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wurde der empfangen. Galatafel statt.
andte auch von Ihrer Majestät der Königin bends fand zu Ehren des ene Gesandten
Oldenburg. ;
H) Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die . haben am Sonnabend eine Reise nach der Schweiz und Italien angetreten.
Sachsen⸗Coburg⸗Gotha.
re Königlichen Hoheiten der Herzog und der Erb⸗ 6 . von Coburg über a nach London
ist. . Elsasß⸗⸗Lothringen.
Der Kaiserliche Statthalter Fürst zu Hohenlohe⸗ Langenburg ist mit der Fürstin und dem Erbprinzen gestern Nachmittag zu einem dreitägigen Aufenthalt in Metz eingetroffen.
Oe sterreich⸗Ungarn.
Bei der am Sonnabend in Reichenberg vorgenommenen Reichsrathswahl! der nicht fideikommissarischen Groß— grundbesitzer wurde Freiherr von Lilgenau mit allen ab— gegebenen 15 Stimmen gewählt.
Die „Neue Freie Presse“ meldet aus Brody, daß am Sonnabend etwa 40 Offiziere der benachbarten ru ssischen Garnison als Gäste der österreichisch en Dll er. dorthin gekommen seien. Bei der dargebotenen kameradschaft⸗ lichen Bewirthung habe die Militärmusik unter großem Bei⸗ fall die err r sch und die russische Nationalhymne gespielt.
Der Nuntius Msgr. Agliardi empfing gestern Vor⸗ mittag in Budapest eine Deputation des St. Stephan⸗ Vereins. Auf die Ansprache des Führers der Deputation, des Grafen Ferdinand Zichy, erwidernd, erwähnte der Nuntius die Kämpfe Ungarns gegen die Türken und hob hervor, der Papst verfolge mit freudigem Herzen die Vorbereitungen u dem Millenniumsfeste und werde Mittel finden, irgendwie . dem Fest betheiligt zu sein. Schließlich forderte der Nuntius die Mitglieder der Deputation auf, ihr Wirken auf dem Gebiet der Wissenschaft und der Literatur fortzusetzen und der Kirche und dem Vaterlande gleichmäßig zu nützen.
Großbritannien und Irland.
Bei der am Sonnabend in Oxford vorgenommenen Ersatzwahl zum Unterhause wurde an Stelle des ver⸗ storbenen konservativen Mitgliedes Chesney der Viscount Valencia (konservati) mit 3745 Stimmen gewählt. Der liberale Gegenkandidat Br. Little hatte 3143 Stimmen erhalten. Die Majorität, mit der Chesney seinerzeit gewählt worden war, betrug nur 120 Stimmen.
Frankreich.
Die Offiziere der Armee und der Marine gaben, wie „W. T. B.“ aus Havre meldet, am Sonnabend Vor⸗ mittag dem britischen Konsul und den Offizieren der nin den o ein Fest. Der Oberst Thibon, der den Vorsitz führte, brachte einen Trinkspruch aus, worin er sagte, die Entsendung der „Australia“ werde die zahlreichen und engen Bande, welche, zwischen beiden Ländern beständen, noch enger gestalten; gleichzeitig gab er der Bewunderung und der Sympathie für die Offiziere der englischen Marine Ausdruck. Der britische Konsul dankte für den der „Australia“ bereiteten warmen Empfang und sprach die Hoffnung aus, die Beziehungen beider Länder zu einander mochten niemals andere als solche herzlicher Tourtoisie und Freundschaft sein.
Der Präsident Faure wohnte vorgestern Abend in Havre einem glänzenden Ballfeste im Stadthause bei. Unter den sich auf etwa 2000 Personen belaufenden Theilnehmern be⸗ fanden sich sämmtliche Offiziere des britischen Kreuzers „Australig“. Gestern kö wohnte der Präsident von seiner Villa aus einer Regatta bei, später dem Vorbeimarsch der Schützen, Turner⸗ und Kriegervereine, besuchte darauf Graville und kehrte zum Frühstück nach Haore . Trotz des starken Regens hatte sich eine zahlreiche Menschenmenge eingefunden, welche ihm lebhafte Ovationen bereitete.
Nuß land.
Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus St. Peters⸗ burg gilt dort die Ernennung des Senators Grafen Peter Kapnist, früheren Gesandten im Haag, zum Botschafter in Wien als sicher, obschon der betreffende Ukas noch nicht erschienen ist. Desgleichen soll die Abberufung des Ge— sandten in Belgrad Persiani im Prinzip beschlossen sein.
Italien.
Der König der Belgier ist in der vergangenen Nacht an Bord des Dampfers „Scilla“ von Brindisi nach Korfu abgereist. ; kö
Die von dem Marine⸗Ministerium getroffenen Dis⸗ positionen über das nach Kiel zu entsendende Geschwader bestimmen, daß dasselbe aus neun Schiffen bestehen soll, darunter vier rohe Panzerschiffe und die Macht Savoia“. Die Namen der i,. sind: „Umberto J., „Andrea Doria“, „Sardegna“, „Ruggero di Laurig“, „Aretusa“, „Partenope“, „Etruria“ und „Stromboli“. Die Jacht „Savoia“, auf welcher sich der Kommandant des Geschwaders, der Herzog von Genua, einschiffen wird, geht zur Ausrüstung am 28. April nach Spezia. Das Geschwader versammelt sich am 1. Mai in Spezia, von wo es den Blättern zufolge direkt nach Kiel geht, nachbem es sich in England mit Kohlen versorgt hat. Es wird noch hinzugefügt, daß der einzige wahrscheinliche Besuch, den das Geschwader auf der Rückreise von Kiel machen werde, England zu Theil werden dürfte.
Spanien.
Der Ministerrath hat dem „W. T. B.“ zufolge be⸗ schlossen, in dem Gebiet am Meerbusen von Rio de Oro an der Westküste von Afrika eine Kolonie zu errichten.
Die Kommission der Kammer zur Prüfung der Vor⸗ lage gegen die separatistischen Bestrebungen auf Cuba hat die Festsetzung analoger Strafbestimmungen, wie sie gegen anarchistische Umtriebe bestehen, beantragt.
Niederlande.
Die Königin und die Königin-⸗Regentin sind am Sonnabend in Amsterdam eingetcoffen und am Bahnhof von den Zivil⸗ und Militärbehörden empfangen worden. Vom Bahnhof aus begaben sich die Königinnen in offenem Wagen,
von der Bevölkerung überall lebhaft begrüßt, nach dem Palais. Später erschienen 1g. Königin und die Königin⸗Regentin auf
dem Balkon des Palais.
Belgien. * In Mons ist vorgestern an Stelle des Sozialisten Desesarto, der sein Mandat niedergelegt hatte, der Sozialist Lafontaine zum Senator gewählt worden.
Rumänien.
Der Geburtstag des Königs und die Wiederkehr des Tages seiner Wahl gn den Thron von Ru⸗ mänien ist am Sonnabend in Bukarest festlich begangen worden. Die Stadt war beflaggt.
Serbien.
Das „Amtsblatt“ vom Sonnabend veröffentlicht das Ver⸗ eichniß der 40 ernannten Krondeputirten; es sind 18 ortschrittler, 10 Liberale, 1 Radikaler und 11 Neutrale.
In Wranja und zwei anderen Wahlbezirken sind dem „W. T. B.“ zufolge die Wahlen am Freitag sistiert
worden. In Belgrad wurden unter lebhafter Wahlbetheili⸗ gung die Regierungskandidaten gewählt. In Go lubatz wurde der bekannte Führer der Radikalen Rista Popovic, in Nisch einstimmig der Liberale Danic gewählt.
Nach den neuesten Berichten wurden 130 bis 140 Fort⸗ schrittler und Neutrale, 20 bis 30 Liberale und 5. bis 6 Radi kale gewählt. .
Die Skupschtina ist für morgen nach Nisch einberufen worden.
Bulgarien.
Eine Meldung der „Politischen Korrespondenz“ aus Sofia führt die verlängerte Anwesenheit des Minister⸗ Präsidenten Stoilow in Wien auf die w nd ng, behufs prinzipieller Verständigung über den künftigen Handels⸗ vertrag zwischen Oesterreich und Bulgarien zurück. Die Accisenfrage sei der Hauptsache nach vor der Abreise Stoilow's nach Berlin erledigt worden.
Schweden und Norwegen.
Die Kronprinzessin ist, wie die „Karlsr. Ztg.“ meldet, am 18. d. M. von Amalfi wieder 3 und in Rom eingetroffen. Höchstdieselbe ist von dem Aufenthalt in Amalfi außerordentlich befriedigt und hat daselbst die gewünschte Stärkung und Kräftigung wieder vollkommen erlangt. Einige Tage verbrachte die Kronprinzessin auch auf Capri.
Die außerordentliche Session des schwedischen Reichstags ist am 20. d. M. wieder geschlossen worden. .
Das dem Storthing vorzulegende, in der Sitzung des norwegischen Staatsraths vom Freitag angenommene außer⸗ ordentliche Vertheidigungsbudget beläuft sich auf 6 948 0090 Kron, wovon 3 388 000 Kron. auf die Armee und 3 560 000 Kron. auf die Marine entfallen. ir die Armee handelt es sich hauptsächlich um die Anschaffung von Feld⸗ geschützen, Handfeuerwaffen (Krag⸗-Jörgensen'sche Gewehre) und Munition, für die Marine um den Neubau eines Panzerschiffs, wofür als erste Rate 3 000 000 Kron. eingestellt sind.
Dänemark.
Vor Schluß des Reichstags traten vorgestern, wie W. T. B.“ aus Kopenhagen berichtet, sämmtliche Gegner des Ausgleichs im Folkething zu einer Partei zusammen, welche den Namen „Linken⸗Reformpartei“ trägt. Die neue Partei zählt 53 Mitglieder; zum Obmann wurde der Präsident des Folkething Högsbro gewählt; der Vorstand besteht aus Mit⸗
liedern aller bisherigen Gruppen der Gegner des Ausgleichs.
ee. konstituierte sich vorgestern die 27 Mitglieder zählende ausgleichsfreundliche Linkenpartei des Folkething; der frühere Vorstand wurde wiedergewählt.
Amerika.
Der „Times“ wird aus Ottawa gemeldet, in der Sitzung des kanadischen Unterhauses vom vorigen Freitag habe der , G. E. Fost er erklärt, da Kanada Frankreich die Meistbegünstigung bezüglich gewisser Produkte gewähre, müsse nach Ansicht der kanadischen Regie⸗ rung eine entsprechende Behandlung auch Deutschland und Belgien gewährt werden. Dem kanadischen Parlament müsse daher eine dahin gehende Vorlage gemacht werden.
Dem Madrider „Imparcial“ wird aus Havanng gemeldet, die Zahl der Aufständischen in der Provinz Santiago belaufe sich auf 6000. In der Umgegend von Baracoa seien zwei neue Abtheilungen von Insurgenten erschienen. — In Paris ist aus Cuba die Nachricht ann, daß der Oberst Santocildes die Aufständischen bei anzanillo geschlagen habe. Elf Aufständische seien getödtet und mehrere verwundet worden.
Afsien.
Aus Simla von gestern meldet das „Reuter'sche Bureau“, nach Berichten aus Chitral sei die dortige britische Garnison am 16. April aufs schwerste durch die Eingeborenen bedrängt worden, deren unterirdische Gräben bis zu 19 JYJards an das Fort heranreichten. Infolge dessen rücke eine fliegende Kolonne unter General Gatacre so schnell als möglich gegen Chitral vor, die gestern Dir erreicht habe. — Eine spätere Meldung desselben Bureaus besagt, daß, nach einem in Simla ein⸗ getroffenen Telegramme des Generals Low von gestern früh diesem aus zuverlässiger Quelle die Meldung zugegangen sei, Chitral sei bereits eng g. nähere Nachrichten erwarte er heute. Sher Afzul, der Beherrscher von Chitral, sei geflohen. — In Simla wartet man gespannt auf Nachrichten vom Oberst Kelly, der von der Seite von Gilgit aus nach Chitral marschiert. Die letzten Nachrichten von ihm datieren vom 13. April, kurz nach seinem Siege über die Eingeborenen.
Nach einem Telegramm des „Reuter schen Bureaus“ aus Hiroshima ist der Friedens vertrag am Sonnabend ratifiziert worden.
In Shanghai verlautet, die neuen von Japan als Freihandelsplätze geforderten Häfen seien: Tscheng⸗tu, Kaiföng⸗fu, Peking, Schaoking und Kutschou.
. ist vorgestern wieder in Tientsin eingetroffen.
Aus Söul von heute wird gemeldet, die Untersuchung gegen Liyosh un, den koreanischen Gesandten in Japan, der in der vorigen ö verhaftet wurde, habe begonnen. Liyoshun sei des Mordes und des Verraths angeklagt. In die Angelegenheit seien noch andere Beamte verwickelt.
Parlamentarische Nachrichten.
Bei der am 19. d. M. im 1. Düsseldorfer Wahltrei (Lennep⸗Nemscheid⸗Mettmann) vorgenommenen Ersatzwahl zum Reichs tag wurden nach der, Koͤln. Ztg. 23 751 Stimmen . Davon entfielen . Hermann Wülfing (fr. kons)
„Otto Fischbeck (fr. Vollsp) 4843, Gerh. Stötz Zentr.) 3649. Professor Dr. Wendlandt (d. Refp.) eist (Soz.) 15 148, Albert Kemmann (d. inn 2332 Stimmen. Es ist also eine engere Wahl zwischen Fischbeck und Meis erforderlich.
Entscheidungen des Reichsgerichts. insichtlich der Zustellung ven Schriftsätz en durch Gerichtè⸗
vollzieher ist, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, VI. Zivilsenatz,
vom 19. November 1894, als Wohnung desjenigen, welchem zu gestellt werden soll, die Wohnung der Eltern zu erachten, bei welchen er sich zur Zeit besuchsweise aufhält und thatsächlich wohnt, die Ersatzzu . in Abwesenheit desselben darf an das Dienst— mädchen der Eltern erfolgen. Daß der Beklagte zur Zeit der Klagezustellung seine Wohnung K. . str. Nr. 16 gehabt hat, nimmt das Berufungẽgericht selbst an, und diese Annahme erscheint nach dem Zeugniß des Dienstmädchens T. unhedenklich, indem diese bekundet hat, daß der Beklagte damals — ungefähr ein Vierteljahr — bei seiner Mutter besuchsweise sich aufgehalten und gewohnt habe. War auch der Aufenthalt nur ein besuchsweiser und vorübergehender, so batte doch während der Dauer des Befuchs der Beklagte seine Wohnung im Sinne der s§ 165 flg. der 3. Pr.O. mit seiner Mutter in den von dieser bewohnten Räumen. Dagegen verneint die Vorinstanz, daß die T. in der Familie! des Beklagten gedient habe, und zwar deshalb, weil bei dem Begriffe der Familie im Sinne des 166 der 3.Pr-⸗S. nicht so das Verwandtschaftsverhältniß für sich, als die Sigel iche zu demselben Familienhausstande das Entscheidende, der Beklagte aber mindestens seit dem 25. Mai 1891 aus dem Hausstande seiner Mutter ausgeschieden sei. Der hieraus gezogene Schluß, daß der Beklagte am 19. April 1892 zur Familie . Mutter im Sinne des z 106 Z. P.⸗-O. nicht gehört habe, kann indessen für gerechtfertigt nicht er achtet werden. Denn das Berufungsgericht läßt unbeachtet, . der Beklagte bei dem besuchsweisen Aufenthalt in der Wohnung seiner Mutter in deren Hausstand wiederum eingetreten war und sich während der Dauer seines Besuchs in der Gemeinschaft der ganzen Familie befunden hat, in welcher die T. als erwachsene Person diente und angestellt war. (240 / 94.)
— Nach § 37 Abs. 1 der Gebührenordnung für Rechtsanwalte er= hält der Rechtsanwalt für die Mitwirkung bei einem der Klage vorausgehenden Sühneverfahren (88 471, 571 Ziv.-⸗Pr.-Ordn.) drei Zehntheile der Sätze des 8 9. In Bezug auf diese Bestim. 5 hat das Reichsgericht, II. Zivilsenat, durch Beschluß vom 27. November 1894 ausgesprochen, daß diese Gebühr auch dann zu bewilligen ist, wenn der Rechtsanwalt lediglich die Ladung zum Sühnztermin besorgt hat, im Sühnetermin selbst aber nicht mit⸗ gewirkt hat. .... Die einschränkende Auslegung des § 37, für welche sich allerdings die dem Entwurf beigegebene Begrundung verwerthen ließe, kann nicht gebilligt werden. Muß N angenommen werden, ö. jede in Ansehung des Sühneverfahrens entwickelte Thätigkeit des Rechts. anwalts, insbesondere auch die Erwirkung der Terminsbestimmung und die Besorgung der Ladung, den Anspruch auf die mehrerwähnte Gebühr rechtfertigt, so darf sie, soweit es sich um Prozesse vor dem Landgericht handelt, nach 8 37 Abs. 2 auch dem als Prozeßbevollmächtigten gi
estellten Rechtsanwalt nicht versagt werden; denn nach diefer Vor N. ist die Gebühr nicht, wie der Entwurf wollte, in allen Fällen, sondern nur dann auf die Prozeßgebühr anzurechnen, wenn die Ver⸗ handlung des Rechtsstreits vor dem Amtsgericht stattfindet.“ (141 / 94)
Entscheidungen des Ober⸗Verwaltungsgerichts.
Nach § 8 des Kemmunalabgabengesetzes vom 27. Juli 1885 er⸗ folgt die Ermittelung der Bruttoeinnahmen der Ver— sicherungs⸗, Bank und Kreditgeschäfte in dreijährigem Durch⸗ schnitt nach Einsicht eines den abgabeberechtigten Gemeinden von dem Unternehmer bezw. Gesellschaftsvorstande jährlich mitzutheilenden Vertheilungsplans. In Bezug auf diese Bestimmung hat das Ober⸗ Verwaltungsgericht, II. Senat, durch Urtheil vom 17. Dezember 1894 ausgesprochen, daß hinsichtlich dieser Durchschnittsberechnung die ein⸗ schlägigen Vorschriften des Einkommensteuergesetzes vom 24. Juni 1891 und der Ausführungsanweisung zum Ein— kommensteuergesetz vom 3. August 1891 maßgebend sind. Es kommen demnach die der Veranlagung oder, im Falle die Ver⸗ anlagung nach Beginn des Steuerjahres stattfindet, die dem Beginn des Steuerjahres (1. April) unmittelbar vorangegangenen drei Wirthschaftsjahre des Steuerpflichtigen in Betracht, deren Brutto⸗
einnahmen zur Zeit der Veranlagung resp. des Beginns des Steuer⸗
jahres festgesetzt werden konnten. Besteht das Geschäft noch nicht so lange oder ist im Laufe der bezeichneten Jahre eine wesentliche Veränderung im Gewerbebetriebe eingetreten, so sind die Brutto⸗ einnahmen nach dem Durchschnitt des Zeitraums seit der Entstehung bezw. der wesentlichen Veränderung des Unternehmens, nöthigen⸗ falls nach dem muthmaßlichen Jahresertrage in Ansaß in bringen. Der §5 8 des Gesetzeg vom 27. Juli 1885 be- stimmt nur, daß die Ermittelung der — in den einzelnen Gemeinden erzielten, für die Vertheilung des der Einkommensbesteuerung unter⸗ liegenden Einkommens maßgebenden — Bruttoeinnahmen der Bank⸗ geschäfte in dreijährigem Durchschnitt zu erfolgen habe. Darüber hinaus bleibt, was die Art der Durchschnittsberechnung anlangt, nur übrig, auf diejenigen Vorschriften zurückzugehen, welche in dem Ein⸗ kommensteuergeseß und in den zu diesem ergangenen Ausführunge= anweisungen für die Ermittelung des Einkommens aus Handel und Gewerbe gegeben sind. Während nun vor Erlaß des Gesetzes vom 24. Juni 1891 in dieser Hinsicht die dem Steuerjahre unmittelbar vorhergehenden drei Jahre maßgebend waren, hat die Anweisung des Finanz⸗Ministers vom 5. August 1891 — in ihrem Art. 5 — die ge— setzliche Vorschrift (6 10 des Gesetzes vom 24. Juni 1891), daß es auf die drei der . unmittelbar vorangegangene Jahre an— kommen solle, in zulässiger Weise dahin deklariert, daß der maßgebende Zeitabschnitt sich bei jedem einzelnen Steuerpflichtigen nach dem den diesem angenommenen Wirthschaftsjahre richte, und daß als des der Veranlagung unmittelbar vorangegangenen Wirthschaftsjahr da letzte gelte, dessen Ergebnisse zur Zeit der Veranlagung festgestellt werden könnten. Weil nun eine Steuererklärung der Gem einde egenüber nicht abgegeben wird, so bildet bei der selbständigen Ein⸗ . zur Komm unalsteuer den kritischen Moment der Tag der Veranlagung, vorausgesetzt, daß diese vor dem 1. April — dem Beginn des ien — stattgefunden hat. Ist . aber die Einschätzung erst später erfolgt, so kommt es auf diejenigen Ber hältnisss an, welche am 1. April obgewaltet hatten. Denn abge= sehen davon, ob eine erst nach Beginn des Steuerjahres eintretende gen. als eine völlig korrekte angesehen werden kann, ist au zeränderungen, die im Laufe des Steuer sahres vorkommen, der Rege nach nicht Räcksicht zu nehmen. Hierbei erscheint es übrigens unerheblich ob an dem kritischen Tage die Ergebnisse gerade festgestellt worden find; es soll vielmehr, um jede Willkärlichkeit zu verhindern, nnr das entscheidend sein, ob sie haben festgestellt werden können. a kommt also auch für die Vertheilung darauf an, we Bruttoeinnahmen zur Zeit der Veranlagung, event. am 1. April des Steuerjahres festgestellt werden konnten. . Es kann vorkommen, daß bei der Veranlagung das Gage jt niß des letzen Wirthschafts jahres seiner Aktiengefellsch noch nicht feststand, weil die Generalversammlung
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u. s. w. noch nicht genehmigt hatte, während damals bereits 33 war, die Bruttoeinnahmen det letzten Jahres zu er⸗ mitteln. — Weiter ist davon auszugehen, daß der Durchschnitt der drei Vorjahre dann nicht entscheidet, wenn das Geschäft noch nicht fo fange bestanden bat oder wenn im Laufe der bezeichneten Jahre eine wesentliche Verändertng im Gewerbebetriebe eingetreten ist. Ist letzteres geschehen, so kann die der Veränderung 3 Zeit rr. Betracht kommen... ¶ II. 1701.)
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Statiftik und Volkswirthschaft.
Invaliditäts- und Altersversicherung.
Bei der Invaliditäts, und ö Anstalt Berlin sind im Laufe des Vierteljahrs Januar / März 1895: 136 An⸗ träge auf Gewährung von Altersrente eingegangen; aus der Zeit vor dem 1. Januar 1895 lagen noch 26 Anträge vor, hinsichtlich deren die Entscheidung noch ausstand. Von den 162 Anträgen sind be—⸗ willigt 95, abgelehnt 30, anderweit erledigt 3 und unerledigt auf das folgende Vierteljahr übernommen 34. Bis jum 1. April 1895 waren insgesammt bewilligt an Altersrenten 2780. Von diesen sind e, , durch Tod 421, aus anderen Gründen 45, zusammen 466, sodaß am 1. Januar 1895 3lI4 Altersrentenempfänger vorhanden waren. — Innerhalb des gleichen Vierteljahrs sind 387 Anträge auf Gewährung von Invaliden renten eingegangen und 90 unerledigt aus dem Vierteljahr über- nommen. Von diesen 477 Invalidenrenten⸗Anträgen . 253 be⸗ willigt, 111 abgelehnt, 24 anderweit erledigt, 89 unerledigt auf das folgende Quartal übernommen worden. An Invalidenrenten sind bis zum 1. April 1895 überhaupt 1713 bewilligt worden. Ausgeschieden sind inzwischen durch Tod zi2, aus anderen Gründen 25, zusammen 337. Mitbin war am 1. April 1895 ein Bestand von 1376 Invaliden⸗ renten Empfängern aufzuweisen.
Deutschlands Roheisenproduktion. ;
Nach den statistischen , , des Vereins deutscher Cisen⸗ und Stahlin dustriel ler belief sich die Roheisenproduktion des Deutschen Reichs leinschließlich Luxemburgs] im Monat März 1895 auf 481 144 t; darunter Puddelroheisen und Spiegeleisen 138 160 t, Bessemerroheisen 37 388 t, Thomasroheisen 230 464 t, Gießereiroheisen 5132 t. Die Produktion im März 1894 betrug 446 320 t, im Februar 1895 454 704 t. Vom 1. Januar bis 31. März 1895 wurden produziert 1 405 423 t gegen 1 20112 im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
; Zur Arbeiterbewegung.
Aus Wien berichtet W. T. B. zum Ausstand der ziegele igrbeiter: Die ausständigen Arbeiter in der Ziegelfabrik uf dem Wienerberg bewarfen am Sonnabend die arbeitenden Ver⸗ leder mit Steinen; sie wurden von der Polizei zerstreut; sonst war die Ruhe ungestört. Gestern wurde in einer Verfammlung, die von etwa 2000 ausständigen Arbeitern der , . Ziegelfabrik besucht war, beschlossen, den Ausstand fortzusetzen — Am Sonnabend Vormittag drang ein Haufe Arbeitsloser in die R oth⸗Neusiedler Ziegelwerke ein und versuchte, die Materialien zu zerstören. Die ein—⸗ schreitende Gendarmerie wurde mit Steinen beworfen; ein Gendarm, der lebensgefäbrlich bedroht wurde, versetzte einem Arbeiter einen schweren Säbelhieb auf den Kopf. — Bel der Wahl des Ge⸗ hilfenausschusses des kaufmännischen Gremiums kam es zwischen den e fe , Antisemiten und den Sozialdemokraten nach dolljgener Wahl zu heftigen Scenen, die in Schlägereien ausarteten. Die Polizei mußte , und nahm zwölf Verhaftungen vor.
In Prag wurden, wie W. T. B.“ meldet, in der Nacht zum Sonntag etwa 2000 Plakate aufreizenden Inhalts verbreitet, in welchen zur Theilnahme an der Maifeier aufgefordert wird. Die Plakate wurden beschlagnahmt, fünf Personen wurden verhaftet.
In Paris fand in der vergangenen Nacht eine von etwa V0 Personen besuchte Versammlung der Angestellten der Omnibusgesellschaft statt, von welcher der allgemeine Aus⸗ stand beschlossen wurde. Als Gründe werden die Lohn⸗ verhältnisse und die ig der verabschiedeten Beamten angeführt, denen die esellschaft jede Genugthuung ver⸗ weigert. Heute verkehren nach einer Mittheilung des W. T. B.“ nur sehr wenige Wagen der Omnibusgesellschaft und diese unter polizeilichem Schutz; ebenso werden auch die Omnibusstationen poli⸗
zeilich geschützt. Kunst und Wissenschaft.
. . des Kaiserlichen Archäolo⸗ gischen Instituts hielt an den Tagen vom 17. bis 20. d. M. ihre jährliche ordentliche Gesammtsitzung in Berlin, wozu von den auswärtigen Mitgliedern die Herren Professor Michaelis aus Straßburg und Professor Loeschcke aus Bonn sich ein⸗ gefunden hatten.
Der Verein der Künstlerinnen und Kunstfreun— dinnen hielt gestern Mittag unter Vorsitz der Gemahlin des Staats Ministers Dr. Delbrück im Oberlichtfaal seiner Zeichen schule die Fenerglversammlung ab. Der Verein zählt jetzt 36 Mitglieder. Die Schule, deren n n sich um vier Herren vermehrt hat, war im letzten Jahre von 386 Damen besucht, die 748 Fächer in 22 Klassen belegt hatten; das Zeichenlehrerinnen⸗ Seminar hatte 28 Schüle rinnen. Vereinnahmt wurden an Schulgeld 29 804 M, die Ausgaben der Schule betrugen dagegen 31 213 6; der Fehlbetrag wurde aus den Zuschüssen des Staats und der Stadt gedeckt, welche zu gleich die Möglichkeit boten, Freistellen und Erleichterungen im Betrage von 4449 S zu gewähren. Auf der vom Verein veranstalteten Ausstellung, die einen Ueberschuß von
3) 6 brachte, ließ Seine Masestät der Kgiser vier Bilder an- laufen; eine neue Ausstellung ist fr 1896 geplant, die ursprünglich beabsichtigte Betheiligung an der Berliner Gewerbe⸗Ausstellung dagegen aufgegeben worden. Auf der vom Verein veranstasteten Weihnachts mesfe sind Kunft egenstände im Werthe von 14 386 4 Rerkauft worden. Der n fe war um 4099 S höher als im
ahre vorher; insgefammt betheiligten sich 80 Künstlerinnen an der Neff. ; 8 diesem Jahre will der Verein die roße norddeutsche FndustrieAusstellung in Lübeck mit, einer sorg⸗ ältigen Auswahl Don Kunstgegenftänden beschicken. Die Pensions. lasse hat z. 3. ein Vermögen von 35 334 S6; am 1. Oktober, nach
sehnjährigem Bestehen, wird die Kaffe mit der Auszahlung von i. ionen beginnen. Die Hilfs- und Darlehnskasse gewährte sieben Dar—⸗ lehne im Betrage von 970 S und verausgabte 385 M zu Unter⸗ kn und 1526 ½ zu Ankäufen. Zurückgezahlt wurden 6090 ; ärmstehen 19 Darlehen im Betrage von 2370 ½ aus. — 4 Ehren⸗
mitgliedern ernannt wurden Profeffor Siemering und Professor Hans
üller. An Stelle der verstorbenen Gräfin Driola trat Fräulein Gottheiner in den Vorstand. . ᷣ Im Verein für deutsches Kunst gewerbe wird am Mitt⸗ Doch Herr Professor Pr. Stockbauer, Kustos des bayerischen Gewerbe⸗ . eum in Nürnberg, einen Vortrag halten „über das Glas in 9 turgeschichtlicher und kunstgewerblicher Beziehung‘. Die Sitzung ndet statt im großen Saale des Architektenhauses, 8. Uhr Abends, biff. Die bei Franz Hanfstaengl in München ver egte periodische ö likation Die Kunst unserer Zeit“ verfolgt ihr Ziel, eine z i. des modernen Kunstlebens zu fein, mit stetig fortschreitendem r f, Als eine sehr glückliche Idee erweist ch das von der . altion elt gs halten System, Monographien einzelner hervorragen. Re Ränstiererfcheinungen? der! Degen watt. unter. Beifügung von be ndu tionen der für ihr Schaffen charakteristischsten Werke darzu⸗ . Ein besonderg anziehendes Heft diefer Art ist die Doppel. inn 2. 3 det laufenden 6. Jahrgangs, in welcher Cærnelius litt eine eingehende Würdigung des englischen Prä⸗Raffaeltten
Sir Edward Burne⸗ Jones unternimmt. Man n seiner unbedingten Vorliebe für diesen eigenartigen Künstler nicht nach allen Richtungen zu folgen, jedoch wird man ihm das Verdienst nicht absprechen können. daß er das Didicht der Vorurtheile, welches die genannte Künstlerschaar von der Mitwelt . durch die Vor⸗ führung eines ihrer Hauptvmortreter erheblich 6h tet hat. Verleugnen manche Bilder des englichen Meisters bei allem idealen Gehalt doch nicht die Sucht nach Absonderlichem und lassen sie, als Folge allzu perxistischen Strebens besonders in den weiblichen . eine große Abhängigkeit von Modellen mit bleichsüchtigem Antlitz und über⸗ schlanken Formen erkennen, so erfreuen sie andererseits doch auch wieder durch einen Adel der Posen, eine Sorgfalt der Gewandung und Gruppirung, welche lebhaft an den großen Florentiner Sandro Botticelli erinnert, der ihm offenbar Vorbild für sein Schaffen ge⸗ wesen ist. Eine große Anzahl der besten Werke von Burne⸗ Jones ist auf dem Heft beigefügten vorzüglichen Lichtdrucken deranschaulicht. Zum Theil sind es Allegorien, jum Theil
iguren und Kompositionen mythologischen oder Personikationen ver⸗
iedenartigen, manchmal mystischen Stimmungsinhalts, meist aber leidenschaftélofen, idyllischen Charakters, von geläuterter idealer Da⸗ seinsfreude oder schwärmerischer Melancholie erfüllt. 5 den ge⸗ lungensten dürften zählen: Liebe und Vergänglichkeit, Ser Spiegel der Venus, Das Bad der Venus, Die goldenen Stufen, Le chant 4 Ampyur, Die sechs Schöpfungstage und Waldnymphe. Am wenigsten geglückt sind ihm die Bilder mit religiösen Vor würfen. Eine Reihe von Studienköpfen giebt Zeugniß von dem
leiß, mit dem der jetzt 62 jährige Künstler gearbeitet hat. —
eft 4 macht uns mit einer Anzahl interessanter neuerer Künstler und ihren Werken verschiedener Schaffensrichtung bekannt. Wir finden da die Namen: Emanuel K. Liska (. Michel Angelo's Traum“), Dnri Bource (. Dahin“), August Fink (. Mondaufgang im Winter ), Stefano Farneti (. Die ,,. Hermann Koch (. Unerwarteter Besuch‘) und Klara Walther (. Madonna“). Im Uebrigen ist diefes Deft. mehr der Unterhaltung gewidmet und bietet zunächst eine Künstlernovelle von E. Merk, betitelt Ein guter Freund“ mit 2 Illustrationen von Paul Hey, während Dr. 3 Spiro sich über englischen Einfluß au deutsches Musikleben verbreitet. — Ven hervorragendem Werth ist . 5, 6, enthaltend einen von
Spier verfaßten, biographisch- kunstkritischen Essavy über den berühmtesten deutschen Porträtisten der Gegenwart, Franz von Lenbach. Zur lebendigen Erläuterung dient eine lange Reihe von Lichtdruck-Nachbildungen seiner Werke, die gleich interessant sind wegen der dargestellten bedeutenden Persönlichkeiten, wie wegen der geistvollen Art ihrer Erfassung und der mit den knappsten Mitteln erreichten treffenden Wiedergabe sowohl der äußeren Erscheinung wie der charakteristischen inneren Eigenschaften der Porträtierten. Es 3 die Bildnisse Kaiser Wilhelms i., des Reichskanzlers Fürsten zu Hohen⸗ lohe, der Erbprinzessin Charlotte von Sachsen⸗Meiningen, ferner von
ermann Lingg, Gottfried Semper, Moritz ven Schwind, sowie eine
deihe anziehender Damenporträts der vornehmen Gesellschaft aller Länder. Im Text findet man ferner die neueste, flatt fkizzierte Aufnahme des Fürsten Bismarck, Bildnisse von Hans von Bülow,
ranz Stuck, Paul Heyse, Ignaz von Döllinger, der Herzogin
lementine von Coburg nnd der lieblichen kleinen Tochter des Meisters. Die vollendet getreue Faesimile. Reproduktion aller dieser Porträts macht das Heft zu einem der werthvollsten der ganzen Serie der Hanfstängl'schen Publikation. Dasselbe wird den Verehrern des Meisters gewiß viel Freude bereiten, aber auch den Kunstzüngern, welche die Geheimnisse seiner solche Wunder zu Stande bringenden Griffelführung studteren wollen, willkommen sein.
— Der Archäologe Gu stav Hirschfeld, Professor an der Universität zu Königsberg, tst nach einer Meldung des. W. T. B.“ vom Sonnabend nach langem schwerem Leiden in Wiesbaden ge— storben. Hirschfeld war am 4. November 1847 zu Pyritz in Peymern geboren, studierte zu Tübingen, Leipzig und Berlin und ver⸗ weilte seit 1379 als Stipendiat des Archäologischen Instituts in Griechenland, Italien und Kleinasien. Von 1875 bis 1877 stand er den Ausgrabungen in Olympia vor, worauf er 1878 zum außerordent⸗ lichen, 1380 zum ordentlichen Professor in Königsberg ernannt wurde. Er veröffentlichte: Tituli statuarum sculptorumquse Graecorum“ (Berlin 1871); Atheng und Marsyas“ (1872); Paphlagonische Felsengräber“ (1885); „Die Felsenreliefs in Kleinasten und das Volk der Hittiter' (1887); „Griechische Inschriften des Britischen Mu⸗ seums“ (1893). Auch an den beiden ersten Bänden der ‚Ausgra⸗ bungen in Olympia“ (1877 bis 1878) war er betheiligt. In Moltke's Gesammelten Schriften gab er dessen „Briefe aus der Türkei (1893) heraus. -
— Die Verhandlungen und Vorträge des XI. Deutschen , . in Bremen fanden am Sonnabend ihren Abschluß. In der Schlußsitzung sprach nach dem Bericht des W. T. B.“ Geheimer Rath Wagner dem Ortgausschuß im Namen der Versammlung den wärmsten Dank aus, dem sich ein Hoch auf Bremen anschloß. Den Schluß der Sitzung bildete ein von dem Geheimen Admiralitäts⸗Rath, Professor Dr. Neumayr ausgebrachtes Hoch auf das deutsche Vaterland. Die Mitglieder des Geographentages unter⸗ nahmen Nachmittags auf dem vom „Norddeutschen Lloyd‘ zur Ver⸗ fügung gestellten Dampfer Harzburg“ eine Fahrt in See. Die Rück⸗ kehr eifolgte um 75 Uhr Abends.
— gie Centennar⸗ Feier der „Ecole normale supérieure“ in Paris, welche drei Tage dauern wird, begann, wie ein Telegramm des W. T. B.! von gestern meldet, mit der Aufstellung einer Gedenktafel für, die n einn, und der Schule. Die Betheiligung war eine sehr zahlreiche. Bei dem aus diesem Anlaß veranstglteten Bankett verlas Dr. Schwartz ⸗Berlin eine Adresse der Berliner Akademie 8er Wissenschaften und sprach über das Thema: „Die Wissenschaft hat kein Vaterland“.
ophus Lie aus Leipzig brachte auf das Wohl der Schule einen Trinkspruch aus, dem sich Bac Keysen von der Universität Leyden anschloß; ebenso auch Professor Fuchs aus Berlin und Bodiot aus Rom. Professor Renard aus Lausanne verlas eine längere Adresse der dortigen Universität.
— In St. Petersburg fand am 18. . M. unter dem Vorsitz des Kaisers Nikolaus LI. eine Sitzung der Kgiserlich russischen hist orischen Gesellschaft statt, in welcher der Kaiser dem .W. T. B.” zufolge die nachstehende Ansprache hielt: „Sie ent⸗ sinnen sich, meine Herren, mit welcher Liebe und Sorgfalt mein unvergeßlicher Vater die Arbeiten unserer historischen Gesell⸗ schaft verfolgt hat. Indem ich den Vorsitz der Gesellschaft übernehme, werde ich bemüht sein, seinem hohen Beispiel folgend, mit derselben Innigkeit wie er an der Fortsetzung des von ihm be— onnenen Werkes zu arbeiten. Ich bin überzeugt, meine Herren, Gan en volle Unterstützung zu finden in neuer fruchtbringender er r zur Erforschung und Ausarbeitung der vaterländischen
eschichte.
Handel und Gewerbe.
St. Petersburg, 21. April. (W. T. B.) r amtlicher Mittheilung sind dem Reichsrath Vorlagen zugegangen über die Be— willigung von 209 990 Rubeln zum Bau einer Telegraphenlinie ur Mur man-⸗Küste, ferner über die Abänderung der bestehenden Patentordnung und den Schutz von Wagrenmarken.
Wie die ‚Nowoje Wremsa“ hört, sind die Hauptpunkte der von den vereinigten Abtheilungen des Reichsraths im Prinzip genehmigten Vorlage des Finanz ⸗Ministers über Geschäftsabschlüsse in Goldvaluta folgende: Es wird tet, jede Zahlung in Gold zum Tageskurse zu bewerkstelligen, wenn der Empfänger damit einverstanden ist. Ferner ist es ge⸗ stattet, jegliche Geschäfte mittels Wechsel, Kontrakte, Kaufbriefe, Versatzscheine, Schul dscheine 2c. in Goldpaluta nbi e , waz bit her untersagt war. Die Erlaubniß, Geschäfte in Goldwährung abzu— schließen, erstreckt sich nicht auf den Bürger⸗ und Bauernstand. Der Kurs ber Keredlthillete wird durch den Börfen ettel ki en, Hie eie e, hat nicht das Recht, in Goldmünze gemachte Einlagen in Kreditbillets zum Kurse zurückzuerstatten. Bald soll es auch gestattet werden, die
Zucker⸗ und Naphtha⸗Accise, spãter auch andere Zablungen an die Krone in Gold zu entrichten. Den Kurs, zu welchem die Krone Gold an—⸗ statt Kreditbillets annimmt, wird der Finanz⸗Minister für 1 oder 3 Monate, je nach Umständen, festsetzen.
Rom, 21. April. (B. T. B. In dem Gebäude der hiesigen ndelskammer fand heute eine Verfammlung zu Gunsten der iederherstellung der Handelsbeziehungen mit Frank
reich statt. Anwesend waren die Vertreter von 40 stalieni= schen Handelskammern, 14 anderen Kammern und 10 Depu⸗ tationen verschiedener ¶ Vereine. Einstimmig elangte eine ven dem Präsidenten der Handelskammer in ailand vorge⸗ schlagene Tagesordnung zur Annahme, in welcher der Hoffnung Aus= druck gegeben wird, 3 dem gleichzeitigen Vorgehen der italienischen und der e e e mn, die allmähliche Wiederherstellung der französisch . italienischen Handelsbeziehungen gelingen möge.
Verkehrs⸗Anstalten.
London, 20. April. (W. T. B.) Der Cast le⸗Dampfer Du nottar - Castle⸗ ist heute auf der Heimreise in London an⸗ gekommen. Der Castledampfer Norham Gastle“ ist beute auf der Ausreise in Dur b an . angekommen. Der Castledampfer Ros lin Castle? ist heute auf der Ausreise von London aßge⸗ gangen. Der Castledampfer Arundel Castle“ und der Castle⸗ dampfer Lismore Castle“ haben Donnerstag auf der Heimreife die Cangrischen Inseln passiert.
St, Petersburg, 20. April. In dem Comité für den Bau der si birischen Bahn wurde in Anwesenheit des Kaisers darauf hingewiesen, daß bis zur Vollendung der Eisenbahn um den Baikal⸗ see die Uebersetzung der Eisenbahnzüge über den See durch (mit Lisbrechern versehene) Dampfer geschehen könnte. Der Kaiser be⸗ . nunmehr, 500 000 Rubel zum Bau eines Trajektdampfers anzu⸗
eisen.
Theater und Mufik.
Lessing⸗Theater.
Gestern Abend gelangte der Schwank „Artikel 214 von André Sylpgin, und Maurice Ordonneau zur ersten Auf⸗ führung, der sich seinem Inhalt nach in den ausgetretenen Bahnen des modernen ,,. Lustspiels bewegt und wegen des Mangels an ursprünglicher Erfindung trotz mancher treffenden komischen Einzel. heit nur getheilten Beifall fand. Der neue Schwank behandelt den ft bearbeiteten Stoff von einem Gatten, der seiner Frau, die er im Sturm jugendlicher Liebe heimgeführt, überdrüssig wird und sich scheiden lassen will, um sich mit einer andern Frau ver— binden zu können. Die gesetzeskundige Gattin giebt aber den Gemahl nicht frei und geht als Siegerin aus dem Scheidungsprozesse hervor; da sie es aber Überdies ver⸗ steht, ihren Gatten durch kleine Künste wieder zur alten Liebe zu bekehren, so endet das Stück nach einer Reihe komischer Scenen mit einer Wiedervereinigung des entzweiten Paares und dem völligen Triumph der geschickten Frau.
Alle auf der Bühne erscheinenden Personen: der durch die Schlau⸗ heit seiner Frau übertrumpfte Gatte, die verliebten und verlebten alten Gecken und eben jene geschickt intrigulerende Frau sind in fran⸗ zösischen Lustspielen und Schwänken so oft verwendet worden, daß sie nur dann noch erträglich erscheinen, wenn aus einem herschenden Grundgedanken heraus eine Fülle natürlich und logisch sich ergebender komischer Situationen geschaffen wird, die den Hörer und Zuschauer unterhalten und fesseln. Ii solcher Wirkung reicht die dichterische Arbeit und vielleicht auch das Talent der Herren Drdonneau und, Splbain nicht aus. Einige lustige Einfälle und komische Zu—⸗ fälligkeiten überraschen und erfreuen nur vorübergehend, während der Gang der ö im Ganzen lahm und langweilig erscheint. Dies war der Grund, daß der dritte Akt , f ein schon ermüdetes Publikum vorfand, sodaß die Komik der letzten Scene, in der die vor der Scheidung stehenden Gatten in einem nur durch eine spanische Wand getrennten gemeinsamen Zimmer gegeneinander intriguieren, nicht mehr die gehoffte starke Wirkung erzielte.
Die Darstellung des Schwanks war in allen Theilen tüchtig, aber die Rollen boten den Schauspielern keine dankbaren Aufgaben. Herr Sau er spielte den Maler Montabart, der sich seiner Frau entledigen möchte, mit Frische und guter Laune. Fräulein Groß gestaltete die bewegliche und gewandte Frau Montabart durch ihr temperament⸗ volles Spiel zu einer , men Figur. Herr Guthery stattete einen thörichten Gecken und betrogenen Betrüger mit seinem breiten, behaglichen Humor fast zu freigebig aus und Fräulein Reichen bach iel verdientermaßen durch geschickte Wiedergabe der an sich un⸗
edeutenden Rolle der Yvonne von Fournisres.
Dem Schwank ging ein kleines harmloses Lustspiel „Die Generglin“ von G. von Moser voraus, das wegen seines ruhigen Unterhaltungstons nicht recht zünden wollte; es fehlte an packendem Witz und schnellem Fortschreiten der Handlung, sodaß selbst das flotte Spiel der Damen Elsinger, Reichenbach und Waldegg fowie der Herren Vorwerk und Wehrlin, kaum mehr als eine ge— . te e n und schließlich den Beifall eines ‚Achtungserfolgs“ ervorrief.
Konzerte.
Der Kulenkampff'sche Frauenchor, der in dieser Saison mehrfach mit Erfolg sich hören ließ, gab am Sonnabend im Saal Bechstein ein Konzert, welches mit dem stimmungsvollen, melodiös gehaltenen Chorlied von O. Eichberg Im Bann der Nacht“ er⸗ öffnet wurde. Im Vortrag dieses Liedes, sowie anderer von Mever⸗ Olbersleben, Kleffel. Thieriot, Seyffardt und in dem Volksliede Keine Rose, keine Nelken bewährten sich die Leistungen des Chors nicht bloß in der Präzision des Ensembles, in dem sicheren Ein- und Absetzen der Stimmen, sondern auch in der stets eingehenden und belebten Ausdrucksweise, sodaß reicher Beifall des zahlreich erschienenen Publikums einem jeden Liede folgte. Unterstützt wurde das Konzert durch den Baritonisten Herrn A. van Eweyk und die Mezzosopranistin Fräulein Clementine Engelmann. Ersterer brachte seine klangvolle, umfangreiche und in allen Lagen gleichmäßig leicht ansprechende Stimme sowie seine edle, oft tief 6 Vortragsweise in Schumann's Gesängen aus der Dichterliebẽ, in dem hübschen Liede Natur von Kulenkampff, in Liedern von Jensen und in Duetten von Schumann, Herschel und Hildach ganz vorzüglich zur Geltung. Die Sängerin, die nur über eine schwache, in der Höhe etwas aus iebigere Stimme verfügt, trug Lieder von Weber, E. E. Taubert,
ulenkampff und Anderen vor; ihre Mitwirkung in den Duetten machte einen ganz besonders günstigen Eindruck. Die Gesangevorträge der beiden Solisten erfreuten sich gleichfalls einer beifälligen Aufnahme.
Im Königlichen Opernhause geben morgen Hänsel und Gretel. (Fräulein Rothauser, Fräulein Dietrich, Herr Betz und Wavallerig rusticana“ (Trau Pięrson,. Fräulein Krainz. Herr Sommer, Herr Bulß) in Scene. Musikdirektor Steinmann und Kapellmeister Dr. Muck dirigieren. .
Im Königlichen Schauspielbause engt morgen, am Geburtstag des Dichters, Shakespegre's Zauber ⸗Lomödie „Der Sturm“ mit folgender Besetzung zur Aufführung: Procro. Derr Nesper, Antonio: Herr Rahle, Gonzalo: Herr Aberlãnder, Alonso: Herr Keßler, Ferdinand: Herr Purschian, Sebastian: err Plaschke, kiranda: Frau von Dochenburger, Ariel; räulein Deppe, Caliban: Verr Grube, Trinculo: Herr Link, Stephano: Herr Heine. Die Musik von Wilhelm Taubert 86 unter Mitwirkung der Königlichen Kapelle und Leitung des Musik« Direktors Wegener zu Gehör. ;
err Direktor & Prasch hat für das Berliner Theater das vieraktige Charakterbild von Heinrich Lee „Der Schlagbaum“ an⸗ enommen, welches eine der ersten Novitäten der neuen Direktion fan wird. Das Stück ist im Verlag A. Entsch erschienen. In der letzten dieswinterlichen Quartett Soirée der Herren
Professor Josef Joachim und Genossen, welche am Sonnabend in