1895 / 53 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 01 Mar 1895 18:00:01 GMT) scan diff

viele Gemeinden in Verwirrung gerathen, und überall herrscht Streit,

wie man die Mädchenschulen am besten umgestalten könne. Die akade⸗

misch gebildeten Lehrer an den höheren Mädchenschulen vermissen die ibnen

versprochene k mit denen an fen und Realschulen.

Es wäre doch wünschenswerth, wenn der Minister dafür sorgte, daß die Gemeinden diese Lehrer nach dem Normalbesoldungs Etat mit Wohnungsgeldzuschuß anstellten.

Was die wiffenschaftliche Vor- bildung der ädchen anlangt, so wünsche ich diese nicht zu weit getrieben. Vor allem muß Herz und Gemüth geweckt werden. Durch einen zu langen Besuch der Schule und eine zu wissen⸗ schaftliche Ausbildung kommen die Mädchen oft zu Lebens gewohn⸗ heiten, die mit ihrer späteren Lebensstellung nicht im Ein- Aang stehen. Sie bekommen eine ideale Richtung, die, wenn sie ohne Vermögen sind, im Leben schwer durchzuführen ist. Wenn eine Organifation der Mädchenschulen eingeführt werden soll, so müßte man die Wünsche der Eltern berücksichtigen, überhaupt den praktischen Verhältnissen mehr Rechnung tragen.

Bei Schluß des Blattes nimmt der Minister der geist⸗ lichen 2c. Angelegenheiten Dr. Bosse das Wort.

Dem Reichstag ist der Entwurf eines Gesetzes für Elsaß- Lothringen, betreffend die Aufbebung des Gesetzes über die Ernennung und die Besoldung der Bürger— meister und Beigeordneten vom 4. Juli 1887, zugegangen.

Statiftik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Aus Essen wird der Köln. Itg.“ geschrieben: Der Zentral Lorstand des Gewerkvereins der christlichen Bergleute im Ober⸗Bergamtsbezirk Dortmund giebt den Zweigvereinen den Rath, in ihren Versammlungen Sozialdemokraten das Wort nicht mebr zu ertheilen und diese überhaupt auszuschließen, weil sie die gewährte Rede⸗ freibeit nurbenutzten, um ihre Ideen zu verbreiten. Ebenso wird an= gerathen, bei Versammlungen kein Eintrittsgeld zu erbeben.

Aus Weißenfels wird dem Vorwärts“ gemeldet, daß in der dortigen Kürschner-Werkstatt der Firma Wölfert wegen Lohn berabsetzung ein Ausstand ausgebrochen ist.

Aus Paris meldet W. T. B.: Das Syndikat der Eisen⸗ bahn⸗Bediensteten beschloß in Agitation zu treten, um die Deputirtenkammer zu bestimmen, das Gesetz abzulebnen, wonach den Angestellten der Eisenbahn jede Vereinigung zum Zwecke der Arbeits⸗ einstellung verboten wird.

Kunft und Wissenschaft.

In der Gesellschaft für Erdkunde wird morgen Pro— fessor Dr. Volkens über die Ergebnisse seiner Exkursionen am Kilima⸗Ndjaro berichten. An Stelle des erkrankten Landesbauptmanns Dr. Schmidt, der über seine Reise von den Marschall-Inseln nach den Philippinen sprechen wollte, wird Freiherr von Nechtritz über seine Reisen in Südwest⸗Afrika vortragen.

Theater und Mufik.

Neues Tbeater.

Die gestrige, durch das Protektorat Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin Friedrich ebrend ausgezeichnete Wobl⸗ tbätigkeits Vorstellung zum Besten der Hinterbliebenen der auf dem Bremer Dampfer Elben Verunglückten wurde durch einen von Paul Bleck verfaßten Prolog eingeleitet, den Fräulein Sandow mit warmer Empfindung vortrug. Alsdann gelangte Lessing's Lustspiel Minna von Barnhbelm“ zur Auffübrung, zu der sich eine erlefene Künstlerschaar zusammengefunden batte. Frau Clara Mever, das Ebrenmitglied des Königlichen Schausrielbauses, entfaltete in der Titelrolle die zarte Anmuth und die vornehme, mädchen bafte Gefübsericke, durch die sie stets die Zuschauer und Hörer als Minna“ entzuͤckt hat. Wie

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Theater ⸗Anzeigen. ĩ Direftion:

Dichtung nach Karl Ludwig Giesecke, von Emanuel n In. Scene gesetzt vom Ober⸗Regifseur kontrakt. Teßlaff. Dekorative Einrichtung vom Ober. In spektor Dirigent:

Schauspiel haus. lungen. Ein 8 . Trauerspiel in 3 Abtheilungen Hebbel. Dker-Registenr Mar Srnke. Dek cratlee Ein ir. igen von William Sbakesteare. ; tung vom Ober⸗Inspektor Brandt. Zweiter Abend. 2. Theil bearbeitet von Heinrich Laube. Anfang 74 Uhr. Dritte Abtheilung: Sonntag: Gastspiel des K. u. K. Hofburafchau. stellung zum Benefiz für den Dresseur und Schul⸗= Trauerspiel in 5 Aufzügen. Anfang 77 Ubr. X eister. ö

DOvernbaus. 55. Vorstellung. Tann. Der Erbförster. Trauerspiel in 5 Akten von Renz Stark. hänser und der Sangerkrieg auf .. Romantische Dyer in 3 Akten von Richard Wagner. Ballet von Emil Graeb. Anfang? Ubr.

Schauspiel baus. 61. Vorstell ung. König Ottokars Slück und Ende. Trauerspiei in 5 Aufzũgen von Franz Grillrarjer. Anfang 7 Ubr.

Dentsches Thenter. Der G'wiffendwnrm von Anzengruber. Sonntag, 25 Ubr: Tie Weber. 77 Uhr:

Der G wien s rnrm. Montag: Tie Weber.

Berliner Theater. Sennteg, 24 Uhr: Madame Sans Gene.

3 Uhr: Der Pfarrer von Kirchfeld. Mentag: Madame Sans. Gene.

Ce ssing · Theater. Sonnabend: Der Geizige.

griedric · wilhelmslad iisches Theater. 3. Ckanfsecste a3. *..

edermann. Anfang 7 in armes avec]. . Aonzert gans. Sonnabend: Tarl Meyder⸗;

Reiden Theater. Slemerstra3ge Nr.

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ein Quell von Lebensfrische und Natürlichkeit wirkte die ellung 3 durch Frau Niemann Rabe; alles egelang ihr vor⸗ trefflich die schnippische Keckheit und die ernste Gemüths ng, weil. sie jede Empfindung aus. der Tiefe ihrer ten

ernatur geftaltete; die Darstellerin verbreitete Frohfinn und es ebenso sehr durch ihr stummes wie ibr dtes Spiel. Herr Baumeister stand ihr als Wachtmeister Werner mit kräftigem Humor zur Seite, dem aber immer eine äußere Eleganz der Form eigen blieb, welche die Rolle des Wachtmeisters wohl entbehren könnte; jedenfalls erzielte der Darsteller mit seiner Gesammtleistung wieder einen schönen Erfolg. Den Riecaut spielte Herr Lau tenburg mit einer beinahe etwas zu dreisten Ritterlichkeit; Herr Pagagay gab den brummigen Just derb und komisch, wie es die Gestalt erfordert. Die Rollen des Majors don. Tellbeim und des Wirtbs wurden von den Mitgliedern des Königlichen uspielbauses, den Herren Arndt und Oberländer, mit gutem ingen durchgeführt.

Im Königlichen Opernhause gelangt morgen Mozarts Zauberflöte unter Kapellmeister Weingartner's Leitung und mit folgender Besetzung zur Aufführung: Sarastro: Herr Mödlinger, Ta⸗ mino: Herr Sommer, Königin der Nacht: Frau Herzog, . lein Hiedler, Pavageno: Herr Krolop, Monostatos: Herr Lieban, Papa= ena; Fräulein Dietrich, Sprecher: Herr Betz, Priester: Herren Fräntel, Philipp, Drei Damen: Fräulein Kopka, r en Rorhauser, Frau Lammert, Drei Genien: Fräulein Weitz, Fräulein Deppe, Frau Goetze. Gebarnischte; Herren Krasa, Krüger.

Im Königlichen Schauspielhause geht morgen von Friedrich Hebbel's Trauerspiel Die Nibelungen als zweiter Abend die dritte Abtheilung Kriemhild's Rache: in Scene. Die Hauptrollen find wie folgt besetzt: Kriemhild: Fräulein Porxpe, Hagen: Herr Molenar, König Etzel: Herr Ludwig. Dietrich von Bern? Herr Nesper, Mark- graf Rüdiger: Herr Grube. Hildebrant: Herr Kahle, Gudrun: Fräulein Sauer, Gunther: Herr Arndt, Volker: Herr 2

Der im Monat Januar d. J. von den Herren Professoren Gernsheim, Joachim und Hausmann im Saal Bechstein veranstaltete Beethoven Abend! zum Besten eines Haydn⸗Mozart⸗ Beethoven-⸗-Denkmals hierselbst ergab einen Reinertrag von etwa 1400 M, welcher dem Denkmalsfonds überwiesen worden ist.

ö Mannigfaltiges.

Angesichts der gewaltigen Schneemengen, welche in diesem Winter niedergegangen sind und die Gefahr späterer Ueberschwem mungen be⸗ fürchten lassen, hat, wie die Schles. Ztg. meldet, Fhre Mase stät die Kaiserin und Königin als Protektorin der Vaterlän? ländischen Frausnvereine die Anregung gegeben, daß die Frauen- vereine schon jetzt sich rüsten möchten, um bei etwaigen Nothffänden durch Einrichtung von Nothküchen, Vertheilung warmer Kost und schützender Kleidungsstücke u. s. w. in der so oft bewäbrten Weise bilfreich eingreifen zu können. Auch erwartet Ihre Majestät, daß in solchen , die Frauenvereine Hand in Hand mit den sokalen und staatlichen Bebörden gehen werden, um durch das Zusammen⸗ wirken mit diesen des Erfolges ihrer Liebesthätigkeit um fo sicherer zu sein. Seitens des Zentralvorstandes sind in diesem Sinne An— weisungen an die Zweigverbände und durch diese wieder an die Zweig⸗ vereine ergangen, sodaß bei eintretendem Bedürfniß die vorbereiteten Maßnahmen unverzüglich in Wirksamkeit treten können.

Vor Beginn der gestrigen Sitzung der Stadtverordneten baben, wie wir dem Bericht der Nat. tg. entnebmen, die Ab= theilungen die Wahl des Fünfzehner ⸗Ausschusses zur Vorberathung der Vorlage, betreffend die Eingemeindung von Vororten, vollzogen. Zum Vorsitzenden wurde der Vorsteber Pr. Lan erhans, zun dessen Stellvertreter der Stadtverordnete Michelet gewählt. Nachdem sodann der Etats. Ausschuß über die Spezial Etats des Stadthaus halts. Etats für 1895!965 Bericht erstattet hatte, folgte die Berathung der Borlage, betreffend die Um estaltung der Straße Unter den Linden, die nach kurzer Berathung einstimmig ab⸗ gelehnt wurde.

Weingartner. Die Nibe⸗

Kapell meister Nenes Theater. 60. Vorstellung.

In Scene gesetzt vom

Kriemhilds Rache. Ein cmh 1 Bernhard Baumeister.

Otto Ludwig. Sonntag, Nachmittag: für Volksunterhaltungen.

meister Ferron. Die

Sonnabend: Heimath.

Gaiety Girl! von Jonas

Sonntag: Dieselbe Vorstellung.

Sonntag und folgende Tage: Fernand's Ehe⸗

Schiffbauerdamm 4 a2. / 5 Sonnabend: Gastspiel des K. u. K. Hofburgschau⸗ Vielers Bernhard Baumeister. Dritter Abend. König Heinrich der Vierte. 6 in 2 7. März: Unwiderruflich letzte Vorstellung (Schluß Na em 1. u. .

meister Herrn Louis Gundlach. Anfang 73 Uhr. Sonntag: Kapitän Caricciolo.

Adolyh Ernst. Theater. Sonnabend: Auf treten der ersten Pirouette⸗ und Courbette⸗Tänzerin Englands Miß Rose Batchelor vom Prince of Waleg⸗ Tbeater in London. Ein fideles Corps. Große Ge⸗ sangsposse mit Tanz. Nach dem englischen Original Sidney frei be⸗ arbeitet von Gduard Jacobson und Jean Kren. Vorher: Gestudeball. Schwank in J Akt von Ed. Jacobson und Jean Kren. Aufang 71 Uhr.

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Der am 13. Nevember . hierselbst

Kaufmann Georg Schönfti bat in einem Codizill vom 24. ber v. J. ju dem in ein mit seiner Gattin Hedwig 7 geb. Hirschfeld, errichteten tament der Stadtgemeinde

erlin jur Begründung einer woblthätigen Stiftung 35000 ausgesetzt. Die Zinsen sollen zu laufenden Unterstũtzungen in Mindest. betrage von monatlich 20 4A an Wittwen gezahlt werden, welche durch Krankheit oder mehrere erwerbsunfähige Kinder an das Saus gefesselt und hierdurch an Erwerb und Lebenzunterhalt gehindert sind.

Am heutigen Tage ist eine neue Linie der 2 Berliner Pferde · Eisen bahn eröffnet worden, die von Moabit, Werftstraße, durch die Straße Alt⸗Moabit, über die Molttebrücke, Königeplatz, Karlstraße, Weldendammer Brücke, Opernplatz, Französischeffraße, Werderscher Markt nach dem Schloßplatz führt. Die Linie Schlesisch es Thor Moabit, Rathenowerstraße wird dagegen nicht mehr nach letzterem Endpunkt, fondern vom Spitkei—= markt durch die Leipziger. und Charlottenstraße bis zur Friedrich, Ecke Behrenstraße, geführt. Vom heutigen Tage ab wird ferner die Linie Küftriner Platz Moabit Werftstraße von der Rathenower⸗ und Perlebergerftraßen. Ecke durch die Rathenower eh Invalidenstraße. i fen reh, Friedrichstraße, Oranienburger⸗ straße betrieben. Die Signalfarben diefer neuen Linien sind folgende: Schlesisches Thor Behren⸗ und Friedrichstraßen, Ecke: halb wei 3 balb grün; Küstriner Platz- Moabit Rathenowerstraße: weiß; Moabit Werftstraße = Schloßplatz weiß mit grünem Strich.

„Die, Grgvier⸗ und Prägeanstalt der Met allwaarenfabrik Wilhelm Maver in Stuttgart (Inhaber Wilhelm Mayer und Franz Wilhelm) hat zum bevorstehenden 80. Geburtstage des Fürsten von Bismarck eine Gedenkmünze hergestellt. Die⸗ elbe zeigt auf der Vorderseite das wohlgetroffene Profil Brustbild und auf der Rückseite das Wappen des Fuͤrsten mit den Jahreszahlen 1816 1895 darüber und der Unterschrift: Zum 80. Geburtstage. Die Gedenkmünze ist künstlerisch und technisch gleich vortrefflich ausgeführt und empfieblt sich als bleibendes Erinnerung zeichen an den bepor— stehenden Festtag.

Im Zirkus Renz, welcher am 7. d. M. seine Saison beschließt, findet morgen. Sonnabend, eine große Elite Vorstellung zum Benefiz des Schulreiterpaares Herrn Robert Renz und Frau Renz. Stark statt.

Catanzaro, 28. Februar. W. T. B.“ berichtet: Der Sem inaxist Luigi Nifi feuerte gestern Abend, als er erfuhr, daß er nicht zur Priesterweihe zugelassen würde, im b ischöflichen Palais in Gegenwart des Bischofs auf den Rektor des Seminars. einen Revelverschuß ab und verwundete denselben schwer an der linken Wange. Sodann feuerte Nisi noch zwei Schüsse gegen einen Diener ab, welcher ihn festzunebhmen versuchte; der Diener blieb unverletzt. Der Verbrecher entfloh, stellte sich aber später selbst der Polizei.

New-JYork, 28. Februar. Ueber die (in Rr. 52d. Bl) bereits gemeldete Expl'osion in der der Atchison Topeka. und Santa ⸗Fo⸗ Fisenbahn gehörigen Kohlengrube in Cerillos (Neu. Mexico) wird dem . W. T. B. weiter berichtet: Bisher sind 25 Leichen bervor. gejogen worden; man befürchtet, daß die noch in der Grube befind= liche größere Anzahl Bergleute hoffnungslos verloren ist.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Key West 1. 1. März. (Meldung des „Reuter⸗ schen Bureaus“) Ein spanisches Kanonenboot ißt hier angekommen, vermuthlich um den Aufbruch des Freibeuterzugs nach Cuba zu verhindern. Hier ist die Nachricht eingegangen, daß die Aufständischen auf Euba 20065 Mann panischer Truppen unter General Lach ambre geschlagen hätten.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Saal Bechstein. Linkstraße 42. Sonnabend, Anfang 73 Uhr: Beethoven⸗Abend von Ednard Reuß a. Karlsruhe.

Birkus Renz (Karlstraße). Donnerstag, den der Saison). Sonnabend, Abends 77 Uhr: Parade⸗Gala⸗Vor⸗

Vierter Abend. reiter Herrn R. Renz und die Schulreiterin Frau . özte Donner u. Darius in kurzer Zeit auf eine originelle Art dress. und zum ersten Male in

Vorstellung des Vereins Freiheit vorgeführt v. Benefiziaten Herrn R. Renz.

Zum 1. Male. Die doppelte hohe Schule mit den Schulpferden Liberator und Mikado, geritten von den Benefiziaten Herrn R. Renz und Frau Renz⸗—

Theater Unter den Linden. Bebrenstr. / d'. Stark. Zum J. Male: Magftof s, osthr. Hengst, in Direktion: Julius Fritzsche. Sonnabend: Mit neuer allen Gangarten der hohen Schule * 32 . Ausftattung: Kapitãn Caricciolo. Sonnabend: Neu ein. Ballet in 3 Aften bon Benry Chivot und Alfred 12 Pferden, geritten von Herrn Gustav Renz (Sohn. Duru. Musik von Edmond Audran. gesetzt von Julius Fritzsche. Dirigent: Herr Kapell⸗ Bonbair⸗Truppe. ets arrangiert dom Ballet wechsel in Peking).

eritten von der Operette mit Benefiziatin Frau Renz Stark. ie Post mit Auftreten der weltberühmten LaJo Ni Em. (Beim Jahres⸗ Neue Musik⸗ Einlagen. Sonntag: 2 Vorstellungen. (Letzte Sonntags« Vorstellungen) Um 4 Uhr Nachmittag: Letzte Kinder⸗ Vorstellung (ermäßigte Preise). Die lustig en Heidelberger. Abends 77 Uhr: Extra⸗Vorstellung.

In Scene der Benefiziaten).

Zentral- Theater. Ate Jatobftraße Nr. 3 To Mi En. Direktion: Richard Schultz. Emil Thomas a. G.

Sonnabend: Zum 15. Male: Noritãt! Unsere . Nentiers. Greße Posse mit Gesang und Tanz in Akten von Wilhelm Mannstãdt und Julius Freund. Mustk von Julius Einödsbofer. In Scene esetzt vom Direktor Richard Schultz. Anfang 74 Uhr.

Sonntag: Zum 16. Male: Unsere Rentiers.

Familien Nachrichten.

Verlebt; Frl. Gertrud Rauthe mit Hrn. Amts⸗ ke err eth Fritz Rauthe (Görlitz —Bernstadt

* 5.

Gestorben: Hr. Ober ⸗Tribunals. Vize⸗Präsident a. D., Wirklicher Geheimer Rath Dr. Franz Ferdi⸗ nand Grimm (Wiesbaden). Hr. k Köhler (Waldenburg). Fr. Emilie von Mitzlaff, eb. Monod de Froideville (Gollnow, Pmm. J. . Albertine von Flotow, geb. von Haas (Alten⸗ of). Hr. Stadtrichter a. D. Paul George Humbert (Berlin). Hr. Justlz⸗Rath und Rechtsanwalt Heinrich Stiebler Breslau). Hr. Amtsrath C. M. Brandt (Domäne St. Ludgeri bei Helmstedt).

2 gesetzt vom Konzerte.

52 Screen Sing Akademie. Sonnabend, Anfang 8s Uhr: in dent cher Be⸗ II. lavi Abend ö 83 . g dea Benno Jacecbsea. Anfang 71 Uhr. a. n ven Josef Sofmann

Verantwortlicher Redakteur: J. V. Siemenroth in Berlin. Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin.

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anftalt, Berlin 8W., Wilhelmstraße Nr. 32.

Acht Beilagen leinschließ lich Börsen · Bellage).

verstorbene Stadtverordnete

Reichs⸗Anzeiger und Königlich

. 48. Sitzung vom Mittwoch, 28. Februar.

Eingegangen ist ein Gesetzen twurf, betreffend Auf⸗ gen. e n r,, et k und 37 soldung der Bürgermeister und Beigeordneten in ,

Das Haus tritt in die Berathung des Marine⸗ Etats ein.

Ueber den Beginn der Verhandlung ist bereits gestern be⸗ richtet worden.

um Titel Seewarte und Observa torien“ wird auf Antrag der Budgetkommission eine Resolu tion ange⸗ nommen dahin, die verhündeten 2 zu ersuchen: Die den in Berlin stationierten Mitgliedern der Mittelbehörden der Reichsverwaltung gewährte Ortszulage von 600 60 94 die leichgestellten Beamten in Hamburg für das nächste Ctatsjahr in ussicht zu nehmen.

Ferner nimmt zum Titel „Seelsorge⸗ und Garnison⸗ schulwesen“ das Haus eine von der Budgetkommission vor⸗ gel lagen Resolution an, welche dahin geht, die verbündeten

egierungen zu ersuchen: die Aufbesserung des Gehalts der Volksschullehrer an den Marineschulen in Erwägung zu nehmen.

Abg. Dr. Lingens Hentr.): Ich kann die Bemerkung nicht unterdrücken, daß bei der Marine betreffs der Seelsorge noch immer nicht das durch die Verfassung gewährleistete Prinzip der Parität durchgeführt ist. Auch die Sonntagsruhe und Sonntagsheiligung bei der ö. läßt noch viel zu 2 übrig. Wir könnten auf dem Gebiet der Seelsorge sehr viel von England lernen.

Im Kapitel „Betrieb der Flotte“ hat die Kommission die einzelnen Fonds um insgesammt gegen 800 000 S gekürzt. Staatssekretär des Reichs⸗Marineamts Hollmann:

Meine Herren! Ich halte es für meine Pflicht, darauf hinzu— weisen, daß ein solcher Abstrich von 800 000 S bei den Kap. 62 und 60 doch zweifellos von Einfluß werden müßte für den Umfang der Indiensthaltung, und es muß die Frage entstehen, an welcher Stelle würden wir ihn zu kürzen haben, und da sind in der That alle diejenigen Aufgaben der Marine, die hier in erster Reihe an⸗ geführt sind, nämlich auswärtiger Dienst, Schul⸗ und Uebungszwecke und verschiedene Zwecke, Probefahrten u. s. w., an' und für sich in den einzelnen Theilen kaum zu beschneiden. Es ist erwähnt worden von dem Herrn Referenten, daß vor allen Dingen der auswärtige Dienst unter diesen Abstrichen nicht leiden dürfe. Andererseits hat natürlich die Marineverwaltung auch ein sehr hohes Interesse daran, daß die Indiensthaltung für Manöverzwecke nicht gekürzt werde; denn sie geht in der Hauptsache darauf aus, den Besatzungen eine kriegs— mäßige Ausbildung zu geben. Desgleichen sind auch die Indienst⸗ haltungen für die Schulzwecke nothwendig, um der Ausbildung unseres beranwachsenden Personals für den Ersatz der Offiziere und der Mannschaften gerecht zu werden. Kurz und gut: an einer Stelle wird ja natürlich diese Streichung ihren Einfluß ausüben, und die Marineverwaltung wird nach Maßgabe des Werths der ver⸗ schiedenen Forderungen diese Streichung vertheilen. Immerhin muß ich noch einmal darauf aufmerksam machen, daß an irgend einer Stelle die Indiensthaltung und die Ausbildung der Marine, die durch die Indiensthaltung bewirkt wird, leiden wird, und ich möchte Sie bitten, den vollen hier eingesetzten Betrag bewilligen zu wollen,

entgegen den Beschlüssen Ihrer Kommission.

Abg. Rickert (fr. Vs.): Selbst wenn das Haus die Summe absetzt, 6 bleibt doch noch eine erhebliche Mehrbewilligung gegenüber dem Vorjahre übrig. Es wäre doch sehr wünschenswerth, daß die Marineverwaltung uns eine Nachweisung gäbe, ob sie mit den ihr zur Verfügung gestellten Mitteln ausgekommen ist.

Staatssekretär Hollmann:

Soweit ich den Herrn Referenten verstanden babe, hat er in seinem Vortrage darauf hingewiesen, daß dieselbe Frage in der Budget kommission gestellt und beantwortet worden ist durch eine Nachweisung, die ich in die Hände der Herren gelegt habe. Es wird sich aus dieser Nachweisung ergeben, daß die Marineverwaltung mit dem ihr für dieses Etatsjahr zur Verfügung gestellten Betrage für die Indienst⸗ haltung hausgehalten hat. Es werden keine Ueberschreitungen statt⸗ finden; es wird aber wahrscheinlich der Verbrauch der ganzen Summe sich ergeben. Natürlich, meine Herren, hat die Marineverwaltung nicht dies ermöglichen können ohne Streichungen an der im vorigen Jahre zum Antrag gebrachten Indiensthaltung. Die Zahl der Indienst⸗ haltung⸗Monate ist geringer als die, die wir beantragt hatten für das Etatsjahr 1894/‚95, und nur dadurch ist es möglich geworden, sich mit einem Etat zu begnügen, wie er nach den Abstrichen des vorigen Jahres uns zur Verfügung gestellt war. Dasselbe würde ja auch in dem Maße, wie die Abstriche ietzt erfolgen, für das Etatsjahr 1895,96 Geltung haben. Es wird nicht vorausgesetzt werden dürfen, daß alle diejenigen Schiffe in Dienst gestellt werden können, welche hier in Ansatz gebracht sind; eütweder müßten einzelne Schiffe ganz ausfallen, oder es muß an der Zeit der Indiensthaltung der Schiffe gekürzt werden, sodaß z. B. an Stelle einer Indiensthaltung von 12 Mo—⸗ naten bei einzelnen Schiffen eine geringere, ich will sagen, eine solche von 10 oder 6 Monaten eintritt.

Abg. Rickert: Das Plus von 2 Millionen, das wir gegen— über dem Vorjahr bewilligen, reicht meines Erachtens aus, um die

Bedürfnisse der Marine zu decken. 4 ĩ ne n. beschließt gemäß dem Antrage der Kommission.

„Natural verpflegung veranschlagte Summe hat die Kommission um 73 059 M er 46 . . ; Der Referent Abg. Dr. Lieber (Zentr.) begründet dies damit, daß die von der Verwaltung e fg t. Summe auf Augenblicks preisen basire, die höchst unzuverlässig selen und die die Marinever⸗ e . leicht zwingen könnte, Etatsüberschreitungen vornehmen zu můüssen. ; . Das Haus stimmt dem Vorschlage der Kommission zu.

Beim Kapitel „Bekleidung“ bringt der

Abg. Dr. Ham macher (ul.) die ,, ur , die nur an zwei Fabrikanten übertragen selen. Dem Neichstage el eine Petition der Handelskammer in . zugegangen, in der eine weitere Vergebung der Lieferungen beantragt werde.

Er st e ei lage

9 mt, ö Marinevemaltung durch offer tliche zu decken gefucht. dieser Weg geeignet erwieg, wurden Lieferungen Jahre 927 bis 1894835 auf wei Fabrikanten beschräͤnkt. Obwohl diefe sehr zuverlãssig waren und ihre Waaren den gestellten Anforderungen genuügten, haben wir aus Anlaß von Anregungen, die uns seitens der Handelskammern zu⸗= gingen, den Vertrag getändigt, sodaß gegenwärtig nicht mehr zwei, sondern neun Firmen an der Lieferung betheiligt find

Beim Kapitel Instandhal tung der Flotte und der Werftanlagen“ pricht der

Abg. Rickert (ir. Vg) sein Bedauern darüber aus, daß die Arbeiterzahl auf den Kaiser lichen se n, starken Schwankungen aus⸗ aer sei. Die plötzlichen Ar eiterentlassungen seien von chaͤdlichstem Einfluß für die Arbeiter nicht nur, fondern auch für die Werftyerwaltung, Es wäre dringend nothwendig, derartige plötzliche Arbeiterentlassungen für die Zukunft zu verhindern. Redner bittet ferner, die Werftverwaltungs Sekretäre im Rang und Gehalt den Intendantur⸗Sekretãren gleichzustellen eine Forderung, die schon im Jahre 1881 gestellt worden fel. Gndlich wünscht der Rebner eine Aufbesserung des . der Werftführer, die, seitdem sie etats⸗ mäßig angestellt seien, sich schlechter ständen als früher.

Staatssekretär Hollmann:

Ich muß mit dem Herrn Abg. Rickert vollkommen darin überein stimmen, daß es ein höchst unerquicklicher und unerwünschter Zustand ist, wenn die Summen, welche der Marineverwaltung für Schiffs⸗ bauten zur Verfügung gestellt werden, in ihren Beträgen so un⸗ gemein schwankend sind. Ich habe auch Anlaß genommen, in einer kleinen Schrift, welche der Budgetkommission überreicht wurde, durch eine graphische Darstellung dies zum Ausdruck zu bringen. Es zeigt sich in dieser graphischen Darstellung ein Auf und Nieder, welches in der That einer geregelten Verwaltung sehr im Wege stehen muß. Aber im allgemeinen muß ich doch die Reichs Marineverwaltung frei von Schuld und Fehl sprechen. Es liegt nicht allein an uns; auch der hohe Reichstag hat darauf einen großen Einfluß. Die Bewilligungen des hohen Reichstags gingen zu gewissen Perioden so weit herunter, daß diese Kurve eben von einem hohen zu einem sehr niedrigen Standpunkt kam. Ich möchte auch darauf hinweisen, daß im Laufe der 80er Jahre verhältnißmäßig wenig für Schiffsbau verwendet wurde und infolge dessen mit Beginn der 90er Jahre ein Aufschwung nach oben eintrat. Ich glaube aber, wir werden über diesen Punkt noch des weiteren verhandeln bei Gelegenheit der Forderungen für Schiffsneubauten.

Was nun die Frage des Personals anlangt, so wird der Theil, der sich auf die Werftverwaltungs⸗Sekretäre bezieht, von der Reichs Schatz⸗ verwaltung beantwortet werden. Was die Werkführer anlangt, fo liegt die Frage in der That so, daß diese Leute, seitdem sie etats⸗ mäßige Anstellung erhielten, also aus dem remuneratorischen in das etatsmäßige Verhältniß übergingen, sich schlechter stehen wie früher, d. h. der Gesammtbetrag ihres Einkommens ist geringer als zu der Zeit, da sie Remuneration bezogen. Dafür ist aber nun gewissermaßen zum Ausgleich dieses Einkommen auch pensionsfähig, was bis dahin nicht der Fall war. Immerhin muß auch in dieser Beziehung die Reichs Marineverwaltung Schritt halten mit anderen Verwaltungen des Reichs und Preußens, und es wird mir nicht zugestanden, einen höheren Gehalt für diese Beamtenkategorie wie der ist, welchen die gleiche Kategorie in der anderen Verwaltung empfängt, einzustellen. Aus diesem Grunde ist die Marineverwaltung beim besten Willen nicht in der Lage, für ibre Leute in der Weise einzutreten, daß sie in den Genuß eines höheren Gebalts kommen. Wie ich dem Herrn Abg. Rickert schon wiederholentlich gesagt habe, werde ich selbst⸗ verständlich das Interesse dieser Leute wahrnehmen, soweit es überhaupt denkbar ist. Ich bin aber nicht in der Lage, einseitig zu fordern, sondern kann nur in Gemeinschaft mit anderen Verwaltungen vorgehen, und daß da eine Gemeinsamkeit bestehen muß, wird auch der Herr Abg. Rickert einseben.

Der Herr Abg. Rickert hat sich endlich nach der Zahl der ein gestellten Arbeiter erkundigt, die augenblicklich für die Werften in Ver⸗ wendung kommen. Am Schluß des vorigen Jahres, im Dezember 1894, beschäftigten wir in Danzig 1326 Arbeiter, auf der Werft zu Kiel 4402 Arbeiter und auf der Werft in Wilhelmshaven 5obg, sodaß also auf den drei Werften insgesammt beschäftigt wurden 10787 Arbeiter.

Geheimer Ober⸗Regierungz⸗Rath im Reichs Schatzamt Plath: Das Gehalt der Intendantur⸗Sekretäre ist nur scheinbar höher als das der Werftverwaltungs Sekretäre, da diese reichliche Neben⸗ einnahmen haben. Am desten geht das daraus hervor, daß die Intendantur Sekretäre unter Hinweis auf die Werftverwaltungs⸗ Sekretäre um Aufbesserung ibrer Gehälter petitioniert haben.

Abg. Legien (Soz): Auf den Kaiserlichen Werften sind im vergangenen gaßhn⸗ massenbafte Arbeiterentlassungen erfolgt, obwohl der Vertreter des Reichs⸗Marineamts hier erklärt hatte, man werde versuchen, durch eine Verkürzung der Arbeitszeit der Entlassung einer größeren Zahl von Arbeitern vorzubeugen. Es liegt doch im Interesse der Kaiserlichen Werft selbst, daß solche Massenentlassungen unterbleiben. Zum mindesten sollte man dafür sorgen, daß die nicht vplößzlich erfolgen und zur Winterszeit. Die entlassenen Arbeiter müssen nothwendig in Noth gerathen, denn die Löhne auf den Kaiserlichen Werften sind nicht derart, daß die Arbeiter etwas davon zurücklegen können. Bei Neuanstellungen von Arbeitern sollten die Kaiferlichen

en Sorge tragen, daß frühere Werftarbeiter zuerst wieder ein⸗ gestellt werden. In einem mir speziell bekannt gewordenen Falle 6 das bei einem Arbeiter, der auf der Kaiserlichen Werft verunglü war, nicht geschehen. Wahrscheinlich, weil der Betreffende energisch für die Kürzung der Arbeitszeit eingetreten war.

Staatssekretär Hollmann:

Meine Herren! Das Bestreben der Reichs⸗Marineverwaltung ist ganz zweifellos dahin gerichtet, die Zahl der Arbeiter möglichst ständig zu erhalten, und nicht heute eine große Anzahl von Arbeitern zu beschäftigen und morgen weniger. Aber die Werften befinden sich in einem gewissen Nothstand: während der Winterszeit häufen sich die Arbeiten auf den Werften über das Maß dadurch, daß sämmtliche Schiffe der Manöverflotte ihre Reparaturen dort vornehmen, um die Zeit auszunützen, welche für die Schiffahrt ausfällt: also die

Preußischen Staats⸗Anzeiger. 13

Manate Januar, Februar, März in der Dauptsache. Während dieser Zeit liegen die Schiffe auf den Werften und erfahren diejenigen Reparaturen, die sich im Laufe der Zeit als nothwendig heraug. gestellt haben. Also, meine Herren, im Winter ist die Werft in voller Thätigkeit. Das ändert sich von dem Augenblick an, wo die Werften die Wiederherstellungsarbeiten vollendet haben und nur die Bau⸗ arbeiten zu erledigen bleiben.

Nun muß die Werft, um mit ihren Mitteln hauszuhalten, sich natürlich vor die Frage stellen: entweder entläßt du die Arbeiter, die überschüfsig sind, oder wenn du alle Arbeiter, die zur Zeit bei dir Arbeit finden, weiter beschäftigen willst, dann mußt du die Ar⸗ beitẽzeit entsprechend kürzen. Diese Frage hat auch der Herr Abg. Legien berührt, warum das letztere nicht der Fall gewesen sei, und hat gesagt, eine wohlwollende Verwaltung müsse darauf Bedacht nehmen, im Interesse ihrer Arbeiter dafür zu sorgen, daß sie eine dauernde Beschäftigung finden. Meine Herren, wenn ich mich recht er⸗ innere, wurde über diese Frage im vorigen Jahre sehr lebhaft verhandelt. Es waren sogar, wenn ich nicht irre, die Anregungen dazu hier von Berlin ausgegangen. Die Werften wurden aufge⸗ fordert, sich zu äußern, wie weit sie auf diesem Wege den Arbeitern entgegenkommen könnten. Da ist nun, soweit ich mich erinnere, wie das stets der Fall ist, wenn solche Fragen auftauchen, welche die Arbeiter⸗ interessen berühren, der sogenannte Arbeiterausschuß auch auf der Werft Kiel zusammengetreten. Ich müßte mich sehr irren, wenn ihm nicht die Frage vorgelegt worden wäre, wie sich die Arbeiter im all— gemeinen zu dem Vorschlag stellen, die Arbeitszeit zu kürzen, um alle Arbeiter die ganze Zeit bei der Werft beschäftigen zu können. Da waren nach meiner Erinnerung die Ansichten der Arbeiter sehr getheilt; es stimmten die älteren Arbeiter, also diejenigen, die für eine Familie zu sorgen haben, dafür, die ganze Arbeitszeit, wie sie in der Werft⸗ ordnung vorgeschrieben ist, auch für die Sommertzeit inne zuhalten, während die jüngeren Arbeiter sich dahin aussprachen, daß es ihnen lieber wäre, wenn die Arbeitszeit entsprechend gekürzt würde, um weitere Beschäftigung bei den Werften finden zu können. Ausschlag⸗ gebend waren auf den verschiedenen Werften die Wünsche der älteren Arbeiter. Ich weiß sehr wohl, daß zwischen den Arbeitern nach dieser Richtung hin Meinungsverschiedenheiten vorhanden waren, die sich auch in Versammlungen kundgegeben haben, die berufen waren, üm Stimmung für die Arbeitskürzung zu machen. Dabei sind, soweit ich mich erinnere, sehr heftige Kontroversen gewesen, die Arbeitszeit nicht zu verkürzen, sondern die überschüssigen Arbeiter zu entlassen.

Was nun den von Herrn Abg. Legien vorgebrachten Einzelfall anlangt, so muß ich annehmen, daß die Werftverwaltung, welche den Mann nicht wieder angenommen hat, zu diesem Entschluß nicht gekommen ist, weil er für die Verkürzung der Arbeitszeit eingetreten ist. Die Werft war ja selbst im Zweifel, ob sie das Eine oder Andere thun sollte, und würde in so harter Weise gegen einen Arbeiter, der für die Verkürzung der Arbeitszeit eingetreten ist, nicht vorgehen. Es müssen wahrscheinlich andere Gründe vorgelegen haben, die es der Verwaltung wünschenswerth machten, den Arbeiter im Sommer nicht wieder einzustellen, wenn der Mann sich sonst als tüchtig erwiesen hat, was ich nicht bezweifle. Ich weiß nicht, ob er nicht nach irgend einer Richtung hin gegen die Werftverwaltung vorgegangen ist und irgend etwas begangen hat, vielleicht auf dem Wege unerlaubter Einwirkung. Das Eine kann ich nur sagen, er ist sicher nicht deswegen zurückgewiesen worden, weil er eingetreten ist für seine Kameraden.

Abg, von Kardorff (Rp.); Die Herren von der Sozial—⸗ demokratie, die sich jetzt über Arbeiterentlassungen auf der Kaiserlichen Werft beschweren, möchte ich darauf binweisen, daß wir im vorigen Jahre diese Arbeiterentlassungen als die nothwendige Folge der Ab⸗ lehnung der, geforderten Schiffsneubauten vorhergefagt haben. Unsere Marine kann nur durch stete Ersatzbauten auf ihrer Döhe erhalten werden! Die Erfahrung hat gezeigt, daß mindestens 50/9 des Flottenwerthes jährlich als Abnutzung ab⸗ zuschreiben ist. Für diesen Betrag müssen zum mindesten Ersatzbauten ausgeführt werden. Im vorigen Jahre haben wir diesen Ersaß nicht geleistet, hoffentlich geschieht es in diesem Jahre. Aber die Soial⸗ demokraten werden dazu nicht beitragen; denn soviel ich weiß, find die Herren entschlossen, gegen alle Schiffsneubauten zu stimmen. Wenn. es nach Ihnen ginge, so wären gar keine Arbeiter mehr auf der Kasfer= lichen Werft. Nachdem Sie alles gethan haben, um Arbeiter- entlassungen zu provozieren, haben Sie kein Recht, Klage zu führen, wenn solche Arbeiterentlassungen eintreten.

Abg. Dr. Ham macher (ul.): Auch ich bin der Ansicht, daß es den Herren von der sozialdemokratischen Partei schlecht ansteht, sich über Arbeiterentlafsungen auf den Kaiserlichen Werften zu beschweren. Sie haben es ja in der Hand, diefe Arbeiterentlassungen zu der- schieben; bewilligen Sie die Forderungen für die neuen Schiffen Bieten Sie den Arbeitern nicht einen Stein statt Brot! Was die Ausführungen des Abg. Rickert betrifft, so begegnen wir ja im Reiche wie in Preußen überall dem Bestreben, die in den technischen Betrieben 5 Beamten schlechter zu stellen als die Beamten der Verwaltung. Thatsache ist, daß en isß Kategorien der technischen Maxinebeamten durch die Einführung des Dienstalterszulagen.Sestemz in ihren Hehaltsbezügen eine Einbuße erlitten haben. Nack *r der Kommission vorgelegten Zusammenstellung beläuft sich die Diffe. renz auf 54 200 85 konstatiere aber mit r, , daß in der Kommission bereits in Aussicht . ellt wurde. die Gehaltsbezüge der betreffenden Beamten aufzubeffern. Dir fiad meiner Ansicht nach dazu um so mehr verpflichtet, als es sich nnz Beamte handelt, an deren Oualifikation ganz außergewsbnlich bebe Anforderungen gestellt werden und als obne die Erbaltung diefer Beamten in ihrer erprobten Tüchtigkeit unsere Marine nicht auf beer jetzigen Höhe en werden könnte. .

Referent Abg- Dr. Lieber Gentr.) tbeilt die betreffenden Ver · bandlungen in der Budgetkommissson mit, wonach seitens der Der. treter des e,, d, . die 1 Stellung einzelner Kategorien der Marinebeamten zugegeben, aber erklärt warde wan werde in den schlimmsten Fällen versuchen, durch Sinzelma regeln Abhilfe zu schaffen.

Abg. Legien (Soy): Die Arbeiterentlafsungen auf dex Wer rea . sind keineswegs eine Folge der Ablebaung den Schiffeneu bauten. Der entlassenen Arbeiter sind mit unserer ablehnenden Daltung deen über den Neuforderungen einverstanden; denn sie wissen. daß sre die 5 für die Bewilligungen in Ferm don indirekten Sterern H müßten. Die Werftverwaltung bätte sich aber im Intere fe der