1895 / 208 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 31 Aug 1895 18:00:01 GMT) scan diff

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Auf dem in dem Triumphbogen eingelegten Mosaikfries von 1,20 m Breite hat 2 Geselschap in satten Farben zwischen schönen Ornamenten musizierende Engel sowie die Apostel Petrus und Paulus dargestellt. Der Fries ist eine Stiftung der Familie Raussendorf, . zu der Charlottenburger Lulsengemeinde gehört. Den Altar umgiebt in weitem Umfang ein halbes re g, Zebneg. 2 Wände unten durch einen 99 em h n Sandsteinsockel gebildet werden. Auf diesem erheben sich in einer Höhe von 44 m . welche reich mit Ornamenten geschmückt sind. Ueber diesen zieht sich vor einem mit Goldmosaik ausgelegten Hintergrunde eine Triforiengalerie aus weißen Sandstein⸗ bögen, von rothen Granitsäulen getragen, hin. Ueber der Galerie streben fünf 7. i hohe gemalte Fenster und zwei e n zu dem reich in Mosaik ausgeführten Gewölbe empor. Die fünf Fenster, Kunstwerke der Glasmalerei von Linnemann in Frankfurt a4. M. zeigen in der Mitte den für sein Voll betenden Moses, ein Geschent Seiner Masestät des Kaisers, zur Rechten und Linken die vier großen , eine Stifrung des Kommerznien Raths Dehne in Halle. ben beiden Nischen werden in Stiftmosaik die Könige David und Melchisedek dargestellt. . .

An den mit leichten Goldornamenten verzierten Sandsteinpfeilern wischen den Fenstern und Nischen sind auf schön gemeißelten Kon⸗ i die Statuen der vier Evangelisten, ausgeführt von den Bild hauern Janensch und Wenck, und die der Apostel Paulus und Petrus, vom Bfldhauer Haverkamß angebracht. An den Pfeilern des rlumph⸗= bogens stehen, zunächst der Kanzel, die Statue Luther s, eine Gabe der Provinz Sachsen, und zunächst der Königlichen Loge die Statue Melanchthon's, eine Jublläumsgabe der Lussenstädtischen Gemeinde: dies. beiden Statuen sind vom Professor Otte Lessing aus- efthrt. Der prächtige Altar ist von der Gemeinde Rosenthal, kl von Professosr. Schaper gearbeitete Christusstatue von Frau Baurath Wentzel in Berlin geschenkt. Die Bronzearbeiten am Altar und die sechs Bronzeleuchter sind von dem Königlichen Kunst⸗

gewerbe. Mufeum unter Leitung der Professoren Ewald und Behrendt und des Ziseleurs Rohloff ausgeführt; die Glasmosaikarbeiten am Altar sowie alle übrigen Arbeiten dieser Art von der Deutschen Glasmosaikanstalt Wiegmann, Puhl und Wagner in Rixdorf. Die Kanzel stiftete die Firma Schilling, den Tausstein die Firma Zeidler. Der Marmorfußboden vor dem Raum zum Altar und um den Altar herum ist von der Aktiengesellschaft für Marmorindustrie Kiefern in Kiefersfelden hergestellt worden.

Von der ursprünglich geplanten Aufstellung von Statuen der um die evangelische Kirche verdienten Fürsten und Fürstinnen des Hohen- zollernhauses im Langschiff der Kirche mußte nach vielen Versuchen aus künstlerischen Bedenken schließlich Abstand genommen werden, weil es bei den meisten sich fast als Unmöglichkeit herausstellte, sie dem Stil der Kirche anzupassen. z .

Die Ausgangethür aus dem rechten Querschiff wird über ihrer Innenseite mit einem Relief, die Flucht nach Egypten über ihrer Außenfeite mit einem Relief, Lie Grablegung daärstellend, geschmückt: beides Werke des Bildhauers Baiern zu Braunschweig. 6.

Mehrere Altardecken sind gestiftet: die schönste von Ihrer König⸗ lichen . der Großherzogin von Baden. Sehr, werthwvoll sind verschiedene Altargeräthe, vor allem das Kruzifix, eine Stiftung der

Adjutanten und des Hofstaats Kaiser Wilhelm's 1. Einen silber⸗ vergoldeten e, mit einem alten Familienkreuz in Diamanten schenkte die Baronin Stasl, einen anderen Kelch Fräulein Ebeling. Die schönsten Abendmahlsgefäße sind noch nicht fertig; es sind Stiftungen des Hofjuweliers Gartenschläger (in Firma Joh. Wagner und Sohn) und des Hofjuweliers Werner. . Die mit Kornblumen umrankten Wachskerzen schenkte der Wachs. rf nn Franz Emil Berta in Fulda. Altar und Kanzelbibel mit ihren Ledereinbänden und schweren silbernen Beschlägen sind von Ihrer Maßsestät der Kaiserin gestiftet. Eine Altarbibel schenkte auch der Rheinische Zweigverein des Evangelisch⸗Kirchlichen n n. Das in 3 reich geschnitzte Cvangelienpult mit seinem schönen Adler ist eine aldenser⸗Kirche in Italien. Der

abe der evangelischen

ö Berlin stiftete die in Silber getriebene, vergoldete Tauf⸗

el. Weiterhin wendet sich der Blick auf die farbenprächtig gemalten . Dle beiden großen Rosen des Querschiffs, die eine mit der e Christi, die andere mit Simeon und dem Christuskinde als Mittelstücke, beziehen sich in ihren Darstellungen auf Worte, welche der sterbende Kaiser Wilhelm in seinen letzten Augenblicken aussprach. Unter diesen Rosen zeigen die sechs kleinen Fenster des Querschiffs und ein anstoßendes Seitenfenster die Wappen und Namen der Heer— und Korpsführer Kaiser Wilhelm's J. im Kriege, und zwar:

das erste Fenster: Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen, Prinz Friedrich Karl von Preußen, Kronprinz Albert von Sachsen, Großherzog von Mecklenburg Schwerin, General von Steinmetz;

das zweite Fenster: Prinz Georg von Sachen, die Generale von Kirchbach, von der Tann, von Hartmann, von Obernitz;

das dritte Fenster: Prinz August von Württemberg, die Generale von Zastrow, von Bose, von Pape, Graf von Blumenthal;

das vierte Fenster: die Generale Graf von Moltke, Graf von Roon, Freiherr von Manteuffel, von Werder, von Goeben;

das fünfte Fenster: die Generale C. von Alvensleben, von Manstein, G. von Alvensleben, von Gersdorff, von Voigts⸗Rhetz;

das sechste n . Prinz Albrecht (Vater), die Generale von Podbielski, von Fransecky, von Tümpling, Prinz Albrecht (Sohn);

das siebente Fenster: die Generale Herwarth von Bittenfeld, von Hindersin, Vogel von Falckenstein, von Kameke.

Die sechs großen, noch nicht vellendeten gemalten Fenster im Langschiff . gestiftet von der Familie Ende und Böckmann, der Familie Mendelssohn⸗Bartholdy, Herrn Richard von Hardt und dem Kölner Männergesangverein; die Kartons zu denselben sind in Arbeit. Sie stellen das Leben des en . von seiner Geburt bis zur Himmelfahrt und die

usgießung des Heiligen Geistes dar. Die unter den Fenstern be⸗ findlichen sechs kleinen e werden amit Darstellungen der christ⸗ lichen Tugenden geschmückt, von denen zwei von . Lothar 2366 und Frau geftiftet sind. Vier kleine gemalte Fenster befinden sich auf den ,, . nämlich: Christus mit der Samariterin, Christus von Maria gesalbt; ferner die heilige Elisabeth mit den Rosen, die heilige Hedwig mit dem Modell der Kirche, beide Ahnfrauen der Hohenzollern.

Das i if findet seinen Abschluß in der großen Orgelempore, an deren Rückwand sich hinter dem 9 m hohen und 8 m breiten, mit reichen Ornamenten bedeckten Bogen die große Orgel mit ihrem glänzenden Prospekt in getriebener Bronze erhebt. Sie ist ein Werk von Sauer in Frankfurt a. O. mit 80 Registern und 4800 klingenden Stimmen. Ihre Aufstellung und ntonation erfolgte durch den bei Aufstellung von Orgeln in Berlin schon vielfach bewährten Orgelbauer Mär Franz aus Frankfurt a. O. Die Bronzearbeiten sind von dem Hokfkunstschlosser Marcus , Die Orgelempore ist unter Hinzuziehung unserer ersten Tonmtünstler angelegt. Auf ihr können ein Orchester von 80 Musikern und ein Chor von 306 Sängern Aufstellung finden, sodaß sich ohne , , die großartige alte Kirchenmusik in vollem Umfange aus läßt.

Die Gewölbe und Wandflächen in der Kirche wirken trotz ihrer jetzigen schmucklosen Einfachheit großartig; sie bieten ausgiebige Gelegenheit zu ö. Ausschmückung durch Mosaik und Frerken.

Ei dern achtung verdient noch die Kaiserliche Loge und ihre Umgebung. Um zu ihr zu gelangen, tritt man von außen durch das mit Ornamenten und Granitsäulen reich ausgestattete Kaiserportal in den nördlichen Chorthurm ein; das Portal wird durch eine Bronze⸗ tbür abgeschlossen. Ueber demselben sieht man, nach dem Modell des Professors Otto Lessing in Stein gemeißelt, den heiligen Georg im Kampf mit dem Drachen, zur Erinnerung an die reiche Spende der St. Georgen⸗Gemeinde. Man gelangt sodann in einen kleinen Flur, ddessen Wölbungen von Labradorsäulen getragen werden, und dessen Fenster von den Mitgliedern des Engeren Ausschusses des Epan⸗ elisch⸗Kirchlichen Hilfsvereins sowie den Vorstandsmitgliedern des

irchenbau Vereins gestiftet und mit deren Wappen und Siegeln ge⸗

weißem Sandstein mit

lane , ee e, nn r, de, Hortal ein Relief mit

der Darftellung des heiligen Abend modelliert vom Bildhauer . er mit einem von demselben Bildhauer modellierten Relief: Chri und Nikodemus, geziert, eine mit Leder besetzte und, mit Bronze beschlagene eichene Thür in den Vorraum bor die Königliche Loge. Diele leine Verraum ist in and r . nach Motiven aus dem Dom von Drontheim und mit Labradorsäulen ausgestattet. Die Wandflächen werden auf blauem H, einige auf das Königthaus bezügliche Sprüche erhalten. Der tt eine durch einen mas Pfeiler Dopve

e lichen Loge mit den Wappen y. ajestäten des Kaisers, der Kaiserin, Ihrer Königlichen Hoheiten des Großherzogs und der Groß— herzogin von Baden, sowie auch die kleineren Armstühle sind eine Gabe des Hof -Tischlermeisters Groschkus. Der Vorhang und der Fußteppich sowie auch der Altarteppich sind von den Herren Sponagell und Meyer von der Firma Gerson geschenkt.

Nach der Kirche zu tragt der aus den drei Labradorsäulen be⸗ stehende Eckpfeiler der Königlichen Loge eine schöne Engelsgestalt, modelliert vom Bildhauer Haberkamp. Die kleine Empore über der Königlichen Loge wird später ein geschnitztes Gestühl erhalten, welches Ihre Majestät die Kaiserin für die Vorstände des Evangelisch⸗Kirch⸗ lichen Hilfsvereins und des , , bestimmt hat.

Die Beleuchtung der Kirche geschieht durch Elektrizität. Die Anlage ist von der Allgemeinen Elektrizitätsgesellschaft in Berlin mit großer Sorgfalt und opferbereiter Ueberwindung mancher Schwierig⸗ keiten hergestellt, welche namentlich in der Legung des Kabels von dem Berliner auf Charlottenburger Gebiet bestanden. Um das Blendende des elektrischen Lichts möglichst zu dämpfen, ist vielfach, namentlich bei der Gedächtnißhalle und auf der Orgelempore, die Be— leuchtung so hergestellt, daß man die Leuchtkörper entweder garnicht sieht oder dieselben hinter sich hat. Die großen Beleuchtungskörper, wie der große, 5,40 m im Durchmesser messende Bronzereif mit den 12 Aposteln, welcher in der Vierung herabhängt, ferner die Kandelaber und mehrere kleine Kronen sind in der e rin von Paul Stetz in Stuttgart angefertigt. Aus derselben Fabrik sind auch die Thüren hervorgegangen, welche sich zwischen Gedaͤchtnißhalle und Kirchenschiff befinden. ie beiden Thüren, welche zum Chor führen, sind von Herrn Stotz gestiftet. Verschiedene kleinere Beleuchtungskörper sind aus der Aktiengesellschaft von Spinn u. Sohn in Berlin hervor gegangen. Die ,, hat die Fabrik Rudolf Otto Meyer in Hamburg geschaffen. ; 3

Die Ausmalung der um den Chor liegenden Säle und Sakristeien hat der schon durch die Ausmalung der Gnadenkirche bekannte und auch um die Malereien im Chor und der Königlichen Loge verdiente ß Quensen aus Braunschweig entworfen und aus⸗ geführt.

Für die Ausschmückung der Säle hat die Kunsthandlung von Amsler u. Ruthardt eine große Zahl werthvoller Kupferstiche, Radierungen und Heliogravüren in stilgerechter Einrahmung als ihre Gabe für die Kirche gewidmet. Zwei werthyolle kleine Oelbilder für die Sakristei aus der Zeit und Schule von Lucas Cranach stiftete der zur Gemeinde gehörige Bergwerksbesitzer C. Lange.

Die weiten Dachräume zu beiden Seiten der Vierungskuppel sind durch einfache Bretterrüstungen zu Kunstkammern hergerichtet worden, wo die große Zahl der werthvollen Gipsmodelle, welche nicht nur die Ornamente der Kirche selbst, sondern auch solche berühmter alter romanischer Kirchen zeigen, aufgestellt sind, um Künstlern, Architekten 9 Kunstfreunden Gelegenheit zum Unterricht und Studium zu

ieten. .

Bei der Bearbeitung der Entwürfe im Atelier des Bauraths Schwechten waren bethelligt: Regierungs⸗Baumeister Braun und Architekt Eisfelder. Die statischen Berechnungen fertigte der Ingenieur Schumacher an. Die Bauausführung leitete der Regierungs⸗Baumeister Arenberg, unterstützt durch den Architekten Frese.

Die Kartons zur & her, ,. des Chors mit Mosaik sind hervorgegangen aus dem Atelier des Architekten Linnemann in Frank⸗ furt am Main. Kunstmaler it Geiges in Freiburg im Breisgau fertigte die i . Querschiffrosen und einen großen Theil der gemalten Fenster im Erdgeschoß. ]

Um die Bildhauerarbeiten haben sich besonders verdient gemacht: bezüglich der Modelle die Bildhauer Thomas und Koschnicke, bezüglich der Ausführung im Dienst der schon erwähnten Steinmetzmeister die Bildhauer Hartmann und Oskamp, sowie als selbständige Unternehmer die Bildhauer Junkersdorf und Bauer. Die Mosaikarbeiten sind von den Arbeitern der Deutschen Glasmosaikanstalt Wiegmann, Puhl und Wagner in Rixdorf hergestellt.

Von Unternehmern sind noch zu nennen: Held u. Francke für die Erd⸗, Maurer und Rüstungsarbeiten; Belter u. Schneevogl für die eiserne Dachkonstruktion, Treppen und Verankerungen im Haupt- thurm; Ernst Pulsack für die Zimmerarbeiten; Haurwitz u. Comp. * die Asphaltierungsarbeiten; C. de la Sauce n. Kloß für die

ieferung der eisernen Träger; H. Gossen für die Schmiede ̃ W. Stoermann für verzinkte Eisentheile; R. Blume, G. Kleinschmidt für die Schlosserarbeiten und Kreuze auf den Chorthürmen; Paul Marcus für das Kreuz auf dem Hauptthurm und die Thürbeschläge; G. A. Wernicke für das Schiefer⸗ dach; P. Thom für die Klempnerarbeiten; Taver Kirchhoff für die Blitzableiter; Louis Jessel für die Bleiverglasung der Fenster; Carl Röhlich ö. die Vergoldung der Kreuze und Zifferblätter; Tischler⸗ meister Müller und Olm für das Gestühl und einzelne Thüren; Valentin Hammera in Frankfurt (Main) für die Geländer der Chorthurmtreppen und einzelne Thüren; Bildhauer Riegel mann für einzelne Thüären, Schlüssel ꝛe.

Die Kosten des Baues. Als im Juni 1890 verschiedene Architekten zur Einreichung von Entwürfen aufgefordert wurden, war denselben als der zu Grunde zu legende Werth der Kirche die Summe von 650 do0 M, ohne die innere Einrichtung, angegeben. Nachdem im Januar 1891 dem Baurath Schwechten die Ausfübrung über⸗ tragen und bis zum Mai desselben Jahres fast eine Million Mark gesammelt war, wurde Schwechten beauftragt, den Bau äußerlich ganz in Hausteinen, und zwar in Tuffstein, inwendig, mit Ausnahme der Wandflächen, in weißem Sandstein auszuführen und ihm, nament⸗ lich bei den Thürmen, eine bedeutendere , zu geben. Als Kosten wurde deshalb das Doppelte zunächst in Aussicht ge⸗ nommen, etwa 1 300 000 bis 1 500 060 M für den Rohbau. Für die innere Ausstattung, über deren Ausführung sich noch keine Einzel⸗ heiten bestimmen ließen, waren vorläufig 200 600 in Ansatz gestellt. Bei den mit hervorragenden Kräften auf allen einzelnen Gebieten geförderten Arbeiten traten natürlich stets neue Anregungen und Fragen auf, bei welchen die Entscheidungen über das, was zu wählen sei, stets zu. Gunsten des Schöneren, somit aber auch des Theuerern ausfielen. Die größte Sorgfalt wurde auf die Steinornamente verwendet. Die empfohlensten Bildhauer und Architekten arbeiteten monatelang an

arbeiten;

lehnen solle. Je s di ; und in Bildern, vor allem in den un

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Modellen aller Art für die Kapitãle, Friese, Wulste u. s. w. Nach vielen Versuchen wurde hier a n,, die bestimmte 2 Ibrer Majestät der Kaiserin, Allerhächftwelcke nach, mehrmaligen Besichtigungen Sich dahin entschied, daß jede Modernisierung zu ver⸗ melden sei und man sich streng an die alten romanischen Mufter an⸗ er die Vorbilder waren n n. eichlichen photogrammetris

Aufnahmen von Meydenbauer in Menge beschafft wurden, desto größer wurde der allgemeine Wunsch, dieselben bei dem Bau in reichem Maße anzuwenden, und so stiegen mit der fortschreiten den Arbeit die känstlerische Entwicklung und Leistung der Bildhauer und damit der Wunsch, die fast mit jedem Monat sich reicher ausbildenden künstferischen Kräfte in höherem Maße zu verwerthen. So stiegen gleichzeitig aber auch die Kosten für den Rohbau bis zum April 1892 auf 1 600 000 , bis zum April 1893 auf 2000 000 und bis zum April 1894 auf 2 200 900 M ö ;

Wenn aber auch zeitweise Sorgen und Bedenken über die wachsenden Mehrkosten entstanden, so war doch der Verein in der glücklichen Lage, konstatieren zu können, daß bei jedem Jahresabschluß die höheren Ausgaben durch höhere Einnahmen vollständig gesichert waren.

Hinter der glänzenden äußeren Ausstattung des Baus konnte natürlich die innere Einrichtung nicht zurückbleiben, und so stiegen deren Kosten in der Zeit von 1892 bis 1894 allmählich von 200 900 auf 5090 000 0 Aber auch hier ergaben sich immer wieder neuen bessere und schönere Einrichtungen und künstleris ne Herz osstete m nungen. Sh wurde noch im vergangenen Jahre die Aufstellung von Statuen, eine äußerst reiche Verwendung von Mosait, die Herstellung werthvoller Bronze- und Lederthüren und Bronzegeländern, ein kostbarer Marmorfußboden um den Altar, die Ausführung künstlerischer Reliefs über allen Thüren und Portalen, sowie die r he e, der ganzen Kirche mit kunst⸗ vollen Glasmalereien und dergleichen mehr beschlofsen. Zahlreich ein⸗ gehende Geschenke und Stiftungen überstiegen häufig den für die Be⸗ schaffung angesetzten ,,. um das Drei, Vier. bis Zehnfache. . die Ausstattung in Mosaik machte Seine Majestät der Kaiser lets bedeutende, neue Zuwendungen. . ;

So erreichte der Werth der jetzt bis in alle Einzelheiten be⸗ stimmten inneren Ausstattung und Einrichtung die Höhe von etwa go0 000 M Die Decke und die Wände der Gedächtnißhalle sind hierin nicht mit einbegriffen. Die Ausschmückung derselben, sowie der Ge= wölbe und Wände der Kirche mit Mosaik, Fresken und Reliefs wird 3 3 Jahre in Anspruch nehmen und ist einer späteren Zeit überlassen.

Die Gesammtkosten des Baues und der Einrichtung der Kaiser Wilhelm ⸗Gedächtnißkirche betragen somit bisher etwa 3 100 9000 M Außerdem ist noch ein Fonds von etwa 200 0909 M zu sammeln, um so bald als möglich den Bau eines in jener Gegend unbedingt noth⸗ wendigen fe r ge. in Angriff nehmen zu können. .

Zu diesen Kosten treten über eine halbe Million Mark hinzu, welche den Werth des unentgeltlich überwiesenen Platzes, den Wert des großen abgetrennten Stücks des Zoologischen Gartens, die Aus=

aben der Stadt Charlottenburg für die e nn und Anlage an die Unkosten der Pferde⸗ und Dampfbahn darstellen.

Die Luisen. und Lützower Kirche von Charlottenburg schenkte außer ihren Geldspenden noch einen zwölf Morgen großen Kirchhof im Werth von ungefähr einer halben. Million Mark, sodaß der Ge⸗ sammtwerth aller durch die Kaiser Wilhelm ⸗Gedächtnißtirche entstan - denen Kosten, Anlagen u. s. w. etwa 45 Millionen Mark beträgt und bis zur gänzlichen Vollendung der Kirche und des Pfarrhauses die Summe von fast 5 Millionen Mark erreichen wird.

Von den Kosten für die Kirche und das Pfarrhaus im Gesammt- betrage von etwa 3 300 000 M sind bis jetzt 3 000 000 M gesichert, sodaß also noch etwa 300 000 M fehlen.

Die drei Millionen Mark sind folgendermaßen aufgebracht worden; Allerhöchste Gnadengeschenke Seiner Majestät des Kaisers und Königs 300 000 M; außerdem von Seiner Majestät und der Königlichen Familie 225 000 M; Gaben aus den Königlichen Kunstfonds etwa So 000 4; Fonds zur Errichtung eines Obelisken für Kaiser Wilhelm J. 125 000 M; Gaben der drei Großlogen 12 000 S; aus Berlin: von der Stadtsynode 180 900 M; von den wohlhabenden Kirchen und der Kirchengemeinde Rosenthal 117 000 é; von der Luisen⸗ und Lützower Kirche in Charlottenburg 100 900 ; von städti⸗ schen Behörden? Charloftenburg 40 00 M; Potsdam 5090 M; Spandau 500 Æ ; Senat von Lübeck 500 ; einige kleine Städte, darunter Saarbrücken, 700 é; ferner von Donatoren, Vereinen zc. aus Berlin Charlottenburg 1 6065 400 3; aus der Provinz Sachsen 141 860 M; aus der Rheinprovinz 112 560 A; aus der Provinz Brandenburg 100 9000 6; aus der Provinz Pommern 52 000 ; aus der Provinz Schlesien 50 209 A; aus der Provinz HessenNassau 49 460 S; aus der Provinz Westpreußen 13 200 M; aus der Provinz Westfalen 13 000 M; aus der Provinz Hannover 12 100 4M, aus der Provinz Posen 11 860 M6; aus der Provinz Ostpreußen 6600 ; aus der Provinz Schleswig⸗Holstein 5560 M; aus den Hohen- zollernschen Landen 840 S; aus den Reichslanden Elsaß⸗Lothringen 3000 A; aus dem übrigen Deutschland 73 600 M; von Deutschen in Amerika 57 700 Sm; von Deutschen in England 3200 Æ; von Deutschen im übrigen Ausland 43 000 M; Summa Summarum 2 998 780 4

Bei den erwähnten Beträgen sind gespendet worden:; von Mit⸗ gliedern des Evangelisch- Kirchlichen Hilfsvereins 409 000 M, von Mitgliedern des Evangelischen Kirchenbau⸗Vereins 465 000 , von nichtevangelischen Patrioten gegen 50 000 ; ö

Die Bildung der Gemeinde für die Kaiser Wilbelm⸗Gedächtniß⸗ kirche ist von den kirchlichen Behörden in Angriff genommen und wird bis zum 1. April 1896 vollendet sein. Zu derselben werden haupt⸗ sächlich ein größerer Theil der Luisengemeinde von Charlottenburg, ein Theil der Zwölf Apostel⸗ Gemeinde und kleine Theile von Wilmersdorf, Schöneberg und der St. Matthäi Gemeinde gehören. Wegen der Besetzung der geistlichen Stellen haben die Gemeinde organe der Luisen⸗ und Lützowerkirche einstimmig beschlossen, die erst⸗ malige Besetzung aller Stellen Seiner Majestät dem Kaiser und Könige zu überlassen, sowie die Besetzung der Ersten Pfarrstelle für immer dem Könige von Preußen zu übertragen.

Literatur.

Patriotisches.

Das unter dem Titel Kriegserinnerungen!:: Wie wir unser Eisern Kreuz erwarben“ im Deutschen Verlags⸗ hause Bong und Co. hierselbst erscheinende Prachtwerk ist bis zur 4. Lieferung gediehen. Die Hauptzierde der letzteren bildet ein 9. zweiseitiger Farbendruck nach einem Original von R. Knötel: „Die Württemberger bei Villiers Champignyn. In den Text vertheilt ist eine Reihe guter Illustrationen einzelner Gefechtsmomente. Die zahlreichen Porträts sind musterhaft ausgeführt und vergegenwärtigen die Helden der einzelnen Episoden, abwechselnd theils in dem mit Ehren etragenen Rock des Königs, theils im Zivil⸗ anzuge, die Brust mit dem Eisernen Kreuz geschmückt. Der ge⸗ sammte illustrative Schmuck des es entspricht Lurch⸗ aus dem Rufe der Bong'schen Anstalt. Der Text ist geschickt zusammengestellt. Einer nach dem andern erzählen die Braven in schlichten Worten die Bravpourstücke, die sie erlebt und durchge⸗ fochten, zur Erinnerung und Nacheiferung für alte und junge Krieger. In bescheidenem und doch lebhaftem Ton berichten so die Hunderte don Mitarbeitern des volksthümlichen Werks von ihrem Antheil an den Ereignissen des Feldzuges von 1879j71. Das Ganze macht den Eindruck einer literarischen Veteranen⸗Ruhmeshalle, in der jeder seinen Namen mit der ihm eigenthümlichen Schrift verzeichnet. Der billige Preis (15 Lieferungen à 50 8) des Werks, das eine ganz eigenartige und interessante Ergänzung zur Geschichte des letzten Krieges darstellt, dürfte demselben eine weite Verbreitung sichern.

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Rechts- und Stgatswissenschaft. Die streftec r, !

k 32 Hk 6 . ppel, a. o. Professor der Rechte an der Universi urg.

Verlag von Otto Liebmann in Berlin. Preis 6 . Ber in juristischen Kreisen durch mehrfache frühere Arbeiten bekannte Verfasser hat mit dieser Arbeit ein Werk geschaffen, welches zum erften Mal einen sicheren und objektiven Einblick in die gesammte strafrecht. liche Behandlung des Bettels, der Landstreicherei und des Mißbrauchs der Armenpflege im heutigen deutschen Rechte ewährt, unter anderem auch eine eingehende Darstellung der orrektionellen Nachhaft, wie dieselbe der 5 362 des Reichs ⸗Straf⸗ 96 buchs gegenüber den erwähnten Delikten gestattet, und in dieser ichtung namentlich eine bisher fehlende, auf authentischem Material beruhende Erörterung der Befugnisse und des Verfahrens der Landes- Polizeibehörden in fämmtlichen deutschen Stagten, sowie auch eine eingehende Besprechung der Organisgtion der Arbeitshäuser und des Strafvollzugs in denselben bietet. Anschließend an die Darstellung des bestehenden Rechtszustandes, prüft der De aller die Bekämpfung

von Bertel, Landstreicherei und Arbeitescheu in ersch W nach der fachwissenschaftlichen und praktischen Seite hin, nimmt zu der Frage der Vollstreckung der korrektionellen Nachhaft, bezw. der Anwendung und Verwerthung des Arbeitshauses Stellung und

entwickelt in eingehender Kritik eine Reihe von Reformvorschlägen.

Bei diesen geht er davon aus, daß wirklich große, durchgreifende Er⸗ folge im ö. gegen Bettel, ke fr , und igen, sich nur erreichen ließen durch das organische Zusammenwirken einer ganzen Reihe von Maßregeln, namentlich verbesserter Jugenderziehung, energischer Bekämpfung der Trunksucht 26 den Staat, sachgemäßer Ausgestaltung der Armengesetzgebung und Armenpflege, sowie über⸗ haupt aller Maßnahmen, welche auf Hebung der sozialen und wirthschaftlichen Lage der unteren Bevölkerungsklassen ab⸗ zielen, und daß in der Kette dieser Maßregeln das Straf⸗ recht nur ein Glied sei und selbst die beste Reform unserer heutigen strafrechtlichen Zustände kein Allheilmittel darstelle, wenn⸗ gleich sie immerhin C ltc zur Bekämpfung von Bettelei und Landstreicherei leisten könne. ach sorgfältiger Erwägung aller mit- sprechenden Momente gelangt Profefsor von Hippel sodann zu fol⸗ genden Ergebnissen: „Zur erfolgreichen strafrechtlichen Bekämpfung des Bettels und der Landstreicherei bedarf es in erster Linie einer sachgemäßen Verwerthung des Arbeitshauses. Die heute zulässige Nebenstrafe der korrektionellen Nachhaft mittels Ueberweisung an die Landespolizei ist als unzweckmäßig zu beseitigen. Das Arbeitshaus ist als Hauptstrafe gegen gewerbsmäßigen Bettel und wiederholten Bettel aus Arbeitsschen zu verwenden, wenn diese Delikte von arbeitsfähigen Personen begangen werden. Einer , n. gesetzlichen Crwaͤhnung des Spezialdelikts der Landstreicherei bedarf s bei Annahme dieses Vorschlags nicht mehr. Die Ausweisung von Ausländern hat erst nach verbüßter Arbeitshausstrafe einzutreten, nicht an Stelle der Einsperrung im Arbeitshause, wie dies heute geschieht. Gegen jugendliche ,. unter 18 Jahren ist Arbeitshausstrafe unzulässig; diese sollen in Besserungsanstalten untergebracht werden.“ Der harten Bestrafung in den schwersten Fällen des Bettels sei die Straflosigkeit des Bettels im Nothstand gegenüberzustellen, die auch dann einzutreten habe, wenn die Nothlage eine selbst⸗ verschuldete war. Auch dieser zweite Theil des Werks fußt überall auf reichem, positivem Material; ingbesondere liegen demselben zahl⸗ reiche Gutachten von Arbeitshaus⸗Direktionen und statistische Er⸗ hebungen zu Grunde, welche dem Buch in Tabellenform beigegeben

sind. Vol kswirthschaft.

Unter dem Titel Kornhaus contra Kanitz“ hat Herr von Graß⸗Klanin neuerdings eine kleine Schrift erscheinen lassen, in welcher er seine bekannten Vorschläge nochmals warm empfiehlt und vor dem Weitergehen auf dem im Anteag Kanitz gekenn⸗ zeichneten Wege warnt. Es ist von besonderem Werth, solche aus der Praxis heraus kommende und politisch sich strenger Objektivität befleihigende Anschauungen veröffentlicht zu sehen. Nachstehende

ttheilungen dürften auch einen weiteren Leserkreis interessieren.

Was die Kritik des Kanitz'schen Vorgehens anbelangt, so erscheint dem Verfasser vor allem die Frage gerechtfertigt, ob die Männer, welche die Forderung, daß der Staat den Imvorthandel mit Brotkorn aus dem Verkehr heraus in seine Gewalt nehmen soll, mit der Vollkraft ihres sozialen Einflusses angeregt haben“, die ir etttite Tragweite der von ihnen erstrebten Maßregel erkannt

aben.

Haben sie die Frage ernst in Erwägung gezogen, ob der heutige Zwischen, und Aufnahmehandel jene 409 r nie, Hark deren heute alljährlich die bedrängte Landwirthschaft so dringend bedarf, und welche ihr auch nicht auf kurze Zeit vorenthalten werden dürfen, auch nach der, Einführung eines Importmonopols mit der— selben Bereitwilligkeit zur Verfügung stellen wird, und daß er ihnen seine Aufnahmespeicher unter denselben Be— dingungen öffnen wird wie zuvor? Oder ist ihnen nicht schon selbst die Sorge gekommen, daß sich hier mit dem Wandel der Verkehrs einrichtungen auch ein Wandel der Befriedigungsmöglichkeit vollziehen muß, daß der große Aufnahmehandel, nachdem ihm die Möglichkeit entzogen, in freier Bewegung das Importbedürfen der Produzenten auszugleichen, garnicht mehr im stande ist, den Anforderungen zu entsprechen, welche heute von seiten der abgabe⸗ bedürftigen Landwirthe an ihn gestellt werden? Und ferner, haben die Männer, welche heute so ungestüm die schleunige und unvermittel te Durchführung des Staatsmongpols für den Import⸗ handel fordern, in Erwägung gezogen, welche ungeheuerlichen Zu—⸗ stände und welcher plötzliche Zusammenbruch für unsere landwirth⸗ schaftliche roduktieonsfähigkeit zu erwarten ist, wenn der Aufnahme und Zwischenhandel die Dienste, welche er uns heute leistet, uns für die Zukunft, wenn auch nicht versagt, so doch unter noch schwierigeren und ungünstigeren Bedingungen zu leisten

gezwungen wird? Ich kann nicht umhin, eben diesen Männern

einen . Vorwurf daraus zu machen, daß sie für unser wirth⸗

schaftliches Leben Einrichtungen gefordert haben, ohne die Gefahr in vollem Maße zu würdigen, welche unausbleiblich gewesen wäre, sobald diese Einrichtungen die Billigung und Unterstützung der KRe⸗ eng ne, . c cht

Dabei sei der Staat durchaus nicht im stande, die ihm in dem Kanitz'schen Vorschlage zugemuthete Aufgabe zu lösen, und wenn er dies etwa versuchen wollte so würde er nichts Anderes herbeiführen können, als eine Summe von Unzufriedenheit aller Produzenten und Kon— sumenten. Aber noch weiter: die Krankheit unserer heutigen Kornpreig, bildung werde ja gerade aus dem Umstande hergeleitet, daß diefe Kornpreise sich nicht mehr den lokalen Produktionsgebieten ent— sprechend“ bildeten, sondern daß „ganz bestimmte Zentralmächte und Zentralpunkte die lokale Preisbildung vergewaltigten.“ Könne es nun überhaupt einem Zweifel unterliegen, daß unter der Herrschaft einer staatlichen Preisbildung diese Vergewaltigung geradezu unerträgliche Formen annehmen müsse?“

Vom Staat verlangt Herr von Graß überhaupt eine unmittel⸗ bare, , Hilfe nicht. Er nimmt an, daß gerade die Klein⸗ heit der Mittel, mit welcher die Staatsregierung zu helfen geneigt sei, ein ig n n Zeugniß dafür ablege, daß nach Lage der Dinge, d. h. ohne ein selbstthätiges Eingreifen der Landwirthe“ dem Staat weiteres für diese zu thun, nicht mehr übrig geblieben sei. Er er— wartet aber, daß der Selbsthilfe der Landwirthe die Staatsverwaltun doch mindestens durch die Errichtung von „Kornhäusern“ innerhal der Bahnhofsanlagen entgegenkomme und die Einverleibung dieser Aufnahmeeinrichtungen in den Ueberführungsbetrieb der Staatsbahnen“ veranlassen werde.

Indem wir in diesem Betrieb Aufnahme finden, verlangen wir für das heimische Korn gar nichts Weiteres, als dasjenige, was unsere Staatsverwaltung den fremden, an unseren Grenzen Einlaß begehrenden Kornmengen in sehr weit entgegenkommender Aus dehnung bereits gewährt hat, und wir werden in der Gewährung dieses unseres Verlangens mit einem sehr geringen Theil derjenigen

mpfung von Bettel, Land⸗ i.

n erschöpfender 6

die Instrad 8 n deg Auslandst 82 . 1, , , . Den nzeichnet der Verfasser sehr anschaulich

u. a. wie folgt:

n heutigen Zustand ken

Unser unglückliches deutsches, schon in seiner Entsteh ung stief⸗ mütterlich behandeltes Korn denn ihm fehlen alle jene. von der modernen Technik in den großen Exportgebieten zur Aptierung, d. h. zur Standartherstellung nothwendigen Vorkehrungen ist in seinen eigenen Konsumtionsgebieten dem Verbrauche ferner, als die auf der anderen Seite des Weltmeeres lagernden Vorräthe, mit denen es am heimischen Markt in Wettbewerb treten solll Es ist in der That eine unbestreitbare Wahrheit, daß 1060 t Roggen und Weizen schneller, müheloser und sicherer von Amerika aus dem Gebot des Händlers in den deutschen Konsum zu folgen vermögen, als ebendieselben Kornmengen sich kurzer Hand aus den ländlichen Speichern hinterpommerscher Produzenten mobil machen lassen. Weit kläglicher gestaltet si Wege, welche dem heimischen Korn durch die Etappen seines 3 herz le aufgejwungen werden, zu den geebneten Bahnen, welche das ferne Korn derselben Bestimmung zuführen. Wir leben in den von den ren Verkehrsadern ab⸗

gelegenen Produktionsgebieten in vorei enbahnlichen Aufnahme.

mit denselben Aufnahmevorrichtungen ent⸗

nehmen dazsselbe Gewohnheiten des

gegen, welche den und Kärrners entstammen. machen, den Werth zusammenzustellen, um welchen dieses Korn in seinem Wettbewerb mit dem Fernangebot ungünstiger gestellt ist! Verstehen meine Gewerbsgenossen nunmehr die n if fcha liche Be⸗ deutung der Kornhäuser?‘

Frachtfuhrmannz

Dazu kommt die Hoffnung, durch die Kornhäuser das plötzliche und dringende Angebot der absatzbedürftigen Produzenten abschwächen zu können. Herr von Graß warnt eifrig vor einer ö der

ĩ

derderblichen Machtäußerung „unseres eigenen unwirthschaftlichen Kornangebots. Wir sollten nicht der Einfuhr fremden Korns im Werthe von etwa 209 Millionen allein die Schuld an dem Preissturz an den europäischen Märkten beimessen. Im Vergleich mit dem An⸗ drange jenes 409 Millionen Mark fordernden Angebots, welches mit unvermittelter Dringlichkeit und mit einer sich n ,. Hast in den, beiden unserer Ernte folgenden Monaten auf die Aufkahme⸗ fähigkeit unserer eigenen Zwischenhändler und unserer eigenen Korn börsen drückte, sei die fremde Invasion von minderer Bedeutung.

Ueber die Verwaltung der Kornhäuser selbst sei noch folgende Bemerkung mitgetheilt: ö.

„Die in den Kornhäusern liegenden Vorräthe müssen zu allen Zeiten dem Lokalkonsum zur Benutzung, d. h. zur Kornentnahme für, denjenigen Preis, oder richtiger gesagt, für einen um weniges geringeren 65 offen stehen, als derjenige ist, für welchen sich dieser Konsum vom Weltmarkt aus zu versorgen im stande ist. Diese Nothwendigkeit ist von allen denjenigen, welche die Be⸗ deutung der landwirthschaftlichen Produktiv ⸗Assoziation verkennen, tets am wenigsten gewürdigt worden. Produktiv - Assoziationen

nd keine ,, , nn, und dürfen es nicht sein,

weil ihnen alles dasjenige fehlt, was die Handelsunternehmung be— sitzt vor allem Geschäftskenntniß und Kapital. Die Kornhaus unternehmung hat daher nicht die Aufgabe, die Preisbildung zu beherrschen, on n ganz ausschließlich die Auf abe, die ihr ent⸗ gegengebrachten Preise auszunützen. Sie dar . wie der Kauf⸗ mann, darauf bedacht sein, die über den Allgemeindurchschnitt am höchsten herausragenden Preisspitzen zu erklimmen, sondern es muß vielmehr ihre alleinige Aufgabe sein, den rr nt, zu heben.“

Wenn Herr von Graß den Staat für unfähig hält, den Kampf des heimischen Angebots mit dem Weltmarkt“ . und nur von der Selbsthilfe der Landwirthe Rettung hofft, so fügt er doch hinzu: Pon den mit der Noth des Tages ringenden Landwirthen eine selbständige Mobilmachung der eigenen Kräfte zu verlangen, heißt Unbilliges fordern. Deshalb wendet er sich zum Schluß an diejenigen ß denen ein günstiges Geschick die drückende Noth des eigenen Niedergangs heute noch fern gehalten habe, gleichviel, ob sie neben ihrem 6 ff so reiche Mittel erworben haben, daß sie sich den Luxus seiner Ertraglo . gestatten können, oder ob ihnen die Vor⸗ sehung diesen Besitz als ein großes Erbe ihrer Väter gegeben hat, und, er erinnert diese daran, „daß sie mit dem Besitze zugleich die Pflicht übernommen hätten, ihren Boden zum Wohle des Vater⸗ landes ertragfähig zu erhalten“.

e Denkmäler Beschreibung.

Die Publikationen der „Historischen Kommission der Provinz Sachsen“ sind neuerdings durch ein weiteres Heft . XIX.) der Bau⸗ und Kunstdenkmäler der ropvinz Sach sen ꝛe. bereichert worden. Obgleich gls Heft bezeichnet, ist ez doch ein stattlicher Band, der kürzlich im Verlage von Otto Hendel in Halle unter dem Titel erschien: , , . Dar⸗ stellung der älteren Bau und Kunstdenkmäler des Mansfelder Seekreises“, bearbeitet von Professor Dr. Her—⸗ mann Größler und Dr. Adolf Brinkmann (mit 2653 in den Text gedruckten Abbildungen, 6 Tafeln und einer historischen Karte; Preis 12 M. Damit ift dem im Jahre 1893 erschienenen Bande über den Mansfelder Gebirgskreis nunmehr der ent- sprechende über den Seekreis gefolgt. Uraltes Kulturland ist es, was uns die Verfasser in Wort und Bild vorführen: der alte Hosgau in Deutschlands frühester Zeit politischer Einheit. Er ge— währt dem Forscher eine so mannigfaltige Ausbeute wie kaum ein zweiter Kreis Deutschlands. Und doch ist allen Denkmälern ein an nn,, Grundzug eigen, den man fast überall nachweisen ann; es ist der germanische Zweig der romanischen Kunstrichtung. Die Schule von Deutschland ist ihrem Landgebiete nach die größte im Abendlande; von der Maas bis zur polnischen Grenze zeigen ihre Denkmäler denfelben Charakter. Der Band bietet zunächst eine ein⸗ gehende topographische Schilderung des von der . reich geseg⸗ neten Landeß. Dann folgt eine geschichtliche Darstellung der Be⸗ ö mit den verschiedenen Völkerstämmen, ihrer Sprachen, Ver⸗ assung und der angesessenen Geschlechter, von denen die Grafen von Mansfeld das Interesse besonders in An— spruch nehmen. Sie tcreten zum ersten Mal im Jahre 1060 auf, ohne daß man ihren ,, ., könnte. Ihr Einfluß und ihre Macht wuchs so, daß kaum ein Ort im nördlichen Hekgau nicht Spuren ihrer Einwirkung zeigte. Wie die mittelalter⸗ liche Kultur die Klöster zu Trägern hatte, so ist der Darlegung ihrer Wirksamkeit ein breiterer Raum eingeräumt. Auf diese Einleitung folgt die Schilderung der einzelnen (alphabetisch geordneten) Orte, indem außer den nöthigen statistischen und geographischen Notizen zunächst die Abstammung des Ortsnamens und seine Bedeutung erklärt wird. Dann werden die vorhandenen Bauwerke unter Beifügung zahlreicher Abbildungen im Tert und auf Tafeln erläutert. So werden in dem Abschnitt über das Dorf Alsleben (bei Eisleben) die interessanten Reliefs von dem uralten Taufstein der dortigen Stiftskirche ht in Gernrode) beschrieben und abgebildet; aus Burgisdorf (ebenfalls bei Eisleben) die originelle kleine Kirche mit ihrem bemerkengwerthen Südportal, dem geraden Chorabschluß und bedeutenden Wandgemalderesten i , auf einer h. en Tafel reproduziert). Naturgemäß nimmt die Stadt Eisleben n Wort und Bild einen breiten Raum ein. Die Kirchen und anderen bemerkenswerthen Gebäude sind in Grundrissen, Schnitten und. Ansichten erschöpfend behandelt; verständnißbolle Re— er, geben ein Bild der ursprünglichen Formen, z. der Andreas-Kirche mit ihren alten, schönen Grabsteinen.

im übrigen Gebotenen einzelnes zu schildern; nur auf den reichen und kostbaren Schatz an alten Altar ln sei noch pine ir er 33 Helfta verdient die noch (als Scheune) vorhandene Kirch eatas Maris Virtzinis wegen ihres höhen Alters und merkwärdzgen Grund— rissez Erwähnung. Ein dem Bande vorangeschicktes habetisches

Anforderungen uns befriedigt fühlen, welche bigher für den Empfang,

Verzeichniß ermöglicht das sofortige Auffinden jeder O ; Ende ist eine kel tali ch Uebersicht der Orte .

der Vergleich der

einrichtungen. selben kleinen ö mit ihren un . . erwarten das ländliche Korn und

Man wolle doch einmal den Versuch

Gs würde zu wein führen, aus dem Reichthum und der . e des Nachschlagebuch dienen wird. e

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gewährt eine gute Ueb

Auch dieser Band bietet sonach ein willkommenes, vielseitiges Hilfsg⸗ mittel und Nachschlagebuch für Freunde un g hl! =. lf

geschichtlicher Studien. Eneyklopädien.

Der soeben erschienene TX. Band der neuesten 8n Auflage von Meyer's Konversations- Lexikon (Leipzig, Bibliographisches Institut) umfaßt die Artikel, Hübbe⸗Schleiden⸗ bis ‚Kausler und ist besonders reich an aktuell interessanten, geographisch⸗geschichtlichen Ab⸗ schnitten. In dem Artikel Japan? sind mit anerkennengwerther Schnelligkeit bereits die neuesten er g tsse berücksichtigt. Auf 22 Seiten Text wird mit Hilfe einer vortrefflichen Karte bon Japan und Korean eine Ueberficht über die Geographie wie über die geschich kulturelle Entwicklung des japanischen Reichs dargeboten. Der Artikel Kamerun enthält eine ausführliche Darstellung des west⸗ afrifanischen Schu gebiets, 6 erläutert durch eine neue Spezialkarte. Neben diesen Artikeln kennzeichnen den heu⸗ tigen Stand unserer geographisch - geschichtlichen Kenntniß auch die Beiträge über Irland, Italien 9 Statistik), Jeru⸗ salem und Kanada. Dem Abschnitt. Juden“ ist diesmal eine ankhro= pologisch⸗ethnographische Einleitung vorausgeschickt, dem Artikel Je⸗ suiten eine Darlegung der Organisation, Geschichte und Kus—= breitung des Jesuitenordens . Auf literarh , Ge⸗ biet beschäftigt sich eine sehr lesbare Arbeit mit der italien e. Lite⸗ ratur; der neue Artikel Junges Deutschland“ entspricht der gegen= wärtigen Anschauung über den Werth dieser Bewegung. Biogra—⸗ phische Beiträge von prägnanter Kürze und mit reichhaltigen Literakur⸗ angaben sind die Artikel über Victor Hugo, Humboldt, Ibsen und Kant. Dazu kommen zahlreiche Artikel aus den Gebieten der Volkswirthschaft, der Rechts! und Staatzwissenschaften, wie Kapital, Kartelle, Jugendliche Verbrecher, Innere Kolonisation, , Die Heilkunde vertritt ein neuer Artikel über Hypnotismus. on einer großen Anzahl instruktiver Text- Illustrationen abgesehen, ist der neue Band auch wieder mit einer Reihe vorzüglich ausgeführter Farbendrucktafeln geschmückt. Dieselben gehören zu den Artikeln „Insektenfressende Pflanzen“, Huhn, Hund., „Indische. Kunst“,. „Japanische Kunst“ und. „Indlanif

Kultur?. Die Uniformtafeln werden fortgesetzt durch die Tafeln Infanterie! und Jäger, Schützen, Pioniere“. Als neue Ver⸗ vollkommnung der Illustration verdienen eine Anzahl in , , ausgeführter Textkärtchen, wie „Island, ‚Jokohama“, „Kanton“ ꝛc.

Hervorhebung. Kulturgeschichte.

Die Humanität nach ihrem Wesen und ihrer Ent wicke lung. Eine Wanderung durch die Geschichte von W. Stahl berg. Verlag von Theophil Biller in Prenzlau. Preis 3,50 M. Die vorliegende Schrift stellt nach einer Erörterung der Humanitäts- idee die wichtigsten Erscheinungen der Geschichte, Völker, Personen, Freignisse und Zustände zeitlich geordnet unter den Gesichtspunkt der genen i und sucht damit von der Entwickelung dieser umfassenden

dee ein Bild wenigstens in den Hauptzügen zu gewinnen. Für den, der selbst nichts Höheres kennt als das „Homo sum*, mag es ein Genuß sein, so den Men schheitsgedanken an einem Faden durch alle Kulturländer und Zeiten abspinnen zu sehen. Der liberale Stand⸗ punkt des Verfassers hat diesen indeß verhindert, in . Darstellun objektiv zu bleiben. Während er im ersten Theil der Schri zugegeben, daß die antike Humanität keine praktischen Resulkate

keinen Platz fand, vielmehr die Kraft des natürlichen Egoismus un⸗ ezügelt blieb, daß Liebe, Erbarmen, Opferfreudigkeit erst dem hristenthum angehößren, mit anderen Worten: daß das Christenthum neue, biz dahin völlig unbekannte Grundsätze für das Leben der Menschen aufgestellt, ein ganz neues Fundament für die Humanität gelegt hat, betrachtet er gleichwohl weiterhin das Christenthum nur als ein „Glied in dem Gruppenbegriff der Humanität‘. Nicht das Christenthum hat die Humanität erzeugt, sondern umgekehrt: es ist der edelste Zweig, die reifste Frucht am Baume der Humanität“ (S. 65). Das ist ein bedauerlicher Mangel des Buches. . Statistik.

Kalender und Statistisches Jahrbuch für das Königreich Sachsen nebst Marktverzeichnissen für Sachsen und die Nachbarstaaten auf das Jahr 1896, herausgegeben vom Statistischen Bureau des Königlich sächsischen Ministeriumß des Innern. Verlag von C. Heinrich in Dresden. 22 Bogen, Preis 1 6 Diese Ver⸗ öffentlichung bringt zunächst den astronomischen Kalender nebst voll- ichn protestantischen, katholischen und griechisch⸗russischen Kalender owie im Auszuge den jüdischen und mohammedanischen Kalender auf das Jahr 1896, bearbeitet von A. Nagel, Geheimem Regierungs⸗ Rath, ferner das . enthaltend sämmtliche Messen, Kram, Vieh“, Woll, und andere Märkte im Königreich Sachsen, in den angrenzenden Königlich preußischen Regierungsbezirken Merseburg und Liegnitz und den Thüringischen Staaten im Jahre 1896. Das Statistische Jahrbuch enthält sodann folgende, das en Sachsen und die deutschen Bundesstaaten betreffende ,, . ittheilungen (den mit“ versehenen Abschnitten ist Text beigegeben): Reichs⸗ angehörige und Reichsgebürtige in fremden Landern. Ehe⸗ schließungen, Geburten und Sterbefälle in Sachsen, und in den deutschen Bundesstaaten 1893 Die Mehrlingsgeburten in Sachsen 1876 1893. Die Sterblichkeit der Kinder in Sachsen im ersten Lebensmonat 1875 1893. Die Geborenen und die im ersten Lebensjahre gestorbenen Kinder in Sachsen nach Jahrfünften von 1836 - 1890. Die Sterblichkeit der Kinder in Sachs im 36 Lebensjahr 1880-15933. Neue Sterblich⸗ keitstafe für die Gesammtbevõlkerung Sachsens. Selbstmorde. Neberseeische Auswanderung aus Sachsen. Er⸗ träge des Staatsforstwesens, der Intraden und Domänen, des Berg⸗ und Hüttenwesens, ber o geln f fett, der direkten und indirekten Steuern. „Ergebnisse der Einschätzung zur Einkommensteuer. 2. des Rechtsmittelverfahrens bei der Einkommensteuer. Sparkassenderkehr. Stand der Land-, Landeskultur und Alters- rentenbank. Ausmünzungen. Eisenbahn⸗, Post⸗, Telegraphen;, En rer und Schiffahrtsverkehr. Staatsstraßen. Fleisch⸗ und

alwerbrauch. Impfergebnisse. Krankenbewegung in den öffentlichen Krankenanstalten. Sterblichkeit und nn. Die Zivilärzte von 1875 —= 1895. Die Gerichte und die bei denselben verhandelten Sachen. *Aeußerungen des kirch⸗ lichen Lebens in der evangelisch⸗lutherischen Landeskirche.

mmobiligr und Mobiljarbrandbersicherung. Wranken -.

nvaliditäts und , ,,. Bergwerksbetrieb. Eisen⸗

roduktion und Eisenverarbeitung. * Zuckergewinnung und Be teuerung. „Bierbrauerei⸗ und Branntweinbr ennerei⸗ Betrieb. OSandsteinbruchs Betrieb. * Ergebnisse der n , Dampfkessel und Dampfmaschinen. * Anbauflächen und Ernte- erträge. Getreidepreise. Der Witterungsverlauf 1894. Die Standesamtsbezirke und deren zugehörige Ortschaften. Aus dieser Uebersicht ergiebt * die große . keit und Vielseitigkeit des Jahrbuchs, welches nicht nur Behörden, Beamten und . leuten, sondern überhaupt allen denjenigen, die sich für die staat⸗ lichen und wirthschaftlichen Einrichtungen reiche Belehrung bieten und als ein nüßliches und oft sehr

Verschiedenes. Ein Verzeichniß von Kollektionen wissenschaft⸗ licher Abhandlungen (Inaugurasldissertationen, Schul und Uni⸗ verfitätsprogramme ꝛc.) aus allen Wissensgebieten, wie es bisher noch nieinals herausgegeben worden ist, hat die

ock in Leipzig, Zentralstelle für Dissertationen und Programme, gen n lassen. ag gestattet eine Beurtheilung der umfangreichen

kliche und

3 daß unter den heidnischen Kardinaltugenden die Menschenliebe

Sachsens te e *

uchhandlung von Gu stay

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