1895 / 138 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 12 Jun 1895 18:00:01 GMT) scan diff

Anamour bis Alexandrette erst nach stattgehabter ärztlicher Fistt

hne Desinfeltions und nachdem fünf volle Tage seit Verlassen ge,, , 2242 * zum Verkehr in Egvxpten zunnulassen.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Koblen und Koks z 3 8 in Obersch les ien. An * Ru br sind am 1I. d. M. gestellt 1 117, nicht recht i ellt 15 Wagen. nit G, mer. sind am 10. d. M. gestellt 4131, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen.

Die Einnahmen der Lübeck ⸗Büchener Eisenba hn betrugen im Monat Maj 1895 provisorisch 453 830 M gegen 462 640 * im Monat Mal 1894, mithin weniger S810 6 Die Gesammtein / nahmen dom 1. Januar bis ultimo Mai 1899 betrugen provisorisch 1814 357 gegen 1873 283 M im gleichen Zeitraum des Vorjahres, mithin weniger 58 916 4A .

Königsberg, 11. Juni. (W. T. B. Getreid em ar kt. Weizen weichend. Roggen weichend, do. pr. 2090 Pfd. Zollgewicht 137. Gerfte ruhig. Hafer behauptet, do. loko pr. 3000 Pfd.

ollgewicht 118. Weiße Erbsen pr. 2000 Pfd. el Ce ict 109, 00. piritus pr. 100 Liter 100 0 loko 39, pr. Frühjahr 3583. 5

Danzig, 11. Juni. (W. T. B) Gextreidemarkt. Weizen loko flau, Umsatdz Z50 t, do. inländ. hochbunt u. weiß 154 157, do. inländ. hellbunt 152, do. Transit hochhunt und weiß 12300, do. hellbunt 118, 00, do. Termin zu freiem Verkehr vr. Sept.Okt. 156, 60, do. Transit vr. Sept. Okt. 12050, Regulierungspreis zu freiem Verkehr 156. 6 loko unverändert, do. inländischer 127 125, do. russischer und polnischer zum Transit 92 93, do. Termin pr. Sept. Okt. 134,90, do. Termin Transit pr. Sert. Okt. HF3, do. Regulierungspreis zum freien Verkehr 123. Gerfte, große (660 - 709 rn 112. Gerste, kleine (625 660 Gramm) 95.

fer, inländischer 114 116. Erbsen, inländische 114. Spiritus loko ontingentiert 58, 00, nicht kontingentiert 38,00.

Posen, 11. Juni. (W. T. B. Wollmarkts Vor⸗ bericht. Zu dem morgen beginnenden Wollmarkt betrugen die Zu— fuhren' bis heute früh 2055 Ztr. und werden jetzt schon 5000 Ztr. überschritten haben. Der Verlauf des Breslauer Marktes wirkte ünftig; es wird manches schon gehandelt. Bekannte feine Stämme 3. um 8 „, gute Schmußwollen 2 bis 3 6 gegen das vorige

ahr höher bezahlt. Die Wäschen sind gut, auch das Schurgewicht fn günstig sein; es sind viele Käufer am Platz und die Nachfrage ist rege.

12. Juni. (W. TB.) Wollmar kt. Der heutige Markt eröffnete in reger Haltung, Käufer griffen lebhaft ein. Da die Waͤschen gut sind, wurden für hochfeine Wollen 5 bis 15 üũber vorjährige Preise gezahlt. Die guten Sachen sind vergriffen und fast Dreivierkel des Bestands ist schon geräumt. Das bis gestern Abend zugeführte Quantum betrug 5740 Zir, gegen 6675 Ztr. im Vorjahre.

12. Juni, Mittags. (W. T. B.) Wollmarkt. Der Markt bleibt sehr fest und räumt sich schnell. Gut behandelte Wolle, die selbst bis 206 4 über vorjäbrige Preise bezahlt wurde, blieb gesucht. Viele Käufer verlassen den Mlatz, ohne ihren Bedarf gedeckt zu haben. Dagegen blieb ungewaschene Wolle vernachlässigt.

Halle a. S. 11. Juni. (W. T. B.) . In der heute unter Vorsitz des Bank⸗Direktors Dr. Riesser im Geschäftshause der A. Riebecksschen Montanwerke Aktiengesellschaft abgehaltenen 12. ordentlichen Generalversammlung waren 9 Aktionäre mit 1423 Stimmen vertreten. Die vorgelegte Bilanz sowie die Gewinn— und Verlustrechnung für das abgelaufene Geschäftsjahr nebst Bericht des Vorstandes und des Aufsichtsrathes wurden genehmigt und nach dem Antrage der Verwaltungsorgane die Vertheilung einer sofort zahlbaren Dividende von 1009/0 beschlossen. Dem Vorstande und dem Aufsichtsrath wurde Entlastung ertbeilt und der als Aufsichtsraths⸗ Mitglied turnusmäßig ausgeschieden- Justiz⸗Rath Winterfeld ein⸗ stimmig wiedergewählt. Nach den Mittheilungen des Vorstandes sind die Auesichten fär das laufende Jahr nicht ungünstiger, als für das abgelaufene zu beurtheilen, wenn auch einzelne Produkte der Theer⸗ ö. die seit Jahren rückläufige Bewegung fortsetzen.

Leipzig, 11. Juni. (W. T. S.) Kammzug⸗Term in⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. pr. Juni 2, 95 AÆ, pr. Juli 297 A, pr. August 2,8977 , pr. September 3, 00 46, pr. Ot⸗ tober 3 00 AÆ, pr. November 3 00 Mt, vr. Dezember 3, 02 4A, wr. Januar 3 023 AÆ. pr. Februar 3, 05 AM, pr. März 3, 074 1, pr. April O7 M, pr. Mai 307 M Umsatz: 10 000 kg.

Bremen, 11. Juni. (W. T. B.) ( Börsen⸗Schlußbericht.) Raffiniertes Petroleum. (Offizielle Notierung der Bremer Petroleum Börse.) Fester. Lok 690 Br. Baum wolle. Stetig. Upland middl. lIoko 366 . Schmalz. Ruhig. Wilcor 359 , Armour sbield 35 3, Cudahy 355 *. Fatrbanks 30 3. Wolle. Umsatz 59 Ballen. Speck. Ruhig. Short clear middling loko 311. Taback. Umsatz: 128 Faß Kentuckv.

Ham burg, 11. Juni. (W. T. B.] Ka fzee. (Nachmittags · bericht. Good average Santos pr. Juni 76, pr. September 764, pr. Dezember 733, pr. März 729. Kaum behauptet. Zucker⸗ maärtt. (Schlußbericht; Rüben⸗Rohzucker J. Produkt Basis 88 0 Rendement neue Usance, frei an Bord Hamburg, vr. Juni 985, pr. August 10,07, pr. Oktober 10.30, pr. Dezember 10,479. Behauptet.

London, 11. Juni. (W. T. B.) An der Küste?7 Weizen⸗ ladungen angeboten.

s86 5so Ja vazucker loko 12 ruhig. Rüben⸗Rohzu cker loko gt tuhig. Chile⸗Kupfer 42518, pr. 8 Monat 425.

Manchester, 11. Juni. (W. T. B.) 12 Water Tavlor 5, 30r Water Taylor 66. 20r Water Leigh 5t, 30r Water Clavton 5J, 32 Mock Brooke 64, 40r Mavoll 6t, 40r Medio Wilkinson 73, 321 Warpeops Lees 64 36 Warpcops Rowland 63, 36 r War ycoys Wellington 73, 40r Double Weston 8, 60r Double courante Qua- litãt 164, 32 116 vards 162016 grey Printers aus 32/461 150. Fest.

St. Peters burg, 11. Juni. (B. T. B.) Pr odukten⸗ markt. Weizen loko 900. Roggen loko 6,00. Hafer loko 3,60. k. loko 1200. Hanf loko 4400. Talg loko 50 00, pr.

ugust —.

Am fsterdam, 11. Juni. (W. T. B.) Jara-⸗Kaffee good ordinary 53. Bankazinn 373.

Verkehrs⸗Anstalten.

T Bremen, 12. Juni. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. er Postdampfer Braunschweig' ist am 9. Juni 4 Uhr Mor- gens in New. Jork angekommen. Der Postdampfer M ark', nach dem La Plata bestimmt, ist am 9. Juni 6 Uhr Morgens in Vigo angekommen. Der r , . Krenprinz Friedrich Wil⸗ helm“ ist am 8. Juni 1 Uhr Nachmittags von NewYork nach der Weser 8. angen. Der Reichs- Postdampfer Prinz Heinrich“, nach Ost 6 bestimmt, ist am 10. Juni Vormittags in Shanghai angekommen. Der Reichs ⸗Postdampfer Preußen“, von Ost ⸗Asien kommend, ist am 10. Juni 114 Vormittags auf der Weser ange—⸗ kommen. Der Postdampfer -Pfalsi', vom La Plata kommend, ist am 10. 3 Uhr Morgens in Antwerpen angekommen. Der Poftdampfer Dres den' ist am 6. Juni von Bahia via Lissabon und Antwerpen nach der Weser abgegangen. Der Postdampfer Krefeld, nach Brasilien bestimmt, ift am 9. Juni in Bahia an⸗ ekommen. Der Reichs ⸗Postdampfer Bayern“, nach Ost ⸗Asien be⸗ mmt, ift am 10. Juni Vormittags in Suez angekommen. Königsberg i. Pr., 11. Juni. (W. T. B.) Die Stadt⸗ verordneten⸗-Versammlung nahm mit großer Majorität den Antrag des Magistrats an, den Vertrag mit der Poftbehörde über die Durchlegung des Kabels durch den Pregel zu genehmigen. Dadurch ist der Telephonanschluß an das Telephonnetz Berlin⸗ Memel Ee ber London, 11. Juni. (W. T. B) Der Unien⸗-Dampfer Athenian“ ist auf der Heimreise heute in Plymouth angekommen. Der Union Dampfer Guelph“ ist auf der Ausreise Sonntag in Kapftadt angekommen.

Theater und Mufik.

; Konzerte. . Das gestrige Fest- Konzert zum Besten der Kaiser Friedrich-⸗Gedächtniß⸗Kirche im Landes - Aus stellungs⸗ Fark nahm bei schönem Wetter einen wohlgelungenen lauf. Sechs Mannergesangbereine: die Berliner Liedertafel, der Etk sche Männergesangberein, die Berliner Sängerschaft, die Cäcilia= Melodig. die Charlottenburger Quartett⸗Vereinigung und der Pots. damer Männergesangverein, im Ganzen ca. 500 Sänger, hatten sich zu der ,. des Programms verbunden, welches außer Chorliedern mit und ohne Begleitung auch eine Anzahl älterer und neuerer Militärmärsche aufwies. Die letzteren wurden von den Kapellen des 4. Garde⸗Regiments 3. F., des Kadettenkorps und des Königin Augusta Garde ⸗Grenadier⸗Regiments gespielt. Die Chöre und die Mufikkapellen hatten auf der in eine Tribüne aus⸗ ebauten Freitreppe des Tempels Aufstellung genommen, vor deren itte sich das reich dekgrierte Kaiserzelt erbeb, Um 6 Ubr ver⸗ kündeten die Klänge der Nationalhymne den Eintritt Ihrer Kaiser⸗ lichen und Königlichen Majestäten, welche mit dem erlauchten Gaste, Seiner Kalserlichen und Königlichen Hoheit dem Erzherzog Franz Salvator, Ihren Königlichen Hoheiten dem Prinzen und der Prinzessin Friedrich Leopold sowie einem zahlreichen Gefolge erschienen und in dem Zelt Platz nahmen. Dann begann das Konzert mit der Kaisergruß Fanfare von Kosleck, in welcher die freudig schmetternden, langen mittelalterlichen Trompeten mit den feierlichen ernsten Tönen der Kesselpauken zu einer festlichen Gesammtwirkung zusammenklangen. Unter den hierauf folgenden Chorgesängen waren außer dem Beethoven'schen Hymnus „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre“, dem ‚Lied der Deutschen in Lyon“ von Mendelssohn, dem Schwert lied und ‚Lützew's wilder Jagd? von Weber von besonders ein— dringlicher Wirkung der von Seiner Majestät dem Kaiser ge⸗ dichtete und komponierte Sang an Aegir? und die bekannten, von Kremser bearbeiteten fünf altniederländischen Volkslieder“. Auch die Wacht am Rhein und das in Oesterreich sehr beliebte „Deutsche Lied“ von Kalliwoda wurden, wie die vorerwähnten Chöre schwungvoll und rhythmisch präzis vorgetragen; in den Silcher'schen Volksliedern Zu Straßburg auf der Schanz. und „Der Soldat aber bewährten die ereine in feiner dynamischer Schattierung und gemüthvoller Verinnerlichung alle die Vorzüge, die man unseren deutschen Männergesangvereinen stets unumwunden zuerkannt hat. In die Leitung der Chöre theilten sich die Herren Chormeister A. Jander und Th. Hauptstein sowie die Musikdirektoren E. Schultz und M. Gebhardt; ihnen gebührt auch zu gleichen Theilen das Verdienst um das Gelingen der Aufführung. Die Militär⸗Musikkapellen brachten in die Reihe der Chorgesänge durch eine Anzahl inter⸗ essanter alter historischer Märsche und Fanfaren (aus den Zeiten der Kreuzzüge, des Kampfs der Brandenburger gegen die Quitzow's und der Schlacht bei Fehrbellin) willkommene Abwechselung. Die diskrete Begleitung, welche ihrerfeits den Chören zu theil wurde, sei noch besonders lobend erwähnt. Die Kaiserlichen Majestäten wohnten dem Festkonzert bis zum Schluß bei und verließen erst gegen 8 Uhr unter dreimaligem Hurrgh der Sänger und Musiker den Park. Für den Kaiser Friedtich⸗Kirchen. Baufonds dürfte der außer- ordentlich zahlreiche Besuch des Konzerts hoffentlich einen namhaften Beitrag ergeben haben.

Aus Braunschweig, vom heutigen Tage, wird telegraphisch berichtet: Zu der hier stattfindenden 31. Versammlung der Deu tschen Tonkünstler sind bereits zahlreiche Korvphäen der Musik aus ganz Deutschland hier eingetroffen. Gestern Abend fand zu Ehren der Gäste eine Festvorstellung im Hof-Theater statt, bei welcher die Loreley, Musik von Hans Sommer, in Scene ging. Die großen musikalischen Veranstaltungen werden heute Abend mit einer Aufführung von Berlioz. Requiem“ beginnen; zu derselben wird auch Seine Königliche Hoheit der Prinz Albrecht von Preußen, Regent des Herzogthums Braunschweig, nebst Gemahlin, aus Blankenburg bier eintreffen.

Mannigfaltiges.

Der Berliner Verein für häusliche Gesundheits⸗ pflege“, dessen diesjährige Hauptversammlung am Sonntag, den 36. Juni, Mittags 117 Uhr, im Abgeordnetenhause stattfinden wird, hat soeben seinen 16. Jahreshericht veröffentlicht. Danach umfaßt der Verein mit seinen 10 Bezirkscomitéss z. 3. 266 Stadtbezirke, sodaß von den 326 Bezirken der Stadt Berlin nur noch 60 einer Versorgung, wie sie sich der Verein zur Aufgabe gestellt bat, entbebren. Seinen Zweck: „Förderung der Gesundheitepflege in der Familie durch Verbreitung richtiger Kenntnisse und praktis Veranstältungen namentlich in den ärmeren Kreisen der Berölkerung“ bat der Verein auch im verflossenen Jahre durch Gewährung von uter Milch, von Nahrungs⸗ und Stärkungsmitteln, durch die Unter⸗ . von Polikliniken und leihweise Darreichung von Geräth- schaften zur Krankenpflege, besonders lichen Verkehr seiner Comitèé-Mitglieder mit den nothleiden⸗ den Familien zu erreichen gesucht. Von den neun älteren Bezirkecemitès wurden im Jahre 1894 im Ganzen 106942 1 ute Milch theils unentgeltlich, theils für die Hälfte des Preises an

rauen und Kinder abgegeben. Die Poliklinik des Bezirkscomités der Rosenthaler Vorstadt Weinbergsweg 7) gewährte 8500 Personen in 40 600 Konsultationen Rath und Hilfe, die des Bezirkscomités Steinmetz straße (Steinmetzstraße 11) verzeichnete 14707, die des Moabiter Bezirkscomités (Paulstraße 35) 3211 Konsultationen. Wo es neth that, ist den bedürftigen Kranken namentlich in den Wintermonaten auch Heizungs material beschafft und je nach dem persõnlich gewonnenen Einblick der Damen des Vereins durch Gewährung von Fleisch, Brot, Kakao, durch Verabreichung von Volksküchen. und Bademarken in entsprechender Weise Hilfe geleistet worden. Im Jahre 1894 konnte der Verein ferner 3676 armen Kindern die Wohlthat einer mehr⸗ wöchigen Erholung in den Ferienkolonien gewähren und mehr als 100 0600 M dafür anwenden.

Breslau, 11. Juni. Heute früh 9 Uhr 25 Minuten wurden in Oberlangenbielau, Langersdorf, Raudnitz, Schön⸗ heide und Protzau schwache Srdsts ße verspärt. UÜm. 8 Uhr 15 Minuten fand in Münsterberg ein schwaches Erdbeben mit unter⸗ irdischem Donnerrollen statt, sodaß die Bilder an den Wänden schwankten und im Seminar der Kronleuchter in Bewegung gerieth. Unglücksfälle baben sich nicht ereignet. In Strehlen wurde um I Uhr früh ein starker Erdstoß beobachtet. In vielen Hãusern en Vafen und Bilder herab. Das Erdbeben dauerte 3 Se—⸗

nden. In der hiesigen Sternwarte ist an dem Erdbebenmesser und den Barometern die Erschätterung nicht bemerkt worden; es handelt sich anscheinend nur um eine engbegrenzte gi ene. die auf eine lokale Verschiebung zuruckjufũbren ift. Bei Brande in der Gottessegengruben zu Antonien hütte (wergl. Nr. 137 d. Gl) erlitten noch 30 Bergleute mehr oder minder n, Ver⸗ letzungen. Nach amtlicher Feftstellung betrãgt die Zahl der Todten 9; 6 werden 11 Mann, die jedenfalls ums Leben gekommen sind. n . Juni. . 45 bei i . infolge eine i lags ein großer Brand aus. Zu glei ei trat abermals Hochwasser ein.

Meuselwitz (Sachsen⸗Altenburg), 11. Juni. Am 8. d. M. wurde die hier veranftaltete Ausstelfung für Landwirthschaft und Gewerbe durch den Staats-Minister von Helldorff eröffnet, nachdem die Gäste durch den Bürgermeister Küstner begrüßt worden waren. Gestern besuchte Seine Hoheit der Prinz Moritz von Sachsen⸗ Altenburg die Ausstellung.

Budapest. 11. Juni. In Ballas Gyarmat wurde heute Vormittag 107 Uhr ein einige Sekunden andauerndes Erdbeben verspürt, durch welches indessen kein Schaden angerichtet wurde.

aber durch den persön⸗

Nach Schluß der Redaktion eingegangene . Depeschen.

Bu dapest, 12. Juni. (W. T. B.) Die hiesigen Blätter widmen der gestrigen Antrittsrede des Ministers des Aus⸗ wärtigen Grafen Goluchowsti sympathische Besprechungen insbesondere findet die zum Schluß von dem Redner ge⸗ gebene Versicherung, daß er auch die Interessen Ungarns im Herzen trage, wärmste Anerkennung. „Nemzet“ hebt hervor, der Minifter habe sehr wohl gethan, auf die be⸗ währte Nützlichkeit des Dreibundes y, und hieraus den Schluß auf die Richtigkeit der bisherigen Politik zu iehen; er könne hierbei im vollsten Maße 24 die ae nich

23 Ungarns zählen, da diese Politik des Dreibundes den Gesinnungen und Gefühlen der unggrischen Nation entspreche; der Minister brauche in dieser Richtung nichts 6 zu thun, als auf der gegebenen Grundlage weiter zu verharren.

(Forthetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage)

Wetterbericht vom 12. Funi, 8 Uhr Morgens.

Temperatur

Bar. auf 0 Gr.

Stationen. Wind. Wetter.

u. d. Meeressp. red. in Millim. in O Celsiutz 50 C. 40 R.

halb bed. halb bed. bedeckt 2 wolkenlos

bedeckt woltig wolkenlos

woltig

w K

w K 83 DAaparanda J St. Petersburg. 755 . .

Fork. Sueenstomnn. . 767 8eme, wolkenlos k . wolkig

DJ bedeckt K bedeckt Swinemünde. 157 Nenfahrwasser . 166 d

3 w m k enn, l k . k k . J k Nebersicht der Witterung. Der Luftdruck ist hoch über West⸗Europa und Ostrußland; ein breites Gebiet niedrigen Barometerstandes mit mehreren wenig tiefen Minima erstreckt sich von Skandinavien und der Nordsee bis zum Adriatischen Meere und der Balkanhalbinsel. In Deutschland ist die Luftbewegung anhaltend schwach und von verschiedener Richtung, das Wetter meist veränderlich, in Süddeutschland und an der Nordseeküste stellenweise regnerisch; die Morgentemperatur liegt vielfach etwas unter der normalen. In Süd⸗ und Ostdeutschland fanden Gewitter

und Regen statt. Deutsche Seewarte.

Theater⸗Anzeigen.

Berliner Theater. Donnerstag: Madame Saus - Gene. Anfang 75 Uhr.

Freitag (39. Abonnements⸗Verstellung): Der Herr Senator.

Sonnabend: Der Geizige. Der ungläubige Thomas.

Nenes Theater. Schiffbauerdamm 4 a. / S. Donnerttag: Ensemble⸗ Gastspiel der Mitglieder des Carl Schultze Thegters Ham ˖ burg unter Leitung des Direktors Joss Ferenczy. Tata⸗Toto Vandeville in 3 Akten nach Bilbaud ünd Barr bon Victor Leon und F. Zell. Musik von Antoine Banés. Anfang 74 Uhr.

Freitag: Tata Toto.

Theater Unter den Linden. e , . en,. Julius Fritzsche. Donnerstag: Miß Helyett. Vaudeville . in 3 1 we nr. Boucheron. Deutsch von Richard Gen se. Musik von G. Audran. Dirigent: Herr Kapellmeister Federmann. Anfang 74 Uhr.

Freitag: Miß Helyett.

—VQ—i— ——

Familien⸗Nachrichten.

Verlobt: Frl. Edda von Werner mit Hrn. Accessisten Karl Haake (Koblenz Oldenburg i. G). .

Verehelicht: Hr. Hauptmann Hans von Wick mit Frl. Anna von Schwarzkopf (Charloftenburg]) Hr. Prem. leut. Cdmund Kretschmer mit Frl. Mila Wachtel (Berlin)

Geboren: Ein So hn: Hrn. Georg von Loeper (Jauschwitz)t⸗— Hrn. Landrath Hermann von Kruse (Adenau)p. Prn. General Direktor, Bergrat;z Sanner Kattowitz S. S). Eine Tochter. Hrn. Arndt von Oertzen (Briggow)]. 37 Dr. phil. Otto . ee, ng Hrn. General. Direktor, Bergrath Sanner

rr, B, gr Graf von Naybars Cermons (S9soß Aicher estorben: Hr. Ernst Graf von Nayhauß Co ? . Baumgarten b. Bolkenhain). , gf or Julius Ricke (Breslau). 3 eisphysttus Dr. med. (Berlin). 8 Geheime Rechnungs · Rath geb. Hartmann Berlim.

anz ; nes ever,

Verantwortlicher Redakteur: Siemenroth in Berlin. Verlag der Eppedition (Scholj) in Berlin.

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagtanstalt, Berlin 8W., Wilhelmstraße 32.

Sechs Beilagen leinschließlich Bor sen · Beilage)

M 138.

Per sonal⸗Veränderungen.

Königlich Breußische Armee.

Offiziere, Portep se⸗-Fähnriche ꝛc. Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. Neues Palais, 10. Juni. Franz Salvator Erzherzog von Desterre ich Kaiserliche und Königliche Hobeit, à la suite des Sus. Regts. Kaiser Franz Joseph von Oesterreich, König von Ungarn Schleswig ⸗Holstein. Nr. I6 gestellt.

Beamte der Militär⸗Verwaltung.

Durch Allerhöchste Patente. 25. Mai. Stegmüller, Lehmann, Atzert, Kahl, Schmedding., Garn. Bauinspektoren zu Danzig bezw. Liegnitz, Mülhausen i. E., Straßburg i. E, und Münster, Grell, Koch, Kahrstedt, Hartung, Bode, Garn. Bauinspeftoren zu , bezw. Braunschweig, Neisse, Freiburg i. B. und Posen, Allihn, Schmid, Böhmer, Andersen, Jannasch, Garn. Bauinspektoren zu Potsdam bezw. Köln, Berlin, Hannover und Karlsruhe, Neumann, Blenkle, Wellmann, Goebel, Zeidler, Garn. Bauinspektoren zu Kolberg bezw. Posen, Stettin, Altona und Berlin, der Charakter als Baurath, Seydel, Rechnungs⸗ Rath, Geheimer expedierender Sekretär im Kriegs⸗Ministerium der Charakter als Geheimer Rechnungs⸗ Rath, Bremer, Siebach, Kanzlei⸗Räthe, Geheime Registratoren im Kriegs. Ministerium, der Charakter als Geheimer Kanzlei ⸗Rath, Neugebauer, Kretzschmar, Kroll, Schultze, Hintze, Flügge Geheime erpedierende Sekretäre und Kalkulatoren im FriegsMinisterium, Albrecht, Zuhtz, Buchhalter der General Militärkasse, Streich, Wiester, Werner, Intend. Sekretäre von der Intend. des X. bezw. IV. und XI. Armee-Korps, Hafer⸗ malz, Kirchner, Festungs⸗Ober⸗Bauwarte zu Burg Hohenzollern bezw. Metz, Seidel, Riehle, Schreck, Topographen bei der Landesaufnahme, Wagenitz, Kindler, Garn. Verwalt. Direk toren zu Mörchingen bezw. Thorn, Blumberger, Hupperz, Lazareth · Ober⸗Inspektoren zu Stettin bezw. Thorn, der Charakter als Rechnungs⸗Rath, Springer, Habel, Fleischer, Braeder, Meßbauer, Schulz, Zielke, Zitelmann, Müller, Ge⸗ heime Registratoren im Kriegs⸗Ministerium, Jüttner Geheimer Kanzlei Direktor im Kriegs- Ministerium, Gutz mann, Intend. Re⸗ gistrator von der Intend. XIV. Armee-Korps. Kletke, Registrator beim Großen Generalstabe, der Charakter als Kanzlei⸗Rath verliehen.

Durch Berfügung des Kriegs-⸗Ministeriums. 16. April. ir gte Militär⸗Anwärter, als Kasernen⸗Insp. in Glogau an⸗ gestellt. .

17. April. Schmidt, Kasernen⸗Insp. in Koblenz, nach Flens⸗ burg versetzt. . ö

1. Mai. Semergu, Proviantamts⸗Kontroleur in Hannover, unter Ernennung zum Proviantamts-Rendanten, nach Bischweiler, Braun, Proviantamts ⸗Assist. in Breslau, als Proviantamts, Kon—⸗ troleur auf Probe, nach Hannover, Kerwel, ProviantamtsAssist. in Spandau, nach Breslau, Ko sse, Proviantamts. Assist. in Cassel, als Proviantamts⸗Kontroleur nach Spandau, Spindler, Kasernen⸗ Inspektor in Metz, nach Mülbausen i. E., Seu st, Kasernen⸗Insp. in Tilsit, nach Einbeck, Matzu kath, Kasernen⸗Insp. in Berlin, nach Tilsit, versetzt. . ;

Mai. Zeitz, Proviantamts⸗Kontroleur auf Probe in Brom- ienstalter vom

nuar 15394 ernannt. Wollenberg, Garn. Verw. Ober Insp. n Ällenstein, nach Oldenburg, Hunsel, Garn. Verwalt. Ober⸗Insp. n Diedenhofen, nach Allenstein, Keuche, Garn. Verwalt. Insp. in St. Avold, nach Diedenhofen, Diez, Garn. Verwalt. Insp. in Saargemünd, nach St. Apold, Stahn, Garn. Verwalt. Insp. in Beuthen O. S., nach Saargemünd, Di tte brand, Kasernen⸗Insp. in Gleiwitz, nach Beuthen OS., Gnil ka, Kasernen⸗Insp. in Grau⸗ denz, nach Gleiwitz, versetzt. .

10. Mai. SZikoff, Garn. Verwalt. Ober ⸗Insp. in Torgau, auf seinen Antrag zum 1. Juli 1895 mit Pension in den Ruhestand dersetzt.

53. Mai. Streubel, Intend. Rath, Vorstand der Intend. der I0. Div., zur Korps ⸗Intend. XVII. Armee-Korps, Rachner, Intend. Rath don der Korps⸗Intend. XIV. Armee-Korps, als Vor- stand der Intend. der 10. Div. zum V. Armee-Korps, versetzt.

16. Mai. Drenkmann Garn. Verwalt. Insp. in Neumünster, nach Bruchsal, Schröder, Kasernen⸗Insp. in Altona, nach Neu⸗ münster, Knoll, Kasernen⸗ Insp. in Hannover, nach Altona, versetzt. (

55. Mai. Rottsahl, Ackermann, Seidel, Wille, Krause, Intend. Sekretariats⸗Assistenten von der Intend. des XIV. bezw. TT., III., III. und VII. Armee - Korps, zu Intend. Sekretären er⸗ nannt.

18. Mai. Pölzing, Kasernen⸗Insp. in Dieuze, nach Torgau, Habermann, Kasernen⸗Insp. in Darmstadt, nach Dieuze, Balser, Kasernen. Insp. in Metz, nach Darmstadt, versetzt.

21. Nai. Miethner, Garn. Verwalt. Insp. in Paderborn, nach Torgau, Flitn er, Kasernen⸗Insp. in Schwerin, nach Paderborn, Wold, Kasernen, Insp. in Wesel, nach Schwerin. Berger, Kasernen⸗ Insp. in Frankfurt a. M., nach Coburg. versetzt.

22. Mai. Viehweger, Ober⸗Roßarzt vom 2. Brandenburg. Ulan. Regt. Nr. 11, v. Müller, Ober⸗Roßarzt Lem Kür. Regt. von Driefen (Westfäl.) Nr. 4, letzterer zum J. Juni d. J. auf ihren Antrag mit Pension in den Ruhestand versetzt. Frohne, Zahlmstr. Aspir, zum Zahlmstr. beim XI. Armee Korps ernannt.

Mai. Saar, Kasernen Insp. in Mülhausen i. G. nach 6 Kürschgen, Kasernen⸗Insp. in Rastatt, nach Mülhausen i. E., versetzt. ö ö

25. * f Cords, Müller, Proviantamts-Assistenten in Cassel bejw. Spandau (Armee · Konservenfabrik) nach Spandau (Armee Konservenfabrik) bezw. Cassel versetzt. .

29. Mai. Scholtz, Intend. Registratur ˖ Assist. von der Intend. des J. Armee⸗Korps, zum Intend. Registrator ernannt.

öniglich Bayerische Armee.

Offiziere, Portepee⸗Fähnriche c. Srnennungen, Bersrdetungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. Juni. v. Guler-Chelꝑin, Gen. Major und Kommandant der Hing Ingolstadt, zum Präsidenten des General ˖ Auditoriats Leeb,

berst und Kommandeur des g. Inf. Regts. Wrede, unter Beförde⸗ rung zum Gen. Major, zum Kommandanten der Festung Ingolstadt, ernannt. ö. v. Stengel, Oberst und Seltions / Chef bei der

9 6 zum Proviantamts⸗Kontroleur mit einem 9. Ja

Insp. der Fuß⸗Art., bisher à ja suite des 2. Feld⸗A rt. Regts. Horn, zum Gen. Major befördert. . ;

n n Im aktiven Heere. 4 Juni. Graf v. Seyßel d' Air, Sec. Lt. des Inf. Leib⸗Regts., zu den Ref. Offizieren dieses Regts. versetzt. .

5. Juni. Graf v. Thürheim, Gen. Lt, und Präsident des General Auditoriats, in Genehmigung seines Abschiedsgesuchs, unter . des Präͤdikats Excellenz, mit der gesetzlichen Pension zur

isp, gestellt. .

383 Sanität s-⸗Korps. 4. Juni. Dr. Ritter v. Lotzbeck, Gen. Stabzarjt der Armec (mit dem Range als Gen. Lt. und Chef deg Sanitäts . Korps und der Merizinal,Abtheil, im Kriegs Ministerlum, in Genehmigung seines Abschiedsgesuches und unter Versetzung in das Verhältniß n la suite des Sanitãtẽ Korps, mit

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

Berlin, Mittwoch, den 12. Juni

der gesetzlichen Pension zur Diep. gestellt. Dr. Vogl. Gen. Arzt 1. Kl. und Vorstand des Qperationskurses für Militärärzte, zum Gen. Stabsarzt der Armee, Chei des Sanitäts Korvs und der Medi zinal Abtheil. im Kriege⸗Ministerium ernannt. Dr. Schönborn, Gen. Arzt 1. Kl. und à la suite des Sanitäts⸗Korps, Dr. Port, Gen. Arzt 1. Kl. und Korpsarzt II. Armee-Korps, der Rang als Gen. Major verliehen. Beamte der Militär ⸗Verwaltung.

4. Juni. Fragz, Kanzlei⸗Rath und Registrator bei der Intend. I. Armee-Korps, v. Wis sel, Pr. Lt. a. D. und Kasernen⸗Insp. bei der Garn. Verwalt. Landshut, mit Pension in den erbetenen Ruhestand getreten. Eben, Kasernen⸗Insp. der Garn. Verwalt. München, zum Garn. Verwalt. Insp. befördert.

Preußischer Landtag. Haus der Abgeordneten. 72. Sitzung vom Dienstag, 11. Juni.

Ueber den Beginn der Sitzung ist gestern berichtet worden.

Auf der Tagesordnung stand zunächst die dritte Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend das Grundbuchwesen und die Zwangsvollstreckung in das unbewegliche Vermögen in dem Gebiet der vormals freien Stadt Frankfurt sowie den vormals Großherzoglich hessischen und Landgräflich hessischen Gebietstheilen der Pͤirovinz Hessen⸗Nassau.

Den § 5 Abs. 2, welcher ken eg daß ein Vertrag, durch den ein dingliches Recht an einem Grundstück bestellt werden oll, der schriftlichen Form bedarf, wollte ein Antrag der Abgg. Spahn und Stephan-Beuthen (Zentr) dahin ein⸗ schränken, daß von dem Erforderniß der schriftlichen Form ab⸗ gesehen werden soll, wenn die zur Ausübung des dinglichen Rechts erforderliche Anlage mit Einwilligung des Eigenthümers des Grundstücks auf diesem hergestellt wird.

Justiz⸗Minister Schönstedt:

Meine Herren! Der Antrag, der mir erst in diesem Augenblick vorgelegt ist, scheint mir zu dem 5 5 eigentlich nicht zu passen. Der § 5 beschäftigt sich mit der Form der Verträge, durch welche sich jemand verpflichtet, dingliche Rechte zu bestellen, während der jetzt vorgelegte Antrag den Fall im Auge hat, wo thatsächlich ein ding⸗ liches Recht bereits bestellt wird. Die Bestellung eines dinglichen Rechts in der hier vorausgesetzten Form, nämlich dadurch, daß thatsächlich mit Zustimmung des Eigenthümers des dienenden Grundstücks eine Anlage geschaffen wird und besteht, wird durch diesen Paragraphen garnicht betroffen. Daß eine derartige Anlage rechts⸗ gültig und rechtsverbindlich bleibt, ist nach meiner Auffassung durchaus selbstverständlich. Ich bin deshalb der Ansicht, daß es eines solchen Zusatzantrags, der ohnehin hier nicht an der richtigen Stelle sein würde, nicht bedürfen wird.

Der Antrag der Abgg. Spahn und Stephan wurde hierauf abgelehnt und der Paragraph unverändert ange— nommen.

Zu 3 10. Abs. 2, welcher anordnet, daß der Anspruch auf Rückstände von Zinsen in vier Jahren verjähre, lag ein fernerer Antrag der Abgg. Spahn (Zentr.) und Stephan⸗ Beuthen vor, nach welchem diese Verjährungsfrist auch auf Rückstände von anderen in regelmäßigen Fristen wieder⸗ kehrenden Leistungen, sowie auf die als Zuschlag zu den Zinsen zu entrichtenden Tilgungsraten auszudehnen sei—

Von denselben Äbgeordneten war auch der Antrag gestellt, als Anfangspunkt der Verjährungsfrist für den Fall einer Fristbewilligung den 31. Dezember desjenigen Jahres festzu⸗ . in welchem die Frist abgelaufen ist Fu Mine Schõ ned J .

Meine Herren! Es ist ja eigentlich nicht ange Augenblick bei der dritten Lesung eines Gesetzes noch mit solchen An— trägen, wie sie heute gestellt werden (sehr richtig), befaßt zu werden, auf die man absolut nicht vorbereitet ist und nicht sein kann. Ich kann nur das Eine bemerken: Der § 10 in der Fassung des Entwurfs stimmt wörtlich überein mit den entsprechenden in allen übrigen Ein—⸗ führungegesetzen. Daß diese Vorschriften nicht genügt hätten, davon ist mir bisher nichts bekannt geworden. Ich glaube, es wird daher auch in Zukunft mit der Fassung des Paragraphen gehen. Wenn trotz alledem angenommen werden möchte, daß die Fassung des Antrags eine Verbesserung darstelle, dann würde es nach meiner Meinung unter allen Umständen nothwendig sein, in den ersten Satz por dem Wort ‚Leistungen' das Wort eingetragene“ einzuschieben. Um die Verjährung des dinglichen Rechts handelt es sich bier offenbar nur, und es sollen nicht die Verjährungsfristen für persönliche Forde⸗ rungen in diesem Gesetz geändert werden.

Ich halte aber, wie gesagt, nach den vorliegenden Erfahrungen eine Fassungsänderung überhaupt nicht für erforderlich.

Was den noch beantragten Satz H des Antrags betrifft, so ist nach meiner Meinung auch für eine derartige Bestimmung ein Be⸗ dürfniß nicht vorhanden. Was der Herr Abgeordnete hier zur Be⸗ gründung angeführt hat, trifft meines Erachtens nicht den Fall. Wenn eine Zinsenforderung im Dezember fällig wird, und in der Obligation bestimmt ist, daß die bei verzögerter Zinszahlung etwa zulässige Kündigung erst dann soll eintreten dürfen, wenn nicht inner- halb einer Frist von 4 Wochen, also im Laufe des nächst⸗ folgenden Januar, die Zahlung geleistet wird, so wird dadurch der Zeitpunkt der Fälligkeit der Zinsen an und für sich nicht berührt, sondern eine solche Bestimmung hat nur für die Künd⸗ barkeit des Kapitals Bedeutung. Aus diesem Grunde die Verjährungs⸗ frist für die in Wirklichkeit schon bei Beginn der Frist fällig ge⸗ wordenen Zinsen zu verlängern, dazu ist meiner Meinung nach ein Bedürfniß nicht gegeben; ich kann deshalb nur anheimstellen, den Antrag abzulehnen.

Abg. Step han⸗Beuthen (gentr modifizierte den Antrag in diesem Sinne, doch wurde dieser abgelehnt.

Zu dem 8 31, betreffend die Anlegung der neuen Grund⸗ bücher, hatte der Abg. von Tey per⸗Laski (freikons.) den Antrag gestellt, folgenden Abs. 2 hinzuzufügen:

1895.

„In denjenigen vormals Großherzoglich bessischen Gemeinden, welche ein auf legalisierter Parzellenvermessung beruhendes Grund⸗ buch und dazu gehörige Grundbuchskarten bereits besitzen, bleiben die Angaben der letzteren über die Lage, Größe und Begrenzung der einjelnen Grundstücke auch für die Anlegung des neuen Grund⸗ buchs solange . und beweiskräftig, als dieselben nicht im Wege der gerichtlichen Klage erfolgreich angefochten worden sind.“

Abg. von Tepper ⸗Laski begründete diesen Antrag mit dem Hinweis darauf, daß die alten Grundbuchskarten der fraglichen Ge⸗ biete meistens besser und zuverlässiger seien als die neueren Kataster⸗ aufnahmen. Wenn dieselben jetzt vollständig bei Seite geschoben würden, würde eine endlose Reihe von e rel anten entstehen.

Justiz⸗Minister Schönstedt:

Meine Herren! Der Antrag des Herrn Abg. von Tepper⸗Laski ist offenbar veranlaßt durch die Ihnen vorliegende Petition von einigen fünfzig Bürgermeistern des Kreises Biedenkopf; er deckt sich aber nicht mit dem Schlußantrag dieser Petition. Während die Gemeinden das Verlangen stellen, daß die Bedeutung der alten Grundbuchkarten im vollen Umfange erhalten werde, daß insbesondere auch nach Einrich⸗ tung des Grundbuchs diese Karten einen unwiderleglichen Beweis für die Grundstücksgrenzen bilden sollen, verlangt nach seinem Wortlaut der Antrag des Herrn Abg. von Tepper⸗Laski nur, daß bei Anlegung des neuen Grundbuchs, also bei dem Regulierungsverfahren, diese Karten ihre bisherige Bedeutung behalten sollen.

Nun ist nach meiner Auffassung der Sache der Antrag durch un⸗ begründete Befürchtungen veranlaßt worden. Mit diesen Karten, den sogenannten legalisierten Grundbuchkarten, hat es eine doppelte Be. wandtniß. Es ist in dem von Herrn von Tepper ⸗Laski bereits er⸗ wähnten hessischen Gesetze von 1852 zunächst gesagt, daß diese Karten, nachdem sie öffentlich ausgelegt sind, zunächst die Ver⸗ muthung der Richtigkeit für sich haben sollen, bis zum Beweise des Gegentheils; es ist dann ferner gesagt, daß, wenn nach Ablauf der Auslegungsfrist zehn Jahre vergangen seien, dann diese Karten den unwiderleglichen Beweis erbringen sollen für die Richtigkeit der daraus hervorgehenden Angaben über Lage, Größe und Begrenzung der einzelnen Grundstücke, eine praesumptio iuris et de iure.

Nun ist mir nicht genau bekannt, bis zu welcher Zeit die Par zellatvermessungen für die einzelnen Gemeinden vorgenommen und zum Abschluß gebracht worden sind; vielleicht wird Herr von Tepper Laski darüber nähere Auskunft geben können. Soweit mir die Ver⸗ hältnisse bekannt sind, ist die letzte dieser Parzellarvermessungen zum Abschluß gelangt vor Einverleibung der hessischen Landes⸗ tbeile in Preußen, also vor dem Jahre 1867. Wann das Auslegungsverfahren für die einzelnen Karten stattgefunden hat, dar⸗ über fehlen mir die aktenmäßigen Unterlagen; ich weiß nur, daß in den meisten Theilen des Großberzoglich bessischen Gebiets, insbesondere in denjenigen, die jetzt zum Amtsgericht Frankfurt gehören, in Rödel⸗ heim und den früher Großherzoglich hessischen Theilen von Nieder⸗ Ursel, die zehnjährige Frist längst abgelaufen ist. Ich weiß auch mit Bestimmtheit, daß für einen großen Theil des hessischen Hinterlandes die Frist abgelaufen ist. Für diese Gebiete tritt eine Rechtsänderung durch das neue Gesetz absolut nicht ein, denn durch den Ablauf der Frist sind wohlerworbene Rechte geschaffen, an denen das neue Gesetz nicht rütteln will und nicht rütteln kann. Für diese Theile bilden also die sogenannten Grundbuchkarten die unumstößliche Grundlage auch für die Grundbuchanlegung; wo sie etwa von den Katasterkarten abweichen möchten, wird ihnen der Vorzug vor den letzteren zu geben sein.

Anders verhält es sich mit denjenigen Gemeinden und Bezirken, in denen die zehnjährige Frist bis zur Anlegung des Grundbuchs noch nicht abgelaufen sein möchte. Da liegt die Sache nach dem hessischen Gesetze so, daß diese Karten nur eine der Widerlegung zugängliche Vermuthung für ihre Richtigkeit begründen. Auch daran wird nicht gerüttelt werden; und, meine Herren, that⸗ sächlich liegt die Sache so, daß die Katasterkarten, welche die formelle Unterlage für die Anlegung des Grundbuches bilden, im wesentlichen nichts weiter sind als eine Kopie der hessischen Grundbuchakten. Es geht das hervor aus einem bei unsern Akten befindlichen Schreiben des Finanz⸗Ministers aus einem der letzten Jahre.

Deshalb ist nach meiner Meinung irgend ein Bedürfniß für eine Bestimmung, wie sie hier gegeben werden soll, überhaupt nicht vorhanden. Ich halte sie aber insoweit für nicht ganz unbedenklich, als daraus möglicherweise Folgerungen gezogen werden könnten, deren Tragweite sich nicht übersehen läßt. In dieser Beziehung muß ich an den schon von dem Herrn von Tepper⸗Laski erwähnten Präzedenz⸗ fall erinnern: bei Einführung des Grundbuchgesetzes in das Gebiet des früheren Kurfürstenthums Hessen ist eine ähnliche Bestim⸗ mung in das Einführungsgesetz vom Jahre 1873 auf— genommen, und zwar zu Gunsten derjenigen Karten, die her⸗ gestellt worden waren auf Grund der Vermessungen aus Anlaß eines Ministerial ⸗Ausschreibens von 1833. Es heißt in dem § 36 des Einführungsgesetzes:

Die in dem Gebiet des vormaligen Kurfürstenthums Hessen auf Grund des Ausschreibens des Finanz ⸗Ministeriums vom 12. April 1833, sowie der späteren Anweisungen über die Vermessungen bis zum 1. Juli 1874 festgestellten Flur karten begründen die Vermuthung, daß die darin verzeichneten Grenzen dem wirklichen Eigenthumsbestand der Grundstücke ent- sprechen.

Bis zum 1. Januar 1877 bieibt den Betheiligten vorbehalten, einen anderweitigen Eigenthumsbestand nachzuweisen und Be⸗ richtigung der Kartengrenzen im Wege der Klage gegen den nach der Karte berechtigten Eigenthümer zu erwirken. Nach Ablauf dieser Frist bestimmen sich die Grenzen der Grundstücke lediglich nach der Flurkarte und der ihr zu Grunde liegenden Vermessung“.

Meine Herren, diese Bestimmung beruhte darauf, daß man in Hessen eine besonders bohe Meinung von der Zuverlässigkeit dieser Karten hatte. Sie hat sich in Kraft befunden etwa zwölf Jahre lang bis zu dem Ergänzungsgesetz bezüglich des hessischen Grundbuch-