1895 / 100 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 26 Apr 1895 18:00:01 GMT) scan diff

Unsturjvorlage, zurückzuziehen und die Absetzung des 26 standes von der Tagesordnung der Stadtverordneten⸗Versammlung herbeizuführen. Ich habe hierauf dem Herrn Ober- Präsidenten Ab⸗ schrift der Petition übersandt und ihn gebeten, mit Rüäcksicht auf den nach Ansicht des Magistrats dessen kommunale Befugnisse nicht über schreitenden Inhalt jene Anweisung zurückzunehmen, Inzwischen aber habe ich die Zurückzlehung der Vorlase wie ich hiermit thue auszusprechen und ersuche Sie ergebenst, dieselbe von der Tagesordnung abzusetzen. Der in diesem Schreiben erwähnte, an den Ober⸗ Bürgermeister Zelle adressierte Erlaß Les Ober ⸗Präsidenten, Staats⸗Ministers Dr. von Achenbach vom 23. d. M. hat folgenden Wortlaut:

Aus der mir soeben zugegangenen Tagesordnung für die Sitzung der Stadtverordneten. Versammlung am Donnerstag, den 25. d. M., ersehe ich, daß dortseits wegen Einreichung einer Petition an den Reichstag in Bezug auf die sogenannte Umsturzvorlage den Stadt⸗ verordneten bereits eine Vorlage gemacht ist, über welche in dieser Sitzung Beschluß gefaßt werden soll. Unter Bezugnahme auf meine diefen Gegenstand betreffende Verfügung vom beutigen Tage O. E. Nr. 5757 1 Ang. —, durch welche Euer Hochwohlgeboren von Auf⸗ sichtswegen angewiesen worden sind, etwaige Beschlüsse des Magistrats wegen elner derartigen Vorlage auf Grund des § 15 des Zuständig keitsgesetzes zu , ersuche ich Euer Hochwohlgeboren ergebenst, gefälligst unverzüglich für die Zurückziebung der fraglichen Vorlage Sorge zu tragen und die Absetzung des Gegenstandes von der Tages ordnung der Stadtverordneten Versammlung herbeizufüßren. Wenn wider Erwarten dennoch der Versuch in dieser Versammlung gemacht werden sollte, einen Beschluß mit Bezug auf die vorerwähnte Gesetz⸗ vorlage herbeizuführen, so ist dem dortseits entgegenzutreten. Ueber das dortseits Veranlaßte ist mir telegraphisch Anzeige zu erstatten.“ Im Verlauf der gestrigen Sitzung der Stadtverordneten erklärte nach dem Bericht der Nat? Ztg. in dieser Angelegenheit der Stadt- verordneten · Vorsteher Dr. Langerhans, daß der Ober⸗Bürger⸗ meister wohl berechtigt sei, eine Vorlage des Magistrats zurück- zuziehen, was ja auch geschehen sei; er sei aber seiner Ansicht nach nicht berechtigt, in die Geschäfte der Versammlung einzugreifen und die m der Angelegenheit von der Tageserdnung zu ver- langen. ie Versammlung werde sich, und er glaube. davon seien wohl alle Stadtverordneten durchdrungen, ihr Petitionsrecht nicht kürzen lassen. Er bitte deshalb, ibn zu beauftragen, eine Petition an den Reichstag gegen die Umsturzvorlage abzusenden. Nach einer kurzen Erwiderung des Ober⸗Bürgermeisters erklärte der Vorsteher weiter: Was die Versammlung jetzt beschließe, habe mit der Magistrats— vorlage garnichts zu thun, sondern sei ein ganz selbständiger Beschluß über ö Antrag, und wenn kein Widerspruch erfolge, so nehme er an. daß die Versammlung damit einverstanden sei. Es erfolgte kein

Widerspruch.

Außerdem wurde in der gestrigen Sitzung von dem Stadt- verordneten Mever J. der Bericht des Ausschusses über die Vorlage, betreffend die Herstellung einer elektrischen Niveaubahn vom Schlesischen Bahnhof bis Stralau erstattet. Der Aus⸗ schuß empfiehlt folgende Beschlußfassung: „Die Versammlung erklärt sich damit einverstanden, daß der Gesellschaft für den Bau von Unter⸗ grundbahnen (Gesellschaft mit beschränkter Haftung), sofern dieselbe den Tunnelbau zwischen Stralau und Treptow in den Dimensionen, wie solche für den Betrieb einer elekrrischen Straßenbahn nothwendig sind, ausführt und sich verpflichtet, den elektrischen Straßenbahnen— Betrieb vom Schlesischen Bahnhof her durch den Tunnel bis zu einer Stelle im Treptower Park bindurch zu führen, prinzipiell seitens des Magistrats, als des Wegeunterhaltungsverpflichteten, die Zustimmung zu der elektrischen Niveaubahn unter folgenden Bedingungen ertheilt werde: a. daß die Unternehmerin sämmtliche Kosten, welche direkt oder indirekt durch die Bauausführung und den Betrieb entstehen, allein trägt, b. 3 die Dauer des Bestehens und des Betriebes der mehrfach

enannten Bahn nur auf so lange bemessen werden soll, als der unnel besteht, fahrbar ist und im Betrieb erhalten wird, C. daß aber, abgesehen von vorstehend b, die Dauer der Zustimmung boͤchstens

40 Jahre beträgt, d. daß die Stadtgemeinde sich vertraglich das Recht

sichert, in gewissen Zeitabschnitten die Bahn erwerhen zu können.

Gleichzeitig genehmigt die Versammlung, daß statt des beabsichtigt

gewesenen ,. auf der Treptower Seite event, eine Rampe an—

gelegt werde. Die Versammlung beschloß ohne Debatte dem An—⸗ trage des Ausschusses gemäß. ( ;

Es folgte alsdann das Referat des Ausschusses für die Vorlage, betreffend die Herabsetzung der Gaspreise. Berichterstatter

war der Stadtverordnete Reichnow. Nach den vom Magistrats⸗ kommissar im Augschuß gegebenen Aufklärungen über die Rechts- verhältnisse der Englischen Gasgesellschaft, hat der Ausschuß beschlossen, der Verfammlung die Annahme folgenden Antrags zu empfehlen: .J. Unter Ablehnung des Magistratsantrags zu ] beschließt die Ver= sammlung wie folgt: a. Die Versammlung verzichtet zur Zeit auf eine Kündigung des mik der Imperial. Continental, Gas. Assoziation unterm 30. Mai 1881 und 6. September 1887 geschlossenen Vertrages unter der Bedingung, daß möglichst vom 1. April, spätestens a vom J. Juli d. J. ab der Preis für das zu anderen als Beleuchtungs- zwecken verwendete Gas auf 10 3 pro Kubikmeter festgesetzt wird; p. die Versammlung ersucht wiederholt den Magistrat, in Er- wägung zu nehmen, ob nicht auch für Küchen, in welchen soge⸗ nanntes gewerbliches Gas verbraucht wird, eine Leuchtflamme zu dem ermähigten Preise von 10 8 pro Kubikaeter gestattet werden soll. II. Die Bersammlung erklärt sich damit einverstanden, daß mit der Imperial Continental⸗Gas⸗-AQ soziation, ansnymen Gesellschaft u London, nach dem Entwurf ein Nachtrag vertrag abgeschlossen werde. III. Die Beschlußfassung über die vom Magistrat beantragte Abänderung der Bedingungen für die Abgabe von Gas aus den städtischen Anstalten behält sich die Versammlung bis zur Berxicht⸗ erstattung des darüber eingesetzten Ausschusses vor. In dem Nach vertrage mit der Englischen Gasgesellschaft hat der 1 überall, entsprechend seinem Abschlusse. statt 336 ͤ/ Rabatt den Preis von 10 3 pro Kubikmeter eingefügt; außerdem zu dem Satz im 5 4: Die Imperigl⸗ Continental Gas- Assoziation gestattet ihrer⸗ feitz der Stadtgemeinde Berlin unter denselben Bedin gungen die Legung von Verbindungsröhren durch das Terri- ltorium der früheren Gemeinden Alt.! und Neu Schöneberg folgenden Passus hinzugefügt: und . Gebiete, in denen die Gesellschaft ein ausschließliches Recht zur Legung von Röhren haben sollte . Ferner hat der Ausschuß folgenden Paragraphen neu ein- gefügt: ‚Die Aufstellung selbstzählender Gasabgeber (Automaten) ist jedem der Kontrahenten nur gestattet, wenn dadurch eine Verbilligung der vereinbarten Gaspreise nicht stattfindet'. Sonst hat der Aus⸗ schuß gegen die vom Magistrat entworfene Fassung des Nachtrags⸗ dertrags nichts zu erinnern gehabt. Nach längerer Debatte wurden die Anträge des Ausschusses bon der Majorität angenommen.

Die Magistratsvorlage, betreffend den Erwerb zweier Flächen des Zoologischen Gartens von zusammen 591 4m zwecks Frei- legung des Bürgersteigs auf der Nordseite des Kurfürstendamms zwischen der Kurfürstenstraße und dem Augusta⸗Victoriaplatz für den an den Königlich preußischen Fiskus zu zahlenden Preis von 389 795,ů72 4, wurde ohne Debatte genehmigt.

Im wissenschaftlichen Theater der Urania wurden gestern Abend vor einem zahlreichen Zuschauerkreise von Dr. med. Neuhauß Photographien in natürlichen Farben und andere wissenfchaftlich interefsante Aufnahmen vorgeführt. Der Vortragende zeigte in etwa zehn selbstgefertigten Aufnahmen, daß es ihm vollständig gelungen ist, nach der von Br. Zenker⸗Berlin bereits im Jahre 1865 aufgestellten, 1891 von einem französischen Gelehrten nutzbar gemachten Theorie Spektren, Blumen, Früchte und lebende Wesen durch einmalige Aufnahmen in ihren natürlichen Farben darzustellen, und jetzte sodann die Schwierigkeiten auseinander, welche einer allgemeinen Anwendung solcher Aufnahmen zur Zeit noch entgegenstehen. Darauf wurden sehr fein ausgeführte Photographien ron Haufen⸗ und Federwolken, sowie von Schnee und Eiskrvstallen sichtbar gemacht und dabei der große Nutzen erklärt, der schon jetzt der Wissenschaft aus den Fortschritten der Photographie durch die früher unmögliche genauere Beobachtung, der olken und der Schneeflocken erwächst. Im zweiten Theil des Vortrags wurden die Zuschauer mit dem sinnreichen Verfahren eines englischen Forschers bekannt gemacht, dem es geglückt ist, mit Hilfe des elektrischen Stroms don sehr schnell bewegten Gegenständen, wie 3. B. Geschossen des Infanteriegewehrs, gute photographische Abbildungen herzustellen. Interessant waren 6 die schon bekannten Aufnahmen kleinster Lebewesen, wie der Cholera⸗, Typhus, Tuberkel-, Aussatz⸗ und Malaria⸗Bakterien, denen zum Schluß nech die Darstellung einiger von den durch Erdbeben vor einigen Jahren zerstörten Natur- schönheiten auf Neuseeland und mehrere humoristische Bilder folgten.

Die Gesellschaft Uranig“ hat in einer außerordentlichen Generalversammlung am 24. d. M. beschlossen, ihr Aktienkapital um 100 000 6 durch Ausgabe von 400 Vorzugsaktien zu 259 „6 zu er höhen. Diesen Aktien sind Dividenden von 30½ aus den zu er⸗

* 5

zielenden Ueberschüssen vorweg zugesichert, Das neus Kapital soll maschinellen und anderen ö , fũr die z . Tauben straße zu errichtende Filiale verwandt werden.

Köln 25. April. Die Stadtverordneten ⸗Versammlung ernannte, wie W. T B. berichtet, in ihrer heutigen Sitzung den Staatz. sekretäͤr des Reichs · Poftamts, Staats ⸗Minister Hr. von Stephan in Berlin, sowie den Geheimen Kommerzien Rath G. von Mevissen und den Appellationsgerichts⸗ Rath August Reichensperger in Köln zu Ehrenbürgern der Stadt Köln.

Laibach, 25. April. sich in der letzten Nacht und im Laufe des heutigen Tages wurde eine Erderschütterung verspürt. Das Vertrauen der Bevölke⸗ rung kehrt wieder. Der Geschäftsverkehr hebt sich, die Gesundheitz. verhältnisse sind normal.

Bu dapest, 26. April. Nachträglichen Berichten zufolge wurden durch das Hochwasser in Süd⸗Ungarn vier Ortschaften ganz oder zum theil vernichtet. Zahlreiche sonen sollen umgekommen sein. Der Schaden wird auf 9 bis 10 Millionen Gulden geschätzt.

Lowestoft, 25. April. Ein Fischer berichtete, er habe einen bereits in Verwesung gerathenen Leichnam aufgefischt. Die in den Taschen aufgefundenen Dokumente lauteten auf den Namen Hentv Hurke; aus denselben gehe hervor, daß Hurke Passagier der Elbe war und sich von Bremen nach Beatrice (Nebraska) begeben wollte.

Arlon, 26. April. Zwischen Barnich und Stexpenich stießen laut Meldung des . W. T. B. gestern Abend zw ei Güter- züge zusammen. Ein Bremser wurde getodtet und fast sãmmtliche Bediensteten auf beiden Zügen verwundet.

Belgrad, 25. Avril. In der letzten Nacht wurde an mehreren Orten der Morawa-⸗Gegend eine heftige Erderichütterung verspürt.

New-⸗Jork, 26. April. Das. R. B. meldet aus Montreal, daß gestern dort eine große Tabackfabrik theilweise vom Feuer zerstoͤrt wurde. Der Schaden beträgt eine halbe Million Dollars. Bei Ausbruch des Feuers entstand eine Panik unter den Tausenden von in der Fabrik beschäftigten Arbeitern und Arbeiterinnen, da die Rettungsapparate nicht benutzbar und die Fenster mit eisernen Schiebern verschlossen waren. Schließlich wurde ein Fenster eingeschlagen, und die Arbeiterinnen begannen, vom vierten Stock auf die Straße zu springen; fünfzig derselben mußten in das Hospital trans⸗ portiert werden, viele trugen tödtliche Verletzungen davon.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Cronberg a. Taunus, 26. April. Die Königin Victoria und die Prinzessin Begtrice sind mittels Sonderzugs um 121½ Uhr hier eingetroffen. Die Kaiserin

riedrich, sowie der Prinz und die Prinzessin Friedrich Carl von Hessen waren zum Empfang am Bahnhof anwesend. .

Ehristia nia, 26. April. (W. T. B.) Eine Mittheilung des Ministeriums Stang fat das Ministerium dürfe nicht nochmals die Verantwortlichkeit für die Provokation einer Entscheidung des Königs bezüglich der noch nicht be⸗ willigten Demisstonsgesuche der Minister übernehmen; die Entscheidung könne erst erfolgen, wenn sich die Möglichkeit der Bildung eines neuen Ministeriums zeige oder wenn absolute Hindernisse gegen das Weiterfunktionieren des jetzigen Ministeriums hervorträten.

Lima, 25. April. (W. T. B) Der Präsident der Republik Ecuador hat sein Amt niedergelegt.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)

t vom 26. April Morgens.

Wetterberi 8

22 * .

scheinlich, nur in den westlichen Gebietstheilen dürfte Abkühlung eintreten.

Deutfche Seewarte. Sonnabend:

3 Atten von 2. Held und M.

40 R.

4 wolkig bedeckt

Stationen. Wind. Wetter.

Bar. auf 0 Gr.

u. d. Meeressp.

red. in Millim. Temperatur in 06 Celsius

50 G.

C K N ß O M

Belmullet.. 764 NNW Aberdeen. 47 R.

Christiansund 755 OSO 1 wolkig Ropenhagen. J54 OSO 3 wolkig Stockholm. 7690 2 Nebel

, w still Nebel

t. Petersbg. 7614 L wolkenlos

Moskau... I60 1 bedeckt

Cork, Queens · 1 2

Cherbourg. J750 wd 1 amburg .. 754 winemünde 754

Neufahrwasser 757

Memel... 758 e ransten.. n heiter

Karlsruhe.. 757 2 wolkenlos

756 heiter

759 3 Regen?)

756 3 bedech )

. 4 Regen?) , . Regen

Breslau... 756 L bedeckt

Ile d Airy. JI57] 5 wostig

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Gaul.

5 wolkig

2 bedeckt

5 wolkig

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3 wolkig Lbalb bed. L beiter

3 bedeckt

Grube.

Niemann.

der lügt!

1 Abends Wetterleuchten.) Nachts Regen— 3) Gestern Gewitter. ) Abends Wetterleuchten. 3) Gestern Gewitter.

Uebersicht der Witterung.

Eine tiefe barometrische Depression liegt über Südschottland, in ihrer Umgebung frische Winde hervorrufend, während das Hochdruckgebiet im Osten wenig verändert ist. In Deutschland ist bei schwachen, meist südlichen Winden das Wetter andauernd warm, im Nordwesten unter dem Einfluß einer nord- ostwärts fortschreitenden Theildepression vorwiegend trübe, im Süden und Osten ziemlich heiter; fast allenthalben haben Regenfälle, vielfach auch n, ,,. statt 2 zu München fielen 2 mm Regen. . der warmen Witterung mit veränderlicher Bewölkung wahr⸗

Excellenz.

Theater⸗Anzeigen.

Königliche Schauspiele. Sonnabend: Opern- haus. 105. Vorstellung. Märchenspiel in 3 Bildern von Engelbert Humper⸗ dinck. Text von Adelheid Wette. vom Ober ⸗Regisseur Tetzlaff. Dekorative Einrichtung vom Ober⸗Inspektor

Dentsches Theater. Sonnabend: Weh dem, Anfang 71 Uhr.

Sonntag, 2 Uhr: Die Weber. 71 Uhr: Das Lumpengesindel.

Montag: Pastor Brose.

Zerliner Theater. Sonnabend: Gastspiel von bach r ine Am Spieltisch des Lebens. Anfang C. Sonntag. 23 Uhr: Der ä Ubr: BGastspiel von Fr. Haase. Die beiden Klingsberg. Vorher? Im Vorzimmer Sr.

Montag: Der Probepfeil.

Kapellmeister Ferron. Anfang 74 Uhr. Sonntag: Der Obersteiger.

Lang en, Gretel, Neues Theater.

In Scene gesetzt

randt. Dirigent:

Sonntag: Die Nervösen.

Anfang 74 Uhr. 111. Vorstellung. Lustspiel in 5 Aufzũgen

l9t. Vorstellung. Taun· Residenz Theater.

112. Vorstellung. Wie die j ; Lustspiel in 4 Ausfügen von Karl . . . 3

Ehe kontrakt.

stãndig neuer Ausstattung:

Dorothea. fang 76 Uhr. Sonntag: Rund um

. et,, , Bentral Theater.

stellungen.

Große Posse mit

Unsere Rentiers.

Friedrich Wilhelmstädtisches Theater. Chausseestraße 25 / 26. Der Obersteiger. eft. Mustk von Carl Zeller. Regie: Herr Unger. D Ermäßigte Preise der Plätze.

Schiffbauerdamm 4a. / 6. Sonnabend: Zum ersten Male: Die Nervösen. Abend. Schluß der 28. Konzert⸗Saison am Schwank in 3 Akten von Victorien Sardou. In ; Kapell⸗ Scene gesetzt von Arel Delmar Vorher: Die meister Weingartner. Die Puppenfee. Panto⸗ Massageknr. Dramatischer Scherz in 1 Akt von mimisches Ballel. Divertissement von Haßreiter und Robert Misch. Anfang 74 Uhr. Musik von Josef Baver. In Scene gesetzt pom Balletmeister Emil Graeb. Dirigent: Musik⸗ Direktor Steinmann.

Schauspielhaus. Male Der Revisor. von Nicolay Gogol, deutsch von Elsa von Scha—⸗ belsky. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Anfang 74 Uhr. Sonntag: Opernhaus. häuser und der Säungerkrieg auf Romantische Dyer in 3 Ballet von Emil Graeb. Anfang 7 Uhr. Schauspiel haus. Alten wage, nfang 71 Uhr.

Vieterien Sard Keri wr een re, J.

von Victerien Sardou. Vorher: Die Massage⸗ n,

kur. Dramatischer Scherz in 1 Akt von Robert Wirth. Saus maun.

Zum ersten Misch. Sonntag Nachmittag: Ferrsol. Montag (31. Abonnements⸗Vorstellung): Die

Nervösen. Vorher: Die Massagekur.

. Blumenstraße Nr. 9. ; artburg. Direktion: Sigmund Lautenburg. Sonnabend: Fer⸗ ften von Füchard Wagner. gaudi s Ehctbatrakt. (Eil ß ia batte] Schteant in 3 Akten von Georges Feydeau, in deutscher Be Anfang 74 Uhr.

Tage: Fernand s von

Theater Unter den Linden. Behrenstr. S5 / 7. Direktion: Julius Fritzsche. Sonnabend: Mit voll⸗ r Ballet in 9 Bildern von Franz

aul und A. M. Willner. Musik von Josef Bever. Der choreographische Theil von Josef Haßreiter. Dirigent: Herr Kapellmeister , Vorher: Dperette in 1 Akt von

Wien.

on Wilhelm Mannstädt und

T S 6 Muftk von Julius Einödshofer. ; rn, Eheater. Semen: Ein Cteiit. nenn he,, uieser Org gen en, , , eg. Sonntag: Niobe. Vorher: Die Generalin.

6. r,, , ,, Bosanstkn.

Adolph Ernst. Theater. Sonnabend; Madame Suzette. Vauderille Posse in 3 Akten von Ordonneau.

Dperette in Mußik von Edmond Audran. In Scene gesetzt von Adolph Ernst. Anfang 71 Uhr.

Dirigent: Herr Sonntag: Dieselbe Vorstellung.

Konzerte.

Konzert Jaus. Sonnabend: Karl Mender Konzert. Letzter Operetten und Walzer⸗

28. April.

Sing Akademie. Sonnabend, Anfang 8 Uhr: Quartett · Abend von JIsachim, Kruse,

J /// ä

Familien ⸗Nachrichten.

Verlobt: Miß Mabel Blakeley mit Hrn. Sec. Lieutenant Söderström (Angermünde). H Verehelicht: Hr. Sec. Lieutenant Barchewitz mit Frl. Frida Crevett (Reisse) Leo Freiherr Lauer⸗Münchhofen mit Frl. Ilsebe don

Klützow (Berlin). . Geboren: Ein Sohn: Hrn. Regierung ˖Assessor Friedrich (Merseburg. Hrn. Reglerungs Rath Pr. Sarre (Magdeburg) . Gestorben: Hr. Oberst-Lieutenant und Poft⸗ direktor a. B. Louis von Normann (Freiburg I. Schles)]. Hr. Symnasial⸗Direktor a. D Dr. Karl Eduard Güthling (Liegnitz) Verw. rau Kreispbyfikus Dr. Florentine Frenzel, geb. liege! (Breslau). Frau von Niebecker, geb. von Michael (Sondershausen). Hr. Korvetten · Kapitãn a. D. r von e,. (Thiessow auf Rügen). Hr. Verwaltungs⸗Direktor Rudolf Cuno (Berlin).

um Wien.

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Dorothea.

Alte Jakobstraße Nr. 30. ö Direktion: Richard Schultz. Nur noch 3 Vor⸗ Emil Thomas a. G.

Benefiz für Bruno Bollmann. Unsere Rentiers. it Gesang und Tanz in 4 Akten

Julius Freund. Anfang 7 Ubr.

DSennatend: Verantwortlicher Redakteur: Siem enroth in Berlin.

Verlag der Expedition (Scholy in Berlin.

Anftalt Berlin Sm., Wil helmstraße Nr. YR. Acht Beilagen (einschliegßlich Böõrsen · Beilage).

W. T. B.“ meldet: Die Lage bessert

zerstückelten Lage für sich

Lberhaupt stattfindet. . Feststellung muß

zum Deutschen Reichs⸗Anz

W 1O0O.

Entscheidungen des Reichsgerichts.

In Bezug auf die Bestimmung des § 12 Abs. 2 des preußischen Gigenthumsermerbsgesetzes vom 5. Mai 1372. Der Eintragung bedürfen nicht die Grundgerechtigkeiten“ hat das Reichs- gericht, V. Zivilsenat, durch Urtheil vom 5. Dezember 1894 eine be⸗ merkenswerthe Entscheidung gefällt, welcher folgender Fall zum Grunde lag: Sch. der Eigenthümer einer Freigärtnerstelle, beanspruchte ein Fischereirecht, wogegen Einspruch erhob, mit der Be— gründung, daß das beanspruchte Recht im Grundbuch der Scholtisei nicht eingetragen sei. Auf die Klage des Sch. wider R. erkannte das Berufungsgericht nach dem Klageantrage, indem es annahm, daß das Recht die Eigenschaft einer Grundgerechtig keit habe und des balb zu seiner Wirksamkeit gegen Dritte der Eintragung nicht bedürfe. Die Revision des Betlagten wurde vom Reichsgericht zuruckgewiesen, indem es begründend ausfũbr te: . Das e nn, verkennt nicht, daß nicht jedes mit dem Besitz eines Grundstücks verbundene, also subjektiv dingliche Nutzungsrecht an einem fremden Grundstück eine Grundgerechtigkeit ist, ka vielmehr nur diejenigen Rechte als solche angesehen werden können, die dem Interesse des Grundstücks selbst dienen, nicht bloß dem Besitzer desselben zum Vortheil gereichen.. . Im vor—⸗ liegenden Fall t aber der Berufungsrichter davon aus, daß die Fischereigerechtigkeit als Pertinenz mit der Gärtnerstelle in Verbindung

eseßt worden, und folgert weiter, daß dies im Interesse der Stelle geschehen sei. Es sollte, da die Stelle bei ihrer Kleinheit und ; allein kaum die Ackerwirthschaft ver⸗ lohnte, dem Besitzer die Möglichkeit gewährt werden, neben der Landwirthschaft die 53 zu betreiben, um dadurch die zur Erstreitung der Unkosten des Ackerbaues, der Lasten und Abgaben der Stelle und des Unterhalts für sich, seine in der Ackerwirthschaft und Viebzucht m Familie und etwaige Wirthschaftshedienstete mit, zugewinnen. Der Berufungsrichter nimmt also an, daß die einst von der Gutsherrschaft ausgethane Freigärtnerstelle durch die Verbindung mit dem Fischerrecht erst LIebensfähig gemacht werden sollte. Diese Annahme als eine auf Schlußfolgerung beruhende Fest⸗ stellung des Willens des Konstituenten der Seroitut entzieht sich dem Angriffe der Revisien. Rechtsgrundsätzlich aber steht nichts entgegen, auf Grund dieser Feststellung die Stelle selbst als das berechtigte Subjekt der mit ihr verbundenen Fischereigerechtigkeit im Sinne des 5 12 1 22 des Allg. Landrechts anzusehen. ( 25/94.)]

Nach Art. 354 des Handelsgesetzbuchs hat der Verkäufer, wenn der Käufer mit der Zahlung des Kaufpreises im Verzuge und die Waare noch nicht übergeben ist, die Wahl, ob er die Erfüllung des Vertrages und Schadensersatz wegen verspäteter Erfüllung ver⸗ Langen, oder ob er statt der 5 Waare unter Beobachtung der Bestimmungen des Art. 343 für Rechnung des Käufers verkaufen und Schadensersatz fordern, oder ob er von dem Vertrage ab⸗ geben will, gleich als ob derselbe nicht geschlossen wäre. In Bezug auf diese Bestimmung hat das Reichsgericht, I. Zivilsenat, durch Urtheil vom 15. Dezember 1894 ausgesprochen, daß der Verkäufer, falls er statt der Erfüllung Schadenserfatz wählt, nicht ohne wirkliche Realisierung der Lieferung und des Verkaufs nach Art. 343 den Schaden in abstracto, d. h. den ihm entgangenen Gewinn, den er bei Ausführung des Geschäfts mit dem Käufer ge⸗ habt haben würde, einklagen kann. .. . Auf Grund des Zablungs— verzuges konnte die Klägerin nur in Gemäßheit des Art. 354 des DS. G.-B. vorgehen, also, wenn sie nicht ven dem Vertrag abgehen oder Erfüllung begehren, sondern Schadensersatz in Anspruch nehmen wollte, solchen nur nach Vornahme und auf der Grund⸗ lage des Selbsthilfeverkaufs (Art. 343 H.-G. B.) berechnen, mithin die Differenz zwischen dem Kaufpreis und einem etwaigen Mindererlsöse bei Selbsthilfeverkauf, sodann Verzugszinsen vom Kauf⸗ vreis vom Zahlungstermin ab, Erfatz der Versteigerungèskosten, Provision u. s. w. einfordern. Ein weiterer Rechtsbehelf stand ihr daneben nicht zu; sinsbesondere war es unzulässig, ohne wirkliche Realisierung der Lieferung und des Verkaufes nach Art. 343, den Schaden in abstracto, d. h. den ihr entgangenen Gewinn, den sie bei Aus⸗ führung des Geschäfts mit der Beklagten gehabt haben würde, einzu⸗ klagen. (215/94).

Entscheidungen des Ober⸗Verwaltungsgerichts.

Nach dem Gesetz vom 26. Februar 1877 kann, wenn Ge— meindewege oder Landstraßen infolge des Betriebes von Fabriken, Bergwerken ꝛ. in erheblicher Weise dauernd ab- genutzt werden, auf den Antrag derjenigen, deren Unterhaltungslast durch solche Unternehmungen vermehrt wird, den Unternehmern nach Verhältniß dieser Mebrkosten ein angemessener Beitrag zu den Kosten der Unterhaltung des betreffenden Weges auferlegt werden. In Bezug auf diese Bestimmung hat das Ober—⸗ Verwaltungsgericht, TV. Senat, durch Urtheil vom 14. November 1394 folgende Sätze ausgesprochen: ö

1 Die Mehrkosten, nach deren Verhältniß zu den Gesammt⸗ Unterhaftungskosten den Unternehmern beitragepflichtiger Betriebe ein angemessener Beitrag auferlegt werden kann, sind die Kosten, welche durch den gesammten Fuhrverkehr der beitragspflichtigen Betriebe als Folge der Abnutzung erwachsen; um diesen gesammten Betrag wird die e, , . des Wegebaupflichtigen gegenüber dem Nichtbestehen des Betriebs vermehrt. Wenn der Betrieb eine solche Ausdehnung hat, daß durch denselben Gemeindewege oder Land⸗ straßen dauernd in erheblicher Weise abgenutzt werden, ist mit dem Betriebe als einem Ganzen zu rechnen, es kann dann nicht wischen einem nicht beitragspflichtigen und einem beitragspflichtigen Theil des Betriebs unterschieden werden. . ö

2) Die Beitragepflicht eines Unternehmers ist bezüglich jedes einzelnen von ihm benutzten Weges gesondert zu ermitteln, und die Zusammenrechnung der Abnutzung mehrerer Wege, wenn auch deren Unterhaltung demselben Wegebaupflichtigen obliegt, entspricht nicht dem Gesetz; ist die Abnutzung eines dieser Wege für sich ge— sondert eine unerhebliche, so kommt demnach dieset Weg für die Beitragspflicht des Unternehmers garnicht in Betracht. Der Brauereibesitzer W. zu N. (Provinz Hannover), welcher beim Vertrieb seines Bieres drei vom Tandkreise Göttingen zu unterhaltende Landstraßen befährt, ist zur Zahlung eines Beitrags bon 246 6 zu den Unterhaltungskosten der drei Landstraßen für, das Jahr 18592593 aufgefordert worden. Der Landkreis, Göttingen folgerte die Erheblichkeit der Abnutzung aller drei Straßen durch die Vekturanz des W, indem er letztere mit 122 476 Kilom. Zentnern der Gesammtvekturanz mit 5 911 199 Kilom. Zentnern gegenüberstellte. Diese Gegenüberstellung erachtete das Ober⸗ Verwaltungsgericht (auf die Klage des Landkreifes G. wider W. und sodann auf die Berufung des Klägers) für ungerechtfertigt, indem es den oben hervorgehobenen Rechtsfatz aussprach und dementsprechend weiter ausführte. Dem gemäß war für jede der drei Straßen gesondert zunächst festzustellen, 26 eine erhebliche Abnutzung durch die Fuhren * ,

ezũgli e Straße G. —=- HS. unbeden zu Gunsten des Beklagten troffen werden, dessen Antheil an der Gesammtvekturanz noch nicht

oo beträgt. Aber auch bie Abnutzung der Landstraße U. bis B.

durch die Fuhrwerke des Beklagten noch nicht 15610 der Gesammt—

Erste Beilage

Berlin, Freitag, den 26. April

vekturanz kann für eine erhebliche nicht erachtet werden. Es bleibt dann nur nech die Landstraße M. bis W. Bei dieser betrãgt der Antheil des Beklagten nach seinen eigenen Angaben circa 113, also über 300 der Gesammtvekturanz. Ein selcher Antheil ist zu Gunsten des Klägers für erheblich zu erachten. Demnach ist nur festzustellen, ob derjenige Beitrag, welchen der Kläger für die Landstraße M. bis W. vom Beklagten fordert, angemessen ist ... ( V 1364)

Literatur.

Geschichte.

K. Neues Lausitzisches Magazin. Herausgegeben von Dr. Richard Jecht. 75. Bd., 2. Heft. Görlitz, Tzschaschel. 1894. Imhm verliegenden Heft behandelt der Herausgeber die Gründung der Stadt Görlitz. Er setzt die Gründungszeit um 1200 an, also in eine Epoche, da die deutsche Kolonisation des Ostens wieder einen großen Aufschwung nahm und Schaaren deutscher Auswanderer in die unkultivierten Slabenländer strõmten. Die Stadt wurde als Kaufmanns⸗ stadt gegründet: Großhandel, Tuchindustrie und Brauerei sind die ersfen Beschäftigungen von Bedeutung, die wir dort finden, und bald begann auch ein lebhafter Marktverkehr; der Ackerbau hatte da.; gegen anfangs gar keine Wichtigkeit für das Gemeinwesen, und erst in späterer Zeit erwarb die Stadt eine größere Feldflur. Ungefähr in dieselbe Zeit zurück führt uns W. von Bötticher mit seiner Schilde⸗ rung der agrarrechtlichen Verhältnisse einiger wendischen Dörfer unter bischöflich meißnischer und später Kurfürstlich sächsischer Herrschaft. Er führt darin aus, daß bei der Eroberung des Landes durch die Deutschen nicht alles Land an deutsche Dienstmannen vergeben worden ist, sondern nicht selten auch wendische Adlige und Bauern gegen Entrichtung gewisser Abgaben auf ihren Gütern be⸗ lassen worden sind. Zu erwähnen ist dann noch die von Eitner verfaßte Biographie des Freiberrn Adolf Traugott von Gersdorff, der, 44 als Sohn eines sãchsischen Offiziers geboren, sich dem Studium der Naturwissenschaften widmete und als ein Mitbegründer der Lausitzer Gesellschaft der Wissenschaften anzusehen ist, für die er große materielle Opfer brachte.

Von anderen lokalhistorischen Zeitschriften seien noch genannt die „Mittheilungen des Vereins für Lübeckische Geschichte und Alterthumskunde“ (Lübeck, Schmersahl), die in ibren kleinen, zweimonatlich erscheinenden Heftchen allerlei kleine Beiträge und Erzählungen kulturhistorischen Inhalts bringen.

ff. Neues Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichts kunde. 20. Band, 2. Heft. Hannover und Leipzig. Hahn, 1895. Im erfsten Aufsatz dieses Hefts liefert Wilhelm Gundlach einen Beitrag zur Geschichte der Urkundenfälschung im Mittelalter. In einer früheren Arbeit hatte er den Nachweis unter⸗ nommen, daß zu Beginn des 12. Jahrhunderts auf Veranlassung des Erzbischofs von Vienne eine Anzahl von Urkunden und Briefen ge⸗ fälscht worden sei, wogegen indessen zwei nambafte französische Ge— lehrte Widerspruch erhoben. An dieser Stelle nun wendet sich Gundlach gegen ihre Ausführungen und hält seine An—⸗ schauung voll aufrecht. Ein ähnliches Thema behandelt Wilbelm Erben in einem Nachtrage zu dem von ibm berausgegebenen zweiten Bande der Diplomata in den Non. Germ. Hist. Er führt aus, daß eine Urkunde, die lange Zeit dem Kaiser Otto IV. zugeschrieben worden ist, von Otto III. berrübrt, und daß ein Schreiben Otto's III. an den Abt Kerhard von St. Gallen. der darin wegen Beschwerden seiner Mönche über ihn zur Rechenschaft gezogen wird, unecht ist. Ferner sind zu erwähnen der Anfang einer größeren Studie über thüringische Geschichtsquellen von Holder ⸗Egger und der Bericht von Jakob Schwalm über seine Reise nach Holland, Belgien und dem Riederrhein, worin er über die Sammlung des in den Monumenten“ verarbeiteten Materials referiert.

Gesetze, Verordnungen re.

Schon in dritter Auflage ist im Verlage von J. Guttentag in Berlin das preußische Ein kom mensteuergesetz vom 24. Juni 1891 erschienen. Die gegenwärtige, vom Regierungs. Rath A. Fernow in Frankfurt a. O. bearbeitete, mit zablreichen kurzen Erläuterungen verfehene Ausgabe ist beftrebt, durch Hinweis auf die inzwischen er⸗ gangenen ministeriellen Anweifungen und Erlasse, namentlich aber auch durch umfassende Berücksichtigung der für das Verständniß des Einkommensteuergesetzes so überaus wichtigen Entscheidungen des Königlichen Ober ⸗Verwaltungsgerichts den Inhalt des Gesetzes so vorzuführen, wie er sich gegenwärtig darstellt. Eine übersichtliche Tabelle, welche den neuen Steuertarif entbält, und ein genaues Sach= register erleichtern noch wesentlich die Benutzung des Buches. Die Tage der Steuerveranlagung für das laufende Jahr sind zwar vor. über, aber gleichwohl wird sich mancher Steuerpflichtige veranlaßt fühlen, einen Blick in das Gesetz zu thun. Die billige Guttentag'sche Ausgabe (Preis 1 6) ist für solche Zwecke sehr geeignet.

Rechts und Staatswissenschaft.

Verfassung des Deutschen Reichs. Mit Erläuterung und Kommentar von Dr. Adolf Arndt. Ober. Landesgerichts Rath und Pro⸗ fessor der Rechte an der Universitãt Halle a. S. 8. S. 339. Berlin, J. Guttentag. Im Gebiet des Staatsrechts ift der Verfasser nament⸗ fich wohlbekannt durch feine Ausgabe der Verfassang für den preußischen Staat (bereits 3. Auflage) und durch sein Vererdnungsrecht !. Dem vorliegenden Kommentar ist eine übersichtliche Darstellung der Ent— stehung des Norddeutschen Bundes und der Erweiterung desselben zum Deutschen Reich vorangeschickt (S. 31 62). Die Erläuterungen zu den einzelnen Artikeln der Verfassung ttagen den Meinungen der verschiedenen Rechtslehrer gleichmäßig Rechnung, und es wird darauf eine bestimmte selbstãndige Ansicht entwickelt. Wenn die Arbeit zunächst für den JZadörerkreis an der Universität bestimmt sein dürfte, so wird dieselbe doch auch in weiteren Kreisen An⸗ , , finden, zumal der Verfasser überall dereäht ist, jedem Partei⸗ standpunkt durch Anfũührung der Ansicht seines Vertreters gerecht zu werden. Im selben Verlage erschien in der bekannten Sammlung preu⸗ ßischer Gesetze das Allgemeine Serggesetz? vom 24. Juni 1865/1892 mit erläuternden Anmerkangen ven Ernst Engels, Ober⸗Bergrath, Mitglied des Reichstags und des Hauses der Abge⸗ ordneten. (2. Aufl. Pr. 1,60 6) Vervorgeboben sei, daß darin die verschiedenen Gesellschaftsformen in Vergleich gestellt sind und daß der neuen Steuergesetzgebung besondere Aujmerksamkeit gewidmet ist.

Zivilprozeßordnung und Gerichtsverfassungs—⸗ gesetz für das Deutsche Reich nebst Einfübrungsgegetzen. Mit Kommentar und Anmerkungen herausgegeben von Pr. G. von Wilm owski, Gebeimem Jufti Rath, und M. Levy. Justiz⸗Rath. Siebente vermehrte und verbesserte Auflage. Franz Vablen, 1895. Berlin W., Mohrenstr. 13514. Von dieser neuen Auflage des Werk liegen Tief. Ibis 3 (Bogen 1— 39) vor, umfassend die S5 1 - 377. Der Erfolg, den das Werk bisher gehabt bat, ist ein wohlbegrün⸗ deter, und es dürfte kaum eine preußische Gerichts. oder Anwalts stube zu finden fein, wo dieses unentbehrliche Handbuch fehlte. Es ift erfreulich, daß der Altmeister der Kemmentatoren, Herr Geheimer Rath Pr. von Wilmowski mit Rührigkeit an diesem Werk weiter arbeitet, wenn er sich jetzt auch von den Geschäften zurũckgezogen hat. Das rasche Forterscheinen des Werks ist gesichert.

Biographie.

Als 12. Band der Biographien⸗Sammlung Geisteshelden“

erschien im Verlag von Ernst Hofmann und Co. in Berlin SW. :

eiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

1895.

„Freiberr vom Stein“, von Dr. Friedrich Neubauer (2iß Seiten Großoktav; Preis im Abonnement 3 „, im Einzelbezug 3 4 60 .). Dieser preisgekrönte Band enthält das Lebensbild des größten deutschen Staalsmannes aus der Zeit der Befreiungskriege. Eine Reihe wichtiger Publikationen der letzten Jahre haben, wie überhaupt über jene Periode, so insbesondere über die politische Thätigkeit des Freiherrn vom Stein neues Licht verbreitet. Auf Grund derselben entrollt der Verfasser in anschaulicher Weise ein Bild von den Zuständen, welche sich Stein darboten, den Zielen, welchen er als Staatsmann nachstrebte, den Kämpfen, welche er als Diplomat durchzufechten hatte und die ibm viele große Erfolge, freilich auch manche schwere Enttäuschung bereiteten. Freiberr vom Stein erscheint in dieser Darstellung als ein politischer Charakter, der, fremd allem Kleinen, stets die höchsten Ziele verfolgte, als national ge⸗ sinnter Deutscher, der in Zeiten der Erniedrigung den Gedanken der deutschen Einheit zu fassen wagte, als großer Sozialpolitiker, dessen Schöpfungen zu den Grundsteinen gehören, auf welchen unser Staats⸗ wesen aufgebaut ist. Der Band bildet eine werthvolle Bereicherung der bekannten Biographiensammlung und ist Freunden einer gediegenen geschichtlichen und staatswissenschaftlichen Lektüre wohl zu empfehlen. . Literaturgeschichte.

Schiller's Briefe. Kritische Gesammtausgabe, herausgegeben und mit Anmerkungen versehen von 566 Jonas. Deutsche Verlagsanstalt. Stuttgart, Leipzig. Berlin, Wien. Von Lieser Briefsammlung liegt nunmehr Bd. V vor, umfassend die Briefe Schiller's aus der Feil vom 2. Juli 1796 bis 31. Dezember 1798. Auf S. 457 576 werden werthvolle Erläuterungen sprachlicher und geschichtlicher Art geboten. Geschmückt ist dieser Band mit den Bild⸗ nissen von Schiller (nach der Büste von Dannecker), von Minna Körner, Dora Stock, Wilhelm von Humboldt. Möchte diese Briefsammlung in Anerkennung der opferbereiten Thätigkeit der Verlagsbuchhandlung weite Verbreitung finden! Auch sollte das Werk in keiner Gymnasial Bibliothek? fehlen. Da wir in Schiller einen Führer im Reiche idealen Fühlens und Denkens verehren, sind seine Briefe eine unschätzbare Ergänzung seiner Werke; wer diese besitzt, sollte jene nicht entbehren. Der geringe Preis von 22 3 für das

ft gestattet auch dem weniger Bemittelten die Anschaffung dieser riefsammlung, die zudem in ihrer eleganten Ausstattung eine Zierde jeder Bibliothek bildet. . Technik.

Katechismus der Baukonstruktionslehre. Mit beion— derer Berücksichtigung von Reparaturen und Umbauten. Von Walther Lange, Direktor des Technikums zu Bremen. Dritte, vermehrte und verbesserte Auflage. Mit 343 in den Text gedruckten und einer Tafel Abbildungen. In Original⸗Leinenband 3 M 50 4. Verlag von J. J. Weber in Leipzig. Das kleine Buch berücksich⸗ tigt in dem durch den Titel bezeichneten Rahmen alle Fächer des Bauhandwerks, insbesondere die Maurer⸗, Zimmerer und Schlosser⸗ konstruktionen. In Wort und Bild wird somit ein Werk geboten, das nicht allein den Fachgenossen, sondern auch Bauherren and Grundstücksbesitzern als Hilfsmittel willkommen sein dürfte.

. Verschiedenes.

Im Verlage von A. Nugel in Gera hat C. Sieglitz eine kleine Schrift unter dem Titel Die Goldwährung und ihr Einfluß auf unser Erwerbsleben erscheinen lassen, in welcher er die bestehende deutsche Währung bekämpft und sich für den Ueber—⸗ gang zur internationalen Doppelwährung ausspricht. Der Verfasser, der felbst im Erwerbsleben steht, sucht seinen Standpunkt durch die Erscheinungen des Wirthschaftslebens zu vertheidigen, indem er aus⸗ führt, daß die wirthschaftlichen Schwierigkeiten, mit welchen unsere Landwirthschaft kämpft, und der Rückgang des Exporthandels mit den Silberländern hauptsächlich durch die Einführung der Goldwährung hervorgerufen seien.

Der kranke Hund. Ein gemeinverständlicher Rathgeber für Hundebesitzer, insbesondere für Jaͤger. Von Thierarzt Dr. O. Hilfreich. Mit acht Abbildungen im Text. Verlag von J. Neu. mann in Neudamm. Preis 1 4 Dieses kleine. Werk enthält nicht nur eine vollständige Beschreibung der einzelnen Krankheitsbilder, sondern lehrt auch auf systematischem Wege, wie der Laie kranke Hunde zu untersuchen hat, und wie er auf. Grund seines Untersuchungsbefundes die Krankheit schnell und richtig er⸗ kennen kann. Ein besonderes Kapitel ist dann der Pflege kranker Hunde gewidmet. In engem Rahmem wird hier alles Wissenswerthe für den Hundebesitzer und so viel Beachtenswerthes für die Pflege, Haltung und Wartung des Hundes überhaupt dargeboten, daß jeder- mann, der einen Hund sein eigen nennt, in erster Linie aber der vom Thierarzt weit entfernt wohnende Landwirth und Forstmann das Buch gern erwerben und studieren wird.

Zeitschriften.

Friedreich's Blätter für gerichtliche Medizin und Sanitätspolizei, welche unter Mitwirkung der Professoren Dr. L. A. Buchner und Dr. H. von Ranke, des Ober⸗-Medizinal⸗ Raths Dr. J. von Kerschensteiner und des Professors an der Universität Wien Dr. Freiherrn von Krafft Ebing vom Landgerichts Arzt Professor Dr. Otto Messerer herausgegeben werden (Verlag der Fr. Korn schen Buchhandlung in Nürnberg), bringen im zweiten 8. des 46. Jahr- gangs folgende Abhandlungen: Untersuchung wegen Verdachts des Gift mordes. Tod durch Eklampsie. Sarggeburt. Gutachten des Medizinal- Comités München, mitgetheilt von dem Referenten Professor Dr. S. von Ranke, Direktor des Kinderspitals zu München. Die Wohngebäude im Bezirksamt Wolfstein (Bayerischer Wald). Eine hogienisch⸗ praktische Studie von Pr. Karl Vanselow., Bezirksarzt in Wolfstein Freyung. (Schluß.) Chronische Belladonna. Vergiftung. Mit.

etheilt von Pr. Müller, Landgerichts. Arzt in München. Die Ce re gh e des Bezirksamts Günzburg und der Stadt Günzburg in hygienischer Beziehung. Eine statistische Studie von Dr. Waibel. Bezirksarzt in Günzburg. Untersuchungen über den Phosplorgebalt der Zündhölzchen. Von Dr. A. Smita in Wien. Gin Fall von Anencephalus traumaticus. Von Dr. Graßl, Arzt in Vilsdofen. Den Schluß bilden Referate und Rezensionen.

Von der Zeitschrist Der Zoologische Garten.; (Redaktion und Verlag von Mahlau u. Waldschmidt in Frank⸗ furt a. M. erschien soeben Nr. B des XXXVI. Jahrgangs für 1895 mit folgendem Inhalt: Zähmungsversuche mit Wildziegen; von Bernh. Langkavel. Aus dem Leben der Spinnen; von Dr. C. Müller. Die Neubauten im Moskauer Zoologischen Garten; von C. Greys. (Mit einer Abbildung.) Ueber die javanischen Wild⸗ schweinarten sowie über Nyctochoerus hassama Heuglin; von e . Dr. A. Nehring in Berlin. (Mit 2 Abbildungen. Zur

eschichte der vin been fen, von Dr. A. Hammeran. (Fortsetzung.) Korrespondensen. Kleinere Mittheilungen. Literatur. Eingegangene Beiträge. Bücher und Zeitschriften. . Zeitfchrift für Hppnotismus, Suggestions— therapie, Suggestionslehre und verwandte psycholegsche orfchungen, herausgegeben von Dr. J. Greßmann, Berlin. ermann Brieger, Berlin. Aus dem Inhalt der Lfte 3. 4 III. Jahrgangs seien folgende Beiträge hervorgehoben; Tod durch Vorstellung, Dr. Aadelmann - Saal a. S.: Pspchotberapie ven Pr. v. Renterghen und Dr. v. Geden⸗Amsterdam; Funktionelle Gehirn. störungen von Dr. S. Landmann⸗Fürth.