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Mannigfaltiges.
In dem Befinden des kommandierenden Apmirals Freiherrn von der Goltz ist, wie die biegen Blätter berichten, eine wesent⸗ liche Besserung eingetreten, sodaß die Gefahr sür beseitigt gilt. f
m Verein für deutsches Kunstgewerbe machte am Mitt- ves Te. Herr Architekt Hoffacker hl l een über die Lage⸗ verhältniffe der Berliner Gewerbe ⸗Auzstellung 1896. Nach- dem einmal die Entscheidung für den Treptower Park e . galt es als eine zu erfüllende Hauptaufgabe, die Ausstellungs⸗ bauten so zu gruppieren, daß einmal bei den großen Dimensionen des Treptower Parks keine Jersplitterung eintrete, andererseits aber auch in Anlehnung an die vorhandenen Parkanlagen ein großes, dekorativ wirksames Gesammtbild geschaffen werde. An der Hand der ausge⸗ stellten Situationspläne wurde erläutert, wie die Disposition des Haupt- gebäudes diesen Bedingungen gerecht werden soll, und wie des weiteren die Anlage des Ausstellungsbahnhofs nebst der Zufahrt wege mit dieser Disposition in Zusammenhang gebracht sei. Die speziell auf die Bedürfnisse der darin ausstellenden Gewerbszweige getroffene Grundrißgestaltung des Hauptgebäudes wurde ein—⸗ gehend geschildert und ferner eine Uebersicht gegeben über die weiteren daulichen Anlagen auf dem sogenannten Spielplatz, die Gebäude sür Chemie und verwandte Gewerbe, die Fischereigebäude, die Kolonial- ausstellung, Gartenbauausstellung u. . w. Redner schilderte zum Schluß die Bestrebungen der einzelnen Gruppen, auf sachgemäßes einbeitliches Arrangement hinzuwirken, und richtete an die Mitglieder die Bitte, diese Bestrebungen zum Nutzen und Gelingen des Ganzen wirksam zu unter- stützen. — An Stelle des erkrankten Herrn Direktors Schwarz gab
Grundner kurze Erläuterungen über die Rotations
Photographie, die es ermögliche, nach einem gegebenen Negativ mittels des elektrischen Lichts Jo00 m Papier in einer Breite von 64 em innerhalb 12 Stunden mit Photographien zu bedrucken. Einige Proben solcher Rotationsdrucke wurden vorgezeigt. Desgleichen waren im Saale einige vorzügliche Farbenlichtdrucke und Glanzlicht⸗ drucke von der Kunstanstalt Albert Frisch ausgestellt.
Im Deutschen Sprachverein Berlin bält morgen, Dienstag, Abends 8 Uhr (im Gasthof zu den Vier Jahreszeiten, Prinz Albrechtstraße M, Herr Schulrath Dr. Grabow aus Bromberg einen Vortrag über „Die Aussprache der Lautverbindungen sr, st n. a.“ Gäste sind willkommen.
Für die Hinterbliebenen der mit der Elben Verunglückten sind bei dem hiesigen Comité bisher eingegangen 103 114.356 Weitere Beiträge werden erbeten. — Direltor Lautenburg kat als Ertrag der Wohlthätigkeits⸗Aufführung im Neuen Theater, am 28. Februar, an das Unterftützungs⸗-Comitèé für die Hinterbliebenen der auf der Elben Verunglückten die Summe von 4450,70 M abführen können.
Im Hilfsverein für weibliche Angestellte wird am Mittwoch, Abends 87 Uhr, Herr Professor Dr. Arthur König in der Aula des Dorotheenstädtischen Realgymnasiums, Georgen straße 30.31, einen 6 über Bilder aus dem antiken und modernen Rom halten.
Schlieben. Am 13. März 1896 werden 40 Jabre verflossen sein,
seit der Königliche Kreisphysitus Dr. Friedrich August Wagner das eitliche segnete. Der Verstorbene hat sich sowohl in verschiedenen . der Wissenschaft, wie um seine Heimathstadt große Verdienste erworben. Der berühmte Arzt Hufeland schäßte ihn als einen der thätigsten Mitarbeiter seiner Zeitschrift und rechnete ibn zu denjenigen . Aerzten, die in einer ausgebreiteten Praxis als Landarzt die meisten Kranken behandelt haben. Nicht minder tüchtig war Wagner auf dem Gebiet der Naturwissenschaften. Bei seiner großen Vorliebe für die Natur legte er umfangreiche Sammlungen von Naturalien an, und hierbei wurde er zuerst auf die wa c, Alterthũmer aufmerksam, an denen die Schliebener Gegend fo reich ist. Im
Laufe der Gebiet der
viele vor Die von Schlieben aber ist dem Verstorbenen dadurch zu bleibendem verpflichtet, daß er auf dem langen Berge aus eigenen Mitteln unter den schwierigsten Bodenverhältnissen eine Anlage, ge⸗ schaffen hatte, die der Stadt zur größten Zierde gereicht. Zu seinem 46. Todestage will man ihm nun auf der Höhe dieses Berges, an dessen . er zur letzten Ruhe bestattet wurde, ein Denkmal setzen. Der rundstock dazu ist bereits gelegt, doch feblt noch viel, um den Plan verwirklichen und damit eine alte Ehrenschuld endlich abtragen zu können. Alle Verebrer des verewigten Dr. Wagner werden daher gebeten, sich an diesem Werke der Dankbarkeit durch Beiträge zu be⸗ theiligen. Beiträge nimmt Herr Apotheker und Stadtverordneten Vorsteher Legal in Schlieben entgegen.
an ge. 2. März. Soeben erschien eine Zuslammenstellung der Preise für unmöblierte Wohnungen, Steuern, die wichtigsten Nahrungernittel u. dergl, zur Orientierung für pensionierte Offiziere, Beamte, Rentner ꝛc, welche ihren Wobnsitz nach Bad Harzburg zu verlegen gedenken. Dieses Verzeichniß wird von dem Schatzmesster des Harzklubs, Zweigverein Harzhurg, Herrn Rud. Stolle, Villa Ilse hierselbst, gegen Einsendung des Portos kostenles versandt.
Münster, 28. Tebruar. Die hiesige Orthopädische Heil⸗ an stalt Hüffer · Stiftung hat soeben ihren 7. Jahresbericht far 1894 ausgegeben. Aus demselben ergiebt sich ein stetig fortschreitendes Gedeihen der für Westfalen und die Nachbarprovinzen wohlthätig wirkenden Anstalt. Die Zahl der in der Anstalt ver⸗ pflegten und ärztlich behandelten Kranken, welche an an⸗ geborenen, sowie erworbenen Mißbildungen, wie Klumpfuß, Gelenkleiden, Rückgratsverkrümmungen und dergleichen. litten, stieg gegen 205 des Vorjahres auf 241; von diesen entfielen auf Westfalen 159, Rheinlande 52, Hannever 19 u. s. w. Zu dieser Zahl der Anstalts kranken kommen hinzu 58 sogenannte poliklinische, d. h. nicht in der Anstalt veipflegte, Kranke. Durch Allerhöchste Kabinets. ordre vom 9. Mai 1894 sind der Anstalt die Rechte einer juristischen Person verlieben, und ist somit die Gewähr gegeben, 9. ihre segensreiche Thätigkeit auf die Dauer gesichert ist. Na einer vom Kuratorium zusammengestellten Uebersicht fanden im ganzen bisber, d. b. in einem Zeitraum von 6 Jahren, einschließlich der poliklinischen Kranken, nabezu 1100 Patienten ärztliche Behand⸗ lung bezw. Aufnabme in der Anstalt: eine Zahl, die für eine Spezial⸗Anstalt gewiß eine bedeutende zu nennen ist. Der Jahres⸗ bericht der Hüffer ⸗Stiftung' für 1894 wird von dem leitenden Arzt, Herrn Dr. Tenbaum, sowie von dem Kuratorium, an dessen Spitze der Ober. Bürgermeister der Stadt Münster bezw. dessen Stellver⸗
treter steht, unentgeltlich versandt. Wie die Nbein. Westf. Itg.
Ejsen a. d. Ruhr. 1. März. mittbeilt, beschloß der Vorstandsausschuß des Vereins für die bergbaulichen Interessen im Oberbergamtsbezirk Dortmund, zur Ebrung des Fürsten Bismarck anläßlich des 80. Geburtstages desselben am 31. März im Stadtgarten bierselbst eine außerordentliche Hauptversammlung der Vereinsmitglieder und der Mitglieder des Vereins technischer Grubenbeamten abzuhalten. Bergrath Dr. Schul; wird einen Vortrag über die volkswirtbschaft⸗ liche Bedeutung Bismarck's halten. Der Hauptversammlung folgt ein großes Festmahl der Theilnehmer. .
Leipzig, 2. März. Der Rath der Stadt bat, wie des Leipziger Tageblatt meldei, die mit dem Finanz⸗Ministerium und dem Kriegs. Ministerium vereinbarten Verträge, betreffend den An⸗ kauf der Pleißenburg und den Kasernenbau in Möckern, genehmigt und hierfür den Betrag von 44 Millionen Mark bewilligt.
Wien, 2. März. In Vollzug der , . Verfũ Erzherzogs Albrecht en . wie W C B. 2 8 . Friedrich die Summe von 165 960 Gulden für die Armen von Wien, für die von Bu dapest 5000 und für die Armen von Baden 2000 Gulden. Zablreiche Legate find ferner für die . , , Gemeinden in
ren, S un garn, ie fũr iedene gemeinnützige Anstalten ausge setzt. 1 .
Wien, 3. März. Blättermeldungen zufolge fand in dem Ort Itzk any, auf rumänischem Boden, in einer Brennerei eine Kessel= Siplosion statt. ie Decke des Kesselhauses barst und viele Arbeiter, welche im ersten Steckwerk schliefen, fielen in den brennenden Keßsel. Zwölf Arbeiter wurden getödtet, mehrere andere schwer
verletzt.
St. Petersburg, 3. März. Heute Nachmittag um 1 Ubr wurde hier die erste altrus sische rr, ,,, ,, 32 öffnet. Die Eröffnung vollzog Seine Kaiserliche Hoheit der Groß- fürst Constantin. Der Feierlichkeit wohnten zablreiche hervor⸗ ragende Persönlichkeiten, Mitglieder der Technischen Gesellschaften und der Presse bei. Die Ausstellung zeigt, nach dem Bericht des. W. T. B., ein volles Bild der Forischritte, welche die Druckerei in Rußland in den letzten 25 Jahren gemacht hat. Auf ergangene Einladung sind auch die Reichsdruckerei in Berlin, die Staatsdruckerei in Wien sowie verschiedene namhafte. auslãndische Privatfirmen ver- treten. — Nach den ‚Nowosti hat nunmehr die Theilung der Hinterlassenschaft Anton Rubinstein's unter die Erben stattgefunden. Die beiden Häuser des Kompoenisten in St. Peters= burg, welche auf 340 990 Rubel geschätzt werden, erbielten sein Sohn und seine Tochter. Die Wittwe Rubinstein's, welche das Landhaus in Peterhof behält, wurde für ihren Antheil an den Häufern mit Geld abgefunden und genießt außerdem das Autorenhonorar für die verschiedenen Werke des Verstorbenen, mit Ausnahme der Oper Der Dämon, für welche sämmiliche Rechte der Tochter Rubinstein' s, Frau Stabe⸗Rittmeister Rebesew, übertragen sind. Das Autoren⸗ konorar von sämmtlichen Werken Rubinstein's wird, dem genannten Blatt zufelge, mäßig gerechnet, auf 10 005 Rubel jährlich taxiert.
Rom, 2. März. Eine Depesche aus Marsala meldet, daß ein Sũd stu rm den im Hafen verankerten Schiffen beträchtlichen Schaden zugefügt hat. Das Denkmal zur Erinnerung an die Landung der Tausend ist umgestürzt; das Gebäude des Sindaco und viele andere Häuser sind beschädigt.
Toronto, 4. März. Dem R. B. wird gemeldet, daß in der Nacht zum Sonntag dort ein Feuer zum Ausbruch kam, durch welches eine große Anzahl der bedeutendsten Magazine und die König⸗ liche Bank zerstört wurden. Vorläufig sei es unmöglich, den Schaden zu fle e Man nehme an, daß das Feuer auf Brandstiftung zurück⸗ zuführen sei.
Konstantinopel, 3. März. W. T. B. Damburger Sch nelldamp fer Augusta Victoria“ traf gestern, von Athen kommend, woblbebalten hier ein und unternahm zunächft bei herrlichstem Wetter eine Fabrt durch den Bosporus. Nachdem das Schiff in den Hafen gekommen, ließ der Sultan die Passagiere durch seinen Adjutanten begrüßen und lud sie zur Besichtigung seines Palastes und seiner Gärten ein.
Ale sund Morwegen), 2. März Zwei Fischerhoote kenterten, wie dem W. T. B.“ gemeldet wird, infolge Schneesturms. Zwölf Personen ertranken, nur eine Person wurde gerettet.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
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Wetterbericht vom 4. März 8 Uhr Morgens.
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1) Schnee. 3) Gestern öfter Schner, heute Raubfrost. 3) Nachts Schnee. Nachts Schnee. Aebersicht der Witterung.
Das Hochdruckgebiet im Westen der Britischen Inseln hat an Höhe wieder erheblich zugenommen, während tiefe Depressionen zwischen der Ostsee und dem Schwarzen Meere sowie jenseits der Alven lagern. Dementsprechend dürfte eine wesentliche Aenderung in den Witterungsberhältnissen demnächst noch nicht zu erwarten sein. Bei schwacher Luft. bewegung aus vorwiegend westlicher Richtung ist das Wetter in Deutschland vorwiegend trübe und durch- schnittlich kälter, vielfach ist etwas Schnee gefallen. In ganz Deutschland und Umgebung herrschi Frost· wetter, am kältesten, unter minus 10 Grad, ist es in der Pfalz und im nördlichen (
Deutsche Seewarte.
J ; Theater ⸗Anzeigen. Käönigliche Schauspiele. Dienstag: Opern-
baus. 57. Vorstell Di Weiber kontr von Windsor. . Dyer in
1 53edeckk 4 wolkenlos
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Anfang 74 Uhr.
Krenn und Dirigent: Herr 74 Uhr.
3 Akten von O. Nicolai. Mosenthal, nach Shakespeares gleichnamigem Lust⸗ Tanz von Emil Graeb. In Scene gesetzt vom Ober · Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapellmeister eingart Anfang 77 Uhr.
Schauspielhaus. Wolfgang von Goethe. Der Tragödie erster Theil. Die zur Handlung gebörende Musik von Anton Fürsten Radꝛriwill und von Peter Josepb von Lind— In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Dekorative Einrichtung vom Ober⸗Inspekttor Anfang 7 Uhr.
Mittwoch: Overnhaus. valleria rusticana (Banern⸗Ehre.) Dper in 1 Aufzug don Pietro Mascagni. gleichnamigen Volksftũck von 4 Entführung ans dem Serail. Komische Oper in 3 Akten von Wolfgang Amadeus Mozart. Text : Anfang 74 Uhr.
Schauspielbaus. 6 . Luftspiel in 4 Aufzügen von Karl nfang 73 Uhr.
Dentsches Theater. Diene tag: Der G' wifsens⸗ wurm. Anfang 71 Uhr.
Mittwoch: Gespenster.
Donnerstag: Der Talisman.
Berliner Theater.
Male: Die große Glocke. Mittwoch Madame Sans Gene. Donnerstag: Tie große Glocke.
Lessing ˖ Theater. Dienstag: Zum ersten Male: Das Egamen. Luftspiel in 5 Akten von H. Lee.
Mittwoch: Sodoms Ende. A Donnerstag: Das Examen. 1
Friedrich · Wilhelmstãdtisches Theater. gbauff
Dienstag: Ein armes Mädel. Wiener Posse mit Gesang in 3 Akten (6 Bildern) von Leopold Carl Lindau. Mustk von Leopold Kuhn. In Scene gesetzt vom Ober Regisseur Herrn Binder. FKapellmeister Federmann. Anfang
Mittwoch: Ein armes Madel.
Text von H. S. von
Neues Theater.
74 Ubr.
63. Vorftellung. Fanst von
zügen von William Shakespeare. Donnerẽtag: Abend. Der Erbförster.
58. Vorstellung. Ca-
Text nach dem Verga. — Die
64. Vorstellung. Wie die
Bonnd (Nach Marocco).
Dienstag: Rentiers.
Dienstag: Zum ersten Akten von Vilhelm
Anfang 74 Uhr.
treten der ersten
Gaiety Girl
erstraße 25/26.
Schiffbauerdamm 44. / d
Dienstag: Gastspiel des K. u. K. Hofburgschau—⸗ vieler Bernhard Baumeister. Der Erbförster. Trauerspiel in 5 Akten von Otto Ludwig. Anfang
Mittwoch: Gastspiel des K. u. K vielers Bernhard Baumeister. Vorletzter Abend. König Heinrich der Vierte. Schauspiel in 5 Auf⸗
Baumeister⸗ Gastspiel.
Theater Unter den Linden. Bebrenstr. S6 / p7. Direftion: Julius Fritzsche. — Dienstag: Mit neuer Ausstattung: Kapitän Cariceiolo. Ballet in 3 Akten von Hemy Chivot und Alfred Duru. Musik von Edmond Audran. gesetzt von Julius Fritzsche Dirigent: Herr Kapell⸗= meister Ferron. Die Ballets arrangiert vom Ballet ˖ meister Herrn Leuis Gundlach. Anfang 74 Uhr.
Mittwoch: Kapitän Cariceiolo.
Voranzeige: Gastspiel der vollständigen englischen Bourlet que Gesellschaft (350 Mitglieder) Morocco
Zentral Theater. Aue Jakobstrahe Nr. 30. Direktion: Richard Schulg. — Emil Thomas a. G. Zum 18. Male: Novität! Große Posse mit Gesang und Tanz in annstädt und Julius Freund. Mufil von Julius Einzdsbofer. In Scene gesetzt vom Direktor Richard Schulz. Anfang 7 nf?
Mittwoch: Zum 19. Male: Unsere Rentiers.
Adolyh Erns . Theater. Dienstag: Auf⸗ sten Pirguette⸗ und Courbette⸗Tänzerin Englands Miß Rofe Batchelor vom Prince of Wales Theater in London. Ein fideles Corvs. Große Ge⸗ sangsposse mit Tanz. Nach dem englischen Original ; von Jonas Sidney frei be⸗ arbeitet von Eduard Jacobson und Jean Kren. — Vorher: Gesindeball. Schwank in 1 Akt von Cd. Jacobsen und Jean Kren. Anfang 74 Uhr. Mittwoch: Dieselbe Vorftellung.
Dienstag, Abends 7 Uhr: Wiederholung der am Sonnabend, den 2., mit so großem Beifall auf⸗ ern, Parade · Sala ⸗Vorstellung zum Benesiz ür den Dresseur und Schulreiter Derrn R. Renz und die Schulreiterin Frau Renz ⸗Stark. 6 Tra⸗ kehner Rapphengste, vorgeführt von Herrn R. Renz. Die doppelte hohe Schule mit den Schulpferden Liberator und Mikado, geritten von Herrn R. Renz und Frau Renj⸗Stark. Masstoso, ostpr. Hengst, in allen Gangarten der hohen Schule geritten von Frau Renz Stark. Die Pest mit 12 Pferden, gerstten von Herrn Gustar Renz. Auftrefen der weltbe⸗ rübmten Bonhair Truppe. Tijo Ni En. (Beim Jahreswechsel in Peking). Neue Musif-⸗Einlagen.
Mittwoch: Vorletzte Vorstellung. Auf vielseitiges Verlangen: Wiederbolung der Benefiz-Vorstellung von dem beliebten Clown und ‚August“ Mr. Lavater In Scene Lee. TiIo0 Ni En.
1 / / / / / / / /// — Familien⸗Nachrichten.
Verlobt: Frl. Johanna Gobbin mit Hrn. Hütten- meister und Prem Lieutenant der Landwehr Lothar Markendorf (Königshütte — Lipine). — Frl. Wanda von Schwerin mit Hrn. Kammerjunker und Assesser Gustav von Oertzen (Neustrelitzn. — Frl.
Unsere Eva Promnitz mit Hrn. Forst⸗Assessor Karl
Fink (Breslau — Kattowitz!
Verebelicht: Hr. Gottlieb von Haeseler mit Frl. Martha Willrath (Kritzow bei Rabenstein⸗ 6h i. Meckl.).
Geboren: Ein Sohn: Hrn. Korvetten⸗Kapitän Stiege. — Hrn. Major von Knoblauch zu Hatzbach. — Hrn. Hauptmann Edler von der Planitz (Dresden). — Zwei Töchter; Hrn. Regierungs ⸗Assessor
ans Dietrich von Ditfurth (Rittergut Dankersen ei Rinteln. — Eine Tochter: Hrn. von Koschũtzki (Brynnek, Oberschl).
Gestorben; Hr. Rittergutsbesitzer Albrecht von Kessel auf Ober⸗Glauche. — Hr. Geheime Sanitãts⸗Rath Dr. Lutwig Güterbock (Berlin). — Hr. General⸗Lieutenant z. D. Hermann Florian don Seydlitz (Wiesbaden). — Hr. General- Major Stürmer (Wiesbaden). — Verw. Frau
Sofburgschau⸗
Letzter
Dperette mit
Konzerte.
Nicolai. Die Sch
Komert Hans. Dienttag: Rarl Wender - on zert. Ouv. Die lustigen Weiber von Windsor“, weizerhütte', Adam. Pbantasie a. Rigoletto“ v. Verdi. Troubadour ⸗Phantasie f. d. Violine v. Alard (Herr Carnier). f. Piston v. Hartmann (Hert Werner).
Saal Bechstein. Linkstrahe 42.
Anfang 76 Ubr: Konzert des Komponisten und Pianisten Gnido Peters aus . .
Kommerzien⸗ Rath Marie Borchert. geb. Zobel, verw. Buggenbagen (Berlin). — Fr. Präsident Marie von 3. geb. von Arnim Münster W.). — Fr. Generalin Bertha von Kleist, geb. von Ostrau (Potsdam). — Hr. Major a. D- Otto Tepler (Rönigsberg).
An Alexis Verantwortlicher Redakteur: J. V. Siemenroth in Berlin. Verlag der Expedition (Scholy in Berlin. Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagt⸗
Dienstag,
cher Anfang 7 Ubr. 5 Ehe⸗
der Saison).
BDirkus Renz (Karlstraße). Donneretag, den 7. März: Unwiderruflich letzte Vorstellung (Schluß
Anstalt, Berlin 8sW., Wilhelmstraße Nr. 32. Sieben Beilagen
leinschließ lich Börsen⸗ Beilage).
meldet: Der ö
(38273)
zum Deutschen Reichs⸗An
Mn 55.
Dentscher Reichstag. 50. Sitzung vom Sonnabend, 2. März.
Das Haus setzt zunächst die zweite Berathung des Etats der Verwaltung der Kaiserlichen Marine fort. Ueber den Beginn der Verhandlung ist bereits vorgestern
berichtet worden. .
Zum außerordentlichen Etat liegt der Antrag Müller⸗Fulda (3entr.) vor, den i. zu den einmaligen Ausgaben im ordentlichen Etat auf 3 355 800 Mt irg Die Budgetkommission will den Zuschuß nur auf 2144950 46
bemessen. J Abg. Dr. Hammacher (nL): Die Uebernahme einer so großen
Summe auf die Anleibe widerspricht den Prinzipien jeder gesunden
inanzwirthschaft. Nur die am Freitag abgegebene Erklärung des Reichs e . daß in Zukunft nach den bisherigen Grundsätzen ver⸗ fahren werden soll, kann mein Bedenken beruhigen.
Abg. Rickert (fr. Vxgg.) tritt den Ausführungen des Abg. Dr. Hammacher entgegen. Die Vertheilung des Extraordingriums des vorliegenden Etats auf die ordentlichen Mittel und die Anleihe sei in tendenziöser Weise erfolgt, um die Finanzlage möglichst un günstig erscheinen zu lassen.
Staatssekretär des Reichs⸗Schatzamts Dr. Graf von Posadoswsky:
Herr Abg. Rickert hat erklärt, er wolle zwar der Finanzverwal⸗ tung nicht den Vorwurf machen, daß sie bei der Theilung der ein maligen Ausgaben zwischen dem Ordinarium und dem Extraordinarium tendenziös verfahren sei, aber die Vermuthung könne doch immerhin nahe liegen. Ich muß demgegenüber erklären, daß bei der Theilung zwischen Ordinarium und Extraordinarium auch in dem vorliegenden Etatsentwurf für 1895596 nach ganz denselben Grundsätzen ver⸗ fahren ist wie bisher. Ich möchte aber hinzufügen, daß, wenn nicht auf irgend einem Wege der Reichstag uns die Mittel bieten sollte, zu einer planmäßigen Tilgung zu gelangen, es im Interesse einer soliden Finanzwirthschaft unbedingt nothwendig ist, die bisherigen Grundsätze zu ändern, d. h. in stärkerem Maße noch als bisher das Ordinarium sowie die Steuerkraft der lebenden Generation zu belasten und damit die kommenden Generationen und dementsprechend den Schuldentitel zu entlasten.
Abg. Richter (fr. Volksp.): Die Grundsätze sind nicht mehr dieselben wie früher. Jetzt werden nicht nur Kasernenbauten, sondern auch die Beschaffung von Kriegsvorräthen aus den ordentlichen Mitteln bestritten. Noch niemals ist die Summe so hoch gewesen, welche aus den laufenden Mitteln gedeckt wird, wie in diesem Jahre. Ein Uebereinkommen ist über diese in. nicht getroffen worden. Ich habe es für selbstverständlich gehalten, daß man nicht die laufenden Mittel besonders belastet, wenn man nicht den Etat für neue Steuern zurecht machen will.
Staatssekretär Dr. Graf von Posadowsky:
Meine Herren! Ich halte es nicht für rathsam, auf diese Debatte, betreffend den Antrag Müller, weiter einzugehen. Die Finanz verwaltung hat bei dieser Gelegenheit der Noth gehorcht, nicht dem eigenen Triebe. Ihr schien die Bewilligung der Kreuzer so wichtig zu sein, daß sie sich im maritimen und politischen Interesse dem Wunsche des Hauses gefügt hat, obne ihr Prinzip bezüglich der Be— rechnung der Kosten für die Erhaltung der Flotte aufzugeben. Ich möchte auch nicht auf die Details der Frage weiter eingehen, ob diesmal die Theilung der einmaligen Ausgaben zwischen Ordinarium und Extraordinarium abweichend von den bisherigen Grundsätzen ge⸗ schehen ist. Ich glaube, das ist eine Debatte, die sich nur für die Kommission eignet; wir müßten alle Posten einzeln durchgehen, um einen Beweis nach der einen oder anderen Seite zu führen.
Wenn der Herr Abg. Richter gesagt hat, es wäre das Ordi⸗ narium diesmal besonders dadurch angeschwellt, daß entgegen dem bisherigen Verfahren einmalige Ausgaben für Kriegsmaterial in das Ordinarium eingesetzt wären, so muß ich das als unrichtig be⸗ streiten. Ich habe hier eine Nachweisung vor mir, die aus den verschiedenen Etats seit dem Jahr 188687 20 verschiedene Posten enthält, die aus dem Ordinarium für Beschaffung von Kriegs⸗ material verausgabt sind. Ich will die Herren nicht mit der Ver⸗ lesung ermüden und nur drei Posten hervorheben; so sind z. B. 1886387 für Munitionsausrüstung der Artillerie 1183 200 (4, für 1890ñ91 zur Beschaffung der neuen Ausrüstung der Kavallerie 1353 420 466, für 1891/92 zur Beschaffung von Feldbahn⸗Material 1211000 S Kap. 5 des ordentlichen Etats ausgeworfen. Es sind also ähnliche Posten wie im vorliegenden Etatsentwurfe auch in früheren Jahren in das Ordinarium eingestellt.
Die Finanzverwaltung hält daran fest, daß, so lange nicht eine geordnete Schuldentilgung besteht, es ihre Pflicht ist, möglichst den Etat der ordentlichen Ausgaben zu belasten und die Schuldentitel zu verringern. Eine solche fortgesetzte Schuldenvermeh⸗ rung, wie wir sie haben, steht bei dem Mangel jeder Schuldentilgung, und da es sich überwiegend um nicht verzins⸗ liche Anlagen handelt, finanzpolitisch wohl einzig da. Die Finanz⸗ verwaltung darf deshalb nichts unversucht lassen, auf eine Ver⸗ minderung unserer wachsenden Schuldenlast hinzuwirken.
Abg. von Leipziger (ꝙkons.): Meine Partei steht im Prinzip auf dem Standpunkte des Abg. Dr. Hammacher; nach den beruhigenden Erklärungen des Staatssekretärs hat sie aber keine Bedenken, dem Antrage zuzustimmen.
Der Antrag Müller wird darauf mit großer Mehrheit angenommen.
Damit ist die zweite Berathung des Marine⸗Etats beendet.
Das Haus geht sodann zur Berathung des Militär⸗ Etats über.
Zum Ausgabetitel „Gehalt des Kriegs⸗Ministers“ liegt folgender Antrag der AÄbgg Auer und Genossen (Soz) vor:
Der Reichstag wolle beschließen, die verbündeten Regierungen zu ersuchen, dem Reichstag einen Gesetzentwurf vorzulegen, durch welchen die Erziehung der Jugend zur Wehrhaftigkeit und die Um⸗ wandlung der jetzigen Heeresorganisation in eine Miliz⸗Wehr⸗ ordnung angebahnt wird.
Abg. Liebknecht (Soz.): Unser Antrag will den alten Satz, daß das Heer das Volk in Waffen sein müffe, wahr machen. Der Uebergang zum Milizfystem soll einstweilen nur angebahnt werden
Erste Beilage
Berlin, Montag, den 4. März
unter Berücksichtigung der europäischen Verhältnisse. Der Gedanke der Abrüstung in diesem Sinne ist auch in Frankreich schon stark verbreitet. Wir wissen, daß der Antrag abgelehnt werden wird, weil das heutige militärische System organisch verwachsen ist mit dem Kapitalismus; aber wir werden immer wieder damit kommen. Ich habe die Ueberzeugung, daß wir neun Zehntel der zweijährigen Dienstzeit sparen könnten, wenn wir einen militaͤrischen Jugendunterricht einführten. Die Schweiz hat zu allen Zeiten 2 Soldaten gehabt; ihre militärische Ausbildung steht auf der Höhe der Zeit, ihre Marschleistungen sind erstaunlich. Die Heere, die von sogenanntem militärischen Geiste, der mit unbedingtem blinden Gehorsam verknüpft ist, beseelt sind, sind fast immer besiegt worden. Das Volksheer Napoleon's hat das stehende Heer aus der Schule Friedrich's des Großen geschlagen. Auch der Befreiungskrieg war ein Volkskrieg. Ich brauche auch nur an die Reformen Scharnhorst's zu erinnern. Das Volksheer Gambetta's hat Frankreich viel besser vertheidigt als das stehende Heer Napoleon's; das erkennt auch das Generalstabswerk unumwunden an. Die Kraft und Wucht des Volksheeres konnte man auch in den amerikanischen Freiheits kämpfen bewundern. Wir würden jetzt statt Hasses Frieden mit Frankreich haben, wenn wir ihm 1871 die Verpflichtung auferlegt hätten, sein stehendes Heer in ein Milizheer umzuwandeln. Denn das Milizheer ist niemals ein Angriffs⸗, sondern immer nur ein Vertheidigungsheer. Es kann niemals jum Werkzeug des Chauvinismus oder des Ehrgeizes gemacht werden. Die Sorgen und Lasten, die das heutige Heeres⸗ spstem dem Volk auferlegt, sind furchtbar. Es giebt kaum einen Soldaten, der von dem leben kann, was er bekommt. Neben dem offiziellen Budget giebt es noch ein privates; der Soldat muß von seinen Angehörigen, Verwandten oder von Köchinnen unterstützt werden. Der Deutsche wird durch die Dienstzeit aus seinem Beruf herausgerissen; der Schweizer nicht, denn er hat stets nur kurze Zeit zu dienen, Der Schweizer geht auch freudig zur Armee. Die Armee wird bei uns als der einzige Schutz des Bürgerthums gegen die Sozial- demokratie gepriesen. Wer aber mit der Möglichkeit rechnet, daß er die Armee gegen das Volk gebrauchen könne, muß dahin streben, die Armee immer mehr von dem Volke loszulösen. Das ist der Weg zum Prätorianerthum. Unser Antrag will dem entgegenwirken und . die Interessen des Volkes im Auge hat, muß für unsern Antrag timmen.
Abg. Baumbach (Rp.): Ich werde nur ganz kurz auf den Grundgedanken des Abg. Liebknecht eingehen. Die ganzen Bestrebungen der Sozialdemokratie behufs Einführung eines Volksheeres sind nur darauf gerichtet, mit einem solchen Volksheer die politische Macht zu erlangen. Ich habe 1848 solch ein Volksheer kennen gelernt. In Jena hatten sich 10, bis 12 900 Menschen zusammengethan, bewaffnet mit Gewehren, Aexten und Sensen. Als die Sache ernst wurde und es zum Schießen kam, ergriffen sie die Flucht. Ein Volks⸗ heer wirksam zu organisieren, dazu gehört die ganze Schöpferkraft eines Gambetta. Sonst ist ein solches Heer nicht zusammenzuhalten. In der französischen Kommune wurden die Leute schließlich Räuber und Plünderer. Der Abg. Liebknecht hat auf die Schweiz und Amerika bingewiesen. Wie kann er Deutschland mit jenen Ländern vergleichen? Die Schweiz ist durch unübersteigliche Berge, Amerika durch das Meer geschützt. Wir geben doch lieber etwas mehr Geld aus für eine Armee, welche das Vaterland unter allen Umständen schützt, als daß wir ein Volksheer schaffen, dessen Wirksamkeit zweifelhaft ist. In Deutschland wird der Turnunterricht schon jetzt genügend gepflegt, das können Sie auf den kleinsten Dorfschulen beobachten. Scharn⸗ horst war durchaus nicht derjenige Mann, zu dem Sie ihn machen wollen. Er wollte stets ein stehendes Heer haben. Ich schließe mit . Wunsche, daß unser deutsches Heer immer so bleibe, wie es
isher war.
Abg. Rickert (fr. Vgg.): Ich wäre den Sozialdemokraten sehr dankbar, wenn sie uns einmal klar und deutlich ihre Absicht darlegen wollten. Der Abg. Liebknecht hat uns nichts Positives, keinen Plan vor- gelegt. Wenn er der Ansicht ist, daß bei dem Bestehen von Milizheeren Kriege seltener seien, so möchte ich dem ent⸗ schieden widersprechen. Kabinetskriege giebt es heute nicht mehr. Aber es steht doch fest: in Frankreich wollen die Parteien von der Rechten bis zur Linken, vielleicht mit Ausnahme der Sozialdemokratie, den Revanchekrieg gegen Deutschland in dem Augen⸗ blick, wo man sicher zu sein glaubt, daß Deutschland der schwächere Theil sei. Was die Ausgaben der Schweiz für das Heer betrifft, so sind dieselben verhältnißmäßig höher als bei uns. Die Urtheile von angesehenen Militärs in der Schweiz über die schweizerische Miliz gehen dahin, daß die letztere nicht feldtüchtig sei, weil es ihr an Disziplin fehle. Und dabei klagt man in der Schweiz ebenso wie bei uns über Militarismus und Säbelrasselei; auch die Klagen über Soldatenmißhandlungen sind dort ebenso lebhaft wie bei uns. Niemals werde ich einer Militärorganisation zustimmen, wie sie der Abg. Liebknecht anstrebt. Denn im Ernstfalle kann uns nur eine in sich festgeschlossene kräftige Armee schützen.
Abg. von Podbielski (vkons.): Der Zukunftsstaat, wie die Zukunftsarmee der Sozialdemokraten liegt meiner Ansicht nach noch in weiter Ferne Wenn die Massen erst erfahren, wohin die Pläne der Sozialdemokraten gehen, so werden ihnen die Augen aufgehen. Wollte man dem Antrag Liebknecht ge⸗ mäß handeln, so würde es sich sehr bald zeigen, daß die Steuerschraube noch weit mehr angezogen werden muß, als es jetzt der Fall ist. Das Idealbild des schweizerischen Wehrmanns, wie es der Abg. Liebknecht entwirft, ist in Wirklichkeit nirgends zu finden. Was die Soldatenmißhandlungen betrifft, so beweisen die Tagesbefeble in der schweizerischen Miliz, daß es in diesem Punkt in der Schweiz nicht besser bestellt ist als anderswo. Jeder Pfennig wäre weggeworfen, den wir für ein Milizbeer nach diesem Muster ausgeben würden. Sie (zu den Sozialdemokraten) bieten uns ein stumpfes Messer; wir aber wollen das scharfe Schwert behalten, das wir besitzen zum Schutze unseres Vaterlandes.
Die weitere Berathung wird darauf um 5 Uhr vertagt.
Preußischer Landtag.
Haus der Abgeordneten. 33. Sitzung vom Sonnabend, 2. März.
Die zweite Berathung des Etats des Ministeriums der geistlichen 2c. Angelegenheiten wird bei dem Kapitel der technischen Unterrichtsanstalten fortgesetzt. ᷣ
Ueber den Beginn der Sitzung ist gestern berichtet worden. Wir tragen hier nur die Rede des Ministers der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten Dr. Bosse über die Errichtung elektrotechnischer Laboratorien an den Technischen Hochschulen im Wortlaut nach.
Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten Dr. Bosse:
Meine Herren! Die anerkennenden freundlichen Worte des Herrn Vorredners für die Unterrichtsverwaltung und das, was sie auf dem Gebiete der Elektrochemie gethan hat, kann ich nur mit dem wärmsten Danke begrüßen. An Interesse für die Sache wird es uns nicht fehlen.
Es wäre die elendeste Philistrosität gewesen, wenn wir dem Aufschwung
zeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.
n 1893.
gegenüber, den diese Wissenschaft genommen hat, uns einfach hätten ab⸗ lehnend verhalten wollen. Ich mache aber kein Hehl daraus, daß zwar nicht die großen Zukunftsbilder, die dieser neue Aufschwung der Elektochemie vor uns entrollt, uns Angst machen, wohl aber könnte man vom Standpunkt einer vorsichtigen Finanzverwaltung recht bange werden, wenn alle die Dinge, an die wir große Summen wenden, so schnell überholt werden von neuen Erfindungen. Indeß, wenn das sich belohnt macht durch das, was für unser Volk, für die Menschheit und für die Wissenschaft geschieht, so werden sich auch die Mittel finden.
Ich habe das Wort nur zu dem Zweck ergriffen, um von mir das wesentliche Verdienst auf diesem Gebiete abzulenken. Ich habe nur gethan, was meine Schuldigkeit war. Das wesentliche Verdienst gebührt dem Entgegenkommen des Herrn Finanz. Ministers, der die Bedeutung der Sache sofort mit klarem Blick vollkommen erkannt und mit großer Bereitwilligkeit die Mittel zur Verfügung gestellt hat, sodaß wir jetzt schon am Werke sind und schon vor dem Beginn des neuen Semesters haben anfangen können. (Bravo)
Im weiteren Verlauf der Berathung nimmt nach dem Abg. von Eynern (nl), dessen Rede bereits gestern wieder⸗ gegeben worden ist, das Wort
Minister der geistlichen 2c. Angelegenheiten Dr. Bosse:
Ja, meine Herren, auf die Ausführungen des Herrn Abg. von Eynern einige Worte zu erwidern, darf ich mir, wie die Dinge nun einmal liegen, doch nicht versagen. Wenn er im Eingang seiner Rede den Wunsch ausgesprochen hat, daß wir für die Lehrstühle der Nationalökonomie an den Technischen Hochschulen mehr Mittel als bisher flüssig machen möchten und, wo möglich, etatsmäßige Professoren dafür zu erlangen suchen, so kann ich Ihnen versichern, daß ich es meinerseits an Bemühungen in dieser Beziehung nicht werde fehlen lassen, um dieses Ziel zu erreichen.
Aber, meine Herren, Herr Abg. von Eynern ist bei seinen Aus⸗ führungen über diese praktischen Ziele, die hier mit unserer Berathung in unmittelbarem Zusammenhange stehen, doch weit hinausgegangen. Er hat uns Ausführungen gemacht über den Kathedersozialismus und hat dabei auch die Verhältnisse der Universitäten mit berührt. Ich will das dahingestellt sein lassen und will diese Ausführungen über den Kathedersozialismus auch gelten lassen für die Bestrebungen, die wir bei der Besetzung der nationalökonomischen Dozentenstellen an den Technischen Hochschulen zur Geltung bringen.
Meine Herren, ich beanstande zunächst den Ausdruck „Katheder⸗ sozialismus‘. So allgemein er auch ist, ich frage jeden einzelnen der Herren hier im hohen Hause, ob er einen bestimmten Begriff mit dem Ausdruck „Kathedersozialismus“ verbinden kann. Es ist ein ganz verschwommener und unbestimmter Begriff. Wieder im weitesten Sinne genommen, so bin ich garnicht sicher, ob nicht Herr von Eynern in Gefahr käme, daß dieser oder jener auch ihn selbst für einen Katheder⸗ sozialisten hält. Also, meine Herren, mit einer solchen Bezeichnung läßt sich überhaupt nicht operieren und am wenigsten gegenüber der Entwicklung unserer Wissenschaft. Wie sollen wir es wohl machen, zu hindern, daß die wissenschaftliche Nationalökonomie sich nach der Seite hin entwickelt, die man jetzt Kathedersozialismus zu nennen beliebt? Will denn Herr von Eynern wirklich, daß die Unterrichtsverwaltung hier eingreifen soll, daß sie Maßregeln ergreifen soll, um die Freiheit der Forschung zu beschränken? Ich kann mir das unmöglich vorstellen. Deshalb will ich auch auf die ganze Frage hier nicht näher eingehen, sondern mich nur darauf beschränken, auf die Besorgniß, die Herr von Eynern ausgesprochen hat, daß wir bei der Besetzung der staatswissenschaftlichen Lehrstühle zu einseitig vor— gingen, einige Worte zu erwidern.
Meine Herren, das ist thatsächlich vollkommen unrichtig. Alle Richtungen sind auf den Universitäten und auch auf Technischen Hoch—⸗ schulen, soweit wir dort nationalökonomische Dozenten haben, ver— treten, keineswegs bloß der sogenannte Kathedersozialismus. Ich darf nur daran erinnern, daß wir z. B. in Halle die Herren Dr. Conrad, Dr. Friedberg und Dr. Diehl haben, in Göttingen die Ptofessoren Dr. Cohn und Dr. Lexig, in Münster die Herren Dr. Birmer und Dr. Hitze und so noch viele andere auf den ver⸗ schiedenen Hochschulen. Meine Herren, es werden alle Richtungen möglichst gleichmäßig bei uns bei der Besetzung der Lehrstühle heran⸗ gezogen unter der einen aber sehr streng festgehaltenen Bedingung, daß sie sich wissenschaftlich legitimieren können und legitimiert haben. (Bravo) Unter dieser Voraussetzung wird die Regierung auch künftig sehr gern Männer berufen, die der Richtung angehören, die Herrn von Eynern vorzuschweben scheint. Der Standpunkt der Unterrichtsverwaltung ist in dieser Beziehung — nicht bloß bei dieser Wissenschaft, auch auf andern Gebieten — der gewesen, daß wir eine iustitia distributiva üben, daß wir die verschiedenen wissenschaftlich legitimierten Richtungen an unseren Hochschulen möglichst gleichmäßig vertreten sein lassen. An diesem Prinzip gedenke ich auch ferner unter allen Umständen festzubalten. Was sollte aus der Wahrheit und aus der wissenschaft⸗ lichen Forschung werden, wenn wir diesen Grundsatz aufgeben würden? (Lebhafter Beifall.)
Abg. Stöcker (kons.): Soviel ich weiß, ist es das erste Mal, daß ein Liberaler wie der Abg. von Eynern hier eine solche Forde⸗ rung stellt, und zwar dann, wenn es sich um eine mögliche Gefähr⸗ dung des Kapitalismus handelt. Das ist nicht liberal und auch nicht wissenschaftlich. Gegen Gotteslästerung und Angriffe auf die Kirche haben die Liberalen niemals protestiert. Uns aber stehen Religion, Kirche und Nation höher als der Geldsack. Der Abg. von Eynern hat gesagt, ein hervorragender Mann habe an Professoren der National- ökonomie berechtigte Kritik geübt. Er begann damit, die Professoren hätten sich in die sozialdemokratischen Wirrnisse eingemengt. Das ist nicht richtig; ebenso wenig ist es richtig, daß der Rektor der Univer⸗ sität die Professoren habe rektifizieren müssen. Wenn man keine
hnung von diesen Sachen hat, ist es falsch, derartiges von der Tribüne des Parlaments aus zu behaupten. Wer den Professoren
nachsagt, daß sie mit der Sozialdemokratie kokettieren, kennt sie nicht und kin ihre Bücher nicht gelesen. Sowohl gegenüber Pro⸗
fessor Schmoller wie gegenüber Hrefffa Wagner ist diese Behauptung falsch. Zalsh ist auch die Behauptung, daß die