1895 / 108 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 06 May 1895 18:00:01 GMT) scan diff

der kn d d achtige Stoff zu tiefster musikalischer Illustration ] zu verleihen; aber in dem Zuspruch an ihren Helden, auch dem Tode Uüberwiesen Ihre Majesläten der n ,,, . ,,

heraus. Eigentlich sind es nur zwei große Scenen, die uns vorgeführt : en Ar k des werden, zwischen denen 30 Tal. liegen. Zwei Brüder, , Schmerzes, der ihr in diesem qualvollen Augenblick nicht hätte fremd und Mathiag, angestellt im Kloster St. Othmar (Nieder-Oesterreich, sein sollen. Auf die Besetzung der kleineren Rollen war nicht lieben Martha, 1 Nichte des Justitiars. Diese erwidert die Zu⸗ genügende Sergfalt verwendet; es machte sich Unsicherheit und neigung Mathias!“ und weist den heuchlerischen Johannes (Bariton: unklares Erfassen der darstellerischen Aufgaben bemerkbar. err ul energisch ab. Er rächt sich, indem er dem Vorgesetzten Zentral⸗-Theater. des Mathias, dem Justitiar, von dem Verhältniß der beiden Mit der Oyerette Figaro bei Hof‘ (. Roccocco“) von Bohr Kunde giebt. Zornig kündigt. dieser sofort Mathias die mann Riegen, Muͤfik von A. Milter? Rorden, wurde unter artistischer Leitung des Herrn Adolf Brakl vom Königlichen ;

Stellung. Um von seiner Geliebten Abschied nehmen zu können, bestellt er sie durch ihre Freundin Magdalene (Alt: Frau Goetze) Gärtnerplatz Theater in München am Sonnabend eine kurje Die Musik des bisher in be

. ' Erste Beilage zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Stants⸗Anzeiger.

* 108. Berlin, Montag, den 6. Mai

r

Nachts um 11 Uhr in eine entlegene Laube. Hier belauscht Johannes die beiden, und sinnlos vor Grimm, zündet er die nahe Kirche an, um den Verdacht auf Mathias zu lenken. Durch den Feuerlärm auf⸗ Bauern ergreifen ihn jedoch, und da der Justitiar in der Anlegung des Brandes einen Racheakt sieht,

wird Mathias zu zwanzig Jahre schwerer Kerkerbaft verurtheilt. Wasser. Der

gescheucht, will Mathias fliehen.

Martha stürzt sich vor Verzweiflung in das zweite Akt spielt 3 r inzwischen aus der Haft entlassen, findet keine wandelt, das Evangelium in der . die Stadt. Hier trifft er Magdalena und sieht au

auf dem Sterbebette wieder. In einer erschütternden Scene, durch die ein Hauch erhabener Religiosität geht, verzeiht Mathias dem Ster—

n dem ‚Evan⸗ gelimann“ eingeübte Lied singen: „Selig sind, die Verfolgung leiden um der Gerechtigkeit willen; denn ihrer ist das Himmelreich.“

benden, während Kinder vor dem Fenster das ihnen vr

Die musikalische Behandlung dieses Stoffs zeugt abung. Allerdings fehlt ihr ein eigenes, originelles

athos der dramatischen Musik hat bei Kienzl nur wenig Nuancen, wenn diese auch mit zwingender Gewalt das Herz ergreifen, wie die Die Erfindung von Me—⸗ lodien fließt spärlich, und ab und zu verdeckt eine dichte und schwere Instrumentation nur einen kärglichen Kern, ja einmal in dem Liede ‚O schöne Jugendtage“', das Frau Goetze meister⸗ Dafür erhebt sich aber die komische Volksscene im ersten Akt zu einer Höhe, an welche

Erzählung des Mathias im zweiten Akt.

haft vortrug nur Trivialitäten.

sich keine Einschränkung heranwagen darf. Wie das

Zitterbart (Tenor⸗Buff o: Herr Lieban) der Mittelpunkt allgemeiner Hänselei ist und schließlich in einem prächtigen Liede apostrophiert wird, das war musikalisch eine Leistung ersten Ranges. Freilich wurde die Oper auch in einer Aufführung dargeboten, die dem König

lichen Opernhause zur Ehre gereicht. Das Orchester

Dr. Muck mit gewohnter Tüchtigkeit, und die Leistungen der Herren Bulß, Sylva, Lieban und Philipp, desgleichen die der Damen Pierson und Goetze regten das Publikum zu wärmsten Beifallsbezeugungen an. Alles in allem, es war ein Abend, der dem Hause und seinen Im

Traditionen würdig entsprach. Deutsches Theater.

Heinrich von Kleist's Schauspiel Prinz Friedrich von wem rg. ging am Sonnabend neu einstudiert in Scene. Die att

itelrolle hatte, wie früher, Herr Kainz übernommen, in vergangenen Tagen, eine mächtige Wirkung erzielte.

verkörperte den schlafwandelnden jungen Prinzen, der traumverloren und kühn nach Heldenruhm und zartem Liebesglück greift, die ihm aber erst nach einem leidvollen Gange an den tiefen Schatten des Todes vorbei zufallen sollen, mit ebenso feinfühliger wie leiden⸗ schaftlicher Empfindung. Von sorgloser Daseinsfreude und ungestümer

Liebessehnsucht ganz erfüllt war er in der Scene der welcher er, wie geistesabwesend, nur mechanisch folgt

Trumpf spielte der Künstler wieder in der nächtlichen Unterredung mit der Kurfürstin aus, als er zu ihren Füßen verzweifelnd um das Leben fleht, das er durch sein ungestümes Vorgehen in der Schlacht Das ursprüngliche, naive Schaudern vor dem Tode, der wilde Schrei des jungen Herzens nach der süßen Gewohnheit des Daseins ist kaum je ergreifender und menschlicher wiedergegeben worden. Neben dieser Leistung des Herrn Kainz konnte sich nur noch die des

verwirkt hat.

Herrn Nissen als Kurfürst vollwerthig behaupten.

ungesuchte Majestät des Wesens stand in Harmonie mit dem Gefühl der Kraft, Gerechtigkeit und Milde, die aus seinen Worten sprachen. Der alte Kottwitz des Herrn Pittschau reichte bei weitem nicht an die prächtige Figur heran, die Herr Dr. Pohl seiner Zeit aus dem

. es fehlte diesmal die Ursprünglichkeit des Wesens, welche die Vereinigung des bärbeißigen Aeußern mit dem kindlich weichen Gemüth so rührend erscheinen läßt. Frau Schmitt lein, welche die Kurfürstin gab, strebt stets nach Einfachheit und nach Natur, aber ihr Organ und ihre Begabung weisen sie mehr auf das bürgerliche Element im modernen Stil als auf das klassisch⸗ romantische hin. Fräulein von Lazar vermochte der liebenswürdigen Natalie von Oranien Anmuth, zarte Empfindung und auch Schelmerei

alten Haudegen s

30 Jahre sräser in Wien.

Hand, als „Evangelimannz durch seinen Bruder an des Inhalts zeitweise binwegzutäuschen. war die Darstellung, bei welcher in erster Linie Herr Adolf Brakl 1 Gut unterstützt wurde er durch die hier

bereits bekannte Sängerin m n Welden (als Gattin Beaumarchais“) ortrag und ihre schöne Stimme gefiel. Als

eine stimmbegabte und gut geschulte Künstlerin erwies sich ferner

Mathias, Arbeit und

als Beaumarchais

die durch ihren natürlichen

von hoher Be—

Gesicht. Sas Fräulein Prossi in der Rolle der

erkennung fand auch Frau Lechner

gisseur u. bedacht.

Schneiderlein

dirigierte Herr

Vle spielt die Adelheid. Die übrigen . n,. gegeben: Conrad Bolz: Lotte: Fr. Hertzer, Schmock: Herr Vollmer. Herr TIntendant Prasch,

Paloleausgabe, Den böchsten

Die einfache, seine fünfte Generalversammlung

berangezogenen Hilfskräften.

Männer (157) um das Zehnfache. 272 gepflegt.

Operetten⸗Saison erfolgreich eröffnet. Berlin unbekannten Werks ist durchweg ansprechend und temperament⸗ voll und genügt namentlich in dem Uhren⸗, dem Walzer⸗ und dem Mondscheinlied, sowie in dem Harfenguinteit auch höheren Ansprüchen. Die außerordentlich geschmackvollen Dekorationen, die im zweiten Akt einen prächtigen, mit kunstvollen Springbrunnen geschmückten Gesellschaftssaal zeigen, erhöhten die Wirkung des Stücks, während der an die Memoiren des französischen Dramatikers Begumarchais anknüpfende Text ziemlich dürftig ist. Nur durch eine große Zahl, zum theil allerdings uter Witze vermochte es den Zuschauer zu unterhalten und über die

komische Alte. Von den Mitgliedern des Zentral-Theaters wirkten die Herren Helmerding und Müller mit. Beiden gelang es durch ,,. 96 9. 3 , ,,, e. . e,. ziehend wie möglich zu gestalten. as Orchester hielt sich gut, die ] : 6. [6 d

. waren vortrefflich eingeübt. Darsteller, Komponist, Re. die Inschrift; Ein feste Burg ist, unser Gott“, und an dem

Im Königlichen Opernhause gelangt morgen Mozart's Zauberflöte“ unter Kapellmeister Weingartner's Leitung zur Auf⸗ führung. Herr Naval vom Frankfurter Opernhause 1 sein Gastspiel als Taming fort. Die übrigen Rollen sind wie folgt Fräulein Hiedler, Sarastro: Herr Mödlinger, Königin der Nacht: Frau Herzog, Papageno: Herr Krolop, Drei Damen: Fräulein Kopka, Fräulein Rothauser, Frau Lammert, Ei 1 kute 1yr Drei Genien: Damen Weitz, Deppe, Erdstoß mit unterirdischem Geräusch. Philipp, Geharnischte: Herren Krasa, Kruger.

Königlichen Schauspielhause wird morgen zum Ge⸗ dächtniß Gustav Freytag's das Lustspiel ‚Die Journalisten“ gegeben. Die Aufführung wird mit einem von Otto Franz Gensichen gedichteten

Prolog (gesprochen von Fräulein Poppe) eingeleitet. Frau Clara Meyer Hauptrollen werden von folgenden

lein, Ida: , . von Mapburg, Pievenbrinck: Herr Oberländer, chramm, Oldendorf: Herr Nesper, Bellmaus: Herr

der neue Leiter des Besliner Theaters, versendet soeben die Abonnementseinladungen für die Spielzeit 1895/96. Eine Reihe von Werken namhafter deutscher Schriftsteller ist zur Aufführung bereits erworben worden. Meldungen zum Abonnement werden an den Wochentagen von 10 bis ? Uhr im Bureau des Theaters entgegengenommen.

Mannigfaltiges.

Der Berliner Lokalperein des Evangelisch⸗Kirch⸗ lichen Hilfsvereins (Vorsitzender: Wirklicher Ober⸗Konsistorial⸗ Rath D. Freiherr von der Goltz) hielt am Freitag im Landeshause

Vereins im letzten Jahre wurde Folgendes berichtet: Nachdem in der Linienstraße eine zwölfte Pflegestation errichtet worden ist, arbeiten in häuslicher Krankenpflege gegenwärtig 381 Diakonissinnen, die 11 ver⸗ schiedenen Mutterhäusern angehören; unterstützt werden sie von St. dienenden Schwestern des Johanniter Ordens und von nach Bedarf Im letzten Jahre . 1887 Familien 17988 Tages, und 3882 Nachtpflegen geleistet. Unter den Gevflegten waren 1910 Evangelische, g9 Katholiken und 46 Juden. Die Zahl der gepflegten Frauen (1626) übersteigt die der

88 Bitten um Hilfe konnten wegen Mangels an Kräften nicht befriedigt werden. Die Einnahmen des Vereins betrugen

Seiner

war reich

Recht lobenswerth .

Festzug hatten si

Prinzessin Adelaide. Biel An. der

Prin; ; ein für ihr humorvolles Spiel als land Veneichnele.

auf das

Augen Sockel stellen den

esetzt: Pamina:

Laibach, 4.

Papagena: Fräulein Dietrich, . . en ruhig. Goetze, Priester: Herren Fränkel,

Calais, 4. Sangatte ein

Herr Keßler, Oberst Berg? Herr des W. T. B.“,

Eisenach, 4. des Gro 3 . Großherzogin und des Erbgrofherzogs, sowie o e heute in feierlichster Weise das Luther⸗-Denkmal hierselbst enthüllt, zu dessen Errichtung die Feier des 400 jährigen Geburtstags Dr. Martin Luther's, am , 1883, den ersten Anstoß gab. Die Stadt geschmückt, nach dem Carleplatz, auf dem das Denkmal steht. Für die Groß- herzoglichen Herrschaften,

Großherzogliche Haus folgte Gesang,

Großherzogliche Familie schein nahm. Der Sockel des Monuments trägt

Mai. In Gegenwart Ihrer Königlichen Hoheiten Prinzen Bernhard von Sachsen. Weimar wurde besonders die Straßen vom Bahnhof welche jubelnd begrüßt wurden, war

elt errichtet worden. Zu dem gie hei gen viele tausend Zuschauer eingefunden. Nach feier⸗

lichem Glockengeläute wurde der Gesang: „Ein' feste Burg ist unser Gott“ angestimmt; Archidiakonus Kieser hielt die Festrede. Nachdem die Hülle gefallen, übernahm Ober⸗Bürgermeister Müller namens tadt das Denkmal und gelobte dessen Schutz, indem er es als Friedenszeichen und hehres Pfand für ganz

Deutsch⸗

Dem mit Begeisterung aufgenommenen Hoch worauf die

das von Donndorf geschaffene Denk⸗

. j f j it Reif ranitnen Untersatz ist zu lesen: Errichtet am Erinnerungstage der n wren nn, nn,, enn Luther's auf der Wartburg, 4. Mai 1895. Die 36

s am großen Reformator in jüngeren Lebensjahren dar:

als ‚Junker Jörg“, als Kurtendeschüler bei Frau Cotta, seiner Eisenacher Wohlthäterin, und endlich als Bibelübersetzer. Nach⸗ mittags fand ein Ausflug nach der Wartburg und Abends in der Erholung“ ein großes Festmahl stait.

Mai. Der gestrige Tag und die folgende Nacht Heute früh 4 Uhr 20 Min. erfolgte ein schwacher

Mai. Infolge des Sturm es ist gestern bei Fischerboot umgeschlagen; dabei sind, dem

W. T. B.“ zufolge, 9 Fischer ertrunken.

New⸗Jork,

4. Mai. Ein Zyklon verwüstete, laut Meldung 3 Meilen westlich von Siouxfalls die Gegend

vollständig und richtete auch in der Nähe von Siouxfalls großen Schaden an. Das Zentrum des Zyklons befand sich 45 Meilen nörd⸗ lich. Man glaubt, daß 50 Personen getödtet seien. ;

ab. Ueber die Thätigkeit des

wurden in

Kinder unter 15 Jahren wurden

Nach Schluß der Redaktion eingegangene

Depeschen.

Budapest, 6. Mai. (W. T. B.) Wie das „Ungarische Korrespondenzbureau“ erfährt, soll Baron Banffy gelegentlich seines gestrigen Besuchs bei dem Grafen Kälnoky sich mit diesem über die Art der Allerhöchsten Orts gewünschten gütlichen Beilegung der Streitfragen geeinigt haben. Der ungarische Ministerrath werde heute Vormittag sich endgültig . und dann werde Baron Banffy bei der Beant⸗ wortung der Interpellation des Grafen Apponyi die nöthigen Aufklärungen geben. eters burg, 6. Mai. (W. T. B.) Das „Journal de St. Psétersbourg“ veröffentlicht ein Communigus, nach welchem die Regierung Japans auf die freundschaftlichen Rathschläge Deutschlands, Frankreichs und Rußlands sich ver⸗ pflichtet, auf den definitiven Besitz der Halbinsel Liau⸗ tong zu verzichten.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

richt vom 6. Mai r Morgens.

Wetterb 8 U

8

Stationen. Wetter.

in o Celsius o C. = 40 R.

Bar. auf Gr

u. d. Meeressp.

red. in Millim Temperatur

Belmullet .. wolkenlos Aberdeen .. heiter Ghristiansund 2 wolkig Kopenhagen. wolkig Stockholm. wolkenlos . r wolkenlos Moskau ö wolkenlos Cort, Queens; n,, Cherbourg . ö amburg .. winemünde Neufahrwasser Memel... ö. dünster . .. Karlsruhe .. Wiesbaden.

W O Q do

heiter 9 heiter 10 wolkenlos 12 wolkenlos 12 wolkenlos 14 heiter 8 wolkenlos 11 heiter 14

bedeckt 9 wolkenlos 15 wolkenlos 15 halb bed. 16 München .. heiter 14 Chemnitz .. wolkenlos 16 Berlin.... 4 heiter 14 w stiß wolkenlos 11 Breslau.. 774 Lwollenloz 190

Ile dix. I

ö 16 ent... 6 14

Uebersicht der Witterung.

Der höchste, 79 mm übersteigende Luftdruck liegt über Skandinavien, gegenüber einer Depression unter 760 über dem westlichen Mittelmeer. Dem— entsprechend wehen über Zentral-⸗Europa schwache bis frische westliche Winde, unter deren Einfluß die Temperatur meistens gestiegen ist. In Deutschland ist das Wetter warm und nahezu wolkenlos; nennens⸗ werthe Niederschläge werden nicht gemeldet. Fort- dauer der warmen sonnigen Witterung ist wahr—

scheinlich. Deutsche Seew arte.

C C —— N N N

Theater⸗ Anzeigen.

Königliche Schauspiele. Dienstag: Opern haus. 115. Vorstellung. Die Zauberflöte. Oper in 2 Akten von Wolfgang Amadeus Mozart. Dichtung nach Karl Ludwig Giesecke, von Emanuel Schikaneder. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Dekorative Einrichtung vom Ober-Insvektor Brandt. Dirigent: Kapellmeister Weingartner. Anfang 78 Uhr. Schauspielhaus. 121. Vorstellung. Zum Ge⸗ dächtniß an Gustav Freytag. Prolog von Otto Franz Gensichen, gesprochen von . Poppe. Die . Lustspiel in 4 Aufzügen von Gustav reytag. Regie: Herr Keßler. Anfang 75 Uhr. Mittwoch: Opernhaus. 116. Vorstellung. Der Evangelimann. Musikalisches Schauspiel in 2. Aufzügen, nach einer von Dr. Leopold Flor. Meißner erzählten wahren Begebenheit, von Wilhelm Kienzl. Anfang 75 Uhr.“ Schauspielhaus. 122. Vorstellung. Der Revisor. Lustspiel in 5 Aufzügen von Nicolav Gogol, deutsch von Elsa von Schabelsky. Anfang 7 Uhr.

Deutsches Theater. Dienstag: Prinz Friedrich von Homburg. Anfang 75 Uhr. Mittwoch: Das Lumpengesindel.

Donnerstag: Die Weber.

Berliner Theater. Dienstag: Madame Saus⸗ Gene. Anfang 75 Uhr. Mittwoch: Zum ersten Male: Die Ehre. Schau⸗ spiel in 4 Akten von Hermann Sudermann.

Donnerstag: Die Lästerschule.

Lessing Theater. Dienstag: Madame Boni

vard. Anfang 79 Uhr. Mittwoch: Madame Bonivard.

Donnerstag: Der Herr Senator.

griedrich Wilhelmnüdtisches Theater.

Chausseestraße 25/26. Dienktag: Der Obersteiger. Operette in

Kapellmeister Ferron. Ermäßigte Preise der Plätze. Anfang 7 Uhr. Mittwoch: Der Obersteiger.

Neues Theater. Schiffbauerdamm 4. 6. Dienstag: Im Forsthause. Schauspiel in 4 Akten don Richard Skowronnek. Vorher: Tausend Küsse. Lustspiel in 1 Akt. Anfang 73 Uhr. Mittwoch: Zum ersten Male: Die zweite Frau. (Ehe second Mrs. Tanqueray.) chauspiel in 4 Akten von A. Pinero. Deutsch bon Carl Lindau. Donnerstag: Die zweite Frau. (The second Mrs. Tanqueray.) r Demi⸗Monde.

onnabend: Zum ersten Male: Ein Husaren⸗ streich. Hierauf: Die zweite Frau.

Residenz Theater. Blumenstraße Nr. 9. Direktion: Sigmund Lautenburg. Dienstag: Fer⸗ nand' s Ehekontrakt. (Eil Ia patte.) Schwank in 3 Akten von Georges Feydeau, in deutscher Be⸗ arbeitung von Benno Jacobson. Anfang 74 Uhr.

Mittwoch und folgende Tage: Fernand“ s Ehekontrakt.

Thenter Unter den Linden. Behrenstr. 55/67. Direktion: Julius Fritzsche. Dienstag: Mit voll⸗ ständig neuer Ausstattung: Rund um Wien.

antomimisches Ballet in 9 Bildern von Franz

aul und A. M. Willner. Musik von eh eyer. Der choreographische Theil von Josef 6 Dirigent: Herr Kapellmeister Baldreich. Vorher: Dorothea. Qperette in 1 Akt von Jaques Offen⸗ bach. Anfang 75 Uhr.

Mittwoch: Rund um Wien. Dorothea.

Zentral- Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. Direktion: Richard Schultz. Dienstag: Zum vierten Male: Unter artistischer Leitung des Herrn Adolf Brakl vom Königl. Gärtnerplatz⸗Theater in München: Figaro bei Hof. (Rorccoeco.) Operette in 3 Akten (nach Beaumarchais' Memoiren) von Bohrmann -Riegen. Musik von Alfred Müller⸗ Norden. Anfang 75 Uhr.

Adolph Ernst Theater. Letzte Woche. Diens-

tag. Madame Suzette. Vaudeville Posse in

3 Akten von Ordonneau. Musik von Edmond

Audran. In Scene gesetzt von Adolph Einst.

Anfang 76 Uhr.

Mittwoch; Madame Suzette.

Sonntag Nachmittags 3 Uhr: Bei halben Kassen⸗

preisen: Charley's Tante.

ü

Familien⸗Nachrichten.

Verlobt: Olga Gräfin Komaroffskv mit Hrn.

Sec. Lieutenant Victor von Pelken (Spant au).

Verehelicht: Hr. Kammer⸗Rath Emil Jonas mit

Frl. Hulda Pulvermacher (Berlin). Hr. Theo⸗

dor Baron Drachenfels mit Frl. Anna von

Schwerin (Wustrau). Hr. Sec. Tieutenant Hans

Frhr. von Seydlitz Kurzbach mit Frl. Agnes

Bellair (Ortelsburg).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Hauptmann Georg Frhrn. von Stein (Brieg). Eine Tochter: Hrn. Prem. Lieutenant Friedrich Karl Frhrn. von Wechmar (Leobschütz). Hrn. k don Heinneccius (Berlin. Hrn. Hauptmann . von Drygalski (Homburg v. d. H.).

rn. Hauptmann Goebel (Berlinj.

Gestorben: Hrn. von Waldenburg's Tochter Lenchen Würben). Hr. Rechnungs⸗Rath Alexander iegel (Breslau). Verw. Fr. Postdirektor Elisabeth Wilscheck, geb. von Forig (Glatz). Hr. Pastor Heinrich Rudolf Ewald von Zittwitz (Scheidelwitz!. Verw. Fr. Justiz⸗Rath Horst, eb. Polluge (Breslau). Hr. Prem. Lieutenant tto Graf von Westarp (Lugano. Verw. Fr. General Superintendent Rogge, geb. Schulte (Altenburg).

Verantwortlicher Redakteur: Siem enroth in Berlin.

Verlag der Expedition (Scholz in Berlin. Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagt⸗ Anstalt Berlin 8W., Wilhelmstraße Nr. 32. Acht Beilagen

leinschließlich Börsen⸗Beilage), (8065)

und die Gewinnliste der fünften Prämien Kollekte 1895 zur Wiederherstellung

Mittwoch: Figaro bei Sof.

3 Akten von L. Held und . West. usik von Carl Zeller. Regie: Herr Unger. Dirigent: Herr

Freilegung des Freiburger Münsters in Freiburg in Baden.

Teutscher Reichstag.

S4. Sitzung vom Sonnabend, 4. Mai.

3 den Beginn der Sitzung ist am Sonnabend berichtet worden. = Nachdem das Haus in dritter Lesung die drei ersten Paragraphen des Gesetzentwurfs, betreffend die privatrecht— lichen Verhältnisse der Binnenschiffahrt an— enommen hatte, kam zu 4 4, die Haftpflicht der Schiffseigner ,, ein Antrag des Abg. Dr. Stephan⸗ Beuthen (Zentr.) zur Berathung, wonach der von der Kom— mission vorgeschlagene el, zu dem § 4 der Regierungs— vorlage, daß der. Schiffseigner für den durch fehlerhafte ührung des Schiffs entstandenen Schaden ausschließlich mit Schiff und Fracht haftbar ist, es sei denn, daß Bös willigkeit vorliege, wieder gestrichen werden soll. e, , n, nnn 96 e nat ö ge⸗ über den Zusatz der Kommission i denselben als jeder juristischen Logik a ö

Staatssekretär des Reichs-Justizamts Nieberding:

Meine Derren! Ich bin dem Herrn Abg. Dr. Stephan sehr dankbar für die Ausführungen, die er dem hohen Hause gemacht hat. Ich würde auch ohne diese Anregung Veranlassung genommen haben, nochmal zurückzukommen auf die Bedenken, die ich bereits in der zweiten desung die Ehre hatte dem Hause vorzutragen gegenüber der Bestimmung, die die Kommission in § 4 der Vorlage aufgenommen hat. Ich habe aber nicht die Absicht, auf alle die Bedenken, die ich in der zweiten Berathung entwickelt habe, nochmals ein⸗ zugehen. Ich fühle mich nur verpstichtet, um einem Mißverstãndniß J begegnen, welches sich ergeben könnte, falls von diesem Tisch aus bei der dritten Berathung geschwiegen würde, das Wort ausdrücklich zu nehmen, und zwar dem Mißverständniß zu begegnen, als wenn die derhündeten Regierungen gegenüber den Beschlüssen des Hauses in der zweiten Lesung geneigt seien, mit ihren Bedenken zurückzutreten; das ist nicht der Fall. Meine Herren, im Gegentheil, ich babe die Verpflichtung, dies ausdrücklich zu konstatieren, und ich komme dabei einem Wunsch aus dem Schoß des Bundesraths nach, daß die verbündeten Regierungen dringend wünschen müssen, daß der in der Kommission in der zweiten Berathung beschlossene Zusatz nach dem Antrage Dr. Stephan nachträglich aus der Vorlage wieder beseitigt werde. Die verbündeten Regierungen können die Ver— antwortung dafür nicht übernehmen, daß mit ihrer Zustimmung in den Verhandlungen bezüglich der Haftung für schuldhaftes Verhalten auf diese Weise auf dem Gebiete des Binnenschiffahrtsrechts ver— schiedene Grundsätze statuiert werden, daß außerdem eine Rechts⸗ ungleichheit geschaffen wird zwischen demjenigen, was im See— verkehr, und demjenigen, was im Flußverkehr gilt, und daß endlich eine ähnliche Rechtsungleichheit geschaffen wird zwischen dem⸗ jenigen, was als Folge eines Verschuldens auf dem Lande und als Folge des Verschuldens innerhalb des Schiffsverkehrs auf den Strömen eintreten soll. Und das, meine Herren, in einer Zeit, in der wir be— müht sind, unser geltendes deutsches Recht von seinen Verschieden⸗ heiten zu befreien und überall Ausgleichung zu schaffen! In dieser Zeit soll diesed hohe Haus die Initiative ergreifen, um neue Verschiedenheiten in unser Recht hineinzu— tiagen; das kann ich nicht annehmen. Die verbündeten Regierungen wollen die Verantwortlichkeit hierfür jedenfalls nicht rigen. Ich bitte Sie im Namen der verbündeten Regierungen dringend, nach dem Vorschlag des Herrn Dr. Stephan zu verfahren ud den in der zweiten Berathung aecceptierten Vorschlag der Kom— nission in der dritten Berathung abzulehnen.

Abg. Placke (nl): Ich bitte, den Kommissionsbeschluß an— unehmen. Derselbe entspricht den Zwecken des praktischen Lebens, it auch in der Kommission wohl erwogen worden und ist das Produkt eines in der Kommission geschlossenen Kompromisses.

Abg. Lenzmann (fr. Volktp.); Ich bitte, dem Vorschlage des bg Lr. Stephan gemäß zu beschließen, da ein entgegengesetzter e ß die 2 eines allgemein anerkannten Rechtsgrundsatzes deuten würde.

Abg. Metzger (Soz.): Ich bitte, es bei dem Kommissions⸗ beschluß zu belassen. Wird derselbe gestrichen, so bliebe uns . übrig, als dem Schiffer zu rathen, die Führung des Schiffs irgend nem mittellosen Mann anzuvertrauen, um so der in der Bestimmung liegenden Ungerechtigkeit zu entgehen.

bg. Dr. Freiherr von Langen (dkons.): Meine Freunde werden für den Kemmissionsbeschluß stimmen.

Bei der Abstimmung wird darauf zunächst der unt der dommission und sodann mit demselben der § ange⸗ nommen. .

. 5 bis 22 werden ohne Debatte angenommen. Zu 8 25 beantragt der Abg. Gerisch (Soz), daß den Schiffsarbeitern eine sechsstündige Nachtruhe gewährleistet . und daß an Sonn⸗ und Feiertagen auf den in Fahrt cin lichen Schiffen nicht gearbeitet werden dürfe.

z Abg. Schall (dkons.): Meine Partei ist stets ganz besonders für * Einführung der, Sonntagzruhe im n . eingetreten. densalle hoffen wir, daß der 5 23 nicht die Auslegung finden wird,

6 Schiffer seinen Leuten den Kirchenbesuch am onntag ver⸗

önne.

s elbe. Dr. Meyer - Halle fr. Vg.): Nicht nur die Konservativen, ndern alle Parteien ohne Ausnahme sind für die Einführung der onntagsruhe eingetreten. Man hat das aber bisher aus praktischen tsichten nicht durchführen können.

Der Antrag Gerisch findet nicht die nöthige Unterstützung. . Darauf werden die 23 bis 52 ohne Erörterung nach

Vorschlägen der Kommission angenommen.

e Si sz 58 wird auf Antrag des Abg. Bafserm ann (nl)

usaß beschlossen:

Gimp Der Frachtführer ist nicht ect n, das Liegegeld von mehreren

de e le lr. ö. gn le. ö. . 69 .

r atz de eantragt Gam ; wie folgt zu fassen; ö. .

gebi . Zentralbehörde des Bundesstaats oder bei mehrere Bundes

. berührenden Wasserstraßen der Bundesrath ist befugt, für

ü isse Güter anzuordnen, daß für ein Mindergewicht oder Minder⸗

0. 8 losen Gütern und Sackgetreide, das ein Halb vom Hundert

en übersteigt, der Frachtführer nicht verantwortlich sein foll, es

enn, daß ihm ein nachweisbares Verschulden zur Last fällt.

Die Abgg. Gamp (Rp.) und Roesicke (b. k. F.) empfehlen den. Antrag mit dem Hinweis, daß er das Interesse 3 Ea hin⸗ ö ,

er Abg. Metzger (Sez) bekämpft ihn, indem er ausführt, da die Schiffer häufig böswilligen Schädigungen durch ern n n. Manipulationen der Verfrachter ausgesetzt seien.

Der Antrag Gamp wird angenommen.

. S8 61 bis 78 gelangen sodann unverändert zur An⸗

77 X 7 * ——

u 879 (große Havarie) ist von dem Abg. Geris (So ein Antrag gestellt, wonach ein Irrthum in der ig des er ef, nicht als Verschulden gelten solle.

bg. Dr. Hahn (nl): Ich möchte mit einigen Worten diesen Antrag, der uns von der sozialdemokratischen Partei unterbreitet worden ist, unterstützen. Soviel ich gesehen habe, stützt er sich auf eine Petition, die uns aus Schifferkreisen in Alsleben zugegangen ist. Die Ausführungen dieser Petition, daß es oft seine großen Schwierig⸗ keiten habe, auf den Gewässern des Binnen landes mit Schiffen zu verkehren und den der Schiffahrt drohenden Gefahren bei aller Sorg⸗ falt immer glücklich zu entgehen, machen durchaus den Eindruck, daß es sich wirklich so verhält, und daß die Lage der Schiffer während der Fahrt manchmal eine außerordentlich schwierige ist. Ich bitte diese Schwierigkeiten zu berückfichtigen und den beantragten Zusatz zu 5 k .

. ebeimer Qber⸗Regierungs-⸗Rath Dr. Hoffmann weist darau hin, daß der Antrag die Prinzipien der Vorlage hinsichtlich . Haftbarkeit des Schiffseigners durchbreche, e,, der Antrag ab⸗ gelehnt wurde.

Der Antrag Gerisch wird abgelehnt, § 79 unverändert angenommen.

In der Ges ammtabstimmung wird darauf das Gesetz an— genommen; desgleichen en blos das Gesetz über die Flöß rei.

Das Haus erledigte demnächst ohne Debatte einc Reikte von Petitionen GBesteuerung des Saccharins, Abänderungen des Vieh⸗ seuchengesetzes und der Arbeiterversicherungsgesetze) den Kommissions⸗ anträgen gemäß theils durch Uebergang zur Tagesordnung, theils durch Ueberweisung als Material. Cine Petition wegen Ausdehnung des Gesetzes über die Gewerbegerichte wird, soweit sie die Hand⸗ lung n . dem K zur Erwägung überwiesen.

Bei der Anberaumung der nächsten Sitzung beantragt Abg. Richter (fr. Volksp.), auch die Prüfung der ee des . 3. Dziembowski noch vor der Berathung der Umstnrzvorlage auf die Tagesordnung zu setzen.

Abg. von Stau dy (dkons.) widerspricht diesem Vorschlage. In der Provinz Posen fe man der Entscheidung über diese W mit dem größten Interesse entgegen, man dürfe diese Angelegenheit nicht kurzer Hand erledigen, ehe alles Material dafür vorhanden sei. Uebrigens werde voraussichtlich der Antrag der Kommission nicht die dil ig n . . finden.

räsident Freiherr von Buol nimmt die Prüfung der in Rede stehenden Wahl gleichwohl in die ö ; ᷣ.

Abg. v. Stau dy (kons.) beantragt, sie abzusetzen, und erhebt zugleich Zweifel an der Beschlußfähigkeit des Hauses.

Die Auszählung ergiebt die Anwesenheit von 102 Ab— geordneten. Das Haus ist demnach nicht beschlußfähig. Es verbleibt hiernach bei dem Vorschlag des Präsidenten.

Schluß der Sitzung 4 Uhr.

Preusßtischer Landtag. Haus der Abgeordneten. 62. Sitzung vom Sonnabend, 4. Mai.

Ueber den Beginn der Sitzung ist vorgestern berichtet worden.

Es wurde zunächst die erste Berathung des Gesetz⸗ entwurfs wegen Bereitstellung von fünf Millionen Mark für die Herstellung von Arbeiter? und Be— amtenwohnungen in Staatsbetrieben fortgesetzt.

Minister für Handel und Gewerb iher 3e für H Gewerbe Freiherr von

Meine Herren! Ich möchte mir gestatten, mit wenigen Worten das Interesse darzulegen, welches die Königliche Berg⸗, Hütten und Salinenverwaltung an dem vorliegenden Gesetzentwurf hat. Die Wohnungsverhältnisse der fiskalischen Berg⸗ und Hüttenarbeiter sind diesem hoben Hause ja aus den alljährlichen Etatsberathungen ziem⸗ lich geläufig; wir haben uns alljährlich über die Frage der Ge⸗ währung von Darlehen und Prämien für Bauten an Bergarbeiter unterhalten. Auch finden in dem Bericht, der Ihnen all— jährlich von der Bergverwaltung erstattet wird, die Wohnungs. verhältnisse der Arbeiter eine Darstellung, sodaß ich wohl sagen darf, daß in dieser Beziehung eine Lücke in den Motiven des Gesetzentwurfs nicht vorhanden ist. Trotzdem erlaube ich mir hier noch auf einige Punkte, besonders auch mit Rücksicht auf Aeußerungen, die in diesem hohen Hause gefallen sind, einzugehen. Der erste Herr Redner zur Vorlage hat ein ganz besonderes Gewicht darauf gelegt, daß die fiskalischen Arbeiter ein Eigenthum an dem Haus bekommen sollen. Er hat die Vorzüge eines solchen Eigenthums warm geschildert, und ganz gewiß wird niemand in diesem hohen Hause sein, der die Vorzüge des Eigenbesitzes nicht vollauf anerkennt, der, um mit dem Herrn Abg. Bueck zu sprechen, auch in dieser Beziehung sich nicht ein Ideal machte und am liebsten dieses Ideal verwirklicht sehen möchte. Die Wirklichkeit, meine Herren, gestattet indessen die Ausführung eines solchen idealen Zustandes, wie ich glaube, selbst im Interesse der Arbeiter nicht. Es würde nicht angezeigt sein, unter allen Verhältnissen darauf hinzuwirken, dem Arbeiter ein eigenes Haus an seiner Arbeitsstätte zu schaffen. Denn das kann garnicht verkannt werden, daß mit dem Hausbesitz zu gleicher Zeit eine Gebundenheit eintritt, und für den Fall, daß die Arbeit nicht mehr eine lohnende dort ist, daß die Kunjunkturen sich ver⸗ schlechtern, der Arbeiter genöthigt wird, sich eine andere Arbeitsstätte zu suchen, kann dieses Haus, was ihm als eine Wohlthat zugedacht ist, ihm leicht eine empfindliche Last werden. (Sehr richtig) Also überall werden wir mit diesem System jedenfalls nicht vorgehen können. Dagegen bin ich allerdings der Meinung, daß an dem System, welches die Bergwerksverwaltung bisher festgehalten hat, für einen Stamm ihrer ständigen Arbeiter eigene Häuser zu schaffen, fernerhin festgehalten werden soll, und der Gesetzentwurf bietet, wie

bekannt, auch die Möglichkeit dazu, indem die Summe, die verlangt

wird, auch verwendet werden soll zur Gewährung von Prämien und Darlehen zu Häuserbauten an die Arbeiter, wie wir das am entwickeltsten bis jetzt im Saarbrücker Bezirk durchgeführt haben. Im Saarbrücker Bezirk sind seit einer längeren Reihe von Jahren im Ganzen böb00 eigene Häuser der Bergleute gebaut worden, und damit ist das Woh⸗ nungsbedürfniß von etwa h0 / der in der Nähe der Arbeitsstätten wohnenden Arbeiter befriedigt worden. Meines Erachtens ein recht erheblicher Prozentsatz! 1 4

Wir werden wohlthun, im Saarbrücker Bezirk mehr das System

der Gewährung von Prämien und Darlehen zu befolgen und mit den Mieths häusern mehr an anderen Stellen, wo das Bedürfniß sich zeigt vorzugehen. In der Bergwerksverwaltung wird ein solches Bedürfniß namentlich in den Saliwerken in Staßfurt zu Tage treten. Dort ist die Seßhaftmachung der Arbeiter mit eigenem Hause außerordentlich erschwert durch die hohen Preise, die für den Grund und Boden ver— langt werden. Wir würden dort kaum mit dem System der Gewährung von Darlehen erhebliche Erfolge erreichen können, und deshalb hat auch die fiskalische Verwaltung bisher sich darauf beschränken müssen, eine Zahl von Wohnhäusern, welche an die Arbeiter vermiethet werden, zu errichten. Es bestehen für die Staßfurter und Schönebecker Belegschaft, die etwa 12 bis 1500 Mann stark ist, bisher nur 60 Wohnungen gegenüber der starken Belegschaft ein nur kleiner Satz. Wir werden nunmehr in die angenehme Lage kommen, wenn das hohe Haus diesem Gesetzentwurf zustimmt, aus den hier gewährten Mitteln die Miethshäuser für die Staßfurter und Schönebecker Belegschaft erheblich zu ver— mehren. Es ist eine außerordentliche Nachfrage danach; wir haben also nicht zu fürchten, daß die Häuser leer stehen, und ganz besonders wird ein Bedürfniß sich zeigen, wenn mit der neu geplanten Tiefbau⸗ anlage bei Tarthun, die demnächst in Angriff genommen werden wird, zu gleicher Zeit die Nothwendigkeit sich ergeben wird, neue Arbeiter für diese Anlage zu werben. Dort finden sich Wohnungsgelegenheiten bisher nicht, und es wird der fiskalischen Verwaltung die Aufgabe obliegen, an dieser Stelle eine Anzahl von Wohnungshäusern für Arbeiter zu schaffen.

Auch für Oberschlesien würde es sich empfehlen, eine Reihe solcher an Arbeiter zu vermiethender Häuser zu bauen. Das System der Gewährung von Prämien und Darlehen hat in Oberschlesien bis jetzt leider einen sehr geringen Umfang erreicht. Ich glaube zugeben zu sollen, daß das nicht ganz ohne Schuld der Verwaltungen geschehen ist, die zu scharfe Bedingungen gestellt hat für die be⸗ treffenden Arbeiter, die sich ein eigenes Haus bauen wollten. Wir sind neuerdings von diesen Bedingungen abgegangen, haben sie gemildert, und es hat sich gezeigt, daß dadurch erhöhte Nachfrage nach Darlehen und Prämien eingetreten ist, und darf darauf gerechnet werden, daß das so weiter geht. Die dortigen Verwaltungen haben auch eine Reihe von Häusern zur Vermiethung an Arbeiter bereitgestellt. Diese Häuser aber sind, wenigstens zum größten Theil, nicht zu dem Zweck gebaut, um Arbeitern Wohnung zu geben, sondern sie haben angekauft werden müssen, weil sie auf Terrain liegen, wo Kohlen gewonnen werden sollten. Diese Häuser haben zum theil durch den Bergbau gelitten, nachher aber ihre Ständigkeit wieder gewonnen. So ist aus diesen für Arbeiter- wohnungen nicht bestimmten Häusern nachträglich eine Reihe von Wohnungen entstanden, die ich nicht zu den rühmlichsten Beispielen der Fürsorge für die Arbeiter rechnen kann. Sowohl bei der Königs⸗ grube mit einer Belegschaft von etwa 3600 Mann wie auch bei der Königin Luisengrube von etwa 8600 Mann wird reichlich Gelegen⸗ heit sein, aus dem Fonds eine Wohlthat für unsere Arbeiter zu erweisen.

Weniger stark wird das Bedürfniß in den übrigen fiskalischen Bergbaubetrieben sein am Deister, Osterwal bei Ibbenbüren und im Harz. Dort ist ja, wie bekannt, die arbeitende Bevölkerung größtentheils eigen angesessen; wo das aber nicht der Fall ist, werden wir auch dort nunmehr in der Lage sein, entweder mit dem System der Gewährung von Prämien und Darlehen etwas schärfer vorzugehen wie bisher, oder in geeigneten Fällen das wird sich z. B. möglicher⸗ weise in der Stadt Klausthal ⸗Zellerfeld zeigen mit der Errichtung von Miethshäusern für die Arbeiter vorzugehen.

Für die Bergverwaltung ist ein ganz besonders dringendes Bedürfniß aber die Schaffung von Wohnungen für die niederen Beamten, die in der That, namentlich in Oberschlesien, mit der Beschaffung ihrer Wohnungen in einer außergewöhnlich schwierigen Lage sind. Auch in Saarbrücken fehlt es für die niederen und mittleren Beamten an geeigneten Dienstwohnungen. In Saarbrücken haben wir nur etwa 4 0so unserer Unterbeamten, die jetzt Dienstwohnungen haben, und dort wird es ganz besonders wünschenswerth sein, ihnen die Gelegenheit der Wohnungen in der Nähe ihrer Betriebsstätten zu verschaffen, und so glaube ich denn behaupten zu dürfen, daß auch für die fiska⸗ lische Berg. und Hüttenverwaltung neben dem bisher verfolgten System der Gewährung von Prämien zu eigenen Bauten auch die Errichtung von Miethshäusern für Arbeiter und Beamte einen sehr günstigen Erfolg haben wird.

Von einem der Herren Vorredner ist ein leiser Tadel dahin aus gesprochen worden, daß die Bedenken hier erst in zweiter Reihe ge⸗ nannt werden, ich glaube, es war der Herr Redner von der frei= konservativen Partei. Meine Herren, das liegt ganz sicher nicht daran, daß wir etwa der Meinung wären, für unsere Beamten weniger sorgen zu müssen wie für unsere Arbeiter, sondern es findet dies meines Erachtens einen ganz erklärlichen Grund darin, daß das Haupt · bedürfniß, der größte Theil der Summe, für die Arbeiterwohnungen ausgegeben werden wird und nur ein kleiner Theil für die Beamten.

Nun gestatte ich mir, noch auf einige Bemerkungen kurz ein— zugehen, welche die Herren Vorredner zur Vorlage gebracht haben. Es ist unter anderm auch die Besorgniß nicht als maßgebend be⸗ zeichnet, oder doch gestreift worden, daß durch die Errichtung dieser Wohnungen ein erhöhter Zuzug von Arbeitern aus ländlichen Ver—Q häͤltnissen in die Städte stattfinden könnte. Das kann meines Er— achtens in keiner Weise eintreten? das kann wohl der Fall sein,