1895 / 233 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 28 Sep 1895 18:00:01 GMT) scan diff

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19. September. Heilmann, Intend. Rath, Vorstand der Intend. der 1. Div, zur Korps⸗Intend. des V. Armee⸗Korps, Reisewitz, Intend. Rath von der Intend. des V. Armee-Korps, als Vorstand der Intend. der 1. Div. jzur Intend. des J. Armee⸗ Korps, versetzt. Dr. Klein, Hilfechemiker von der Pulverfabrik in Spandau, zum Chemiker 2. Kl. ernannt.

Durch Verfügung der General- Kommandos. Zabl— meister: a. Versetzt: Karpowsky vom 4 Bat. 3. Garde⸗Regts. z. F. zum 2. Bat. 2. Garde ⸗Regts. z. F.,, Hörnigk von der Militär⸗ Telegraphenschule zum Füs. Bat. 4. Garde⸗Regts. z. F., Geiling vom letztgenannten Trupventheil zur Militär⸗Telegraphenschule, Rei⸗ mann vom Füs. Bat. zum 1. Bat. Gren. Regts. König Friedrich III. . Ostpreuß ] Nr. 1. Reuser vom 1. Bat. desselben Regts. zum 3. Bat. Infanterie⸗ Regiments Herzog Karl von Mecklenburg ⸗Strelitz (6. Die Nr. 43; b. infolge Ernennung zugetheilt: Salz dem 2. Bat. Inf. Regts. von Horn (3. Rhein.) Nr. 29, Niederheide dem 3. Bat. Inf. Regts. Herwarth von Bittenfeld (1. Westfäl.) Nr. 13, v. Paris dem 4. Bat. 3. Garde Regts. z. F. Schumann dem 2. Bat. 3. Qberschles. Inf. Regts. Nr. 63, Kleb be dem 3. Bat. Inf. Regts. Markgraf Ludwig Wilhelm (3. Bad.) Nr. 111, Moss⸗ graber dem 2. Bat. desselben Regts.

Kaiserliche Marine.

Offiziere ꝛc. Ernennungen, Beförderungen, Ver⸗ setzungen ꝛc. Kaiserliche Schutztruppe für Deutsch⸗Qst⸗ afrika. 15. September. Dr. Stierling, Assist. Arzt 2. Kl. a. D., bisher von der Reserve im Landw. Bezirk Leipzig, mit dem 18. September d. J. der Schutztruppe für Sf ef n. zugetheilt.

Kaiserliche Schutztruppe für Deutsch-⸗Südwestafrika.

5. Sep tem ber. v. Fran g ois, Major à la suite der Schutz truppe für Deutsch⸗Südwestafrika, kommandiert zur Dienstleistung beim Reichs⸗Marineamt, auf sein Gesuch mit der gesetzlichen Pension und der Erlaubniß zum Tragen der Uniform der Schutztruppe für Deutsch⸗Südwestafrika mit den für Verabschiedete vorgeschriebenen Abzeichen der Abschied bewilligt. .

15. September. v. Heydebreck, Pr. Lt. in der Schutztruppe für Deutsch⸗Südwestafrika, aus der Schutztruppe aus geschieden.

Aichtamtliches.

Deuntsches Reich.

Preußen. Berlin, 28. September. Ihre Majestät die Kaiserin und Königin trafen gestern Vormittag von Glücksburg in , ein, be⸗ sichtigten daselbst das neuerbaute Offizierskasino Allerhöchst⸗

ihres FüsilierRegiments Königin (Schleswig-⸗Holsteinisches) Nr. 86 und wohnten sodann der Einsegnung zweier Schwestern in der Diakonissenanstalt bei.

Majestät nach Glücksburg zurück.

Um 1 Uhr kehrten Ihre

In der Zeit vom 1. April 1895 bis zum Schluß des Monats August 1895 sind im Deutschen Reich folgende Einnahmen l(einschließlich der kreditierten Beträge) an Zöllen und gemeinschaftlichen Verbrauchssteuern sowie andere Einnahmen zur Anschreibung gelangt:

Zölle 166 253 958 6 (ͤgegen denselben Zeitraum des Vorjahrs 4 12428565 1), Tabacksteuer 3 891 441 6 (— 29 421 46), Zuckersteuer 31 735 428 S6. ( 703 975 S), Salzsteuer I6 585 307 M ( 483 725 6), Maischbottich⸗ und Branntwein⸗ materialsteuer 1 669 871 66 194451 ), Verbrauchs⸗ abgabe von Branntwein und Zuschlag (einschließlich Brennsteuer) 46055 582 6 (— 3130 677 S), Brausteuer 12 049 853 MS ( 460 885 S), Uebergangsabgabe von Bier 1488 604 6 ( 32269 S6); Summe 279 730 044 1 ( 10754 870 46). Stempelsteuer für: . Werthpapiere 6 291 627 S (35581174), b. Kauf⸗ und sonstige Anschaffungsgeschäfte 8402 944 6 * 5 326 998 ), c. Loose zu: Privatlotterien 1 644 232 * 526 644410), Staatslotterien 5 381 508 S (4 2431 321 4), Spielkartenstempel 422 959 6 (4 6364 60), Wechsel⸗ stempelsteuer 3 521 692 s6 (=— 124120 S6), Post⸗ und Telegraphen⸗Verwaltung 114 338 254 M (— 7607 968 ), Reichs⸗Eisenbahn⸗Verwaltung 28 645 9000 S ( 1467 000 ).

Die zur Reichskasse gelangte Ist-Einngahme abzüglich der Ausfuhrvergütungen und Verwaltungskosten beträgt bei den nachbezeichneten Einnahmen bis Ende August 1895: Zölle 151 523 7885 M ( 11 263 924 ), Tabacksteuer 3 351 635 66 = 340 149 6), Zuckersteuer 32 570710 6 (—1 662979 6), Salzsteuer 16791 33 6 (4 592 696 66), Maischbottich⸗ und Branntweinmaterialsteuer 6 307 87 S6 (— 713231 46), Verbrauchsabgabe von Branntwein und Zuschlag (einschließ⸗ lich Brennsteuer) 40 148 663 S (—1 015 145 ), Brausteuer und Uebergangsabgabe von Bier 11 507 548 S (— 419 631 46); Summe 262 201 482 S (4 S8 544747 6). Spielkarten⸗

.Der Staatesekretär des Auswärtigen Amts, Staats⸗ Minister Freiherr von Marschall ist vom Urlaub hierher zuruckgekehrt und hat seine Dienstgeschäfte wieder übernommen.

Der Abtheilungs-Dirigent im Auswärtigen Amt, Wirk—⸗ liche Geheime Legations-Rath von Eichhorn hat einen längeren Urlaub angetreten. Mit seiner Vertretung ist der Geheime Legations⸗Rath, Kammerherr von Mohl beauftragt.

Der Königliche Gesandte in Weimar, Geheime Legations— Rath Raschdau hat einen ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub angetreten.

Der Königliche Gesandte in Oldenburg, Legations⸗-Rath von Bülow ist von dem ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub auf seinen Posten zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder Üübernsmmen.

Der Wirkliche Geheime Ober-Baurath im Reichs⸗Eisen⸗ bahnamt Streckert ist von Kiel hierher zurückgekehrt.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Großherzoglich sächsische Wirkliche Geheime Rath Dr. von Heerwart ist vom Urlaub in Berlin wieder eingetroffen.

Der Landrath Lindenberg zu Waldbroel ist in die all⸗ gemeine Verwaltung übernommen und der Regierung in inden überwiesen worden. . Dem Landrath Ukert zu Posen ist die kommissarische Verwaltung des Landrathsamts des Landkreises Hildesheim übertragen worden.

Sachsen.

Ihre Majestät die Königin gedenkt, sich am nãchsten Montag zum Besuch Ihrer Königlichen Hoheit der verwittweten Fürstin von Hohenzollern nach Umkirch in Baden zu begeben.

Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach.

Seine Königliche Hoheit der Großherzog begiebt sich heute von der Wartburg nach Heinrichau in Schlesien, wo Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin bereits seit

einiger Zeit verweilt. .

Sach sen⸗Altenburg. Seine Hoheit der Herzog ist zum Kurgebrauch von Schloß Hummelshain nach Wiesbaden abgereist.

Oefsterreich⸗ Ungarn.

Dem „Fremdenblatt“ zufolge gedenkt der e ,, Franz Ferdinand, dessen Gesundheitszustand befriedigen sei, den nächsten Winter in Egypten zuzubringen.

Frankreich.

In der gestrigen Sitzung der Budgetkommission äußerten sich der Minister⸗Präsident Ribot und der Kriegs—⸗ Minister, General Zurlinden über den Bericht Cavaignac's. Ribot erklärte, die Kommission müsse sich vor übereilter Verallgemeinerung vereinzelter Thatsachen hüten, welche die Kriegsverwaltung ungerechterweise in Verdacht bringen könnlen. Man dürfe nicht den Glauben erwecken, daß ein Zusammenbruch bevorstehe, was einen falschen Eindruck machen würde. Der Kriegs-Minister, General Zurlinden er⸗ klärte, die Meinung der ganzen Armee werde sich zu dem aus dem Bericht hervorgehenden Eindruck im Gegensatz befinden. Der Cavaignac'sche Bericht baue seine Theorie auf einigen außergewöhnlichen Vorkommnissen auf und überschreite sein Ziel. Der den Korps vorgeworfene kameradschaftliche Geist sei die Ehre der Armee und habe keineswegs die ihr vor—⸗ geworfenen Mißbräuche veranlaßt. Die von Cavaignac vorgebrachten Thatsachen seien richtig, aber unter falschem Lichte dargestellt worden. Hierauf wandte sich die Be— rathung verschiedenen einzelnen Thatsachen zu. Sodann wurde die Frage der Schaffung einer Kolonial-Armee besprochen. Der Minister-Präsident Ribot erklärte dabei, eine derartige Reform könne nicht innerhalb des Budgets vor— enommen werden. Die Regierung sei mit dieser Frage be— n, und werde dieselbe bei dem Wiederzusammentritt der Kammern zur Lösung bringen. Der Kriegs⸗-Minister, General Zurlinden bekämpfte die Verringerung und Umbildung des XIX. Korps. Der Minister⸗Präsident Ribot be⸗ merkte noch, die Regierung könne keine endgültige Antmort ohne vorherige Erwägung der Sache geben. Wenn die Kommission Cavaignac zustimme, werde die Regierung sehen, ob sie die Kammern ersuchen solle, von diesem Be⸗ schluß abzustehen. Nachdem die Minister sich aus der Kom⸗ mission zurückgezogen hatten, beschloß dieselbe einstimmig, den Effektivbestand der Zuaven um 3000 Mann herabzusetzen. Ferner beschloß die Kommission mit neun gegen fünf Stimmen, die algerischen Schützen um 3000 Mann zu verringern.

Rußland.

Der zur Disposition des Kommandierenden der Truppen des Wilnaer Militärbezirks stehende General⸗Major Baron Prüdener ist, nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus St. Petersburg, zum Kommandeur der 1. detachierten Kavallerie⸗Brigade, der Oberst Bobyr zum Kommandeur des 49. und der Oberst Mesenzow zum Kommandeur des 50. Dra⸗ goner-Regiments ernannt worden. Die genannten Truppen⸗ theile werden, wie in Nr. 230 d. Bl. gemeldet wurde, neu formiert.

Rumänien.

Der König, die Königin, der Prinz und die Prin⸗ zessin Ferdinand von Rumänien, der Erbprinz und die Erbprinzessin von Sachsen-Meiningen, sowie der Fürst und der Erbprinz von Hohenzollern sind gestern in Constantza eingetroffen und begeistert empfangen worden. Abends fand Festbeleuchtung, Zapfenstreich und ein Fackelzug statt.

Schweden und Norwegen.

Die Zolleinnahmen Schwedens haben in den ersten acht Monaten dieses Jahres 23 736 244 Kronen betragen oder 29 1653 Kronen weniger als im gleichen Zeitraum des Vor⸗ jahres.

Dänemark.

Der Prinz von Wales ist heute Vormittag von Kopenhagen mittels Sonderzugs über Korsör und Vamdrup nach Hamburg abgereist.

Aßñien.

Die „Pall Mall Gazette“ meldet aus Shanghai vom 2. d. M.: es seien Anzeichen vorhanden, daß die britische Regierung ihre bisherige Haltung in China ändern wolle. Dun britische Kriegsschiffe befänden sich gegenwärtig auf dem Jang⸗tse⸗kiang; wie verlaute, würden sich denselben heute vier weitere Kriegsschiffe anschließen.

Afrika.

Dem „Reuter schen Bureau“ wird aus San sibar unter dem 24. d. M. gemeldet, daß eine neue Strafexpedition von Mombasa gegen den Häuptling M Baruk und die Re⸗ bellen in Takaun gu abgegangen sei.

Parlamentarische Nachrichten.

Der voa der Stadt Magdeburg präsentierte Ober⸗Bürger⸗ meister Schneider ist als Mitglied des Herrenhauses auf Lebenszeit berufen worden.

Fünfzehnte Jahresversammlung des Deutschen Vereins für Armenpflege und Wohlthätigkeit.

Am 25. 8. M. wurde in Leipzig die TX. Jahres versammlung des Deutschen Vereins für Armenpflege und Wohlthätigkeit vom Vorsitzenden, Landtags · Abgeordneten Serffardt. Krefeld eröffnet. Im Auftrage des Reichsamts des Innern ist Geheimer Regierungs⸗Rath Dr. Kelch, im Auftrage des Reichs. Versicherungsamts Geheimer Regierungs Rath Pfarrius, seitens des Königlich sächsischen Ministeriums des Innern

Geheimer Regierungs · Rath Dr. Grũnler, seitens der deutschen inneren Mission Pfarrer Falch erschienen. Geheimer Regierungs⸗Rath Dr. Kelch sprach das lebhafteste Interesse aus, welches das Reichsamt des Innern für die Verhandlungen ekunde, namentlich hinsichtlich des zweiten Gegenstandes der Tagesordnung, der den Einfluß der Ver⸗ sicherungsgesetzgebung auf die Armenpflege betreffe, Er wünsche den Berathungen den besten Erfolg. Aus den zahlreichen vereins⸗ geschäftlichen Mittheilungen dürfte von allgemeinem Interesse sein, daß nach den Mittheilungen des Geschäftsführers der Verein am Tage vor der Versammlung 414 Mitglieder, nämlich: 180 Gemeinden, 26 Landarmenverbände. 44 Vereine und 164 Einzelpersonen zählte und sich in seinen Vereinsfinanzen, wie bisher, einer gesicherten Stellung erfreut, die ihm gestattet, für feine Vereinsschriften und für wissenschaft⸗ liche Erhebungen entsprechende Aufwendungen zu machen. Der erste Punkt der Tagesordnung betraf die Uebersicht der neueren Bestrebungen auf tem Gebiete der Armenpflege in den für uns wichtigsten Staaten des Auslands. , Bezirks-Präsident z. D. Dr. Freiherr von Reitzenstein) Sodann referierte der Vorsitzende der Invaliditäts⸗ und Altersversicherungs⸗ anstalt Berlin, Dr. Freund, über die Einwirkung der Arbeiter⸗ versicherungsgefetze auf die Armenpfleage. Zur Prüfung dieser Frage hatte der Verein unter dem 25. September 1891 eine Kommission eingesetzt, welche an 378 Armenverwaltungen des Deutschen Reichs entsprechendé Anfragen richtete. Das von 110 Verwaltungen eingegangene Material ist von Dr. Freund zusammengestellt und bearbeitet worden. Das Ergebniß der veranstalteten Enquẽte resümierte Dr. Freund, nach der. Leipz. Itg.“, wie folgt: Wenn auch die Zeit der Wirksamkeit der Arbeiterversicherungsgesetze eine viel zu kurze ist, als daß der Einfluß derselben auf die öffentliche Armenpflege schon voll in die Erscheinung treten könnte, aber wenn auch besondere ungünstige wirthschaftliche Verhältnisse in den letzten Jahren das Bild der Einwirkung getrübt baben, so läßt sich doch schon jetzt eine mächtige Wirkung erkennen. Die Armenpflege ist in bedeutendem Maße von Unterstützungsfällen entlastet worden, welche nunmehr von der Arbeiterversicherung er⸗ ledigt werden; die Arbeiterversicherung hat in wesentlichem Maße die Arbeiterbevölkerung vor Inanspruchnahme der öffentlichen Armen—⸗ pflege bewahrt. Die Arbeiterversicherung hat aber auch auf die Hebung der gesammten Lebenshaltung der unteren Bevölkerungstlassen schon jetzt einen derart wichtigen gigen ausgeübt, daß die Armen⸗ pflege, indem sie diesem Umstand Rechnung zu tragen genöthigt war, die erzielten Ersparnisse durch Verstärkung und Ausdehnung ihrer Leistungen völlig einbüßte, ja vielfach darüber hinaus Aufwendungen machen mußte. Bei der zeitigen Beurtheilung der Einwirkung der Arbeiterversicherungsgesetze auf die Armenpflege müsse ferner beachtet werden, daß die volle Wirkung erst bei den Generationen eintreten wird und kann, welche unter der Herrschaft dieser Gesetze groß geworden sind. Auch wachse unter dem Einfluß der Arbeiterversicherung, ins- besendere unter dem Einfluß der Krankenfürsorge aller drei Versicherunge⸗ arten, ein ganz anderes, widerstandsfähigeres Geschlecht heran. Was die Frage anlangt, in welcher Weise sich die Einwirkung der Vetsicherungs— gesetze im Budget der Armenpflege geltend gemacht hat, so betonte Redner, daß die entlastende Wirkung der Arbeiterversicherung, weil vielfach anderweitige Belastungen auf die Armenpflege eingewirkt haben, garnicht sichtbar in die Erscheinung treten konnte. Dazu komme die unter dem entschiedenen Einflusse der Arbeiterversiche⸗ rung gesteigerte Intensität der Armenpflege und die Steigerung der Anforderungen an die Armenpflege. Auch die Organe der Armen⸗ pflege selbst seien durch die Sozialgesetzzebung beeinflußt. Das lebhafter gewordene Pflicht efübl gegenüber den unbemittelten Klassen, welches zum Erlaß der sozialpolitischen Gesetze führte, machte sich unzweifelhaft auch bei einem Theil der Träger der Armenpflege geltend. Dr. Freund schloß mit dem Satze: Deutschland ist auf dem Wege, mit Hilfe der sozialen Gesetzgebung in kurzer Zeit einen Kulturfort⸗ schritt zu machen, wie er in der Weltgeschichte wohl einzig dastebt! In der sich hieran knüpfenden Debatte stimmte Dr. Freiherr von Reitzenstein dem Referenten zwar in den meisten Puntten bei, doch hätte er gewünscht, daß den Landgemeinden in den Gesetzen ein freierer Spielraum gelaͤssen wäre. Die ganze Angelegenheit dürfe übrigens nicht vom finanz⸗politischen Standpunkt allein betrachtet werden. Geheimer Regierungs⸗Rath Dr. Böhmert erkannte den Werth der vergleichenden Lokalstatistik voll und ganz an; doch dürfe gegen diese die Bedeutung der Massenstatistik, die Landesstatistit. nicht zurücktreten. Er bedaure deshalb, daß der Referent von der sächsischen Landesstatistiks so geringen Gebrauch gemacht habe. Diese, aufgenommen für die Jahre 1880, 1885 und 1880, habe ergeben, daß die Versicherungsgesetze einen nicht un— wesentlichen Einfluß auf die Armenpflege gehabt haben. Geheimer Regierungs⸗Rath Dr. Kelch hielt die von mehreren Seiten gewünschte Wiederholung der Reichs-Armenstatistik ebenfalls für wünschenswerth, doch werde sich dieselbe kaum vor Ablauf einiger Jahre ermöglichen lassen. Nach dem Schlußwort des Referenten einigte sich die Ver⸗ sammlung zu folgenden Beschlüssen: 1) Der Deutsche Verein für Armenpflege und Wohlthätigkeit erachtet es für dringend er⸗ forderlich, daß die deutschen Armenverbände die Ein⸗ wirkungen der Arbeiterpersicherungsgesetze auf die öffent— liche Armenpflege sorgfältigst beobachten und die Resultate dieser Beobachtungen zusammenstellen. 2) Die bestehende oder eine neu zu wählende Kommission würde zunächst zu erörtern haben, inwie⸗ fern die bisherigen Erfahrungen es geboten erscheinen lassen, die Art und den Umfang der von den Armenverbänden zu gebenden Nachweise anderweitig festzusetzen. Es folgte die Verhandlung über die Frage der Stellungnahme der Landesgesetzgebungen zu den gegen alimentationspflichtige Angehörige zu treffenden Zwangsmaßregeln. Der Referent, Stadtrath Jalstein. Potsdam, führte aus: Der Verein habe von jeher an der Auffassung fest⸗ gebalten, daß das wirksamste Mittel gegen diejenigen Personen, welche sich frivol der Nährpflicht gegen ihre Angehörigen ent⸗ ziehen, der im Vetwaltungswege auszuübende Zwang zur Arbeit sei, die innerhalb oder außerhalb eines Arbeitshauses verrichtet werde. Vereinzelt beständen derartige landesgesetzliche Bestimmungen, z. B. in Württemberg, früher auch in Preußen. Die Absicht der Reiche⸗ regierung, den Bestrebungen des Vereins durch Erweiterung der Bestim⸗ mungen des Strafgesetzbuchs (5 361, 10) zu Hilfe zu kommen, sei nur halb erreicht worden; denn der Reichstag habe die von der Reichs⸗ tegierung beantragte Zulässiskeit der Ueberweisung sslcher Personen in ein Arbeitshaus abgelehnt. Dieser Reichstagsbeschluß sei det Landes⸗ gesetzgebung hinderlich, da dieselbe die Ueberweisung als Strafe nicht anwenden darf und die sachlichen Gründe gegen die Ueber⸗ weisung in ein Arbeitshaus auch dem Arbeitszwang als polizeiliches Zuchtmittel entgegenstehen. Während Württemberg sein Landes⸗ gesetz noch weiter handhabe, verhalte sich Bayern abwartend, Preußen aber ablehnend gegen die Wiedereinführung seines Gesetzes vom Jahre 1855. Der Vortragende war daher der Meinung, daß die Erhebung einer Individualstatistik mit sorgfältiger Fragestellung nothwendig sei, um sowohl für eine nochmalige Revision des Strafgesetzbuchs, wie für die vom Verein gewünschte Reform der Landesgesetzgebung ein sicheres und geklärtes Material zu bieten. Bürgermeister Brintmann Königsberg hielt die Frage schon jetzt ohne eine neue Enquste für spruch⸗ reif und wünschte, daß man an die Reichsregierung abermals wegen einer Revision des § 361 herantrete. Er führte an der Hand der Königsberger Verhältnisse aus, in welche geradezu unhaltbaren Ver hältniffe die dortige Ärmenbehörde gerathen sei, und zeigte, nach welchen Richtungen die Revision Abhilfe schaffen müsse. Geheimer Regierungs⸗Rath Dr. Kelch bezweifelte, ob der Anregung einer noch⸗ maligen Revision auf seiten des Reichs tags entsprochen werden dürfte. Dr. Jastrow. Berlin ftellte auf Grund des von ihm gesammelten Materials fest, daß das neue Gesetz anderwärts sehr wohlthätig ge⸗ wirkt habe, und wünschte eine objektive Materialsammlung durch die Kommissien ohne eine spezielle Direktive. Nach Schluß der Debatte wurde folgender, von AÄschrott Berlin gestellter Antrag angenommen: Eine Kommifsion wird beauftragt, Ermittelungen daruber anzustellen, ob sich die Bestimmung des 5 Iöl,1o des Reichs⸗Strafgesetzbuchs als ausreschend bewährt hat, und unter gleichzeitiger materieller Prüfung des Gegenstandes äber denselben zu berichten.

Etatistik und Voltswirthschaft.

Einfuhr und Ausfuhr des deutschen Zollgebiets im Monat August 1895. . Nach dem August-Heft der vom Kaiserlichen Statistischen Amt berausgegebenen Nachweise über den Auswärtigen Handel des

deutschen Zollgebiets beträgt = die Einfuhr die Ausfuhr

. ioo Rg Gio kg im Monat August 1395 .. 32775110 21 621331 ). 1891. . 2969014090 20 185 060

mithin mehr in 15895... 3 084 979 1436 261. Die Mengen der Einfuhr sowohl, als der Ausfuhr sind demnach erheblich höher als diejenigen des gleichen Monats im Jahre 1894. Die Jahresabschnitte r,, ergeben für die Einfuhr Ausfuhr (100 Eg (100) kg 205 367 480 151 705450 207 000121 143 738 430

. 7 967 020 1632 641.

dd, Die seit Anfang des Jahres eingetretene Tendenz zum Fallen der Einfuhr mengen gegenüber denjenigen des Vorjahres zeigt sich somit auch für den ge alf ur Januar / August. wenn auch im Vergleich mit den Vormonaten in abgeschwächter Weise. Bei den Ausfuhr⸗ mengen tritt die gegentheilige Erscheinung auf. Die Ausfuhrmengen sind größer als diejenigen im gleichen Zeitraum des Vorjahres, und zwar tritt die Tendenz zum Steigen mit Ausnahme der Monate Fe—

bruar und März mit jedem Monat stärker hervor. ; Der gesammte Spezialhandel des Zollgebiets, Einfuhr in den freien Verkehr und Ausfuhr aus demselben zusammengefaßt, beträgt

für den Zeitraum (100 kg

Januar / August 1895... 357 072 930

ö 189 3590 138551

mithin in 1885 mehr 6 354375 Aus dem Vergleich des Gefammt-Spezialbandels der voraus- gebenden Zeitabschnitte der Jahre 1894 und 1896 ergiebt sich Nach—

stehendes: Mengen in 100 g 1895 1834

. 38 821 244 38 577 818 Februar.. 69 004 226 72 958 394 Fran w 10 194 015 117249723 J 160 g55 453 k 206793771 d 252 047 080 1775543 w . 300 862 636 ¶́1 813863

Während sich bis zum März dieses Jahres der Gesammtspezial⸗ bandel, soweit sich dies überhaupt nach den Mengen⸗Zahlen beurtheilen läßt, gegen das Jahr 1894 immer ungünstiger gestaltete, ist hierin vom April an eine Aenderung eingetreten, indem sich das Minus in den einzelnen Monaten des laufenden Jahres gegen das Vorjahr immer mehr verringerte und im Juli und August sich ein Ueberschuß ergab. Zieht man in Betracht, daß das günstige Ergebniß haupt— sächlich dem Steigen der Ausfuhr zuzuschreiben ist und erwägt man noch den Umstand, daß in der Einfuhr Rohstoffe und Nahrungs⸗ und Genußmittel der Menge nach überwiegen, für die im allgemeinen niedrigere Preise gelten, in der Ausfuhr dagegen hochwerthige Fabrikate vorherrschen, so wird man den gesammten auswärtigen Spezialhandel des Jahres 1895 auch höher bewerthen dürfen als den⸗ jenigen des gleichen Zeitabschnittes im Vorjahre. Somit kann eine Besserung der Lage des auswärtigen Handels und eine Umkehr von der seitherigen rückläufigen Bewegung desselben konstatiert werden.

Januar / August 1895. = 1894.

mithin in 1895 mehr.

in 1895 243 426 3 954168 10 055 708 8 138518 3 244574

Januar

Zur Arbeiterbewegung. .

Aus Zwickau wird dem „Dr. J. geschrieben: Um den biesigen, wie überhaupt den sächsischen Bergarbeltern für den aufgelösten Verband sächsischer Berg- und Hüttenarbeiter eine anderweite Or; ganisation zu schaffen, wird jetzt von den Agitatoren für den Beitritt der sächsischen Bergarbeiter zum sozialdemokratischen deutschen Berg—= arbeiterverband gewirkt. Dagegen sind auch die loyalen Knappen bestrebt, eine Organisation zu schaffen, und haben die Gründung eines Vereins köõnigstreuer Knappen für das Oels nitz ⸗Lug auer Revier“ angebahnt. Der Statutenentwurf legt den Mitgliedern auf, die Liebe und Treue zu König und Vaterland, friedliches Einvernehmen zwischen dem Arbeitgeber und Arbeitnehmer zu pflegen, die wirthschaftlichen Interessen der Knappen zu heben, den Hinterlassenen verstorbener Knappen eine Begräbnißbeisteuer zu gewähren und sozialdemokratische Bestr bungen von den Mitgliedern fernzuhalten. .

Aus Amsterdam meldet W. T. B.”, daß dort gestern infolge der Weigerung der Fabrikanten, ihre Weckstätten den Bedingungen der Arbeitervereinigung zu unterwerfen, ein Ausstand der Dia mantarbeiter ausgebrochen ist. Von 7009 Schleifapparaten stehen 6500 mit über 12 600 Arbeitern still. Die Arbeiter verlangen, daß die Arbeitgeber keinen Arbeiter einstellen, der nicht Mitglied ihrer Vereinigung ist. Nur in zwei Fabriken wird gearbeitet.

In Gent wurde, wie W. T. B.“ berichtet, gestern eine Werk; stätte fär Baumaterialien geschlossen, uad mehr als 300 Arbeiter wurden entlassen. Für den heutigen Tag wurde die Schließung weiterer Werkstätten erwartet.

Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 15. September bis inkl. 21. September cr. zur Anmeldung gekommen: 351 Lebendgeborene, 339 Eheschließungen, 29 Todtgeborene, 661 Sterbefälle.

Kunst und Wissenschaft.

In der pädagogischen Sektion der zu Köln tagenden 43. Ver⸗ sammlung k und Schul männer machte gestern der Geheime Regierungs-Rath Dr. Deiters aus Koblenz, der den Verhandlungen im Auftrage des Ministers der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal Angelegenheiten beiwohnt., eine Mit⸗ theilung, die auch außerhalb der Fachkreise mit Interesse vernommen werden wird. Anknüpfend an die Eröffnungsrede des Ersten Prä- sidenten Dr. Jäger, beimerkte er der Köln. Itg. zufolge, . dieser, als er von einer gewissen Feindseligkeit gegen die altklassischen Studien gesprochen habe, mit Recht die preußische Unterrichts ver⸗ waltung von einem derartigen Vorwurf ausgenommen habe. Die Richtigkeit dieser Auffassung könne er heute bestäligen, denn er fühle sich ermächtigt, folgende Mittheilungen zu machen: I) Der Unter— richts⸗Meinister habe sich überzeugt, daß auch das in etwas veränderte 83 des alten Sprachunterrichts bei der ihm gegenwärtig zugewiesenen

tundenzahl sich nur schwer und nothdürftig erreichen lasse, und deshalb solle in den oberen Klassen der Gymnasien allgemein eine siebente Lateinstunde eingeführt werden; 2) der Minister werde daraus auch für die Realgymnasien die erforderlich erscheinenden Folgen ziehen; 3) in der Kenntniß der alten Geschichte sei bei den Schülern der Prima ein derartiger Rückschritt wahrgenommen worden, daß man die jetzt für die Prima unterfagte Repetition der alten Geschichte nicht werde entbehren konnen. Diese Mittheilungen wurden von den Zuhörern mit lautem Beifall entgegengenommen. In der zweiten Plenarsitzung berichtete u. a. Biblfotkekar Hr. Wen ker (Marburg) über den Sprachatlas des Deutfchen Reichs. Vor zehn Jahren, als er über denselben bereits Mittheilungen machte, besand sich das Unternehmen vor einem entscheidenden Wendepunkt. Im Jahre 1576 waren

ragebogen von Düsseldorf nur in die nördliche Rhein- Propin; verschickt worden, später auch nach dem südlichen Mitteldeutschland. Im Herbst 188) lag die auf das ganze Deutsche Reich ausgedehnte Sammlung der Fragebogen in der, stattlichen Zahl von 48 5090 vor. Seitdem 9 da Üinternehmen stetig fortgeschritten und wird in ungefähr 15 Jahren vollendet sein. An diese einleitenden

Worte knüpfte der Redner einige Bemerkungen über die Verarbeitung des Dialertmaterials an. Obwohl schon so lange an dem Werk ge arbeitet wird, ift man doch nicht weiter als ein Baumeisser, der, beauf. tragt, ein großes Gebäude aufjuführen, die gehauenen Steine für den Bau glücklich gesammelt kat. Um das Werk selbst zu vollenden, bedarf es 9 großer Mühe. Als Baugerüst für den Sprachatlas dient die deutscke Volkageschichte. Der Sxrachatlas behandelt unsere heutigen deutschen Volkãmundarten. Sehr wichtig ist eine gründliche und um faffende Unterfuchung über Srtsnamen, die räumlich und zeitlich in bestimmter Weife begrenzt find, was Redner durch zahlreiche Beispiele beweist. Für das Alter der einzelnen Bildungen ist von großer Wichtigkeit, daß einzelne nur westlich der Slavengrenze vorkommen, andere dagegen auch im Osten zablreich vertreten sind. Ferner läßt sich verfolgen, wie Ortsnamen, die z. B. auf ar, ingen, heim u. s. w. enzigen, den ältesten Schichten angehören, um die herum die andern allmãhlich gegründet sind. Alle diese Thatsachen werden erst ins rechte Licht freten, wenn eine klare kartographische Darstellung den Ueberblick er. leichtert. Manche Frage ift noch zu beantworten, bevor das Werk vollendet sein wird, 3. B. die über den Zusammenhang zwischen Mund⸗ art und Ortsnamenbildung, ferner die über Beeinflussung der ver schiedenen Volksstämme gegeneinander. ö

In Dresden wurde der Kongreß der „Assgceiation litt æra7re et artistique internationale“ (vgl. Nr. 228 u. folg. d. Bl.) gestern Nachmittag 3 Uhr geschlosen. Pouillet dankte berzlichst für die gastliche Aufnahme im schönen Sachsenlande; Ober ⸗Bürgermeister Beutler betonte die freundschaftlichen Be⸗ ziehungen zwischen den Kongreßmitgliedern und der Bevölkerung und sprach im Namen des Lokalcomités den Dank dafür aus. gesammten Bevölkerung dankte Stadtrath

Im Namen der . Pr. Bierey für die iaitvolle Art, in der die Bestrebungen des sein besonderer Dank galt

Kongresses gefördert worden seien; gal dem ständigen Sekretär Lerming. Rechtsanwalt Schmidt Leipzig dankte im Namen des Arbeite ausschusses, Maillard⸗Paris im Namen der gesammten Geschäftsleitung. Ober⸗Regierungs-Rath von Seidlitz dankke in deutscher und französischer Sprache, die Einigkeit hervor— hebend, die den Kongreß beseelt habe; ferner sprachen Morel-Bern, Wauvermanns⸗Brüssel, Tory⸗Kopenhagen, Chaumat - Paris, Decor⸗ Paris, Konful Lenos im Namen der griechischen, Vize⸗Konsul de Locella im Namen der italienischen Regierung, endlich der Delegirte von Mexiko und Professor LehrLausanne. Abends fand ein Prome⸗ nadenkonzert auf der Brühl'schen Terrasse statt. Der nächste Kongreß wird im August 1896 in Bern stattfinden.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Ernteergebniß in Ontario.

Dem von dem landwirthschaftlichen Departement in Toronte unter dem 13. August d. J. veröffentlichten vorläufigen Bericht über das diesjährige Ernteergebniß in der Provinz Ontario entnehmen wir folgende Zusammenstellung: z

Anbau⸗ flãche in Acker

Gesammt⸗ ergebniß in Bush.

Ertrag per Acker

1895 743 199 13 254 452 17,8 1894 778 992 16512106 21,2 1895 223 957 3321 700 14,8 1594 230 016 3367 854 146 1595 478 046 10933 816 22,9 1894 486 261 10 980 404 22,6 1895 2373 309 74 986 956 31565 1894 2342766 70172516 30,0 1595 120 350 1832614 16,2 1894 90 1441 1386 606 15,4

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Spanien.

Durch Königliche Verordnung vom 22. d. M. ist für Herkünfte von Konstantinopel, welche nach dem 11. d. M. von dort abgegangen sind, Quarantäne angeordnet worden. Gleichzeitig sind alle Häfen, welche von Konstantinopel nicht weiter als 165 km entfernt sind, für choleraverdächtig erklärt worden.

Sandwich⸗Inseln. ö Nach einer Meldung des W. T. B.“ aus Honolulu sind da⸗ selbst 86 Erkrankungen an Cholera vorgekommen. Vierzig Per, 36 sind gestorben, darunter drei Weiße. Die Epidemie ist jedoch okalisiert.

Handel und Gewerbe.

Am 7. Oktober d. J. wird in Nördlingen eine von der Reichsbankstelle in Augsburg . 1h mit Kasseneinrichtung und beschränktem Giroverkehr eröffnet.

Tägliche Wagengestel lung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 27. d. M. gestellt 11 868, nicht recht. reitig gestellt 450 Wagen. In Oberschlesien sind am 26. d. M. gestellt 4415, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen.

Zwangs-⸗Bersteiger ungen.

Beim Königlichen Amtsgericht 1 Berlin standen am 27. September die nachbezeichneten Grundstücke zur Versteigerung: Rostockerstraße 15, dem Maurermeister Aug. Gres ke gehörig; Flächenraum 8, 94 a; Nutzungewerth 9840 Mn; mit dem Gebot von 157 000 M blieb der Versicherungsheamte Carl Borchers, Lübeckerstraße 50, Meistbietender. Chorinerstraße 23, dem Maurermeister P. Thom as gehörig; Flächenraum 7 a; Nutzungs- werth 11 600 „é; Meistbietender blieb der Kaufmann Julius Siegfried, Friedrichstraße 130, mit dem Gebot von 201 0090 A.

Beim Königlichen Amtsgericht II Berlin standen zur Versteigerung: Grundstück zu Schöneberg, Hohenfriedbergstraße 8, dem Zimmermeister August Karl Pagels, ebendaselbst wohnhaft, gehörlg; Flächenraum 5,68 a; Nutzungswerth zur Gebäudesteuer 3760 „é; das geringste Gebot wurde auf 1094 955,560 4 festgesetzt, mit welchem der Kaujmann Wilhelm Wolff zu Berlin, Behren⸗ straße 52. Meistbietender blieb. Grundstück zu Friedenau, Saarstraße 1 und Illstraßen⸗Ccke, dem Bauunternehmer Hermann Pählchen zu Friedenau, Wilhelmstraße 1, gehörig; Flächenraum iI,23 a; Nutzungswerth zur Gebäudesteuer 9800 „nä; das ge— ringste Gebot wurde auf 176 467 festgesetzt; mit dem Gebot von 176 500 M blieb der Schneidermeister Franz Wolff zu Friedenau, Kirchstraße 13, Meistbietender. n, ,. zu Deutsch⸗Wilmerts⸗ dorf, Bernhardsstraße 1, Ecke Ringbahnstraße belegen, dem Bau—⸗ unternehmer Hermann Pählchen zu Friedenau, wi n fre. . ehörig; Flächenraum 7.87 a; Nutzungswerth zur Gebäudesteuer 6 „e; das geringste Gebot wurde auf 1032,62 4 festgesetzt; mit dem Gebot von 136 600 M wurde die Frau des Fuhrherrn n . Albertine, geb. Pohlmann, zu Dentsch⸗Wilmergdorf, Ringbahn⸗ straße 6, Ersteherin. Grundstück zu Groß -⸗Lichterfel de an der Drakestraße belegen, dem Architekten Paul Boswau gehörig; Flächenraum 85 a; das geringste Gebot wurde auf 14 965,09 it seftgefetzt; mit dem Gebot von 45 000 M blieb der Lehrer Gu st ap

Groß ⸗Lichterfelde Meiltbietender. Grundstöück zu Schöneberg, Hohenfriedbergftraße 7, belegen, dem Zimmermeister August Karl Pagels, daselbst wohnhaft. gehörig; Flächenraum s 51 a, Nutzungswerth zur Gebäudesteuer 12 660 6; das geringste Gebot wurde guf 146 558 67 * festgesetzt, mit welchem der Kauf mann Wilh. Wolff zu Berlin, Behrenstraße 52, Meistbietender blieb.

Beim Königlichen Amtsgericht zu Charlottenburg wurde das Verfahren der Zwangsveisteigerung des ideellen Dritttheils des Tischlermeisters Aug. Benzien von dem im Grundbuche von der Stabt Charlottenburg Band 98 Blatt Nr. 3755 auf den Namen des Fabrikbesitzets F. Simundt zu zwei Dritttheilen und des Tischlermeisters Aug. Benzien zu einem Dritttheil eingetragenen, zu Charlottenburg, Kantstraße 55, belegenen Grundstücks aufgehoben. Die Termine am 8. Oktober d. J. fallen fort.

Im Verlage von Schallehn u. Wollbrück in Magdeburg ist der 2.z. Jahrgang von Zabel's Jahr- und Adreßbuch der Zuckerfabriken Europas“, der für die Campagne 1895/96 be⸗ stimmt ist, erschienen. Der stattlich⸗ Band des neuen Jahrgangs stellt ein Nachschlagebuch dar, welches alle geschäftlichen und industriellen Beziehungen der gesammten Zuckerindustrie umfaßt. In der ersten Abiheilung des Werks wird in kurzen Lebengabrissen der beiden nam⸗ haftesten Begründer der europäischen Zuckerindustrie, Andreas Sigis⸗ mund Marggraf's und Franz Carł Achard's, gedacht, mit deren Bild⸗ nissen der neue Jahrgang geschmückt ist. Dann folgt eine Darstellung der wirthschaftlichen und technischen Entwicklung der Zucker— industrie im Jahre 1894/95; ein besonderes Kapitel handelt von der elektrischen Kraftübertragung im Dienste der Zucker⸗ industrie. Einer Zuckerstatistik schließen sich folgende für den Zuckerhandel wichtigen Mittheilungen an: Vorschriften für die Notierung der Zuckerpreise an der Magdeburger Börse; Schlußschein⸗ Bedingungen fuaͤr Geschäfte frei auf Speicher Magdeburg; Schluß— schein Bedingungen für Geschäfte frei an Bord Hamburg; Allgemeine Bedingungen für den Danziger Handel mit Rohzucker ꝛc.; Zucker⸗ Liquidations-Kasse zu Magdeburg; Normen für die Werthschätzung prrkaufsfähigen Rübensamens; Vorschrift für die Probenahme von Roh⸗ zucker. Den Schluß der ersten Abtheilung bilden Nachweise über die Fachvereine in Deutschland, Oesterreich⸗Ungarn, Frankreich, Belgien ünd Rußland. Die zweite Abtheilung enthält in alphabetischer Ord⸗ nung eingehende Angaben über die Rübenzuckerfabritken und Zucker raffinerien Deutschlands, ferner die deutschen Zuckerfabriken nach Staaten und Provinzen geordnet, ein Verzeichniß sämmtlicher außer deutschen Zuckerfabriten und Raffinerien Europas 2c. Die dritte Ab- theilung bringt ein Bezugsquellenverzeichniß. Der neue Jahrgang wird wegen seines reichen Inbalts den Kreisen der Zuckerindustrie und des Zuckerbandels willkommen sein. . ;

Nach einer Bekanntmachung über die Kündigung und Kon⸗ vertierung der 40,/ Breslauer Stadt-Anleihe vom Jahre 1880 wird die ganze Anleihe von noch 17 765 100 S6 zur Rückzahlung zum 1. April 1896 gekündigt; gleichzeitig wird den Inhabern dieser Stadtanleihescheine, welchen der Zinsgenuß zu 40ͤ bis zum 1. April 1896 unverkürzt bleibt, die Abstempelung auf 3 0ιο Jahreszinsen vom 1. April 1896 gegen Zuzahlung von 10, angeboten. Als Konvertierungsstellen fungieren in Berlin die Bankhaͤuser Delbrück Leo u. Co. und Robert Warschauer u. Co.

Die in der vorgestrigen Aufsichtsrathssitzung der Aktien gesellschaft Lauchhammer, vereinigte vormals Gräflich Einsiedelfsche Werke vorgelegte und genehmigte Bilanz ergiebt nach den üblichen Abschreibungen einen Reingewinn von 478 560 „1; es wurde beschlossen, der für den 29. Oktober d. J. einzuberufenden Generalversammlung eine Dividende von 6 0D vorzuschlagen. Außer dem Betrage von 21 994 ½, welche dem gewöhnlichen Reservefonds zufließen, follen 10 000 S dem außerordentlichen Reservefonds und 26 000 νι einem Dispositionsfonds zur Unterstützung der Beamten zugewendet werden, wonach 40076 „S6. Gewinnvortrag übrigbleiben. Der Reservefonds erreicht damit die Höhe von 347 232 , der außer⸗ ordentliche Reservefonds eine solche von 725 000 M Die Werke sind gut beschäftigt und erzielen jetzt bessere Preise.

Wie das „‚Leipz. T9gbl.“ meldet, hat die Handelskammer in ihrer gestrigen Sitzung die Eingabe der Meßinteressenten der in und Schuhwaarenbranche, wegen der Verlegung der

eipziger Mefse auf den ursprünglichen Termin, sowie die Petition der Angehörigen der Leipziger Lederbranche über die Ab—⸗ haltung der Herbst-Ledermesse zu einem späteren Termin abgelehnt.

Liverpool, 28. September. (W. T. B.) Unter den am 26. d. M. gemeldeten offiziellen Notierungen muß American low middling 417/zu, nicht 41/84 heißen.

Krüger zu

Verdingungen im Auslande.

Niederlande.

2. Oktober, 12 Uhr. Hauptverwaltung der Militär ⸗Akademie zu Breda: Lieferung von Kalbfleisch und Fett, Rauchfleisch, geräuchertem Speck, Schinken, Schweinefleisch, gehacktem Schweinefleisch und Kaffee vom 1. November 1895 bis ult. Oktober 1896; ferner 165 hl Kartoffeln, ca. 200 9000 kg Steinkohlen und 50 000 kg Maschinen⸗ kohlen und 6H kg Speck. Bedingungen liegen von 10—12 Uhr im ö des Kapstän⸗Quartiermeisters der Militär⸗Akademie zur Ein—⸗ icht aus.

4. Oktober, 11 Uhr. Im Provinzial. Verwaltungsgebäude zu Middelburg: Lieferung von Steinen zu Uferbauten in Terneuzen; Schätzung 10600 Fl. , Nr. 178 liegt in den Lokalen der Provinzial⸗Verwaltungsgebäude zur Einsicht aus und ist bei der Firma Gebrüder van Cleef im , . Auskunft ferner beim Hauptingenieur des 11. Distrikts in Middelburg, sowie beim Ingenieur und Aufseher zu Terneuzen.

Bulgarien.

16. November, 10 Uhr. Ministerium der öffentlichen Arbeiten in Sofia: Bau der Eisenbahnlinie Pernik-Radomir. Kaution 55 000 Fr. Unterbietungen bis zum 21. November 105 Uhr. Näheres beim Reichs Anzeiger“.

Verkehr s⸗Anstalten.

Laut Bekanntmachung der Königlichen Eisenbabn⸗ Direktion zu Erfurt wird die 24 Km lange Nebenbabn Ziegenrück =- Loben stein (Reuß) am 1. Oktober d. J. für den allgemeinen Personen und Güterverkehr eröffnet. Die neue Bahnlinie ist eine Fortsetzung der im Dezember v. J. eröffneten Theilstrecke Triptis -iegenrück und hat in Triptis Anschluß an die bestehende Hauptbahn Gera-Probstzella. Die Bahn liegt in ihrem Anfang in preußischer Enklave und durchzieht dann Fürstlich reußisches Gebiet bis zu ihrem vorläufigen Endpunkte, dem anmuthig gelegenen Badeorte Lobenstein. Die an der neuen Strecke errichteten Stationen Liebschütz, Lückenmühle, Remptendorf, Friesau⸗Ebersdorf und Lobenstein werden für den Per sonen. und Güterverkehr eröffnet und dienen zur Abfertigung von Personen, Reisegepäck, Eilgut, Frachtstückgut, Wagenladungen und lebenden Thieren, die Station Lebenstein außerdem zur Ab- fertigung von Leichen und Fahrzeugen. Diese Station ist mit einer Laderampe für Kopf. und Seitenverladung und wie Friesau ⸗Ebers dorf mit einer Zentesimalwage ausgerüstet. Privatdepeschenverkebr findet auf sä8mmtlichen Stationen nicht statt. Es steht zu erwarten, daß die neue Bahnlinie auf die Hebung der nir em n gn Lage des von ihr berührten Gebiets, das bisher von dem Eisenbahnverkehr gänzlich ausgeschlossen war, günstig einwirken wird. Auch auf einen e Fremdenverkehr wird zu rechnen sein, da mit der neuen

ahn anmuthige Seitenthäler der Saale erschlossen und der Besuch derselben wesentlich erleichtert wird.

Krefeld, 28. September. (W. T. B.) Die biesige Eisenbahn-= , , , macht bekannt: Der Rheintrasekt Spyck⸗ 6 ö trecke Kleve Zevenaar, ist wegen niedrigen Wasserstandes gesperrt.

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