Der Unfall, von dem ein Arbeiter betroffen wurde, als er sich nach Schluß der Arbeit und nach Empfang seines Wochenlobns noch auf der Betriebsstätte aufhielt, um den Schluß der Löhnung abzuwarten und um mit anderen Arbeitsgenossen gemeinsam den Heimweg zurück⸗ legen zu können, ist als Betriebsunfall . worden.
Der Unfall eines landwirthschaftlichen Knechts bei der Reinigung des Körpers unmittelbar nach der Arbeit ist als Betriebsunfall angesehen worden.
Der Entschädigungsanspruch eines Lageristen, der bei der Ausführung des ihm ertheilten Auftrags, am Bahnhof die Thätigkeit der Kutscher des Geschäfts zu über⸗ wachen, in ein fremdes Haus eingetreten war, entweder um dort ein Glas Bier zu trinken oder um seine Nothdurft zu verrichten, und dabei durch Sturz in den Keller einen Unfall erlitten hatte, ist zurückgewiesen worden, weil er seine Be⸗ triebsthätigkeit durch eine betriebsfremde Hand⸗ lung unterbrochen hatte und er auch keiner Betriebsgefahr zum Opfer gefallen war.
Der Unfall, von dem ein Fabrikarbeiter betroffen wurde, als er während der Frühstückspause durch das Saalfenster auf das Dach des Maschinenhauses kletterte, um sich dort bei dem Maschinisten eine Flasche Bier besorgen zu lassen, ist nicht als Betriebsunfall angesehen worden, da der Betrieb der Fabrik sich nicht an der Unfallstelle vollzog, und der Kläger einer selbstgeschaffenen betriebsfremden Gefahr erlegen war.
Die Entschädigungsansprüche, mehrerer Arbeiter
eines e, , , , Lagereibetriebs, die bei ihrer Arbeit durch Theile eines von dem an jenem Tage herrschenden, ungewöhnlich starken Sturme herab⸗ gewehten Pappdachs getroffen worden waren, sind anerkannt worden, da die Kläger genöthigt gewesen waren, um ihre Arbeit zu verrichten, sich trotz des Sturmes und der Gefahr, durch das Unwetter zu Schaden zu kommen, an— haltend im Freien oder in einem n nel Schuppen aufzuhalten.
Der Unfall eines zeitweise in Neapel beschäf— tigten Monteurs, welcher dort des Morgens von dem Balkon seiner Wohnung auf die Straße gefallen war, ist als Betriebsunfall nicht anerkannt worden.
Der Entschädigungsanspruch des Arbeiters eines Gastwirths und Posthalters, der Nachts infolge eines Traumes im Zustand der Schlaftrunkenheit aus dem Fenster seiner über dem Pferdestall befind— lichen Schlafkammer gestiegen und auf den Hof ge— stürzt war, ist zurückgewiesen worden.
Die Abholung der Familie, der Möbel und der eignen ArbeitsLgeräthschaften eines angeworbenen Ziegeleiarbeiters von dessen bisherigem Wohnort nach der Ziegelei ist unter Umständen dem Ziegelei— betriebe hinzuzurechnen.
Die Bewerkstelligung des Umzugs eines Arbeiters von einer Wohnung in eine andere, welche von ihm mit dem Gespann seines Arbeitgebers ausgeführt wird, ist unter Umständen noch dem Betriebe des Arbeitgebers zuzurechnen.
Der hiesige hanseatische Gesandte Dr. Krüger ist vom Urlaub nach Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder uͤbernommen.
Der Bevollmachtigte zum Bundesrath, Königlich bayerische Ministerial⸗Rath von Geiger ist hier angekommen.
Dem bisher bei der Königlichen Direktion für die Ver— waltung der direkten Steuern beschäftigten Regierungs-A1ssessor von Gehren zu Berlin ist die kommissarische Verwaltung des Landrathsamts im Kreise Homberg, Regierungsbezirk Cassel, übertragen und der Regierungs⸗Assessor Dr. von Waldthausen in Essen a. d. Ruhr der vorgenannten König— lichen Direktion zur weiteren dienstlichen Verwendung überwiesen worden.
Der Regierungs⸗Assessor von Avemann aus Erfurt ist dem Landrath des Kreises Leobschütz und der Regierungs⸗ Assessor Mand aus Magdeburg dem Landrath des Kreises Höxter bis auf weiteres zur Hilfeleistung zugethe lt worden.
Laut telegraphischen Meldungen an das Ober-Kommando der Marine war S. M. S. „Arcona“, Kommandant Ka⸗ pitän zur Sce von Sarnow, am 4. Oktober in Swatau angekommen und beabsichtigte am 6. Oktober nach Amoy in See zu gehen; S. M. S. „Gneisenau“, Kommandant Kepitan zur See da Fonseca-Wollheim, war am 5. Oktober in Plymouth angekommen und beabsichtigte gestern nach Madeira in See zu gehen.
Sachsen⸗Coburg⸗Gotha.
Der Landtag des Herzogthums Cohurg ist gestern in Coburg zusammengetreien.
Desterreich⸗ Ungarn.
Der Kaiser und der Prinz Leopold von Bayern haben sich gestern Abend nach Gödölls begeben.
Das „Neue Wiener Tagblatt! meldet aus Lussin piccolo, der Erzherzog Franz Ferdinand habe gestern eine Fahrt um die Inseln Lussin piccolo und Lussin grande unternommen und am Vormittag einen dreistündigen Spazier— gang gemacht. Der Erzherzog befinde sich wohler als bei seiner Ankunft in Lussin piccolo.
Der Minister-⸗Präsident Graf Ba deni empfing gestern in Lemberg zahlreiche Deputationen der verschiedensten Körperschaften aus allen Gegenden Galiziens, so die Vertreter des Offizierkorps, des Lemberger Gemeinderaths, drei Erz— bischöfe, das Comité der vorjährigen Landesausstellung, die Leiter der Finanzinstitute, die Vertreter der Advokaten- und Notariats⸗ kammer, die Vorsteher der isrgelitischen Kultusgemeinde, ferner Abordnungen des Landes⸗Ausschusses, zahlreicher Städte, der Bezirk⸗ und Gemeinde-Vertretungen, des Adels und des Großgrundbesitzes. Die . dieser Abordnungen hoben die Verdienste des Grafen Badeni als Statthalter von Galizien hervor und drückten ihr Bedauern über sein Scheiden von
seinem bisherigen Wirkungskreise aus mit der Bitte, auch in Zukunft dem galizischen Lande das bewährte Wohlwollen zu erhalten. Graf Ba deni erwiderte, daß die Erweiterung seiner Pflichten nicht diejenigen gegen Galizien beeinträchtigen könne. Der Abordnung des Groß⸗ grundbesitzes erwiderte der Minister⸗Präsident, daß in den gegenwärtigen, für die Landwirthschaft ungünstigen Zeiten die Verantwortlichkeit des Großgrundbesitzes größer als die anderer Gesellschaftsklassen sei; deshalb sollten sich die Landwirthe zusammenschließen zu gemeinsamer Arbeit. Den Vertretern der isrgelitischen Kultusgemeinde erklärte Graf Badeni, er halte es für angezeigt, daß sich die Bürger der verschiedenen Konfessionen in gemeinschaftlichem Wirken für das Wohl des Landes vereinigten. Um 3 Uhr erfolgte die Abreise des Minister⸗Präsidenten nach Wien. Gestern Vormittag trat eine größere Anzahl von Mit⸗ liedern der Vereinigten deutschen Linken, darunter ämmtliche Mitglieder des Vorstandes und der Präͤsident des Abgeordnetenhauses von Chlumecky, im Klublokale des Ab⸗ eordnetenhauses zu einer Berathung zusammen. Die Ver⸗ ammlung trat einstimmig den Ausführungen des Obmanns Grafen Küenburg bei, wonach die deutsche Linke es als ihre unabweisliche Aufgabe betrachte, für das deutsche Volksthum und für die Prinzipien des Fortschritts und der Freiheit auf das entschiedenste einzutreten, und jeden Ansturm gegen die Interessen der Deutsch⸗Oesterreicher, jede Untergrabung der Gleichheit aller Staatsbürger vor dem Gesetz entschieden und rücksichtslos zurückzuweisen. Die Partei werde ferner für die Ausdehnung des politischen Wahlrechts, ohne engherzige Wahrung eines einseitigen Parteistandpunktes, jedoch auch ohne Verkürzung der berechtigten Interessen der bisherigen Wählerschaften, thätig sein, für zeitgemäße sozialpolitische Reformen eintreten, das Wohl des Bürgers und des Bauern gewissenhaft im Auge haben und es streng vermeiden, durch unhaltbare Versprechungen Täuschungen dieser Gesell⸗ schafisklassen hervorzurufen. Jeder Versuch einer Spaltung der Partei solle zurückgewiesen werden. Gegenüber der neuen Regierung, die ohne Mitwirkung der Parteien gebildet sei, besitze die deutsche Linke volle Aktionsfreiheit; sie könne daher die Maßnahmen der Regierung ohne Voreingenommenheit prüfen und werde ihr Verhalten nach der Stellungnahme des Ministeriums zu den von der deutschen Linken vertheidigten nationalen und politischen Gütern einrichten.
Der vereinigte Dreier⸗-Ausschuß des ungarischen Oberhauses hielt gestern eine Sitzung ab, um Über das Nuntium des Abgeordnetenhauses betreffs einiger Paragraphen des Gesetzentwurfs über die freie Religionsübung zu be— rathen. Nach dem Bericht Rud nyanszky's nahm der Aus⸗ schuß einige Abänderungen vor, darunter diejenige, die drei⸗ jährige Pflicht der Steuerzahlung für die Konvertiten in eine fünfjährige zu verwandeln. Der Minister-⸗Präsident Baron Banffy erklärte, die Regierung wolle, um den guten Willen und den friedlichen Geist zu zeigen, die Konzession annehmen; weiter könne sie aber nicht gehen.
Großbritannien und Irland.
Gestern wurde in Dublin eine Versammlung der Parnelliten abgehalten. John Redmond führte, dem „W. T. B.“ zufolge, den Vorsitz und erklärte, Irland be— stehe auf „Homerule“ und werde mit bloßen Besserungs— maßregeln nicht zufrieden sein. Wenn ein Krieg in Europa ausbrechen sollte, würden die Irländer unter den Klängen der „Marseillaise“, nicht unter denen des „God save the Gueen“ marschieren. Die Versammlung nahm Resolutionen zu Gunsten von Homerule und zu Gunsten einer Amnestie der politischen Gefangenen an.
Frankreich.
Der Präsident Faure empfing gestern Nachmittag den Großfürsten Sergius von Rußland und den Herzog von Aosta. Eine halbe Stunde später erwiderte der Prä— sident Faure diese Besuche.
Gestern Abend sind der Prinz Nikolaus von Griechen— land nach Kopenhagen, die Großfürsten Sergius und Paul von Rußland nach Darmstadt abgereist.
Italien.
Wie die „Agenzia Stefani“ meldet, wird der König von Portugal gegen Mitte dieses Monats Paris verlassen und sich nach Rom begeben, um dem König und der Königin einen offiziellen Besuch abzustatten.
Tür kei.
Die „Politische Correspondenz“ veröffentlicht den Text einer am 2. d. M. von dem Doyen der Botschafter an die Pforte gerichteten Verbalnote. Derselbe lautet:
Der Doyen der Botschafter und seine Kollegen erhielten theilweise von Augenzeugen Nachrichten über die gestrigen und vor⸗ gestrigen Vorfälle in Stambul, aus denen hervorzeht: 1) daß Privatrecsornen von Polizeiagenten geführte Gefangene ge⸗ schlagen und getöttet haben, ohne daß die Polizeiagenten fich solchem Vorgehen widersetzten; 2) daß Privatpersonen vollständig rubige Leute angegriffen haben; 3) daß verwundete Gefangene in den Höfen der Polizeistationen und Gefängnisse kalten Blutes getödtet worden ind Da die Botschafter befürchten, daß eine Fortdauer der= artiger Excesse zu einer Gejahr für die öffentliche Sicherheit und für die ihnen anvertrauten Interessen werden könne, glauben sie die ernsteste Auf⸗= meiksamkeit der Kaiserlichen Regierung auf diese Zustände lenken zu müssen und ihr, da es aueschließlich Sache der Behörden ist, Unruhen zu unterdrücken, zu rathen, Privatpersonen die Theilnahme an der Unterdrückung von Rubestsrungen und an Massenexcessen zu verbieten, sowie die nothwendigen Marregeln zu ergreifen. um so rasch als möglich die Ordnung wiederherzustellen, damit unnützes Blutvergießen vermieden werde.“
Die Botschafter beschlossen am Sonntag, wie, W. T. B.“ berichtet, die kollektive Ueberreichung einer weiteren Berbalnote an die Pforte, worin angefragt wird, welche Vorkehrungen die Pforte zur Beschwichtigung der Erregung unter den Mohamedanern und Armeniern und zum Schutze der Christen und Ausländer zu treffen gedenke, ¶nd worin ferner eine strenge Untersuchung der letzten Vorgänge gefordert wird. Von der Pforte wurbe ihnen darauf die Za⸗ sicherung gegeben, daß die Herbeiführung einer baldigen Be— ruhigung mit ernsten Mittein angestrebt werde.
Zur Verstärtung der Polizei, welche sich in wiederholten Fällen als zu schwach erwies, um Ausschreitungen der Be⸗ völkerung zu verhindern, werden seit zwei Tagen Truppen⸗ abtheilungen herangezogen.
Bis zum Sonnabend Abend wurden, wie ‚W. T. B.“ berichtet, von der Polizei 38 Leichen, darunter die einer Frau, dem armenischen Patriarchate übergeben. Gegenüber der von armenischer Seite in der letzten Zeit auf 700 an⸗ gegebenen Zahl der Opfer ist festzustellen, daß dieselbe auf
.
Grund genauer Recherchen nicht 29 bis 309 übersteigt. Bei dem Patriarchate ist eine beträchtliche Zahl von Familien⸗ angehörigen als vermißt angemeldet. Das Portal der Kathedralkirche in Kum⸗Kapu ist im Auftrage des Patriarchen schwarz umflort.
Viele unschuldig verurtheilte armenische Passanten wurden gestern entlassen; beinahe alle beklagen sich über Mißhandlungen, welche sie bei ihrer Arretierung oder im Arrest erlitten hätten. Es ist festgestellt worden, daß Softas und Pöbel in verschiedenen armenischen Vierteln Raub begangen haben. Die Kirchen sind immer noch mit Flüchtlingen angefüllt, welche offenbar diese Asyle nicht vor dem Eintritt voller Beruhigung zu verlassen wagen.
; Dänemark.
Der Reichstag ist gestern in der üblichen Weise eröffnet worden. Beide Thinge wählten ihre bisherigen Präsidenten und Vize⸗Präsidenten wieder. Im Folkething kündigte der Abg. Krabbe einen Antrag zu den Grundgesetzbestimmungen an, betreffend die Bewilligungsgesetze, die Mitgliederzahl, des Folkethings und die Zusammensetzung des Reichsgerichts, sowie einen Antrag, betreffend ein Gesetz über die Minister-Verant⸗ wortlichkeit. .
Die dem Folkething zugegangene Uebersicht über das Finanzjahr 1894195 zeigt, daß die Einnahmen 67 347 857 Kronen betragen haben, während der Voranschlag dieselben auf 64 579 487 Kronen bezifferte; die Ausgaben, im Voranschlag zu 62 847 128 Kronen berechnet, betrugen nur 61 395 336 Kronen. Es verblieb also eine Mehreinnahme von 5947 520 Kronen; da nach dem vorhergehenden Finanz— abschluß 16136 411 Kronen an Ueberschüssen vorhanden waren, so betragen diese nunmehr 22 083931 Kronen.
Afrika.
Die „Agenzia Stefani“ meldet aus Masso wah vom 7. d. M.: Kundschafter berichteten, Menelik habe sich in Bewegung gesetzt, und das Kontingent in Harrar rücke auf Schoa vor. Ras Mangascha beginne Verstärkungen heran⸗ zuziehen. Dieser Situation gegenüber habe sich General Baratieri für den Vormarsch von Adigrat entschieden, um den Feind zu hindern, sich zu verstärken, und um jede Gefahr eines Einfalls zu verhüten. General Baratieri habe gestern seine Operationen begonnnen.
Wie dem „Reuter'schen Bureau“ unter dem heutigen Datum aus Port-Louis gemeldet wird, trafen am 30. Sep⸗ tember Kuriere der Königin der Hovas in Vatomandry mit der Meldung ein, daß die Franzosen am 27. September Tananarivo eingenommen hätten. Der Premier⸗ Mi nister und der Hof seien nach Ambosistra und Bet⸗ sileos geflohen. Aus Tamatave wird gemeldet, Fara⸗ fatra sei am 3. Oktober beschossen worden.
Statistik und Volkswirthschaft.
Die Ergebnisse der Zwangserziehung im Großherzogthum Baden.
Das Zwangserziehungswesen wurde in Baden durch das Gesetz vom 4. Mai 18865 geregelt, welches mit dem 1. Januar 1887 in Kraft getreten ist. Dasselbe schließt sich an den 5 55 des Straf- gesetzbuchs an, geht aber in deppelter Hinsicht weiter: Einerseits ge—⸗ stattet es die Einleitung der Zwangserziehung gegen jugendliche Per—⸗ sonen bis zum vollendeten fechzehnten Lebensjahre; andererseits kann dieselbe, ohne eine Zuwiderhandlung gegen das Strafgesetz, wegen sittlicher Verwahrlosung eintreten, sofern: a. die Eltern oder Fürsorger das sittliche Wohl des Kindes durch Mißbrauch des Erziehungsrechts oder grobe Vernachlässigung gefährden, oder b. nach dem eigenen Verkalten des Kindes die Erziehungsgewalt der Eltern und die Zuchtmittel der Schule zur Verhütung seines völligen sittlichen Verderbens sich als unzulänglich erweisen. Ferner soll nach 5 12 des Gesetzes, wenn ein zwischen dem 12. und 18. Lebensjahre stehender Angeschuldigter wegen Mangels der zur Erkenntniß der Strafbarkeit erforderlichen Einsicht freigesprochen wird, das strafgerichtliche Urtheil zugleich bestimmen, ob er seiner Familie überwiesen oder in eine Er— ziebungs⸗ oder Besserungsanstalt gebracht werden soll. In diesem Fall endet das Recht der Zwangserziebung mit dem vollendeten 20. sonst in der Regel mit dem 18. Lebensjahre. Der Vollzug der Zwangserziehung liegt den Bezirksämtern ob, die insbesondere auf Grund zuvperlässiger Erkundigungen zu bestimmen haben, ob die Zwangserziehung durch Unterbringung in eine Familie oder in eine Erziehungs- oder Besserungsanstalt erfolgen soll. Die Anstalts⸗ erziehung soll namentlich in Fällen hochgradiger Verwahrlosung ein— treten, in welchen ununterbrochene Aufsicht und strenge Zucht dringend geboten erscheint.
Ueber die Ergebnisse dieser Zwangserziehung wird im letzten Heft der Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik“ eine längere Abhandlung veröffentlicht, der das Folgende entnommen sei. Es be⸗
trug die Zahl der Zöglinge: ; im Jahre männl. weibl. zusammen wn g nn n, ,,
13887 69 48 117 91 21
1888 1851 38 269 224
1885 303 138 441 368
1390 410 191 601 507
13891 505 229 734 622
1892 583 267 850 721
1895 697 341 1038 895 Demnach waren im allgemeinen die Kinder männlichen Geschlechts Jahr für Jahr stärker vertreten als die des weiblichen. Im Jahre 1893 betrugen sie z. B. 67,2 o/ der Gesammtzahl der in Zwangs— erziehung befindlichen Kinder, d. h. mehr als 3, obwohl das weibliche Geschlecht in den hier in Betracht kommenden Altersklassen der Be⸗ völkerung wenigstens ebenso stark vertreten ist wie das männliche.
Bezüglich der Art der Unterbringung der Zöglinge wird an⸗
geben, daß von der Gesammtzahl 440 (36,6 0/0) in einer Familie und 763 (63,4 0o) in einer Anstalt untergebracht waren, und zwar wurden von den 888 unter 14 Jahre alten Kindern 336 oder 37,8 υ in Familien- und 552 oder 62,2 090 in Anstaltserziehung gegeben, von den 315 über 14 Jahre alten Zöglingen 1094 oder 33 0so in erstere, 211 oder 670 in letztere. Am Schluß des Jahres 1893 befanden sich ferner 16 Zöglinge (15 ,) im Gefängniß und 19 (1,9 0½) auf der Flucht. Von den 290 männlichen, über 14 Jahre alten und in Familien untergebrachten Zöglingen standen im Verhältniß eines ge⸗ werblichen Lehrling s, bezw. waren beruflich thätig 224, und zwar 114 in Stadt⸗, 110 in Landgemeinden. Von ihnen standen 144 im Alter von 14 bis 16 Jahren, 68 im Alter von 17 und je 6 von 18 und 198 Jahren. Dem Grunde nach, der die Zwangserziehung ver⸗ anlaßte, waren 71 wegen Gefährdung durch die Eltern, 153 wegen eigener Verdorbenheit u. s. w. in die Zwangserziehung aufgenommen worden. Das Verhalten in der Lehre wurde bei 186 Zöglingen (S3 o o), nämlich bei 55 (77,509) der ersteren und bei 131 (85,6 Co) der letzteren, für befriedigend erklart. Die Lehrlinge u. s. w. vertheilten sich auf 40 Gewerbe oder Berufe; unter ihnen waren die „Knechte“ mit 33. . Landwirthen mit 23, Schuhmacher mit 19, Schreiner mit 18. Bäcker und Schneider mit je 17 und Sattler mit 11 am stärksten vertreten. — Von 82 weiblichen, über 14 Jahre alten und in Familien befind⸗ lichen Zöglingen waren 46 als Mägde, je 3 als Fabrifarbeiterinnen, Kleider macherinnen und Näherinnen thätig. Von diesen 55 Zöglingen be fanden sich 42 im Alter von 14 bis 16 Jahren, 9 ven 17, 3 von
18 und 1 von 19 Jahren. Dem Grunde nach, der die Zwangs— erziebung veranlaßte, waren 33 wegen Gefährdung durch die Eltern, 27 wegen eigener Verdorbenheit in Zwangserziehung aufgenommen. In der beruflichen Thätigkeit zeigten 25 (3790 / ) der ersteren und 16 72,7 oo) der letzteren, zusammen also 45 (61, S ,o), ein befriedigendes Verhalten. Demnach scheint in dem Verhalten der wegen eigener BVerdorbenheit in Zwangẽserziehung genommenen Knaben und Mädchen ein erheblicher Unterschied zu bestehen.
Seit dem Jahre 1887 setzten sich die Aufgenommenen einzelner . nach dem Alter in folgender Weise zusammen. Es waren in Prozenten:
im Jahre unter 10 Jahre alt 10 —13 Jahre alt über 14 Jahre alt
13587 35,0 47,0 18,0
1888 28.6 57,8
18389 315 49,7
13890 213 51,1
1891 24,3 46,1
13892 20,0 44.1
1893 19.8 46.65 3 im Ganzen 25,0 48 8 26,2 Während hiernach der jährliche Zugang von 10 bis 13 Jahre zäh lenden Zöglingen im Großen und Ganzen ungefähr die Hälfte der Aufgenommenen ausmachte, zeigen die Antheile der unter 10 und der über 14 Jahre alten im allgemeinen eine ziemlich gleichmäßige Ver— änderung, und zwar die ersteren eine ab=, die letzteren eine zunehmende Tendenz. Hieraus darf geschlossen werden, daß seit einigen Jahren die Ueberweisung kleiner Kinder in die staatliche Erziehung in be— schränkterem Maße stattfindet, als anfangs für nothwendig oder zweck— mäßig erachtet wurde. — Was die Zusammensetzung der Zöglinge nach der Religion anbelangt, so kamen die drei letzten Jahrgänge so— wie der Gesammtdurchschnitt seit 1887 der religiösen Vertheilung der badischen Bevölkerung ziemlich nahe. — Hinsichtlich der Familienverhältnisse der in Zwangserziehung Aufgenommenen wird festgestellt, daß von der Gesammtzahl 46,3 o noch beide Eltern am Leben, 18,6 0/9 nur den Vater, 309 0,½ nur die Mutter hatten und 420 elternlos waren. Die bedeutend stärkere Vertretung der Kinder, die keinen Vater hatten, läßt sich zum theil auf die relativ stärkere Vertretung der unehelichen Kinder unter den Zög—⸗ lingen als in der Bevölkerung zurückführen, zum theil auch auf die relativ stärkere Vertretung der Wittwen (nach den Ergebnissen der Volkszählung vom 1. Dezember 1890 waren im Großherzogthum Baden vorhanden; 29521 Wittwer und 70 236 Wittwen). en essant ist ferner die Thatsache, daß, während unter den 224 Kindern, die nur noch den Vater hatten, 65 — d. h. 290,0 — weiblichen Ge— schlechts waren, unter den 572 Kindern, die nur die Mutter hatten, die Mädchen mit 35,5 0! vertreten waren.
Die Dauer der Zwangserziehung betrug in 26 Fällen weniger als 1 Jahr, in 44: 1—2 Jahre, in 65: 2—3 Jahre, in 51: 3—4 Jahre, in 41: 4 —-5 Jahre, in 17: 5 — 5 Jahre und in 5 Fällen über 6 Jahre. Nach der Entlassung kamen 63 Zöglinge zu den Eltern, 16 zu Verwandten oder Vormündern, 121 zu einem Dienft⸗ oder
haupt in Fällen 76,8
von den
in Fällen
sämmtlichen Zöglingen .. 71 ne,, 89 * Mädchen k * abgegangenen Zöglingen. 8 J
;
5833
bei Anstalts⸗ im erziehung Ganzen
— 39 429
43 092 58 015 1891 16347 51 395 67 742 84,47
1892 20 332 62 454 82786 86,96
1893 14196 55107 79 303 76, 39 Die Abnahme des Durchschnittsbetrages wird hauptsächlich auf die häufiger vorkommende unentgeltliche Aufnahme von Zöglingen in Familien zurückgeführt. ⸗
Zum Schluß wird noch darauf hingewiesen, daß die städtische Bevölkerung Badens ein relativ stärkeres Kontingent von verwahr— sosten Kindern lieferte, als die Landbevölkerung. In den vier Amts— bezirken mit größeren Städten (Mannheim, Karlsruhe, Freiburg, Heidelberg) betrug im Jahre 1893 die Zabl der in Zwangserziehung befindlichen Kinder 351, d. h. ca. 3700 der Gesammtzahl, während die Bevölkerung dieser Bezirke nur etwa 23 oo der Bevölkerung des Großherzogthums ausmachte.
im bei Familien Jahre erziehung 1889 — 1890 14923
für den Zögling an Verpflegung 90, 8õ 88 64
Zur Arbeiterbewegung. Aus Breslau berichtet W. T. B.“ über die Verhandlungen des sozialdemokratischen Parteitages: In der gestrigen itzung wurde ein Antrag der Hamburger Sozialdemokraten auf Äb⸗ ffung der Accord⸗ und Nachtarbeit in den Parteidruckereien, sowie der Antrag, den Abgeordneten, die als Parteibeamten ein größeres Gehalt als 3000 6 beziehen, keine Diäten zu gewähren, abgelehnt; ir . beschlossen, Dr. Ruedt⸗ Heidelberg aus der Partei aus⸗
ießen. .
In Leipzig verhandelte eine Versammlung der Steinsetzer—
ehilfen am Sonntag über den Anfang August ins Werk gesetzten Luestand; 130 ausständige Gehilfen haben auswärts Arbeit gefunden. Ihre Stellen wurden indessen fast sämmtlich durch zugereiste Gehilfen ft, Der n, ,, soll, wie die Lpz. Zt3. berichtet, bei seinen Verhandlungen mit dem Innungsvorstand die Zusicherung erhalten, da die Innung mit einem neu zu wählenden Gehilsen⸗ ausschusse wieder in Unterhandlungen über die Beilegung des Ausstandes treten würde, der Innungsvorstand aber später diese Zusage wider⸗ rufen haben. Die Versammlung beschloß, den Ausstand weiterzu— führen. (Vgl. Rr. 2Z23 d. Bl)
Aus Am sterdam wird der ‚Voss. Ztg.“ unter dem 6. Oktober geschrieben: Die zur Beilegung des usstandes der Döa mant— arbeiter gemachten Vermitftelungs⸗ und Versöhnungsrersuche können nunmehr als mißlungen betrachtet werden. Man glaubte
auf den in einer gemeinschaftlich von Arbeitern und Fabrik—
esitzern beschickten Versammlung auf den von einem der letzteren emachten Vorschlag. einigen zu können, daß eine große, sowohl 1beitgeber wie Arbeitnehmer umfassende Föderation errichtet werden al. allein als am Donnerstag in einer Versammlung von Fabri— anten und Jawelieren abgestimmt wurde, wurde er mst großer Mehr⸗
heit verworfen. Der Vorstand des Arbeitercomitèés erklärte darauf, noch bis Sonnabend neuen Verschlägen der Fabrikanten entgegenseben zu wollen; allein dieser Termin verstrich und daraufhin wurde in einer Versammlung der Diamantarbeiter beschlossen, an der ursprüng⸗ lichen Forderung, daß sämmtliche Fabriken Bundesfabriken werden sollten, festiuhalten. (Vgl. Nr. 233 d. Bl)
Aus Stalybridge meldet W. T. B.“: Die mit dem Aus⸗ stand der Kattundrucker verbundenen Ünruhen haben sich in der Nacht zum Montag erneuert. Volkshaufen umzingelten die Polizei- Ekorte, welche die nicht den Gewerkvereinen angehörigen Arbeiter zur Fabrik geleitete. Die Polizeimannschaften wurden mit Steinen be— worfen und mußten von ihren Enütteln Gebrauch machen. Bei dem Handgemenge wurden mehrere Personen ernstlich verletzt. Es ist eine bedeutende Verstärkung der Polizeitruppe hier eingetroffen.
r. r . en,. e , . , e ., g, , , . Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
. Griechenland.
Durch Kötzigliche Verordnung vom 20. v. M. ist für Herkünfte von der asiatischen Küste des Marmarameeres zwischen Boz⸗Bournou und Kara ⸗Bogha eine fünftägige Beobachtungsquarantäne angeordnet worden. Durch eine weitere Königliche Verordnung vom 13. v. M. ist die gegen die Küstenstrecke zwischen Kap Chelidonia und Alexandrette angeordnete Quarantäne aufgehoben und durch eine strenge ärztliche Untersuchung ersetzt worden. Doch bleiben die aus Adalia kommenden Schiffe nach wie vor einer fünftägigen Quarantäne unterwerfen. (Vergl. . R-Anz.“ Nr. 148 vom 24 Juni d. J. und Nr. 212 vom 5. v. M.)
Handel und Gewerbe.
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks
an der Ruhr und in Oberschsesien.
An der Ruhr sind am 7. d. M. gestellt 11720, nicht recht. zeitig gestellt 9 Wagen.
In Oberschlesien sind am 5. d. M. gestellt 3969, nicht recht. zeitig gestellt 6 Wagen.
Ausweis über den Verkehr auf dem Berliner Schlachtviehmarkt vom 5. Oktober 1835. Auftrieb und Markt—⸗ preise nach Schlachtgewicht mit Ausaghme der Schweine, welche nach Lebendgewicht gehandelt werden. Rinder. Auftrieb 3200 Stäck. (Durchschnittepreis für 100 kg) J. Qualität 122 - 126 AS, II. Qualität 110-118 Æ, III. Qualitãt 94 - 104 g, IV. Qualität S4. - 90 S — Schweine. Auftrieb 19 079 Stück. (Durchschnittspreis für 100 kg.) Mecklenburger 966 M, Landschweine: a. gute 899 94 M, b. geringere S2 – 88 Æ, Galizier —— t, leichte Ungarn — — M bei 20 29 Tara, Bakonyer — 4 bei — kg Tara pro Stück. — Kälber. Auftrieb 871 Steck. (Durchschnittspreis für 1 Rg) I. Qualität 1,23 — 1,36 Æ, II. Qualität 1,22 —- 1,26 tn, III. Qualität 1, 10— 1,0 4 — Schafe. Auftrieb 7356 Stück. (Durchschnittspreis für 1g.) I. Qualitãt 1,08 - I,8 ½, II. Qualität O, 965 — 104 Ms, III. Qualitãt — — 4
— Bei der Bremer Portland-⸗Zementfabrik Porta, Aktiengesellschaft, ist das bisberige Aktienkapital von 1756 000 60 unter Zuzahlung von 20 00 — 350 000 M durch Zusammenlegung von zwei Aktien zu einer Vorzugsaktie in 875 000 Æ Vorzugsaklien umgewandelt worden. Ferner sind 400 000 6 Vorzugsaktien zum Parikurse ausgegeben und dagegen von den Hypothekenschulden 100 00) S6 getilgt worden. Die 5 o/ hypothekarische Anleihe beträgt nunmehr 500 000 6 Der durch die Zusammenlegung des Aktien kapitals erzielte buchmäßige Gewinn von 875 0900 M soll zunächst zur Tilgung der Unterbilanz (483 657 * Ende 1894) und der Rest zu Abschreibungen verwendet werden. Die der Gesellschaft Lurch 20 0, Zuzahlung zugeflossenen 350 000 „ sollen zut Bildung von Reserven dienen. Das Attienkapital beläuft sich jetzt auf 1275 000 S Vor— zugsaktien, die Reserven betragen 350 000 S6,
Breslau, 7. Oktober. (W. T. B.) Getreide⸗ und Produktenmarkt. Spiritus pr. 100 1 100 00 exkl. 50 MS Ver⸗ brauchsabgabe pr. Oktober 52. 90, do. do. 70 S Verbrauchsabgabe pr. Oktober 32,90, do. do. Rüböl pr. Oktober 43, 00, pr. Mai 43,50. Zink —. .
Magdeburg, 7. Oktober. (W. T. B.) Zuckerbericht. Kornzucker exkl., von 92,0 — —, neue 11,50 —- 11,70. Kornzucker exkl. S8 O Rendement 1100 — 11,25, neue 11, 05 - 11, 25. Nachprodukte exkl. 75 0/0 Rendem. 780-875 Fest. Brotraffinade ! 23,50. Brot raffinade 11 2325. Gem Raffinade mit Faß 23.75. Gem. Melis 1 mit Faß 23,90. Sehr fest. Rohzucker J. Produkt Transito f. a. B. Hamburg pr. Oktober 11,20 Gd, 11,30 Br., vr. November. Dezember 1140 bej. und Br., pr. Januar⸗März 11,60 bez., 11,623 Br., pt. April Mai 11,750 bez., 11,777 Br. Steigend.
Leipzig, 7. Oktober. (W. T. B.) Kam mzug-⸗Termin« handel. La Plata. Grundmuster B. pr. Oktober 35.37 „, pr. November 340 M, pr. Dezember 3,40 Æ, pr. Januar 3, 4 n, pr. Februar 3, 425 u, pr. März 3,424 M, pr. April 3,45 SS, pr. Mai 5, 47 M, pr. Juni 3,50 , pr. Juli 3. 50 MA, pr. August 3,523 M, pr. September 3,525 1 Umsatz 55 090 kg. Ruhig.
Bremen, 7. Oktober. (W. T. B.) BörsenSchlußberich̃z. Raffiniertes Petroleum. (Offizielle Notierung der Bremer Petroleum - Börse.) Ruhig. Loko 6,05 Br. Baumwolle. Ruhig. Upland middl. loko 44 5. — Schmalz. Ruhig. Wilcor 325 . Armour sbield 315 , Cudahy 336 , Fairbanks 27 3. — Wolle. Umsatz 131 Ballen. — Speck. Ruhig. Short clear middling loko 29.
Ham burg, 7. Oktober. (W. T. B. Kaffee. (Nachmittags⸗ bericht. Goos average Santos pr. Oktober 75, vr. Dezember 74, vr. März 724. pr. Mai 714. Schleppend. — Zuckermarkt. (Schlußbericht Rüäben⸗Rohzucker J. Produkt Basis 388 Rende⸗ ment neue Usance, frei an Bord Hamburg vr. Oktober 11.30, pr. Dezember 11574, pr. März 118733, per Mai 1195. Sehr fest.
Wien, 8. Oktober. (W. T. B.) Den Morgenblättern zufolge bat sich eine Gruppe hervorragender Zuckerraffineure dahin geeinigt, für die Chropiner Zuckerfabrik eine neue Aktiengesellschaft zu gründen, die Fabrik von der Konkursmasse käuflich zu erwerben und den Betrieb wieder zu eröffnen.
London, 7. Oktober. (W. T. B. Wollauktion. Tendenz behauptet.
An der Küste 6 Weizenladungen angeboten.
96 o, Ja vazucker 124 fest. Rü b en- Roh zucker loko II] fest. — Chile ⸗Kupfer 47, pr. 3 Monat 47.
Glasgow, 7. Oftober. (W. T. B.) Die Verschiffungen von Roheisen betrugen in der vorigen Weche 5260 Tons gegen 2381 Tons in der entsprechenden Woche des vorigen Jahres.
Bradford, 7. Ottober. (W. T. B.) Wolle stetig, ruhiger; Garne fest, Spinner beschäftigt; in Stoffen gutes Geschäft.
St. Petersburg, 7. Oktober. (W. T. B.) Produkten markt. Weizen Ieko 7.75. Roggen loko 480 Vaser loko 3,10. Leinsaat Ioko 10.50. Hanf loko — —. Talg loko 47.50.
Rußlands Getreide⸗Export. In der Woche vom 29. Sep⸗ tember bis 5. Oftober sind über die Haupt-Zollämter 10 626 600 Pud Getreide ausgeführt worden. Davon entfielen auf Weizen 415370 000 Pud (gegen 3 333 009 Pud in der Vorwoche), Roggen 1 715 000 Pud (gegen 1 068 0650 Pud in der Vorwoche), Gerste 3 021 900 Pud (gegen 2686 000 Hud in der Vorwoche), Hafer 1 444 000 Pud (gegen 755 000 Pud in der Vorwoche), Mails 76 000 Pud (gegen 142 900 Pud in der Vorwoche).
Am sterdam, 7. Oktober. (W. T. B.) FJava⸗Kaffee good ordinary 55z. — Bankazinn 40.
New⸗York. 7. Oktober. (W. T. B.) Die Börse eröffnete mit weichender Tendenz, wurde im weiteren Verlauf lebhaft und im allgemeinen fest und schloß recht fest. Der Umsat der Aktien betrug 283 000 Stäck.
Weizen, anfangs stetig, ging infolge von enormen Ankünften in Frühjahrsweizen und auf schwächere Kabelberichte einige Zeit im Preise zurück. Eine Abnahme in den englischen sichtbaren Vorräthen
Preise fest,
sowie die Abnahme der Zufuhren, welche auf der Dzean ũberfahrt be griffen sind, und rege Kauflust auf den üdwestlichen Märkten führten eine lebhafte Reaftion herbei, welcher jedoch ein abermaliges Sinken der Preise auf Abgaben ven Baissiers folgte. Schluß stetig. — Mais infolge . Ankũnfte und günstigen Wetters fallend 23 des ganzen Börsenverlaufs mit wenigen Reaktionen. Schluß stetig. Wag ren bericht. Baumwolle Preis in New. Mort J, do. do. in New. Orleans Sis iz, Petroleum Stand. while in New. Jork 7 i6, do. do. in Philadelphia 7.95, do. rohes (in Cases) —, do. line Certißic. vr. November 125 nom., Schmal; Western steam 6.23 do. Rohe u. Brothers 6,59. Mais per Oktober 36, do. per November 353, do. per Dezember 35. Rother Winter izen 643, Weizen per Oktober 633, do. Per November — do. ver Dezember 65, do. pr. Mai 693. Getreidefracht nach Liverpool 23, Kaffee fair Rio Nr.7 16, do. Rio Nr. 7 ber November 15,15 do. do. per Januar 14,85. m, . clears . Zucker 3. Kupfer 12,15. Visible Supply an eizen 41 832 000 8 ö Mals d 4 do Bust ls ] ö Chicago, 7. Oktober. (W. T. B.) Weizen, einige Zeit nach Eröffnung auf große Ankünfte im Nordwesten, schwächere Kabel- berichte und Liquidation der langsichtigen Termine im Preise nach⸗ gebend, erholte sich später, da die Visible Supplies geringer geschäãtzt wurden, als man erwartet hatte. Lebhafte Verkäufe verursachten kae doch ein, abermaliges Nachgeben der Preise. Schluß stetig. — . einige Zeit steigend nach Eröffnung, später Reaktion. Schluß ĩ Weizen ver Oktober 574, do. ver Dezember 585. Mais per Ok⸗ tober 293. Schmalz per Oktober 5.32, do. per Januar 5.32. Speck short clear nom. Pork per Oktober 8.46.
Verdingungen im Auslande.
. Britisch-⸗Indien.
15. Oktober, 2 Uhr. Stagtesekretariat für Indien, London: Lieferung von Lokomotiven. Auskunft bei J. Parker, Director general gf stores, India office, Whitehall, London Sw.
15. Oktober, Mittags. Henry W. Notman, Managing director af the South Indian Railway Company, 55 Gracechurchstreet. London: Lieferung von 5 schmiedeeisernen Bedachungen von 100 X 25 Fuß, 25 t galvanisierten Wellenblechs. Bedingungsbeft für 19 Sh. in den Räumen der Verwaltung. Plan für 5 Sb. bei George B. Bruce, 3 Victoriastreet, Westminster, London.
; . Spanien.
12. Oktober, Mittass. Stadtverwaltung Soria: Glektrische Stadtbeleuchtung. Schätzung 8000 Peseten jährlich. Kaution 1665 Peseten. Auskunft bei obiger Verwaltung.
16. Oltober, Mittags. Stadtverwaltung Valencia: dieferung von 102 gußęisernen Kandelabern für Beleuchtung der Glorieta. Vor' anschlag 45 Peseten pro 100 kg. Kaution 275,46 Peseten. Auskunft bei obiger Verwaltung. .
Niederlande.
16. Oktober. Kolonial- Ministerium. In den Räumen der Gesellschaft tot Nut van't Algemeen, . Z. Voorburgraß No. 212, Am sterd am: Lieferung von Tuch, Kattunzeug, Gußerfen, gewaljtem Eisen, Eisen⸗ und Stahldraht, Barrenkupfer, Kupfer⸗Blech und -Draht,, Weißblech, Holzschrauben, Zink, Werkzeugen, Leder, Riemen, Papier, Farben, Seife ꝛc.
18. Oktober. Verwaltung der „Cosperatie ve stoom ziuvel- fabriek« in Ried: Lieferung von 54 000 Leinslkuchen.
Serbien.
7. I9. Oftober, Mittags. Direktion der Serbischen Staats—⸗ eisenbahn in Belgrad: Schriftliches Angebot mit 10 Dinar Stempel-= marke in verschlossenem Umschlag mit der Aufschrift: Lieferung von Nägeln und Holjschrauben“. Kaution 200 Dinar. Bei Auszahlung der Lieferung werden 10/0 Obrtsteuer und 1 06000qTaxengebühren vom Rechnungsbetrag in Abzug gebracht. — Lieferung von: 135 000 Stück Nägel mit rundem Kopf w/a3, 2M, und 435 mm, 100 969 Stück Nägel mit glattem Kopf 252 und */ g mm, 100 600 Stück Rägel mit kleinem Kopf 16 z und Az mm, 150 000 Stück Tapeziererstifte mit scharfer Spitze, 1110 und 10 mm, 430 000 Stück Nägel mit glattem Kopf 16/20, 20/29, oz, 25/, 2 / zo, X/ zz, 25 / go, 25/4 und **, mm, 35 5906 Stück Nadelstifte i 40 mm, 500 Stück Holzschrauben mit 6 seitigem Kopf l/s mm,. 300 Stück Holzschrauben mit 58 seitigem Kopf liz; mm, 365 Groß Holzschrauben mit glattem Kopf 53, 6 ss, 7„zo, 5/35, SL, o/ 33, S/ 3, H5/az, 5/3, Ssaz und 450 mm, 180 Groß Holzschrauben mit rundem Kopf zo, Hö / as, 45 / 2g, 45/35, z, 4, ez mm, 660 Groß Holz⸗ schrauben mit gekuppeltem Kopf / zi und 55/2 mm. — Daz ganze Material muß von bester Qualität — sogenanntes Wiener Fabrikat — sein. Die Preise sind bei jeder Position anzugeben. Muster liegen in der Oekonomie⸗Abtheilung der Direktion aus. Uebernahme findet in den Nischer Werkstätten statt.
Verkehrs⸗Anstalten.
Bremen, 8. Oktober. (W. T. B.) NVorddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer Trave“ ist am H. Oktober Vormittags von New: Yerk nach der Weser abgegangen. Der Postdampfer „Willehad“ hat am 5. Oktober Nachmittags Prawle Point passiert. Der Postdampfer Braunschweig“ hat am H. Sktober Nachmittags St. Catherines Point passiert. Der Schnell dampfer Saale“ ist am 6. Oktober Abends in Gibraltar an ö Der Schnelldampfer Ems“ hat am 6. Oktober
bends die Reise von Southampton nach New. Pork fort— gesetz. Der Postdampfer Straßburg“ hat am 6. Oktober Vormittags die ⸗Reise von Vigo nach dem La Plata fort— gesetzt. Der Reichs Postdampfer . Bavern“ ist am 6. Oktober Morgens in Genua angekommen. Der Schnelldampfer Kaiser Wilhelm II.“ hat am 7. Oktober Nachmittags Hurst Ca stle passiert. Der Postdampfer Salier' hat am 6. Oktober Abends Dover passiert. Der Postdampfer Dresden“ hat am 7. Oktober Nachmittags Dover passiert. Der Reichs- Postdampfer ‚Olden⸗ burg ist am 65. Oktober Nachmittags in Aden angekommen. Der Postdampfer Craigearn“ ist am 7. Oktober Morgens in Ant— werpen angekommen.
Ham burg, 7. Oktober, (W. T. B.) Hamburg -⸗Ameri—⸗ kanische Packetfahrt⸗Aktiengesellschaft. Der Postdampfer „Hungaria“ ist heute in St. Thomas eingetroffen.
London, 7. Ottober. (W. T. B.) Der ÜUnion⸗Dampfer „Gaul“ ist auf der Ausreise Sonnabend von Sowuthampton ab⸗ gangen. Der Castle⸗Dampfer „Dunottar Castle“ ist am Sonnabend auf der Heimreise in London und der Castle-Dampfer „»Roslin Castle“ in Southampton angekommen. Der Caftle— Dampfer ‚Methven Castle“ ist am Sonnabend auf der Ausreise in Nauritius angekommen. Der Castle Dampfer Harlech Castle“ hat am Sonnabend auf der Ausreise die Canarischen Inseln passiert.
Theater und Musik.
w Konzerte.
Der erste Kammermusik⸗ Abend der Herren Professor Carl Halir, Carl Markees, Adolf Müller und Hugo Dechert, welcher gestern im Saal Bechstein stattfand, wurde mit Beethoyen's Streichquartett in FEmoll op. 95, einem der schwierigsten und tiefsten Werke des Meisters, in vortrefflicher Ausführung eröffnet. Es folgte die zum ersten Mal hier gespielte Sonate in Es-dur fürgᷣlarinette und Klavier, op. 120 Nr. 2, von J. Brahms, die, in den ersten Sätzen an den Stil Beethoven's sich anschlteßend, klar und melodisch ge⸗ halten ist, aber erst in den Schlußvariationen die volle Originalität des Komponisten zur Geltung kommen läßt. Die später folgende erste Sonate desselben op. 120 des Meisters läßt gewissermaßen die umgekehrte Anordnung der Gedankenfolge erkennen. Mit gewaltigen Rhythmen und oft sehr komplizierten harmonischen Fortschreitungen ist der ganze erste Satz ausgestattet, während in den folgenden Sätzen die melodischen und rhrthmischen Gestaltungen zuweilen etwas Tanzartiges annehmen. Beide Sonaten wurden von dem