æteater und Musik.
Deutsches 2 .
Am Sonnabend gelangte das auspiel Drohnen“ von Rudolf Stratßz zur ersten Aufführung. Der Verfasser, der schon in einem fräberen Stück seine starke dramatische Begabung bewiesen hat, bringt diesmal ein echt modernes. Stück auf die Bühne: modern 1 der behandelte Stoff und modern die Art der Drama⸗ tisserung, die fich den wirklichen Erscheinungen des Lebens mögli st zu nähern fucht; aber einen vollen Erfolg hat der Verfasser auch mit feinem neuen Schauspiel nicht erzielt, weil das nach franzö ischem 3 gearbeitete Stück auch in der Charakteristik stark an französische Typen erinnert und weil die Dramen, in denen Untreue der Frau den Angelpunkt der nnn bildet, an Interesse auch beim Publikum mit der Zeit wesentlich eingebüßt haben. Scharfe Beobachtung, die . in der Auffindung feiner menschlicher Absichten kundgiebt, und orgfältige Zeichnung der Charaktere als Ganzes, ein geschickter scenischer Aufbau und ein leicht fließender, von treffenden Bemerkungen gehobener Dialog bilden die Vorzüge der Arbeit, während einige ungenügend begründete Willensakte und das zum tbeil er⸗ künsteste Wesen der sich gegenüberstehenden Typen die Wirkung des Schauspiels beeinträchtigen. Zwei Gestalten aus den nicht produktiv thätigen Klassen der Gesellschaft lernen wir in dem Grafen Greiff und dem Millionär Witt kennen. Der Reiche verachtet den Adel und ist stolz auf sein Geld; der Graf ver achtet als Verschwender das Gold und ist stolz auf seinen Adel. Gabriele, die leichtfertige Gattin Witt's, die den Grafen liebt, bildet den Gegenstand des Kampfes der Gegner. Der Graf, ein leichtsinniger Spieler, geistreicher Causeur und verfübrerischer Kavalier, nützt seine sündigen Talente aus, um Gabriele zu gewinnen. Witt entdeckt das hinterlistige Spiel und sucht den Nebenbuhler durch die Macht des Geldes unschädlich zu machen; aber der Graf entgeht schließ⸗ lich den Schwierigkeiten seiner Lage durch eine reiche Heirath. Die Darstellung der beiden, im Mittelyunkt der Handlung stehenden Männer gelang den Herren Reicher (Graf Greifff und Nissen (Witt) vortrefflich; beide machten die öde Leere der Seele hinter dem prunkenden Scheine des Glücks in verschiedenen Spielarten anschaulich und füblbar. Fräulein Lucy Lißl, die an diesem Abend hier zum ersten Mal, und zwar als Gabriele, auftrat, ist. nie es scheint, eine begabte Darstellerin; in dieser Antrittsrolle vermißte man aber die verzehrende Leidenschaft, die der Dichter in diese Gestalt gelegt hat. Die Nebenrollen waren ausnahmkẽlos gut besetzt, sodaß die Ge⸗ sammtdarstellung nur Lob verdient.
Der einaktige Schwank „Er, sie und er‘ von Roberto Bracco, mit dem die Vorstellung eröffnet wurde, besitzt keine ber⸗ vorragende literarische Bedeutung. Das von Otto Eisenschitz übersetzte kleine Stück hatte trotz des vortrefflichen Spiels des . Rosa Bertens und der humorvollen Darstellung der
erren Nissen und Jarno keinen rechten Erfolg, weil es dem Dialog an Geist und Witz gebricht. Lessing⸗Theater.
Friedrich Haase, der am Sennabend sein Gastspiel eröffnete, brachte diesmal ein neues Stück, das Schauspiel Am Spieltinch des Lebens“‘ von Klaus Arsen, mit nach Berlin. Das Stück erfüllt die Erwartung, die an seine Einreihung in das Haase'sche Repertoire naturgemäß geknüpit werden durfte: es enthält eine große Rolle für den virtuosen Darsteller. Als Graf Stengel auf Rodek kann Friedrich Haase seine ganze Meisterschaft in der Verkörperung solcher vornehmer, ritterlicher Naturen entfalten, die noch in vor⸗ gerũcktem Alter sich den Schesn der Jugendlichkeit zu geben vermögen, die mit gutmüthiger Liebenswürdigkeit über die eigenen etwas a, . Geistesgaben lächeln und mit Eleganz und Gutherzigkeit behaglich alle Genüsse des Lebens durchkosten. Daß dieser alte Herr einen Feblgriff am r r n des Lebens“ thut, indem er elne schöne junge Frau, die Gräfin Eva, heimführt, bereitet dem Lebens künstler zwar elne schwere Stunde, in der er wirklich altert, aber schon der nächste Tag sieht den Grafen getröstet, der von seiner jungen Gattin niemals Liebe, sondern nur Freundschaft und Achtung vor der Ehre seines Namens gefordert hatte. Aus der Vergangenheit konnte also kein Vorwurf gegen die Gattin hergeleitet werden, und für den Grafen lag kein Grund vor, sich gegenwärtig und zukünftig weniger glücklich in ihrem Besitz zu fühlen. Herr Haase führte die Rolle des Grafen mit glänzender Beberrschung aller seiner künstlerischen Mittel durch; besonders gab ihm die Scene, in der er die Vergangenheit seiner Frau kennen lernt, Gelegenheit zu zeigen,
wie unter der äußeren Zurücklaltzng die zeidenschaft in seinemm Juntn tobt und wie unter dem Seelenschmerz der Schein der Jugendlichkeit zufammenbricht. Mit dieser schauspielerisch bervorragenden Leistung
ist aber auch das Hauptinteresse an der Dichtung erschöpft. Das
Schauspiel bekundet das shegtralische Geschick seines Verfassers, aber
ersonen haben wenig eder nichts mit natür⸗ Menschen gemein. Die e Vorgänge nicht nur, sondern au die psychologische Ent⸗ wicklung der Charaktere ist, unzulänglich und. oft unklar. Neben dem Grafen Stengel spielt der frühere Geliebte der Gräfin Eva, ein junger, leichtsinniger Offizier Heinz von Rietberg, der soeben eine junge reiche Erbin heimgeführt hat, eine Hauptrolle. Zur Löfung aller Konflikte erscheint im letzten Att ein ehemaliger Kamerad Rietberg's, der inzwischen in Amerika das Leben eines Abenteurers geführt hat. Herr Precht er, der den Heinz von Rietberg spielte, fand 6 mit dieser Rolle nach Maßgabe seiner schauspielerischen Kraft sehr geschickt ab; lseine naive junge Gattin gab Fräulein Riska mit kindlicher Schwärmerei und zeichnete glaubhaft die rührende Vertrauensseligkeit. Die getäuschte Gräfin Eva spielte Fräulein Reichenbach mit natür⸗ licher Abtönung der Empfindungen und vornehm in der Haltung.
die handelnden P
lichen, wirklichen Motivierung der
Konzerte.
Das von der hiesigen Musikwelt mit Spannung ermartete Konzert der ausgezeichneten Klaviervirtuosin Frau Teresa d' Albert Carreßo hatte am Sonnabend im Saal der Sing-⸗Akademie ein zahlreiches Publikum versammelt. Es ist schwer zu entscheiden, ob man beim Anbören der außerordentlichen Leistungen der Künstlerin durch die Kraft und Energie des Anschlags in der Demoll-Fuge von Bach⸗Tausig, durch die Tiefe der Auffassung der Beethoven'schen Sonate op. 57 oder durch die Zartheit des Vortrags in Beethoven's G-dur-Rondo und in den kleineren Piecen von Schubert und Chopin mehr zur Bewunderung gezwungen wurde. Die vornehm xuhige Haltung der Konzertgeberin am Klavier und der mäßige Pedal⸗ ebrauch sind noch if, zu loben. Glänzend entfaltete sich ihre
irtuofität, welche jede Schwierigkeit leicht überwindet, in den sym⸗ phonischen Etüden von Schumann und in der E-dur-Polonaise von Liszt, der die liebenswürdige Künftlerin nach stürmischem 6 noch die Henselt'sche Etüde Wenn ich ein Vöglein wär“ hinzufügte.
Die aus der Schule des Herrn Dr. Jedliczka hervorgegangene
ianistin Fräulein Agda Lys ll, welche sich schon früher hier hören leß, gab an demselben Abend im Röm ischen Hof“ ein Kenzert, das die gute Meinung über ihre künstlerische Begabung bestätigte. Sorgfältig ausgebildete Technik und verständnißvolle, tief empfindende Ausdrucksweise ließen sich sowohl im Vortrag der Sonate (0p. 28) von Beethoven wie in dem im Mendelssohn'schen Stil ge⸗ schriebenen Klavier Quartett von L. Norman (1855) er- kennen. Auch in Piecen. von Rubinstein, Chopin und Liszt kamen diese Vorzüge trefflich zur Geltung. Die Konzertsängerin — Marie Jewa unterstützte das Konzert wirksam durch den
ortrag einiger Gesänge, von Mozart und Venzang. Außerdem erfreüte auch der Königliche Kammermusiker Herr . 1 der sich mit seinen Kollegen . **.
üdemann (Cello) bei dem Quartett mit Erfolg bet noch durch einige wohlgelungene Solovorträge. Künstlern wurde wohlverdienter Beifall zu theil.
beiligt hatte, Sämmtlichen
Im Königlichen Opernhause werden morgen Mascagni's Cavalleria rusticana“ und , Waffenschmied!ꝰ gegeben. — In Richard Wagner's Rienzi«' der am Donnerstag neu einstudiert in Scene geht, befinden sich die Hauptrollen in den Händen des Herrn Sylva und der Damen Goetze und Hiedler. Im Chor der Friedensboten wirken die Damen Derzog, Dietrich, Rothauser, *. Krainz, Der he Pohl mit. Die neuen Dekorationen: Platz vor dem Lateran, Saal im Kapitol, Straße, das Forum, Straße vor dem Lateran, Halle im Kapitol, Platz vor dem Kapitol“ sind von dem , . Professor Brückner in Coburg, die neuen Kostüme nach den
ntwürfen des Professors A. von Heyden angefertigt. Für die Vorstellung sind folgende Preise festgesetzt: Fremdenloge 12 , Orchesterloge 10 8, IJ. Rang und arquet 8 , II. Rang 5 4, III. Rang 3,50 MS u. s. w. — Der Kgl. Fammer⸗ sänger Herr Paul Bulß hat auf einer Konzerttoutnée durch 6 land mit glänzendem Erfolg in St. Petersburg gesungen. Er beendet morgen seine Kunstreise in Moekau, um alsdann seine Thätig⸗ keit hier wieder aufzunehmen.
iola) und
y die Alten sungen mit Frau Schramm als Hökerin . Im Thegter Unter den Lin den gelangen morgen und Mittwoch Millöcker's Operette , , und ein gr Ballabile, am Donnerstag und Freitag Nanon *, Operette in 34 von Fenée, zur n . ö. In dem Kammermusikabend mit Kompositionen von Tschalkowski, welchen Professor Leopold Auer morgen im Sa Bech st ein veranstaltet, übernimmt an Stelle des plötzlich n Herrn Boris Kamengk5 Herr Carl Markees die jweitè Plolthrankte
Mannigfaltiges.
Der unter dem Protektorat Ihrer Majestät der Kaiserin rie ri stehende Verein Victoriahaus für Krankenpflege hien 3 unter dem Vorfitz des Staats. Ministers Dr. Delbrück im neun
eichstagsgebäude seine Generalversammlung ab. Die Zahl er Schwestern des Hauses ist im letzten Jahre von 180 auf 239 6 stiegen. Das Arbeitsgebiet hat sich wieder erweitert: neu übernommen wurde die fig in dem von der Alters⸗ und Inxaliditãtz. Ver ih rungsanstalt Berlin in Gütergetz eingerichteten Sanator um. Zeit sind in städtischen Biensten 116 Schwestern (i mehr als im Vorjahre), 6 wirken im Krankenhaus am Friedrichshain, 49 in dem am Urban. In den Univerfttätz, kliniken waren 8, im Kaiser und Kaiserin Friedrich Krankenhaus s n den Breslauer Universitäte kliniken , auf sonstigen Stationen 3. n der, Armenpflege 5 Schwestern thätig. 14 Schwestern standen fir , die an 115 Kranken ausgeübt wurde, zur Verfü um
ie Einnahmen des Vereins beliefen sich mit Einschluß des Bestandez (22 166 ) auf 182 7365 A; veraufgabt wurden 124 205 6 Da bisherige Vorstand wurde wiedergewählt.
Troppau, 17. März. Bei dem (in Nr. 66 d. Bl.) gemeldeten Grubenunglück in dem Hohenegger-Schacht sind, wie dem W. T. B.“ weiter berichtet wird, im ganzen etwa fünfzig Personnn, umgekommen. Bis jetzt wurden 43 Leichen geborgen, 6 Arbeiter werden nech vermißt, 1 Schwenrverwundete befinden sich in Hospütnl= pflege. Auf i, . des Erzherzogs Friedrich wurden den Wistwen der Opfer der Katastrephe sofort je (0 Fl. ausgezahlt. Erzherzog Fricbhtich hat ferner angeordnet, deß jeder Wittwe und jeder Waise aus den Müteln de Bergwerks jährlich ein gleicher Betrag, wie die aus der Bruderlade zu bewilligende Pension, ausgezahlt wird. Die Beisetzung der Ver unglückten erfolgt ebenfalls auf Kosten des Werks. Der Landet, Präsident ist hier eingetroffen und bat den Schacht und die Leichen besichtigt und die Verwundeten besucht. Die Ursache des Unglück war vermuthlich die Explosion von Dynamitpatronen in der Tasche dez vermißten Patronenmeisters.
am in
ö.
Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.
Madrid, 18. März. (W. T. B.) Ueber die Veran⸗ lassung zu der Ministerkrisis wird Folgendes mitgethein: Nach dem Militär ⸗Strafgesetzbuch gehören Verleumdungz⸗ vergehen, die von der Presse gegen die AÜrmee begangen werden, vor das Kriegsgericht, während das bürgerliche Gesetz sie vor die Geschworenen verweist. Der oberste Gerichtshof hat sich , dieses letzteren Verfahrens aus gesprochen. Als troz⸗
em der Kriegs-Minister, in Uebereinstimmung mit dem Wunsch
der Offiziere der Garnison, dem Ministerrath den Erltß einer Verordnung vorschlug, , welche die fraglichen Vrr gehen dem Kriegsgericht überwiesen werden, bekämpften di meisten der dem bürgerlichen Element angehörenden Ministe diese Forderung, und Sagasta erklärte, es sei ihm unte ien Bedingungen nicht möglich, die Regierung weiter zu ühren. Der Marschall Martinez Campos hat gestern Abend das Kommando über die Madrider Garnison übernommen.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage)
Wetterbericht vom 18. März 8 Uhr Morgens.
haus.
40R.
Wind. Wetter.
Stationen.
Bar. auf 0Gr. u. d. Meeressp
red. in Millim. in O Celsius
50 6C.
. Wegener. —
heiter Schnee wolkenlos wolkenlos
Belmullet .. Aberdeen .. Fhristiansund Kopenhagen. Stockholm. . 8a . etersbg. Moskau ... Cort. Queens⸗ K Cherbourg.
sungen. mann.
Grube.
— d — — — — — 12 — C — O — d;
und Gretel.
mburg .. winemünde
Neufahrwasser Die zur
wolkenl. z) halb bed. 3 bedeckt
4 3 bedeckt 3 wolkenlos
wolkenlos I wolkenlos
— — — X —— — — d — —
Mittw
— O0 E C C , ß — — N — N O — — M ,
é Neblig. ) Reif. ) Neblig. Ce AAebersicht der Witterung.
Ein tiefes barometrisches Minimum von etwa 740 mm liegt über Sarpland, gegenüber einem um⸗ fangreichen Hochdruckgebiet, welches fast die ganze Südwesthälfte Gurcpas überdeckt. Dementsprechend wehen über dem Nord. und Ostseegebiete ziemlich lebbafte, meist westliche und nordwestliche Vinde. In Deutschland ist das Wetter ruhig, im Osten vorwiegend trübe und ziemlich mild, im Westen beiter und kalt; meßbare Nieder⸗ schläge werden nicht gemeldet, Im Innern Frank. reichs, größtentheils auch in Süddeutschland, herrscht leichter Frost. Neues, ziemlich starkes Fallen des Barometers zeigt sich im Nordwesten der Britischen
nseln, und dementsprechend dürfte für unsere
genden mildes Wetter zu erwarten sein. Deutsche Seewarte.
Anfang 7
Theater⸗Anzeigen.
Königliche Schauspiele. Dienstag: Opern- 70. Vorstellung. cana (Banern⸗Ehre.) Over in 1 Aufzug von
i Mascagni. zolksstũck von G5. Verga. In Scene gesetzt vom Ober · Regisseur 6. Dirigent: Kapellmeister er Oper in 3 Akten von Albert Lortzing. Dirigent: Musildirektor Wegener. Anfang 74 Uhr. Schauspielhaus. 76. Vorstellung. Wie die Alten Lustspiel in 4 Aufzügen von Karl Nie- In Scene gesetzt vom 8 e. Anfang 74 Uhr. Mittwoch: Opernhaus. 71. Vorstellung. Hänsel Maͤrchenspiel Engelbert Humperdinck. Text von Adelheid Wette. Die Puppenfee. Divertissement von Haßreiter und Gaul. Musik von Josef Baver. Anfang 746 Uhr.
Schauspielhaus. Wolfgang von Goethe. Handlung gehörende Fürsten Radziwill und von Peter Joseph von Lind painter. Anfang 7 Uhr.
Dentsches Theater. Diengtag: Trohnen. Dann: Blan. Anfang 7 Ubr.
Mittwoch: Der Talisman.
Donnerstag: Weh dem, der lügt!
Berliner Theater. chonder. Anfang 74 Uhr. och Madame Sans. Géne. Donnerstag: Der Hypochonder.
ssing Theater. Dienstag: Gafispiel von sideles Corps. 5 er Am Spieltisch des Lebens. Anfang r
Mittwoch: Gastspiel von Fr. Haase. , n,. ꝛ: i n. ö
onnerstag: von Fr. 1 tisch e, e, ö ö 6
kerl genen g n, , , ng l Zeller. ie: — ; Kayellmeister Baldreich. Ge , g Preise der yl
r. Mittwoch: Der Obersteiger.
Neues Theater. Dienstag: Liebe von Hent. 4 Akten von Robert Misch. — Cavalleria rusti- Backfische. Schwank in 1 Akt.
Text nach dem gleichaamigen 3 Akten von Hermann Faber.
Waffen schmied. Komische
Direktion: Sigmund Lautenburg. nand s Ehekontrakt. (Eil à la in 3 Akten von Georges Feydeau, arbeitung von Benno Jacobson.
Mittwoch und folgende Tage: kontrakt.
Theater nter den Cinden. Direltion. Julius Fritzsche. —
ber ⸗Regisseur Max
in 3 Bildern von Pantomimisches Ballei.
mann und Julius Bauer.
77. Vorstellung. Faust von Der Tragödie erster Theil.
usik von Anton
6
personal. Anfang 1 Uhr. Mittwoch: Der Probekuß.
Dienstag: Zum 32. Male:
4 Akten ron Wilhelm
vom Direktor Richar
Dienstag: Der Hypo- w Adolph Erns. Theater.
treten der ersten Theater in
Nach dem englischen Original A
* in 1 Akt von Cd. Jacobson
Anfang 74 Uhr.
Sonnabend, den 23. Madame Suzette. Ordonneau.
Schiffbauerdamm 42. / 6.
Mittwoch: Hans der Träumer.
Nesidenz Tyenter. glu aensteahe Nr. 9.
Probekuß. Operette in 3 Akten von Hugo Witt⸗ n Musik von Carl Millöcker. In Scene gesetzt von Julius Fritzsche. Dirigent: Herr Kapellmeister Federmann. — Hierauf: Grand Ballabile, ausgeführt vom ganzen Ballet ⸗ witz. —
Bentral Theater. Ane Jakobftrahe Nr. 30. Direktion: Richard Schultz. — Emil Thomas a. G. Novitãt! Nentiers. Große Posse mit Gesang und Tanz in annstädt und Julius Freund. Mustk von Julius Einödsbofer. In Scene d Schultz. Anfang 75 U Mittwoch: Zum 33. Male: Unsere Reutiers.
rouette⸗ und Courbette⸗Taänzerin Englands Miß Rose Batchelor vom Prince of Wales. ondon. Zum vorletzten Male: Ein 3 Gesangsposse mit Tanz.
Jonag Sidney frei bearbeitet von Eduard Jacobson und Jean Kren. — Vorher: Gesindeball. Schwank
Mittwoch: Zum letzten Male: Dieselbe Vorstellung. März:; Zum ersten Male: Vaudeville in 3 Akten von usik von Edmond Audran. (Novität.)
aus dem Wiener Wald, Wal er v. Strauß. alt= teufeleien. Potpourri v. Waldteufel. Fantasie capriee f. d. Violine v. Vieuxtemps (Herr Carnier Singvögelchen a. d. tbür. Wald“ f. Piston v. Heh (Herr Werner).
11 Familien⸗Nachrichten. 7s 7j
Statt jeder besonderen Mittheilnug. Heute e, . entschlief sanft und ruhig t Bankdirektor Christian Jörgensen in einem Alter von 58 Jahren. Fee,. den 15. März 1895. onderburger Bank. Der stellvertretende Direktor: F. N. Möller.
Volksschausviel in Vorher: Unsere Anfang 75 Ubr.
Lustspiel in
Dienstag: Fer⸗ patte.) Schwank
in deutscher Be⸗ Anfang 74 Ubr. Fernand s Ehe⸗
Bebrenstr. 55 / 57. Dienstag: Der
Lieutenant Fritz von nn, — 6. Alice von Rathenow mit hi. Botschafts. Rath z. D. von Mutzen becher Stahl 6 Diguita Qugel fas lem mit om. Lieutenant Georg Oberdieck (Hannover). Geboren: Fin Sohn: Hrn. Hans Heinrich zan Scheliba (Jeschütz. —= Hin. Hauptmann der Res von Woedtte (Breitenberg). . Gestorben: Fr. Oberst Elise von Thümen, geh 8 . (Meran und Görlitz j. — Hr. gienlenn a. B., Geheimer Kämmerer Seiner Heiligkeit nr ö Alphons Graf Balleftrem (Cujern,.
Unsere
r. General⸗Major z. D. Arthur von e erg und Proschlitz (Berlin)! — Hr. Genehn, Lieutenant z. D. Feodor von Winckler auf Ober ien, gta e en i. 85 35 dier ge. ; ; . erichts⸗Rath, Geheimer Justiz⸗Rath von wel. Dienstag:. Auf rener — Verw. Fr. Staatsrath, presef e von Flor. geb. Proß (Bregsauj. — S6. Min a. D. Hermann Gentzen (Königsberg i. Y.. 1 gi . * von , r edom (Berlin). — Hr. eimer Gaiety Girl! von . ilbelm von . (GBerlim. . Kammerherr, Rittmeisser 3. B. Theodor F von Rochow auf Strauch und Merzdorf 23 Anna von ECschwege, geb. von Ftoemer (R * sachsenJ. — Fr. Gräfin Hedwig Strachwiß, t Graͤfin Matuschka (Breslau).
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und Jean Kren.
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Verantwortlicher Redakteur: Siemen oth in Berlin.
Konzerte. Konzert · Gaus. Dienstag:
Konzert. Duv. Marco Spada“, Auber. milian Robespierre', Litolff. ‚Preciosar. We Phantasie a. ‚ Lohengrin“ v. Wagner.
Verlag der Eppedition (Scholy in B erlin⸗ Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und 2. Anstalt, Berlin 8W., Wilhelmstraße Nt. Acht Beilagen leinschließlich Bärsen⸗ Beilage)
Karl Mender⸗ Maxi⸗
. Geschi hen ch
In Königlichen Schaufpöelhane wid morgen de 9. —
Verlobt: Fel. Glfe Senstleben mit Hu. Ferentheil und Gruppenbeth
zum Deutschen Reichs⸗Anz
* 62.
Dentscher Reichstag. 62. Sitzung vom Sonnabend, 16. März.
Ueber den Beginn der Sitzung ist bereits vorgestern be— richtet worden. .
Die Berathung des Post⸗Etats wird bei den außer⸗ ordenllichen Ausgaben fortgesetzt.
Die am Sonnabend schon kurz erwähnte Antwort des Staats sekretãrs des Reichs⸗Postamts Dr. von Step han auf Nie Ausführungen des Abg. Grafen Schlieffen⸗Schlieffen⸗ berg (d. kons) der eine Berücksichtigung der heimischen Arbeiter bei den Postbauten empfahl, hatte folgenden Vortlaut: e
Ich freue mich, aussprechen zu können, daß die Anregungen, die der geehrte Herr Vorredner hier gegeben hat, sich vollkommen decken mit den eigenen Wünschen der Verwaltung. Die Postverwaltung sst überall davon ausgegangen, möglichst das lokale Handwerk bei ihren Bauten zu begünstigen. Es sind nach der Richtung hin verschiedene Vorschriften erlassen worden, und wir haben von vielen Seiten an— erkennende Zuschriften und Dankesbezeugungen empfangen für diese Bestrebungen, welche die nützlichsten Früchte ergeben haben nicht allen für den Wohlstand und den augenblicklichen Verdienst der Handwerker, sondern auch für ihre Ausbildung, Gewöhnung an bessere, feinere Arbeit, Anschaffung von besserem Handwerkszeug und bessren Gehilfen. Ich kann also nur bestätigen, daß es uns sehr freuen wird, auch bei dem Bau in Güstrow auf diese Verhältnisse Rücksicht zu nehmen, und daß da nichts entgegensteht, der Ober⸗ Postdirektion in Güstrow noch besonders zu empfehlen, diesen Gesichtepunkt zu berücksichtigen. Das stimmt ganz mit unseren An— schauungen überein. (Bravo )
Die Forderung von 233 300 S6 (1. Rate) zur Herstellung eines neuen Dienstgebäudes in . beantragt der Lbg. Dr. Lingens (entr) an die udgetkommission zurück⸗
zuverweisen. . . Referent Abg. Möl Ler (nl): Die Budgetkommission hat keinen
HAnstand genommen, die here nn zu bewilligen. Inzwischen sind aus
Magdeburg verschiedene Petitionen eingegangen, welche um die Ab- sehnung der vorgelegten Baupläne bitten, weil bei der Ausführung derselben ein in kunfsthistorischer Beziehung höchst interessanter Bau, das Roch'sche Haus, dem neuen Postgebäude zum Opfer fallen müsse.
Abg. Dr. Freiherr von Heereman (Hentr.): Von fach und kunstverständiger Seite ist mir die Angelegenheit in einer Weise dar⸗ estellt worden, welche die Wünsche der Petenten als berechtigt er⸗ , läßt. Bei der Durchführung der jetzigen Baupläne, müßte ei schönes, alterthümliches Haus niedergerissen werden. Die Kon⸗ servierung der Denkmäler der Baukunst früherer Jahrhunderte ist eine belle Frage, und häufig geräth das Verkehreinteresse mit dem Wunsche, diese Denkmäler zu erhalten, in Widerspruch. Im vor⸗ hegenden Fall ist aber jedenfalls eine erneute Prüfung angezeigt; ich werde deshalb für den Antrag Lingens stimmen.
Staatssekretär des Reichs⸗Postamts Dr. von Stephan
Neine Herren! Die Angelegenheit ist, nachdem der Antrag des Hem Abg. Dr. Lingens gestellt ist, lediglich eine Sache des Geschäfts⸗ ganz des Hauses, in den wir uns grundsätzlich nicht mischen. Was ich sagen will, soll auch nur zur Abkürzung der Diskussion dienen. Das ist nämlich das, daß von unserer Seite kein Bedenken dagegen besteht, diese Angelegenheit in die Budgetkommission zurückzuverweisen, und daß wir dort bereit sind, in eine volle Diskussion und meritorische Erwägung aller der Gründe für und wider einzutreten, damit wir dan dem hohen Hause einen nach jeder Seite geprüften Vorschlag zu unterbreiten im stande sind.
Abg. Klees (Soz.): Wir bestreiten die Nothwendigkeit des Reu⸗ baues nicht, aber das Haus, das niedergerissen werden soll, hat einen hohen künstlerischen und historischen Werth. Auch wir haben Sinn für Kunst und Schönheit und theilen durchaus nicht den Standpunkt des Abg. Schmidt Warburg, der einen Kasernenstil in die Postbauten linfühten will. Allerdings darf der Kunst⸗ und Schönheitssinn nicht befriedigt werden auf Kosten der Beamten und des Verkehrs. Wir werden für die Zurückverweisung an die Kommission stimmen, weil wir hoffen, daß das alte historische Haus doch noch erhalten bleiben könne. Ich bin überzeugt, daß sich andere Grundstückskomplexe finden keen die für den Verkehr noch günstiger liegen, als das in Rede
ende.
Abg. Schmidt⸗Sachsen (Soz.): Ich für meine Person bin gegen die Rückverweisung an die Kommission. Ein neues Postgebäude ist in Magdeburg so dringend nöthig, daß auf keinen Fall eine Ver⸗ zögerung eintreten darf.
Die Position wird darauf an die Budgetkommission zurückverwiesen.
Bei dem Titel: zur Herstellung eines Dienstgebäudes in Dels bemängelt . Schmidt-Warburg abermals die Hähe der für Steinmetzärheiten veranschlagten Summe.
Der Titel wird bewilligt.
Der Antrag der Kommission: die erste Rate für die *. kern, eines neuen Dienstgebäudes in Schwiebus in Höhe von 6a 000 S6 zu streichen, weil das Bedürfniß für ein neues Gebäude nicht dringend fel, wird angenommen.
Zur Erwerbung eines Bauplatzes für die in, eines neuen Dienstgebäudes in Metz wird als erste Rate die Summe don zl So0 M0 verlangt. . . — ö Die Kommission beantragt, die Position zu . weil 2 Summe für den Bauplatz zu hoch sei und sich gegen die 6 . dieses Platzes ein Sturm von Petitionen er⸗ abe.
Wi n ell acht gter zum Bundesrath, Direktor im Reichsyostamt, d irtzicher Geheimer Rath Dr. Fischer: Alle Plätze, auf die in 6 Budgetkommission verwiesen wurde, haben sich als ungeeignet ] i sstet. Es war überhaupt kein Bauplatz unter 14 bis ba illonen Mark zu erhalten. Der ganze Widerstand kommt hloß er, daß die Deutschen in Metz das ihnen lieb gewordene Kasino
ö . nicht missen wollen. — 6. g. Dr,. Lieber (3entr.): Ich bedauere, daß nach den ein—⸗ be eng Erörterungen in der Budgetkommission die Reichs⸗-Post⸗ tung bier nochmals den Versuch macht, die Forderung, zu Die Gründe, welche der Direktor Dr. Fischer dafür an Huh sämmtlich auch in der Budgetkommission vorgebracht und end. nicht durchschlagend bezeichnet worden. Die Reichs⸗Post⸗ ihtnʒ ung sollte national genug gesinnt sein, den Deutschen in Metz beim zu erhalten; wir hier im Reichstag werden diesen
Erste Beilage
Berlin, Montag, den 18. März
6 Gesichtspunkt nicht vernachlässigen und gegen die Forderung mmen.
Der Antrag der Budgetkommission wird darauf an⸗ genommen.
Bei dem Einnahme⸗Kapitel hat die Budgetkommission den Antrag gestellt: Die Einnahmen aus Porto- und Tele a,, um 1 830 000 46 höher anzusetzen.
eferent Abg. Möllerlnl): Nach dem Durchschnitt der Einnahmen der letzten drei Jahre rechtfertigte sich eine Erhöhung des Voranschlags der Einnahmen um etwa 15 Millionen Mark. Der Budgetkommission lagen aber auch die Einnahmezahlen aus den letzten Monaten, inkl. Januar d. J., vor, und diese sind so, daß eine weitergehende Er— höhung angezeigt war, und zwar um 1 830 000 6 In der Budget⸗ kommission wurde von einer Seite gewünscht, die Summe noch höher zu greifen, aber die Mehrheit der Kommission war der Ansicht, . eine möglichst vorsichtige Schätzung geboten sei, und man einigte si auf die Summe von 1 830 000 —
Der Antrag der Kommission wird angenommen.
Die Kommission beantragt ferner eine Resolution dahin,
daß in Zukunft bei der Aufstellung der Einnahmen die Einnahmen aus dem Fern⸗ sprechverkehr im Etat getrennt aufgeführt werden.
Abg. Dr. Mü ller⸗Sagan (fr. Volksp.) beantragt:
den Reichskanzler zu ersuchen, jährlich bei Aufstellung des Etats in den Erläuterungen zu Titel 1 der Einnahmen des Reichs⸗Post⸗ Etats nachzuweisen, wie sich in der vorhergehenden Zeit die Ein—⸗ nahmen 17 aus Porto, 2) aus Telegraphengebühren, 3) aus Telephongebühren gestellt haben.
Referent ö. Möller: In der Budgetkommission hat die Reichs Postverwaltung erklärt, daß es unmöglich sei, im Etat eine ge⸗ naue Trennung der Einnahmen aus den Haupteinnahmequellen 5 zuführen. Bezüglich der Einnahmen aus Porto und Telegraphen⸗ gebühren hat die Budgetkommission in ihrer Mehrheit dieser Ansicht zugestimmt; indessen hielt sie es wohl für möglich, die Einnahmen aus dem Fernsprechverkehr getrennt aufzuführen, und dementsprechend hat sie die vorliegende Resolution beantragt.
Abg. Dr. Müller⸗Sagan (fr. Volksp.): Die Ausführungen der Vertreter des Reichs⸗Postamts in der Budgetkommission sind für mich nicht überzeugend gewesen. Ich halte es für dringend geboten, daß die Hauptposten der Einnahmen getrennt aufgeführt werden — wenn nicht im Etat selbst, so doch in einer Erläuterung zu demselben.
Staatssekretär des Reichs⸗Postamts Dr. von Stephan:
Meine Herren! Nur zu einer kurzen Erklärung! Ich glaube, es wird keinen besonderen Bedenken unterliegen, wenn der Herr Ab— geordnete nicht auf genaue Zahlen Werth legt; die können wir ihm nicht geben, weil die Telegramme zum theil mit Freimarken frankiert werden. Aber approximative Zahlen, die sich der Wirklichkeit nähern, können wir angeben. .
Abz. Dr. Hammacher (nl): Der Antrag der Kommission geht auf eine Trennung der Einnahmeposten im Etat selbst, während der Antrag Müller nur eine solche Trennung in der Erläuterung zum Etat verlangt. Nach dieser Klar tellung und nach der Erklärung des Staatssekretärs mache ich daher den Vorschlag, von dem Antrag der Budgetkommission Äbstand zu nehmen und uns auf den Antrag Müller zu vereinigen.
Der Antrag Müller wird darauf angenommen, wodurch der Antrag der Budgetkommission erledigt ist. .
Dem Antrage der Budgetkommission; statt der im Etat eingestellten Summe von 681 210 4M als Erlös für verkaufte Grundstücke u. s. w. die Summe von 680734 M zu setzen, stimmt das Haus ohne Debatte zu.
Damit ist der Etat der Post⸗ und Telegraphenverwaltun bis auf die an die Budgetkommission zurückzuverweisenden Tite erledigt.
Inzwischen ist folgender, von Mitgliedern aller Fraktionen unterzeichneter schleuniger Antrag eingegangen;
I) den Abg. Spahn zu ermächtigen, in Verhinderung des ihren, von Levetzow den letzteren in der Führung des Präsidiums ür die Zeit der Behinderung der Herren Vize Präsidenten Freiherrn von Buol⸗Berenberg und Dr. Bürklin zu vertreten; 2) an den Abg. Spahn die Bitte um Annahme dieser Vertretung zu richten.
räsident von Levetzow bemerkt, der Antrag könne, da er nicht geschaͤftszordnungsgemäß sei, nur zur Abstimmung gebracht werden, wenn niemand im Hause widerspreche.
Der Antrag wird einstimmig angenommen.
Präsident von Levetzow dankt dem Hause für die Erleichterung seiner Geschäftsführung und richtet an den Abg. Spahn die Anfrage, ob er das ihm übertragene Amt annehme.
Abg. Spahn Zentr.) erklärt sich dazu bereit.
Das Haus geht sodann zur Berathung des Etats der
Reichsdruckerei über. kritisiert die Behandlung der
Abg. Herbert (Soz.) . Arbeiter in der Reichedruckerei. Die Arbeiter seien überlastet, ohne jede Beschäftigung seien.
während zahlreiche Aufseher fast Auch die Entlassungen von Arbeitern geben zu zahlreichen Beschwerden Anlaß. Ein Arbelter, der schon zwanzig Jahre in der Reichs⸗ druckerei thätig war, sei trotzdem entlassen worden. Wie schwer müßte es einem solchen Manne werden, neue Arbeit zu finden; denn man sei nur zu leicht geneigt. wenn jemand nach zwanzig Jahren aus seiner Arbeit in der Reichsdruckerei entlassen werde, zu glauben, es müßte etwas sehr Schlimmes vorgefallen sein. Auch besteht die Be— stimmung, nur unverschuldete, gesunde Arbeiter in der eichsdruckerei zu beschäftigen. Die Beschäftigung der Setzer führe aber häufig zu Lungenkrankheiten und der krank gewordene Arbeiter würde dann gemäß der Arbeitsordnung entlassen. ö Bevollmächtigter zum Bundesrath, Direktor im Reichs⸗Postamt, Wirklicher Geheimer Rath Dr. Fi scher: In der Kommission ist von sozialdemokratischer Seite mit keinem Worte darauf hingewiesen worden, daß von seiten des Arbeiterpersonals der Reichsdruckerei über Uebel. stände geklagt werde. Ich bin darum nicht darauf gefaßt gewesen, daß hier einzelne Beschwerden heute zur Sprache gebracht werden würden, und ich kann deshalb auch nicht auf die einzelnen Fälle eingehen. Die Beamten der Reichsdruckerei muß ich aber auf das nachdrücklichste egen die heute erhobenen Beschwerden in J, nehmen. le Reichsdruckerei ist, eine gewerbliche Musteranstalt. Der Vorredner, der die Räume in der Reichsdruckerei mit Kasernen und , , . verglichen hat, f 3. noch niemals in diesen Räumen gewesen. Von unerträglichen Mißständen kann man auf keinen Fall reden. Ich konstatiere ferner, a in unserem Per⸗ sonal von 1809 Arbeitern und Arbeiterinnen Entlassungen außerordent⸗ lich felten vorkommen und daß die Arbeitsordnung erlassen ist nach Anhörung des Arbeiterausschusses. Es giebt keine Druckerei in Deutsch⸗ land, in der die Arbeiter so lange hintereinander beschäftigt sind, wie in der Reichsdruckerei. Ich hoffe, daß die Rede des Abg. Herbert ibren Zweck, Unzufriedenheit unter den Arbeitern der Reichsdruckerei zu erregen, nicht erreichen wird.
eiger und Königlich Preußischen Stants⸗Anzeiger.
1895.
Abg. Herbert (Soz.) weist darauf hin, daß infolge der Erfahrung nit dem Beschwerdewege die Arbeiter mit ihren Klagen sich nicht direkt an die Verwaltung wenden. .
Der Etat der Reichsdruckerei wird genehmigt.
Es folgt demnächst die Berathung des Etats für das
Auswärtige Amt.
Abg. Dr. Hasse (ul.): Die Veröffentlichung eines Aktenstücks über die Zustände in Venezuela im italienischen Grünbuche hat bekanntlich zu einem Konflikt zwischen Frankreich und Belgien einer⸗ seits und Venezuela andererseits gefübrt. Da für uns große wirth⸗ schaftliche Interessen in Venezuela auf dem Spiele stehen, wäre es er⸗ wünscht, wenn wir hier Mittheilung darüber bekämen, ob und in welchem Maße der Vertreter des Deutschen Reichs in jenen Konflikt mit hineingezogen worden ist.
Staatssekretär des Auswärtigen Amts, Staats-Minister Freiherr von Marschall:
Die Sachlage, auf die sich die Anfrage des Herrn Vorrednert bezieht, ist folgende. Im Frühjahr 1893 sind die Vertreter von Deutschland, Spanien, Frankreich und Belgien in Caracas zusammen⸗ getreten, um sich darüber schlüssig zu machen, auf welchem Wege am wirksamsten die Reklamationen verschiedener europäischer Staaten aus Anlaß des vorhergegangenen Bürgerkrieges in Venezuela zur Geltung gebracht werden könnten. Es war das ein Schritt, den die vier Vertreter aus eigenster Initiative unternahmen, und sie legten in einem Protokoll vom 8. April 1893 ihre Ansichten nieder, die dahin gingen, daß im Wege der einzelnen Reklamationen ein Ergebniß nicht zu erreichen sei, daß es wünschenswerth sei, daß die vier Staaten gemeinsam bei der Regierung von Venezuela vorstellig würden.
Dieses Dokument, das lediglich zur Information der betreffenden einheimischen Regierungen bestimmt war, übt eine sehr scharfe Kritik an dem Verhalten der venezuelischen Regierung und ist in Ausdrücken abgefaßt, die selbstverständlich nicht gebraucht worden wären, wenn es sich um ein für die Oeffentlichkeit bestimmtes Aktenstück gehandelt hätte. Von diesem Aktenstück ist auch dem dortigen italienischen Ver⸗ treter Kenntniß gegeben worden, und offenbar durch ein Versehen ist dieses von den vier Vertretern unterschriebene Aktenstück in das vor einigen Wochen veröffentlichte italienische Grünbuch gelangt. Die Kenntniß von dem Inhalt dieses Schriftstücks hat nun bei der Be⸗ völkerung von Venezuela eine sehr große Erregung hervorgerufen, und nach den telegraphischen Mittheilungen, die ich habe, glaubte die dortige Regierung kein anderes Mittel zu haben, um die dortige Erregung zu besänftigen, als dem französischen und belgischen Ver⸗ treter, die dort noch anwesend sind und diese Schriftstücke unter schrieben hatten, ihre Pässe zu ertheilen. Das hat die französische Regierung inzwischen damit erwidert, daß sie dem Vertreter von Venezuela in Paris seine Pässe zugestellt hat.
Das ist das, was ich von dem ganzen Sachverhalt aus Mit— theilungen unseres Vertreters in Caracas weiß.
Wenn in der Presse davon die Rede war, daß die Abreise unseres früheren Minister⸗Residenten in Caracas mit diesen Vor— gängen in Beziehung stehe, so ist das nicht zutreffend. Der frühere Minister⸗Resident Graf Kleist hat schon im Mai des vorigen Jahres Caracas im Urlaub verlassen, also viele Monate vor der Veröffentlichung des Grünbuchs. Seitdem ist ein Geschäftsträger in Caracas geblieben und in keiner Weise behelligt worden. Ich habe bisher keinen Grund anzunehmen, daß die deutsche Regierung irgend⸗ wie einen Anlaß zum Eingreifen finden werde.
Ich hoffe, daß ich damit die Anfrage des Herrn Vorredners in genügender Weise beantwortet habe.
Abg. Schmidt Warburg (Zentr.): Ich möchte den Staats—⸗ sekretär fragen, welche Schritte das Auswärtige Amt gethan hat, um den deutschen Gläubigern Griechen lands zu ihrem Recht zu ver— helfen. Ich selbst besitze keine auswärtigen Werthpapiere, ich habe aber zahlreiche Zuschriften aus meinem Wahlkreise erhalten, daß die deutschen Gläubiger über alles Maß von Griechenland aus⸗ gebeutet worden. Den erregten Ton des Schreibens des Schutzeomités für die deutschen Gläubiger Griechenlands an das Auswärtige Amt will ich nicht billigen, es ist aber doch viel Wahres darin. Es wird wohl wahr sein, daß Griechenland seine inländischen Gläubiger voll befriedigt, die ausländischen aber um 70 oo herunter⸗ drückt. Viele arme Leute, auch Wittwen, haben ihr Geld in
riechischen Papieren des höheren Zinsfußes wegen angelegt. Die e r. an der Börse versprechen leider viel Schönes, ohne daß es gehalten wird.
Staatssekretär des Auswärtigen Amts, Staats⸗Minister Freiherr von Marschall:
Ich will sehr gern die Frage des Herrn Vorredners: welche Maß⸗ nahmen das Auswärtige Amt zum Schutze der nothleidenden Gläu— biger des griechischen Staats unternommen hat, sofort beantworten. Es ist ja leider nicht der erste Fall, ich fürchte, es wird auch nicht der letzte sein; denn nicht alle sind so vorsichtig, wie der geehrte Herr Vorredner (Heiterkeit), nicht alles zu glauben, was in dem gedruckten Prospektus bei der Ausgabe von neuen Anleihen steht. Das Aus— wärtige Amt ist auch in dieser Frage von dem Grundsatz ausgegangen, daß, wenn Deutsche im erheblichen Umfang ihr Geld in fremden Staatsfonds anlegen und diese letzteren nothleiden, es dann in erster Reihe Sache der Gläubiger selbst ist, ihre Interessen wahr⸗ zunehmen, Comités zu bilden, eventuell mit den Comités anderer Staaten sich zu verbinden und mit dem schuldenden Staat eine billige Verständigung anzubahnen, und daß die Aufgabe der diesseitigen Regierung vornehmlich darin liegt, diesen Interessen in wirksamer Weise den⸗ jenigen Schutz und diejenige Unterstützung angedeihen zu lassen, auf welche jeder Deutsche Anspruch hat, der im Auslande Recht sucht. Welche diplomatischen Mittel dabei anzuwenden sind, wie weit man in der Pression auf den anderen Staat gehen will, hängt wesentlich von der Natur des einzelnen Falles ab, und ich kann mir denken, daß die Aktion dann eine etwas schärfere Gestalt gewinnen muß, wenn der Rechtsbruch ein besonders schwerer war und in besonders flagranter Weise die Grundsätze von Recht und Billigkeit und von Treu und Glauben verletzt worden sind. Auf- der anderen Seite kann ich aber nicht anerkennen, daß derjenige, welcher sein Geld in ausländischen Staats- fonds angelegt hat, weil er das Vertrauen hegt, daß der auswärtige Staat ihm einen höheren Zinsgenuß dauernd leisten könne, als der inländische das zu