1895 / 184 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 05 Aug 1895 18:00:01 GMT) scan diff

Verwaltungswege exekutivisch einzuziehende Belohnung zuzu⸗ sichern. Die Aufforderung gilt fur zugestellt, wenn sie min⸗ destens zwei Betheiligten behändigt ist.

Der von der Bergbehörde bestellte interimistische Re⸗ präsentant hat die Befugnisse des gewählten Repräsen⸗ tanten, insofern die Bergbehörde keine Beschränkungen ein⸗ treten läßt.

83.

An die Stelle der in S 80f Abs. 2 Ziff. 3 und in 8 80i des Allgemeinen Berggeseß s in der Fassung der Novelle vom 24. Juni 1892, sowie in Art. VIII Abs. 2 dieser Novelle be⸗ stimmten Termine treten für die durch das gegenwärtige Gesetz der Aufsicht der Bergbehörden unterstellten Betriebe der 1. Ja⸗ nuar 1896, der 1. April 1895 und der 1. Juli 1896.

8 4.

Dieses Gesetz tritt am 1. Januar 1896 in Kraft.

Mit seiner Ausführung wird der Minister für Handel und Gewerbe beauftragt.

Urkundlich unter Unserer k Unterschrift und beigedrucktem Königlichen Insiegel.

Gegeben Tullgarn an Bord M. Y. „Hohenzollern“, den 14. Juli 1895.

ö Wilhelm. Fürst zu ö von Boetticher.

Freiherr von Berlepsch. Miguel. Thielen. Bosse. Bronsart von Schellendorff. von Köller. Freiherr von ,, ö von Hammerstein.

Schönstedt.

Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal⸗Angelegenheiten. Dem Oberlehrer an der städtischen höheren Mädchen⸗ schule I in Hannover Dr. Pertz ist das Prädikat „Professor“ beigelegt worden.

Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 28 der Gesetz⸗ Sammlung enthalt unter

Nr. N65 das Gesetz, betreffend die Ausdehnung ver⸗ schiedener Bestimmungen des Allgemeinen Berggesetzes vom 24. Juni 1865 auf den Stein- und Kalisalzbergbau in der Provinz Hannover. Vom 14. Juli 1895; und unter

Nr. I'66 die Verfügung des Justiz-Ministers, betreffend die Anlegung des Grundbuchs für einen Theil der Bezirke der Amtsgerichte Blankenheim, Düren, Geilenkirchen, Gemuͤnd, Bonn, Euskirchen, Rheinbach, Siegburg, Geldern, Adenau, Ahrweiler, Boppard, Koblenz, Sankt Goar, Kirchberg, Münster— maifeld, Simmern, Bensberg, Grevenbroich, Tholey, Ottweiler, Trier, Wittlich, Neumagen, Prüm und Saarburg. Vom 30. Juli 1895.

Berlin W., den 5. August 1895.

Königliches GesetzSammlungs⸗Amt. In Vertretung: Bath.

Bekanntmachung.

Nach Vorschrift des Gejetzes vom 10. April 1872 (GesetzSamml. S. 357) sind bekannt gemacht:

I) der Allerhöchste Erlaß vom 17. April 1895, betreffend die Verleihung des Enteignungsrechts an die Stadt Posen zum Erwerbe des zur Anlage eines öffentlichen Schlacht.; und Viehhofes erforder⸗ lichen Grundeigenthums, durch das Amtsblatt der Königlichen Re— gierung zu Pofen Nr. 23 S. 231, ausgegeben am 4. Juni 1895,

2 das am 22. Mai 18935 Allerhöchst vollzogene Statut für die Entwässerungsgenossenschaft Belencin-Pierezyn, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Posen Nr. 25 S. 247, ausgegeben am 18. Juni 1895; .

I) der Allerhöchste Erlaß vom 27. Mai 1895, betreffend die Ge⸗ nehmigung des revidierten Regulatips für die Ausgabe verzinslicher Obligationen durch die Provinzial. Hilfskasse für die Provinz Schlesien, durch die Amtsblätter

der Königlichen Regierung zu Breslau Nr. 29 S. 419, aus gegeben am 19. Juli 1895,

der Königlichen Regierung zu Liegnitz Nr. 29 S. 255, aus⸗ gegeben am 20. Juli 1895,

der Königlichen Regierung zu Oppeln Nr. 29 S. 237, aus— gegen am 19. Juli 1895;

4) der Allerhöchste Erlaß vom 27. Mai 1896, betreffend die Genehmigung des siebenten Nachtrags zu den Statuten der Feuer— schaden. Versicherungsgesellschaften für die Städte und Flecken und das platte Land des Fürstenthums Ostfriesland und des Harlingerlandes zu Aurich, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Aurich Nr. 27 S. 187, ausgegeben am 5. Juli 1895;

5) das am 5. Juni 1895 Allerhöchst vollzogene Statut für die Entwässerungsgenossenschaft zu Neisse, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Oppeln Nr. 28 S. 224, ausgegeben am 12. Juli 1895;

s) das am 18. Juni 1895 Allerhöchst vollzogene Statut für die Entwässerungsgenossenschaft zu Kreiwitz im Kreise Neustadt D. S. durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Oppeln Nr. 23 S. 234, ausgegeben am 19. Juli 1895,

7) der Ällerhöchste Erlaß vom 14. Juli 1895, betreffend die Ge⸗ nehmigung des Beschlusses des XVII. General-Landtags der Schle⸗ sischen Landschaft wegen Konvertierung höher verzinslicher Pfandbriefs⸗ darlehen in dreiprozentige, durch die Amtsblätter

der Königlichen Regierung zu Breslau Nr. 30 S. 428, aus⸗ gegeben am 26. Juli 1895,

der Königlichen Regierung zu Liegnitz Nr. 30 S. 263, aus—⸗ gegeben am 27. Juli 1895

der Königlichen Regierung zu Oppeln Nr. 30 S. 245, aus⸗ gegeben am 26. Juli 1895. .

Bekanntmachung.

Die Aufnahme von Studierenden in die Königliche Technische Hochschule zu Berlin erfolgt beim Beginn des Studienjahres 1895/96 in der Zeit vom 1. bis einschließlich 24. Oktober d. J. und für das ö 1896 in der Zeit vom 1 bis einschließlich 20. April k. J.

Das Programm fuͤr das Studienjahr 1895/95 ist im Sekretariat der Technischen Hochschule (Charlottenburg, Berliner⸗ straße 151) für 50 5 zu haben, auch kann dasselbe gegen kostenfreie Einsendung des genannten Betrages nebst 10 5 Porto für Zusendung (in deutschen Briefmarken) von daher bezogen werden.

Charlottenburg, den 1. August 1895. Der Rektor der Königlichen Technischen Hochschule zu Berlin.

Müller⸗Breslau.

Abger eist:

Seine Excellenz der Staats-Minister und Minister der öffentlichen Arbeiten Thielen, nach Karlsbad;

Seine Excellenz der kommandierende Admiral, Admiral Knorr, in dienstlichen Angelegenheiten nach Kiel, Cux⸗ haven ꝛc.;

Seine Excellenz der Ober⸗Landforstmeister und Direktor

im Ministerium für Landwirthschaft, Domänen und Forsten, Wirkliche Geheime Rath Donner, mit Urlaub nach Tirol;

der Ministerial-Direktor im Ministerium der öffentlichen Arbeiten Dr. Micke, mit längerem Urlaub nach Zinnowitz;

der Vize⸗Präsident des Evangelischen Ober⸗Kirchenraths, Wirkliche Ober⸗Konsistorial⸗Rath D. Freiherr von der Goltz, mit mehrwöchigem Urlaub nach der Schweiz.

Aichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 5. August..

Seine Majestät der Kaiser und König reisten am Sonnabend Abend von Potsdam nach Bruns⸗ büttel, trafen dort gestern früh 6i/ Uhr ein und begaben Sich alsbald an Bord der Yacht „Hohenzollern“, weiche um 7 Uhr, gefolgt von dem Kreuzer „Gefion“, die Anker nach elgoland lichtete. Während der Fahrt hielten Seine Majestät an Bord den Gottegdienst ab. Üüm 11 Uhr ging die Kaiserliche Jacht bei der Insel vor Anker, worauf Seine Majestät der Kaiser in einem Boote allein an Land fuhren, während ein zweites Boot das Gefolge übersetzte. Seine Majestät wurden von den Badegästen und der Bevölkerung enthusiastisch begrüßt und begaben Sich durch den Tunnel nach der Wohnung des Kommandanten, Kapitäns zur See Stubenrauch, wo das Frühstück eingenommen wurde. Um 3 Uhr Nachmittags schifften Sich Seine Majestät der Kaiser wieder ein und setzten die Fahrt nach Cowes in England fort.

Heute früh passierte die Jacht „Hohenzollern“ Dover und wurde bei der Voruͤberfahrt mit Salutschüssen begrüßt.

Ihre Majestät die Kaiserin und Königin sind gestern Abend 8 Uhr mit dem Kronprinzen und dem Prinzen Eitel-Friedrich auf Schloß Wilhelmshöhe bei Cassel eingetroffen. In der Begleitung Ihrer Majestät und der Prinzen befinden sich die Hofdame Fräulein von Gersdorff. der Kammerherr von dem Knesebeck, der Ober-Gouverneur Oberst und Flügel— Adjutant von Deines und der Lieutenant von Rauch.

Laut telegraphischer Meldungen an das Ober⸗Kommando der Marine ist die J. Division des Manöver-Geschwaders, Chef Vize⸗Admiral Koester, am 3. August von Queenstown nach Cowes in See gegangen; S. M. S. „Marie“, Kom— mandant Korvetten⸗-Kapitän Credner, ist am 2. August in Tanger angekommen.

Baden.

Seine Königliche Hoheit der Großherzog hat sich am Sonnabend von Schloß Mainau nach Karlsruhe begeben, um sich daselbst an dem Kriegertage des Badischen Militärvereins— verbandes zu betheiligen. Am Sonnabend Abend wohnte Höchstderselbe dem Bankett in der . gestern Nachmittag dem Festzuge und dem sich anschließenden Festakt bei.

Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach.

Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin hat sich vor⸗ gestern zu längerem Aufenthalt von Schloß Belvedere nach Helgoland begeben.

Anhalt.

Vorgestern Nachmittag fand in Dessau in Gegenwart der Herzoglichen Familie und der anderen Fürstlichkeiten die ge n. der Leiche der verstorbenen Prinzessin k stalt. Nach einer Ansprache des rn lan Raths Werner wurde der Sarg unter Vorantritt der Geistlichkeit, des Ober⸗Hof-Marschalls, der Hofkavaliere und des Adjutanten Seiner Hoheit des Herzogs nach der Gruft im Thurme der Schloßkirche getragen. Dem Sarge folgten die Hohen Leidtragenden, die Abgesandten der fremden Höfe, der Herzogliche 86 und Staats⸗Minister und das Gefolge der Höchsten Herrschaften. In der Gruft sprach General-⸗Superintendent D. Teichmüller den Segen.

Oesterreich⸗ Ungarn.

Der Minister des Aeußern Graf Goluchowski ist estern Vormittag in Aussee eingetroffen und begab sich ittags nach der Villa des deutschen Reichskanzlers Fürsten zu Hohenlohe, wo er drei Stunden verblieb; alsdann setzte er die Reise nach Ischl fort.

Der Major im Generalstabs-Korps Prinz Alois zu Schoenburg⸗Hartenstein ist dem Militärbevollmächtigten der n,, Botschaft in Berlin zugetheilt worden.

Italien.

Der Bürgermeister von Rom hat dem König das Programm der Festlichkeiten aus Anlaß der 265 jährigen Jubelfeier des 20. September 1870 unterbreitet. Der König 3 mit, daß der Königliche Hof an den Festlichkeiten in

om theilnehmen werde.

Der Minister des a eng., Baron Blanc und der

japanische Gesandte Takahira haben n, Nachmittag die Ratifikationen des Handels- und Schiffahrtsver⸗ trages zwischen Italien und Japan ausgetauscht.

Spanien.

Ein spanisches Geschwader, bestehend aus dem Panzer „Pelayo“, den Kreuzein „Maria Teresa“, „Biscaya“ und „Enfenada“, hat Befehl erhalten, nach Tang er zu gehen.

Echweiz. Der Zustand des deutschen Gesandten Dr. Busch hat sich soweit gebessert, daß derselbe gestern das Bett wieder ver— lassen konnte.

Belgien.

Die Repräsentantenkammer setzte am Sonnabend die Berathung des Schulgesetzes fort und genehmigte mit 79 gegen 60 Stimmen den ersten Paragraphen des Art. 3 welcher bestimmt, daß der Elementarunterricht nothwendiger. weise den Religionsunterricht und die Morallehre um— fassen müsse.

Türkei.

Die Antwort der Pforte an die Mächte betreffs der Reformen in Armenien ist den Botschaftern am Freitag zugegangen. Dieselbe ist, nach einer Meldung des, W. T. B.“, in versöͤhnlicher Sprache gehalten. Die Gegenvorschläge der Pforte fallen in vielen Punkten mit den Rathschlägen der Ha zusammen. Die Pforte schlägt vor, christliche Beiräthe zur Seite der General-Gouverneure und der Provinz-Gouverneure zu ernennen und die Vize⸗Gouverneure und Ortshäupter in un— parteiischer Weise aus Muhamedanern und Christen zu wählen. Die Gendarmerie und die Polizei solle aus den Provinzen, in denen sie verwandt wird, rekrutiert werden und aus Muhamedanern und Christen im Verhältniß zur en senses ig der Bevölkerung bestehen. Die e⸗ fängnisse sollen verbessert und regelmäßig besichtigt werden, und es sollen Maßregeln zur Verhinderung von Ungerechtigkeiten und Gewaltthätigkeiten ergriffen werden; auch solle dafür gesorgt werden, daß die Kurden auf ihren Wanderungen keine Ausschreitungen begingen. Die Pforte ver— spricht ihr Möglichstes zu thun, um die Kurden zur festen An— siedelung in bestimmten Gegenden zu veranlassen, und will den⸗ selben zu diesem Behufe Ländereien und Weiden überlassen. Außerdem enthält die Antwort der Pforte Aeußerungen über die Vorschläge der Mächte bezüglich der Gemeindeorganisation, der Steuereinhebung und anderer Gegenstände und sagt schließlich, daß mit Rücksicht auf die Kosten, sowie infolge der Schwierigkeit der Kommunikation oder aber wegen des Gegen⸗ satzes zu den Sitten und Gebräuchen der Bewohner ein Theil der verlangten Neuerungen unausführbar sei.

Der Sultan hat, wie die in Sofia erscheinende Zeitung „Mir“ mittheilt, fünf bulgarische Unterthanen be— gnadigt, die vor längerer Zeit von türkischen Gerichten ver— urtheilt worden waren und im Gebiete von Tripolis im Ge— fängniß gehalten wurden.

Rumänien.

Der König und die Königin sind am Sonnabend Nach— mittag von Sinaja über Wien und Ischl nach Ragatz zum Kurgebrauch abgereist. Allerhöchstdenselben wurde von dem Prinzen Ferdinand, den Ministern und andern Würdenträgern das Geleit bis zur Grenze gegeben.

Serbien.

Gegenüber den Meldungen auswärtiger. Blätter von russischen Zuzügen nach Macedonien berichtet „W. T. B.“ aus Belgrad, daß in dortigen wohlinformierten Kreisen nichts davon bekannt sei.

Bulgarien.

Die aus St. Petersburg zurückkehrende Deputation

traf am Sonnabend Vormittag g Uhr in Zaribrod ein und wurde daselbst mit lebhaften Svationen begrüßt. Der Metro— polit Clement hielt eine ö. worin er seine Genug— thuung zum Ausdruck brachte, daß es gerade ihm vergönnt gewesen sei, die Freundschaft mit Rußland anzubahnen. Nach⸗ mittags 4 / Uhr erfolgte die Ankunft in Sofia, wo die Depu— tation von einer großen Volksmenge und von Korporationen mit Fahnen empfangen wurde. Unter den zum Empfang auf dem Bahnhof erschienenen Würdenträgern befanden sich der Minister⸗ Präsident Stoilow, der Justiz-Minister Peschow, der Kriegs— Minister Oberst Petrow und der Verkehrs⸗-Minister Velitschkow sowie der Ober-Hof⸗Marschall Graf Foras und der Metropolit von Sofia Parthenios. Als der Metro— polit Clement den Wagen verließ, durchbrach die begeisterte Menge das Polizei⸗-Spalier und drängte die Würdenträger beiseite. Die Minister und die Mitglieder der Deputation zogen sich in den Wartesaal zurück, während die harrende Volksmenge in unaufhörliche Beifallsrufe aus— brach. Zwischen den Ministern und der Deputation wurden keinerlei politische Ansprachen gewechselt. Als die Deputation den Bahnhof verließ, um sich zum Palais des Metropoliten zu begeben, erschollen auf dem ganzen Wege Hurrahrufe der äußerst zahlreich versammelten Volksmenge. Als dieselbe ihre Ovationen vor dem Palais fortsetzte, erschien der Metropolit Clement auf dem Balkon und hielt eine An⸗ . im gleichen Sinne wie in Zaribrod, indem er betonte, sich die Deputation auf Wunsch des Prinzen, der Re⸗ gierung und des Volkes nach Rußland begeben habe. Ruß⸗ land wünsche einzig und allein das Wohl und den Fortschritt Bulgariens. Der Metropolit schloß seine Rede mit der Aeußerung: er sei sicher, daß die Bemühungen des Volkes, des Prinzen und der Regierung bei einmüthigem Vorgehen von Erfolg sein würden.

Die „Wiener Allgemeine Zeitung“ meldet aus Sofia: am Freitag , sei in der ostrumelischen Kreisstadt Tatar-Bazardzik der Parteigänger Stambulow's Mata—⸗ kiew von einem gewissen Verekata durch einen Dolchstich ,,, verwundet worden. Nach einer Notiz der Swoboda“ wäre das Attentat vor dem . ge⸗ schehen. Die „Agence Balcanique“ berichtet, der Präfekt von Tatar-Bazardzik habe konstatiert, daß das Attentat auf Matakiew eines politischen Motios entbehre. Der Schuldige, ein den niedern Ständen angehörender, dem Trunke ergebener Obsthändler, habe im trunkenen Zu⸗ stand nach einem Streit einen Schlag auf die Brust Matakiew's geführt; nüchtern geworden, habe er erklärt, daß er sich des Vorgefallenen nicht erinnere. Die Verwundung Matakiew's sei keine sch were.

Dänemark.

Der König leidet seit einigen Tagen an einem leichten Blasenkatarrh, wie im Dezember 1894. Das Befinden hat sich . bereits gebessert; der König wird wahrscheinlich innerhalb weniger Tage wiederhergfestellt 6

Afsien.

In Tabris ( Persien) herrscht infolge Brotm angels große Unzufriedenheit. Der Vorsicht wegen waren die Bazare am Sonnabend geschlossen gehalten worden, doch rief dies ernste

Unruhen hervor. Die Volkshaufen wurden durch Militär zerstreut; dabei sollen, dem, W. T. B.“ gufohz. 20 Personen getödtet worden sein, deren Leichname die enge mitfortschleppte. Der ruffische Gene ral-Konsul versprach der Menge, auf eine Herabsetzung des Brotpreises hinzuwirken, worauf diese sich zerstreute. Nach einer Besprechung mit dem Generalkonsul dersprach der Gouverneur der Provinz Aserbeidschan Musaffer-ed⸗Din Mirza, der muthmaßliche persische Thronerbe), diese Preisverringerung herbeizuführen. Da die Tage gestern Vormittag unverändert war, verlangte die Menge die Abberufung des Gouverneurs. Die Soldaten schossen gestern abermals auf die Volkshaufen.

Zu dem in Nr. 183 d. Bl. bereits erwähnten Ueberfall auf die Missionsstationen in Kucheng wird aus Foahoo noch berichtet, daß weitere fünf Frauen und auch Kinder ver⸗ wundet worden seien. Der „Times“ wird aus Shan . von gestern gemeldet, daß bei dem Ueberfall 10 britische Unterlhanen getödtet worden seien. Der Geistliche Stewart sei mit Frau und Kind lebendig in seinem Fause verbrannt und sieben andere Frauen durch Speerstiche und Säbelhiebe getödtet worden, außerdem scien mehrere Kinder schwer verwundet worden. Das Departement des Auswärtigen in Washingt on hat von dem Konsul der Vereinigten Staaten in Shanghai ein Tele— gramm erhalten, wonach sich unter den bei dem Gemetzel Hetsdteten vier weibliche britische Missionare und eine Amerikanerin befinden. Das Departement wird sofort die nöthigen Schritte unternehmen.

Nr. 31 des ‚Zentralblatts für das Deutsche Reich“, herausgegeben im Reichsamt des Innern, vom 2. August, hat folgenden Inhalt; Koloniglwesen; Ermächtigungen zur Vornahme hon Zivilstands⸗Akten im Schutzgebiet von Kamerun; desgl. von Din T te Konfsulatwesen: Ernennungen; Exequatur⸗ Frtheilungen. Marine und Schiffahrt: Erscheinen des Handbuchs sär die deutsche Handelsmarine für 1535. Polizeiwesen: Ausweisung vot Ausländern aus dem Reichsgebiet.

Die Nr. 31 des ‚Zentralblatts der Bauverwaltung“, herausgegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, hat folgenden Inhalt: Amtliches: Dienstnachrichten. Nicht amtliches: Neuere Brückenbauten der Stadt Berlin. II. Die Friedrichs brücke. Die Feuersbrunst in Brotterode, Erweiterungs⸗ kan des Gymnasiums in Marburg i. H. Der Ausbau des Rech nungshofes in Paris. Bericht über den Fortbau des Domes in Köln. Verfuche mit Gastonnen nach Bauart Pintsch Ver⸗ mischtes: Eröffnung der Schiffahrt auf der kanalisierten Fulda. Wettbewerb fuͤr eine evangelische Kirche in Malstatt ˖ Gurbach. Preisbewerbung um den Bau der St. Jakobi⸗Kirche in Dresden. Wettbewerb um den Bau einer Stadthalle in Elberfeld. Wett⸗ bewerb um CEniwürfe für ein Rathhaus in Tarngwitz.— Preisaus · schreiben um Entwürfe zu einem Plakat für, die Kunstausstellung in Berlin 139. Bebauung der Masch in Hannoper. Juhelfeier der Technischen Hochschule in Braunschweig. Technische Hochschule in Darmstadt. Bücherschau.

Nr. 39 des ‚Eisenbahn⸗Verordnungs Blatts“, heraus- gegeben im Königlichen Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom II? Juli, hat folgenden Inhalt: Staatsvertrag zwischen Preußen und Braunschweig wegen Herstellung einer Eisenbahn von Oschers⸗ eben nach Schöningen. Vom 22. Februar 1895. Bekanntmachung des Reichs ⸗Eisenbahnamts, betr. Beförderung von Kesselrückständen von der Lederleimfabrikation, Hundekoth und Kälbermagen auf den Gisenbahnen. Vom 13. Juli i895. Erlasse des Ministers der öffentlichen Arbeiten vom 19. Juli 1895, betr. Instruktion zur Aus⸗ führung des Viehfeuchengefetzes vom 23. Juni 1880/1. Mai 1894; pom 15. Juli 1895, betr. Berichtigung der Plakatkarte der Bezirke der Königlichen Eisenbahn. Direktionen zu Bromberg, Danzig, Königs berg in Preußen und Stettin; vom 20. Juli 1895, betr. Vorlage der' Entwürfe neuer Bahnlinien; vom 21. Juli 1895, betr. Verlegung der Kaiserlichen Ober-Postdirektion in Arnsberg nach Dortmund; vom 22. Juli 1895. betr. Beförderung frischer Seemuscheln; vom 24. Juli 593, betr. Äbänderung des Abfatz s des § 25 des Eisenbahn⸗-Holl⸗ regulativs und des Äbfatz 3 des 5 28 des BegleitscheinRegulativs; vom 24. Juli 1895, betr. Ausnutzung der Wagen von 12,5 t und mehr Ladegewicht; vom 27. Juli 18655, betr. Schutz der an Eisen⸗ babngebäuden angebrachten Höhenmarken der internationalen Erd⸗ messung. Nachrichten.

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung. ;

Aus Krefeld wird der „Frkf. Ztg.“ gemeldet, daß ein großer Theil der in den dortigen Gisengießereien beschäftigten Former wegen angekündigter Lohnkürzung ausständig ist. .

In Posen haben einer Mittheilung des „Vorwärts“ zufolge die Schuhmacher beschlossen, von den Arbeitgebern eine Lohn— erhöhung von 15 00 zu fordern. Hier in Berlin ist der allgemeine Ausstand der Berlinęr Kistenmacher, nachdem am Freitag vergebliche Einigungsversuche emacht worden waren, in einer zahlreich befuchten Versammlung be⸗ . worden. Die Einigungsversuche waren, wie die „Vofs. Ztg.“ mittheilt, an dem Widerstand der Arbeitgeber gescheitert, die sich zu . n, , Lohnerhöhung nicht e wollen. (Vergl. Nr. 3

In Wegstädtl in Böhmen haben nach dem „Vorwärts“ sämmtliche Weißgerber am 27. Juli die Arbeit niedergelegt.

Kunst und Wissenschaft.

Die Königliche Friedrich⸗Wilhelms⸗Universität zu Berlin beging am 3. d. M. in ihrem großen Hörsale die Feier zum Gedächtniß ihres erhabenen Stifters, des Königs 6 Wilhelm III. Derselben wohnten der Vize⸗Präsident des Staats⸗Ministeriums, Staats⸗Minister Dr. von Boetticher, der Unter⸗Staatssekretär D. Dr. von Wey⸗ rauch, der Ministerial-Direktor Dr. de la Croix, die Geheimen Räthe Graf von Bernstorff und Schmidt, die Generale von Keßler und von. Natzmer, sowie andere hervorragende Personen bei. Die Feier wurde mit Gesan 3 worauf der zeitige Rektor Professor D. Dr. Pfleiderer die . hielt; sie hatte zum Thema: „Die Idee des ewigen Friedens bei Kant und Anderen“.

Hierauf wurden von dem Rektor die Urtheile der Fa⸗ kultäten über die eingegangenen Preiss chriften mitgetheilt und die Preisaufgaben für das nächste Jahr bekannt gemacht.

Die Fakultäten haben folgende Preise zuerkannt:

I die theologische: den Königlichen Preis dem Studierenden der e hi Felix Coblenz aus Ottweiler, den städtischen Preis dem Studierenden der Theologie Paul Courant aus Bern;

2) die juristische; den Königlichen Preis dem Studierenden der Rechte Michael Pergament aus Odessa und eine ehrenvolle Erwähnung“ dem Studierenden der Rechte Gustav Seibt aus Meseritz;

3) die , . den Königlichen Preis dem Studierenden der Medizin Richard Bernstein aus Leipzig, sowie städtische Preise: den Studierenden der Medizin Paul Rathcke aus Leipzig und Semi Meyer aus Kröben (Provinz Posen); .

4) die philosophische: den Königlichen Preis dem Studierenden der Mathematik Fritz Busse aus Ratibor, außerdem eine „ehrenvolle Erwähnung“ dem Studierenden der Mathematik Rudolf Rothe aus Berlin, den Preis der Grimm⸗Stiftung dem Studierenden der Philosophie Karl Stock aus Dürmenach i. Elsaß und eine „ehrenvolle Erwähnung“ dem Studierenden der Philosophie Otto Bleich aus Bromberg.

Mit Gesang schloß die Feier.

Für die akademische Kunstausstellung, welche am 1. Sep⸗ tember in Dresden eröffnet wird, haben, wie von dort berichtet wird, bis jetzt ungefähr 350 deutsche Künstler über 500 Kunstwerke angemeldet. Insbesondere wird diesmal die sächsische Kunst zur Geltung kommen, da viele der hervorragendsten hiesigen Künstler ihre Betheili⸗ gung zugefagt haben und unter den auswärts lebenden Sachsen 3. B. Max Klinger durch sein im Frühjahr im Pariser Salon ausgestellt gewesenes „Urtheil des Paris“ und Fritz von Uhde durch sein neuestes Werk Die heiligen drei Königen vertreten sein werden. Von außersächsischen Künstlern, welche ihre Werke hauptsächlich infolge persönlicher Cin ladungen angemeldet haben, entfallen etwa je ein Srittel auf München und Berlin und ein Drittel auf die übrigen deutschen Kunststäͤdte. Unter den zahlreichen hochgeschätzten Namen seien vorläufig nur ge nannt: Hans von Bartels, Carl Becker, A. Boecklin, C. Bracht, 2. Dettmann, L. Dill, R. Friese, H. Gude, H. Herrmann, P. Hoecker, . Kallmorgen, F. von Lenbach, A. Liebermann, A. Menzel, F. Skarbina,

Wenglein u. . w. Die Ausstellungskommission wird nach besten Kräften demüht fein, die im vorigen Jahre von verschiedenen Seiten gerügten Mängel, foweit sie als berechtigt erkannt wurden, zu beseitigen und den Aufschwung, den die Wiedereröffnung der akademischen Jahres⸗ ausstellungen fowie die Privat ⸗Kunstausstellungen in letzter Zeit in Dresden herbeigeführt haben, durch die diesjährige Ausstellung derart zu fördern, daß die für 1897 in Aussicht genommene große inter⸗ nationale Kunstausstellung im Ausstellungspalast am Großen Garten von den besten Erfolgen begleitet sein wird.

Der VI. internationale Geogrgphen-Kongreß zu London hielt am Sonnabend seine Schlußsitzung. In derselben wurde beschlosfen, den nächsten Kongreß im Jahre 1899 in Berlin abzuhalten.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien.

An der Ruhr sind am 3. d. M. gestellt 11 282, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen.

In Oberschlefien sind am 2. d. M. gestellt 4086, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen.

Die „Rhein.⸗Westf. Ztg.“ entnimmt dem Geschäftsbericht des Rhennisch-Westfälischen Kohlensyndikats Folgendes: Im Juni betrug die rechnungsmäßige Betheiligungsziffer 2934 384 t, der Absatz 2523 950 t, sodaß sich ein Minderabsatz von 410434 t, gleich 13,99 o o, ergiebt gegen 13, oso im Mai 15396. Nach Abzug bes Selbstverbrauchs mit 611 499 t, verbleibt ein Versand von 1 912 451 t oder arbeitstäglich rund 8500 Doppelwagen. Von diesem Versand gingen für Rechnung des Syndikats 91, 68 C0 gegen go, 72o/ im Mal 1895. Die Ergehnisse des Berichtsmonat sind. so⸗ wohl was den Absatz als auch die Verkaufsthätigkeit anlangt, verhält⸗ nißmäßig günstig gewesen. Hatten auch die Hausbrandkohlen, nament⸗ lich gröbere Nußkohlen, unter der Ungunst der Jahreszeit zu leiden, fo ging andererseits die Abnahme von Industriekohlen, sowie von Kohten zur Verschiffung über die Häfen des Rheins flott und regelmäßig von statten. Als für die gesammte Marktlage bezeichnend ift erwähnenswerth, daß namentlich von der Industrie schon jetzt wegen des nächstjährigen Bedarfs verhandelt und abgeschlossen wird. Als verkauft gebucht wurden in der Zeit vom 23. Juli bis zum 28. Juli für das Inland 885 286 t, zur Ausfuhr 345 232 t, zu⸗ fammen 1 230 518 t, und seit Jahresbeginn überhaupt 22 030382 t, von denen zur Ausfuhr 4 084 074 t bestimmt waren.

Leipzig, 3. August. (W. T. B.) Kammzug-⸗Termin⸗ handel. Sa Plata. Grundmuster B. pr. August 3M) S, pr. September Jo 6, pr. Oktober 3,10 , pr. November 3,19 „, pr. Dezember 3,125 S6, pr. Januar 3, 12 41, Pr. Februar 3, 15 „, pr. Maͤrz 3,176 „S, pr. April 3,17 S6, pr. Mai 3,175 Æ , pr. Fund 53,17 t, pr. Juli Umsatz: 10 9090 kg.

Mannheim, J. August. (W. T. B) Produ ktenmarkt. Weizen pr. November 14, 86, pr. März 15.25. Roggen pr. November 17,35, pr. März 12,75 Hafer pr. November 12,10, pr. März 12,50. Mais pr. November 11,20, pr. März 11,15.

Verdingungen im Auslande.

Bulgarien. 1. Nopember, 10 Uhr. Ministerium der öffentlichen Arbeiten in Sofia: Bau der Eisenbahnstrecke Roman Plewna Schumla. Näheres beim „Reichs ⸗Anzeiger'.

Theater und Mufik.

In Kroll's Theat er bringt die Königliche Oper morgen Flotow's „Alessandro Stradellg. zur Aufführung. Herr Heinrich Bötel vom Hamburger Stadt ⸗Theater eröffnet sein Gastspiel in der Titelrolle; als Leonore tritt Frau Globig auf. Die Banditen eben die Herren Krolop und Lieban, den Bassi Herr Krasa.

ufikdirektor Wegener Lirigiert. Frau Emilie Herzog, welche foeben mit glänzendem Erfolge auf dem eidgenössischen Musikfest in Winterthur gesungen hat, tritt am kommenden Freitag zum ersten Mal als Marie in Lortzing's Zar und Zimmermann; auf.

Im Königlichen auspielhause gelangt morgen eintich von Kleist's Hermannsschlacht. zur Aufführung. Den 3 spielt Herr Matkowsky, die Thusnelda, Fräulein Poppe, den Marbod Herr Molenar, den Varus Herr Klein, den Ventidius

err Arndt, den Septimius Herr Hertzer, die Alraune Frau tollberg.

Sarg Deutschen Theater geht morgen Molizre's Komödie „Der eingebildete Kranker, welche unmittelbar vor den Ferien in neuer Einstudierung eine heitere Aufnahme fand, von neuem in Scene. Hermann Müller spielt wiederum die Titelrolle, Ferdinande Schmittlein die Tolnette; die Angéligue hat jetzt Gisela Schneider sibernommen, die Belinde Meta Bünger, den Béöralde Ferdinan? Gregori. In dem voraufgehenden kleinen Drama. „Zwei ittwer von Eßmann spielt Rudolf Rittner zum ersten Male den Dr. Heyde.

Im Lessing⸗Theater wird das Schauspiel Drei! von Max Dreyer bei der morgigen Wiederaufnahme in der gleichen Besetzung gegeben werden, die dem Werk bei der Premigre Erfolg verschaffte, Marie Reisenhofer, Franz Schönfeld, Oskar Sauer werden die drei 4 trollen spielen. Den Schluß des Abends bildet das einaktige

ustspiel Unter vier Augen“ von Ludwig Fulda. .

Im Theater Ünter den Tinden erfreuen sich die Offen bach sche rig „Die Schwätzerin von Saragossa? und das Aus- stattungsballet Rund um Wien“ fortdauernd der Gunst des Publikums. Morgen findet die 50. Aufführung des Ballets statt.

Mannigfaltiges.

Die Beisetz ung der Leiche des Wirklichen Geheimen Raths pon Sybel fand am Sonnabend Nachmittag auf dem Matthäi -=

Kirchhof hierselbst statt, in dessen Kapelle dieselbe nah der Ankunft pon Marburg aufgebahrt worden war. Im Auftrage Seiner 1 des Kaisers erschien der Flügel Adjutant Major von acobi, Ihre? ajestãt die Kaiserin hatte den Qber⸗Hofmeister Freiherrn von Mirbach zu der Trauerfeier entsandt; Seine Königliche Hoheit der Prinz Alexander ließ durch seinen persönlichen Adjutanten Major Freiherrn von Süßkind einen kostbaren Kranz niederlegen; Seine Königliche Hoheit der Großherzog von Mecklenburg Schwerin batte den Gefandten von Oertzen abgeordnet. ür Nas Staats⸗Ministerium erschien der Vize Präsident, Staats Minister Fr von Boetticher mit einer Kranzspende; auch der Minister der geiftlichen 2c. Angelegenheiten Dr. Bosse, welcher durch den Geheimen BberRegierungs Kath Althoff vertreten war, hatte einen prächtigen Kranz niederlegen lassen. Vom Auswärtigen Amt war der Unter⸗ Staatsfekretär Freiherr von Rotenhan mit mehreren Räthen an⸗ wesend. Von anderen höheren Beamten seien der inet des Reichs.⸗Versicherungsamts Bödiker und der Polizei⸗Präsident von Windheim genannt. Der Polizeipräsident von Potsdam, von Balan, empfing als Neffe des Verstorbenen die Leidtragenden. Die Gelehrtenwelt vertraten die Professoren Mommsen, Freiherr von Richthofen, Auwers, Weber, von Treitschke, Hirschfeld, Wattenbach u. A. Die Beamten des Geheimen Staatsarchivs, die. volliählig zugegen waren, hatten gleich den Beamten des Archiv. Direttorlums ko tbare Kränze ewidmet. Andere Kränze trugen die Widmung des Staatsarchios zu

arburg, der Prüfungskommission für Archiv. Aspiranten, der Menn⸗ menta ätermaniae historica, des Königlich preuhischen historischen Instituts in Rom und der historischen Kommission in München. Das bistorische Seminar hierselbst entsandte drei Delegirte mit einem Palmenarrangement. Der akademischhistorische Verein, dessen Ehrenmitglied der Verstorbene gewesen, erschien mit dem umflorten Universitätsbanner und einer Kranzspende, Auch die sechs Berliner Landsmannschaften hatten mit ihren Fahnen am Sarge Auf⸗ stellung genommen. Der Verein für die Geschichte Berlins spendete seinem Ehrenmitglied einen großen Kranz. Auch die durch Professor von Cuny u. A. vertretene ngtionalliberale Fraktion ehrte das An⸗ denken ihres Freundes durch Widmung eines Kranzes, ebenso das Kuratorium des Victoria -Lyeeums. Mit Glockengeläut wurde die ernste Feier eingeleitet; die Gesänge wurden von Königlichen Sängern vorgetragen. Die Gedenkrede hielt Propst Freiherr von der Goltz über daz Wort: „Die Lehrer werden mit viel Segen geschmückt . Die Beisetzung erfolgte im Erbbegräbniß an der Seite der Gattin

des Verewigten.

Professor Robert Toberentz ist am Sonnabend Nachmittag auf dem Marienkirchhof in der Prenzlauerstraße zur letzten Ruhe be⸗ stattet worden. Seine Majestät der Kaiser ließ durch den Geheimen Regierungs- Rath Mießner einen kostbaren Kranz mit; den Kaiserlichen Insltialen auf der Schleife niederlegen. Das Luther · Denkmal · Comits Didmete dem Vollender des Denkmals auf dem Neuen Markt einen schönen Kranz. Weitere Blumenspenden trugen die Widmung der Kollegen des Begas'schen Meister Ateliers! und des dankbaren Mit⸗ arbeiters .. Auf dem Kranz, den der Berliner Jachtklub dem Sport⸗ genossen widmete, las,. man: Ewig. unvergessen · Aus dem Ministerium der geistlichen Angelegenheiten war der Geheime Ober⸗ Regierungs-Rath Jordan zu der Trauerfeier erschienen. Nach ein⸗ leitendem' Gesang des Bredow'schen Quartetts, das die Motette „Rasch tritt der Tod den Menschen an“ vortrug, hielt Pastor Kallen⸗

bach die Gedenkrede.

Die gestrige 25 jährige Jubiläumsfeier der ersten Siege im deutsch-⸗französischen Kriege wurde in allen Theilen des Heu chen Reichs in festlicher Weise begangen. In Berlin fand ein Veteranen Appell statt, der sich zu einer großartigen patriotischen Kundgebung unter Theilnahme weiter Kreise der Be⸗ bölkerung gestaltete. Nach, dem offiziellen Rapport, welcher Seiner Majestät dem Kaiser übermittelt wurde, nahmen an dem Appell 6989 alte Krieger der Feldzüge von. 1848/49, 64, 66 und 70/71 theil. In Wirklichkeit war die Zahl jedech noch eine weit höhere, da viele Kameraden, namentlich solche von außer⸗ halb, sich noch im letzten Augenblick zur Theilnahme entschlossen hatten. Als Ehrengäste wohnten der Veranstaltung bei: der General der Infanterie z. D. von Zychlinski, General ⸗Major z. D. von Lessing. Oberst von Brecher von der Landwehr Inspek⸗ tion, die Oberst Lieutenants von Engelhardt und von Gester. ding, Freiherr von Tümmler, Forstmeister Westermeyer aus Köpenick und Pastor Fritze aus Marbe bei Templin, der am 13. August ver⸗ wundet worden war. Auch neun ehemalige Kriegs⸗Krankenpflegerinnen waren der Einladung des Comitèés gefolgt und, mit ihren Original— binden geschmückt, erschienen. Eine der Damen, Frau Borchardt, hatte Bereits den Krieg von 1866 mitgemacht, die acht übrigen, Fräulein Natalie Müller und die, Frauen Krause aus Karlsruhe, Gerlach, Nixdorf, Körber, von Libow, Gebert und Kuhrts hatten 1870,71 im Dienste des Rothen Kreuzes gestanden, die letztere als Albertinerin. Das Sammeln der Veteranen erfolgtẽ von 13 Uhr an auf dem Kasernenhofe des 2. Garde Regi= ments in der Karlstraße, Hier erhielt jeder, der Krieger ein Eichenreis, der Anmarsch erfolgte größtentheils in geschlossenen Gruppen; so zogen die Moabiter und Charlottenburger mit klingen⸗ dem Spiel in den Kasernenhof ein. Der Zug selbst ordnete sich wie folgt: Musik des 2. Garde⸗ Regiments z. F. Standarte des Veterancnbereins, 900 Krieger der Garde- Infanterie, 3200 Krieger der Provinzial Infanterie, in drei Gruppen getheilt: J. und II. Armee⸗ Korps, III. Armee, Korps, LY. XII. Armee ⸗Korpg, 250 Veteranen der Jäger und Schützen, wieder unter Vorantritt der Garde, 1990 Krieger der Kavallerie mit dem Musitkorps des Kaiser Alexander Garde Grenadier. Regiments an der Spitze, 900 ehemalige Artilleristen, 250 Pioniere, 175 frühere Train. Soldaten, 200 Mann vom Seehataillon und 75 Mann vom Sanitäts-Detachement. Außerdem schlossen sich dem Zuge 39 Damen an, welche in hiesigen Lazarethen thätig gewesen waren. Nach erfolgter Aufstellung schritt General von Zychlinski, der Ehren- Präsident des Verbandes deutscher Kriegsveteranen, der die alten Krieger mit den weithinschallenden Worten: . Gott grüß Euch, Kameraden“ bewill⸗ kommnet hatte, die Front ab. Punkt 3 Uhr setzte sich der Zug in Bewegung und begab sich zunächst. durch die Karlstraße nach der Siegesfäule. Dort wurde ein Eichenkranz niedergelegt, in dessen Lauß filberne Eicheln eingeflochten waren und dessen die deutschen Farben aufweisende Schleife mit. einem silbernen Lorbeerkranz, dem Adler, dem Eisernen Kreuz und, der Widmung ge⸗ schmückt war: Die Veteranen deg Deutschen Reiches. 1848, 1864, 13665, 70/71. Berlin, den 4. August 1896. Nach dem Vorbeimarsch schwenkte der Zug in die Friedens⸗Allee ein, durchzog das Branden⸗ burger Thor und die zum theil beflaggte Straße,. Unter den Linden 1nd begab ö. sodann dur die, Friedrich. und Belle, Alliancestraße nach dem zstlichen Theil des Tempel⸗ hofer Feldes, wo ein 375 Carr abgesperrt war. Hier war von den Soldaten der Eisenbahn⸗Brigade eine mit Flaggen drapierte Kanzel errichtet; um die sich 26 Ehrenjungfrauen gruppiert hatten. Auch zahlreiche Bffiziere hatten sich hier eingefunden. Nach; dem fich die Krieger im Gepiert, aufgestellt, eröffnete der Choral Lobe den Herren“ den Feldgottes dienst. Dann betrat Superintendent Vorberg, mit der Binde der Feldgeistlichen und dem schwarzen. Ebenholzkreuz; geschmückt, die Kanzel, um über Palm 77, „Gott, dein Weg ist heilig u. s. w.“ die hren t zu halten. Der Geist der Feier, so etwa führte er aus, solle nicht Bochmuth, sondern Demuth sein; der Feind habe uns vor 25 Jahren schlagen wollen, aber er habe uns eine Krone geschmiedet, und eine Schuld zur Sühne gebracht und bewirkt, daß die Thränen einer Königin zur Segeng, und Siegessaat geworden. Allesammt sind wir eins geworden in schwerer Zeit.. Der Geistliche gedachte sodann der schweren Opfer des Krieges, lenkte den Blick auf den Heldenkaiser und * feinen edlen Sohn, auf den Fürsten Bismarck, seinen Berather und dankte endlich Gott, der uns

dig den Sieg. gegeben. Nach der Predigt nahm 8e rn von Zychlinski das Kern zu einer markigen Ansprache, die