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Der Kaiserliche Botschafter am Königlich spanischen Hofe, Wirkliche 8 Rath von , e,, ist von e Ce Allerhöchst bewilligten Urlaub auf seinen Posten zurückgekehrt 2 hat die Geschäfte der Botschaft in San Sebastian wieder übernommen.
Stettin, 13. September. Seine Majestät der Kaiser und König hat, wie die „Ostsee⸗Zeitung“ meldet, an den Ober⸗Präsidenten der Provinz Pommern, Staats⸗ Minister von Puttkamer nachstehenden Erlaß gerichtet:
Es haben Mir, wie der Kaiserin und Königin, Meiner Ge⸗ mahlin, bei dem diesmaligen Besuch der Provinz Pcuwmmern deren Bewohner einen überaus warmen und patriotischen Empfang bereitet, welcher von neuem Zeugniß ablegt von der Treue, mit der sie zu allen Zeiten an Meinem Pause gehalten haben. Ganz besonders freudig sind Wir durch die glänzenden Ver⸗ anstaltungen der Stadt Stettin berührt worden. Ich habe hieraus die wohlthuende Ueberzeugung gewonnen, daß das Andenken Meines hochseligen Herrn Vaters Majestät, der so gern als Statt⸗ halter von Pommern hier weilte, in ungeschwächter Ver⸗ ehrung fortlebt. Indem Ich Sie beauftrage, den Ausdruck Unserer lebhaften Freude und wärmsten Dankes zur Kenntniß der Provinz zu bringen, füge Ich gleichzeitig Meine dankende Anerkenung für die vortreffliche und herzliche Aufnahme Hinzu, welche die Kreise und Ortschaften der Provinz, denen in diesem Jabre durch die größeren Truppenzusammenziehungen besonders hohe Lasten auferlegt worden sind, den Truppen durchweg haben zu theil werden lassen.
Stettin, den 12. September 1895.
Wilhelm. An den Ober ⸗Präsidenten der Provinz Pommern.“
Der Ober⸗-Hürgermeister von Stettin, Geheime Regie⸗ rungs⸗Rath Haken hat folgende Bekanntmachung veröffentlicht: Seine Majestät der Kaiser hat Allergnädigst wiederholt Seine Freude über die sichtbare glückliche Entwickelung Stettins aus . und mich beauftragt, der Bürgerschaft Stettins für den erzlichen Empfang und die überaus geschmackvolle Aus—⸗ schmückung der Stadt sowie die in jeder Beziehung ge⸗ lIungene prächtige Festfahrt auf der Oder den Allerböchsten Dank ausjusprechen. Auch Ihre Majestäten der Kaiser von Desterreich und der König von Sachsen versicherten wiederholt Ihre Freude, daß Sie in Stettin so herzlich wie in Ihrer Heimath von der Bevölkerung empfangen und begrüßt seien. Seine Majestät der Kaiser von Oester⸗ reich hat der Stadt zur Vertheilung an die Armen ein Geschenk von 4000 M Allergnãdigst überwiesen.“ . om burg v. d. Höhe, 12. September. Seine König⸗ liche Hoheit der Prinz von Wales ist heute nach Beendigung seiner dreiwöchigen Kur von hier abgereist.
Württemberg.
Ihre Majestäten der König und die Königin sind am Mittwoch Nachmittag, nach herzlichster Verabschiedung von Ihren Majestäten der Königin und der Königin-Regentin der Nie derlan de, von Het⸗Loo abgereist und gestern Vor⸗ mittag in Maxienwahl bei Ludwigsburg eingetroffen, wo K einen mehrwöchigen Aufenthalt nehmen werden Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Pauline ist noch für einige Zeit in Holland zurückgeblieben.
Braunschweig.
Seine Königliche Hoheit der Prinz Albrecht von Preußen, Regent des Herzogthums Braunschweig, trifft morgen Abend über Hannover in Braunschweig ein und wird sich am 15. d. M. früh nach Schloß Hummelshain begeben.
Sachsen⸗Coburg⸗Gotha.
Der Kaiserliche Statthalter in Elsaß-Lothringen Fürst zu Hohenlohe-Langenburg hat gestern Coburg wieder verlassen.
Der Landtag des Herzogthums Coburg wird im nächsten Monat zusammentreten. Unter den zahlreichen Vor⸗ lagen, welche das Staats-Ministerium demselben machen wird, befindet sich auch, wie die Cob. Ztg.“ vernimmt, ein Gesetz⸗ entwurf, betreffend die Erhöhung der Gehälter der Volks⸗ schullehrer.
Oefterreich⸗Ungarn.
Der Kaiser ist heute Vormittag 93 Uhr mittels Sonderzuges von Stettin in Wien wieder eingetroffen. Die vor dem Bahnhof angesammelte Menge bereitete Allerhöchst⸗ demselben eine spontane Ovation.
Der „Pester Lloyd“ schreibt: „Die Stettiner Manöver sind in diesem Jahre ein Abschluß der Jubiläumsfestlichkeiten, in denen Deutschland den fünfundzwanzigjährigen Bestand seiner nationalen Einheit gefeiert hat, und ein charakteristischer Abschluß, denn diese Armee, mit deren Vollkommenheit auch die österreichischungarische Armee wetteifert, hat keine andere Bestimmung, als die Erhaltung des Friedens zu sichern. Deutschland ist ein Reich des Friedens, wie auch Desterreich—⸗ Ungarn und Italien es sind, wie sie aus Neigung der diese Staaten bewohnenden Völker und deren Herrscher es sind. Das ist jene unzerstörbare Harmonie, die den Dreibund festigt, jene unzerstörbare Har⸗ monie, die es bewirkt, daß man bei uns für die unserem Herrscher finnverwandten Friedensfürsten dieselbe Verehrung hegt, die man dem Kaiser und König Franz Joseph in Deutsch⸗ land dargebracht hat.“
Bei den am 10. d. M. in den Städten und Handels—⸗ kammern Dalmatiens vollzogenen Landtagswahlen wurden acht den gemäßigten Kroaten angehörige Kandidaten, zwei der italienischen und einer der serbischen Partei gewählt.
Großbritannien und Irland.
Die Ernennung des bisherigen britischen Botschafters in St. Petersburg, Sir Frank C. Lascelles, zum britischen Botschafter in Berlin ist, laut Meldung des, W. T. B.“, gestern in London amtlich bekannt gemacht worden. Der bis— herige britische Gesandte in Peking O Conor geht als Botschafter nach St. Petersburg.
Bei der gestern in Limerick , , . Ersatz⸗ wahl zum Unterhause für den im Gefängniß befindlichen Dynamitar den Daly, dessen Wahl für ungültig erklärt war, wurde O Keefe, ein Mitglied der Mac Carthy⸗Partei, mit 1835 Stimmen gegen den Parnelliten Nolan gewählt, welcher 1752 Stimmen erhielt.
Nußland.
Der deutsche Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe be⸗ . gestern mit dem . ürsten Radolin die deuts. Wohlthãätigkeitsanstalten in St. Petersburg und trat dann Abends die Rückreise nach Werki ; Am Bahnhof waren anwesend: der Botschafter Radolin, der bayerische Gesandte Freiherr von Botschaftsrath von Tschirschky und Bögendorff, der Konsul Maron sowie die übrigen Mitglieder der deutschen Botschaft, der bayerischen Gesandtschaft und des deutschen Konsulats.
Belgien.
Nach der Indépendance Belge“ ist in einem Minister⸗ rath unter Vorsitz des Königs über die künftige Regelung der Stellung der belgischen 8 im Con go⸗ staat berathen worden, damit die ausländische Presse auf . die beiden verschiedenen Begriffe der Zugehoͤrigkeit zu
elgien und zum Congostaat zu vermischen. Die belgischen Offiziere im Dienste des Congostaats sollen als beurlaubt und nicht mehr zur belgischen Armee gehörig anzusehen sein. Türkei.
Die in der gestrigen Nummer d. Bl. in der Meldung des „W. T. B.“ aus Konstantinopel als von der Pforte in der armenischen Reformfrage angenommen bezeich⸗ neten fünf Punkte betreffen Folgendes: Freie Mudir⸗ wahl; Ernennung der Verwaltungsfunktionäre je nach der Majorität der Bevölkerung, ausgenommen die Ernennung der Gouverneure, welche stets uhamedaner sein müssen; Einreihung von Christen in die Gendarmerie; Einführung von Feldhütern; Instandhaltung und Inspizierung der Ge⸗ fängnisse. Diese Zugeständnisse decken sich, dem, W. T. B.“ zu⸗ folge, zwar nicht genau mit den Vorschlägen, jedoch hielten die diplomatischen Kreise eine Verständigung für wahrscheinlich. Nach den Berichten der Botschafter hätten die Zugeständnisse einen guten Eindruck in St. Petersburg gemacht; von Paris werde ein Gleiches erwartet. Die Haltung Englands sei noch unsicher.
Dänemark.
Der Großfürst-Thronfolger von Rußland, der Großfürst Alexander Michailowitsch und die Groß⸗ fürstin Tenia Alexandrowna sind gestern an Bord des „Polarstern“ von Kopenhagen nach Libau abgereist.
Afrika.
In Madrid sind Meldungen aus Tanger von gestern eingetroffen, wonach arabische Riffkabylen, die dort ihren Wohnsitz haben, die unter dem Schutz Portugals stehenden Riffkabylen angegriffen haben. Auf dem großen Markt⸗ platze kam es zum Kampf, wobei mehrere Personen getödtet bezw. tödtlich verwundet wurden.
Entscheidungen des Ober⸗Berwaltungsgerichts.
Im Eingang des Vorfluth⸗Gesetzes vom 15. November 1811 (-Die Nachtheile, welche durch das Anstauen des Wassers bei den Mühlen und das zeitige Verfahren bei Anordnung der Vorfluth für die Landschaft entstehen, veranlassen Uns, folgende nähere Be⸗ stimmungen darüber zu erlassen) muß es, nach einem Urtheil des Ober VVerwaltungsgerichts, III. Senats, vom 4. Februar 1895, an⸗ statt Landschaft — Landwirthschaft“ heißen.
Ferner hat das Ober⸗Verwaltungsgericht durch dasselbe Urtbeil ausgesprochen, daß unter der Bodenkultur, von der in den 55 5 und 11 (bezw. 5 13) des Vorfluth- Gesetzes die Rede ist, eine der Landwirthschaft zufallende Aufgabe zu versteben ist. und daß demnach die Ausbeutung einer Lehmgru be zu Ziegeleizwecken keine die Bodenkultur fördernde Thätigkeit ist. — Der Gutsbesitzer Sch. zu O. im Regierungsbezirk Bromberg beantragte auf Grund des Vorfluthgesetzes bei dem zuständigen Kreisausschusse, ihm behufs Ent wässerung einer ihm gehörigen dem Ziegeleibetriebe dienenden Lehm grube die Anlegung einer unte rirdischen Röhren⸗ leitung auf dem Grundbesitz seines Gutsnach barn sowie die Ein—⸗ führung des durch diese Röhrenleitung abfließenden Wassers in einen auf dem Nachbargrundstück befindlichen, dem Nachbar gebörigen Ent⸗ wässerungsgraben zu gestatten. Der Kreisausschuß entsprach diesem Antrag und setzte eine an den Nachbar zu entrichtende Entschädigung von 50 M fest. Der Nachbar war aber damit nicht einverstanden, und er erhob Klage auf Aufhebung des Beschlusses des Kreisausschusses. In der Berufungsinstanz erstritt Kläger ein obsiegliches Urtheil, und der vom Beklagten Sch. biergegen eingelegten Revision versagte das Ober⸗Verwaltungsgerickt den Erfolg, indem es begründend ausführte: „Das Vorfluthgesetz soll in der Hauptsache den Interessen der Land⸗ wirthschaft dienen. Das ergiebt sich schoön aus dem Eingange des Gesetzes. Hierbei ist zu bemerken, daß das auffällige Wort Landschaft?, welches übrigens bisher schon stets als gleich⸗ bedeutend mit dem Autdrucke Landwirthbschaft! aufgefaßt worden ift, lediglich infolge eines Schreib- oder Druck⸗ fehlers in der in der Gesetz Sammlung veröffentlichten Fassung des Gesetzes an Stelle des Wortes Lantwirthschaft“ stebt. Wie nämlich die von dem Ober⸗Verwaltungsgericht eingesehenen Mate⸗ rialien zu jenem Gesetze zeigen, enthielten die sämmtlichen Entwürfe desselben, und insbesondere auch der durchberathene und fertige Ent⸗ wurf, der dem König vorgelegt wurde, an jener Stelle den Ausdruck Landwirthschaft!. — Weist schon dieser Umstand darauf hin, daß unter der Bodenkultur, von der in den 5§ 5 und 11 (bezw. § 13) des Vorfluthgesetzes die Rede ist, eine der Landwirthschaft zufallende Aufgabe zu rerstehen ist, so steht dies auch mit der Bedeutung die dem Worte nach dem allgemeinen Sprachgebrauch beizulegen ist, im Einklang. Während der Landbau überhaupt darauf gerichtet ist, die in dem Boden ruhenden Stoffe und Kräfte zur Preduktiön bestimmter Pflanzen zu verwenden, kennzeichnet sich die Bodenkultur im besonderen als diejenige Thätigkeit des Landwirths, welche bezweckt, bei bereits landwirthschaftlich benutztem Boden dessen Produktionstraft zu erhalten, zu verbessern und zu erhöhen, sowie solchen Boden, welcher bisber der landwirthschaftlichen Produktion noch nicht gedient hat, hierzu fähig zu machen. Von diesem Wesen der Bodenfultur trägt die Ausbeutung einer Lehmgrube zu Ziegelei⸗ zwecken nichts an sich ... (UI 161)
— Gegen die Veranlagung der Nachsteuer bei Gewerbe⸗ steuerpflichtigen, welche entgegen den Vorschriften des Gewerbe⸗ steuergesetzes vom 24. Juni 1891 bei der Veranlagung übergangen oder steuerfrei geblieben sind, ohne daß eine strafbare Hinterzlehung der Steuer stattgefunden hat, gemäß § 78 des Gewerbesteuergesetzes, steht nach einer Entscheidung des Ober Verwaltungsgerichts, VI. Senats, 1. Sammer, vom 21. Februar 1895, dem Steuerpflichtigen das Rechtsmittel der Berufung an die Bezirksregierung und sodann die Beschwerde an das Ober ⸗Verwaltungsgericht zu. (VI. G. 120) ;
— Bei Bauanlagen, welche unter der Herrschaft einer älteren Baupolizeiordnung ohne die erforderliche Genehmigung der Baupolizei hergestellt und erst nach dem Inkrafttreten einer an Stelle der älteren getretenen neuen Baupolizeiordnung polizeilich gepcüft werden, kann, nach einem Urtheil des Ober⸗Verwaltungs⸗
. ts. IV. Senats, vom 3. April 1895, die Prüfung der volizei⸗ ichen an ,. nur nach Maßgabe der zur Zeit dieser Prüfung und der darnach erfolgenden Entscheidung geltenden Baupolizeiordnung vorgenommen werden. Gigenthũmer eines Hauses in Berlin stellte im Jahre 1871 im Dachgeschoß — dem sechsten Geschoß — seineg uses eine Dachwohnung her, obne hierzu die erforderliche volizeil
enehmigung zu haben. Auf ein nachträgliches Gesuch um Geneb— migung wurden im Jahre 1872 für die Beibehaltung der Wohnungs. einrichtung bestimmte Bedingungen vorgeschrieben; diese wurden aber nicht erfüllt. Infolge eines Dachstuhlbrands im Jahre 1894 in dem gedachten Hause fand eine polizeiliche Prüfung des Dachstuhls statt, und hierbei wurde die Beseitigung der daselbft vorgefundenen Wohnungs einrichtung bedingungslos verlangt, weil nach 3 37a der Baupolizei⸗ ordnung vom 15. Januar 1857 niemals mehr als fünf zu dauerndem Aufenthalte von Menschen bestimmte Geschosse angelegt werden dürfen. Der derzeitige Eigenthümer des Hauses erklärte sich bereit, die im Jahre 1872 polizeilich gestellten Bedingungen zu erfüllen, und erhob, da die Polizeibehörde darauf nicht einging, Klage auf Aufhebung der Polizeiverfügung. Die Klage wurde vom Bentrksausschuß abgewiesen, und auf die Berufung des Klägers bestätigte das Ober⸗Verwaltungs-⸗ gericht die Entscheidung des Bezirksausschusses, indem es begründend ausführte: Eine Genehmigung war nach 5 1 der Baupolizeiordnung vom 21. April 1853 erforderlich. War aber eine solche Genehmigung nicht ertheilt, so bestand die Anlage jedenfalls nicht zu Recht. Einer solchen illegalen Anlage gegenüber kommen aber — auch wenn die Rechtswidrigkeit nur darin bestebt, daß die Herstellung ohne die erforderliche Genebmigung erfolgt ist — die , der neueren Baupolizeiordnung zur Anwendung. . .“ w.
Statiftik und Volkswirthschaft.
Zut Arbeiterbewegung.
In Leipzig hat, wie die Lz. Ztg.“ berichtet, die Maler⸗ und Lackierer⸗Innung am Mittwoch beschlossen, auf die ihr von den ausständigen Gehilfen gemachten Gegenvorschläge (ogl. Nr. 219 ö. 5. erst in der nächsten Generalversammlung die Antwort zu er⸗ theilen.
Hier in Berlin haben die Malergehilfen in einer Ver⸗ sammlung am Mittwoch für das nächste Frübjahr einen allgemeinen Ausstand in Aussicht genommen. Die Versammelten beschlossen, wie die Blätter melden, die Einführung des Mindestlohnes zu ver- langen; die achtstündige Arbeitszeit soll später angestrebt werden. — Zum Ausstande der Vergolder Berlins (vergl Nr. 213 und 217 d. BI.) theilt die Berliner Volksztg. mit, daß sich bis jetzt 259 Personen im Ausstande befinden; davon sind 143 verheirathet (mit 192 Kindern), 16 ledig. Die Fabrikanten haben es zumeist abgelehnt, mit der Ausstandskommission zu verhandeln. . .
In Kopenhagen haben, wie der Köln. Ztg. telegraphiert wird, 150 Arbeiter der dortigen Eisengießereien und Maschinen⸗ fabriken vorgestern die Arbeit eingestellt, weil der Fabrikantenverein sich weigerte, einen Mindest⸗Stundenlohn von 30 Oere (36 3) zu gewähr⸗ leisten. Der Ausftand dürfte allmählich auch in anderen Zweigen eine Einstellung der Fabrikthätigkeit herbeiführen; so waren gestern schon etwa 1060 Former unbeschäftigt.
Kunft und Wissenschaft. Große Berliner Kunstausstellung 1895. Bekanntmachung. Seine Majestät der Kaiser und König haben
mittels Allerhöchsten Erlasses vom 29. August d. J. aus Anlaß der diesjährigen großen Berliner Kunstausstellung die große golUdene Medaille für Kunst: 1) dem Maler, Professor Grafen Harrach in Berlin, 2 dem Maler Wilhelm Leibl zu Aibling in Bayern, 3) dem Maler Ferdinand Roybet in Paris, 4 dem Bildhauer Jules Clément Chaplain in Paris,
die kleine goldene Medaille für Kunst:
I) dem Maler Giov. Boldini in Paris, 2) dem Maler Paul Schroeter in München, 3) dem Maler Otto Heichert in Düsseldorf, 4) dem Maler Wilhelm Feldmann in Berlin, 5) dem Maler Alexander Harrison in Paris, 6 dem Maler Franz Roubaud in München, 7) dem Maler John S. Sargent in London, 8) dem Maler Arthur Ferraris in Wien, 9) dem Bildhauer Emilio Bisi in Mailand zu verleihen geruht.
Berlin, den 11. September 1895.
Die Ausstellungs-Kommission.
Der Vorsitzende.
In Vertretung: Guta Eilers.
Große Berliner Kunstausstellung. IX. *)
Viktor Müller — Wilhelm Leibl — Wilhelm Trübner — Hans Thoma.
L. K. — Besonderen Dank aller ernsten Kunstfreunde hat die Ausstellungskommission sich verdient, indem sie Werke von vier süddeutschen Malern vereinigte, die lange vergeblich um Anerkennung, ja nur um Verständniß bei ihren Zeitgenossen gerungen haben. Der älteste von ihnen, Viktor Müller ist bereits seit 24 Jahren todt; er starb mit dem Gefühl, sein reiches Talent nicht zu voller Entfaltung haben bringen zu können. „Ich komme mir wie ein Baumeister vor, dem ein großer Bau aufgetragen wurde, und ich kann doch nicht, ich muß sterben. Das sind die Worte, mit denen er vom Leben Abschied nahm. Sein erstes Werk, mit dem er sich in Deutschland bekannt machte — er hatte seine Studien in Antwerpen und Paris absolviert, von wo er erst 1858 nach seiner Vaterstadt Frankfurt übersiedelte —, die „Waldnymphe“ (1234 der diesjährigen Ausstellung) sollte anfangs zur internationalen Ausstellung in München (1863) garnicht zugelassen werden und wurde dann so ungünstig gehängt, daß seine Vorzüge garnicht zur Geltung kommen konnten. Die Kritik verfuhr mit dem Maler nicht viel glimpf⸗— licher als die Hängekommission. Man schalt ihn einen , . nachahmer, und die sichere Technik und koloristische Kraft ver⸗ dankt er allerdings seiner Schulung im Atelier Conture's; aber mit der Gewandtheit dieses Akademikers verband Müller den Wahrheitsdurst des Naturalisten, den echt deutschen Hang zu romantischen Stoffen und den Ernst eines efangelegten Charakters. Wie wunderbar er es verstanden, die Poesie des deutschen Waldes zu verkörpern, lehrt das genannte Bild, bei dessen Würdigung in seiner heutigen Umgebung man sich stets vergegenwärtigen muß, daß es im Jahre 1862 entstanden
) S. Nrn. 104, 111, 117, 122, 145, 160, 205 und 217 d. BI.
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ist. Das warm leuchtende Carnat, die zarte Modellierung des üppigen Frauenleibes, die monumentale Einfach⸗ heit in Anlage und Ausführung des Bildes sichern ihm einen Platz unter den ersten Meisterwerken deutscher Kunst. Auch das zweite auggestellte Gemälde Müller 's (1233), eine Illustration zu Victor Hugo's zehnbändigem Roman Les Misérables“, giebt mit seinem feierlichen Ernst der landschaftlichen Herbststimmung, seinem breiten, alles Nebensächliche vernachlässigenden Vortrag einen guten Begriff von dem reichen malerischen Talent des lange verkannten Meisters. Wir verehren aber in ihm auch den Künstler, der zuerst in Deutschland energisch mit der kalten akademischen Ueberlieferung der älteren Schule brach und damit seinem Leibl und Thoma den rechten Weg wies. Auch Leibl, dessen neunzehn Bilder zum größten Theil mit Mühe ihren Besitzern für die Ausstellung abgeschmeichelt wurden, hatte anfangs vor der deutschen Kritik einen schweren Stand. Man verurtheilte seine Bilder als „Capricen, hinter denen der irregeführte Bildverstand einige Zeit nach Gedanken sucht, um schließlich seinen Irrthum einzusehen“. Tiefsinnige Gedankenmalerei ist allerdings Leibl's Sache nicht, ja man darf ihn vielleicht geradezu prosaisch nennen, und dennoch sind seine Schöpfungen für die Entwickelung der modernen Malerei bahnbrechend geworden. Sie sind, wie Muther treffend ausführt, malerisch der vollkommenste Ausdruck der hielt der Münchener Koloristenschule“. Auch heute be⸗ herrscht kaum ein zweiter deuischer Maler so völlig souverän die Technik, wie Leibl, und als ehrlicher Charakter⸗ schilderer darf er einen Platz neben Menzel und Lenbach bean⸗ spruchen. Jedes neue Bild ruft erneutes Staunen über die fabelhafte Sicherheit von Auge und Hand hervor; mag nun der Maler breit spachtelnd seine Farben auftragen, sodaß die Formen scharf gemeißelt hervortreten, wie in dem Brustbild eines jungen Mannes mit Brille und Hut (1008) oder dem köstlichen Porträt eines graubärtigen Alten (1014). mag er flockig in der Art Rembrandt's malen, wie in der Tischgesell⸗ schaft (1004) und den kleinen Studienköpfen, mag er schließlich aufs feinste alle Einzelheiten durcharbeiten, an emailglatter Pinselführung einem altflandrischen Meister es aleichthun, wie in seinem Hauptbilde Bäuerinnen in der Kirche“, — überall bleibt er ganz er selbst, nirgends beschleicht den Be—⸗ schauer die Empfindung, daß der Künstler mit seinen Talenten kokettiert. Leibl malt, wie er malen muß und — wie nur er es vermag. Die Frische und Naivität seiner Natur hat etwas Erquickendes in unserer übersättigten und raffinierten Zeit. Es giebt für die Art, wie seine Bauern und Jäger dastehen oder sitzen, keinen treffenderen Ausdruck als das oberbayerische Dialektwort „stad“. Wie wunderbar hat er den Charakter des bayerischen Landvolks in den beiden „Dachauerinnen“ (1912) in ihrer steifen, altfränkischen Tracht zu geben verstanden! Welche Gemüthstiefe spricht aus den Kirchgängerinnen, die immer wieder und wieder den Malern Ausrufe staunender Bewunderung entlocken! Wie gesund und kraftvoll ist jede Faser dieser Kunst! Wer vor dem handwerklichen Können der Maler unserer Zeit keinen Respekt hat, muß angesichts der Werke Leibh's mit seinen Vor—⸗ würfen verstummen. Freilich hat man das Gefühl, als gehöre der Meister bereits der Geschichte an; aber, daß sein Wirken nicht ohne Einfluß auf die Jüngeren geblieben, lehrt am deutlichsten die Sonderausstellung von Bildern Wilhelm Trübner's, die in dem Seitenraum 24 veranstaltet ist. In einem Porträt Trübner's von der Hand Leibl's (998) haben wir den äußeren Beweis für die Beziehungen beider Maler zu einander; deutlicher sprechen aber noch die Bilder T's. selbst von diesem Zusammenhang. Trübner ist 1851 in Heidelberg geboren, die frühesten seiner ausgestellten Bilder datieren aus dem Jahre 1872, sind also Werke eines einundzwanzigjährigen Jünglings; trotzdem muthen sie an wie die Schöpfungen einer bereits in sich abgeschlossenen Persönlichkeit. Die feine Farben⸗ stimmung dieser Interieurs, deren Gestalten fast an Velasquez gemahnen, ist so selbstverständlich, so sicher und einfach erzielt, daß man kein Suchen und Ringen eines jugendlichen Genies darin wahrneh⸗ men kann. Meisterhaft ist die Farbenstudie eines dunkelgekleideten Negers, der zeitunglesend sich auf einem dunkelgrünen Sopha niedergelassen hat und dessen schwarzer Kopf sich von einem blaugruͤnen Hintergrund abhebt (1759. Mit diesen wenigen kühlen Lokaltönen hat Trübner ein über⸗ aus feines Leben hervorzuzaubern gewußt. An Leibl erinnert am stärksten Trübner's männlich kraftvolle Porträtauffassung, die die Bildnisse des Dichters Martin Greif (1751), des Kapellmeisters Gungl (1752) und die weiblichen Porträtstudien (1753—–- 56) mit ihrer markigen, durch keck nebeneinander⸗ gesetzte Pinselstriche hervorgebrachten Modellierung gut repräsentieren. Trübner macht seinen Modellen keine Konzession, sucht nichts zu verschönern oder zu überschminken, aber auch der reizloseste seiner Köpfe hat Leben und Ausdruck. In scheinbarem Gegensatz zu diesem ehrlichen Naturalismus stehen die großen mythologischen und historischen Kompositionen Trübner 's, wie die Wilde Jagd (1763), die Gefangennahme Friedrichs des Schönen (1763) und die Illustratlon zum ,. Gesang von Dante's Hölle; hier machten sich die An— lehnung an Feuerbach und eine gewisse Ungleichheit der koloristischen Kraft unangenehm geltend. Ganz selbständig und im Vollbesitz seiner Fähigkeiten zeigt sich T. dagegen in seinen Landschaften, unter denen besonders die 1894 ent⸗ standene — ein Motiv vom Bodensee — den erfreulichen Beweis liefert, daß der Maler auch frische, sonnige Sommer⸗ stimmung im Bilde sestzuhalten vermag, während er früher meist die melancholische Dämmerung mit kühlen Schatten und Halbtönen (man vergleiche besonders das Schloß Chiemsee 1749) bevorzugte. Wie zart die sonst so robuste Künstlernatur den Reiz der deutschen Waldeinsamkeit empfindet, beweist das kleine Landschaftsbild (1750), dem er durch die Staffage eines herrenlos weidenden Pferdes noch mehr Charakter verliehen hat. Freilich auf diesem Gebiet muß Trübner den Vorrang Hans
homa einräumen, dessen Bilder mit den seinen und denen Leibl's gemeinsam ausgestellt sind. Thomas Bilder öffnen uns meist einen weiten Blick auf die hüglige Landschaft Mitteldeutschlands. Ein gewisser melancholischer Charakter haftet ihnen durch die trübe Farbenskala seiner Palette an; aber die Innigkeit deutschen Naturempfindens durchleuchtet sie alle. Stille Weltvergessenheit, über der ein Hauch von Märchenpoesie sich ausbreitet, gelingt Thoma am besten. Viele seiner in diesem Jahre ausgestellten Bilder sind in Berlin bereits von früheren ue filr. bekannt. Auch die Ein⸗ wendungen, die sich gegen Thoma's etwas einseitige Stilisierung der Formen erhoben, sollen hier nicht wiederholt werden. Seine nythologischen Darstellungen, wie die „Fähre Charon s“ (1727) und „Luna mit Endymion“ (1733), böten allerdings dazu
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Veranlassung, und die Naivität, mit der der Künstler die Flucht nach Egypten (1731) in eine oberrheinische Landschaft verlegt, muthet nicht ganz ursprünglich an. Jedenfalls gehört auch dieser Maler zu jenen deutschen Künstlern, die ein reiches persõnliches Empfinden für ihren Stil einsetzen und uns da⸗ durch für Vieles Ersatz bieten, was Anderen besser gelingt. — Die Räume, in denen Leibl's, Trübner's und Thoma's Werke vereinigt find, sollten immer wieder von den Malern auf⸗ gesucht werden, die bei der Jagd nach neuen fffekten dicht daran find, ihre künstlerische Indiwidualität zu verlieren.
Ein Gedenkblatt zur Vollendung des neuen Reichs⸗ tagsgebäudes“ ist soeben durch Eckstein's: Verlag (Berlin, Wilhelmstraße 105) zur Versendung gelangt. Unter dem Protektorat des Vorsitzenden der Reichstags Baukommission, Staatssekretärs, Staats. Ministers Dr. von Boetticher und unter Förderung seitens des Kaiserlichen Gebeimen Basraths, Professors Dr. Paul Wallot sowie der Reichstags Bauverwaltung wurde vor etwa Jahresfrist mit dem Werk begonnen. Als Vorlage dazu diente ein ven dem Maler Franz Th. Wür bel geschaffenes Kolossalgemälde, das die Mitglieder der Reichstags⸗Baukommijsion sowie sämmtliche Mitarbeiter an dem Werke — Künstler, Industrielle, Kunstbandwerker und Hand- werker — unter dem Bilde des Reichstagsgebäudes auf einem großen Tableau gruppiert zeigt. Die Reproduktion ist in Kupferätzung (Photogravuüre) in dem Atelier von R. Angerer in Berlin berge⸗ stellt. Im Ganzen waren 270 Personen auf dem Blatt zu vereinigen und man darf dem Künstler nachrübmen, daß er diese schwierige Auf⸗ gabe mit Geschick zu lösen verstanden hat. In der Mitte, im Vorder grunde, ragt auf einem Postament die Büste Seiner Majestät des Kaisers mit Helm und Küraß der Gardes du Corps und um- geworfenem Pel; empor. Neben und hinter der Büste sind nach dem Hintergrunde, durch Treppen und Podeste erhöbt, die zum größten Theil in vorjũglicher Porträtäbnlichkeit wiedergegebenen Per—⸗ sönlichkeiten gruppenweise aufgestellt. Zwei Säulenschäfte im Hintergrunde, welche die Medaillonbildnifse der verewigten Kaiser Wilhelm J. und Friedrich tragen, rahmen das Bild des neuen Reichs. tagsgebäudes ein. Mit dem künstlerischen vereint das Bild auch einen bleibenden historischen Werth. Der Preis eines Exemplars des im Format von 190: 125 em gebaltenen Kunstblatts beträgt mit Rahmen 100 S, ohne Rahmen 70 .
— Von der Reichs -⸗Limeskommission werden. wie der Schwäb. Merkur‘ meldet, zur Zeit auf dem rechten Neckarufer ob Sul, an der sog. Lãgenbalde, Grabungen nach Spuren römischer Riederlassungen veranstaltet. Innerhalb einer ausgedehnten Um⸗ fassungsmauer sind bereits drei Wachtthũrme mit 1440 m dicken Mauern, sowie die Grundmauern mehrerer Ge⸗ bäude aufgedeckt worden. Festg⸗stellt ist. daß neben einer militärischen Niederlassung sich dort auf einem Raum ven etwa 1660 m Länge und 109 m Breite auch eine bürgerliche Ansiedelung der Römer befand. Zablreiche Reste römischer Thongefäße, Lanzen⸗ sitzen, sowie einige römische Münzen aus der römischen Kaiserzeit sind aufgefunden worden. Man hofft noch auf weitere Entdeckungen.
Literatur.
Soeben ist Hest 27 der Entscheidungen des Bundes⸗ amts für das Heimathwesen“, im amtlichen Auftrage bearbeitet und herausgegeben von Dr. J. Krech, Raiserlichem Geheimen Regierungs ⸗Rath, Mitglied des Bundesamts für das Heimathwesen, enthaltend die seit dem 1. September 1894 bis zum 1. September 1895 ergangenen wichtigeren Entscheidungen, im Verlage von Franz Vablen in Berlin W., Mebrenstraße 13,14 erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen. Der Ladenpreis pro Eremplar (kartonniert) beträgt 2
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Der internationale Ackerbau⸗Kongreß in Brüssel billigte, wie W. T. B.“ meldet, in seiner gestrigen Nachmittagssitzung mit großer Majorität die Schlußfolgerungen des Berichts des belgischen Delegirten Allard im Sinne einer interngtionaglen bimetallistischen Vereinigung, um dem landwirthschaftlichen Nothstand abzuhelfen.
Gesnndheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
Sterblichkeits⸗ und Gesundheitsverbältnisse wäbrend des Monats Juli 138895.
Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts sind während des Monats Juli d. JF. von je 1000 Einwohnern, auf das Jahr berechnet, als gestorben gemeldet: in Berlin 24,0, in Breslau 3738, in Altona 19,0, in Frankfurt a. M. 19,5, in Hannover 33,8, in Cassel 20,4, in Köln 28,0, in Königsberg 34,9, in Magdeburg 33,4, in Stettin 50,6, in Wiesbaden 225, in München 2438, in Nürnberg 21.4 in Augsburg 28,4, in Dresden 24,2, in Leipzig 35,1, in Stuttgart 21,2, in Karlsruhe 189, in Braunschweig 32,2, in Hamburg 181, in Straß. burg 250, in Metz ?, in Amsterdam 151, in Brüssel 186, in Budapest 25,9, in Christiania 19,4, in Dublin 23,8, in Cdinburg 15,8, in Glasgow 19,5, in Kopenhagen 16,1, in Krakau 34,5, in Livervool 28,9, in London 21,4, in Lyon 19,3, in Moskau 51,5, in Odessa 33,8, in Paris 20, ), in St. Petersburg 26 6, in Prag 25,3, in Rom?, in Stockholm 19,9, in Triest 264 in Turin (Juni) 19,1, in Venedig ?, in Warschau 265.3. in Wien W,, in New⸗ York 277. (Für die nichtdeutschen Städte ist der Zeitraum von 5 Wochen, vom 30 Juni bis 3. August, zusammengefaßt worden.)
Der Gesundbeitszustand im Monat Juli bat sich in der über- wiegenden Mehrzabl der deutschen sowohl wie der nichtreutschen Orte erheblich verschlechtert und die Sterblichkeit bat fast aller Orten, besonders in den deutschen, zugenommen, sodaß die Zahl der deutschen Orte mit sehr geringer Sterblichkeit (Sterblichkeitsziffer unter 15,0 pro Mille) von 38 im Juni auf 15 herabging. Einer solch geringen Sterblichkeit erfreuten sich: Allenftein, Bocholt, Flensburg, Krefeld, Lüdenscheid, Ober- hausen, Obligs, Siegen, Soest, Viersen, Annaberg i. S., Konstanz, Weimar, Bremerhaven. Dagegen stieg die Zabl der deutschen Orte mit hoher Sterblichkeit (Sterblichkeitsziffr über 35,0 pro Mille) von 8 im Vormonat auf 42 im Juli und sollen bier aus der Zahl derselben nur diejenigen Orte, die eine Sterlichkeit über 40,0 erreichten, erwähnt werden, und jwar waren dies Aachen, Weißensee, Lichtenberg, Rirxdorf, Brandenburg. Eisleben, Giebichen stein, Grabow, Halle, Herne, Inowrazlaw, Köpenick. Linden. Rathenow, Schalke, Stettin, Kieschen, Güftrow, Altenburg und von nichtdeutschen Städten Moskau. Das Sterblichkeitsmarimum, das im Juni 46, betrug, erreichte im Juli Grabow mit 644 pro Mille. Erheblich kleiner als im Vormonat war auch die Zabl der deutschen Orte mit günstiger Sterblichkeit (Sterblichkeitsziffer 15,9 bis 20,0 pro Mille), die von 91 im Vormonat auf 36 im Juli berabging. Wir fübren aus der Zahl derselben bier an: Altona, Barmen, Bielefeld, Duisburg, Elberfeld, Frankfurt a. M., Gleiwitz, Hanau, Iserlohn, NJordhbausen, Osnabrück. Paderborn, Rem⸗ scheid, Schleswig. Bayreutb, Karlsruhe. cer g m Oldenburg, Gotha, Bremen, Hamburg und von nichtdeutschen Städten Amsterdam, Antwerpen, Brüssel, Christiania, Edinburg, Glasgew, Kopenhagen, Lyon, Stockholm, Turin. Auch die Zabl deutscher Städte mit maͤßig hoher Sterblichkeit (Sterblichkeitsziffer 20,0 bis 23,0) war kleiner als im Juni und sank von 51 im Vormonat auf 42 im Juli; wir ent ⸗ nehmen der Zabl derselben bier nur Celle, Dortmund, Düren,
gen, Cassel, Kiel, Kottbus, Minden, Potsdam, Thorn, Trier, Wies aden, Kaiserslautern, Nürnberg, Zittau. Stuttgart, Um, Freiburg j. B., Schwerin i. M., Eisenach, Wolfenbüttel, Cötben, Zerbst, Lübeck und von nichtdeutschen Städten London, Paris, Wien u. a.
Die Theilnahme des Säuglingsalters an der Ge⸗ sammtsterblich keit war im allgemeinen eine bedeutend ge⸗ steigerte; von je 10 000 Lebenden starben, aufs Jahr berechnet, in Hamburg 91, in Stuttgart 97, in Dresden 199, in München 123. in Berlin 177 Säuglinge. Diese Steigerung beruhte auf dem zahl- reicheren Vorkommen von akuten Darmkrankheiten, die in fast allen größeren Orten, besonders Deutschlands, häufiger, in vielen Orten, wie immer im Juli, in ganz außergewöhnlicher Zahl auftraten und zum theil recht viele Opfer forderten. Namentlich zablreich waren diese Todesfälle in Aachen, Altona, Barmen, Berlin und seinen Vororten Lichtenberg, Schöneberg, Rixdorf und Weißensee, ferner in Brandenburg, Charlottenburg. Danzig, Düsseldorf, Elberfeld, Elbing, Erfurt, Essen, Frankfurt a. M, Frankfurt a. O., Görlitz. Grabow a. O., Halle, Hannover, Köln, Königsberg, Linden, Magdeburg. Münster, Spandau, Stettin. Augsburg, Ludwigshafen München, Nürnberg, Dresden, Leipzig, Stuttgart. Mainz, Braun⸗ schweig, Gera, Hamburg, Mülbausen i. E., Straßburg, Amsterdam, Brüssel, Budapest, Christiania, Dublin, Glasgow. Kopenbagen, Liverpool, London, Lyon, Moskau, Odessa, Paris, St. Petersburg, Prag, Stockbolm, Triest, Turin, Warschau, Wien, New. York u. a. — Die Sterblichkeit in den böberen Altersklassen hat dagegen abgenommen; zumeist wohl infolge der allgemein seltener vorkommenden akuten Entzündungen der Athmungsorgane, die in den meisten Städten des In⸗ und Auslandes weniger, nur in Aachen, Altona, Berlin, Breslau, Essen, Hannover. Stettin, Nürnberg, Dresden, London, Lyon. Paris. Prag. Warschau und Wien mehr Opfer als im Juni forderten. Auch Sterbefälle an Grippe waren seltener. Aus London wurden 2, aus Berlin und Breslau je 2, aus 8 deutschen Orten sowie aus Budapest, Moskau, Wien einzelne Todesfälle an Grippe gemeldet. — Auch Lungenschwindsucht führte etwas seltener als im Juni zum Tode.
Ueber das Auftreten der Cholera bekunden die Mittheilungen aus Wolbynien (Rußland), daß die Epidemie daselbst noch nicht erloschen ist und daß sich die Seuche nach Galizien bin ausbreite. In der Türkei zeigt die Cbolera im Vilajet Adana eine merkliche Ab⸗ nahme, in Tarsus, Sis, Hatchin, Messis, Bulanik, Mersina, Jumurtalik, sowie in den Vilajets Aleppo, Angora, Mamurat el ⸗Aiz, Hudavendljar herrschte Cholera in verschiedenen Ortschaften; in Syrien bildeten si Ende des Monats neue Seuchenberde. In Egvpten in der Quarantäne⸗ Station zu El⸗Tor vom 14. bis 3 Todesfälle an Cholera unter dem Korea berrschte im Mai und Juni E den an der chinesischen Grenze gelegener In Brasilien war die Epidemie im Th in Rio de Faneiro gänzli s Seuche Mitte Juli um sich.
1 Mittelamerikas Seons
mperico (Suatemala)
ia, Sant Jagode, C iger zum Vorschein.
ehmen.
Von den anderen Infektionskrankeiten baben Masern, Dipbtberie, Typhus und Keuchbusten wehr, Pocken weniger T veranla5t. Sterbefälle an Masern i Halle, London, is, St. Petersburg, e mehrt, in Breslau, Chemnitz, Leipzig, München, Straßburg. Wien Rew⸗NVork vermindert. Erkrankungen kamen aus Berlin, Breslau, München, Budapest, Edinburg, St. Petersburg, Wien und aus den Regierungsbezirken Arnsberg, Düsseldorf, Hildesheim, Posen, Trier, Wiesbaden wohl noch in zahlreichen wenn auch gegen den Vormonat erheblich verminderten Fällen zur Anzeige. — Das Scharlachfieber forderte in Berlin, Breslau, Hamburg, Leipzig, Posen, London, Paris, Warschau, Wien etwas mehr, in Moskau, St. Petersburg, New-⸗Yock etwas weniger Qpfer; Erkrankungen waren in Berlin, Breslau. Edinburg,. London, Paris, St. Petersburg, Wien zahlreich. — Die Sterblichkeit an Diphtherie und Croup blieb im allgemeinen eine beschrãnkte ; in Breslau, Halle, Dres den Leipzig, Stettin, Budapest, London, Odessa, Paris, Prag, Triest, Warschau, New⸗Jork war die Zahl der Sterbefälle ein wenig größer, in Köln, München, Liverpool, Moskau, St. Petersburg etwas kleiner, in Berlin, Chemnitz, Königsberg, Magdeburg, Kopenhagen, Wien nahezu die gleich große wie im Juni. Erkrankungen gelangten aus Berlin, Hamburg, Kopenhagen, London, Paris, St. Petersburg, Wien in zahlreichen Fällen zur Meidung. — Die Zahl der Sterbe⸗ fälle an Unterleibstyphus war in London, Moskau, Paris, St. Petersburg, New⸗Jork etwas gesteigert, in Liverpool und Prag vermindert. — An Flecktyphus kamen aus Hagen, Cassel, Moskau, Warschau einzelne Todesfälle, aus St. Petersburg mehrfache Erkrankungen zur Anzeige. An Genickstarre wurden aus NewYork 26 Sterbe⸗ fälle, aus Hamburg, Kopenbagen, dem Regierungsbezirk Schleswig einzelne Erkrankungen berichtet. Dem Keuchhusten erlagen in Glasgow, Kopenhagen, Liverpool, London, Paris, New⸗York mehr Kinder als im Juni. Einzelne Todesfälle an Pocken kamen aus Antwerpen, Glasgow, Liverpool, Odessa, Paris, St. Petersburg, Triest zur Mit- theilung; aus Mailand und Warschau wurden je 2, aus Budapest 3, aus London 6, aus Dublin 7 Todesfälle berichtet. Erkrankungen an Pocken gelangten aus St. Petersburg 12, aus Budapest 14, aus Paris 61, aus London 250 zur Anzeige. An Trichinosis erkrankten in Königsberg 3 Personen, von denen 1 starb. Aus Moskau wird 1ẽTodesfall an Tollwuth, aus St. Petersburg 1 an Rotz ge⸗ meldet.
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Tanger, 1 (W. B.) Gestern sind hier e
2 T. ) 8 Erkrankungen und an Cholera vorgekommen.
Sandel und Gewerbe.
Tägliche Wagengestel lung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 12. d. M. gestellt 11 377, nicht recht zeitig gestellt 795 Wagen. . — In Oberschlesien sind am 11. d. M. gestellt 4341, nicht recht ˖ jeitig gestellt keine Wagen.
Au weis über den Verkehr auf dem Berliner Schlachtviehmarkt vom 11. September 1395. Auftrieb u. Markt preise nach Schlachtgewicht mit Ausnahme der Schweine, welche nach debendgewicht gehandelt werden. Rinder. Auftrieb 489 Stück. (Durchschnittsvreis für 100 kg.) J. Qualität —— M, II. Qualität w MSt6, . Qualitãt 94 - 106 16, I Qualitãt 84 - 88 166 e,. Schweine. Auftrieb 8093 Stück. (Durchschnittepreis für 100 kg.) Mecklenb. 38 - 109 416, Landschweine: a. gute 94 – 966 S0, bh. geringere S8 - 92 AM, Galizier —— *, leichte Ungarn — — 46, bei 20 5 Tara, Bakonyer — 6 bei — kg Tara pro Stück. — Kälber. Auftrieb 1726 Stück. (Durchschnittspreis für 1 Lg) IJ. Qualität 16,22 — 1,23 . II. Qualität 1,16 —- 120 M, III. Qualität 106 — 1,14 S — Schafe. Auftrieb 1211 Stück. (Durchschnittspreis für 1 kg) I. Sualitãt 108 - 1,24 Sp, II. Qualstãt O 565 - 00 M, III. Qualitãt — — 6
Magdeburg, 12. September. (W. T. B. Zuckerbericht. Kornzucker, exkl., von 92 , — — neue 10,655. Kornzucker exkl., S88 /e Rendement ——, neue 9, So — 10.95. Nachprodukte exkl., 75 olg Rendement 7, 00—- 7.60 Ruhig. Brotraffinade 1 22.75 — 23,09. Brotraffinade 11 22,50. Gem. Raffinade mit Faß 2250 — 23,ꝛ·3. Gem. Melis 1 mit Faß 2200. Ruhig. Rohbzucker J. Produkt Transito f. a. B. Hamburg pr. September 9,45 Gd. 9,557 Br., vr. Oktober 9,85 Gd., 890 Br. vr. November- Dezember 10,023 Gd, 10,07 Br., pr. Januar⸗Februar 10,30 bez. und Br. Rubig. .
Köln, 12. September. (W. T. B.) In der heuti n Hauyt⸗ versammlung der vereinigten Verkaufsstellen von Gießerei-⸗ Roheisen wurde die kürzlich von einem Werk ergangene Kündigung zurückgenommen. Die Preise für Hämatit ⸗Gießerei⸗Roheisen 1 und 3 wurden um 2 M für die Tonne erhöht. Die Verhandlungen wegen