Vive la républiqus! und Vive la Francs! ungestraft gelassen werden. Wir anderen Deutschen sollten den elsaß⸗lothringischen Richtern dankbar sein, daß sie in solchen Fällen mit energischen Strafen vorgehen, und es befremdet mich, daß ein elsaß⸗lothringischer Landesangehöriger sich darüber be⸗ schwert. (Heiterkeit links.)

Ich muß sagen, es ist unerhört, und ich frage Sie, meine Herren, aus allen Einzelstaaten Deutschlands, ob ein Abgeordneter seiner Heimath sich auf die Tribüne hier hinstellen würde, um in den Ausdrücken wie der Herr Abg. Preiß aus Elsaß-Lothringen über das elsaß⸗Jothringische Volk zu sprechen. Meine Herren, man kann ja darüber streiten, ob dieses oder jenes Wahlrecht das bessere ist; wir haben in allen Einzelftaaten nicht das gleiche Wahlrecht, wir haben in Elsaß ⸗Lothringen ein anderes als in Preußen, und dort ein anderes als in Sachsen; das elsaß ⸗lothringische ist ein kombiniertes aus beiden. Ich habe nichts dagegen, wenn Sie dies Wahlrecht als solches hier im Reichstag angreifen; dafür hätte ich ein Verständniß. Aber daß man sich hier auf die Tribüne hinstellt und von seinem Heimathland sagt, es hätte ein Parlament von Rentnern, das sich hinsetze, 20 S Diäten verzehre, sich zu Diners von Ministern einladen lasse und nur gehorsame Diener mache, wenn die Regierungsvorlagen kommen, das würde ich von meinem Heimathland von dieser Tribüne aus nicht sagen, selbst wenn es wahr wäre. (Heiterkeit) Aber, meine Herren, es ist nicht wahr. Ich kenne die verschiedensten Parlamente in Deutschland; ich will nicht anstehen, zu erklären, daß ich kein anderes Parlament in Deutschland gefunden habe, welches sach⸗ gemäßer, ruhiger und ohne Parteileidenschaft die Dinge in der besten Weise führt, Opposition macht gegen Sachen, die ihm nicht gefallen, und Gesetzen ohne Parteileidenschaft zustimmt, die es für richtig hält. Ich halte mich als ehemaliger fünfjähriger Unter⸗Staatssekretär in Elsaß Lothringen (Heiterkeit), als fünf Jahre dort gewesener ehemaliger Unter⸗Staatssekretär in Elsaß⸗Lothringen für verpflichtet, das hier von der Tribüne zu erklären, daß mir kein Parlament in Deutsch⸗ land bekannt ist, was so gut und so sachlich arbeitet wie der Landes⸗ ausschuß für Elsaß⸗Lothringen; und ich finde es geradezu unver⸗ ständlich, daß der Abg. Preiß von dem Parlament seiner Heimath so hier im Reichstag sprechen kann.

Der Herr Abg. Preiß hat es für gut befunden, folgende Deduktion zu machen. Der Diktaturparagraph soll nur angewendet werden gegen Fremde, gegen Fremde sei aber eine Polizeiverordnung erlassen, welche meinen Namen trüge und welche vollauf genügende Garantien gäbe, daß von auswärts ins Land hinein irgendwelche unliebsamen Agitationen garnicht kommen können. Der Herr Abgeordnete hat zunächst Unrichtiges zitiert. Vom Regierungstisch ist nicht gesagt worden, daß der Diktaturparagraph gegen Ausländer allein an- gewendet werden solle; sondern es ist gesagt worden, der Diktatur⸗ paragraph muß da sein, um Agitationen, die vom Ausland in das Inland hineinkommen, energisch entgegentreten zu können. Wer das verstehen will, wird einsehen, daß das ganz etwas Anderes ist.

Was der Herr Abg. Preiß von der Meldeordnung gesprochen hat, welche nur gemacht sei, um den Fremden jede mögliche Chicane aufjuerlegen, ihnen den Besuch von Elsaß ˖ Lothringen zu erschweren, so hat der Herr Abg. Preiß die Meldeordnung entweder nicht ge⸗ lesen, obgleich sie in jedem Gasthaus in Elsaß⸗Lothringen angeschlagen ist, oder er verzeihe mir er hat sie nicht verstanden. (Heiterkeit) Das letztere wird vielleicht der Fall sein. (Sehr gut! rechts) Die Meldeordnung sagt ausdrücklich, daß jeder Franzose, jeder Ausländer ins Land hinein kommen könne ohne vorherige Erlaubniß und daß er nur die Verpflichtung habe, innerhalb 24 Stunden sich bei der Polizei des Ortes, wo er sich aufhält, anzumelden. Das nennt der Herr Abg. Preiß „Chicaniererei! des Publikums! Es besteht nur

die eine Reserve gegen ausländische Offiziere und Emigranten;

eiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

1895.

für die bestehen allerdings schwierigere Bestimmungen. Denn wenn jemand sein Heimathland verläßt ich kann es offen sagen um sich vom Militärdienst zu drücken, so kann er sich nicht wundern, wenn man ihn hinterher nicht gern ins Heimathland hineinläßt, weil er das meistens nur dazu benutzt, um andere junge Leute zu dem gleichen Schritt zu bewegen.

Von der politischen Gleichgültigkeit und der Kirchhofsruhe sprach der Herr Abg. Preiß. Meine Herren, ich habe davon nichts gefunden, daß das Volk in Elsaß ⸗Lothringen politisch gleichgültig ist. Das Volk dort ich spreche insonderkeit von den Elsässern ö. ist ein sehr kluges und bedächtiges Volk, welches sich sehr eingehend mit

öffenklichen AngeleJenhriten beschäftigt, aber einen Vorzug vor anderen

Deutschen hat: Skandalmacher, Hetzer, Krakehlet sind es nicht. (Zuruf) Meine Herren, ich habe von niemand hier gesprochen;

das überlasse ich Ihrem eigenen Urtheil.

Der Herr Abg. Preiß hat sodann gesprochen von großen Miß⸗ erfolgen, die die Regierung in Elsaß ⸗Lothringen erzielt hätte. Ich bin ja auf eine andere Stelle berufen und ich kann erklären, daß es mir außerordentlich schwer gewesen ist, von der Stelle wegzugehen, auf der ich bisher gestanden habe; und wenn ich der Ueberzeugung wäre, daß die Regierung dort nur mit Mißerfolgen gearbeitet hätte, wie der Herr Abg. Preiß behauptet, so werden Sie mir zugeben, daß ich das Land je eher je lieber verlassen hätte. Nun können wir ja meinungsverschieden darüber sein. Herr Preiß hält manches für Mißerfolg, was ich nicht dafür halte. Ich will aber zunächst hier aussprechen, daß ich der Ansicht bin, daß dort nicht nur nicht mit Mißerfolg, sondern mit außerordentlich gutem Erfolg gearbeitet ist; denn ich sehe darin den Erfolg, daß Frieden und einträchtiges Leben zwischen der Regierung und dem Volke besteht. Wenn aber das ein Mißerfolg sein soll, daß Friede und Eintracht in das Land ein⸗ kehrt, dann hat der Herr Abg. Preiß Recht. Wenn der Miß⸗ erfolg so groß wäre, wenn die Verhältnisse so unglaublich in Elsaß⸗ Lothringen wären, wie sie Herr Preiß geschildert hatte, würden Sie es dann verständlich finden, daß ich selbst Grundbesitzer in Elsaß⸗ Lothringen geworden bin? Ich bin heute noch Grundbesitzer dort, und werde jedes Jahr mit großer Freude hingehen; wenn ich nicht Preuße wäre, würde ich mit Freuden Elsaß⸗ Lothringer sein. (Lebhaftes Bravo) Der Herr Abg. Preiß empfiehlt der Regierung ich kann leider seine wohlmeinenden Rathschläge nicht mehr aus⸗ führen anstatt des Weges der Gewalt den Weg der Geduld. Nun, ich kann das doch nicht anders verstehen, als daß er meint: die elsaß⸗lothringische Regierung geht roh, bureaukratisch, rücksichtslos mit der dortigen Bevölkerung um. (Zuruf) Der Herr Abg. Preiß ruft: Ja wohl! Da frage ich Sie hier kann's mir ja keiner be⸗ zeugen, aber ich frage nach Elsaß⸗Lothringen hinein, und mancher wird es vielleicht da beantworten ich frage Sie, ob es nicht gerade in meiner Verwaltung, in der Verwaltung des Innern, mein ernstestes Bemühen gewesen ist, jede auch nur vorkommende Bureau⸗ kwatie sofort todt zu schlagen (große Heiterkeit), jede vorkommende Aeußerung von Bureaukratie zu unterdrücken und dafür zu sorgen, daß das Beamtenthum mit den Bürgern in Frieden, Einverständniß und höflichem Umgang verkehrt. Ich kann auch nicht anders sagen, als daß mir von vielen Kreisen der Bevölkerung ausgesprochen ist, daß man den Verkehr zwischen den Beamten im Lande und der Regierung als einen durchaus guten und normalen erachten müsse. Ich glaube, ich bin mehr im Lande und besonders in den Ortschaften der bäuerlichen Bevölkerung herumgekommen als der Herr Abg. Preiß; er wolle es mir nicht übelnehmen: ich glaube, ich kenne das Land besser wie er. (Lachen links.) Damit richtet sich auch, meine ich, die Bemerkung, die der Herr Abg. Preiß machte: die zu uns ge⸗ kommenen Altdeutschen verständen es nicht, sich beliebt zu machen. Ja, es giebt leider einzelne Leute in der Bevölkerung von Elsaß— Lothringen, die stellen häufig Ansinnen an die Beamten, denen man nicht nachgeben kann, ohne seine Verpflichtungen als Beamter zu ver⸗ letzen. Und da muß ich sagen: selbst auf die Gefahr, unbeliebt zu sein, halte ich es doch für richtiger, daß ein Beamter seines Amtes waltet, als daß er etwas thut, was er vor seinem Gewissen nicht verantworten kann. (Sehr richtig) Wenn Herr Preiß sich also zum Vertreter derjenigen Leute macht, die den Zustand in seinem früheren Vaterlande, in Frankreich, welchem er 11 Jahre an⸗ zugehören die Ehre hatte, vorziehen, wo man manches durch Hinterthüren erreicht, wenn er das wünscht, da, glaube ich, wird er allerdings jeder Zeit auf den äußersten Widerstand der elsaß⸗ lothringischen Beamtenschaft stoßen. (Bravo! Der Herr Abg. Preiß sagte ferner: Ehrlichkeit ist das erste Gebot. Nun, daß ich ehrlich das ausspreche, was meine Ueberzeugung ist, das werden Sie mir glauben und anhören. Sie können mir sagen: Ich täusche mich das will ich mir gefallen lassen; aber ich versichere Sie, daß es meine offene ehrliche Ueberzeugung ist, die ich in sechsjähriger Ver⸗ waltung gewonnen habe, dahin gehend, daß Elsaß Lothringen, insonder⸗ heit Elsaß, sich allerdings wesentlich den deutschen Verhältnissen assimiliert hat; daß die Leute sich glücklich fühlen, zum theil sehr glücklich (Lachen links), gerade heute einem Reich anzugehören, wo es doch Gott sei Dank ruhiger zugeht, als es in ihrem früheren Heimathlande zugegangen ist. Mir haben sehr viele einflußreiche Leute wiederholt erklärt: Gott sei Dank, daß wir in diesen Ver⸗ hältnissen nicht mehr Franzosen, sondern Deutsche sind (hört! hörth. Ich würde das nicht sagen, wenn es nicht wahr wäre; Sie kennen mich zum großen Theil genug, um zu wissen, daß ich Ihnen nichts Unrichtiges sage.

Der Herr Abg. Preiß führte sodann aus: daß die Auffassung unrichtig sei, folge doch aus der Wahlstatistik. Zunächst glaube ich an diejenigen Beweise, die man aus Wahslstatistiken berauszieht, überhaupt nicht recht; man kann bekanntlich aus Statistiken, wenn man nur will, alles beweisen. (Heiterkeit) So kann man auch aus einer Wahlstatistik alles beweisen. Am allerwenigsten glaube ich, daß in einem Lande, wie es Elsaß⸗Lothringen ist, dem nichts unangenehmer, nichts lästiger ist, als diese infame Hetzerei bei den Wahlen, die Wahl⸗ statistik etwas beweist. Endlich, meine Herren, wollen Sie doch nicht