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Theater und Mu fsik. Resi denz · Theater.
Dem Fevdeau'schen Schwank Fernand? Gbekontrakt wurde bei der gestrigen hundertsten Aufführung eine von Benno Facob on, dem Uebersetzer und Bearbeiter des Schwan ks verfaßte Frolog Soloscene vorangeschickt, die den Titel fübrt Ein Parifer Kinde. Mit dem Jubiläumsschwank steht dieser Prolog nur in lofem Zusammenhang. Das Pariser Kind‘, das Fräulein Brock in einem leichten Phantasiekoftũãm anmuthig darstellte, soll. die Pariser Lustigleit in ihrem pikanten Ueber. muth, in ihrer Gutherzigkeit und Leichtlebigkeit verkörpern und bietet, indem es sich selbst schildert, eine treffende Charakter⸗ diagnofe der großen Zabl der französischen Schwänke in ihrer Ge= fammtheit und des Feydeau schen Schwanks im besonderen dar. In einem Korbe führte das Pariser Kind die großen Erfolge des Hauses, unter denen der letzte auch der andauerndste und bedeutendfte ist, bei sich. Alles das wurde dem Publikum durch launige, mit franzoͤsischen Brocken untermischte Redewendungen unterhaltend klargemacht und erlautert, sodaß die Soloscene eine sehr beifallige Aufnabme fand.! — Die dann folgende hundertste Auffübrung von ‚Fernand's Ehe⸗ fontrakt“ ging mit Frische und Lustigkeit von statten; die Darfteller fanden die gewohnte lebhafte Anerkennung, die diesmal auch in Form zablreicher kostbarer Blumenspenden Ausdruck gewann.
Konjerte.
Der Philharmonische Chor gab am Montag unter der Leitung des Herrn Siegfried Ochs in der Garnifen-Kirche sein drittes Vereins Konzert in dieser Saison. Nachdem er in den beiden ersten in der Philbarmonie) vorzugliche Auffübrungen des Berlioz schen imposanten Requiem dargeboten, batte er für das dritte eine nicht minder gewaltige Aufgabe gewählt, nämlich die ohe Mefse in E- moll von Jobann Sebastian Bach. Im Gegensatz zu der Sing Akademie, die Bachs Oratorien im strengen, aslterthümlichen Stil aufführt, war Herr Ochs bestrebt, das Werk dem modernen Empfinden näber zu bringen, indem er pathetische und sentimentale Nuancen im Vortrag anwandte und große Mannigfaltig⸗ keit im Tempo und der Dynamik walten ließ. Dadurch wurde frei- lich, weil der fugierte Chorgesang nun einmal vor allem Festigkeit ver langt, gleich der erste Cborsatz, das Kyrie eleison, zum tbeil unklar. Sehr wirkungsvoll erschien dagegen in dieser, den Stimmungsgehalt durch lontrastierende dynamische Behandlung dem Hörer verstãndlicher machenden Auffaffung das jubelnde Gloria, das der Dirigent bei dem folgenden in terra Pax zum sanftesten pianissimo bschmellen ließ. Ebenso erklang im jweiten Theil das Et incarnatus est in dieser zarten Schattierung in ganz eigenartiger, eindrucks⸗ voller Weife. Besonders effektwoll war der Geagensatz der die tiefste Betruübniß über die Leiden und den Tod des Heilands athmenden Worte passus et sepultus in dem Crucif&ixus Satze, die, in dũsterem Jecrescendo gesungen, plötzlich durch das laut froblockende, in rascherem Tempo einsetzende Et resurrexit abgelsst wurden, um so den festen Glauben an die Auferstehung auch durch Festigkeit in der Rbythmik zu kennzeichnen. Zwar gelang keineswegs, alles gleich, gut, vielmehr mußte der Dirigent bei dem Sanctus im Anfang des dritten Theils wegen einer zu bedenklichen Schwankung, in die der ganze Mußikkörper geriet, abklopfen und von vorn beginnen lassen, aber im Ganzen gebührt dem jungen Verein wie seinem Dirigenten dennoch, zumal in Anbetracht der Riesenaufgabe, die er sich gestellt hatte, volles Lob. Leider standen den Leistungen des Chors die der Solisten nicht in allen Theilen gleich; die Sopranistin Fräulein Emma Plüddemann war der schwierigen Aufgabe nicht gewachsen; die Altistin Fräulein Anna Stephan hatte bei der Ausführung der Duette wobl mit unter der Unzulãnglichkeit ihrer Partnerin zu leiden, denn in ihren Arien bewährte fie sich beffer, obgleich ihr auch da in einem Fall das Gedächtniß ausging. Die Herren Dierich (Tenor) und Sistermans (Baß) waren dagegen recht lobenswerth. Den instrümentalen Theil fübrte das Pbil⸗ barmonische Orchester aus, und die Instrumentalsoli waren den Herren Konzertmeister Witek (Violine). Quensel (Flöte), Grimmig (Oboe d'amore) und Meffert (Horn) anvertraut; Orchester wie Solisten waren prãzis bei der Sache, auch die fast das ganze Werk begleitende Orgelmusik war in den Händen des Herrn Dr. Reimann vortrefflich aufgehoben. Die Aufführung war zahlreich besucht und hat hoffentlich dem Baufonds der Kaiser Wilhelm. Gedächtnißkirche, zu dessen Bestem sie bestimmt war, einen ansehnlichen Beitrag geliefert.
Der Lieder ⸗Abend des Baritonisten Ernst Otto Nodnagel, welcher gestern im Saal Bechstein zum Besten der Unterstützungs⸗ faffe des Vereins der Musiklebrer und Lehrerinnen stattfand, batte guten Zuspruch. Das Programm enthielt viel Neues, und zwar Rompofttionen von R. Strauß, M. Schillings, M. Marschalk, E. Humperdinck. Arnold Mendelssohn, Huge Wolf, F. Weingartner, Rodnagel und anderen. Die im ganzen 25 Lieder trug der Sänger mit klangvoller, gut geschulter Stimme und mit schwungvoll belebtem Ausdruck vor. Ihm sowohl, wie seiner trefflichen Begleiterin, der Frau Henriette Bielenberg, wurde reicher Beifall zu theil.
bericht vom 24. April nur schwach auftritt, über West⸗Europa fort.
rbe 8 Uhr Morgens.
Stationen.
Im Königlichen Opern bause wird morgen 12
Zar und Zimmermann? mit Herrn 4 als Peter der 13
5 ! 3 * 34 9 * Mal die Marie. Di
übrigen en sind wie fo setzt: er Jwanow: Herr Lieban,
van Bett: Krolop, eauncuf Derr Philipp, Sondham:
Mödlinger, Sefort: Derr Krasa, Wittwe. Brown: Frau mert. Musik Direktor Wegener dirigiert.
Im Königlichen Schaufviel bau se gelangt morgen Pailleron s Lustspiel Die Welt, in der man sich langweilt. zur Auffũhrung.
räufein von Mayburg spielt zum ersten Mal die Suzanne,
urschian den Roger. In Gogol s Lustsviel. Der Revisor , welches am
onnabend zum ersten Mal in einer neuen Uebersetzung von Elsa von Schabelsfy in Scene geht, sind die Hauptrollen den Klein und Vollmer übertragen. Außerdem treten darin die Damen Schramm, Abich, Stollberg, Plan und die Herren Blencke, Ober- lander, Keßler, Hartmann, Heire, Plaschke auf. Der Revisor“ wurde um ersten Mal im Jahre 1836 am St. Perereburger Hoftheater ge= 23 und hat sich dis heute daselbst ununterbrochen im Revertoire erhalten.
Friedrich Haase eröffnet am morgigen Donnerstag sein nur vier Abende umfassendes Gastspiel im Berliner Theater mit dem Grafen Thorane in Karl Gutzkow's Lustspiel Der Königslieutenant und dem Cberalier von Rocheferrier in der einaktigen Bluette Eine Partie Piquet. Die Rolle des Wolfgang Goethe im „Koͤnigs. sieutenant! wird auch auf dieser Bühne don Jenny Groß dargestellt
werden.
Im Adolph Ernst-Theater findet am Sonntag, den 5. Mai, Nachmittags 3 Uhr, zum Besten der Nothleidenden in Laibach eine Wohltbätigkeits. Vorstellung statt, bei welcher Charley s Tante“ zur einmaligen Aufführung gelangt; Billetbestellungen dazu werden bereits von beute ab an der Kasse entgegengenommen.
Im Verlage von Georg Plothow hierselbst erschienen soeben drei Lieder fur eine Singstimme von WolUdemar Sacks, welche Mufikfreunden willkommen sein dürften. Den Titeln Waldnacht ., Des klaren Himmels Sterngefunkel! und Abendständchen. ent⸗ fprechend, webt durch die melodiös gebaltenen, harmonisch interessanten und leicht ausführbaren Gesänge ein Hauch reiner Poesie, der von den vielen, dem Weltschmerz und Liebesleid geweibten Liedern er- freulich abweicht. Die glänzende Ausstattung wie der mäßige Preis der Lieder (1 A bis 1 1 20 3) werden ihrer Verbreitung förderlich sein.
. Mannigfaltiges.
In den letzten Tagen bat unsere Vegetation, begünstigt durch einen warmen Regen, ungemein große Fortschritte gemacht. Während vor wenigen Tagen die Parkanlage des Botanischen Gartens noch keine Spur des kommenden Frühlings erkennen ließ, prangt nun schon ein großer Theil der bier vertretenen Bäume in zartem Grün, und viele baben schon ihre Blüthen entfaltet oder rüsten sich wenig stens zum Blühen. Früher als die Bäume sind aber schon die Stauden und Kräuter aus dem Winterschlaf erwacht, und so finden wir denn auch eine große Zabl jener lieblichen Früblingsblüber in schönster Entwicke= lung, welche uns Jahr für Jahr in gleicher Weise durch ihre schõnen Formen und Farben und auch besonders deshalb erfreuen, weil sie Erftlinge der Flora sind und schon äber den Boden treten, während sonst noch alles braun und dürr erscheint. Besonders eine Abtheilung des Botanischen Gartens, das Monokotvlenstũck in der Näbe der Gbamisfolaube ist äberreich an solchen Frublingsblühern. Wir finden bier Narcissen und Hvyacintben in allen möglichen Formen, die prächtigen . Schachbrettblumen (Eritillaria), unter diesen auch die KRaiferkrone ( Fritillaris imperialis), Tulpen in jahlreichen Arten, von den größten bis zu den kleinsten Formen, gelb oder roth blühend; ganze Beete sind förmlich übersät mit den weißen, bläulichen oder tief dunkelblauen, reizenden Träubchen der Muskari⸗Arten oder anderer diesen nahestehender Formen, und von ganz besonderer Schönbeit er⸗ scheinen endlich die aus dem Mittelmeergebiet stammenden Erythro—⸗ nium⸗Arten, welche sowohl ihrer schönen, gefleckten Blattrosetten wegen wie infolge ihrer großen, weißen oder zart rosa gefärbten, nickenden Blãtter auffallen. Aber auch schon im Waldgebiet blüht es überall, denn hier treffen wir Arten, welche meist herdenweise wachsen und. da sie gleich⸗ zeitig aufbluühen, zu ihrer Zeit den sonst kablen Boden prächtig schmücken. Besonders fallen uns auf der Lerchensporn (Coridalis solida) mit seinen zart rosa gefärbten Blüthen, das Lungenkraut (Pulmonaria officinalis und angustifolia), welches durch seine erst roth, dann später blau gefärbten Blüthen merkwürdig ist, ferner der Aronstab“ (Arum maculatum) mit seinen charakteristischen vfeilförmigen Blättern und den auffallenden Blüthenständen, und endlich das jeder mann durch die Menge seines Auftretens und die schöne zierliche Form bekannte Windröschen (Anemone nemo- rosa) — Auch die pflanzengeograpbischen Anlagen, welche uns ein Bild von den charakteristischften Pflanzen der Hochgebirge
Sonnabend: Ein Erfolg.
Deutsche Seewarte.
In Deutschland ist das Wetter ruhig, warm, Jr,, Donnerttag: Sraei aner.
im Nordwesten und Nordoften vielfach heiter, im übrigen vorwiegend trübe; an den meisten Stationen fanden Regenfälle, stellenweise auch Gewitter, statt; Friedrichshafen meldet 4 mm Regen.
Freitag: Niobe. — Vorher: Die Geueralin.
Primeln, re Steinbrecharten Saxifraga), gelbe
iße . Hungerblümchen· Draba) u., a. m. Einen on. deren Schmuck bilden jetzt gerade die zahlreichen dichten un großen Büsche der Haide (Erica carnea), welche voll stãndig durch ihre unzähligen, 363 rosafarbenen Blũthchen bedeckt sind und so den Felsen, an die sie . Vorliebe 6 eine von der Ferne gesehen schwachrothe Farbe verleihen Nãbe des Alpinums ist eine kleine Terrasse aufgerichtet worden, auf welcher immer die schönsten der gerade blühenden flanzen Auf⸗ stekung finden und so dem Publikum bequem zugãnglich sind. — Aber nicht nur das Freiland zeigt sich jetzt in dem vollen Glanz des Frub⸗= lings, auch die er des Gartens haben ihren vollsten Flor entwickelt Das Kamelienbaus, welches jeden Montag und Donnerstag von 4 bis? Uhr geöffnet ist, zeigt eine wunderbare Blüthenpracht, die Orchideen haben zum großen Theil ibre auffallenden Blũthen entfaltet und laffen sich am Orchideenhaus beguem überblicken, das Palmen⸗ haus endlich wirkt nicht durch Schönheit oder Farbenpracht von Blüthen, sondern durch die Größe und die majestãtischen Formen der dunkelgrũnen Blätter, ihre elegante Fiederung und Zusammenstellung an den ungetheilten, sãulenartigen Stämmen.
Auf das von dem Verein deutscher Garten künstler= bierselbst erlassene Preisausschreiben zur Erlangung von Ent⸗ würfen für die gärtnerische Umgestaltung des Königs vlatzes in Beziehung zu dem neuen Reichẽ tagsgebãude sind 14 Arbeiten eingereicht worden. Der erste Preis konnte nicht zur Vertheilung gelangen; den zweiten Preis bat der Entwurf Nr. 3 mit dem Motto . Deutsche Gartenkunst. Verfasser Stadt⸗Obergãrtner Weiß. Berlin. Bremerstragße 66, erbalten. Die Pläne sollen dem. nächst in Berlin ausgestellt werden, während die Veröffentlichung derfelben in dem Vereinsorgan, der Zeitschrift für Gartenbau und Gartenkunst , stattfindet.
In der Urania wird, wie bereits gemeldet, morgen Abend Hert Dr. R. Reuhauß seine Photograrbien in natürlichen Farben und verschiedene andere wissenschaftliche Aufnabmen vorfũhren.
Kreisau. Seine Majestät der Kaiser und König ließ beute, als am Todestage des General Feldmarschalls Grafen von Moltke, durch den Flügel ⸗Adiutanten, Oberft⸗Lieutenant von Moltke in dem hiesigen Maufoleum einea Kranz niederlegen.
Göttingen. Dem Dichter Gottfried August Bürger, welcher auf dem biesigen Kirchbofe begraben liegt., soll in diesem Jahre in der Nähe des Kirchbofes ein schlichtes Denkmal gesetzt werden.
Wien, 23. April. Nach Meldungen hiesiger Blätter aus Laibach wurden beute früh dort zwei neue beftige Erd erschütterungen verspürt.
Wien, 23. April. Die Politische Korresponden; erfährt von berufener Seite, daß die Meldung der Zeitungen, nach welchen die Explosion in der ärarischen Pulverfabrik zu Blum au vergl. Nr. 866 d. Bl. unter Leobersdorf) bei der Fabrikation Lon Friegspulver stattgefunden babe, vollkommen unzutreffend ist. Die Erxplosion wurde vielmehr durch ein versuchsweife hergestelltes Prã⸗ parat für Exerzier und Manöverzwecke hervorgerufen.
Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.
Tokio, 23. April. (W. T. B.) Heute haben die Ver⸗ treter von Rußland, Deu tschland und Frankreich in Tokio die Vorstellungen dieser Mächte gegen den Friedensartikel, welcher die Einverleibung fn istse chinesischen Besitzes in das japanische Reich stipuliert, ö. Ausdruck gebracht. Die Erklärung ward durch den stellver tretenden japanischen Minister der auswärtigen Angelegen⸗ heiten entgegengenommen.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)
Bentral⸗ Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30 Direktion: Richard Schultz. — Letzte Woche. Emil Thomas a. G. Donnerstag: Unsere Rentierè. Große Posse mit Gesang und Tan; in 4 Akten
Sonntag: Niobe. — Vorher: Die Generalin. von Wilbelm Mannstädt und Julius Freund.
Mustk von Julius Ginsdsbofer. Anfang 74 Uhr. Freitag: Benesiz für Kapellmeister Julius
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Bar. auf 0 Gr. u. d. Meeressp red. in Millim.
Wind. Wetter.
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Temperatur
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Uebersicht der Witterung.
Die Wetterlage bat sich seit gestern im allge. meinen wenig verändert; am höchsten ist der Luftdruck über Rußland, am niedrigften auf dem Ozean, westlich von den Britischen Inseln. Dementsprechend dauert die südliche Luftströmung, welche allenthalben
Theater ⸗ Anzeigen.
Königliche Schauspiele. Donnerstag: Opern- baus. 103. Vorstellung. Zar und Zimmermann. Tomische Oper in 3 Alten von Albert Lortzing. Dirigent Musikdirektor Wegener. Anfang 74 Uhr.
Schauspielhaus. 109. Vorftellung. Die Welt, in der man fich langweilt. Lustspiel in 3 Aufzügen von Cdouard Pailleron, übersetzt von Emerich von Bukoviegz. In Scene gesetzt vom Ober ⸗Regisseur Marx Grube. Anfang 74 Uhr.
Freitag: Opernhaus. 194 Vorstellung. Ober on. Romantische Over in 3 Aufjügen. Musik von Carl Maria von Weber. Die Recitativre von Franz Wüllner. Ballet von Emil Graeb. Anfang 78 Uhr.
Schauspielbaus. 110. Vorstellung. Der nene 8 Schauspiel in 7 Vorgãngen von Ernst von
ildenbruch. Anfang 71 Uhr.
Dentsches Theater. Donnerstag: Die Weber.
Anfang 75 Ubr.
Freitag (31. Abonnements ⸗Vorstellung): Das Lumyengesindel.
Sonnabend: Weh dem, der lügt!
Berliner Theater. Donnerstag: Gastsviel von
Fr. Haase, Der Königs lentnant. — Eine Partie Piguet. Anfang 3 Uhr.
Freitag: Der Brobepfeil.
Sonnabend: Gastspiel von Fr. Haase. Am Spyieltisch des Lebens.
Sonntag, 25 Uhr: Der Serr Senator. — ä Ubr;: Gastspiel von Fr. Haase. Die beiden Klingsberg. — Vorber? Im Vorzimmer Sr. Excellenz.
Friedrich Wilhelmstädtisches Theater. Chaufsseestraße 265 / 26.
Donnerstag: Der Obersteiger. Dyerette in 3 Akten ven L. Held und M. Weft. Musik von Carl Zeller. Regie: Herr Unger. Dirigent: Herr Kapellmeister Ferron. Grmãäßigte Preise der Plätze. Anfang 74 Ubr.
Freitag: Der Obersteiger.
Neues Theater. Schiffbauerdamm 42. / 5
Donnerstag: Ferrsol. Sittenbild in 4 Akten von Victorien Sardou. — Vorher: Wiener in Paris. Lebensbild in 1 Akt von Carl von Holtei. Anfang 74 Uhr.
Freitag: Demi⸗Monde. Sittenbild in 5 Akten don Alexandte Dumas.
Sonnabend: Zum ersten Male: Die Nervösen. Schwank in 3 Akten von Victorien Sardou. Vorher: Die Maffagekur. Luftspiel in 1 Akt von Robert Misch.
Residenz Theater. Blumenstraße Nr. 9.
Direktion: Sigmund Lautenburg. Donnerstag: Fer⸗ nand's Ehekontrakt. Eil à ia patte,) Schwank in 3 Akten von Georges Feydeau, in deutscher Be arbeitung von Benno Jacobson. Anfang 74 Ubr.
Freitag und folgende Tage: Fernand s Ehekontrakt.
Theater Anter den Linden. Bebrenstt. S5 / 57. Direftion: Julius Fritzsche. Donnerstag: Mit voll⸗ ständig neuer Ausstattung: Rund um Wien.
ntomimisches Ballet in 3 Bildern von Fran;
ul und A. M. Willner. Mustk von Josef ; Der. chorecgravhische Theil von Josef Haßreiter. Dirigent: Herr Kaxellmeifter ich. — Vorher: Dorothea. Operette in 1 Akt von Jaques Offen- bach. fang 76 Uhr.
Freitag: Rund um Wien. — Dorothea.
Einödshofer. Unsere Rentiers.
Adolph Ernst . Theater. Donnerstag: Madame Suzette. Vauderille Josse in 3 Akten von Ordonnean. Mußtk von Edmond Audran. In Scene geseßt von Adolpb Ernst. Anfang 74 Ubr.
Freitag: Dieselbe Vorstellung.
Konzerte.
Konzert ⸗Jaus. Donnerstag: Karl Mender. gouzert. Legter Gesellschafts Abend. Schlun der 28. Konzert ⸗Saison am 28. April.
ö Familien⸗Nachrichten.
Verlobt: Frl. Katbarina Hoth mit Hrn. Prem.= Lieutenant Georg von Katte (Berlin). . Verehelicht: Hr. Major a. D. Arwed Frbt.
, mit Frida Freiin Grote (Dalbers - orf). Geboren: Eine Tochter: Hrn. Major don Reuß (Schwedt a. O) — Hrn. H. von Ghrenberg 85576 Hä, Fran Ritergutz ben tz Schlar baun, estorben: Frau Rittergutsbesitzer Schlar ( Groß · Lagiewnik O. S.). — Hr. e, , . Gdmund Frhr. von Dw (Stuttgart)t·— Frl. Marie von Larisch (Frankfurt a. D..
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Verantwortlicher Redakteur: Siemenroth in Berlin.
Verlag der Expedition (Scholl in Berlin.
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags Anstalt Berlin S., Wüitkelmstraße Nr. X.
Sieben Beilagen leinschließlich Bõrsen · Beilage
Erste Beilage
zum Deutschen Reichs⸗-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
M 98.
Tentscher Reichstag. 74 Sitzung vom Dienstag, 23. April.
Der Sitzung wohnen bei die Staatssekretäre und Staats Minister Dr. von Boetticher und Freiherr von Marsch all sowie der Staats sekretãr Dr. Graf von Posadowskny.
ur zweiten Berathung des Entwurfs eines Gesetzes, bet d die Abänderung des Zolltar iss, hat die Kom⸗ misfton beantragt, die von den Abg. von Salisch dkons unb Br. Ham macher (nl) vorgeschlagene Resolution in nachftehender Fassung anzunehmen: . . Die verbündeten Regierungen zu ersuchen, dem Reiche tage schleunigst einen Gesetzentwurf vorzulegen, durch welchen in Gr⸗ gänzung der Vorschriften des S6 des Zolltarifgesetzes vom 15. Juli 1875 auch zollfreie Waaren unter der dort vorgesehenen Voraus setzung mit Zöllen belegt und die Zölle für zollyflichtige Waaren bis auf das Doppelte erhöht werden können.
Die Abgg. Freiherr von Stum m⸗Halberg (Rp) und Möller (nl. J beantragen, diese Resolution abzulehnen und zu beschließen:
An die Stelle des ersten und zweiten Absatzes des s 6 des durch die Bekanntmachung vom 24. Mai 1885 veroͤͤffentlichten Zolltarif ˖ gesetzes treten folgende Bestimmungen: . .
en g m. Waaren, welche aus Staaten berstammen, welche deutsche Schiffe oder deutsche Waaren ungünftiger behandeln als diejenigen anderer Staaten, kõnnen, soweit nicht Vertrags bestimmungen enkgegenstehen, mit einem Zuschlage bis zu 108 960 des Betrags der tarifmäßigen Eingangsabgabe belegt werden. Tarifmãßig jollfreie Waaren können unter der gleichen Voraussetzung der Sntrichtung eines Zolls unterworfen werden. Die Erhebung eines solchen Zu⸗ schlags beziehungsweise Zolls wird nach erfolgter Zustimmung des Bundesraths durch Kaiserliche Verordnung angeordnet.
Das Wort erhält der
Abg. Dr. Barth (fr. Vg); er beantragt, den Antrag der Abgg. Freiherr von Stumm und Möller von der Tagesordnung abʒusetzen und an die Geschäftsordnungskommissien zu verweisen. .
Abg. Gamp (Ry. ): Der Zolltarif steht mit dem Zolltarifgesetz in engem Zusammenhang; man kann diese beiden Materien nicht trennen. Ser Reichstag bat wiederholt eine derartige Praxis be- cbachtet. Ich erinnere nur an das Gesegz über den Unterstüßunge. wohnsitz wo verschiedene Materien mit Zustimmung der linken Seite zugleich verhandelt wurden. In allen Fällen, wo ein vollstãndiger Fonner der Materien vorliegt, ift eine derartige Verbindung zuläfsig. Fier ift sie es unbedingt. .
Nachdem sich auch die Abgg. Dr. Hammacher und von Salisch gegen, Abg. Richier jür den Vorschlag des
Abg. Dr. Barth ausgesprochen, wird dieser Vorschlag abgelehnt, und das Haus tritt in die Berathung der vorliegenden An⸗ trãge ein. ; . (
Abg. Möller (nl): Sofert nach der ersten Berathung des Antrags der Abgg. Dr. Hammacher und von Salisch wurde angeregt, anftatf der Resolution eine gefetzliche Bestimmung zu beantragen.
Dieser Anregung folgend, haben der Abg. Freiherr von Stumm und
sch unseren Antrag eingebracht. Nun haben sich aber erhebliche Be denken gegen diesen Antrag geltend gemacht. Man will vor allem der Regierung die Verantwortung für eine gesetzliche Regelung über⸗ lassen. Wären mir diese Bedenken vorher zu Ohren gekommen, so würde ich den Antrag nicht in dieser Form eingebracht haben. Ich erfuche darum das Haus, sich darauf zu beschrãnken, die von der Kom⸗ misston beantragte Resolution anzunebmen. ö
Abg. von Salifch (dkons. ß; Wollte man sich nur auf die Resolutlon beschränken, fo würde das im Auslande gewiß den Anschein erwecken, als wollte man überhaupt von der Sache abstehen. Auch würde ein sehr großer Zeitverlust dadurch hervorgerufen. ̃
Abg. Ga mp (Rr): Wer mit der Resolution einverftanden ist, kann auch für den Antrag Stumm Möller stimmen, denn sie ent⸗˖ balten materiell dasfelbe. Daß der Antrag formell bedenklich sei, kann nicht bebauptet werden. Giebt man dem Bundesrath die Voll⸗ macht, die Jolle zu erhöben, so kann man ihm auch die Vollmacht geben, Zölle auf zollfreie Waaren zu legen. Wir bringen dem Bundes rath das Vertrauen entgegen, daß er diese Vellmacht nicht mißbrauchen wird. .
Abg. Dr. Hammacher (al: Der Bundesrath hat sich zum Antrag des Abg. Freiberrn von Stumm noch nicht . . Wenn er im Fall der Annahme dieses Antrags anderer Ansicht wäre als der Reichstag, was würde dann geschehen?
Staatssekretär des Reiche⸗Schatzamts Dr. Graf von Posadowsky:
Meine Herren! Die Vertreter der nationalliberalen Partei haben ihre Stellung gegenüber dem Antrage Stumm-⸗Möller wesent⸗ lich geändert. Trotzdem vermag ich die Erklärung namens der ver⸗ bündeten Regierungen abzugeben, daß dieselben keine formellen Be⸗ denken dagegen haben, wenn in die Tarifnovelle eine derartige materielle Bestimmung, wie sie der Antrag Stumm⸗Möller vorsieht, aufgenommen wird. (Hört, hört! rechts) Dieser Antrag ist zwar in keiner Weise von den verbündeten Regierungen inspiriert; da der⸗ selbe indeß nichts enthält, wie eine Vollmacht für dieselben, so glaube ich die Ecklärung namens der verbündeten Regierungen abgeben ju können, daß im Falle der Annahme des Antrages derselbe auch ihre Zustimmung erhalten würde. (Härt, hört! rechts.)
Meine Herren, ich gebe aber diese Erklärung namens der ver⸗ bändeten Regierungen unter zwei Einschränkungen ab: erstens mit der Einschränkung, daß diese meine Erklärung keinerlei Ursache in irgend einem bestehenden aktuellen Verhältniß findet, und zweitens, daß, wenn das hohe Haus den Antrag Stumm-⸗Möller annehmen
sollte, selbstyerstãndlich die verbündeten Regierungen die Verpflichtung haben würden, abzuwägen, in welchem Umfange sie von dieser Voll⸗ macht Gebrauch machen können. (Sehr gut! rechts.)
Es ist notorisch, daß diejenigen Gegenftände, die in unserem Zolltarif zollfrei gelafsen sind, überwiegend Rohprodukte find, die frei⸗ gelassen find vom Zoll im Intereffe unserer heimischen Industrie. Die verbündeten Regierungen würden, selbst wenn sie in Zukunft in einen weiteren Zollkrieg verwickelt werden sollten, die Frage sich vorlegen müssen: in wie weit können bisher zollfreie Gegenstände mit Zoll belegt werden ohne schwere Schädigung unserer heimischen Industrie? auf welcher Seite ist der größere Schaden? ist es wertbvoller, von scharfen Kampfmitteln Gebrauch zu machen, um Handelgvertrãge durchfusetzen, oder liegt der größere Werth in der Erhaltung der heimischen Industrie in ihrem bisherigen Pro- duktion gumfange, der auf der zollfreien Einfuhr gewisser Rohprodukte beruht?
Berlin, Mittwoch, den 24. April
Ich meine also, mich dahin resümiren zu können: die ver bundeten Regierungen haben keine Veranlassung. eine Erweiterung ibrer Vollmacht, die ihnen das hobe Haus ertheilen will, abzulebnen, und sie werden im Falle der Annahme einen selbstoerstãndlich vor- sichtigen Gebrauch von dieser Vertrauens vollmacht machen. (Bravo! rechte.
Abg. Dr. Barth fr Vg): Wenn der Regierung viel daran gelegen ist, erweiterte Vollmacht zu erhalten, so bätte sie im Laufe der Jahre genug Mittel und ** gefunden, sie vom Reichstag zu erhalten. JZollriegsmaßnabmen schädigen meift das eigene Land, denn sie regen nur den Chauvinismus an. r
Abg. Dr. von Bennigsen (nl): Die Argumentation des Vorredners wendet sich im Grunde gegen jede Retorsionsmaßregel, und das ist auch sein wirklicher Standpunkt. Er ist gegen die Zu⸗ schläge ebenso wie gegen die Einfübrung eines Zolls für Artikel, die bislang mit Zöllen belegt worden sind. Nun stebt die Sache so: die Regierungen, der Reichstag baben einen derartigen 50 prozentigen Zoll fũr 3 gebalten. Wenn andere Länder uns ungũnstiger öehandeln als andere Staaten, dann wünschen wir damit ein Mittel zu gewinnen, um auf die Gntschließungen dieser Länder in unserem Sinne einwirken ju können. Nun bat sich herausgestellt, daß gerade bei den Landern, mit denen man unter Umständen in einen der⸗ artigen Zollkrieg gelangt, die Erhöhung um 50 9 von den vorhandenen Zöllen nicht die Wirkung hat, sondern daß in den Fällen eine Erhöhung oder Einführung eines Zolles auf Artikel, die bislang nicht zu verjollen sind, eine entschiedenere Wirkung haben wird. Diese Lücke auszufüllen, ist man jetzt bemüht gewefen. Nun muß ich mich, was die Behandlung der Sache anlangt, so wie die Dinge sich bis zum Beginn der Sitzung befanden, auch auf den Standpunkt des Abg. Dr. Dammacher stellen. Das war durchaus begründet nach der früheren Erklärung des Staats sekretãrs, wonach er nur , . die Zulässigkeit einer solchen gesetzlichen Bestimmung anerkannt hat; beute ist aber seine Erklärung eine wesentlich andere gewesen, und ich glaube, daß, wenn diese Erklärung vorgelegen bätte, als der Abg. Pr. Hammacher das Wort nabm, er feine Bebandlung der Sache etwas anders gestaltet habe würde. Wenn die Sache so liegt, so sind wir beute schon in der Lage, uns in
orm eines Gesetzes über die Sache aussprechen zu können. Aber ich
ärworte, daß wir bis zur dritten Lesung eine ganz bestimmte, noch
farmellere Erklärung seitens der Regierungen haben müssen. Liegt dann die Erklärung des Bundesraths vor, daß er beschlossen hat, sich mit dieser Bestimmung einverstanden zu erklären, so steht nichts im Wege, daß man bei der dritten Lesung diesen Beschluß wiederholt, Tommt dann zum Vorschein, daß der Bundesrath nicht sicher ist, ob er die Beftimmung annehmen will, dann werden wir gut thun, uns in der dritten Lesung auf die Resolution zurũckuziehen.
Staatssekretãr des Reichs- Schatzamts Dr. Graf von Posadowsky:
Um die Situation vollkommen klar zu legen, namentlich den Ausführungen des Herrn von Bennigsen gegenüber, erkläre ich hier · mit, daß, wenn der Antrag Stumm Möller die Majorität des Hauses findet, der Bundesrath denselben annehmen wird.
Abg. Dr. Mever-Halle (fr. Vg); Es handelt sich nicht darum, ob der Bundesrath das Gesetz in dieser Form sich gefallen lassen kann, sondern ob er es gebrauchen kann; darüber aber hat man keine Erklärung erhalten. Die Befugniß des Reichstags wird durch die Vollmacht, welche dem Bundesrath hinsichtlich der Verzollung zollfreier Waaren ertbeilt werden soll, in , e. Weise eingeschrãnkt.
Abg. Richter fr. Voolksp): Der Antrag ist nicht Produkt des praktischen Bedürfnisses, sondern einer zollkriegerischen Stimmung. Wir lelden schon jetzt darunter, daß ganz plötzlich durch Regierungs maßnahmen die Grundlagen der einzelnen Erwerbezweige in Frage ge. stellt werden. Wenn Sie der Regierung jetzt eine solche Vollmacht kbergeben, fo wird in die Industrie schäpigend eingegriffen werden.
Abg. Br. Hamm acher (ul): Ich weiß mich frei von zoll kriegerischer Stimmung, ich muß aber sagen, daß die deutschen Inter. effen von anderen Sandern nicht immer loyal behandelt werden. Der frübere Abg. Bamberger hat diesen grundsätzlich negierenden Stand- punkt nicht eingenommen. Einem Staat, dessen Regierung kräftige Nittel zu Gebote ftehen, die Ginfuhr anderer Länder einzuschrãnken, werden die anderen Staaten rücksichte voll entgegenkommen. Man verzichte entweder auf die Anwendung von Kampfmitteln oder man wende sie gründlich an. Allerdings bedarf die , ne. zollfreie Waaren mit einem Retorsiongzoll zu belegen, einer Ginschränkung durch Festlegung einer Maximalgrenss für diesen Zell. Einen Antrag in Tiesem Sinne behalte ich mir ür die dritte Lesung vor. Heute werde ich fũr den Antrag Stumm⸗Möller stimmen.
Staatesekretãr des Reichs⸗Schatzamts Dr. Graf von Posadowsky:
Ich halte mich verpflichtet, dem Herrn Abg. Dr. Hammacher gegenüber eine Aufklärung zu geben. Er hat ausgeführt, seine Er⸗ klärung würde anders gelautet haben, wenn ich die Erklärung, die ich namens der verbündeten Regierungen abgegeben habe, dem Hause früber mitgetheilt bätte. Ich gestatte mir, den Herrn Abg. Dr. Hammacher darauf aufmerksam zu machen, daß er seine entscheidende Erklãrung innerhalb der Geschäftsordnungsdebatte abgegeben hat, und ich bielt es als Mitglied der Regierung nicht für angemessen, in einer Geschäftsordnungsdebatte, die lediglich zur Kompetenz des Hauses gehẽrt, das Wort zu ergreifen.
Der Herr Abg. Dr. Hammacher hat weiter noch den Ge— danken ausgesprochen, die Bestimmung des Antrages Stumm, wonach auch zollfreie Artikel mit Zoll belegt werden können, in der Rich⸗ tung ju beschränken und damit gleichzeitig auch den Interessenten eine gewisse Beruhigung zu gewähren, daß die Höhe des auf— zuerlegenden Zolls im Gesetz limitiert werde. In dieser Beziehung bin ich nicht in der Lage, eine bindende Erklärung namens der verbündeten Regierungen abzugeben; ich glaube aber, daß, wenn eine solche Beschränkung seitens des hohen Hauses in Form eines Amendements zum Antrag Stumm beschlofsen werden sollte, auch hierin kein Hinderniß für die verbündeten Regierungen liegen würde, diesen Antrag anzunehmen.
Abg. Dr. Barth bringt einen Abänderungsantrgg ein, der aus dem Antrage Stumm⸗Möller den auf die Be⸗ 3 zollfreier Waaren mit Zöllen bezüglichen Satz
reicht. . In der nunmehr folgenden Abstimmung wird dieser Antrag elehnt und der Antrag des Abg. Freiherrn von Stumm⸗Halberg unverändert angenommen. .
In der Vorlage selbst, in deren Berathung ner. ein⸗ getreten wird, hat ie Kommission den 233 fur alkohol⸗ oder ãͤtherhaltige Parfumerien auf 200 4M erhöht.
1895.
: 1 Werner (d. Refp.) beantragt die Erhöhung dieses Satzes au
Seheimer Ober⸗Regierungs Rath im Reichs Schatzamt Henle erklart. daß die verbũndeten Regierungen den Vorschlag der Kom⸗ mission in woblwollende Erwägung nehmen werden.
Das Haus stimmt dem Zollsatz von 2 4 zu.
Jur Pofition Bau- und Nutzholz will die Regierungs vorlage die . nur für den haͤuslichen oder handwerksmaßigen Bedarf der Bewohner der Grenzbezirke
estatten. — Die Kommiffion schlägt dagegen vor, die bis⸗ 6 Zollfreiheit auch für die Industrie des Brenzbezirks noch bis zum 1. Juli 1901 zuzulassen unter Einschrãnkung auf die im Jahre 1895 vorhandenen industriellen Betriebe und deren durchschnittlichen Holzbezug aus dem Aaslande. Der Abg. Buddeberg (fr. Volksp.) beantragt, diese Zollfreiheit bis zum 31. Dezember 1903, d. h. für die Geltungsdauer der Handelsverträge, zuzulassen in den Grenzen des im Jahre Sog für die vorhandenen industriellen Betriebe zugelassenen Duantums.
Abg. Buddeberg fr. Vollẽp.): In den Grenzbezirken herrschen exceytionelle Verbãltnisfe. Die Schutz ollpolitik, die die Aufgabe hat, den Verkehr zu erschweren, wird gerade in den Grenzbezirken schwer empfunden und trifft nicht bloß die Industriellen, sondern auch die Tagelöhner. Gerade die kleinen Betriebe leiden am schwersten. Er⸗ seichterk man diesen den Bezug ihrer Hilfsstoffe, so leidet der Fiskus kaum Schaden, während diesen Leuten großer Vortheil ge⸗ währt wird. Einzelne Uebelstände, die sich bei dem jetzigen Zustand berausgefstellt baben, find nicht so schlimm, daß deswegen den Gewerbe. treibenden der Srenzbezirke eine Freiheit genommen werden dürfte, die fie für ihre Eristenz nothwendig baben. Ich bin in der Lage gewesen, aus eigener Erfahrung nachzuweisen, daß die Kontrole für die Ein⸗ führung von Hol an der fäͤchsisch⸗böhmischen Grenze eine so scharfe ist, daß Hinter ziehungen gar nicht vorkommen können. Ich bitte daher, meinen Antrag anzunehmen.
Staatssekretär des Reichs⸗Schatzamts Dr. Graf von Posadows ky:
Meine Herren! Ich kann nur dringend bitten, den Entwurf in der Fassung der Kommission anzunehmen. Nach der Regierungs⸗ vorlage sollte für die Grenzindustrie der Vortheil, zollfreies Holz ein⸗ zuführen, sofort aufgeboben werden und nur für den Hausgebrauch die Zollfreiheit weiter bestehen. Es ist in der That geradezu eine zoll⸗ technische Anomalie, daß man für die industriellen Betriebe zollfreies Hol; ins Land hereinläßt. Dadurch sparen die Grenzbewohner einen Zollbetrag von über 806 000 Æ jährlich (Hört! hört! rechts), während sie ganz unzweifelhaft für ihre Schnittwaare denselben Einheitspreis fordern wie die Konkurrenten im Lande, die verzolltes Holj kaufen müssen. Man kann diesen Fall nicht parallelisieren mit der Zollfreibeit im kleinen Grenzverkehr; denn es handelt sich hier nicht um eine handwerksmäßige Verwendung, sondern um wirkliche Industrien, die sich an der Grenze etabliert haben. Die verbündeten Regierungen haben sich indeß den Erwägungen, die seitens des Herrn Vorredners und eines bayerischen Herrn Abgeordneten vorgetragen wurden, nicht verschlossen, daß die plötzliche Aufhebung dieses Privi⸗ legiums eine gewisse Härte für die Betheiligten mit sich bringen würde; die kleinen Sägemühlen an der Grenze haben sich auf das zollfreie Holz eingerichtet, und man wird ihnen deshalb noch eine gewiffe Uebergangsfrist gewähren können, um sich mit den neuen Verhältnissen abzufinden, die ihnen die Zollpflicht für ibr Rundholz in Zukunft auferlegt. Aber das Motiv, welches Herr Abg. Buddeberg anführt, um die Uebergangsfrist um zwei Jahre zu verlängern, d. h. bis zum Ablauf der Handels- vertrãge, bestimmt gerade die verbündeten Regierungen, Sie zu bitten, an dem Kommissionsbeschluß festzuhalten. Die Konzession, welche die verbündeten Regierungen in der Kommission bereits gemacht haben, ist ihnen nicht leicht gefallen, namentlich gegenüber den Be⸗ schwerden derjenigen Sägemüller, die jetzt schon zollpflichtiges Holz verschneiden müssen; aber gerade der Umstand, daß im Jahre 19093 die Handelsverträge erlöschen, spricht dafür, dieses privilegium der Grenzsägewerke früher aufhören zu lassen, um nicht durch dieses Privilegium einen Anknüpfungspunkt für weitergehende Forderungen beim Abschluß neuer Handels verträge zu bieten. Ich gebe mich der Hoffnung hin, daß, wenn wir neue Handelsverträge ab⸗ schließen, sie so gestaltet sein werden, daß der deutsche Wald mindestens denselben Zollschutz genießen wird wie bisher. (Bravo! rechts.)
Abg. Krö ber (sädd. Volksp.): Nicht allein an der russischen Grenze, fondern auch in allen anderen Grenzbezirken wird der Wunsch geãußert, ö. die bestehenden Verhältnisse bezüglich der Holzeinfuhr aufrecht erhalten bleiben. Die in der Vorlage beantragte Aenderung
würde die gesammte Bevölkerung schädigen, nicht nur die großen In- dustriellen, fondern auch die ärmere Bevölkerung, die Waldbauern, welche jetzt ihren Unterhalt durch die Holzzufuhr erwerben.
Abg. Buddeberg (fr. Volksp.) bemerkt, daß der Ausfall für den . der aus der Verlängerung der Frist um 2 Jahre ent⸗ stehen würde, sich auf höchstens 150 009 4 belaufen werde.
Der Antrag der Kommission wird angenommen.
Die weitere r,, vertagt das Haus darauf um 5s/ Uhr auf Mittwoch 1 Uhr.
Preußischer Landtag. Haus der Abgeordneten.
56. Sitzung vom Dienstag, 23. April.
4 den Beginn der Sitzung ist gestern berichtet worden.
Auf der Tagesordnung stand die zweite Berathung des Gesetzeniwurfg, betreffend die Errichtung einer General⸗ Kommission für die Provinz Ostpreußen.
Die General⸗Kommission c in Königsberg errichtet werden; dem Geschäftsbezirk derselben können indeß auch Theile der Provinz Westpreußen pegel gt werden.
ach . er Annahme des Entwurfs seitens
des Berichterstatters der Kommission, Abg. Conrad⸗ Flatow stonh ergriff das Wort ꝛ.
za. Br. Gerlich (fr. kons. ): Die General ⸗Kommissionen haben
äufig nicht lebengfähige Rentengüter geschaffen und sogar bäuerliche
tzungen zerschlagen, während es 164 darauf ankommt, möglichst