1895 / 93 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 18 Apr 1895 18:00:01 GMT) scan diff

Stunden zusammendrängt, in denen die Vergrößerung ugzahl bald eine Grenze findet. Um daher auch den n forderungen genügen zu können, erübrigt nur, sowohl die ahl der Zuge wie die Zahl der Wagen in den Zügen ent⸗

zu vermehren. Hieraus ergiebt sich aber die unver⸗

meidliche Nothwendigkeit, die Fahrgeschwindigkeit soweit zu

ermäßigen, daß die 3 bis zur größten für den Vorort⸗ verkehr noch zweckmäßigen Stärke belastet werden können.

Für das Publikum wird hierbei die Vermehrung der Züge in

den Hauptverkehrszeiten den Ausgleich für ihre verminderte

Geschwindigkeit bieten müssen. .

Die durch die Herabsetzung der Fahrgeschwindigkeit herbei⸗ gefihrte Verlängerung der Fahrzeit beträgt gegenüber der heu 6 edenau 1 ute, bis Steglitz

Fahrtdauer von Berlin bis Fri 2 bis Lichterfelde und Zehlendorf 4, bis Schlachten⸗ see 86, bis Wannsee 7, bis. Neu⸗Bahelsberg, Neuendorf und Potsdam 8 Minuten. Dabei hat f für die bis und von Pots dam durchgehenden Züge eine gũnstigere Gestaltung des Fahr⸗ plans insofern erzielen lassen, als es ermöglicht worden ist, die Züge 4 (statt wie jetzt 3) Minuten nach der vollen Stunde in Kern anzubringen und 30 sstatt 10) Minuten nach der vollen Stunde daselbst abzulassen. Die Abfahrt von Neu⸗ Babelsberg, Wannsee und Schlachtensee nach Berlin wird da⸗ en 4 Minuten später und die Ankunft daselbst bei der ö 2— 4 Minuten früher erfolgen als heute.

Die von den verschiedensten Seiten laut gewordenen Vor⸗ schläge auf thunlichste Herabminderung der Fahrzeit zwischen Berlin und den Stationen jenseits Zehlendorf haben sich nach eingehender wiederholter Prüfung als unausführbar erwiesen. Die Züge der Wannseebahn auf der Strecke Berlin Zehlendorf mit ermäßigter und darüber hinaus mit der jetzigen Geschwindig⸗ keit zu befördern, ist nicht thunlich, weil alsdann die schon oben betonte nothwendige Verstärkung dieser Züge nicht statt⸗ finden könnte. Ebenso ist es nicht durchführbar, einzelne von und nach Potsdam oder Wannsee verkehrende Züge die Strecke Berlin Zehlendorf ohne Aufenthalt durchfahren zu lassen, weil alsdann nicht nur diese Züge der Benutzung der zwischen jenen Stationen belegenen Vororte entzogen wür— den, sondern es bei der Verschiedenheit der Fahr⸗ zeiten auch unmöglich wäre, kurz vor solchem Zuge einen auf allen Stationen haltenden Vorortszug zu befördern. Hierdurch würden gerade in den Hauptverkehrszeiten, in welchen natur⸗ gemäß diese beschleunigten Potsdamer Züge zur Beförderung ommen müßten, eine sehr fühlbare Einschränkung der Beförderungsgelegenheiten für die Vorortstrecke Berlin Zehlendorf entstehen. Ein anderer Vorschlag, eine Anzahl der von und nach Potsdam fahrenden Zuge auf der Strecke Berlin Zehlendorf über die Hauptbahn zu leiten, ist mit Rück⸗ ficht auf die damit verbundene Gefährdung der Züge beim Uebergang von und nach der sehr stark belasteten Hauptbahn ebenfalls zur Berücksichtigung nicht geeignet. ]

Es darf angenommen werden, daß die verwaltungsseitig in Aussicht genommenen Maßnahmen, welche geeignet sind, die Leistungsfähigkeit der Bahn auf das höchste Maß zu stei⸗ gern, zum ferneren Gedeihen der Vororte wesentlich beitragen werden. Gegenüber diesem überwiegenden allgemeinen Vor⸗ theil hat die geringe Verlangsamung der Züge und die damit für einzelne Personen verbundene Unbequemlichkeit zurücktreten mũssen.

Der General⸗Licutenant Oberhoffer, Ober⸗Quartier⸗ meister und Chef der Landes Aufnahme, har Berlin verlassen.

Der Bevollmãchtigte zum Bundesrath, Königlich bayerische Ministerial⸗Direktor von Herrmann ist hier angekommen.

Friedrichs ruh, 17. April. Etwa 4000 Vertreter der deutschen Innungsverbände brachten, wie W. T. B.“ berichtet, heute Nachmittag dem Fürsten Bismarck eine Dvation dar, welche bei herrlichem Wetter glänzend verlief. Vorher hatte der Fürst eine Deputation aus Darmstadt und eine Deputation der Mũnchener Künstlergenossenschaft empfangen. Um 11 Uhr traf der Zug der Innungsverbande, der von Aumühle nach der Oberförsterei marschiert war und sich dort mit den von Berlin angekommenen Theilnehmern vereinigt hatte, vor dem Schloß ein. Nachdem die Ausstellung, die etwa eine halbe Stunde dauerte, beendet war, hielt der Obermeister der Berliner Schornsteinfeger⸗Innung Faster eine Ansprache an den Fürsten und überreichte ihm eine ee, g,. in prachwoller Mappe. Darauf nahm der

ltmeister der Berliner Schlächter Innung Helfert das Wort zu einer Anrede an den Fürsten, überreichte ihm den Ehren⸗ meisterbrief und brachte ein Hoch auf den Fürsten aus, in welches die Theilnehmer brausend einstimmten; hierauf wurde die „Wacht am Rhein“ gesungen. Nachdem auch noch der Obermeister der Kupferschmiede Kest aus Potsdam eine Ansprache gehalter und ebenfalls eine Adresse überreicht hatte, erwiderte Fürst Bismarck in einer längeren Rede, in der er für die Ovation herzlich dankte und seine Thätigkeit im Interesse des Gewerbestandes hervorhob Der Fürst sprach u. a. auch von dem Alters- und Invaliditäts⸗Versicherungs⸗ gesetz und sagte: er habe ganz etwas Anderes angestrebt, aber nicht erreichen kännen wegen des vielen Wider⸗ standes, der ihm von verschiedenen Seiten entgegen⸗ getreten sei. Der Fürst schloß seine Nede mit den Worten: Gott segne alle ehrliche Arbeit im deutschen Lande! Alle Gewerke, sie leben hoch! Dann trat der vom Balken herab und unterhielt sich etwa eine Viertelstunde mit verschiedenen Theilnehmern. Bei dem hierauf folgenden Frühstück, an dem etwa 50 Herren theilnahmen, erinnerte Fraf Rantzau an das diesjährige Jubiläum der Gründung des Deutschen Reichs, und brachte dem Mitbegründer desselben, welcher noch immer, wie der heutige Tag beweise, mitten im Volke stehe, ein Hoch aus, in welches die Versammlung lebhaft einstimmte. Der Jürst dankte mit bewegten Worten. Gegen. 4 Uhr verließen die Theilnehmer in Extrazuügen Friedxichsruh. .

Wrttemberg.

Die der St⸗A f. Wer vernimmt, wird die Stände⸗ versammlung auf den 24 d. M wieder einberufen werden.

Sessen.

Ihre Majestät die Königin von Großbritannien und Irland wird, wie der, Darmst. Ztg. zufolge nunmehr bestimmt ist, am 24 d. M. zum Besuch des Großherzoglichen Hofes in Darmstadt eintreffen. .

Die Erste Kammer begann gestern die Berathung des neuen Einkommensteuergesetzes

é

Sach sen⸗Weimar⸗Eisenach.

i Seine Majestät der Kaiser trifft, wie die Weim Itg⸗ meldet, morgen fr. i . ein, um 9 e

Königlichen Hoheit der Gro r gin einen Besuch abzu⸗ statten. Um 8 Uhr Abends wird Seine Majestät dann mit Seiner Königlichen Hoheit dem Großherzog die Reise nach Eisenach 2 .

Der langjährige prãsidierende Bůrgermeister von Lübeck, Senator Dr. Kulenkamp, ist am Dienstag im 68. Lebens⸗

Ee. in r gestorben. Derselbe hatte 26 Jahre dem

Desterreich⸗ Ungarn.

Der Nuntius am Wiener Hofe Monsignore Agliardi ist gestern auf der Rückreise aus Gran zu etwa dreitägigem Aufenthalt in Buda pest eingetroffen.

Frankreich.

Der Präsident der Republik Faure verließ gestern früh gegen 8 Uhr Rouen, um sich nach Havre zu begeben. Einen großen Theil des Weges legte der Präsident zu Wagen zurück, nahm in den meisten Ortschaften kurzen Aufenthalt und ließ sich die Behörden v en. Aus den benach⸗ barten Ortschaften war eine große Menschenmenge herbei⸗ geströmt und begrüßte den Präsidenten lebhaft, welcher die Begrüßung ö das leutseligste erwiderte. Die Ankunft in Havre erfolgte um 6 Uhr Abends, wo eine große Volksmenge den Präsidenten begeistert empfing. Der Maire überreichte ihm die . Ehreninsignien. In seiner Er⸗ widerung sagte der Präsident, die Stadt Havre biete ihm eine Bürgschaft dafür, daß es ihm gelingen werde, die ihm über⸗ tragene Aufgabe bis zum Ende durchzuführen.

Italien.

Der frühere Finanz⸗Minister Colombo hat, wie W. T. B. meldet, vorgestern Abend in Mailand eine

ede im Sinne der Opposition gegen die Regierung gehalten.

Eyanien. Gestern wurde in Madrid ein feierlicher Gottes dienst . Gedächtniß der bei dem Untergang des Kreuzers, Königin⸗ egentin“ Verunglückten abgehalien, welchem die Königin, die Infantinnen, das diplomatische Korps, die Minister, die Generalitãt sowie zahlreiche Senatoren und Deputirte bei⸗ wohnten. ö Der Senat hat einen Gesetzentwurf angenommen, wo⸗ nach den Angehörigen der mit der „Königin⸗Regentin“ Ver⸗ unglückten während eines Jahres der Sold der betreffenden rtrunkenen Seeleute ausgezahlt werden soll.

Griechenland.

Die Vahlbewegung im Lande ist im Wachsen. Der frühere Minifter⸗Präfident Trikupis hat sich von Patras nach Missolunghi begeben, wo er bis zur Beendigung der Wahlen verbleiben wird. Seine Abreise wird von den Blattern vielfach besprochen; verschiedene von ihnen glauben an seine

Niederlage

Die außerordentliche Seffion des Reichstags ist gestern durch den Minister⸗Präfidenten Reedtz⸗-Thott eröffnet worden. Das Landsthing wählte Matzen zum Präsidenten und Steffensen zum Vize⸗Präsidenten; das Folkething wählte Högsbro zum vorlaͤufigen Präsidenten.

VAmerit᷑a

Die Kriegsschiffe der Vereinigten Staaten ‚„New⸗ NDork“ und Columbia“ werden sich, wie W. T. B.“ aus New⸗NYork erfährt, nebst den gegenwärtig in der Levante befind⸗ lichen Kriegsschiffen, San Francisco“ und „Marblehead“ nach Kiel begeben, um die Vereinigten Staaten bei der Er⸗ öffnungsfeier des Nord⸗Ostsee⸗Kanals zu reprä⸗ sentieren.

Einer amtlichen, in Madrid eingetroffenen Depesche aus Havanna zufolge hat der General Schevarria eine Bande von Aufständischen zerstreut. Dieselbe verlor einen Todten und mehrere Verwundete, während die spanischen Truppen keine Verluste erlitten. Nach wie vor sind alle Provinzen außer den östlichen ruhig.

Asien.

Das „Reuter sche Bureau“ meldet aus Siml a, der Oberst Kelly sei am 13. d. M. auf dem Wege nach Chitral mit 630 Mann gegen Samogher vorgerückt, wo der Feind, 1500 Mann stark, eine feste Stellung in den Bergen ein⸗ genommen hatte. Nach zweistündigem Kampf habe sich der Feind unter Verlust von 50 Mann zurückgezogen. Die Eng⸗ länder hätten 6 Todte und 16 Verwundete gehabt.

Aus Sim onoseki meldet e ü. Bureau, es sei dort gestern amtlich bekannt gemacht worden, daß der Friedens⸗ vertrag unterzeichnet worden sei. Li⸗Hung⸗Tschang sei gestern nach China zurückgekehrt.

Aus Shanghai wird der Times“ telegraphiert, daß die Japaner sich weigerten, die Friedensbedingungen zugeben, bevor der Friede ratifiziert sei Aus Robe erfährt dasselbe Blatt: das Gerücht, die japanischen Friedens⸗ unterhändler hätten ihre Forderungen gerabeg eg habe eine große Erregung verursacht; in okio sei sieben Zeitungen das Erscheinen zeitweise verboten worden. Binnen kurzem werde eine Kaiserliche Ver⸗ ordnung veröffentlicht werden, die strenge Maßregeln gegen Aeußerungen des Mißvergnügens über die Regierung verfüge. Ein aus Tientsin in New⸗York eingegangenes Telegramm besagt, daß die Besetzung von Port⸗Arthur durch die Japaner nur für eine begrenzte Frist von Jahren erfolge. Einmischung vermieden.

Der „Times“ wird aus Hongkong gemeldet, die Ab⸗ tretung von Formosa an Japan errege Unzufrieden⸗ heit unter den auf Formosa lebenden Engländern. Die chinesischen Soldaten hätten ihre Befehlshaber mit Ermordung bedroht, falls die Insel thatsächlich abgetreten werden sollie.

Afrika.

Der General Baratieri hat, wie aus Massowah ge⸗ d,. 21 1 über . risten auch in Aghame zur Dur ng gebracht. olge dessen hat der ae, räfekt Michele de Carbonara das Amt eines apostolischen Vikars von Abessinien für die Kirche von Adigrad und Alitiena übernommen.

Dadurch werde eine europãische

Parlamentarische Nachrichten.

Von dem B des es der Abgeordneten, beimen Negierungs. & im Landtag noch unerledigten Vorlagen e

Danach haben noch die dritte Lesung im Hau se der Abgeordneten zu passieren das Gerichtskostengesetz, die Gebübrenordnung für

und die Novelle zur Hinterlegungs ordnung. In jweiter und dritze Berathung ist noch zu erledigen das Gesetz Errichtung einer Generalkommission für Oftpreußen. Kommissarische Berathung überwiesen sind das Stempelsteuergesetz, das Gesen betreffend die Fischerei der Ufereigentbümer in den Privatflüssen da

Einprovinz, das Gesetz über die Erbschaftsstener, die Novelle zun 8 deutschen Zivilproseßoerdnung und das Gef über die Entschädigung für Verluste durch Schweinekrankheiten. 5 Aar nicht zur ersten Berathung gelangt sind die Gesegze über daz ö an Privateisenbahnen, das vom Herrenbause unveränden genehmigt wurde, die Novelle jum Kommunal Gefetz über die Aufhebung des im 2 en en in

angenommene Vorlage über die Aufhebung von Stolgebühren in Regierungsbezirk Wiesbaden.

Entscheidungen des Reichsgericht.

Nach §5 70 AÄbs. 2 des Gerichtsverfassungsgesetzes sind die Land gerichte obne Rügctficht auf den Werth des Streitg egen. stan des ausschließlich zuftãndig für die Ansprüche, welche auf Grund des Gesetzes äber die Rechtsverhältnisse der Reichs beam ten von 31. März 1373 gegen den Reichsfiskus erhoben werden. Diesen Vorzug genießen, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, IV. Zivil, senats, vom 17. Dezember 1894, Ansprüche von Reichs beamten gegen den Reichsfiskus aus ihrem Dienstverhältniß, die auf das erwähnte Gesetz vom 31. März 1873 nicht gestützt werden können, bei. spielsweise Ansprüche, welche auf Grund des Militär ⸗Pensionz⸗

esetzes gegen den Reichefiskus erboben werden, nicht, und für ah. Ansprüche entscheidet hinsichtlich der Zuständigkeit der Land. gerichte der Werth des Streitgegenstandes. Wenn auch nach 5 70 Abs. 2 Nr. 1 des Gerichts berfassungsgesetzes die Land. gerichte für die Ansprüche, welche auf Grund des Gesetzes vom 31. März 1873 gegen den Reichsfiskus erhoben werden, ausschließlich zuständig sind, so kann doch der gegen den Reichefiskus erhobene An, spruch auf das bezeichnete Gesetz vom 31. März 1873 mit Rücksicht auf die S8 157, 134 bis 148 des selben nicht gestützt werden. Ebense wenig kann die (in früheren Entscheidungen des selben Senats des Reichsgerichts ausgesprochene) Annahme der ausschließlichen Zuständig. keit der Landgerichte für Fälle der vorliegenden Art anz §z 70 Abs. 3 des Gerichteverfassungsgesetzeg in Verbindung mit S 3898 Nr. 1 des Preuß. Ausführungsgej zum Gerichts verfa unge. . vom 24. April 1878 hergeleitet werden. Denn diese Vorschtiflen egründen die ea n, Zuständigkeit der Landgerichte ohne Rück sicht auf den Werth des Streitgegenftandes nur für die Ansprüche der Stagatsbeam ten gus ihrem Dienstverbältniß gegen den Landes fis kus. Im Streitfall ist der Ansptuch aber ahn en den Lander⸗ fiskus, sondern gegen den Reichsfiskus gerichtet. 1 sind andere gesetzliche Vorschriften nicht vorbanden, welche die Annahme der obne Rücksicht auf den Werth des Streitgegenstandes begründeten ausschließ . lichen Zuständigkeit der Landgerichte für Fälle, wie den in Streit befangenen, rechtfertigen könnten, und daraus in Verbindung mit dem Mangel der Revisionssumme ergiebt sich die Unzulässigken der Rervision. Di eses Ergebniß legt die Annahme einer Lücke in der Gesetzgebung nahe, insofern nicht auch für die Ansprüche, welche auf Grund des Militär Pensionsgesetzes gegen den Reiche fiskus erhoben werden, die ausschließliche, von dem Werth des Streitgegenstandes unabhängige Zuständigkeit der Landgerichte gusge= sprochen und dadurch die Zulaäͤssigkeit der Revision für alle Fälle der Erhebung solcher Ansprüche begründet ist.. (240, 94.)

Bei der Geltendmachung eines Anspruchg auf Ausson derung eines dem Gemeinschuldner nicht gehörigen Gegenstandes aus der Konkursmasse auf Grund eines dingli oder persönlichen Rechte (8 35 der Konkursordnung) ist, nach einem Urtheil des Reichsgericht II. Zivilsenats, vom 26. Februar 1895, wenn der Gegenstand sich in der Konkursmaffe befindet, det Konkursverwalter zur Heraus gabe des Gegenstandes an den Berechtigten verpflichtet; ist da gegen der Gegenstand vor der Konkurseröffnung in den that⸗ sächlichen Besiß eines Dritten gelangt und verweigert dieser die Herausgabe an den Konkursverwalter, so kann der Konkursverwalter dem Berechtigten selbst es überlassen, sich die Herausgabe von dem Dritten zu erstreiten. Die Geltendmachung eines Ausfonderungsanspruchs gemäß § 35 der Konkursordnung setzt nothwendig voraus, daß der augjusondernde Gegenstand sich in der Kon kursmasse befindet, daß also der Konkursverwalter Besit und Gewahtsam des nicht dem Gemeinschuldner gehörigen Geger⸗ standes hat, so daß er thatsächlich in der Lage ist, über denselben za verfügen. Ist dies der Fall, so muß als richtig anerkannt werden, daß der Anspruch des Aussonderungesberechtigten nicht dahin ja beschränken ist, daß er den betreffenden Gegenstand aus der Maffe zu entnehmen befugt ift, sondern daß der Konkurs verwalter zur Herausgabe des Gegenstandes an den Eigen thämer verpflichtet ist, da die Aussonderung nur von demjenigen bor genommen werden kann, welcher Besitz und Verwaltung über die anje Masse ausübt.... Wenn aber ein Dritter die früher in ö des Gemeinschuldners gewesenen Sachen wegen eines ibm ben dem Gemeinschuldner n h sih an den Sachen eingeräumten Rechte⸗ im thatsächlichen Besize hat und die Herausgabe derselben an den Konkurs verwalter verweigert, so hat dieser nicht die Verpflichtung sich Besitz und Gewahrsam von dem Dritten zu erstreiten oder den⸗ selben wegen seines bebaupteten Rechtes an den Sachen abzusinden um sie dem aussonderungsberechtigten Eigenthümer auszuhändigen; das kann er dem Eigenthümer selbst überlassen. (351 94.)

Entscheidungen des Ober⸗BVerwaltungsgerichts.

Die Bestimmung des 5 4 Abs. 1 Ziff. 2 des preußische⸗ Fischereigeletzes vom 30. Mai 1874. Geschlosisene Ge⸗ wäßsser im Sinne dieses Gesetzes sind alle solche Gewässer, denen an einer für den Wechsel der Fische geeigneten Verbin⸗ dung fehlt, wenn in denselben der Fischfang einem Berechtigten = steht findet, nach einem Urtheil des Ober⸗Verwaltungsgerichte III. Senats, vom 18. Juni 1894, auch dann Anwendung, wenn eine an und für sich zum Wechsel der Fische geeignete Verbindung jar vorhanden, aber durch ein zur t der Entscheidung bestebendes künst liches Hinderniß aufgehoben ist. Bei der Frage nach den Fehlen oder Vorhandensein einer für den . der Fische gerig neten Verbindung sind auch känstliche Hinderniffe zu berucksichtz und es wird dem , r Erforderniß genügt, wenn zu der wo über die Eigenschaft eines Gewässers als eines geschlofsenen oder nicht geschlossenen Entscheidung zu treffen ift, infolge ter natũrliche⸗ oder der küunstlich geschaffenen Verhältnisse keine für den Fis geeignete Verbindung vorhanden ist. Dies folgt bereits daraus, das der Wortlaut des Gesetzes eine die Scheidung rechtfertigende Be schränkung nicht enthält... (Rep. III B. 51/93.)

Rein schm dt. st ein Verzeichn kü. w

ber

mmndet. Wie unter den Parteien unstreitig,

Einzelheiten,

wahrt; leider

Gin künstlick angelegter Mühlen teich ist, nach einem urtbei Verwaltungggerichts. II. Senats, vom 18. Juni öl kein geschlossenes Gewässer im Sinne der Nr. 1 Des . 1 des rer en Fischereigesetzes vom 30. Mai 1874. na in ihm daneben e, n,. betrieben werden und be⸗ , werden sein, . airderrichter ift. Karl Kein reren, daß ron dem S Nr. 1 des Fischereigesetzes, welcher lautet: Geschlossene Gewäsßser im Sinne dieses Gesetzes sind alle künstlich 17 2

Hteiche, mögen diesel ben mit einem natürlichen Gewässer in Ver- . stehen oder nicht, wenn in denselben der Fischfang Einem Be⸗ rechtigten jufteht. im vorliegenden Fall keine Anwendung ift der klägerische Teich, der aus zwei . einen Damm mit Durchlaß getrennten Theilen bestebt, von dem Vorbesiger des Klägers in den Jahren 1854 und 1855 durch Ausgraben von Wiesengrund kergestellt worden, um mit dem darin aufgesammelten Wasser des G-Baches seine unterhalb gelegene Möüble zu treiben, und dies ist auch jetzt noch der Haupt-

des Teichs. Ein Gewässer aber, welches, wie hiernach der Nägerische Teich, ausschließlich oder doch wenigftens hauptsächlich zur Fischzucht weder angelegt ist noch gegenwärtig dient, sondern dessen auptbestimmung die eines Müblenteichs ist und von jeber gewesen stellt, mag auch in ihm daneben Fischzucht betrieben werden ugd betrieben worden sein, kein geschlossenes Gewässer im Sinne der Nr. 1 des 5 4 dar.. (Rey. III B. 51/83.)

Statistik und Volkswirthschaft.

Aus den Jahresberichten der württembergischen Fabrik⸗ in spektoren.

Einer Mittheilung der So Corr. über die Jabresberichte der wũrttembergischen Fabrikinspektoren entnehmen wir Folgendes: Aus allen drei Bezirken, in die Württemberg jetzt eingetheilt ist. lauten die allgemeinen Berichte über Industrie und Gewerbe nicht ungünstig. obgleich nicht vergessen wird, die allgemeine Depression als sehr fühlbar zu bezeichnen. Immerhin hat diese Deypression dem Arbeiter- stand nicht insofern geschadet, daß Arbeiterentlafsungen stattfanden. Man hat solche durch Verlürzung der Arbeitszeiten zu vermeiden gesucht, was allerd ings die betreffenden Arbeiter in ihrer Lebenshaltung be⸗ schränken mußte und mebr beschränkte, als durch billigere Brot⸗ und Kartoffelpreise auszugleichen war. Den Arbeite zeitverkützungen standen auch in manchen Industrien Ueberarbeiten gegenüber. Die württem⸗ bergische Waffenfabrik batte 1893 nur 600 Arbeiter, 1894 wurden 2460 Arbeiter beben n, sonst sind wesentliche Verschiebungen in den Zahlen nicht zu bemerken. Zugenommen hat die Zabl der jugendlichen männlichen Arbeiter (Lebrlinge) und die Zahl der Frauen, obne daß die Zahl der Männer dadurch wesentlich beeinflußt war. Nur ein großer Betrieb der Textilinduftrie hat der Nachtarbeit halber die Frauen verboten wurde Männer für Frauen eingestellt. Die zu deaufsichtigenden Betriebe hatten insgesammt 7 765 Arbeiter, und es anden neben den Kesselrevisionen, Druck- und Heizwroben sowie den Unfalluntersuchungen 2721 Revisicnen statt. Eine Anzahl Betriebe (282) wurde zweimal revidiert, 30 sogar dreimal. Die Berichte sprechen sich über die Arbeitgeber sehr befriedigt aus, indem sie sich allen Ansrdnungen gegenüber entgegenkommend zeigten. Das Vertrauen der Arbeiter zu den Gewerbeaufsichtsbeamten hat sichtlich zugenommen, aber immerhin haben die Arbeiter noch wenig oder keinen Gebrauch von den eingerichteten Sprechstunden gemacht. In Bezug auf den bygienischen . und Schug gegen Unfall ist wieder manches geschehen.

der werden in Württemberg in Fabriken nur 144 beschäftigt. Die Löhne der Jugendlichen liegen jwischen 1 20 3 und 2 * 59 4 bei männlichen Arbeitern, während sie bei weiblichen bis auf 60 3 heruntergehen. Die Arbeitszeiten gehen bis auf 8 Stunden herunter, während 11 Stunden das Maximum bilden. Vor einigen Jahren wurde noch in zahlreichen Betrieben 12 Stunden gearbeitet. Ueber die Arbeitsnachweise, die sich noch nicht eingebürgert haben, wird kurz berichtet, und über die Thätigkeit der 12 Gewerbegerichte des Landes ist eine Tabelle angefügt. Störungen des Friedens zwischen Arbeit- gebern und Arbeitnehmern kamen nicht vor.

Kunst und Wissenschaft.

E Eine Kreujabnabhme Christi von Arnold Böcklin bildet den Mittelpunkt der am 7. April in Schulte's Kunst salon er= sffneten Frühjahrs ⸗Ausstellung. Das Bild ist im Jabre 1876, dem Entstehungsjahre der Todteninsel', in Florenz gemalt, ein selt⸗ sames Gemisch von antiker Fermschönbeit, energischem Naturalismus und einer an die Altmeister deutscher Kunst, an Dürer und Baldung Grien gemahnenden Charakteristik in Formbebandlung und Farbe; alle diese Elemente aber sind von echt persönlichem Geist durchleuchtet. Anfangs stutzt der Beschauer vor zeichnerisch unzulänglichen aber das Bild läßt ibn nicht los mit seiner dämonischen Kraft leidenschaftlicher Empfindung. Der greise Joseph von Arimathia, der Christi Leichnam in seinem Schooß hält, muthet völlig wie eine Gestalt Hans Baldung's an mit ihrer alterthümlich stilisierten Haarbehandlung, den eckigen Bewegungen und dem saftigen Kolorit der reichgezierten Gewandung. Ergreifend ist der Schmerz der Maria geschildert, die am Leichnam niederkniet, während Nicodemus

zu Füßen des Heilands kauert, den starren, leiderfüllten Blick auf das

Antlitz Christi richtend. Eine Gestalt von echt Böcklin'scher Formen gebung ist die links stehende, das Haupt verhüllende Magdalena, neben der sich der Blick in eine wunderbare, vom Abendlicht verklärte Landschaft aufthut. Jede Fessel konventioneller Auffassung ist in diesem Werke abgestreift und doch weiß der Meister jeden Be— chauer in die Welt seiner Empfindung zu bannen. Die Farben baben ihre ungeschwächte Leuchtkraft durch nahezu zwanzig Jahre be—⸗ 64 aber ein Qgerriß in dem auf Holz gemalten Breitbilde, das auf der letzten Münchener Kunstausstellung wie eine neue Offenbarung angestaunt wurde. . ö Eine Kollektiv Ausstellung bolländischer Maler füllt den Oberlichtsaal der Auestellungsrãume. Bis auf wenige Ausnahmen sind es fast durchgebends Landschaften, die Zeugniß ablegen von dem soliden Können der Nachfahren Ruysdael's und Goyen's. Neben den in Deutschland bereits bekannten Namen des Ehepaars Mesda 6. Isaac Israels“, des talentoollen Sohnes von Joseph Jsraels, Tenkaters, Theres Schwartze's und R. Bisschop's begegnen uns hier recht beachtenswerthe jüngere Talente, wie Breitner, Jan⸗ sen Havermann und van den Waav. Isaac Is rael s hat eine Kreidestudie ausgestellt, die einen Blick auf eine belebte Amsterdamer Gracht in ganz flüchtigen Strichen, aber mit frappanter Beobachtungs⸗ teue wiedergiebt, Theres Schwartze ihr Selbstporträt aus dem Jahre 1885, Bi s schop ein vortreffliches Kircheninterieur in Koomdwyk, Mes dag eine Reibe flottgemalter Marinen, während seine Gattin ibre Molive mit Vorliebe in den Dörfern der holländischen Flach⸗ sandschaft fucht. George Hendrik Breitner gefällt sich in

breiter Skiszentechnik und einem schweren Kolorit, das seinen

ilderungen des Amsterdamer Straßenlebens etwas fremdartigen Charakter verleibt, während es zur Morgen simmung einer Manöverepisode Gin Kanonenschuß gut paßt. Ernst und groß auf. gefaßt sind die Amfterdamer Veduten und Kircheninterieurs von W. Jansen; in diesen wie in fast allen holländischen Bildern der Ausstellung erregt besonders das feine malerische Gesähl für Luft. immung unsere Bewunderung. Im Sinne der Schotten stimmt van der Waay seine Ansichten aus Amsterdam auf einen gelb= Faunen Ton und erzielt damit eine vornehme stimmungweckende irkung. Wesentlich schwächer ist das „Nocturne“ genannte narell, das einige übernächtige Gestalten an der Hasttafel schlldert. Im. Ganzen repräsentieren, diefe Arbeiten bolländischer Rünstler aber ein achtunggebtetendes Maß technischer Gewandtheit und selbstaändiger Auffaff ung. Gine Autsftellung von hollãndischen Aqua⸗ rellen, wie sie im vorigen Sommer im Amsterdamer Künstlerklub, Arti M amieitiae“ vereinigt waren, würde vielleicht noch deutlicher die Bedeutung der heutigen holländischen Malerei kenntlich machen.

uf daz vom a gistrat erlassene Preis ausschreiben einer Statue der . 16 2

,., Entn srfe eingegangen. znr e Preisgericht, bestehend aus oren chav, Dr. Siemering und ' lankenstein und Stadtverordneten Baurath Kyllmann und Profeffor Dr. Seo, hat, wie hiesige Blätter berichten, die ausgesetzten Preile don je 500 C den Arbeiten folgender Herren zuerkannt: 15 Egomanekfi in sch⸗Wilmersdorf, Q Stichling in Charlottenburg, 3) Ri Ohmann in Berlin, 4 D. Riesch in Berlin, 5) fi or G. Eberlein in Berlin, 6) Jobannes Boese in Berlin, J Wilbelm Ha in Berlin, 8 Alfred Reischel in Berlin, ) Johannes Getz in Charlottenburg, 10 J. Christensen in Charlottenburg. Einen einzelnen der Entwürfe zur Ausführung zu empfeblen, bat das Preisgericht unterlassen, da keiner derselben ohne gewisfe Aenderungen ausfübrbar erschien. Sämmtliche Entwürfe sind im Festsaal des Ratbbauses ausg und daselbst bis zum 20. d. M. für die Mitglieder der Gemeinde⸗ bebörden und die Vertreter der Presse, vom 21. d. M. bis zum 5. Mai in den Stunden von 9 bis 3 Uhr aber öffentlich zu besichtigen.

Der hier tagende 24 Chirurgen⸗Kongreß (vergl. Nr. 32 d. Bl) ist nach der beute aufgestellten Prãsenzliste bon 235 Aerzen hkesucht; 35 sind gestern und beute der Deutschen Gesellschaft für Cbirurgie neu beigerreten, sodaß sich deren Mitgliederzabl auf 665 erböbt hat. Recht zahlreich vertreten ist diesmal das Ausland, namentlich Oesterreich . Ungarn. Aus Rußland sind der Wirkliche Staats. rath Dr. Ebermann⸗-St. Petersburg, Dr. Klemm⸗Rigg. A. von Berg= mann · Riaa und Stadtarzt Kiwull · cixland, sowie Dr. von Zõge⸗Manteuffel. Dorpat anwesend; aus Kopenhagen ist Dr. O. Bloch, aus Chriftiania Dr. Nieslaysen, aus Karlskrong in Schweden Dr. Borelius, aus Genf Professor Comte, aus Utrecht Professor Freiherr von Eiselsberg, aus Aberdeen Professor Ogston erschienen. Als Vertreter der Medizinal- Abtheilung der Marine wohnt General-⸗Arzt Wenzel den Verband⸗ lungen bei. Ausgelegt wurde ein Aufruf zur Zeichnung von Bei— trägen zur Begründung eines chirurgischen Krankenhauses in St. Petersburg, wel dem Andenken an den verstor beaen, weltberühmten Chirurgen, Pbilosophen und Gelehrten Nicolai Pirogoff gewidmet sein soll. Die wissenschaft⸗ lichen Verbandlungen des heutigen Tages wurden eingeleitet mit einem Vortrag des Professors Küster⸗Marburg zur Entstebung der Wander- niere und der subkutanen Nierenverletzungen; über Nierenruptur hatte Dr. Köllicker⸗Leipzig einen Vertrag mit Krankenvorftellung angekündigt. Für morgen früh ift eine Besichtigung des Kaiser und Kaiserin Friedrich⸗Krankenbauses in Aussicht genommen.

In der April Sitzung der Gesellschaft fũr Erdkunde sprach Dr. Woll f⸗Dresden über die Galäpagos⸗Insfeln auf Grund eigener Reisen und Forschungen '. Von Géeuador aus, wo Dr. Wolf zwanzig Jahre lang als Landesgeologe gelebt hat, bereiste derselbe jenes Inselgebiet zweimal für die ihm obliegenden geologischen Kar tierungsarbeiten. Im Besitz Ecuadors sind diese unter dem Aequator, mitten im Großen Ozean, etwa 19 Grad vom Festlande Amerikas entfernt liegenden Schildkröten⸗Inseln‘ erst seit 1832, obwohl sie von den Spaniern schon im 16. Jahrhundert aufgefunden wurden. Lange waren sie ganz unbemohnt geblieben, und nur selten suchten sie Walßsschjäger ihres großen Reichthums an Schildkröten wegen auf. Von Wichtigkeit werden die Inseln als Kohlenstation dann werden, wenn einst der Panama⸗Kanal vollendet sein wird; heute liegen sie abseits vom Weltverkehr. Es sind etwa 13 größere und viele ö vulkanischer Bildung, deren Gesammtfläche 7439 km umfaßt auf einem Meeresgebiet von rund 60 000 qkm. Auf seiner Weltreise bat Darwin auch die Galäpagos besucht, um ihre eigenartige Thier⸗ und Pflanzenwelt zu studieren. Von den mehr als 2000 Kratern, die er zählte, sind nur 25 thätige Vulkane; auf der größten der Inseln, Albemarle, welche etwa 4230 qkm Flächeninhalt bat und mehreren Vulkanen ibren Aufbau dankt, besizt einer der Krater Meilen im Darchmesser. Für den Geologen ist die Ausbeute auf den Geläpages keine fehr mannigfaltige; zur Erkenntniß des geolo— Hier Baues der Inseln fehlen Steilwände, Einfturzfelder und

rosionsschluchten; es geben die Profile am Meeresstrande, die die Brandung freilegt, allein einen schwachen Anhalt. Uebereinander lagern hier die Lavaströme deutlich erkennbar in den Schichtungen, die sie beim Ausfluß bildeten: schwarje, braune, rothe Laba, darunter die ursprünglich unterseeischen Kalagonittaffe von bellbrãunlicher Färbung. Im Zusammenhange mit der Vegejation der unteren Lagen bis iu Wo m Höhe erscheint die Landschaft in einem grau- braunen Gesammtton, zu dem der Sãulenkaktus, der 6 m hoch wächst, sowie eine Drantia, die sich gerade die trockensten Stellen assfucht, gut stimmt: daneben sieht man Euphorbien. Kroton, Lantanen; auf nur spärliche Grasbündel aber beschränkt sich die Krautvegetation. Da die kalte pernanische Küften strömung die Galspagos umfließt, so stedt die mittlere Temperatur der Inseln 6 Grad unter der des gegenüberliegenden Feftlandes von Sd Amerika; auch die Regenmenge ist eine geringe. In den unteren Regionen wird das Wasser den der porösen Ober- flãche auf gesogen. Auf den Hochlandplateaus regnet, es im Sommer mehr als im Winter, und bier in den oberen Regionen ist die höhere Feuchtigkeit im Gestein bemerkbar: sie bat in 230 m Höhe eine etwa 50 em starke Schicht fruchtbaren Bodens gebildet, der mit grüner Vegetation bekleidet und mit kurzem, dichtem Rasen überzogen ist und ganz anders aussiebt als die untere Zone. Zwischen 200 und 250 m bemerkt man aus der Ferne bereits die horizontalen weißen Streifen, welche die dort wachsende Flechte bildet. In der Rasenjone, in der Höbe von 230 = 600 m, sieht man immergrünes Gebüsch. Ueber 600 m liegt die Zone baumlosen Grases. Die ge⸗ sammte Flora trägt ein südamerttanisches Gepräge, ist aber nicht tropisch: es fehlen Palmen und Lianen, die den tropischen Urwäldern eigenthümlichen Schlinggewächse. Von den mehr als 500 jãblenden rerschiedenen Spenies sind sehr viele endemisch. In der unteren Zone überwiegenden Oedlandes fand Darwin 10 Spezies, Dr. Wolf sogar 50 = 0, die Strandflora ungerechnet, welche dieselbe ist wie die der beruanischen Küste. Kulturfähig von den Inseln sind eiwa rund 700 4km, kaum ein Zehntel des Gesammt⸗ arealg; auch dort beeinträchtigi der Mangel an Quellwasser die tärkere Kolonisierung des sonst sebr fruchtbaren Bodens. Eigenartig ist die Thierwelt. Von dort endemischen Säugethieren ist ein Nager bekannt; Rinder, Esel, Ziegen, Hunde und die schönen großen, durch- gůngig schwarzen Katzen sind die verwilderten Nachkommen von dort eingefübrten, sich selbft überlassenen Hausthieren. Die Landvögel sind sehr zahm, aber nur die endemischen: mit dem Schmetterlings netz, mit der Hand kann man sie fangen; scheuer sind die Möwen. Kleine Eidechsen, zwei merkwürdige Stumpfschnauzen und sehr viele Schildkröten zäblt die dortige Fauna. Von den Riesenschildkröten sind manche ho9 700 Pfd. schwer; ihr Fleisch schmeckt ausgezeichnet, so⸗ wohl gekocht wie gebraten. Von der Beantwortung der geologischen Fragen nach dem Entsteben der Inseln, ob sie von unten aufgebaut wurden oder als die Spitzen eines versunkenen Kontinents zu be—⸗ trachten seien, wie Bauer annimmt, hängt auch die der re ab: wann und wie die dortige Thierwelt beimisch geworden ist. Dem Vortragenden sind die Berge der Inseln nicht wie die eines versunkenen Erdtheils erschienen. ;

ag. zweiten Vortrag der Aprilsitzung hielt. Professor Dr. Selenka aus Erlangen: er sprach über das Geistesleben der Dahpak auf Borneo und ergänzte so das Bild, das in einer früberen Sitzung bereits par r, Kükenthal von jener Insel egeben bat. Naͤchst Australien ist sie die größte der Erde; trotzdem 6. man, wenn die Wasserscheide überschritten ist, auf einem Boost das ganze Eiland durchschneiden. Von der landschaftlichen Schönheit gab Professor Selenka ein wahrhaft schwärmerischeß Bild, wenn auch lein Tag ohne Gewitter vergeht. Die tropische Schönheit der Insektenwelt gleicht der der PVegetatlen; auch ein Theil der Be⸗ wohner, die vaks, sind hübsche Menschen, von lichter Farbe, eleganter Figur und feinem Gliederbau. hr Geistes⸗ leben ist recht intereffant und zeigt sie uns auf,. einer viel böberen Stufe stehend, als man früher ertählte. Vor Rükenthal und Selenka hatte aber noch kein Curopäer ihr Haus be—

treten. Die Häuser der Dabaks sind Dorfhäuser, Häuser für die ze Gemeinde: die eine Hälfte ist unter die vorhandenen Familien 2 andere dient zu . Aufenthalt. Ein jeder im use hat sein Stück Arbeit zu leisten, und auch die Frauen werden nicht geschont. Ein biblisches Bild wie damals, als zuerst die Belt sich bevölkerte, gewähre das Leben in solcher Dayakbe au fung über der ein . Friede ruhe. Das sittliche un Eat e Leben dieses Volks sei ein hochstehendes, trotzdem Gewalt Kopfjãger n und ibre Wohnungen mit den Képfen erschlagener Feinde schmücken. Im =, Hause drãngen sich die Bewohner; aber Diebstahl, Ehebruch, Verführung werden bart geabndet. Die Ehe wird nach Wahl getroffen, mit Erlaubniß der Eltern; wird ein Mädchen Mutter, so muß sie oder ihre Familie Strafe zablen, der Verführer aber sie heirathen. Poesievoll sind die Gesänge, die Sagen und Legenden des Volks. Das Siebengestirn denkt sich der Dabak als sieben Küchlein. Schlaf und Tod scheinen ibm gleich; wenn die schlafende Seele sich zu weit verirrt, sich nicht zum Körper zurückfindet, böse Geister sie in die Unterwelt ziehen, erfolgt der Tod. Der Medizinmann, für den eine . Promotion Brauch ist, sucht die Seele zu fangen; mit dem Heilen der Krank- beiten selbst giebt er sich garnicht ab. Jede unwahre Behauptung bestraft der Blitzgott, auch wenn sie nur scherzhaft gemacht wurde. Ihren Frauen geben die Davaks fehr bübsche Namen: sie benennen sie nach Blumen, wie die Kokosblüthen und in ähnlicher Weise. Der Sesammtvorstand der Com enius-Gesellschaft bat in seiner am 7. d. M. hier abgehaltenen Sitzung beschlossen, die Her⸗ ftellung einer neuen Gesammtausgabe der philofophischen Schriften des Comenius demnächst in Angriff zu nehmen. Der in derselben Si ung erstattete Jahresbericht für 1894 ergab, daß die Gefellschaft an Mitgliederzahl wie an Einnahmen gegen 1895 erheblich zugenommen hat und daß dieser Fortschritt im Jabre 1885 fortdauert. Die neuesten Veröffentlichungen der Geselsschaft April 1895) enthalten geschichtliche und philosophische Arbeiten von B. Baehring (Minfeld), L. Hochhuth (Wiesbaden), Ludw. Keller (Münfter Karl Sudhoff (Dusseldorf), Goswin K. Uphues (Halle a. S.). Anmeldungen und Beiträge nimmt das Bankhaus Molenaar u. Co,, Berlin C., Burgstraße, entgegen.

Gestern Vormittag wurde in Bremen unter zahlreicher Be⸗ teiligung der XI. Deutsche Geęographentag eröffnet, wobei der Bůtgermeister Dr. Groening die Versammlung im Namen der Stadt willkommen 1 Für die erste Sitzung wurden dem. W. T. B. zufolge George Albrecht Bremen zum Ersten und Dr. Lindemann zum Zweiten Vorsitzenden gewäblt.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Saattenstand in Rußland.

Ueber den Stand der Saaten in Rußland zu Ende vorigen Monats gehen uns aus einzelnen Gouvernements folgende Nach— richten zu .

In Polen hat die kalte Witterung während der ersten Hälfte des Monats März die Vegetation in ihrer Entwicklung aufgehalten, doch läßt sich der Stand der Wintersaaten im allgemeinen als befriedigend bezeichnen.

In den Zentral und Ost⸗Gouvernements ist zu den früheren großen Schneemassen noch neuer Schnee gefallen.

Im südlichen Rußland scheinen die Wintersaaten im allgemeinen gut durch den Winter gekommen zu sein. Besonders günstig lauten die Nachrichten aus einzelnen Kreisen des Gouvernements Odessa sowie der Krim.

Im Kuban und Terekgebiet war die Witterung vorherrschend warm und regnerisch, sodaß die Saaten sich überall schnell und stark entwickeln konnten. Auch in den Goudernements Tiflis, Elisabethpol und Erivan sowie im Gebiet von Kars läßt der Stand der Winter- saaten nichts zu wünschen übrig. Die Witterungsverhältnisse sind dort andauernd günstig, sodaß man mit der Frühlingsaussaat bereits begonnen bat.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungẽd⸗ Maßregeln.

Der Gesundheitszustand in Berlin gestaltete sich in der nr vom 31. März bis 6. April erheblich günstiger, und auch die Sterb⸗ lichkeit war eine wesentlich kleinere als in der Vorwoche (von je 109090 Einwohnern starben 16, gegen 18.0). Zwar kamen auch in dieser Woche atute Entzündungen der Athmungsorgane noch immer in größerer Zahl als sonst um diese Jahreszeit zum Vorschein und endeten auch noch häufiger als sonst mit dem Tode; doch sank die Zahl der Opfer von 112 der Vorwoche auf 66. Auch Erkrankungen und Sterbe⸗ fälle an Grippe baben bedeutend abgenommen, doch gelangten immer noch 16 Sterbefälle (gegen 30 der Vorwoche) zur Mittheilung. Dagegen kamen akute Darmkrankheiten wieder etwas mehr zur Beobachtung und endeten auch etwas häufiger tödtlich. Die Be⸗ theiligung des Säuglingsalters an der Sterblichkeit blieb eine geringe. Von je 10 000 Lebenden starben, aufs Jahr berechnet, 45 Säuglinge. Von den Infektionskrankheiten kamen Erkrankungen an Masern und Scharlach in ähnlich beschränkter Zahl wie in der Vorweche zur Anzeige, während Erkrankungen an Diphtherie etwas mehr gemeldet wurden, und zwar zeigten sich Masern in der Friedrichstadt und Schöneberger Vorstadt, Erkrankungen an Diphtherie in der jenseitigen Louisenstadt, der Rosenthaler Vorstadt, in Moabit und auf dem Wedding am bäufigsten. Erkrankungen an Unterleibstvphus blieben vereinzelt. An Kindbettfieber kamen 2 Erkrankungen zur Kenntniß. Seltener wurden auch rosenartige Entzündungen des Zellgewebes der Haut und Erkrankungen an Keuchhusten, die in 6 Fallen tödtlich endeten, beobachtet. Auch akute Gelenkrheumatismen kamen weniger in ärzt= liche Behandlung, während rheumatische Beschwerden der Musteln häufiger zur ärztlichen Beobachtung gelangten.

Sandel und Gewerbe.

Der Zoll für die Ausfuhr von Reis aus Haiphong (Cochin⸗China) ist für den Fall, daß die Ausfuhr mit Schiffen unter anderer als französischer Flagge erfolgt, um 5 Cents per Pikul erhöht worden.

Verdingungen im Auslande.

Dänemark. 3. Mai, 12 Uhr. Staatsbahnverwaltung (Maskinafdelingens Regnskabsförer) in Aarhus. Lieferung von: 75 000 Pfund weißem Twistabfall, 300 m wollenem Gardinenzeug, 300 m rothem Plüsch, 400 m grauem Plüsch, z300 m Hessian⸗Leinewand, 100 im Fagon⸗Leinewand, 150 m ungebleichter Leinewand, 150 m federdichter Leinewand, 5 000 Stück a ne, 200 , fertig genähten Handtüchern, 00 i Linoleum, 70 Pfund ungefärbtem Wollgarn. ; Bedingungen und Angebotsformulare an Ort und Stelle. 30. Juni. Driftsbestyreren for den 6stsiaellandske Jornbane er. Eisenbahn) in Hgarlev. Lieferung von 7509 Stück isenbahnschwellen von Fichtenholz und 1509 laufenden Fuß Weichen« höljer. Bedingungen zur Einsicht auf den Eisenbahnstationen Faxe, Haarlep, Kjöge und Storehedinge.

Verkehrs Austalten. .

Laut Telegramm aus Köln (Rhein) hat die dritte englische 6 über Ostende vom 16. April in Köln den