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Fulda, 20. August. Die Bisch ofs⸗Kon fer enz wurde heute Vormittag Sin Uhr mit einer Andacht in der Bonifazius⸗ Gruft eröffnet. Anwesend waren: der Kardinal⸗-Fürstbischof Pr. Kopp aus Breslau, der Kardinal⸗Erzbischof Dr. Krementz aus Köln, der Erzbischof von Gnesen⸗Posen, die Bischöfe von Trier, Ermland, Mainz, Limburg, Kulm, Münster, Paderborn, Fulda und der Feldpropst Aßmann aus Berlin.
Sachsen.
Auf Befehl Seiner Majestät des Königs wurde der Gedenktag der siegreichen Kämpfe von Gravelotte⸗ St. Privat von den sächsischen Truppen vorgestern in feier⸗ lichster Weise begangen. In Dresden fand um 12 Uhr Mittags durch den kommandierenden General, Seine Königliche Hoheit den Prinzen Georg auf dem Theaterplatz Paroleausgabe statt. Derselben wohnte der von Seiner Majestät dem Kaiser abgesandte General⸗-Adjutant, General-Oberst der Kavallerie Freiherr von Los, Ober⸗Befehlshaber in den Marken und Gouverneur von Berlin, bei, den Seine Majestät der König zuvor im Residenzschloß empfangen hatte.
Zur Feier des 18. August hatte Seine Majestät nach—⸗ stehenden Armeebefehl erlassen:
Ich verleihe am heutigen Ehrentage der Armee Meinem Leib- Grenadier⸗ Regiment Fahnenbänder für die Fahnen seines 1., 2. und 3. Bataillons. .
Diese Fahnenbänder, die bei Meinem Leib⸗Srenadier⸗Regiment fortan getragen werden, sollen aber gleichzeitig ein Zeichen Meines Dankes und Meiner Anerkennung für alle Truppen Meiner Armee sein, welche vor 25 Jahren unvergänglichen Ruhm mit den anderen deutschen Stämmen für das Vaterland erkämpft und die Treue gegen den König und die feierlich beschworenen Soldatenpflichten mit dem Blute vieler Tapferen besiegelt haben.
Dresden, am 18. August 1895. , Albert.“
Auf Grund dieses Befehls hatte das Leib⸗Grenadier—⸗ Regiment Nr. 100 um 12 Uhr auf dem Theaterplaß Auf⸗ stellung genommen. Die mit grünem Eichenlaub bekränzten . waren durch die Fahnen-Offiziere in das Königliche Schloß gebracht und von Seiner Majestät Höchsteigenhändig mit den Fahnenbändern geschmückt worden. Nachdem dieser Allerhöchste Gnadenbeweis an den Fahnen befestigt war, wurden letztere dem Regiment übergeben. Seine Majestät der König richtete hierbei, wie das „Dresdner Journal“ berichtet, folgende Worte an das Regiment:
„Heute vor 25 Jahren wär es den sächsischen Truppen vergönnt, unter der glorreichen Führung des ewig unvergeßlichen Kaisers Wilbelm an der größten Schlacht des französischen Feldzugs tbeil⸗ zunehmen und wefentlich zur siegreichen Entscheidung derselben bei⸗ zutragen. Alle sächsischen Truppen, welche dieser Schlacht bei⸗ wohnten, haben sich durch Tapferkeit und Eifer ausgezeichnet. Auch dieses Regiment hat seinen Theil an dem Rukm des sächsischen Armee Korps gehabt. Ich habe darum be- schlossen, den Fahnen der drei älteren Bataillone, welche selbst in dieser Schlacht den Bataillonen vorgetragen worden sind, Fahnen⸗ bänder zu verleihen. Dieselben sollen für das Regiment eine Er⸗ innerung sein an die tapferen Thaten seiner Vorfahren und Vor— änger, aber zugleich von diesem Regiment als dem ältesten Infanterie⸗
egiment der Armee als Ebrenschmuck für alle Truppen getragen werden, welche an dieser glorreichen Schlacht vor 25 Jahren theil⸗ genommen haben. Seit dem Feldzuge baben 25 Jahre segensreichen Friedens geherrscht, dank der weisen Regierung dreier Kaiser. Sollte je dieser Friede, was Gott verbüten möge, einmal wieder gestört, unser Vaterland bedroht werden, so vertraue Ich und hoffe, es mögen diese Feldzeichen einem Regiment vorangehen, an Treue, Gehorsam und Tapferkeit gleich den tapferen Grenadieren von Saint⸗Privat.“
Nachdem die Parole ausgegeben worden war und Seine Majestãät den Vorbeimarsch der Wachen abgenommen hatte, wurden die anwesenden Mitglieder der Militärvereine durch huldvolle Ansprachen ausgezeichnet. Noch während der Parole⸗ ausgabe traf nachstehendes, an Seine Königliche Hoheit den Prinzen Georg gerichtetes Telegramm Seiner Majestät des Kaisers ein, welches den Truppen bekannt gegeben wurde:
Berlin, 18. August 1895.
Ich kann nicht unterlassen, Eurer Königlichen Hoheit auszu—⸗ sprechen, daß Ich an dem heutigen Ehrentage des Sächsischen Armee⸗ Korxs gern und dankbar Ihrer als des beldenmüthigen Kommandeurs der 23. Division in der Schlacht von Gravelotte. St. Privat gedenke.
Wilhelm R.“
Eine weitere Feier fand um 2 Uhr auf dem Kasernenhof des 2. Grenadier⸗Regiments Nr. 101 statt. Seine Majestät der Kaiser hatte bei Allerhöchstseiner Anwesenheit am 23. April d. J. dem 2. Grenadier⸗Regiment Fahnenbänder verliehen. Diese zu überreichen, war General-DOberst Freiherr von Los im Allerhöchsten Auftrage eingetroffen. Das Regiment hatte, mit den direkten Vorgesetzten auf dem rechten Flügel, Aufstellung auf dem Kasernenhof genommen. Seine Königliche Hoheit der kommandierende General Prinz Georg empfing den Abgesandten Seiner Majestät des Kaisers am Eingang. Als die Fahnen der vier Bataillone mit den Bändern geschmückt worden waren, verlas General⸗ Oberst Freiherr von Los folgende Allerhöchste Kabinets⸗ Ordre Seiner Majestät des Kaisers:
Am heutigen Ehrentage glänzender Bravcur des Regiments in der Schlacht bei St. Prirat übergebe Ich demselben, unter Zu⸗ stimmung Seiner Majestät des Königs von Sachsen, beifolgende Fahnenbaͤnder zum bleibenden Zeichen Meiner hohen Freude, Mich als Chef des Regiments zu wissen. Mögen die damit ge⸗ schmückten Fahnen bis in die fernste Zukunft Zeugen erneuter Tapferkeit und Unerschreckenheit, neuer Ruhmesthaten und neuer Siege Meines braven Regiments sein — das ist Mein herzlicher Wunsch.
Berlin, der 18. August 1895. Wilhelm R.
An Mein Königlich sächsisches 2. Grenadier⸗Regiment Nr. 101,
Kaiser Wilhelm, König von Preußen.“
Der Regiments⸗Kommandeur drückte den allerunter⸗ thänigsten und ehrerbietigstn Dank für die gehörten Worte und den bewirkten Akt Kaiserlicher Huld aus und brachte ein mit großer Begeisterung aufgenommenes Hurrah auf den Allerhöchsten Regiments-Chef aus. Das Regiment formierte sich hierauf zum Parademarsch in gompagniefronten. Der General⸗Oberst Freiherr von Los als Abgesandter Seiner Majestät des Kaisers nahm den Parademarsch ab. Nach Beendigung desselben gab derselbe mit beredten Worten seiner Bewunderung über den guten Zustand des Regiments Ausdruck.
Seine Majestät der König kehrte Nachmittags nach Pillnitz
zurũck. Hessen.
Die Erinnerungsfeier der siegreichen Schlacht von Gravelotte wurde in Darmstadt am Sonntag durch einen Festzug sowie 1 ein Festmahl begangen, zu welchem auch Seine Königliche Hoheit der . und Seine Groß⸗ herzogliche Hoheit der Prinz Wilhelm erschienen. Der Großherzog hielt an die Versammelten eine Ansprache, in
4 Höchfsiderselbe nach der ‚Darmstädter Ztg.“ Folgendes agte: —
Veteranen, Kameraden! Heute vor 25 Jahren in den Mittags⸗ und Abendstunden des 18. August 1870 habt Ihr unter der ruhm⸗ vollen Führung meines in Gott ruhenden Herrn Vaters Schulter an Schulter mit den Söhnen der anderen deutschen Stämme den Grundftein zu der lange erfehnten politischen Form unseres Gesammt⸗ vaterlandes legen helfen! . .
Wer solche Großthaten vollbracht hat wie Ihr, wer in solch bervorragender Weise mitgewirkt bat, den stolzen Bau des neuen Deutschen Reichs zu errichten, wird auch für seine Person allezeit mit einsteben, ihn zu erhalten. Er wird seine Familie und insbesondere seine Sohne erziehen in gleichen Grundsätzen der Liebe zum Heimath⸗ land und angestammten Fürstenhaus, zum 64 Vaterlande und unbedingten Gehorsam gegen unseren Allerhöchsten Kriegsherrn, Seine Majestät den Kaiser. In diesem Sinne trinke ich auf das Wohl und eine glöckliche Zukunft der gesammten hessischen Krieger vereine.
Seine Majestät der Kaiser übersandte, dem ‚„W. T. B.“ zufolge, Seiner Königlichen Hoheit ein Telegramm, in welchem 5 der ruhmreichen Theilnahme der Hessen bei Gravelotte unter dem Hochseligen Großherzog ge⸗ dachte. Seine Königliche Hoheit dankte hierfür gleichfalls auf telegraphischem Wege.
Braunschweig.
Dem General⸗-Lieutenant z. D. von Rauch zu Schwerin, im Feldzuge 1870571 Kommandeur des Braunschweigischen ,, Nr. 17. ging, während derselbe zur
riegserinnerungsfeier in Braunschweig anwesend war, das . Telegramm Seiner Majestät des Kaisers zu:
„Die Wiederkehr des Jahrestages der Schlacht bei Vionville⸗ Mart ⸗Ia,tour läßt Mich gern des ruhmreichen Angriffs der Braun schweigischen Husaren bei Flavigny unter Ihrer tapferen Führung gedenken, und will Ich Ihnen zur Erinnerung an . Ehrentag
den Kronen-⸗Orden erster Klasse mit Schwertern am Ringe verleihen. Wilhelm.“
Elsas⸗Lothringen.
Zufolge Allerhöchster Kabinetsordre vom 15. Januar 1891 tauschen die 1. Eskadron 2. Hannoverschen Ulanen⸗ Regiments Nr. 14 in St. Avold und die 2 Es kadron desselben Regiments in Mörchingen zum 1. Oktober d. J. ihre Garnisonen.
Oefsterreich⸗ Ungarn.
Der Statthalter von Galizien Graf Badeni ist zu dem Kaiser berufen worden und wird sich heute nach Ischl be⸗ geben. Man nimmt dem „W. T. B.“ zufolge an, daß die . mit der Bildung des definitiven Kabinets zusammen—⸗ ange.
Die „Wiener Zeitung“ veröffentlicht ein Kaiserliches Handschreiben an den Grafen Belcredi, durch welches derselbe von dem Amt des Ersten Präsidenten des Ver⸗ waltungsgerichtshofes auf eigenes Ansuchen enthoben wird. Der Kaiser spricht darin dem Grafen Belcredi Dank und An⸗ erkennung beim Abschluß der nahezu fünf Dezennien um⸗ fassenden ehrenvollen Laufbahn für die dem Kaiser und dem Staat mit stets bewährter Treue und voller Hingebung ge⸗ leisteten ausgezeichneten Dienste aus und versichert denselben seines unwandelbaren Wohlwollens.
Ueber das Befinden des Erzherzogs Franz Ferdinand berichtet die „Neue Freie Presse“ aus Mendelhof bei Bozen: Die stärkende Höhenluft übe auf den Erzherzog schon jetzt ihre günstige Wirkung aus. Der Erzherzog weile einen großen Theil des Tages unter den Gästen in Mendelhof und nehme auch seine Mahlzeiten gemeinsam mit der übrigen Gesellschaft auf der Terrasse oder im Speisesaal ein. Der Erzherzog habe wiederholt seine Befriedigung über den Aufenthalt in Mendel⸗ hof ausgedrückt und den Wunsch geäußert, so lange dort zu bleiben, als es die Witterung zulasse.
Großbritannien und Irland.
Einer Erklärung des Staatssekretärs des Kriegsamts, des Marquis of Lansdowne, im Oberhaus zufolge ist zum Nach⸗ folger des Herzogs von Cambridge als Ober⸗Befehlshaber der Armee, der sein Amt am 1. November niederlegt, Lord Wolseley ernannt.
Bei der gestrigen Adreßdebatte im Unterhause wurde, wie ‚W. T. B.“ berichtet, das Amendement Price, welches erklärt, daß angesichts der Noth der Landwirthschaft sofort Abhilfemaßregeln zweckmäßig seien, mit 235 gegen 105 Stimmen verworfen. Pickersgill beantragte ein Amendement, in welchem be⸗ dauert wird, daß die Regierung keine Absicht zu erkennen gegeben habe, die aus der Arbeitslosigkeit entstehenden Uebel zu mildern. Der Präsident 8es Lokalverwaltungsamts Chaplin bekämpfte Pickersgill 8s Amendement als unbillig und er⸗ klärte, daß die Regierung bereit sei, jede legitime Proposition zur Abhilfe der Noth in Erwägung zu ziehen. Die Regierung habe sich mit den auswärtigen Mächten in Beziehung gesetzt, um ein gemeinsames Einver—⸗ ständniß hinsichtlich der in Gefängnissen hergestellten Artikel herbeizuführen. Das Amendement Pickersgill wurde mit 231 gegen 77 Stimmen verworfen und hierauf die Adresse mit 2I7 gegen 63 Stimmen angenommen.
mtlich sind Einzelheiten eines Waffen⸗Ergänzungs⸗ Voranschlags im Betrage von 70 009 Pfd. Sterl. ver⸗ öffentlicht worden. Dieser außerordentliche Betrag sei be⸗ stimmt zur Beschaffung von Handwaffen und Munition.
Frankreich.
Präsident Faure hielt gestern, wie W. T. B.“ aus Havre meldet, eine Flotte nrevue ab und wurde daselbst von der Bevölkerung lebhaft begrüßt.
Ohne a ng l sind gestern die Generalräthe er⸗ öffnet worden. Die bisherigen Präsidenten wurden zumeist wieder⸗ gewählt. Minister⸗Präsident Ribot lehnte die ihm von den Generalräthen des Pas⸗de⸗Calais angebotene Präsidentschaft ab.
e, ,. französischen und ita lienischen Arbeitern der Salzwerke an der Berre sind Streitigkeiten aus⸗ gebrochen, wobei fünf Personen verwundet worden sein sollen. Die Ordnung sei jetzt wiederhergestellt. Die Behörden hätten Maßnahmen zur Verhinderung neuer Konflikte getroffen.
Aus . ar traf gestern der Dampfer „Jangtse“ mit 150 kranken französischen Soldaten in Mar⸗ seille ein.
Rußland.
Der Kaiser und die Kaiserin siedelten gestern, wie dem W. T. B.“ aus St. Petersburg mitgetheilt wird, nach Zarskoje⸗Selo über.
Eyanien.
General Salcedo ist aus Cuba in La Coruna ange— kommen. Er erklärte, daß die militärischen Operation! im November wieder aufgengmmen werden würden. Santiago, Villas und Puerto Principe würden starke Be satzungen erhalten. Diese Maßnahmen in Verbindun mit der Ueberwachung der Küste würden dem Aufstand ö. den ersten Monaten des nächsten Jahres ein Ende machen. Von den für Cuba einberufenen Reseroisten aus den Pro vinzen Barcelona und Gerona sind nach einer Meldung des Temps“ 600 nach Frankreich entflohen und suchen in den Fabriken von Perpignan Arbeit.
Türkei.
. den Behauptungen ausländischer Blätter wird dem . W. T. B.“ zufolge von offizieller Seite in Konstantinopel festgestellt, daß die Nachricht, die türkischen Truppen hätten bei Stomnitza 500, bei Siliakow 150 Mann verloren, vollkommen unbegründet sei. Die Meldung von dem Niederbrennen einiger Dörfer sei insofern richtig, als thatsächlich einige Dörfer in Brand gesteckt worden seien; jedoch nicht von türkischen Truppen, sondern von bulgarischen Banden. Auch andere ähnlichen, in der auswärtigen Presse zirkulierenden Gerüchte werden als Erfindungen bezeichnet.
Bulgarien.
Aus Sofia wird dem W. T. B.“ vom gestrigen Tag. berichtet:; Aus guter Quelle stammenden Informationen zufolg ist die Bande, welche das einige Kilometer von der Gren entfernte pomakische Dorf Dospat bei Yanaßl zerstörte, identisch mit jener Bande, deren Auftauchen in der Umgebung von Dubnitza vor ungefähr 10 Tagen signalisiet und die sofort von zwei Kompagnien der Garnison von Dubnitza verfolgt wurde, ohne daß man dieselbe eingeholt hätte. Die Bande, welche 100 Mann stark war, zog sich 50 km tief in das türkische Gebiet zurück. Angesichts der Berichte, welche besagen, daß die Bande, welche das Dorf Dospat angriff, 400 Mann Ehle muß angenommen werden, daß sich der verfolgten
ande vor dem Angriffe auf das Dorf zahlreiche Fluͤcht⸗ linge anderer Banden angeschlossen hätten. Wie ver⸗ sichert wird, wurde das Dorf Dospat fast ganz eingeäschert. Der größere Theil der männlichen Bevölkerung rettete sich durch die Flucht, während zahlreiche Frauen und Kinder ge— tödtet wurden. Die Bande soll sich hierauf zerstreut haben; ungefähr 10 Mitglieder derselben sollen in Tatar Bazardschick verhaftet sein und vor ein Kriegsgericht gestellt werden.
Amerika.
Aus Colon meldet das „Reuter'sche Bureau“: Nachrichten aus Ambalo (Ecuador) zufolge wurden die Auf⸗ ständischen unter Alfaro nach fünfstündigem Gefecht ge⸗ schlagen.
Afsiien.
Dlechinesischen Behörden in Kutscheng verweigerten, wie das „Reuter'sche Bureau“ aus Hongkong heute berichtet, dem englischen und amerikanischen Konsul die Erlaubniß, während des Verhörs von Gefangenen über das Christengemetzel gegenwärtig zu sein. Die Konsul— protestierten hiergegen; die Angelegenheit wurde dem Vize⸗König überwiesen; man erwartet indeß Schwierigkeiten. Die Bevölkerung glaubt, daß die Fremden die Ursache ihres Elends seien, und daß es daher nöthig sei, die Fremden iu vertilgen. In Kanton sind Plakate angeschlagen worden, n denen mit Brandstiftungen gedroht wird.
Aus Wladiwostock wird der „Nowoje Wremja“ tele— graphisch gemeldet: Die Japaner halten nur die Küsten von Formosa besetzt und beschränken sich darauf, Strafe xpedi⸗ tio nen in das Innere zu entsenden. Einige dieser Expedi⸗ tionen sind mißlungen. Die japanische Opposttion agitiert gegen den Beschluß der Regierung, Liautong und Korea zu räumen, und fordert Verstärkung der Flotte und der Armee, um die nationalen Interessen zu vertheidigen.
Afrika.
Das „Reuter'sche Bureau“ berichtet aus Sansibar: Die britische Expedition unter der Führung des Admirals Rawson und des Generals Matthews erstürmte am letzten Sonnabend eine befestigte Stellung der Eingeborenen in Mweli. Dabei wurden drei englische Offiziere, ein⸗ schließlich des Generals Matthews, und sechs englische Seeleute verwundet, zwei eingeborene Soldaten getödtet. Auf seiten der 96 soll der aufständische Häuptling Zahran gefallen, Mbaruk aber entkommen sein.
Aus Suberbieville (Madagaskar) wird dem „W. T. B.“ gemeldet, daß die , ,, Expeditions⸗ Armee unter der langen Unthätigkeit leide und ungeduldig sei, auf Tananarivo zu marschieren. Gegenwärtig betrage die Zahl der Kampfunfähigen fast 30 Proz.
Entscheidungen des Reichsgerichts.
Dem durch Amtsgerichtsbeschluß Entmündigten selbst stebt nach § 605 der Zivilprozeßordnung ein Klagerecht auf An, fechtung des Beschluffes zu; für die Klage ist nach 8 60ß dat Landgericht, in dessen Bezirk das Amtsgericht seinen Sitz hat, ausschließlich zuständig, und nach 5 609 ist dem Entmündigten, welcher die Anfechtungsklage erheben will, auf seinen Antrag von dem Vor— sitzenden des Prozeßgerichts ein Rechtsanwalt als Vertreter beizuordnen. In Bezug auf diese Bestimmungen hat das Reicht ⸗ gericht, V. Zivilsenat, durch Urtheil vom 7. März 1895 aus gesprochen, daß der Entmündigte das Recht hat, selbst die Anfechtungsklage zu en heben, sei es durch einen Lon ihm fel bft gewählten, sel es durch einen auf feinen Antrag ihm gerichtlich beigeordneten Rechte anwalt; in beiden Fällen ist der Anwalt nicht als der gefetzlicht Vertreter des Gntmändigten, fondern als dessen gewöhnlicher Drozesbevefimächtigter zu erachten... Gal /94. — Vgl die Begründung in der besonderen Beilage zum Reichs Anzeiger vom 30. Juli 1895. S. 166.)
— Steht schon bei Ablieferung der Theile eines der- dungenen Werkes fest, daß das fertige Werk. wenn es aus den Theilen montiert wird, bie vertraglich berungene Qualität nicht haben wärde, fo bat der Besteller, nach (inem Ürtbess des Reichsgericht II. Zivilsenats, vom 19. April 1895, im Gebiete des preußzischen Allgemeinen Landrechts schon vor der Montierung das Recht n. Rücktritts vom Vertrage. Die den, , ,. daß der Beklagte schon vor der Montierung von dem in s§ gat, g53 Allgemeinen Landrechts 1 11 gewährten Rücktrittsrecht habe Gebrauch 3 dürfen, steht mit diefen Vorschriften nicht in Widerspruch. (38 6
Entscheidungen des Ober⸗Verwaltungsgerichts.
Aufwendungen für ein Gebäude sind, nach einer Ent— scheidung des Ober⸗Verwaltungesgerichts, VI. Senats, 2. Kammer, vom Januar 1395, von dem zur Einkommensteuer zu veranlagenden gGinkommen abzugsfähig, wenn sie zur Instandhaltung oder Repa⸗ ratur, d. h. zu m . für defekte Theile des Gebäudes, dienen; nicht ab zugsfã (ß dagegen sind Aulwen dungen, wenn sie nicht zur Wiederherstellung des ursprünglichen Zustandes des Gebäudes, sondern zur Herstellung eines anderen Zustandes, der im Vergleich zu jenem als ein besserer sich darstellt, erfolgt find. ( I. B 3871 / 93.)
— Ein Abzug städtischer Grund- oder Haussteuer pon dem steuerpflicktigen Einkommen aus Grundvermögen ist, nach einer Entscheidung des Ober ⸗Verwaltungegerichts. V. Senate, J. Kammer, vom 1. Februar 1895, u n zu lässi g. . Wenn die Haus, steuer nach dem stadtischen Regulativ vom 15. Nobember 1858 auch als eine auf den Grundstücken haftende Grundabgabe erhoben wird, so bat und bebält sie doch die Natur einer Komm ungl— abgabe. Als solche kann sie aber nach Lage der Gesetz⸗ kung, die nur für die unter den Kommunalabgaben begriffenen He lasten eine Ausnahme statuiert, bei der Besteuerung physischer erfonen nach Einkommen aus Grundvermögen nicht in Abzug ge— racht werden (8 91 Nr. 4 des Eink. St. G., Art. 161 Litt. e der Ausführungsanweisung); insbesondere ist es verfehlt, wenn die Beschwerdeführer bei der Verhandlung der Sache die von ihm zu entrichtende Haussteuer als eine indirekte, zu den Geschäftsunkosten gebörige oder doch als eine Ausgabe bezeichnet, die zur Erwerbung, Sicherung und Erbaltung des Einkommens diente (689 L Nr. 1 a. a. O.) (V. A. 3108, 93).
Kunft und Wifsenschaft.
Für die Generalversammlung des Gesammtvereins der deutschen Geschichts- und Alterthumsvereine, welche in den Tagen vom 15. bis 18. September d. J. in Konstanz abge— balten werden wird, sind bereits folgende Thesen und Anfragen an—⸗ gemeldet: 1) Der Erste Vorstand des Historischen Vereins für Ober⸗ barern, Domkapitular Dr. M. Stigloher, übersandte folgende, mit orientierender Einleitung versehene Frage des Zweiten Vorstandes des genannten Vereins, Königlichen Konservators am bayerischen National Museum Dr. Georg Hager: Die Bewohner von Wessobrunn und Umgegend (im Bejirksamt Weilheim in Oberbayern, etwa 2 Stunden südwestlich pom Südende des Ammersees) entfalteten einst als Maurer und Bau⸗ meister, im 17. und 18. Jahrhundert vor allem als Stuckatoren, eine ausgebreitete Thätigkeit, nicht nur in Bavern, sondern allenthalben in Deutschland und darüber hinaus. Sie erinnern in dieser Beziehung an die Comasfen. Nicht bloß für die Kunstgeschichte, sondern auch für die Kulturgeschichte ist es von Interesse, das Wirken der Wesso⸗ brunner im einzelnen zu erforschen. Insbesondere erscheint dies für die Geschichte des Barock und Rococo von Werth, da ein großer Theil der Stuckaturen deutscher Bauten von Wessobrunnern berrührt. Bis jetzt ift die Thätigkeit der Wessobrunner Stuckatoren an einer Reihe von deutschen Orten nachgewiesen. An welchen anderen Orten lassen sich die Wessobrunner nachweisen: a. aus der gedruckten Lokalliteratur, b. aus Archivalien? 2) Der Königlich sächsische Haus⸗Staatsarchivar Archiv⸗Rath Dr. Ermisch will über die Frage referieren: ‚Wie und wann sind die geschichtlichen Beinamen der deutschen Landesfürsten entstanden?“ wird sich dabei aber auf die Wettiner beschränken, was in der Hoffnung, daß sich auch für die übrigen deutschen Fürstenhäuser sachkundige Referenten finden, ausdrücklich erwähnt wird. Die Frage, die schon für L. von Ranke von Werth war, findet voraussichtlich ein weitgehendes Interesse. 3) Archiv⸗Rath Dr. Jacobs Wernigerode wiederholt seine vorsährige Frage: „In welcher Weise läßt sich eine jweckmäßige Organisierung des bistorischen Vereinswesens herbeiführen oder erstreben?!“ 4) Der Königliche Staats⸗Archivar Archiv⸗Rath Dr. Prümers⸗Posen bringt, in Anknüpfung an seine vorjährige allge⸗ meine und von der Eisenacher Generalversammlung bejahte Frage, ob die Veranstaltung einer archivalischen Ausstellung wünschenswerth sei, die Frage: Welche Gegenstãnde müssen und können auf einer archivalischen Ausstellung vertreten sein?‘ 5) Archiv⸗Rath Dr. Prümers wiederholt ferner die vorjäbrige Frage: ‚Wie sind Siegel am zweckmäßigsten auf⸗ jzubewahren und vor dem Verderben zu schützen?‘ 6) Architekt P. Walls Berlin stellt bezüglich des Denkmalschutzes folgende jwei Thesen auf: a. „Zur wirksamen Durchführung des Denkmalschutzes gegenüber einer willkürlichen Veränderung, Beseitigung oder Ver⸗ äußerung von Monumenten und Kunstgegenständen ist die Ertheilung des unbedingten Einspruchsrechts an die Konservatoren eine unerläß⸗ liche Forderung. Wie ist dieses Recht in den einzelnen Staaten geordnet?“ b. „Im Interesse der vaterländischen Denkmäler und ibrer Pflege ist es wünschenswerth, daß die Thätigkeit der Konservatoren keine neben⸗ amtliche sei, daß vielmehr überall dort, wo die Verhältnisse dies er fordern un) gestatten, jener wichtigen Aufgabe die ganze Kraft der berufenen Persönlichkeiten gewidmet werde.“ 7) Herr Professor Hilde⸗ brandt wiederholt seine der Eisenacher Generalbersammlung gestellte Frage: „Sind aus dem Mittelalter Wappenverleihungen an Juden bekannt, und welche Siegel von Semiten finden sich aus dieser Zeit in deutschen Archiven?“ — Die „Frankfurter Zeitung“ meldet aus Zürich, daß der Ger manist Professor Dr. S. Tobler gestern dort gestorben ist.
Land⸗ und Forftwirthschaft.
Ernteaussichten in Dänemark.
Die Roggen-⸗Ernte ist trotz der sehr ungünstigen nassen Witte⸗ ung der letzten Wochen nunmehr fast überall in vollem Gang und eint in jeder Beziehung einen recht guten Ertrag zu liefern. Die Deizen⸗ und Gersten⸗Ernte, die ebenfalls ein befriedigendes Er⸗ trägniß in Aussicht stellt, hat an vielen Orten ihren Anfang genommen; * . zeigt meist noch eine grünliche Farbe und steht durch⸗ schnittlich gut.
Die Kartoffeln versprechen bei günstiger Weiterentwickelung ein gutes Ergebniß.
Dem Eintritt warmer und trockener Witterung sieht man mit Sehnfucht entgegen.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrun gs⸗ Maßregeln. ö
Indien. Durch Verfügung der Regierung in Bombay vom 22. . M. ist in den Häfen von Aden, Perim und der Somaliküste gegen Herkünfte aus den arabischen Häfen des Rothen Meeres bis auf weiteres Quarantäne wegen Cholera angeordnet worden.
Handel und Gewerbe.
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschles ien. An der Ruhr sind am 19. d. M. gestellt 10 970, nicht recht ⸗ zeitig gestellt keine Wagen. ; In Oberfch leflen sind am 17. d. M. gestellt 4205, nicht recht ⸗ zeitig gestellt 732 Wagen.
Zwangs -⸗Bersteiger ungen. 1p Beim Königtichen Amtsgericht 1 Berlin standen am August die 1 . Grundstäcke zur Versteigerung: Lietz nannstr. 10, der Frau Kaufmann Auguste Klakow gehörig; che 3,48 a, Nußungswerth 6280 „; Meistbletender blieb der Kaufmann Ed. Eikan, Beuthstr. 14, mit dem Gebot von 1035 500
dem Gebot von 78 500 S biieb der
der nächsten Jahre geschaffen.
— Tilsiterstraß e, den Architekten P Kneis ler und C Wabl gebörig; Fläche 236 a; Meistbietender blieb der Kaufmann Moritz Levin, Belle Allianceplatz 13, mit dem Gebot von 21.2090 16 — Prinzen⸗Allee 61, der Frau Auguste Ney, geb. Schm idt, und Genossen gehörig; Fläche 5. 30 a; , 5250 S; mit Maurermeister Hermann Brandenburg, Biesenthalerstr. 12, Meistbietender.
Ausweis über den Verkehr auf dem Berliner Schlachtvie bmarkt vom 17. August 1895. Auftrieb und Markt prise nach Schlachtgewicht mit Ausnahme der Schweine, welche nach debendgewicht gehandelt werden. Rinder. Auftrieb 3309 Stück ¶ Durchschnittẽ preis fũr 1o0 kg) J. Qualität 12090 - 126 M, II. Qualität 106116 nt, III. Qualitãt 33 - 104.66. LV. Qualitt 80-86 M. — Schweine. Auftrieb 7062 Stück. (Durchschnittspreis für 100 kg.) Mecklenburger 94 - 96 M, Landschweine;: a. gute 90 — 92 4, b. geringere S4I - 88 S, Galizier —— , leichte Ungarn — — M bei 20 5/9 Tara, Bakonyer — 6 bei — kg Tara pro Stück. — Kälber Auftrieb 959 Stack. (Durch crit. is für 1 Kg) II. Qualität 120 - 1,24 AM. II. Qualitãt 110 - 118 M, II. Qualitãt 100 - 1,08 τ — Scha fe. Auftrieb 22 953 Stück. (Durchschnittspreis für 1g.) I. Qualitãt 1,00 - 1,1lã4 AÆ, II. Qualitãt O, 92 - O, 965 A, III. Qualitãt — — 4
— Dem in der Generalversammlung der Aktionäre der Em dener Heringsfischerei · Aktiengesellschaft vom 14.8. M. vorgelegten Geschäftsbericht entnehmen wir nach der Ostfr,. Ztg.“ folgende Angaben: Im Betriebsjahre 1894,95 wurden mit 22 Loggern 28 405 handelsüblich gepackte Tonnen, also durchschnittlich auf ein Schiff 1291 Tonnen erzielt, gegen 1147 Tonnen im Vorjahre. Dafür wurden im Ganzen eingenommen 648 018 MÆ, für die Tonne 22,81 6, gegen 22,43 „ im Vorjahre. Nach Deckung sämmtlicher Betriebs⸗ kosten und Abschreibungen verblieb ein Ueberfchuß von 80 855 , aus welchem 12 232 M an den gesetzlichen Reservefonds, 17 107 4 an den Nebenreservefonds überwiesen und die überschießenden 51 516 Æ zur Vertheilung einer Dividende von 120j0 verwandt werden sollen. Der gesetzliche Reservefonds erreicht jetzt den Betrag von 24 111 4, der Nebenreservefonds steigt nunmehr auf 156 694 M1; außerdem ist der Sicherbeitsfonds von 34 000 S vorhanden. Infolge des Generalversammlungsbeschlusses vom 12. Januar d. J. sind von den im Portefeuille der Gesellschaft befindlichen 563 Aktien 2. Emission zunächst 289 Stück mit Antheilnahme am Gewinn und Verlust vom 15. Juni 1895 ab den Inhabern alter Aktien zur Verfügung gestellt und auch ganz begeben worden. Das eingezahlte Aktienkapital erhöht sich demnach auf 5ltzo0o9 6 Die dadurch flüssig gewordenen Gelder sind zunächst zum Neubau zweier Logger verwandt, welche die Namen „Hallen und Essen ' erhalten haben. Der Logger Halle“ nimmt bereits seit Beginn der Saison 1895/96 an dem Fangbetrieb theil; die Fertigstellung des Loggers Essen“ bat sich aber so verzögert, daß er erst am 4. August auf den Fang ausgehen konnte.
— Die Pfälzischen Eisenbahnen vereinnahmten im Juli d. J. 2 002202 (4 118552) AM und seit 1. Januar d. J. 12 415 478 (4 123 133) .
— Die Hessische Ludwigs ⸗Eisenbahngesellschaft hatte im Juli d. J. eine Gesammteinnahme von 2046109 ( 165571) 46 und seit 1. Januar im Ganzen 11 866 672 (4 164 453) M
— Die Statistischen Uebersicht en, betreffend den aus- wärtigen Handel des österreichisch-unggrischen Zoll⸗ gebiets im Jahre 1895 die von dem statistischen Departement im österreichischen Handels, Ministerium zusammengestellt werden, ent⸗ halten in dem vorliegenden VII. Heft die Ein⸗ und Ausfuhr im ersten Halbjahr 1895. Danach betrug der provisorische Handelswerth der Einfuhr ausschließlich der edlen Metalle und Münzen 364 351 233 Gulden österr. Währ. gegen 355 857 816 Fl. im ersten Halbjahre 1394, und unter Einbeziehung der edlen Metalle und Münzen 398 120 109 Fl. gegen 378 419 472 Fl. in 1894. Der pro⸗ visorische Handelswerth der Aus fuhr ausschließlich der edlen Metalle und Münzen betrug 347 976 644 Fl. gegen 368 396290 Fl. in 1894 und unter Einbeziehung der edlen Metalle und Münzen 356 795 851 Fl. gegen 397 783 365 Fl. in 1894.
— Die New⸗Yorker Hdls-Itg. vom 10. August schreibt in ihrer wirthschaftlichen Wochen schau: Der Waarenbedarf tritt selbst während des Hochsommers immer stärker hervor, und zwar um so stärker, je vorsichtiger die Handelskreise im letzten Winter und selbst im Frühjahr noch in der Anschaffung von Waaren verfuhren. Die Nachfrage nach Waaren macht sich mit jedem Tage mehr geltend, und an die Fabriken von Baumwollwaaren werden die stärksten Anforderungen gestellt. Der Handel zeigt eine bemerkenswerthe Ungeduld, sich die kontraktlich bestellten Waaren schnellstmöglich zu sichern. Den Anlaß für diese Erscheinung giebt der Stand des allgemeinen Geschäfts in allen Theilen des Landes. Nirgends sind starke Vorräthe vorhanden. Die Lager sind geraͤumt, und die Aussichten auf, den Herbst sind im Hin— blick auf die Ernteergebnisse und die Besserstellung der Arbeiter ermuthigend. Die Preise haben sich unter diesen Umständen befestigt, und eine weitere Aufwärtsbewegung scheint unvermeidlich zu sein. Es ist kaum zu bezweifeln, daß die Bewegungen des Handels in dem be— vorstehenden Herbst beträchtlich über das Niveau der letzten 3 Jahre hinausgehen werden. Im großen Ganzen hat sich die Lage besonders durch den Umstand gebessert, daß die Geschäfte treibende Bevölkerung, sowohl im Klein- als im Großhandel, finanziell besser gestellt ist, als seit zwei Jahren. Die nicht zahlungsfähigen Firmen sind entweder untergegangen, oder haben sich mit ihren Gläubigern ab gefunden. Dadurch ist eine solidere Grundlage für das Geschäft Der Kreislauf der Geldmittel, von den Farmern und Kleingeschäften bis hinauf in die höchsten Regionen des Großhandels wird ein lebhafterer sein. — Die Devisenkurse haben sich bei anhaltend unveränderter Festigkeit auf einer Höhe gehalten, welche den Export von Gold ermöglichte. Nur das Erscheinen von Waarentratten auf dem Markt kann in die Sache eine Aende⸗ rung bringen. Solche werden aber voraussichtlich nicht vor mehreren Wochen den Wechselmarkt erleichtern.
Wien, 19. August. (W. T. B.) Der Halbjahr ⸗Abschluß der Oesterreichischen Kreditanstalt weist folgende Gewinne auf: Provisionen inkl. des Gewinnes an Wagren 748 409 Fl., Zinsen 3234513 Fl., Devisen 301 911 Fl., Gewinn an Effekten und Konsortialgeschäften 303773 Fl., Verschiedenes inkl. 65 4566 Fl. Gewinnvortrag vom Jahre 1894 126099 Fl., Gewinn bei der Bank- und Waarenabtheilung der Ungarischen Allgemeinen Kreditbank 100 815 Fl., zusammen 3 815 522 3 diesen Gewinnen stehen an Lasten und Verlusten gegenüber: Gehälter 560 320 Fl., Spesen 323 817 Fl., Steuern und Gebühren 288 875 Fl., Abschrei⸗ bungen an Forderungen bei den Filialen 193 Fl., Verschiedenes 21 549 Fl, zusammen 11947656 Fl. Der Reingewinn für das 1. Semester 1895 beträgt 2620765 Fl. Die Ergebnisse der Kon⸗ sortialgeschäfte sind, soweit sie am 30. Juni vollständig abgerechnet waren, in dieser Aufstellung berücksichtigt.
St. Petersburg, 19. August. (W. T. B.) Rußlands Getreide ⸗ Export. In der Woche vom 11. August bis 17. August er. sind über die Haupt- Zollämter 8 245 009 Pud Getreide ausgeführt worden. Davon entfielen auf Weizen 3 269 000 Pud (gegen 4086 000 Pud in der . Roggen 1327 00 ?. (gegen 1457 600 Pud in der Vorwoche), Gerste 1947 000 Pud (gegen 20440090 Pud in der Vorwoche), Hafer 1 456 000 Pud (gegen 1773 900 Pud in der Vorwoche), Mais 250 000 Pud (gegen 186 009 Pud in der Vorwoche).
Bern, 20. August. (W. T. B.) Die Betriebseinnahmen oer Jura⸗Simp lon-Bga hn betrugen im Monat Juli 2 869 000 Fr. die Ausgaben 1 423 000 Fr., mithin Ueberschuß 1 446 9090 Fr. gegen 1295 264 Fr. im Juli 1894. Der Einnahme ⸗Ueberschuß betrug von 84 1 6 37343533 Fr. gegen 6411 957 Fr. vom Januar bis Juli 4.
ii 19. August. (W. T. 8 Die Betriebs⸗Einnahmen der Schweizerischen Nordostbahn betrugen im Juli 1895
18. August Abends Lizard passiert.
f den Personen verkehr 1 178 009 (im Juli 1894 1 109 5517 Fr., r den Güterverkehr 1120 009 sim Juli 1894 977 219) Fr., diverse Einnahmen im Juli 1895 101 683 lim Juli 1894 97 554) Fr. Totaleinnahme im Juli 1895 2399 683 (im Juli 1894 2 184 424 Fr. Die Betriebs- Ausgaben betrugen im Juli 1895 1131 149 (im Juli 1894 göß 301) Fr. Demnach Ueberschuß im Juli 1895 1263 534 lim Juli 1894 1228 123) Fr. 1
Am sterdam, 19. August. W. T. B.) Java⸗Kaffee good ordinary 5534. — Bankazinn 398.
Verdingungen im Auslande.
Oesterreich⸗Ungarn.
14. November. Stadtverwaltung, Evidenzbureau, in Wien: Ausarbeitung der Pläne für die Einrichtung eines elektrischen Tram- waynetzes im Innern der Stadt Wien. Die Arbeiten der Bewerber müssen von Angeboten für den Bau und den Betrieb der Tramway— linien begleitet sein.
Italien.
. 2. August, 3 Uhr. Pyrotechnisches Laboratorium in Boloana: Lieferung von 2800 gm weißer ,, Voranschlag 3500 Fr. Kaution 350 Fr. Lieferzeit 40 Tage.
27. August. Ebendaselbst: Lieferung von 140 009 kg
Kaution 4480 Fr. Liefer⸗
Mulden⸗Blei. Voranschlag 44 800 Fr. zeit 90 Tage.
28. August, 10 Uhr. Ministerium der öffentlichen Arbeiten in Rom und Präfektur von Ravenna; Baggerarbeiten im Hafenkanal Corsini und Nebenarbeiten für den Zeitraum vom 1. Januar 1896 bis zum 30. Juni 1902.
. 289. August. 3 Uhr. Direktion der Bauwerkstätten in Neapel: Lieferung von Eisen. Voranschlag 17416 Fr. Kaution 1742 Fr. Lieferzeit 50 Tage.
30. August. 3 Uhr. Ebendase lb st. Lieferung von 19580 kg weichen Stahlblechs in zwei Loosen. Total ⸗Voranschlag 10 870 Fr. Kaution 1087 Fr. Lieferzeit 50 Tage.
Rumänien. 12. September. Polizei ⸗ Präfektur Bukarest. 2220 m ver⸗ schiedenes Tuch, 240 m Goldborte, 150 m rotber Atlas, 2940 m Drill, 5400 Metallknöpfe, 1628 m Matratzenleinwand, 500 Tschakos, 1240 Käppis, 1240 Helme, 200 Revolver mit Taschen (britisch).
Verkehrs⸗Anstalten.
Die Zeitschrift für den internationalen Eisenbahn transport“ die von dem Zentralamt in Bern herausgegeben wird, hat in der Nr. 8 vom August d. J. folgenden Inhalt; Amtlicher Tbeil; Internationales Uebereinkommen. Aenderungen in der Liste der Eisenbahnen. — Gesetze und Vollzugs⸗Verordnungen. Gegenstände, auf deren Beförderung das J. U. keine Anwendung findet. Ungarn. , ,. Reihenfolge der Beförderung der Güter in ö,
ilguttarife in Rußland. Bestimmungen für das Auf. und Abladen der Güter in Rußland. Beförderung von Kesselrückständen. — Aus dem Geschäftskreis des Zentralamts. — Nichtamtlicher Theil. Diplo— matische Konferenz. Die große Sibirische Eisenbahn. Rechtsprechung. Verschiedene Mittbeilungen. — Verzeichniß der internationalen Tarife. — Blcherschau.
Bremen, 19. August. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer Fulda“ ist am 17. August Nachmittags von New⸗JYJork nach der Weser . Der Postdampfer Roland ist am 16. August in Montevideo angekommen. Der Postdampfer, Weser* hat am 17. August Abends Las Palmas passiert. Der Postdampfer Braunschweig' hat am 17. August Nachmittags Prawle Point passiert. Der Reichs⸗Postdampfer „Preußen ist am 18. August Vormittags in Hongkong an⸗ gekommen. Der Reichs Postdampfer Darm stadt hat am 17. August Abends die Reise von Southampton nach Antwerpen fortgesetzt. Der Reichs ⸗Postdampfer Gera“ hat am 18. August Nachmittags die Reise von Port Said nach Suez fortgesetzt. Der Schnell dampfer Trave ist am 19. August Nachmittags auf der Weser an⸗ gekommen. Der Schnelldampfer Saale“ hat am 19. August Morgens Lizard passiert. Der Postdampfer München“ hat amn 3. i Der Reichs⸗Postdampfer Karlsruhe“ hat am 19. August Vormittags die Reise von Genua nach Southampton ,.
London, 19. Auguft. (W. T. B.) Der Uniondampfer Spartan ' ist am Sonnabend auf der Ausreise von Southampton abgegangen. Der Uniondampfer Norman“ ist am Sonnabend auf der Heimreise in Plymouth angekommen. Der Uniondampfer Trojan“ ist am Sonntag auf der Heimreise von den Canarischen Inseln abgegangen. Der Castle⸗Dampfer . Methven Castle“ ist Sonnabend auf der Ausreise von Southampton abgegangen. Der Castle⸗Dampfer ‚Courland“ ist Sonntag auf der Ausreise in Durban (Natal) angekommen.
Theater und Musik.
Königliches Schau spielhaus.
Die gestrige Aufführung des wirkungsvollen Niemann'schen Lust— spiels Wie die Alten fungen“ erweckte dadurch besonderes In⸗ teresse, daß Frau Clara Meyer, das Ehrenmitglied der Königlichen Bühne, zum ersten Mal die Annaliese spielte. Sie hat diesen ersten Schritt in das ältere Fach mit Würde ausgeführt und brachte das liebenswürdige Wesen der immer noch anmuthigen, wenn auch alternden Fürstin vollendet zur Geltung. Die übrige Besetzung war die bekannte. Der köstliche Humor in den Scenen zwischen dem alten Dessauer (Herr Molenar) und der Hökerin (Frau Schramm) wurde vom Publikum wieder herzlich belacht.
In Kroll's Theater bringt die Königliche Oper morgen Verdis „Troubadour“ unter Kapellmeister Sucher's Leitung zur Auf— führung. Herr Heinrich Bötel singt den Manrico, die Leonore Fräulein Hiedler, die Azueena Frau Götze, Herr Strathmann vom Mainzer Stadttheater als Gast den Luna.
Im Königlichen Schauspielhause geht morgen Shakespeare's Sommernachtstraum“ folgendermaßen besetzt in Scene: Zettel: Herr Vollmer, Squenz: Herr Blencke, Hermia; Frau von Hochen2 burger, Helena: Fräulein Lindner, Titania: Fräulein von Mayburg, Demetrius: Herr Matkowsky. 6 Conrad tritt als Puck auf. Die Musik von in Mendelssohn⸗Bartholdy gelangt unter Mitwirkung , rn en Kapelle und Leitung des Kapellmeisters Dr. Muck zu
ehör.
Emanuel Reicher wird in der morgen im Deutschen Theater stattfindenden Aufführung deg Wolzogen'schen Lustspiels „Das Lumpengesindel“ wieder die Rolle des Dr. Kern spielen. Die anderen Rollen liegen in den Händen der Damen Else Lehmann, Ferdinande Schmittlein, Paula Eberty sowie der Herren Hermann Nissen, Her— . he Rudolf Rittner, Max Reinhardt, Ernst Pittschau und
anng Fischer.
Herr Intendant Prasch ist an der Stätte seines neuen Wirkungs⸗ kreises eingetroffen und hat die Leitung des Berliner Theaters übernommen. Die neue Saison wird am 31. August mit Heinrich von Kleist's ‚Penthesilea“ eröffnet werden. Am 1. September gehen dann zur Jubelfeier des Tages von Sedan Ernst von Wildenbruch 's. Bernhard von Weimar“ und das Festspiel „Hohenzollern von Aloys Prasch und Maximilian v. R. in Scene. — Der Billetverkauf für die erften Vorstellungen beginnt am 28. August an der Tageskasse von 94 bis 14 Uhr. Schriftliche Bestellungen werden an die Direktion erbeten. Die Ausgabe der Abonnementsheste erfolgt vom 20. bis 31. August von 19— Uhr im Bureau des Theaters. .
Im Lefsing-Theater wird das neuengagierte Mitglied Emanuel Stockhausen, ehemals am Berliner Theater, seine schau⸗ spielerische Thätigkeit am nächsten Sonnabend in Joss Echegaray's y,. „Mariana“ beginnen, und zwar in der Rolle des Daniel Montoya.