1895 / 60 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 09 Mar 1895 18:00:01 GMT) scan diff

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der Hochwasser · Ausschuß, der unter dem Ehrenvorsitz des Landes⸗ . von bildet ist, die ganze Thätigkeit der Forum zieht und alle Be⸗ schwerden eingehend und gründlich prüft. Es sind mehrfach öffentlich Aufforderungen ergangen, alle Klagen gegen die Wasserbau⸗ Verwaltung vor den Ausschuß zu bringen. 863 den Jahren 1893/94 hat seitens des Ausschusses eine zweimalige Bereisung des Elbe und 2 stattgefunden, wobei alle Adjazenten der Flüsse und Kanäle aufgefordert wurden, etwaige Beschwerden vorzubringen. Die Wasserbauverwaltung bat auch stets alles Material, das vom Ausschuß 3 wurde, zur Ver⸗ fügung gestellt. Sie hat die Ueberzeugung, daß sie ihre Thätigkeit nicht zu verdecken braucht, daß sie das Interesse der Landeskultur nicht schädigt, sondern gefördert hat. Sie ist aber jeder Belehrung stets zugänglich. Ich bitte Sie, alle Beschwerden, die Ihnen im Lande zu Ohren kommen, an den Hochwasser⸗Ausschuß zu bringen. Ich gebe Ihnen die Versicherung, daß sie dort eine eingehende und vorurtheilsfreie Prü—⸗ fung finden werden. ;

Abg. von Pappenheim (kons.): Ich habe gestern nicht von der Gegenwart, sondern ausdrücklich von der Vergangenheit gesprochen. Daß meine Klagen über die frühere Thätigkeit der Wasserbau—⸗ Verwaltung berechtigt sind, werden mir alle Anlieger der Ströme und Kanäle bestätigen. Auch die Gründung des Hochwasser⸗Ausschusses beweist es. Diesem Ausschusse bringen wir volles Vertrauen ent⸗ gegen. Daß die k n jetzt andere Wege geht als früher, davon bin ich überzeugt.

Abg. Freiherr von r Zentr. : Da ich dem Hochwasser⸗ Ausschusse angehöre, möchte ich hier bestätigen, daß mit der prohte. Bereitwilligkeit seitens der Staatsregierung uns alles Material, was wir irgendwie wünschten, vorgelegt worden ist. Sie können sich davon durch Einsicht in die Akten des Ausschusses, die in unserm Bureau in der Wilhelmstraße 87 ausliegen, überjeugen. Auch ich bitte Sie, alle Beschwerden, die Sie im Lande über die Ausführung des Wasser⸗ baues hören, uns mitzutheilen. Bis jetzt sind derartige Beschwerden leider nur in geringem Umfang an uns gelangt. . .

Abg. Graf zu Limburg-⸗Stirum (kons.) wünscht, daß bei den Steinlieferungen für die Weichselregulierung die einheimischen Schiffer mehr berücksichtigt würden.

Ober⸗Baudirektor Wiebe bemerkt, daß schon jetzt so viel wie

möglich bei diesen Lieferungen einheimische Schiffer betheiligt würden.

Zur Verbreiterung des Oder-Spree-Kanals sind als erste Rate eine Million Mark gefordert.

Referent Abg. von Tie dem ann⸗Bomst (fr. kons.) befürwortet die Bewilligung mit dem 5 auf das Verkehrsbedürfniß.

Abg. Ring (kons.): Die Interessen der Adjazenten des Oder⸗ Spree Kanals sind durch den Kanal eher geschädigt, als gefördert worden. Statt einer Verbesserung der Vorfluth, die man von der Anlage des Kanals erwartete, ist in vielen Fällen eine Verwässerung der angrenzenden Aecker eingetreten. Im Jahre 1889 ist vielen Land⸗ wirthen die ganze Ernte verdorben worden und die Entschädigung von 10 M pro Ar, die ihnen im Jahre 1892 endlich gewährt wurde, hat die Verluste der Leute keineswegs ausgeglichen. Auch an Dichtig⸗ keit läßt die Kanalanlage viel zu wünschen übrig. Die wichtigste Folge der Kanalanlage ist aber wobl die Versandung der mittleren Spree, welche eine solche Hebung des Wasserspiegels zur Folge hatte, daß häufig Ueberschwemmungen der umliegenden Felder eintraten. Es bandelt sich dabei um 28 000 a. Unter den obwaltenden Umständen ist es gerathen, die Forderung abzulehnen.

(Schluß des Blattes)

Kunst und Wißfsenschaft.

Dem Senat der Königlichen Akademie der Künste, Sektion für die bildenden Künste, ist die Genehmigung er⸗ theilt worden, zum Besten der Nothlei denden in Sizilien und Calabrien, in Verbindung mit der zu demselben Zweck im Akademiegebäude stattfindenden Aus stel lung eine öffentliche Ver loosung von Oelskizjen, Aquarellen, Handzeichnungen, Kupferstichen, Skulpturen und literarischen Werken 2c. zu veranstalten und die aus⸗ zugebenden 40 O09 Loose zu je 1 A im ganzen Bereich der Monarchie zu vertreiben. (Vergl. die Bekanntmachung im amtlichen Theil der

beutigen Nummer d. Bl)

Theater und Muftk.

Konzerte. .

Unter Leitung des Kapellmeisters Leopold Auer aus St. Petersburg führte das Philharmonische Orchester gestern im Saal der Philbarmonie mehrere Kompositionen von Tschaikowski auf. Als die bedeutendsten verdienen eine Sym⸗ phonie in Ccmoll, op. 17, und ein Violin⸗Konzert in D-dur, welches Herr Auer meisterhaft vortrug, erwähnt zu werden, wenn auch beide Werke erhebliche Längen enthalten. Eine Suite aus dem Ballet Der Nußknacker“ besteht aus harmlosen Spielereien mit lieblichen Orchestereffekten, die immer ein dankbares Publikum finden, wie dies auch gestern der Fall war. Die Phantasie für Orchester, Francesca da Rimini, die glei dem vor⸗ ausgegangenen Werke schon öfter in Berlin gehört worden ist, schildert als svmphonische Dichtung von dreitheiliger Form vorzugsweise die Qualen, welche diejenigen der zur Hölle Verdammten (nach Dante's Gedicht) zu erleiden . die durch Fleischeslust sündigten. Die hierzu verwendeten tonmalerischen Orchestereffekte sind der Dichtung in drastischer Weise angepaßt. Herr Auer, dessen virtuose Ausführung des Violinkonzerts rauschenden Beifall erweckte, fügte dem Programm noch Tschaikowski's „Sérénade mèélancolique“ hinzu. Das Orchester entledigte sich seiner zum theil sehr schwierigen Aufgabe mit großer Bravour.

Zu gleicher Zeit fand in der Sing ⸗Akademie ein Lieder⸗ und Balladen⸗Abend des Herrn Eugen Gura statt, in welchem, außer bereits bekannten, 15 hier zum ersten Mal von ihm vorgetragene Ge⸗ sänge von Schubert, C. E. Taubert, Dermann Zumpe und Carl Löwe zu Gehör gebracht wurden. Die Stimme des unübertrefflichen

Sängers bewährte unveränderte Frische und Biegsamkeit, die

auch im leisesten Piano ihre bezaubernde Wirkung nie verfehlte. Der stets an dem Künstler gerühmte seelenvolle und dramatische Vor⸗ trag war es ganz besonders, der das zahlreich erschienene Publikum zu enthusiastischen Beifallsbezeugungen hinriß. Nur in geringem Maße konnte leider der Sänger den laut gewordenen Wan rn nach Zu⸗ gaben und Wiederholungen entsprechen, da er an demselben Abend noch eine Reise nach München anzutreten hatte. Herr Professor 2 rich Schwartz führte die Klavierbegleitung sehr lobens— werth aus.

Im Königlichen Opernhause gelangt morgen Meyer— beer's Prophet“ zur Aufführung. Herr Sylva singt den Johann von Leyden, Kapellmeister Sucher dirigiert. Am Montag findet auf Allerhöchsten Befehl der zweite . Gesellschaftsabend“ statt. Friedrich Smetana's komische Oper „Die verkaufte Braut“ geht in Scene. Die Damen Weitz, Goetze, Dietrich, Kopka, die Herren Sommer, Mödlinger, Lieban, Philipp, Stammer, Krasa, Schmidt sind darin beschäftigt. Kapellmeister Weingartner dirigiert. Für den 20. d. M. ist die erste Aufführung von Richard Wagner's Rienzi“ in neuer Einstudierung in Aussicht genommen. Frau Cosima Wagner trifft im Laufe der nächsten Woche zu dieser Aufführung in Berlin ein. Dem Kapellmeister Dr. Muck ist die Leitung des musikalischen Theils übertragen. Sämmtliche Dekorationen, Kostüme und Requi—⸗ siten sind neu angefertigt. . .

Im Königlichen Schauspielbause wird morgen Karl Niemann's Lustspiel ‚Wie die Alten sungen“ gegeben (Hökerin Hanne Frau Schramm). Am Montag geht Karl Gutzkow's Lustspiel Zopf und Schwert‘ in Scene (König Friedrich Wilhelm JI.: Herr Molenar, Königin: Frau Kahle, Prinzessin Wilhelmine: Frau von r, ,. Erbprinz von Bavreuth: Herr Purschian, Fräulein von Sonnsfeld; Fräulein Lindner, Eversmann: Herr Link, Eckhof: Herr Arndt, Ritter Hotham: Herr Keßler).

Im Deutschen Theater gehen morgen am Nachmittag und am Abend ‚Die Weber in Scene. Am Montag erfolgt das erste Wiederauftreten ven Jesef Kainz in ‚Weh dem, der lügt! Der Sonnabend bringt die erste Vorstellung des Schauspiels von Rudolf Stratz Drohnen‘. Weiter weist der Wochenspielplan folgende Vor stellungen auf: Dienstag: ‚Die Weber“; Mittwoch: Der G'wissens⸗ wurm; Donnerstag: ‚Der Kaufmann von Venedig“ mit Josef Kainz als Bassanio und Emanuel Reicher als Shylock; Freitag (25. Abonne⸗ mentsvorstellung): ‚Die Weber“.

Im Berliner Theater wird morgen Nachmittag Lessing's „Nathan der Weise! gegeben, während am Abend Oskar Blumen thal's Lustspiel ‚Die große Glocke! mit Franz Guthery und Marie

e. in den Hauptrollen zur Aufführun an,

der Wochenspielplan, wie fol K

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mit Jenny Groß, Mittwoch: Nathan der Weise⸗, Donnerstag,

Der Compagnon“, Freitag: Die große Glocken (27. Abonnement.

bern, ; ; Im Lessing Theater ist der Wochen Spielylan folgendermaßen festgesetzt worden: Sonntag und Freitag: Das Examen“; ontag und Donnerstag: Der Fall Clsmenceau mit Jenny Groß Dienstag: Sodoms Ende“; Mittwoch: Aus Berlin W... Sonnabend, mit Friedrich Haase als Gast, zum ersten Mal: Am Spieltisch des Lebens', Schauspiel in vier Akten von Claus Arfen.

Den Aufführungen des Volksschauspiels Liebe von heut‘ im Neuen Theater wird von morgen an der einaktige Schwank Edgars Kammermädchen von Gugen Labiche vorausgehen, der von Friedrich Mitterwurzer für die deutsche Bühne übersetzt und bearbeitet ist. ;

Im Thegter Unter den Linden findet, wie bereits gemeldet, von , bis einschließlich nächsten Freitag das Gastspiel der englischen Burlesque⸗ Company statt. Zur führ ang gelangt die Gesangs⸗Burleske Morocco bound (Nach Marokko“) von Wilde Musik von Carr. h

Mannigfaltiges.

Das von der Invaliditäts, und Altersversicherungsanstalt Berlin im August vorigen Jahres eröffnete Sanatorium Gütergotz hat sich in sehr erfreulicher Weise entwickelt. Das Sanatorium ist zur Zeit nahezu voll eg. Die Verpflegung in demselben geschieht gänzlich auf Kosten der Anstalt; auch wird an die Familienangehörigen eine Familienunterstützung gewährt. Zur Aufnahme gelangen r bei der Invaliditäts- und Altersversichrungsanstalt Berlin versicherte Personen, welche mit einem noch heilfähigen Leiden behaftet sind, das bei weiterer Verschleppung den Eintritt der Invalidität befürchten läßt. Ob die betreffende Person zur Zeit noch erwerbsfähig ist. ist für die Aufnahme ohne Belang. Die Meldungen für die Aufnahme sind an den Vorstand der Versicherungsanstalt, Klosterstraße 41, zu richten. Falls die Aufnahme wegen Ueberfüllung nicht sofort erfolgen kann, werden die Bewerber der Reihe nach vornotiert und gelangen dann in dieser Reihenfolge zur Aufnahme.

Posen. Die von den städbtischen Bebörden beschlossene Kanalisation des Wildabaches, des Fischereiviertels, des Alten Markts, der Breitenstraße und einiger anderen Straßenzüge der Stadt Posen ist während der letzten Monate fertiggestellt und in Benutzung genommen worden.

Elberfeld. Der schon lange bestehende Plan, die beiden Schwesterstädte Elberfeld und Barmen durch eine über die Wupper führende elektrische Bahn zu verbinden, hat jetzt feste Gestaltung gewonnen, indem die beiden Stadtvertretungen bereits mit der Elek. trischen Aktien ⸗Gesellschaft in Nürnberg einen dahin gehenden Vertrag abgeschlossen haben. Gleichseitig soll auch auf der schon zwischen beiden Städten bestehenden Pferdebahn der elektrische Betrieb ein⸗ geführt werden. . ö

Temes var, 8. März. W. T B.“ meldet: Das Wasser des Bega⸗Kanals steigt; an der Erhöhung der Dämme wird ge— arbeitet; falls im Laufe der Nacht das Wasser nicht sinkt, ist eine Katastrophe unausbleiblich.

London, 9. März. Nach der Times“ ist die Militär—⸗ Akademie in Woolwich wegen der Influenza geschlossen worden.

NewYork, 8. März. Der Postdampfer Havel“, welcher bei Sandyhook auf Grund gerathen war (vergl. Nr. 59 d. Bl.), ist, wie W. T. B.“ weiter meldet, heute unter eigenem Dampf bei sehr hober Fluth wieder losgekommen. Eine . Leichterung war nicht nöthig, auch hat der Dampfer keinerlei Schaden erlitten.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)

Wetterbericht vom 9. März 8 Uhr Morgens.

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Wind. Wetter.

Stationen.

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56 C. 40R.

Bar auf O Gr (

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Temperatur

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W 2 halb bed. bedeckt Schnee 1Nebel 2 bedeckt

still Schnee bedeckt

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Belmullet. . 746 Aberdeen. 753 Christiansund 760 Kopenhagen. 763 Stockholm. I]!763

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SG φφσησ:

Theater⸗Anzeigen. Königliche Schauspiele. Sonntag: Opern. Dyer in 5 Akten von Giacomo Meyerbeer. Tert Labiche.

nach dem Französischen des Eugene Scribe, deutsch ; ; 7 bearbeitet von Ludwig Rellstab. Ballet von Emil ma n,, ,

mann. In Scene gesetzt vom Grube. Anfang 75 Uhr.

Neues Theater.

Sonntag: Liebe von Heut.

67. Vorstellung. Wie die Alten selige Tonpinel. Schwank

Schiffbauerdamm 42. / d Volksschauspiel in treten der ersten Pirouette⸗ und Courbette⸗Tänzerin ? 4 Akten von Robert Misch. Vorher: Edgars Englands Miß Rose Batchelor vom Prinee of Wales« Kaus. 61. Verstellung. Der Prophet. Große Kammermädchen. Schwank in 1 Akt von Eugene Theater in London. Gin sideles Corps. Große Ge Uebersetzt und bearbeitet von Friedrich sangsposse mit Tanz. Nach dem 6. Driginal

Montag (24. Abonnements⸗Vorstellung): Der Mun. 1 : e in 3 Akten von fungen. Lustspiel in 4 . don Karl Nie Alexandre Bisson, deutsch' von G. von Mofer. ber · Regisseur Max ö .

ittwoch: Zum ersten ale: Montag: Dpern haus. 62. Vorstellung. Auf Aller⸗ Träumer. Lustfpiel in 4 Akten von Hermann

Sonntag: Auf

Adolph Ernst ˖ Theater.

A Gaiety Girl! von Jonas Sidney frei be⸗

D ! k Sonntag, Nachmittag 3 Uhr: Die Waise von arbeitet von Eduard Jacobson und Jean Kren. Graeb. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Lowood. Schauspiel in 4 Akten von Charlotte Vorher: Gesindeball. Schwank in 1 Akt von Cd. 6 Dirigent: Kapellmeister Sucher Anfang Birch-Pfeiffer. 7 Uhr.

Schauspielhaus.

Jacobson und Jean Kren. Anfang 71 Uhr. Montag: Dieselbe Vorstellung.

Haus der Konzerte.

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versetzt.

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Uebersicht der Witterung.

Die Luftdruckvertheilung hat sich seit gestern er beblich nicht geändert. Eine Zone höchsten Luft⸗ druckes erstreckt sich von der Alpengegend nordwärts nach Nordskandinavien, während über West⸗ und Ost⸗Europa umfangreiche Deyressionen lagern. Bei leichter meist südoͤstlicher Luftströmung dauert über Deutschland die kalte, vorwiegend heitere und trockene Witterung fort; am kältesten ist es im südlichen Deutschland, wo die Temperatur bis zu 118 Grad unter dem Gefriervunkte liegt; die Nachmittags⸗ temperaturen erhoben sich im deutschen Binnenlande gestern stellenweise bis zu 5 Grad über Null. Frank⸗ reich ist frostfrei. Erwärmung demnächst wahr⸗ scheinlich.

Deutsche Seewarte.

böchsten Befehl: 2. Gesellschafts⸗Abend: Die ver⸗ kaufte Braut. Komische Oper in 3 Akten von Fr. Smetana. Text von K. Sabina, deutsch von Max Kalbeck. Tanz von Emil Graeb. Die Puppen⸗ fee. Pantomimisches . von

ßreiter und Gaul. Musik von Josef Bayer. nfang 7 Uhr. Schauspielhaus. 68. Vorstellung. Zopf und Schwert. Lustspiel in 5 Aufzügen von Karl Gutzkow. Anfang 74 Uhr.

Denutsches Theater. Sonntag, 25 Uhr: Die Weber. I Uhr: Die Weber.

Montag: Weh dem, der lügt!

Dienstag: Die Weber.

Berliner Theater. Sonntag, 2 Ubr: Nathan

der Weise. 71 Uhr: Die große Glocke. Montag: Der Pfarrer von Kirchfeld. Dienstag: Madame Sans⸗ Gene.

Lessing · Theater. Sonntag: Das Examen. Anfang 75 Uhr.

Montag: Der Fall Clsmenceau.

Dien? tag: Sodoms Ende.

Friedrich Wilhelmstädtisches Theater. Ghauffeestraße 25/26.

Sonntag: Der Obersteiger. Operette in 3 Atten von L. Held und M. West. usik von Carl Zeller. Regie: Herr Fredy. Dirigent: Herr Kapellmeister Baldreich. Ermäßigte Preise der Plätze Anfang 75 Uhr.

Montag: Der Obersteiger.

Faber.

Residenz Theater. Blumenstraße Nr. 9. Direftion: Sigmund Lautenburg. Sonntag: Fer⸗ nand' s Ehekontrakt. (Eil à la patte.) chwank in 3 Akten von Georges Feydeau, in deutscher Be⸗ arbeitung von Benno Jacobson. Anfang 74 Uhr.

; . und folgende Tage: Fernand 's Ehe- ontrakt.

Theater nter den Linden. Behrenftr. 6 / S7. Direktion: Julius Fritzsche. Sonntag: Kapitän Caricciolo. Operette mit Ballet in 3 Akten von Edmond Audran. ;

Montag: Für 12 Abende. Gastspiel der englischen Burlesque, Company vom Shaftesbury⸗Theater in London. Mit vollständig neuer Ausstattung, Original⸗ Gesängen und Tänzen unter Management von F. J. Harris. 50 Mitglieder. Morocco Bonnd (Nach Marocco). Gesangs ˖ Burlesque in 2 Akten von F. Wilde. Musik von Warson, Carr, Tito Mattei und J. van Carvll. Anfang 75 Uhr.

Dienstag: Gastspiel der vollständigen englischen Burlesque⸗Gesellschaft (50 Mitglieder). Morocco Bonnd. (Nach Marocco.)

Zentral Theater. Alte Jatobstraße Nr. 30. Direktion: Richard Emil Thomas a. G.

Sonntag: Zum 253. Male: Novität! Unsere Rentiers. Große Posse mit Gesang und Tanz in 4 Akten von Wilhelm Mannstädt und Ful es Freund. Mustk von Julius Ginödshbofer. In Scene e ert vom Direktor Richard Schultz. Anfang 74 Uhr.

Montag: Zum 24. Male: Unsere Nentiers.

Konzert Gaus. Karl Mender . Konzert. Sonntag Anfang 6 Ubr. Montag Anfang 7 Uhr. Wohlthätigkeits⸗Konzert, veranstaltet von Frl. Henriette Liebert.

Familien ⸗Nachrichten.

Verlobt: Frl. Irmgard von Ihblenfeld mit Hrn. Pfarrer Hermann von Heyman (Wiesbaden).

Verehelicht: Hr. Kurt von Glasenapp mit Frl. Elisabeth Kliche (Breslau).

Geboren: Eine Tochter: Hrn. Oberst⸗Lieutenant Hugo von Paczensky und Tenczin (Kleinburg— Breslau). Hrn. General ⸗Landschafts⸗Syndikus Grützner (Breslau).

Gestorben: Fr. Mathilde von Koelichen, geb. von

Liebermann (Winzig) Hr. Regierungs⸗ Präsident a. D. Wilhelm Winter (Slmshausen. Fr. Glafira Rostislawowna von Brandis, geb. von Walrond (Genua). Hr. Oberst Paul von Baumann (Glogau).

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Verantwortlicher Redakteur: Siemen roth in Berlin. Verlag der Expedition (Scholxyz in Berlin. Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlage

Anstalt, Berlin 8W., Wilhelmstraße Nr. 32.

Acht Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage),

und ein Prospekt der Verlags⸗Buchhandlung Paul Parey hier, betr. „Rechts⸗ und Ver waltungslexikon . 23 Prensischen Land

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs⸗ Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

Mn 60.

Personal⸗Veränderungen.

Königlich Brenßische Armee. Mili tr Justizbeam te. Durch Verfügung des General⸗Auditeurs der Armee. 2 Februar. Kritzler, Garn. Auditeur zu Rastatt, als Div. Auditeur zur 28. Div. nach Freiburg i. Baden, Dethlgffsen, Garn. Luditeur, von Thorn nach Rastatt, beide vom 1. April d. J. ab

Beamte der Militär⸗Verwaltung.

Durch Allerhöchsten Abschied. 7. Februar. Kühtze, Geheimer Baurath, Intend. und Baurath der Intend. VII. Armee- Korps, auf seinen Antrag mit Pension in den Ruhestand versetzt.

14. Februar. v. Foerster, Zahlmstr. vom 2. Rhein. Hus. Regt. Nr. 9, Hintze, Hoh lat vom Gren. Regt. König Friedrich Pilbelm IT. (J. Pomm.) Nr. 2. beim Ausscheiden aus dem Dienst mit Pension der Charakter als Rechnungs⸗Rath verlieben.

Durch Verfügung des Kriegs-⸗Ministeriums. 19. Fe⸗ bruar. v. Müller, Roßarzt vom Magdeburg. Hus. Regt. Nr. 10, unter Versetzung zum Kür. Regt. von Driesen (Westfäl.) Nr. 4, zum Ober · Roßarzt, Heinrichs, Unter⸗Roßarjt vom Feld⸗Artt. Regt. Nr. 33, ee, Unter⸗Roßarzt vom 2. Brandenburg. Ulan. Regt. Nr. 11, ips, Unter⸗Roßarzt vom 2. Großherzogl. Hess. Drag. Regt. (Leib⸗Drag. Regt) Nr. 24. zu Roßärzten, Koschwald, Schwake, Stolzenburg, Nethe, Unter⸗Roßärzte der Res., zu Roßärzten des Beurlaubtenstandes, ernannt. Pankritius, Ober⸗ Roßarzt vom 2. Brandenburg. Ulan. Regt. Nr. 11, zum Thüring. Ulan. Regt. Nr. 6. Viehweg er Ober⸗Roßarzt vom Kür. Regt. von Driesen Westfäl.) Nr. 4, zum 2. Brandenburg. Ulan. Regt. Nr. 11, Jacob, Roßarzt vom 2. Bad. Drag. Regt. Nr. 21, zum Magdeburg. Hus. Regt. Nr. 10, Schwerdtfeger, Roßarzt vom 2. Großherzogl. Hess. Drag. Regt. (Leib. Drag. Regt.) Nr. 24 zum 2. Bad. Drag. Regt. Nr. 21, Bath, Roßarzt vom Kür. Regt. Graf Geßler (Rhein.) Nr. 8, zum 2. Westfäl. Hus. Regt. Nr. 11, versetzt.

20. Februar. Schormann, Luether, Buttke, Ziegler, Denecke, Sperber, Zahlmstr. Aspiranten, zu Zahlmstrn. beim XI. kw. II., VII. und VI. Armee-Korps ernannt.

Kaiserliche Marine.

Offiziere ꝛc. Ernennungen, Beförderungen, Ver⸗ setzungen z. Stellenbesetzungen für das Frühjahr 1895. Berlin, 4. März Die Kapitäns zur See: Koch vom Kommando S. M. Schulschiffs Moltke“, v. Wietersheim vom Kommando S. M. Schulschiffs Stein“, entbunden. Rötger, unter Entbindung von der Stellung als Kommandeur der 2. Werft⸗Div., zum Kom⸗ mandanten S. M. Schulschiffs Stein, Wo drig als Präses des Torpedo⸗Versuchskommandos zum Kommandanten S. M. Schulschiffs Blücher“, Lavaud, unter Entbindung von dem Kommando S. M. Panzerschiffs 4. Klasse Heimdall', zum Komman“ danten S. M. Kreuzers 2. Klasse Kaiserin K ernannt. Die Korv. Kapitäns: Thiele A ugugh vom Kommando S. M. Schulschiffs Blücher“ entbunden. von der Stellung als Kommandeur der 2. Matrosen⸗Art. Abtheil., jum Kommandanten S. M. Schulschifff Moltke“ ernannt. Flichtenhöfer mit der Wahrnehmung der Geschäfte des Komman⸗ deurs der 2. Werft⸗Div. beauftragt. Fischer, unter ö. in der Stellung als Kommandeur der 2. Abtheil. der 2. Matrosen Div., zum Kommandanten eines Panzerschiffs 4. Klasse der Res. Div. der Nordsee, Ascher zum Kommandanten eines Panzerschiffs 4. Klasse der Res. Div. der Nordsee, Zeye, unter Belassung in der Stellung als RKommdr. der 1. Torpedo⸗Abtheil. zum Chef der Torpedobootsflottille, v. Holtzendorff zum Kommandanten S. M. Kreuzers 3. Klasse „Gefion, Goetz, unter Belassung in dem Kommando zur Dienst⸗ leistung beim Reichs⸗Marineamt, zum Kommandanten eines Panzer— schiffs 4. Klasse der Res. Div. der Ostsee, Holzhauer zum Kom⸗ mandanten S. M. Avisos Jagd“. Müller, unter Belassung in dem Kommando zur Dienstleistung beim Stab des Ober⸗Kommandos der Marine, zum Kommandanten eines Panzerschiffs 4. Klasse der Res. Div. der Ostsee, Palmgrsön, unter Entbindung von der Stellung als Kommandeur der 1. Abtheilung der 1. Matrosen-⸗-Div., zum Kommandanten S. M. Avisos „Pfeil“, Kretschmann mit der Außerdienststellung S. M. Kanonenhoots „Wolf“ zum lLommandeur der 2. Matrosen⸗Artillerie⸗ Abtheilung, ernannt. Die Kapitän⸗Lts: v. Möller zum Kommandanten S. M. Avisos Meteor“, Gercke zum Kommandanten S. M. Avisos „Blitz, Gerstung zum Kommandanten S. M. Schulschiffs Grille“, Frhr. b. Schimmel mann zum Cbef einer Torpedoboots⸗-Div., Merten jum Kommandanten Vermessungsschiffs Albatroß', Schneider zum Chef einer Torpedoboots-Div,, ernannt.

Knorr, Admiral und Chef der Marinestation der Ostsee, mit der Vertretung des erkrankten kommandierenden Admirals beauftragt.

Schutztruppe für Deutsch⸗Ostafrika. Mergler, Hauptm. a. D., scheidet mit dem 18. März 1895 aus dieser Schutztruppe aus.

Denutscher Reichstag. 55. Sitzung vom Freitag, 8. März.

Das Haus setzt die zweite Berathung des Militär⸗ Etats beim Kapitel Naturalverpflegung“ fort. = heben den Beginn der Sitzung ist bereits gestern berichtet

orden.

Die Rede, mit welcher der Kriegs-Minister Bronsart von Schellendorff auf die Ausführungen des Abg. von Vollmar, betreffend die Rationen der höheren Offiziere, ant— wortete, hat folgenden Wortlaut:

Meine Herren! Den Ausführungen des Herrn von Vollmar kann ich nicht beitreten, und ich muß auch schon gleich vorweg bemerken, d ich nicht in Aussicht zu stellen vermag, daß wir im nächsten Etat eine Reduktion der Rationskompetenz eintreten lassen wollen. Der derr Abg. von Vollmar hat sich übrigens, wie ich glaube, in seinen luefũhrungen in einem Irrthum befunden. Bei den Ver⸗ handlungen über die Gewährung von Pferdegeldern ist aus drücklich in Erwägung gezogen worden, ob man den höberen Dfftzieren ebenfalls Pferdegelder bewilligen wolle. Das ist damals meines Wissens von dem hohen Hause aber abgelehnt worden und ist die Mehrheit damit auch ausdrücklich einverstanden gewesen,

s, indem die höheren Offiziere keine Pferdegelder bekommen, man bbnen die bisherige Rationskompeten; beläßt auch für diejenigen Pferde, die fie nicht halten. Das ist hier seiner Zeit verab— schiedet worden. Ein Blick in die Verhandlungen wird das ergeben.

Wenn der Herr Abgeordnete nun sagt, daß einzelne höhere Offniere Rationen beziehen und sie in ihrer Stellung nicht brauchen, weil sie keine Pferde halten, so kann ich das nicht zugeben. Ich

chneider, unter Entbindung

Berlin, Sonnabend, den 9. März

habe, glaube ich, 8 Rationen und halte 7 Pferde. Sie werden viel⸗ leicht sagen: das ist zu viel in meiner Stellung. Aber für einen Mann in meinem Alter ist das Reiten immer noch eine nützliche Be⸗ wegung. namentlich, wenn man fast den ganzen Tag im Reichstag zu⸗ bringt (große Heiterkeit); da ist es sehr gesund, wenn man sich Vor mittags etwas zu Pferde bewegen lann.

Also der Herr Abg. von Vollmar hat sich im Irrthum befunden. Ich bedaure daher, daß ich auch im nächsten Etat nicht in der Lage bin, bei den höheren Offizieren eine Rationsreduktion vornehmen zu lassen.

Abg. von Vollmar (Soz.): Bei dem Kriegs⸗Minister mag der Unterschied zwischen den Rationen und den wirklich vorhandenen 1 nicht bestehen; Thatsache ist aber, daß viele Offiziere nur die

alfte der Pferde halten, für die sie Rationen beziehen. Abg. Graf Arn im (Rp.) dankt dem Abg. Freiherrn von Buol für seine gestrige Anregung. Selbsthilfe ist der Landwirthschaft leicht anzurathen, aber nicht immer leicht durchzuführen. Die AÄssoziationen des landwirthschaftlichen Angebots, die Anlage von Silos sind wichtige Fragen für die Landwirthschaft, leicht gelöst in exportierenden Ländern, wo das Getreide eine Zeit lang zurückgehalten und dann im Frübjahr auf den Markt geworfen wird. In Deutschland ist die Klassifikation des Getreides nicht so leicht; kein anderes Land hat so viele verschiedene Getreidesorten wie Deutschland. Aber bei den jetzigen niedrigen Preisen würden die Proviantämter doch keine erheblich * Preise zahlen, und die Landwirthschaft hätte wenig Vortheil von dem direkten Ver kauf an die Militärverwaltung. Der Vorwurf, daß die Landwirthe mit der Selbsthilfe nicht genügend vorgegangen seien, muß entschieden zurückgewiesen werden. Man bat schon Verkaufsgenossenschaften ge⸗ bildet, aber sie lassen sich nicht so leicht aus dem ö stampfen.

Abg. Richter (fr. Volkep. ): Das Bestreben der Militärverwal⸗ tung, direkt von den Produzenten zu kaufen, schädigt schon jetzt die Reichskasse. Der von dem Abg. Grafen von Arnim verlesene Brief beweist nur, wie schwer es ist, die Börsennotierungen zu regeln. Die Frage, ob die Militärverwaltung von den landwirthschaftlichen Ver= kaufsgenossenschaften direlt kaufen soll, kann nur durch den Beweis ent⸗ schieden werden, daß diese Verkaufsgenossenschaften billiger liefern als die anderen Produzenten und die Zwischenhändler. Bis Letzt ist das noch nicht be wiesen. Ich möchte eine andere Sache zur Sprache bringen. Die Militärverwaltung genießt auf der Eisenbahn billigere 566 als sie sonst im allgemeinen üblich sind. Es ist das eine Benachtheiligung der Staatskasse. Die Tarife für die Militärverwaltung betragen nur 70 o6ο der allgemeinen Tarife. Gesetzmäßig ist eine solche Ver⸗ günstigung nur bei wirklich militärischen Transporten von Waffen, Pferden ꝛc. stipuliert; daß sie auch bei Beförderung von Naturalien gewährt wird, ist nicht zu rechtfertigen.

Abg. Graf von Arnim (Rp.: Der Abg. Richter glaubt, daß ich einen Brief verlesen hätte. Das ist nicht der Fall, sondern es war eine den amtlichen Verhandlungen entnommene Aussage des Herrn Schmidt⸗Löhme. Es hat sich daran eine längere Diskussion eknüpft, in der sich herausstellte, daß die Behauptungen des Herrn

chmidt sich bewahrheiteten. In der Börsen⸗Enquötekommission war der Eindruck allgemein, daß die Kursnotierungen einer wesentlichen Remedur bedürfen. Die Herren erinnern sich, daß einige Makler in dieser . Vorschläge gemacht haben, die ihnen sehr schlecht bekommen sind; es sind ja sogar unangenehme Sceenen auf der Börse entstanden. Der Abg. Richter meint, es müsse sich erst herausstellen, ob die Ge. nossenschaften billiger arbeiten, als der Kaufmann. Man hat allgemein das Prinzip der Genossenschaften auf die Fahne geschrieben und jetzt, wo dieses Prinzip Vortheil zu bringen verspricht, kommen die Herren, die uns das Genossenschaftswesen immer empfohlen haben, und sagen: es wird doch erst darauf ankommen, ob die Genossenschaften billiger arbeiten! Das ist doch keine Politik!

Bevollmächtigter zum Bundesrath, preußischer General ⸗Major . von Gemmingen: Die Tarifermäßigung für die militärischen Transporte beruht auf Art. 47 der eber en. Die Ermäßigung tritt übrigens nur dann ein, wenn das zu befördernde Gut sich als Militärgut charakterisiert, d.. wirklich im Besitz der Militärverwaltung ist. Was die Höhe der Tarife anlangt, so beträgt der allgemeine Tarif, für Getreide pro Tonne und Kilometer 45 . während für die militärischen Transporte 42 3 berechnet werden. Diese Ermäßigung erreicht aber noch lange nicht jene, welche infolge der für verschiedene Gegenden bestehenden Ausnahmetarife gewährt wird; so beträgt der für den Bezirk Bromberg z. B. 3,6 pro Tonne und Kilometer.

Abg. Richter (fr. Volksp. ): Der besondere Tarif für die mili⸗ tärischen Transporte hat zweifelloß den Charakter einer Refaktie. Ebenso zweifellos ist es, daß dadurch einzelne Interessentenkreise be⸗ ginstsst werden.

bg. Hilpert (b. k. F.) spricht sich für möglichst ausgedehnten Bezug von Naturalien für die Armee direkt von den Produzenten aus.

Abg. von Podbielski (dtons) hat den Antrag eingebracht:

den Reichskanzler zu ersuchen, er wolle veranlassen, daß für das

Etatsjahr 1895/96 die Mittel bereit gestellt werden, um den

Quartierwirthen, welche während der Uebungen der Truppen

den Mannschaften die Verpflegung freiwillig verabfolgen, eine Ver—

gütung nach den Sätzen für die Marschverpflegung ge— währen zu können.

Die Abbg. Dr. Schaedler und Genossen (Gentr.) haben den Antrag eingebracht:

den Reichskanzler zu ersuchen, zu veranlassen, daß die mit der Ver⸗

abreichung warmer Abendkost an die Mannschaften des

aktiven Heeres angestellten Versuche fortgesetzt werden, und je nach dem Ergebniß dieser Versuche Mittel zur allgemeinen Einführung dieser Chhrichtung in den Etat 1896, 97 einzustellen.

Abg. von Podbielski (dkons.) befürwortet seinen Antrag aus Billigkeitsgründen. Die Feen. sei schon früher angeregt worden und der Reichstag habe die Berechtigung des in seinem Antrag ausge— sprochenen Wunsches anerkannt.

Bevollmächtigter zum Bundesrath, preußischer Kriegs⸗ Minister Bron sart von Schellen dorff:

Meine Herren! Wenngleich ich nicht in der Lage bin, im Namen der verbündeten Regierungen eine Erklärung zu der von Herrn Abg. von Podbielski gestellten Resolution abzugeben, so kann ich doch für meine Person schon jetzt sagen, daß ich dem Gedanken durch⸗ aus sympathisch gegenüber stehe. Es ist schon in früheren Jahren von meiner Seite sehr lebhaft für diese Gleichstellung der Ent⸗ schädigung für Verpflegung auf dem Marsch wie im Kantonnement plaidiert worden; ich bin damals nicht durchgedrungen. Im ver—⸗ gangenen Jahre haben wir einen solchen Versuch im Einverständniß mit dem Herrn Reichs⸗Schatzsekretär gemacht. Dieser Versuch hat sich nach jeder Richtung hin bewährt. Sowohl die Truppe ist damit zufrieden gewesen, noch mehr aber die Bevölkerung. Als der gegen— wärtig uns beschäftigende Etat aufgestellt wurde, war ich aber nicht im Besitz der Berichte der Truppentheile, und aus diesem Grunde ift eine Mehrforderung in den Etat 1895/96 nicht eingestellt worden. Nachdem diese Berichte eingehend geprüft sind, nachdem ich auch

1895.

dem Herrn Reichs⸗Schatzsekretär davon Kenntniß gegeben habe, besteht allerdings die Absicht, in den nächsten Etat eine solche Forderung, wie sie der Herr Abg. von Podbielski zur Anregung gebracht hat einzustellen, sosern eben auch die verbündeten Regierungen damit ein⸗ verstanden sind.

Staatssekretär des Reichs- Schatzamts Dr. Graf von Posadowskny:

Meine Herren! Wie der Herr Kriegs⸗Minister bereits ausge—⸗ führt, hat bei einzelnen Armee-Korps bereits versuchsweise die Ge⸗ währung der Marschverpflegung auch an den Kantonnementstagen stattgefunden. Theoretische Erörterungen darüber, ob nicht für sämmt⸗ liche Armee⸗Korps⸗Bezirke die Marschverpflegung statt der Kan— tonnements verpflegung zu gewähren sei, haben auch schon zwischen dem Kriegs⸗Ministerium und der Reichs⸗Finanzverwaltung geschwebt. Bei dieser Gelegenheit ist der Gedanke aufgetreten, ob man nicht nur für die Landestheile, wo die Lebensmittel und deshalb die Ver⸗ pflegung besonders kostspielig sind, diese erhöhten Sätze für alle Einquartierungstage gewähren könnte, dagegen in den Landestheilen, namentlich des Ostens, wo die Lebensmittel und demnach die Ver⸗ pflegung billiger sind, die niedrigeren Sätze der Kantonnementsverpfle⸗ gung wie bisher zu gewähren wären. Bei näherer Erwägung dieses Gedankens hat sich aber herausgestellt, daß dieser Weg vollständig un⸗ gangbar sei. Es würde im Volke nicht verstanden werden, wenn man in wohlhabenderen Landestheilen, wo die Lebensmittel theurer sind, höhere Sätze gewährte als in ärmeren Landestheilen, wo selbstverständlich die Manöverlast schärfer drückt, wenn man nur deshalb, weil dert die Lebensmittel etwas billiger sind, die geringeren Sätze anwendete. Erkennt man deshalb an, daß in einzelnen Landestheilen, wo die Verpflegung theurer ist, die bisherigen Verpflegungssätze nicht aus reichen und gewährt diesen Landestheilen die höheren Verpflegungs— sätze der Marschverpflegung, so wird nichts übrig bleiben, als den höheren Verpflegungssatz für die gesammte Armee, für sämmtliche Armee Korps⸗Bezirke zu gewähren. Bei den Vorverhandlungen mit der Reichs ⸗Kriegsverwaltung mußte es aber abgelehnt werden, schon in diesen Etat diese höheren Sätze einzustellen, aus Rücksicht auf die Finanzlage. Die verbündeten Regierungen glaubten nicht, höbere Beträge aus neuen Steuern als 32 Millionen erlangen zu können, und dieser Mehrbetrag an Steuern war durch andere dringende Aus⸗ gaben bereits in Anspruch genommen. Durch die reichlichen Streichungen, die jetzt der Reichstag gemacht hat, hat sich die Situation verschoben, und wenn der Antrag, der seinerzeit auch von dem Herrn Abg. Dr. Bachem angedeutet worden ist, wenn auch in etwas anderer Richtung, die Majorität des Hauses findet, so werden die verbündeten Regierungen erwägen, ob sie in Form eines Nachtrags Etats diese Forderung noch zu dem Etatsentwurfe für 1895.96 anmelden.

Abg. Dr. Schaedler (Zentr): Namens meiner politischen Freunde habe ich mich zunächst für den Antrag des Abg. von Pod⸗ bielski zu erklären. Was den von mir und einer Anjahl meiner politischen Freunde eingebrachten Antrag betrifft, so hat derselbe Anlaß zu Unterstellungen gegeben, die ich entschieden zurückweisen muß. Die Angelegenheit ist schon früher eingehend erörtert worden, sowohl in militärischen wie in Zivilkreisen. Von maßgebender Seite ist zu—⸗ gegeben worden, daß die gegenwärtige Ernährung des Soldaten in der Garnison im Vergleich zu den Ansprüchen, die an den Soldaten gestellt werden, zu karg bemessen ist. Die Kosten, welche die Erfüllung des in meinem Antrage aus⸗ gesprochenen Wunsches verursachen würde, sind auf acht Millionen Mark jährlich berechnet worden. Ich würde mich garnicht scheuen, die Bewilligung dieser Summe schon für den vorliegenden Etat zu beantragen, da ich glaube, daß eine solche Aufwendung sehr gut angebracht sein würde. Vorläufig geht mein Antrag aber nur dahin, daß die mit der Verabreichung warmer Abendkost an die Mann⸗ schaften angestellten Versuche fortgesetzt werden. Ich kapriziere mich auch garnicht darauf, daß es gerade ein warmes Abendbrot sein muß; in manchen Fällen wird ein solches ja nicht zu beschaffen sein, wie z. B. auf Märschen, im Manöber u. s. w. Aber es soll auf alle Fälle ein gutes, ausreichendes Abend⸗ brot sein; denn die Hauptsache ist, daß der Soldat ordentlich zu essen bekommt. Ein Blatt hat gesagt, mein Antrag solle wohl „Speck für das Volk“ sein, um die Tabacksteuer durchzubringen. Mit der Taback⸗ steuer hat mein Antrag nicht das Geringste zu thun. Mein Antrag geht nur dahin, daß die Vorschläge mit dem warmen Abendbrot fort⸗ gesetzt werden, und ich gebe mich der Hoffnung hin, daß dieser Antrag die Zustimmung des Hauses findet. ;

Bevollmächtigter zum Bundesrath, preußischer Kriegs⸗ Minister Bronsart von Schellendorff:

Meine Herren! Die Militärverwaltung steht jeder Anregung dankbar gegenüber, die dahin zielt, die materielle Lage des Soldaten zu verbessern. Wenn die Lebenshaltung des Einzelnen im Volke sich verbessert, so ist die Militärverwaltung der Meinung, daß im Lande der allgemeinen Wehrpflicht auch die Lebenshaltung des gemeinen Soldaten verbessert werden muß. Wir haben nach dieser Richtung schon verschiedene Versuche gemacht, aber bei allen diesen Versuchen, mit den gegebenen Mitteln eine Verbesserung der materiellen Lage des Mannes herbeizuführen, sind wir nicht viel weiter ge—⸗— kommen als bis zu der Frage: Wächst uns ein Kornfeld auf der flachen Hand? (Heiterkeit) Ich habe infolge dessen auch die An⸗ regungen des Herrn Abg. Dr. Schaedler in der Kommission mit größter Befriedigung entgegengenommen. Ich hoffe daher, daß, wenn diese Resolution im Hause einstimmige Annahme findet, auch die Be⸗ denken, die vielleicht noch anderweit dagegen bestehen, fallen gelassen werden würden. Ob es mir gelingt, soweit zu kommen, daß jeder Soldat in Süddeutschland täglich seine zwei Maß Bier und in Norddeutschland S Flasche Rothwein bekommt, das weiß ich allerdings noch nicht. (Heiterkeit.)

Abg. Hug (Zentr.): Ich erkläre namens meiner Partei, daß wir dem Antrage des Abg. von Podbielski zustimmen werden. Die Sätze für die Kantonnementsverpflegung sind zu niedrig, als daß dafür eine hinreichende Verpflegung geliefert werden könne.

Staatssekretär des Reichs⸗Schatzamts Dr. Graf von Posadowsky:

Wenn die Mehrheit dieses Hauses die wohlwollende Absicht äußert, größere Mittel für eine ausreichende Verpflegung unserer Armee bereitzustellen, so ist es nicht wahrscheinlich, daß sich diesen wohl⸗