1895 / 130 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 01 Jun 1895 18:00:01 GMT) scan diff

Dem Amtgrichter Treder in Wallmerod ist die nach⸗ gesuchte Entlaffung aus dem Justizdienst ertheilt. .

Zu Notaren sind ernannt: der Rechtsanwalt Berg in Neisse für den Bezirk des Ober⸗Landesgerichts zu Breslau, mit Anweifung seines Wohnsitzes in Neisse, und der 83 anwalt Dr. Sanio in Guttstadt für den Bezirk des Ober⸗ Landesgerichts zu Königsberg i. Pr, mit Anweisung seines

Wohnsitzes in Guttstadt.

In der Lifte der Rechts anwalte ist gelöͤscht: der Rechts⸗ anwalt Günther bei dem Landgericht Lin Berlin.

die Liste der Rechtsanwalte ist eingetragen, der

Rechlsanwalt Br. Sanio aus Neidenburg bei dem Amts⸗

gericht in Guttstadt.

Der Rechtsanwalt und Notar, Justiz-Rath Dr. Grüter in Bünde ist gestorben.

Bekanntmachung.

Die Prüfung zur Erlangung der Lehrbefähigun für den fean s! und ear de r n lere, an n, ne höheren Mädchenschulen wird in Berlin in der. Königlichen Augustaschule, Kleinbeerenstraße 16ỹ19, vom X. November d. J ab stattfinden. . .

Das Nähere enthalten die Amtsblätter der Königlichen Regierungen zu Potsdam und Frankfurt a. DO.

Berlin, den 21. Mai 1895. .

Königliches Provinzial⸗Schul⸗Kollegium. Tappen.

Setanntmachung.

Die Prüfung für den Unterricht in weiblichen Hand⸗ arbeiten 6 mid in der Königlichen Elisabethschule, Kochstraße 65, vom 11. November d. J. ab stattfinden.

Das Nähere enthalten die Amtsblätter der Königlichen Regierungen zu Potsdam und Frankfurt a. O.

Berlin, den 21. Mai 1895. .

Königliches Provinzial⸗Schul⸗Kollegium Tappen.

Abger eist:

Seine Excellenz der Minister für Handel und Gewerbe Freiherr von Ber lepsch, nach Hessen⸗Nassau;

der Unter⸗-Staatssekretär im Ministerium für Handel und Gewerbe Lohmann, nach Hannover.

Aichtamtliches.

Preußen. Berlin, 1. Juni.

Seine Majestät der Kaiser und König nahmen heute Vormittag im Neuen Palais die Vorträge des Militär⸗ und des Marinekabinets entgegen.

Das Staats⸗Ministerium trat heute Nachmittag 2 Uhr unter dem Vorsitz des Minister⸗-⸗Präsidenten Fürsten zu Hohenlohe im Dienstgebäude, Leipzigerplatz 11, zu einer Sitzung zusammen.

Zeitungen bringen die Nachricht, daß als Anlaß zum Rücktritt des Ministerial-Direktors Dr. Droop Meinungs⸗ verschiedenheiten zwischen ihm und dem Justiz-⸗Minister über die Behandlung von Personalfragen bezeichnet würden. Diese An⸗ nahme entbehrt jeder thatsächlichen Grundlage. Für Herrn Droop, welcher dem Justiz⸗Ministerium länger als ein Vierteljahrhundert angehört hat, waren lediglich Gesundheitsrücksichten bestimmend, die Entlassung aus seiner aufreibenden Stellung zu erbitten. Weder über die Behandlung von Personalfragen noch in irgend welcher anderen Beziehung hat jemals eine Meinungs⸗ verschiedenheit zwischen ihm und dem Herrn Justiz-Minister bestanden.

In einer Besonderen Beilage zur heutigen Nummer des „R- und St⸗Anz“ wird 1) der Entwurf eines Börsengesetzes nebst Begründung, und 2) der Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Pflichten der Kauf— leute bei Aufbewahrung fremder Werthpapiere, nebst Begründung, in der vom Bundesrath am 30. Mai d. J. beschlossenen Fassung veröffentlicht.

Der General-Lieutenant von Klitzing, Kommandeur der 1. Garde⸗Infanterie⸗Division, hat Berlin verlassen.

Der Königliche Gesandte in Hamburg, Geheime Legations⸗ Rath von Kiderlen⸗Waechter ist von dem ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub auf seinen Posten zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.

Der hiesige Königlich bayerische Gesandte Graf von Lerchenfeld⸗Köfering hat Berlin mit Urlaub verlassen. Während seiner Abweisenheit fungiert der Legations⸗Rath Freiherr von der Tann als interimistischer ee nnn

Der hiesige Königlich sächsische Gesandte Graf von ohenthal und Bergen hat Berlin mit Urlaub verlassen. ährend seiner Abwesenheit fungiert der Legations⸗Sekretär

von Stieglitz als interimistischer Geschäftsträger.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Königlich bayerische Ministerial⸗Rath von Heller ist von hier abgereist.

Nach telegraphischen Meldungen an das Ober⸗Kommando der Marine ist S. M. S „Seeadler“, Kommandant Kor⸗ vetten⸗Kapitän von der Groeben, am 31 Mai in Sansibar und S. M. S. „Iltis“, Kommandant Kapitän-⸗Lieutenant Ingenohl, am 3. Mai in Tamsui (auf Formosa) ein⸗

etroffen; S. M. S. „Wolf“, Kommandant Korvetten⸗ apitän Kretschmann, ist am 30 Mai von Tamsui nach Hongkong in See gegangen.

Ems, 31. Mai. Seine Durchlaucht der Prinz und Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Adolf zu Schaum⸗ durg⸗Lippe sind gestern zum Kurgebrauch hier eingetroffen.

Hanau, 31. Mai. Seine Majestät der König von Dänemark traf heute um 1 Uhr zum Besuch seines Ulanen⸗ Regiments Nr. 6 hier ein. Das Regiment hatte zu Fuß ,,, . im Kasernenhofe genommen. Nachdem der

oönig die Front abgeschritten hatte, brachte der Regiments⸗ Kommandeur, Oberst⸗Lieutenant Sieg ein Hoch auf, den

ohen Chef aus, und die Mufik spielte die dänische National⸗ mne. Der König erwiderte mit einem Hoch auf Seine Majestät den Deutschen Kaiser, worauf die preußische e,, . erklang. Dann besichtigte der König die Pferde und die Kaserne und nahm mit dem Sffizier⸗Korps im Kasino ein Frühstück ein. Um 4 Uhr Nachmittags kehrte der König nach Wiesbaden zurück.

Bayern. Seine Königliche —ᷣ— . der Prin z⸗Regent und Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Therese sind heute früh aus Wien wieder in München eingetroffen.

Württemberg.

Die Kammer der Abgeordneten setzte gestern die des Etats der Eisenbahnen fort und vertagte sich darauf bis zum 5. d. M.

Sessen.

Die Abreise Ihrer Königlichen Hoheiten des Groß⸗ herzogs und der Großherzogin nach England ist, der „Darmst. Ztg.“ zufolge, auf den 14. d. M. festgesetzt.

Oldenburg.

(H) Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin find gestern aus Italien zurückgekehrt und haben in ihrer Sommer⸗Residenz Rastede Aufenthalt

genommen. Lübeck.

Der Feier der Grundsteinlegung des Elb⸗Trave⸗ Kanals, welche gestern Nachmittags 3 Uhr begann, wohnten, wie W. T. B.“ berichtet, als Ehrengäste des Senats der Vize⸗Präsident des preußischen Staats⸗-Ministeriums, Staatssekretär Dr. von Boetticher, der Finanz⸗Minister Dr. Miquel, der Minister der öffentlichen Arbeiten Thielen, der kommandierende General des TX. Armee⸗ Korps Graf Waldersee, der kommandierende Admiral Knorr, der preußische Gesandte von Kiderlen⸗Wächter und der Wirkliche Geheime Ober-Regierungs-Rath Freiherr von Wilmowski bei.

Nachdem die Feier durch eine Musiffanfare eingeleitet worden war, hielt der Vorsitzende der Kanalbaubehörde Senator Klug die Begrüßungsrede, in der er den Wunsch aussprach, daß der Kanal den Norden und Süden des Reichs inniger verbinden und das Band mit den nordischen Reichen enger knüpfen möge. Darauf that der Bürger⸗ meister Dr. Behn die ersten Hammerschläge mit den Worten: An Gottes Segen ist Alles gelegen. Als Vertreter Seiner Majestät des Kaisers und Königs sprach der Gesandte von Kiderlen⸗ Wächter die Worte: Ich wünsche den Fortbestand der uralten Freund⸗ schaft zwischen Preußen und Lübeck. Der Staats sekretãr Dr. von Boetticher sagte: Für Kaiser und Reich und Lübecks Glück und Herrlichkeit“. General Graf Waldersee begleitete die drei Hammerschläge mit dem Spruche: ‚Navigare necesse est, vivere non est necesse-. Der Wortführer der Lübecker Bürgerschaft Dr. Brehmer sagte: „Auch bei diesem Unternehmen bewähre sich die Kraft des freien Bürgerthums!“ Nachdem die Reihe der Ehrengäste den Hammerschlag vollzogen, hielt Bürgermeister Dr. Behn eine die Feierlichkeit schließende Rede. die in dem Wunsch gipfelte, der Kanal möge dem Gesammtvaterland zur Ehre und zum Segen gereichen. Der Spätnachmittag war den Fahrten der zur Feier Geladenen durch die Stadt und Umgebung gewidmet. Abends um 6 Uhr nahm das Festmahl im Rathhause seinen Anfang. Dabei hatten neben dem Bürgermeister Dr. Behn der Staatssekretär Dr. von Boetticher, dann General Graf Waldersee, gegenüber der Gesandte von Kiderlen Wächter, Staats⸗Minister Dr. Miquel, der Gesandte Dr. Krüger und Staats. Minister Thielen Platz genommen. Das Hoch auf Seine Majestät den Kaiser brachte Bürgermeister Dr. Behn aus. Er feierte den Träger der Kaiserktone als Symbol der deutschen Einheit und pries Seine Majestät glücklich, daß Er das gigantische Werk Allerhöchstseines Großvaters, den Nord. Ostsee⸗Kanal, in Kürze den gesammten Seemächten Europas vorführen könne. Es genüge aber nicht, Meer mit Meer zu verbinden, auch die Binnen⸗ lande müßten mit dem Meer verbunden werden. Wenn der Elbe⸗ Trave ⸗Kanal dies als erstes Glied der Kette darstelle und bald eine Fortsetzung nach dem Westen fande, werde Lübeck sich gläcklich schätzen. Der Kaiser habe die Blicke Deutschlands auf die Binnenschiffahrt ge⸗ lenkt. Als Deutsche seien wir stolz auf den Kaiser, als Lübecker glücklich, ibn auf dem Thron zu erblicken! Senator Dr. Brehmer feierte die preußischen Staats. Minister und den General Grafen Waldersee, welche das Kanalunternehmen unterstützten, und schloß mit einem Hoch auf die Ehrengäste. Staatssetretär Dr. von Boetticher dankte für die Einladung; er brauche nicht zu ver⸗ sichern, daß jeder gern die Einladung nach dem alten Lübeck mit seiner Geschichte, jeinen Kunstschätzen, seinem Streben nach höheren Zielen angenommen habe. Bei der Berathung über den Kanal sei aus⸗ gesprochen worden, Preußen müsse für den Kanal, als Entschädi⸗

ung für den Lübeck durch den Nord. Ostsee⸗Kangl zugefügten . eine Beihilfe bewilligen. Dies sei nicht der Fall, Preußen habe letztere nicht aus Schuldbewußtsein bewilligt. Das Kaijer⸗ wort werde wahr gemacht, daß die Zeit in dem Zeichen des Verkehrs stebe. Der Nord -⸗Ostsee⸗ Kanal und der Elbe⸗ Trave⸗Kanal werde jeder seine besondere Aufgabe haben. Wenn aber die Unrerstüßung Preußens dazu diene, die letzten Besorgnisse zu beseitigen, jo sei die Aufgabe voll erfüllt. Lübeck wolle schnell bauen; das sei lobenswerth; je eher der Bau fertig werde, desto eher würden die Früchte geerntet. Er boffe, daß Lübeck neue Im- pulse empfangen werde zum Wohle des Vaterlandes! „Hoch Lübecks Senat, Bücgerschaft und Bevölkerung!“ Der hanseatssche Gesandte Dr. Krüger erinnerte daran, daß er vor 14 Jahren die ersten amtlichen Mittheilungen über den Kanal empfangen habe. Der Staats, Minister von Maybach gedachte Der Mithilfe der Nachbarn; der Kanal wäre jwecklos ohne diese. Dieselbe babe sich auch im Abgeordnetenhause, besonders durch den Vertreter Stettins, den Abgeordneten Broemel bethätigt. Der Redner gedachte der Befürwortung durch den Minister der öffentlichen Arbeiten Thielen und durch den Finanz-Minister Dr. Miquel und schlcß mit cinem Hoch auf die Techniker. Finanz ⸗Minister Dr. Miquel feierte Kaiser und Reich und erinnerte an die vor 34 Jahren in Lübeck tagende Nationalversammlung: damals habe er schon ausgeführt, , nur durch die Hohenzollern werde groß werden. Staats⸗Minister Thielen wünschte, daß das heutige Kind, der Elbe Trape⸗Kanal, seine Hochzeit feiern möge mit dem Mittelland K⸗anal. Der Wortführer der Bürger Dr. Brehmer wünschte das Gedeihen des Kanals. Der Präsidenk der Lübecker Handels« kammer toastete auf Armee und Marine. Graf Waldersee dankte und bat um Vertrauen für das Heer und die Flotte und um tüchtige Erziehung der Jugend. Der Zukunft sei vertrauend entgegen zu sehen.

Oesterreich⸗ Ungarn.

Die gestrige Wiener Abend post“ schreibt:

Die am Donnerstag Abend vorgefallenen Dem onstratisnen vor dem Rathhause, dem Parlament und einem Theil der inneren Stadt machen es nothwendig, an die Veranstalter und Theilnehmer dieser Straßenexcesse ein ernstes Wort der Mabnung zu richten. Die Hand⸗ habung des Gesetzes über das Versammlungsrecht ist bisher eine solche gewesen, welche der weitestgehenden Freibeit der Meinungs⸗ äußerung kein Hinderniß bereitet. Diese bisher beobachtete Praxis in der Anwendung des Versammlungsrechts würde

aber unmöglich werden, wenn die Konsequenzen zu Excessen und gesetz⸗

widrigen Ausschreitungen mißbraucht werden, wie sie am Mittwoch und Donnerstag vorgefallen sind. Jedwede politische oder seziale Gruppe der Bevölkerung und daher auch die Arbeiterschaft hat sich vor Augen zu halten, daß die gesetzgeberischen Beschlüsse, denen die gesammte Bevölkerung unterworfen ist, auch für sie gelten und daß niemand das Privilegium bet. sich über das Recht und über jede Rücksicht auf die übrige Bevölkerung hinwegzusetzen.“

Sroßszbritannien und Irland.

In der ö. en Sitzung des Unterhauses wurde bei der weiteren Berathung des Berichts über den à egonto - Kredit ein Antrag Sir Charles Dilke s, den Kredit für Uganda um 2500 Pfd. herabzusetzen, mit 79 gegen A Stimmen abgelehnt. Der Parlaments⸗Sekretär des Auswärtigen Amts Sir E. Grey vertheidigte die Anlage einer Linie von befestigten Stationen in Unyoro damit, daß er auf die feindselige Haltung Kabarega's hinwies, der beab⸗ sichtige einen Raubzug nach Uganda gi unternehmen, durch die Linie der befestigten Stationen zu brechen und sich Pulver⸗ vorrath zu verschaffen. Außerdem sei es nothwendig in Be⸗ tracht zu ziehen, daß die Hauptstadt von Unyoro der Haupt⸗ mittelpunkt des Sklavenhandels gewesen sei. Der a conto-= Kredit wurde darauf angenommen. Sodann vertagte sich das Haus bis zum 10. Juni.

. Frankreich. Der Präsident der Republik Faure hat gestern seine Reise fortgesetzt und sich von Nevers nach Clermont begeben.

Im Senat inter pellierte gestern der Marquis de l'Angle Beaumanoir (Royalist) die Regierung über ihre aus⸗ wärtige Politik und hob dabei hervor, Europa würde sich erleichtert fühlen, wenn die Besorgnisse verschwänden, welche sich als Folgen aus dem Frankfurter Vertrage ergäben, aber die Verwirklichung dieses Traumes scheine nicht nahe bevorzustehen. Die französische Flotte gehöre nicht nach Kiel. Redner betonte, er zolle dem wahrhaft könig⸗ lichen Verhalten des Deutschen Kaisers volle Anerkennung und sei überzeugt, daß das französische Geschwader mit aller Zuvor⸗ kommenheit werde empfangen werden, allein der Nord⸗Ostsee⸗ Kanal sei durchaus ein kriegerisches Werk. Man opfere den republikanischen Stolz, von dem man so oft spreche. Elsaß werde wissen wollen, ob die Regierungspolitik, nach Kiel zu gehen, eine Politik des Verzichts sei. Redner fuhr fort: Frank⸗ reich will den Krieg nicht, aber welche Rolle wird es in Kiel spielen? Was haben wir in Japan zu thun? Unterhält . seine gewaltigen Heere für ausländische Interessen?

erden wir die Politik ewiger Täuschungen fortsetzen? Die russische Flotte geht nach Kiel, aber die französischen Schiffe werden von den russischen getrennt sein. Die Feier wird am Jahrestage der Schlacht bei Waterloo stattfinden. Anstatt deutsche, englische und selbst russische Politik zu treiben, würde es besser sein, französische Politik zu machen. Frank⸗ reichs Freundschaft ist ein kostbarer Schatz, den man nicht zum Gegenstand eines geheimen Vertrags machen darf. Andere Nationen verheimlichen ihre Bündnißverträge nicht, wir müssen dasselbe thun.“

Der Minister des Auswärtigen Hanota ux erwiderte, wie „W. T. B.“ berichtet, darauf etwa Folgendes:

Man fragt uns, ob unsere auswärtige Politik in der letzten Zeit tiefgehende Veränderungen erfahren habe und ob wir derselben nicht eine neue Richtung gegeben baben. Darauf erwidere ich alsbald, daß dies nicht der Fall ist. Ich versichere, daß unsere Politik nicht die Tendenzen hat, welcke man ihr unterschiebt. Ich erkenne die Vor- würfe nicht an, welche man gegen uns richtet und welche, wie wir so oft gehört haben, von denselben Gegnern auch gegen die bewährten Patrioten gerichtet worden sind, die mir in der Leitung der aus— wärtigen Angelegenheiten der französischen Republik vorangingen. Ich versichere, daß gerade im Gegentheil bei denjenigen Gelegenheiten der jüngsten Zeit, auf welche bier angespielt ist, unsere Politik jener allgemeinen Richtung treu blieb, die vollkommen bestimmt und im übrigen von der Zustimmung des Parlaments und des Landes getragen ist. Man fragt uns, welche Gründe uns geleitet haben, bei der Rege⸗ lung des chinesischjapanischen Konflikts jenen Weg zu gehen, den wir eingeschlagen haben, und knüpft selbst hieran ziemlich lebhafte Kritiken. Der Senat wird mich sicher entschuldigen, wenn ich mich auf eine Debatte über Einzelheiten nicht einlasse und wenn ich nicht Punkt für Punkt auf diese Kritiken erwidere, unter denen ich mehr als eine als unvollständige oder irrige Angabe bezeichnen könnte; aber ich nehme keinen Anstand zu erklären, daß die Regierung, als sie bei Japan einen freundschaftlichen Schritt unternahm, bei dem sie sich mit anderen europäischen Mächten zusammenthun konnte, sich in erster Linie von den Interessen unseres Landes leiten ließ. Die Stellung, welche wir im äußersten Often fowohl infolge der Entwickelung unserer Besitzungen in Indo⸗Cbina als auch infolge unseres Pro- tektorates über die katholischen Missionen ausüben, macht uns eine besondere Wachsamkeit über alles, was die Existenz des großen chinesischen Reiches bedroht, zur Pflicht. Wenn dieses Reich zerstückelt würde oder wenn es starke Wirren zu besteben hätte, so würden wir sicherlich zuerst die Wirkungen der Unordnung und Anarchie spüren, welche folche Greignisse in jenem Welttheile hervorrufen würden. Es lag demnach in unserem Interesse als Nachbarn Chinas und als Freunde eines dauernden Friedens, daß bei Beendigung des Kriegs ein Zustand geschaffen würde, der den Bestand und die Unabhängig⸗ keit des himmlischen Reichs nicht bedroht. Nun konnte man doch fürchten. daß eine dauernde Occupation, welche gerade das Herz Chinas bedroht, eine Verschiebung und Zerseßzung herbei⸗ führen wärde, dessen Wirkungen wir hätten empfinden muͤssen. Dieser Gedanke war nicht nur der , sondern wurde getheilt von anderen Mächten, welche in gleicher Weise eine wichtige Stellung im äußersten Osten zu wahren baben. Rußland ist wie wir gen! Nachbar und hat wie wir die ernstesten Interessen daran, daß an dem status quo des Kontinentalbesitzes Cbinas nichts geändert wird. In diesem Punkt wie in den übrigen sind die Interessen Rußlands und Frankreichs dieselben und sie sind ebensowohl durch die Natur der Dinge wie durch die zwischen beiden Ländern hergestellten Beziehungen und durch den Übereinstimmenden Willen ihrer Regierungen fest ver⸗ bunden. Die Interessen Deutschlands, obgleich ohne territorialen Charakter, schienen der deutschen Regierung analoger Art zu sein, und so ging die deutsche Regierung vereint mit den anderen Mächten vor. Aus nicht weniger ernsten Gründen schloß sich Spanien an. Das gemeinsame Vorgehen, zu welchem diese Mächte sich entschlossen, ist in der That auf einen Meinungeaustausch mit Japan beschränkt gewesen, und diese Nation, die mit Recht auf ihre Siege stolz war, hat sich mit einer Weisheit, der ich besondere Achtung zu zollen mich gedrungen fühle, den freund- schaftlichen, ihr ertheilten Raihschlägen gefügt. Das Grgebniß dieses gemeinsamen Vorgehens ist die Aufrechkerhaltung der Cristenz und

einstimmung berech uns, einen gũnstigen die weiteren noch s Berha nodlungen ju erhoffen. Der Minister Hanotaur rte sodann;. Srla uben Sie mir, meine Herren, den Erklärungen, welche ich Ihnen soeben über unsere Haltun in dem chinesisch japanischen Konflikt gegeben habe, den Hinweis au eine andere Thatlache hinzuzufũgen, welche, wie mir scheint, ebenso die Auf ; merffamkeit des Marquis de LAngle Beguman oir auf sich hätte lenken können, als er über die allgemeine Richtung unserer auswärtigen ö. sich beunruhigte. dem Augenblick, wo eine gemeinsame ion der europäischen Mächte im dußersten Often erfolgte, vollzog sich eine gleichfalls gemeinsame Aktion näher bei uns in Konstantinopel, wie Sie wissen, bezüglich der armenischen Angelegenheit. Hier trat eine neue Gruppierung der Mächte ein. Rußland, Frankreich und England sind bestrebt, im Sinvernebmenm mit der Hohen Pforte diese gleichfalls schwierige Frage zu lösen. Wie ich gesagt babe, ift bier die Gruppierung der Mächte eine andere, und dennoch, wer würde sich wohl beklagen, daß sie sich so vollzogen bat; wer wundert sich darüber, daß Frankreich und Rußland, die auch hier gemeinsam handeln, ihre Bemühungen mit denen Englands zum Wohle des Friedens ver⸗ binden? So können in speziellen Fällen die Mächte gemeinsam fried⸗ liche Resultate anstreben, ohne dis allgemeinen Interessen ihrer natio- nalen Politik aus den Augen zu verlieren. Ich füge hinzu, dies für uns die Bedingungen einer jeden Politik Find, die nicht will, daß Frankreich auf seine ihm gebübrende Rolle bei der Regelung der Welt- angelegenheiten verzichtet. Der Marguis de I Angle Beaumanoir hat im Lauf seiner Rede einen anderen Punkt berührt, über den die Re⸗ gierung sich vor dem Parlament und vor dem Lande zu erklären wünscht. Es handelt sich um Die Theilng hme Frankreichs an der Einweihungsfeier des Nerd⸗Dstsee Kanals. Steben wir hier vor einer Thatsache, welche einen Wendepunkt in unserer Politik bezeichnet? Haben die Gründe, welche unsere Entscheidung bestimmten, eine politische Tragweite, die im Widerspruch steht mit dem, was bis zum beutigen Tage geschehen ist? Nein, meine en, das ist nicht der Charakter der Einladung, die an uns ergangen ift, das ift nicht der Charakter unserer Zusage. Wir legen Werth darauf, hierüber keinen Zweifel besteben zu lassen. Im übrigen haben wir auch von Anfang an unsere Empfindungen in dieser Hinsicht zu deutlich zu erkennen gegeben, als daß ich schwanken könnte, öffentlich diese Erklärung für einen Akt der internationalen Höflichkeit, der sich an alle Mächte richtete und der durch einen Akt der interrationalen Höflichkeit erwidert wurde, zu wiederholen. Auf diese bestimmten Grenzen haben wir eine Betheili⸗ gung beschränkt, die keinen anderen Charakter hat oder haben kann. Im vollen Frieden müssen die Beziehungen der Völker ju einander geleitet sein durch ein würdiges und einfaches Gefühl für das international , Augenschein lich analoge Erwägungen haben auch die früheren Regierungen geleitet, als sie beschlofsen, an dem Berliner Kongreß 1378 und an den KRongo⸗Konferenzen 1885 theiljunebmen, eine militärische Deputation zu der Beisetzung Kaiser Wilhelms JI. im Jahre 18588 und eine politische und eine Arbeiterdeyutation zu dem Kongreß von 1880 zu entsenden; und obgleich sich gewisse Beforgnifse auch damals jeigten, als jene Entschlüffe gefaßt wurden, hat doch vater niemand behaupten können und wird anch morgen niemand be⸗ baupten können, daß irgend etwas in den Empfindungen oder in dem moralischen Ansehen einer Nation verändert worden ist, die unbe⸗ zwinglich treu an ihren Erinnerungen hält ur d auf ihre Zukunft ver⸗ traut. Ich glaube, meine Herren, daß diese aufrichtige Darlegun als Antwort auf jene Befürchtungen genügt, zu deren Echo si der Marquis de Angle Beaumanoir in diesen Räumen gemacht hat, und ich hoffe, daß der Senat sich mit diesen kurzen Erklärungen begnügen wird.“

Die Rede des Ministers wurde mit lebhaftem Beifall aufgenommen, während die Rede des Marquis de Angle Beaumanoir mit eifigem Schweigen angehört worden war. Die Interpellation war damit erledigt und der Senat vertagte sich bis zum 10. Juni.

Der Deputirte und frühere Minister Pierre Legrand ist gestorben.

naꝛhbẽnzigteit . und die erfte so gewonnene 66.

Spanien.

Das spanische Geschwader, befte hend aus den Kriegs⸗ schiffen Pelayo“', „Infanta Maria Teresa“ und „Marques Ensenada“, liegt in Ferrol unter dem Oberbefehl des Kontre⸗ Admirals Espinosa zur Abfahrt nach Kiel bereit.

Türtfei.

Die von der Times“ gemeldete Zusammenziehung einer starken türkischen Truppenmaächt an der bulgarischen Grenze (siehe Nr. 127 d. Bl.) beschränkt fich, wie W. T. B.“ aus Konstantinopel meldet, auf die Dislocirung einiger Bataillone. Truppenverschiebungen dorthin sind überhaupt in jüngster i nicht vorgekommen.

Dem „Reuter schen Bureau“ geht aus Konstantinopel die Meldung zu: nach einer Mittheilung aus Musch seien dort die Delegirten der drei Mächte von der türkischen Polizei gröblich beleidigt worden. Die Gendarmen seien in die Wohnung der Delegirten eingedrungen und hätten versucht, einen Diener derselben zu verhaften, wobei sie Beleidigungen ausgestoßen hätten. Die Gendarmen seien mit Mühe von den Kawassen der Delegirten vertrieben worden. Bereits vor diesem Vor⸗ ang seien mehrfache Beleidigungen der Diener der Delegirten, . Beleidigungen von Eingeborenen, welche zu den Dienern Beziehungen 1 vorgekommen.

Aus Djeddah meldet das „Reuter sche Bureau“, der Angriff auf die konsularischen Vertreter habe in der Stadt eine große Aufregung hervorgerufen. Der Sachverhalt sei folgender; Der britische Konsul Richards und der brilische Vize⸗Konsul Abdur⸗Razzak, der auch für Schweden und Norwegen fungiere, hätten vorgestern die übliche Abendpromenade mit. dem xrussischen Konsul Brandt und dem französischen Konsular-Sekretär Dorville gemacht. Als sie an ihrem gewöhnlichen Rendezvous⸗ platz, etwa eine halbe Meile vor der Stadt, gesessen hätten, seien sie von etwa acht bewaffneten Beduinen angegriffen worden, die aus einer Entfernung von 4 m i auf sie geschossen hätten. Razzak sei tödtlich getroffen worden und nach zehn Minuten gestorben, Richards sei an Arm und Rücken ernstlich verletzt worden, dem Konsul Brandt sei die Kinnlade gebrochen, dem Sekretär Dorville die Hälfte der Nase fort⸗ gerisen. An dem Aufkommen der letzteren beiden werde gezweifelt. Die Leiche Razzaks weise neben Schußwunden auch Messerstiche auf. 15 Verhaftungen seien bereits vor⸗ genommen worden. Dasselbe Bureau meldet, daß drei Schiffe des zur Zeit in Alexandrien befindlichen britischen Geschwaders nach Djeddah abgehen sollten.

Schweden und Norwegen.

Aus Christiania wird berichtet, daß sowohl ‚Morgen⸗ bladet“, das leitende Organ der Rechten, als auch „Ver⸗

dens Gang“, das leitende Organ der Sinken, den Entwurf der Tagesordnung vom 30. d. M., dessen Annahme im

Storthing als gesichert 75 * en werde, freudig e . Das „Morgenbladet“ hält die Mission des Minifteriums Stang für be⸗ endigt und schreibt: Vom monarchischen Standpunkt aus wird es mit Befrledigung begrüßt werden, daß das Zusammen⸗

arbeiten mit den Staatsmächten wieder aufgenommen werden

können „Verdens Gang“ hofft, daß das Gefühl der moralischen Bedeutung, welche dem Gesammtauftreten seitens der politischen Parteien Norwegens innewohne, stark genug sei, eine einstimmige Annahme zu sichern. Amerika.

Die Einnahmen des Schatzes beliefen sich im Monat Mai auf 25 A2 C078, die Ausgaben auf A 918 982 Dollars.

Afien.

Die „Times“ meldet aus Tientsin, die Japaner räumten die Halbinsel Liautong; die Räumung solle in 19 Tagen beendet sein. Aus Hongkong ichtet dasselbe Blatt, daß die Japaner am Donnerstag Truppen in Pelung 8 gelandet und die kriegerischen Operationen gestern begonnen hätten.

Afrika. Der General Duch e'sne hat telegraphisch aus Miajunga

berichtet, daß die erste Brigade den Fluß Ka moro auf dem

Marsche nach Amparibe überschritten habe.

BParlamentarische Nachrichten.

Amtliches Wahlresultat der am N. v. M. im Wahl—⸗ kreise Köln⸗Stadt stattgehabten Reichstags⸗Stichwahl. Abgegeben wurden 20 410 Stimmen, davon erhielt Adolf Gre iß, Landgerichts Rath in Köln (Zentrum) 12495, Dr. 1 Lütgenau, Redakteur in Dortmund (Sozial— demokrat) 7915 Stimmen. Gewählt ist somit Landgerichts⸗ Rath Adolf Greiß (Zentrum).

Nach amtlicher Feststellung wurden bei der am 27. 1. M. in dem Wahlkreise Aschaffenburg⸗Miltenberg statt—⸗ ehabten Reichstags⸗Nachwahl 16609 St. abgegeben. iervon erhielt Liborius Gerstenberger, katholischer farrer in Laufach ZZentr.) 10442 St., Ernst Schulz, agistrats⸗Rath in Aschaffenberg (nl) 1120 St, Buͤrger⸗ meister Eduard Deckelmann in Obernburg (Volkspartei) 3651 St, Holzhändler Reinhold Opificius in Bockenheim (Soz ) 1592 St. Gerstenberger ist somit gewählt.

Nr. 22 der Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts“, vom 29. Mai, hat folgenden Inhalt: Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten. Zeitweilige Maßregeln gegen Cholera 2c. Desgl. gegen Pest. Gesundbeits— wesen in Danzig, 1890 93. Desgl. in Frankfurt a. M., 1893. Desgl. in Schwaben und Neuburg, 1893. Desgl. in Ungarn, 1893. Cholera in Italien, 1894. Gesetzgebung u. s. w. (Preußen, Provinz Weftfalen). Entschädigung für Verluste durch Milzbrand. Württemberg). Nahrungsmittel · Chemiker. (Hessen). Tuberkulin. Meßgeräthe in Apotheken. (Sachsen⸗Altenburg). Zughunde.

rankreich). , n, = (Belgien.) Kakao und Chokolade. Cichorie. Mostrich. (Dänemark). Lebengmittel. Wein und Spirituosen. Gang der Thierseuchen in Oesterreich, 1. Vierteljahr. —=— Zeitweilige Maßregeln gegey Thierseuchen. (Deutsches Reich, GIlsaß · Lothringen, Belgien. Vermischtes. (Preußen). Zentral- Schlacht⸗ und Viehhof in Danzig. Infektionskrankheiten in Baden, Damburg, Moskau, 1894. Wochentabelle über die Sterbefälle in deutschen Städten mit 40 000 und mehr Einwohnern. Desgl. in größeren Städten des Auslandes. Erkrankungen in Krankenhaäͤusern ,. Großstãdte. Desgl. in dentschen Stadt und Landbezirken. erung.

Statiftik und Volkswirthschaft.

Hochseefischerei an der pommerschen Küäste.

Die Fischervereinigungen in den Häfen Kolbergermünde, Rügen waldermünde, Sto lpmünde und Leba haben mit ihren 77, zum größten Theil unter staatlicher Beihilfe beschafften Hochsee⸗ fischerboofen im Jahre 1894 gelangen: 33 450 Stiegen . 3836 Stiegen Dorsche, 154 838 Stiegen Flunder und 39235 Stück

Lachse.

Zur Arbeiterbewegung.

Der Verband der Bau⸗Arbeitgeber für Leipzig und Um— geg end beschloß, dem Leipziger Tageblatt“ zufolge, in einer gestern abgehaltenen Versammlung, den Mindeststundenlohn von 38 A auf 40 3 zu erhöhen und als höchsten Lohn 43 3 zu gewähren. Man drückte die Hoffnung aus, daß auf dieser Grundlage eine Einigung erzielt werde. (Vergl. Nrn. 128 und 129 d. Bl.)

Die Steinbruchsbesitzer in Feuerbach bei Stuttgart haben, wie dem Vorwärts. mitgetheilt wird, dem Verlangen ihrer Arbeiter, den zehnstündigen Arbeitstag statt des bisherigen 5 einzuführen, nachgegeben. ;

Aus Am sterdam wird demselben Blatt gemeldet: Der Aus stand der Bauhandwerker ist beendet, nachdem die . der Arbeiter theilweise bewilligt worden sind. Die Barbier⸗ und nn,, haben beschlossen, jeden Sonntag zu striken, im

uge die Stadt zu durchziehen und ihre Kollegen aufzufordern, mit zugehen. Der Ausstand der Möbelschreiner hat mit der Nieder⸗ lage der Arbeiter geendet. Der Ausstand dauerte neun Wochen. Die Steinhauer stehen noch aus Der Tor farbeiterausstand hat sich jetzt auf die Provinz Drente ausgedehnt, während er in Fries land beendet ist.

Kunft und Wissenschaft.

In München ist gestern Vormittag die 1II. in gernationale Kunstausstellung der Sezession eröffnet worden. Die Anzahl der Kunstwerke beträgt bisher 400; viele französische Bilder werden nach dem Schluß der Pariser Ausstellung eintreffen. Heute Vor⸗ mittag fand ebendaselbst durch Seine Königliche Hoheit den Prinz⸗ Regenten die Eröffnung der Jahre sausstellung von Kunst werken aller Nationen im Glaspalast statt. Der Prinz Regent machte nach dem Empfang durch das Prä—⸗ sidium und einem kurzen Cercle einen Rundgang durch sämmtliche Säle in Begleitung aller Prinzen und Prinzessinnen, geführt von der Kunstjury und der Ausstellungskommission. Eintausend besonders ausgewählte Kunstwerke füllen die geschmackvoll dekorierten Hallen des Palastes. Der Prinz · Regent äußerte nach dem Bericht des W. 5 B.“ wiederholt seine höchste Genugthuung über den Gesammt⸗ eindruck.

Bauten.

In dem Wettbewerb um ein Kathhaus in Stuttgart hat das Preisgericht seine Thätigteit am 39. Mai beendigt. Der erste Preis kam, wie das Zentr.⸗ Bl. d. Bauv. mittheilt, nicht zur Ver⸗ heilung; der Betrag wurde jur Gewinnung von wel weiteren zweiten

Preisen verwandt. Zweite Preise von je 5000 M erhielten: Neher u. von Kaufmann in Frankfurt a. M., Kuder u. Müller in Straßburg und Vollmer u. Jassoy in Berlin; dritte Preise von je 3000 : Semper u. Krutisch in Hamburg und Theodor Köfser in Leipzig; vierte Preise von je 2000 Æ:. Paul Peters, stãdtischer Bauinspektor in Charlottenburg und Hermann Billing

in Karlsruhe. Zum Ankauf wurden empfoblen die Entwürfe mit

folgenden Kennworten: Im Mai!“, Deutschem Bürgerthum zur Ehr, Wappenschild mit vierblättrigem Kleeblatt, Nach 440 Jahren Urbit und Monument“. .

8

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Landwirthschaftliche Kredit genossenschaften. Die landwirthschaftliche Kreditgenossenschaftsbildung hat im Regierungsbeʒirt᷑ 3 verflossenen Jahre einen erfreulichen Aufschwung genommen. eben den Raiffeisen'schen Darlehnskassen, welche im Anschluß an den Zentralverband zu Neuwied entstanden sind, hat in den letzten Monaten ein vom Oekonomie⸗Rath Rieger zu Breslau vertretenes System mit propinzieller Zentral. organisation große Ausdehnung gefunden. Infolge einer kürzlich auf Anordnung des Ministers für Landwirthschaft., Domaͤnen und Forften unter dem Vorsitz des Ober ⸗Präsidenten zu Breslau ab⸗ ebaltenen Konferenz, bei welcher Vertreter der verschiedenen Organi- ationen zugegen waren, läßt sich ein friedliches und ersprießliches Nebeneinanderwirken derselben erhoffen. Aus einem von dem Mnister für Handel und Gewerbe im vergangenen Etatsiahre bewilligten Fonds von 450 4 sind Beihilfen in Höhe von 30 bis 50 M für die d. Einrichtungskoften Raiffeisen'scher Darlehnskassen gewährt worden.

St. Petersburg 31. Mai. (W. T. B.) Zu den Verband⸗ lungen zwischen dem Minister für Landwirthschaft und dem Finanz- Minister über Herabsetzung des Einfuhrzolls für land- wirthschaftliche Maschinen und Geräthe um 30 Kopeken pro Pud verlautet, die Untersuchungen des Landwirthschafs. Ministeriums hätten ergeben, daß die russischen Fabriken in absehbarer Zeit die Nachfrage nach landwirthschaftlichen Maschinen und Geräthen schwer⸗ lich decken könnten und daß dadurch bereits Mißstände hervor⸗ gerufen seien.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Malta.

Zufolge Verordnung der Lokalregierung in Malta vom 18. v. M. ist die für Herkünfte aus Konstantinopel und den Häfen am Mar⸗ marameer angeordnete Quarantãne aufgehoben worden. (Vergl. R. „Anz.“ Nr. 46 vom 21. Februar d. J.)

rgentinien.

Durch Regierungsdekret vom 6. v. M. sind die brasilianischen Häfen, mit Ausnahme des Hafens von Santos, für seuchenfrei er⸗ klärt worden. Vergl. R.⸗Anz.“ Nr. 20 vom 23. Januar d. J.)

Lon don, 31. Mai. Seit dem 22. d. M. sind in Mekka keine Cholera Todesfälle vorgekommen.

Handel und Gewerbe.

Zwangs⸗BVersteigerungen.

Beim Königlichen Amtsgericht 1 Berlin standen am 30. und 31. Mai die nachbezeichneten Grundstücke zur Versteigerung: Fidicinstraße 20 B. u. C., dem Maurermeister Gottfr. GSagedtke gehörig; Fläche 6,18 a bezw. 6,41 a, Meisthietender blieb der Rentier Carl Eggers, Friedrich⸗Wilhelmstraße 7, mit dem Gebot von 142 100 6 bezw. 142 050 M Koloniestraße 27, dem Bauunter⸗ nebmer M. Zingelm ann gehörig; Fläche 1442 a; Nutzungswerth 10980 6 Meistbietender blieb der Kaufmann Oscar Berg, Stall⸗ schreiberstraße 27. mit dem Gebot von 123 000 ½ Adolfstraße Nr. 20, dem Barbier H. Schragmann gehörig; Nutzungswerth 5540 M Für das Meistgebot von 86 700 ½ wurde der Kaufmann Jacob Eis ner, Sigismundstraße 2, Ersteher.

Beim Königlichen Amtsgericht U Berlin standen die nachbezeichneten Grundftuücke zur Versteigerung: Das im Grundbuch von Wilmersdorf Band 31 Blatt Nr. 938 auf den Namen des Fräuleins Wanda von Daun eingetragene, zu Wilmersdorf, Achen⸗ bachstraße 4. belegene Grundstück; Flächenraum 1157 a; das geringste Gebot wurde auf 2081 4 fe . Meisthietender blieb der Kaufmann Wilhelm Wolff zu Berlin, Bebrenstraße 52. mit d Gebot von 230 000 0 Das im Grundbuche von Wilmersdorf Band 40 Blatt Nr. 1218 auf den Namen des Maurermeifters 5 Wolter eingetragene, zu Wilmersdorf (Halensee), Bothostraße 4, belegene Grundstück; Flächenraum 8 38 2. Das geringste Gebot wurde auf 1500 6 festgesetzt. Meistbietende blieben der Maurermeister C. Braeuer zu Berlin, Belle⸗ Alliancestraße 70, und der Zimmermeister W. Kluge zu Deutsch⸗ Wilmersdorf mit dem Gebot von 123 442 9 Das im Grund⸗ buche von Schöneberg Band 32 Blatt Nr. 1239 auf den Namen des Kaufmanns Carl Hesse zu Berlin eingetragene, zu Schöneberg, Kaiser Friedtichstraße 17, belegene Grundstück; Flächenraum 5,88 a; das geringste Gebot wurde auf 1193 festgesetzt; Meistbietender blieb der Chemiker Louis Levy zu Berlin, Lützowstraße 85 a, mit dem Gebot von 185 000 Das im Grundbuche von Wilmers⸗ dorf Band 42 Blatt Nr. 1264 auf den Namen des Zimmermeisters Friedrich Ritz eingetragene, zu Deut sch⸗Wilmers dorf, Pfalz⸗ burgerstraße 2, belegene Grundstück; das geringste Gebot wurde auf 585 1 festgesetzt; mit dem Gebot von 117090 M blieb die offene Handelsgesellschafst in Firma Kuhnert und Kühne zu Martinickenfelde⸗ Charlottenburg Meistbietende. Aufgehoben wurde das Verfahren der Zwangsversteige⸗ rung, betreffend die nachbezeichneten Grundstücke: Das im von Lichtenberg Band 25 Blatt Nr. S11 auf den Namen des Fabrik- besitzers Adolph Jung zu Berlin eingetragene, zu Lichten berg be⸗ legene Grundstũck. Das im Grundbuche von Rosentbal Band 8 Blatt Nr. 242 auf den Namen der verehelichten Maler⸗ meister Henriette Leder, geborene Gebauer, zu Rixdorf einge⸗ tragene, zu Rosenthal belegene Grundstück. Das im Grund⸗ buche von Groß Lichterfelde Band 66 Blatt Nr. 19730 auf den Namen des Architekten Paul Boswau eingetragene, zu Greß⸗ Lichterfelde, an der Drakestraße, belegene Grundstück.

Vom oberschlesischen Eisen⸗ und Zin kmarkt berichtet die Schles. Ztg.: Die Lebhaftigkeit im oberschlesischen Eisen⸗ eschaͤt hat auch in verflossener Woche weiter angehalten, und neue ufträge gingen den Werken reichlich zu. Die Roheisenproduktion wurde durch Verarbeitung reicher ausländischer Erze, auf einigen Hoch= öfen bis zu 60 0, zu erhöben gesucht, und das frisch erblasene Roh⸗ eisen gelangte glatt zur Abfuhr auf die Werke. Der Bau der Hoch⸗ öfen auf Gleiwitzer und Julienhütte schreitet rüstig fort, und dürfte der letztere in einigen Wochen in Betrieb kommen. Die Eriförderung im Revier ist verstärkt worden, und auch in dem benachbarten Russisch⸗Polen werden infolge der dort im Bau befindlichen . neuen Hochöfen einige Thoneisensteinförderungen in größerem Maß- stabe eingerichtet. Die Walzwerke sind auf Grund der vor⸗ liegenden Schlüsse und neu eingehenden zahlreichen Aufträge gut be⸗ schäftigt und für längere Zeit gedeckt. Bei allen neu eingehenden rößeren Ordres werden seitens der Werke längere Lieferfristen gestellt. rotzdem sind die Werke in Rücksicht auf die westliche Konkurrenz immer noch nicht in der Lage, eine Erhöhung der größtentheils noch verlustbringenden Preise vorzunehmen. Die starke Nachfrage Handels-, Konstruktions⸗ und Baueisen, namentlich aber für Träger, hält weiter an, und auch für Feineisen ist der Absatz gegen⸗ wärtig ein guter. In Feinblechen, namentlich Qualitäten, geht das Geschäͤft sehr flott, sodaß einzelne Werke die eingegangenen Lieferung. fristen kaum innezuhalten im stande sind. In 5 blechen ist auch