ö *. z. 4 ö. 1 2 * H — * . 7 * H H * . H . . ö . 64 3 2 ö ö . 9 . 36 ö 4 1 . * . * ö
zniglichen Schauspielhguse geht morgen Goethes . . Besetzung in Scene: Graf Egmont: . Matkowsty, Oranien; Herr Ludwig, Alba: err J. e, Flärchen: Fräulein Lindner, deren Mutter: Frau Seebach, Brackenburg? Herr Purschian, Macchiavell: Herr Arndt, erdinand? Herr Hertzer, Vansen; Herr Kahle. Die Musik von van Beethoven wird unter Mitwirkung der ö . Kapelle und Leitung des Kapellmeisters Sucher zu Gehõr gebracht. ö Friedrich Haase wird am Schluß der nächsten Woche im Lessing⸗ Theater ein auf sieben Abende berechnetes Gastspiel beginnen. Das diesjährige letzte Philharmonische Konzert, den 18. d. M., für welches sich der Philharmonische Chor (Direktor S. Schs) wieder zur Verfügung gestellt hat, bringt außer Beethoven X. Symphonie in seinem ersten Theil Fragmente aus Rich. . Dper Guntram“, welche in Weimar mit außerordentlichem Erfolg aufgeführt wurde, und in München zur Aufführung angenommen ist. Diefe Fragmente umfassen vier Stücke und zwar die „ Friedenserzäh⸗ sung“ aus dem J. Akt, die Schlußscene aus dem letzten Akt (beide vom Hofopernsänger Zeller Tenor! gesungen) und die Vorspiele zum J. und II. Akt. ; uf vielfeitigen Wunsch veranstaltet Kapellmeister Męevder morgen im 9. . e. den dritten ᷓhistorischen Wagner-Abend“, Das Programm diefes Abends wird die Sonate in, B dur in vier Sätzen, p. *I, die Balsetmusik aus „Rienzi⸗ die Venusbergstene aus Eannkauses, den Huldigungsmarsch, das Vorspiel zum Bühnenweih⸗ zestfpiel „‚Paꝛrsifal', Stücke aus den Musikdramen Die Walkũre and Götterdämmerung“ u. s. w. enthalten.
Mannigfaltiges.
uf das am vorigen Freitag bei dem Kommers der Berliner k chaft gi ö. des achtzigsten Geburtstags des ürsten Bismarck an Seine Majestät den Kaiser und Fönig entfandte Huldigungs Telegramm ist, wie die . N. A. Ztg. mittheilt, dem ., uß der Hochschulen folgende Ant wort aus eheimen Zivilkabinet zugegangen: . dem 6 s der Kaiser und König haben den Huldigung · ruß der zur Vorfeier des achtzigsten Geburtẽtages des Altreichs⸗ anzlers Fürsten von Bismarck vereint gewesenen Studirenden der Berliner Hochschulen gern entgegengenommen und Allerhöchstsich über den schönen und würdigen Verlauf der Feier, welche, won der be- geisterten Danlbarkeit und warmen Pietät der akademischen Jugend gegen den großen Kanzler ein glänzendes Zeugniß ablegt, herzlich ge⸗ freut. Allerhöchstem Auftrage zufolge setze ich den Festausschuß hier⸗ von ergebenst in Kenntniß. Der Geheime Kabinets⸗Rath, Wirkliche Geheime Rath von Lucanus.“ .
Der Gesammtverband deutscher Verpflegungs stationen trat vorgestern im Herrenhause unter dem Vorsũit des Ober⸗ Präsidenten von West alen, Wirklichen Geheimen Raths Studt, zur dritten ordentlichen Versammlung zusammen. Für den Minister des Innern von Köller wohnte der Geheime Regierungs- Rath von Trott zu Solz, für den Ober Präsidenten der Provinz Brandenburg der Assessor von Günther, für den Ober Präsidenten der Pro⸗ vin; Pommern Herr von Knobelsdorf Zen Verhandlungen bei. Auch der Ehren⸗Präsident des Verbandes, Staats- Minister Graf zu Eulenburg, war erschienen. Vertreten waren alle Theile der preußischen Monarchie sowie Baden, Bavern, Hessen, die Thüringischen Staaten, Mecklenburg u, s. w. Der Vorsitzende erõffnete die Verhandlungen mit dem Hinweis auf die bedauerliche That⸗ fache, daß die Verhältnisse der Verpflegungsstationen, über die schon im vorigen Jahre geklagt werden mußte, sich micht gebessert, sondern. noch erheblich verschlechtert haben. Land. rath Beckhaus⸗ Hofgeismar sprach sodann speziell zur Fragt der gesetzlichen Regelung des Stationswesens. Er verwies nochmals
ö.
es daher für dringend nothwendig, daß die Königlich preußische , n. noch vor luß des diesjährigen Etats jahres die bestlmmte Erklärung abgebe, daß sie bereit sei, dem Landtag über die gefetzliche Regelung des Stationswesens eine Vorlage zu machen. Der Referent beantragte, daß die Ver⸗ sfammfung die preußische Staatsregierung bitte, dem Vorstand des Gesammtverbands eine dahin gehende Zusage ertheilen zu wollen. Zugleich wünschte der Referent den Vorstand beauftragt zu sehen, erforderlichenfalls noch weitere, zur Beschleunigung der gesetzlichen Regelung des Stationgwesens dienende Schritte zu unternehmen. n Regierungs⸗Rath von Massow theilte mit, daß im preußischen Staat die Zahl der Stationen in dem Zeitraum von 1890 bis 1893 von 928 auf 797 urig gen gen und daß inzwischen beschloffen ist, noch 98 Stationen zu schlietzen. Obgleich im letzten Jahre die Ausgaben des Verbandes auf 4 herabgegangen sind, Fat man doch nicht alle Ausgaben decken können. raf von Wintzingerode ⸗Merseburg wies darauf hin, daß die Sache aufs innigste in Verbindung stehe mit der Frage der Organi⸗· sation des Arbeitsnachweises und der Beschränkung der Frei⸗ zügigkeit. Nan müsse brechen mit der Anschauung, als ob die Freizügigkeit ein Grundrecht sei, das absolut gelten müsse, ohne jede Einschränkung. Im Namen des Ministers des Innern von Köller gab der Geheime Regierungs-Rath von Trott zu Solz die Erklärung ab, ch, es bis jetzt noch nicht möglich gewesen sei, im Hinweis auf den Beschluß des Landtags eine bestimmte Antwort uber die Stellung der Staatsregierung zur Sache zu geben, weil derartige Vorlagen zunächst im Staats- Ministerium berathen werden müssen, ehe sie Seiner Majestät dem König und dem Landtag vorgelegt werden können. Im. weiteren Verlauf der Debatte nahm auch der Staats- Minister Graf zu Eulenburg das Wort, um der Hoffnung auf eine baldige gesetzliche Regelung der Sache Ausdruck zu geben. Die Versammlung genehmigte endlich einen Intrag, der sich mit den Ausführungen des Referenten deckte. Die Ver⸗ handlungen über diefe Sache sollen dem Landtag überreicht werden. Dem orstand des Gesammtverbandes deutscher Verpflegungs⸗ stationen wurde sodann noch anheimgestellt, den von Bat en aus gegebenen Anregungen auf Einführung eines ein heitlicken Stationgregisters nach weiterer Erwägung Folge zu geben. Die FVerfammlung beschäftigte sich ferner noch mit der Frage der Stellung der Asple für Obdachlose den Verpflegungsstationen gegen⸗ iber. Der Referent Köhn⸗Hamburg wünschte die Umgestaltung der Asple in Verpflegungsanstalten unter Empfehlung gewisser Beschrän⸗ kungen der Freizügigkeit und der Aufenthaltsfrist der zugewanderten Arbeitslosen. Vor allem müsse man auch in den Asplen die Arbeits pflicht einführen. Die Versammlung erklärte sich ohne besondere Abstimmung mit den Anschauungen des Referenten einverstanden. Zum Schluß wurde noch angeregt, den Betrieb einzelner Stationen in Sommer einzustellen, oder wenigstens zu beschränken, beispielsweise durch Ausschluß von Landarbeitern, Bauhandwerkern u. dgl. Es wurden dagegen mancherlei Bedenken geltend gemacht, vor allem aber betont, daß ein Ausschluß nur dann erfolgen dürfte, wenn man dem Wandernden Arbeit anbieten könne. — Um 44 Uhr wurde die Sitzung vom Ober Präsidenten Studt mit Dankesworten für den Staats⸗
Minister Grafen zu Eulenburg geschlossen.
Das am 23. v. M. im neuen Reichs tagsgebäude ver—⸗ anstaltete Fest konzert hat einen erfreulich reichen 6. geliefert. Es sind im ganzen 5 293 46 50 3 eingenommen worden. Da die Un, kosten nur 76 M betragen, so beziffert sich der Reinertrag auf 24 81750 M4 Das für das Konzert gebildete Comité hat beschlossen, diese Summe zu gleichen Theilen den Hinterbliebenen der mit dem Dampfer. Elben Verunglückten und der in den vorjährigen Dezember stürmen untergegangenen deutschen Hochseefischer zuzuführen.
Die als Wohlthätigkeitsfest veranstaltete deutsch⸗afrikanische
den höberen Ständen die verschiedensten 8 während in den Nebenrãumen Büffets waren. Die Seiten mit Waffen der Eingeborenen Afrikas, mit Schädeln, Gebörnen usf. w. der dortigen Tierwelt sowie mit Gemälden, welche afrikanische Gegen⸗ den jeigen, reich geschmückt, und durch dieselben gelangte man zu den besonderen Unterhaltungen der Messe, die gegen ein spezielles Eintritts gell von 50 3 dem Besucher geöffnet waren. Die Promenaden⸗Konzertmusik wurde gestern vom Musikkorps des Garde / Fstlier⸗ Regiments und wird heute von der Kapelle des 7. Garde⸗Regiments zu Fuß ausgeführt. Ganz besonderes Interesse erregte das gestrige n ltd, welches gegen 9 Uhr im ehe— maligen Bundesrath⸗ Saal seinen Anfang nahm.
Linz, 6. März. 9 nnn in einem Seitenflügel des biesigen Theatergebäudes ein wurde jedoch schnell gelöscht. Im Zuschauerraum entstand Unruhe, enen die * enn unterbrochen wurde. Die Besucher verließen hierauf das Theater in voller Ruhe. 5
Budapest, 6. März. Der Damm des Morawieza— Kanals bei Margita wurde von frevlerischer Hand durch⸗
vielen Stellen des Temesflusses ist die Lage gefahrdrohend und werden Katastrophen befürchtet. An mehreren Orten kam es, dem W. T. B. zufolge, zu bedrohlichen Zusammenstößen, weil sich die Bevöllerung an den Rettungsarbeiten nicht betheiligen wollte; es sind daher Militär= Abtheilungen zur Ausführung dieser Arbeiten abgegangen. — Aus vielen Gegenden Ungarns wird Hochwasser gemeld't. Ueberall werden Vorsichtsmaßregeln getroffen.
Hull, 6. März. W. T. B.“ meldet: Heute ist hier eine
mann aus Baden eingetroffen. Die Leiche wurde bei Lowestoft auf— gefischt. Die bei derselben vorgefundenen Gegenstände: Geld, Papiere, Traur eng und Uhr, wurden dem deutschen Konsul ausgehändigt.
Neapel, 6. März. Der Seegang hat bisher die Flottmachung des Da mpfers „ Oroya“ verhindert. Heute Nachmittag trat heftiger Schneefall ein. .
Rim ini, 6. März. Gestern schneite es hier ununterbrochen 16 Stunden lang, und heute früh um 9 Uhr begann der Schneefall von neuem. Der Verkehr ist unterbrochen.
Madrid, 6. März. Nach einer Meldung des . W. T. B.“ aus Huelva gerieth die Grube „Soliel ' bei Coronada in Brand, 21 Bergleute erstickten.
Shrewsbury, 6. März. Bei der Einfahrt in ein Blei⸗ bergwerk kamen, dem W. T. B.“ zufolge, sieben Personen ums Leben.
New York, 6. März. Nach einer Depesche aus Port of Spain (Infel Trinidad) ist der Geschäftstheil dieser Stadt abgebrannt. Der Schaden wird auf 4 Millionen Dollars geschätzt. Von einem englischen und einem amerikanischen Kriegsschiff wurden Mannschaften gelandet, welche den Rest der Stadt retteten.
engänge waren
Ribe r erg, Vorstellung entstand Brand, durch welchen die Garderobe vernichtet murde. Das Feuer
stochen, wodurch Margita theilweise über schwemmt wurde. An
Fischerschmack mit der Leiche des ecm, der Elbe Bau ⸗
auf die drobende Auflöfung vieler Stationen und bezeichnete es als
einen bedenklichen sostalen Rückschritt, wenn armen ohne eigene
ite beit suchenden Wanderern nicht Schuld arbeitslos gewordenen und Arbei such Dee en, fa
mehr wie bisher in den Verpflegungẽstationen pflegung gegen Arbeit gewährt werden könne. Der
w / — —
Wetterbericht vom 7. März 8 Uhr Morgens.
Temperatur sius 50 C. — 40R.
Bar. auf Gr in 0 Cel
u. d. Meeressp red. in Millim
— Oi
Aberdeen. ,, .
enhagen. ö .
V, p 56. =. ö ; bedeckt 6
heiter bedeckt 2 wolkenlos — bedeckt — 2
Y dedeckt —2
2 Dunst — 4 halb bed. — 15 . wolkig — 5 wolkenlos — 8 wolkenlos —13 wolken.)
5 Schneecᷣ beiter?)
heiter?)
GGG GcdGeGe 36
8 8
3e gg
) Reif. ) Nebel. 3) Reif. Uebersicht der Witterung.
Eine breite Zone relativ hohen Luftdrucks, charakterisiert durch ruhige, vorwiegend heitere und trockene Witterung, erstreckt sich von Südfrankreich nordostwãrts über Zentral ⸗ Europa hinaus nach Nord⸗ rußland hin, während über Nordwest und Südost⸗ Europa flache Depressionen lagern. In Deutschland ist bei schwacher Luftbewegung das Wetter ziemlich heiter und durchschnittlich etwas wärmer; am kältesten, unter minus 15 Grad, ist es im südweft⸗ lichen Deutschland und an der Weichselmündung, Westfrankreich und größtentheils Desterreich⸗Ungarn
haben Thauwetter. Deutsche Seewarte.
Referent hielt
Messe r im alten Reichstagsgebäude, welche ir, begonnen hat und
beute Abend fortgesetzt wird, hatte gestern stunde eine ungewöhnlich große Anzahl von Besuchern e, ,. und nahm
an diesem Abend einen glänzenden Verlauf. Im Foyer
ereits in früher Abend⸗
oten Damen aus
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten
Beilage.)
/// / /// — — — — — — — — — 0 m ᷣCᷣQiiJQiJiʒ,᷑, „„!
Theater⸗Anzeigen.
Königliche Schauspiele. Freitag: Opern= baus. 50. Vorstellung. Hänsel und Gretel Märchenspiel in 3 Bildern von Engelbert Humper, dinck. Text von Adelheid Wette. In Scene gesetzt vom Ober ⸗Regissenr Tetzlaff. Dekorative Einrichtung vom Ober- Inspektor Brandt. Dirigent: Kapell⸗ meister Weingartner. — Die PBuppenfee. Pan⸗ tomimisches Ballel⸗Divertissement von Haßreiter und Gaul. Musik von Josef Baver. In Scene gesetzt vom Balletmeister Emil Graeb. Dirigent: Musik⸗ Direktor Steinmann. Anfang 743 Uhr.
Schauspielhaus. 66. Vorstellung. Egmont. Trauerspiel in 5 Aufzügen von Wolfgang von Goethe. Musik von Ludwig van Beethoven. In Scene ge⸗ fetzt vom Ober⸗Regisseur Mar Grube. Dirigent: Kapellmeister Sucher. Anfang 7 Uhr. ö
Sonnabend: Opernhaus. Keine Vorstellung. S. Symphonie · Abend der Königlichen Kapelle. Dirigent! Herr Felix Weingartner, Königlicher Kapellmeister. Anfang 3 Uhr.
Mittags 12 Uhr: Oeffentliche Hauptprobe.
Schauspielhaus: Keine Vorstellung.
Sonntag: Opernhaus. 61. Vorstellung. Der Prophet. Große Oper in 5 Akten von Giacomo Meyerbeer. Tert nach dem Französischen des eie Scribe, deutsch bearbeitet von Ludwig Rellstab. Ballet von Emil Graeb. Anfang 7 Uhr.
Schauspiel haus. 67. Vorstellung. Wie die Alten fungen. Lustspiel in 4 Außügen von Karl Nieman 1. Anfang 71 Uhr.
Dentsches Theater. Freitag (24. Abonne⸗ , , Der G'wissenswurm. Anfang t. . Die Weber. . Bonntag, 23 Uhr: Die Weber. — 77 Uhr: Die Weber.
Berliner Theater. Freitag (26. Abonnements Vorstellung): Nathan der Weise. Anfang 75 Uhr.
Sonnabend: Heimath. ;
Sonntag, 2 Uhr: Nathan der Weise. — 77 Uhr: Tie große Glocke.
Cessing · Theater. Freitag: Aus Berlin W. Anfang 73 Uhr. . onnabend; Der Geizige. — Hierauf: Niobe. Sonntag: Das Examen.
Friedrich kee, eee, . Theater.
Chauffeestraße 25 / 26. . Fru Ein armes Mädel. Wiener Posse mit Gesang in 3 Akten (6 Bildern) von Leopold
Krenn und Carl Lindau. Musik von Leopold Kuhn.
In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Herrn Binder.
ir DYerr Kapellmeister Federmann. Anfang *
. Der Obersteiger.
Neues Theater. Schiffbauerdamm a / 8.
Freitag: Liebe von Heut. Volksschauspiel in 4 Akten von Robert Misch. — Vorher: Unsere Backfische. Schwank in 1 Akt. Anfang 74 Uhr.
Sonnabend: Liebe von Heut. — Vorher: Unsere Backfische.
Sonntag: Liebe von Heut. — Vorher: Zum ersten Male: Edgars Kammermädchen. Schwank in 1 Akt von Eugene Labiche.
Residenz⸗ Theater. Blumenstraße Nr. 9.
Direktion: Sigmund Lautenburg. Freitag: Fer. nand' s Ehekontrakt. (Fil à la patte,) Schwank
in 3 Akten von Georges Feydeau, in deutscher Be⸗
arbeitung von Benno Jacobson. Anfang 74 Uhr. Sonnabend und folgende Tage: Fernaud's Ehe⸗ kontrakt.
Theater Unter den Linden. Behrenstr. S6 / p. Direktion: Julius Fritzsche. — Freitag: Mit neuer Ausstattung: Kapitän Cariceiolo. Operette mit Ballet in 3 Akten von Henry Chivot und Alfred Duru. 3 von Edmond Audran. In Scene gesezt von Julius Fritzsche. Dirigent: Herr Kavell⸗ meister Ferron. Die Ballets arrangiert vom Ballet ⸗ meister Herrn Louis Gundlach. Anfang 73 Uhr.
Sonnabend: Kapitän Cariceiolo. .
Montag, den 11. März: Erstes Ensemble . Gastspiel der , . Burles que Gesellschaft (90 Personen) Morocco Bound (Nach Marocco).
Zentral -⸗Thenter. Alte Jalobftraße Nr. 30. Direktion: Richard Schultz. — Emil Thomas a. G.
Freitag: 5m 21. Male: Novität! Unsere Renutiers. Große Posse mit 9 und Tanz in 4 Akten von Wilhelm Mannstädt und Julius Freund. Mußff von Julius Ginödsbofer. In Scene gesetzt vom Direktor Richard Schultz. Anfang 7 Uhr.
Sonnabend: Zum 22. Male: Unsere Rentiers.
Adolph Ernst Theater. Freitag: . Auf treten der ersten Pirouette⸗ und Courbette⸗Tänzerin Englands Miß Rose Batchelor vom Prince of Wales Theater in London. Ein sideles Corps. Große Ge sangsposse mit Tanz. . 2 Original „A Gaiety Girl“! von Jonas Sidney frei be⸗ arbeitet von Cduard Jacobson und Jean Kren. —
Vorher: Gefindeball. Schwank in 1 Akt von Cd. Jacobson und Jean Kren. Anfang 74 Uhr. Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.
Konzerte.
Konzert / Gaus. Freitag: Karl Meder Ctonzert. III. historischer Wagner · Abend.
Sing Akademie. Freitag, Anfang 8 Uhr: Gura⸗Konzert.
Philharmonie. Freitag, Anfang 76 Uhr: Konzert mit Kompositionen von Peter Tschai— kow ski. Das verstärkte Phitharmonische Orchester unt. Leitung von Leopold Auer aus Petersburg.
J / Ä // / /
Familien⸗Nachrichten.
Verlobt: Frl. Margot von Bongs mit Hrn. Sec. Lieutenant Wolf Freiberr von Haxthausen⸗
Carnitz (Breslau). — Frl. Margarete von Gühlen
mit ö Sec. Lieutenant Adolf, von Pommer Esche (Magdeburg) — Freiin Margarethe von Bock mit Hrn. Rittmeister von Unruhe (Frankfurt a. O. = Cassel). — Freiin Elisabeth von Bock mit Hrn. Regierungs- Referendar und Sec.⸗Lieutenant der Reserve Dr. 3 Treichel Frankfurt d O- — Landsberg a. W.). — Sil. Anna von Burkersroda mit Hrn. Rittergutsbesitzer Ernst von Meltzing⸗Melzingen (Halle . S). — Frl. Margarete Jouanne mit Hrn, Prem. Lieute⸗ nant Ernst Worzewski (Malinie bei Reschen).,
Geboren: Ein Sohn: Hrn. von Frantzius (Po- dollen). — Eine Tochter: Hrn, Hauptmann Freiherrn von Bodenhausen (Görlitzy. — Hrn 9 . auf Oberschöna (Dresden, Neu⸗ tadt).
Gestorben: Hr. Major a. D. Hans von Strantz (Woldenberg i. d. Neumark). — Hr. Hauptmann und Bezirksoffizier Albert von Paraski (Schneide mühl). — t Rittergutspächter und. Güter Direktor Wilhelm Klemann (Peterswaldau). = Verw. Fr. Hauptmann Lina Butz y, geb. Henrici (Breslau).
m
Verantwortlicher Redakteur: Siem enroth in Berlin.
Verlag der Expedition (Scholy in Berlin.
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagt⸗ Anstalt, . S8 VW., Wilhelmstraße Nr. 32.
Sieben Beilagen leinschließlich Börsen⸗ Bellage.
M 58.
Dentscher Reichstag. 53. Sitzung vom Mittwoch, 6. März, 1 Uhr.
Das Haus setzt die am vorigen Mittwoch begonnene Be⸗ rathung der auf die jüdische Einwanderung bezüglichen Anträge fort.
Ueber den Beginn der Verhandlung ist bereits gestern berichtet worden. Nach dem Abg . Dr. Hasse erhält das Wort der
Abg. Rickert (fr. Vg: Von der Nothwendigkeit einer Aende⸗ rung des Gesetzes vom 1. Juni 1870 haben mich Auch die Ausfüh⸗ rungen des Vorredners nicht überzeugt. Der Antrag des Abg. Frei⸗ berrn von Hammerstein und Genossen ist von einer offenen anti⸗ emitischen Tendenz. In der konserbativen Partei greift ja der Anti⸗ n en immer mehr um sich; auch die agrarische Be— wegung ist mit. dem Antisemitismus verquickt. Der Bund der Landwirthe ist eine antisemitische Organisation. Der An⸗ trag des Abg. Freiherrn von Hammerstein und Genossen ist nur der Ausgangspunkt der Bestrebungen, den Antisemitismus in die Gesetz⸗ gebung einzuführen; das Ziel ist die Aufhebung des Gesetzes voin 3. Juli 1869, weiches die Gleichberechtigung der Juden aussprach. Es ist in dem Antrag nicht klar ausgesprochen, ob den ausländischen Juden auch der zeitweilige Aufenthalt in Deutschland verboten werden soll, oder ob es sich nur um die Ja der Naturalisagtion handelt. Im ersteren Fall wäre der Antrag eine offene Ver⸗ böhnung der Verträge, die Deutschland mit auswärtigen Staaten abgeschloffen hat. Aber auch die Verhinderung der Naturalisation würde im Widerspruch mit diesen Verträgen stehen, wie der Absatz 2 des 51 des russischen Handelsvertrags und der Wortlaut des 8 8 des Niederlassungsvertrags mit der Schweiz vom Jahre 1826 beweisen. Ich frage den Staatssekretär Dr. von Boetticher, ob er die vorliegen⸗ den Anträge für vereinbar mit dem schweizerischen Niederlassungsvertrag hält. Aehnliche Verträge wie mit der Schweiz haben wir mit Oester⸗ reich Ungarn, Italien und fast allen fremden Staaten abgeschlessen. Die Anträge sind aber auch materiell unberechtigt. Ausländische Strolche, Landstreicher ꝛc. können schon jetzt ausgewiesen werden. Wie egen die einwandernden russischen Juden verfahren wird, dafür ein ge fich Ein jüdischer Arzt, der seit Jahren in Preußen praktizierte, stellte 893 den Antrag auf Naturalisation. Der Regierungs-Präsi— dent antwortete, er werde naturalisiert werden, sobald er den Nach⸗ weis seiner Entlassung aus der russischen Staatsangehörigkeit führte. Mit großen Kosten verschaffte sich der Mann diesen Nachweis, und nun wurde ihm auf seinen Antrag eröffnet, daß der Minister des Innern einen ablehnenden Bescheid ertheilt habe. Wenn man den russischen Kommissionären die Existenz unmöglich macht, so schädigt man das wirthschaftliche Leben in den Ostprovinzen, auch die Landwirthschaft. Die Zahl der jüdischen Einwohner hat sich in Deutschland stetig seit 1810 relativ vermindert. Auf 19 060 Köpfe der ortsangehörigen
Bevölkerung kamen 1870 125, im Jahre 1880 124, 1885 120, 1890 1I5. Hat sich die jüdische Bevölkerung in den östlichen Grenzprovinzen in den letzten Jahrzehnten vielleicht vermehrt? Nein; sie hat sich im Gegentheil vermindert. In ganz Preußen sind im Laufe eines Menschenalters 19000 Juden eingewandert, von welchen nur 7000 naturalisiert worden sind. In der antisemitischen Presse wird auf den Großen Kurfürsten hingewiesen, der im Jahre 1641 einen Erlaß egen die Juden habe ergehen lassen. Vergißt man denn, daß der⸗ elbe Große Kurfürst im Jahre 1670, als die Juden aus Oefsterreich dertrieben wurden, diese eingeladen hat, sich in Preußen anzusiedeln? Ich hoffe, daß die Anträge à limine abgewiesen werden.
Staatssekretär des Innern, Staats-Minister Dr. von Boetticher:
Meine Herren! Es ist nicht meine Absicht und ich bin auch nicht in der Lage, mich in die merita causa der vorliegenden An träge hineinzubegeben; ich habe keine Gelegenheit gehabt, die Stellung des Bundesraths zu diesen Anträgen zu sondieren, und ich würde glauben, daß es nicht angezeigt ist, Ihnen meine persönliche Meinung zur Sache vorzutragen. Dagegen habe ich das Bedürfniß, dem Herrn Abgeordneten Rickert auf die an mich gerichtete Frage zu antworten, weil ich das für ein Gebot der Höflichkeit halte und weil er ausdrücklich meine Meinung darüber zu erfahren wünscht, in welchem Verhältniß die vorliegenden Anträge zu den bestehen“ den internationalen Verträgen stehen. Da habe ich denn Folgendes zu bemerken: Es ist gar kein Zweifel darüber, daß jeder Staat das Recht hat, Ausländer aus seinem Gebiet auszuweisen, und also auch Ausländer, deren Aufnahme in den Staatsverband er mit seinen Interessen nicht vereinbar hält, von der Aufnahme auszuschließen. Es ergiebt sich das auch ausdrücklich aus der deutschen Gesetzgebung und zwar aus dem Gesetz über den Erwerb und Verlust der Bundes und Staatsangehörigkeit vom 1. Juni 1870. Soweit also und sofern die vorliegenden Anträge die Absicht ver⸗ folgen, die Einwanderung mit der Wirkung eines Erwerbs der Bundes, und Staatsangehörigkeit zu behindern, würden sie, wie mir scheint, rechtlich nicht bedenklich sein. Was die Verträge anlangt, so ist in ihnen in der Regel ausgesprochen, daß die Angehörigen der einen vertragschließenden Nation mit denselben Rechten, wie sie die Angehörigen der anderen besitzen, in dem Gebiete des anderen Staates Handel und Gewerbe betreiben dürfen. Es würde also, wenn es die Absicht der Anträge wäre, es möglich zu machen, daß ein ausländischer Jude, und zwar ein Jude, der einem Staat an— gehört, mit dem Deutschland einen solchen internationalen Vertrag abgeschlossen hat, von dem Betrieb von Handel und Gewerbe in Deutschland ausgeschlofsen werde, dies mit den Verträgen nicht ver— einbar sein. (Hört, hört! links.)
Wenn nun aber zweifelsohne dieses Recht vertragsmäßig dahin sestgelegt ist, daß ein Ausländer innerhalb des Reichsgebietes unter denselben Rechten und Pflichten wie die Reichsangehörigen Handel und Gewerbe betreiben darf, so wird dadurch doch nicht die polizeiliche Sete des Verhältnisses berührt, in welchem die Ausländer zum Reich und zu den einzelnen Bundesstaaten, in denen sie Handel und Gewerbe betreiben, stehen. Einer der jüngsten Verträge, der russische Vertrag, stellt das ganz zweifelsfrei. Ich werde mir erlauben, den Art. 1 zu verlesen. Die Herren werden daraus ersehen, daß das Verhältniß darin erschöpfend und klar geregelt ist. Es heißt darin:
Die Angehörigen eines der beiden vertragschließenden Theile, welche sich in dem Gebiet des anderen Theiles niedergelassen haben oder sich dort vorübergehend aufhalten, sollen dort im Handels- und Gewerbebetrieb die nämlichen Rechte genießen und keinen höheren oder anderen Abgaben unterworfen werden als die Inländer. Sie sollen in dem Gebiet des anderen Theils in jeder Hinsicht die
zum Deutschen Reichs⸗An
Erste Beilage
Berlin, Donnerstag, den 7. März
selben Rechte, Privilegien, Freiheiten, Vergünstigungen und Be— freiungen haben, wie die Angehörigen des meistbegünstigten Landes.
Nun kommt der Absatz 2, und der besagt ausdrücklich:
Es herrscht jedoch darüber Einverständniß, daß durch die vor⸗ stehenden Bestimmungen die besonderen Gesetze, Erlasse und Verordnungen auf dem Gebiet des Handels, der Gewerbe und der Polizei nicht berührt werden, welche in jedem der beiden vertrag—⸗ schließenden Länder gelten oder gelten werden und auf alle Ausländer Anwendung haben.
— Danach also liegt die Sache einfach so: wir sind gehalten, einen Aus⸗ länder aus einem Lande, mit dem wir solche Verträge abgeschlossen haben, er mag Jude oder Christ sein, hier in der Ausübung des Handels oder Gewerbes, welches er betreiben will, nicht zu stören; dagegen ist es uns nicht verwehrt, auch einen solchen Ausländer aus zuweisen, wenn eben aus irgend welchem öffentlichen Interesse die Ausweisung nöthig ist. Geht also die Absicht der Herren Antrag steller dahin, daß sie nicht nur den Erwerb der Reichs⸗ und Staats—⸗ angehörigkeit für ausländische Juden ausschließen, sondern ihnen darüber hinaus auch den Gewerbebetrieb von vornherein untersagen wollen, so würde ich allerdings des Glaubens sein, daß die Verträge einer solchen Absicht entgegenstehen. Wollen sie dagegen, wie ich dies aus der Fassung der vorliegenden Anträge entnehmen zu müssen glaube, die ausländischen Juden nur von dem Erwerb der deutschen Bundes, und Staatsangehörigkeit ausschließen, so würde ich der Meinung sein, daß einer solchen Absicht die abgeschlossenen Verträge nicht hinderlich sind.
Nun hat der Herr Vorredner mir noch einen Fall von einem russischen Juden ans Herz gelegt, dem angeblich zunächst auf sein Ansuchen, in die deutsche Reichs⸗ und Staatsangehörigkeit aufgenommen zu werden, die Zusicherung ertheilt worden ist, daß man unter ge—⸗ wissen Bedingungen, nach Erfüllung gewisser Voraussetzungen sein Gesuch nicht beanstanden wolle, und bei dem nachher, und zwar, wie der Herr Vorredner mitgetheilt hat, auf Anweisung des preußischen
Herrn Ressort⸗Ministers, gleichwohl ein ablehnender Bescheid ergangen
ist. Ich kann auf diesen Fall nicht eingehen, denn ich kenne ihn nicht; aber ich möchte dem Herrn Abg. Rickert doch rathen, wenn er solchen Vorgängen näher treten will, das an der geeigneten Stelle, nämlich bei dem betreffenden Ressortchef, zu thun, der in der Sache entschieden hat, und dessen Bescheid seiner Meinung nach mit den be— stehenden Gesetzen nicht im Einklang steht. Ich will nur bemerken, daß die Zeitdauer, während deren der vorliegende Fall nach der Dar⸗ stellung des Herrn Abg. Rickert sich abgespielt hat, mir die Ver— muthung nahelegt, daß inzwischen wahrscheinlich in den Verhältnissen des betreffenden Gesuchstellers Aenderungen eingetreten sind, die es der Polizeibehörde haben angezeigt erscheinen lassen, die frühere Zu— sicherung nicht zu erfüllen.
Abg. Dr. Lieber (Zentr.) : Da die ersten beiden Anträge nur als Anfang zur Lösung der Judenfrage überhaupt gedacht sind, muß ich unsere Stellung zu dieser Frage im allgemeinen präzisteren. Daß der Antrag des Abg. Dr. Hasse mit diesen beiden Anträgen verbunden wurde, bedauere ich. An und für sich kann man sich auf den Standpunkt stellen: die deutsche Staatsangehörigkeit sei ein so hohes Gut, daß man ihren Verlust wie ihren Erwerb erschweren müsse. Aber was bis jetzt zur Be— gründung vorgebracht wurde, reicht nicht aus, um die ver— bündeten Regierungen zur baldigen Vorlegung eines Gesetzentwurfs aufzufordern. Die Sache müßte erst noch erheblich vertieft werden. Die beiden anderen Anträge, welche den ausländischen Juden die Ein—⸗ wanderung nach Deutschland untersagen wollen, widersprechen ihrem Wortlaut und auch ihrer Absicht nach den bestehenden Handels, und Niederlassungsverträgen. Auch die Ausführungen des Staatosekretärs lassen darüber keinen Zweifel aufkommen, daß allgemeine Einwande⸗ rungsverbote vertragswidrig seien, daß man im einzelnen Ausländer aus polizeilichen Rücksichten ausweisen dürfe. Auch das bayerische Reservatrecht bildet ein schweres Hinderniß für derartige Anträge. Wir als föderative Partei, die die meisten Angehörigen aus Bayern zu ihren Mitgliedern zählt, müssen auf diesen Umstand ganz besonders Gewicht legen. Das Schlußprotokoll zu dem Vertrage vom 23. No— vember 1870, betreffend den Beitritt Bayerns zum Beutschen Bunde, erkennt ausdrücklich an, daß sich das Gesetzgebungsrecht des Bundes bezüglich der Heimaths⸗ und Niederlassungsverhältnisse auf das Königreich Bayern nicht erstrecke. Und Art. 4 der Reichsverfassung verfügt, daß der Reichsgesetzgebung für Bayern das Heimaths⸗ und Niederlassungsrecht nicht unterliege. Ich bitte Sie, die Verfassungs. und Vertrags— bedenken nicht zu gering anzuschlagen. Was die Sache selbst anlangt, so stehen wir, wie immer, auf dem Boden, daß wir keinerlei Aus—= nahmegesetze haben wollen, weder gegen bestimmte Klassen unserer Mitbürger, noch gegen besiimmte politische oder wirthschaftliche Parteien auch nicht gegen bestimmte Bekenntnisse oder gegen bestimmte Rassen. Wir verkennen durchaus nicht, daß uns unsere jüdischen Mitbürger vielfach Anlaß zu Klagen geben. Wir insbesondere werden nie vergessen, mit welcher Brutalität und Bosheit während des (ulturkampfes namentlich jüdische Federn alles, was uns heilig ist, und was wir unter schweren Nöthen zu vertheidigen hatten, herabgewürdigt haben. Bis zum heutigen Tage sehe ich solche Federn an der Arbeit. Man braucht nur an die Zeitschrift, die Zukunft. zu denken, welche auch die höchsten Güter unseres Staats- und Volkslebens mit unwürdigsten Angriffen nicht verschont. Auch in unserem wirthschaftlichen Leben be— klagen wir manche Uebelstände, an denen in weitem Maße Juden schuld sind. Aber wir dürfen uns nicht der Erkenntniß verschließen, daß es die Juden nicht allein sind, daß eine Jahrhunderte lange stiefmütterliche Be—⸗ handlung dieses Volkes ihm nichts übrig gelassen hat als jene Berufszweige, in welchen die beklagten al d sich am leichtesten entwickeln und am empfindlichsten zu Tage treten. Die Aufgabe einer gerechten Gesetzgebung ist es, mit allgemeinen gesetzlichen Be—⸗ stimmungen eine Heilung allgemeiner Schäden anzustreben. Auf den Boden der Ausnahmegesetzgebung können wir um k weniger treten, als Sie, sowohl die Rechte, wie die Linke, uns jahrelang in Ihren gesetzgeberischen Beschlüssen zu erkennen gegeben haben, daß wir nur eine Minorität im Reiche sind. Wir haben Angriffe auf unser inneres religiöses Leben über uns ergehen lassen muͤssen. Wir wer⸗ den darum auch nicht dafür zu haben sein, daß hier ein Schächtverbot erlassen wird, nachdem Rabbiner erklärt haben, das Schächten sei eine rituelle Handlung. Wir als Minorität vergessen nicht, wie es uns ergangen ist, und können darum nicht die Hand dazu bieten, daß heute gegen die Juden, morgen gegen die Polen, übermorgen gegen die Sozialdemokraten vorgegangen wird. Als am 19. Juni 1872 das Jesuitengesetz angenommen wurde, erhoben k auf der rechten und linken Seite des Hauses Jubelcufe, die noch heute in meinen Ohren hallen.
zeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.
1895.
Abg. Dr. Hermes (fr. Volksp.): Daß hier Anträge gestell werden, welche unseres Kulturzustandes unwürdig sind, erfüllt mi mit tiefem Bedauern. Man hat nicht einmal den Versuch gemacht, die Nothwendigkeit der vorgeschlagenen Maßregeln zu begründen. Im anzen Reich 966 es nur 567 000 Juden gegenüber 49 Millionen ogenannter Christen. Die Zahl der Juden in Deutschland hat sich seit 1870 infolge der Auswanderung stetig relativ vermindert. Kein. Reichgtag, keine deutsche Regierung kann jemals Anträgen zustimmen, welche den obersten Staatsgrundsaßz des gleichen Rechts für alle durchbrechen. Unter Verallgemeinerung einzelner Fälle hat man hier in der Diskussion auf unsere jüdischen Mitbürger die ärgsten Beschuldigungen gehäuft. Der Abg. Jakobskötter sagte, es sei eine Sünde und Schande, wie das deutsche Volk durch die Juden ausgebeutet werde. Ich meine, es ist eine Sünde und Schande, die Tribüne des Reichstags —
Präsident von Levpetz ow (unterbrechen: Herr Abgeordneter, Sie ge rauchen eine Redewendung gegen ein Mitglied des Hauses, die ich nicht dulden werde.
Abg. Dr. Hermes (fortfahrend); In allen Konfessionen, Stän— den, Parteien giebt es schlechte Menschen. Wollte man aber, wie die Herren es thun, die Handlungen Einzelner auf die Gesammtheit wäljen, so würde die antisemitische Partei nicht gut fortkommen. Wer in einem Glashause sitzt, soll doch nicht mit Steinen werfen. Der Abg. Bindewald vertrat den reinen Rassen⸗Antisemitismus. Ich glaube nicht, daß die konserpativen Freunde der Herren so weit geben werden; es wäre ja schade um das schöne Geld, das sie für die innere Mission ausgeben, und sie dürften sich auch ihres eistigen Vaters Stahl erinnern. Wie soll es der Jude anfangen? Läßt er sich taufen, so ist es dem Abg. Bindewald nicht recht; kauft er ein Landgut, um Ackerbau zu betreiben, ist es vollends ein Unglück; giebt er seinen Kindern eine höhere Bildung, so wird über das Juden thum in den deutschen Schulen geklagt. Es giebt eben kein anderes Rejept, als: der Jude wird verbrannt! Der Abg. Sachße hat sich besonders auf die sächsischen Verhältnisse berufen. Zur Charakteristik dieser Ansicht genügt die Mittheilung, daß in ganz Sachsen nur 9000 Juden leben. Der Abg. Sachße ist auch ungerecht gegen die Juden, sonst würde er zugeben, daß überall da, wo sich in Sachsen Juden niedergelassen haben, Wohlstand herrscht, nur daß die nothleidenden Distrikte in Sachsen gerade die sind, wo es keine Juden giebt. Wir in Berlin freuen uns, daß wir Juden unter uns haben; wir stehen zu ihnen in den besten Beziehungen. Wir erkennen sogar die Gleichberechtigung der Juden an und wenn ich einen Wunsch aussprechen soll, so ist es der, daß kein Herr aus Sachsen diese Harmonie stören möge. Die Antisemiten nennen sich mit Vorliebe Christen, sie sind es aber nicht; denn sie vergessen die oberste Lehre des Christenthums, die da lautet: Liebe Deinen Nächsten! Die Antisemiten erkennen aber den Juden nicht als Nächsten an. Sie vergessen ganz, daß der Stifter ihrer eigenen Religion ein Jude war. Seen, der die deutsche Staatsangehörigkeit . ist für uns ein Deutscher, und der Versuch, einen Ünterschied zwischen Juden ⸗Deutschen und Nicht-Juden-Deutschen festzustellen, ist ein barer Unsinn. Was wollen denn die Antisemiten? Sind sie vielleicht den Juden überlegen an bürgerlichen Tugenden? An Patrio⸗ tismus stehen die Juden gewiß nicht den anderen deutschen Staats— bürgern nach. Die Antisemiten appellieren an die niedrigsten Leiden schaften und daher sind sie die gefährlichsten Friedensstörer. Mit Recht ist der Antisemitismus als die Schmach unseres Jahrhunderts bezeichnet worden. Ich hitte Sie deshalb, die Anträge abzuweisen.
Abg. Freiherr von Langen (okons. ); Ich habe mich darüber
ewundert, daß gerade der Abg. Vogtherr namens der Sozialdemo—2
raten gegen die Anträge, betreffend die Einwanderung ausländischer
Juden gesprochen hat. Einige Stellen seiner Rede trugen ein un— verkennbar antisemitisches Gepräge. Er meinte, man miüsse Rücksicht nehmen auf das Menschenmaterial, was die Ein— wanderung bringe. Gerade deshalb haben wir die Anträge ge⸗ stellt. Die russischen Juden kommen zu uns als Händler mit alten Dosen, oder als Hausierer, um als Banquier bei uns zu enden. Daß sie sich bei uns taufen lassen, ändert nichts an der Sache. Der Jude wird durch die Taufe kein Deutscher. Wenn es nach mir ginge, so müßte jeder Jude vor seiner Taufe, ähnlich wie es jetzt bei Ehe⸗ aufgeboten der Fall ist, 14 Tage ausgehängt werden, um zu erfahren, ob kein Widerspruch gegen seine Taufe erhoben wird. Ich glaube nicht, daß die Juden jemals Deutsche werden; eher halte ich s für möglich, daß alle Deutschen Juden werden. Wenn der Abg. Rickert sich auf den Großen Kurfürsten bezogen hat, der die österreichischen Juden in sein Land gezogen habe, so bemerke ich doch, daß der Grohe Kurfürst das nur gethan hat, weil er Geld brauchte. Der Abg. Rickert berief sich auf den Geist der Zeit. Der Geist der 3 aber, die sich jetzt lebendig zeigt, ist der deutsche, nationale Geift.
er springende Punkt der ganzen Frage ist, daß wir nicht mehr Juden erhalten, als wir haben.
Der Abg. Schmidt⸗Elberfeld (fr. Volksp.) beantragt, über den Antrag Liebermann von Sonnenberg zur , . Tagesordnung überzugehen. Gleichzeitig wird Schluß der Debatte über die Anträge Hammerstein und Hasse beantragt.
Nach der Geschäftsordnung hat ein Redner für und ein Rebner gegen den Antrag auf Uebergang zur Tagesordnung zu sprechen.
Abg. Richter fr. Volksp.): , wären solche Debatten, wie wir sie heute erlebt haben, im Reichstag nicht möglich gewesen. Das ist ein Beweis dafür, daß der Ton hier im Hause gefunken ist. Wir thun durch den Antrag auf Uebergang zur Tagesordnung daß e um das weitere Sinken des parlamentarischen Tons zu indern.
Abg. Dr. Förster (Refp.): Das deutsche Volk verlangt, . die Judenfrage endlich gründlich hier verhandelt werde. Wir sind auf das gröblichste angegriffen worden, und eg muß uns Gelegenheit geboten werden, uns zu vertheidigen. Ich bitte Sie daher, den Untrag Schmidt abzulehnen.
Das Haus beschließt, über den Antrag Liebermann von Sonnenberg zur einfachen Tagesordnun überzugehen.
Der Antrag auf Schluß der n fin uͤber die Anträge Hammerstein und Hasse wird abgelehnt. Das Wort erhält zu diesen Anträgen
Abg. Ahlwardt (b. k. F); Die Juden haben Rasseneigen⸗ schaften, die sich mit denen der Germanen guf die Dauer nicht ver—= tragen. Die Engländer haben eine indische Mördersekte vertilgt ohne Rücksicht darauf, ob der Einzelne schon einen Mord begangen hatte. Meine speziellen politischen Freunde stehen mit mir auf dem Stand⸗ punkte, daß wir die Juden nicht der Religion wegen bekämpfen, sondern ihrer Rasseneigenthümlichkeiten wegen. Der Germane, steht auf dem Kulturboden der Arbeit, der Jude will die Früchte der Arbeit anderer sich aneignen. Der Jude ist ein Raubthier. Der Abg. Rickert sagt, es wäre eine Schande, wenn 50 Millionen Deutsche sich vor 569 000 fürchteten. Ja, wenn es ehrliche Gegner wären, würden die Deutschen sich nicht fürchten; aber der Abg. Rickert fürchtet sich vor einem kleinen Cholera⸗ Bazillus. Der . Rickert kennt gewiß in Berlin manchen Juden, der 100 Milllonen Mark besitzt. laubt er, daß der Jude davon auch nur 10 3 eigener Arbeit verdankt? Nein, diese Millionen sind aus dem deutschen Volke ohne Gegenleistung erworben.